Keep calm and fake on von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- “Die Sandwiches schmecken hier ganz gut.” Viktor tippte auf die Speisekarte, die vor Mayumi lag. “Dann werde ich mir wohl davon eines bestellen. Und was nimmst du?” “Was wohl, einen Salat.” Als sich ihre Augen weiteten, lachte er auf. “Natürlich auch ein Sandwich! Ich sagte doch, die sind gut.” Er zwinkerte ihr zu, woraufhin sie lachend ihren Kopf schüttelte. “Anscheinend hast du außer einem großen Ego auch ein wenig Humor.” “Ein wenig? Ich bin ein lustiger Typ.” “Aha.” Mayumi stützte ihr Kinn auf ihrer Handfläche ab, den Ellenbogen auf dem Tisch vor sich. Viktor beugte sich ihr über den Tisch entgegen. “Bin ich wirklich, lern mich einfach kennen. Immerhin könnten wir dann ja auch mal das mit dem Streicheln ausprobieren.” “Du meinst, darauf läuft es hinaus?” Er zuckte mit seinen Schultern. “Das wird es, es ist unvermeidlich. Also solltest du dich dem Unvermeidlichen beugen und wir könnten das alles etwas verkürzen.” Mayumi lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und wollte gerade etwas entgegnen, als der Kellner zu ihnen an den Tisch in dem kleinen Bistro trat, in das Viktor sie mitgenommen hatte. Sie bestellten beide, dann ging der Kellner auch schon wieder davon. “Also, bevor es auf, deiner Meinung nach, irgendetwas Unvermeidliches hinausläuft, von dem ich noch nicht überzeugt bin, habe ich eine Frage an dich.” “Und die wäre?” Nun war es Viktor, der seine Ellenbogen auf den Tisch vor sich aufstützte, seine Hände faltete und die ihm gegenüber Sitzenden über diese hinweg aus seinen fast schwarzen Augen ansah. Sie erwiderte seinen Blick und legte ihren Kopf ein klein wenig schräg. “Hast du eine Freundin?” Seine Augenbrauen hoben sich und er schüttelte er seinen Kopf. “Nein, habe ich nicht.” “Und wie lange ist deine letzte Beziehung her?” Er stockte und sein Blick verfinsterte sich, wich ihrem nun aus. “Das … ist schon sehr lange her, ich kann es dir nicht genau sagen.” “Hmm.” Mayumi runzelte ihre Stirn, ehe sie seufzte und ihre Hände gefaltet vor sich auf den Tisch legte. “Conny hat mir erzählt, dass deine letzte Beziehung erst vor ein paar Tagen geendet hat. Ich will dir jetzt nicht vorwerfen, dass du mich angelogen hast oder sonstiges, es geht mich an sich auch nichts an, aber egal, was sich hier”, sie deutete zwischen ihnen beiden hin und her, “entwickeln könnte, ich habe keine Lust, nur irgendeine Lückenbüßerin zu sein, ich bin mehr wert als das.” Seine Augen weiteten sich minimal, ehe er diese schloss und seine Augenbrauen nachdenklich zusammenzog. “Es … geht hier nicht darum, eine Lückenbüßerin zu sein. Ich habe diese Beziehung nicht erwähnt, da es keine wirkliche Beziehung war.” “Und das bedeutet?” Mayumis Herzschlag nahm einen Takt zu. Sie kannte Elsas Seite der Geschichte, aber nicht die von einem weiteren Beteiligten. Würde er es ihr erzählen? Und wäre er ihr böse, wenn er erfuhr, dass sie die Geschichte bereits kannte? “Okay, meine Schwester weiß es bisher noch nicht, ich werde noch mit ihr reden müssen. Ich erzähle es dir und dann kannst du selbst entscheiden, was du davon halten willst.” “Da bin ich mal gespannt.” Viktor runzelte erneut seine Stirn, lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten und legte seine Hände flach auf den Tisch vor sich, seine Finger tippten unsicher auf der Tischplatte hin und her. “Meine letzte Beziehung war keine richtige Beziehung, es war nur eine Fakebeziehung. Meine beste Freundin und ich haben behauptet, dass wir ein Paar sind, damit wir Ruhe vor Leuten haben, die uns anmachen wollten. Das war nie wirklich etwas ernstes.” “Und warum das? Ist es für dein Ego nicht toll gewesen, wenn Frauen dich anmachen?” Mayumi war neugierig. Elsa hatte sich zu der Zeit einfach mal auf sich konzentrieren wollen, sich nicht mit Kerlen rumschlagen, vor allem, da sie auch erst eine Beziehung hinter sich gehabt hatte. Aber Viktor? Was war sein Grund gewesen? “Ich hatte einfach keinen Bock auf eine Beziehung und erst recht nicht auf eine