Sturm über Japan von Hotepneith (Leg dich nie mit Inu Yasha an) ================================================================================ Kapitel 15: Reiskuchen ---------------------- Kagome war so erschöpft, dass sie sich willenlos auf Inu Yashas Rücken schwingen ließ, und, sobald sie fühlte, dass er sich sicher tragen konnte und tatsächlich in den Wald lief, auch den Kopf an seine Schulter legte und einschlief. Er spürte es und freute sich an ihrer Wärme und Nähe. Sie wurden doch langsam Freunde, glaubte er. Aber er sollte wirklich besser abschätzen, wann ihr etwas zu viel wurde. Sie war ein Mensch. Noch dazu eine Fürstentochter und nicht so durchtrainiert wie eine Dämonenjägerin oder eben auch Miroku. Aber selbst der hatte gefragt, ob er mit auf Kirara dürfe, was Sango nach gewisser Überlegung genehmigt hatte. Allerdings mit dem Zusatz er solle sich vor sie setzen. Aber selbst der war müde. Hm, beschloss der Halbdämon, er sollte wohl besser bei Kagome daran denken, was seine Mutter körperlich so getan hatte – und das war wirklich wenig gewesen. Selbst, wenn er im Garten gespielt hatte, war sie nur dabei gesessen. Sie hatte nie mit ihm Ball gespielt. Nun ja, auch sonst niemand, wenn er es sich recht überlegte. Ein Dämonenkrieger spielte eben nicht Ball. Ihm hatte es Spaß gemacht und Mamas alte Hofdame hatte sich manchmal breit schlagen lassen ihm den Ball zuzuwerfen. Vermutlich weil er nach solchen Tagen auch als Kleinkind müde genug war um wirklich zu schlafen. Er benötigte weniger Schlaf. Immerhin konnte Kagome mit Pfeil und Bogen schießen, das war doch auch eine körperliche Betätigung? Mit dem Schwert würde sie nicht umgehen können – und das war unter Menschen wohl auch für Frauen absolut nicht üblich. Selbst die allermeisten Dämoninnen waren nicht gerade angetan. Einige Hundekriegerinnen gab es, aber das war auch alles, was er kannte. Bei den Wölfen und vor allem Füchsen sollte es einige mehr geben, aber in den jeweiligen Fürstentümern war er ja nie gewesen und würde da auch als Daimyo nicht mehr hinkommen.   Er blieb auf einem Berg halten, da sich vor ihm der Wald lichtete und er die weite Ebene erkannte. Menschendörfer lagen dort, umgeben von ihren Feldern. Kirara landete neben ihm und er spürte, dass Kagome aufwachte. „Sind wir da?“ fragte sie, ehe sie sich etwas aufrichtete. „Lass mich runter.“ Ihr tat noch immer alles weh, auch, wenn sie zugab, dass er sie offensichtlich ein gutes Stück getragen hatte. Dieser dämliche Ausflug war ja immerhin auch seine Idee gewesen, da konnte er das schon machen. Ja, sie war ungerecht, das wusste sie selbst, aber Müdigkeit und Schmerzen taten das ihre. „Da sind Dörfer. Was ist denn jetzt Mochi? Und die sind ja immer noch schrecklich weit weg. Kommen wir überhaupt dahin, bevor es dunkel wird?“ „Nein.“ Inu Yashas ehrliche Antwort hatte zur Folge, dass seine Ehefrau mit dem Tempo einer ausgehungerten Kobra zu ihm herumfuhr. Ihr Zischen klang auch ähnlich. „Bist du vollkommen verrückt? In der Nacht kommen Monster aus ihren Verstecken, zumal hier, im Wald und den Bergen!“ „Ich halte Wache. Ich brauche noch keinen Schlaf,“ bot er an, da er durchaus mitbekam, dass sie böse war. „Mochi ist das da hinten am Horizont, zumindest sieht das nach einer Stadt aus. Da könnten wir morgen Mittag sein, das passt gut, so wegen Essen und so.