Another Life von Flordelis (Another World, another Wesker) ================================================================================ Kapitel 9: Wir verlassen uns auf Sie ------------------------------------ [LEFT]Jill verbrachte die Nacht und auch den nächsten Tag gemeinsam mit Albert. Anlässlich des Barbesuchs am Abend nahm er sie sogar zum Einkaufen mit, damit sie frische Kleidung hätte. Ein Besuch in ihrem Apartment, um dort etwas zum Anziehen zu besorgen, war undenkbar, da man dort mit Sicherheit noch auf sie wartete.[/LEFT] [LEFT]Er hatte den anderen auch Bescheid gesagt, dass heute niemand ins Büro kommen sollte. Stattdessen hielt er es für angebracht, dass sie sich ausruhten, besonders nachdem sie am Abend zuvor so lange bei der Arbeit gewesen waren.[/LEFT] [LEFT]Den ganzen Tag mit Albert zu verbringen, war interessant. Er erzählte ihr von seiner kurzen Zeit auf dem College, wo er Chemie studierte, nur um dann doch noch zum Militär zu gehen – wo er Chris kennenlernte – und danach zum R.P.D., wo er schon nach kurzer Zeit zum Kommandant der neu gegründeten S.T.A.R.S. ernannt wurde. Sie lauschte ihm aufmerksam und stellte dabei fest, dass sein Lebenslauf sich sehr von dem Wesker in ihrer Welt unterschied. Nach allem, was sie inzwischen über ihn wusste, konnte sie ihm nicht mehr misstrauen, und sie verstand, warum die andere Jill ein solches Interesse an ihm hegte. Sie ertappte sich wieder bei der Überlegung, ob sie überhaupt zurückkehren wollte, falls sie je einen Weg fand. Sobald sie Chris gerettet hätten und Umbrella aufgeflogen war, wäre hier alles perfekt. Aber das hier war die Welt der anderen Jill, sie konnte nicht einfach hierbleiben – und außerdem vermisste sie ihren Chris und machte sich Sorgen um ihn. Bevor sie hier gelandet war, hatte er eine schwere Zeit durchgemacht. Wäre die andere Jill, sofern sie nun dort war, in der Lage, ihn zu unterstützen? Genau wegen so etwas müsste sie irgendwann zurückkehren. Bis dahin wollte sie die Zeit hier aber weiter genießen.[/LEFT] [LEFT]Am Abend fanden sie sich schließlich in J's Bar ein. Jill erinnerte sich, dass sie in ihrer Welt auch ein- oder zweimal hier getrunken hatte, deswegen erkannte sie den Barkeeper Will, genau wie die Kellnerin Cindy. Was war aus den beiden in ihrer Welt geworden? Bestimmt hatten sie entweder den Ausbruch oder die Säuberung nicht überlebt, umso schöner, dass es ihnen hier gut zu gehen schien.[/LEFT] [LEFT]Außer dem Alpha-Team der S.T.A.R.S. und den Angestellten waren nicht viele andere Leute da. Genau genommen entdeckte Jill nur eine andere Frau, die in einer Ecke saß und in einem Buch las. Sie sah nicht gefährlich aus, also kümmerte sie sich nicht weiter um diese.[/LEFT] [LEFT]Der an der Wand befestigte Fernseher zeigte laufend Sportergebnisse, sowie Highlights eines Spiels einer örtlichen Footballmannschaft. Es gab der Szenerie eine derart vertraute Normalität, dass sie selbst kaum glauben konnte, in welche Bahnen ihr Leben gerutscht war.[/LEFT] [LEFT]»Es lief also alles gut«, endete Kevin gerade seine Erzählung, wie er mit Wills Hilfe Alyssa kontaktiert hatte. »Sie kommt in etwa einer Viertelstunde.«[/LEFT] [LEFT]»Und bei keinem von euch hat Umbrella gewartet?