Warmth of Heart von Sturmdrache (An autumn day with surprises) ================================================================================ Prolog: autumn, cold and gerbera -------------------------------- Graue Wolken bedeckten den Himmel und kühle Windböen säuselten durch die Straßen. Krähen flogen auf der Suche nach Futter über die Dächer von Konoha, krächzten laut und nahmen alles ins Visier. Die letzten bunten Blätter hingen an den Ästen und segelten in kreisenden Bewegungen auf die Erde herab, wenn der Wind durch die Wipfel blies. Es roch überall feucht und frisch. Der Herbst eroberte Konoha im Sturm. Ino beobachtete eine Krähe, die mithilfe der rollenden Schubkarren die Walnüsse knacken ließ und dann die Nussfrucht verspeiste. Ein Lächeln spielte sich auf ihren Lippen ab. Nicht nur die Sprache der Blumen war faszinierend, auch die Tiere entwickelten Strategien zum Überleben. Plötzlich kitzelte ihre Nase. »Hatschi! Hatschi!« Rechtzeitig nieste sie in die Armbeuge. Sie rümpfte angewidert die Nase und schnaubte dann in ein weiches Taschentuch mit blumigen Muster. Zunächst fühlte sich ihre Nase frei von Druck an, doch nach zwei Tagen Erkältung wusste sie, dass dieser Zustand nur wenigen Minuten andauerte. »Hey, Blümchen. Hast du Hunger?«, fragte Kiba und stand am Türrahmen. »Ich war einkaufen.« »Hühnersuppe. Ich möchte gerne Hühnersuppe.« »Wird gleich erledigt.« »Warte, Kiba. Hast du schon mal Hühnersuppe gekocht?« »Nein, aber ich habe unterwegs Hinata und Naruto getroffen und die beiden sind in der Küche.« »Okay, vergiss aber nicht das Gemüse«, sagte sie bestimmt und reagierte empört, als sie die Augenbrauen anhob. »Wie jetzt! Wir haben Gäste? Und das sind Hinata und Naruto?« »Ja! Wieso?« Als Kiba ihren finsteren Blick erhaschte, dämmerte es ihm und er wurde ganz kleinlaut. Er schluckte schwer und wusste, wie sehr sie unangekündigten Besuch in der neuen gemeinsamen Wohnung hasste. Jetzt hatte er den Salat. Dennoch zwang er sich zu einem Grinsen. »Sorry, meine Süße. Ich und Naruto haben gewettet, wer …«, fing Kiba an, doch Inos linke Augenbraue zuckte gefährlich und er wechselte das Thema. »Am besten bereite ich erst die Hühnersuppe vor. Bis gleich.« Rasch schenkte er ihr einen Luftkuss und verließ den Raum, die Tür fiel ins Schloss. »So ein Idiot! Ein süßer Idiot. Mein süßer Idiot.« Ino schüttelte den Kopf und ließ sich ins Kissen fallen. Eigentlich sehnte sie sich nach Ruhe, um die Erkältung schnell möglichst loszuwerden. Ihr fehlte der Duft der Blumen, doch mit diesem Schnupfen war das leider nicht möglich. Derzeit hatte sie ein Faible für Lilien. Madonnen-Lilien besaßen eine sehr edle, würzige Note und die Königs-Lilien dufteten aufdringlich stark nach Vanille. Sie seufzte niedergeschlagen. Klopf. Klopf. Die Iryōnin zuckte kurz zusammen, sah perplex zur Tür und richtete sich auf. Mit der Situation hatte sie nicht gerechnet. Kiba wusste ganz genau, dass sie sich jetzt erholen wollte. Bevor sie etwas sagen konnte, bekam sie das Gefühl, dass sie wieder niesen musste. Und so kam es auch. Schnell schnappte sie sich ein Taschentuch und nieste mehrmals hinein. In Gedanken verfluchte sie diese Erkältung. »Was ist los?« »Ino? Ich bin es, Hinata.