“ „Essen,“ murrte sie. „Wo willst du denn hier etwas her bekommen? Hier ist nicht einmal ein See.“ „Nein, aber weiter unten gibt es einen. Ich kann ihn schon riechen. Dann gibt es noch einmal Fische und morgen dann Reiskuchen, die gibt es da sicher, mochi in Mochi.“ Wenn der Ort schon wie ein Essen hieß... „Nichts Vernünftiges zu essen, keinen Tee, keine Decke, die Nacht kalt im Wald und möglichst noch Dämonen!...Mach Platz! Das war die blödsinnigste Idee, die du nur haben konntest!“ Zum gewissen Entsetzen der zwei Begleiter leuchtete die Bannkette um den Hals des jungen Daimyo auf und Magie, die zumindest Miroku spüren konnte, ließ den zu Boden knallen. Kagome hatte vor gewisser Wut, die Angst und Enttäuschung entsprang, Tränen in den Augen. „Wenn das dein Schutz ist, kann der mir gestohlen bleiben! Mach Platz!“ Sie spürte eine Hand auf der Schulter und fuhr herum. Sango sah sie besorgt an. „Kagome? Kagome? Hörst du mich?“ Diese atmete entsetzt durch. Sie hatte ihm versprochen das Zauberwort nicht mehr zu sagen – und ihn jetzt auch noch vor Zeugen zu Boden zu schicken war nicht sonderlich klug. Als Daimyo musste er reagieren, als Ehemann dazu. Inu Yasha raffte sich etwas auf. „Sag mal, du dumme Ziege, wir hatten was ausgemacht!“ Ja, gab sie zu. Und leider hielt er sich wirklich an sein Versprechen sie nicht anzurühren, bis sie sich besser kennengelernt hatten – sie hatte beileibe kein Recht so auf ihn loszugehen, nicht als Untertan, nicht als Ehefrau. „Es tut mir Leid,“ murmelte sie. Es klang dumm genug. „Ich bin nur so müde und so etwas habe ich doch noch nie gemacht…..“ Die Dämonenjägerin sah beiseite. „Dann komm zu mir auf Kirara, wir fliegen zu dem See, wenn du zustimmst, Inu Yasha-sama.“ Denn der rappelte sich wieder auf und Sango war nicht sicher, welche Reaktion er jetzt für passend hielt. Das lag allein bei ihm, ob er ihnen allen Dreien jetzt die Köpfe zu Füßen legte, nur seine Ehefrau hinrichtete und ihnen beiden die Zungen herausschneiden ließ, oder irgendeine andere Sache befahl, die sie sich nicht einmal vorstellen wollte. Miroku war von ähnlichen Empfindungen bewegt. Da waren alle Zwei wohl recht ungestüm und handelten erst, ehe sie nachdachten. Nur, leider hatte Kagome gerade auch sie als Zeugen mit hinein gezogen. „Wo wünscht Ihr zu übernachten, mächtiger Daimyo,“ versuchte auch er die Wogen zu glätten. Kagome hörte es und es überkam sie ein schlechtes Gewissen. Ja, sie hatte die Zwei auch noch in Gefahr gebracht, Menschen, die ihr nichts weiter getan hatten außer nett zu ihr zu sein, ihr Sachen zu erklären, ihr in dem ungewohnten Terrain zu helfen. Und auch, wenn sie die Anrede ihres Ehemanns als dumme Ziege alles andere als nett fand – das dachten vermutlich Sango und Miroku gerade ebenfalls über sie. Sie versuchte sich an einer neuen Entschuldigung, was sie schwer fand, denn immerhin tat ihr ja nun mal alles weh und die Aussicht auf eine Nacht im Wald war eher der Schrecken pur. „Es tut mir wirklich Leid, Inu Yasha, ich war nur so … so wütend. Und, das kann dir jeder auf der Burg bestätigen, wenn mir da so heiß wird, denke ich an nichts anderes mehr.