Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 13: Wenn schon Aufregung, denn schon begründet ------------------------------------------------------ John konnte nicht antworten, konnte sich nicht bewegen, konnte den Blick nicht anwenden. Er spürte Sherlocks Hände überdeutlich, sie waren nun schon fast schmerzhaft warm auf seinem auskühlenden Körper und die Berührungen beinahe unerträglich intensiv. Hatte er richtig gehört? Sherlock gab offen zu, dass er das 'Ablenkungsmanöver' nur gewählt hatte, weil es John war, den er dafür küssen musste und das es den Größeren auch nicht so kalt gelassen hatte, wie der Kleinere es zuerst geglaubt hatte. Was war plötzlich mit Sherlock los? Er war doch sonst auch nicht so, seit sie sich kannten, miteinander lebten und arbeitet war er immer so unnahbar gewesen, hatte immer den Eindruck gemacht, dass ihn so banale, menschliche Dinge in keiner Weise berührten oder gar interessierten. Er und Sherlock waren Freunde, ja, das waren sie und John war jederzeit bereit seinen Freund zu verteidigen, schätzte dessen Fähigkeiten und erkannte Sie auch des Öfteren offen an. Er vertraute Sherlock, dass hatte er schneller getan als ihm anfangs lieb gewesen war. Er hatte sein Leben nach dem Detektiv ausgerichtet und war damit eigentlich auch gut klar gekommen, aber auf dieser Ebene, wollte er ihm da tatsächlich absichtlich so nahe kommen, egal wie gut es sich anfühlte? Sherlock sah wie immer deutlich in Johns Mienenspiel, was diesem durch den Kopf ging. Er wollte irgendetwas sagen, wusste aber nicht, ob er etwas tun wollte um die jetzige Situation zu beenden. Er fühlte sich gerade überhaupt nicht danach, den Kleineren jetzt einfach los zu lassen, ihm eine gute Nacht zu wünschen und auf seine Coach zurück zu gehen. Er wurde ganz im Gegenteil viel mehr von dem Älteren regelrecht angezogen. Und plötzlich wusste er ganz genau was er wollte und er würde es auch bekommen, mit Johns Zustimmung, und er wusste auch schon wie. Ganz langsam beugte er sich zu dem Doktor hinunter, bis sein Gesicht, direkt vor dem des Kleineren war. Ihre Nasenspitzen berührten sich nun fast. Aufmerksam beobachtet er jede noch so kleine Reaktion und wartete auf Ablehnung. Doch die kam nicht. John sah Sherlock näher kommen und schloss, ohne noch lange darüber nachzudenken, einfach seine Augen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er, einige Stunden zuvor, im Wohnzimmer schon nichts dagegen gehabt, dass Sherlock ihn ein weiteres Mal hatte küssen wollen. Sherlock sah die Zustimmung in Form der sich schließenden Augenlider vor sich und murmelte noch "Das im Barcode war kein Kuss, aber das hier wird jetzt einer, damit du dich zurecht darüber aufregen kannst" bevor er, ohne eine Antwort ab zu warten auch schon selbst seine Augen schloss und seine Lippen auf die des Kleineren legte. Dieser Druck auf seinen Lippen, so besitzergreifend, so einnehmend, nicht zu hart aber auch nicht zu schwach, diese weichen, geschwungenen Lippen, John kannte Sie bereits und auch der wollige Schauer, der ihm sogleich über den Rücken floss sowie die Wärme, die sich von seinem Bauch aus langsam in seinem ganzen Körper ausbreitete, war ihm nicht neu. Er hielt still und erwartete schon, dass es genau so schnell vorbei sein würde, wie beim ersten Mal. Aber Sherlock hatte dieses Mal andere Pläne. Der Größeren hielt ebenfalls ganz still, wollte einfach nur den Empfindungen, die sich auch sogleich einstellen freien Lauf lassen. Das 'Ablenkungsmanöver' im Barcode Vauxhall hatte ihm einen Vorgeschmack auf Johns Lippen gegeben und war maßgeblich an Sherlocks späterem 'Albtraum' schuld gewesen. Zu dem Zeitpunkt, bevor er sich den Kleineren geschnappt und die Aktion durchgezogen hatte, um die nervige Vollidioten zu verscheuchen und damit ihre Mission zu retten, hatte Sherlock sich wirkliche keinerlei Gedanken darüber gemacht, wie es sich wohl anfühlen würde. Er hatte sich davor, während dessen und danach eingeredet, dass es genau das und nur das gewesen