nur Dich von aennie ================================================================================ Kapitel 1: Rückkehr ------------------- - Rückkehr - Sanfter Herbstregen durchflutet die ruhigen Gassen der Stadt Konoha. Die Lichter einzelner Läden scheinen auf die bereits nasse Straße und geben der Stadt eine wohlige Atmosphäre. Leichtes Lachen und aufgeweckte Gespräche erfüllen den Abend. Der Krieg hatte seine Opfer gefordert, umso schöner war es, die nun freudigen Gesichter der Menschen zu sehen. Auch eine kleine Gruppe von noch jungen Shinobi hatte sich in einem kleinen Nudelsuppen Geschäft niedergelassen. Es wurde Sake getrunken, die ein oder andere Nudelsuppe verdrückt und es wurde viel gelacht. Die Stimmung war angeheitert. Sie alle hatten Familienmitglieder verloren oder mussten zusehen wie Freunde auf dem Schlachtfeld starben. Gerade deshalb waren Momente wie diese so wichtig. Nur eine Person schien den Abend etwas weniger zu genießen, unabhängig davon, dass sie an sich bereits wenig für Alkohol übrig hatte. Ihr Tag war scheußlich gewesen. Erst hatte sie verschlafen, musste dann den gesamten Papierkram einer Kollegin übernehmen und obendrein war einer ihrer Patienten an seinen Verletzungen verstorben. Der Krieg war furchtbar gewesen. Nacht für Nacht erhielt sie Rückblicke und schreckte schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Ihr Patient war ein bereits älterer Shinobi gewesen. Er hatte viele Verletzungen aus dem Krieg davon getragen, sodass es nur eine Frage der Zeit gewesen war. Er hatte mehr als zwei Jahre für sich und seine Familie gekämpft und doch ereilte ihn nun doch der Tod. Der Tod war etwas grausames. Zwar wusste sie, dass es wohl oder übel dazu gehörte, jedoch war besonders der Tod ihrer Eltern etwas, was sie bis heute verarbeiten musste. Das laute Lachen ihres besten Freundes holte sie zurück in das kleine Nudelsuppen Geschäft. Anscheinend hatte Ino, mal wieder etwas zu lebhaft von ihrer Beziehung mit Sai erzählt. Ja die Beiden waren nun schon seit drei Monaten ein Paar. Wann und wie diese doch sehr interessante Kombination zustande gekommen war, wusste bis heute niemand so genau. Sakura freute sich dennoch aus vollstem Herzen für ihre beiden Freunde. Sai schien der perfekte Gegenpart zu der temperamentvollen Blondine zu sein. Doch nicht nur diese Beiden hatten zueinander gefunden. Nach Hinatas Entführung durch Toneri Ótsutsuki war allen und besonders dem blondhaarigen Mann klar geworden, dass er die Blauhaarige liebte. Die Beiden würden im nächsten Jahr sogar schon Heiraten. Die Zeit verging also Schritt für Schritt und ohne es so richtig zu wollen, musste die junge Rosahaarige einsehen, dass bereits alle aus ihrem engen Freundeskreis ihren Weg gingen und sich eine Zukunft aufbauten. Nur sie trat irgendwie wie ein Geist durch das Leben. Meist verbrachte sie Tag und Nacht im Krankenhaus. Als Stationsleiterin der Unfallchirurgie war sie stets und ständig für alle da. Der Krieg war zwar vorbei, jedoch hörten die innerländischen und kleineren Aufstände nicht auf. Viele Menschen begannen aus Frust, Angst und Armut andere Menschen zu beklauen, daraufhin entstanden größere Konflikte mit bösen Verletzungen. Und für all diese Menschen war sie da. Zu mindestens dachte sie es. Ja man könnte meinen sie hätte ihr noch junges Leben vollends der Medizin und der Rettung anderer Menschen verschworen. »Macht es euch was aus wenn ich heute schon etwas früher gehe? Im Krankenhaus ist aktuell wieder einiges los« drang ihre sanfte Stimme durch das Geschäft. Ihre Freunde verstanden es ohne weiter nachzufragen. So wussten sie selbst wie sehr die Rosahaarige noch immer mit dem Erlebten haderte. Sakura war im Krieg über ihre Grenzen hinaus gewachsen. Dank ihr hatte Naruto einen neuen Arm und auch nur ihr war es zu verdanken das Naruto noch lebte. Und doch wussten alle wie sie still und heimlich jeden Tag litt. So kommentierten sie ihr Gehen auch nur mit einem betrübten Lächeln. »Soll ich dich nachhause bringen Saku?"