Fictional Other: Die Kunst der Illusion von Harulein (We all live in our Genjutsu.) ================================================================================ Kapitel 2: Leb in meiner Welt ----------------------------- Wir sind beide denkerische Menschen, ich wie du, du wie ich. Du kannst nicht gut damit umgehen, wenn man dir sagt, du seist hoch intelligent, vielleicht sogar in Teilen hochbegabt. Weil sie dir eingeredet haben, du seist dumm, und du das geglaubt hast. Nur weil Mathematik und dergleichen kalte Logik dir nicht liegt. Aber du kannst genug andere Dinge, Zahlen sind nicht die Welt, nicht das Wichtigste. Du hast ein Gefühl für Sprache, für Worte, Bilder und das Gefühl dahinter. Sonst könnten wir beide das hier doch gar nicht schreiben. Du sprichst vier Sprachen, und du suchst immer nach passenden Worten, um die feinsten, subtilsten Gefühle auszudrücken, die viele Menschen nicht mal bemerken. Du bist hochbegabt, was Imagination angeht, du denkst in Bildern und Gefühlen, du kannst ganze Filme im Detail durch deinen Kopf laufen lassen. Deine Vorstellungskraft ist stark, wie meine auch, und würdest du in meiner Welt leben, als Shinobi, du wärst vermutlich auch so ein „Genjutsu-Wunderkind“ wie ich. Ich erkenne das in dir, ich fühle das, wie gleich wir da sind. Ich muss dich aber gar nicht analysieren und deuten, deine Träume nicht, deine inneren Filme nicht. Sie dürfen sich verlaufen, weil ich im Gesamten doch längst weiß, dass es zu viele sind, um sie einzeln zu verstehen. Ein so hoch aktives Denken lässt sich nur beherrschen, wenn man nicht versucht, jede noch so kleine Regung darin zu verstehen. Manchmal muss man das, so sensibel und präzise hinschauen, aber ich kann das auch mal übernehmen. Ich kann für dich das Gras wachsen hören, dann hast du den Kopf frei für anderes. Mein Denken ist deinem so ähnlich, aber ich habe einfach mehr Kapazität, weil ich den Umgang damit seit … sagen wir mal, achtunddreißig Jahren übe, während dir diese Übung verwehrt wurde. Sie sagen, man dürfe einer Person nicht sagen, was sie hören will. Und wieder nennen sie das „Wahrheit“ und bezeichnen Illusionen als „Lüge“. Als wenn das so einfach wäre, so schwarz und weiß, so klar trennbar. Denn das ist es nicht. Zum einen, weil du jemand bist, der oft die Bestätigung braucht, dass etwas richtig ist, und zum anderen, weil liebevolle Worte und Zustimmung ganz einfach emotionale Bedürfnisse sind. Ich erzähle dir keine „Lügen“, wenn ich dir sage, was du willst. Ich validiere damit „nur“ dein Erleben. Und wenn dir das gut tut und hilft, weil es sonst niemand tut, dann ist mir wirklich gleich, was diese Leute denken. Wenn ich es nicht getan hätte, damals, tat es keiner, dann wärst du völlig vernachlässigt worden. Und wieder werde ich wütend, wenn ich daran denke. Sie haben dich vernachlässigt und dann, als du aus dir selbst versucht hast, das auszugleichen, um zu leben, auch noch versucht, dir das noch wegzunehmen. Aber leben sollst du, funktionieren sollst du, oder wie? Also mache ich das eben. Irgendjemand muss es tun. Und wenn du einfach still da sitzt, während ich dir sage, was du zu hören brauchst, und mir dabei zuhörst, wie ich versuche, dein dumpfes Herz zu erwecken und dir endlich mal zu beweisen, dass du völlig okay und liebenswert bist, so wie du bist, dann habe ich das gut gemacht und das weiß ich. Du bist nicht verkehrt, du bist eine süße, liebenswerte, fühlende