Vorsicht, Ansteckungsgefahr! von Tasha88 (Elsa x Mario) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- “Hatschi!” Mario rümpfte seine Nase und runzelte seine Stirn leicht. Wann hatte er denn das letzte Mal geniest? “Hatschi!” Er blinzelte erstaunt und rieb seine Nase mit seiner Hand. Erst dann wurde ihm die Stille bewusst, die sich über den Raum gelegt hatte. Er drehte seinen Kopf, blickte hinter sich und erkannte, dass ihn seine Freunde alle anstarrten. “Was?”, fragte er verwundert. “Wirst du etwa krank?” Tino wirkte besorgt. “Du wirst nie krank!” Tommy war fassungslos. “Was? Nein, natürlich nicht.” Mario schüttelte sofort seinen Kopf. “Das war”, er runzelte seine Stirn nachdenklich, “Staub oder so, der mich in der Nase gekitzelt hat.” “Welcher Staub bitte?” Kevin verschränkte seine Arme vor dem Oberkörper und zog seine Augenbrauen hoch. “Na ja, wirklich sauber ist es hier drinnen nicht.” Philipp hob einen Finger hoch. “Du willst damit jetzt aber nicht sagen, dass wir putzen sollen, oder?”, fragte Jeremy. “Ich habe keinen Bock, zu putzen”, murmelte Charlie auf die Frage seines Zwillings. “Nein, das wollte ich nicht sagen. Aber es würde mich nicht wundern, dass Mario wegen des Staubs niesen musste.” Philipp zuckte mit den Schultern, sah erneut zu seinem Kapitän, der zustimmend nickte. Das ergab wirklich Sinn. “Aber warum müssen wir denn dann nicht niesen? Müssten wir das nicht auch, wenn hier überall Staub wäre?” Kaum dass Daniel diese Frage stellte, kehrte wieder Stille ein. Und dann starrten erneut alle Mario an. “Du wirst doch krank!” Christoph deutete anklagend auf ihn. “Was? Nein, ich musste doch nur …” “Niesen, ja. Aber das muss man doch, wenn man krank wird.” Benjamin runzelte ebenfalls seine Stirn. Für ihn war die Sache glasklar. Mario musste niesen - ergo wurde dieser krank. “Dann solltest du dich aber eigentlich gut ausruhen und wieder gesund werden.” Sascha legte seinen Kopf schräg und sah seinen Freund ernst an. “Ich werde nicht …” “Oh man, Mario. Das ist ja echt doof!” Schon drehte der Angesprochene seinen Kopf zu seinem besten Freund, der ihn mitleidig anblickte. “Gregor?” “Es tut mir echt so leid für dich! Wenn du krank bist, kannst du ja gar nicht Fußball spielen!” Mario blinzelte perplex, ehe er entschieden seinen Kopf schüttelte. “Ich bin nicht krank und ich werde auch nicht krank! Also Schluss jetzt mit dieser Unterhaltung. Zieht euch euer Trikot an und dann starten wir mit dem Training!” Er drehte sich zu seinem Spind, griff nach seiner Kappe und … “Hatschi!” ~~~ “Gregor, kommst du jetzt mit oder nicht? Ich muss heute wirklich rechtzeitig da sein, weil ich diese Woche Schuldienst habe.” Elsa stand unten an der Treppe und rief ins obere Stockwerk hinauf. Zwar hatte ihr Bruder gesagt, dass er mit ihr in die Schule laufen würde, doch nach dem Frühstück war er erneut nach oben gerannt, da er noch Hausaufgaben zu machen hatte. “Ich kann auch einfach schon mal los und …” Das Klingeln des Telefons unterbrach sie in ihrem Satz. “Ich gehe schon”, rief Elsa und trat an die Kommode im Flur, auf der dieses stand. “Bei Daichi?” “Elsa? Hier ist Mario.” “Mario?” Elsas Wangen wärmten sich und automatisch drückte sie den Hörer fester an ihr Ohr. “Du … klingst gar nicht wie du?”, brachte sie verunsichert hervor, da seine Stimme anders klang. Viel tiefer und kratzig, ganz heißer. “Ich … bin krank”, nuschelte es in der Leitung. “Deshalb muss ich noch kurz mit Gregor reden … ist er da?” “Ja, warte kurz, ich rufe ihn.” Elsa trat zur Treppe. “Gregor, Mario ist am Telefon”, rief sie hinauf. “Was?”, erklang die Stimme ihres Bruders gleich darauf. “Mario ist am Telefon, kommst du?” “Ähm, ja, einen Moment. Bin gleich da.” Mit einem Seufzen hielt Elsa den Telefonhörer wieder an ihr Ohr. “Er hat gemeint, er ist gleich da. Also kann es sich nur noch um Stunden zu handeln.” “Das glaube ich sofort.” Mario lachte leise, heiser und kratzend, was gleich darauf in einen lauten Husten überging. “Das hört sich nicht wirklich gut an, Mario”, gab Elsa besorgt von sich. Sie hörte, wie er sich räusperte. “Eigentlich geht es mir besser, als es sich anhört”, murmelte er. “Ach ja? Kommst du in die Schule?” Kurz herrschte Stille und dann war er es, der seufzte. “Nein, meine Mutter hat gesagt, dass ich zu Hause bleiben muss.” “Sie wird es sicherlich wissen.” Elsa lehnte sich an die Wand und wickelte das Kabel des Telefons um ihren Finger. “Vermutlich. Trotzdem würde ich lieber …” “Zum Training?” Erneute Stille auf Elsas Frage. “Ja, das auf jeden Fall. Und generell nicht krank sein.” “Das glaube ich dir sofort.” Elsa zögerte. “Ähm, hast du jemanden, der dir die Schulunterlagen mitnimmt?” “Nein … bisher noch nicht.” “Soll … ähm, soll dann vielleicht … also wenn es für dich okay ist, soll dann … soll ich …” Elsas Wangen liefen rot an, während sie herum stotterte. Man, warum war es denn nur so schwer, ihn einfach zu fragen, ob sie ihm die Hausaufgaben bringen sollte? “Das wäre schön”, antwortete er auf ihre Stotterei. “Ja?” Elsa richtete sich auf. Ihr Herzschlag nahm zu. “Ja. Dann … bringst du sie mir?” “Natürlich. Ich … komme nach der Schule vorbei, ja?” “Mach das.” Gerade als Elsa noch etwas sagen wollte, tauchte Gregor neben ihr auf und wollte schon nach dem Telefonhörer greifen. “Ah, Gregor ist da. Gute Besserung, Mario.” Und noch ehe er etwas erwidern konnte, hatte Gregor ihr den Hörer aus der Hand gerissen. “Hey Käpt´n, was geht?” Elsa seufzte auf, ehe sie nach ihren Sachen griff. “Gregor, ich gehe. Ich bin jetzt schon zu spät dran. Vergiss nicht, auch rechtzeitig loszulaufen.” Und damit verließ sie das Haus. Ihr Herz schlug unglaublich schnell und sie war aufgeregt. Heute Nachmittag würde sie zu Mario nach Hause gehen und ihn sehen. Ein leises Kichern entkam ihr, doch sie wurde gleich darauf wieder ernsthaft. Nein, er war krank. Es war nur eine Gefälligkeit, hatte sonst keine andere Bedeutung. Sie ließ ihren Kopf während des Laufens in den Nacken fallen und seufzte. Sie musste aufhören, sich zu viele Gedanken zu machen. ~~~ “Das bedeutet erst mal, dass Mario heute und vielleicht auch die nächsten Tage ausfallen wird”, beendete Gregor das, was er heute Morgen von seinem besten Freund am Telefon erfahren hatte. “Pah, von wegen, er wird niemals krank werden!” Kevin verschränkte seine Arme vor dem Oberkörper und schüttelte missbilligenden seinen Kopf. “Und was machen wir dann die nächsten Tage ohne unseren Kapitän?”, fragte Tino besorgt. “Was sollen wir denn machen? Trainieren natürlich.” Daniel zuckte auf die Frage mit seinen Schultern. “Aber wie denn, wenn Mario nicht da ist?”, fragte auch Tommy nachdenklich. “Wir haben einen Trainingsplan. Und den arbeiten wir einfach ab.” Jeremy deutete auf den Plan, den sie an der Pinnwand in ihrem Clubhaus hängen hatten. “Jeremy hat recht”, stimmte Philipp zu, “deshalb haben wir den Trainingsplan schließlich ausgearbeitet. Oder genauer gesagt, Mario und Gregor.” Schon wandten sich alle Blicke Gregor zu. Der legte fragend seinen Kopf schräg. “Was?” “Na ist doch ganz einfach.” Benjamin sah ihn ernst an. “Du trainierst mit uns.” “Was? Ich?” Überrascht deutete Gregor auf sich selbst. “Natürlich du, wer denn sonst?” Christopher schüttelte seufzend den Kopf. Warum hatte Gregor so viele Kopfbälle abbekommen? Die taten ihm wirklich nicht gut! “Häh?” Ja, der Jüngere schien es wirklich nicht zu verstehen. “Gregor, du hast doch zusammen mit Mario den Trainingsplan ausgearbeitet. Also wirst du wohl am besten von uns wissen, warum ihr den so geplant habt.” “Ah, ja, na klar!” Auf Charlies Aussage leuchteten Gregors Augen auf. Anscheinend hatte er es jetzt verstanden. “Sagt mal”, erklang Saschas Stimme laut. “Ja?” “Was ist?” “Sascha?” Fragend wurde der Größte von ihnen von allen anderen angesehen. Er kratzte sich am Hinterkopf, als er sich der Aufmerksamkeit bewusst wurde. “Sollen wir Mario vielleicht etwas vorbeibringen? Ich meine, er ist krank, muss vermutlich das Bett hüten. Da wird es ihm doch sicherlich langweilig, oder?” Kurz herrschte Stille, dann nickten alle zustimmend und sie begannen durcheinanderzureden. “Oh, das ist eine gute Idee.” “Dicker, da hast du ja richtig mitgedacht!” “Uh, ich muss mir gleich etwas einfallen lassen!” “Hmm, was gibt es denn, was ihm gefallen würde?” “Okay, Ruhe.” Christoph sprang von der Bank auf und breitete seine Arme aus, um somit erst einmal alle zum Schweigen zu bringen und anschließend ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. “Wie wäre es, wenn sich einfach jeder von uns etwas überlegt und wir bringen es morgen mit und es dann einfach zu ihm?” Und erneut nickten alle zustimmend. Das war ebenfalls eine hervorragende Idee! “Gut, dann haben wir das ja geklärt. Dann können wir trainieren, oder?” Gregor sprang unternehmungslustig auf, wurde dieses Mal jedoch von Kevin aufgehalten, der ihm eine Hand vors Gesicht streckte. “Stopp, so einfach ist das nicht.” “Ah, nicht?” Gregor legte seinen Kopf schräg und ließ sich langsam wieder auf die Bank sinken. “Natürlich nicht!” Kevin verschränkte zum wiederholten Male die Arme vor dem Oberkörper. “Wir müssen noch absprechen, was wir mitbringen wollen. Nicht, dass wir morgen mit manchen Sachen doppelt und dreifach da stehen.” Und wieder erklang laute Zustimmung und schon begannen alle zum wiederholten Male wild durcheinanderzureden. “Halt, stopp!”, rief dieses Mal Tommy. “Ich verstehe überhaupt nichts.” “Ich auch nicht”, stimmte Daniel zu. “Will ihm denn jetzt noch jemand ein Jo-Jo mitbringen”, fragte Tino und sah sich fragend um. “Wartet kurz.” Philipp drehte sich zu seinem Spind. “Ich hole etwas zu schreiben. Dann haben wir eine Liste und niemand wird etwas doppelt mitbringen.” “Super Idee.” Jeremy sah seinen Bruder an, ehe sich beide nach vorne beugten. “Wir bringen Comics mit”, riefen er und Charlie gleichzeitig. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Nervös stand Elsa vor der Apotheke von Marios Familie. Über ihrer Schulter trug sie ihre Tasche, gefüllt mit Schulunterlagen. In den Händen hielt sie eine Stofftasche, in der sich die Unterlagen für Mario befanden. Sie trat abwechselnd von einem Fuß auf den anderen. Die Frage heute Morgen am Telefon, ob sie ihm die Unterlagen bringen sollte, war ihr einfach so herausgeplatzt. Auf der einen Seite war sie gewissenhaft - Mario war krank, er brauchte jemanden, der ihm die Aufgaben brachte. Warum also nicht sie? Zudem konnte sie ihn so sehen, was sie schön fand. Und dann kam der Punkt, wegen dem sie unglaublich nervös und aufgeregt zugleich war. Ihn gleich zu sehen, vielleicht sogar mit ihm allein zu sein, ließ ihr Herz schneller schlagen und sie einfach nur angespannt werden. Was, wenn er sie gar nicht sehen wollte? Aber dann hätte er nicht gesagt, dass er es schön finden würde, wenn sie ihm die Hausaufgaben bringen würde. Es hatte sie viel Überwindung gekostet, in der Schule bekannt zu geben, dass sie die Unterlagen für Mario mitnehmen würde. Und es hatte ihr auch einige Blicke und Getuschel eingebracht. Ebenso viele Sprüche in Richtung “Traumpaar”. Also alles wie gehabt. Doch nun in die Apotheke einzutreten, das kostete sie viel mehr Überwindung. Sie stand hier schon einige Minuten und musste sich nur noch überwinden. Sie schloss ihre Augen und holte tief Luft, ehe sie sich endlich einen Ruck gab. Als das kleine Glöckchen ertönte, das über der Türe der Apotheke angebracht war und beim Öffnen den Eintretenden ankündigte, zuckte Elsa zusammen. “Guten Tag, was kann ich für Sie tun?”, erklang eine hohe Stimme. Gleich darauf stand eine Frau vor Elsa, Marios Mutter. Diese sah sie an, ehe ein Lächeln auf ihren Zügen erschien. “Oh, bist du nicht in Marios Klasse?” Sofort nickte Elsa und verbeugte sich anschließend. “Ja. Mein Name ist Daichi Elsa und ich bin hier, um Ihren Sohn die Schulunterlagen zu bringen.” “Das ist aber lieb von dir. Er ist oben in unserer Wohnung. Ich bringe dich kurz hoch und …” Da ertönte erneut das Klingeln des Glöckchens, das einen weiteren Kunden ankündigte. “Oh.” Frau Hongo sah in die Richtung der Eingangstüre. “Einen Moment bitte, ich bin gleich bei Ihnen”, rief sie dem Neuankömmling zu, ehe sie sich Elsa zuwandte. “Kannst du vielleicht selbst schon mal hochgehen? Ich komme dann nach, sobald ich den Kunden bedient habe.” “W-was?” Ungläubig starrte Elsa die Mutter ihres Klassenkameraden an. “Sehr schön, Liebes. Einfach ein Stockwerk höher, den Namen siehst du an der Türe. Mario war vor vorher im Wohnzimmer. Und falls er das nicht ist, das Zimmer ganz hinten ist seines.” Schon schob die Ältere sie zu einer Tür am anderen Ende der Apotheke und im nächsten Moment stand Elsa in einem Flur und starrte leicht panisch auf die Türe, die sich hinter ihr wieder geschlossen hatte. Was sollte sie jetzt nur machen? Verunsichert huschte ihr Blick durch den Flur. Eine Glastüre, durch die man wohl ebenfalls nach draußen gelang und eine Treppe, die nach oben führte. Mehr war nicht zu sehen. Ihre Hände umklammerten die Taschenhenkel fester, was sie wieder an den Grund ihres Besuches erinnerte. Die Hausaufgaben. Und diese Erinnerung brachte sie dazu, dass sie die Treppe hinaufging. Dort gab es eine Türe, in der ein Schlüssel steckte, sodass man sie öffnen konnte. Sie streckte ihre Hand aus und stockte. Aber sie konnte ja auch nicht nur hier stehen bleiben und warten, dass Marios Mutter auftauchte. Diese würde sie sicherlich verwundert ansehen und fragen, warum sie sich nicht hinein getraut hatte. Und Frau Hongo sagen, dass sie ihren Sohn mochte und deshalb zu schüchtern war, konnte sie nicht einfach. Wieder streckte sie ihre Hand aus, doch dieses Mal klopfte sie ans Holz der Türe. Erst dann griff sie nach dem Schlüssel und drehte ihn mutig herum, um gleich darauf einzutreten. Und kaum dass sie den Flur von Marios Wohnung betreten hatte, kam eine weitere Person aus einem Raum heraus. “Elsa?” ~~~[enter Fassungslos starrte Mario das Mädchen an, das etwas verloren im Flur stand. Im Flur seiner Wohnung! “Hallo Mario”, brachte sie leise hervor, drehte sich und zeigte zur Wohnungstüre. “Deine Mutter hat mich schon mal hochgeschickt. Sie hat gerade noch einen Kunden bekommen.” Mario blinzelte verunsichert. Das war typisch seine Mutter. “Du hast die Hausaufgaben dabei?”, krächzte er mit seiner heiseren, kaum vorhandenen Stimme. Das war doch der Grund, dass sie gekommen war, oder? Seit sie heute Morgen am Telefon gesagt hatte, dass sie ihm diese bringen würde, war er aufgeregt gewesen. Er hatte es sich wieder und wieder vorgestellt, wie sie hier wäre, bei ihm. Wie sie Zeit miteinander verbringen würden. Und irgendwann hatte er sich eingeredet, dass sie vielleicht gar nicht kommen würde sondern es doch einem ihrer Klassenkameraden mitgeben würde. Doch sie war nun tatsächlich hier - und nickte gerade auf seine Frage. “Ja. Ich habe alles dabei. Soll ich es dir vielleicht zeigen?” “Magst … magst du mit ins Wohnzimmer kommen?”, fragte Mario aufgeregt und hoffte darauf, dass sie ja sagen würde. Und schon nickte sie wieder. Sie beide waren wirklich Meister der nonverbalen Kommunikation. “Dann … dann hier entlang.” Er ging vor ihr ins Wohnzimmer, wo er bis gerade auf dem Sofa gelegen hatte. Elsa folgte ihm, sah sich neugierig um. Kaum dass Mario den Raum betreten hatte, fiel ihm erst wieder das Lager ein, das er sich auf dem Sofa gerichtet hatte. Mit roten Wangen trat er schnell dorthin, faltete die Decke, in die er sich bisher eingewickelt hatte, zusammen und legte sie auf das Sofa. Auch sein Buch legte er zur Seite, räumte den Couchtisch ein wenig zusammen. “Setz dich”, murmelte er und deutete auf das nun freigeräumte Sofa. Sie tat, wie er gesagt hatte, sah sich immer noch neugierig um. Nur ihn versuchte sie nicht anzublicken. Das war ihm ganz recht. Er sah schrecklich aus. Er versuchte, sich die Haare ein wenig zurechtzustreichen, ohne dass es ihr groß auffiel. Zudem hatte er einen schlabbrigen Pullover und eine alte Jogginghose an. Kleider, die bequem zum Herumliegen waren, dementsprechend aber nicht sonderlich schick. “Willst … willst du vielleicht was zu trinken?” Nun sah sie wieder zu ihm und schüttelte ihren Kopf. “Nein. Setz dich doch auch, Mario. Du bist schließlich krank.” Schon blinzelte er unsicher und ließ sich ebenfalls auf das Sofa sinken, mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Er blickte zu ihr, bemerkte, dass ihre schönen braunen Augen immer noch auf ihn gerichtet waren. Es war, als wäre er unfähig, wegzusehen und schon wurden seine Wangen rot. Sie blinzelte. “Hast du Fieber? Du bist so rot”, fragte Elsa leise. Und plötzlich streckte sie ihre Hand aus, legte sie auf seine Stirn. Schon nahm Marios Herzschlag zu. Er nickte langsam. “Ja …” Wobei ihm bewusst war, dass die Röte seiner Wangen gerade nicht nur mit dem Fieber zusammenhing. “Du siehst auch nicht gut aus. Und deine Stimme ist immer noch so kratzig.” Schon sprang sie auf. Verwirrt sah Mario ihr zu, wie sie sich umsah. “Hast du noch heißen Tee?”, fragte sie, als sie nur eine leere Tasse auf dem Couchtisch erkannte. “Ich, nein, hab ich nicht, aber …” “Okay.” Schon griff Elsa entschieden nach der Tasse. “Wo ist der Tee?”, fragte sie und sah ihn fragend an. “Elsa, du musst nicht …” Er richtete sich ebenfalls auf. Etwas änderte sich in ihrem Blick und er war sich sicher, dass sie ihn jetzt liebevoll ansah. Sie legte ihre Hand, nach einem kurzen Zögern, auf seine Schulter und drückte ihn wieder hinunter. “Bleib sitzen. Weißt du”, ihre Wangen wurden ebenfalls so rot, dass er sich sicher war, dass manche Leute davon ausgehen würden, dass auch sie Fieber hatte, “ich will eigentlich nur, dass du bald wieder gesund bist und in die Schule kommen kannst. Also lass mich dir einen Tee kochen, ja?” Er nickte und ließ sich wieder aufs Sofa sinken. Kurz erklärte er Elsa