war, ein Trick, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Er hatte alles darum herum ignoriert. Das Kribbeln auf seinen Lippen und in seinem Bauch, den Gedanken an seinen ersten Kuss, wie John sich dabei wohl gefühlt haben musste,... Das hatte er alles, dachte er zumindest, erfolgreich verdrängt und dann... hatte es ihn eingeholt, erst im Wohnzimmer, dann in seinem Traum und jetzt hier in der Küche. Nur ganz leicht legte der Detektiv seinen Kopf zur Seite, öffnete ein wenig seine Lippen und drückte sie etwas mehr gegen die zarten des Doktors. So weich. … So erregend warm. … Doch Sherlock merkte schnell, dass ihm das noch nicht reichte. Ihm fiel sofort auf, dass John noch etwas verkrampft wirkte und ihm nicht so richtig entgegenkam bzw. mitmachte. Der Meisterdetektiv hingegen ließ nun keine störenden Gedanken durch seinen Kopf schwirren, handelte hier und jetzt einfach nach Gefühl. … ließ seine Zunge ins Spiel kommen, leckte mit ihr kaum merklich über Johns Unterlippe um ihn ein wenig zu animieren. Egal um was es hier gerade genau ging, egal wieso sie das hier gerade nochmals taten und egal was auch immer die Szene hier zu bedeuten hatte,… Sherlock wollte es jetzt probieren, wurde sogar neugierig, wollte mehr. … Der Blondschopf war zuerst von diesem Kuss genau so überfordert, wie er es von dem im Club gewesen war. Aber dieser hier fühlte sich dennoch völlig anders an. Bei dem zuvor hatte er bald deutlich gemerkt, dass Sherlock die Berührung ihrer Lippen nur dazu genutzt hatte, ihre Mission zu schützen. Es war nur ein Trick gewesen, ihr Pärchen Schauspiel glaubhafter zu machen. Trotzdem war Johns Reaktion bei diesem ersten 'Kuss' schon ungewöhnlich heftig ausgefallen. Nun aber war schon die Grundlage eine völlig andere. Hier war niemand, den sie beide austricksen mussten, es waren nur er und Sherlock, der gerade ehrliches Interesse daran zu haben schien in auf diese intime Weise zu berühren. Als John auf einmal Sherlocks Zunge auf seiner Unterlippe spürte, wurde er abrupt aus seinen Gedanken gerissen und hauchte überrascht, durch die plötzliche Feuchtigkeit an seiner Unterlippe, gegen die seines Gegenübers. Er öffnete ebenfalls seinen Mund ein wenig, begriff sofort was Sherlock vor hatte. Jedoch…rang er noch mit sich selbst. Auch wenn es sich ganz anders, viel echter und besser anfühlte als im Barcode, wusste er nicht so recht ob es eine gute Idee war, machte sich, mal wieder, viel zu viele Gedanken - was Sherlock, selbstverständlich, nicht entging... … und wartete nicht länger. Sanft strich eine gewitzten Zunge noch einmal über die Unterlippe seines Freundes, lenkte sie dann weiter nach oben und drang schließlich in Johns Mund ein. Anfangs noch zaghaft berührten sich sogleich ihre Zungen und umschmeichelten sich flüchtig. Beide Männer pressten mit leichtem Druck ihre Lippen aufeinander, vertieften damit den Kuss noch mehr. Dem Kleineren entkam ein leises Keuchen, er konnte einfach nicht anders, hatte es nicht zurückhalten können. Sherlock nahm diesen Ton in sein Gedächtnis auf, merkte ihn sich, war von diesem neuen Laut seines Freundes fast schon verblüfft. Ihre Zungen derweil tanzten und schmiegten sich aneinander, konnten immer nur kurz voneinander ablassen, nur um sich dann erneut wieder zu treffen, es schien beinahe als würden sie miteinander einen Kampf auszutragen, einen der keinen wirklichen Sieger haben musste. Der Größere ließ irgendwann mit seiner rechten Hand das Kinn des Kleineren los und legte sie stattdessen in dessen Nacken. Hielt ihn. Drückte seinen Kopf damit noch etwas näher zu sich, woraufhin der Blonde eine Gänsehaut bekam. Immer leidenschaftlicher wurde dieser sinnliche Tanz. Sherlocks linke Hand verschwand von Johns Brust und umschlang die Taille des Kleineren, zog ihn näher an sich, während sein Atem jede Sekunde schneller ging. Auch John verschaffte sich nun Halt, indem er seine rechte Hand auf Sherlocks Schulter legte und seine linke Hand in Sherlocks Lockenmähne vergrub. John wurde inzwischen