BAMM! von Centranthusalba (Ein Kickers-Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 1: Harry versenkt ------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. Breitbeinig und mit vor Stolz geschwellter Brust baut sich Harry auf der Schwelle auf. Finster schaut er in die Runde. „Gregor! Ich fordere dich zum Duell heraus! Lass uns endlich klarstellen, wer von uns der bessere Stürmer ist!“ „B6“ „Daneben!“ „Mist.“ Ungläubig blinzelt Harry mit den Augen. Hatten sie ihn nicht gehört? „E10!“ „Verdammt, Treffer.“ Am Tisch mitten im Clubhaus sitzen sich die Zwillinge gegenüber und haben die Köpfe jeweils über ein Blatt Papier gesenkt. Um sie herum stehen die restlichen Kickers und beobachten voller Spannung das Geschehen. „Jetzt aber! D3.“ „Nö, Wasser.“ „Ähm, hallo?“, meldet es sich wieder von der Tür. Harry kann nicht verhindern, dass seine Stimme leicht zittert. Dass er einfach ignoriert wird, ist er nicht gewohnt. „Wir sollten jetzt endlich unser Duell austragen, findet ihr nicht? Kommt nach draußen auf den Platz!“ Doch niemand blickt auch nur auf. „E9“ „Oh nein! Treffer. Das war mein größtes Schiff!“, jammert Charlie, was seinem Zwillingsbruder nur ein wissendes Grinsen ins Gesicht treibt. „W… was tut ihr da?“ „Schiffe versenken“, erklärt Thommy kurz und knapp, ohne auch nur den Blick zu heben. „Und.. und das ist spannender als mein Duell gegen Gregor?!“ „Na klar!“, mümmelt Sascha zwischen zwei Keksen hindurch. „Aber… aber hier geht es darum, wer der beste Stürmer an unserer Schule ist!“, insistiert Harry mit geballten Fäusten. „Der beste Stürmer ist Gregor“, piepst Daniel und studiert Jeremys Koordinatensystem als würde sein Leben davon abhängen. „Das stimmt nicht!“, schreit Harry in den Raum. „Ich bin der beste Stürmer. Das werde ich euch beweisen! Wenn ich nur endlich gegen Gregor antreten darf!“ Leicht genervt hebt Kevin seinen Blick in Richtung der Tür und dem unerwünschten Gast darin. „Harry, du störst.“ Dann beugt er sich wieder zu seinem Freund hinunter: „Los Charlie, auf zum Gegenangriff!“ Kapitel 2: Morgentliche Spinne ------------------------------ BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Guten Morgen!“, ruft Mario voller Elan in den kleinen Raum hinein. „Bereit zum Frühtraining?“ Mit einem strahlenden Lächeln, das nur ein notorischer Frühaufsteher zu verbringen vermag, blickt er in die Runde. Seine Teamkameraden schauen ihm aus müden Augen entgegen. Hier und da erklingt ein gesäuseltes „Hallo“. „Nana, keine Müdigkeit vorschützen!“ Gerade will Mario einen Fuß ins Clubhaus setzen, da stutzt er. Seine Sicht verschwimmt plötzlich. Etwas schiebt sich zwischen ihn und sein Team. Etwas schwarzes, so groß wie eine Hand, mit langen, wackelnden Beinen. Sehr dicht vor seinem Gesicht. Mario hält den Atem an. Die ersten Nackenhärchen stellen sich auf. Noch einmal versucht er seinen Blick zu fokussieren. Er will sich selbst versichern, dass seine aufsteigende Panik völlig unbegründet ist, dass es sich bei dem plötzlichen blinden Fleck vor seinen Augen unmöglich um eine …Spi… Mario schluckt. An einem langen Faden vom Türrahmen herab, baumelt eine dicke, schwarze Spinne, dreht und trudelt sich genüßlich in der Morgensonne. Zwei Finger breit vor seiner Nase. „Du immer mit deiner guten Laune, Käpt’n“, stöhnt Kevin hinter seinem Spint hervor. „Das ist echt zum weglaufen.“ Das ist sein Stichwort. „WAAAAAAAAAHHHHHH“ Schreiend dreht Mario sich um, wirft seine Tasche von sich und läuft davon. „Äh, Käpt’n?“ „Gehts schon los?“ „Willst du dich nicht erst umziehen?“ Kapitel 3: Herausforderung -------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Heee, ihr Nie-Gewinn-Kickers! Ihr könnt ja doch gewinnen!“ Überrascht heben die Jungen im Innern die Köpfe. „Kannst du nicht glauben, was?“ Sofort springt Kevin auf und hebt vorsorglich eine Faust gegen den Ankömmling in ihrer Tür. Doch Simon grinst nur selbstbewusst. „Tatsächlich kann ich es kaum glauben. Aber die Tornados waren schon immer eine schlappe Mannschaft. Gegen die zu gewinnen ist nun wahrlich nichts besonderes.“ „Was willst du damit sagen?“ - „Wir haben uns diesen Sieg hart erarbeitet!“ Lautstark schlägt ihm der Protest der Kickers entgegen. „Pah, ich finde es ist Zeit für euch mal wieder zu verlieren. Und zwar gegen uns.“ „Pass mal auf, du Großmaul“ mit bedrohlichen Schritten nähert sich Kevin der Tür, in der der Kapitän der Schwarzen Blitze steht und weiter unerschrocken grinst. „Klar spielen wir gegen euch, aber dann darfst du auch nicht weinen, wenn ihr verliert!“ „Pahh, euch stecken wir locker weg!“ Gerade überlegt Mario, ob er nicht doch dazwischen gehen sollte, als eine laute Stimme die beiden Streithähne inne halten lässt. „Simon, du Angeber! Willst du dich etwa vordrängeln? Die Kickers spielen als nächstes gegen uns!“ Die Kickers recken die Hälse. Sprachlos starren sie auf den nächsten Besucher an ihrer Tür. „Stimmt gar nicht. Ich war zuerst hier!“ Sofort hat Simon Kevin vergessen und begrüßt seinen Lieblingsrivalen standesgemäß. „Und übrigens: selber Angeber!“ Doch das provoziert bei Viktor nur ein müdes Lächeln. „Du bist doch sofort losgerannt, als du mich am Schultor entdeckt hast. Nur um vor mir hier zu sein. Hab ich genau gesehen.“ Dann wendet er sich der Tür zu und fixiert Mario mit festem Blick. „Als stärkste Mannschaft des Bezirks haben wir das Recht zuerst gegen Euch anzutreten. Kickers, die Teufel fordern euch heraus!“ „Lass das!“, faucht Simon, „Misch dich hier nicht ein! Die Kickers spielen gegen uns! Ich war zuerst hier!“ Die ersten Spieler der Kickers tauschen ungläubige Blicke aus. „Und ich habe gesagt, dass wir als stärkste Mannschaft…“ „Hah! Sagst du! Wenn es danach geht, sind wir die stärkste Mannschaft und damit haben wir Vorrang, unsere Gegner herauszufordern.“ „Die schwarzen Blitze, die stärkste Mannschaft!“ Viktor lacht. „Habt ihr gegen Blue Wonder aber nicht bewiesen…“ Simons Augen funkeln aufgebracht. „Pass auf du! Ich knall dir ein paar unter die Latte, da erlebst du dein eigenes Wunder!“ „Ich habe einen Vorschlag!“, durchschneidet Marios Stimme scharf die Streiterei. Mit großen Augen schauen Simon und Viktor ihn an. „Ich schlage vor, dass eure Mannschaften zuerst gegeneinander spielen. Der Sieger darf uns anschließend herausfordern.“ Ein paar Sekunden lang ist es totenstill im Clubhaus. Die Streithähne in der Tür scheinen nachzudenken. Schließlich nicken sie. „Sehr guter Vorschlag.“ Simons Augen funkeln wieder streitlustig. „Abgemacht.“ Viktor strafft sich und verschränkt die Arme vor der Brust. „Sonntag, halb zehn?“ „Sei auf deine Niederlage gefasst!“ „Tse, frühstücke gut. Du wirst es brauchen.“ „Dir wird das Lachen schon noch vergehen!“ „Deinen komischen Hackentrick halte ich im Schlaf!“ „Pah!“ Immer noch sprachlos verfolgen die Kickers vom Clubhaus aus, wie die Kapitäne der beiden stärksten Mannschaften des Bezirks streitend ihr Schulgelände verlassen. „Jungs,“ meldet sich Daniel schließlich, „hättet ihr das je für möglich gehalten?“ Alles schüttelt die Köpfe. Bis auf einen: „Warte ab, bis wir gegen beide gewinnen!“ „Kevin!