Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 17: Nachbarschaftstreffen --------------------------------- Am Abend dieses Tages war Kagome, obwohl Inu Yasha sie getragen hatte, erneut so müde, dass der junge Daimyo beschloss das nächste Dorf anzusteuern und um Unterkunft zu bitten. Das entpuppte sich tatsächlich als Glücksgriff, denn Miroku wurde als Mönch freudig willkommen geheißen – und eben seine Begleiter auch. Wurmdämonen lauerten in dem nahegelegenen Wald und hatten bereits Menschen getötet. Nachdem der Ortsvorsteher der kleinen Holzfällersiedlung die sichtlich erschöpfte junge Frau in der miko-Kleidung freundlich aufgenommen hatte, machten sich die anderen Drei auf die Jagd. Trotz der Müdigkeit und der freundlichen Aufnahme war Kagome inzwischen vorsichtig genug geworden, um nichts von wegen Daimyo oder Fürstin zu erwähnen. Sie bat nur nach dem Abendessen um einen Schlafplatz und war auch prompt müde genug selbst hier einzuschlafen. Sie machte erst die Augen auf, als Stimmen laut wurden und sie erkannte, dass ihr Ehemann samt Begleitern zurück gekehrt waren und berichten konnten, dass sie die Wurmdämonen vertrieben oder getötet hatten. Der Dorfvorsteher war heilfroh und versprach ihnen morgen auch noch Essen mitzugeben. Für die Fürstentochter, die so gut wie nie die sichere heimische Burg verlassen hatte, war das das erste Mal, dass sie erkannte, wie wichtig die Arbeit von Dämonenjägern und Menschen mit spirituellen Fähigkeiten war. Bislang war das, was ihr Großvater sie im Schrein gelehrt hatte, immer nur Theorie gewesen und läutern, töten, eines Dämons eher erschreckend. Aber die anderen Menschen hier draußen waren auf solche Hilfe angewiesen. Und womöglich war Inu Yasha schon deswegen ein guter Daimyo für Aoi, hatte er doch erwähnt, dass er mit solchem „armseligen Gewürm“ locker zurande käme. Und sie entdeckte in sich ein Pflänzchen aus Respekt – nicht nur gegenüber Miroku und Sango, die offensichtlich diesem Kampf und Beschützen ihre Leben verschrieben hatten, sondern auch gegenüber ihrem Ehemann.   So war das Quartett am folgenden Morgen frohen Mutes wieder auf dem Weg durch die Waldlandschaft Aois, die sich hier langsam ausdünnte. Vor ihnen erschienen die schroffen Gipfel der Blauen Berge, die sich, soweit das Auge reichte, nach Norden erstreckten. Nach Süden hingegen bot sich eine Ebene an, die an den dampfenden Vulkanen des Niigata endete – die Pforte von Ronin. Inu Yasha blieb stehen. „Steig ab, Kagome.“ Sie gehorchte eilig, wirklich froh, dass er sie erneut trug. „Das da ist sicher die Pforte.“ „Ja, denke ich auch. - Und da, am Fuß der Berge, sollte sich der Wachturm befinden.“ Er versuchte ihn zu entdecken. „Ja, da ist er auch. - Gehen wir noch etwas näher, dann wartet ihr auf mich und ich gehe allein hin.“ Immerhin war ihm gesagt worden, das hier und am anderen Ende der Pforte Samurai stationiert waren, die ständig die Grenze abpatroullierten. Er wusste von seinem Vater, dass der die Grenzwachen auch regelmäßig prüfte – oder mittlerweile von Sesshoumaru prüfen ließ. Unangekündigt. Unwillkürlich musste er daran denken, dass Kagomes Vater bei einem solchen Kontrollritt samt seiner Garde gestorben war. Zufall? Es hatte doch geheißen, dass er immer eine Woche weg war. Ritt er da immer den gleichen Weg und wusste das jeder, der interessiert war? Dann konnten sich die Wächter in den Türmen auch darauf einstellen? Na, dann würden die jetzt ziemlich überrascht sein.   