Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 43: der "Fall" John H. Watson ------------------------------------- John hatte von den Überlegungen des Größeren während dessen nichts mitbekommen, das Essen überaus genossen, dabei mit seinen Gedanken kurz bei Mrs. Hudson gewesen, die nun sicherlich ebenfalls am Boden zerstört war. Darüber, dass sie nun gleich morgen die Wohnung neu vermieten würde, brauchten sie sich Johns Meinung nach zwar keine Sorgen machen, so wie er die liebenswerte alte Frau kannte würde sie nun erstmal mindestens eine Woche lang dort auf dem Sofa sitzen und sich die Augen aus dem Kopf weinen. Die arme alte Frau, das hatte sie eigentlich nicht verdient, hatte sie doch oft genug schon Scherereien mit ihren zwei extravagante Mietern gehabt. Er versuchte nicht weiter darüber nach zu grübeln, sondern beendete nun auch seine Mahlzeit. Da Sherlock recht wenig gegessen hatte, war noch reichlich übrig, was der Doktor nun ordentlich wieder verpackt in den Kühlschrank stellte, nachdem er sich vergewissert hatte, das dieser auch eingesteckt war. Danach räumte er denn Müll noch in die Mülltonne, welche er in einer Ecke der Küche entdeckte, wischte anschließend kurz den Tisch ab. Als er fertig war, sah er sich unschlüssig um, was er nun tun könnte, war noch so aufgekratzt, dass es nun eigentlich keinen Sinn für ihn gemacht hätte, jetzt schon schlafen zu gehen. Fernsehen wollte er auch nicht, weil die Nachricht von ihrem "Tod" sicherlich auf allen Kanälen beinahe in Dauerschleife lief und er das nicht nochmal sehen musste, überlegt auch schon wie er sich um die Live Übertragung seiner eigenen Beerdigung, die sicherlich im Fernsehen zu sehen sein würde, drücken könnte, wusste aber im gleichen Moment, dass er sich das nicht leisten können würde, schließlich würde der Detektiv seine Hilfe dabei benötigen, die Trauergäste ganz genau zu beobachten, um dabei vielleicht Noah, George oder einen dessen Handlanger unter ihnen zu entdecken. John überlegte weiter. Dabei fiel sein Blick auf den Lockenkopf, der es sich bereits auf dem Sofa bequem gemacht, mit geschlossenen Augen in seiner üblichen Denkerpose dalag, die jedem, der ihn, wie der blonde Mann selbst z. B., besser kannte, deutlich zeigte, dass dieser in diesem Moment nicht etwa schlief sondern hochkonzentriert nachdachte. Der Doktor war sich sicher, dass er auch keinen Fokus finden würde eins seiner Bücher zu lesen, welche der Größere ihm netterweise eingepackt hatte. Wärend ihm dieser Gedanken an die fast schon fürsorgliche Geste des Jüngeren ein warmes Lächeln ins Gesicht zauberte, beschloss er kurzerhand, doch einfach mal wieder etwas für seine Fitness zu tun. Schnell suchte er sich eine Jogging Hose und ein T-Shirt raus, wollte sich schon automatisch im Bad umziehen gehen, bevor er sich schnell besann, dass diese Genanz, nachdem was der Jüngere und er heute Nachmittag miteinander getan hatten, definitiv vollkommen albern gewesen wäre. So zog er sich an Ort und Stelle zügig, aber nicht hastig und auch ohne, wie Sherlock zuvor, aufreizende Posen, um. Ohne auf den, reglos auf dem Sofa liegenden, zu achten, schob der ehemalige Militärarzt nun den Couchtisch geräuschlos auf dem darunter liegenden Teppich ein wenig näher zur Liegestatt seines Mitbewohner, so dass er zwischen dem Fernseher und dem Tisch ausreichend Platz hatte, den Teppich als Trainingsunterlage nutzen konnte. Sich seiner Militär Ausbildung erinnernd begann er anschließend sogleich ein leichtes Aufwärmprogramm, um danach die üblichen Ganzkörperübungen wie Liegestütze und Co. durchzugehen. Dabei merkte er schnell, wie lange sein letztes Training her gewesen sein musste, wie "eingerostet" er geworden zu sein schien, nahm sich deshalb auch sofort vor, das jetzt wieder öfter zu machen, denn man wusste ja schließlich nie, wann man das nächste Mal gezwungen sein würde, einem Mörder hinterher rennen zu müssen oder wahlweise auch seinem Detektiv. John war so vertieft in sein Training, konzentriert die Übungen richtig auszuführen, dass er Sherlock dabei