«, fragte Jill, was sie eigentlich mehr interessierte. »Ihr seid alle sicher?«[/LEFT] [LEFT]Ihr Blick war besonders auf Barry gerichtet, dessen Familie von Wesker genutzt worden war, um ihn zu erpressen. In ihrer Erinnerung war er ihr stets ausgewichen, sobald das Thema auch nur annähernd darauf gekommen war, aber hier erwiderte er ihren Blick fest. »Bei uns war alles friedlich. Kathy sagte, es wäre nichts Außergewöhnliches passiert.«[/LEFT] [LEFT]Vielleicht hatte man es dann nur auf sie abgesehen. Oder es aufgegeben, etwas zu unternehmen, weil man sich bewusst war, dass die Beweise nun im Umlauf waren. Aber Umbrella gab nicht so einfach auf, das lag nicht in der Natur dieser Firma.[/LEFT] [LEFT]Als sich die Tür öffnete, hob Jill den Blick, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Enrico kam herein, lebendig und selbst am Lächeln. Es war so lange her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Wieder wurde ihr bewusst, wie sehr sie all ihre Kollegen von damals noch immer vermisste. Es war ungerecht, dass sie hatten sterben müssen.[/LEFT] [LEFT]Rebecca und Billy folgten Enrico direkt, Barry, Brad und Kevin gingen auf sie zu, um sie zu begrüßen. Jill nutzte die Gelegenheit, sich die Tränen wegzuwischen. Albert legte ihr eine Hand auf die Schulter, als er an ihr vorbeiging, um sich der Begrüßung anzuschließen und flüsterte ihr noch etwas zu: »Ganz ruhig. Denk daran, keinen Verdacht zu erregen.«[/LEFT] [LEFT]Sie nickte und blieb sitzen, um sich zu beruhigen. Enrico war wesentlich aufmerksamer als die anderen, er würde sofort bemerken, wenn etwas mit ihr nicht stimmte, und sie wollte ihm nicht auch alles erklären, immerhin würde er ihre Geschichte vermutlich nicht glauben.[/LEFT] [LEFT]»Jill«, sagte Enrico erfreut, als er an den Tisch kam. »Wie geht es dir? Ich hab von deiner Kopfverletzung gehört.«[/LEFT] [LEFT]Sie klopfte sich sacht gegen ihre Stirn. »Alles gut. Du weißt doch, meinen Dickschädel kriegt nichts klein.«[/LEFT] [LEFT]Enrico lachte, dann winkte er jemanden zu sich. »Jill, ich glaube, du kennst unseren neuen Kollegen noch nicht wirklich. Das ist Billy Coen.«[/LEFT] [LEFT]Billy war ein groß gewachsener, durchtrainierter Mann, wie man es von einem Marine erwartete, das schulterlange schwarze Haar hatte er zurückgekämmt. Seine Mundwinkel zuckten kaum merklich, als Jill sich ihm vorstellte.[/LEFT] [LEFT]»Ich erinnere mich«, sagte er mit einer rauchigen dunklen Stimme. »Wir haben uns kurz im Anwesen getroffen. Aber wir hatten nicht viel Zeit zum Reden.«[/LEFT] [LEFT]»Das wird sich dann jetzt wohl ändern«, vermutete Jill.[/LEFT] [LEFT]Billy reagierte darauf nur mit einem angedeuteten Nicken, dann wanderte sein Blick rüber zu Rebecca, die gerade ein von Kevin angebotenes Glas Whisky ablehnte. »Ich denke, ich stelle mich dem Kollegen auch mal vor.«[/LEFT] [LEFT]Damit ging er bereits hinüber. Kevin reagierte sofort auf Billys Anwesenheit und bot nun ihm das Glas an, was Billy mit einem Kopfschütteln quittierte. Dabei stand er auffällig nah bei Rebecca. Das fiel auch Enrico auf: »Ich glaube, er hat eine Art Beschützerinstinkt für Rebecca entwickelt. Hoffentlich wird das nicht zum Problem werden.«[/LEFT] [LEFT]»Das glaube ich nicht.