von dem Kuss so sehr nach hinten gedrückt, dass er einfach etwas zum Festhalten brauchte. Ihrem Gefühl nach zu urteilen stand die Zeit im Moment tatsächlich vollkommen still. Nicht einmal mehr das Prasseln des Regens bekamen sie mit, spürten einfach mit allen ihren Sinnen diesen Augenblick. Besonders für den Detektiv war es faszinierend, wie diese Berührung eine Flut an Empfindungen und Gedanken in ihm auslösten, noch mehr als beim ersten Mal. Genauso wie in seinem Traum. … Gott, dieser Traum….dieser Gott verdammte Traum... Sherlock musste unbedingt aufpassen, durfte nicht länger über die Bilder in seinem Kopf nachdenken, musste sie verdrängen. Sein Atem ging immer schwerer, jegliche Geräusche unterdrückend, wollte er sich aber trotz allem unter Kontrolle halten. Doch er konnte einfach nicht von diesen Lippen ablassen, nahm dabei, tief durch die Nase einatmend, Johns eigenen, süß-herben Geruch war. Er spürte den Körper des Kleineren an seinem und wie dessen Wärme auf ihn überging, das weiche blonde Haar in Johns Nacken. John erging es nicht anders. Sherlock körperliche Nähe, dessen Hände auf seinem Körper, deren Wärme er durch den dünnen Stoff seines Oberteils und im Nacken überdeutlich spüren konnte und die überraschend weichen Locken, in die sich seine linke Hand verkrallt hatte. Beide ließen sich einfach treiben, lauschten dem Klang ihrer eigenen Atemzüge und ihrer wild schlagenden Herzen. … Doch irgendwann nach einer, ihrer Meinung nach, gefühlten Ewigkeit, lösten sich ihre Zungen voneinander. Nur ganz langsam schlossen beide Männer darauf ihre Münder zu einem abschließenden Kuss. Ihre Lippen entfernten sich, beide hatten ihre Augen noch immer geschlossen. Sherlock lehnte seine Stirn leicht an die des Kleineren und rief sich zur Raison. Dann öffnete er kurze Zeit später auch als erstes wieder seine Augen, richtete sich auf und sah runter in das Gesicht seines Freundes. John sah minimal leidend aus, doch der Jüngere wusste, dass dies ein positives Ergebnis ihres Kusses war. Und trotz der, noch immer um sie herum herrschenden Dunkelheit - die nur etwas durch die Lichter der Straßenlaternen, welche durchs Wohnzimmer bis hierher in die Küche schienen, aufgehellt wurde - konnte Sherlock auf Johns Wangen eine intensive Röte erkennen. Er schmunzelte innerlich, nahm nun langsam wieder seine Hände von Johns Körper. Zur selben Zeit ließ auch der Blondschopf schon automatisch seine Hände sinken. Der Kleinere atmete noch einmal tief ein und aus und öffnete dann auch seine Augen, die es nicht verhindern konnten, sofort zu denen des Größeren zu huschen. Er schluckte. Um ehrlich zu sein, hatten beide absolut keinen Plan, was sie jetzt sagen sollten. Ihnen beiden fehlten schlicht und ergreifend die Worte. Der Größere beließ es dabei, sich, wenig geistreich, leise zu räuspern, während er nebenbei das Papiertuch aus der Spüle fischte und zum Mülleimer trug. Unter normalen Umständen hätte er so etwas nie getan, hätte das Aufräumen Mrs. Hudson überlassen, aber so hatte er einen triftigen Grund sich von John zu entfernen und damit Abstand zwischen sie beide zu bringen. John räumte derweilen schnell die Milchpackung weg. Der Kleinere musste auch erst einmal wieder seinen Verstand zusammen sammeln, er fasste sich, die Augen erneut geschlossen, mit der linken Hand an die Nasenwurzel und konnte nur kurz und ganz leise auflachen. Es war einfach nicht zu fassen. Beim besten Willen nicht logisch nachvollziehbar, was hier gerade passiert war, bzw. was natürlich schon, aber nicht warum genau es überhaupt soweit gekommen war und warum er es tatsächlich zugelassen und sogar mitgemacht hatte. “Also…”, holte ihn eine tiefe und sanfte Stimme zurück in die Realität. “…da dein Hemd nun trocken ist und sich das Gewitter mittlerweile gelegt hat,… können wir denke ich…. wieder schlafen gehen!” Sherlock versuchte gefasst zu wirken und seine übliche Haltung zur Schau zu stellen, behielt das 'Du' aber bei. Den Kleineren jetzt zu siezen schien ihm, nach dieser