Im Näherkommen entdeckten auch die drei Menschen den Wachturm am Fuß der Blauen Berge, deren steiler Abhang südwärts in der Pforte endete. Warum der da stand, war rasch klar, ein Bach kam aus den Bergen und floss in einen See, der den Turm nach Süden hin schützte und zugleich diesen versorgen konnte. Das Gebäude selbst bestand aus einem steinernen Erdgeschoss und dem eigentlichen Turm, der zwei hölzerne Stockwerke besaß. Inu Yasha sah sich um: „Dort hinten liegt wohl ein Teich oder so etwas. Da könnt ihr Pause machen. Ich finde euch dann schon.“ Und mit weiten, eindeutig über-menschlichen, Sprüngen machte er sich auf den Weg. „Pause, ja.“ Kagome seufzte möglichst unhörbar. Sie hatte nicht laufen müssen, war getragen worden, aber langsam war sie schon wieder müde. Der ungewohnte Muskelkater ließ sie sich für fast bewegungsunfähig halten. Aber sie wollte auch nicht, dass ihr Ehemann sie für schwächer als Sango hielt. Nun ja, gab sie zu, als sie neben der Dämonenjägerin ging, sie konnte deren Bumerang nicht einmal aufheben, geschweige denn tragen oder gar werfen. Sie WAR schwächer, ungeübter. Aber sie war bestimmt auch fähig und das sollte sie ihm beweisen! Das Wie war nur die große Frage, denn sie hatte langsam das Gefühl, dass er auf sie aufpassen musste, sie ähnlich sah, wie sie Kirara, ehe sie die Kampfkatze in ihr erblicken konnte: nett zum anschauen und streicheln, ganz süß, aber zu nichts zu gebrauchen. Keine Rolle, die ihr für die nächsten Jahrzehnte zusagte.   Tatsächlich fanden sie in der Richtung, die der Halbdämon angegeben hatte, einen Weiher am Waldrand, der offenbar aus Grundwasserquellen gespeist wurde, denn er besaß weder einen Zu- noch einen Abfluss. Die erleichterten Dorfbewohner hatten ihnen aus Dankbarkeit Brot und Zwiebeln mitgegeben, dazu Pilze, und Kagome sah zum ersten Mal, dass man auch diese Gemüse auf Spieße stecken und über einem Feuer braten konnte. Sie hatte viel zu lernen, gab sie sich erneut zu. Und das würde sie auch! Das Essen war gerade fertig als Inu Yasha auftauchte. Und keiner der Drei musste Gedanken lesen können, um zu sehen, dass etwas schief gelaufen war. „Haben sie dich etwa auch nicht erkannt?“ fragte seine Ehefrau, die sich nur zu gut an die Szene in Mochi erinnerte. „Keh! Die waren bei unserer Hochzeit dabei!“ Er setzte sich. „Aber eine tolle Arbeitsmoral.“ Er würde Hauptmann Nimaki was erzählen! Aber er sah zu Sango, die am ehesten das militärische Problem verstehen konnte. „Passt auf. Rechts und links von dieser Pforte von Ronin gibt es je einen Wachturm. Die Leute sind zu acht und für jeweils eine Woche da, dann werden sie abgelöst. Gedacht ist das so, dass immer die Hälfte schlafen kann, vier auf Wache sind. Davon zwei im Turm und zwei unterwegs.“ „Doppelwache auf Patrouille,“ meinte Sango prompt. „Zur Sicherheit. Und das ist nicht so?“ „Einer marschiert los, trifft den vom anderen Turm in der Mitte und dreht dann um.“ Er bemerkte, dass Kagome verständnislos guckte. „Doppelwache und auch zwei Mann auf Beobachtung sind zur Sicherheit. Falls was passiert, kann vielleicht einer die Information weiter geben.“ Und den Daimyo samt den in der Burg stationierten Samurai benachrichtigen, der dann gegebenenfalls auch die Miliz aufrufen konnte und in jedem Fall den Kaiser informieren. „Und wenn es nur ist, dass er ungeschickt stürzt,“ erklärte die Jägerin, da Kagome offensichtlich erschreckt war. „Wer sollte ihm dann helfen, bis sein Fehlen auffällt und er gesucht wird vergehen Stunden. Immerhin war wenigstens einer unterwegs, Inu Yasha?“ „Ja, vier schliefen und die anderen drei waren damit beschäftigt sich ein Gläschen Reiswein zu genehmigen.“ Die Flasche Sake war prompt umgefallen, als sie erkannten, wer da in den Hof des Wachturms kam und sie sich kaum eilig genug zu Boden warfen. „Sag mal, Kagome, weißt du, ob dein Vater seine Kontrollen jedes Mal ankündigte oder nach dem gleichen Schema machte? Du hast gesagt, er war immer eine Woche unterwegs.