ReoNagi 5+1 von Suga-chan (Zwei One Shots über ihre Beziehung) ================================================================================ Kapitel 1: Fünfmal, als Nagi nicht überrascht war + Einmal, als er überrascht war --------------------------------------------------------------------------------- Fünfmal, als Nagi nicht überrascht + Einmal, als er überrascht war Genervt sah Seishirou auf seinen Handybildschirm. Schon wieder hatte er das Level nicht geschafft. Wenn das so weiterging, würde er mit dem Level heute sicher nicht mehr fertig werden. So ein Mist auch. Er legte sein Smartphone beiseite und drehte sich auf den Rücken. Als er aus dem Fenster sah, bemerkte er, dass es langsam dunkel wurde. Damit also langsam Zeit, um ins Bett zu gehen. Heute war Seishirou in der Schule ein Gedanke gekommen, der ihm in letzter Zeit immer wieder durch den Kopf wanderte. Er fragte sich, ob es in seinem Freundeskreis eigentlich ein Paar oder sogar mehrere gab. Bisher hatte noch niemand offiziell eine Beziehung verkündet, auch wenn er fand, dass manche seiner Freunde sehr offensichtlich waren, wenn es um ihre Gefühle ging. Eigentlich war Seishirou niemand, der sich wegen solchen Dinge den Kopf zerbrach, aber er fand, dass es in letzter Zeit sehr zugenommen hatte, was Blicke, die einander zugeworfen wurden, oder Berührungen, die „rein zufällig“ mit voller Absicht passierten, anging. Nun gut, wenn niemand seiner Freunde dazu bereit war, eine Beziehung öffentlich zu machen oder der entsprechenden Person, seine Gefühle zu gestehen, konnte es Seishirou eigentlich auch egal sein. Immerhin musste jeder selbst wissen, wie er mit seinen Gefühlen umging. Das tat Seishirou mit seinen eigenen Gefühlen ja ebenfalls. ♡ 1 ♡ „Ist das denn zu glauben?!“, entfloh es Karasu plötzlich. Wie immer am Montagmorgen hatte sich die Freundesgruppe von Seishirou vor dem Unterricht auf dem Schulhof getroffen, um sich kurz über das Wochenende auszutauschen, bevor es für sie in ihre jeweiligen Klassen ging. „Was läuft denn mit dir falsch?“, fragte Chigiri, der neben Karasu stand, skeptisch und entfernte sich ein paar Schritte, da er ihm halb ins Ohr geschrien hatte. „Wahrscheinlich ist er wieder der Meinung, die Aushilfslehrerin mit dem Konrektor gesehen zu haben. Dabei kann ich mir immer noch nicht vorstellen, dass sie auf so einen alten Sack steht“, meinte Reo grinsend zu Chigiri. Damit war nun auch Seishirous Interesse geweckt und er blickte von seinem Handy auf. „Ach, haltet doch beide den Mund! Ich habe doch schon gesagt, dass ich mich da eventuell geirrt habe! Es geht hier um etwas anderes!“, beharrte Karasu weiterhin und sah echt genervt davon aus, wie er gerade behandelt wurde. Reo und Chigiri grinsten sich nur an. „Sind das da etwa Yukki und Hiori, die Händchen halten?“, kam es jetzt von Otoya, der als Einziger in die Richtung gesehen hatte, in die Karasu zuvor gesehen hatte. „Danke! Wenigstens einer, der mich versteht!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu Yukimiya und Hiroi, die tatsächlich Händchen haltend auf sie zukamen. „Ich glaub es ja nicht“, entfuhr es auch Reo und Chigiri neben ihn sah genauso erstaunt aus wie er. Seishirou ließ sein Handy sinken und sah die beiden entgegen. Er verstand nicht, warum die anderen so ein Aufheben darum machten, dass die beiden jetzt wohl ein Paar waren. Er wunderte sich mehr darüber, dass die beiden sich erst jetzt so zeigten. „Hallo ihr fünf“, begrüßte Yukimiya die Fünfer-Gruppe, als er und Hiori bei ihnen ankamen. Dabei hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Irgendwie war Seishirou in diesem Augenblick froh, dass seine Freundesgruppe nicht vollständig war, da das Chaos ansonsten wahrscheinlich noch größer geworden wäre. „Guten Morgen“, sagte nun auch Hiori und tauschte einen kurzen Blick mit Yukimiya aus. „Sag mal, wollt ihr uns verarschen!? „Hallo“?! „Guten Morgen?!