“ Der Halbdämon hatte durchaus schon dezente Andeutung, selbst von ihrem Großvater gehört, dass ihr Temperament erwähnenswert war und keine Erziehung dagegen etwas machen konnte. Wobei er das bei Vater oder Sesshoumaru vor allem mal gern gesehen hätte. Die konnten Leute so anstarren, dass die in vollkommene Panik verfielen. Und er musste daran denken, wie sie in der Hochzeitsnacht so friedlich in seinem Arm geschlafen hatte. Ihr Geruch war meist so sanft und ….ja, er wollte wirklich nicht, dass sie auf ihn so böse war. Dazu hoffte er viel zu sehr auf Freundschaft und anderes. So wandte er sich nur etwas ab und beantwortete lieber die Frage des Mönchs. „Dort unten ist ein See, da sind wir noch vor der Dämmerung. Du fängst Fische, Sango sucht Holz, und ich suche die Gegend ab, ob es da lebensmüdes Gewürm gibt.“   Sobald die Dämonenjägerin davon ausgehen konnte, dass selbst ein halber Hundedämon ihr auf der fliegenden Kirara nicht mehr so zuhören konnte, zumal der unten durch den Wald brach, wandte sie den Kopf. „Kagome, ich weiß nicht, wie er ist, wenn ihr allein seid – aber er ist und bleibt der Daimyo von Aoi, Sohn des Dämonenfürsten des Westens. Und der Cousin des Göttlichen Kaisers.“ „Ich weiß ja,“ seufzte die junge Fürstin. „Aber er ist auch nur so alt wie ich und er bringt mich manchmal wirklich auf die Barrikaden mit diesen ...Sonderwünschen.“ „Du solltest seine Nachsicht mit dir nicht mit Schwäche verwechseln.“ „Was meinst du?“ Irgendwie klang das nicht so gut. „Als er aufstand, habe ich seine Augen gesehen. Die waren viel dunkler als sonst. Dahinter schimmerte das dämonische Rot. Ich bin sicher, wenn sein Vater in seiner Hundegestalt ist, sieht man es. Das passiert aber zumeist nur, wenn sie wirklich wütend sind – kurz, kein gutes Zeichen für das Gegenüber. Inu Yasha hat sich zusammen genommen, vermutlich, weil du ihn im Bett zufrieden stellst ...“ Kagome wurde glühend rot, wollte dazu aber nichts sagen. Das war ihr gemeinsames Geheimnis. Sich drei Mal am gleichen Tag beim Ehemann und Fürsten in die Nesseln zu setzen wäre wohl etwas viel. Sango fuhr daher nur fort: „Du solltest ihm diese Bannkette abnehmen.“ „Wollte ich ja schon,“ verteidigte sich die junge Dame prompt. „Aber er wollte sie behalten.“ „Unter der Bedingung, dass du ihn nicht zu Boden schickst. Er sagte was von ausgemacht….“ „Ja, schon. Aber, wie anders soll ich …. Ja, schon gut. Er hat das Recht und ich muss gehorchen.“ „Klingt nach einer besseren Entscheidung als Selbstmord begehen zu wollen und uns andere gleich noch mit hineinzuziehen. Kagome, du bist eine Fürstentochter. Du solltest viel besser als ich wissen, über welche Macht ein Daimyo verfügt!“ „Das ist mir klar, es ist ja nur … ich sehe ihn nicht als Daimyo, eher, so ähnlich wie dich.“ Und nicht einmal vor Hojo hatte sie weniger Angst oder Respekt gehabt. Jedenfalls nicht, solange nicht die militärischen Befehlshaber hinter Inu Yasha sie daran erinnerten, welche Rechte er besaß. „Na, dann solltest du mal an deiner Einstellung arbeiten. Ich sah mich schon einen Kopf kürzer.“ „Er ist nett.