noch, wo sie die Zutaten für einen Tee finden würde, ehe sie sich auf den Weg in die Küche machte, den er ihr ebenfalls erklärt hatte. “Mario?” Auf die Ansprache schreckte er auf. Er musste tatsächlich eingenickt sein. Aber wundern tat es ihn nicht, es ging ihm wirklich nicht besonders gut. Aber dass sie hier war, bei ihm, munterte ihn auf. Es tröstete ihn auch ein wenig darüber hinweg, dass er nicht Fußball spielen konnte. “Hier, dein Tee”, erklärte sie mit immer noch roten Wangen und stellte die frisch gefüllte Tasse auf dem Couchtisch ab. “Vielen Dank”, flüsterte er leise und richtete sich peinlich berührt auf. Unsicher ließ sie sich erneut neben ihn sinken. “Gerne.” Sie wippte mit ihren Beinen hin und her, als ihr Blick auf die Taschen fiel, die sie vorher neben das Sofa gestellt hatte. “Soll ich dir zeigen, was heute in der Schule gemacht wurde?” Am liebsten würde Mario Nein sagen, aber so blieb sie noch ein wenig bei ihm. Daher nickte er und hörte das erleichterte Ausatmen, das Elsa entkam, die im nächsten Moment nach ihrer Tasche griff und diese zu sich holte. Das Geräusch einer sich öffnenden Türe ließ die beiden aufsehen. Gleich darauf stand Marios Mutter im Wohnzimmer. “Oh Liebes, es tut mir leid, dass es doch noch länger gedauert hat. Es kamen noch drei weitere Kunden. Aber”, sie blickte Elsa an und hielt ihr etwas entgegen, “vielleicht ziehst du das hier besser an. Mario ist sehr ansteckend und wir wollen ja alle nicht, dass du dich ansteckst, richtig?” Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- “Meint ihr nicht, dass das vielleicht ein wenig zu viel ist?” Christopher legte seinen Kopf leicht schräg, während er auf alles starrte, das sie auf dem Tisch im Clubhaus ausgebreitet hatten. “Ich weiß auch nicht so richtig … Vielleicht?” Benjamin kratzte sich am Kopf. “Von wegen zu viel!” “Man kann nie zu viel haben!” Charlie und Jeremy sahen einander ernsthaft an, während sie wild nickten. “Sehe ich auch so.” Kevin ließ seinen Blick ebenfalls über alles wandern. An einem Gegenstand blieb er stehen. Er runzelte verwirrt seine Stirn, ehe er danach griff und ihn nach oben hielt. “Häh? Das ist falsch, oder?” “Nein! Den habe ich da hingelegt!” Gregor nahm Kevin den Fußball wieder aus den Händen und legte ihn zurück zu den Sachen, die sie Mario bringen wollten. “Ein Fußball?”, fragte Tommy verwundert. “Ja, natürlich! Wir wollen ihm die Sachen bringen, dass ihm nicht langweilig wird, richtig?”, fragte Gregor laut. “Richtig …”, murmelte Daniel, der schon davon ausging, dass nun eine vermutlich typische Gregor Aussage kommen würde. “Na seht ihr? Wenn Mario krank ist, dann kann er Fußball spielen! Würde ich zumindest wollen. Hallo? Ohne Fußball ist es ihm sicherlich langweilig!”, erklärte Gregor sofort und wirkte sehr überzeugt von seiner Aussage. “Mario ist krank, das ist dir klar?”, fragte Tino seinen Freund. Der nickte. “Ich weiß. Deshalb ist ihm ja vermutlich langweilig. Daher der Fußball - er kann spielen und damit ist ihm nicht mehr langweilig! Super gelöst, findet ihr nicht auch?” Zustimmungsheischend sah er seine Freunde an. Diese erwiderten seinen Blick ungläubig, ehe sie alle stillschweigend eine Übereinkunft trafen. Sie würden kein Wort dazu sagen. Mario würde den Fußball bekommen und ziemlich wahrscheinlich nicht spielen. Er war krank, sonst wäre er hier und würde das mit ihnen machen! “Okay”, murmelte Philipp und schüttelte seufzend den Kopf. Wenigstens war Gregor gut im Fußball spielen. Er richtete seinen Blick wieder auf die Gegenstände auf dem Tisch. “Wie machen wir es denn jetzt? Gehen wir nachher alle zusammen zu Mario?” “Na klar!” “Auf jeden Fall!” “Wir wollen doch sehen, wie er sich über unsere Geschenke freut!” Die durcheinander rufenden Stimmen aller Anwesenden antworteten auf diese Frage eindeutig mit ja. “Gut, dann packen wir nach dem Training alles noch ein, dann können wir uns später zusammen auf den Weg machen.” Philipp wirkte nachdenklich. Wo sollten sie das alles nur unterbekommen? “Ich habe zwei große Taschen dabei”, erklärte Sascha in dem Augenblick. “Da sollte viel reingehen.” “Sehr gut.” Kevin rieb seine Hände aneinander, ehe er auf Sascha zeigte. “Dann bist du fürs Einpacken zuständig!” Saschas Augen weiteten sich überrascht und er deutete auf sich. “Was? Ich?” “Ich helfe dir gerne.” Gregor grinste seinen größeren Freund breit an, der ihn dankbar anlächelte. “Aber jetzt”, richtete er anschließend an seine Freunde, “beginnen wir erst einmal mit dem Training.” Nun war er es, der sich begeistert die Hände rieb. “Jeder schnappt sich einen Fußball und dann geht es ab an den Strand. Also los geht es!” Und damit taten alle, wie er gesagt hatte. Sie verließen ihr Clubhaus, ließen den Berg Geschenke auf dem Tisch in der Mitte des Raumes liegen. Darum würden sie sich nachher kümmern. Drei Mädchen sahen den Kickers hinterher, als diese davon liefen. “Oh Gott, habt ihr das gehört?” Wane schlug sich beide Hände vor den Mund. “Natürlich, ich bin ja nicht taub!” Ann verschränkte die Finger miteinander. “Mein armer Liebling”, heulte Ellen auf. “Dein Liebling? Mario ist mein Liebling!”, herrschte Ann sie an. “Was? Nein, er ist mein Liebling”, mischte sich auch Wane ein. Sie stritten ein paar Minuten, dann beruhigten sie sich wieder. “Okay, wir müssen ihm etwas Gutes tun”, entschied Ann. “Ja. Aber was?” Ellen legte ihren Kopf schräg. “Soll nicht eine Suppe helfen, wenn man krank ist?”, fragte Wane. “Oh, das ist eine gute Idee!” Ann nickte entschieden. “Au ja.” Auch Ellen nickte. Die drei Mädchen sahen sich entschieden an. “Lasst uns für Mario Suppe kochen”, riefen sie alle drei laut und unternehmungslustig, während sie ihre Fäuste in die Höhe streckten. ~~~ Elsa steckte ihre Hand in ihre Hosentasche und suchte den Gegenstand darin, den sie gleich darauf herauszog. Sie blickte auf die Maske, die Marios Mutter ihr gestern mitgebracht hatte, dass sie sich nicht bei ihm anstecken würde. Sie schloss ihre Hand darum und beschleunigte ihre Schritte. Vorfreude begleitete sie schon den ganzen Tag. Heute würde sie Mario wieder sehen. Natürlich war er krank und das hatte sie ihm gestern angesehen. Aber er hatte auch erzählt, dass es am Wochenende schlimmer gewesen wäre und er schon auf dem Weg der Besserung war. Doch trotzdem war es etwas Besonderes, ganz allein bei ihm gewesen zu sein. Sie bog um die Ecke - und blieb wie erstarrt stehen. Schnell trat sie einen Schritt nach hinten und sah vorsichtig zur Apotheke. Was machten den die hier? Da vernahm die Stimme von Marios Mutter. “Oh Jungs, was macht ihr denn hier?” “Wir wollen Mario besuchen”, antwortete Philipp. “Ihr wisst doch, dass er krank ist”, erwiderte Frau Hongo, klang aber nicht vorwurfsvoll. “Eben. Und deshalb ist es ihm sicherlich langweilig. Und wir sind hier, dass es ihm nicht mehr langweilig ist.” Gregor strahlte Marios Mutter an. “Ihr habt mitbekommen, dass er krank ist?” Nun klang Frau Hongos Stimme verwundert. “Genau. Deshalb ist es ihm ja sicherlich auch sehr langweilig.” Elsa konnte es nicht unterdrücken, sich eine Hand gegen die Stirn zu schlagen und ihren Kopf zu schütteln. Warum dachte ihr Bruder denn nicht mit? “Es tut mir wirklich leid”, erklang die Stimme von Marios Mutter erneut, “aber Mario ist wirklich krank und es wäre zudem zu viel für ihn. Er soll sich ausruhen und wieder gesund werden. Zudem ist er ansteckend und wir wollen nicht riskieren, dass einer von euch als Nächstes krank wird. Er freut sich auch schon sehr darauf, bald wieder mit euch Fußball spielen zu können.” “Oh.” “Schade.” “Ach man.” Die Stimmen der Kickers waren zwar leise und niedergeschlagen, aber die Mutter ihres Freundes hatte recht. Mario fiel diese Woche nicht einfach so aus. “Wir haben ihm ein paar Geschenke mitgebracht. Könnte Sie ihm diese vielleicht geben?” Sascha hielt eine große gefüllte Tasche zu der Frau vor sich. “Oh, das ist aber lieb von euch.” Sie nahm die große Tasche entgegen. “Die hier gehört auch noch dazu.” Tommy hielt ihr ebenfalls eine Tasche entgegen. “Ah, okay.” “Die hier auch noch.” Die Zwillinge hatten gemeinsam eine Tasche getragen, die sie ebenfalls Frau Hongo überreichten. Diese blinzelte überrascht. “Das … wie gesagt, das ist lieb von euch. Auch, dass ihr gekommen seid. Ich sag ihm, dass ihr da wart und gebe ihm eure Geschenke.” “Danke schön, Frau Hongo.” Alle verbeugten sich vor Marios Mutter. “Können wir dann vielleicht morgen kommen?”, fragte Tino und machte einen Schritt nach vorne. Wieder schüttelte Marios Mutter ihren Kopf. “Wie gesagt ist er noch ansteckend. Aber ihr seht ihn ja, wenn er wieder in die Schule kommt.” “Okay.” Erneut wirkte Tino enttäuscht und machte seinen Schritt zurück. Die Kickers wandten sich zum Gehen um, als: “Ah, einen Moment noch Frau Hongo!” Philipp steckte seine Hände in seine Hosentaschen und wühlte darin herum. Im nächsten Augenblick zog er einen zerknüllten Zettel hervor und hob ihn strahlend in die Höhe. “Da ist er ja!” Er trat zu Marios Mutter und hielt ihr den Zettel entgegen. “Da steht drauf, wer was mitgegeben hat. Vielleicht interessiert das Mario ja.” “Oh, das ist eine gute Idee. Vielen Dank.” Frau Hongo stellte die gefüllten Tüten ab und nahm den Zettel entgegen, um diesen in die Tasche ihres weißen Apothekermantels zu schieben. Anschließend griff sie wieder nach den Taschen mit den Geschenken und versuchte alle drei zu tragen, ehe sie zurück in die Apotheke trat. “Ach man, das ist aber schade”, jammerte Daniel. “Ich hatte mich schon gefreut”, murmelte auch Benjamin. “Tja, ändern kann man darin jetzt auch nichts.” Christoph zuckte mit seinen Schultern. “Ist echt kacke mit der Ansteckungsgefahr”, murrte Kevin. “Aber stimmt ja auch. Wäre doch doof, wenn wir uns alle bei ihm anstecken würden.” Sascha hob seine Hände an und zuckte ebenfalls mit den Schultern. “Das stimmt. Dann könnten wir gar nicht Fußball spielen.” Gregor nickte eifrig. “Und da wir jetzt nicht zu Mario können, haben wir noch mehr Zeit zum Trainieren!” Auf diese Aussage erntete er lautes Aufstöhnen, was er jedoch ignorierte. “Und los!” Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Das kleine Glöckchen über der Apothekentür klingelte, als Elsa endlich in die Apotheke eintrat. Sie hatte sich noch versteckt, als die Kickers vorbeigelaufen waren. Zum Glück hatte keiner der Fußballer sie bemerkt. Irgendwie wollte sie nicht Rede und Antwort stehen, was sie hier machte. Vor der Apotheke von Marios Eltern, über der dieser selbst wohnte und anzutreffen war. Vor allem, nachdem Frau Hongo gerade noch erklärt hatte, dass ihr Sohn krank war, deshalb Ansteckungsgefahr bestand und er aus diesem Grund eigentlich keinen Besuch bekommen sollte. Wie würde es dann erst ankommen, wenn sie trotzdem bei ihm vorbeischauen durfte, auch wenn sie eine Maske trug? Nein, lieber würde sie es verschweigen und hoffte sehr, dass es nicht rauskommen würde. “Ah, hallo Elsa.” Frau Hongo kam gerade aus dem hinteren Teil der Apotheke gelaufen. “Schön, dass du da bist. Mario geht es heute auch schon ein bisschen besser. Er ist wieder oben. Geh einfach hoch.” “Das mache ich.” Elsas Wangen waren rot angelaufen, als sie sich auf den Weg machte, auf dem sie gestern bereits zu Mario gelangt war. “Ah, warte noch kurz”, hielt Marios Mutter sie da noch einmal auf. “Ja?” Fragend drehte Elsa sich herum. “Marios Freunde haben gerade ein paar Geschenke vorbeigebracht und mir diesen Zettel gegeben. Auf diesem steht, wer was mitgegeben hat. Kannst du ihn bitte mit nach oben nehmen und Mario geben?” Sie hielt Elsa den Zettel entgegen, den Philipp Frau Hongo vorher in die Hände gedrückt hatte, das hatte sie beobachtete. “Natürlich”, erwiderte sie und nahm den Zettel an sich, ehe sie sich erneut herum drehte und die Apotheke verließ. Im oberen Stockwerk klopfte sie an die Wohnungstüre, ehe sie wie am Tag zuvor eintrat. Dieses Mal gab sie noch ein schüchternes Hallo von sich. “Hallo Elsa. Ich bin im Wohnzimmer.” Mario saß auf dem Sofa und starrte ungläubig auf die Sachen, die bereits teilweise vor ihm auf dem Couchtisch ausgebreitet waren. “Oh, da haben sie wohl übertrieben”, stellte Elsa fest, während sie ein paar Schritte ins Wohnzimmer eintrat. Nun sah Mario auf und kaum dass sein Blick sie traf, röteten sich seine Wangen. Trotzdem breitete sich ein Lächeln auf seinen Zügen aus. Sofort nahm Elsas Herzschlag einen Takt zu und auch sie musste lächeln. Eine Weile sahen sie sich nur an, ehe sich Mario wieder dem Berg vor ihm zuwandte. “Ja, das haben sie.” Er hielt inne, blickte wieder zu ihr. “Du weißt, dass es von den Jungs ist?” Elsa nickte und kam zu ihm. Da er neben sich auf das Sofa klopfte, setzte sie sich. Ihr Herzschlag nahm weiter zu. Sie war ihm so nahe. Etwas, das sie glücklich machte. “Ja. Ich habe sie draußen noch gesehen.” “Ah. Haben sie noch etwas gesagt?” Ihre Unterlippe wanderte zwischen ihre Zähne, während sie ihren Kopf schüttelte. “Nein. Ich”, ihre Wangen liefen tiefrot an, “habe mich ehrlich gesagt vor ihnen versteckt.” “Ah, wirklich? Warum das denn?” Mario sah das Mädchen erstaunt an. “Deine Mutter meinte, dass du ansteckend bist und dich wegen der Ansteckungsgefahr niemand besuchen darf. Wenn dann ich komme und trotzdem zu dir darf, dann ist das doch auch irgendwie blöd. Also nicht, dass ich darf, sondern dass deine Freunde nicht dürfen. Ich bin ja froh, dass ich …” Abrupt stoppte sie ihren Satz und traute sich nicht, ihren Nebensitzer anzublicken. Was würde Mario jetzt von ihr denken? Vor allem, nachdem sie ihm gerade fast gesagt hatte, dass sie froh darüber war, dass sie ihn besuchen und ihn sehen konnte. “Darüber bin ich auch froh”, hörte sie ihn leise sagen. Schon drehte sie ihren Kopf mit großen Augen zu ihm. Auch er wandte sich zu ihr, sah sie an und hielt inne. Plötzlich streckte er seine Hand aus und griff nach ihrer Wange. Elsas Augen weiteten sich noch mehr und sie hatte das Gefühl, dass ihr Atem stockte. “Ich weiß ja, weshalb du die Maske trägst”, murmelte er mehr an sich selbst gerichtet als an sie, strich mit den Fingern über die Bänder, die über ihre Wangen zu ihren Ohren führten, “aber ich finde es traurig, dass ich dein Lächeln nicht sehen kann.” Und dann schien ihm bewusst zu werden, was er gerade gesagt hatte. Wie als ob er sich verbrannt hätte, riss er seine Hand zurück und sah wieder stur nach vorne. Elsa schluckte. Was er da gesagt hatte, das machte sie glücklich. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus. Und auch wenn die Maske ihre Lippen verbarg, so konnte man es in ihren Augen sehen. “Du siehst heute besser aus”, brachte Elsa leise hervor, sah vorsichtig zur Seite und erkannte, dass auch Mario sie erneut anblickte. “Es geht mir auch schon sehr viel besser”, erwiderte er und richtete sich ein wenig auf. “Das Fieber ist weg und auch der Rest fühlt sich besser an.” “Das freut mich sehr zu hören”, gab Elsa aufrichtig von sich. “Und das freut mich.” Wieder schenkten sie sich ein Lächeln, dann wandte sich Mario den Gegenständen auf dem Couchtisch zu. “Und was mache ich jetzt damit?” “Dir erst mal alles anschauen, was sie dir mitgebracht haben?”, fragte Elsa. Sie beugte sich neugierig nach vorne, um das in Augenschein zu nehmen, was bereits auf dem Tisch stand oder lag. Sie konnte Musikkassetten erkennen. Ein paar Hefte, ein Buch. Was war das? Fragend legte sie ihren Kopf schräg. Ein Fotobildband? Wer war denn auf so etwas gekommen? “Das ist unglaublich viel Zeug”, gab Mario von sich. er zog gerade eine zweite Tasche zu sich und holte ein Jo-Jo hervor. “Weißt du, von wem was ist?”, fragte Elsa neugierig und nahm den Fotobildband in die Hand. “Also das müsste von Tino sein”, antwortete Mario und tippte auf das Buch in ihren Händen. Anschließend ließ er seinen Blick über den Tisch wandern. “Und das ein oder andere kann ich auch zuordnen, zumindest glaube ich das.” Elsa folgte seinem Blick, als ihr etwas einfiel. Sie sprang auf. “Ah, ich habe eine Idee.” Sie zog den Zettel aus ihrer Tasche, den seine Mutter ihr vorher in die Hände gedrückt hatte und schwenkte ihn durch die Luft. “Den hat mir deine Mama gegeben. Darauf steht, wer was eingepackt hat. Wir könnten also”, sie beugte sich zu ihm hinunter, “ein kleines Ratespiel machen.” Ein freches Grinsen lag auf ihren Zügen, das er hinter der Maske nicht erkennen konnte. Doch auch er schmunzelte. “Ich denke, ich weiß, auf was du hinaus willst. Na gut, dann los.” “Du kannst starten.” Elsa ließ sich wieder auf den Platz neben ihm auf dem Sofa fallen. Mit ihrer zweiten Hand griff sie nach dem Fotobildband, während ihr Blick über die Liste glitt. “Das stimmt schon mal. Das ist von Tino. Eins von elf. Weiter geht es.” Ein leises Lachen entkam Mario, das in einen Hustenanfall überging, der jedoch schnell wieder vorbei war. Er griff nach seinem Tee, die ebenfalls auf dem Couchtisch stand. Nachdem er getrunken hatte, stellte er die Tasse wieder ab und nahm den nächsten Gegenstand hoch. Ein Lernheft. “Also das ist so etwas von eindeutig von Philipp. Vermutlich hat er Angst, dass meine Gehirnzellen diese Woche ohne Schule zu sehr eingehen.” Elsa musste ebenfalls lachen. “Das kann er natürlich nicht zulassen.” Grinsend sah sie ihn an. “Aber ihm ist doch bewusst, dass du die Schulaufgaben trotzdem bekommst, oder?” “Dabei bin ich mir gerade nicht so sicher.” Mario zuckte mit den Schultern, ließ das Lernheft auf den Bildband fallen. “Aber schön dass er bedacht hat, dass ich ein Schuljahr über ihm bin … und meine Noten sogar besser als seine …” Wieder kicherte Elsa, ehe sie die Liste hob. “Zumindest hast du recht. Zwei von elf. Du bist wieder dran.” Ein paar Minuten hatten sie den ersten Schwung durch und sogar richtig zugeordnet. Ein Science-Fiction-Buch von Benjamin - übrigens ein Genre, das Mario nicht las. Musikkassetten von Christoph, was eine nette