Die Tragödie in der Buchhandlung von KiraNear ================================================================================ Kapitel 4: Beweisaufnahme ------------------------- ~ Conan / Shinichi ~   Takagis Finger fühlten sich warm an, als er zusammen mit Conan durch den Laden lief. Normalerweise mochte Conan es nicht, wenn ihn jemand wie ein richtiges Kleinkind behandelte, doch dieses Mal war es anders, es spielte ihm in die eigenen Karten hinein. Je besser er die Rolle des kleinen, ahnungslosen Schuljungen vor Gin spielen konnte, desto mehr würde es ihm auf Dauer das Leben retten. Wenn er dazu mit einem Polizisten kurzzeitig Händchen halten musste, dann nahm Conan es in Kauf. Während sie den Laden durchschritten und Takagi darauf achtete, dass Conan mit ihm mithalten und sich nicht an möglichen Ecken oder Kanten verletzen konnte, ging dieser seinen Gedanken nach. Sortierte alle Eindrücke, die der in der letzten Stunde hatte gewinnen können. Wie gewohnt hatte sein Kopf wie ein Schwamm alles um ihn herum aufgesaugt, unabhängig davon, wie wichtig oder unwichtig es ihm auf dem ersten Blick erschien. Er hatte auch schon die eine oder andere Theorie aufgestellt, dennoch galt es noch ein paar Punkte zu überprüfen, eher er sich festlegen konnte. Stellt sich nur noch die Frage, wer von den beiden der Täter ist und wie er die Tat genau begangen hat. Auch muss ich herausfinden, was mit der Tatwaffe passiert ist. Ein Seil oder ein ähnliches Werkzeug lässt sich immerhin nicht so einfach entsorgen, also muss es der Täter noch bei sich tragen. Es wäre besser, wenn Takagi und Sato alle einmal durchsuchen würden, selbst wenn das keine Ergebnisse mit sich brächte … ich wünschte nur, ich könnte es ihnen sagen. Zerknirscht ballte Conan die freie Hand zu einer Faust, ließ sie jedoch sofort wieder locker werden. Dennoch änderte es nichts an der Situation, in welcher er sich unweigerlich befand. Aber wenn ich mich zu auffällig verhalte, wird möglicherweise Gin unnötig auf mich aufmerksam. Er hat mich zwar bisher noch nicht erkannt, aber er ist nicht dumm. Wenn ich behaupte, dass ich wie mein Vorbild Onkel Kogoro ein Detektiv sein möchte, er wäre definitiv der einzige Anwesende, der das dennoch in Frage stellen würde. Nein, je weniger er von mir mitbekommt, desto besser ist es … nur, wie löse ich den Fall am besten? Wie überführe ich den Täter, ohne, dass Gin es mitbekommen kann? Meine normale Vorgehensweise geht hier nicht und ich kann hier auch niemanden schlafen schicken. Sowohl Takagi als auch Sato wissen, dass es etwas ist, was Kogoro macht und selbst, wenn es nur eine einmalige Angelegenheit wäre, es würde dennoch Fragen aufwerfen. Unabhängig davon, wen von beiden ich schlafen schicken würde, es würde ihnen auffallen und das könnte Konsequenzen mit sich ziehen. Mal davon angesehen, es wäre alles andere als gut, wenn Gin hinter mein Geheimnis kommen würde, er würde sicherlich eine Verbindung zu Kogoros Art der Fallauflösung ziehen und dann säße ich so richtig in der Patsche. Am besten wäre es, wenn Takagi und Sato den Fall von allein lösen könnten, wenn ich ihnen einen Hinweis geben könnte. Er bemerkte erst, dass sie das Lager erreicht hatten, als er spürte, dass Takagi seine Hand längst losgelassen hatte. Stattdessen war der junge Mann auf seine Knie gesunken und legte vorsichtig seine Hände auf Conans kleinen Schultern ab. Dabei übte Takagi so wenig Druck wie möglich aus. Verwirrt unterbrach Conan seinen Gedankenfluss und sah seinem Gegenüber in die Augen. Dieser machte einen ernsten Eindruck und auch wenn Conan es sich denken konnte, was Takagi ihm nun sagen würde, so richtig hatte er mit dieser Reaktion nicht gerechnet.   „Conan, ist alles in Ordnung mit dir?“, fing Takagi ohne Umschweife zu sprechen an. Der Blickkontakt brach nicht ab, Conan gewann den Eindruck, als würde Takagi die Antworten auf all seine Fragen in seinen Pupillen versuchen zu finden. „Was meinen Sie genau, Herr Takagi?“, begann Conan zu sprechen, verkniff sich allerdings angesichts der Sorgenfalte in Takagis Gesicht jedes weitere Wort. Als dieser weitersprach, war seine Stimme ruhig, sehr ruhig. „Genau das meine ich, seit wann nennst du mich ‚Herr Takagi‘, seit wann bist du auf einmal so förmlich? Überhaupt bist du nicht wie immer, du bist so ruhig, bei anderen Fällen hattest du auch immer den einen oder anderen Hinweis gefunden, den wir nicht gesehen haben.“ Er dachte für ein paar Augenblicke nach, überlegte sich seine nächsten Worte ganz genau. „Liegt es an deinem Onkel, hat er etwas zu dir gesagt? Wenn ja, er ist nicht hier, und du kannst es mich wissen lassen. Als Polizist bin ich dein Freund und Helfer, aber nicht nur aus Berufsgründen mache ich mir Sorgen um dich. Du verstehst es vielleicht noch nicht, weil du noch so jung bist, aber es gibt da draußen Menschen, die sich ernsthafte Gedanken um dich machen. Denen du am Herzen liegst und ich bin einer davon.“ Takagis Griff an Conans linker Schulter nahm ein wenig zu, doch dieser ließ sich das nicht anmerken. Stattdessen wollte er lieber hören, was der junge Polizist ihm zu sagen hatte, auch wenn er sich das meiste davon bereits denken konnte. Natürlich weiß ich, dass es da draußen Menschen gibt, denen ich wichtig bin. Denn mir geht es nicht anders, gerade deshalb kann ich nicht offen und ehrlich sein. Um diese Menschen vor Monstern wie Gin oder der Organisation zu beschützen. Takagi dagegen sah ihn nur an, als wartete er ab, ob Conan etwas dazu sagen würde. Oder gab er ihm nur genug Zeit, um seine letzten Sätze einsacken zu lassen? Conan konnte es nicht sagen. Gleichzeitig wusste er nicht, was er dem jungen Polizisten sagen könnte. Die Worte steckten ihm im Hals, sie juckten und quälten ihn, und doch konnte er sie nicht aussprechen. Takagi begann laut zu seufzen. Der Druck auf Conans linker Schulter nahm bereits wieder ab. „Tut mir leid, es war vermutlich ein Fehler von mir, solche Dinge von Herrn Mori zu vermuten. Klar, er ist hin und wieder ein bisschen streng zu dir, aber ich denke nicht, dass er etwas mit dir machen würde, das dir schaden könnte. Nein, so ein Mensch ist er nicht. Das habe ich im Gefühl.“ Für einen kurzen Moment sah Takagi zur Seite. Als sich ihre Blicke erneut trafen, war der Ausdruck in seinen Augen so klar wie noch nie zuvor. „Es hat mit diesem Mann zu tun, diesem merkwürdigen Studenten, nicht wahr? Mit diesem jungen Herrn Kendaichi“, sprach Takagi seine nächste Vermutung laut aus, woraufhin sich Conan eine kleine Reaktion erlaubte. Ein kurzes Weiten der Pupille, ein kurzes Zusammenzucken seines Körpers, ein kleiner Aufwand, um die größtmögliche Wirkung bei seinem Gegenüber zu erzielen. Diese Schmierenkomödie tut mir sehr leid, Takagi. Doch ich vermute, dass ich im Augenblick keine andere Wahl habe, als das verängstige Kleinkind zu spielen. Möglicherweise werde ich dank dir doch noch einen Weg finden, den Fall vor Gins Nase zu lösen, ohne, dass diese einen Verdacht schöpfen kann. Nur, wie stelle ich das am besten an?   