A TwoShot Where Love Finds Its Way von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 1: Down --------------- Papier raschelt. Schritte verhallen. Ein Umschlag segelt langsam zu Boden, bleibt dort liegen. Abgehackt werden die Schritte fortgesetzt. Ungleichmäßig. Durch zittrigen Fingern findet der Schlüssel mit scheppernden Anhängern zum Schloss. Die Tür schwingt auf, lässt passieren und fällt daraufhin sofort wieder ins Schloss. Konoha blieb wie angewurzelt im Vorzimmer seiner kleinen Zweizimmerwohnung stehen. So, als verlange sein Körper, sein ganzes Sein, nun danach, die Zeit stillstehen zu lassen. Als glaube er, wenn er sich nicht rühre, dann wäre das alles nicht wirklich und er hätte gerade nicht gelesen, was auf dem grobkörnigen Naturpapier in edler Schrift geschrieben stand. Er wagte es nicht einmal, zu atmen. Zumindest für einen ewigwährenden Augenblick. War draußen in der Zwischenzeit die Sonne untergegangen? Oder war es schon so dunkel, als er reinkam? Waren es nur wenige Sekunden oder doch etliche Minuten? Es war schier unmöglich eine Aussage darüber zu treffen, aber das wurde auch nicht verlangt. Von niemandem. Denn seine Wohnung war leer, außer ihm. Wie immer. Vorsichtlich gewahr er sich Bewegung. Während seine Augen ungläubig blinzelten fuhr sein Daumen zittrig über den Namen, der umgehend Trauer in ihm auslöste. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange. Eine zweite folgte, sowie eine dritte und eine weitere, dann versuchte er sich selbst wieder in den Griff zu bekommen, indem er seine freie Hand hochhob und sich über Mund und Nase legte. Angespannt wischte er die Tränen mit Indexfinger und Daumen weg, dann fuhr er sich ins Haar und krallte sich am Ansatz fest. Schmerzhaft. Resignierend, dass er doch keinen Albtraum hatte. Konoha schluckte stark und trat nun richtig in seine Wohnung. Die Schuhe wurden durch Hausschuhe aus ausgetauscht, das Pergament am Küchenblock gelegt, zitternd. Genauso zitternd hob sich die Hand zum Schrank mit den Gläsern. Seiner minimalistischen Einrichtung und Ausstattung zufolge hatte er zwar nicht das perfekte Glas, aber es war doch egal. Den Kurzen konnte er nun auch in der Tasse trinken, das Gefäß, das er als erstes zu greifen bekam. Für die Flasche Sake musste er sich zur Seite und nach unten bewegen, er hatte sie aber schnell in der Hand, obwohl er ihn eigentlich nur brauchte, wenn seine Eltern zu Besuch waren, denn sein Vater hatte nach dem Essen gerne Reisschnaps. Oft waren sie nicht hier, wozu auch. Die Flasche war bestimmt zu einem Dreiviertel voll. Gleich fehlte ein weiterer großer Schluck und landete in der Tasse. Die Flasche wurde grob daneben abgestellt, der entnommene Sake in einem Schluck ausgetrunken. „Fuck“, seufzte Konoha unter Zischen, er kniff die Augen zu und verzog das Gesicht. Nein. Alkohol war noch nie seine Droge gewesen, dennoch verlangte sein Körper aber nach diesen Neuigkeiten danach. Sein Atem beschleunigte sich, sein Herzschlag wurde heftiger und die Umgebung fühlte sich an, als würde sie mit jedem Atemzug lauter werden, greller und niederreißender, dass er sich an der Küchentheke festhalten musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Das Gleichgewicht. Das hatte er schon lange verloren. Zumindest wenn es um seinen geistigen Zustand ging. Aus Kummer hat er sich in Futakuchis Arme fallen lassen, der ihn genauso als gelegene Ablenkung ansah, wie er ihn. Es war nur Sex, den sie teilten. Um Frust abzubauen und Druck und… Kummer eben. Im vergangenen Jahr hat er ihn aber selten gesehen. Zwar dachte er öfter einmal daran, ihn anzurufen, doch er wollte ihm nicht das Gefühl geben, nur dafür gut zu sein, auch wenn es zwischen den beiden eine Weile so gelaufen war. Mit langezogenen Schritten schleppte sich Konoha vom Küchenblock zur Couch und ließ sich selbst dort langsam und monoton nieder. Ein Blick auf seine Hand verriet ihm, dass er diesen trauerbringenden Zettel mitgenommen hatte. Noch einmal überflogen seine Augen also den Inhalt. Sein Herz blieb stehen. Als hätte man ihm ein Messer oder gar ein Katana durch die Brust gestoßen, schnellte seine Hand hoch und legte sich über den auf sein Apothekerhemd. Der Stoff wurde mit zusammengezogenen Fingern zerknittert, aber tat der Ordnung nicht ab, als sich der Griff wieder lockerte. Blind suchte die Hand ihren Weg zum Inhalt der Schublade des kleinen