“ Solltet ihr nicht lieber mit einer Erklärung um die Ecke kommen?! Seit wann geht das mit euch?“ Karasu die beiden vollkommen fassungslos an. „Aber echt jetzt, Mann. Jetzt hau schon raus, wie das zwischen euch passiert ist!“, stimmte Otoya ihm zu. Seishirou fragte sich, ob die beiden so stark reagierten, da sie Yukimiyas beste Freunde waren. Gleichzeitig stellte er sich selbst auch die Frage, ob er auch sie reagieren würde, wenn Reo eine Beziehung vor ihm verheimlichen würde. Wahrscheinlich schon. Aber mehr aus anderen Gründen. „Mich würde es auch interessieren. Ich meine das nicht böse, aber ich hätte echt nicht gedacht, dass dort etwas zwischen euch läuft.“ Chigiri schüttelte verwirrt den Kopf. „Ja, das ist definitiv die Überraschung des Tages“, ging Reo mit den anderen mit. Diese Aussage ließ Seishirou stutzig werden. „Warum Überraschung des Tages? Es war doch offensichtlich, dass die beiden Gefühle füreinander haben“, sagte Seishirou und sah in die Runde. Von Reo, Chigiri, Karasu und Otoya blickten nun von dem Liebespaar zu ihm. Hiori schüttelte amüsierte den Kopf, während Yukimiya leise lachte. „Danke, Nagi, dass du der Einzige bist, der hier gerade nicht durchdreht“, meinte er schmunzelnd und wandte sich dann zu Karasu und Otoya, die von allen am neugierigsten waren, „Um eure Fragen zu beantworten: Yo und ich haben schon länger gemerkt, dass wir Gefühle füreinander haben.“ Yukimiya warf seinem kleineren Freund einen verliebten Blick zu, der von diesem erwidert wurde. „Ja und dann haben wir dieses Wochenende in Ruhe darüber geredet und uns dafür entschieden, dass wir es gerne miteinander versuchen wollen“, beendete Hiori die Erzählung und drückte die Hand seines Freundes. Seishirou musste zugeben, dass die beiden schon süß zusammen waren. „Okay, ihr seid echt süß zusammen. Auch wenn ich immer noch sauer bin, dass du uns nichts davon gesagt hast. Ein toller bester Freund bist du!“, beschwerte sich Karasu, obwohl eindeutig herauszuhören war, dass er dies nicht ganz ernst meinte. Chigiri stieß ihn trotzdem in die Seite. „Jetzt sei mal nicht so“, ermahnte er ihn und lächelte anschließend das neue Paar in ihrer Runde an, „Ich freue mich auch sehr für euch. Ihr passt gut zusammen.“ „Dank dir, Chigiri“, bedankte sich Hiori mit einem schüchternen Lächeln und lehnte sich dabei an Yukimiya, dem er ein weiteres Lächeln schenkte. So sah wohl die wahre Liebe aus. Otoya lachte währenddessen Karasu aus, der sich die Seite rieb und Chigiri böse anschielte, während Reo über die Situation nur den Kopf schütteln konnte. „Ich habe doch gesagt, dass ich mich gefreut habe!“, maulte Karasu und wandte sich dann Seishirou zu, „Sag mal Nagi, was hast du eigentlich damit gemeint, als du meintest, es wäre offensichtlich mit unseren beiden Herzchen hier?“ Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden lenkte sich jetzt wieder auf Seishirou, dem das eigentlich gar nicht so recht war. Er verstand auch nicht, warum Karasu das jetzt so interessierte. „Ich muss Karasu an dieser Stelle zustimmen. Ich bin da auch etwas neugierig“, stimmte Yukimiya zu, während er einen Arm um Hiori legte, der die Nähe sichtlich genoss. Seishirou runzelte die Stirn. „Weil es halt offensichtlich war. Ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll, aber habt ihr nie die Blicke bemerkt, die die beiden sich zugeworfen haben?