“ Die junge Fürstin zuckte etwas überfragt die Schultern. „Das wird Mama eher wissen, aber ich denke, dass er immer eine gewisse Runde einhielt, schon, um überall in Aoi auch aufzutauchen und Fragen der Dörfler zu entscheiden und so.“ „Es wusste also jeder, wann der Daimyo wieder aufkreuzen würde,“ schloss Miroku und nahm sich noch ein Stück Brot, ehe der Halbdämon alles erwischte. „Und dann waren sie natürlich alle eifrig bei der Arbeit. Nun ja. Diese acht Männer werden das herumerzählen. Sie leben doch noch?“ „Genau aus diesem Grund,“ murrte Inu Yasha, der sich gerade noch daran erinnert hatte, dass es sich nicht um Dämonenkrieger, sondern menschliche Samurai handelte – und dass die Vorgehensweise seines älteren Bruders bei Fehlern nicht einmal Vater ganz gefiel. So erklärte er: „Ich weiß nur, zuhause, also, im Westen, werden die Wachen immer unangekündigt überprüft.“ Zuhause, dachte Kagome. Ja, auch so ein Punkt, den sie nicht vergessen sollte. Er war allein in fremden Gebiet, dafür dem Göttlichen Kaiser allein verantwortlich. Das war sicher eine Belastung, dafür erzogen hin oder her. Das ließ er sie nicht spüren, auch zu Mama war er wirklich freundlich. Und sie jammerte, dabei konnte sie in der vertrauten Umgebung, bei ihrer Mutter bleiben. Sie sollte ihm wirklich zeigen, dass sie etwas konnte. Nur, was und wie?   Nach dem Essen gingen alle Vier in Richtung auf die unsichtbare Grenze der Pforte von Ronin. Inu Yasha hatte seine Absicht auf Narakus Einladung einzugehen nicht vergessen und steuerte geradewegs auf die steil abfallende Kante der Blauen Berge zu, sichtlich entschlossen, die Ebene entlang der Grenze selbst zu gehen. Als er näher kam, vermochte er auch die magische Linie zu spüren – und das, obwohl er es mit der Zauberkunst wirklich nicht so hatte. Für Dämonen war hier eine scharfe Linie, wenngleich natürlich Händler oder auch Boten sie überqueren konnten und durften. Nur den dämonischen Fürsten und den menschlichen Daimyo war dies ohne Zustimmung des Kaisers durch den Frieden vor dreihundert Jahren verboten. Unwillkürlich fragte er sich, woran eigentlich Menschen diese Grenze bemerkten, aber sie mieden sie wohl einfach. Jedenfalls, als er seine „geistlichen Berater“ fragte, meinte auch Miroku er spüre nur eine gewisse Magie, die ihn aber nicht abwehre oder aufhalten würde.   Um demonstrativ zu zeigen, dass er friedliche Absichten hatte, blieb Inu Yasha mit seiner Gruppe fast dreihundert Meter vor der Grenze, die sie langsam nach Süden abwanderten. Diesmal trug er Kagome nicht, was seine Ehefrau auch verstehen konnte. Bei einem Fürstentreffen wollte und sollte der Daimyo von Aoi auch seinem Stand entsprechend auftreten. Wenn schon ohne Standarte und Samurai, so doch wenigstens nicht als Lastesel der Fürstin. Überdies, so stellte sie fest, hatte ihr die Pause gut getan. Und, sie gewöhnte sich daran derart unterwegs zu sein. Nicht, dass es ihr gefiel, aber der Muskelkater ließ nach. Wie es Souta wohl in der Hauptstadt ergehen mochte? Und Eri in ihrer Ehe? Sie waren jetzt eine Woche doch sicher schon in Heiyokyo, da konnte schon viel geschehen sein. Ob sie Inu Yasha bitten sollte, Briefe an sie schreiben zu dürfen? Natürlich war nur der Herr befugt Boten abgehen zu lassen. Doch, das sollte sie. Und, wenn sie zeigte, dass sie sich hier seinen Wünschen fügte, dann würde er das auch genehmigen, da hatte sie mittlerweile keine Zweifel. Sie schrak förmlich aus ihren Gedanken auf, als Inu Yasha neben ihr so abrupt stehen blieb, dass sie an ihm vorbei lief. Schrecklich unhöflich gegenüber einem Daimyo! Bevor sie allerdings dazu kam sich panisch zu entschuldigen, nickte der und sah sich fragend zu Miroku und Sango um. „Ein Dämon.