»Lichtkrieger 2.0« von Sannyerd (I Die Rückkehr) ================================================================================ Kapitel 2: 6 Monate zuvor ------------------------- Shinjiro saß auf seiner Veranda, vor der ein kleiner liebevoller Garten angelegt worden war und in der Mitte seit drei Wochen ein junger Pflaumenbaum stand. Es war eine kleine grüne Oase, inmitten der Million Stadt Tokio. Der Sommer in Japan war wie immer einfach nur heiß und schwül. Abkühlung gab es am Abend einem reinigenden Schauer, manchmal auch ein schönes kräftiges Gewitter, die Zikaden rundeten es mit ihren Zirpen, dass es so intensiv nur in Japan gab ab, er liebte es! Er hatte das Notebook vor sich und schrieb. Seit drei Wochen war er nun schon hier, so lang kam es ihm noch gar nicht vor, denn seine Nächte waren seit diesen drei Wochen kürzer geworden und das hatte nichts mit dem schwülen Sommer zu tun! Sein Blick ruhte voller Zuneigung auf dem kleinen Wunder, das neben ihm in einer Babywippe ruhte. Der Knirps schlummerte selig, satt und vollkommen zufrieden. Der Klang des Windspiels „Furin“ fügte der Atmosphäre eine besondere Note hinzu. Die sanften Töne des Glöckchens tanzten im Wind und begleiteten den ruhigen Atemrhythmus des schlafenden Babys. Ein warmes Gefühl der Liebe durchströmte sein Inneres, während er die friedliche Szene betrachtete. Es war ein Augenblick der Verbundenheit, der tiefe Emotionen weckte und das unermessliche Glück verdeutlichte, das dieses kleine Leben in sein Herz gebracht hatte. Dankbar war er, dass er seine neue Lebensaufgabe als Vater hier beginnen konnte! Das war nicht selbstverständlich, als Captain und Befehlshaber der Air Base 1, denn auch wenn er Urlaub hatte, hatte man diesen als vier Sterne Captain, dann ja doch nie so richtig. Doch er wusste, dass Lorenz, sein erster Offizier und Freund, der gerade für ihn auf Yuma die Stellung hielt, alles „Unwichtige“ von ihm fernhielt, so konnte er seine anfangszeit als Vater genießen. Jedoch stand er immer auf Abruf, er klappte sein Notebook zu und lehnte sich im Stuhl zurück. Die internen Top Secret Berichte waren alles andere als erfreulich. Sein Blick fiel wieder auf das schlafende Baby, sein Baby, sein Sohn, „Shinji“, der Name der „Die Wahrheit! Und das Kind der Liebe!“ bedeutet und das ist er, das Kind ihrer Liebe. Die Erinnerung an seine Tochter, die jetzt schon fünf Jahre alt wäre, schlich sich in seine Gedanken. Er schloss seine Augen und ließ sich einen Moment lang von den Erinnerungen an sie tragen. Auch wenn diese Tragik von damals langsam verblasste, würde der Schmerz darüber immer da sein! „Anomalien im All!“, wechselten seine Gedanken zu den Gelesenen zurück. „Was hatte das zu bedeuten?“ Kleinere Anomalien waren durchaus normal und die Menschheit hatte gelernt, damit umzugehen. Nicht alles war einfach so passierbar im All, wie man sich das anfangs gedacht hatte, viele Einflüsse von Sternen und Asteroidenfeldern gepaart mit Sonnenenergie konnten wahre Magnet stürme auslösen. Das wurde gerade in den Anfangszeiten einigen Schiffen unwissentlich zum Verhängnis. Nachdem die erste, damals noch geheime wissenschaftliche Einrichtung auf dem Planeten Pectos, die das umliegende All erforschte und die ersten Planeten auch für die Besiedlung von Menschen freigab, ereignete sich das wohl schlimmste Unglück seit Bestehen der zivilen Raumfahrt. Shinjiros Blick ging Richtung Himmel, der mit seinem wolkenlosen Blau nur so protzte. Er rief sich die Geschichten darüber in den Kopf, die er selbst nur aus Geschichtsbüchern kannte. Oder aus den Archiven des Militärs, auf die er als vier Sterne Captain zugreifen konnte. Die ersten zivilen Menschen waren 5 Millionen mutige Männer und Frauen aus den unterschiedlichsten Nationalitäten gewesen, eine Mischung aus Militärs, Wissenschaftlern, Ärzten und vor allem Abenteurern, die sich der Herausforderung stellten, den Planeten Erde zu verlassen, um einen Grundstein im All zu legen. Der Planet Titan, der sich im heutigen Sektor A befand, war ein Planet, der eine hohe Ähnlichkeit mit der Erde aufwies, er hatte ein mildes Klima und Sauerstoff in ausreichender Konzentration. Er besaß zwei Sonnen und 3 Monde. Die Besiedlung war ein offenes Geheimnis gewesen, aber es gab kein großes Aufsehen, nur Interessierte verfolgten die Sache. Auf Titan wurden die ersten Siedlungen errichtet und die Menschen wurden nach und nach mit großen Schiffen dorthin gebracht. Nach wenigen Jahren wies der Planet schon eine Infrastruktur auf, die ersten Kinder wurden geboren. Ziel war es, den Planeten zu nutzen wie die Erde, anfangs war es die Landwirtschaft, 95 Prozent der Saaten konnten angesiedelt werden und Titan war nicht mehr auf zusätzliche Lebensmittellieferungen von der Erde angewiesen. Auch eine Wirtschaft etablierte sich schnell, das Vorkommen von seltenen Erden, Erze, auch Silber ermöglichte es den Menschen dort sowas wie eine Exportgesellschaft zu werden, denn diese Rohstoffe wurden auf der Erde immer gebraucht! So entstand der erste Handel im All. Doch eines war im letzten Jahr von Titan zu beobachten: der schnelle Anstieg der Temperaturen. Eine der beiden Sonnen schien ihre Energie aus irgendeinem Grund zu bündeln, heute weiß man, dass es durch riesige magnetische Asteroiden geschieht, die sich im Umkreis der Sonnen befinden. Somit übertrug diese Sonne ihre Energie mit einem Sonnensturm auf die zweite Sonne, Satelliten verglühten und die Ernten auf dem Planeten vertrockneten. Der Planet hitzte sich durch den Magneteffekt auf. Ab einem gewissen Zeitpunkt entschied man das ganze Projekt vorerst abzubrechen und die Menschen sollten in Sicherheit gebracht werden. Alle möglichen Schiffe der Erde waren an der Evakuierung beteiligt, es sollen zum Schluss hunderte jeden Typs gewesen sein, die Hauptsache war, die Menschen da herauszuholen! Die ersten Schiffe erreichten die Erde