“ Fragend ließ Seishirou seine Augen über die Runde wandern. Reo und Chigiri tauschten einen Blick miteinander, aber schüttelten dann die Köpfe. Otoya wirkte auch verwundert über diese Aussage, während Yukimiya und Hiori beide lächelten. Karasus und Seishirous Blick trafen sich, wobei Letzterem das Grinsen, welches auf dem Lippen seines Gegenüber erschienen war, überhaupt nicht gefiel. „Ich glaube, dass du einen besonderen Sinn für Gefühle hast, Nagi. Eine Liebessinn sozusagen!“, witzelte Karasu und fand sich wohl besonders lustig. Seishirou sah nur gelangweilt an. „Was laberst du da? So etwas gibt es doch gar nicht“, behauptete er felsenfest und widmete sich wieder seinem Handy. Das war doch nur lächerlich, was Karasu von sich gab. „Ach ja? Das werden wir ja noch sehen.“ Natürlich musste Karasu das letzte Worte haben. Seishirou sollte das nur recht sein. Ihm war es ja vollkommen egal. ♡ 2 ♡ „Ich kann immer noch nicht so ganz glauben, dass Yukimiya und Hiori wirklich ein Paar sind. Das kam für mich immer noch so plötzlich“, sagte Isagi und schüttelte den Kopf, während er zu dem Paar sah, die ein paar Plätze entfernt von ihnen saßen. Es war der Beginn der Mittagspause und so langsam kamen alle in der Mensa an. Gerade saß Seishirou zusammen mit Isagi, Yukimiya, Hiori, Reo und Tokimitsu an seinem Tisch. Der Rest ihrer großen Freundesgruppe würde noch nachkommen. Seit zwei Wochen waren Yukimiya und Hiori jetzt ein Paar und einige von ihnen waren immer noch sehr verwundert darüber. Natürlich hatte es sich auch herumgesprochen, dass Karasu behauptete, dass Seishirou eine Art Liebessinn hatte. Besagter fand es nach wie vor lächerlich. Gut, vielleicht hatte er bei Yukimiya und Hiori etwas genauer hingesehen und war daher nicht überrascht gewesen. Aber das hatte sicher nichts mit einem Liebessinn zu tun. „Ich finde ja, dass die beiden schon süß zusammen sind. Und solange sie glücklich sind, ist das ja das Wichtigste“, meinte Tokimitsu zu Isagi und lächelte. Seishirou genoss die Nähe des ruhigen Tokimitsu sehr. Es war gerade sowieso sehr angenehm, dass sie in einer ruhigen Truppe zusammensaßen. Spätestens, wenn Karasu, Otoya oder Bachira um die Ecke kamen, wäre es mit der Ruhe vorbei. „Ja, das hast du auf jeden Fall recht, Tokimitsu“, stimmte Isagi ihm jetzt zu und lächelte ebenfalls. Reo, der wie immer neben Seishirou saß, lehnte sich zurück und sah zu seinem besten Freund. „Es ist gerade echt schön ruhig“, sprach er das aus, was Seishirou gerade noch durch den Kopf gegangen war. Er nickte. „Ja und von mir aus kann das auch so bleiben.“ Um seine Worte zu unterreichen, machte sich Seishirou auf dem Tisch lang und legte seinen Kopf kurz ab. Jetzt ein Nickerchen wäre großartig. „Willst du etwas schon wieder schlafen, Nagi?“, riss Karasu ihn da aus seinem noch nicht einmal begonnenen Mittagsschlaf. Genervt hob Seishirou den Kopf und sah, dass die Nervensäge sich in Begleitung von Aryuu befand. „Lass ihn doch schlafen, Karasu. Die Mittagspause ist immerhin lang genug“, ergriff Reo Partei für Seishirou und strich ihm dabei durch über den Kopf, was ihm sehr gefiel. Auf Reo konnte er sich immer verlassen. „Ein fabulöses Mittagsschläfchen? Dabei ist der Tag doch viel zu schön“, behauptete Aryuu da und beugte sich dann zu Tokimitsu, um mit einem kurzen Kuss zu begrüßen, der erwiderte wurde. Reo, Karasu, Isagi und Seishirou starrten sie nur an. Selbst Yukimiya und Hiori, die doch sehr mit sich selbst beschäftigt waren, sahen zu den beiden. „Komm schon! Das hätte ihr auch früher sagen können, dass dort etwas zwischen euch läuft!