Staub und andere Überraschungen von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Der Auftrag ---------------------- Dreimal klopfte er an die Tür; und als er gerade dabei war seine geballte Faust wieder zu senken, wurde er bereits in den Raum gebeten. „Ah, Kakashi, wie ich sehe, haben sie dich wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Meinen Glückwunsch zu deiner Genesung“, sagte Tsunade, kaum hatte er den Raum betreten und die Tür hinter sich geschlossen. „Ich bin ebenfalls froh, dass ich wieder hinausdurfte. Der Arzt wollte mich noch für zwei weitere Tage im Krankenhaus behalten, um mich beobachten zu können. Aber mein Körper hat sich wieder vollständig erholt. Auf eine längere Zeit betrachtet hätte ich mich dann doch nur gelangweilt“, entgegnete Kakashi. Er durchquerte den Raum und übergab Tsunade einen kleinen Papierstapel. Sie legte die Dokumente ab, welche sie bis eben bearbeitet hatte, und überflog die wenigen Seiten des Stapels. Kakashi erkannte den Blick in Tsunades Augen wieder, es war das gleiche Interesse, mit welchem sein behandelnder Arzt stets seine Patientenakte gelesen hatte. „Gut, gut, das sind doch mal positive Nachrichten. Davon haben wir viel zu wenige in der heutigen Zeit. Vielen Dank, dass du mir das hier vorbeigebracht hast“, erwiderte Tsunade und legte die Papiere auf der linken Seite ihres Schreibtischs ab. „Dann kann ich davon ausgehen, dass du bereit bist, auf die nächste Mission zu gehen? Es ist auch keine allzu anstrengende Mission. Es wäre mir zwar lieber, ich könnte dir noch ein oder zwei Tage Ruhezeit geben, aber …“ Ihr Blick wanderte über dem Schreibtisch, welcher unter Bergen an Papieren und Schriftrollen verschwand. „Wie du siehst, nimmt die Arbeit einfach kein Ende. Wir müssen um jeden Ninja kämpfen, der uns zur Verfügung steht, und dennoch steht mir das Wasser bis zu Kinn.“ Die Hände vor sich gefaltet, sah sie Kakashi mit erwartungsvollem Blick an. Er wusste, dass das Dorf schon länger mit derartigem Personalmangel zu kämpfen hatte, besonders nach dem Angriff Orochimarus vor vielen Jahren. Viele gute Ninja hatten dabei ihr Leben gelassen und diese fehlten ihnen nun an allen Ecken und Enden. So gerne er das beheben wollte, er war auch nur ein Mensch und selbst mit der Kunst der Schattendoppelgänger war er nicht in der Lage, mehr als eine Mission gleichzeitig auszuführen. Auch wusste er nicht, wie man das Problem am besten lösen könnte, man konnte keine Ninjas aus dem Nichts schaffen. Daher versuchte er, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, anstatt sich um Punkte zu bemühen, auf welche er keinen Einfluss besaß. „Ich verstehe. So ist es nun mal, die Arbeit macht sich nicht von allein. Um welche Art von Mission handelt es sich denn?“, sagte er, um gleich auf den Punkt zu kommen. Eine Handlungsweise, die Tsunade offensichtlich imponierte. „Richtig, wir sollten lieber keine Zeit verlieren. Es ist keine anspruchsvolle Mission, dennoch muss sie erledigt werden. Eigentlich könnte man sie sogar einer Gruppe aus Chunin überlassen, aber wie es der Zufall so will, habe ich aktuell keine zur Verfügung, um sie damit zu beauftragen.“ Tsunade blickte auf eine Liste mit Namen und Fotos, doch Kakashi hatte den Eindruck, dass das mehr zur Stützung ihrer Aussage diente. Er ahnte, dass sie die Liste bereits vor seinem Auftauchen mehrfach geprüft hatte. „Jedenfalls ist es eine Aufgabe, die erledigt werden muss. Ich muss gestehen, dass es recht … nachlässig von meinem Vorgänger war, dass das nicht bereits längst geschehen ist. Sagt dir das Magnolia Krankenhaus etwas?