Frau, die nur klammert. Sex finde ich gut, aber dazu braucht man keine Beziehung. Das war der Grund, weshalb ich die Fakebeziehung wollte. Und es hat super geklappt, alle haben uns geglaubt, dass wir ein Paar wären, selbst unsere Geschwister. Wir hatten wirklich unsere Ruhe. Wenn wir angemacht wurden, haben wir einfach behauptet, eine Freundin beziehungsweise einen Freund zu haben und zack, Ruhe.” “Du hast gesagt, Sex ist dir wichtig. Habt ihr miteinander geschlafen?” Elsa hatte zwar gesagt, dass es nicht so gewesen war und sie glaubte ihr auch, doch sie war gespannt, wie es Viktor ergangen war. “Nein, haben wir nicht.” Er verzog sein Gesicht. “Sie war wie eine Schwester für mich, das hätte alles nur mehr als verkompliziert.” “Und du willst mir jetzt nicht wirklich sagen, dass du solange keinen Sex hattest.” “Warum? Denkst du, ich hätte aufgestaute Energien? Glaube mir, dann wäre ich nicht hier mit dir essen, sondern würde dich jetzt schon vernaschen.” Auf diese Aussage wurden Mayumis Wangen rot. “Das meinte ich gar nicht”, versuchte sie ihre Aussage zu verteidigen. “Schon gut.” Er lachte und winkte ab. “Es gibt genug Möglichkeiten, an Sex ranzukommen, zumindest für mich. Ich hatte keine Durststrecke, keine Sorge. Aber wenn du denkst, dass ich dringend welchen brauche, ich bin bereit, versprochen. Du musst es mir nur sagen, dann können wir sofort gehen.” Seine Augen blitzten auf und wieder zog sich alles in Mayumi zusammen. Sie biss sich auf die Unterlippe, ehe sie ihren Kopf schüttelte. “Nein, wirklich nicht. Ich bin nicht nur für Sex zu haben, nur dass du das weißt.” Sein Gesichtsausdruck änderte sich. Er stellte sich auf, beugte sich über den Tisch und stützte sich mit den Händen ab, ehe er sich ein wenig weiter vorbeugte, sodass sich sein Gesicht dicht vor ihrem befand. “Sex mit mir ist gut, das kannst du mir glauben. Du würdest es bereuen, es zu verpassen.” Ihre Augen funkelten und sie strich mit ihrer Zunge leicht über ihre Lippen, nahm zufrieden wahr, wie er scharf einatmete. “Sex mit mir ist besser. Doch”, sie legte ihre Hand gegen seine Brust, ließ ihre Fingerspitzen darüber gleiten, spürte die Muskeln unter dem T-Shirt und würde es ihm am liebsten herunterreißen, um ihn genauer betrachten zu können, doch sie riss sich zusammen, legte ihre Hand flach gegen ihn und drückte ihn nach hinten, “ich bin nicht nur für einmal oder mehrmals Sex zu haben. Für mich gehört dazu mehr, also sorry.” Sie zuckte mit ihren Schultern. In diesem Augenblick kam der Kellner und brachte ihnen die gewünschten Sandwiches und die Getränke. Über die Unterbrechung war Mayumi sehr froh, denn das Thema, zu dem sie und Viktor gedriftet waren, war alles andere als unverfänglich und sie war sich sicher, dass er in ihren Augen fast hätte lesen können, dass sie es am liebsten austesten würde, ob er wirklich so gut im Bett war, wie er behauptete. So nutzte sie die wenigen Minuten, bis der Kellner wieder ging und versuchte sich zu beruhigen. Kaum dass der Kellner ihren Tisch wieder verlassen hatte, sah sie ihren Gegenüber an, der wieder auf seinem Stuhl saß. “Warum hat die Fakebeziehung geendet? Du hast gesagt, sie hat gut funktioniert. Haben du oder dein Fakefreundin sich verliebt? Also du dich in sie oder sie sich sogar in dich?” “Sie hat sich verliebt, das ist richtig, aber nicht in mich sondern in einen alten Freund. Er war sogar ihre erste Liebe und an sich ist das doch auch wirklich schön, ich hätte es ihr mehr als alles andere gegönnt.” “Und das bedeutet was genau?” Mayumis Herz zog sich zusammen. Jetzt würde sie erfahren, wie Viktors Sicht auf das alles war. Er wirkte erneut nachdenklich, sogar etwas unglücklich, als er daran dachte, versuchte Worte zu finden. “Er hat sich auch in sie verliebt und wie gesagt, ich hätte es ihr, ihnen beiden mehr als nur gegönnt. Doch dazu hätte sie es mir sagen müssen, es mir erzählen, anstatt hinter meinem Rücken eine Beziehung mit ihm zu beginnen, eine richtige. Ich habe, seit dem Moment, in dem er wieder in unserem, in ihrem Leben aufgetaucht