“, kam es lautstark von Karasu, der als Erstes seines Stimme wiedergefunden hatte. Aryuu löste sich von Tokimitsu, der augenblicklich rot anlief und etwas vor sich her stammelte. „Unsere Beziehung ist nun einmal fabulös, da hätte es euch doch auffallen müssen, wie gut Aoshi und ich zusammenpassen“, meinte Aryuu lediglich und warf eine Strähne seines langen, schwarzen Haares zurück. Yukimiya und Hiori tauschten daraufhin einen Blick miteinander aus und grinsten sich an, was Seishirou nicht entging. In diesem Augenblick ging ihm ein Licht auf. Er musste daran denken, wie sich Aryuu und Tokimitsu immer miteinander verhielten und sie waren ihm auch in den Sinn gekommen, als er vor ein paar Wochen darüber nachgedacht hatte, ob es Paare in seinem Freundeskreis gab oder nicht. Wenn er so zurückdachte, war es eigentlich nicht erstaunlich, dass die beiden sich gerade geküsst hatten. „Ich kann es nicht so ganz glauben, dass ihr beide uns gar nichts gesagt habt. Seit wann geht das jetzt eigentlich schon?“, fragte Isagi, der immer noch sehr verwirrt wirkte. „Ich finde es gar nicht so erstaunlich. Aryuu hat schon recht. Wenn man die beiden mehr als einmal sieht, müsste es eigentlich jedem klar werden, dass die beiden zusammenhören“, meinte Seishirou bloß, aber bereute es im gleichen Moment wieder, als er spürte, wie Karasu ihn angrinste. „Ich habe es doch gesagt! Nagi besitzt einen Liebessinn! Das ist schon das zweite Mal, dass er so reagiert!“, behauptete die laufende Krähe sofort. Seishirou verzog keine Miene und starrte ihn nur an. „Ein Liebessinn? Das klingt aber fabulös.“ Aryuu schien von dieser Aussage Feuer und Flamme zu sein. Das machte die Situation für Seishirou nicht angenehmer. „Das ist doch einfach nur idiotisch. So etwas wie einen Liebessinn gibt es nicht. Nagi hat einfach nur Glück gehabt, was die beiden Beziehungen angeht“, ergriff Reo erneut Partei für Seishirou, wobei ihm nicht entging, dass sein bester Freund irgendwie nervös dabei wirkte. Kurz fragte er sich warum. Es gab doch eigentlich nichts, wieso er nervös werden musste. Darum verdrängte es Seishirou auch gleich wieder. „Lass wir Nagi doch damit in Ruhe. Mich würde eher interessieren, wie ihr beiden zusammengekommen seid“, lenkte Yukimiya das Thema wieder auf das neue Paar in ihrer Runde, wofür Seishirou ihm sehr dankbar war. Karasus Worte wollte er nicht an sich heranlassen, auch wenn dieser ihn immer wieder angrinste. ♡ 3 ♡ Leider blieben ihm Karasus Worten im Kopf hängen wie so ein nerviges Insekt, welches um einen herumschwirrte. Seishirou war sich zwar nach wie vor sicher, dass er so etwas wie einen Liebessinn nicht hatte, dennoch sah er seine Freunde irgendwie mit einem anderem Blick. Aktuell hatte er ein besonderes Augenmerk auf Kunigami und Bachira. Irgendwie wurde er nicht ganz schlau aus der Beziehung, die die beiden miteinander verband. Es war nicht zu bestreiten, dass sie sich sehr nahstanden. Eine gute Freundschaft gab es da schon. Kunigami schien seine Augen immer auf den manchmal etwas schusseligen Bachira gerichtet zu haben, damit diesem nichts passierte. Aber genauso sah auch Bachira immer wieder zu Kunigami und schien dabei jedes Mal ein Stück glücklicher zu sein, wenn er in seiner Nähe war. Dies sprach für eine sehr besonderes Verbindung zwischen den beiden. Darum war Seishirou sich auch nicht sicher, ob er die Beziehung der beiden nur als Freundschaft abtun konnte oder ob da nicht doch mehr zwischen ihnen waren. Das würde ihn auch nicht wundern, nachdem sich jetzt schon zwei Paare in ihrer Freundesgruppe gefunden hatten. So sah er auch jetzt wieder zu ihnen, als er gemeinsam mit den beiden in einer Freistunde draußen saß. Er genoss es, dass die anderen im Unterricht waren, wobei