“ „Er ist ein Fürstensohn und sicher auch dazu erzogen. Noch dazu dämonische Erziehung. Nett bedeutet nur, dass er momentan mehr an dir interessiert ist als an seinem Ruf – und ziemlich sicher ist, dass Miroku und ich den Mund halten werden.“ „Du sollst ja recht haben.“ „Ich habe recht. Kirara, geh runter.“ Denn da war ein kleiner Weiher aufgetaucht an dessen Rand Miroku eben stehen blieb. Da er allein war, sah sich die Jägerin im Absteigen um. „Wo ist er?“ „Patrouille. Und ich wäre ungern der Dämon, der ihm jetzt begegnet,“ erwiderte der Mönch und sah zu Kagome. Die hob eilig die Hände. „Ja, Sango hat es mir bereits gesagt. Ich wollte euch da auch nicht mit hinein ziehen. - Ist er wirklich noch so sauer?“ „Seine dämonische Energie war noch immer deutlich fühlbar. Also, ja. Übrigens ist er zu allem Überfluss ein Ururenkel der Sonnengöttin. Und da möchte ich sicher nicht zum grillen bei Oma eingeladen werden. - Jetzt hole ich mal Fische.“   So saßen die Drei in der hereinbrechenden Dämmerung bald friedlich um das Feuer und grillten Fische, ohne dass sich der Halbdämon blicken ließ. Kagome fühlte sich zwar unwohl mit dem Rücken zu See, aber sie schätzte durchaus, dass ihre Begleiter ja immerhin mit dem Rücken zu Wald saßen, sie so abschirmten. Und es war auch beruhigend, dass sich Kirara in ihrer kleinen Form auf ihren Schoß gelegt hatte. Anscheinend konnte selbst die Monsterkatze keine Gefahr wahrnehmen.   Die Fische waren schon fast fertig und das Gespräch drehte sich um Reis, der dort in der Ebene angebaut wurde und Reiskuchen, als der Mönch plötzlich aufsah. „Da kommt etwas. Dämonische Energie.“ „Ja, aber womöglich Inu Yasha. Es ist recht laut für einen Angreifer. Komm, Kirara.“ Sango stand mit ihrem Bumerang auf, während ihre nekomata schon auf Kampfgröße wuchs, und sie ohne Verzögerung aufspringen konnte. „Was…?“ brachte Kagome hervor. „Jemand mit dämonischer Energie nähert sich uns recht unvorsichtig. Vielleicht Inu Yasha. Bleibe hinter mir, Kagome-sama.“ Er wollte dem Daimyo ungern erklären, warum seiner Ehefrau etwas zugestoßen war. Da sie ängstlich sofort gehorchte, blieb er vor ihr stehen, seinen Mönchsstab quer in beiden Händen haltend, ehe er sah, was da kam und sich sichtlich entspannte. „Eine dumme Kleinigkeit,“ diagnostizierte auch Sango, ehe sie den Wurmdämon mit ihrem Bumerang bewarf. Die Waffe trennte den Körper ohne Probleme in zwei Hälften und die Jägerin fing ihn geübt wieder auf. „Ein ziemlich kleiner noch.“ „Nicht schlecht,“ lobte der Mönch, der die Jägerin zum ersten Mal in ihrer Profession gesehen hatte. „Dann setzen wir uns wieder, wäre schade um die schönen Fische.“ Als Kagome saß, atmete sie tief durch, erneut die kleine Katze bei sich, was sie doch beruhigte. „Das machen Dämonenjäger?“ „Ja. Meist sind es viel mehr, wenn sie ein Dorf angreifen. Fragt sich, warum das Junge hier allein war.“ „Weil es nicht allein war.“ Miroku stand langsam wieder auf. „Das hier ist entweder die Mutter oder der nun trauernde Gefährte.“ Denn der Wurm, der aus dem Wald kam, maß gewiss über zwei Meter. Allerdings griff er nicht an, sondern starrte die seltsame Gruppe nur an, die sich erneut in die Kampfposition begeben hatte. „Der ist so groß,“ flüsterte Kagome. „Und, wieso starrt der mich so an?