“ Kapitel 4: Erwischt ------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Wehe euch, ich erwische euch beim Knutschen!“ Im Innern zuckt das Liebespärchen erschrocken zusammen und stiebt auseinander. Mit bösem Blick scannt Viktor den kleinen Raum. „Mario, hast du Gregor irgendwo gesehen?“ Mario schluckt seinen anfänglichen Schrecken hinunter und schüttelt entschieden mit dem Kopf. „Elsa, hast du meine Schwester gesehen?“ Elsa senkt vorsichtig die Hände vom Gesicht, dann schüttelt auch sie langsam mit dem Kopf. Viktor schnaubt. „Glück gehabt. Weitermachen!“ Dreht sich um und schließt die Tür mit dem gleichen Knall, mit dem er sie eben geöffnet hat. Kapitel 5: Schokolade 1 ----------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Hö, was ist denn hier los?“ Verblüfft bleibt Gregor auf der Schwelle stehen und starrt an die andere Seite des Raumes. „Beim Erwärmen müsst ihr ganz vorsichtig sein“, erklärt Sascha soeben mit erhobenem Zeigefinger. „Ihr müsst die ganze Zeit gut rühren, damit die Schokolade nicht anbrennt.“ Vor ihm hocken Ellen, Wane und Ann und folgen seinen Ausführungen mit angehaltenem Atem. Ann notiert sich etwas in ihr Schulheft. „Oh, ich wünsche mir so sehr, dass Mario meine Schokolade dieses Jahr annimmt“, piepst Wane hinter vorgehaltener Hand. Ann nickt, während sie ein Wort in ihrem letzten Satz noch einmal dick unterstreicht. „Dieses Jahr hat Mario gar keine andere Wahl, als unsere Schokolade anzunehmen. Denn sie wird einfach die beste sein, nicht wahr, Sascha?“ „Genau“, bestätigt Ellen mit vorgerecktem Kinn, „versprich uns, dass sie so gut ist, dass Mario sie annimmt!“ Etwas verlegen legt Sascha seinen Zeigefinger an den Mund. „Öhm, naja…“ Sein Blick geht zur Decke, dann lacht er. „Also ich würde mich darüber freuen.“ „Hmm“ Skeptisch sehen die drei Mädchen erst ihn und dann sich gegenseitig an. Doch da fällt Sascha etwas ein: „Es gibt noch etwas wichtiges, auf das ihr unbedingt achten müsst!“ „Ja?“ Sofort hängen die Mädchen wieder an seinen Lippen. Auf keinen Fall darf ihnen dieses Jahr bei ihrer Schokolade ein Fehler unterlaufen. Unvorstellbar, wenn es Mario nicht schmeckte! „Drei Mädchen auf einmal“, seufzt plötzlich Daniel neben Gregor. Auf seiner anderen Seite erscheint Philipp in der Tür und beginnt sogleich umständlich seine Brille zu putzen. „In der Tat. Wenn ihr mich fragt, hat der Dicke uns einiges Voraus.“ Kapitel 6: Entschädigungseis ---------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „So ein Mist!“ „Ich kann‘s immer noch nicht glauben…“ „Müssen wir jetzt wirklich gegen die spielen?“ Rote Trikots landen auf dem großen Tisch in der Mitte. Schranktüren schlagen. „Der Käpt‘n hat es so versprochen. Wenn der Knirps einen von den drei Schüssen reinmacht, akzeptieren wir die Herausforderung.“ „Ja aber…. Gilt der überhaupt?“ „Genau, das war doch ein Nachsetzer, eigentlich….“ „In einem offiziellem Spiel hätte der nicht gezählt.“ „Und ein Schuss war es schon gar nicht!“ „Oh Mann, das war peinlich!“ „Egal, meinst du der Käpt‘n macht jetzt einen Rückzieher und sagt, der gilt nicht? Wie sähe das denn aus?“ „Wie sähe was aus?“ Als letztes erscheint auch Viktors Schatten in der Tür. Er hat die Arme vor dem Oberkörper verschränkt und schaut etwas missmutig in die Runde seiner Teamkameraden. „Käpt‘n“ - „Käpt‘n!“, echot es im Innenraum. „Käpt‘n, müssen wir wirklich?“ „Das sind doch solche Loser. Zeitverschwendung gegen die zu spielen!“ „Das war echt kein guter Deal.“ Viktor hebt fragend eine Augenbraue, sagt aber nichts. Schließlich tritt Eric hinter seiner Spindtür hervor. Aufgebracht wedelt er mit seinem Trikot herum. „Ich finde, wir haben jetzt etwas gut bei dir.“ „Finde ich auch!“ - „Ja“ - Definitiv!“, ertönt von allen Seiten Zustimmung. Viktors zweite Braue wandert in die Höhe. „Und was stellst du dir da vor?“ Eric muss nicht lange überlegen: „Einen Tag kein Training!“ Gordon lacht laut auf. „Als wenn du das aushalten würdest!“ „Was soll denn das heißen?“ „Du bestellst dir selbst dein Eis in Schoko-Vanille, damit es aussieht wie ein Fußball.“ Ein paar weitere Spieler müssen vor Lachen prusten. Eric ignoriert sie gekonnt. „Du hast keine Ahnung“, grummelt er in Richtung seines Kumpels, doch dann hellt sich seine Mine auf, „Aber die Idee ist klasse! Dann gibt’s als Entschädigung ein Eis für alle!“ „Wie bitte?“, entfährt es Viktor. „Find ich nicht schlecht. Ich bin dabei“, grinst Steve hinter der Deckung seines Spinds hervor. Ein paar weitere Spieler nicken eifrig. „Eis…?“ Mit großen Augen blickt der Kapitän der stärksten Mannschaft der Präfektur in die Runde. „Ja.“ Jetzt verschränkt Eric seinerseits die Arme vor der Brust. „Sonst müssen wir uns immer dein Gemecker anhören, wenn wir was verpatzen.“ „Und Strafrunden laufen“, ergänzt jemand von weiter hinten. „Jetzt hast du mal verpatzt, Käptn.“ Viktor seufzt und zieht sich seine Kappe tiefer ins Gesicht. „Kindergarten“, murmelt er. Als wenn die Schmach, den Kullerball eines Viertklässlers durchgelassen zu haben, nicht schlimm genug wäre. „Aber nur unter einer Bedingung!“ Alles hebt die Köpfe. „Wir nehmen die am weitesten entfernte Eisdiele.“ Ein diabolisches Grinsen legt sich auf sein Gesicht. „Und wir laufen dorthin, im Dauerlauf!“ „Och nö!“ - „Wo bleibt da der Spaß?“ - „Das ist doch keine Entschädigung!“ Kapitel 7: Das Kartonmonster ---------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. Verwundert über die späte Störung hebt Mario den Kopf und starrt auf die Erscheinung in der Tür. Vor ihm steht ein Turm aus gestapelten Kartons, der sich nun bedenklich schwankend auf ihn zu bewegt. Entsetzt weicht er einen Schritt zurück. Was ist das für ein seltsamer Besucher? Kurz verflucht er sich, dass Kevin und Sascha gerade gegangen sind und ihn allein gelassen haben. Allein mit diesem seltsamen Kartonmonster. Da bemerkt er endlich die beiden Hände, die sich um den untersten Karton verkrampfen, und die zwei Beine, die vorsichtig tapsend den richtigen Weg ins Innere des Clubhauses suchen. „Oh Gregor, das zahle ich dir heim!“, keucht gedämpft eine hohe Stimme zwischen den Kartons hindurch. „Mich hiermit allein zu lassen…“ Marios Augen werden groß. Diese Stimme kennt er doch! „Warte!“ Kurzentschlossen stürzt er sich auf die seltsame Gestalt. „Ich helfe dir!“ „Was? Wer ist da?“ Ruckartig schwankt der Turm nach rechts. Der oberste Karton verrutscht, balanciert bedrohlich nah an der Kante. Die beiden Hände versuchen verzweifelt gegenzusteuern, doch… „AHHHHHHHHHHHHHHHH!!!“ Mit einem fürchterlichen Knall zerfällt der gestapelte Turm in seine Einzelteile und verteilt sich in dem kleinen Raum. Als sich der Staub wieder legt, blinzelt Mario vorsichtig unter seiner Kappe hervor. Seine Arme und seine Brust fühlen sich wunderbar warm an. Kurz noch kann er das Gefühl nicht richtig zuordnen, da blickt er in ein paar kastanienbraune Augen. „M… Mario“ „E… E… Elsa??“ Sein Mund wird schlagartig trocken. Mit bebendem Herzen drückt er den warmen Mädchenkörper von sich. „Ent… entschuldige bitte…“, keucht er. Elsas Gesicht ziert ein Anflug von Röte, doch auch sie erhebt sich rasch wieder und bleibt etwas unsicher in der Tür stehen. „Ich… ich wollte…“, stottert sie während sie fahrig mit den Händen auf das Chaos deutet, „eure neuen Trikots bringen.