“, fragte sie und hob ihren Blick von der Liste. Kakashi musste sehr lange überlegen. „Nein, der Name ist mir nicht bekannt. Was ist damit? Soll ich für dich aus diesem Krankenhaus etwas besorgen? Oder ist meine Aufgabe, etwas dorthin zu bringen?“ Tsunade verschränkte ihre Finger ineinander, bevor sie eine Antwort gab. „Es ist kein Wunder, dass du von diesem Krankenhaus noch nichts gehört hast. Es war ein recht kleines Krankenhaus, spezialisiert auf Versiegelungsjutsus und der Aufhebung dieser. Es liegt im Osten, recht nah an der Grenze zum Land der Strudel. Als das Land jedoch unterging, wurde das Krankenhaus ebenfalls aufgelöst und seitdem ist das Gebäude verlassen.“ Tsunade hob eine Tasse und nahm einen großen Schluck, bevor sie ihre Erzählung fortsetzte. „Um ehrlich zu sein, habe auch ich lange Zeit vergessen, dass dieses Krankenhaus existiert hat. Doch mir sind neulich ein paar Gerüchte zu Ohren gekommen. Es könnte sein, dass Orochimaru das Gebäude für sich entdeckt und, wenn auch nur für eine kurze Zeit, als Versteck genutzt hat.“ „Und jetzt gehst du davon aus, dass sich dort Hinweise auf Orochimaru befinden könnten?“ Für einen kurzen Augenblick war Kakashi erleichtert, dass sich weder Naruto noch Sakura in diesem Augenblick im Raum befanden. Er war sich sicher, vor allem Naruto hätte nur zu gerne seine aktuelle Mission abgebrochen, um sich der seinigen anzuschließen. Denn Hinweise auf Orochimaru bedeuteten auch gleichzeitig Hinweise auf Sasuke. Diesen zu finden, war nach wie vor Narutos größte Sorge. Welch ein Zufall, dass ausgerechnet ich damit betreut werde, dachte sich Kakashi und steckte die Hände in die Westentaschen. Tsunade nickte, bevor sie ihr Kinn auf ihre verschränkten Finger stützte. „In der Tat. Es mag schon eine Weile her sein, dass Orochimaru sich dort niedergelassen hat, aber bei ihm kann man sich nie sicher sein. Zwar gehe ich davon aus, dass er seine Spuren beim Verlassen verwischt hat, doch es könnte ihm auch ein Fehler unterlaufen sein. Auf jeden Fall muss ich wissen, wie der aktuelle Status dieses Krankenhauses ist. Möglicherweise benutzt er es wieder als Versteck. Ist das der Fall, dann müssen wir herausfinden, was er als nächstes vorhat. Und wenn wir ganz viel Glück haben…“ Ihr Ton wurde schärfer und sie sah sich eingehend im Raum um, als würde sie einen unliebsamen Mithörer befürchten. „Nun, möglicherweise finden wir sogar einen Hinweis auf Sasuke. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch, aber je mehr ich über das Gebäude weiß, desto besser werde ich nachts schlafen können. Daher ist es deine Mission, dort nachzusehen und gegebenenfalls Hinweise mitzubringen. Allzu große Hoffnungen habe ich ehrlich gesagt nicht… aber diese Aufgabe möchte ich dir hiermit übertragen.“ Sie löste ihre Hände aus der Verschränkung, erhob sich und sah Kakashi mit einem ernsten Blick an. Kakashi wartete darauf, dass seine Vorgesetzte sich noch weiter äußern würde. Es vergingen mehrere Sekunden, bis sie ihre Schultern sinken ließ und sie eine nüchterne Miene aufsetzte. Machte sie sich Sorgen um ihn? Zwar war er kein leichter Gegner für Orochimaru, dessen war Kakashi sich sicher. Jedoch kannte Tsunade ihn deutlich besser als er, hatten sie und Orochimaru doch viele Jahre gemeinsam verbracht. Zumal er auch gerade erst wieder entlassen worden war, Tsunade wollte sicherlich verhindern, dass Kakashi bereits bei seiner nächsten Mission wieder ins Krankenhaus