und flogen auch direkt wieder Richtung Titan, um die nächsten Menschen aufzunehmen. Zum Erstaunen vieler wollten einige dort überhaupt nicht weg, sie konnten die Gefahr nicht kommen sehen, weil sie sie nicht kannten! Es geschah als alle verfügbaren Schiffe, 260 Stück sollen es an der Zahl gewesen sein, darunter Frachter, Gleiter und Militärschiffe, und alle waren voll mit Menschen. Sie befanden sich alle bereits 30 Minuten im Orbit von Titan mit Kurs Richtung Erde. Da löste die zweite Sonne einen noch nie zuvor beobachteten Magnetsturm aus, der sich mit der ersten Sonne und den erhitzten magnetischen Asteroiden verband. Alles, was sich zwischen dem Planeten befand, wurde in diesen Sturm hineingezogen, sogar Frachter, die weit entfernt zwischen der Erde und Pectos flogen, waren danach flugunfähig und liefen Gefahr im All abzustürzen, was durchaus möglich war! Der Sturm dauerte fünf Tage. Das erstaunliche, in diesen fünf Tagen, konnte man an den ersten drei Tagen immer noch Signale von einigen Evakuierungsschiffen auf Pectos empfangen. Ruhig wurde es erst in den letzten 24 Stunden, der fünf Tage, als der Sturm abgeflachte und nur dunkles All und einen kalten Mond zurückgelassen hatte. Shinjiro atmete tief ein, so viele Menschen, die Eroberung des All war schmerzhaft gewesen. Abbringen ließ man sich von dem Vorhaben, Lebensraum für Menschen im All zu schaffen, jedoch nicht! Man wusste jetzt, worauf man genau achten musste, um so einer Katastrophe zu entgehen, das Gebiet, in dem sich der Planet Titan damals befand, ist heute ein abgelegener Teil des Sektor A, es soll das Grab dieser Millionen Menschen sein! Gerade nach diesem Ereignis, schritt die Technologie voran, vor allem Frankreich und die USA hielten am Projekt ein „Neues Grenzland“ im All zu erschließen fest! Japan lieferte seinen Erfindungsreichtum vor allem, was die Technologie auf den Schiffen sehr vereinfachte und trug zur effizienten Platznutzung bei. Doch was die Ansiedlung im All betrifft, hielt sich das Land der aufgehenden Sonne zurück und das bis heute! Japan besitzt zwar mehrere Forschungseinrichtungen, auf Pectos und Jarr, vor allem in der Entwicklung von zivilen Raumgleitern waren die Japanischen ganz vorn! Vor allem das kleine französische Königreich Jarrés investierte viel in die Erschließung und besiedelte den ersten Planeten im Sektor A und taufte diesen Jarr. Sektor B wurde wenige Monate darauf gegründet, indem der Planet Yuma mit seinen lebensfreundlichen Bedingungen herausstach und auch heute noch tut! Dort wurde die erste militärische Einrichtung im All gegründet, das Kavallerie Oberkommando, deren Kadetten nach der Ausbildung als Starsheriffs auf den vereinzelten Planeten und Siedlungen dienten. Die Menschen auf der Erde standen nach dem Ereignis von Titan dem neuen Grenzland natürlich sehr skeptisch gegenüber, so wurden von den Planetaren-Regierungen, der Siedlungs-Planeten finanzielle und andere Anreize geschaffen. Ganz zu Beginn gab es sogar kostenloses Land. Auch begann man mit der Besiedelung erst, nachdem die Strukturen der Planeten geklärt waren, was Rohstoffe usw. anging, es sollte eine fertige Infrastruktur und Wohnraum vorzufinden sein. Und die Menschen ließen darauf nicht lange auf sich warten. Goldgräberstimmung, im wahrsten Sinne des Wortes, brach aus. Heute, Jahrzehnte danach, wies fast jeder Planet eine oder gar mehrere Metropolen auf, die Wirtschaft boomt, viele wurden anfangs wirklich vom Tellerwäscher zum Millionär. Das Grenzland war von der Erde unabhängig. Auch wenn das Grenzland für Millionen Menschen ein neues zuHause geworden war, wollten sie die letzte Verbindung, zu ihrem Heimatplaneten nicht ablegen, somit sollte jeder selbst entscheiden, ob er weiterhin ein Erdenbewohner und somit auch noch seinem Land zugehörig war, oder die ganz neue Identität des neuen Grenzlandes annehmen wollte. Wenige entschieden sich für das Letztere und das war auch in vielen Dingen gut so, denn so ganz bürokratisch ausgetüftelt war diese Sache bei weitem noch nicht! Als sich Shinjiro diese Geschichte durch den Kopf gehen ließ, klappte er sein Notebook noch einmal auf und sah sich die neuesten Meldungen nochmal an. In letzter Zeit tauchten Abnormalitäten auf, Sektor A und B waren betroffen in Gebieten, wo zurzeit nur mit Satelliten und kleineren kurzen wissenschaftlichen Expeditionen geforscht wurde. Die Energien bündelten sich, hatten jedoch kein natürliches vorkommendes Muster, physikalisch etwas vollkommen Unmögliches: „Was passiert da draußen?“ fragte er sich und stand auf, er wollte sich etwas zu trinken holen, auf halbem Weg meldete sich sein Kommunikator. „War ja klar!“, sagte er, als er das nervige kleine laute Ding schnell an sich nahm und zu seinem Sohn schaute, nicht dass er noch aus seinen Träumen gerissen wurde. Shinjiro las den Namen, um zu wissen, wer da gerade störte. Es war König Jarred, der mit seiner privaten Nummer anrief. Eingespeichert war dieser natürlich nicht unter König Jarred, sondern unter seinem Pseudonym, das nicht viele Menschen kannten. So hatte er den König damals auch kennengelernt, was jedoch eine andere Geschichte war. Aber genau das muss es damals gewesen sein, sie gingen ungezwungen miteinander um, teilten sich denselben Humor, geigten sich aber auch schon mal die Meinung, was beiden in ihren festen und strengen Strukturen verhalf, einfach auch mal Mensch zu sein, mit all seinen Facetten, stärken und vor allem schwächen. Es gab beiderseits tiefen Respekt den anderen gegenüber. Auch wenn Jarred zwar um einiges älter ist als Shinjiro, stand das nie irgendwie zwischen den beiden. Er wischte den Hörer nach oben und ging ran, ärgern wollte er Jarred trotzdem, weil er seine und vor allem die Ruhe seines Sohnes störte! „Ja, eure Königliche Hoheit, was darf ich für sie tun?