ist, angeboten, dass wir die Fakebeziehung beenden. Das hatten wir ja sogar so besprochen - wenn wir jemanden kennenlernen, der uns etwas bedeutet, beenden wir die Fakebeziehung, um uns nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Immer wieder habe ich sie darauf angesprochen, doch sie hat es immer verleugnet, behauptet, sie würde nichts für ihn empfinden, hat mich angelogen und auch ihn. Und dann … Egal, Tatsache ist, dass sie mich angelogen hat, mir nicht genug vertraut hat. Damit hat unsere Beziehung einen Riss bekommen. Ich weiß nicht, wie ich ihr nochmal vertrauen kann. Als das alles rauskam, habe ich die Fakebeziehung beendet - und auch unsere Freundschaft. Und ich weiß, dass auch ihr Freund sie verlassen hat.” Und obwohl Viktor auf den ersten Blick so wirkte, als wäre das für ihn genau richtig, auch das was er sagte sich so anhörte, so wirkte er auf der anderen Seite trotzdem unglücklich. Mayumis Herz schlug schneller und alles in ihr zog sich zusammen. Es könnte sein, dass Viktor sie gleich hassen würde und das wollte sie nicht. Irgendetwas in ihr fühlte sich zu ihm hingezogen, gerade zu dieser verletzlichen Seite, die er sicherlich kaum jemanden zeigte. Er hatte noch nicht einmal seiner Schwester, mit der er laut Elsa eigentlich ein enges Verhältnis hatte, die Wahrheit über die angebliche Beziehung von Elsa und ihm gesagt. Vielleicht war das jetzt das letzte und auch das einzige Mal, dass Viktor Zeit mit ihr verbracht hatte. Trotzdem … Mayumi ballte ihre Hände zu Fäusten. “Elsa bereut es”, gab sie leise von sich. Die Stille, die an ihrem Tisch plötzlich herrschte, war zum schneiden dick. “Du … Was?”, brachte Viktor nach einiger Zeit ungläubig hervor. Unsicher griff Mayumi nach ihrem Glas und drehte es zwischen ihren Händen hin und her, während sie auf die Tischplatte starrte. “Viktor, ich will nicht, dass du denkst, dass ich hier bin, um dich irgendwie auszuhören oder so. Tatsache ist, dass ich Elsa kenne und sie mir die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt hat. Ich bin heute nur zu dem Fußballspiel gegangen, weil ich dich einfach mal ansehen wollte. Sie hat mir so viel Gutes von dir erzählt, was für ein toller Typ du bist und da wollte ich einfach nur schauen. Dass ich mit Conny ins Gespräch komme, war nicht geplant. Auch mit dir wollte ich eigentlich gar nicht reden, geschweige denn, mit dir sogar essen gehen. Aber als du da vorher vor mir gestanden bist, da konnte ich nicht nein sagen. Doch”, sie sah auf, richtete ihren Blick auf seinen, “ich will dich nicht verarschen oder dir nur das Gefühl geben, dich zu verarschen, daher sage ich dir die Wahrheit.” Erneut herrschte Stille, keiner von beiden sagte etwas. In Viktors Kopf arbeitete es, das konnte man ihm ansehen. “Ich … kann verstehen, wenn du jetzt gehen willst und mich nie wieder sehen willst. Wenn du aber … also …” Sie stockte, schloss ihre Augen einen Augenblick. “Wenn du mich trotzdem gerne kennenlernen willst, würde ich mich freuen, denn ich würde dich gerne kennenlernen. Nicht nur den tollen Typen aus Elsas Erzählungen, sondern dich selbst.” Wieder schwieg Viktor, musterte sie, ohne ein Wort zu sagen und langsam wurde es Mayumi unbehaglich und sie rutschte hin und her. Er legte seinen Kopf schräg. “Im Normalfall hätte ich dich hierzu eingeladen, aber ich würde sagen, das hier ist kein Normalfall.” Seine Gegenüber nickte unsicher. Worauf wollte er hinaus? “Daher bedeutet das, dass du mich einladen wirst.” Der Ältere nahm sein Sandwich in die Hände, hob es hoch und biss davon ab. Mayumis Augen waren groß, als sie ihn beobachtete. Was meinte er damit? Da deutete er mit dem Kinn auf ihr Sandwich und schluckte. “Jetzt los, iss, es schmeckt wirklich gut. Über den Rest reden wir nachher, wenn du mir noch ein Eis spendierst.” Nun blinzelte sie überrascht, ehe sie nach ihrem Sandwich biss und selbst vorsichtig davon abbiss. Im nächsten Augenblick weiteten sich ihre Augen erneut. Okay, Viktor hatte recht - diese Sandwichs waren wirklich gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)