The Decisions of Tomorrow von Refaye (the first duty of love is to listen) ================================================================================ Kapitel 29: Solution -------------------- »Die Anhörung ist bereits morgen.«   ~~~*~~~   Kapitel 29: Solution   Blinzelnd sah er auf Draco, welcher näherkam und sich neben sie an den Hochtisch setzte. Harrys Körper verkrampfte sich, und eine Unruhe lag in seinem Inneren, die er nicht beschreiben konnte. Die Situation war komisch, schließlich hatte sich ihr Verhältnis nun geändert. Sie waren nun keine Feinde mehr, nicht einmal Freunde. Nein, sie verband etwas viel Intimeres und die Erinnerung letzter Nacht brannte präsent auf seinen Wangen.   Als er noch mit Ginny zusammen war, hatte diese ihn normalerweise mit einem eher beiläufigen Küsschen begrüßt. Harry selbst hatte es als unpassend empfunden, war eher genervt davon gewesen, doch würde Draco so etwas überhaupt gefallen? Eine solche eindeutige Darstellung des Besitzanspruches? Nachdenklich schielte er zu Hermine, deren Augenringe mittlerweile ein dunkles Lila angenommen hatten.   Er biss sich auf die Unterlippe und zwang sich, diese Gedanken zu verdrängen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich über solche Belanglosigkeiten den Kopf zu zerbrechen. Auch wenn es ihm durchaus gefallen würde, Draco vor seiner besten Freundin jetzt küssen zu dürfen, wäre all das absolut irrelevant, wenn sie heute keine Lösung fanden. Denn dann würde er nie wieder die Chance dazu haben, ihm auf eine solche Weise nah zu sein.   Draco schmiss mit einer Handbewegung den halbgeöffneten Brief vor ihm auf die Akte und Harry fixierte das Datum, welches neben diversen Sicherheitsvorgaben und Anweisungen auf dem Pergament niedergeschrieben stand.   »Bereits morgen …«, murmelte er geistesabwesend und verkrampfte seine Finger in den Stoff seiner Hose. Hilfesuchend huschte sein Blick zur Seite, doch sowohl Hermine als auch Draco konnte man deutlich ansehen, dass dies alles andere als eine gute Neuigkeit war.   »Veritaserum ist nicht unfehlbar«, sagte Draco ruhig und verschränkte seine Finger ineinander. Sein Blick ruhte auf den diversen Akten und Zeitungsartikeln, die sich auf dem Tisch stapelten.   »Ein Grund, weswegen es in der Strafverfolgung eher bei Verhören, als bei wirklichen Zeugenaussagen eingesetzt wird. Es wirkt deutlich besser, wenn der Einnehmende nichts davon weiß. Es gibt Tränke die gut dagegen wirken, in dem sie zum Beispiel die Kehle vor der Einnahme verschließen, oder aber … Na ja ...«, sagte Draco und verzog das Gesicht, da er sich offenbar an etwas Unliebsames zu erinnern schien.   »Oklumentik, der Verschluss des eigenen Geistes vor dem Einfluss des Serums«, ergänzte Hermine seinen Satz und Draco nickte bestätigend.   Sein Blick huschte zu Harry, der sich etwas überflüssig in seinem Dasein zwischen den beiden vorkam, da er irgendwie nicht viel beitragen konnte. Sein Körper hatte sich anhand der Thematik versteift und er rutschte unruhig auf dem unbequemen Hocker hin und her.   »Du kannst dich beruhigen, Potter«, sagte Draco, der eine Augenbraue in die Höhe gezogen hatte. »Wir werden es niemals innerhalb eines Abends schaffen, dass du eine solche mentale Kontrolle erreichen könntest.«   Auch wenn Harry nicht bestreiten konnte, dass er ziemlich froh über den Ausgang dieser Möglichkeit war, prangte die Konsequenz dieser Tatsache in seinem Inneren. Das Ministerium würde sie vorher auf die Einnahme von Tränken kontrollieren, das vermutete er zumindest, und wenn Oklumentik nun auch als Option wegfiel, standen sie erneut an ihrem Ausgangspunkt.   Vor der Aussicht, dass Draco, oder sogar im schlimmsten Falle sie beide, den Rest ihres Lebens in Askaban verbringen würden.   »Eigentlich ist das kein gutes Zeichen, dass Kingsley dir eine solche Aussage überhaupt angeboten hat. Vermutlich rechnen sie mit einer schnellen Verurteilung nach der Anhörung, ohne wirklich eine komplette Verhandlung vor dem Zaubergamot zusammen rufen zu müssen«, sagte Hermine und seufzte tief.   »Malfoy -« Sie zögerte, tippte zwei Mal mit dem Zeigefinger auf den Tisch, hob schließlich ihren Blick und fixierte ihren ehemaligen Schulfeind.   »Beherrscht du es? Ich meine, die Abschirmung deiner Gedanken durch Oklumentik. Immerhin ...«, sagte sie vorsichtig, wurde jedoch durch die gezischten Worte Dracos unterbrochen.   »Immerhin war ich ein Todesser?«, fragte er abfällig und wandte seinen Blick ab.   Eine unangenehme Stille lag kurzweilig zwischen ihnen. Doch Harry schaute auf, da Hermine beschwichtigend die Arme hob.   »So meinte ich das nicht. Malfoy, wir sind in der Vergangenheit nicht gut miteinander klar gekommen, aber Harry ist mein bester Freund. Ich weiß nicht, was genau das zwischen euch ist und ich mag auch gar nicht darüber urteilen, aber wir sollten versuchen miteinander klar zu kommen.« Sie seufzte tief, senkte ihre Hände und schob ihm die Akten mit den Fällen zu.   »Ich bin auf Harrys Seite, und Harry auf deiner, verstehst du das? Wir sind keine Feinde mehr, Malfoy. Hier, das sind mehrere Fälle, die du für deine Aussage verwenden kannst. Schau sie dir an, vielleicht hilft es dir ja.«   Harry hatte gewusst, dass eine Kooperation schwierig werden würde, wenn man ihre Vergangenheit betrachtete. Umso dankbarer war er Hermine in diesem Moment, die trotz allem ein zaghaftes Lächeln auf ihre Lippen zwang. Draco schien überrumpelt von der neuerlichen Freundlichkeit, die ihm entgegen gebracht wurde, und begann in seiner Irritation, durch die Akten zu blättern.   »Ich ...«, sagte er, schluckte jedoch zunächst den Kloß in seinem Hals runter, um seine Fassung zurück zu erhalten.   »Ich habe es nie komplett gemeistert, ich beherrsche lediglich die Grundlagen. Das Training meines Vaters war nicht unbedingt zielführend und eher darauf bedacht, mich unter Kontrolle zu halten, damit ich möglichst keine Familiengeheimnisse ausplaudere, oder der dunkle Lord etwas herausfindet, was uns in seine Missgunst stellen konnte. Es ist mir schwer gefallen. Seine Vorgehensweise …« er zögerte, entschloss sich aber weiter zu sprechen.   »... war gelinde gesagt nicht unbedingt angenehm.«   Harrys Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung, die hinter diesen Worten lag. Er wollte nicht darüber nachdenken, welchen Schmerz Draco durch seinen Vater erlitten haben muss. Der Hass, welchen er ohnehin für das Oberhaupt der Malfoys empfand, schürte sich und wallte unruhig in ihm auf, so dass er nicht bemerkte, wie seine Hand unbewusst unter dem Tisch zu der von Draco wanderte.   Ungläubig fixierten ihn die sturmgrauen Augen, überrascht von der Initiative, doch er zog seine Hand nicht weg, verschränkte ihre Finger miteinander und ein schmales Lächeln legte sich auf seine Züge. Wenige Herzschläge genoss er diesen flüchtigen Moment des Glücks, strich sachte über die weiche Haut.   »Ich freue mich so für euch«, sagte Hermine sanft und riss sie aus ihrer Trance.   Dracos Kopf schnellte zur Seite und ein deutlicher Rotschimmer hatte sich auf die blassen Wangen gelegt. Er schien selbst für einen Moment vergessen zu haben, dass sie doch gar nicht alleine waren. Hermines zögerliches Lächeln verblasste jedoch augenblicklich, als sich eine deutliche Ernsthaftigkeit in ihren Ausdruck legte.   »Euch wird jedoch nicht gefallen, was die letzte Alternative wäre, die mir noch einfällt«, sagte sie kühl und Traurigkeit schwang in ihrer Stimme.   