« Das Gesicht der Kunoichi erhellte sich, ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Mit Hinata verstand Ino sich sehr gut und betrachtete sie als eine ihrer besten Freundinnen. Einige Haarsträhnen strich sie sich hinter das Ohr, damit nichts in das Blickfeld fallen konnte. »Bitte, komm rein.« Das Klacken der Türklinke erfüllte ihr Herz mit Freude, denn seit zwei Tagen erhielt sie nur Genesungskarten per Post, um niemanden anzustecken, bis Hinata sie mit einem Blumenstrauß besuchte. »Hallo, Ino. Schön, dich zu sehen. Ich habe dir ein Bund Gerbera mitgebracht«, begrüßte Hinata sie mit süßer Stimme. Inos himmelblauen Augen leuchteten wie die Sterne. Ihre wohlwollende Freundin schenkte ihr einen Strauß orangefarbener Blumen. Die Blüten strahlten Fröhlichkeit und Lebenskraft aus, etwas, was sie jetzt brauchte. »Oh, Hinata. Du bist ein Schatz. Die Blumen sind bezaubernd, wie dein Besuch.« Hinatas Wangen glühten bei dem Kompliment. Schüchtern versteckte sie das Gesicht hinter dem Bund Blumen, aber die Dankbarkeit war durch ihre Körperhaltung zu erkennen. Mit klopfenden Herzen drehte Hinata ihren Oberkörper immerzu nach links und nach rechts. Auch das entzückende Glucksen verriet ihre Verlegenheit. »Ich danke dir, Ino.« »Nicht der Rede wert. Ich kann mich auch über spontanen Besuch freuen«, erklärte Ino. »Neben dir steht eine Kommode mit einer wassergefüllten Vase. Kiba hat wohl vergessen, mir neue Blumen zu kaufen.« »Klar doch. Du hörst dich noch sehr verschnupft an und das erinnert mich an Narutos letzte Grippe, nur dass er im Fieberwahn mehrere Schattendoppelgänger mit den gleichen Symptomen erschuf«, erzählte Hinata und stellte die Blumen in die Vase. »Es war lustig und am Ende entschuldigte Naruto sich mit einem romantischen Essen.« Ein Kichern entglitt Inos Lippen, bis der Husten sich einmischte und sie neigte den Kopf weg von Hinata. Es kratzte im Hals und ihr Kopf schmerzte ein wenig. Als der Husten sich abmilderte, fühlte sich der Rachen sehr trocken an. Reflexartig fasste sie sich an den Hals und spürte die Hitze auf der Haut. »Oh nein! Geht es dir gut, Ino?« Vor Schreck verlor Hinata alle Farben im Gesicht und eilte mit wackligen Beinen zum Bett, um ihr für alle Fälle helfen zu können. Behutsam streichelte sie über Inos Rücken und blieb an ihrer Seite, auch wenn dabei hohe Ansteckungsgefahr drohte. Dann konnte Naruto sie mit Liebe und Medizin versorgen. »Schon gut. Es geht mir etwas besser. Kannst du mir bitte einen Tee machen?« »Selbstverständlich. Welche Teesorte möchtest du ha-…?«, erkundigte Hinata sich, als plötzlich ein lautes Geräusch ihre Frage unterbrach. »Was war das?« »Ich habe keine Ahnung«, meinte Ino schulterzuckend und hatte einen schlimmen Verdacht. »Unsere Männer sind allein in der Küche, oder?« Kapitel 1: altercation, akamaru and accusations ----------------------------------------------- Einige Minuten zuvor…   Naruto war bereit. In seinen Augen loderte das Feuer empor und die Freude spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Die letzte S-Rang Mission war zwei Monaten her. Dann erwischte ihn die Grippe, hütete fast zwei Wochen das Bett und aß mehr gesundes Essen als jemals zuvor. Das Gericht Ramen mit Schweinefleisch spukte in der Zeit wie ein Geist in seinem Kopf herum. Er konnte nur daran denken, aber es nicht anfassen oder schmecken. Zum Glück kümmerte sich Hinata um ihn. Niemals vergaß er ihre Fürsorge und Güte. »Erde an Naruto! Ich habe bereits bis drei gezählt.