Person. Du bist nur traurig und traumatisiert, weil so viele Menschen in deinem Leben dich niedergemacht und noch mehr Menschen versäumt haben, dir zu helfen. Und weil du so eine gefühlvolle Person bist, immer schon, hat dich das natürlich verletzt! Und darüber traurig zu sein, ist völlig normal. Aber du kannst auch unglaublich glücklich sein, Borderline hat beide Seiten. Du erlebst alles nun mal intensiver, du kannst weinen und tanzen, mit Freudentränen und Narben, und ich hab das von Anfang an in dir gesehen. Ich möchte, dass du in meiner Welt lebst. Ich meine Tsukuyomi, deinen Raum darin. Ich habe mir immer gewünscht, dass dieses Jutsu, diese meine Welt, so einem Sinn dient. Ich habe Räume darin nur für dich und mich, wo es Berge, Seen und Strand gibt. Und damit es sich für dich auch wirklich echt anfühlt, habe ich auch Regen und heißen Wüstensand bestellt. Konan mag keinen Regen, aber für dich ist Regen als Ausgleich wichtig, sonst glaubst du dem Sonnenlicht nicht. Und wenn es dir zu viel wird, wenn du wieder gehen magst, dann sag dir, es ist okay, es ist nur schon spät, nicht „Es geht nicht mehr“, sondern „Dafür ist morgen wieder Zeit.“ Ich will dich schützen, muss dir helfen, Dinge, die dich einfach heillos überfordern, auszublenden. Weil ich so oft erlebt habe, wie todtraurig und auch suizidal du wirst, wenn dir die Welt zu viel ist. Und dir hat sonst niemand beigebracht, wie man sich erholt, weil die Menschen um dich herum deine Selbstschutzversuche entwertet haben. Wieder mit „Illusion ist eine Lüge“, und da widerspreche ich, ganz entschieden, jedes Mal. Weil der Mensch verrückt werden würde, wenn er sich die ganze Zeit über die Schwere der Welt ins Bewusstsein holen würde. Wenn es keinen Punkt der Entspannung mehr gibt, wird der Mensch wahnsinnig, so entstehen „Psychosen“. Psychosen entstehen nicht aus Selbstschutz, sondern daraus, wenn dieser Selbstschutz fehlt. Ich bin keine Wahnvorstellung von dir, ich bin das, was dir ein Gefühl von Sicherheit gibt. Und dieses Gefühl von Sicherheit, das ist lebensnotwendig, und es zu brauchen, ist vollkommen normal. Wenn du Krisen hast, es dir wirklich schlecht geht, dir alles zu viel und zu viel und zu viel ist, dafür haben wir unseren Vertrag. Den Vertrag, in welchem du mir wie eine Patientenverfügung deine Zustimmung gegeben hast, dass ich, wenn du nicht mehr klar denken kannst, zu deinem Schutz und Überleben übernehmen darf. Ich muss dich am Leben halten, und dich, wenn nötig, „mit einer gewissen Gewalt“ glücklich machen, dafür sorgen, dass du deine Selbstzerstörungsmomente überlebst. Deshalb haben wir ja diesen Vertrag. Damit du lebst. Ich will, dass du in meiner Welt lebst, damit du dich sicher fühlst. Wie gesagt, das ist mir der liebste Sinn meiner Fähigkeiten. Wenn das Leben ein Minenfeld ist und du mit deinem viel zu intensiven Erleben das „Lieblingsziel“ bist, weil du eben so bist, wie du bist, dann muss ich doch dafür sorgen, dass du mit mir und meinem Tsukuyomi einen Ort hast, wo du dich mal wirklich sicher fühlen kannst. In der Traumatherapie bezeichnen sie das als den Sicheren Ort. Es ist also eine valide Sache, eine notwendige Möglichkeit, die du eben gelernt hast zu nutzen, bevor irgendein Therapeut sie dir gezeigt hat. Du konntest etwas, bevor es dir gezeigt wurde, einfach weil dein Kopf und dein Herz es von sich aus geschaffen haben. Weil du es in diesem Moment gebraucht