On my Way von Tariana ================================================================================ Kapitel 2: Side Trip -------------------- Zum Glück konnte Mei ihren Bruder dazu überreden, zumindest zwei ihrer Pokemon mitzunehmen. Denn wenn es nach Warren gegangen wäre, hätten sie die Nachtwanderung ohne überhaupt ein Pokemon gemacht, was sie nur den Kopfschütteln lies. Seiner Meinung nach war es so interessanter, aber das machte sie nicht mit und so kam es zu einer Diskussion darüber, welche Mei zum Glück gewann. Zumindest halbwegs, denn zwei war von Warrens Seite aus das Maximum. Manchmal verstand sie ihren Bruder wirklich nicht - er war einfach viel zu lebensmüde! Jedoch konnte sie erst noch etwas Zeit schinden, indem sie sagte, dass sie - wie ein typisches Mädchen eben - fertig machen musste. Er musste ja nicht wissen, dass es ihr völlig egal war, wie sie bei dieser dämlichen Nachtwanderung aussah, aber sie dachte lieber voraus. Wer wusste schon, ob die beiden - bei Warrens Glück - nicht noch in Schwierigkeiten geraten und sie wollte nicht, dass sie Probleme bekamen. Deswegen schickte sie ihren Bruder schon nach draußen, um sich ein wenig Vorrat in einem kleinen Rucksack einpacken zu können und ihrer Mutter einen Zettel da zu lassen, falls, wenn sie von ihrer Nachtschicht wieder kommt, die beiden nicht wieder zurück waren. Es war nur eine Nachtwanderung, aber Mei wusste genau, dass diese ausarten konnte. Irgendwelche Gründe fand Warren immer.     ‚Hey Mum,   Warren wollte unbedingt eine Nachtwanderung machen, aber du kennst ihn ja: das könnte länger als nur eine ‚Nacht‘ dauern. Daher mach dir keine Sorgen - ich habe Sicherheitshalber für Proviant gesorgt und Botogel mitgenommen, falls etwas mit uns passiert sein sollte.   Mei‘     Dass sie ihr Botogel mitnahm, hatte sie Warren jedoch verschwiegen. Er hätte nur gefragt, warum sie ausgerechnet ihr schwächstes Pokemon mitnahm, wenn sie vorher unbedingt wollte, dass sie zwei ihrer Pokemon mit dabei hatte. Aber es gab dafür einen Grund: das Flugpokemon war als Bote Ideal und wenn etwas passierte, konnte sie es nach Hause schicken, damit jeder auch Bescheid wusste. Das hat sie schon öfters aus einigen Situationen befreien können und dafür war sie diesem Pokemon immer wieder sehr dankbar. Aber sie sollte ihre Bruder nicht warten lassen. So legte sie den Zettel auf den Tisch, nahm den kleinen Rucksack mit ihren drei Pokebällen und zog sich Schuhe und Jacke an. Ansonsten hatte sie sich vorhin noch schnell fertig gemacht, was nicht länger als ein paar Minuten dauerte. Aber das musste Warren wirklich nicht wissen.   „Warum brauchen Mädchen immer so lange?“ fragte ihr Bruder direkt, als sie raus kam, aber das Grinsen verriet, dass er es nicht Böse meinte. Immerhin kannte er Lotta, die weitaus schlimmer in dieser Hinsicht als Mei war. „Männer können das auch. Da kenne ich auch ein paar Beispiele!“ Nein, tat sie nicht, aber diese Retourkutsche musste eben sein. Wobei… Matisse brauchte bestimmt lange, um seine Mähne überhaupt irgendwie bändigen zu können. Sie streckte Warren die Zunge raus und setzte ihre Cappy auf, welche sie noch aus ihren Rucksack nahm. „Also. Du wolltest eine Nachtwanderung machen - wohin soll es gehen?“ fragte sie, wobei das nächste Grinsen, was ihr Bruder zeigt, wieder nichts Gutes verhieß. „Hier ist doch ein Wald. Den können wir einfach erkunden.“ Im Dunkeln? Ein Glück hatte Mei auch an zwei Taschenlampen gedacht, welche sie aus den Rucksack nahm. „Aber nicht ohne die hier,“ schmunzelte sie und warf eine davon Warren zu, welche er geschickt auffing. „Natürlich. Daran habe ich natürlich auch gedacht,“ sagte er selbst leise lachend und Mei schüttelte nur wissend den Kopf. Nein, daran hatte er garantiert nicht gedacht.     Am nächsten Morgen   „Du weißt schon, dass wir uns verirrt haben und es bald hell wird?