Aus dem Augenwinkel heraus sah Conan, wie sich Takagis rechter Hand dessen Kopf näherte und ihm sachte das Haar tätschelte. Takagis Blick verweilte dagegen nach wie vor auf Conan, er wirkte weniger ernst, viel mehr besorgt und nachdenklich. „Ich verstehe … ich muss zugeben, dieser junge Mann gefällt mir ebenfalls nicht. Er hat eine mehr als eiskalte Ausstrahlung und ich bin froh, wenn ich nicht in seiner Nähe sein muss“, sagte Takagi und schüttelte sich, als würde er versuchen eine unangenehme Erinnerung loszuwerden. „Irgendwas stimmt mit dem nicht, so viel steht fest. Ich bin froh, wenn Sato und ich den Fall so schnell wie möglich lösen können. Naja, du dann wahrscheinlich auch. Aber mach dir keine Sorgen, solange wir hier sind, werden wir dich beschützen. Vermutlich wirst du diesen seltsamen Studenten danach nie wieder sehen und dann musst du auch keine Angst mehr vor ihm haben. Bis dahin hast du Sato und mich an deiner Seite.“ Conan lächelte Takagi an, ein Lächeln, welches der junge Detektiv nicht schauspielern musste. Angst habe ich vor Gin keine, dennoch, er ist alles andere als ungefährlich. Wenn ich dafür unter Takagis Schutz stehe und es dem Zweck dient, werde ich die Rolle für heute mal spielen. Zumal er und Sato es sicherlich bald wieder vergessen haben werden, da bin ich mir sicher. „Danke, ich fühle mich schon viel besser, Takagi!“, sagte Conan gespielt fröhlich und versuchte dabei, so natürlich wie möglich zu klingen. Wie es zu der Rolle des normalen Conan am besten passte. Dies schien Takagi zu überzeugen, denn dieser erwiderte das Lächeln, bevor er von dem Jungen komplett abließ. „In Ordnung, schön, dass ich helfen konnte. Nun lass uns beide hier umsehen, denk daran, du musst dich hier nicht zurückhalten, hier gibt es nur uns beiden. Sato wird darauf aufpassen, dass keiner der anderen Personen den Verkaufsraum verlässt oder sich irgendwie verdächtig benimmt, du bist hier also sicher. Was auch immer du weißt oder was dir aufgefallen ist, lass es mich wissen und ich versuche, etwas daraus zu machen. Was denkst du, können wir das machen?“ Conan stimmte ihm zu und das schien Takagi vorerst als Antwort zu genügen. Sofort stellte dieser sich auf, drehte sich um und begann, den Tatort von oben bis unten abzuscannen. Sah sich die Kisten an, welche die Hälfte des Lagerraums ausmachten, wie auch die Stelle, an welcher die Leiche zuvor aufgefunden und hochgehoben worden war. Auch Conan sah sich so genau wie möglich um, nichts sollte seinem wachen Blick und seinem scharfen Verstand entgehen. Gleichzeitig ging er alle Indizien und Hinweise durch, die er bisher hatte einsammeln können. Geistig ging er alle Informationen durch, alle Eindrücke und störenden Punkte, die ihm am Hinterkopf kratzten. Doch da gab es eine Sache, die ihn ganz besonders stark juckte. Die Uhr, die einer der beiden Männer am Arm trug, die kam mir seltsam bekannt vor, nur, woher kenne ich sie? Wo habe ich sie schon einmal gesehen? Abgesehen davon, warum trägt er ausgerechnet diese Art von Kleidung? Das ist doch