“ Sango wollte schon sagen, dass der sie alle anguckte, aber es stimmte. Der Blick des großen Wurmes lag nicht auf ihr oder ihrer Katze, sondern auf der Fürstengefährtin. Sie fasste daher ihren Bumerang fest, als sich der Wurm zu bewegen begann. Allerdings näherte er sich nicht. Es war eher ein Hin- und Herschwingen, dumpfe Laute kamen aus dem zahnbewehrten Maul. Mirou war der Erste, der begriff. „Ach herrje. Das ist eine Verwechslung. Der Wurm, Sango, den du zuvor getötet hast, war offenbar ein Weibchen und der Kerl hier ist in absoluter Brunststimmung. Aus irgendeinem Grund kapriziert er sich auf Kagome-sama, mit der er sich paaren will. Vielleicht riechst du für die Nase von Würmern am Besten.“ „Na, danke,“ fauchte sie, starrte jedoch zu dem noch immer tanzenden Wurm. „Der will mich heiraten?“ Irritiert und mit gewisser Angst bemerkte sie, dass der Mönch ebenso seinen Stab sinken ließ wie die Jägerin den Bumerang. Wollten sie etwa verhandeln? Dann erst erkannte sie die rot-weiße Gestalt, die zwischen ihnen landete, die rechte Hand erhoben. „Sankontessu!“ Mit entsetztem Würgen sah sie, dass nicht nur ihr Ehemann aufgetaucht war, sondern auch den Wurm getötet hatte – mit bloßen Händen, ohne zum Schwert zu greifen, und dennoch aus der Distanz. Sie sollte sich wohl bedanken, aber sie wandte sich keuchend ab. Es war das erste Mal, dass sie ihn als Halbdämon gesehen hatte, ebenso das erste Mal, wie bei Sango, dass sie getötet hatten. Und jetzt fiel es ihr deutlich einfacher die Warnungen vor dämonischem Blut und Daimyo ernster zu nehmen. Inu Yasha war sicher viel gefährlicher als Hojo, nun, vermutlich mehr als ihr Vater.   Inu Yasha kam heran. „Was war denn hier los? Schlaft ihr?“ „Den ersten habe ich erledigt,“ meldete Sango sachlich, die die Kritik durchaus nachvollziehen konnte. „Es handelte sich um ein Weibchen und sie waren wohl im Paarungsspiel, nicht auf der Jagd. Das hier war das Männchen und wollte offenkundig als Ersatz… äh, Kagome haben.“ „Keh, niemand will meine Frau ohne es mit mir zu tun zu bekommen. - He, Kagome, jetzt ist alles in Ordnung, ich bin da und passe auf dich auf.“ Sie nickte nur. Ihr war schlecht und aus dem überstandenen Adrenalinschock klapperten ihr die Zähne. Fast sofort spürte sie wieder sein Oberteil um ihre Schultern, noch warm von seinem Körper. „Danke,“ war sicher höflich, während sie in die Ärmel schlüpfte. „Frierst du nicht?“ Zu ihr war er so rücksichtsvoll… Nur, weil sie verheiratet waren? Oder mochte er sie irgendwie auch? Er hatte da was von anfreunden gesagt. „Nein.“ Er ließ sich nieder. „Ich bin weiter unten gewesen, da kommt die Straße wieder. Es dürfte besser sein, wenn Kirara klein bleibt und wir ganz brav zu Fuß weiter gehen. Bis nach Mochi selbst ist es nicht mehr weit, ich konnte die Stadttore schon sehen. Jede Menge Menschen, die dahin gingen, vermutlich, um noch vor Einbruch der Nacht da zu sein.“ Er sah beiseite und Kagome erkannte, dass seine Augen wieder wie Bernstein funkelten. Er war wohl nicht mehr böse auf sie. „Du schläfst in meinem Arm, das ist wärmer, und ich halte Wache. Morgen trage ich dich bis zur Straße, den Rest schaffst du bestimmt.