Idee sein könnte, wenn er denn diese Art von Musik hören würde. Sowohl Benjamin als Christoph hatten sich zwar etwas überlegt, waren aber am Ziel vorbeigeschossen. Die Comics, die ebenfalls dabei waren, hatte Mario den Zwillingen, oder zumindest einem von ihnen zugeordnet. “Die beiden lesen so was”, war seine Erklärung gewesen und Elsa hatte ihm zugestimmt. “Wer bitte kommt auf so etwas?”, fragte Elsa stirnrunzelnd, während sie das Buch “Angeln für Dummies” hochhob. Mario lachte und nahm es ihr aus der Hand. “Kevin angelt. Er meint, es beruhigt ihn. Bisher habe ich davon aber noch keinen Erfolg mitbekommen.” “Hmm.” Elsa legte ihren Kopf schräg. “Vielleicht hilft es, wenn du ihm beim nächsten Spiel dann einfach eine Angel in die Hand drückst, wenn er mal wieder wütend wird.” “Das sollte ich testen.” Immer noch grinsend legte er das Buch auf den Stapel auf dem Boden. “Das muss ich wirklich sehen.” Elsa kicherte erneut. “Dann bedeutete das schlussendlich, dass du beim nächsten Spiel dabei bist, oder?”, fragte Mario leise nach. Sofort sah sie ihn an und nickte. Wieder konnte man ihren Augen das Lächeln ansehen. “Natürlich.” “Hmm, ich kann aber nicht versprechen, dass Kevin da schon angeln muss.” “Dann komme ich einfach auch die nächsten Spiele, ja?” Mario nickte. “Das wäre schön.” “Fände ich auch.” Sie sahen sich an und Elsa spürte, wie sich ihre Wangen hinter der Maske erwärmten. Schnell drehte sie sich herum und griff nach dem nächsten Gegenstand, den sie Mario in die Hand drückte, dabei seinem Blick auswich. “Ähm … ein … Geschicklichkeitsspiel?” Mario hob es an, drehte es hin und her. “Scheint auch schon mal benutzt worden zu sein … aber nicht beendet.” Er runzelte seine Stirn. “Und von wem ist es?” Elsa warf einen Blick auf der Liste, um den dazugehörigen Namen zu suchen. “Ich … bin mir nicht ganz sicher. Ich habe eine Idee, bin aber noch nicht ganz schlüssig. Kann ich noch warten mit meiner Vermutung?” “Natürlich. Leg es einfach zur Seite.” Elsa deutete auf den Tisch und anschließend auf die Tüte, die noch unberührt war. “Mach da weiter.” “Sofort.” Mario tat schmunzelnd, wie ihm angewiesen worden war. Wobei er immer und ohne darüber groß nachzudenken, tun würde, was Elsa ihm sagen würde. “Äh …”, brachte er hervor, während er den Fußball hervorholte und ihn perplex ansah. “Deinem Bruder ist doch klar, dass ich gerade nicht spielen kann, oder?” Elsa sah das runde Leder ebenfalls an, ehe sie prustete. “Wenn ich es vorher richtig verstanden habe, meinte er zu deiner Mutter, dass dir sicherlich langweilig ist. Und du weißt, was zumindest er tut, wenn ihm langweilig ist.” Sie deutete auf den Ball in Marios Händen. Dieser schüttelte erneut schmunzelnd seinen Kopf. “Oh man, dein Bruder ist echt eine Nummer für sich.” “Ja, das ist er.” “Was wiederum genau richtig für uns ist. Nun gut, wie gesagt, den ordne ich Gregor zu.” Ein zustimmendes Nicken. “Das hätte ich auch. Und es steht auch auf der Liste. Ach ja, mein Bruderherz.” Neugierig beobachtete sie, wie Mario in die Tüte griff. Erst zog er eine Packung Kekse hervor. Dann eine zweite. Noch eine dritte. Eine Packung Chips. Zwei weitere. Zwei Packungen mit Gummibärchen. Schokolade, mehrere Schachteln in verschiedenen Geschmacksrichtungen. “Gehen wir mal davon aus”, richtete Mario trocken an Elsa, “dass das alles zusammengehört. Und dass es auf jeden Fall Saschas Werk ist.” Sie nickte. “Ja, ein Fresskorb, steht zumindest auf der Liste.” Mario schüttelte seinen Kopf und seufzte. “Das reicht für mehrere Wochen. Was denkt er denn, wie lange ich weg bin?” “Zu lange?” “Eindeutig. Willst du was? Schokolade? Gummibärchen? Chips?” “Oh, du willst mir etwas abgeben?” “Natürlich. Also?” Ihr lief fast das Wasser im Mund zusammen, ehe sie auf die weiße Schokolade deutete. “Die?” “Gerne.” Schon öffnete Mario die Verpackung und hielt sie Elsa entgegen, der in dem Moment etwas auffiel. “Die Maske. Ich kann doch nichts essen.” Und dann überraschte er sie, als er seinen Finger einfach an einem Gummi der Maske einhakte und diese herunterzog. “So kannst du essen.” Sein Blick ruhte auf ihrem, während sich seine Mundwinkel hoben. “Und ich dein Lächeln wieder sehen.” Und nicht nur das, denn so hatte er auch einen Blick auf ihre roten Wangen, die seinen verdächtig glichen … Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Schnell packte Elsa alle ihre Sachen in ihre Schultasche. Die Unterlagen für Mario in eine zusätzliche Tasche, dann sprang sie auf. Nach ihrer Leichtathletik-AG würde sie sich wieder auf den Weg zu ihm machen. Sie freute sich darauf. Gestern war ein schöner Tag gewesen. Sie verbrachte gerne Zeit mit ihm und hatte es daher sehr genossen, bei ihm zu sein. Zudem ging es ihm auch schon besser, das machte auch viel aus. Elsa warf sich das Band ihrer Schultasche über die Schulter und nahm die Stofftasche wieder in die Hand, um gleich darauf das Klassenzimmer zu verlassen. Sie lief durch die Schulflure, vorbei an den Räumen, in denen die Schulküchen für den Kochunterricht untergebracht war. Sie war gerade auf der Höhe einer offen stehenden Türe, als Marios Name erklang und sie abrupt stehen blieb. “Oh, das wird Mario sicherlich schmecken!” “Das glaube ich auch.” “Ja. Aber nur, wenn es nicht anbrennt. Also schnell rühren. Rühren, Ellen!” “Oh, ja. Puh, danke, Ann.” Mario? Schmecken? Rühren? Verwirrt trat Elsa einen Schritt zurück und blickte in den Raum hinein. Dort sah Wane gerade auf und erkannte sie. “Hallo Elsa”, brachte die Jünger hervor. Auch die anderen Mädchen sahen erstaunt auf, als sie Elsas Namen vernahmen. “Hallo”, erwiderte diese und trat unsicher in den Raum hinein. Nun konnte sie erkennen, dass Marios Fanclub bei einer Herdplatte stand, auf der sich ein Topf befand, in dem Ellen mit einem großen Holzlöffel rührte. “Was macht ihr denn da?”, fragte sie zögerlich. Schon wechselten Ann, Ellen und Wane Blicke miteinander. “Mario ist krank, falls du das schon mitbekommen hast”, begann Ann zu erklären. “Ja … ich …”, erwiderte Elsa, durfte jedoch nicht aussprechen. “Stimmt ja, dein Bruder ist sein bester Freund, du wirst es also mitbekommen haben.” Elsa hatte ihren Mund noch geöffnet, überlegte, ob sie Ann sagen sollte, dass sie auch mit Mario in einer Klasse war. Doch dann schloss sie ihn wieder und entschied, einfach nichts zu sagen. “Und da unser armer Mario ja krank ist, haben wir entschieden dass wir ihm eine Suppe kochen werden”, beendete Ann nun ihre Erklärung, was sie hier taten. “Denn eine Suppe hilft ja bekanntlich dazu, dass man wieder gesund wird.” Wane hielt einen Zeigefinger lehrhaft vor sich hoch. “Und da wir sie mit all unserer Liebe gekocht haben, wird sie ihm erst recht beim gesund werden helfen.” Auch Ellen schien von ihrem Tun überzeugt zu sein. Mit gerunzelter Stirn betrachtete Elsa den Topf, ehe sie die Mädchen anblickte. “Das ist ja wirklich schön und ähm … lieb von euch. Aber habt ihr mitbekommen, dass man Mario gerade nicht besuchen darf?” Okay, vielleicht war das jetzt nicht ganz in Ordnung von ihr, aber hatten nicht sogar die Kickers es verboten bekommen, bei ihm vorbei zu schauen? Und auch die Vorstellung, dass Mario von ihnen eine mit Liebe gekochte Suppe bekam, fühlte sich nicht gut an … “Was? Warum sollten wir ihn nicht besuchen dürfen?” Ellen blies beleidigt ihre Wangen auf. “Richtig! Wir dürfen ihn sehr wohl besuchen, schließlich sind es wir, sein Fanclub und wir lieben ihn schließlich am allermeisten!” Auch Ann wirkte beleidigt. “Eben. Wir sind die wichtigsten Mädchen für ihn! Oder bist du etwa eifersüchtig, dass wir als Erste auf die Idee gekommen sind, ihm eine Suppe zu kochen, dass er bald wieder gesund wird?” Wane zeigte anklagend auf Elsa. Diese hob schnell ihre Hände abwehrend in die Höhe. Trotzdem konnte sie nicht verleugnen, dass sie zumindest ein klein wenig eifersüchtig war. Dabei … Sie durfte ja bei Mario vorbeikommen, immerhin hatte sie die Erlaubnis. “Da … ist doch die Ansteckungsgefahr”, brachte sie schnell hervor, ohne laut auf die Eifersucht einzugehen. “Wie ich mitbekommen habe, durften nicht einmal die Kickers bei ihm vorbeischauen. Seine Mutter hat gesagt, dass niemand zu ihm darf, weil er ansteckend ist. Nicht, dass noch jemand krank wird.” “Was?” “Aber das geht doch nicht!” “Mario braucht doch unsere Suppe, um wieder gesund zu werden!” Tränen standen plötzlich in den Augen der drei Mädchen. “Es tut mir wirklich leid.” Und das tat es Elsa wirklich, auch wenn sie ein kleines bisschen froh darüber war, dass die drei Mario nicht besuchen durften. Diese schienen sie gar nicht mehr wahrzunehmen, sodass sie vorsichtig nach hinten lief. “Dann, ähm, sehen wir uns.” Und verfolgte von den schluchzenden Tönen, einem plötzlichen Aufschrei “die Suppe!” und gleich darauf einem lauten Piepser des Brandmelders, machte Elsa, dass sie davon kam. ~~~ “Hey!” Der Fußball, denn Gregor gerade mit seinem Kopf nach oben gespielt hatte, flog diesem auf den Kopf und kullerte gleich darauf über den Boden. “Autsch!” Er rieb sich über den Kopf, ehe er erstaunt zur Seite sah, von wo Marios Fanclub auf die Kickers zukam, sie anklagend anblickte. “Was wollt ihr Gänse denn hier?”, rief Kevin laut. “Mario ist nicht hier!” “Das wissen wir bereits!” Ann funkelte ihn wütend an. “Natürlich haben wir bereits mitbekommen, dass unser armer Mario krank ist!” Wane kämpfte erneut mit den Tränen. “Weshalb wir hier sind, hat ebenfalls mit Mario zu tun”, erklärte Ellen da bereits und lenkte alle Blicke auf sich. “Stimmt es, dass man ihn nicht besuchen darf?” “Das stimmt”, erklärte Philipp da. “Ja. Weil er doch krank ist”, rief Daniel aus dem Hintergrund. “Das wissen wir schon längst!”, fauchte Ann ihn sofort an, worauf er sich postwendend hinter Sascha versteckte. Ihn ignorierend sah sie zu Philipp, dem sie von diesem chaotischen Haufen, mit Ausnahme von Mario, am meisten Intelligenz zurechnete. Soweit man diesen Idioten hier überhaupt Intelligenz zuschreiben konnte - mit Ausnahme von Mario, wie bereits erwähnt. “Darf man ihn nun besuchen oder nicht?” Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf. “Nein, er ist ansteckend. Und gerade wegen der Ansteckungsgefahr darf man nicht zu ihm.” “Sagt wer?”, fragte Wane und drehte ihren Kopf ebenfalls zu Philipp. “Seine Mutter”, antwortete allerdings Christopher. “Ja, deshalb durften wir ihn auch nicht besuchen.” Jeremy zuckte mit den Schultern. “Was total doof ist”, murmelte Charlie neben ihm. “Das haben wir mitbekommen, also dass ihr nicht zu Mario durftet.” Nun wandten alle ihre Blicke auf Wane. “Häh? Woher hast du das denn mitbekommen?” Tommy kratzte sich verwundert am Kopf. “Ja. Wer hat dir das denn gesagt?” Auch Benjamin musterte sie verwundert. “Elsa hat es uns gesagt.” “Ihr wisst es von Elsa?” Tinos Blick wanderte von Wane zu Gregor. “Hast du deiner Schwester davon erzählt?” Der Angesprochene kratzte sich am Kopf. “Ähm, keine Ahnung, aber könnte natürlich schon sein.” “Weißt du das etwa nicht mehr?” Christoph wirkte verwirrt. “Wäre jetzt ja nicht ungewöhnlich, dass Gregor mit seiner Schwester redet, oder?” Sascha zuckte mit seinen Schultern. “Und Mario und Elsa sind ja auch in einer Klasse”, traute sich Daniel wieder hinter ihm hervor. Kevin musterte Gregor noch einen Augenblick argwöhnisch, ehe er sich herumdrehte. “Wird wohl so sein”, erklärte er, ehe er nach seinem Fußball griff und diesen wieder in die Höhe warf, um ihn gleich mit dem Kopf anzunehmen. Und während er den Ball balancierte, wandten sich die Mädchen einander zu, sahen sich enttäuscht an. “Das heißt wohl …” “Ja, das scheint es …” “Wir können unserem armen Mario keine Suppe bringen, dass er bald wieder gesund wird.” Und schon brachen alle drei in lautes Geheul aus. Schockiert sahen die Jungen sie erst an, ehe verschiedene Reaktionen kamen. “Bitte weint nicht!” Tommys Augen waren weit aufgerissen. “Hört doch auf zu weinen, ihr seht ihn ja wieder, wenn er wieder gesund ist”, versuchte Tino sie mit ausgesteckten Armen zu trösten. “So lange wird er sicherlich nicht mehr fehlen!” Auch Philipp versuchte es mit Trost. Darauf wurde das Geheul nur noch lauter. “Einfach ignorieren, dann wird es sicher besser.” Benjamin drehte sich herum. “Meinst du?” Christoph sah die Jungen verunsichert an, doch das Geheul wurde zum wiederholten Male lauter, so dass er entschied, es wie sein Kumpel zu machen. Sascha warf den Mädchen ebenfalls einen Blick zu, überlegte, ob er etwas sagen sollte, machte dann aber auch, ohne ein Wort von sich zu geben, dass er davon kam. “Warum weinen Mädchen eigentlich immer?”, überlegte Daniel. “Die sind viel zu emotional”, erklärte Charlie. “Und viel zu aufgedreht”, stimmte Jeremy ihnen zu. “Was soll das denn heißen?”, rief Ellen aufgebracht. “Na was wohl? Dass ihr einen Knall habt”, mischte sich auch Kevin ein. Und schon entbrannte das schönste Streitgespräch. Nur Gregor bekam davon nicht wirklich viel mit. Er kümmerte sich allein darum, dass sein Fußball in der Luft blieb. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Ann blickte auf den Gegenstand, den sie in ihren Händen hielt. Ihr Griff schloss sich fester darum. Wieder huschte ihr Blick über den Titel des Buches, den sie zwischen den Fingern hielt. Es ging um ein Mädchen, dass sich in einen Jungen verliebte, der Fußball spielte. Und natürlich kamen die beiden auch zusammen und liebten sich bis ans Ende ihrer Tage. Ein entzücktes Seufzen verließ ihre Lippen und sie drückte das Buch fest an ihre Brust. Genau das war ihre Geschichte, oder? Sie hatte sich in einen Jungen verliebt, der Fußball spielte. Und sie würde mit ihm zusammen kommen und dann bist zum Ende ihrer Tage miteinander glücklich sein. Davon war sie überzeugt. Und genau deshalb war sie hier. Genauer gesagt, sie war auf dem Weg. Auf dem Weg zu dem Jungen, dem ihr Herz gehörte. Entschlossen lief Ann weiter zu dem Ort, an dem sie eigentlich nicht sein sollte. Zu Mario nach Hause. Aber was machte man nicht alles der Liebe wegen? Sollte sie sich halt anstecken, das würde sie überstehen. Wichtig war nur, dass sie endlich zu ihrem Liebsten kam. Sie würde ihm das Buch geben, das er lesen würde - immerhin war ihm sicherlich langweilig - und er würde in dieser Geschichte ihre gemeinsam erkennen. Und dann endlich … Ann hielt an und schloss ihre Augen. Sie stellte sich vor, wie Mario vor ihr stand. Er streckte eine Hand aus und strich ihr sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. “Warum habe ich erst jetzt erkannt, was du für mich bist, Ann? Zum Glück hast du mir das Buch gebracht und ich konnte es lesen. Ohne dich wäre es wirklich langweilig gewesen, allein zu Hause. Aber das Buch hat jede Langeweile verdorben. Und nun, wo ich es gelesen habe, weiß ich, dass du es bist. Dass ich dich liebe. Und ich will, dass wir beide glücklich werden, bis an unsere Lebensende.” Und dann beugte er sich zu ihr hinunter und Ann spitzte erwartungsvoll ihre Lippen. Gleich würde er sie küssen! Endlich war es so weit und … “Oh mein Gott, was macht ihr hier?” Ann riss ihre Augen wieder auf. Diese weiteten sich und ungläubig starrte sie ihre besten Freundinnen an. “Was macht denn ihr hier?”, fragte sie mit hoher Stimme. Wieder presste sie das Buch eng an sich, aber nicht voller Vorfreude. “Ähm, ich …” Wane versteckte etwas hinter ihren Rücken, während ihr Blick hin und her huschte. An der Apotheke blieb er hängen und man konnte ihr ansehen, dass sie kurz erleichtert wirkte. “Ich muss etwas in der Apotheke holen, nur deshalb bin ich hier!” “Bitte? Du wohnst am anderen Ende der Stadt und da hat es auch eine Apotheke. Das ist sicherlich nicht der Grund, weshalb du ausgerechnet zur Apotheke von Marios Eltern gekommen bist!” “Ach, das sagst ausgerechnet du, Ellen? Was machst du denn hier?” Die Größte der drei stotterte ein wenig hin und her, doch da deutete Ann bereits auf das Behältnis in deren Händen. “Hast du da etwa Suppe drinnen?” Ellen erstarrte, dann rümpfte sie ihre Nase und sah ihre Freundin von oben herab an. “Na und?” “Es hieß doch, Mario ist krank und wir dürfen wegen der Ansteckungsgefahr nicht herkommen!” “Und warum bist du dann hier, Ann?” Wane verschränkte ihre Arme vor dem Oberkörper, wodurch man sehen konnte, dass sie eine Packung Pralinen in der Hand hielt. Ihr Blick lag abwartend auf ihrer Freundin. Diese lief rot an. “Ähm, na ja, ich …” Sie stotterte ein wenig herum, brachte ihren Satz aber nicht zu Ende. Da hatten sie alle drei wohl den gleichen Gedanken gehabt. “Ihr seid dumme Gänse!”, platzte es aus Ellen heraus. “Das sagt ja die Richtige!” Wane war eindeutig beleidigt. Ann seufzte, ehe sie ihre Brille zurückschob. “Na gut, jetzt sind wir ja alle hier und ich bin mir sicher, dass wir drei den gleichen Hintergrundgedanken dabei hatten und zwar, zu Mario zu gehen. Dann machen wir das jetzt gemeinsam. Einverstanden?” Ihre Freundinnen maßen sich zwar noch kurz mit Blicken, nickten dann aber zustimmend. “Na dann kommt mit.” Ann übernahm die Führung. Kurzerhand lief sie auf die Apotheke zu, vor der sie sich zufällig getroffen hatten. Als sie die Türe aufdrückte, kündigte eine kleine Glocke ihr Eintreten an. “Willkommen. Was kann ich … Oh. Was kann ich denn für euch tun?” Marios Mutter kam vor den drei Mädchen zu stehen, die sich neugierig umgesehen hatten und nun ihre Blick auf Frau Hongo richteten. Ann machte einen Schritt nach vorne und übernahm wie so oft das Reden. “Wir sind Freundinnen von Mario und würden gerne zu ihm und ihn besuchen.” “Das ist aber lieb von euch. Aber er ist immer noch krank.” “Deshalb habe ich ihm eine Suppe gekocht!” Aufgeregt trat auch Ellen einen Schritt nach vorne und hob ihren Behälter hoch. “Ach, das ist aber schön von dir. Aber …” Noch ehe Frau Hongo aussprechen konnte, trat auch Wane nach vorne. “Und ich habe Schokolade für ihn dabei.” Ann sah ihre Freundinnen