“ Der Mönch spürte die Energie. „Der Wächter vom anderen Turm?“ Der junge Daimyo schüttelte etwas den Kopf. Nein, die fünfzig Hundekrieger waren in der Burg stationiert. Aber ja, das war kaum die Energie eines Fürsten. Obwohl – Vater zeigte die seine ja auch selten offen. Als Fürst brauchte man nicht mehr angeben. Ihn irritierte nur die Witterung. Irgendwie hatte es doch immer geheißen, Ayama sei von Katzenfürsten beherrscht und so war er doch davon ausgegangen, dass auch Naraku aus dieser Familie sei. Aber das war irgendwie ...anders. Jetzt erkannte er auch die schwarzhaarige Gestalt im blauen Kimono, die sich langsam näherte, offenkundig auch ihn bemerkt hatte. „Naraku?“ Sango klang fragend, als der Fürst von Ayama näher kam und sie ihn alle genauer betrachten konnten. Lange, schwarze Haare, schlank und durchaus gut aussehend – und deutlich jünger als erwartet. Nun ja, dachte dann das Quartett einig, der hatte ja die Fürstentochter geheiratet – logischerweise war er jünger als der Inu no Taishou, schon die nächste Generation an Fürsten. „Bleibt zurück,“ befahl Inu Yasha und setzte sich bereits in Bewegung. Die anderen Drei sahen sich an, ehe sie etwas langsamer nachgingen, wohlweislich in Distanz halten bleibend.   Naraku blieb auf seiner Seite der Grenze stehen und lächelte gewinnend. „Daimyo Inu Yasha, wie ich annehme? Willkommen, mein neuer Nachbar.“ „Fürst Naraku.“ Inu Yasha bemühte sich um Höflichkeit und neigte etwas den Kopf. „Ich bin überrascht, Euch in dieser Begleitung zu sehen, so ohne Schutz und Samurai.“ Diplomatisch bleiben und keinen japanweiten Krieg vom Zaun brechen, ermahnte sich Inu Yasha, der den Kerl auch ohne Vaters Warnung jetzt schon nicht ausstehen konnte. So unterdrückte er seine erste Antwort, ob er so aussähe, als ob er menschliche Samurai zu seinem Schutz benötigen würde. „Samurai auf einer Pilgerreise erschienen mir doch … übertrieben. Überdies seid Ihr ganz allein.“ „Das ist wahr. Nun, ein Stück entfernt warten meine Kinder. Es war ein reiner Ausflug im Interesse der Familie.“ Nicht gelogen. Er wusste, dass man Hundedämonen sehr schwer anlügen konnte – und er wollte nicht ausprobieren, wie weit er das bei dem Halbdämonen treiben konnte. Nicht, solange der ihm nicht gehörte. Gut. Diese bunt gemischten Begleiter, darunter ein Mönch und eine miko, und ja, sogar eine Dämonenjägerin, blieben in knapp hundert Schritt Entfernung stehen. Selbst falls jemand von denen etwas bemerken sollte – und das war bei dieser Distanz schwierig – würde ihm der Halbhund schon gehören. Ein geistiger Überfall ging schnell, da sprach er aus Erfahrung. Noch ein wenig ablenken, noch ein wenig Höflichkeit – und in Gedanken seine Kräfte bündeln. „Man darf Euch ja wohl noch zu Eurer Heirat gratulieren? Mir wurde gesagt, die junge Fürstin sei ein bezaubernder Anblick. Natürlich neben der Tatsache, dass diese Ehe sehr wohl politische Gründe hatte und Euch empor hob.“ „Der Göttliche Kaiser stimmte meiner Ernennung zu.