« »Was?« »Hast du überhaupt zugehört?« »Du hast bis drei gezählt.« »Das habe ich schon gesagt, du Hohlbirne.« Er blinzelte zerstreut und erblickte einen missvergnügten Kiba, der die Arme vor der Brust verschränkte und ihn böse anfunkelte. Gegenwärtig verstand er die Situation nicht, obwohl er ihn immer so wettbewerbsorientiert anschaute. Plötzlich dämmerte es Naruto. Sie hatten eine Wette abgeschlossen, aber er driftete mit einer Erinnerung zurück in die Gedanken. »Sorry, Kiba. Ich habe nachgedacht«, entschuldigte er sich und rieb sich den Nacken. Kiba rollte mit den Augen. Unbestreitbar war Naruto nicht ganz bei der Sache und verfolgte andere Ziele im Kopf. Erst sah er unglücklich aus, dann grinste er breit und errötete. Zwei Augenbrauen zogen sich zusammen. Er hatte es gewusst. »Gib es doch zu!« »Hä? Was zu geben?« »Gerade denkst du an Sex, oder?« »Sex?« Narutos Kinnlade fiel nach unten und starrte seinen Freund entrüstet an. Kibas unverschämtes Grinsen war das letzte Sahnehäufchen auf der Torte. Manchmal konnte er ein echtes Arschloch sein. Das Gesicht verzerrte sich vor Wut. Mit den Fäusten schlug er auf den Küchentisch ein und knirschte mit den Zähnen. »Daran habe ich nicht gedacht, du Köter!« »Köter? Beleidige nicht meinen Stolz als Mitglied des Inuzuka-Clan, du Flachpfeife«, knurrte Kiba. »Dann hast du an Ramen gedacht. Seitdem du mit Hinata zusammen bist, steht die Auswahl zwischen Ramen und Hinata, also Sex oder Streit.« »Ich bin keine Flachpfeife! Vor dir steht der nächste Hokage von Konoha«, erwiderte Naruto und runzelte die Stirn. »Und ich denke keineswegs an Sex, sondern tue es gleich, wenn Hinata einverstanden ist.« Die Luft wog schwer in der Küche und bei der aufgestauten Hitze konnte man beinahe ersticken. Beide funkelten sich angriffslustig an. Kiba fletschte die Zähne, formte die Augen zu schmalen Schlitzen und krallte sich in die Tischkante. Naruto spannte die Schulter an, presste die Kiefer fest zusammen und formte den Mund zu einem schmalen Strich. Die jungen Männer waren kurz davor, sich an die Gurgel zu gehen. »Wuff. Wuff« Neben Kiba tauchte Akamaru auf und sprang bellend auf den Tisch. Er wedelte mit dem Schwanz und senkte den Oberkörper. Dem Anschein nach feuerte er die Shinobis an, obwohl der Ninjahund eher auf Kibas Seite war. Die Aufregung konnte man aus seiner Körperhaltung und lauten Bellen ablesen. »Nicht jetzt, Akamaru«, sagten die Freunde parallel und erlaubten keine Widerrede. Ein enttäuschtes Fiepen entflog Akamaru, der flach auf der Tischplatte lag und den Kopf auf die Vorderpfoten legte. Dabei hatte er große Lust bei dem Kampf mitspielen zu können. »Wieso lässt du dich immer so leicht ablenken?« »Als Freund darf ich wohl an meine Freundin denken und von Ramen träumen. Du hingegen stinkst bloß.« »Was redest du für einen Mist! Ich kann tausendmal besser riechen als du und du stinkst nach diesem fettigen Zeug namens Ramen. Geh du doch duschen oder baden.« »Ich und Hinata haben bereits gestern Abend gebadet. Wann hast du zum letzten Mal Wasser benutzt?« »Gleich kannst du von mir eine streng riechende Flüssigkeit bekommen.