vollkommen unpassend und dazu noch unvollständig … nur was könnte es sein? Was fehlt ihm? Während Conan weiterhin alles sortierte, was er über den Fall, den Verdächtigen und das Mordopfer wusste, betrachtete er Takagi, wie dieser sich gewissenhaft jede Ecke und jede Kiste ansah, ohne auch nur eine von ihnen zu berühren. Offenbar aus der Angst heraus, potenzielle Hinweise zu zerstören, selbst mit den Handschuhen, die er sich übergestreift hatte. Die Tatsache, dass er nicht fündig wurde, schien den jungen Mann nicht daran zu hindern, im Gegenteil, es schien ihn regelrecht zu motivieren. Conan sah ihm für eine kurze Weile zu, während er fieberhaft überlegte, welches Detail ihn gestört hatte. Es liegt mir auf der Zunge, ich komme nur nicht darauf, was mich an dem einen Mann so gestört hat. War es seine Aussage? Oder war es etwas anders? Komm schon, Shinichi, denk nach, was war es?“ In der Zwischenzeit war Conan so tief in seinen Überlegungen versunken, dass er gar nicht mitbekam, wie sich ein Paar schwarzer Schuhe zu ihm gesellten. Conan blickte hoch, Takagi sah ratlos zu ihm herunter. Moment mal, was wenn…? Ich habe es! Jetzt weiß ich, was mich an dem Mann gestört hatte! Warum bin ich denn nicht gleich darauf gekommen? Das war am Ende nun nicht schwer. Vermutlich hat mich Gins Anwesenheit doch mehr aus dem Konzept gebracht als ich dachte.   Conans Augen weiteten sich ein wenig, was Takagi nicht entging. Fragend suchte er den Blickkontakt mit dem kleinen Jungen vor ihm. „Ist dir doch noch etwas eingefallen, was uns helfen könnte? Ich kenne dich doch, du hast bestimmt irgendwas Großartiges gefunden, einen schlauen Hinweis oder sowas? Vertrau mir, Conan, hier sind wir unter uns. Ich bin dein Freund, erinnerst du dich? Als dein Freund werde ich dich immer beschützen“, sagte er mit wohlwollendem Ton. Irgendwie ironisch, nicht wahr? Du möchtest mich vor Gin beschützen, obwohl du ihn noch nicht einmal kennst. Genauso wenig, wie du erahnen könntest, dass ich das Gleiche im Sinn habe. Takagi sah ihn erwartungsvoll an, und Conan wollte ihm nicht länger eine Antwort schuldig bleiben. Doch wie bringe ich ihm die Lösung nah? Und was war das Tatmotiv? Ich meine, der eine Beweis allein kann es doch nicht gewesen sein … außer? Moment! Ja, doch, jetzt habe ich auch das Rätsel gelöst. Jetzt muss ich mir noch nur überlegen, wie ich es Takagi beibringe, ohne mich selbst zu verraten… Für einen kurzen Moment, ein paar wenige Herzschläge lang stockte Conans Gedankenfluss, eine andere Idee mischte sich ein. Floss durch seinen Kopf wie eine Schlange, die ihm verbotene Dinge einflüsterte. Und wenn ich es IHM sage? Wenn ich ihm mein Geheimnis verrate, würde er es mir jetzt, hier, in diesem Moment überhaupt glauben? Sicherlich, wenn er wüsste, wer ich bin, würde es mir den Fall erleichtern. Ich könnte ihm die Lösung des Falls einfach sagen und ihm helfen, damit es so überzeugend genug wirkt, dass er allein darauf gekommen ist … nein. Allein schon, dass ich die Idee hatte, ist schlecht. Bin ich denn schon so verzweifelt? Komm schon, Shinichi, das kannst du doch besser! Ohne gleich den armen Takagi unnötig in Lebensgefahr zu bringen. Conan setzte das kindlichste Lächeln, dass ihm möglich war ein und begann, auf seinen kleinen Füßen zu wippen. Nur keinen Verdacht erregen, zumindest nicht mehr, als Takagi bereits ohnehin hegte. Dass Conan kein gewöhnlicher Grundschüler war, ist eine Tatsache, die sogar ihm bereits klar geworden war. „Ja, mir ist etwas aufgefallen, was ich sehr interessant finde. Anscheinend waren zumindest einer der Herren und der Mann, der hier lag, gute Freunde. Ja, doch, sehr gute Freunde!