“ Jarred rollte kaum sichtlich mit seinen Augen, war er doch unter dieser Nummer kein König! Aber er grinste im selben Moment, wusste er doch, dass er Shinjiro gerade störte, wobei auch immer. Aber das konnte er auch. „Das Vatersein bekommt dir wohl nicht, du bekommst wohl zu wenig Schlaf?“ Shinjiro nickte seinem Freund zu: „Gut, Gleichstand!“ Sagte er ergeben: „Was ist denn los?“, fragte er darauf seinen Freund, denn dieser rief ihn bestimmt nicht ohne Grund an. Jarred musterte den Hintergrund von Shinjiro und fragte etwas leiser: „Kannst du ungestört reden?“ Shinjiro sah sich um und setzte sich. „Ja!“, war die knappe Antwort des Japaners. Jarred begann: „Nun, es geht um das alte, neue Thema, die Anomalien, werden immer größer, die Astrobiologen und Wissenschaftler können sich auf keine Erklärung einigen, die meisten sind der Meinung, dass sie künstlich sind, es ist unregelmäßig, ohne Struktur dahinter, naturgemäß ein Rätsel.“ Shinjiros Mundwinkel zogen sich nach unten und ein „Hmm …“ verließ seine Kehle, das er mit einem Schulterzucken untermalte. König Jarred fuhr indes weiter fort. „Wir werden einen Krisenstab einberufen!“ Shinjiro machte ein fragendes Gesicht: „Wer ist denn wir?“, fragte er nach und wusste, dass dieses Gespräch gleich in eine ganz andere Richtung gehen würde. „Das Kavallerie-Oberkommando, unter anderem Kommander Major Danwens. Und die Crème de la Crème de Militärs. Wir halt!“ erklärte Jarred kurz, alle jetzt aufzuzählen würde den Zeitrahmen sprengen. Shinjiro saß immer noch und lehnte sich zurück. „Puh, da habt ihr ja was vor.“ kommentierte er das Gehörte. Jarred sah seinen Freund ernst an und sagte: „Du bist auch dabei!“ Der Japaner richtete sich mit einem Ruck auf. „Was habe ich damit zu tun?“ Jarred machte ein überraschtes Gesicht und wollte schon fast anfangen zu grinsen. „Du bist Captain der Air Base, vergessen?“, erinnerte Jarred seinen Freund. „Nein!“, antwortete Shinjiro zurück. „Nur!“ Er schaute auf die Veranda, sein Sohn hatte gerade ein kleines Tönchen von sich gegeben und hörte im selben Moment auch schon die Haustür aufgehen, auf dem gleich darauf ein: „Tadaima!“, durch das Haus hallte. Shinjiro ging zu seiner Frau, nickte ihr zur Begrüßung entschuldigend zu, zeigte in Richtung Veranda und verschwand im oberen Stockwerk. Hitomi, sah überrascht ihren Mann nach und ging auf die Veranda, wo sie ihren Sohn vorfand, der schon kleine Anstalten machte, wach zu werden. Im Büro angekommen, machte Shinjiro die Tür zu und fragte etwas leiser. „Ich bin kein wissenschaftler!“, griff er Jarreds frage wieder auf und fragte etwas ernster nach: „Was habt ihr vor?“ Jarred nickte und erklärte: „Nun, es wird, wie bereits erwähnt, davon ausgegangen, dass es künstliche Energiequellen sind, also müssen wir mit allem rechnen, es wird sich beraten, um gerüstet zu sein, für einen eventuellen … Krieg!“ Shinjiro war gerade froh, dass er schon gesessen hatte. „Ihr seid verrückt!“ Jarred und Shinjiro schwiegen kurz. „Und wann soll dieses Gremium stattfinden?“, durchbrach Shinjiro die Stille. Jarred verstand durchaus die Reaktion, so ähnlich hatte er auch reagiert, als ihm seine Generäle das Ausmaß heute mitgeteilt hatten. „Heute, in einer Woche.“ Shinjiro griff nach der Wasserflasche auf seinen Schreibtisch und nahm einen großen Schluck davon und nickte: „Ich werde da sein!“ Jarred nickte. „Danke!“ Shinjiro sah zu Jarred: „Mmh, nicht dafür, aber ich habe was gut bei dir!“ Jarred lächelte, sein Freund hatte sich wohl wieder gefangen. Und der König wechselte das Thema: „Wann sehe ich deinen Jungen mal?“ Shinjiro strich sich mit der rechten Hand über den Hinterkopf und blickte Jarred nachdenklich entgegen. „Ich werde meine Familie mitbringen!“, sagte er nach einigen Momenten entschlossen, wie er das Hitomi seiner Frau beibringen würde, wusste er allerdings noch nicht. „Sehr schön! Marijane wird sich freuen, mal wieder ein Baby im Arm zu halten!“ sagte Jarred, der wusste, dass seine Frau da nicht widerstehen konnte. Shinjiro lächelte und sagte: „Nicht ausleihen, selber machen!“ Jarred lachte auf, nein, seine Familienplanung war abgeschlossen, er war Vater eines Sohnes und einer Tochter, was braucht ein Mann mehr? „Ich lasse dir alle weiteren Informationen zukommen, damit du Bescheid weißt.“ Fügte Jarred noch an. „Ja, da freue ich mich, Danke!“ kam es sarkastisch von Shinjiro. Das Gespräch wurde beendet. Shinjiro warf seinen Kommunikator vor sich auf den Schreibtisch und lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und darauf durch seine Haare. „Na, einfach großartig!“, murmelte er dabei. Einige Zeit später stand er auf und ging wieder nach unten, denn es roch schon lecker durch das Haus und Hunger hatte er auch. Im Wohnzimmer saß seine Frau auf dem Tatami-Boden und stillte. Da musste er wohl noch warten, er blickte in die Küche, das Essen stand bereit, also konnte er auch mal den Tisch decken. Hitomi beobachtete ihn amüsiert, ließ ihn aber machen. Als er fertig war, setzte er sich in den Schneidersitz vor die beiden und schaute sie eine ganze Weile einfach nur an. Es war doch gerade um ihn herum so perfekt! Hitomi merkte jedoch, dass ihrem Mann etwas auf der Seele lag. Sie lächelte ihn liebevoll an. „Musst du wieder los?“, fragte sie ruhig. Shinjiro nickte leicht: „Ja!“ Und ließ darauf den Kopf etwas hängen, schaute aber gleich, wieder halb nach oben, um die Reaktion seiner Frau zu sehen. Sie nickte wissentlich und schaute auf das Baby, in ihrem Arm, was schon mehr schlief als es trank. Sie beschloss, ihren Sohn neben sich abzulegen und wandte sich dem Tisch mit dem Essen zu, sie hatte Hunger, großen Hunger. Shinjiro tat es ihr gleich. „Itadakimasu!“, bedankten sie sich und begannen mit ihrem Abendessen. Während des Essens erzählte ihr Shinjiro, dass Jarred ihn angerufen hatte und dass für nächste Woche ein Gremium einberufen wurde. Einzelheiten ließ er weg, so was wollte Hitomi auch nicht hören. „Ich möchte, dass ihr mitkommt!