« »Auf Gemüsebrühe verzichte ich liebend gern, da genieße ich lieber die Suppe meiner Ramen.« Kiba verzog störrisch das Gesicht und klatschte mit der Handfläche gegen die Stirn. Bestimmt wusste Naruto nichts von seiner letzten Äußerung oder er verwechselte es unbewusst. Bei Naruto konnte er es sehr schlecht einschätzen. Entweder haute er einen genialen Moment nach dem andere raus oder reagierte wie ein Trottel, den alle jetzt liebten und ausspielten. Kurz atmete er tief durch. Ein Streit bedeutete Ärger mit Ino und bei dem Zustand wollte er ihr es nicht antun. Dafür hing sein Herz zu sehr an ihrer Schönheit und Schlagfertigkeit. »Vergiss es! Wir haben Wichtigeres zu tun«, seufzte Kiba und deutete auf die Möhren. Misstrauisch trommelte Naruto mit den Fingern auf dem Holz. Hatte er etwas falsch verstanden? Denn Kiba beendete ohne Grund die Kontroverse und erregte seine Skepsis. Plötzlich lief es ihm eiskalt über den Rücken und verstand den Themawechsel. Falls Ino oder Hinata diesen Streit während des Besuches mitbekamen, hieß es, die dunkle Seite ihrer Liebespartnerinnen kennenzulernen. Hinata setzte den entsprechenden unheimlichen Blick wie Oma Tsunade auf und schlug fast so stark zu wie Sakura. Er begann zu zittern und schüttelte den Kopf. »Hast du es endlich geschnallt? Frauen können gruselig sein, wenn ihre Männer sich wie Kindsköpfe benehmen«, meinte Kiba erleichtert, bis er das Kunai in der Hand umherdrehte. »Bereit für unsere Wette?« Sofort nickte Naruto, dann legte er eine Pause ein und nickte erneut. Indes lockerte er seine Haltung und war wegen sich selbst fuchsteufelswild. Gelegentlich kam sein gewohntes, kindisches Verhalten zurück. Dennoch fing Kiba mit dem Streit durch seine peinlichen Andeutungen an. »Ich habe es verstanden. Echt jetzt!« »Na geht doch! Jetzt nimm das Messer und fange mit dem Schnippeln an.« »Das musst du nicht wiederholen.« »Bei dir weiß man nie. Ständig muss man es dir zweimal erklären.« »Komm runter! Diese Zeiten sind vorbei und ziehe dich warm an. Denn diese Wette gewinne ich im Nu.« »Chaotisch und witzig sein wollen, eine naive Einstellung von dir«, scherzte Kiba mit sarkastischem Unterton. »Du kleiner…«, brummte Naruto und schnaubte verärgert. »Jetzt zähle ich bis drei.« Mit einem Nicken stimmte Kiba dem Vorschlag zu und wusste bereits, dass er so gut wie gewonnen hatte. »Wuff. Wuff.« Naruto murrte unhöflich, da er keine Zeit für Akamarus Spielchen hatte und stach mit der Messerspitze in das Holz. Eigentlich mochte er seine Freunde, egal ob Mensch, Tier oder Pflanze, aber hier ging es um seine Ehre und Ehrenschulden waren Wettschulden. Gegen diesen Draufgänger zu verlieren, kam für ihn nicht infrage. Kiba hingegen entgegnete Akamaru viel zuvorkommender und lenkte seinen Zorn eher auf Naruto, der sauer reagierte. Sein treuer Partner im Alltag und Kampf mischte sich bloß ein. Niemand erwiderte das Bellen seines besten Freundes daher respektlos. Statt den Uzumaki anzuschreien, biss er sich auf die Unterlippe. »Halte dich daraus, Akamaru«, befahlen beide gleichzeitig und staunten nicht schlecht über diesen Zufall. Erst schaute Inos Freund zu dem Ninjahund, dann eine Sekunde später auch der blonde Shinobi. Auf einmal herrschte eine Stille in der Küche, die sich wie ein Kaugummi in die Länge zog. Beide weiteten die Augen und fixierten Akamaru mit offenem Mund. Während dieser in das verpackte Huhn hineinbiss. »Verdammte Scheiße!