« Sie vermutete eher, dass es wie bei ihr und Chris werden würde, dass sie sich gegenseitig mit aller Macht unterstützten und dafür sogar gegebenenfalls ihr Leben opfern; vielleicht betrachtete Enrico aber ja genau das als Problem. »Sie werden bestimmt ein gutes Team abgeben.«[/LEFT] [LEFT]»Das denke ich auch«, sagte Albert, der sich wieder an den Tisch setzte. »Ein wenig frisches Blut, das mit einer solchen Einstellung dazukommt, tut dem Team echt gut. Allgemein möchte ich gern einige Dinge bei den S.T.A.R.S. ändern. Darüber wollte ich mit dir dann auch noch reden, Enrico, aber das hat noch Zeit.«[/LEFT] [LEFT]Enrico lächelte gequält. »Wir haben so viele Mitglieder verloren, da müssen wir was ändern, ob wir wollen oder nicht.«[/LEFT] [LEFT]Als Vizekommandant von S.T.A.R.S. war es natürlich auch Enricos Aufgabe, wenn etwas in der Gruppe geändert werden sollte. Jill fragte sich nur, worin diese Überlegungen bestanden; vielleicht ging es um die Bedingungen für eine Aufnahme. Wenn nun sogar Kevin Mitglied werden konnte, obwohl er so oft durch die Prüfung gefallen war …[/LEFT] [LEFT]Barry und Brad, die noch am Eingang gestanden und aus dem Fenster gesehen hatten, kehrten ebenfalls an den Tisch zurück und nickten Albert kaum merklich zu. Jill hätte dem nicht mal Bedeutung beigemessen, wenn Enrico nicht die Stirn gerunzelt hätte.[/LEFT] [LEFT]»Stimmt etwas nicht?«, fragte er. »Ihr wirkt irgendwie angespannt.«[/LEFT] [LEFT]Barry hustete ein wenig zu auffällig, während Brad nur den Blick abwandte. Albert blieb immerhin gelassen: »Der Einsatz, den wir gegen Chris führen mussten, hat uns etwas paranoid zurückgelassen.«[/LEFT] [LEFT]»Ich hab den Bericht gelesen, den du geschickt hast. Tut mir leid, dass ich nicht dabei sein konnte.« Er sah wieder Jill an. »Dann wärst du vielleicht nicht verletzt worden.«[/LEFT] [LEFT]»Oh, da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte sie schmunzelnd. »Ich war einfach unvorsichtig.«[/LEFT] [LEFT]»Darüber haben wir auch schon miteinander gesprochen.« Albert sah sie eindrücklich an. »Nächstes Mal keine Alleingänge mehr.«[/LEFT] [LEFT]Sie nickte ihm zu, damit auch Enrico sah, dass sie dieses Thema ernst nahm.[/LEFT] [LEFT]Rebecca, Billy und Kevin kamen ebenfalls zum Tisch. Während die beiden Männer sich setzten (Kevin hielt dabei auffallend viel Abstand zu dem anderen), begrüßte Rebecca sie auch noch und musterte sie eingehend. Jill musste ihr erst mehrmals versichern, dass alles in Ordnung war und dass sie auch keine Schmerzen mehr spürte, bevor Rebecca ihr glaubte und sich neben Billy setzte.[/LEFT] [LEFT]»Wie waren denn die Verhandlungen?«, fragte Jill, um endlich von sich abzulenken.[/LEFT] [LEFT]»Über das meiste dürfen wir gar nicht reden«, erklärte Rebecca. »Aber sie waren auf jeden Fall anstrengend. Ich habe das Gefühl, der Staat weiß jetzt mehr über mich als ich selbst.«[/LEFT] [LEFT]»Ich hab euch nicht gezwungen, mir zu helfen«, verteidigte Billy sich. »Ich will ja nicht sagen, dass ich nicht dankbar bin, aber beschwert euch nicht bei mir.«[/LEFT] [LEFT]Enrico und Rebecca lachten über diese Aussage nur, was Jill verriet, dass sie so ähnliche Unterhaltungen schon ein paarmal geführt haben mussten, seit sie zusammen unterwegs waren.