“ „Oh“, Mario ist als würde er aus einem Traum erwachen, „achso ja… die Trikots.“ Verlegen greift er sich an den Hinterkopf und reibt gegen seine kurzen Haare, bis ihm schlagartig einfällt, dass Gregor das immer so macht. Doch er hat gerade keine andere Idee, wie er sein wild schlagendes Herz beruhigen könnte. Da tritt Elsa schon wieder über die Türschwelle nach draußen. „Gut, dann…“, murmelt sie, „habe ich meine Aufgabe ja erledigt.“ Irrt Mario sich oder wird sie gerade noch ein bisschen röter? „Elsa!“ Sie zuckt zusammen. Beinahe ertappt starrt sie ihn an. Mario lächelt. „Danke“ Kapitel 8: Einbruch ------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Shhhhh!“ „Mann, geht das nicht leiser?“ „Du weckst noch die ganze Schule auf!“ „Idiot“, zischt Eric über seine Schulter seinen Kameraden zu, „es ist 10:00 Uhr abends. Da ist jetzt keiner mehr.“ „Und warum müssen wir dann leise sein?“, raunt Steve. „Weil man nun mal leise irgendwo einbricht und nicht laut“, lautet die schlichte Erklärung, während Eric seine mitgebrachte Taschenlampe anknipst. Auf Zehenspitzen folgen ihm Gordon und Steve ins Innere. „Hier ist auch ein Lichtschalter“, flüstert Gordon und streckt die Hand nach der Stelle neben der Tür aus. „Blödmann!“ Noch bevor er eine weitere Bewegung machen kann, blendet ihn der Strahl der Taschenlampe direkt ins Gesicht. „Du hast auch gar nichts kapiert“, zischt Eric scharf. „Das hier darf keiner mitbekommen und schon gar nicht der Käpt’n.“ Da legt ihm Steve beruhigend die Hand auf den Arm und bringt ihn so dazu, den harten Lichtstrahl von seinem Stürmerkollegen abzuwenden. „Nur für mein Verständnis: Das ist unser eigenes Clubhaus. Warum brechen wir um 10:00 Uhr abends in unser eigenes Clubhaus ein?“ „Weil er etwas vor uns versteckt.“ „Versteckt?“ „Wer? Der Käpt‘n?“ „Warum?“ Eric verdreht theatralisch die Augen. Der Schein der Lampe huscht unablässig durch den kleinen Raum. „Sagt bloß, euch ist das noch nicht aufgefallen.“ Gordon und Steve schauen sich nur fragend an. Tatsächlich wagt es aber gerade keiner von ihnen, ihrem übereifrigen Freund die offensichtliche Wahrheit zu sagen. Doch Eric scheint nicht mit einer Antwort gerechnet zu habe, sondern winkt er sie mit der freien Hand hinüber zu den Spinden an der Wand. „Jedes Mal, wenn wir uns umziehen“, beginnt er zu erklären, während der hüpfende Schein der Taschenlampe nun auf einer einzigen Spindtür zum Erliegen kommt, „braucht er neuerdings länger als sonst und schaut immer ganz fokussiert in seinen Spind.“ Erneut schauen sich Steve und Gordon zweifelnd an. „Warum fragst du ihn nicht einfach“, meint Steve schließlich. „Depp! Ich habe einmal versucht, hineinzuspähen, aber er hat sofort die Tür zu gemacht. Irgendetwas ist da drin. Irgendetwas, das wir nicht sehen sollen.“ Ohne auf die Reaktion der andern zu achten, beginnt er an dem Schloss zu fummeln. „Irgendeine Idee, wie die Zahlenkombination sein könnte?“ „Versuch es mit Einsen“, meint Gordon schulterzuckend. „Aber was sollte der Käpt‘n vor uns verheimlichen?“ Eric grinst. „Darum sind wir ja hier. Um genau das herauszufinden. Sieh an: Drei mal 1. Wie einfach. Sesam öffne dich!“ Mit einem leichten Quietschen öffnet sich die Spindtür und offenbart ihr dunkles inneres. Eric greift wieder nach seiner Taschenlampe. Jetzt muss auch Steve grinsen. „Vielleicht ist es ja ein Foto von ‘nem Mädchen.“ „Meinst du?“ Er bekommt rote Ohren. „Von der süßen Minako, zum Beispiel.“ Gordon muss lachen. „Das hättest du gerne in deinem Schrank.“ „Ist vielleicht sogar eins drin“, feixt Eric, „Wollen wir gleich nachsehen?“ „Kommt gar nicht in Frage!“, protestiert Steve sofort, kann aber nicht verhindern, dass nun sein ganzer Kopf rot anläuft. „Eric, was glaubst du denn, was in dem Schrank sein könnte.“ Der Mittelstürmer zögert kurz. „Fußball“, meint er schließlich mit leuchtenden Augen, „Ich glaube da drin versteckt er die Aufstellung fürs Finale.“ „Das ist doch erst in drei Wochen.“ „Na und? Viktor plant so etwas immer lange im Voraus.“ „Und wenn schon“, Gordon kann seine Begeisterung nicht teilen, „Hast du wirklich Angst, du könntest nicht aufgestellt werden?“ „Quatsch! Ich will die restliche Aufstellung wissen.“ „Echt jetzt?“, empört sich Steve, „Und dafür brechen wir hier mitten in der Nacht ein?“ „Jetzt ist es auch zu spät.“ Erneut leuchtet Eric in das Innere des Spindes. Wie um sich selbst Mut machen zu müssen, murmelt er: „Ich kenne den Kerl seit 10 Jahren. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.“ Aufgeregt inspizieren drei Augenpaare den Schrank. Eric betastet die obere Ablage, findet aber bis auf ein paar Münzen und eine zerknitterte Spielbilanz der Schwarzen Blitze nichts besonderes. Steve hebt am Boden die blankgeputzten Torwartschuhe hoch, doch bemerkenswertes kann auch er nicht entdecken. Gordon zögert noch einen Moment, in den Spind seines Käpt‘ns zu greifen, aber schließlich schiebt er vorsichtig den Bügel mit der Trainingsjacke mit dem großen Nanyo SC-Aufdruck zur Seite. Seine Augen werden groß. „Ha! Also da würde ich auch jedes Mal draufschauen“, lacht er und tritt einen Schritt zurück. Neugierig drängeln sich die anderen beiden vor der Tür. „Boah!“ „WOW“ „Also das…, das ist…“ Gordon knufft Steve in die Seite: „Von wegen Mädchen“ „Hammer“, haucht Eric mit glänzenden Augen. An der Rückseite des Spindes leuchtet im Licht der Taschenlampe ein blaues Trikot mit weißen Streifen. Es ist so mit Klebeband befestigt, dass man den weißen Aufdruck darauf gut lesen kann. NIPPON. Und darunter, wie das große Ziel, prangt eine einzelne, weiße 1. Kapitel 9: Unerträglich ----------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Käpt’n, so geht das nicht weiter!“, hallt Kevins Stimme durch den kleinen Raum und lässt Mario verwundert aufschauen. „Kevin hat recht. Wir machen das nicht mehr mit!“ Heftig nickend erscheinen hinter Kevin die Zwillinge in der Tür. Mario sieht seine Teamkameraden erstaunt an. „Was ist denn los? Was macht ihr nicht mehr mit?“ „Na dieses…“ Jeremy wedelt mit seinen Händen durch die Luft auf der Suche nach Worten. „Genau, dieses furchtbare…“, pflichtet ihm sein Bruder bei. Verständnislos starrt Mario die drei an. „Dieses … Training! Verstehst du?“ „Nein“, antwortet Mario wahrheitsgemäß. „Was soll mit unserem Training sein?“ „Wir richten uns neuerdings nach dem Trainingsplan des Leichtathletik-Teams“, stellt Charlie fest. „Und dann laufen wir immer nur kleine Runden um deren Platz anstatt um unser Fußballfeld.“ Jeremy verschränkt die Arme vor der Brust. „Ähm…“ Ein kleiner Schweißtropfen bildet sich auf Marios Stirn. „Im Park waren wir auch ewig schon nicht mehr“, ergänzt Kevin, bevor sein Kapitän etwas zu seiner Verteidigung sagen kann. „Und ist euch aufgefallen, dass Mario außergewöhnlich oft Putzdienst hat und unser Training später beginnen lässt?“ Nun streckt auch Tommy seinen Kopf zur Tür herein. Die Zwillinge nicken synchron. „Nach meinen Beobachtungen, schießt Gregor im Training besonders häufig ein Tor, wenn die Mädchen vom Leichtathletik-Team ihre Wettkämpfe bestreiten.