« »Das ist großer Mist. Echt jetzt!« Kaum stritten sich die Freunde, nutzte Akamaru die Gelegenheit, um das Huhn zu schnappen und endlich die Aufmerksamkeit zu erhalten, die er als Hund verdiente. Alles, war er wollte, war Spielen und Spaß zu haben. Freudig über diese Situation wedelte er mit dem Schwanz und neigte den Kopf nach links. »Akamaru, nein! Leg das Huhn hin und sei ein braver Freund«, bat Kiba ihn um Kooperation. Der Ninjahund schüttelte den Kopf. »Haha! Du kannst nicht mal deinen Hund einfache Kommandos beibringen.« »Das ist jetzt nicht dein Ernst. Wir haben andere Sorgen. Das Huhn war für die Suppe meiner kranken Freundin und mit einer Erkältung im Nacken könnte sie furchterregender sein als eine Katzeninvasion.« »Oh Scheiße!« Wenn einer ihrer Freundinnen unter der Dummheit seiner Wenigkeit sich unwohl fühlte, verwandelte Hinata sich von einem zarten Mauerblümchen zu einer Rose mit giftigen, spitzen Stacheln. Demnach rieb er sich mit den Händen und konnte sich bestenfalls vorstellen, sich daran zu verletzen. »Bleib da, wo du bist, Kumpel«, sprach Kiba behutsam auf Akamaru ein, hob zähmend die Hände hoch und schritt langsam nach vorn. »Mach brav Sitz.« Zum zweiten Mal verneinte Akamaru die Bitte des Chunin. »Dieser Hund kann sturer sein als ein Esel«, dachte Kiba nach und ärgerte sich über seine unterlegende Rolle. »Hast du ihn nicht trainiert?« »Halt die Klappe! Du hast keine Ahnung von trainierten Ninjahunden.« »Meinetwegen.« Augenblicklich hatte Naruto eine Idee, wie er Akamaru schnell überwältigen können. Er formte die Fingerzeichen und erschuf viel Schattendoppelgänger. Siegessicher grinste er über beide Ohren. Als Kiba, Naruto und seine Schattendoppelgänger auf Akamaru zu stürmten, wich er zunächst mit einem Salto aus, dann duckte er sich, sprang über Kibas Kopf und lief über Narutos Rücken auf einen der Küchenschränke. Mit einer stolzen Pose saß er rechts neben dem Herd. »Ich bin beeindruckt, aber auch wütend auf dich, Akamaru«, äußerte sich Kiba. »Weniger reden, mehr kämpfen«, schrie Naruto, zum Angriff bereit. Akamaru sprang auf die Mitte des Tisches und jaulte auf, als vier Hände ihn an den Pfoten packten, denn zwei Schattendoppelgänger von Naruto hatten sich unter dem Tisch versteckt. »Gut gemacht, Naruto.« »Volltreffer!« Kiba, Naruto und seine anderen zwei Schattendoppelgänger verfolgten das gleiche Ziel, wonach alle sich auf den Ninjahund stürzten, ohne vorher einen Plan abzusprechen. Köpfe prallten gegeneinander und landeten mit einem ohrenbetäubenden Krachen erst auf das Möbelstück, dann mit einem entzweiten Tisch auf dem Boden. »Autsch! Mein Schädel brummt«, stöhnte Kiba und rieb sich die pochende Stelle. »Das tat weh. Echt jetzt!«, fuhr Naruto mit einer blutenden Nase fort. »Wuff. Wuff. Hmhhmm!«, fiepte Akamaru und ließ das Huhn los.     Ino holte tief Luft. Das Poltern und Krachen verhießen nichts Gutes, denn es kostete auf alle Fälle Geld. Wieder hatte sie einen Niesanfall und hielt sich den Kopf. Neben ihr reichte Hinata ihr ein Taschentuch, welches Ino mit einem dankerfüllten Lächeln annahm und nochmals hineinschnaubte. Sie machte drei Kreuze im Kalender, wenn sie gesund wurde. Trotzdem gewann der Unmut in ihr die Oberhand. »Nichts gegen dich, Hinata, aber wenn etwas kaputtging, muss Naruto tief in das Portemonnaie greifen.