My (little) secret von Feuchen ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Der Tag war irritierend, ohne das Tenn sagen konnte, was genau es so irritierend machte, weil alles gut funktionierte, ohne dass sie Probleme hatten. Es fühlte sich einfach normal an, wenn er in eine der Kameras lächelte und seinen normalen Auftritt hinlegte. Er wusste, dass er sich den ganzen Tag über sorgen machte, ob es Riku gutging und ob er wirklich klarkam, nur irgendwie war es, als konnte er sich komplett auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren, um in dem Moment an nichts anderes zu denken. Lag es daran, dass Riku ihm gesagt hatte, dass er es tun sollte? Dass er ihm die Kraft geben sollte, die sein Zwillingsbruder brauchte, indem er einfach nur das machte, für das er als Idol stand? „Das war perfekt, Tenn!“, grinste Anesagi ihn nach einem letzten Fotoshooting an, „ist etwas passiert? Du wirkst heute so befreit?“ Tenn lächelte sie zurück an, schüttelte dann ein wenig den Kopf. „Nein, ich ... vielleicht bin ich einfach nur so gut erholt heute?“ Er hatte Riku ja sowieso versprochen, dass er nichts sagte. Aber eigentlich wusste er auch nicht, wieso er sich so befreit und gut fühlte, während er sich gleichzeitig in jeder freien Minute wieder sorgen machte, dass Riku nichts passierte. „Wie auch immer, das wars für heute, wir sehen uns“, sagte Anesagi ruhiger zurück. Tenn nickte etwas, gab ein bestätigendes Geräusch von sich, bevor er sich an ihr vorbeibewegte. „Bis Morgen, Anesagi-san“, sagte er noch im Vorbeigehen, bevor er sich auf den Heimweg machte. Er wusste, dass es vermutlich nichts brachte, darüber nachzudenken, ob sich Riku noch bei ihm befand. Er hatte immerhin gesagt, dass er später weg wäre. Auch wenn Tenn ein wenig hoffte, dass er ihn weiterhin in seinem Zimmer auffinden würde. Er seufzte etwas mehr. Jetzt, wo er nichts mehr hatte, was ihn ablenkte, konnte er kaum verhindern, dass seine Gedanken wieder zu Riku glitten. Er wünschte sich nur immer mehr, dass er irgendetwas anderes für ihn tun konnte. Selbst, wenn er Riku vertraute, wenn er ihm sagte, dass er klarkommen würde. Er wollte nicht einfach nur abwarten. Er wollte doch einfach nur mehr tun und ihm helfen, ganz egal, was es war. –––– Kurz bevor er in die Straße ihres Apartments einbiegen konnte, spürte er, wie ihn jemand am Handgelenk griff und plötzlich mit zur Seite zog. Erschrocken weitete Tenn seine Augen, allerdings konnte er kaum reagieren, als er bemerkte, wer ihn zur Seite und durch einen unscheinbaren Eingang eines Gebäudes gezogen hatte. „Momo-san?“ „Sorry, aber du bist genau die Person, die ich gesucht habe, Tenn!“, grinste Momo ihn an, zwinkerte etwas mehr, stützte sich dann mit einem Arm gegen die Wand. Der Raum oder Flur war abgedunkelt und es kam auch nicht wirklich ein Lichtschein von draußen rein, so dass Tenn nicht einmal wusste, wo sie waren. „Was meinst du?“, fragte Tenn nach, sah ein wenig fragender zurück. „Nanase Riku“, flüsterte Momo etwas mehr, „er kontaktiert dich, nicht wahr.“ „Momo-san, was meinst du? Keiner von uns hat irgendetwas von–“, fing Tenn an, ein wenig froh darüber, dass er sich so schnell verstellen konnte, allerdings stoppte er auch sogleich, als er sah, wie Momo seinen Blick verfinsterte und sich für wenige Sekunden einen Finger auf die Lippen legte. „Momo-san?