“ Philipp schiebt sich seine Brille höher auf die Nase. „Ganz besonders wenn eine ganz bestimmte Person dran ist.“ „Also hör mal!“, versucht Mario zu protestieren, doch er ist inzwischen verdächtig blass um die Nase. „Käpt‘n“, Christophs Kopf erscheint über seinen Kameraden, „wir haben bereits festgestellt, dass du uns immer dann eine Trinkpause verordnest, wenn die Mädchen beim Dehnen sind.“ Die Zwillinge kichern. Marios Magen vollführt eine unangenehme Drehung. „Das ist echt unerträglich“, schimpft Kevin. „Und genau darum bitten wir dich, nein…. wir verlangen von dir“, anklagend streckt er seinen Arm vor und deutet auf Mario, „dass du dem endlich ein Ende machst.“ „Genau! Wir halten das nicht mehr aus!“ - „Stimmt, tu es endlich.“ - „Es ist wirklich nicht zum aushalten!“ Mit rasendem Herzen drängt sich Mario gegen die Wand des Clubhäuschens. Was um alles in der Welt verlangten sie von ihm? Kevin holt noch einmal tief Luft: „Bitte sprich Elsa endlich an und verabrede dich mit ihr.“ „Kino“, schlägt Jeremy vor. „Sonnenuntergang am Strand“, nickt Charlie. „Eis essen“, ertönt Saschas Stimme von ganz hinten. „Egal was“, sagt Kevin laut, „Hauptsache, du sagst es Elsa endlich und wir können wieder normal trainieren!“ Kapitel 10: Er ist wieder da! ----------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. Ein nass-kalter Windzug fegt um die überraschten Spieler der Kickers. Einige ziehen sogleich ihre Trainingsjacken höher. Bei dem trüben Herbstwetter hatte man es vorgezogen sich um den großen Tisch zu versammeln und die letzten Spiele auszuwerten. Es war schließlich nicht Sinn der Sache, sich beim Training zu erkälten, wie Philipp ganz recht feststellte. Gerade hatten Christopher und Kevin zum dritten mal den vereitelten Vorstoß des Onigiri F.C debattieren wollen, der ihnen das 5:0 gesichert hatte, als der plötzliche Windstoß ihre Aufzeichnungen vom Tisch wirbelte. Mit offenen Mündern starren alle auf die offene Tür. Dort steht ein Fremder. Schwere, nasse Stiefel treten über die Schwelle des Häuschens. Er trägt einen dunklen Regenmantel, unter dem eine verzierte Lederjacke zum Vorschein kommt. In der einen Hand hält er eine seltsam geformte Tasche, die aussieht wie eine Gitarre. Mit der anderen greift er sich an den breitkrempigen Hut um sich mit stoischer Ruhe die Regentropfen abzuwischen, bevor er den Kopf hebt und grimmig in die Runde schaut. Einen Moment lang ist es totenstill im kleinen Clubhaus. „Trainer!“, bricht es schließlich aus Gregor heraus. „Trainer Scott!“ - „Der Trainer ist wieder da!“ - „Trainer Gott!“ erschallt es von allen Seiten. Alle Kickers sind aufgesprungen um ihren ehemaligen Trainer zu begrüßen. Doch dieser schaut nur abermals grimmig in die Runde. „Warum seid ihr nicht draußen und trainiert?“, blafft er. Die freudige Stimmung sinkt sofort wieder in sich zusammen. „Öhm“, fühlt Mario sich zu einer Erklärung genötigt, „es regnet in Strömen.“ „Na und?“, brüllt der Trainer und schlägt mit der Faust auf den Tisch, dass dieser bedenklich wackelt. „Habe ich euch zu solchen Luschen erzogen? Ab nach draußen zum Lauftraining, sonst setzt es was!“ Eine einzelne Hand hebt sich über die Köpfe. „Recht hat er! Auf gehts, Jungs! Alle mir nach!“ Und schon hat sich Gregor aus seiner gemütlichen Jacke geschält und stürmt an Scott vorbei nach draußen. Kevin knirscht mit den Zähnen und murmelt: „Warum noch mal war ich gerade so glücklich, dass er wieder da ist?“ Kapitel 11: Der Retter ---------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Nanu?“ Irritiert tritt Elsa über die Schwelle ins Innere. „Hier ist ja gar keiner.“ Perplex bleibt sie mitten im Raum stehen. Warum hat Kevin dann eben gemeint, sie solle ganz schnell ins Clubhaus der Kickers kommen? Offensichtlich ist ihr kleiner Bruder doch gar nicht da. Schnaufend stemmt sie die Hände in die Seiten. „So etwas Dummes“, murmelt sie, zuckt mit den Schultern und wendet sich zurück zur Tür. Sie ist schon fast über die Schwelle als sie spürt, wie ihr etwas auf den Kopf fällt. Es ist leicht und kitzelt mit vielen Beinchen auf ihrem Haarschopf. „IIIIIIIIIIIIIIHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!“   Entsetzt reißt Mario den Kopf herum. Die Stimme kennt er doch! Und sie kommt aus ihrem Clubhaus! Was ist da los? Sofort sprintet er los. Bereits nach einigen Metern kann er Elsa erkennen, die mit den Armen hektisch rudernd in der Tür ihres Clubhauses steht. „Elsa, was ist los?“, ruft er. „Hilfeeeeee!“ Elsa schreit um Hilfe. Mario schluckt sein eigenes Entsetzen hinunter und stürzt regelrecht die letzten Meter auf das Mädchen zu. Als er sie erreicht hat, legt er instinktiv die Arme um sie und reißt sie an sich. Panisch blickt er sich um, bereit sie gegen jeden Angreifer zu verteidigen, doch in dem kleinen Raum ist keine Bedrohung zu entdecken. In seinen Armen erklingt ein leises Wimmern. „Elsa?“, haucht er atemlos. „D-d-da!“ Eine zittrige Hand deutet neben sie auf den Boden. Mario folgt ihr mit den Augen und ein kurzer Schauer durchfährt ihn. Dort auf dem Holzboden liegt eine schwarz-grün glänzende, riesige Schabe. Rasch tritt er fest mit dem Fuß darauf. Mit einer gewissen Genugtuung hört er es unter seinem Schuh knacken. Auch Elsa atmet spürbar auf. Vorsichtig will Mario seine Arme von ihr lösen, doch Elsa zieht ihn rasch wieder an sich. Ihr Gesicht drückt sich in sein Shirt. Marios Kopf wird heiß. „Ist sie wirklich weg?“, fragt sie in den Stoff hinein. „Ja“ „Und tot?“ „Ja“ Erneut atmet sie tief aus. Mario spürt ihren Atem auf seiner Haut. Er ist sich sicher, dass sie seinen galoppierenden Herzschlag hören muss. „Mario?“ „Ja?“ Nun löst sie doch ihren Kopf von seiner Brust und sieht ihm in die Augen. Mario schießt das Blut in die Wangen.  Diese Situation ist so… so… so wie er sie sich nur in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hat. Er mit Elsa allein. Sie in seinen Armen. Ganz nah. Ihre Wärme spüren, ihren Geruch einatmen. Welch glücklichem Zufall hat er das zu verdanken? Elsa lächelt. Ihre Wangen sind ebenfalls rot. „Nun hast du mich tatsächlich vor einer Schabe gerettet.“ „Ähm, nun ja, ich…“ Mario fühlt sich außer Stande einen vernünftigen Satz zu bilden. Sein Herz klopft einfach viel zu schnell. „Sie war ganz schön groß“, murmelt Elsa. „Mario?“ „Elsa?“ „Darf ich noch einen kurzen Moment so stehen? Nur bis ich mich von dem Schreck erholt habe, bitte.“ Ist das ihr Ernst? Wie um alles in der Welt könnte er ihr diese Bitte abschlagen? Vorsichtig verstärkt er den Griff um ihre Taille. „Kein Problem“   „Ha, schlag ein, Kumpel!“ Mit einem fetten Grinsen streckt Kevin seine Hand Richtung Tino aus, der mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck neben ihm steht. „Das war doch ein Super-Plan!“ „Und wenn nicht“, Tino hebt eine bunte Plastikverpackung in die Höhe, in deren Ausbuchtungen grün-schwarze Gummi-Kakerlaken glänzen, „Drei Stück sind noch übrig!