« »Ich bin ganz auf deine Seite. Naruto muss aus seinen Fehlern lernen, genau wie Kiba.« Überrascht blinzelte Ino sie an. In Hinatas Satz ertönte ein strenger Unterton, der keine Widerworte erlaubte. Daraufhin grinste sie stolz über ihre selbstbewusste Entwicklung. Frauen sollten stets zusammenhalten. »Danke, du bist ein wahrer Schatz«, lobte sie ihre Freundin. »Von dir und Sakura habe ich viel gelernt«, kicherte Hinata und half Ino aus dem Bett. »Keine Sorge! Die aufkeimende Wut schenkt mir genügend Kraft.« »Das erkenne ich an deinem aufgezwungen Lächeln, dass mehr zittert, als erstarrt.« Die Kunoichi zog sich die fliederfarbenen Pantoffeln an und band die langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Flüchtig überprüfte sie ihre Standhaftigkeit, um nicht bei der Standpauke umzukippen und war dann zufrieden, als sie ohne Hilfe und mit aufrechtem Gang die Tür erreichte. »Sag bitte Bescheid, wenn du meine Unterstützung brauchst.« »Darauf kannst du dich verlassen, Hinata«, zwinkerte sie und ging über die Türschwelle. Das Schlafzimmer befand sich im zweiten Stockwerk und die Küche lag direkt am Anfang des unteren Flurs. Also blieb die Treppe als einziges Hindernis übrig. Von unten waren Getuschel und Gewinsel zu hören. Falls eine ihrer Lieblingsblumenvasen in tausend Splitter zerbrach, konnten Kiba und Naruto sich warm anziehen. Hinata verkniff sich ein freches Schmunzeln, indem sie die Gesichtsmuskeln anspannte und die Lippen fest zusammenpresste. Ohnehin hegte sie die Hoffnung, dass der Lärm keinen Ärger mit sich zog, doch sie kannte ihr ehemaliges Teammitglied und ihre erste Liebe viel zu gut. Es endete vollauf in einer Katastrophe. Sie nahm sich Naruto vor und Ino kümmerte sich um Kiba. Das konnte der erste gemeinsame Denkzettel der Paare sein. »Ich werde mir auch Naruto verknüpfen.« »Nur, wenn du gut augmentieren kannst«, konterte Hinata. »Naruto gehört mir!« Prompt blieb Ino stehen und blickte sie absprechend an. Im Flur legte sich ein stiller Schleier, der federleicht in der Luft, aber im Herzen schwer wog. Sie schnaubte empört. »Traust du mir keine zwei Kerle zu, die ich zusammenfalten will, nur weil ich erkältet bin?« Auch Hinata stoppte in der Bewegung, erfasste den giftigen Blick Inos, den sie auswich und eine Haarsträhne um den Finger wickelte. Womöglich hatte sie einen Nerv getroffen. Mit dem bereits leicht gesunkenen Fieber regte sich ihre Freunde schneller auf als sonst. Sie musste die Ruhe bewahren und die Sache aufklären. »N-Nein! Damit wollte ich nicht…«, stutzte Hinata, als sie Ino wieder ansah, fand aber den Mut zurück. »Ich meine, du darfst dich nicht überanstrengen, damit brichst du allen die Herzen.« Nach Hinatas Antwort öffnete Ino den Mund, doch kein Ton kam heraus, sodass sie ihn wieder schloss. Jetzt machte es bei ihr Klick und die Gesichtszüge wurden weicher. Bedauern spiegelte sich in ihren Augen wider. Sanft umschloss sie Hinata Hand und hob die Mundwinkel hoch. »Es tut mir aufrichtig leid. Du trägst keine Schuld und … hatschi … «, entschuldigte Ino sich und wechselte die Richtung, als sie niesen musste. »Verdammte Erkältung.