zurückkehren sollte. Eine Wahl, die sie als Oberhaupt von Konoha leider nicht hatte, das war ihm bewusst. „Ich denke, die größte Gefahr dort wird wohl das Gebäude selbst sein. Selbst wenn Orochimaru es als Versteck genutzt hat, wird es nun niemanden mehr geben, der es in Schuss hält. Möglicherweise ist es auch genau das, was ihm als Tarnung dient. Das Gebäude könnte einsturzgefährdet sein, soweit wir es wissen. Vielleicht hat Orochimaru auch Fallen aufgestellt. Dass du auf Feinde triffst, halte ich allerdings für sehr unwahrscheinlich.“ Sie seufzte und bemühte sich um ein warmes Lächeln. „Pass also bitte trotzdem auf dich auf, egal, wie banal dir die ganze Angelegenheit erscheint. Wir wollen nicht, dass du wieder im Krankenhaus endest.“ Kakashi nickte kurz, um zu bestätigen, dass Tsunades gut gemeinte Worte seine Ohren erreicht hatten. Gleichzeitig gab ihm Tsunades Aussage die Bestätigung für seine Vermutungen. Sie machte sich Sorgen um ihn und seinen Gesundheitszustand. Allein dank seines Sharingan war er oft ein Dauergast im Krankenhaus, um sich dort von seinem letzten Kampf zu erholen. Er spürte, wie ihm diese kaum geäußerte Fürsorge seitens Tsunade unangenehm wurde, obwohl er sie nachvollziehen konnte. Es änderte jedoch nichts daran, dass Kakashi sich nicht wohl dabei fühlte. Oft genug hatte er gesehen, zu was Fürsorge bei seinen Teamkameraden geführt hatte. Um sich damit nicht länger als nötig beschäftigen zu müssen, versuchte er die Mission wieder in den Mittelpunkt ihres Gespräches zu bringen. „Ich gehe richtig in der Annahme, dass ich diese Mission allein erledigen werde, nicht wahr?“ Tsunade sah ihm tief in die Augen, dann setzte sie sich wieder und nahm ihre vorherige Position ein. „Du liegst vollkommen richtig damit. Zwar würde es mir mehr behagen, wenn ich dir noch jemanden mitgeben könnte, aber leider sind alle Ninja bereits unterwegs. Ich könnte dir nicht einmal dein eigenes Team zur Verfügung stellen, Team 7 ist bereits mit Yamato unterwegs. Tut mir leid, Kakashi, aber ich bin mir sicher, dass du das auch allein schaffen wirst.“   ~   Zum zweiten Mal an diesem Vormittag klopfte es an der Tür, ein weiteres Mal bat Tsunade den Besucher herein und ein großer Stapel an Notizbüchern betrat das Büro des Hokage. „Verzeiht mir die Störung, Hokage, aber ich habe hier die Berichtsbücher der Schüler, um die Sie mich gebeten hatten.“ Iruka hörte selbst, wie angestrengt seine Stimme klang, als er hinter dem Stapel hervorlugte. „Moment, ich helfe dir“, sagte Kakashi und nahm ihm die obere Hälfte als Entlastung ab. „Danke, das ist wirklich nett. Langsam wurden meine Arme von dem vielen Gewicht müde“, sagte Iruka peinlich berührt. Erst jetzt wurde er sich der Anwesenheit des anderen Ninjas bewusst und es kam ihm unhöflich vor, dass er Kakashi nicht auch begrüßt hatte. Was er jetzt wohl von ihm dachte? Kakashis Gesichtsausdruck, soweit Iruka ihn erkennen konnte, gab ihm keine Antwort darauf. Vermutlich war es Kakashi auch gar nicht aufgefallen. Schnell blickte Iruka zu Tsunade zurück, um seinen Ninjakollegen nicht zu offensichtlich anzustarren. Tsunade dagegen machte den Eindruck, als hätte sie die Berichte zwischenzeitlich ins Reich des Vergessens geschoben und freute sich absolut nicht, sie alle in der nahen Zukunft durchlesen zu müssen. Doch dann hellte sich ihr Gesicht auf, als sie ein anderer Gedanke zu ereilen schien. „Sag mal, Iruka, wie kommt es, dass du sie mir jetzt schon vorbeibringst? Ich habe nicht so früh damit gerechnet.