Reo und Chigiri ebenfalls eine Freistunde hatten, diese aber nutzten, um an einem Vortrag zu arbeiten. Da es inzwischen auch schon ziemlich warm draußen war, hatte es sich Seishirou auf dem Rasen bequem gemacht und lag auf dem Bauch. Bachira hatte es ihm gleichgetan, aber lag auf dem Rücken. Dabei nutzte er Kunigamis Schoß als Kopfkissen. Dieser strich ihm gedankenverloren immer wieder durch die Haare, während er einen Text für seinen nächsten Unterricht las. Seishirou konnte nicht anders, als die beiden zu beobachten, da sie so etwas Friedliches an sich hatten. Gleichzeitig kam in ihm auch wieder der Gedanke auf, dass die beiden einfach ein Paar sein mussten. Anders konnte er sich diese Harmonie nicht erklären. Es war eine Art Gefühl, welches Seishirou dies sagte, welches er aber schnell verscheuchte. „Sag mal, seid ihr beiden eigentlich jetzt ein Paar oder nicht?“ Er sprach diese Worte aus, bevor er darüber nachdenken konnte. „Hm?“, machte Kunigami und sah von seinem Text auf. Seishirou war sich aber sicher, dass er ihn genau verstanden hatte. Er schien sich aber nicht sicher zu sein, was er darauf antworten sollte. Bachira setzte sich langsam auf und grinste Seishirou kurz an, bevor er Kunigamis Blick erwiderte. „Meinst du nicht, dass wir dem Ganzen endlich einen Namen geben wollen?“, fragte er ihn mit einem neckenden Unterton. Seishirou war zur Nebensache geworden, aber das störte ihn nicht sonderlich. Ihn nervte es mehr, dass Karasus Worte sich wohl gerade wieder bestätigten. „Wenn du es willst. Ich brauche dafür keinen Namen; ich weiß auch so, was ich für dich empfindet“, antwortete Kunigami ihm. Das Lächeln, welches die beiden miteinander austauschten, sprach Bände. Da hätte Seishirou den folgenden Kuss nicht mehr gebraucht. So gab es also das nächste Paar in ihrem Freundeskreis und Seishirou war erneut nicht überrascht von dieser Wendung. Aber er wollte auch nicht wahrhaben, dass Karasu mit seinen Worten eventuell doch recht gehabt hatte. ♡ 4 ♡ Natürlich sprach es sich auch dieses Mal wieder schnell herum, dass Seishirou dabei gewesen war, als Kunigami und Bachira ihre Beziehung verkündet hatten und deswegen nicht überrascht gewesen war. Dies hatte Karasu sehr in seinen Worten bestätigte, was er Seishirou auch prompt unter die Nase gerieben hatte. Dieser war aber nach wie vor davon überzeugt, dass er keinen Liebessinn hatte, so wie Karaus es behauptete. Leider waren seine Freunde da anderer Meinung und dies führte zu einer Situation, von der Seishirou nicht so ganz wusste, wie er sie einordnen sollte. „Du, Nagi, ich habe da mal eine Frage an dich.“ Isagi sah ihn fragend an. Sie waren gerade allein, da sie einen gemeinsamen Arbeitsauftrag hatten, der bis zum Ende der Woche fertig werden musste. „Hm?“, machte er und sah von der Arbeit auf. Eigentlich hatte er ja keine Lust, sich darauf zu konzentrieren, aber es musste nun einmal fertig werden. „Wegen deinem Liebessinn“, begann Isagi und Seishirou stieß einen tiefen Seufzer auf. Warum musste er jetzt damit anfangen? „Ich habe keinen Liebessinn“, stritt er sogleich ab. Isagi schenkte ihm ein peinlich-berührtes Lächeln und kratzte sich am Hinterkopf. „Aber du kannst nicht abstreiten, dass du in letzter Zeit ziemlich oft dabei warst, wenn es ein neues Paar gab. Und du warst kein einziges Mal dabei überrascht und hast sogar noch behauptet, dass es offensichtlich war.“ Seishirou nervte es, dass Isagi recht hatte. Hätte er bloß nur seine Klappe gehalten, was diesen offensichtlichen Part anging. „Okay, was willst du wissen?“ „Na ja, ich habe mich gefragt, ob du vielleicht gemerkt hast, ob Chigiri Gefühle für mich hat…?