[/LEFT] [LEFT]Das Gespräch wurde noch einmal unterbrochen, als Cindy dazukam, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Albert versicherte, dass er zumindest die erste Runde übernähme, was zumindest bei Kevin auf Freude stieß. Er erging sich auch direkt wieder in eine Erklärung, welcher Drink hier am besten schmeckte, besonders wenn er von Will gemixt wurde. Barry schüttelte nur wieder mit dem Kopf, Brad lächelte nachsichtig.[/LEFT] [LEFT]Als Cindy sie nach der aufgenommenen Bestellung wieder verließ, wurde die Tür noch einmal geöffnet. Eine ernst aussehende blonde Frau betrat die Bar. Ohne sich groß umzusehen, setzte sie sich neben die Tür und klappte einen Laptop auf ihrem Tisch auf, um sich daran in Arbeit zu vertiefen. Selbst ohne Kevins Hinweis wusste sie, dass diese Frau Alyssa Ashcroft sein musste. Der Plan sah vor, die Beweise nicht direkt zu übergeben, um eventuelle Beobachter nicht direkt auf ihre Fährte zu locken. Jill musste also noch warten.[/LEFT] [LEFT]Kevin hatte inzwischen das Thema gewechselt und redete über all die Dart-Spiele, die er in dieser Bar hinter sich gebracht hatte, natürlich mit sich selbst stets als dem Sieger. Aus dem Augenwinkel sah Jill, wie Will darauf ein Kopfschütteln andeutete, sich aber nicht in den Monolog einmischte.[/LEFT] [LEFT]Billy runzelte die Stirn. »Ich seh schon, wie das ist. Du bist derjenige in der Truppe, der gern redet, was?«[/LEFT] [LEFT]»Ist dagegen was einzuwenden?«, erwiderte Kevin angespannt.[/LEFT] [LEFT]Albert machte sich bereit einzugreifen, doch Billy entschärfte die Situation bereits, indem er antwortete: »Nein. Ich wollte nur feststellen, dass es immer jemanden gibt, der viel redet. Keine Wertung.«[/LEFT] [LEFT]Kevin ließ sich das durch den Kopf gehen. Aber erst nachdem von Barry ein »Er hat doch recht« kam, zeigte er sich einsichtig: »Ich rede wirklich ziemlich viel, ja. Das sagen meine Freunde auch oft.«[/LEFT] [LEFT]Billy schmunzelte. »Dann wissen wir jetzt Bescheid.«[/LEFT] [LEFT]Er sah kurz zwischen Kevin und Rebecca hin und her, was Jill verriet, warum Billy diese Feststellung unbedingt in der Runde hatte aussprechen müssen.[/LEFT] [LEFT]Cindy brachte ihnen die Getränke, stellte lächelnd sicher, dass sie alles hatten und ging dann zu Alyssa hinüber. Albert ergriff sein Glas und erhob sich. »Da wir alle zusammen sind, möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um einen Toast auszusprechen.«[/LEFT] [LEFT]Billy warf einen Blick umher, die anderen sahen Albert aber gespannt an, deswegen legte er wohl keinen Widerspruch ein.[/LEFT] [LEFT]»Wir haben bei S.T.A.R.S. schmerzhafte Verluste erlitten. Einige unserer Freunde sind im Zuge ihres Dienstes gefallen, einer von uns gilt als Landesverräter. Aber das wird uns nicht davon abhalten, weiter die Stadt zu beschützen. Wir haben Kevin bei uns aufgenommen, der sich in unsere Gruppe integrieren konnte.«[/LEFT] [LEFT]Kevin tippte sich grinsend mit zwei Fingern an die Stirn, wie ein Salut. Albert quittierte das mit einem kurzen Heben des Glases in seine Richtung, dann fuhr er fort: »Und heute heißen wir ein neues Mitglied willkommen, einen Mann, der uns bereits bei einer Mission unter die Arme gegriffen hat, obwohl er jeden Grund gehabt hätte, uns einfach allein zu lassen.