Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 68: 3.3.2024: Insignien ------------------------------- Donnerstagmorgen, die zweite Schulstunde und Bria fragte sich jetzt schon, wie sie den restlichen Tag mit wachen Augen überstehen sollte. Während ihr Religionslehrer irgendetwas über Insignien erzählte, hatte sie bereits alle Muster auf dem Fußboden gezählt und trotzdem klebte der Zeiger ihrer Uhr an Ort und Stelle fest. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, stützte den Kopf mal auf die Hand und mal ans Fenster. Zum Glück saß sie nicht in der ersten Reihe. Wieder suchte sie nach einer halbwegs bequemen Sitzposition, als ihr Blick aus dem Fenster fiel und die Müdigkeit mit einem Schlag verschwand. Dort lief Laurin über den Schulhof! Er hatte das Schulgebäude gerade verlassen und entfernte sich schnurstracks. Irritiert warf Bria einen wiederholten Blick auf ihre Uhr – die zweite Stunde dauerte noch über 30 Minuten an. Ob wohl etwas passiert war? Nun war sie den Rest des Unterrichts damit beschäftigt, sich Gedanken um Laurin zu machen. „Kommst du mit zum Kiosk?“, fragte ihre Freundin, als endlich die Glocke zur Pause läutete, aber Bria lehnte ab. „Nein, ich… hab mein Matheheft zuhause liegen lassen und geh es schnell holen“, griff sie ihren Rucksack und war schon verschwunden, ehe ihre Freundin noch irgendwelche Fragen stellen konnte. Sie kam sich selbst lächerlich dabei vor, jetzt in die Richtung zu gehen, in der Laurin verschwunden war, aber irgendwie trieb sie auch die Neugierde voran. Zielstrebig ging es über den Schulhof, dann auf einen kleinen Weg und ab hier hatte sie ihn nicht mehr sehen können. Vor ihr lagen nur der weitere Weg in die Stadt und ein paar kleine Gärten. Plötzlich kam sie sich schrecklich dumm vor. „So ein Blödsinn, der ist doch längst weg“, murmelte sie und trat ein Steinchen beiseite. Lust, jetzt umzukehren, hatte sie aber auch nicht. „Vielleicht…“, warf sie einen Blick zurück und huschte dann zu einer Hecke hinüber, als niemand zu sehen war. Mit ihrer zierlichen Statur passte sie bequem durch das kleine Loch zwischen den Sträuchern. „Ich bleib einfach hier. Eigentlich auch gut, dass er nicht mehr da war. Der hätte mich doch für bescheuert gehalten“, war sie noch immer mit ihren Gedanken beschäftigt, als sie sich umdrehte und plötzlich direkt vor Laurin stand. Beide starrten einander mit ähnlich großen Augen an. „Was machst du denn hier?“, fragte Laurin unsicher, während Bria Sorge hatte, dass ihr Gemurmel zu laut gewesen war. „Ich, äh… manchmal komm ich hier her“, antwortete sie, was auch durchaus der Wahrheit entsprach. „Ich bin dir aber nicht nachgelaufen oder so!“, platzte es dann aus ihr heraus und während Laurin vorher noch einigermaßen beruhigt schien, guckte er sie nun erst recht misstrauisch an. Bria fühlte, wie ihr Kopf zur Tomate wurde. „Ich glaub, ich geh jetzt besser“, murmelte er und schob sich an Bria vorbei, doch sie griff reflexartig seinen Arm. „Nein, warte bitte!“, ließ sie ihn so schnell wieder los, wie sie ihn gegriffen hatte. Noch skeptischer wurde Laurins Blick. „Kippt mir gleich einer nen Eimer Kompost über den Kopf, wenn ich raus gehe oder was wird das hier eigentlich?“, verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute Bria unsicher an. Sie wusste ja, dass seine Mitschüler ihn hänselten, aber dass er so etwas vermutete, erschreckte sie dann doch. Beschwichtigend hob sie die Hände und schüttelte den Kopf, der gleich wieder knallrot wurde, als sie sich traute, ihm die Situation zu erklären. „Ich… ich hatte dich vorhin gesehen und mir Sorgen gemacht, weil du den Unterricht verlassen hast. Und da bin ich einfach auch in diese Richtung gelaufen. Aber ich kam mir dann dämlich vor und wollte hier warten, bis die Pause vorbei ist. Dass du tatsächlich hier im Garten bist, wusste ich nicht, ehrlich“, knetete sie ihre Finger und wurde noch verlegener, nachdem sie es jetzt offen ausgesprochen hatte. Warum tat sich nie ein Loch im Erdboden auf, wenn sie es mal gebrauchen konnte? „Warum? Wir kennen uns doch gar nicht“, runzelte Laurin die Stirn und Bria musste ihm da durchaus zustimmen. Miteinander geredet hatten sie noch nie, aber… „… du bist inzwischen schon irgendwie bekannt“, zuckte sie entschuldigend die Achseln, während er ausseufzte. „Ja, ich weiß“, murrte er und schob die Hände in die Hosentaschen. Es war ihm offensichtlich unangenehm, aber Bria wusste nicht, was sie nun sagen sollte. Ein kurzer Moment unangenehmer Stille entstand, der durchbrochen wurde, als Bria zu Boden schaute. „Ach, Hallo, da bist du ja!“, ging sie in die Hocke und streckte die Hand ins Gras. „Ich wollte euch nicht unterbrechen“, meinte das Mäuschen, während es auf ihre Hand kletterte. Erschrocken riss Bria den Kopf hoch und sah, dass Laurin sie ebenso verwundert anguckte wie umgekehrt. „Du kennst das Mäuschen?“, sagen sie wie aus einem Mund und der kleine Nager kicherte. „Äh, ja, sie hat mir mal den Garten gezeigt“, meinte Bria, während Laurin erzählte, dass er das Mäuschen in eben jenem kennengelernt hatte. „In den Pausen ist es hier schön ruhig und da kurzfristig meine zweite Stunde ausgefallen ist, bin ich schon mal her gekommen. Dummerweise hab ich heute Morgen mein Pausenbrot vergessen und muss jetzt noch mal zurück, zum Kiosk“, meinte er und zuckte widerwillig die Schultern. Auf Brias Gesicht zeichnete sich jedoch ein Lächeln ab. „Meine Mama packt mir immer viel zu viel ein. Wenn du möchtest, teile ich mit dir!“ „Kann ich auch ein bisschen was abbekommen?“, mischte sich da das Mäuschein ein und brachte beide zum Lachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)