“ Da hatte sie zwar ihre Zweifel, aber sie nickte nur. Nur keine Stimmung gegen sich mehr machen, nur nicht zeigen, wie viel schwächer sie war als er, nur ein Mensch. Er wollte ihr ja helfen und er meinte es gut. Er war kein Monster, nur ein halber Dämon. Und zu irgendeinem unbekannten Anteil sogar göttlich.   Der Weg nach Mochi war in der Tat gut besucht. Eine Priesterin oder ein Mönch fielen nicht auf und selbst Dämonenjäger kamen oft genug aus der benachbarten Provinz, dass Sangos Uniform kein Misstrauen auslöste. Fall sich irgendwer über den bewaffneten, jungen Mann mit langen weißen Haaren wunderte oder dessen Ohren auf dem Kopf, so war diese vertraute Begleitung dazu geeignet ihn harmlos wirken zu lassen. Selbst die Posten, die die Besucher kontrollierten, verlangten nur den üblichen Wegezoll, den Inu Yasha auch ohne Murren für sich und seine, wie er langsam hoffte, Freunde bezahlte. Er wusste aus den Berichten seiner Berater, dass die Gegend um Mochi die einzige Ebene war, in der Reis und Leinen angebaut werden konnte, enorm wichtig für die Versorgung der Bevölkerung. Gab es hier eine Missernte, wie vergangenes Jahr, so waren die Menschen der Provinz darauf angewiesen, dass der Daimyo aus anderen Provinzen Reis und Getreide einkaufte. Und der liebe Nachbar aus Ayama, Naraku, hatte seinen Preis nach der Missernte ja wohl auch postwendend hoch gesetzt. Nicht unüblich, klar, aber irgendwie hatte der Halbdämon das Gefühl gewonnen, den nicht leiden zu können. Jedenfalls war es so kein Wunder, dass so viele Menschen zum Tempel des Inari strömten, für die gute Ernte dieses Jahr danken und die möglichst noch bessere nächstes Jahr bitten wollten. Der hochgelegene Haupttempel war zwischen den kleinen Häusern kaum zu übersehen, ebenso wie das Kloster zu den sieben Monden, das auf dem zweiten Hügel der Stadt errichtet war.   Sie folgten zu viert dem Weg der Pilger und waren mehr als überrascht, dass ein Mann mit einigen Stadtwachen sie abtrennte und stoppte. Die Amtskette verriet, dass der Anführer ein Beamter war, sicher der Stadtverwalter. Drei der Gruppe sahen zum vierten, ausgerechnet zu dem Verdächtigsten und Makoto beschloss, dass sein Argwohn richtig gewesen war. „Diese Sorte mögen wir hier nicht. Verschwinde.“ „Priester? Miko? Dämonenjäger?“ Inu Yasha wollte nicht verstehen. „Dämonen! Was bildest du dir denn ein hier einfach zu einem Götterfest gehen zu können, ja, womöglich gar in den Tempel und Inari beleidigen? Wir litten genug unter den letzten Missernten! Verschwinde oder muss ich dich erst aus der Stadt jagen lassen?“ „Keh. Das kannst du gern probieren. Mein Name ist Inu Yasha. Ich bin der Daimyo von Aoi. Und ja, ich habe nicht nur das Recht eine Spende zu dem Fest zu geben, sondern daran teilzunehmen!“ Makoto lachte auf, was seine Wachen dazu bewog das Gleiche zu tun. „Klar. Der Daimyo. Junge, ein Daimyo reist immer mit Standarte und Samurai. Ich sehe hier weder noch, also, was soll der Blödsinn.“ Langsam reichte es dem Halbdämon. „Deine schlechten Informationen sind mir einerlei.“ Er zog die Augen zusammen, ehe er hoffte wie sein Halbbruder zu klingen. „Aber gut. Ich gehe und komme mit Samurai zurück. Dreihundert Samurai und fünfzig dämonische Krieger. Danach wird von Mochi außer dem Tempel und dem Kloster nur noch rauchende Trümmer zu sehen sein, darauf gebe ich dir mein Wort.