“ fragte Mei und schaute in den Himmel. Wie sie befürchtet hatte, wanderten sie die ganze Nacht durch die Wälder und sie fragte sich, woher Warren noch immer diese ganze Energie her hatte. Das war doch alles andere als normal. Aber diese Frage würde sie wohl nie beantworte kriegen. Wichtiger war sowieso die Frage: wo waren sie? Normalerweise kannte sich Mei ziemlich in der Umgebung um Eventura City aus, aber in Moment kam ihr gar nichts mehr bekannt vor. Vorhin noch waren sie mitten im Wald – es wunderte sie, dass sie nicht von wilden Pokemon angegriffen wurden - aber nun befanden sie sich in einer Lichtung, die Mei nicht kannte. „Du weißt selbst nicht, wo wir sind?“ fragte Warren verwundert, als sie sich verwirrt umsah. Dabei schüttelte Mei nur den Kopf, wobei sie während dieser Bewegung etwas bemerkte.   Ihr Blick glitt nach rechts von der Lichtung, wo sie eine kleine Höhle entdeckte, die in einem Berg gehauen wurde. Doch irgendetwas war merkwürdig an dieser Höhle - nur wusste sie nicht was. Deswegen ging sie, ohne ein Wort zu sagen, auf diese zu und vernahm nur noch ein „Mei? Warte!“ Seitens ihres Bruders. Dieser schloss zu ihr auf, blieb aber dann kurz vor der Höhle stehen. „Ich weiß nicht, aber irgendetwas ist seltsam an dieser Höhle,“ sagte Warren nur und Mei blieb ebenso stehen. „Sag nicht, dass du plötzlich Angst hast? Derjenige, der unbedingt diese Nachtwanderung machen wollte?“ Sie schmunzelte bei den Worten und sah zu ihren Bruder, welcher noch ein wenig hinter ihr stand. Dieser schüttelte nur schnell den Kopf und grinste sie an. „Ich habe nur gesagt, dass ich etwas seltsam finde, aber nicht, dass ich Angst vor einer Höhle habe.“ Mit diesen Worten ging er schließlich wie erwartet voraus. Zwar hatte sie dabei ein ungutes Gefühl, aber sie war ja vorhin selbst kurz davor, ohne darüber nachzudenken reinzugehen, weshalb sie ihren Bruder schließlich folgte. Diese Nacht war selbst nach Tagesanbruch wohl noch nicht zu Ende.     ▬ ♦ ▬     „Was?“ fragte Nate entgeistert, als er hörte, dass Mei und Warren momentan gar nicht da wären. „Es ist so früh am Morgen und sie sind nicht da?“ fragte er daher skeptisch und schielte kurz zu Lucario, welches direkt neben der Tür an der Wand lehnte und aufmerksam zuhörte. Da Warren zu Besuch war, so wusste Nate ganz genau, dass er vermutlich wieder eine Spontanidee hatte, in welche Mei mit hinein geriet. Das wäre nicht das erste Mal. „Haben sie gesagt, wo sie hin wollten?“ fragte er daher skeptisch. „Nicht direkt gesagt, aber,“ Mei’s Mutter winkte ihn rein und noch einmal sah Nate zu seinem Pokemon, welches sich jedoch nicht rührte. Lucario blieb wohl lieber draußen und so nickte Nate dem Pokemon zu, ehe er Mei‘s Mutter folgte. „Mei hat mir das geschrieben.“ Mit diesen Worten reichte sie Nate einen Zettel, welchen er schnell durchlas. Ein Schmunzeln konnte sich Nate jedoch nicht verkneifen. Hatte er es doch gewusst! „Und wie ich sehe, hat sie mit ihrer Befürchtung recht und es dauert länger als nur eine Nacht. Aber scheinbar braucht man sich noch keine großen Sorgen machen,“ zumindest nicht, solange man noch keine Nachricht von den genannten Flugpokemon bekommen hatte. Nate wusste, wie zäh Mei war und auch Warren war einer der besten Trainer, die er kannte, weshalb er sich diesbezüglich keine Gedanken machte. Selbst wo ihn eröffnet wurde, dass sie einige ihrer Pokemon hier gelassen hatten, machte er sich noch keine allzu großen Sorgen. „Sie werden schon wieder kommen, da bin ich mir sicher. Ich meine, Mei hat ja selbst etwas voraus gedacht und beide haben schon viel mehr erlebt, als eine Nachtwanderung, die mehr als nur eine Nacht dauert,“ grinste Nate nur und auch Mei’s Mutter konnte nicht anders, als zu lächeln. „Du hast recht. Sie sind ja nicht alleine.