“ Kapitel 12: Rache ist kalt -------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus, doch niemand im Inneren nimmt auch nur Notiz von dem Ankömmling. Es herrscht wildes Durcheinander. Trikots und Straßenkleidung fliegen durcheinander, Schuhe liegen auf dem Boden verstreut und und lautes Stimmgewirr erfüllt die Luft. „Mann, jetzt mach doch mal Platz!“ „Wer hat meinen linken Schuh, verdammt?“ „Das Training macht mich einfach nur fertig. Ich sterbe vor Hunger!“ „Ach Käpt‘n, auch schon da?“, fragt Eric schließlich mit einem süffisanten Grinsen, „Alles klar bei den Mädels vom Volleyballteam?“ Er will noch die Lippen zu einem spitzen Kussmund formen, doch Gordon neben ihm stößt ihm rechtzeitig in die Seite. „Autsch!“ Viktor verzieht keine Miene, drückt sich aber das Käppi etwas tiefer ins Gesicht. „Geht euch gar nichts an“, murmelt er. Ein paar weitere Spieler grinsen nur in ihre offenen Spindtüren hinein. „Seid ihr mit dem Duschen schon durch?“ Etwas verwundert überfliegt Viktor die nassen Haarschopfe und die feuchten Handtücher, die aus den Sporttaschen quellen. Er erntet bestätigendes Nicken. „Wenn du dir so viel Zeit lässt… autsch!“ Erneut wird Eric in seinem bissigen Kommentar ausgebremst. Diesmal von Steve. Sein Käpt‘n grunzt nur über den Einwurf und blickt hinüber zur Tür, hinter der sich die neuen Duschen befinden, die ihnen der Direktor nach dem zweiten Turniersieg spendiert hatte. Direkt angrenzend ans Clubhaus. Was für ein Luxus. „Hoffentlich habt ihr mir 5 Minuten warmes Wasser übrig gelassen.“ Plötzlich wird es sehr betriebsam im Clubhaus. Jeder scheint sehr dringend etwas in seinem Spind suchen zu müssen. „Natürlich!“, beruhigt Eric ihn mit blitzenden Augen. „Klar denken wir an dich, während du nur an deine Mädchen denks… uff“ Gordons schwere Tasche landet zufälligerweise direkt auf Erics Fuß. Eine Sekunde lang mustert Viktor ihn noch abschätzig, doch dann zuckt er die Schultern, wirft seine Schuhe gegen seinen Spind, schnappt sich ein Handtuch und spaziert durch die Tür zu den Duschen. Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, erscheinen wieder sämtliche Köpfe hinter ihren Spindtüren. „Ähm…“ „Meint ihr….“ „Schon, oder?“ „Sicher? Was meinst du, wie der drauf ist.“ „Eric, du weißt, dass das glatt gelogen war“, meldet sich schließlich Hideo. „Wir haben doch selbst gemerkt, dass der Warmwassertank fast leer ist.“ „Das reicht vielleicht noch fürs Aufdrehen“, nickt ein weiterer hinten in seiner Ecke. „Warum wolltest du auch ausgerechnet noch eine Wasserschlacht veranstalten? Ohne das, wäre jetzt noch etwas für ihn übrig.“ Einige Knie schlottern hörbar. Eric grinst nur. „Och wisst ihr…“, Dann erhellt sich plötzlich sein Gesicht, „Ah, ich muss los. Ich muss meinen Wellensittich füttern.“ Und kaum hat er geendet, ist er auch schon samt seiner Tasche zur Tür hinaus und im Abendlicht verschwunden. Die restlichen Spieler der gefürchteten Teufel bleiben mit angehaltenem Atem im Clubhaus zurück. Sie zählen die Sekunden bis sich der Wasserhahn mit einem leichten Quietschen öffnen müsste. Dann ertönt ein Schrei: „WAHHHHHHH!!!!!!!! IHR VERDAMMTEN HUNDE!!!!“ Kapitel 13: Schokolade 2 ------------------------ BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Wichtig ist, dass ihr sie langsam aufwärmt“, tönt Saschas Stimme am anderen Ende des kleinen Raumes. Mario nickt innerlich, als er über die Schwelle tritt. Schön, da sind die Jungs gedanklich schon beim Training. „Und dabei müsst ihr immer gut umrühren.“ Mit großen Augen starrt Mario seinen Ersatzspieler an. Sie werden noch größer, als er sieht, wie Daniel, Tino und Benjamin vor diesem am Tisch sitzen und ihm mit gebanntem Blick andächtig lauschen. Ohne von Mario Notiz zu nehmen fährt Sascha mit seinem Vortrag fort: „Und es darf kein Wasser in die Schokolade hineinkommen. Darum müsst ihr beim Rühren besonders vorsichtig sein.“ „Schokolade?“, denkt Mario noch, da wird er plötzlich von hinten angerempelt. „Hee, ihr habt doch nicht etwa schon angefangen?“ Rasch zwängt sich Kevin an ihm vorbei durch die Tür. „Ähm, nein“, antwortet Mario verdutzt, „mit dem Training noch nicht.“ „Papperlapapp.“ Unwirsch winkt Kevin den Einwand seines Kapitäns beiseite. „Schokoladentraining! Wir haben uns mit dem Dicken da verabredet, dass er uns erklärt, wie man Schokolade macht.“ Und ohne ihn weiter zu beachten, nimmt Kevin neben Tino an der Bank Platz und schlägt sein Schulheft auf, um sich Notizen zu machen. „Aber, aber… warum denn Schokolade?“, stottert Mario immer noch perplex von der Tür aus. „White Day, Käpt‘n!“, antworten ihm vier Münder gleichzeitig. „Wir müssen uns doch bei den Mädchen revanchieren“, setzt Benjamin noch erklärend nach. Mario muss schlucken, als er unwillkürlich an das Mädchen denkt, das ihm zum Valentinstag Schokolade geschenkt hat. „Und Sascha hat Ahnung von Mädchen?“, fragt er etwas peinlich berührt. „Von Mädchen nicht“, grinst Kevin und winkt ihn herüber zur Bank, „aber von Schokolade!“ Kapitel 14: Kein Käpt’n ----------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Hallo Leute, ich muss ganz dringend mit dem Käpt‘n sprechen. Wisst ihr wo er ist?“ Sichtlich verwundert lugt Kevin hinter seiner Spindtür hervor. Gregor steht auf der Schwelle zum Clubhaus und tänzelt nervös von einem Fuß auf den anderen. „Mario ist noch nicht da“, stellt er lapidar fest. Neben ihm nickt Tino zustimmend: „Aber das Training fängt gleich an. Es kann nicht mehr lange dauern bis er hier aufkreuzt.“ Gregor schüttelt heftig den Kopf. „Nein, nein, solange kann ich nicht warten. Ich gehe ihn suchen!“ Und noch bevor Kevin oder Tino etwas entgegnen können, rennt er über den Schulhof davon. „Käääääptääääään!“ hallt es bereits von Weitem über den Platz. „Der ist nicht da“, erklärt Kevin zum zweiten Mal an diesem Tag. Und als er Philipp und Benjamin ganz außer Atem in der Tür erscheinen, fragt er: „Was ist denn los?“ „Daniel hat sich das Knie aufgeschlagen.“ „Er wollte Gregors Fallrückzieher vor ein paar Jungs seiner Klasse vorführen und hat sich dabei voll auf die Nase gelegt.“ „Es blutet ziemlich.“ Kevin zieht fragend eine Augenbraue nach oben. „Ja und? Soll er doch zum Schularzt gehen…“ „Ja, aber Mario…“ „Was, Mario?“ Empört verschränkt Kevin die Arme vor der Brust. „Unser Käpt‘n könnte da auch nichts machen, oder meinst du er versteckt eine Krankenstation in seinem Spind.“ „Öhm, das nicht…“ Die Jungs sind sichtlich eingeschüchtert. „Na also“, Kevin dreht sich ab und geht zurück ins Innere des Clubhauses, „Ab zum Schularzt!“ Philipp und Benjamin sehen sich noch einmal an, dann nicken sie und laufen zu ihrem verletzten Teamkameraden, um ihn zur Krankenstation zu bringen. Als Kevin sich wieder auf die Bank am Tisch fallen lässt, stöhnt er: „Hoffentlich kommt Mario bald. Was nerven die denn heute alle?“ „Hey Kickers!“ Unwillkürlich zucken Kevin und Tino zusammen. Da öffnet sich auch schon krachend die Tür. „Lange her, dass wir gegeneinander gespielt haben. Wie wäre es mal wieder mit einem kleinen Übungsspiel?“ Mit hoch erhobenem Haupt erscheint der Kapitän der Teufel in der Tür. Als er seinen Blick einmal durch den kleinen Raum wandern lässt, stutzt er. „Ist Mario gar nicht hier?“ Beinahe panisch springt Tino auf. „Ähm, ähm, nein, er ist….