“ Iruka nahm stramm Haltung an, nachdem er und Kakashi die Berichte auf einem freien Fleck des Schreibtischs abgestellt hatten. „Nun, die Schüler sind heute mit Kollegen von mir draußen unterwegs und da ich sonst nichts weiter zu tun hatte, dachte ich, bringe ich die Unterlagen heute noch zu Ihnen. Wenn Sie mich also entschuldigen, ich würde nun zurückgehen und die Tafel saubermachen, ein paar meiner Schüler haben dort… sagen wir, unflätige Nachrichten hinterlassen.“ Tsunade schüttelte langsam ihren Kopf, dann sah sie Iruka direkt in die Augen. „Das mit der Tafel kann warten, zur Not kann das ja auch ein Kollege übernehmen. Die nächsten Tage hast du nichts mehr Wichtiges zu erledigen, nicht wahr?“ Dieses Mal schüttelte Iruka den Kopf. Worauf wollte Tsunade mit dieser Frage hinaus? „Nein, nichts Wichtiges, zumindest nichts, von dem ich wüsste…“ „Perfekt. Gut, dann kriegst du jetzt eine kleine Planänderung, ob sie dir gefällt oder nicht.“ Sie klatschte zufrieden die Hände zusammen und lächelte die beiden Männer vor sich an. „Iruka Umino, du bekommst von mir die Aufgabe, Kakashi Hatake bei seiner Mission zu begleiten. Über die Details wird er dich unterwegs in Kenntnis setzen. Für die Vorbereitung sollten dreißig Minuten ausreichen. Ich möchte, dass ihr die Mission noch dieses Wochenende beendet.“ Tsunade erhob sich von ihrem Stuhl, schritt um ihren Schreibtisch herum und legte den beiden Männern jeweils eine Hand auf die Schulter. „Aber vor allem möchte ich, dass ihr beide aufpasst und gesund und munter wieder zurückkehrt. Habt ihr mich verstanden?“ „Jawohl, Tsunade-sama!“ „Verstanden!“ Mit diesen Worten ließ Tsunade die beiden wieder los. Sie gab Kakashi eine Schriftrolle mit, bevor sie mit einer kurzen Handbewegung zur Tür deutete. Es war für die beiden Ninja das Zeichen, loszuziehen, eine Bitte, welche sie sofort nachgingen.   Kaum standen sie vor der verschlossenen Tür zum Büro des Hokagen, blickte Kakashi Iruka direkt in die Augen. „In Ordnung, das hier wird eine harmlose Mission zur Informationsbeschaffung sein, allzu viel musst du also nicht einpacken. Tut mir leid, dass du da mit reingezogen wurdest. Tsunade hat manchmal seltsame Ideen … normalerweise belästigt sie Akademie-Lehrer nicht mit derartigen Dingen.“ „Ach, das macht mir nichts aus!“, sagte Iruka und begann wie wild mit seinen Händen zu fuchteln. Langsam begann sein Verstand, Tsunades Worte in vollem Umfang zu begreifen. Beschämt hoffte Iruka, seine Emotionen so gut wie möglich maskieren zu können. „Es ist lange her, dass ich auf einer Mission war, auf diese Weise kann ich das Dorf bei einer wichtigen Sache unterstützen, zumal ich die nächsten Tage wirklich nichts Besonderes mehr vorhatte.“ Kakashis Blick war nichtssagend, als er mit den Schultern zuckte. „Ja dann … wir treffen uns in einer halben Stunde am Tor und mach dir keine Gedanken, das wird schon!“ Mit diesen Wort hob Kakashi die Hand zum Abschied und war mit wenigen Schritten aus Irukas Sichtfeld verschwunden. Besorgt blickte dieser dem älteren Ninja hinterher. „Keine Gedanken … jetzt mache ich mir erst recht welche“, sagte er und der Gedanke, zusammen mit Kakashi auf eine Mission zu gehen, verpasste seinen Wangen einen leichten Hauch von Rosa. Er war froh, dass er sich allein auf dem Flur befand und niemand sonst ihn dabei beobachten konnte. Dann hätte er sich erst recht gewünscht, ein Jutsu zu beherrschen, mit welchem er für immer in den Erdboden hätte verschwinden können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)