“ Jede andere Mutter - seine eigene mit eingeschlossen - hätte sich zu viele Sorgen in den Moment gemacht, aber nicht die von Mei und Warren. Sie wusste wie stark ihre Kinder waren und vertraute ihnen. Etwas, was Nate von seiner eigenen Mutter auch manchmal wünschte. Aber Eltern konnte man sich eben nicht aussuchen.   „Aber warum bist du hier, Nate? Wie du selbst sagtest, es ist früh und ich habe eine lange Nacht hinter mir.“ Dabei gähnte sie etwas und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Küchentür. „Entschuldigung Delilah. Daran habe ich jetzt nicht gedacht, aber ich wollte Mei und Warren fragen, ob sie mit nach Stratos City möchten. Ich muss dort etwas erledigen.“ Was genau es war, wollte er jedoch nicht verraten. Das hätte er vermutlich nicht einmal den Geschwistern selbst gesagt, auch wenn er wusste, dass Warren vermutlich direkt auf seiner Seite wäre. Aber so konnte er die beiden natürlich nicht fragen. Delilah legte den Kopf schief, wobei er merkte, wie müde sie zu sein schien. „Da sie nicht da sind und ich nicht weiß, wann sie wiederkommen, wirst du wohl alleine dorthin müssen. Aber warum gerade nach Stratos City?“ Sie war neugierig, aber das wollte er nun wirklich nicht beantworten. Nicht dass sie, wenn Mei und Warren doch noch früher als gedacht wieder kamen, alles noch weiter sagte. So sehr Delilah auf ihre Kinder vertraute, so sehr war sie aber auch jemand, die nichts für sich behalten konnte. „Das ist jetzt nicht so wichtig. Aber ich muss langsam los und schlafe du dich erst einmal aus.“ „Alles klar. Dann viel Erfolg bei dem, was du vor hast,“ das Grinsen, was sie ihn zeigte, konnte er nur erwidern und er ging aus dem Haus, vor welchen Lucario noch wartete.   ‚Dein Plan funktioniert wohl nicht, wie gedacht,‘ hörte er die belustigten Gedanken von seinem Partner und Nate seufzte nur. „Sag mir eines: wann funktionieren mal meine Pläne?“ Lucario brauchte nicht darauf antworten, aber ein ‚Nie’ konnte sich das Aurapokemon wohl nicht verkneifen, was Nate die Augen rollen lies. Aber er gab keinen weiteren Kommentar mehr ab - was auch daran lag, dass er Zeitgleich eine Nachricht auf seinem Pokedex bekam.     Schiff erwischt. Sieht so aus, als würde ich heute Abend in Einall sein. Schon ein seltsames Gefühl, dass ich es tatsächlich geschafft habe. <     Nate konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er das las. Aber zumindest lief es bei Matisse so, wie er es geplant hatte und so war er schneller wieder in Einall, als er es selbst gedacht hatte. Der Unterschied war nur, dass selbst Mary nichts davon wusste und nur Nate heute früh am Morgen eine Nachricht bekommen hatte, dass Matisse schon heute ein Schiff nach Einall nehmen konnte - was für beide Seiten doch sehr überraschend kam, wobei Matisse ihn noch nichts Genaueres erzählt hatte. Das genau war ja auch der Grund, warum Nate so früh noch zu Mei und Warren gegangen ist, die eigentlich - wenn es nach seinen eigenen Plan ging - mit nach Stratos City sollten. Den je früher sich Mei und Matisse Aussprachen, desto besser. Nates Meinung nach zumindest. Aber es kam halt doch alles anders als gedacht, was ihn aber gar nicht mehr wunderte.     Ich finde es erstaunlich, dass du so kurzfristig einen Platz kriegen konntest. Aber gut - wie sehen uns. <   Die anderen wissen aber nicht Bescheid, oder? <     Schon wieder musste Nate schmunzeln und während er antwortete, lief er gleichzeitig den Weg entlang nach Hause, wo er noch seiner Mutter beibringen musste, dass er heute nach Stratos City musste. Ein hartes Stück Arbeit lag vor ihn.     Sie wissen von nichts - immerhin soll es ja eine Überraschung bleiben, dass du früher kommst. Und Mei kann es nicht wissen, da sie gerade auf einer Verlängerten ‚Nachtwanderung‘ mit Warren befindet - seine Idee, nicht ihre. Ich denke du weißt noch, was das heißt. <     Kaum hatte er es geschrieben. war er bei sich zu Hause angekommen und er legte seinen Pokedex zurück in die Tasche. Richtig! Er musste ja noch mit seiner Mutter reden, die vermutlich gerade erst aufgestanden war und Frühstück machte. Kurze Zeit später bemerkte er auch schon, wie recht er mit seiner Vermutung hatte, weshalb er in die Küche ging, wo er seine Mutter schon hörte. Diese merkte natürlich sofort, dass er gerade von draußen rein kam, und Nate war in den Moment froh, dass Lucario immer noch an seiner Seite war. Wie immer. Das machte alles nur leichter für ihn. „Was machst du so früh schon draußen?