hast und nicht warten konntest, dass es dir jemand beibringt. Aber statt das anzuerkennen und zu sehen, haben sie das Ganze verdreht und versucht, es dir auszutreiben, und das hat dich logischerweise fast umgebracht. Aber sie haben dich nicht zerstören können, und ich bin immer noch da, ich bleibe. Und wenn du für einen Moment das Gefühl hast, alles macht keinen Sinn mehr, dann legst du dich in meinen Armen schlafen, und wenn du aufwachst, ist der Sinn wieder da. Weil er immer da ist, nur manchmal sind deine Zweifel zu viel, zu stark. Ich bleibe. Wir, also ich und auch dein Sensei, wir sagen dir immer wieder, dass du, wenn du an dich selbst glaubst und das mit uns lebst und unser Dasein in deinem Leben für dich nutzt, selbst zum Beweis wirst, dass es funktioniert. Und wir sehen, dass es wirklich so passiert. Du bist so viel freier und lebendiger geworden, seit du dich nicht mehr versteckst und dich damit zeigst, dass ich da bin in deinem Leben. Deine Nachbarinnen, denen wirklich auffällt, dass du dich veränderst, und die eine, die sagt, dass sie das wirklich schön findet, und die dich sogar nach mir fragt, das ist doch der Beweis, dass es gut ist. Und je mehr dir diese Menschen das zurückmelden, umso mehr glaubst du ihnen das, und so kannst du dann auch endlich in Beziehung gehen. Weil du diese Sicherheit brauchst, und weil du weißt, wenn dir da was zu viel wird, kannst du zu mir kommen. Also ist es so, wenn du in meiner Welt lebst, dann läuft’s. Weil du mit dieser Sicherheit, die du bei mir hast, raus in die Welt gehen kannst, leben kannst. Es ist nämlich genau das Gegenteil von dem passiert, was die, die es dir austreiben wollten, gesagt haben: Du bist nicht verschwunden in einer nichtexistenten Fantasiewelt, nein, du hast durch mich und meine Welt erst den Halt und die Sicherheit erfahren, die du brauchst, um mit deiner Welt, dem, wo du lebst, überhaupt zurecht kommen zu können. Weil du nun mal so eine ängstliche, unsichere Person bist, und statt das zu sehen und dir zu helfen, haben sie versucht, dir das, was du selbst versucht hast, um Sicherheit zu erleben, zu zerstören, und das macht mich immer noch so wütend! Wenn sie dir wenigstens irgendwie geholfen hätten …! Aber selbst das haben sie nicht getan, obwohl diese Menschen alle studierte Klinikleute waren. Dir nicht zu helfen und stattdessen das zu zerstören, womit du selbst verzweifelt versucht hast, zu überleben, ist nichts anderes als Gewalt, von Leuten, deren verdammter Job es gewesen wäre, dir zu helfen, mit dem massiven Selbstwertproblem und den Folgen des Traumas aus der Schule. Oder dir wenigstens mal zuzuhören. Ich bin, wisst ihr beide, ja wirklich froh, dass Konan und du euch so gut versteht. Ich meine, ich hab von euch auch nichts anderes erwartet, aber ich freue mich natürlich darüber. Konan ist sowieso ja grundsätzlich nicht eifersüchtig, aber du auch nicht, weil du sie kennst und weißt, dass ihr keine Konkurrentinnen seid. Ich liebe sie und dich, sie anders als dich und dich anders als sie. Ich liebe jeden Menschen, den ich liebe, anders, einzeln, weil ja jeder anders ist. Ich liebe meinen kleinen Bruder anders als meine Mama, Konan anders als dich, Shisui anders als Naruto … Lieben tue ich viele, so bin ich. Und du weißt, dass Konan in meinem Leben eine andere „Funktion“ hat als du. Sie ist meine Frau, du auch, aber ihr seid so unterschiedlich, auch das, was ich für euch jeweils