Leid, leiden, leid tun von Chimi-mimi ================================================================================ Kapitel 2: II ------------- Auf der Arbeit verging die Zeit so schnell, dass Davis kaum merkte, dass der Donnerstag gekommen war. Nur die Reservierung für den großen Tisch erinnerte ihn daran. Die Reservierung für einen sehr leeren Tisch. Auf seine Nachricht hatten nur Tai mit einem Daumen nach oben, Matt mit einem Smiley und TK mit einem „Coole Sache“ reagiert. Teilweise war die Nachricht noch ungelesen. Nun war 20 Uhr verstrichen und… ja, der Tisch war immer noch leer. Immerhin Mimi hatte für sich und Joey noch kurz vorher abgesagt. „Tja“, wandte Davis sich an seinen treuen Digimonpartner. „Es war einen Versuch wert, oder?“ „Ja.“ Veemon sah halb traurig, halb hoffnungsvoll immer noch auf die Tür. Davis hingegen drehte ihr den Rücken zu und wusch Geschirr ab. Das war schon lange nicht mehr seine Aufgabe, doch in diesem Moment hatte es etwas Beruhigendes, die alten und vertrauten Handgriffe auszuführen. Er musste nicht nachdenken, seine Hände wussten, was zu tun war. Eine Schüssel, die nächste Schüssel – erst leeren, dann abspülen, dann die Spülmaschine. Stück für Stück. „…lo… llo…. Hallo, Davis?“ Eine vertraute Stimme riss ihn schließlich aus seiner Trance und die Schüssel fiel mitsamt ihrem Inhalt in den Eimer. „Tai?“ „Da bist du ja, ich habe gefühlt ewig nach dir gerufen. Deine Angestellte meinte, du bist hier hinten.“ Mit einem breiten Grinsen stand Tai ihm gegenüber und da tauchten auch noch die zwei bekannten Blondschöpfe auf. Sie waren tatsächlich gekommen. Matt, TK und Tai waren gekommen. „Davis, hi, wie geht’s dir? Sorry, wir sind zu spät, aber die Dramaqueen hier…“, TK warf einen vielsagenden Blick auf seinen älteren Bruder, „… wusste nicht, was er anziehen soll. Da ist er halbwegs bekannt und prompt ist das Aussehen super wichtig. Er könnte ja Fans begegnen.“ „Hey! Bloß, weil du immer dieselben drei Sachen anziehst, muss das jeder tun. Aber ja, es war meine Schuld. Tut mir leid.“ Matt schaute mit einem halben Lächeln über Tais Schulter. „Allerdings war mein Hemd schlicht und einfach fleckig. Von wegen Dramaqueen, unser Autor hier muss ja immer alles ausschmücken und die Tatsachen verdrehen.“ „Oh, um, kein Problem. Ihr seid sowieso die Ersten“, erwiderte Davis, während er in Gedanken ein ‚und wahrscheinlich die letzten‘ hinzufügte. „Schön, dass ihr da seid. Er war Gastgeber, das war sein Job, das war vielleicht auch seine Leidenschaft, zumindest war sie es mal. In der letzten Zeit wusste er nicht mehr, was er fühlen sollte. Doch eines war sicher, er war ein Gastgeber, das konnte ihm niemand nehmen. Also, durchatmen, Lächeln aufsetzen und den alten, charmanten Restaurantbesitzer herausholen. Das konnte doch gar nicht so schwer sein. „Kommt mit, ich habe uns natürlich den besten Tisch im Restaurant reserviert.“ Mit drei Speisekarten führte er sie zu ihrem Platz. Veemon machte es ihm nach und führte, eine Serviette über den blauen Arm gelegt, seine Digimonfreunde ebenfalls durch den kleinen Gastraum. „Setzt euch, sucht euch was aus, der Abend geht auf mich.“ Geschäftig legte er seinen alten Freunden die Karten hin, winkte seiner treuen Kellnerin Kami zu, die auch prompt die Getränkebestellung aufnahm. „Kari lässt sich übrigens entschuldigen, sie hatte schon irgendeinen Frauenabend mit Yolei und Sora und noch ein paar ihrer Freundinnen geplant.“ „Alles okay, war ja auch sehr spontan“, erwiderte Davis knapp, während er sich, mit einigem Abstand zu den anderen, schließlich auch hinsetzte. „Weiß einer von euch etwas vom Rest?“, fragte Tai in die Runde. „Mimi und Joey sind ja auch schon verplant. Izzy übrigens auch, er hat irgendeine wichtige Präsentation. Ich verstehe da immer nur Bahnhof.“ „Cody ist da auch dabei. Er und Izzy saßen da wohl zusammen dran und jetzt will er natürlich das Ergebnis wissen.