Das Spiel ist aus von PanicAndSoul ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Nervös zupfte er an einem kleinen Hautstück an seinem Fingernagel. Hikari hatte Takeru versprochen, ihm sofort Bescheid zu geben, wenn sie zuhause war. Er wusste bereits, dass sie heute Morgen aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Nun wartete er. Immer wieder glitt sein Blick in Richtung der Uhr, die an der Wand hing, dann zu seinem Handy, auf dem keine Nachricht war, dann aus dem Fenster. Es war belastend. Und langsam fragte Takeru sich, ob Hikari sich noch bei ihm melden würde. Dann riss ihn ein schrilles Klingeln aus seinen Gedanken. „Hika?“, fragte er in den Lautsprecher, als er abgenommen hatte. „Hallo Keru. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich jetzt zuhause bin.“, erklang ihre Stimme am anderen Ende. Takeru stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Kann ich zu dir kommen?“, fragte er. Einen Moment schien Hikari zu zögern. „Hika?“, hakte er nach. „Weißt du, meine Eltern wollen am liebsten, dass ich mich ausruhe und haben verboten, dass ich Besuch bekomme.“, begann sie. „Aber… wenn wir uns heute nicht sehen…“ Takeru konnte den Satz nicht aussprechen. Hikari kam ihm zuvor: „Ich weiß. Darum habe ich vor, mich raus zu schleichen. Sauer können sie deswegen später immer noch auf mich sein. Sie haben hoffentlich noch mein langes Leben dafür Zeit.“ Unwillkürlich musste Takeru über ihre Worte schmunzeln. „Das hast du sehr treffend gesagt.“ Nun hörte er, dass auch seine beste Freundin zu kichern begann. „Nun ja, dafür müssen wir uns nachher aber erst einmal sehen.“, gab sie zu bedenken. „Wann kannst du denn raus?“, fragte Takeru und sah auf die Uhr. Es war bereits kurz nach elf. Sie würden nur noch bis zum Nachmittag Zeit haben. „Mama wollte nachher noch einkaufen gehen, dann ist es leichter für mich, raus zu schleichen. Sie geht sonst immer so um halb zwei, zwei Uhr.“, erklärte Hikari. „Dann würde ich sagen, wir treffen uns ab halb zwei im Park, an der gleichen Stelle wie immer? Ich warte dann dort auf dich.“ Auf sie würde Takeru immer und überall warten. „So machen wir es!“ Er wollte sich bereits von ihr verabschieden, so, wie sonst auch, als ihre Stimme erneut erklang. „Ich freue mich, dich endlich zu sehen.“, sagte Hikari und nun wirkte sie fast schon schüchtern. Auf ihre Worte hin, hoben sich seine Mundwinkel. „Und ich freue mich auf dich.“, gab er zurück. Wie oft hatte er davon geträumt, sie solche Dinge auf diese Weise sagen zu hören? Sie sagte ihm oft, dass sie sich freute, ihn zu sehen. Oder, dass sie ihn vermisste. Aber auf diese Art, hatte er sie das noch nie sagen hören. Vielleicht traute er sich vorher aber auch nur nicht, es so zu verstehen. Nachdem sie sich noch kurz voneinander verabschiedet hatten, lehnte Takeru sich seufzend zurück. Bis sie sich trafen, war noch viel Zeit. Für seinen Geschmack, viel zu viel. Hikari begann, in ihrem Kleiderschrank herumzuwühlen. Es war albern, immerhin hatte Takeru sie bereits oft ungeduscht und in Jogginghose gesehen, wenn sie mal bei dem jeweils anderen übernachtet hatten. Aber jetzt verspürte sie das Bedürfnis, sich besonders hübsch anzuziehen. Und das nur für ihn. Seit ihr klar geworden war, dass sie etwas für ihren besten Freund empfand, hatte sie mehr Wert auf ihr Äußeres gelegt, als jemals zuvor. Ab und zu schminkte sie sich sogar mal, was sie sonst nie tat. Doch meist kam sie sich beim Blick in den Spiegel fremd vor und wischte es dann wieder weg. Ein Mal, da hatte sie die Wimperntusche jedoch drauf gelassen. Sie erinnerte sich noch genau, wie Takeru sie immer wieder verstohlen aus den Augenwinkeln gemustert hatte. Anfangs fühlte sie sich dabei unbehaglich und wusste nicht so recht, wie sie seine Blicke deuten sollte. Doch irgendwann sagte er zu ihr: „Du siehst heute besonders hübsch aus.