“ Isagi sah überall hin, bloß nicht Seishirou direkt an, als er ihm diese Frage stellte. Ansonsten hätte er ziemlich schnell einen ausdruckslosen Blick geerntet, dem aber irgendwo anzusehen war, dass ihn diese Frage unvorbereitet traf. Gleichzeitig war sein zweiter Gedanke aber, dass es ihn jetzt nicht groß überraschte. Die Blicke, die Isagi Chigiri ständig zuwarf, waren mehr als offensichtlich. „Nein, das weiß nicht. Vielleicht solltest du mal mit ihm darüber sprechen, was du für ihn empfindest“, war seine Antwort und er widmete sich demonstrativ wieder seiner Aufgabe. Warum konnte dieser ganze Liebeswahn nicht aufhören? „…Aber was ist, wenn er mir eine Abfuhr gibt…“ Auf dieser Frage hatte Seishirou keine Antwort für Isagi. Auch wenn ihm seine innere Stimme sagte, dass dies definitiv nicht der Fall sein würde. Wenn Seishirou gehofft hatte, dass sich das Thema Isagi-Chigiri ohne sein weiteres Zutun aufklärte, wurde er leider enttäuscht. Zwei Tage, nachdem er das kurze Gespräch mit Isagi über dessen Gefühle für Chigiri geführt hatte, kam dieser auf ihn zu. „Sag mal, Nagi, du hast doch diesen Liebessinn, wie Karasu immer behauptet, oder?“, fragte er, als sie mit Reo zusammensaßen. Dieser blickte ebenfalls auf und wirkte überrascht über diese Frage. Seishirou war es nicht. So gar nicht. Immerhin war Chigiri in seinen Augen genauso offensichtlich wie Isagi. „Nein, habe ich nicht. Karasu erzählt nur Mist. Wie immer.“ Das wurde er wohl wirklich nicht mehr los, so sehr er es sich auch wünschte. Schönen Dank auch, Karasu, ging es ihm durch den Kopf. Chigiri blickte ihn unbeeindruckt an und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Wie dem auch sei. Ich habe mir bloß gefragt, ob du vielleicht weißt…na ja, ob aus Isagi und mir etwas werden könnte.“ So als hätte er ihn gerade nach dem Wetter gefragt, zuckte Chigiri mit den Schultern und tat recht unbeteiligt. Seishirou atmete einmal tief durch. Es passierte selten, dass man ihn reizen konnte, aber dieses Thema ging ihn unglaublich gegen den Strich. Er war sowas von genervt! „Nein, ich weiß nicht, ob Isagi Gefühle für dich hat“, log er ganz normal und stand von seinem Platz auf, „Aber ich bin der Meinung, dass ihr beiden einfach miteinander sprechen solltet. Das würde sicher vieles klären.“ Damit ließ er Chigiri stehen. Er wollte nicht mehr über das Thema Beziehungen und seinen angeblichen Liebessinn sprechen. Er wollte nur wieder seine Ruhe haben! „Das hättest du auch freundlicher sagen können!“, rief Chigiri ihm nach. Es war eindeutig zu hören, dass er genervt von Seishirous Reaktion war. Dem war das aber vollkommen egal. „Ich rede mal mit ihm“, hörte er Reo sagen und kurz darauf Schritte hinter sich. Seishirou hielt aber noch nicht an. Er brauchte jetzt Abstand von allem. „Nagi, jetzt warte doch.“ Reo griff nach seinem Oberarm. Seishirou seufzte, aber für seinen besten Freund hielt er an. Er drehte sich um und sah, dass Reo ihn schief anlächelte. Er mochte dieses Lächeln sehr. „Ich weiß, dass dich diese ganze Liebessinn-Sache ziemlich nervt, aber du hättest ruhig netter zu Chigiri sein können“, belehrte ihn dieser, aber wirkte durch aus amüsiert darüber, „Man könnte fast meinen, dass die anderen denken, dass du eine Art Beziehungsberater bist.“ Auf diese Worte hin verzog Seishirou das Gesicht. Er wollte kein Beziehungsberater sein! Niemals! „Bloß nicht. Ich habe langsam echt genug von diesem ganzen Gefühlskram. Es nervt einfach nur noch. Ich will nichts mehr von Gefühlen hören!