« »Alles gut Naruto-kun, mir geht es gut. Ihr braucht mich nicht so wehleidig anschauen« kam es leicht schmunzelnd von besagter jungen Frau. Sie wusste um die Sorge ihrer Freunde, doch sie war mittlerweile zwanzig Jahre alt und immerhin eine der drei Sanin, ihr passierte so schnell nichts. Mit schnellen Schritten verließ sie den kleinen Laden und machte sich auf den Weg nach Hause. Ihre kleine Wohnungen lag etwas abseits des Stadtzentrums. Man konnte sogar sagen, dass sie mehr oder weniger am Stadtrand lebte. Der Trubel war ihr irgendwann zu viel geworden. Nun bewohnte sie also eine kleine Wohnung mit Blick auf die Hokage Felsen. Das sanfte Licht welches in ihrer Wohnung brannte brachte sie etwas aus der Starre. Hatte sie mal wieder vergessen die kleine Wohnzimmerlampe auszuschalten? Mit einem leisen Klicken trat sie in ihren Flur und zog sich sowohl die schwere Jacke als auch die dreckigen Schuhe aus. Das Wetter war eine Katastrophe zu dieser Zeit. Oft regnete es tagelang. Auch heftige Gewitter trieben ihr Unwesen. Besagtes schien nun über den dunklen Nachthimmel zu ziehen. Ein heftiger Donner ertönte und ließ das Dorf erzittern. »Oh bitte nicht schon wieder« Seit dem Krieg und besonders seitdem sie Sasukes Angriffe aus Basis von Blitzen gesehen hatte, trug sie eine Angst vor diesem Naturschauspiel mit sich. Sie wusste das ein Gewitter ihr nichts tun konnte, und doch schlief sie in solchen Nächten besonders schlecht. Auf ihrem Weg in ihr Wohnzimmer machte sie noch kurz halt im gemütlichen Schlafzimmer, wo sie sich ihrer Alltagskleidung erleichterte und in ein großes Trainingsshirt, welches Naruto ihr eines Tages gegeben hatte, schlüpfte. Gepaart mit einer ihrer kurzen Sporthosen lief sie nun locker in den größten Raum ihrer Wohnung. Dort hielt sie jedoch abrupt inne, als sie neben dem geöffneten Balkonfenster, eine Gestalt wahrnahm, bei der ihr Atem stockte. Doch was sie viel mehr schockte, war die Blutpfütze in der er saß. Wieso war er verletzt zu ihr gekommen? Woher wusste er überhaupt von ihrer Wohnung? Und wie zum Teufel war er so leicht hier rein gekommen? Zu viele Fragen die Sakura durch den Kopf schossen. Sie musste ihm Helfen. »Sasuke? Sasuke verdammt, kannst du mich hören?«. Doch der schwarzhaarige Mann reagierte nicht. Kein Wunder. Bei dieser Menge Blut die er verloren hatte, war er wohl schon knapp eine Stunde bewusstlos. Also versuchte die junge Frau den Mann erst einmal in eine liegende Position zu verfrachten. Nachdem sie dies geschafft hatte, zerschnitt sie seine dreckige Kleidung und nahm wütend hin, dass sie ihr Wohnzimmer nun komplett putzen durfte. Sein Oberkörper war noch trainierter als sie ihn in Erinnerung hatte. Nur die tiefen Schnittwunden und einige Brandverletzungen trübten das Bild stark. Einige seiner Wunden waren bereits etwas älter und eiterten. Wer um alles in der Welt hatte ihn so zugerichtet? All diese Fragen mussten jedoch warten. Grünes Licht durchflutete den Raum und das Siegel auf ihrer Stirn begann sich zu lösen. Konzentriert leitete sie immer mehr von ihrem Chakra in seinen Körper. Stück für Stück begannen sich seine Wunden zu schließen. Doch nach fast