Der erfundene Freund von Kittykate ================================================================================ Kapitel 12: Geständnis ---------------------- Die Party ging bis weit in die Morgenstunden. Die Nacht war viel zu kurz und die Sonnenstrahlen kitzelten Aoko im Gesicht. Nur schwer ließen sich ihre Augen öffnen, aber wenig später blinzelte sie in das grelle Licht. Wieder lag Kaitos Arm über ihren Bauch, sein Atem streichelte ihre Wange. Regelmäßig und ruhig ging seine Atmung. Sie fühlte sich wohl und geborgen. Ihre Augen musterten das attraktive Gesicht und blieben an seinen Lippen hängen. Ehe sie dem innerlichen Drang nachgeben konnte, löste sie ihren Blick und schälte sich vorsichtig aus seiner Umarmung. Sie schnappte sich ihren Bikini und schlich sich aus ihrem Zimmer. Ein paar Bahnen im Pool würden sie sicherlich wach werden lassen. Das Haus lag in absoluter Stille. Viele der Gäste sind erst vor wenigen Stunden gegangen. Sie tanzten die ganze Nacht durch, denn die Stimmung wandelte sich dann in eine Disco-Party Nacht. Während die Verwandten sich an einen Tisch zurückzogen um sich angeregt zu unterhalten, fanden sich die jüngeren Gäste auf der Tanzfläche ein. Sie schlich die Treppe in den Keller hinab. Die gesamte Nacht spürte sie Shinichis Blick auf sich. Sie konnte ihn aber überhaupt nicht deuten. Das Gespräch zwischen ihnen war mehr als unangenehm und dass sie ihm mehr oder weniger gestanden hatte mit Kaito bereits intim geworden zu sein, verbesserte seine Laune nicht unbedingt. Er war ihr großer Bruder und er wollte sie vor Jungs und möglichen Fehlern, die sich auf Jungs bezogen, einfach nur beschützen. Schon immer war er auf ihr Wohl aus. Seit sie denken konnte, versuchte er sie vor Enttäuschungen zu bewahren. Das sie ihm nun so in den Rücken gefallen war, traf ihren Bruder schwer. Sie trat auf die große Türe zu und betrat wenig später die Schwimmhalle. Sie war allein. Schnell zog sie sich ihre Shorts aus und ihr Top übern Kopf und schlüpfte in ihren Bikini. Im nächsten Moment sprang sie kopfüber in den Pool und begann zu schwimmen. Sie schaltete ihr Gehirn ab, ließ sich vom Wasser treiben und konzentrierte sich auf ihre Schwimmzüge. Das Wasser half ihr zum einen wach zu werden und zum anderen abzuschalten. Für einen Moment konnte sie ihre wirren Gedanken abstellen. Sie schwamm Bahn für Bahn und bekam nicht mit wie sich jemand zu ihr ins Wasser gesellte. Erst als jemand neben ihr schwamm, kehrte sie in die Realität zurück und hielt am Beckenrand an. Ihr Herz klopfte stark von dem hohen Tempo. Ihr Blick glitt zur Uhr, die an der Wand hing. Sie war nun fast eine halbe Stunde geschwommen. Die Person neben ihr im Becken hielt auch an. „Guten Morgen, Oma“, staunte Aoko. „Guten Morgen, Liebes“, begrüßte ihre Oma sie. „Dich habe ich so früh gar nicht hier erwartet.“ „Ich konnte nicht mehr schlafen.“ Und schon hatte ihr Gedankenkarussell sie wieder eingeholt. „Lass uns ein bisschen schwimmen. Und wenn du möchtest, erzähl mir was genau dich bedrückt.“ Aoko und ihre Großmutter schwammen wesentlich langsamer nebeneinander. Geduldig wartete ihre Oma bis sie zu sprechen begann. „Ich habe dich angelogen“, platzte es aus Aoko auch schon heraus. Überrascht zog ihre Oma die Augenbrauen hoch, sagte aber weiterhin nichts, drängte nicht und gab ihr Zeit. „Kaito und ich sind nicht zusammen, nie gewesen. Er hatte nur Mitleid mit mir und sich als meinen Freund ausgegeben, um dir eine Freude zu machen.“ Sie hielten am Beckenrand an und pausierten. Aoko wagte aber nicht ihre Oma anzusehen. Zu groß wog das schlechte Gewissen. „Es war nicht richtig, dich anzulügen und dir dieses Theater vorzuspielen. Es tut mir sehr leid und ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ Unsicher suchte sie nun doch den Blick. Aokos Großmutter sagte nichts. Lange musterte sie Aoko, aber was sie dachte oder ob sie sauer war, konnte sie nicht in ihrem Gesicht erkennen. Ihre Oma hasste sie jetzt sicherlich. „Lass uns noch ein bisschen schwimmen.