“ Mit diesem Satz beendete er seine Erzählung. Hitomi sah ihn darauf mit großen, überraschten Augen an. „Was?“, fragte sie, Shinjiro nickte ihr zu. „Ja, ich möchte euch nicht alleine lassen!“ Und trank einen Schluck von seinem Bier und fügte noch mit an: „Außerdem, würde sich Marijane freuen.“ und er zeigte auf seinen schlafenden Sohn. „Shinji?“ Hitomi musterte ihren Sohn und sprach besorgt. „Er ist doch noch viel zu klein für so eine anstrengende Reise.“ Shinjiro sah Hitomi an und lächelte etwas frech, um ihr ihre Sorgen zu nehmen: „Er ist ein Hikari, glaub mir, er wird es lieben zu fliegen!“ Hitomi gab sich geschlagen und willigte ein, darauf konnte sie nun wirklich nichts mehr sagen und verlor sich in seinen Augen, als er vor sich hin grinste und wusste, dass er gewonnen hatte. „Aber!“, setzte Hitomi an. Und Shinjiros Grinsen verschwand. „Ich möchte nicht in einem Hotel oder bei Jarred im Gästehaus wohnen, ich habe immer das Gefühl, ich muss mich dort ganz schlimm gut benehmen.“ Shinjiro lachte darauf laut los und verstummte im selben Moment auch schon wieder, der Knirps schlief und das sollte auch so bleiben! Hitomi lachte leise mit. Eine Weile unterhielten sie sich noch, bis sie zu Bett gingen, denn Ausschlafen war seit drei Wochen ja auch schon nicht mehr drin. Eine Woche später. Das Militär-Gremium mit den Wissenschaftlern aus Yuma, Jarr und Pectos und der Erde tagte bereits den zweiten Tag in Folge, alle sollten zu Wort kommen, die Erkenntnisse aus den bisherigen Kenntnissen und daraus resultierenden Fakten zeichneten ein verheerendes Bild. Seit 12 Monaten wurden im All immer häufiger diese auftretenden Anomalien im Sektor A und B gemessen und aufgezeichnet. Die Astrophysiker waren ratlos, nichts dergleichen war bekannt, eines konnte man jedoch zweifelsfrei belegen, es war eine Energiequelle, die immer größer wurde. Gemeinsam hatten die Wissenschaftler eine Karte erstellt, um den Stab das Ausmaß bildlich zu veranschaulichen. Die Messungen waren unterschiedlich hoch und keiner wusste so richtig, was da draußen im All vor sich ging. Die Lage war ernst, das erkannte auch der junge Captain Hikari, der bereits im Alter von 28 Jahren seinen vierten Stern trug. Er befehligte seit 5 Jahren die Air Base 1 des Kavallerie-Oberkommandos und war ein hervorragender Stratege und Taktiker, mit einem Blick über das Große Ganze. Er wusste, was er konnte! Vor allem, wie er da hingekommen war, wo er jetzt ist! Seine Eigenschaften als Captain waren exzellent! „Zuckerbrot und Peitsche!“, war seine Devise, das stachelte seine Männer immer wieder zu Höchstleistungen an. Ja, er musste auch mal laut werden, oder Disziplinarverfahren einleiten, was er nicht gerne tat. Die Sicherheit konnte nur mit Disziplin gewahrt werden, in der Luft, mit 30 Jets, musste man sich auf jeden einzelnen zu 100 Prozent verlassen können, egal ob Nummer eins oder dreißig, in die Air Base 1 schafften es eh nur die besten der besten. Sich auf dem Ruhm ausruhen gab es nicht, nur eine Sekunde Nachlässigkeit in einem Jet konnte tödlich sein, im schlimmsten Fall für alle! So viel Konzentration und Disziplin wie er seinen Männern abverlangte, so viel Spaß sollten sie auch haben! Captain Hikari versuchte immer, einen Ausgleich herzustellen. Seine Männer standen hinter ihm, auch wenn sie ihrem Captain so manches Mal gerne auf den Mond schießen wollten. Vor zwei Tagen hatten ihn seine Männer im Hangar auf Jarr erwartet, als er aus Japan zurückgekehrt war. Sie hatten ihm zur Geburt seines Sohnes gratuliert und diesem einen Baby Strampler im Jet-Kampfanzug-Design geschenkt. Zu seiner Verwunderung war sein Jet gar nicht im Hangar gewesen. Nach einiger Zeit waren alle aus dem Hangar gelaufen, die Piloten platzierten sich vor dem Rollfeld, er ging ihnen nach und hatte ebenfalls nach oben geschaut und hatte seinen Jet erkannt, der dort oben seine Kreise und Loopings flog. Sein Wingman und erster Offizier der Base Michael Lorenz saß im Cockpit. Er landete und als er den Jet auf der Landebahn ausrollen ließ, klinkte er den Bremsfallschirm aus, an diesem hing ein Banner, mit dem Aufdruck: „It’s a Boy!“ Jetzt begann der spannende Teil des Gremiums, es wurde darüber beraten, was nun zu tun sei. Jeder legte seine Ansichten zu der aktuellen Situation nieder. Es wurde sich darauf geeinigt, diese Anomalien erst einmal als feindlich einzustufen, um eine gemeinsame Ausgangssituation zu haben. Captain Hikari hörte sich alles an, machte Notizen und schaute immer wieder auf die digitale Karte, in der Mitte des Raumes. Auf der die einzelnen Punkte der Energien in einem Zeitraffer abgespielt wurden. Ein General des Oberkommandos beobachtete den jungen Captain und sagte gut hörbar: „Captain Hikari, von Ihnen haben wir heute noch gar nichts gehört, bitte schildern Sie uns doch Ihre Sichtweise!“ forderte dieser Shinjiro vor allen Anwesenden in diesem halbrunden Auditorium heraus. Darauf schauten alle erwartungsvoll den jüngsten Captain-General in ihrer Runde an. Shinjiro saß angelehnt, mit überschlagenen Beinen und blickte in die Runde, er wusste, dass diese Aufforderung durchaus eine Provokation des älteren und erfahrenen General war. Er schmunzelte leicht kurz auf, bevor er zu sprechen begann, ohne auch nur irgendetwas an seiner Haltung zu verändern. „Es ist ein Muster!“, begann er und fuhr langsam weiter fort. „So, wie es uns die Wissenschaftler schon erklärt hatten! Die Energie kann mit unseren Messgeräten nicht erfasst werden. Hat eine Energiequelle ihren, den von uns gemessenen Höchststand erreicht, bildet sich darauf eine neue Quelle, wie ein Netz, das sich aus sich selbst speist. Somit benötigt jede Quelle, sagen wir mal den Faktor 10, bevor eine weitere sich bildet. Das geschah im Sektor A unmittelbar des Planeten Jarr ganze circa 20.000 Mal. Das Resultat sehen wir in einer gebildeten Mega-Quelle, die immer noch weiter, wovon auch immer, gespeist wird. Ich gehe davon aus, dass dieser Vorgang gerade aktuell noch besteht und fortlaufend ist. Wie eine Kernreaktion, nur dass es sich nicht entlädt, sondern auflädt. Im Sektor B etwas abseits von Yuma sehen wir dasselbe Spiel, jedoch ist es dort noch nicht zu einer Mega-Quelle gekommen. Aber laut den Messdaten wird es auch dort in absehbarer Zeit dazu kommen.