Eigentlich sollte die Tatsache, dass es noch eine Aussicht auf einen Ausweg gab, doch eine gute Neuigkeit sein. Umso mehr verunsicherte Harry der plötzliche Stimmungswechsel seiner besten Freundin.   »Nun spuck es schon aus, Granger«, sagte Draco ungehalten und schnaufte in seiner Nervosität.   »Euer Hauptproblem ist doch, dass das Ministerium nicht von euren Animagusplänen erfahren darf und euch das Veritaserum dazu zwingen würde, eure Erinnerungen daran preis zu geben, oder?«, fragte sie vorsichtig, blickte jedoch in verständnislose Gesichter. Sie seufzte.   »Ich verstehe gar nichts«, verdeutlichte Harry und sah zu Draco hinüber, der sie ebenfalls nur stirnrunzelnd betrachtete.   »Na ja … wenn ihr …«, stotterte sie, knickte mit ihren Fingern ein Eselsohr in eines der Bücher, klappte es zu und schüttelte den Kopf.   »Wenn ihr keine Erinnerung an euer Vorhaben habt, gibt es auch keine Möglichkeit, sie bei einer Aussage aus versehen auszuplaudern. Ich könnte auf euch einen Obliviate sprechen, jedoch kann ich nicht garantieren, wie viel wirklich von eurer Erinnerung dabei gelöscht wird.«   Es dauerte einen Moment, bis Harry begriff, was genau sie damit implizierte. Was der Preis dieser Idee war und in ihm kam eine Befürchtung auf, die durch die tastenden Finger Dracos an seiner Hand eine unglaubliche Präsenz erhielt, dass er die Luft anhielt.   »Nein«, keuchte Harry atemlos und blickte hektisch zu Draco hinüber, der nicht weniger geschockt aussah.   »Wir sind doch gerade erst …«, begann er zu argumentieren und suchte verzweifelt den Blick seiner besten Freundin. Ein entschuldigender Ausdruck lag in ihrem Gesicht, der jegliche Hoffnung auf eine zufriedenstellende Lösung verrauchen ließ.   »Harry du weißt, wie es damals bei meinen Eltern war ...« Sie sah kurz prüfend auf Draco, dieser schien jedoch erstarrt und auch seine Hand lag nur noch lose in Harrys.   »Ich kann versuchen, die Ereignisse in Gänze zu löschen. Genauso wie meine eigene Präsenz in ihrem Leben. Ob ich in der Lage wäre, einzelne Bruchstücke an verschiedenen Tagen raus zu filtern, kann ich nicht beurteilen, Harry.«, sagte sie und legte ihre Hand auf seine Schulter.   »Es tut mir leid ...«   Nein. Das ging nicht. Nicht nachdem sie endlich zusammen gekommen waren. Nicht nach den letzten Tagen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Er hatte es ihm doch endlich gestanden. Sie hatten endlich zueinander gefunden und nun sollten sie alles hinschmeißen und in Kauf nehmen, dass sie vielleicht jegliche Bindung zueinander verloren? Dass sie alles vergessen könnten?   »Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben ...«, murmelte Harry und durchblätterte in seine Hoffnungslosigkeit die Akten, doch er fand keine andere Lösung. Verzweifelt strich er sich durch die rabenschwarzen Haare und zerzauste sie noch ein wenig mehr.   »Potter ...«, flüsterte Draco neben ihm. Harry hob abrupt den Kopf und betrachtete seinen Freund, der seine Lippen zu einem Strich verzogen hatte.   »Nein! Denk nicht einmal darüber nach! Es MUSS eine andere Möglichkeit geben!«, fauchte Harry ihn in seiner Verzweiflung an. Nachdenklich betrachtete Draco ihn, doch Harry verstand nicht, wie er das überhaupt in Erwägung ziehen konnte. Hermines müdes Seufzen unterbrach seine wühlende Suche und sie legte behutsam ihre Hand auf seine, stoppte die Bewegung.   »Redet miteinander. Ich werde mich oben für eine halbe Stunde hinlegen, so dass ihr euch in Ruhe besprechen könnt. Aber jetzt gerade, scheint dies die einzige Möglichkeit zu sein. Denk drüber nach, Harry. Wenn Malfoy nach Askaban geht, wirst du ihn vermutlich nie wieder sehen.« Mit diesen Worten stand sie auf, und ließ die beiden Jungs im Esszimmer zurück.   