Aerith's Past - Reloaded von Minako (Die Crisis Core Chroniken) ================================================================================ Kapitel 1: Das Mädchen in der Kirche ------------------------------------ Das Herbstwetter in Midgar war stets ziemlich unbarmherzig. Diesmal jedoch schien es, als wäre das Wetter noch rauer als sonst. Eiskalte Windböen und ständige Regenfälle erschwerten die Arbeit von Aerith, die für ihre Mutter und sich aufkommen wollte, da ihre Mutter einfach nicht mehr beide ernähren konnte ohne das Geld, was ihr Mann ihr vor seinem Tod monatlich zukommen ließ. Denn die gesparten Reserven neigten sich schnell dem Ende, weil die Preise in den Slums auch nach den Launen der Händler pendelten. Schon bald versiegten aber mögliche Einnahmequellen für das junge Mädchen und sie wusste nicht mehr, wie sie noch mehr Geld verdienen konnte. Für die Händler am Markt tat sie bereits alles in ihrer Macht Stehende und für schwere, körperliche Arbeiten war sie noch zu jung. Und Monsterjagen kam für das nicht kampferprobte Mädchen erst recht nicht infrage. Als wäre das nicht schon genug körperliche und seelische Belastung für eine 10-jährige, kümmerte sie sich nebenbei auch noch aufopferungsvoll um die Blumen in der Kirche. Es war der einzige Ort in ganz Midgar, an dem Blumen wuchsen und daher umsorgte Aerith die Pflanzen auch mit viel Liebe und Sorgfalt. An einem dieser grauen Tage, bei dem der Regenfall wieder die Oberhand in den Slums gewann, stellte sich Aerith am Marktplatz unter einen geschützten Bereich eines Cafe's und beobachtete die fallenden Regentropfen. Es war beruhigend, dem Klang des Regens zu lauschen und sie vergaß dabei fast, dass sie noch Medizin für einen älteren Nachbarn besorgen musste, der alleine lebte. "Hallo Aerith. Du bist bei so einem Wetter alleine unterwegs? Soll ich dich mitnehmen?", fragte einer der Händler, der Aeriths Familie schon lange kannte und einen Chocobo mit einer Kutsche besaß. Diese Tiere waren die einzige Fortbewegungsmethode in den verarmten Slums, da motorisierte Gefährte nur der oberen Schicht auf der Platte zugänglich waren. "Das wäre wirklich nett, Herr Otomo. Herr Adamaki braucht diese Medizin dringend...", antwortete Aerith bittend und ließ sich von dem freundlichen Händler auf den Chocobo anheben. Das Tier und die Kutsche waren vom Regen durch eine lange Abdeckung geschützt. Es dauerte keine fünf Minuten, bis sie am Haus des älteren Nachbarn ankam. "Haben Sie vielen lieben Dank.", bedankte sich Aerith, verbeugte sich höflich und lief in die Wohnung. "Herr Adamaki? Ich habe Ihre Medizin.", rief Aerith. Ihr Rufen blieb jedoch ohne Antwort. Das Schlimmste ahnend, stieg sie die Treppen hinauf. Das Knarren der morschen Stufen durchbrach mit unheimlichen Geräuschen die Stille und ihr Atem schien mit jedem Schritt schwerer. Langsam öffnete sie die Tür und sah wie der ältere Herr aus dem Bett gefallen war und geschwächt am Boden wimmerte. "Oh Nein!" Aerith ließ vor Schreck die Medizin fallen und hielt die Schultern des Mannes. "Der Arzt hat Ihnen doch verboten, aus dem Bett zu steigen.", schalt die 10jährige mit sanfter Stimme und versuchte den Mann wieder ins Bett zu legen, was in ihrem kindlichen Körper gar nicht mal so einfach war. Zum Glück war Otomo noch nicht weggefahren und eilte ihr Zuhilfe, als er Aeriths Schrei vernahm. "Ich danke euch Beiden. Bitte verzeiht, dass ich so vielen Umstände bereite.", entschuldigte sich Herr Adamaki und hustete stark. Aerith verabreichte ihm die Medizin und Otome schüttelte den Kopf. "Entschuldigen Sie sich nicht dafür. Aber halten Sie sich bitte an ärztliche Anordnungen. Sie können von Glück sprechen, dass wir Sie gefunden haben.", meinte der Händler und als alles wieder in Ordnung ab, verabschiedete er sich von den beiden und fuhr zum Marktplatz zurück. Nachdem auch Aerith sicher war, dass der ältere Mann versorgt und wieder sicher im Bett lag, ging sie zu ihrer Mutter, um den Verdienst von diesem Tag abzugeben und Elmyra die Sorge zu nehmen, weil Aerith schon zu lange unterwegs war. Lange blieb das Mädchen allerdings nicht zu Hause. Als der Regen endlich aufgehört hatte, ging Aerith zur Kirche, um die Blumen zu gießen und in dem süßen Duft der Pflanzen zu schwelgen. Es war der einzige Ort in Midgar, der angenehm war und wo das Mädchen viele Stunden verbringen konnte. Sie schloss die Augen und setzte sich inmitten des, von Blumen durch