“ Der Stab hörte Hikari interessiert zu. Major Danwens, der Kommander des Kavallerie-Oberkommandos, beobachtete konzentriert, während Captain Hikari sprach, die Karte vor sich. Er wollte Hikari verstehen, doch konnte er diesem gerade nur ansatzweise folgen: „Gut und schön, worauf möchten Sie hinaus, Captain?“ fragte der Kommander. Hikari lächelte und stand auf, als ob er nur auf diese Frage gewartet hatte. Und stellte sich vor den großen Monitor, auf dem die Karte seit Stunden im Zeitraffer lief. König Jarred, beobachtete seinen Freund aufmerksam. Captain Hikari gab etwas über die Tastatur neben dem Monitor ein und stellte die Karte darauf grafisch neu dar. Er überlappte alle Karten aufeinander und ließ nun auch diese in einem schnelleren Zeitraffer ablaufen. Nach 2 Minuten zeigte er auf seine erstellte Karte und sagte: „Schweizer Käse!“ Die Männer im Raum fingen untereinander an zu reden und murmelten etwas. „Ruhe!“ Hallte eine Stimme durch den Raum, es war Major Danwens und dieser machte eine Handbewegung in Richtung Hikari, er wollte jetzt wissen, worauf sein junger Captain hinaus wollte. „Bitte, reden sie weiter!“ Der Captain nickte dem Kommander dankend entgegen und fuhr weiter fort: „Wie sie sehen, hat die Mega-Quelle vor Jarr bereits unmessbare Ausmaße angenommen, diese wird in absehbarer Zeit ihren gewollten Endzustand erreicht haben.“ Ein General aus Alamo warf ein. „Also gehen sie davon aus, dass etwas in unsere Bereiche eindringen möchte, wie soll sowas denn möglich sein?“, sagte und lachte dabei etwas abfällig, einige stimmten dem General mittleren Alters zu. Hikari wartete ab: „Diese Frage stellt sich nicht, viel eher die, warum es nicht möglich sein sollte!“ konterte Hikari darauf zurück. „Das sind reine Vermutungen, Hirngespinste, da höre ich nicht länger zu!“ winkte der General aus Alamo ab, vereinzeltes Kopfnicken, ein weiterer Captain-Major von der Erde fügte belustigend mit an: „Wir schreiben hier keinen Science-Fiction-Roman, Captain!” Kommander Major Danwens fügte an. „Bis jetzt sind sogar die wissenschaftlichen Erklärungen auch nur Vermutungen!“, stellte dieser klar. „Aber machen Sie ruhig weiter, Captain Hikari!“ gab der Major seinem Captain das Wort wieder zurück. König Jarred verschränkte seine Arme vor der Brust, auch ihm fiel es schwer seinem Freund zu folgen, war dieser doch manchmal einfach zu schnell, es betraf schließlich genau seinem Sektor, in dem sich sein Planet und damit auch seine Gerichtsbarkeit befand, die einzig unabhängige im neuen Grenzland und die der Erde, er musste also alles tun, um die Bevölkerung zu schützen! Captain Hikari ruderte noch einmal zurück. „Also, zurzeit ist der Sektor A das Gebiet mit der höchsten Energiequelle. Das betrifft vor allem die Planeten, Pectos, Jarr und zum Teil auch Alamo.“ und er nahm sich das zum Monitor gehörige Tablet in die Hand, währenddessen warf jemand in den Saal: „Alamo ist neutral!“ Shinjiro hob seine Augenbrauen, er zeichnete mit einem Pen ein Dreieck auf die Karte und legte die aktuelle Sternenkarte darauf, die die Anomalien zeigte: „Dann hoffe ich das Alamo, das den Energiequellen mitgeteilt hat!“ kommentierte Hikari das Gesagte und wandte sich wieder der Karte zu. Etwas Gelächter war zu hören. Shinjiro ließ seine Karte jetzt ablaufen, die das Ausmaß zeigte, sollte sich die Energie entladen. Nun war es Major Eagle, der sich daraufhin zu Wort meldete. „Wir können unsere Vermutungen und Spekulationen nicht feindlich anpassen, ohne zu wissen, woher diese Anomalien überhaupt kommen, das ist meine Meinung, wir dürfen nicht sofort alles als feindlich einstufen!“ Captain Hikari, nickte: „Gut, welchen Ausgangspunkt nehmen wir dann? Dann stufen wir diese als friedlich oder rein natürlichen Ursprungs ein und gucken was passiert?“ Eagle nickte: „Diesen Aspekt sollten wir durchaus in Betracht ziehen, ja!“ Hikari nickte: „Gut, Major! Das haben wir ja jetzt!“ Eagle schüttelte nur mit seinem Kopf und hörte aber weiter zu. „Sollten diese Energien jedoch feindlich sein, wovon wir hier alle bis jetzt ausgegangen sind, sammelt sich alles genau hier!“ und er umkreiste die Energien und erklärte gleich weiter. „Um genau hier zuzuschlagen!“ Er umkreiste den Planeten Jarr. „Somit hat ‚ET‘ oder wer auch immer, eine perfekte Ausgangsbasis und genug Energie zur Verfügung, um bis hier, hier, und hier zu kommen!“ Er machte eine kleine Pause, nachdem er die Planeten Pectos, Alamo und Dakota eingekreist hatte. „Sollte das gelingen, ist auch die Anomalie vor Yuma einsatzbereit und es kann weitergehen!“ erklärte er und umkreiste die restlichen Planeten jetzt im Sektor B.“ Er wurde unterbrochen. „Womit?“ fragte ein Brigadier General des Planeten Jarr. „Das wollte ich gerade ausführen, Sir!“, antwortete Hikari. „Wir sind ganz Ohr!“, kam es aus dem Hintergrund. „Nun, die Energie sammelt sich hier!“ Er zeigte wieder auf die Karte. „Und die Position der Anomalie ist perfekt, um auf Jarr eine Invasion zu starten!“ Die Männer waren für einen Moment sprachlos, vor allem König Jarred, den es hauptsächlich betraf. Major Eagle brachte ein. „Was macht sie so sicher?“ Captain Hikari schaute sich um und zuckte mit seinen Schultern: „Na ja, so würde ich es machen, wenn ich eine Invasion auf das neue Grenzland starten wollen würde!