gar nicht bemerkte, welcher ihn nun schon seit einigen Minuten schon mit unverhohlenem Interesse beobachtet. Der Detektiv, zuvor bodentief in seine Gedanken über den jetzigen Fall, bzw. seine jetzigen beiden Fälle, wobei der Fall Watson eindeutig momentan Vorrang hatte, vertieft, hatte vorhin plötzlich ein leises schabendes Geräusch vernommen, darauf hin verwundert kurz geblinzelt und dabei den Älteren entdeckt, der mit dem Rücken zu ihm stehend nach Militär Art ein Trainingsprogramm begonnen hatte. Das war jetzt nicht wirklich sein Ernst, oder?! schoss es dem noch Liegenden augenblicklich durch den Kopf während er sicher ruckartig in eine sitzende Position erhob. Das war doch mal wieder nicht zum Aushalten, da versuchte er hier schon sein Verlangen nach dem Kleineren im Zaum zu halten und was machte der? Hatte anscheinend tatsächlich nichts Besseres zu tun als hier schwitzend vor ihm rumzuturnen. Der Detektiv beobachtet jede einzelne Bewegung, wie sich die Muskeln an den nackten Ober- und Unterarmen und am Hals dabei anspannten, wie dem Älteren, vom Schweiß, bald einige lose dunkelblonde Strähnen ins Gesicht hingen, die dunkelblauen Augen konzentriert leuchteten. Die absoluten Folter für Sherlocks Selbstbeherrschung und trotzdem konnte er nicht wegschauen. John war zwar nicht gerade muskelbepackt, wie Sherlock selbst war aber auch eher athletisch und drahtig, machte seine geringere Körpergröße, wie der Detektiv aus eigenen Beobachtungen wusste, dadurch allemal wett. Dieser schluckte gerade hörbar, bis ihm plötzlich eine Idee kam. An das normale Pärchen Zeugs denkend, sprach er den ganz in sein Training vertieften John spontan an. "Brauchst du Hilfe?" John wurde durch diese banale Frage einer tiefen, barritonartigen, ihm wohl bekannten Stimme vollkommen aus seiner Konzentration gerissen, fokussierte sofort seinen Blick auf zwei fragende graublaue Augen. Was sollte er darauf nun antworten? Was hatte Sherlock jetzt schon wieder vor? Welche zweideutigen Gedanken verbargen sich dahinter? ....? .....? ? Johns Gesicht war für Sherlock wie immer ein offenes Buch, schmunzelte deshalb nur ein wenig und erhob sich, nachdem ihm klar geworden war, dass John in das Hinterfragen seiner Frage vertieft war und er deshalb so schnell keine Antwort bekommen würde, einfach in einer fließenden Bewegung vom Sofa und ging dann auch schon einfach auf den Kleineren zu, ließ sich elegant auf dem Boden vor diesem nieder, forderte ihn mit einer Geste auf, sich auf den Rücken zu legen. Der Doktor, immer noch total perplex, gehorchte einfach, harrte der Dinge, die da kommen. Als er auf dem Rücken lag, rutschte Sherlock näher an ihn heran, winkelte Johns Beine so an, dass er sie zwischen seinen eigenen Knien einklemmen und zusätzlich seine Arme um dessen Kniee schlingen konnte. Nun verstand auch der nun Liegende endlich, was der vor ihm Sitzende vorhaben musste, wischte alle Misstrauen kurzerhand beiseite, begann, den Größeren als Gegengewicht nutzend, damit seinen Oberkörper anzuheben, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er war dabei so überrascht von Sherlocks harmloser Berührung, die trotzdem, bar jeder Anzüglichkeit, an den Stellen wo sich ihrer beider Körper berührten, eine angenehme Wärme verbreitete, dass es ihm schwer fiel, sich auf die Übung zu konzentrieren. Dennoch schaffte er, den Blick keine Sekunde von den Augen des Jüngeren lösend, einige Wiederholungen mehr, als er es sich in seinem jetzigen Trainingszustand zugetraut hätte. Bei der letzten Wiederholung löste er, als er mit dem Oberkörper gerade in der Senkrechten angekommen war, seine Hände aus seinem Nacken und griff nach seinen Knien - und damit natürlich unweigerlich auch nach Sherlocks Armen, die diese immer noch umschlungen hatten - um in eine sitzende Position zu kommen. Diesem fiel der zuerst unsichere Blick auf, dann wie John zu Begreifen begann, was er mit "Hilfe" gemeint hatte und sah fasziniert zu wie der Kleinere dann tatsächlich die Übung ausführte, bei der er ihn unterstützen wollte, machte seine Sache