«[/LEFT] [LEFT]Billy zog seine Mundwinkel ein wenig hoch, er sah wieder Rebecca an, die seinen Blick lächelnd erwiderte. Entweder war es sein Beschützerinstinkt für sie gewesen oder er hatte eine gewisse Zuneigung zu ihr entwickelt.[/LEFT] [LEFT]»Wir legen viel Wert auf die Erfüllung unserer Pflicht, deswegen setzte ich mich dafür ein, ihn zu uns kommen zu lassen. Aber auch Kameradschaft ist wichtig. Und Ehrlichkeit.« Albert fixierte Jill mit seinem Blick, den sie stoisch erwiderte.[/LEFT] [LEFT]Sie war ihm gegenüber offen und ehrlich gewesen, er hoffentlich auch. Deswegen sah sie keine Drohung darin, sondern nur eine Aufforderung weiter ehrlich zu bleiben.[/LEFT] [LEFT]»Heute begrüßen wir Billy Coen als unser neuestes Mitglied.« Albert hob das Glas. »Willkommen bei S.T.A.R.S., Billy.«[/LEFT] [LEFT]Die anderen folgten dem Beispiel und hoben ihre Gläser. »Hört, hört.«[/LEFT] [LEFT]Nachdem sie alle mindestens einen Schluck genommen hatten, setzte Albert sich wieder. Kevin übernahm sofort das Gespräch: »Okay, ich bin bereit, mal weniger zu sprechen, wenn ihr uns erzählt, wie ihr euch eigentlich getroffen habt.«[/LEFT] [LEFT]Billy nickte Rebecca zu, worauf sie das übernahm: »Nachdem das Bravo-Team sich im Wald getrennt hat, bin ich über einige Leichen gestolpert. Und da war auch Billy. Ich wollte ihn festnehmen, aber er hat mich einfach ignoriert.« Sie schnaubte empört. »Dabei hab ich ihm gesagt, dass ich schießen könnte!«[/LEFT] [LEFT]Er lachte. »Du hast nicht mal deine Waffe gezogen.«[/LEFT] [LEFT]»Aber ich hätte schießen können!«[/LEFT] [LEFT]Ihre Augen funkelten amüsiert, er lächelte. Dieser Austausch war für beide einfach nur eine kleine lustige Angelegenheit, deswegen wurde es auch für alle anderen nicht unangenehm. Die Beziehung der beiden war jetzt schon an einem Punkt, an dem sie zu sehr guten Partnern werden würden.[/LEFT] [LEFT]»Wenn du geschossen hättest«, fuhr Billy fort, »hättest du mich auch versorgen können, du bist doch immerhin Ärztin.«[/LEFT] [LEFT]Spielerisch stieß sie ihm mit der Faust gegen den Arm. Auch die anderen schienen von dieser Darstellung an Zuneigung ergriffen zu sein, sie lächelten alle. Für einen Moment kam es Jill so vor, als wäre alles Schlechte, das sie in der letzten Zeit erlebt hatten, vergessen.[/LEFT] [LEFT]Eine Bewegung von Alyssa riss Jill aus diesem Augenblick heraus. Die Journalistin war aufgestanden und schritt in Richtung der Toilette, sie sah nicht einmal zu ihnen; sie wirkte wie ein echter Profi.[/LEFT] [LEFT]Jill nahm noch einen Schluck, dann stand sie ebenfalls auf, schnappte sich die Tasche, in der sie die Beweise verwahrten und folgte Alyssa. Die anderen achteten nicht wirklich auf sie, da Rebecca bereits zum Besten gab, wie Billy sie vor einer riesigen Schlange im Anwesen gerettet hatte, was er damit konterte, dass er wieder im Gefängnis säße, wenn er das nicht getan hätte.[/LEFT] [LEFT]Jill betrat die Damentoilette und schloss die Tür hinter sich, worauf die Gespräche ihrer Kollegen leiser wurden. Alyssa stand bereits hier, lehnte mit der Hüfte gegen das Waschbecken und betrachtete ihre Fingernägel. Sie nickte in Richtung der Kabinen. »Es ist niemand da, ich habe das schon überprüft. Haben Sie die Unterlagen?