“ Doch Kevins Augen leuchten mit einem Mal. Er legt dem aufgeregten Tino beruhigend eine Hand auf dessen Arm und räuspert sich ausgiebig. „Mario ist gerade nicht zu sprechen, aber du kannst auch mit mir reden. Ich bin schließlich so etwas wie der Vize-Kapitän.“ Viktors Augenbrauen wandern bis unter den Rand seiner Mütze. „Na“, meint er schließlich trocken, „ich schau mal, wo Gregor ist.“ Mit einem kurzem Nicken verabschiedet er sich und verschwindet aus der Tür. „Vize-Kapitän?“, staunt Tino, als sie wieder allein sind. Kevin seufzt: “Das war eine einmalige Chance.“ „Maaaaaaariooooooo“, ertönt es kurz darauf dreistimmig von der Tür, „wir wollten dir viel Glück für das Training wünschen!“ Tino fällt vor Schreck rücklings von seiner Bank. „Mädels“, Kevins Hand landet ungeduldig auf der Tischplatte, „Erstens braucht unser Käpt‘n heute kein Glück. Wir haben schließlich nur Training. Das wird er schaffen. Und zweitens ist er gar nicht da, aber wir richten es ihm gerne aus, dass ihr da wart...“ „Ohhhhhhhhhh“ Die freudigen Gesichter der drei Mädchen fallen enttäuscht in sich zusammen. Als sie sich nicht weiter bewegen, ergänzt Kevin mit einem abfälligen Winken: „… und auch dass ihr wieder gegangen seid.“ „Blödmann!“, gibt Ann noch zurück, dann schließt sich die Tür hinter ihnen. „Hoffentlich kommt Mario bald“, stöhnt Kevin, „Was wollen die denn heute alle?“ BAMM! Erneut öffnet sich krachend die Tür. Thomas steckt zuerst seinen Kopf und anschließend sein Mikrofon hinein. „Mario, was hältst du von…?“ „Mario ist nicht daaaa!“, hallt es ihm entgegen. „Schon gut! Ich verstehe ja.“ Sofort zieht der Reporter seinen Kopf und Mikrofon zurück. „Wenn hier noch einer kommt und nach Mario fragt…“, murmelt Kevin und lässt seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Dort liegt er auch noch als sich die Tür ein weiteres Mal, diesmal sanft, fast vorsichtig, öffnet. „Entschuldigt bitte, dass ich zu spät…“ „Kein Käpt’n hier!“, brummt es ihm von der Tischplatte entgegen. „Ja, aber…“ „Nichts aber! Kein Käpt’n, kein Mario! Wie oft soll ich das noch sagen?“, entfährt es Kevin wütend, ohne den Kopf zu heben. „Öhm, okay, dann … trainiert ihr heute ohne mich?“ Er zögert noch einen Moment, doch schließlich zuckt Mario mit den Schultern und schließt leise wieder die Tür. Kapitel 15: Vorurteile ---------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Also was machen wir jetzt mit ihm?“ „Mit wem?“ Eric verdreht genervt die Augen. „Na mit Kisho. Wollen wir ihn zu unserem Mannschaftsgrillen am Wochenende einladen oder nicht?“ „Hmm, weiß nicht.“ Alex zieht etwas unbehaglich die Schultern hoch. „Muss das sein?“ „Wäre doch eine gute Gelegenheit ihn besser kennen zu lernen.“ „Na Danke, ich weiß bereits genug über ihn, das reicht.“ Joey wirft verächtlich seine Sporttasche gegen seinen Spind. „Echt?“ Verwundert hebt Steve seine Augenbrauen. „Ich weiß ja gar nicht, worüber ich mit ihm reden soll.“ „Der wird wahrscheinlich eh nur ein Thema kennen.“ Ein anderer nickt bestätigend mit dem Kopf. „Genau, und da will ich gar nicht mitreden. Der ist doch voll vom anderen Ufer.“ „Nachher will er noch, dass wir mal mitmachen.“ Alex verzieht angeekelt das Gesicht, andere schütteln sich stöhnend. „Was ihr habt“, wundert sich Eric, „der Käpt‘n hält es doch auch mit ihm aus.“ „Der ist ja auch über beide Ohren verknallt! Da fällt man schon mal komische Entscheidungen“, ertönt es aus sicherer Entfernung aus einem Spind. „Also ich würde ihm die Chance geben. Vielleicht ist er ja trotzdem ein ganz netter Kerl.“ „Netter Kerl…“, äfft Mike ihn nach, „Kann so jemand ein ‚netter Kerl‘ sein?“ „Jetzt sei doch nicht so verurteilend. So gut kennst du ihn doch gar nicht. Oder kennst du ihn etwa doch schon näher?“ In Sekundenschnelle nimmt Mikes Kopf die Farbe seines Trikots an. Hektisch fuchtelt er mit seinen Händen vor sich in der Luft herum. „Nein, nein, nein. Um Gottes Willen!“ „Na also…“ „Ich finde“, beginnt Steve, „wir sollten nicht so intolerant sein. Immerhin ist es nur ein Abend am Strand. Wir verlieren doch nichts, wenn er mal mit dabei ist.“ Eric nickt: „Und den Käpt‘n wirds freuen.“ „Wer nicht will, kann ja immer noch mit jemand anderem reden.“ „…oder gehen“, ergänzt Gordon. „Hm“ „Gnn“ „Hmpf“ Schließlich breitet Eric versöhnlich die Arme aus und blickt sich unter seinen Teamkameraden um. „Also dann ist es beschlossen: Kisho ist zu unserem Teamgrillen herzlich eingeladen, obwohl….“, er wendet sich noch einmal zu der Ecke, aus der gerade der lauteste Protestlaut klang, „…obwohl er Baseball spielt.“ Kapitel 16: Wie übergibt man eine Rose? --------------------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Oh, hallo Käpt’n! Du hier?“ Ertappt fährt Mario am Ende des langen Tisches zusammen. Blitzschnell versteckt er beide Hände hinter seinem Rücken und setzt eine möglichst unschuldige Miene auf. „Alles klar?“ Natürlich fällt die Maskerade Kevin als erstes auf. Skeptisch mustert er seinen Kapitän, der sich in Straßenkleidung am anderen Ende des Clubhäuschens gegen die Wand drückt. „Training mit Gregor ist echt hart. Morgen trainieren wir bitte wieder mit dir, ja?“, stöhnt Tommy laut. Ihm scheint das seltsame Benehmen nicht aufzufallen. „Warum bist du eigentlich noch hier, Mario? Du sagtest doch, du hättest einen wichtigen Termin.“ Ohne eine Spur von Erschöpfung betritt Gregor als letztes das Clubhaus. „Ähm…“ Eine kleine Schweißperle rinnt an Marios Gesicht hinunter. „Nun ja… ich…“ „Häh? Was ist los?“ Kevin platzt der Kragen. Nicht nur musste er das viel zu ehrgeizige Training ihres Spitzenstürmers über sich ergehen lassen, jetzt benahm sich auch noch Mario so komisch. Wütend lässt er seine Faust auf den Tisch krachen. „Wolltest du dich etwa vorm Training drücken? Das wäre ja mal ganz was neues!“ Beinahe panisch schüttelt Mario den Kopf. „Ähm, nein…, ich habe wirklich eine Ver… äh, einen Termin.“ „Aha,“ ertönt plötzlich Tino Stimme hinter seinem Rücken, „Und wofür brauchst du die Rose?“ Vor Schreck, dass er den kleinen Mittelfeldspieler nicht bemerkt hat, wie er sich um ihn herumgeschlichen hat, springt Mario einen Meter nach vorn. Dabei streckt er beide Hände möglichst weit von Tinos Nasenspitze entfernt aus. Genau in die Mitte des Raumes, in der nun jeder Kickers-Spieler das geheime Objekt bestens betrachten kann. Für einen Moment ist es mucksmäuschenstill im Clubhaus. Dann ertönt leises Kichern. „Hast du deinen Termin etwa mit Elsa?“, bringt es Sascha sofort auf den Punkt. „Ähm, ich, nein… ähm…, Jungs, das ist nicht, wonach es aussieht…, ja doch, ähm..“, stottert Mario und wird ähnlich rot im Gesicht, wie die Blüte der Rose, die er in der Hand hält. „Ich dachte, ihr kommt später“, nuschelt er schließlich kleinlaut, „Ich wollte noch etwas üben…“ „Was musst du denn üben, Käpt’n?“ Verständnislos verschränkt Kevin seine Arme vor der Brust. „Öhm…“ unsicher dreht Mario den einzelnen Blumenstängel in den schwitzigen Händen. „Na, ich wollte halt üben, wie…, wie ich…“ In Ermangelung von Worten streckt er die Rose erneut weit von sich, als wollte er sie an eine imaginäre Person übergeben. Überraschenderweise erntet er zustimmendes Nicken. „Sehr gute Frage“, Philipp rückt prüfend seine Brille zurecht, „Wie übergibt man einem Mädchen eine Rose? Das könnte kompliziert werden.