Beistelltischchen während seine Augen ein weiteres Mal lasen, was sie nicht zu glauben vermochten. Um ihn wurde es wieder lauter, als drehe jemand am Volume-Hebel des Lebens, als wolle man ihm die Ohren wegdröhnen. Wegdröhnen! Das war sein Ziel, das er kurz darauf in einer Zigarette fand, die er mit dem gesammelten Kief aus seinem Grinder anreicherte. Fest zusammengepresst und in den Tabak gedrückt wurde das besonders intensive High vorbereitet. Konoha schob sich den Filter zwischen die Lippen, knüllte das Pergament in der anderen Hand zusammen und schmiss da Resultat gegen die Wand vor sich. Schnell nahm er das Feuerzeug aus der Schublade um den Tabak und Kief zu entzünden. Er schloss die Augen und nahm den ersten Zug tief in sich auf. Stumme Tränen bahnten sich wieder ihren Weg über die Wangen, doch der Qualm würde jeden Moment die Lautstärke des Lebens minimieren und die zu schnell drehende Welt in ihrer Rotation stoppen. Für ihn. Gefühlt. Das High setzte ein und Konoha schlug die Augen wieder auf. Er lehnte sich in der Couch nach hinten und ließ den Kopf in den Nacken fallen, dass dieser auf der Lehne zum Ruhen kam. Dabei starrte er mit geweiteten Pupillen an die weiße Decke, die in diesem Moment für Konoha und nur für ihn alleine zarte Linien abbildete. Mit einem Lächeln folgte er den sich bewegenden Strichen. So lange, bis er in ihnen lesen konnte, was auf den Knüll am Boden vor ihm geschrieben stand. Die Augen wurden wieder zugekniffen, die Zigarette weiter geraucht. Weg! Diese Information sollte weg. Er wollte sie nicht haben, niemals. Zug um Zug bis er den Filter im Aschenbecher verenden ließ, versuchte er diese grausame Erkenntnis zu verdrängen und auch danach lehnte er noch ein oder zwei Stunden, vielleicht sogar eine Dritte in der Couch und starrte vor sich hin. Irgendwann hatte er sich den verhängnisvollen Zettelknödel wieder geholt, ihn entknittert und gelesen. Immer wieder, weil er hoffte, es würde aufhören, wehzutun. Aber das tat es nicht. Sein Körper reagierte immer gleich, mit jedem Mal verpasste es ihm einen weiteren Stich in die Brust, Mal um Mal fühlte es sich an, als bliebe sein Herz für einen Moment stehen. Dieses klamme Gefühl, das sich aus seiner innersten Mitte heraus ausbreitete, als würde es ihm die Rippen nach außen zerbersten und gleichzeitig das Rückardt in sich zusammenziehen wollen. Mit dem Lesen seines Namens überwältigte ihn das Gefühl der Machtlosigkeit. “Akaashi Keiji“ -Badum- sein Herz schlug so stark, er spürte, dass da nicht genug Platz war, dass er nicht ausreichend Raum hatte, um das zu verarbeiten. Er konnte nicht. Mit zitternder Hand griff er nach einer gefühlten Ewigkeit nach seinem Handy. Die Tränen wurden weggewischt und nach der Wahl einer Schnellrufnummer, die er schon lange nicht mehr angerufen hatte, atmete er zwei Mal tief durch und wartete auf die bekannte, aber wohl fremd gewordene Stimme auf der anderen Seite der Leitung. „Was ist los?“, fragte Futakuchi ohne ihn zu begrüßen. So hatten ihre Telefonate früher schon oft begonnen. Konoha seufzte. Futakuchi wartete. "Er heiratet", brachte es Konoha gerade noch so über sich. Er biss sich auf die bebende Unterlippe und sah mit einem tiefen Atemzug durch die Nase hoch zur Decke. Nein, er wollte nicht wieder losflennen. "Er? Er, dessen Namen du beim Sex stöhnst?", fragte Futakuchi mit einem gewissen Hohn in der Stimme. Konoha schnaubte sofort auf. Er riss seine Augen von der Decke los und veränderte auch seine Sitzposition indem er sich verteidigend nach vorne lehnte, als würde er dem Anderen gegenüber sitzen. "Es war einmal! Einmal, ich hab mich entschuldigt und es ist Jahre her", empörte er sich, dass hier noch einmal so alte Geschichten aufgerollt wurden, aber es war ihm an diesem Tag so unangenehm wie damals just in dem Moment als er Akaashis Vornamen gestöhnt hatte, statt den des damaligen Kapitäns der Date Tech Highschool. Stille trat ein. Konoha konnte das das Zähneknirschen auf der anderen Seite der Leitung hören, aber Futakuchi sagte kein Wort. Auch Konoha schwieg. Für eine Weile zumindest, bis es ihm zu lange dauert und zu bunt wurde. „Sag was… bitte“, flehte er ihn an. Weiter Stille. Dann ein Schnalzen mit der Zunge. „Ich bin dein Plus One“, sagte Futakuchi bestimmend und legte auf. Save the Date Bokuto Kotaro & Akaashi Keiji 04.05.2023 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)