“ Makoto wollte schon wieder auflachen, aber irgendetwas in diesem Satz war kalt wie Eis gewesen. Eine eindeutige Drohung, ohne, dass der Junge auch nur an sein Schwert gefasst hätte. „Makoto, was ist denn….“ Ein groß gewachsener, in gelb-orange gekleideter Mann kam heran, sichtlich ein Mönch, anhand der Ketten wohl der Abt des Klosters, dessen Blick etwas alarmiert an den Ohren dieses Besuchers hängen blieb. Er war gewohnt das Leben mit buddhistischem Gleichmut anzunehmen und so gab es kaum eine Sache, die ihn eigentlich dazu bewegen konnte, fast ruckartig zu dem Ortsvorsteher zu gucken. „Dieser Dämon wagt es unser Fest stören zu wollen, verehrter Abt, und gibt sich auch noch als Daimyo aus.“ Der Blick des Abtes glitt erneut zu dem sichtlich verärgerten Halbdämon, zu dessen Begleitung, doch jetzt etwas aus der Fassung gebracht. „Aha,“ machte Inu Yasha angesäuert. „Du bist hier wohl der Oberbonze. Sag diesem Vollpfosten von Stadtvorsteher, dass es euch allen hier schlecht bekommen würde mich nicht zuzulassen, angefangen von der jährlichen Spende. Und, wenn ich beschließe am Erntefest persönlich teilzunehmen, nicht mit Samurai um das Fest nicht zu stören, sondern mit meinen geistlichen Beratern, hat jemand wie der da dafür zu sorgen, dass mir nicht einmal eine Maus in die Quere kommt.“ Und, mit einer Eingebung ergänzte er: „Sonst vergesse ich nicht meine göttliche Verwandtschaft - aber mich.“ „Inu Yasha-dono…“ Der Abt verneigte sich eilig tiefer als es seine Stellung notwendig machte. „Ich bitte das voreilige Verhalten Makotos großmütig zu verzeihen. Selbstverständlich ist Eure Rücksichtnahme mehr als gnädig und ich muss zugeben - mein bescheidener Name ist Harumaru, wie Euch selbstverständlich bekannt ist - Ihr würdet uns allen eine große Freude machen, wenn Ihr Eure Pilgerreise im Tempel des Inari abschließen wollt. Über Nacht seid Ihr und Eure geistlichen Berater freudig gern im Kloster zu den sieben Monden als Gäste gesehen.“ Das verabschiedende Nicken und der nun unbesorgte Weitergang verriet einen ausgebildeten Fürstensohn. Harumaru sah zu Makoto. „Was sollte das denn?“ Das „du verdammter Narr“ sparte er sich nur in gewisser Aussicht, dass das gut für sein Karma wäre. „Woher sollte ich denn wissen, dass dieser Dämon der neue Daimyo ist?“ Sicher, es war ein Bote gekommen, dass man die Namensstempel, die mit dem Namen des bisherigen Fürsten gekennzeichnet waren, nicht mehr verwenden durfte, sondern mit dem Inu Yashas, der ein Halbdämon sei, aber… Manchmal fragte sich der Abt wirklich wie Makoto zum Ortsvorsteher werden konnte. „Weil er ein HALBdämon ist! Und seine Mutter war eine kaiserliche Prinzessin, in ihm fließt das Blut der Sonnengöttin. Kein Dämon ginge doch freiwillig in einen Tempel um für die Ernte zu danken! Was hast du denn in deinem Kopf? Wenn er dich um einen kürzer gemacht hätte, wie es sein Recht bei so einem Empfang gewesen wäre, würde man keinen Unterschied bemerken. So ist es allerdings für uns alle besser – wenn ER um die nächste Ernte bei Inari bittet, nun, viel mehr göttliche Hilfe könnten wir nur erhalten, wenn der Kaiser höchstpersönlich hier auftauchen würde und nicht nur sein Cousin.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)