“ „Quatsch!“, fährt Kevin ihm sofort über den Mund, „Warum denn kompliziert?“ Rasch greift er nach der Blume in Marios Händen. Er holt einmal tief Luft, legt die Rose erst auf seine Brust und mit dem Ausruf ‚Für die schönste Frau der Welt!‘ streckt er seinen Arm aus und deutet mit der Blüte in die Mitte des Tisches. Einige seiner Kameraden runzeln die Stirn. „Na, ich weiß nicht“, kommentiert Benjamin, „Wenn du ihr die Rose so ins Gesicht steckst, bekommt sie höchstens einen Niesanfall.“ Kevins großspuriger Gesichtsausdruck fällt in sich zusammen. Zerknirscht blickt er auf die Rose. „Gib mal her!“ Bevor Kevin es sich versieht, hat Jeremy sie ihm aus der Hand genommen. Mario entfährt ein leiser Protestlaut, doch niemand beachtet ihn. „Also zunächst einmal“, beginnt Jeremy, „geht man bei so etwas auf die Knie…“ Sein Oberkörper verschwindet hinter der Tischkante, als er seine Worte auch gleich umsetzt. Erneut nicken einige der anderen Spieler heftig. „Tiefer“, kommentiert Charlie mit einem bösen Grinsen. „Idiot!“, entgegnet sein Bruder, springt auf und drückt diesem die Rose in die Hand. „Dann mach du es doch!“ Charlie räuspert sich kurz, als er jedoch merkt, dass alle Blicke auf ihm liegen, weiß er, dass er keinen Rückzieher mehr machen kann. Er schluckt kurz, beugt dann ebenfalls ein Knie, legt die Rose quer über seine ausgebreiteten Hände und streckt sie nach vorn aus. „Für dich“, murmelt er mit hochrotem Kopf. „Das sieht aus wie eine missratene Dehnübung!“, platzt es aus Christoph heraus. „Gib mir mal!“ Auch er reißt seinem Mitspieler die Rose eher unsanft aus der Hand. Ein einzelnes grünes Blatt geht dabei zu Boden. Christoph wiederum verneigt sich wie ein Zirkusdirektor vor seiner imaginären Verabredung, dann holt er mit einer übertriebenen Armbewegung die Rose hinter seinem Rücken hervor und hält sie vor sich in die Luft. „Kann man ihr die Rose nicht einfach so geben?“ fragt Sascha eingeschüchtert in den Raum hinein. „Ihr habt doch keine Ahnung. Gib mal her!“ „Nein, gib mir!“ „Ich habe eine viel bessere Idee.“ Verzweifelt muss Mario mitansehen, wie seine wunderschöne Rose nun von Hand zu Hand geht. Seine Jungs reißen sich förmlich um die beste Darstellung der Übergabe, aber immer hat jemand etwas einzuwenden. Irgendwann haben sich zwei der Jungs an ihren Dornen gestochen, ein Mal mussten sie sie unter dem Tisch wieder hervorholen und der Stängel hat schon längst keine Blätter mehr. Da öffnet sich erneut krachend die Tür. „Mario, bist du hier?“, ertönt Elsas Stimme von draußen, „Wir sind doch verabredet.“ Marios Herz rutscht ihm in die Kniekehlen und auch alle anderen Kickers scheinen erschrocken den Atem anzuhalten. Blitzschnell drückt ihm Tommy die Rose zurück in die Hand und Kevin stößt ihn mit einem beherzten Klapps in Richtung Tür. „Du schaffst es Käpt’n!“, flüstert er ihm noch zu. Vollkommen überrumpelt stürzt Mario nach vorn. Auf halbem Wege stolpert er über eine herumstehende Tasche, verliert das Gleichgewicht, fällt bäuchlings auf die große Tischplatte, rutscht das letzte Stück darauf nach vorn, bis er schließlich kurz vor Elsa zum Stehen kommt. Mit rotem Gesicht blickt er zu ihr auf. Dann fällt ihm ein, womit er diesen peinlichen Auftritt wieder gut machen könnte und streckt zitternd die Hand mit der Rose vor. „Oh“, bringt Elsa schließlich heraus, als von dem zerknickten Blumenstängel die letzten Blütenblätter zu Boden fallen. Kapitel 17: Hangry ------------------ BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Na Dicker“, begrüßt Kevin seinen Teamkameraden lautstark, „hast du dein Mittagessen ausfallen lassen? Du bist doch sonst nie so früh zum Training!“ Doch Sascha antwortet nicht. Mit zusammengepressten Lippen blickt er langsam und sorgfältig durch den Raum. Auf seiner Stirn glänzen kleine Schweißperlen. „He Dicker, alles in Ordnung?“ Tino mustert ihren Ersatzspieler verwundert. So kennt er ihn gar nicht. „Sind dir die letzten Reisbällchen nicht bekommen?“ Auch Christoph runzelt skeptisch die Stirn. Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht mit Sascha. „Ich weiß, dass sie hier sind“, murmelt dieser plötzlich und setzt schwerfällig einen Schritt ins Innere. Tino, Christoph und Philipp sehen sich nur fragend an. „Sie müssen hier sein“, zischt Sascha zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Er geht stöhnend auf die Knie und blickt suchend unter dem Tisch umher. „Pass auf, dass du nicht zu viele Kalorien verbrennst“ , kommentiert Kevin mit einem hämischen Grinsen. Sascha lässt sich nicht anmerken, dass er ihn gehört hat. Er läuft langsam an den Spinden entlang und tastet dabei oben die staubige Oberfläche ab. Doch offensichtlich findet er auch dort nicht, was er sucht. Mit einem Schrei packt er den Korb mit den Fußbällen in der Ecke und kippt ihn aus. „Ich habe zuhause alles durchsucht. SIE MÜSSEN HIER SEIN!!!!“ „Sascha!“ „Sascha!“ „Jetzt beruhige dich mal.“ Doch die Zurufe seiner Teamkameraden scheinen eher das Gegenteil zu bewirken. Wie ein Berserker fegt Sascha an der zweiten Reihe Spinde vorbei, durchsucht dabei mit den Händen alle Ecken, die er finden kann. Kevin kann sich gerade so auf den Tisch retten. „Mein Gott, Sascha! Was suchst du denn nur?“ Saschas Augen brennen. Er geht erneut vor dem Tisch in die Knie und untersucht die Unterseite der Tischplatte. Dann fokussiert er die drei Verteidiger, die auf der Bank daneben sitzen und ihn mit großen Augen ansehen. „Wo habt ihr sie versteckt?“, keucht er und tritt stöhnend auf sie zu. Tino krallt sich hilfesuchend an den größeren Christopher. Mit einem tiefen Brüllen packt Sascha die Bank und hebt sie über seinen Kopf. Panisch schreien die anderen Jungen zurück. „Sascha!“ „Sascha!“ „Dicker, hör auf!“ „AHHHHHHH!“ „Dicker, hör auf!“, ertönt erneut Kevins Stimme durch den Tumult. „Hier!“ Japsend lässt Sascha die Bank wieder sinken und wendet sich um. Schweißtropfen rollen von seiner Stirn und vermischen sich auf seinen Wangen mit Tränen. Der bullige Riese bietet einen jämmerlichen Anblick. So jämmerlich, dass selbst Kevin weich wird. „Jetzt lass den Quatsch! Hier sind sie ja schon.“ An seinem ausgestreckten Arm hält er eine zerknüllte Tüte Kartoffelchips. Aus Saschas Kehle dringt ein Wimmern, das wohl ein Jubeln sein soll. Ungläubig beobachten Tino, Christoph und Philipp, wie der eben noch unbändige Koloss handzahm wie eine Katze auf Kevin zutapst und mit beiden Händen die Tüte in Empfang nimmt, sie mit einem seeligen Lächeln aufreißt und sich sofort eine Handvoll des knusprigen Inhalts in den Mund stopft. Kevin seufzt: „Dir ist einfach nicht zu helfen.“ Er zuckt mit den Schultern. „Dabei wollte ich dir wirklich nur helfen, als ich die Tüte in meinem Spind versteckt habe. Solange du nicht abnimmst, wirst du nie ein guter Fußballer.“ Staunend beobachten die vier, wie Sascha in wenigen Sekunden die Tüte Chips leert. Schließlich schiebt sich Philipp seine Brille höher auf die Nase. „Wenn ihr mich fragt, sollten wir beim nächsten Spiel so eine Packung hinter dem gegnerischen Tor verstecken. So wird unser Sascha zu einer wahren Geheimwaffe, gegen die kein Gegner ankommt.