“ Hikari war knallrot angelaufen und hatte es nur geschafft, ihm ein schüchternes Lächeln als Erwiderung zu schenken. Als Takeru bemerkte, was er da zu ihr gesagt hatte, fügte er noch schnell hinzu: „Also, ich meine, du siehst immer hübsch aus und du brauchst dafür auch keine Schminke. Aber so gefällst du mir auch.“ Doch anstatt die Situation dadurch besser zu machen, wurde Hikari nur noch verlegener und drehte sich schnell weg, damit ihr bester Freund nichts bemerkte. Von diesem Tag an, gab sie sich immer mehr Mühe bei der Auswahl ihrer Kleidung oder ihres Make-Ups. Doch Takeru hatte sich nicht noch einmal getraut, ihr solch ein Kompliment zu machen. Hikari hatte immer vermutet, es sei nur eine Ausnahme gewesen, dass ihm an diesem Tag aufgefallen war, dass sie sich zurecht gemacht hatte. Aber was sie nicht wusste war, dass Takeru an diesem Tag ebenfalls sehr verlegen über seine eigenen Worte war. In Wahrheit, fand er schon immer, dass Hikari das schönste Mädchen auf der ganzen Welt war. Doch sowas sagte man doch seiner besten Freundin nicht. Eigentlich war es fast schon ironisch, dass die beiden erst im Tot den Mut gefunden hatten, sich ihre Gefühle zu gestehen. Dass sie erst etwas verlieren mussten, um zu merken, dass sie sich berühren wollten. Und wie sehr es ihnen fehlte, den jeweils anderen zu spüren. Ja, man konnte es wirklich beinahe Ironie des Schicksals nennen. Hikari drehte sich noch einmal zur Seite, um sich im Spiegel zu betrachten. Sie trug das hellgelbe Kleid, das Takeru mal für sie ausgesucht hatte, als sie zusammen Shoppen waren. Es war ihr absolutes Lieblingskleid. Ihre Haare trug sie, so wie immer, offen und auf Make-Up, hatte sie verzichtet. Sie gefiel sich heute gut. Ganz anders, als in den letzten Monaten vor dem Vorfall mit den Tabletten. Oft fühlte sie sich fehl am Platz oder unwohl in ihrer Haut. Doch heute nicht, jetzt grade hatte sie so viel Energie, dass sie Bäume hätte ausreißen können. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es langsam Zeit wurde, sich auf den Weg zu machen. Hoffentlich war ihre Mutter schon zum Einkaufen unterwegs. Andernfalls, würde es schwer, unbemerkt die Wohnung zu verlassen. So leise sie konnte, ging sie in Richtung ihrer Zimmertür, um diese zu öffnen. Im ersten Moment, konnte sie niemanden entdecken. Sie trat ein paar Schritte in den Flur hinein und lauschte. Es war auch niemand zu hören. Also schloss sie vorsichtig ihre Zimmertür und schlich in Richtung Haustür. Auch die Jacke und die Schuhe ihrer Mutter waren verschwunden. Jetzt ist die Gelegenheit, dachte Hikari und griff nach ihren eigenen Schuhen. Sie hatte bereits die Hand an der Klinke, um diese hinunter zu drücken, als ein Räuspern hinter ihr sie zusammenzucken ließ. „Was gedenkst du da zu tun?“, fragte Taichi, der mit verschränkten Armen hinter seiner Schwester stand. Ungeduldig sah Takeru auf die Uhr an seinem Handy. Es war bereits halb drei und Hikari war immer noch nicht aufgetaucht. Wenn sie sich nicht etwas beeilte, würde es bald zu spät sein. Sie hatte ihn nicht mehr angerufen, oder ihm eine Nachricht geschickt. Ob ihr etwas zugestoßen war? Es war nicht ihre Art, sich zu verspäten. Andernfalls hatte sie auch gesagt, sie dürfe eigentlich nicht raus. Vielleicht hatten ihre Eltern sie erwischt. Aber dann würde sie ihm doch bescheid geben. Takeru war schon drauf und dran, zu Hikaris Wohnung zu gehen. Doch was, wenn sie jetzt grade doch schon auf dem Weg zu ihm war und sie sich verpassten. Verzweifelt stütze er seinen Kopf auf seine Hände und raufte sich das blonde Haar. Hoffentlich würde sie bald hier sein. „Taichi bitte. Ich erkläre dir nachher alles, aber du musst mir jetzt vertrauen und mich gehen lassen!“, flehte Hikari ihren großen Bruder an. Einen Moment betrachtete der Ältere sie nur schweigend, dann schüttelte er den Kopf. „Ich habe Mama und Papa versprochen, dass ich auf dich aufpasse.