« »Das weiß ich doch. Warte, hier hast du ein Taschentuch.« »Danke. Ich verspreche dir, nach der Standpauke werde ich mich ausgiebig erholen. Deal?« »Deal, Ino«, schmunzelte sie und nickte. Der Floristin fiel ein Stein vom Herzen. Hinata war viel zu gutmütig für diese Welt. Zum Ausgleich würde sie ihre Freundin in das neue Café einladen, welches einzigartige Gerichte und Speisen anbot. Sodann ging Ino weiter. Länger wollte sie die Strafpredigt nicht verschieben und rieb sich freudig die Hände. Es gab selbstverständlich keine Gewalt, es konnte nur laut und peinlich werden. Hinata kicherte bei Inos dämonischer Freude und verstand sie bei einigen Umständen. Da mochte sie dann für gute Stimmung zu sorgen. Die Lösung bezog sich auf den Tee. Ihr Vater erwähnte stets stolz und streng, dass Tee mehr als Blättersuppe war, es reinigte Körper und Geist von negativen Einflüssen. »Wenn du unserer Männer belehrst, kann ich Tee zubereiten. Wo befinden sich die Teebeutel und welche Sorte bevorzugt du?« »Geniale Idee. Die Teebeutel sind im Küchenschrank, links neben dem Herd und stehe ich derzeit auf den milden Kamillentee.« »Kamillentee hilft auch gut gegen die Erkältung. Das ist perfekt.« Als Ino die erste Treppenstufe betrat, ertönte ein lautes Knarzen und unten wurde es totenstill. Das hatte Ino sich gedacht. Im Inneren brummte sie wie eine hungrige Löwin, von außen versiegelte sie die Lippen und schluckte den Klageton hinunter. Mit zügigen, aber vorsichtigen Schritten ging sie die Treppe herab, atmete tief durch und wagte den Blick in die Küche. Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Nichts. Alles schien in Ordnung zu sein. Der Tisch, die Schränke und alles andere standen an ihren Plätzen. Ino legte die Stirn in Falten. Etwas stimmte hier gewaltig nicht. Es war zur Hälfte ihr Haus und dafür kämpfte sie mit eiserner Faust. Argwohn spiegelte sich in Gestik und Mimik wider. »Was ist hier los? Ich will keine Ausreden oder Lügen von euch!«, befahl die Kunoichi und stemmte die Hände in die Hüfte. »Es war ziemlich laut hier unten.« Neben ihr erschien Hinata, die genauso überrascht reagierte und den Kopf schieflegte. Es roch nach Ärger und zugleich Motivation. Gab es dazu überhaupt Düfte? »Ino? Du musst doch das Bett hüten«, sorgte Kiba sich um seine Freundin und schwieg, als er ihren eisernen Blick entdeckte. »Ähm … das können wir erklären.« Kiba rieb sich den Nacken und sein Blick glitt zu Naruto, der nur grinsend sowie überraschend ruhig auf dem Küchenstuhl saß. Das kopierte er gekonnt. Wie Hinata nutzte er die Kraft in der Ruhe aus und wandte sich zu seiner Freundin. »Es gab einen kleinen Unfall, aber wir haben es gemeinsam behoben.« »Ihr habt euch umsonst Sorgen gemacht. Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr. Echt jetzt!«, beteuerte der blonde Ninja und hörte sich dabei ein bisschen enttäuscht an. Die Hyuuga fiel beinahe aus allen Wolken. Naruto und Kiba drehten den Spieß um. Bevor Ino reagieren konnte, setzte sie ihren Plan in die Tat um und suchte nach dem Kamillentee. Soeben hatte sie auch Durst auf diese Kräuterteemischung, die Ino zurzeit sehr genoss. »Seit wann könnt ihr solche Witze erzählen?