“ Schweigend schwammen sie wieder nebeneinander. Nach weiteren drei Bahnen, brach die ältere Dame das Schweigen. „Ich frage mich, ob das der einzige Grund ist.“ Überrascht horchte Aoko auf. „Er hat das doch nicht nur gesagt, um mir auf meine alten Tage einen Gefallen zu erfüllen.“ Sofort dachte Aoko an seine Worte zurück. Er mochte sie schon lange und es bot sich ihm eine Chance. Aber wenn Shinichi die Wahrheit sprach und Kaito sie nur ins Bett bekommen wollten, wie alle anderen Mädchen vor ihr? Sie war so unsicher. „Ich weiß nicht was ich machen soll“, verzweifelt pustete sie in Wasser. „Ich habe mich verliebt, aber er lebt in Las Vegas und Shinichi hat mir auch klar zu verstehen gegeben, dass es keine Zukunft haben kann.“ Oma nickte und schwamm weiter. Allerdings hielt sie erneut auf der anderen Seite am Beckenrand an und suchte Aokos Blick. „Hab ich dir jemals erzählt, wie ich deinen Großvater kennen gelernt habe?“ Die Braunhaarige überlegte: „Ihr habt euch in der Schule kennen gelernt und nach eurem Schulabschluss habt ihr euch verlobt, jung geheiratet und schon bald kamen Onkel Ginzo und Papa.“ „Oh ja, dein Großvater und ich haben uns in der Mittelstufe kennen gelernt und uns verliebt. Viel zu jung damals. In der Oberstufe waren wir uns sicher, dass wir unser Leben gemeinsam verbringen wollen, allerdings gab es jemanden, der etwas dagegen hatte. Mein Vater…“ Aoko staunte. „Mein Vater hasste Yoshiro. Er war der Ansicht, dass kein Junge auf der Welt passend für mich wäre, oder gut genug.“ Oma lächelte plötzlich selig. „Aber das hat deinen Großvater und mich nicht davon abgehalten. Wir trafen uns heimlich und nach unserem Abschluss und dem Erlangen unserer Volljährigkeit fiel er vor mir auf die Knie und fragte mich, ob ich seine Frau würde. Gemeinsam traten wir meinen Eltern unter die Augen und stellten sie vor vollendete Tatsachen.“ Wie mutig ihre Großeltern damals waren. Aoko hätte sicherlich nie den Mut aufgebracht sich gegen ihre Familie zu stellen. „Wie ist es weiter gegangen?“ „Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass mein Vater nicht begeistert von unserem Vorhaben war. Es kam zum Bruch und so zog ich zu Yoshiro, in dieses Haus. Hier ist meine Heimat, hier sind meine Kinder groß geworden und meine Enkelkinder aufgewachsen. Hier bin ich zuhause.“ Mitfühlend musterte Aoko ihre Großmutter. „Hattest du jemals wieder Kontakt zu deiner Familie?“ Oma sah sie lange an. „Nein.“ Sie legte Aoko ihre faltige Hand an die Wange. „Kind, ich möchte nicht, dass du dich gegen deine Familie stellst, niemals würde ich das gut heißen, aber was ich dir damit sagen will: Folge deinem Herzen. Du hast in Kaito einen aufrichtigen, jungen Mann gefunden, der dich liebt. Deine Familie liebt diesen Jungen, seit er klein ist. Deine Eltern wissen, dass du in gute Hände kommst. Shinichi steht zwischen euch. Das ist nun mal nicht zu ändern. Er liebt dich, er möchte dich beschützen und er will dich ebenso in guten Händen wissen. Er ist einfach nur noch blind und sieht nicht das sein bester Freund für dich bestimmt ist.“ „Er hat Angst das Kaito mich verletzt und er sich gegen seinen besten Freund stellen muss.“ Oma lächelte. „Warum sollte dieser Junge dich verletzen? Ist dir nicht aufgefallen, dass seine Aufmerksamkeit die ganze Zeit bei dir ist?“ Aoko schüttelte den Kopf. „Kindchen, du musst noch viel lernen. Dass ich euch in die Situation mit der Verlobung gebracht habe, tut mir leid. Ich wollte euch nur den richtigen Schubs geben. Entschuldige, dass ich mich eingemischt habe.“ „Apropos, was hast du eigentlich mit meinem Lieblingsschlafanzug gemacht?“ „Dieser kindische Bär? Oh, Aoko, das ist keine Wäsche, die ein Mann an einer Frau sehen möchte. Aber, wenn es dich beruhigt, ich habe ihn bei mir im Schlafzimmer. Du kannst ihn auf jeden Fall wieder mit nach Tokio nehmen.