“, erklärte er. Nervös kaute Hikari auf ihrer Unterlippe herum. Es war bereits viel später, als sie eigentlich beabsichtig hatte. Wenn sie nicht bald aufbrechen würde, dann wäre es zu spät. Sie tat einen Schritt auf Taichi zu und sah ihm tief in die Augen. „Bitte. Es ist wirklich wichtig, dass ich jetzt gehe. Es geht sozusagen um Leben und Tot.“, versuchte sie es erneut. Doch ihr Bruder schien nicht sehr überzeugt. „Was kann denn im Moment wichtiger für dich sein, als dich auszuruhen?“, fragte er stattdessen. Noch immer sah Hikari ihn eindringlich an.  „Ich muss zu Takeru. Und zwar jetzt sofort.“ Sie hatte kurz überlegt, Taichi die ganze Wahrheit zu sagen, hatte sich dann aber dagegen entschieden. Er würde ihr sicher sowieso nicht glauben. Aber wieso auch, könnte sie es an seiner Stelle? Als der Name des Blonden fiel, sah Hikari im Blick ihres Bruders, wie er nachdachte. Sie wusste, dass er ihren besten Freund mochte. Und sie wusste auch, dass er, wenn es hart auf hart käme, ihm ihr Leben anvertrauen würde. Wenn Taichi nur wüsste, dass dies nun der Fall war. Er merkte, wie ernst es seiner Schwester war und so langsam, begann er zu zögern. „Hikari, kannst du ihn nicht an einem anderen Tag sehen? Du bist heute erst aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Außerdem wollen Mama und Papa, dass du zuhause bleibst. Es ist doch sonst nicht deine Art, dich gegen ihre Wünsche zu stellen.“ Taichi löste die Verschränkung seiner Arme und kam nun ebenfalls einen Schritt auf seine Schwester zu. In seiner Stimme schwang Sorge mit. Hikari wusste, dass nun alles davon abhing, wie sie die nächsten Worte formulierte. Sie streckte ihre Hand aus und legte sie auf den Unterarm des Älteren. Eine Geste, die die Wichtigkeit ihrer Aussage unterstreichen sollte. „Mir ging es in der letzten Zeit wirklich nicht gut.“, begann sie und bemerkte, wie ein schmerzlicher Ausdruck über Taichis Gesicht huschte. Wieder überkam sie ein schlechtes Gewissen, sie hatte ihm so viel Kummer bereitet. Sie sprach schnell weiter, um ihm diese Last wieder zu nehmen: „Aber nun geht es mir besser. Ich war wie gelähmt, habe mich mit mir selbst unwohl gefühlt. Ich habe mich kaum wiedererkannt. Takeru hat mich daran erinnert, wer ich wirklich bin. Er hat mich so gesehen, wie ich mich gerne gesehen hätte. Als sei ich es wert, geliebt zu werden.“ „Aber du wirst doch geliebt! Ich meine, ich liebe dich mehr, als alles andere auf dieser Welt.“, schoss es aus Taichi hervor. Mit Tränen in den Augen, lächelte das Mädchen ihren Bruder an. „Ja ich weiß. Und ich liebe dich auch! Aber es gab einen Moment, in dem ich das einfach nicht begreifen konnte. Doch Takeru hat mir wieder Hoffnung geschenkt. Er ist mein Licht, in den dunkelsten Stunden. Ich brauche ihn, um leben zu können.“ Sie wusste, dass ihre Worte theatralisch klangen. Doch es entsprach einfach nur der Wahrheit. Für einen Moment, sah Taichi Hikari nur in die Augen. Es schien fast so, als suche er nach Antworten darin. Schließlich senkte er seine Lider, sog tief die Luft ein und ließ sie geräuschvoll wieder entweichen. „Okay. Ich habe es verstanden. Geh. Such Takeru und sag ihm, was du zu sagen hast. Aber versprich mir, dass du danach sofort wieder nach Hause kommst, ja?“ Als Taichi die Augen öffnete, erblickte er seine strahlende Schwester. „Ich danke dir!“, hauchte sie und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Dann drehte sie sich zur Haustür, um aus dieser hinauszutreten. Jetzt musste sie schnell zu Takeru. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. Hikari wünschte sich, es gäbe eine Möglichkeit Taichi zu zeigen, wie dankbar sie war, dass er sie nicht aufgegeben hatte und ihr immer noch vertraute. Aber für den Moment reichte es, wenn er einfach nur wusste, dass sie ihn liebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)