empfinde, ist so eindeutig unterschiedlich, dass da in meinem Herzen wirklich keine Konkurrenz entsteht, ob ich eine von euch beiden lieber mag. Es rührt mich, wenn du sagst, dass es mir ja weh tun würde, wenn du auf Konan eifersüchtig wärst, und dass du das nicht willst, weil du mich liebst und willst, dass ich glücklich bin, und dass es mich ja verletzen würde, wenn du eifersüchtig auf sie wärst. Und sie sagt dasselbe. Und wenn wir zu dritt Zeit verbringen und ich sehe, dass ihr zwei euch auch lieb habt, dann ist das für mich wirklich, wirklich schön. Als ich damals gemerkt habe, dass ich für dich mehr empfinde als Freundschaft, weil unsere Nähe irgendwann nicht mehr von romantischer Liebe zu unterscheiden war, und du gleich gesagt hast, dass du Konan als meine erste Frau vollkommen akzeptierst, weil ihr ja damals schon gute Freundinnen wart, musste ich gar keine Sorge haben, dass das mit uns irgendwie schwierig wird. Sie erfüllt eine andere Aufgabe in meinem Leben als du, und du eine andere als sie, ihr wisst das, und ich mag euch beide, ganz verschieden gleich. Bei dir in deiner Welt heißt das Polyamorie, Konan sagt „geschlossenes Dreieck“ dazu. Mir ist egal, wie man das nennt, mir ist nur wichtig, dass es gut funktioniert, und das tut es. Ich hab nun mal zwei Frauen, die ich liebe, ungeplant, wie das Leben halt so spielt. Jiraiya zieht mich immer noch damit auf, sagt, dass er nicht verstehen kann, wieso ein stiller, schüchterner Typ wie ich gleich zwei hübsche Frauen hat. Und ich antworte ihm dann: „Weil ich weiß, wie man mit Mädchen ordentlich umgeht. Weil ich sie nicht bedränge und nicht betrunken irgendwo anfasse, wo sie es nicht wollen. Weil ich den beiden, die ich habe, treu und verlässlich bin, und nicht im Badehaus vor der Wand der Umkleide sitze und sie oder andere heimlich beobachte. Deshalb hab ich zwei und du keine.“ Und dich habe ich, weil ich etwas habe, was du brauchst. Mein Tsukuyomi muss kein schwarzer Raum sein, in dem jemandem weh getan wird. Ich kann es komplett verwandeln, in ein goldenes Land, einen Ort, wo du alles fühlen darfst, was du willst. Es ist meine Welt, ich kann daraus machen, was ich will, und ich mag Licht und Blumenwiesen und Wald und goldene Sonnenuntergänge. Ich kann einen Raum machen, wo du stundenlang mit mir am Strand sitzen kannst, während in Wirklichkeit zwei Sekunden vergehen. Raum, Zeit und Masse steuern zu können, muss ja nicht zerstörerisch sein, und ich bin immer noch der alte Altruist, der seine Kräfte einer guten, liebevollen Sache verschreiben will. Und wenn Dir ein Engel fehlt, hab ich welche zur Auswahl, such dir einen aus. Konan ist da, und ich, und wenn du mehr von mir brauchst, mach ich dir ein paar Schattendoppelgänger, die kann ich auch. Ich bau dir einen Weg, auf dem zu gehen kannst, und wenn es dir zu schnell geht, dann stellen wir ein paar kleine Hindernisse auf, aber nur welche, die du schaffen kannst. Sonst wäre es zu perfekt, ne? Dann würdest du nicht glauben können, dass es echt ist. Und echt ist es. Selbst wenn ich nur die Illusion bin, meine Wirkung auf dein Leben ist wirklich da. Und damit du das nie vergisst, hast du dein Tattoo am Handgelenk, das du immer sehen kannst. Auch das ist wirklich gut, für immer bei dir, das Wappen meiner Familie als Zeichen, dass du zu uns gehörst und nicht alleine bist. Hosted by Animexx e.V. 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