“ Takagi, der mit einer derartigen Aussage seitens Conan nicht gerechnet hatte, hob erstaunt eine Augenbraue.  Dann ging er vor dem Grundschüler in die Hocke und sah ihn gebannt an. Wie immer, wenn Conan etwas Sinnvolles zur Auflösung eines Falls beizusteuern wusste. „Gut, Conan, dann lass mich doch mal bitte hören, was dir denn aufgefallen ist. Denk daran, jeder deiner Hinweise ist wertvoll und hilfreich“, sprach er wohlwollend auf Conan ein. Dieser dagegen blinzelte Takagi kurz an, dass der junge Polizist es so arg gut mit ihm meinte, wurde ihm langsam ein wenig peinlich. Doch er schätzte die gute Absicht dahinter und versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. „Ich habe gesehen, dass der Mann hier und der, den ich meine, die gleichen Uhren am Arm tragen. Sie haben zwar nicht die gleiche Farbe, aber davon abgesehen ähneln sie sich doch ziemlich stark. Wie Freundschaftsarmbänder, wie sie manche in meiner Klasse tragen. Wenn die zwei Uhren sich so ähnlich sind, dann müssen sie doch Freunde sein, nicht wahr?“ Verspielt verschränkte Conan seine Arme am Hinterkopf und grinste Takagi so unschuldig an wie möglich. Die Tatsache, dass Gin außerhalb seiner Hör- und Sehreichweite war, war hilfreicher als er anfangs gedacht hatte. Zumal Conan das kleine Zeitfenster, dass ihnen Takagi geschaffen hatte, so gut wie möglich nutzen musste. Takagi dagegen begann nachzudenken und versuchte, aus dem Hinweis schlau zu werden. „Du meinst also, das Opfer und einer der Verdächtigen haben ein ähnliches Uhrenmodell getragen? Das könnte sein, ich habe die Uhr von Herrn Mitai vorhin gesehen, aber nicht auf die der anderen geachtet. Es ist ein ziemlich auffälliges und teures Modell, das sollte mir schnell auffallen, wenn ich danach suche. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob und wir uns das weiterhelfen wird. Dennoch danke, Conan, dass du so offen zu mir warst.“ Mit einem warmen Lächeln im Gesicht tätschelte Takagi erneut den kleinen Jungen am Kopf, hatte er doch etwas Hilfreicheres erwartet als den Hinweis mit den Uhren. Dies entging Conan nicht und so nahm er eine sehr nachdenkliche Pose ein, bevor er weiterredete. „Mir ist noch etwas aufgefallen!“, sagte er und weckte damit Takagis Neugierde aufs Neue. „Es geht um den Mann mit der Uhr. Weißt du, es gibt da etwas, was mich an ihm stört, aber ich kann nicht genau sagen, was es ist. Ich hab das Gefühl, dass er was hat, was eigentlich nicht richtig ist. Aber ich komme nicht drauf, was es sein könnte“, murmelte Conan und zog künstlich eine kleine Schnute. Takagi dagegen standen die Fragezeichen mehr als deutlich im Gesicht, so dass Conan sich gezwungen sah, die kleine Scharade weiterzuspinnen. „Aber ich bin mir sicher, dass mir noch auffällt, was mich an den Mann stört. Wie sagt Onkel Kogoro oft: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Vielleicht, wenn ich den Mann wie ein Bild betrachte, kann ich den Fehler finden. Bei den Wimmelbildern funktioniert das auch immer ganz gut.