sehr intimen Berührung, mehr als unangebracht. Höflich machte er eine Geste, die John zeigen sollte, dass dieser mit ihm die Küche wieder verlassen konnte. "Gute Nacht.... John" kam es dabei leicht gepresst. Der Doktor nickte nur, fand, dass es jetzt wohl wirklich das Beste war. “Ja,…ich ehm…” Stille. “…Gute Nacht.... Sherlock ”, beendete John schließlich endlich seinen Satz, brachte jedoch kein Lächeln oder sonstige Gefühlsregungen in seinem Gesicht zustande. Sherlock konnte das im Moment im Stillen tatsächlich nur all zu gut nachvollziehen, nickte stumm und drehte sich, nachdem sie beide die Küche wieder verlassen hatten, einfach um und ging zu seiner Couch. John sah ihm noch kurz hinterher, er schwieg, drehte sich dann ebenso um und ging hinauf in sein Zimmer, während er die drei oberen Knöpfe seines Pyjama Oberteils schnell wieder zuknöpfte. Beide Männer hatten sich wieder hingelegt. Beide schauten sie rauf an die Zimmerdecke und fingen beide auch jetzt erst so richtig an, ernsthaft über diese Kuss-Szene in der Küche nachzudenken. Erst jetzt realisierten sie, was genau sie eben getan hatten. Anscheinend hatte es tatsächlich beiden gefallen, keiner von ihnen war abgeneigt gewesen. Interessant - wie der Consulting Detective sich dachte. Für ihn war es mehr ein 'Experiment' gewesen, eine Analyse seiner Reaktion bei dem Vorfall im Club. Auf was für ein Ergebnis er allerdings hinaus gewollt hatte, wusste er selbst nicht genau. Er gab offen und ehrlich zu, dass es ihm nicht missfallen war, im Gegenteil. Auch die sprachliche Intimität hatte sich, wie im Club zuvor, so richtig angefühlt, ja sogar im Café gestern hatte er es genossen von dem Kleineren geduzt zu werden, auch wenn es nur kurz und im Scherz gewesen war. Er hätte nicht gedacht, dass John freiwillig mitmachen würde, aber das hatte er und schaurigerweise war es wirklich... angenehm,... ja sogar richtig schön gewesen… Er seufzte. Immer müder werdend schloss er seine Augen und versuchte endlich wieder einzuschlafen. …In einem anderen Zimmer wurde sich wieder heftig herum gewälzt. Unruhig und nun wacher denn je, lag John Watson dort in seinem Bett und seine Gefühle überschlugen sich geradezu. Er kam sich vor wie ein Teenager, wie ein unerfahrener Jugendlicher, der gerade seinen ersten Kuss erlebt hatte. Ihm war zum Heulen zumute. Nicht bei Sarah, wenn er ehrlich war bei keiner Frau hatte er sich je so gefühlt!? Wie konnte das nur geschehen? Weshalb hatte er den Dunkelhaarige nicht von sich geschoben? Warum hatte er es überhaupt soweit kommen lassen, dass das passieren konnte, ein zweites Mal? Warum ließ er im Allgemeinen neuerdings so viel Intimität zwischen ihnen zu? Sherlock war es gewesen, der ihm mit seinem Milch befleckten Oberteil hatte helfen müssen, der den ersten Schritt getan hatte, den 'Kuss' im Barcode zu etwas zu machen, was die Bezeichnung tatsächlich verdiente. War das wieder einmal nur ein bescheuertes Experiment gewesen? Wollte der Größere damit einfach nur wieder Recht behalten, hatte er deshalb davor gesagt, dass er wolle, dass John sich zurecht darüber aufregen könne… Wobei es sich aber…ernst und ehrlich angefühlt hatte. Und schön noch dazu…ARGGHH!?!?! Er hatte nicht vergessen, was Sherlock zuvor zu ihm gesagt hatte, wie er ihm geantwortet hatte. Der Detektiv hatte getan, was er getan hatte, weil er es mit dem Doktor hatte tun können und hatte selbst ebenfalls nicht mit seiner Reaktion gerechnet. Bedeute das, das Sherlock davon mehr berührt worden war, als er davor angenommen hatte, dass es ihn beeinflussen würde? Das klang tatsächlich logisch. War Sherlock also genau so überrascht von dem gewesen, was dieser erste 'Kuss' bei ihm ausgelöst hatte, wie John? John schloss grummelnd seine Augen und zwang sich zum einschlafen, das Grübeln hatte doch eh keinen Sinn. … Der Detektiv sowie der Doktor, schafften es dann am Ende, nach mindestens einer halben Stunde, endlich wieder einzuschlafen. Endlich… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)