“ „Ich dachte, ich kann ihm meine Hilfe anbieten, aber scheinbar hat er die Wahl getroffen, mich nicht weiter zu kontaktieren. Also habe ich ihm versprochen, mich rauszuhalten“, sagte Momo schließlich ernster, „du triffst ihn, oder?“ Tenn schluckte, sah ein wenig zur Seite, um nicht länger in Momos Augen sehen zu müssen. Er spürte, dass es keine Frage war, sondern Momo längst etwas wusste. „Wenn du weißt, dass du dich raushalten sollst, solltest du es.“ „Tenn“, fing Momo erneut eindeutig ernster an. Es war so komplett anders, wie der Momo, den sie sonst kannten. Egal ob auf oder neben der Bühne, bisher hatten sie Momo immer eher als erheiternd und fröhlich wahrgenommen. „Wenn du es weißt, brauchst du ja keine Antwort von mir“, sagte Tenn schließlich, sah langsam wieder zu ihm zurück. „Wir wollen doch alle, dass er zurückkommt, oder? Wenn du mir sagst–“, „Ich kann dir nichts sagen“, unterbrach Tenn ihn eindeutiger, „ich ... ich habe es Riku versprochen.“ „Der zehnte Dezember“, murmelte Momo ein wenig leiser, „hat Riku dir davon erzählt?“ „Momo-san, bitte“, erwiderte Tenn ein wenig leiser, sah vor sich auf den Boden, „hör auf, nachzubohren. Riku vertraut mir. Ich kann euch nichts sagen, wenn er mir so klar sagt, dass ich niemandem etwas erzählen darf.“ Er hörte ein Seufzen, bemerkte kurz darauf, wie Momo ihn an den Schultern berührte, so dass Tenn langsam wieder zu ihm aufsah und merkte, wie Momo ihn daraufhin einfach nur wieder anlächelte. „Ich kann mir vorstellen, wo Riku ist, aber deswegen weiß ich auch, dass ich nichts tun kann, solange er sich nicht meldet“, sagte Momo schließlich, „aber ich weiß auch, dass ich nicht länger einfach abwarten kann und will. Wenn du irgendetwas weißt, sag es mir.“ Tenn blickte ihn zurück an, schluckte und drehte sich ab. „Ich weiß nicht, ob ich das kann, Momo-san.“ Er bekam keine Antwort mehr, sondern sah einfach nur über die Schulter zu dem Lächeln des anderen, bevor er sich daran machte, dieses Gebäude wieder zu verlassen und nach draußen zu treten. Er hatte durchaus gespürt, dass Momo bereits mehr wusste oder irgendwelche Sachen wusste, die damit zu tun hatten, wo Riku gelandet war. Aber er wusste auch, dass er nicht so einfach etwas sagen konnte, was Riku ihm im Vertrauten gesagt hatte.   ––––   Nachdem er schließlich bei ihrem Apartment angekommen war, trat er durch die Wohnung, ignorierte die Stimmen, die aus dem Wohnzimmer kamen und eindeutig nicht nur Gaku und Ryuu gehörten, sondern ging stattdessen geradewegs auf sein Zimmer. Tenn war sich nicht sicher, wer genau noch dort war, aber es war ihm für den Moment egal. Nach dem Treffen mit Momo war er sich sicher, dass er gerade lieber erst einmal alleine sein wollte. Dieses ganze Gespräch mit Momo hatte dafür gesorgt, dass er sich ebenfalls fragte, was genau Momo wusste. Aber er wollte sich auch erst einmal versichern, dass Riku nicht doch noch bei ihm war. Oder eher hoffte er, dass Riku in seinem Zimmer war und auf ihn wartete. Als er die Zimmertür öffnete, war es still und dunkel. Selbst nach einigen Sekunden hörte er keinen Ton, so dass er nach dem Lichtschalter tastete und das Zimmer erhellte. Es war keine Spur von Riku zu erkennen und es sorgte dafür, dass er sich innerlich verspannte, schließlich die Tür hinter sich schloss und zu seinem Bett trat. Es fühlte sich an, als wenn dieser ganze vergangene Abend nie wirklich dagewesen war, dass er ihn nie wirklich hier getroffen hatte, auch, wenn es zu real am Morgen gewesen war. Dieser kurze Moment, in dem er so direkt Rikus Nähe gespürt hatte und für einen Moment das Gefühl haben konnte, dass es so war, wie früher. Wie zu der Zeit, als sie noch Kinder gewesen waren und alles in Ordnung gewesen war. Er rutschte auf seinem Bett auf die Seite, drückte sich ein wenig in das Kissen, blinzelte, als er einen Zettel an der Seite auf seinem Nachtschränkchen sah. Mit einem Griff zur Seite nahm er den Zettel in die Hand, blinzelte etwas mehr, als er eindeutig Rikus Handschrift erkannte, lächelte ein wenig mehr.  