Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 83: 16.3.2024: Nomen ---------------------------- Nach Tagen voller Regen kam nun zum ersten Mal wieder die Sonne zum Vorschein und gab den Studenten die Möglichkeit, ihre Pausen auch außerhalb der Gebäude zu verbringen. Jasmin konnte es gar nicht erwarten, sich auf der kleinen Bank im Innenhof des Hörsaalgebäudes nieder zu lassen und die warmen Strahlen auf der Haut zu spüren. Sie waren wie kleine Seelenstreichler, nachdem das zurückliegende Regenwetter ihren Gemütszustand nur allzu gut widergespiegelt hatte. Seit ihres Besuchs in dem Café hatte sie versucht, das Gehörte zu verarbeiten – und Sven gleichzeitig nicht merken zu lassen, was es in ihr ausgelöst hatte. Eigentlich war es ganz schön dumm von ihr gewesen, dachte sie. Mit Detlef hatte sie doch nur einige Male gesprochen und ihn ansonsten vor allem von der Weite beobachtet. Sie kannte ihn letztlich gar nicht! Durch Saskia und Sven hatte sie mehr über ihn erfahren, als in den gesamten Monaten zuvor. Wie kindisch war es da, dass sie Bauchkribbeln bekam, wenn sie an ihn dachte und sich wünschte, von ihm in den Arm genommen zu werden, wenn sie ihn sah? „Das ist wirklich lächerlich“, sprach sie leise zu sich selbst, als wieder die Sehnsucht in ihr aufstieg und die Trauer mit sich brachte, weil sie nicht wusste, ob sie ihn überhaupt je noch einmal sehen würde. Wenn sogar seine engsten Freunde nicht wussten, wohin ihn sein Weg führen würde… Sie ließ den Kopf hängen und entschied sich dann, ihre Gedanken mit der Lektüre eines Buches abzulenken. „Bei dir kann man wirklich sagen „Nomen est omen“, hörte sie plötzlich neben sich, als sie in ihrer Tasche kramte und schaute erschrocken hoch. „Wie bitte?“, guckte sie irritiert zu Oberfelder, der mit einem breiten Grinsen neben ihr stand und kurz darauf ebenfalls auf der Bank platz nahm. Unwillkürlich rutschte Jasmin ein Stückchen von ihm weg. „Dein Name passt zu dir. Du bist so hübsch wie eine Blume“, raunte er von sich selbst überzeugt und musterte ausgiebig Jasmins Gesicht. Sie lehnte sich von ihm weg und war unsicher, was sie darauf antworten sollte. „Okay…? Danke…?“, murmelte sie und wendete ihr Gesicht von ihm ab, das Haar zögerlich hinter ihr Ohr streichend. „Weißt du, ich finde, wir sollten mal ausgehen“, fuhr Oberfelder fort und Jasmin wusste: Hätte sie in diesem Moment einen Schluck getrunken, wäre er ihr im Halse stecken geblieben. „Wie bitte?“, wiederholte sie ihre vorherige Frage, doch ihre Stimme war noch brüchiger und schwankender dabei. Sie starrte ihn an wie ein geblendetes Reh das Auto. „Ja, warum nicht? Ich find dich ganz süß und wir sollten uns endlich mal etwas näher kennen lernen. Bislang hast du kaum ein Wort mit mir gesprochen – oder mit irgendwem sonst im Kurs, wenn man unseren kleinen Oberstreber mal beiseite lässt“, lehnte er den Arm auf die Rückenlehne der Bank und beugte sich näher zu Jasmin. Das Ende der Bank war erreicht, sodass sie nicht weiter rutschen konnte. „Also, wie wäre es mit heute Abend?“, lag ein erneutes Raunen in seiner Stimme, während Jasmins Kehle sich wie betäubt anfühlte. Sie drückte sich ihre Tasche an die Brust, um aufzuspringen, doch ihre Beine waren wie festbetoniert. „Ich… ich weiß nicht…“, stammelte sie und Oberfelder schüttelte leicht den Kopf. „Ach, komm, das wird ein lustiger Abend! Wir trinken ein paar Bierchen, plaudern über Gott und die Welt…“, meinte er mit einer ausladenden Geste und verzog das Gesicht, als ihm auffiel, dass Sven nur wenige Meter entfernt stand und das Gespräch offensichtlich mit angehört hatte. „Du meinst wohl eher, du willst mit ihr über die anstehenden Gruppenarbeiten sprechen“, trat er nun näher auf die Beiden zu und baute sich vor ihnen auf. Jasmin guckte von einem zum anderen. „Was willst du damit andeuten?“, erhob sich Oberfelder und schaute Sven herausfordernd an. Der zeigte sich jedoch wenig beeindruckt. „Kleiner Tipp: Wenn du das nächste Mal mit deinen Kumpels absprichst, dass ihr jemanden sucht, der euch die Drecksarbeit abnimmt, dann tut das nicht unbedingt im Vorraum der Klos“, verschränkte er die Arme vor der Brust. Oberfelder schnaubte aus und ballte die Fäuste. Zischend ließ er eine Beleidigung fallen und stapfte dann hinüber zu einer Gruppe Kommilitonen, die aufmerksam die Situation beobachtet hatten. Erst jetzt erkannte auch Jasmin das interessierte Starren und fühlte, wie die Tränen in ihr hochstiegen. Endlich gehorchten ihre Beine wieder, um sie von hier weg zu bringen. Sie wollte erst weinen, wenn niemand mehr sie dabei sehen konnte, aber Sven heftete sich an ihre Versen und ließ sie nicht aus den Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)