“ Kapitel 18: Return to sender ---------------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Na, ihr Trantüten? Bereit zum Training?“ Mit einem selbstsicheren Grinsen tritt Harry über die Schwelle. Noch gibt er sich nicht die Mühe, sich umzusehen. Er will seine ungehobelte Begrüßung noch wirken lassen. Er freut sich diebisch auf die langen Gesichter, die sie ziehen würden. Oder wütenden Gesichter, je nach Temperament. Er hat in den letzten Tagen genügend Unruhe gestiftet. Irgendetwas davon würde sich verfangen haben. Sein Grinsen wird noch etwas breiter, als er die Tür hinter sich zuzieht. Ganz besonders freut er sich auf Marios Gesicht. Würde der selbsternannte Kapitän der Kickers endlich einknicken und reagieren? Genüsslich hebt er den Blick und schaut in die Runde …und erstarrt. Niemand sieht ihn mit langem Gesicht an, nicht einmal mit einem wütenden. Das Clubhaus ist leer. Harrys Blick fällt zuerst auf einen Strauß roter Rosen, die mitten auf dem langen Tisch liegen. Er blinzelt. Der kommt ihm bekannt vor. Am anderen Ende des Tisches steht eine Gestalt. Er blinzelt erneut. Auch diese Gestalt kommt ihm bekannt vor, doch er hätte sie niemals hier erwartet. „Hallo Harry“, begrüßt Elsa ihn tonlos. Sie hat die Hände auf die Tischplatte gestützt und sieht ihm direkt in die Augen. „Zurück an den Absender.“ „Ähm, ähm…“ Harry bricht der kalte Schweiß aus, doch er ringt sich ein gekünsteltes Lachen ab. „Wenn du Mario meinst, der kommt bestimmt gleich…“ „Nein, ich meine dich.“ Er muss schlucken. Elsas Stimme klingt eigenartig kalt. Gar nicht so, wie er es sonst von ihr gewohnt ist. Ist sie etwa so, wenn sie wütend ist? „Woher willst du denn wissen, dass die Rosen von mir sind?“ „Woher ich es weiß?“, wiederholt sie und kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Vielleicht erzählst du beim nächsten Mal nicht gleich lauthals deinen Kumpels davon, während andere Schüler an eurer offenen Klassenzimmertür vorbei gehen.“ „Öhm, öhmm…“ Harry tritt einen Schritt zurück und stößt mit dem Rücken an die geschlossene Clubhaustür. „Vor Allem hättest du ihnen nicht gleich obendrein erklären sollen, was du damit eigentlich bezweckst. Nämlich Mario zu einer unüberlegten Reaktion zu provozieren, damit du der neue Kapitän der Kickers werden kannst. Meine Reaktion auf diese Rosen ist dir völlig egal und darum kannst du sie zurück haben.“ Anklagend deutet sie mit einer Hand auf den zurückgewiesenen Strauß. Harrys Mund ist plötzlich ganz trocken. Dass sein raffinierter Plan zu zurückschlagen würde, hätte er sich nicht träumen lassen. Er öffnet den Mund, um etwas ablenkendes zu sagen, doch bei Elsas wütendem Gesichtsausdruck schließt er ihn schnell wieder. „Du hast jetzt zwei Möglichkeiten Harry“, beginnt sie. „Entweder ich erzähle Thomas die Wahrheit und dann erfährt die ganze Schule von deinem durchtriebenen Plan. Und ich wage mir gar nicht auszumalen, was passiert wenn der Fanclub der Kickers herausfindet, dass du nicht nur der Mannschaft sondern insbesondere Mario schaden wolltest.“ Sein Oberkörper weicht noch ein Stückchen weiter gegen die Tür. Eine Schweißperle hat sich auf seiner Stirn gebildet und rinnt nun an seinem Gesicht herab. Elsa registriert es mit einer gewissen Genugtuung. „Oder die Sache bleibt unter uns und du verlässt dieses Clubhaus und lässt dein Kickers-Trikot für immer hier.“ Kapitel 19: Traumtor -------------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. „Jaaaaa!“ Zum wiederholten Male streckt Simon jubelnd die Arme über seinem Kopf aus und tritt wie ein Sieger ins Clubhaus der Schwarzen Blitze. „Du bist einfach der Beste, Käpt‘n!“ „3:0 gegen die Teufel!“ „Was für ein Wahnsinnsspiel!“ Simon öffnet langsam wieder seine Augen, die er eben im Triumph geschlossen hatte, und sieht in die Runde seiner Teamkameraden. Ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht. „Damit sind wir eindeutig die beste Mannschaft dieser Präfektur.“ Er ballt eine Faust. „Ahh, endlich musste das auch Uesugi einsehen.“ Sein Mittelfeldspieler nickt ihm grinsend zu. „Habt ihr sein Gesicht gesehen beim dritten Tor?“ „Klar, der konnte es ja gar nicht glauben!“ Simon lacht in sich hinein. „Von wegen unbesiegbarer Torwart. Spätestens seit heute, wird er nirgendwo mehr seine Klappe aufreißen, wie toll er ist.“ „Du bist halt eine Klasse besser, Käpt‘n.“ „Eine gehörige Klasse besser!“ „Simon, wir müssen zur Schule.“ Mit leuchtenden Augen schlägt er seine Faust in die andere Hand. „Habt ihr gesehen, wie der Kerl geguckt hat beim Schlusspfiff? Der hätte doch am liebsten seine Mütze gefressen.“ „Simon, wir sind spät dran!“ Etwas unwirsch winkt Simon seinen kleinen Bruder Ronny beiseite, der soeben neben ihm im Clubhaus aufgetaucht ist. „Es tut mir sehr Leid, Bruderherz. Du wirst dir einen anderen Erzrivalen suchen müssen. Ich habe heute den großen Viktor Uesugi so gedemütigt, der wird sich auf kein Fußballfeld mehr trauen. Hehehe.“ Doch Ronny hört ihm gar nicht zu. Anstatt ihm zu gratulieren, wie es sich gehört hätte, rüttelt sein kleiner Bruder plötzlich an seinen Schultern. „Simon! Schläfst du immer noch? Du musst endlich aufstehen, sonst kommst du zu spät zur Schule!“ Kapitel 20: Ja -------------- BAMM! Krachend öffnet sich die Tür zum Clubhaus. Doch niemand im Innern nimmt von dem Neuankömmling Notiz. Die Spieler der Kickers wuseln zwischen Schultaschen und Spinden hin und her und bereiten sich auf das kommende Training vor. „Ah Käpt’n“, begrüßt ihn Kevin schließlich, „du bist spät dran heute.“ „Ja“, antwortet Mario nur schlicht von der Tür her, in der er immer noch wie angewurzelt steht. „Hoffentlich, bist du morgen zum Spiel gegen die Teufel pünktlicher.“ Mit gespielter Empörung stemmt Kevin die Arme in die Seite und sieht seinen Kapitän tadelnd an. „Sonst fangen wir ohne dich an.“ „Ja“ Mario verzieht keine Miene und starrt nur weiterhin mit seltsam leerem Blick ins Clubhaus. „Genau“, unterstützt Tommy nun seinen Mittelfeldspieler, „und dann hat der Dreier schon getroffen, bevor du überhaupt im Tor ankommst.“ „Ja“ Einige Spieler sehen sich zweifelnd an. Ist das wirklich ihr Käpt‘n? „Ach Mario“ Nun streckt Charlie seinen Kopf hinter der Spindtür hervor. „Wolltest du heute nicht Elsa vor ihrem Leichtathletiktraining treffen?“ Dabei wackelt er übertrieben mit seinen Augenbrauen. „Ja“ „… und wolltest sie fragen, ob sie endlich mit dir ins Kino geht“, ergänzt Jeremy sofort und schaut ebenso neugierig hinter seiner Spindtür hervor wie sein Bruder. „Ja“ „Hääää?“ Mit einem Mal drehen sich 11 Köpfe zur Tür. Mit großen Augen starren sie ihren Kapitän an. Jedem einzelnen von ihnen ist die Frage ins Gesicht geschrieben, doch niemand traut sich, sie zu stellen. Nach einigen stummen Augenblicken ist es Kevin, der sich schließlich ein Herz fasst: „Ja und? Was hat sie gesagt?“ Marios Augen blicken glasig in die Runde. Ein Spur Rot huscht über sein Gesicht. „‚Ja‘“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)