In dem Moment, als Harry das leichte Klacken der sich schließenden Tür vernahm, verlor sich seine Zurückhaltung.   »Das kann nicht dein verdammter Ernst sein! Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dem zustimme, Draco!«, schrie er und betrachtete schnaufend sein Gegenüber. Sein Herz schlug unregelmäßig in seiner Brust, aufgewühlt durch den möglichen Verlust des Glücks, das er die letzten Stunden erleben hatte dürfen. Doch Draco schien nicht gewillt zu sein, sich seiner Verweigerungshaltung angesichts der bevorstehenden Strafe anzuschließen. Er schüttelte nur den Kopf und beugte sich nach vorne, legte seine Lippen wortlos auf Harrys.   Der Kuss war sanft und Harry merkte, dass es ein Versuch war, ihn zu beruhigen. Dennoch genoss er die Intimität, die durch die Ausweglosigkeit ihrer Situation bedroht wurde. Halt suchend klammerten sie sich aneinander, verschmolzen in einer behutsamen Umarmung, während ihre Lippen sich langsam voneinander lösten.   »Bitte zwing mich nicht dazu ...«, hauchte Harry kraftlos an seinen Lippen und seine Hände zitterten, krallten sich in den Morgenmantel in der Hoffnung, er müsse ihn nicht mehr loslassen.   »Glaubst du, ich will das? Harry, es wäre doch nur für kurze Zeit … einen Obliviate kann man umkehren, oder nicht?«, seufzte Draco und seine Lippen verzogen sich.   Harry überlegte und erinnerte sich daran, wie Hermine nach dem Krieg versucht hatte, die Erinnerungen ihrer Eltern wiederherzustellen. Es hatte Monate gedauert, bis sie ihre Tochter überhaupt erkannt hatten, und Harry wusste, dass es seine beste Freundin immer noch sehr belastete, dass sie es nicht geschafft hatte, alle Erinnerungen vollständig zurück zu bringen.   »Selbst wenn das klappt, ist es ein langwieriger Prozess … wir ...« Harry hielt inne und sah in die sturmgrauen Augen, die ihn immer noch nachdenklich fixiert hatten.   »Es gibt keine Garantie, ich weiß. Es würde alles verändern«, sagte Draco kühl und sein Blick verdunkelte sich.   Harry fehlten die Worte, wusste er einfach nicht, was er sagen konnte. Alles in ihm wehrte sich gegen diesen Ausgang und sein Körper verkrampfte sich in der Vorstellung, was diese Zukunft für sie bedeuten würde. Er war sich seiner Gefühle zu Draco erst bewusst geworden, nachdem sie schon längst mit dem Brauen des Trankes begonnen hatten. Auch wenn ihm der Gedanke so fremd erschien, dass er ihn am liebsten Wut schnaubend von sich schieben würde, zwang er sich darüber nachzudenken.   Die Erinnerung zu verlieren, bedeutete doch auch, es nicht bereuen zu müssen. Er würde Draco wieder als Feind und Rivalen wahrnehmen. Vielleicht würde er sich mit Ginny aussprechen, und in sein altes Leben zurückkehren, ohne jemals auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, was genau er eigentlich verloren hatte.   Doch war es nicht ein selbstsüchtiger Gedanke, sich dem zu verwehren, wenn es doch die einzige Möglichkeit war, wie er Draco retten konnte? War es denn wirklich so schlimm, in sein altes Leben zurückzukehren und wieder seinen normalen Platz in der Gesellschaft einzunehmen? Wenn er dem Ganzen nicht zustimmte, würde Draco nach Askaban gehen, und er würde ihn ohnehin verlieren.   »Wir haben uns irrational verhalten«, sagte Draco kühl und Harry bemerkte, dass er seine Maske wieder aufgesetzt hatte, in dem Versuch seine Gefühle vor ihm zu verbergen.   Wut wallte in Harry auf und er fixierte ihn ungläubig, unfähig zu begreifen, wie es jetzt dazu kommen konnte, dass Draco wieder einen Schritt zurück trat, sich wieder von ihm entfernen wollte.   »Du kannst in dein Leben zurückkehren und wirst mich vergessen, vermutlich ist das sogar besser so. Ich passe nicht in dein Leben, und sobald Granger den Zauber auf dich gesprochen hat, wirst du erkennen, dass du auch ohne mich glücklich werden-«   Harrys Faust traf Dracos Wange, der augenblicklich verstummte. Ein Rinnsal Blut tropfte aus der kleinen Platzwunde. Doch er ließ ihn gewähren, wehrte sich nicht.   »Willst du mich verarschen?! Es ist besser so? Ich soll es vergessen? Hast du mir verdammt nochmal überhaupt zugehört?!«, schrie Harry aufgebracht und sein Atem ging flach. Draco schwieg und biss sich auf seine Lippe, unfähig auf den wütenden Ausbruch zu antworten.   Seine Finger verkrallten sich in Dracos Kragen und er zog schnaubend an dem Stoff des Morgenmantels. Verzweifelt betrachtete er den Mann, der sein Gefühlsleben komplett an sich gerissen hatte. Doch Draco sah ihn nicht an, mied seinen Blick und schien die Konsequenz hinter ihrem Vorhaben widerwillig akzeptiert zu haben. »Es tut mir leid, ich wollte nicht ...«, sagte Harry kraftlos, Tränen brannten in seinen Augen.   Er musste sich zusammenreißen. Wann hatte es angefangen, dass dieses Gefühl, welches er für seinen ehemaligen Rivalen empfand, sein Leben bestimmte. Wie konnte es sein, dass er sich ein Leben ohne Draco nicht mehr vorstellen konnte. Denn genauso war es. Er wollte dieses Gefühl nicht missen. Für einen kleinen Moment hatte er es genießen können, und nun sollte alles wieder vorbei sein? Schweigend betrachtete er Draco, der sich seine verletzte Wange rieb.   »Harry, es wird meine Gefühle für dich nicht ändern, selbst wenn Granger den Obliviate spricht« sagte Draco und sah ihn endlich an. Sein Herz pochte Dumpf gegen seinen Brustkorb und verwirrt starrte er Draco an, auf dessen Züge sich ein verbittertes Lächeln gelegt hatte.   »Wie meinst du das?«, hauchte er atemlos, verwirrt von seinen Worten und versuchte seinen Atem zu beruhigen.   Es würde nichts ändern? Was sollte das heißen? Bedeutete das, dass er nie Gefühle für ihn hatte? Oder …   »Genauso wie ich es sage … es wird nichts ändern, ob sie mir die Erinnerung nimmt. Aber du wirst mich vergessen, Harry. Ich wünschte, wir hätten es einfach angemeldet, dass wir Animagi werden, dann hätten wir das Problem jetzt nicht«, sagte Draco und unterbrach Harrys Grübeln, der aufhorchend den Kopf hob.   »Sie hätten es doch eh nie genehmigt«, seufzte Harry resignierend, immer noch verwirrt von Dracos Worten. Was spielte das jetzt für eine Rolle, ob sie es nun beantragt haben oder nicht, jetzt konnte man es doch eh nicht mehr ändern.   »Das mag sein, aber wenn wir den Antrag eingereicht hätten, wäre es nicht verboten gewesen, schon einmal mit dem Trank zu beginnen. Sie hätten uns keinen Vorwurf daraus machen können, da die Bewilligung lediglich vor der Einnahme des Trankes vorliegen muss«, sagte Draco schulterzuckend und sein Blick fixierte den Harrys.   Harry konnte nicht deuten, welche Intention in den mattgrauen Augen lag, und dennoch wirkte Draco erschöpft. Tiefe Augenringe zierten die elfenbeinfarbene Haut, die von der Unruhe zeugten, die unweigerlich durch die Ereignisse der letzten Tage ausgelöst worden war. Es wirkte so, als hätte Draco bereits ihr Schicksal akzeptiert und Harry dachte in seiner Verzweiflung über Dracos Worte nach, um vielleicht doch eine Lösung zu finden, die nicht das Ende ihrer Beziehung bedeuten würde.   Er dachte zurück an sein Gespräch mit Kingsley und an seinen Besuch im Ministerium. Bei den Bergen von Akten, die sich auf dem Schreibtisch der Sekretärin gestapelt hatten, hätte sowieso niemand gemerkt, ob sie den Antrag schon eingereicht hatten oder nicht. Doch wenn er das behaupten würde, war es sehr wahrscheinlich, dass nach einer Prüfung dieser Bluff auffallen würde.   Es hätte sowieso niemand bemerkt …   »Draco!