«[/LEFT] [LEFT]Alyssa warf sofort einen Blick in die Tasche, die Jill ihr reichte. Ihr Gesicht war dabei so ernst, ihre Kieferknochen angespannt, als hätte sie nur auf eine solche Gelegenheit gewartet. Sie überflog die Dokumente und die Kopien von Chris' Notizbuch, dabei bewegten sich ihre Lippen manchmal. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde Jill nervöser. Taugten die Beweise, die Chris für sie zusammengetragen hatte, vielleicht doch nichts? Entpuppte sich am Ende alles als Hirngespinst?[/LEFT] [LEFT]Plötzlich stieß Alyssa ein Seufzen aus, das Jills Mut noch weiter sinken ließ. »Stimmt etwas nicht?«[/LEFT] [LEFT]Die Journalistin sah sie kurz verwirrt an, als hätte sie ganz vergessen, dass sie gar nicht allein war. »Nein, alles ist perfekt. Diese Unterlagen sind Gold wert! Ich versuche Umbrella seit Jahren etwas nachzuweisen und das sind endlich die konkreten Beweise, die ich dafür benötige!«[/LEFT] [LEFT]Wie in ihrer Welt war Umbrella einfach gut darin, alles unter den Teppich zu kehren und die nötigen Leute zu bestechen. Alyssa konnte sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein.[/LEFT] [LEFT]»Ich werde mich gut um die Unterlagen kümmern«, versprach sie und packte alles wieder in die Tasche zurück. »Mal sehen, ob sie sich hier auch rausreden können.«[/LEFT] [LEFT]»Wir verlassen uns auf Sie.«[/LEFT] [LEFT]Eine der Kopien hatte Albert auf jeden Fall auch seinem Anwalt zukommen lassen, für den Fall, dass ihnen etwas zustieße. Hoffentlich würde das nicht eintreten.[/LEFT] [LEFT]Alyssa nickte ihr zu. »Ich gehe dann zuerst wieder raus. Warten Sie einen Moment. Bislang glaube ich nicht, dass wir beobachtet werden, aber …«[/LEFT] [LEFT]»Sicher ist sicher«, stimmte Jill zu, besonders wenn sie an gestern zurückdachte, als ihre Verfolger plötzlich aufgetaucht waren.[/LEFT] [LEFT]Alyssa ließ sie allein zurück, vor einem Spiegel, der ihr immer noch keine Infektion zeigte. Dafür fiel ihr auf, dass ihre Augenringe zurückgegangen und kaum noch sichtbar waren. Sie musste aber auch zugeben, dass sie bei Albert letzte Nacht gut geschlafen hatte. Vielleicht lag das an seinem bequemen Bett oder der Sicherheit, die er vermittelte. Dass die andere Jill ihn so sehr mochte, wunderte sie weiterhin nicht.[/LEFT] [LEFT]Schließlich verließ sie auch die Toilette und kehrte zu den S.T.A.R.S. zurück. Inzwischen erzählte Billy mit seiner angenehm rauchigen Stimme von dem Moment, in dem er beschlossen hatte, Rebecca zu begleiten – im Großen und Ganzen lief es darauf hinaus, dass er genau wie sie in diesem Wald festgesteckt hatte.[/LEFT] [LEFT]»Alles gut gegangen?«, fragte Albert flüsternd, als sie sich neben ihn setzte.[/LEFT] [LEFT]Jill nickte. Sie sah zu Alyssa hinüber, die mit Feuereifer an etwas tippte. Die Tasche lag sicher verstaut auf ihrem Schoß, wie ein Schatz, den es zu hüten galt. In der Ecke saß währenddessen immer noch die lesende Frau, über die Will leise zu Cindy wisperte, wie sie an den Blicken der beiden bemerkte. Cindy zuckte mit den Schultern und erwiderte etwas, das nicht zu hören war.[/LEFT] [LEFT]»Ich habe das erste Mal einen Zombie gesehen«, verteidigte Rebecca sich gerade gegen Billys Aussage, wie sie vor Furcht erstarrt sei. »Im Medizinstudium sind die Toten wenigstens tot geblieben und nicht wieder aufgestanden.