Hey, sorry, dass ich dich so überrumpelt habe und so plötzlich wieder weg bin. Ich versuche, dir demnächst eine Nachricht zukommen zu lassen. Bitte sag niemandem, was ich dir erzählt habe! Ich meine es wirklich ernst, es ist besser, wenn so wenige wie möglich es wissen, es ist nicht, weil ich euch nicht vertraue.   Tenn schluckte, als er die Zeilen überflogen hatte. Er hatte deutlich gespürt, wie sehr Riku das alles wirklich mitnahm und das er am liebsten einfach nur zurückwollte, aber nicht konnte. Er wünschte sich halt nur, dass er ihm irgendwie helfen konnte. Selbst, wenn er sich denken konnte, dass Riku niemanden von ihnen in Gefahr bringen wollte und deswegen nichts sagen wollte oder konnte. Er seufzte etwas mehr. Selbst, wenn er zu viel darüber nachdachte, was er tun könnte, so würde er sowieso keine Chance haben, Riku irgendwie zu helfen, solange er nicht einmal wusste, wo genau sein Zwillingsbruder war. Auch, wenn er vielleicht die Möglichkeit hatte, mit Momo darüber zu reden, aber wie konnte er ihm etwas sagen, wenn er Riku versprochen hatte, nichts zu sagen? Das Klopfen an seiner Zimmertür sorgte kurz darauf dafür, dass er sich aufsetzte und den Zettel in seiner Hand zusammenklappte. „Ja?“ „Kann ich reinkommen, Kujou-san?“ Tenn hob eine Augenbraue, öffnete nebenbei die Schublade an seinem kleinen Schrank neben seinem Bett, um den Zettel darin zu verstauen, bevor er die Schublade wieder schloss. „Komm rein.“ Er konnte sich denken, was Izumi Iori von ihm wollte und es beantwortete einen Teil seiner vorherigen Frage, wer wohl bei ihnen zu Besuch war. Er sah, wie Iori in das Zimmer trat und die Zimmertür wieder hinter sich schloss, etwas langsamer zu ihm trat, ein wenig zur Seite blickte. „Uh ...“, „Setz dich“, entgegnete Tenn, bevor Iori irgendetwas sagen konnte, deutete auf einen Stuhl an der Seite, während er sich ein wenig normaler auf der Bettkante hinsetzte, um ihn anzusehen. Iori nickte langsam, rutschte auf den Stuhl in der Nähe und drehte sich zu ihm, sah ein wenig um sich. „Würdest du uns sagen, wenn du etwas von Nanase-san hörst?“ Tenn blickte ihn eindeutig ernster an, legte den Kopf etwas schief. Er hatte es sich bereits gedacht, dass es um Riku ging, wann immer Iori mit ihm sprechen wollte. „Denkst du etwa, ich würde wollen, dass IDOLiSH7 einfach so verschwindet?“, fragte er stattdessen nach, auch, um ein wenig um diese Frage drum herumzukommen. Er wusste, dass er es ihnen verschwieg, aber er wusste auch, dass er es nicht freiwillig tat und nur das Versprechen zu Riku hielt. „Wir sind eure Rivalen“, sagte Iori ernster zurück, „wenn wir nicht mehr auftreten ...“ Tenn zuckte mit den Schultern. „Wenn ich wüsste, wo Riku ist, hätte ich es euch längst gesagt.“ Iori starrte ihn einen Moment einfach nur stiller an, bevor er schließlich tiefer atmete. „Du weißt auch nichts.