“, sagte er provozierend, doch es war die Wahrheit, er drehte sich langsam um und biss sich innerlich auf seine Zunge. König Jarred musste trotz der angespannten Situation innerlich kurz etwas auflachen. Die Anderen des Militärstabes fanden diese Aussage, sehr provokant, aber durchaus akzeptabel und nickten dem Captain jetzt doch anerkennend zu. „Warum der Planet Jarr? Das Gebiet drumherum ist nicht so hoch besiedelt, wie alle zusammen im Sektor B!“ fragte ein Colonel. Hikari verstand: „Jarr ist perfekt für einen Planetenhopping. Auf der Erde nennt man diese Strategie Inselhopping!“ erklärte Shinjiro und verband nach und nach alle Planeten von Jarr ausgehend. Jeder wusste, was Hikari meinte, es war eine effektive Strategie. Major Eagle fragte weiter zweifelnd. „Was, ist mit den Energien, die sich um den Sektor B vor Yuma sammeln, diese Gebiete sind viel dichter besiedelt, als Sektor A?“ Einige nickten dem Major zu: „Ja genau, es macht keinen Sinn, ein niedrig besiedeltes Gebiet als Erstes angreifen zu wollen!“, sagte ein anderer. Captain Hikari hörte die Einwände und rief die Karte von Sektor B auf, dessen Hauptverwaltung sich auf Yuma befand und wartete, bis sich die Herren wieder beruhigt hatten. Und erläuterte weiter. „Es geht nicht darum, wie hoch ein Gebiet besiedelt ist, es geht allein um die Effizienz der Eroberung!“ General Whitehawk, der bis jetzt alles ruhig mitverfolgt hatte, fragte: „Also, eine invasive Hopping-Taktik!“ stellte der Indianische General, der aus Kanada stammte, fest! Hikari sah ernst in die Runde und nickte. „Ja, mit Sektor B, also Yuma als zweites Schlachtfeld!“, sagte Hikari ernst! Ein Raunen ging durch den Saal, kleinere Diskussionen entstanden, es ging hin und her. Captain Hikari schaute und hörte sich die Diskussion an, bis sich Major Eagle zu Wort meldete. „Das ergibt absolut keinen Sinn!“ Hikari nickte einige Male. „Nun, rein logisch gesehen, gebe ich ihnen recht, Major Eagle!“ Charles Eagle nickte bestätigend. „Aber!“ Warf Hikari jetzt ein. „Strategisch, um eine Invasion zu beginnen und zu vollenden, ist es eine der besten Taktiken, die es gibt!“ Die Diskussionen gingen weiter. „Lassen sie mich raten, sie sind hell und hoch begeistert davon?“, fragte ein General. Captain Hikari grinste. „In der Tat! Sollte es so sein, wäre es jetzt an der Zeit, die Taktik des Feindes aufzusplitten. Das ist unser einziger Vorteil und diesen sollten wir nutzen!“ König Jarred schloss seine Augen, wenn das wahr sein sollte, brauchten sie alle Truppen des neuen Grenzlandes, wenn nicht sogar die der Erde, alle Planeten zu evakuieren würde mehr als ein oder zwei Jahre dauern und wohin mit diesen dann? „Ich verstehe, worauf Sie hinaus wollen, erläutern Sie uns doch bitte Ihren Vorteil!“ kam eine Frage aus dem hinteren Bereich des Saals. Hikari gab zu verstehen: „Unser einziger Vorteil ist es, dass nicht beide Schlachtfelder zur gleichen Zeit aktiv sein werden! Auch müssen wir von einem Feind ausgehen, der uns weit technologisch voraus ist. Denn schließlich kann er sowas bauen!“ und Shinjiro zeigte auf eine der beiden Anomalien. General Pareduer stand auf. „Wenn dieser Feind uns Jahre voraus ist, ist er kriegstechnisch und invasiv nicht weiter als wir! Wenn er solch eine Taktik anwendet!“ zustimmendes nicken und Worte fielen. „Wir sind Kriegstechnisch heute weiter als die Römer und Samurai damals, trotzdem wenden wir immer noch ihre Strategien an, wir greifen also auch auf altbewährtes wissen zurück und verfeinern es je nach Zeitgeist!“ kam es von Hikari ruhig erklärend. „Und ein Blick in die menschliche Kriegsgeschichte zeigt uns auf, dass Kriege nie dort begonnen haben, wo man sie erwartet hätte, sondern dort, wo keiner damit gerechnet hat.“ Ein weiteres Raunen ging durch das Auditorium, einige bestätigten nickend das Gesagte. Damit legte Hikari den Pen ab und atmete tief ein und aus und setzte sich wieder. Jarred sah noch immer auf die Karte, auf die sein Freund zugegeben sehr anschaulich gezeichnet hatte. Es wurde eine mehrstündige Pause gemacht. Captain Hikari lief durch die Grünanlage des Geländes, wo das Gremium auf Jarr stattfand, der Bereich drumherum war weitläufig abgesperrt und abgeschirmt. Alle Beteiligten waren zur Geheimhaltung verpflichtet worden, es war nicht sicher, ob die Anomalien feindlich waren. Um Panik zu vermeiden, gelang von hier nichts nach draußen, das wäre das Schlimmste, was passieren konnte. „Ein Chaos im Chaos braucht niemand!“, dachte er sich und sah sich um. Es liefen nur geladene Angehörige aus Wissenschaft und Militär herum, jeder hatte irgendwas in der Hand, schrieb, telefonierte oder lief einfach nur wie er durch die Gegend, um sich die Beine zu vertreten. Seit Stunden hatten alle Anwesenden auf Karten, Grafiken und Videomaterial geschaut und sich Taktiken, Pläne und Strategien angehört. Jetzt brauchten alle eine Pause und vor allem frische Luft, um den Kopf wieder etwas freizubekommen. Auch er hatte ein Tablet ausgehändigt bekommen, auf diesem gingen fast minütlich die neuesten Messungen oder aktualisierte Karten ein. Er setzte sich auf eine Bank und schaute sich das neueste Kartenmaterial an, er schaute kurz auf, er entdeckte Professor Williams, der diese Karten erstellt, er stand auf und ging, schnellen Schrittes zu ihm, er hatte einige Fragen. Zwei Stunden später traf man sich wieder im Saal, alle sahen wieder etwas frischer aus und es konnte von neuem beginnen. Shinjiro ging noch einmal alles durch, er atmete tief ein, als er sich setzte. Nachdem die meisten ihre Einsatzpläne vorgetragen hatten, wurde er aufgefordert, seine Strategie vorzustellen. Er koppelte sein Tablet mit dem großen Monitor und öffnete die letzte Karte: „Meine Herren, das ist eine der aktuellsten Karten des Sektor A, sie ist circa eine Stunde alt und das sind die Messwerte dazu!“ Er ließ nun die Werte neben der Karte anzeigen. „Ich habe mich mit Professor Williams unterhalten, von ihm stammen diese Karten. Der wie sie sehen hat sich der Wert der größten Anomalie seit 3 Tagen nicht mehr verändert.