dreißig Minuten der intensiven Heilung geriet die Haruno an ihre Grenzen, so viel Chakra aus ihren Reserven, hatte sie schon lange nicht mehr gebraucht. All seine inneren und äußeren Wunden zu versorgen, brauchte deutlich mehr Chakra als sie es gedachte hatte. Sie durfte ihn nicht sterben lassen. Erst als der flache Atem des Mannes durch den Raum ertönte, sackte Sakura neben ihm zusammen und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Sie würde sich morgen definitiv krank melden müssen. Sie fühlte sich bereits jetzt wie erschlagen. Die Klamotten des Uchihas schmiss sie obendrein direkt in die Waschmaschine oder in den Müll. Das Aufräumen überließ sie einem Doppelgänger. Zwar war dies eigentlich Naruto’s Art, dennoch wusste auch sie um die Vorteile dieses Jutsus. Sanft umwickelte sie seine Wunden mit einem Verband und zog ihm eine lange Hose über. Nachdem Shikamaru ein zwei Mal bei ihr übernachtet hatte, da Temari ihn teilweise doch etwas auf die Nerven ging, hatte sie ein paar Männerklamotten auf Vorrat im Schrank. Den Uchiha hatte sie nun auf ein Futon gelegt. Ihre Couch würde sie ungern versauen wollen, immerhin war er bis dato sehr schmutzig. Aber alleine und mit den aktuellen Wunden konnte sie ihn wohl kaum in die Dusche bewegen. Also beließ sie es für den Moment so. Müde schleppte sie sich in ihr Schlafzimmer. Zuvor hatte sie sich noch das Blut von den Händen gewischt und die Hose in die Wäsche geschmissen. Sie hatte sich wohl ausversehen in etwas von der roten Flüssigkeit gesetzt. Müde schloss sie nun endlich ihre hellen Augen und driftete in einen erstmals traumlosen Schlaf. ~*~ Ein lautes Gepolter war durch die Wohnung zu vernehmen, gefolgt von einem tiefen Seufzen. Sakura nahm dies mit einem leichten Schmunzeln hin. Wahrscheinlich hatte er noch Probleme mit dem Gleichgewicht und war gegen ihren Couchtisch gelaufen. Immerhin war ihre Wohnung nicht für große verletzte Männer ausgelegt. Vorsichtig erhob sie sich aus dem weichen Bett und öffnete die Zimmertür. Mit ruhigen Schritten trat sie auf das Wohnzimmer zu, allerdings stoppte sie schnell in ihrer Bewegung, als sie den Mann vor sich sah. Ja Sasuke Uchiha hatte es geschafft in den zwei Jahren noch attraktiver zu werden. Zwar stand er mit dem Rücken zu ihr und blickte konzentriert aus dem etwas demolierten Fenster, doch allein der Anblick seiner Rückseite versetzte der jungen Frau einen leichten Stich. Nach kurzem Zögern erhob sie schlussendlich doch ihre Stimme und verfluchte sogleich die Wirkung des schwarzhaarigen Mannes. Allein sein durchdringender Blick und wie er sie musterte, sorgte dafür das ihr Kreislauf nun etwas aus den Wogen glitt. »Was machst du hier Sasuke?«. Sein Blick legte sich nun vollends auf den ihren. Waren ihre Augen schon immer so hellgrün gewesen?. Die Frage warum er hier war, war relativ einfach zu beantworten und doch wusste er nicht genau wie er ihr dies am besten sagen sollte. Zu mal ihr Auftreten nicht wirklich dazu beitrug, dass er sich ausschließlich auf ihre Frage konzentrieren konnte. »Das müsstest du doch wissen Sakura«. Natürlich wusste sie warum er hier war. Er war schwer verletzt und sie war die Beste. Doch wie um alles in der Welt war er in ihre Wohnung gekommen und warum wusste er wo sie lebte. Jeder andere Mensch hätte sich mit letzter Kraft in ein Krankenhaus gerettet. Nur er, der wehrte Herr Uchiha war hier. Bei ihr. In ihrer kleinen abgeschieden Wohnung. Halbnackt. Er überragte sie um fast dreißig Zentimeter. Er war muskulös und stark. Und doch war er zu ihr gekommen. Warum das Alles? Er konnte ihre Fragen