missmutig an, die sich nun beide mehr oder weniger vorgedrängt hatten. Sie hob ihr Buch ebenfalls nach vorne. “Und ich habe ihm auch etwas mitgebracht. Ein Buch zum Lesen, dass ihm nicht langweilig wird.” Frau Hongo blinzelte, ehe sie lächelte, allerdings schwang darin auch Mitleid mit. “Es ist wie gesagt sehr lieb von euch, aber er ist ansteckend und sollte gerade noch keinen Besuch bekommen.” Die Enttäuschung war den Mädchen anzusehen und auch die Tränen, die in deren Augen traten. “Aber ich kann Mario ja gerne geben, was ihr ihm bringen wolltet.” Nun leuchteten die Augen wieder auf. “Wirklich?” “Das würden sie tun?” “Das ist so lieb von Ihnen.” “Das mache ich doch gerne. Ich richte ihm aus, dass ihr da wart.” ~~~ Elsas Füße führten sie zielstrebig auf die Apotheke von Marios Eltern zu. Ihr Herz schlug schon vor Vorfreude schneller als normal. Gleich wäre sie bei Mario und sie konnte es kaum erwarten ihn zu sehen. Gerade als sie die Apotheke erkennen konnte, öffnete sich deren Türe und drei wohlbekannte Personen kamen herauf. Abrupt blieb sie stehen. Oh Gott! Marios Fanclub durfte sie hier auf keinen Fall sehen! Vor allem, nachdem sie ihnen heute Morgen erst noch erklärt hatte, dass keiner zu Mario dufte. Aber … Ihr Blick fiel auf das Schild der Apotheke. Im Notfall würde sie sagen, dass sie hier irgendetwas für ihre Mutter besorgen musste. Aber ob die Mädchen ihr das abkaufen würden? Doch sie hatte Glück. Die drei sprachen aufeinander ein, hielte sich an ihren Händen fest und jammerten. Sie waren in ihr Leid vertieft und heulten laut herum, dass sie Elsa gar nicht wahrnahmen. Diese senkte ihren Kopf und machte, dass sie an ihnen vorbeikam und trat so schnell sie konnte in die Apotheke ein, wo Frau Hongo sie anlächelte. “Oh Liebes, da bist du ja. Ich habe dich schon vermisst. Wobei, vermutlich nicht nur ich.” Und schon wurden Elsas Wangen rot. “Wenn du zu Mario hochgehst, kannst du das hier vielleicht auch noch mitnehmen? Das haben gerade ein paar Mädchen für ihn mitgebracht. Es tut mir ja wirklich leid, dass ich gerade alle so abweisen muss. Er hat viele Freunde, die ihn gerne besuchen würden. Aber eine Person ist schon ausreichend und ich hoffe sehr, dass du dich nicht bei ihm angesteckt hast. Oder es noch tust. Also denk immer schön daran, deinen Mund- und Nasenschutz zu tragen, ja?” Und schon liefen Elsas Wangen noch dunkler an. Sie nickte schnell. “Mache ich”, murmelte sie. Hoffentlich würde Marios Mutter nicht erfahren, dass sie die Maske gestern eine ganze Zeit lang nicht aufgesetzt hatte. “Na gut, dann nimm das hier noch mit.” Und schon drückte Frau Hongo ihr die Gegenstände in die Hände, die Ann, Ellen und Wane gerade hier gelassen hatten. ~~~ Ein paar Minuten später stand Elsa im Flur von Hongos und streifte sich mühsam die Schuhe von den Füßen. “Mario?”, rief sie dessen Namen. “Ich bin in meinem Zimmer. Einfach den Gang entlang bis nach hinten laufen.” Und zum wiederholten Male in den letzten Minuten erwärmten sich Elsas Wangen. In sein Zimmer? Dort war sie bisher noch nicht gewesen. Das war doch irgendwie etwas Intimes, oder? Doch sie nahm ihren Mut zusammen und lief los. Da die Zimmertüre nur angelehnt war, drückte sie sie mit der Schulter auf. “Elsa, es ist schön, dich …” Marios Stimme verstummte und dann stand er schon vor ihr und nahm ihr von den Gegenständen ab. “Was bringst du denn alles mit?”, fragte er verwundert. Ein Schulterzucken war die Antwort, mit der Elsa zur gleichen Zeit auch ihre Schul- wie auch ihre Sporttasche abstreifte. “Du hattest Besuch. Deine Mutter bat mich darum, dass ich dir die Geschenke mitbringe, die sie dir dagelassen haben.” “Häh?” Mario sah auf die Gegenstände auf dem Tisch. “Wer denn?” Elsa trat zu ihm und griff nach dem Buch, das Ann mitgebracht hatte. Mit hochgezogenen Augenbrauen las sie den Klappentext laut vor, ehe sie es Mario entgegenhielt. Dieser nahm es zwar an, legte es dann aber mit gerunzelter Stirn wieder zurück auf seinen Schreibtisch. “Da lese ich lieber Benjamins Science-Fiction Roman.” Ein leises Lachen entkam Elsa. “Klang auf jeden Fall spannender. Wobei, kannst du dich nicht in das Buch hier reinversetzen? Ein Mädchen, das sich in einen Fußballer verliebt?” Sie sah auf und erkannte, dass Marios Blick direkt auf sie gerichtet war. Er blinzelte, öffnete seinen Mund als wolle er etwas sagen, schloss ihn dann jedoch unverrichteter Dinge wieder. Elsa blinzelte ebenfalls. Was hatte er sagen wollen? Da er jedoch nichts mehr von sich gab, drehte sie sich wieder herum. “Dein Fanclub”, murmelte sie. “Mein Fanclub?” Marios Stirn runzelte sich. Was hatte sein Fanclub damit zu tun? “Ann, Ellen und Wane wollten zu dir kommen. Von ihnen sind die Sachen”, erklärte Elsa und deutete auf den Tisch. “Oh.” Klang Marios Stimme wirklich enttäuscht? “Sie haben sich Mühe mit der Suppe gegeben … glaube ich zumindest.” “Ah ja.” Kurz zögerte Mario, ehe er schief grinste. “Ich glaube, ich werde trotzdem nichts davon essen. Ich traue ihnen zu, dass sie da irgendwelches Zeug untergemischt haben, von dem sie ausgehen, dass es irgendetwas bei mir auslöst.” Elsa brach in lautes Lachen aus. Das konnte auch sie sich mehr als vorstellen. Als sie sich wieder beruhigt hatte, deutete sie auf die Stofftasche, in der sie die Unterlagen für Mario dabei hatte. “Sollen wir uns die Sachen von heute anschauen?” “Ja, gerne.” Er nickte zustimmend. “Gut, dann …” Elsa hielt inne und griff zu ihrer Tasche, um gleich darauf die Maske herauszuziehen, die sie noch anziehen sollte und die sie prompt wieder vergessen hatte. Obwohl Frau Hongo sie noch vor wenigen Minuten daran erinnert hatte. Aber sie war so abgelenkt gewesen, dass es untergegangen war. “Schade”, murmelte Mario daraufhin. Elsas Wangen wurden rot. Vermutete sie doch stark, was er gerade dachte. “Soll ich lieber …” Sie ließ die Maske sinken. “Du weißt, ich sehe dein Lächeln lieber”, murmelte er mit roten Wangen und sah auf den Schreibtisch. Elsa blinzelte und knetete die Maske zwischen ihren Fingern. Seine Mutter hatte gesagt, dass sie diese anziehen sollte. Aber es machte sie glücklich, wenn er meinte, dass er ihr Lächeln sehen wollte. “Okay”, flüsterte sie schließlich. Er war es, der daraufhin lächelte und sie anblickte. “Das freut mich.” Er hob erneut seine Hand, streckte sie langsam zu ihr aus und strich ihr über die Wange. Dann stockte er, zog seine Hand wieder zurück, als ihm klar wurde, was er gerade getan hatte. Ohne es bewusst zu machen, folgte Elsa mit ihrem Kopf seinen Fingern. Als ihre Wange diese wieder streifte, hielt sie inne. Sie sah auf und erkannte, wie nahe sie Mario durch diese Bewegung gekommen war. Seine Wangen liefen wieder rot an, so wie ihre und sie war sich sicher, dass man ihren Herzschlag nun hören musste. “Eigentlich hasse ich es, krank zu sein”, murmelte er und sah ihr tief in die Augen. Seine Finger fanden ihre Wangen wieder, strichen sanft über die weiche Haut. “Aber es hat auch seine schönen Seiten.” “Ja?”, fragte Elsa mit leiser Stimme. “Ja”, bestätigte er. Immer noch fuhren seine Finger kleine Kreise. “Und welche?”, brachte Elsa hervor, nachdem sie geschluckt hatte. “Dass du hier bist, bei mir …” Ein Lächeln trat erneut auf ihre Züge. “Das finde ich auch …” “Meinst du, ich darf … also …” Marios Augen huschten zu ihren Lippen. “… darf ich dich vielleicht …” Und noch ehe er seine Frage aussprechen konnte, streckte sich Elsa ihm ein wenig weiter entgegen. Ihre Lippen streiften sanft seine, dann zog sie sich wieder zurück. Ihre Wangen brannten regelrecht. “Ja”, flüsterte sie. Er blinzelte überrascht, ehe er erstrahlte. “Jetzt gerade bin ich sehr froh darüber, dass ich krank geworden bin.” Und dann beugte er sich wieder zu ihr hinunter. Über eine mögliche Ansteckung dachte in diesem Moment keiner von ihnen mehr nach. Alles andere war wichtiger. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- “Okay, wir haben jetzt eine ganze Woche ohne Kapitän verbracht und bisher war das alles hier einfach nur eine Katastrophe!” Kevin schüttelte seinen Kopf, um damit seinen Unmut auszudrücken. “Was meinst du denn mit Katastrophe?” Tino legte seinen Kopf schräg. “Na ja, das Training …”, murmelte jemand im Hintergrund. “Ja, das war schon etwas …”, stimmte eine andere Stimme zu. “Oh. War das Training nicht gut?” Gregor sah fragend auf. Er langte mit einer Hand an sein Kinn. “Na gut, es stimmt schon. So gut wie Mario bin ich jetzt natürlich nicht, er macht das schon besser.” “Macht er wirklich!” “Hmm …” Immer noch sah Gregor nachdenklich aus. “Tja, da weiß ich auch nicht ganz, wie ich das jetzt machen soll … Meint ihr, ich soll mehr Torwarttraining machen? Oder soll ich mir eine Kappe anziehen? Hilft das vielleicht?” Mit großen Augen wurde er von zehn anderen Personen angestarrt. “Was? Was soll denn eine Kappe da helfen?”, fragte Benjamin verwirrt. “Ja weil ich dann vielleicht mehr wie Mario wirke und euch das vielleicht hilft.” “Wir sollten das Kopfballtraining einschränken”, murmelte Christoph kopfschüttelnd. “Klingt sinnvoll”, stimmte Tino zu. “Also ich habe mir da ja Gedanken gemacht.” Kevin stellte sich auf die Bank am Rand des Fußballfeldes, sodass alle zu ihm aufsahen. “Und was wäre das für eine Idee?”, fragte Daniel stirnrunzelnd. “Ganz einfach. Was fehlt uns zurzeit?” Kevin deutete auf seine Mannschaftskameraden. “Ein Torwart!” “Sinnvolles Training!” “Unser Kumpel.” “Mario halt.” “Eine Kappe?” Kevin sah Gregor auf letzte Aussage verwirrt an, schüttelte perplex seinen Kopf und entschied sich, diesen zu ignorieren. “Also ihr habt mit allem … fast allem, vollkommen recht. Und was für ein Wort können wir dafür benutzen?” “Ähm …” “Häh?” “Versteht ihn einer?” “Gott, versteht ihr es wirklich nicht?” Kevin warf verzweifelt seine Hände in die Luft. “Wir brauchen einen Kapitän!” “Häh? Wir haben doch einen.” “Ja, Mario ist doch unser Kapitän.” “Ihr kapiert echt gar nichts!” Langsam wurde Kevin wütend. “Wir brauchen einen Notfallkapitän! Eben wenn Mario, unser eigentlicher Kapitän, nicht da ist!” Kurz herrschte Stille, alle schienen über das Gesagte nachzudenken. Dann begannen alle zuzustimmen. “Das stimmt!” “Sehr gute Idee!” “Ja. Aber … wer ist dann der Notfallkapitän?” Kevin nickte zufrieden, öffnete gerade seinen Mund, als … “Ähm, bisher trainiert uns ja Gregor. Ist dann nicht er mehr oder weniger unser Notfallkapitän?” Kevins Augen weiteten sich? Gregor? Nein! Er wedelte mit seinen Armen, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Sein Blick wanderte zu Gregor, der verschüchtert über seinen Hinterkopf rieb. “Ich dachte daran, dass es sinnvoll wäre, wenn jemand Notfallkapitän wird, der bereits zur Gründung der Kickers dabei war. Und damit ist Gregor ja raus, oder?” “Hmm, stimmt. Aber …” “Ja, Gregor macht das ja schon ziemlich gut.” Kevin starrte die Zwillinge fassungslos an. Von ihnen hatte er erwartet, dass sie immer hinter ihm stehen und ihn auch bei diesem Plan unterstützen würden. “Ach, ich würde das machen, wenn ihr meint, dass Gregor nicht der Richtige ist.” Philipp hob seine Hand und Kevins Augen weiteten sich, vor allem, als die anderen zustimmend zu tuscheln begann. Philipp? Nein! Er sollte doch Notfallkapitän sein. “Ich dachte, dass vielleicht …”, begann er. “Ach, ich finde immer noch, dass Gregor eine gute Idee wäre”, rief Tino. “Ist doch egal, dass er nicht von Anfang an dabei war. Er hat uns dazu verholfen, zu einer starken und gefürchteten Mannschaft zu werden!” “Das schon, aber das Training ist wirklich heftig …” Die Stimme aus dem Hintergrund. “Ich könnte doch auch Notfallkapitän sein”, meldete sich Benjamin, wurde aber ebenso wie Kevin nicht wahrgenommen. “Da hat Tino recht. Hmm … also stehen Philipp oder Gregor zur Auswahl?”, fragte Tommy. “Sollen wir dann abstimmen?”, fragte Sascha, während er genüsslich seine Kekspackung leerte. Mit Schokolade, so lecker. “Hey, jetzt hört mal endlich zu!”, rief Kevin wütend, da er minutenlang kein Wort hervorbringen hatte können. Schon sahen alle ihn fragend an. “Ich finde”, brachte er zähneknirschend hervor, “ich wäre ein guter Kapitän!” Und wieder einmal herrschte Stille. “Ich weiß ja nicht”, murmelte Christoph. “Du bist immer so schnell wütend …” “Wütend? Was heißt hier wütend! Ich wäre ein verdammt guter Kapitän!” Kevin sprang von der Bank und ging dem Größeren fast an die Gurgel, wurde von den Zwillingen jedoch festgehalten und zurückgezerrt. “Ich wäre ein sehr guter Kapitän!”, wütete Kevin weiter. “Ich sollte euer Kapitän werden?” “Warum das denn? Ich dachte, ich wäre euer Kapitän.” Auf diese Frage kehrte postwendend Ruhe ein und alle drehten sich mit großen Augen herum, um Mario ein paar Meter weiter stehen zu sehen. Dieser schob seine Kappe am Schirm etwas nach hinten, damit er alle verwundert mustern konnte. Und schon ging das Stimmengewirr noch lauter weiter. “Es ist toll, dass du endlich wieder da bist, Käpt´n! Kannst du wieder mit trainieren?” “Ohne dich ist das Training nur halb so toll!” “Und halb so anstrengend! Gregor ist irre!” “Hey!” “Er hat doch nicht unrecht! Ich hatte nicht einmal mehr Hunger, als ich die letzten Tage spät nachts nach Hause gekommen bin.” “Schadet dir auch nicht, Dicker.” “Kevin!”, erklang seufzend eine der Stimmen. “Mario! Du bist endlich wieder da!” Eine helle Stimme, die eindeutig nicht zu den Jungs der Mannschaft gehörte, ertönte hinter Mario, dicht gefolgt von zwei weiteren hohen Stimmen. “Endlich können wir dir wieder zusehen! Ohne dich war es nicht dasselbe!” “Dich zu sehen ist der Lichtblick unserer Tage und daher waren die letzten Tage soo trüb!” Mario hob beide Hände an und lachte, konzentrierte sich ganz auf seine Mannschaft und versuchte die drei Mädchen, die neben dem Fußballplatz standen, zu ignorieren. “Ich freue mich auch, wieder da zu sein, Jungs. Und ich freue mich auf das Training.” Sein Blick wanderte zu seinem besten Freund. “Und ich glaube, du darfst gleich noch mal übernehmen. Ich bin gespannt, wie das Training ist und ob es wirklich so anstrengend ist, wie die anderen sagen.” Erstaunt sah Gregor ihn an. “Wirklich?” “Klar. Ich bin bereit. Eine Woche flach liegen ist schrecklich! Ihr wisst gar gar nicht, wie gerne ich bei euch gewesen wäre.” Voller Vorfreude rieb sich Mario die Hände, ehe ihm ein Gedanke kam und er sie wieder sinken ließ. Nein, er hatte es gar nicht so sehr vermisst, immerhin war da jemand ganz anders stattdessen gewesen, was sogar viel besser war. Und eigentlich wollte er auch noch wissen, warum die anderen einen neuen Kapitän wählen wollten, aber das würde er nachher noch fragen. “Oh man, es war echt doof, dass du nicht da warst, Mario.” “Und auch, dass wir dich nicht einmal besuchen durften! Dann wäre es dir sicher nicht langweilig gewesen!” “Und wir hätten das Training sausen lassen können”, murmelte eine Stimme leise im Hintergrund und entlockte Mario ein kurzes Schmunzeln, ehe er entschuldigend die Hände hob und mit den Schultern zuckte. “Tut mir wirklich leid Jungs, aber ihr wisst ja, Ansteckungsgefahr und so … Da durfte mich halt”, er hielt kurz inne, ehe ein Lächeln über seine Züge herrschte, “niemand besuchen.” “Aber so war es dir doch sicherlich sehr langweilig. So allein und ohne Fußball.” “Wir hätten dich ablenken können, Mario!” “Wir hätten dich gesund gepflegt!” “Wir hätten alles für dich getan, Mario! Es ist nur wichtig, dass es dir gut geht!” Mario blinzelte, versuchte seinen Fanclub einfach wieder auszublenden. “Ach, war es gar nicht. Es ging gut.” Und wieder erschien dieses Lächeln auf Marios Zügen und er blickte verträumt zur Seite, was ihm ein paar verwunderte Blicke einbrachte. “Ach, so ansteckend warst du sicher nicht. Und so hätte ich mir vielleicht auch ein paar Tage Schule sparen können.” “Und das anstrengende Training auch.” Wieder die leise Stimme aus dem Hintergrund. “Das war schon gut so, so hat sich niemand angesteckt”, gab Mario mit fester Stimme von sich, ehe er seine Kappe auf seinem Kopf festzog. “Hatschi!” Mario erstarrte, als er das Geräusch vernahm. Ebenso alle anderen und sofort flogen die Blicke durch die Gegend und versuchten herauszufinden, wer es von sich gegeben hatte. Mit geweiteten Augen blickte Mario die Person an die gerade ein paar Meter entfernt am Fußballplatz vorbeilief und an deren Zustand er vermutlich schuld war. Auch sie sah mit ihren großen, braunen Rehaugen in seine Richtung, während sie sich mit einer Hand über die Nase rieb. “Ah ja, Ansteckungsgefahr und kein Besuch, richtig, Käpt´n?”, fragte Gregor grinsend, während er seiner Schwester winkte, die schüchtern zurückwinkte. Ihm war klar, was das zu bedeuten hatte, wenn er sich an Elsas gute Laune und ihr Summen in den letzten Tagen erinnerte. “Ähm …” Marios Wangen wurden hochrot. “Na sieh es so, Mario”, Gregor trat vor und klopfte diesem immer noch breit grinsend auf die Schulter, “noch mal anstecken kann sie dich nicht.” Und während Marios Wangen auf diese Aussage noch dunkler anliefen, blickten die Kickers alle überrascht zwischen ihrem Kapitän und dem Mädchen, das gerade genossen hatte, hin und her und sein Fanclub starrte sie mit großen Augen ungläubig an. Unsicher griff der Ertappte nach dem Schirm seiner Kappe. Doch anstatt sie tiefer zu ziehen, suchte sein Blick den von Elsa. Auch sie war rot angelaufen, doch kaum dass seine Augen auf ihre trafen, musste sie lächeln. Und wieder flogen die Schmetterlinge in seinem Bauch auf und er konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Als neben ihm ein lautes Lachen erklang, sah er unsicher zu Gregor, der ihm noch einmal auf die Schulter klopfte. “Na dann hatte die letzte Woche wohl doch noch etwas Gutes, was?” Dieses Mal hielt Mario dem Blick stand. “Ja, das hatte sie.” Und dann erklang im Hintergrund erneut ein: "Hatschi”. ~~~Ende~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)