“ Überrascht über die Tatsache, dass Conan seine Freizeit gerne mit simplen Wimmelbildern verbrachte, versuchte Takagi aus Conans Worten schlau zu werden. Doch dieser hatte sich bereits von ihm abgewandt und sah sich im Raum um, ohne weiter von Takagi Notiz zu nehmen. Was hast du mir damit sagen wollen? Da steckt doch mehr dahinter, nicht wahr? Aber du kannst es mir nicht sagen, aus welchem Grund auch immer … nun gut, vielleicht liegt es daran, dass er trotz allem ein Kind ist. Wäre er ein Erwachsener oder zumindest ein Teenager, würde es ihm sicherlich leichter fallen. Dann würde es ihm leichter fallen, mir seine Entdeckungen mitzuteilen. Aus dir wird bestimmt irgendwann mal ein super Detektiv, so wie Kogoro Mori… Takagi schüttelte den Kopf, er bemerkte, wie er gedanklich immer weiter vom Fall wegdriftete und das wollte er um jeden Preis verhindern. Wenn er seinen Urlaub mit Sato noch retten wollte, musste der Fall noch an diesem Tag gelöst werden. Zumal er noch die Verhaftung wie auch den dazugehörigen Papierkram vor sich hätte. Takagi seufzte, und wünschte sich, sie beide hätten sich bereits den heutigen Tag freigenommen. Doch statt seine Gedanken laut auszusprechen, erhob sich Takagi und reichte Conan seine Hand. Dieser sah ihn mit einem Blick an, den Takagi nicht richtig deuten konnte. „Los, lass uns zurückgehen, bevor die anderen noch misstrauisch werden.“, sagte er, als Conans kleine Hand sich in die seine hineinlegte.   ~ Takagi ~   Sato betrachtete die anwesenden Personen mit einem aufmerksamen, fast schon strengem Blick, als Takagi und Conan sich wieder zu ihr gesellten. „Und, Wataru, seid ihr im Lagerraum fündig geworden? Ich habe leider keine neuen Hinweise finden können“, sagte Sato enttäuscht vor sich hin, ohne auch nur einen der Verdächtigen aus den Augen zu lassen. „Doch, in der Tat, man könnte sagen, dass wir fündig geworden sind“, sagte Takagi in einem Ton, der Sato nicht sonderlich überzeugte. Doch das sprach sie nicht aus. Stattdessen holte sie ihr Notizheft raus und ging noch einmal alles durch, was sie sich aufgeschrieben hatte. „Irgendwo muss ich doch etwas übersehen haben“, murmelte sie vor sich hin. Takagi dagegen nutzte die Gelegenheit und ging seinen eigenen Gedanken nach. In Ordnung, dann werde ich mir die Verdächtigen mal ansehen. Conan hat mir zwar nicht viel gegeben, aber ich mir sicher, ganz sicher, dass es Hinweise sind, die er mir dort im Lager verraten hat. Ein bisschen weniger kryptisch hätten die schon sein können… Er unterdrückte das Bedürfnis, einen langen, lauten Seufzer von sich zu geben. Stattdessen sah er kurz zu Conan hinunter, dessen Hand er immer noch mit der eigenen sanft umklammerte. Sah Conans kleine Uhr an dessen Arm und erinnerte sich daran, was dieser zu ihm im Lager gesagt hatte. Einer von diesen Männern hier hat also die gleiche Uhr an wie das Opfer … mal sehen, wer von ihnen könnte es sein, begann Takagi seine Überlegungen, während er die Verdächtigen Person für Person mit dem Blick abscannte. Bis sein Blick schließlich an einer Uhr hängen blieb. In der Tat, die Uhr dieses einen Herren sieht der Uhr des Opfers in der Tat sehr ähnlich, es könnte sogar sein, dass es das gleiche Modell ist, nur in einer anderen Farbe…, dass mir das nicht gleich aufgefallen ist! Gut, dass Conan hier mit dabei ist, ihm entgehen solche Details natürlich nicht. Takagis Blick wanderte den Körper des