“ Seishirou verschränkte die Arme vor der Brust und ging weiter. Da er Reo den Rücken zugedreht hatte, bemerkte er nicht, dass ihm diese Aussage ganz und gar nicht gefiel und er für einen Augenblick ziemlich niedergeschlagen aussah. ♡ 5 ♡ Isagi und Chigiri hatten immer noch nicht miteinander gesprochen; zumindest nicht, was ihre Gefühle füreinander anging. Dies fiel Seishirou sehr schnell auf, da die anschmachtenden Blicke, die sich beide zuwarfen, wenn sie der Meinung waren, dass der andere gerade nicht guckte, geblieben waren. Gut, das war nicht sein Problem. Zu seinem Glück gab es seit den beiden Gesprächen mit Isagi und Chigiri keinen Grund mehr, warum Seishirous „Liebessinn“ anschlagen müsste. Sie hatten jetzt drei Paare in ihrer Freundesgruppe und inzwischen hatten sich alle daran gewöhnt. Es wirkte also so, als würde alles wieder zur Normalität zurückkehren. Aber leider war dies nur fast der Fall. Es war wieder einmal die Mittagspause, in der es passierte. Seishirou saß vollkommen unbeeindruckt zwischen Reo und Isagi und hatte seinen Kopf auf den Armen abgestützt. Er dachte darüber nach, dass ein Nickerchen jetzt nicht schlecht wäre. Heute schien er auch nicht der Einzige zu sein, der müde war. Otoya wirkte auch alles andere als wach und hatte seinen Kopf auf dem Tisch abgelegt. „So müde…Aber auch so hungrig…“, beschwerte er sich, was ihm ein paar Lacher von ihrer Runde erntete. Karasu, der neben ihm saß, grinste ihn an. „Soll ich dich vielleicht füttern, Eita?“, fragte er. Seishirou stutzte. Seit wann sprach Karasu Otoya bitte schön mit dem Vornamen an? „Ja“, war die schlichte Antwort, die ihn daran hinderte, genauer über die Sache mit dem Vornamen nachzudenken. Als Karasu Otoyas Stäbchen zur Hand nahm und wirklich damit begann, diesen zu füttern, verstummten die Lacher und wichen erstaunten Blicken. Selbst Seishirou war für einen Wimpernschlag verwirrt von dieser Szene. Aber dann dachte er genauer darüber nach und irgendwie ergab es Sinn. Otoya und Karasu steckten ständig zusammen. Da würde es ihn nicht wundern, wenn da mehr zwischen ihnen lief. „Wollt ihr uns damit etwa zeigen, dass ihr auch eine Beziehung miteinander führt?“, haute er heraus, ohne groß darüber nachzudenken. Er hatte auch nicht mehr viel zu verlieren. Sein Liebessinn war immerhin bekannt und wenn es Karasu nur noch mehr befeuern würde, war es ihm eigentlich auch egal. „Tja, was meinst du, Eita, sind wir in einer Beziehung?“, fragte dieser an seinen möglichen Freund gerichtet. Das Grinsen auf seinen Lippen war dabei schon Antwort genug. „Na ja, wir schlafen miteinander, wir küssen uns und besonders gerne habe ich dich auch. Also ja, ich glaube, das kann man schon Beziehung nennen“, stimmte Otoya zu und ließ sich galant weiter füttern. Und was sollte man sagen? Die anderen waren sehr überrascht von dieser Beziehung. Seishirou hingegen ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Vielleicht besaß er ja doch eine Art Liebessinn. ♡ +1 ♡ Seishirou war aufgefallen, dass Reo ihn seit einigen Tagen aus dem Weg ging. Es war zwar nicht so offensichtlich, dass es für alle auffiel, aber ihm entging es natürlich nicht. Reo war sein bester Freund und er kannte ihn einfach. Normalerweise klebten sie ständig zusammen, aber in letzter Zeit sagte Reo ihm immer wieder ab. Normalerweise hätte Seishirou ihm seinen Freiraum gelassen. Er wollte ja nicht, dass man ihn zu etwas drängte. Aber dieses Mal fühlte es sich für ihn nicht richtig. Vielleicht hatte er für so etwas ja auch seinen Sinn, auch wenn er froh war, dass das Gerede von seinem Liebessinn endlich aufgehört hatte. Seitdem Karasu und Otoya auch eine Beziehung führten, nervte ihn die laufende Krähe nicht mehr damit. Er hatte anderes zu tun, und zwar allen zu zeigen, wie perfekt Otoya und er zusammenpassten. Auch bei Chigiri und Isagi hatte sich nichts mehr getan. Aber das war nicht Seishirous Problem. Sein Problem hörte auf den Namen Reo. „Reo, wir müssen reden.