regelrecht sehen. Dazu brauchte es nicht einmal das Sharingan oder das Rinnegan. Diese Frau war wie sein persönliches, offenes Buch. Hatte sie wirklich geglaubt er würde nicht wissen wo sie lebte oder was passiert war. Er war stets da, sie war praktisch nie in Gefahr. Nur ihre Träume und das sie zu solch einem Arbeitstier geworden war, veranlassten ihn, sie noch etwas genauer zu Mustern. Sie war dünn geworden. Das sie nie dick war, stand außer Frage. Und doch sah sie müde und fertig aus. Die Augenringe trübten ihr sonst so makelloses Gesicht. Das Shirt hing wie ein Zelt über ihren Schultern und bedeckte sie geradeso bis knapp über den Po. Auch Sakura fiel auf wie ruhig er sie musterte. Auf ihre Frage schien er zu mindestens nicht mehr eingehen zu wollen. »Komm mit ins Bad. Wir müssen deine Wunden neu verbinden«. Sakura wusste wie stur und teilweise schweigend er war. Wozu also unnötige Energie verbrauchen. Gefolgt vom Uchiha trat sie in ihr wirklich kleines Badezimmer und wies den Uchiha an, auf dem Klo Platz zu nehmen. Wenn er saß kam sie weitaus besser an seine Wunden ran, als wenn er in seiner vollen Größe stehen würde. Stumm löste sie die Verbände und zog etwas sauer die Augenbrauen zusammen. Die meisten Wunden hatten sich erneut entzündet. Wahrscheinlich weil sie ihn gestern nicht von oben bis unten gereinigt hatte. Also fing sie nun mit der sorgfältigen Reinigung an. Desinfiziert wurden die Wunden natürlich auch. Ihr Chakra reichte gerade so für die nötigen Heilprozesse. Dieser Mann trieb sich echt an ihre Grenzen. Nachdem sie nun eine dicke grüne Paste auf die Wunden geschmiert hatte und alle Wunden mit schnellen Bewegungen wieder verbunden hatte, trat sie auch schon am Uchiha vorbei. Gerade als sie die Schwelle der Tür erreicht hatte, setzte ihr Körper einen Moment aus. Verfluchter Uchiha, entfuhr es ihr nur gedanklich, bevor sie auch schon schwarz sah und nach vorne kippte. Sie hatte übertrieben. Sasuke hatte dies bereits erwartet und fing seine junge Teamkollegin auf. So wie sie gezittert hatte, musste sie wohl völlig am Ende sein. Wieder einmal war er der Grund für ihren Zustand. Sanft und so elegant wie es mit einem Arm nur ging, hob er sie hoch und bemerkte skeptisch wie leicht sie mittlerweile war. Hatte der Uzumaki ihm nicht versprochen auf sie aufzupassen? Ihr Bett war noch leicht warm, als er sie in besagtes gleiten ließ. Es roch nach Baumwolle und Blüten. Es roch nach Sakura. Er wusste nicht was zwischen ihnen im Krieg passiert war. Noch wusste er warum er sie trotz seiner Reise stets beschatten und beschützen ließ. Als sie vor Naruto und ihm hockte, ihr heilendes Chakra in die abgetrennten Arme leiten ließ, hatte er realisiert was für ein Monster er geworden war. Er hatte versucht sie umzubringen. Er hatte viele Menschen gequält und getötet. Ja er hatte auch mit einigen Frauen seine Zeit verbracht. Und doch ging ihm die rosahaarige Frau seit diesem Tag nicht mehr aus dem Kopf. Er würde sie beschützen. Dies hatte er sich geschworen. ~*~ Es war bereits später Nachmittag als die Haruno erneut an diesem Tag, aufwachte. Das weiche Polster unter ihr verriet, dass der Uchiha sie wohl hierher getragen haben musste. Der Gedanke das er sie trotz ihrer sehr leichten Bekleidung auf die Arme genommen hatte und hierher gebracht hatte, trieb ihr ein wenig die Röte in die Wangen. Aber warum sollte es sie groß kümmern. Wahrscheinlich war er bereits wieder über alle Berge und trieb sich in der Weltgeschichte rum. Wie erwartet war ihre Wohnung leer. Nur sein Geruch erfüllte immer noch die Zimmer. Er war erwachsen