“ Natürlich wusste TK, was bei seinem alten DNA-Digitationspartner los war, er hatte scheinbar noch Kontakt. „Weißt du was von Ken, Davis?“ Innerlich zuckte er zusammen, aber sein Gastgeber-Ich lächelte weiterhin freundlich und zuckte nur mit den Schultern. „Er hütet die Kinder“, warf Matt ein, „dass Yolei den Frauenabend genießen kann.“ So langsam fühlte sich Davis‘ Lächeln etwas eingefroren an und er war froh, dass Kami genau in diesem Moment mit ihren Getränken an den Tisch kam. Veemon half ihr beim Verteilen der Getränke, während er selbst sich zurückhielt. Ken. Yolei. Immer wieder das gleiche. Vielleicht war dieser Abend keine so gute Idee. Während seine Freunde gleich auch bei Kami das Essen für sich und ihre Digimon bestellten, winkte Davis dankend ab. Er hatte keinen Hunger. „Was ist los mit dir, Davis? So kennen wir dich ja gar nicht.“ „Ah, du weißt doch, als Koch muss ich immer wieder neue Gerichte probieren, heute waren es ein paar zu viel.“ Zum Glück hatte er immer eine Notlüge parat, obwohl Tais Blick kritisch blieb und Veemon ihn vielsagend ansah. Ein paar Klopfer auf seinen nicht wirklich vollen Bauch und eines seiner alten Grinsen und sie widmeten sich neuen Themen. Seine Freunde hatten viel zu erzählen, von sich, von den anderen, von so vielen Dingen, dass Davis ganz schwindlig wurde. Wann immer einer von ihnen Fragen an ihn stellte, gab er eine nichtssagende Antwort und lenkte mit einer Gegenfrage schnell wieder von sich ab. Die Zeit verging überraschend schnell und ein paar Mal erwischte Davis sich dabei, dass er bei den kleinen Anekdoten der anderen sogar lachen musste. Es war fast schon ein schöner Abend für ihn, doch die Wehmut überwog. Nach einem kurzen Toilettengang kam er mit seinem Gastgeberlächeln an den Tisch zurück, fest aufgesetzt, als er sah, dass Matt und TK sich schon anzogen. „Davis, danke für den tollen Abend“, lächelte Matt ihn an. „Wir müssen das wiederholen und sollten nicht wieder so lange warten.“ „Ja“, schloss TK sich ihm direkt an. „Ich habe das Gefühl, wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen!“ Davis nickte nur zustimmend, während Tai gelassen und entspannt am Tisch sitzen blieb: „Die beiden Brüder müssen los, aber du wirst mich nicht so schnell los.“ „Danke, Mann. Lass uns wirklich nicht wieder so lange warten“, verabschiedete TK sich mit einem Klaps auf Davis‘ Schulter. Matt hingegen nahm ihn kurz in den Arm. „Aber nächstes Mal laden wir dich ein.“ Noch ein „Bis bald“ und dann war er mit Tai alleine. Gut, alleine war relativ. Agumon und Veemon unterhielten sich in einem Eck und Kami machte mit seinen anderen Angestellten die Arbeiten, die abends nach einem langen Tag in einem Restaurant anfiele. Der ältere saß immer noch sehr gelassen da, doch sein Blick war sehr durchdringend. Davis blieb nichts anderes übrig, er musste Tai zu sich in die Wohnung einladen, damit der Gastraum gereinigt werden konnte: „Kommst du noch auf ein Bier mit nach oben?“ „Klar, gerne“, erwiderte Tai mit einem milden Lächeln. Es war, als ob er genau wüsste, was durch Davis‘ Kopf ging. „Okay, gib mir eine Minute, dann können wir hochgehen. Ich sag Kami kurz Bescheid, dass sie heute den Laden abschließt.“ „Klar“, wiederholte Tai sich, stand dabei aber so geschmeidig wie eine Raubkatze auf, um seine Jacke und die Digimon zu holen. Eine Raubkatze, dachte Davis bei sich, die auf Beutezug war, nur dass die Beute er war. „Kami!“ Er eilte zu seiner Lieblingsangestellten und informierte sie kurz, woraufhin sie ihn wegscheuchte: „Geh schon, du bist immer hier, jetzt bin ich mal dran mit Abschließen.“ Das war es dann, keine Ausreden mehr, es war Zeit, seinem alten Mentor entgegenzutreten und Davis wusste, Tai war hartnäckig und Tai hatte eine Spur. So hatte er sich das Ende dieses Abends nicht vorgestellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)