« Sarkasmus und Zweifeln umschmeichelten ihre Worte, außerdem zog sie die Augenbrauen zusammen. Trotz ihres Bauchgefühls fand sie keine Beweise, ob Wahrheit oder Lüge resultierte. Die Möbel standen aufrecht, das Gemüse wurde geschnitten, zwei Kunais lagen akkurat daneben und es brannte kein Feuer. Scheinbar übersah sie ein winziges Detail, welches das Puzzle vervollständigte. »Mein Blümchen, ich reiße keine Scherze, weil ich die Wahrheit sage.« »Nur du? Stellst du mich als Lügner hin, oder was?« »Nein! Ich meine, wir sind ganz ehrlich zu euch. Das Problem wurde gelöst. Bitte vertraue mir.« Dann setzte Kiba schweres Geschütz auf und verwendete den Hundeblick, nur etwas dezenter und auf seine Art und Weise. Manchmal verhielt sich Ino schlagfertig und eiskalt, doch hinter diesem verzweigten Gebüsch blühte eine zarte Blume im Sonnenlicht. Wie Kiba auf diesen Vergleich kam, wusste er nicht und lächelte sie offenherzig an. Schließlich sagte er die Wahrheit. Von Fuß bis Kopf mustere Ino ihren Freund, um sich ein genaueres Bild zu machen. »Also gut! Ich gebe euch eine Chance und … hatschi …«, sagte Ino nachgiebig und nieste in das Taschentuch von Hinata. »Und danke für das Gemüse schneiden.« »Gesundheit«, wünschten alle ihr gleichzeitig. »Danke sehr.« Ihre Lippen formten sich zu einer Mondsichel. Auch wenn diese zwei Kleinkinder sich wie zwei Teufelchen in Engelsgestalt aufführten, hatte sie kein Interesse, diesen Besuch ungenießbar zu machen. Dessen ungeachtet hielt sie Augen und Ohren offen. Erst dann lohnte sich die Geduld. »Ich danke dir, meine Himmelblüte. Darf ich dich dafür küssen?« Ihm war die Ansteckungsgefahr egal. Allseits bereit küsste er ihre weichen und vollen Lippen, die nach Flieder-Lipgloss schmeckten. Folglich leckte er sich über die Lippen und wollte sie umarmen. Kiba ahnte auch, dass Ino es ihm nicht leicht machte, denn er erkannte ihre Abwehrhaltung. »Nein, danke. Ich will nicht als Nächstes dich gesund pflegen. Du bist dann unausstehlich«, konterte Ino und schüttelte den Kopf. »Falls du mir deine Liebe beweisen willst, dann koche endlich diese Hühnersuppe.« Der Shinobi verzog den Mund zu einer gekränkten Schnute. Hinter sich hörte er Naruto herzhaft lachen. »Was immer du möchtest, meine Liebe. Du bekommst deine Hühnersuppe«, murmelte Kiba und drehte sich zu seinem Gast um. »Lache weniger und hilf mir lieber!« »Jetzt sei keine Spaßbremse, du unausstehlicher Kerl.« Kiba stieß ein tiefes Brummen aus. Naruto war gerade keine große Hilfe, obwohl er sich auch nicht besser benahm und mit seinen Schattendoppelgänger alles verkomplizierte. In der Stille bemerkte er eine Kleinigkeit, die er plötzlich wahrnahm und sichtlich alles zunichtemachte. »Ähm … Leute«, unterbrach Hinata den ruhigen Moment und legte die Teepackungen auf den Tisch. »Warum hält Akamaru das Huhn im Maul?« Sie deutete auf den Ninjahund, der unter dem Tisch vorkam und sich vor dem Herd platzierte. Verblüfft blinzelte sie. Als Team 8 Mitglied kannte sie seine Gewohnheiten. Aus diesem Grund lächelte sie, kniet sich neben Akamaru und kraulte ihn hinter dem rechten Ohr. Ino hingegen reagiert empört und starrte die Männer aufdringlich an. »Nicht schon wieder«, seufzten Kiba und Naruto synchron. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)