wirklich gut. Der Detektiv sah ihm dabei natürlich sehr deutlich an, wie sehr ihn seine Berührungen abzulenken versuchten und doch schaffte er es trotzdem die Übung gut zu Ende zu führen. Der mal intensive, neugierige, prüfende und dann wieder konzentrierte Blick des Doktor fesselte den Größeren mal wieder vollkommen, machte es diesem praktisch unmöglich, auch nur eine Sekunde wegzuschauen. War Sherlock zuerst noch selbst der Überzeugung gewesen, das jetzt nur zu machen, um John zu damit zu beweisen, dass er ihn auch ohne sexuellen Hintergedanken anfassen konnte und wollte, doch währenddessen fiel ihm auf, wie gut er sich fühlte, den Kleineren bei etwas unterstützen, ihm eine Hilfe sein zu können und auch, dass sich die Berührung, obgleich vollkommen unschuldig, überaus gut für ihn selbst anfühlte. Genoss es offensichtlich auch, dem Kleineren auf diese nicht intime Art nahe zu sein. Das war allerdings wieder was Neues und hochinteressant. John saß nun aufrecht vor Sherlock, die Hände auf dessen Unterarmen und schnaufte schwer, das Training war anstrengend gewesen. Er lächelte Sherlock scheu an und meinte dann leise: "Danke für die Hilfe" Der Bedankte lächelte zurück, löste dann seine Arme von den Knien des Kleineren, wodurch dessen Hände automatisch von seinen gelitten, hob dann, ohne wirklich vorher darüber nachgedacht zu haben, spontan die rechte Hand, um dem Älteren, fast schon aus Gewohnheit, ein paar Strähnen dunkelblondes Haar aus dem Gesicht zu streichen, die Haut des Älteren dabei nur federleicht berührend. Anschließend stand er in einer ebenso eleganten, fließenden Bewegung, mit einem "gern geschehen" auf den lächelnden Lippen, wieder auf. Der Veteran war baff, ja angenehm überrascht, während er sich selbst nun auch schnell erhob und mit einem "ich geh kurz duschen" im Bad verschwand. Sherlock während dessen lag schon wieder, wie zuvor auf dem Sofa, klopfte sich gerade selbst gedanklich lobend auf die Schulter. Das hatte er sehr gut hingekriegt, wie er fand und es hatte sich, so banal und alltäglich es eigentlich gewesen sein mochte, genau so gut angefühlt, wie jede andere Nähe, die er mit dem Älteren bereits geteilt hatte. Er entschied, das er, zumindest seiner Meinung nach, auf einem richtig guten Weg war. Die Zeit hier hatte ja gerade erst begonnen, so konnte es weitergehen. John stand zeitgleich unter der Dusche, immer noch vollkommen überwältigt von Sherlocks Aktion, war so eine Hilfsbereitschaft doch wirklich ungewöhnlich für seinen Consulting Detektiv, aber andererseits fühlte es sich an, als wäre es so typisch Sherlock, dass der Kleinere nicht davon ausgehen konnte, dass der Größere das nur wegen ihm gemacht hatte. Außerdem war er auch verblüfft über seine eigene Gedanken. Während Sherlock ihm ganz vorsichtig ein paar verwirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht gewischt hatte, das hatte der Detektiv inzwischen schon einige Male getan und eigentlich gefiel es dem Doktor auch wenn er das tat, hatte dieser doch tatsächlich auf einen Kuss gehofft. ER hatte tatsächlich GEHOFFT SHERLOCK würde ihn KÜSSEN! Ehrlich amüsiert schüttelte er kurz schmunzelnd über sich selbst den Kopf, nahm sich dann vor es dem Jüngeren einfach zu sagen, denn wenn Sherlock er selbst und doch für ihn ein bisschen anders sein konnte, dann wollte John das auch versuchen. Mit diesem Entschluss stieg der ehemalige Militär Arzt aus der doch recht geräumigen Duschkabine, griff nach einem Handtuch, trocknete sich ab und zog sich seine mitgebrachte Schlafhose plus frisches T-Shirt über. Dann räumte er noch kurz das Bad grob auf, bevor er auch schon entschlossen zurück in den Wohnraum trat, indem er Sherlock unverändert auf dem Sofa liegen sah. Dieser hob jetzt aber kurz den Kopf nur um zu beobachten, wie sein Mitbewohner das Bett für die Nacht vorbereitete. John überlegte dabei beinahe schon fieberhaft, wie er die Sache am besten angehen sollte. Vielleicht auch mit einem ehrlichen Hilfsangebot? Gedacht - Getan! So stellte er sich neben den Sofa und fragte in freundlichem Ton: "Brauchst du noch irgendwas? Es ist dir doch recht wenn ich das Bett nehme, oder?" Der Angesprochene, nicht wirklich tief in Gedanken versunken gewesen, registrierte er sofort, dass er freundlich angesprochen wurde, störte sich auch nicht besonders daran, da es ihm eine Möglichkeit gab für einen kurzen Moment aus seinem Gedankenkarusell auszusteigen, erhob sich langsam in eine sitzende Position und drehte seinen Oberkörper Richtung Couchtisch, bevor er antwortete: "Vielen Dank John, ich brauche gerade nichts. Und ja natürlich, der Sofa ist mir sehr bequem, das passt alles" Natürlich hatte der Detektiv auf sich bezogen geantwortet, war aber trotzdem freundlich geblieben, hatte auch mühelos ein Danke hinzufügen können. Das klappte ja erstaunlich gut, wie er fand. John, entspannt durch die freundliche Antwort, versuchte nun die Überleitung zu dem zu finden was er wollte und zwar heute noch einen Kuss haben, den, den er vorher schon so erhofft hatte. Vielleicht konnte er es mit dem Gute Nacht wünschen verbinden, ein Gute Nacht Kuss hörte sich doch gut an. Der auf dem Sofa sitzende bemerkte derweilen sehr wohl, dass sein Mitbewohner über irgendetwas nachzudenken schien, erhob sich nun, um ebenfalls ins Badezimmer zu gehen. Im Vorübergehen schaute er prüfend in die noch unschlüssig wirkenden dunkelblauen Augen und das reichte wohl aus, deren Besitzer in Bewegung zu setzen. "Gut, ich geh dann mal schlafen." rieb er sich verlegen den Hinterkopf, dabei leicht nervös lächelnd. "Du Sherlock" Wie gut sich das Du doch anfühlte, dachte John. während Sherlock synchron durch den Kopf ging, wie richtig es sich für ihn anhörte. Der Gerufene drehte sich mit aufmerksamen Blick weiter zu seinem Mitbewohner, kam wortlos noch einen Schritt näher. "Vorhin als wir beide auf dem Boden saßen, da dachte ich wirklich du würdest..." Der Detektiv war ganz Ohr. Was hatte der Kleinere denn gedacht, was er machen hätte wollen? Der Doktor wurde leicht rot um die Nase, kam aber noch näher an den Größeren heran, bis die beiden Männer direkt voreinander standen. "Ich hatte wirklich gehofft du würdest das hier tun" Gehofft hatte er das also, stellte der Jüngere amüsiert fest, doch bevor er nachfragen konnte, was "das hier" genau sein sollte, legte der Kleinere schon sanft die Hände auf seine Schultern, stellte sich auf die Zehenspitzen, näherte sich langsam mit seinem Sherlocks Gesicht, schloss, kurz bevor er seine Lippen auf die des Jüngeren legte, seine Augen. Der Meisterdetektiv hätte definitiv gelogen, wenn er behauptet hätte, dass kommen gesehen zu haben, überlegte nur zwei Millisekunden, was er jetzt am Besten tun sollte, aber statt den Kuss von sich aus sofort zu vertiefen schloss er nun einfach ebenfalls die Augen, genoss einfach die besagte Berührung, die John im ganz von sich aus freiwillig zukommen ließ. Seine Arme ließ er dabei einfach neben seinem Körper herabhängen. Der Kuss war sanft und hatte definitiv viel mehr Zärtlichkeit als Leidenschaft aber trotzdem war er "schön". Viel zu kurze Zeit war Sherlocks Meinung nach vergangen, als der Kleinere sich dann auch wieder, ebenso vorsichtig von ihm löste, um halblaut, mit einer nicht zu übersehenden Räte im Gesicht, welches trotzdem von einem recht zufrieden Ausdruck geziert wurde, "gute Nacht Sherlock" zu sagen, bevor er sich auch schon um drehte und zum Bett ging, dessen Decke er aufschlug um sich hineinzulegen. Sherlock währenddessen war immer noch ein bisschen perplex. Dieser Tag war wohl unentschieden ausgegangen, dachte er belustigt, nahm sich vor jede noch so kleine Berührung und Nähe, die John ihm von sich aus zukommen ließ, zu schätzen und verschwand nun ebenfalls unter die Dusche. Das amüsierte Schmunzeln und die belustigten Gedanken hielten auch noch an, als Sherlock längst wieder, frisch angezogen auf dem Sofa lag. "Gute Nacht John" flüsterte er noch, vergrub sich dann in seinem Deduktionen, das warme Gefühl immer noch im Bauch, das ihn überhaupt nicht stört, weil es wirklich angenehm war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)