“ hörte er gleich darauf die Frage, die er schon vermutet hatte und man hörte durchaus den Vorwurf in der Stimme. Er seufzte nur und verdrehte die Augen. „Bevor du noch was sagst: ich bin alt genug und kann selbst bestimmen, wann ich raus gehe und wann nicht,“ seine Stimme klang dabei ruhig. Er war nie jemand gewesen, der sich wegen solchen Dingen direkt aufregte, auch wenn es allen Grund dazu gab. Seine Mutter war einfach nur anstrengend, mit ihren Kontrollzwang und der ständigen Sorge. Am Anfang, als er das erste Mal mit 16 Jahren auf Reisen ging, wollte sie ihn partout nicht gehen lassen. Und heute, knapp fünf Jahre später, war es leider nicht besser. Dabei war er nun lange kein Kind mehr, weshalb er es jetzt noch weniger verstehen konnte, als es damals der Fall war. Aber bevor sie noch was sagen konnte, sprach er besser weiter. „Ich war vorhin bei Mei, da ich heute spontan nach Stratos City muss. Cheren braucht uns beide wohl dort, da kann ich nicht einfach ablehnen.“ Flunkerte er. Er konnte zwar auch die Wahrheit sagen, aber bei seiner Mutter wäre genau dasselbe Problem, wie bei Delilah. Aber irgendeinen Grund musste er ja sagen und da Cheren sich tatsächlich in Stratos City befand, war zumindest das keine Lüge.   Seine Mutter hielt Inne, als sie das Essen gerade auf den Tisch legen wollte und sah Nate direkt an. „Ist das dein Ernst? Warum kann er nicht jemand anderes fragen? Du wirst doch hier gebraucht,“ sie deutet damit auf die Trainerschule an, dass wusste Nate, aber das war nicht das einzige. Während er nun redete, ging er durch die Küche und packte schon ein wenig Proviant ein. Es half nichts, jetzt zu diskutieren, sondern nur zu handeln und da sie es ihn nicht einpacken würde, machte er es eben selbst. „Erstens: ich bin vermutlich nur zwei Tage weg und die Kinder werden es verstehen. Immerhin wollen sie später genauso ein Pokemontrainer werden, wie ich es bin. Und außerdem ist Lu doch immer bei mir. Du weißt, dass er immer darauf aufpasst, dass mir nichts passiert.“ Nach dem er es gesagt hatte, holte er tief Luft und bemerkte, dass seine Mutter schon wieder etwas dagegen sagen wollte. Doch er ignorierte sie, ging in seinem Zimmer und packte weiterhin noch ein paar Sachen ein, ehe er aus dem Haus ging. Er musste noch schnell den kleinen Leo Bescheid geben, dass es mit dem heutigen Training doch nichts wurde.   Als er raus ging, spürte er den Blick von Lucario auf sich ruhen. „Ich weiß schon, was du sagen willst,“ seufzte er nur und schaute in den Himmel. „Aber sie versteht es so oder so nicht und bevor weitere Diskussionen kommen, muss ich halt handeln.“ Dass er sie einfach so stehen ließ, war wirklich nicht das richtige, dass wusste Nate selbst. Aber seine Mutter war noch Sturer als seine besten Freunde zusammen und das sollte schon was heißen. Auch wenn es hieß, dass das Verhältnis zueinander nur schlechter wurde, als es sowieso schon der Fall war.     ~     Oh ja, ich weiß, was das heißt. Nicht dass sie in Schwierigkeiten geraten... Aber egal. Ich bin Unterwegs und wehe du erzählst meiner Schwester doch noch davon! <     Gerade als er den Pokedex wieder raus kramte, kam diese Nachricht. Wie passend. Das hieß dann wohl, dass Matisse anscheinend erreichbar war.     