wucherten, Kreises. Aerith verlor sich beinahe in ihren Gedanken, bis ein Niesen die Idylle störte. "Nanu?", fragte Aerith und drehte sich verwundert um. Dann erblickte sie in der Ecke ein kleines Mädchen. Sie war blond, hatte zerlumpte Kleidung und zitterte, da sie vollkommen durchnässt waren. Ihre himmelblauen Augen waren glasklar, jedoch strahlten sie Leere aus. "Wer bist du? Und was machst du hier?", wollte Aerith wissen und ging auf das Mädchen zu, doch die etwa 8-jährige wich immer zurück. "Mhm? Ich tue dir nichts.", versicherte Aerith der Kleinen und streckte die Hand nach ihr aus. "Wie heißt du?", lächelte die Braunhaarige dabei. "...", das Mädchen sah auf, Rückstände von Tränen waren auf ihrem Gesicht zu erkennen. Sie musste viel geweint haben. "Du brauchst keine Angst zu haben.", redete Aerith immer wieder auf die Kleine ein. "Minako.", kam dann aus der Kleinen, als sie allen Mut zusammen nahm und tief Luft holte. Aerith lächelte und legte den Kopf leicht schief. "Minako, aha. Und dein Nachname?" "Das weiß ich nicht.." "Wie? Du weißt nicht, wie du mit Nachnamen heißt? Was ist mit deinen Eltern?" Auf diese Frage senkte Minako den Kopf und schwieg lange. Aeriths Augen weiteten sich ein Stück. "Entschuldige...", murmelte die 10jährige dann. Vor kurzem endete ein weiterer grausamer Krieg, der viele Opfer forderte und in den Shinra involviert war. Minako musste von der Gegenseite, einem kleinen Klan, der Wutai unterstützte, geflohen sein und hier Zuflucht gesucht haben. Aber das hieße ja, dass Minako mehrere Tage lang ohne Verpflegung und Nachtbleibe in der Kirche verharren musste. Das erklärte ihre armselige Verfassung, ihre Verwirrtheit und ihre Ängstlichkeit.   Ohne lange darüber nachzudenken, nahm Aerith Minako an die Hand und nahm sie mit zu sich nach Hause. Elmyra hatte natürlich nichts dagegen und offen gestanden erlebte sie auch ein Deja-vu, als Aerith so einfach mit dem kleinen Mädchen vor ihr stand. Minako war anfangs noch recht verschlossen und auch verwirrt. Sie fühlte sich sichtlich unwohl, einfach so bei Fremden unterzukommen und verbarrikadierte sich die ersten Wochen noch in ihrem Zimmer. Lediglich Aerith schaffte es, das Mädchen hin und wieder aus ihrem Schneckenhaus zu holen und mit ihr zur Kirche zu gehen. Dort konnten sie sich gemeinsam um die Blumen kümmern. Aber es waren noch viel zu viele Fragen offen. Woher stammte Minako? Was war mit ihrer Familie? Wieso zuckte sie ständig zusammen, wenn sie und Aerith unterwegs auf Mitglieder von Shinra trafen? Aerith fiel es richtig auf, dass sich das junge Mädchen dann immer an ihrem Kleid fest krallte und versuchte hinter ihr zu verschwinden. Auf jegliche Nachfragen hüllte sich die Blonde in eisiges Schweigen. Aerith respektierte das und war für die Blondine immer eine zuverlässige und liebenswerte Schwester. Und dann.. irgendwann, als sie mit ihr erneut auf dem Weg zur Kirche war, blieb Minako stehen. Aerith bemerkte das sofort und drehte sich fragend zu der Kleinen um. "Danke für alles, große Schwester.", ihre Worte ließen Aerith lächeln. "Danke, das ihr mich einfach so aufgenommen habt, obwohl ich eine Fremde für euch war. Und danke, dass du mich nie drängst mehr über mich zu verraten..", bei ihren Worten wurde sie immer leiser und senkte den Kopf, weil sie sich ein wenig für diese verletzliche Seite schämte. Aerith lief auf sie zu und legte die Arme um sie, um sie an sich zu drücken. "Du musst mir nicht danken. Das haben wir gerne gemacht. Und wenn du nichts über dich erzählen willst, ist das auch okay. Es ist egal wer du warst. Ich weiß, wer du jetzt bist. Du bist meine kleine Schwester." Nach diesen Worten spürte Aerith Tränen auf ihren Rücken fallen. Sie löste die Umarmung und sah das vertränte Gesicht der kleinen Blonden. "Irgendwann, werde ich dir alles erzählen.. Versprochen.." Aerith nickte und hielt ihr den kleinen Finger als Schwur hin. "Einverstanden und wenn du das tust, dann verrate ich dir auch ein Geheimnis, was keiner sonst über mich kennt. Machen wir das so?" Minako wischte sich die Tränen fort und nickte leicht. "Machen wir!" Mit diesen Worten verhakte Minako ihren kleinen Finger mit dem von Aerith und die beiden Mädchen lächelten einander an. Aerith freute sich, dass sich die Blondine nun etwas mehr öffnen konnte und das Verhältnis der beiden wuchs seit diesem Tag auch weiter an und die Jahre vergingen wie im Flug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)