“ Seishirou klang entschlossen, als er seinen besten Freund ansprach. Dieser wollte sich gerade auf den Heimweg machen und schien dabei auch auf der Flucht vor Seishirou zu sein. Ansonsten wartete er immer auf ihn. Der Angesprochene drehte sich zu ihm und guckte fragend. „Über was willst du denn mit mir reden, Nagi?“ Reo bemühte sich darum, nicht abweisend zu klingen, aber Seishirou hörte es sofort raus. Er machte es auch an seiner Körperhaltung fest, da er die Arme vor Brust verschränkt hatte, als würde er in eine Abwehrhaltung gehen. „Warum gehst du mir aus dem Weg?“, fragte Seishirou. Er wollte nicht lange herumreden, sondern gleich alles aus der Welt schaffen. Er wollte, dass es zwischen Reo und ihm wieder normal wurde. „Ich gehe dir doch gar nicht aus dem Weg. Ich habe in letzter Zeit nur vieles zu tun, darum habe ich nicht so viel Zeit für dich“, versuchte sich Reo herauszureden, was Seishirou sofort durchschaute. „Lüg mich bitte nicht an, Reo. Ich will nicht, dass wir irgendwie Streit miteinander haben. Bitte sag mir, was los ist.“ Dieses Mal würde er hartnäckig blieben. Auch wenn Seishirou manchmal faul wie sonst war, zeigte sich hier sein Sturkopf. Und das schien auch Reo zu bemerken. „Es würde dich doch sowieso nicht interessieren. Du willst doch nichts mehr über die Gefühle von anderen wissen.“ Reo nahm jetzt ein sehr eindeutig abwehrende Pose ein. Seishirou sah ihn verwirrt an. Wann hatte er das bitte schön gesagt? Aber egal. Ihm war viel wichtiger, herauszufinden, was sein bester Freund damit meinte. „Klar sind mir die Gefühlen von anderen egal. Sie haben ja nichts mit mir zu tun. Aber bei dir nicht. Weil du mir wichtig bist, Reo. Darum will ich wissen, wenn dich etwas bedrückt oder traurig macht.“ Seishirou hoffte sehr, dass er so zu Reo vordringen konnte. Dieser starrte einen Augenblick nur an. Ein bitterer Zug umspielte seine Lippen. „Würdest du das auch noch sagen, wenn du wüsstest, dass ich diese Gefühle für dich habe?“ Nun war es Seishirou, der nur starren konnte. Er war ernsthaft überrascht von dieser Antwort. Reo hatte Gefühle für ihn? Aber warum war ihm das nicht früher aufgefallen? Er kannte ihn doch so gut! Da wurde Seishirou schlagartig bewusst, dass er wohl ziemlich blind für Gefühle war, die ihn betrafen. Gleichzeitig füllte sich sein Herz mit Wärme. Ihm war schon länger bewusst, dass er wahrscheinlich mehr als nur Freundschaft für Reo empfand, hatte aber nicht gewusst, wie er damit umgehen sollte und sie daher in einen hinteren Winkel in seines Herzens verbannt. Diese Gefühle bahnten sich nun ihren Weg nach vorne. Seishirou tat es ihnen gleich und trat zwei Schritte auf seinen besten Freund zu. „Dann würde ich erst recht wollen, dass du mit mir darüber sprichst. Immerhin bist du mir wichtig, Reo, und das sage ich nicht nur, weil du mein bester Freund bist, sondern vielmehr. Ich habe diese Gefühle auch für dich.“ Reo schluckte hörbar, als Seishirou so vor ihm stand und ihm direkt in die Augen blickte. „Du machst es mir wirklich nicht leicht, wütend auf zu sein, Nagi“, antwortete er ihm und umfasste den Kragen seines Hemdes, um ihn an sich heranzuziehen. „Dann sei nicht mehr wütend auf mich.“ Und dass er nicht mehr wütend auf ihn war, machte Reo daraufhin sehr deutlich, indem er ihn küsste. Seishirou erwiderte diesen Kuss mit Freude und umarmte Reo dabei. Liebessinn hin oder her – er würde auch so glücklich mit Reo werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)