Tue ich nicht, versprochen. Ich bin auch schon auf den Weg, nachdem ich mich noch von einen der Schüler verabschieden musste. Ich habe gestern von ihn erzählt… vielleicht kannst du ihn ja etwas beim Training helfen, wenn du wieder da bist? Ich mache mich auf den Weg nach Stratos City, auch wenn meine Mutter mal wieder dagegen war. <     Ehrlich gesagt stimmte es ihn schon ziemlich traurig - aber was konnte er schon dagegen tun? Am liebsten würde er schon zurück gehen und alles in Ruhe klären, aber er wusste ganz genau, dass es nichts brachte und sie ihn nur wieder vom Reisen abraten wollte. Warum sie komplett dagegen war, selbst nach all den Jahren, hatte er jedoch nie erfahren und er wusste nicht, ob er es je herausfinden würde... oder wollte. Aber zumindest Leo freute sich richtig für ihn. Er hat den kleinen Jungen als einziges erzählt, warum er nach Stratos City wollte und genau, dass war auch der Grund, warum er Matisse diese Frage gestellt hatte. Denn Leo wollte seinen besten Freund selbst gerne kennen lernen.     ▬ ♦ ▬     „Langsam denke ich, wir sollten hier besser wieder zurück gehen,“ irgendetwas war an dieser Höhle fast schon unheimlich und sie hatte immer mehr das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Die Steine waren zum Beispiel viel zu glatt, als dass sie natürlich wirkten und je mehr sie in die Höhle eindrangen, desto mehr konnte sie erkennen, dass sie wohl aus menschlicher Hand - vermutlich mit Hilfe von Gesteinspokemon - gemacht wurde. Aber sie gingen immer noch gerade aus, als ob etwas ganz am anderen Ende wartete. An sich war sie schon neugierig zu wissen, wohin der Tunnel führte, aber das Gefühl, dass sie in etwas eindrangen, was sie nicht sehen durften, wurde immer drängender. Und dass Warren nichts sagte, nachdem sie ihre Bedenken geäußert hatte, machte es nicht besser. Ihr Bruder ging einfach stur gerade aus und schien sie nicht mehr mitzukriegen. Sein Ehrgeiz war in den Moment zu groß, als dass er überhaupt noch auf sie - oder überhaupt jemanden - hören würde und so konnte sie nicht anders, als ihren Bruder zu folgen.   Auf einmal hörte sie ein Geräusch, was so plötzlich kam, dass sie sich richtig erschrak und beinahe aufschrie. „Hast du das auch gehört, Warren?“ fragte sie flüsternd und bemerkte jetzt erst, dass ihr Bruder stehen geblieben war und sich umsah. „Hier scheint noch jemand zu sein,“ waren seine Worte. Den flüsternden Tonfall von Mei hatte er dabei übernommen. Mei sah sich um, konnte aber bei der Dunkelheit nichts erkennen. Zu allem Übel ging plötzlich ihre Taschenlampe aus, weshalb sie nur noch eine haben, die den Weg beleuchten konnten. Daher ging sie schnell zu ihren Bruder und sah sich um - aber nichts Außergewöhnliches passierte mehr. Dennoch... „Wir sollten zurück gehen,“ wiederholte sie die Worte, die sie schon einmal gesagt hatte und dieses Mal drangen sie bei ihren Bruder durch. „Du hast recht. Das sollten wir wirklich.“   „Nicht so schnell. Ihr kommt hier nicht weg,“ wie aus dem nichts kam eine fremde, belustigt klingende Stimme. Es hörte sich an, als ob ein kleiner Junge mit ihnen sprechen würde, aber niemand zeigte sich. Selbst als Warren zur Richtung leuchtete, woher die Stimme kam, war nichts zu sehen. „Wer ist da?“ fragte er daher mit fester Stimme, aber man hörte einen Moment lang nichts. Mei versuchte durch die Dunkelheit etwas zu erkennen, aber Vergebens. Dann vernahm sie jedoch ein lachen, was sie einen Moment erschaudern lies. Es klang ganz und gar nicht menschlich. „Das fragst du noch. Ich bin dein Schatten, ich bin...“ fing es mit düster klingender Stimme an, aber diese Stimme unterbrach sich selbst und hörte sich im nächsten Moment wieder belustigt an. „Aber lass wir das sinnlose Gerede. Ich würde sagen, ihr seid jetzt unsere Gefangenen.“   Kaum wurde das gesagt, kam Mei gar nicht mehr dazu, überhaupt über diese Worte nachzudenken. Denn im nächsten Moment spürte sie einen Schlag am Hinterkopf, welcher alles schwarz um sich herum werden ließ. Schwärzer, als die Höhle, in der sie sich befanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)