“ Verflixt, was wollte der Kerl nur? Ausprobieren, wann er zum Schwert griff? Krieg mit dem Kaiser und damit auch Vater? Dieses Treffen hatte doch irgendeinen anderen Grund als miteinander zu reden, das sagte ihm sein Instinkt, und er sah sich gezwungen sich zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten daran zu erinnern, was die Folge wäre, würde er diesem Trottel ein kaze no kizu um die Ohren jagen. Sehr emotional, dieser Junge. Wunderbar. Das würde einfach werden. Naraku warf noch einen Blick auf die Begleiter, ehe er wie abbittend die Hände hob. „Natürlich. Euer Cousin, wie konnte ich das vergessen …Nun, ich kümmere mich ja nur um dieses Fürstentum und es war sehr freundlich von deinem Vater mir einen Boten …“ Jetzt hatte er ihn. Die plötzlich unhöflicher werdende Anrede ließ unverzüglich die Gefühle aufwallen. So schlug der Fürst von Ayama zu, ließ das in seinem Kopf bereits sorgfältig geknüpfte Netz aus Gedanken fliegen.   Was … dachte Inu Yasha noch, dann hatte er das Gefühl eine Fliege zu sein, die unentrinnbar in einem Spinnennetz fest saß und nur zusehen konnte, wie sich die Beine der Spinne um sie legten. Er begriff noch, dass Naraku in seinen Kopf eindringen wollte, in seine Gedanken, dann schien die Welt um ihn zu verschwinden. Er spürte wie sich fremder Wille seinen Gedanken aufzwingen wollte Die geistigen Fühler waren alles andere als sensibel, drangen mit Gewalt in seinen Verstand ein und er empfand es als schmerzhaft. Sein eigener Wille bäumte sich auf. Glaubte dieser Narr er wäre so einfach …. Ekel und Wut lösten Widerwillen aus, Trotz. Seine Lehrer hatten oft genug sich gefragt, warum der gleiche Junge, der bei seinem Vater so gehorsam sein konnte, sich bei ihnen auflehnte. Das war es: Widerwille und das Bewusstsein sich behaupten zu müssen. Was war nur los, dachte er noch. Irgendwie wurde sein Gehirn leer. Was von all den Impulsen in ihm war sein eigener Wille, welchen wollte ihm Naraku aufzwingen? Kopfschmerzen waren plötzlich da, als hämmere ihm jemand glühende Nägel in den Kopf. Es war fast unerträglich, ließ seinen Willen schwinden. Nein, er durfte nicht….   „Dieser Naraku hält ja einen förmlichen Monolog,“ meinte Kagome verwundert. „Ich meine, Inu Yasha sagt ja gar nichts und steht nur da.“ Miroku starrte plötzlich alarmiert hin. „Da stimmt etwas nicht! Magie und dämonische Energie in höchstem Maß!“ Das war zu weit für Bannzettel zum werfen, aber er wusste auch nicht, was geschehen würde, näherte er sich. „Verdammt, der macht etwas mit Inu Yasha!“ Und das konnte nichts Gutes sein. „Kagome, schieß!“ Sie war verwundert, aber die Hektik in seiner Stimme ließ sie einen Pfeil aus dem Köcher ziehen, bereits den Bogen von der Schulter gleiten lassend. „Ich kann doch keinen Dämonenfürsten läutern,“ wandte sie noch ein, aber dann begriff sie, dass diese seltsame Starre, die ihr schon aufgefallen war, sicher Magie bedeutete. Und, als sie anlegte und Naraku anvisierte, erkannte sie plötzlich Schlieren zwischen ihm und ihrem Ehemann, nein, schwarze Fäden, die von Kopf zu Kopf liefen. „Die Fäden!“ keuchte sie. Was auch immer dieser Verrückte mit dem armen Halbdämon machte – niemand legte seine Hände an den lieben Inu Yasha, der so freundlich zu ihr war, obwohl sie ihm vermutlich oft genug auf die Nerven ging, obwohl er… Dieser Mistkerl! Es war Sorge und Zorn, die sie den Pfeil von der Sehne schnellen ließen – und ihre angeborene Magie flammte auf. Um das Geschoss bildete sich eine helle Aura, Funken sprühten. Sie starrte keuchend hinterher. Hoffentlich hatte sie jetzt einmal richtig gezielt und erwischte die Fäden. Traf sie den Dämonenfürsten, so wäre das wohl das Ende des jahrhundertelangen Friedens, egal, welchen Grund sie hatte. Naraku spürte selbst in dieser Konzentration die heran sausende Läuterung und machte einen hastigen Satz zurück. Immerhin brach dieser halsstarrige Halbhund zusammen. Nur noch ein bisschen, dann könnte er ihn übernehmen ….Aber seine magischen Fäden wurden durchtrennt. Was war das denn für eine Priesterin? So was hatte er das letzte Mal bei Kikyou gesehen. Und dieser Mönch hob die Rechte, wickelte sein Tuch hastig ab, die Bannketten. Er begriff. „Der Mönch mit dem Schwarzen Loch!