“ Aoko lächelte. „Wir sollten langsam gehen. Sicherlich sitzen schon alle bald beim Frühstück.“ Oma stieg über die Leiter aus dem Pool und Aoko folgte ihr. Beide wickelten sich in große Handtücher ein, als Aoko hilflos aufblickte. „Und wie geht es jetzt weiter? Kaito geht nach Amerika zurück.“ „Mein Kind, höre auf dein Herz! Es wird dir sagen was du zu tun hast.“ Sie zogen sich um und traten wenig später auf die Terrasse. Das Frühstück war bereits hergerichtet und nach und nach fanden sich alle am Esstisch ein. Ran saß mit ihren Schwiegereltern bereits am Tisch, auch Sonoko und Makoto hatten sich bereits eingefunden. Aoko und ihre Großmutter begrüßten die gesellige Runde und setzten sich ebenso dazu. „Wo ist denn Kaito?“, hakte Aoko nach und stellte fest, dass ihr Bruder auch noch fehlte. Ran unterdrückte ein Gähnen und schmierte sich ein Brötchen. „Shin und Kaito sind joggen.“ Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus. Sie erinnerte sich zu gut an seine Worte, nachdem sie sich bei ihrem Bruder verplappert hatte. Wie konnte sie auch nur so dumm sein und Shinichi erzählen, dass sie mit Kaito bereits im Bett war. Natürlich war ihr Bruder alles andere als begeistert und es lag einzig und allein an Ran, dass er nicht sofort auf seinen besten Freund losgegangen ist. Akako trat aus dem Haus heraus, begrüßte die Runde am Esstisch und setzte sich neben ihre Schulfreundin. Zu Aokos Leidwesen saß sie ihr gegenüber. Missmutig stellte sie fest das Akako perfekt gestylt war. Aokos Haare hingegen waren noch nass. In allem was die schöne Schwarzhaarige tat, wirkte sie anmutig und elegant. Sie passte nicht nur optisch zu Kaito, sondern war auch ebenso erfolgreich. Sofort fand sich Akako in das Gespräch ein und nahm sich nebenbei vom Frühstück. Alles drehte sich an diesem Morgen um die Hochzeitsfeier. Während Yukiko und Oma von der Trauungszeremonie schwärmten, sinnierten Ran, Sonoko und Akako über die Musik. Makoto und Yusaku hingegen unterhielten sich leise über die Politik. Aoko hielt sich aus den Gesprächen komplett raus und hing ihren eigenen Gedanken nach. Shinichi trat in den Garten und begrüßte seine Familie. Er setzte sich auf den freien Platz neben Akako und bediente sich ebenso am Frühstück, während er den Erzählungen schweigend lauschte. Akako wechselte nun aber das Thema. „Ran, ich muss gleich los. Heute Abend muss ich noch zu einem Klienten fliegen.“ „Oh, wie schade, ich hatte gehofft noch ein bisschen Zeit mit dir zu haben.“ „Leider klappt das nicht. Aber ich bin ja nicht aus der Welt. Ich komme euch bald besuchen.“ Schon drückte Akako Ran, danach Shinichi und stand auf. Sie verabschiedete sich von allen und verschwand ins Haus. Aoko spürte den misstrauischen Blick ihres Bruders zu deutlich und wusste, dass er noch nicht das letzte Wort gesprochen hatte. Sie spürte zudem seine schlechte Laune, was bedeutete, dass die Freunde nicht zimperlich mit Worten umgegangen waren. Shin sah frisch geduscht aus. Dann würde ihr Schein-Verlobter wohl auch bald zum Tisch kommen. Das schlechte Gewissen drückte Aoko erneut. Sie entschuldigte sich für einen Moment, stand auf und ging ebenso ins Haus hinein, als sie durch das Wohnzimmer trat und in den Flur hinaus gehen wollte, hielt sie entsetzt inne. Akako und Kaito standen eng beieinander und sprachen leise miteinander. Dabei spielte die Schöne wieder mal mit seinem Kragen. Aoko wollte eben in den Flur treten und sich zeigen, als Akako den jungen Mann am Kragen zu sich herunterzog und seinen Mund mit einem Kuss verschloss. War es das, wovor Shinichi sie gewarnt hatte? Konnte Kaito sich nicht nur auf eine Frau konzentrieren? War er nicht beziehungsfähig? Sie zog sich zurück und trat gedankenverloren den Rückweg zum Esstisch. Nun galt es herauszufinden was ihr Herz sprach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)