«[/LEFT] [LEFT]»Also ich hab immer noch keine gesehen«, meinte Kevin. »Ist das wirklich so eine große Sache?«[/LEFT] [LEFT]Jill antwortete ohne nachzudenken: »Das Schlimmste ist der Geruch. An den Anblick und die Geräusche gewöhnt man sich, aber den Geruch vergisst man nie.«[/LEFT] [LEFT]Erst als die anderen sie alle fragend ansahen, bemerkte sie, dass sie zu viel geredet hatte. Sie lachte ein wenig, um den Verdacht zu zerstreuen. »So stelle ich mir das jedenfalls vor. Ich meine … sie riechen schon ganz schön streng, oder?«[/LEFT] [LEFT]Barry und Rebecca wirkten über diese Antwort zufrieden, genau wie Kevin, der verstehend nickte. Lediglich Enrico und Billy war noch anzusehen, dass sie ihr diese Erklärung nicht glaubten. Brad selbst hatte keinen Zombie getroffen, deswegen schien er sich nicht sicher zu sein, was er denken sollte. Albert nahm lieber noch einen Schluck, statt es zu kommentieren.[/LEFT] [LEFT]Glücklicherweise half ihr in diesem Moment die Tür aus, die wieder geöffnet wurde. Jill sah eigentlich nur hin, um den Blicken von Enrico und Billy zu entgehen – aber als sie die andere Person erkannte, erhob sie sich sofort von ihrem Stuhl und ging ungläubig auf sie zu. »Claire?«[/LEFT] [LEFT]Claire, die bislang ein wenig unschlüssig dagestanden hatte, lächelte sie sofort an. »Jill, ich hab deine Nachricht bekommen. Hast du gefunden, was wir gesucht haben?«[/LEFT] [LEFT]Jill stutzte. »Welche Nachricht?«[/LEFT] [LEFT]»Na, die, die du an der Rezeption hinterlassen hast. Dass ich herkommen soll, damit wir darüber reden können.«[/LEFT] [LEFT]»Nein, ich ...«[/LEFT] [LEFT]Für einen furchtbaren Moment war da wieder dieses Misstrauen. Hatte Albert Claire hierher gelockt? Selbst wenn, vielleicht war es dann nicht mal in böser Absicht gewesen, sondern nur weil er wollte, dass sie mit ihnen feierte. Doch als er ebenfalls dazukam, die Stirn gerunzelt, wusste sie, dass er genauso ratlos war wie sie. »Alles okay, Jill?«[/LEFT] [LEFT]Bevor sie antworten konnte, hörte sie Brads Stimme hinter sich. »Jill, da, im Fernsehen! Das ist doch dein Apartmentblock!«[/LEFT] [LEFT]Ihr Blick schnellte zum Fernseher hinüber, wo die Sportergebnisse für eine Sondersendung unterbrochen worden waren. Hinter der Reporterin und der Feuerwehr, die mitten im Einsatz war, erkannte sie wirklich das Haus, in dem sie lebte – obwohl es gerade in Flammen stand.[/LEFT] [LEFT]»... berichten wir nun live von dem Feuer, das dieses Apartmentgebäude hinter mir in seinen Klauen hält. Bei uns ist Marvin Branagh, vom R.P.D., der uns mehr dazu sagen kann.«[/LEFT] [LEFT]Die Kamera zoomte aus dem Bild heraus, so dass nun auch Marvin zu sehen war, der wenig begeistert von dieser Live-Reportage schien.[/LEFT] [LEFT]»Mr. Branagh«, sagte die Reporterin, »wie kam es zu diesem Brand?«[/LEFT] [LEFT]»Im Moment können wir nur Mutmaßungen anstellen«, antwortete er betont distanziert. »Die Feuerwehr ist noch mit dem Löschen beschäftigt und kann deswegen noch keine Auskunft dazu geben.«[/LEFT] [LEFT]»Stimmt es, dass das Feuer seinen Ursprung in der Wohnung von Jill Valentine hat?«[/LEFT] [LEFT]Jills Herz setzte für einen Schlag aus. War das ein auf sie gezielter Angriff gewesen? Oder hatte man den Brand bewusst in ihrer leeren Wohnung gelegt?[/LEFT] [LEFT]Marvin zog die Brauen zusammen. »Das ist richtig.