“ Seines Bleibens war nicht länger hier. Mut war eine Frage der Intelligenz. Noch stand nur Aussage gegen Aussage vor den anderen Fürsten und dem Kaiser. Eingesogen zu werden oder geläutert war nicht wieder rückgängig zu machen. So sprang er erneut einen Satz zurück und wählte eine halbe Verwandlung. Als er davon flog, sah er noch, dass Priesterin und Mönch zu diesem Narren rannten – der ganz ohne Samurai trotzdem offenkundig beschützt wurde. Er selbst hatte den unterschätzt. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Zum Glück hatte er noch andere Pläne.   Kagome fiel auf die Knie, ließ den Bogen Bogen sein und zog ihren Ehemann etwas auf, in ihre Arme. „Inu Yasha!“ Es klang fast wie ein Schluchzen. „Was hat der Mistkerl nur mit dir gemacht? Inu Yasha!“ Der Halbdämon hörte seinen Namen, spürte, wie er an etwas Warmes, Weibliches gedrückt wurde. Der Schmerz hatte aufgehört, jetzt fühlte er sich sicher und geborgen. So kuschelte er sich enger an, wie ein müdes Kind. „Mama….“ Kagome hatte ihn unwillkürlich schon wieder weg schubsen wollen, aber diese Anrede erschreckte sie. Wusste er denn nicht mehr, wo er war? Wer sie war? Was war nur passiert? „Inu Yasha ….was hat er nur mit dir gemacht? Ich bin Kagome, hörst du? Ka-go-me!“ Kagome, ja. Aber sie war so warm und roch so gut … Er sah eigentlich keinen Grund sich zu bewegen. Dann fühlte er eine männliche Hand zwischen den Ohren. „Ich spüre keine Magie mehr, Kagome-sama,“ erklärte Miroku, den dieser Schuss doch beeindruckt hatte. „Du?“ „Nein, aber ..was war das?“ „Ich glaube, er wollte Inu Yasha übernehmen, ihn steuern. Das ging aber wohl langsamer als geplant.“ „Naja, stur ist er schon.“ Aber sie lächelte. Inu Yasha hörte es und beschloss, dass es zwar sehr schön war so bekuschelt zu werden, aber schlecht für seinen Ruf, würden seine Freunde, ja, Freunde, denken, er wäre von diesem Naraku fertig zu machen. So richtete er sich auf. Kagome gab ihn leider auch eilig frei. Er blieb vor ihr knien. „Es geht schon wieder,“ sagte er. „Ja, der wollte in meinen Kopf. Das tat ziemlich weh. Verschwinden wir hier lieber, ehe der Idiot noch mit Kriegern zurück kommt.“ „Ein seltsamer Fürst.“ Die wachsame Sango hatte Naraku und dessen Flucht nicht aus den Augen gelassen. „Als er wegflog, konnte ich unter seinen Kimono sehen. Nicht, was ihr denkt! Da waren Tentakeln. Was ist das nur für ein Dämon?“ „Gute Frage,“ meinte der junge Daimyo und stand langsam auf. „Ich dachte, er sei ein Katzendämon, aber jetzt bin ich sicher, dass er das nicht ist. Gehen wir. Und machen irgendwo Pause.“ „Ja, klar,“ meinte die Dämonenjägerin. „Er wollte dich übernehmen. Soweit ich weiß, ist das einer der brutalsten und rücksichtslosen Angriffe, die man kennt. Und, das kann nicht gerade jeder.“ „Ich habe mich gewehrt. - Und wieso hat er aufgehört?“ „Kagomes Pfeil und Miroku drohte mit dem Schwarzen Loch,“ erwiderte sie, während Inu Yasha Kagome die Hand bot um ihr beim Aufstehen zu helfen. Jetzt sah er sie verwundert an. „Dein Pfeil?“ „Da waren so Fäden zwischen euch,“ murmelte sie etwas verlegen. „Auf die habe ich gezielt.“ „Und geläutert,“ ergänzte Miroku. „Und zwar läuternde Energie einer Macht, mit der ich nicht mithalten kann. Wenn deine Magie erwacht, Kagome-sama, dann aber richtig.“ „Gehen wir.“ Aber Inu Yasha griff wortlos erneut nach der Hand seiner Ehefrau. Sie hatte ihm geholfen. Sie waren wohl doch Freunde, wie auch Miroku und Sango. Und das fühlte sich geradezu verboten gut an.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)