“ Es war absolute Stille im Raum. König Jarred schaute unentwegt auf die Daten neben der Karte, als er fragte: „Was könnte das jetzt für den Sektor A bedeuten?“ Shinjiro presste seine Lippen aufeinander und sah Jarred ernüchternd an, bevor er sich wieder der Karte zuwandte: „Diese Energiequelle scheint fertig zu sein. Und gehen wir von unseren letzten Erkenntnissen aus, ist das auch so! Die anderen kleineren und größeren sollten den Wert in den nächsten drei, vier oder fünf Monaten erreicht haben, laut Professor Williams und seinem Team.“ Er sah sich um, niemand, unterbrach ihn, oder hatte Fragen, also fuhr er fort. „Also sollte etwas da draußen passieren, so wird es auch passieren!“ beendete er seinen Einstieg in das Thema. General Roux, ein General des Königreiches, meldete sich zu Wort: „Wovon gehen Sie aus, Captain Hikari?“ Shinjiro schaute selbst noch einmal auf die Karte: „Nun, basierend auf der gesammelten Faktenlage, … mit einem Angriff!“ Ein Raunen ging durch den Raum, einige standen auf und begannen zu diskutieren: „Sollte es so sein, wie sie behaupten, wissen wir nicht, wem wir gegenüberstehen werden. Aufgrund der Lage und der damit nachzuvollziehenden Tatsachen, werden wir es mit einer Übermacht zu tun haben.“ führte Hikari seine zusammengetragenen Erkenntnisse vor: „Wir müssen evakuieren!“, kam es aus den Reihen des Auditoriums. General Francis vom Kavallerie Oberkommando stand auf und fragte: „Und was ist, wenn überhaupt nichts passiert? Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich diese Energie von selbst auflösen könnte.“ Hikari nickte: „Selbstverständlich, das wäre möglich, aber wozu dann dieser Aufwand, seitens der Natur? Egal wo sich natürliche Energien aufbauen, sei es auch nur ein Blitz, entlädt sich natürliche Energie immer! Warum sollte das also im All anders sein?“ fragte er, der Saal blieb darauf erst einmal still: „Dazu, kann ich allerdings noch eine Theorie beitragen, wieder andere Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese aufgebauten Energien sich in einer Art Supernova entladen könnten, sollte das der Fall sein, gab es den Sektor A mal!“ Eagle sagte. „Also, es ist alles, egal wie man es dreht und wendet, nur eine Hypothese!“ Einige nickten dem Major zu. „Das Schöne an Hypothesen ist, man kann sie berechnen!“ warf Captain Hikari darauf ein. „Das mag sein, aber wir können nicht alle Truppen mobilisieren, nur wegen einer berechneten Hypothese, die eben zufällig auf einen Angriff hinausläuft!“, sagte Francis. „Wir können es uns jedoch auch nicht erlauben, nicht vorbereitet zu sein! Egal wofür, sollte es eine Energieentladung geben, müsste auch das Militär raus, um zu retten, was zu retten ist!“ argumentierte Hikari auf diesen Einwurf. Wieder gab es zustimmendes Nicken, aber auch Abwehr: „Wie schaut denn jetzt ihre Strategie aus, Captain?“ Wollte General Whitehawk wissen! Alle wurden wieder ruhiger und schauten dem Captain jetzt erwartungsvoll entgegen. Shinjiro nickte und begann: „Truppen, Aufsplittung auf Jarr, Pectos und für die Verstärkung sorgen Alamo und Yuma. Patrouillen rund um Jarr, dauerhafte Beobachtung des Gebietes der Anomalien, um bei der kleinsten Veränderung handlungsfähig zu sein und um das Kampfgeschehen, so weit weg wie möglich von den bewohnten Planeten zu halten, sollte es dem Feind gelingen, Jarr einzunehmen, haben wir keine Möglichkeiten mehr über den Sektor A zu agieren, vor allem ist der Weg in Richtung Erde für den Sektor B dann abgeschnitten, wie gesagt strategisch ist Jarr perfekt für eine Invasion.“ König Jarred schluckte nach dem Gehörten: „Wir können nicht alle Truppen mobil machen und über Monate hinweg einsatzbereit halten, vor Yuma im Sektor B geschieht genau das gleiche!“ teilte Major Eagle seine Meinung zu dieser Strategie mit: „Doch zeitversetzt! Denn gelingt es uns vor Jarr, das abzuwehren, kennen wir unseren Feind und wissen, mit wem wir es zu tun haben. Mit diesem Wissen bleiben wir darauf handlungsfähig!“ erwiderte Captain Hikari. „Das ist Wahnsinn!“, sagte ein Colonel. Einige nickten, andere dachten nach. „Die Kosten für dieses Unterfangen übersteigen alles, wie wollen sie das erklären, sollte nichts geschehen?“ Hikari legte sein Tablet zur Seite. „Wie wollen sie es erklären, sollte etwas geschehen und sie hätten vorbereitet sein können! Eine Infanterie für einige Wochen aufrechtzuerhalten, mit Gruppenaustausch, würde die derzeitigen Ausgaben maximal auf 20 Prozent steigern. Zumal die Kavalleristen auch dann endlich mal das tun würden, wofür sie ausgebildet wurden!“ Gab Hikari etwas ernster zurück. „Und wer soll das alles koordinieren, wer hat das letzte Wort, wer übernimmt die Verantwortung?“, fragte ein weiterer Colonel. Captain Hikari nahm sein Tablet wieder an sich und rief einen taktisch ausgegliederten Plan auf. „Jeder Befehlshaber mit einer Truppenstärke bis zu 50 Mann bleibt autonom! Alle anderen unterwerfen sich der Befehlskette des OF-9 Generals!“ Das war zu viel für einige. „Damit würde ich das Kommando abgeben!“, kam es von einem. „Wer soll der OF-9 sein?“, fragte eine weitere Stimme. „Wir haben 6 Truppen von bis zu 50 Mann, die anderen machen eine Stärke zusammengefasst von 60 Einheiten aus, das ist eine 300.000 Mann Stärke, wie stellen sie sich das vor, so etwas hat es noch nie gegeben!“ Hikari grinste leicht. „So etwas gab es im alten Rom! Ganze Heere wurden zu Legionen, es gab immer Nachschub und Verstärkung aus allen Richtungen. Und ihre Rechnung ist falsch, es wäre eine Truppenbewegung, von insgesamt 400.000 Mann, auf 12 verschiedene Punkte im gesamten neuen Grenzland verteilt.“ erklärte der junge Captain den Generälen. „Danke für Ihre Mathematik und Geschichtsstunde, jedoch ist das im Weltall nicht umsetzbar!“ Alle nickten, wieder andere fanden die Legion Strategie sehr gut. „Es ist machbar und sogar leichter umzusetzen als sie denken!