geworden. Natürlich war sie das auch. Alle hatten sich verändert. Doch der Schwarzhaarige war anders. Naruto, Shikamaru oder sogar Lee waren stets noch irgendwo kindisch und locker. Natürlich hatten sie sich optisch auch verändert. Sasukes Wesen wirkte jedoch komplett verändert. Aber was wusste sie schon. Sie kannte ihn nicht. Den Gedanken an ihn also verwerfend trat sie ins Bad und entledigte sich ihres Shirts und ihrer Unterwäsche, und stieg in die Duschkabine. Das warme Wasser tat gut. Sie war kaputt. Ihr Körper war ziemlich ausgelaugt, dass wusste sie. Und trotzdem würde sie ihr Leben für die Rettung anderer, ohne zu zögern opfern. Nachdem ihre Eltern und einige wichtige Freunde verstorben waren, hatten sich die Gründe zu Leben ziemlich dezimiert. Naruto wollte sie damit jedoch nicht belasten. Er hatte ein wundervolles Leben mit Hinata verdient. Dem würde sie mit ihrer Trauer und Einsamkeit nicht im Wege stehen. In ein Handtuch gewickelt trat sie aus der Dusche und ging etwas verträumt in ihre anliegende Küche. Ein warmer Yasmin Tee würde ihr wohl guttun. Leichte Musik durchflutete die Küche. Samt ihrer Teetasse bewegte sie sich rhythmisch zu den leichten Melodien der verschiedenen Imstrumente. Dabei bemerkte sie nicht wie ein Schatten die Wohnung, dank einer Markierung betreten hatte und nun leicht schmunzelnd im Türrahmen ihrer Küche lehnte und sich das Schauspiel ansah. Er hatte schon einige Frauen in seinem Leben gesehen. Bei Orochimaru waren sie ein Mittel zum Zweck. Doch die Frau vor ihm war anders. Er hoffte inständig sie würde seinem Vorhaben zustimmen. »Kami Sasuke-kun, was machst du hier verdammt?«. Sie hatte ihn bemerkt. »Ich war bei Kakashi und hab dann noch ein zwei Sachen erledigt«. Das er bei Kakashi, dem Hokagen war, konnte nur bedeuten, dass er entweder Bericht erstatteten musste oder eine Mission bekommen hatte. So viele Optionen gab es nicht. Immerhin war sie sich relativ sicher, dass er wohl kaum sesshaft werden wollte. Ihr Blick fiel nun also etwas unschlüssig auf sein Gesicht. »Was hast du vor Sasuke? Warum bist du wieder hierher gekommen, du könntest auch zu Naruto« entfuhr es ihr etwas zornig. Sie hatte ihn fast zwei Jahre lang nicht gesehen. Hatte ihn aus ihrem Leben, aus ihrem Herzen und aus ihren Gedanken verbannt. Doch jetzt, wo er vor ihr stand, im Türrahmen lehnte und mit seinem typisch ausdruckslosen Blick auf sie hinab schaute, regte sich etwas tief in ihrem Innersten. Sich selber für diese Erkenntnis verfluchend, huschte sie am Uchiha vorbei. Sie würden miteinander reden müssen. Aber dies würde sie definitiv nicht machen, wenn sie nur in ein Handtuch gewickelt war. Sasuke folgte der jungen Frau mit seinen Augen. Sie würde sich wohl erst etwas anziehen. Zu seinem Glück. Er war zwar geübt darin sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren und den Fokus besonders auf rein objektive Punkte zu legen, immerhin ist er ein Sanin. Aber so eine junge rosahaarige Frau, ausschließlich in einem Handtuch vorzufinden, strapazierten auch seine Geduldsfäden. So fanden sich beide kurze Zeit später im geräumigen Wohnzimmer vor. Sasuke hatte einige der Kerzen angezündet, nachdem Sakura frustriert das Feuerzeug in den Mülleimer gedonnert hatte. Der Raum strahlte eine warme Atmosphäre aus. Es hatte etwas beruhigendes die Rosahaarige auf der Couch sitzend, in einer dicken Wolldecke eingemurmelt zu sehen. In Ōtogakure war es oft kalt, nass und erdrückend. Auch auf seiner Reise schlief er oft im Freien oder in alten dreckigen Pensionen. Sakuras Wohnung und ihre Anwesenheit waren warm, sauber und schön. Es beruhigte ihn. Aber solche Dinge fielen ihm nicht über die Lippen. So ein Mann würde er wohl nie werden. »Okay, nochmal. Was hast du vor Sasuke-kun und warum bist du wieder Zuhause?