«, rief er euphorisch. Er umfasste Dracos Schulter mit beiden Händen. Dieser sah ihn jedoch nur fragend an, verwirrt durch seinen plötzlichen Stimmungswandel.   »Wir müssen unsere Erinnerung nicht verlieren. Ich habe eine Idee! Verdammt, ich muss Hermine wecken, ich hoffe sie haben noch nicht alles aufgebraucht und es ist super riskant, aber wenn das funktioniert-«   »Verdammt, Potter! Hör auf in Rätseln zu sprechen«, schnaufte Draco.   »Was wäre, wenn wir den Antrag doch gestellt hätten?«   Fragend legte Draco den Kopf schief, schien den Kontext noch nicht ganz nachvollziehen zu können.   »Hermine und Ron haben in den Projektwochen in Slughorns Unterricht Vielsafttrank gebraut, Draco, Als ich wegen deiner Verhaftung im Ministerium war, habe ich gesehen, wie sehr sich dort die Anträge und Akten auf den Schreibtischen gestapelt haben. Niemand würde es auffallen, wenn wir den Antrag einfach dort rein schmuggeln und zwischen die Akten legen«, erklärte er schließlich seine Idee und war glatt stolz auf diesen Einfall.   Sie waren schon einmal mittels Vielsafttrank ins Ministerium geschlichen. Dass die damalige Flucht nicht ohne Risiko gewesen war, musste Draco ja nicht unbedingt wissen. Dennoch hatte es funktioniert. Sie hatten das Medaillon gefunden und waren heil wieder herausgekommen.   Er trat einen Schritt auf Draco zu, griff nach seiner Hand und umschloss sie, mit seiner eigenen, in der Hoffnung, seine Unsicherheit zu beruhigen und ihn von seinem Vorhaben überzeugen zu können.   »Wenn das schief geht, werden sie uns erst recht nach Askaban schicken, Potter« sagte Draco und blickte auf ihre verschränkten Hände.   »Bitte lass uns dafür kämpfen, Draco. Für deine Freiheit …«, flüsterte er, kam ein Stück näher.   »Für uns.«   Einen Moment sahen sie sich an und Dracos Blick flackerte durch die Partien seines Gesichts. Er schien sich nicht sicher zu sein, warum er so weit ging, um für ihn einzustehen.   »Woher willst du wissen, dass Granger überhaupt etwas von dem Trank überbehalten hat?«, fragte er schließlich, als Harry eine Bewegung hinter sich wahrnahm.   Hermine stand im Türrahmen und ihre müden Augen huschten zunächst zu Dracos Verletzung, dann zu seiner Faust, an der blutrote Schrammen die Knöcheln zierten. Schnaubend verschränkte sie die Arme ineinander, tippte drei Mal mit ihrem Fuß auf den Boden.   »Könnt ihr mir mal sagen, was hier passiert ist?«   Harry kratzte sich verlegen am Hinterkopf und wollte ihr antworten, doch Draco kam ihm zuvor.   »Es war meine Schuld«, sagte er ruhig und verstärkte den Druck um Harrys Hand. Verblüfft über diese Reaktion, betrachtete er ihn nachdenklich, nahm seine Hand jedoch nicht weg, denn ihm war bewusst, was seine Worte zu bedeuten hatten. Er wollte es ebenfalls versuchen, dieses letzte Risiko eingehen, um ihre Beziehung zu retten und den Obliviate nicht sprechen zu müssen.   Erleichtert seufzte Harry auf, wandte sich Hermine zu, welche sie nachdenklich betrachtete.   »Hermine, hast du von dem Vielsafttrank einige Phiolen über behalten?«, fragte er schließlich seine beste Freundin und legte jegliche verbleibende Hoffnung darin. Sein Herz klopfte hastig, verdeutlichte ihm die Bedeutsamkeit hinter ihrer Antwort und wie sehr er sich eigentlich wünschte, dass Hermine, wie immer eigentlich, auf jede Situation vorbereitet war. Dass sie einfach an so etwas gedacht haben musste. Und tatsächlich, wurde er nicht enttäuscht.   »Ja … ich habe drei Fläschchen vor der Abgabe abgefüllt, aber wieso?« Sie zog eine Augenbraue in die Höhe, doch Harry konnte sich ein aufgeregtes Grinsen nicht verkneifen.   »Weil ich eine Idee habe, Hermine.«       ~~~*~~~         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)