“ „Nein“, schüttelte Tenn den Kopf. Er war zumindest froh, dass er es so gesagt hatte, dass es zumindest nicht gelogen war. Immerhin wusste er wirklich nicht, wo sich Riku befand. Er hatte zwar noch Kontakt zu ihm, aber dieser ging immer nur von Riku aus. „Ich dachte, du wüsstest vielleicht ... ich meine ...“, flüsterte Iori ein wenig mehr, sah etwas zur Seite, „... wieso verschwindet er so einfach? Wieso kann er uns so einfach alleine lassen?“ Tenn schluckte, blickte still zu Iori, senkte ein wenig seinen Blick. Er wusste, dass es für jeden bei IDOLiSH7 vermutlich noch schlimmer war, weil sie einen wichtigen Teil ihrer Gruppe verloren hatten. „Sag niemandem, was ich dir erzählt habe“, hallte Rikus Stimme in seinem Kopf wider, während er nebenbei einzig Iori anstarrte, der etwas bedrückter zur Seite blickte. „Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, wo er ist“, sagte Tenn schließlich ruhig, lächelte einfach nur sanfter zu ihm. Er wusste, dass es nicht einmal gelogen war, auch, wenn er einen Teil der Wahrheit verschwieg. Aber er wusste auch, dass er niemandem etwas sagen konnte. „Warum gibt er das so einfach auf?“, flüsterte Iori mehr vor sich hin, „wie kann er uns nach all der Zeit einfach alleine lassen?“ Tenn blickte ihn einen Moment schweigend an, bevor er seufzte, sich seine Hände gegen die Brust legte, bevor er wieder zu Iori lächelte. „Ich bin mir sicher, dass Riku euch nicht vergessen kann. Er musste verschwinden und er hat mir damals, vor Incomplete Ruler, etwas gesagt, was ich niemals glauben konnte.“ „Kujou-san?“, fragte Iori ein wenig nach, hob seinen Blick, sah ihm geradewegs verwirrter entgegen, „was ...“ „Ich vertraue Riku“, sagte Tenn ruhig lächelnd, „ganz egal, wo er ist, es ist etwas, was er erledigen muss“, fügte er an, legte seinen Kopf ein wenig in den Nacken und sah mehr die Zimmerdecke an, „etwas, worüber er nicht reden kann. Ich dachte auch, dass ich ihn finden will, aber ... nachdem ich mit Gaku und Ryuu gesprochen habe, nachdem ich mit eurer Managerin oder Momo-san gesprochen habe“, murmelte er, stoppte kurz, richtete seine Augen wieder zu Iori, „denke ich, dass ich Riku vertraue und abwarten will. Nichts, was Riku als IDOLiSH7’s Center gezeigt hat, war ein Fake. Wenn er mir sagt, dass er das alles nur vorgetäuscht hat und nie ein Idol wäre, kann ich ihm das nicht glauben. Aber auch ... dass ich weiß, dass ich ihm zeigen muss, dass ich hinter ihm stehe. Nicht, weil ich ihn suche, sondern weil ich das mache, was ich schon immer für Riku gemacht habe.“ Er wusste, dass er verschwieg, dass er es machte, weil Riku ihn darum gebeten hatte. Aber er hoffte einfach, dass niemand sonst ihn durchschauen konnte. Immerhin konnte er sich doch darauf verlassen, dass er sich sehr gut verstellen konnte. Niemand sollte hinter seine Maske blicken können. Er blickte schließlich wieder ruhiger zu Iori, bemerkte, wie sich die Augen des anderen eine Spur geweitet hatten, bevor er nachdenklicher zu ihm zurücksah. „Ein Idol für ihn sein, Kujou-san?“, fragte Iori nach einer Weile leiser nach, „meinst du das?“ „Es ist alles, was ich tun kann, solange ich nicht weiß, wo er ist und wie ich ihm helfen kann“, sagte Tenn ruhig weiter, lächelte einfach nur, „solange kann ich nur das machen, was ich immer getan habe. Als Idol und als TRIGGER’s Center.“ Er wusste, dass er mehr wusste, aber er wusste, dass er nicht mehr sagen durfte. Aber so konnte er vielleicht rüberbringen, was Riku von ihnen wollte. Dass sie weiterhin das machten, für das sie standen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)