«. Das Sakura ausgerechnet jetzt die Dinge wie -kun oder „Zuhause“ erwähnte, ließen ihn etwas Lächeln. Faktisch gesehen war er nicht Zuhause. Er hatte kein Zuhause. In Konoha war er zwar laut Kakashi immer Willkommen und wohl aufgehoben, seine Seele konnte jedoch in diesem Dorf keine Ruhe finden. Zu viel war geschehen. Doch dank Naruto hatte er gelernt das die Menschen und besonders die Kirschblüte nichts für diesen Umstand konnten. Hass und Rache sind nicht immer die Lösung. Das wusste er nun. »Auf meiner Reise habe ich viele kleinere Aufstände gesehen. Die Leute handelten meist aus reiner Verzweiflung. Der Shinobi Krieg hat ihnen alles genommen. Kakashi wollte das ich einigen Spuren bezüglich Kaguya und Toneri nachgehe. Dies tat ich auch, bis ich in eine Situation geriet bei der ich etwas verletzt wurde. Ich war in der Nähe von Konoha, also kam ich zu dir« beendete der Uchiha seine Auskunft. Sakura konnte nicht mehr sitzen. Sie erhob sich in einer flüssigen Bewegung und trat zum Fenster des Balkons. Sie wusste das es stets und ständig kleinere Konflikte gab. Die Verletzten waren ein Zeugnis dessen. Und trotz allem war es hart dies aus dem Mund des Uchihas zu hören. Kakashi hatte ihr zwar erzählt das Sasuke das Dorf vor einem riesigen Asteroideneinschlag bewahrt hatte und das er auf seiner Reise einige wichtige Dinge regelte. Trotzdem und gerade deshalb war es komisch von einem Mann welcher solch eine unmenschliche Stärke besaß, zu hören, dass es stets so viel Leid auf der Welt gab, dass es sogar ihn besorgte. Die Welt schien voll mit Dingen zu sein, welche sie im Schutze Konohas nicht einmal mehr mitbekam. Sie ist eine Ärztin. Ist es nicht ihr Job besonders den Menschen zu helfen welche in solchen Situationen, genau auf Personen wie sie angewiesen waren. »Gibt es Vorort medizinische Hilfe?«. Natürlich war dies Sakuras erster Gedanke. Sasuke schmunzelte. Diese Frau war der Inbegriff von Selbstlos. Aber ihre Frage war leider berechtigt. Und das seine Antwort ihr nicht gefiel, wusste er bereits bevor er sie ausgesprochen hatte. »Diese Menschen sind arm. Feldarbeiter oder Fischer. Einfache Leute die nicht einmal unter dem Schutz einiger Shinobi stehen. Dementsprechend sind die Versorgungsmöglichkeiten unterirdisch. Beantwortet das deine Frage?«. Ja das tat sie. Und eigentlich hatte sie seine Antwort nicht einmal benötigt. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Sakura wandte sich ziemlich schnell zu dem Mann um und blickte ihm aus entschlossenen Augen an. In Konoha gab es genug Ärzte. Ihre Freunde waren glücklich und versorgt. Ihre Eltern waren Tod und Tsunade hatte sie schon länger dazu drängen wollen die Welt zu erkunden. Sie trat auf ihn zu. Kurz vor seiner sitzenden Gestalt machte sie halt, sodass er seinen Kopf leicht in den Nacken legen musste. »Nimm mich mit. Ich weiß du wirst zeitnah aufbrechen. Hier hält Dich immerhin nichts und du hast mir versprochen beim nächsten Mal..« weiter kam sie nicht, da er sich erhob und seinen Daumen sanft auf ihre vollen Lippen legte. Seit wann der Uchiha solch eine Nähe von sich aus zuließ, war ihr in dem Moment relativ egal. Sein kurzes Nicken und das leichte Lächeln, dass an seinen Mundwinkeln zupfte waren Antwort genug und reichten ihr für den Moment. »Wir brechen in drei Tagen auf. Sei zum Sonnenaufgang am Tor«. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)