“, sagte Hikari und rief die Truppenverlegung auf. Major Eagle schüttelte mit seinem Kopf, ihm ging das alles gerade viel zu schnell, wann hatte Hikari das alles bitteschön erstellt? Auch König Jarred und dessen Generäle kamen nicht mehr nach, die Informationsflut seitens Hikari war enorm, er stand vor ihnen und konnte alles darlegen und erklären, aber den meisten im Raum fehlte es an der Überzeugung, dass es wirklich zu einer Invasion kommen könnte. Jarred stand auf: „Ich bin dafür!“ Im Raum wurde es still. Captain Hikari, der sein Tablet gerade wieder ablegen wollte, sah auf. „Eure Hoheit, bitte bedenken Sie …!“ wollte ihn ein Colonel noch einmal zurückhalten. Jarred hob eine Hand, der Colonel verstummte: „Wir sind verpflichtet, das neue Grenzland auch vor Eventualitäten zu schützen! Eine solche Mobilmachung gebe ich zu, ist eine Herausforderung, doch das war die Besiedlung des neuen Grenzlandes auch! Und sie, meine Herren und auch ich, haben einen Eid abgelegt, der besagt: Dass wir alles Erdenkliche tun werden, um die Menschen zu schützen! Natürlich werde ich die Verantwortung übernehmen, denn schließlich befindet sich die Erste Anomalie im Sektor A! Für diese Strategie benötigen wir Unterstützung der gesamten siebten Kavallerie!“ beendete Jarred seine Ansprache. Gemurmel wie; „Das ist verrückt!“ – „Das kann er nicht ernst meinen!“ – „Aber wir müssen handeln!“ – „Wir sollten es versuchen!“ – „Ich finde es übertrieben!“ Jarred hörte eine Weile den Diskussionen zu: „Und, weil es Captain Hikaris Strategie ist, wird er auch die Befehlsgewalt darüber haben!“ Stille. Hikari sah sich um und wartete ab. „Natürlich werden wir die siebte Kavallerie aktivieren, eure Hoheit!“ kam es nach einer Weile von General Whitehawk. Daraufhin standen einige Generäle auf und eine laute Diskussion war im Gange. „Das ist der absolute Wahnsinn, ausgedacht von einem so jungen Captain-General!“, sagte einer etwas lauter, dass ihn auch jeder hören konnte und zeigte dabei auf Hikari. „Die Menschen werden mitbekommen, dass wir die gesamte Kavallerie und auch die königlichen Truppen mobil machen!“ Raunen ging durch den Saal. „Und sagen wir, wenn nichts geschieht, dass wir auf die Hirngespinste eins 27-jährigen Captains gehört haben, der zwar, ohne Zweifel, ein herausragender Stratege ist, doch verzeihen sie mir, Captain Hikari, sie machen meiner Meinung nach gerade alles verrückt mit ihren Wahrscheinlichkeiten!“ Shinjiro schluckte und legte neben sich das Tablet auf den Tisch und hörte sich die Einwürfe an. Eine Truppenbewegung war vielen zu unsicher. „Ich kann das Oberkommando in dieser Situation nicht herunterfahren und wegen Wahrscheinlichkeiten schon gar nicht. Auch ist es meine persönliche Meinung, dass Captain Hikari für diese große Befehlsgewalt noch viel zu jung ist!“ kam es von General Francis. Kleinere Diskussionen waren wieder im Gange. „Nun, General Muelli, ich stehe hier und sie stehen hier und ich bin Captain-General, soviel ich weiß, ist dieser Rang an kein Alter gebunden. Und Verteidigung des Sektor B wäre durchaus, mit den Standorten auf Yuma und Alamo gegeben, die Truppen wären in diesem Falle sogar noch einfacher und flexibler zu koordinieren!“ ermahnte und erklärte Hikari nochmals seine Stellung und die Effizienz seiner Strategie bei der Einsatzfähigkeit der Aufsplittung. Die Befürworter waren überzeugt und nickten Hikari und auch König Jarred zu. Auch Kommander Danwens, der derzeitige Leiter des Oberkommandos auf Yuma, war für eine Truppenverlegung, der Stab jedoch zur Hälfte dagegen. Captain Hikari stand vor dem Monitor mit verschränkten Armen und beobachtete den Schlagabtausch der älteren, doch so erfahrenen Männer. „Gut, dann werden wir abstimmen!“, schlug König Jarred vor. „Behalten Sie jedoch im Hinterkopf, dass es genau wegen so einer Situation einen First Grad benötigt und Sie alle ihre Entscheidung darüber bereits getroffen haben!“ fügte Jarred noch mit an. Ein General aus Alamo trat hervor: „Entschuldigen Sie eure Hoheit, natürlich stehen wir alle nach wie vor hinter der Entscheidung, was den First Grad betrifft! Doch das hat heute, hier und jetzt nichts damit zu tun!“ General Withawk trat vor das Auditorium und stellte sich neben Captain Hikari: „Natürlich steht das Oberkommando ihnen König Jarred zur Verfügung!“ Jarred nickte dem Indianer, den er sehr schätzte, entgegen. „Ich bin für diese Strategie, sie würde nicht nur im Ernstfall eine Invasion stoppen! Vielmehr jedoch würde es den Zusammenhalt stärken und allen beweisen, dass das neue Grenzland miteinander in ungewissen Zeiten agiert und nicht nebeneinander, wenn es herausfordernd und ungewiss ist! Ist das nicht der Geist eines jeden Starsheriff, er steht dem ganzen Grenzland zur Verfügung und nicht nur einem vorbestimmten Sektor!“ redete Withawk dem Gremium und erinnerte sie an ihre Verantwortung dem Menschen und dem gesamten Grenzland gegenüber! Einsichtiges nicken und bestätigende Worte waren zu vernehmen. „Ich werde die Abstimmung durchführen, ich erwarte ihre Entscheidungen spätestens morgen Früh!“, sagte der indianische General und wandte sich daraufhin Hikari zu. Jarred nickte und sah sich um, einige verließen den Saal: „Das dürfte schwierig werden!“, sagte Colonel Petésr zum König. „Die Strategie ist durchdacht und ich habe Vertrauen in sie!“, war Jarreds Antwort darauf. „Was die Strategie betrifft, stimme ich Ihnen 100 Prozent zu, eurer Hoheit, doch das meinte ich nicht!“ Jarred sah zu einem seiner vertrauten Militärberater: „Ich meinte Captain Hikari, er ist schwierig!“ Jarred musste kurz lächeln: „Das, Colonel, sind die meisten hochrangigen Militärs!“ Der Colonel nickte zustimmend. Captain Hikaris Verteidigungsstrategie für das Grenzland wurde zurückgewiesen. Die Entscheidung war äußerst knapp, lediglich zwei Stimmen fehlten, um sie zu unterstützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)