betroffenen Mannes auf und ab, versuchte an den zweiten Hinweis zu denken, den Conan ihm wenige Minuten zuvor gegeben hatte. Er meinte, dass ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, und dass ich mir den Mann als Gesamtbild ansehen soll. Dass etwas an ihm nicht stimmt, doch was könnte es sein? Conan, was hast du nur erkannt, was ich noch immer übersehe? Ist es so offensichtlich, bin zu blind dafür? Ich wünschte nur, ich könnte dich fragen, aber wegen diesem Jun Kendaichi wird Conan es mir sicher nicht verraten. Oder weißt du es wirklich nicht? Immer wieder wanderte sein Blick von den Haarspitzen hinab bis zu den dunklen Schuhen, doch Takagi wusste nicht, wonach er Ausschau halten sollte. Auch warf er immer wieder einen Blick auf die anderen Leute, in der Hoffnung, bei ihnen einen Hinweis zu finden. Doch auch ihr Aussehen verriet ihm nicht viel, das ihm hätte weiterhelfen können. Tut mir leid, Conan. Du hast mir sicherlich helfen wollen, doch ich verstehe es nicht. Ich kann mit deinen Hinweisen nicht sehr viel anfangen, dabei hast du es doch nur gut gemeint. Verzeih mir, wäre ich doch wenigstens halb so gut wie der schlafende Kogoro, hätte ich den Fall mit Sicherheit schon gelöst. Geistesabwesend holte Takagi aus seiner linken Hosentasche ein Taschentuch hervor und begann, sich den aufkommenden Schweiß von der Stirn zu wischen. Allmählich wurde er nervös, das spürte er. Den geplanten Urlaub mit Sato am Folgetag dagegen sah er immer weiter in eine unbekannte Ferne rücken. Hilflos blickte er sein Taschentuch mit den wenigen Flecken darauf an, bevor ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag traf. Sofort sah er wieder jene verdächtige Person an, versuchte nicht zu starren und doch konnte er seinen Blick von einem Detail nicht lassen. Sein Herz schlug ihm bis zu den Ohren hinauf und für einen kurzen Moment verkrampften sich seine Hände. Dass ich das bisher noch gar nicht bedacht hatte … natürlich stimmt etwas mit diesem Mann nicht! Das hätte mir doch vorher auffallen müssen! Aber ich war nicht achtsam genug. Nur, was könnte das Motiv sein? Ich meine, der Mann hat doch keinen Grund dafür es zu tun? Gut, für Mord gibt es nie einen guten Grund, aber welche Absicht hatte der hier wohl? Was hatte er davon, Herrn Mitai den heutigen Tag nicht überleben lassen zu wollen? Was hat die Uhr damit zu tun? Und wie hat er es angestellt? Immerhin passt die Körpergröße mit der des Opfers nicht überein.   Während Takagi seinen Gedanken nachging und versuchte, alle neuen Erkenntnisse geistig zu kombinieren, sah Conan zu ihm hinauf. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, ein Lächeln so unschuldig wie die Morgensonne. Sieht so aus, als hätte er den Fall fast gelöst. Nur fehlt ihm noch ein Detail, das ist offensichtlich. Vermutlich fehlt ihm noch ein bisschen mehr, aber er ist auf einem guten Weg. Nur, wie mache ich es ihm deutlich? Er hat den Täter wohl mittlerweile erkannt, so viel steht fest. Aber das Wie stellt ihn wohl noch vor einem Rätsel, als auch das Warum. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass ich ihm zumindest das Wie verdeutlichen kann. Unauffällig zog Conan seine Hand heraus, während Takagi fieberhaft überlegte, wie der mögliche Täter die Tat begangen haben konnte. Anschließend sah er sich um, achtete darauf, im Blickwinkel von Sato zu sein, bevor er sich an das nächste Bücherregal wandte. Alles oder nichts, das muss jetzt sitzen, dachte sich Conan, während er begann, sich an einem Brett des Regals hochzuziehen. Er hatte es fast geschafft, er musste nur noch seinen zweiten Fuß auf das untere Brett stellen, als ein paar Hände nach ihm griffen und ihn vom Regal weghob. „Conan, was fällt dir denn ein? Du kannst doch nicht einfach hier hochklettern, das ist doch viel zu gefährlich!“, begann Sato mit ihm zu schimpfen, während sie den kleinen Jungen wieder auf den Boden absetzte. Bewusst, dass sämtliche Augenpaare auf ihm lagen, begann Conan sich bei der jungen Polizistin zu entschuldigen. „Es tut mir leid, Frau Sato, aber ich wollte mir unbedingt das Buch da oben ansehen. Aber ich bin viel zu klein, um an es heranzukommen. Deshalb wollte ich zu dem Buch klettern.“ Sato schüttelte den Kopf, sie wusste zwar, dass Conan so manches auf dem Kasten hatte, dennoch bewies er damit, dass er im Grunde nichts als ein kleiner Junge war. „Dennoch, das kannst du nicht machen, das ist viel zu gefährlich, da hättest du dich verletzen können“, sagte Sato nun etwas weniger streng, dafür mit ein wenig Sorge in der Stimme. „Das nächste Mal, wenn du etwas von einem höheren Regal möchtest, dann frage doch bitte einen Erwachsenen oder benutze einen Hocker, dann kann dir nicht so viel passieren.“ Während Conan damit beschäftigt war, sich ausgiebig bei Sato für sein Fehlverhalten zu entschuldigen, warf Gin einen kühlen Blick in die Richtung des Jungen. Bevor seine Pupillen in Takagis Richtung wanderten. „Ihr Polizisten scheint ja wirklich die Kompetenz in Person zu sein, wenn Ihr noch nicht einmal ein Kind beaufsichtigen könnt, ohne, dass es sich gleich in Gefahr begibt. Kein Wunder, dass die Allgemeinheit kein gutes Bild von der Polizei im Allgemein hat. Aber gut, Sie wissen ja, was Sie da tun“, sagte Gin mit einem Lächeln auf den Lippen. Takagi antwortete auf diese Sticheleien mit einem kühlen Blick, bevor er selbst Conan in Augenschein nahm. Beobachtete, wie Sato ihm das Buch reichte, dass er sich hatte besorgen wollen und wie er darin eher lustlos herumblätterte. Merkwürdig, man könnte glauben, dass ihn gar nicht so sehr das Buch interessiert hatte, sondern etwas anderes. Dennoch, Conan bringt sich gerne mal in Situationen, die nicht gut für ihn sind. Wenigstens der Teil ist bei ihm normal geblieben. Nur, was hast du damit bezweckt? Warum wolltest du das Buch haben, wenn du es am Ende gar nicht richtig lesen möchtest? Erneut traf Takagi die Erkenntnis wie ein Schlag, der Nebel in seinem Verstand löste sich immer weiter und die Theorie, die sich darin gebildet hatte, wuchs stetig heran. So hat er es also gemacht! Ich muss sagen, das ist gar nicht mal so dumm, besonders unter den gegebenen Umständen. Kurz dachte Takagi über alles nach, sortierte alles, was er bereits in Erfahrung gebracht hatte, und kombinierte mehrere Male alle Punkte zusammen. Erst, als er sich ganz sicher war, schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht. Conan, welcher immer wieder aus seinem Buch heraus Takagi angesehen hatte, begann eine gewisse Zufriedenheit in sich zu spüren. Takagi war endlich auf dem richtigen Weg angekommen, dass wusste er. Jetzt musste er nur noch zuschnappen und den Täter stellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)