Schicksalssterne von _Delacroix_ ================================================================================ Kapitel 3: Scorpio ------------------ Neflite schenkte ihm ein dünnes Lächeln. „Du hast wirklich keine Ahnung, wie das mit den Sternen funktioniert“, stellte er fest. Jedite öffnete den Mund, bereit zuzugeben, dass das sogar der Wahrheit entsprach, doch er kam nicht dazu. Ein leises Hüsteln lenkte Neflites Aufmerksamkeit von ihm ab. Neugierig schielte Jedite an seinem Freund vorbei und entdeckte ein Mädchen, das sich zu ihnen auf den Platz gewagt hatte. Sie war brünett und trug einen hellen Blazer, auf dessen Brusttasche ein stilisierter Skorpion prangte. Vermutlich war es das Wappen irgendeiner Privatschule. „Tolles Spiel“, lobte sie und stemmte die Hände in die Hüften, fast so, als spräche sie jeden Tag fremde Männer auf irgendwelchen Tennisplätzen an. Das verhaltene Kichern ihrer Mitschülerinnen strafte den Eindruck lügen. Vermutlich hatten die Mädchen sich gegenseitig aufgeputscht und nun war sie es, die das Ganze ausbaden musste. An anderen Tagen hätte sie ihm deshalb leidgetan, doch heute stellte sich das vertraute Gefühl nicht ein. „Ihre Rückhand ist wirklich eindrucksvoll“, redete sie weiter und Jedite stellte spontan fest, dass es daran lag, dass er sie nicht mochte. Neflite seinerseits wandte sich ihr jetzt ganz zu. „Danke“, entgegnete er freundlicher als alles, was Jedite hätte hervorwürgen können. Andererseits ignorierte das Mädchen ihn ohnehin. Es strahlte viel lieber Neflite an. „Ich hatte gehofft“, begann die Kleine und hob eine Hand, um sich damit „unschuldig“ durch die Haare zu fahren, „Sie könnten mir erklären, wie man so eine präzise Rückhand spielt.“ Langsam, aber sicher wickelte sich eine dicke Haarsträhne um ihre Fingerspitzen. Neben ihm holte Neflite tief Luft. „Ich bin Tennistrainer“, log er und fiel damit komplett in seine liebste Scheinidentität, „Du kannst gerne eine Stunde buchen. Oder zwei.“ Das Mädchen entließ die Haarsträhne mit einem breiten Lächeln. „Das wäre wundervoll“, gurrte es. „Was meinen Sie, wollen wir die Details im Café besprechen? Hier um die Ecke gibt es eines, das macht einen wirklich ausgezeichneten Schokoladeneisbecher.“   Neben ihm hielt Neflite plötzlich den Atem an. Das Energiemuster, das er aussandte, veränderte sich und der Art nach zu schließen, wie er sich verspannte, war seine Laune gerade wieder in den Keller gesunken. Jedite machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne. Er wusste nicht, was diese Reaktion bei Neflite ausgelöst hatte, aber er wusste, er musste es beenden. – Am besten sofort! „Ich fürchte, das wird nichts werden“, ergriff er das Wort und wurde dafür mit einem mehr als giftigen Blick belohnt. „Und du bist?“, fragte das Mädchen, was seinen ersten Eindruck gleich noch einmal verstärkte. Nein, er mochte sie wirklich nicht. Neben ihm atmete Neflite hörbar aus. „Er ist mein Freund“, erklärte er ein paar Nuancen schärfer als nötig, „Und er hat recht. Wir sind durchgeschwitzt und wir stinken. Bevor wir nicht unter der Dusche waren, gehen wir besser nirgendwo hin.“ Das Mädchen öffnete den Mund. Zweifelsohne um zu erklären, dass sie auf Jedite gut und gerne würde verzichten können, doch Neflite griff bereits etwas unwirsch nach seinem Arm. „Wir machen das ein anderes Mal“, bestimmte er und zog ihn nicht gerade sanft von dannen.   Kaum das die Tür zur Männerumkleide hinter ihnen zugefallen war, lösten sich Neflites Finger um sein Handgelenk. Jedite atmete auf. Er hatte sich die letzten Minuten ein wenig wie in einem Schraubstock gefühlt. Unzufrieden rieb er über seinen schmerzenden Arm. „Ich weiß nicht, was dich gestochen hat, aber schönen Dank auch“, murrte er. „Dir ist schon klar, dass ich nur stinke, weil du es so wolltest, ja?“ Neflite atmete tief durch. „Ich weiß“, entgegnete er, während er seine Spindtür öffnete. „Ich habe das auch nur gesagt, um sie loszuwerden. Wenn ich etwas gar nicht will, dann ist es in irgendeinem Café Eiscreme zu löffeln.“ Jedite legte den Kopf schief. „Warum eigentlich nicht?“ Sein Freund zog zwei Handtücher aus den Untiefen seines Schrankes und hielt sie ihm entgegen. „Lange Geschichte“, murmelte er. Skeptisch nahm Jedite ihm ein Handtuch ab. „Du weißt, ich habe gerade nicht viel zu tun“, behauptete er, doch Neflite schüttelte beinahe augenblicklich den Kopf. „Ich werde dir diese Geschichte sicher nicht unter der Dusche erzählen“, stellte er klar. Jedite seufzte. „Schon gut, schon gut“, lenkte er ein. „Es ist nur, vielleicht würde es dir ganz guttun, mal mit jemandem Eis essen zu gehen.“ „Wegen der Gesellschaft oder der Eiscreme?“, fragte Neflite nach. Jedite zuckte mit den Schultern. „Potenziell wegen beidem“, entgegnete er. „Ich kenne dich, du magst süße Sachen.“ „Vielleicht hat sich mein Geschmack geändert.“ Jedite runzelte die Stirn. „Mach dich nicht lächerlich. Wir wissen beide wie sehr du dich neulich gefreut hast, als Mamoru diesen Kuchen mitgebracht hat.“ „Kuchen ist keine Eiscreme.“ „Aber Beides ist unverschämt süß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)