«[/LEFT] [LEFT]»Und trifft es auch zu, dass Jill Valentine die frühere Partnerin des gesuchten Bio-Terroristen Chris Redfield ist? Zeugen sagen aus, dass sie sich mit Redfields Schwester getroffen haben soll.«[/LEFT] [LEFT]Jill und Claire tauschten einen erschrockenen Blick miteinander. Enrico verlangte derweil zu wissen, was hier los sei, aber keiner von ihnen antwortete darauf.[/LEFT] [LEFT]Marvin presste die Lippen aufeinander, bis sie ein dünner Strich waren.[/LEFT] [LEFT]»Dürfen wir davon ausgehen, dass Jill Valentine damit ebenfalls zu den Bio-Terroristen gezählt werden muss? Hat sie das Feuer absichtlich gelegt, um ihre Spuren zu verwischen? Und was bedeutet das für die Eliteeinheit S.T.A.R.S.?«[/LEFT] [LEFT]Marvin schüttelte mit dem Kopf und wandte sich ab. »Das Interview ist beendet!«[/LEFT] [LEFT]Die Reporterin bedeutete dem Kameramann, ihm weiter zu folgen – doch im selben Moment wurde die ganze Bar in Dunkelheit getaucht. Cindy stieß einen erschrocken Laut aus, ein Glas zersprang auf dem Boden.[/LEFT] [LEFT]»Der Strom …!«, entfuhr es Will.[/LEFT] [LEFT]Jill versuchte noch, sich zu fangen und zu entscheiden, was nun zu tun war, da flammten grelle Scheinwerfer auf, die von der Straße direkt durch das große Fenster in die Bar leuchteten. Die plötzliche Helligkeit blendete sie, so dass sie die Augen zusammenkneifen musste. Aber natürlich konnte sie so nichts erkennen.[/LEFT] [LEFT]»Was ist da draußen los?«, hörte sie Alyssas Stimme.[/LEFT] [LEFT]Mit einem ekelhaft schrillen Kreischen sprang ein Megafon an: »Hier spricht der Umbrella Biohazard Countermeasure Service!«[/LEFT] [LEFT]U.B.C.S.? Er existierte also auch hier! War Carlos auch dabei? Aber was wollten sie?[/LEFT] [LEFT]»In dieser Bar befindet sich eine Person, die mit einer neuartigen Krankheit infiziert ist, die wir eindämmen müssen. Bitte bewahren Sie Ruhe!«[/LEFT] [LEFT]Eine infizierte Person?! Sollte das ein Witz sein? Wollte Umbrella sie jetzt einfach mit einer solch dummen Ausrede aus dem Weg räumen?[/LEFT] [LEFT]»Jill.« Alberts Stimme lenkte sie von ihren Gedanken ab. »Etwas stimmt mit der Frau in der Ecke nicht.«[/LEFT] [LEFT]Da hörte sie es auch: Ein leises, aber leeres Stöhnen, das sie in so vielen Albträumen heimgesucht hatte.[/LEFT] [LEFT]Barry richtete seine Taschenlampe auf die Frau – deren gräuliche Haut sich bereits von ihrem Gesicht abschälte. Die blutunterlaufenen Augen starrten trüb direkt ins Licht, ohne es zu bemerken.[/LEFT] [LEFT]»Was ist los mit ihr?«, flüsterte Claire.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich stieß die Frau ein Kreischen aus und stürzte sich mit einer überraschenden Geschwindigkeit auf die in ihrer Nähe stehenden Cindy. Eine Waffe wurde entsichert, Alberts »Nicht schießen!« ging in dem Pistolenschuss unter, der die Frau zurückwarf und zu Boden schleuderte. Bis auf Cindys erschrockenes Atmen war nichts mehr zu hören – bis draußen ein Dutzend Waffen entsichert wurden.[/LEFT] [LEFT]»Runter!«[/LEFT] [LEFT]Jill ließ sich fallen und zog Claire mit sich zu Boden. Im nächsten Augenblick explodierte ihre Welt in dem Stakkato zahlreicher Gewehre und tausend Scherben, die auf ihre Haut regneten.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)