Keep calm and fake on von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Ihre Daumen huschten über das Display ihres Handys, löschten die geschriebenen Worte jedoch gleich wieder. Elsa hob eine Hand zu ihrem Mund und kaute auf dem Daumennagel herum. Sollte sie Viktor noch irgendetwas schreiben? Er ging davon aus, dass sie eine Freundin übers Wochenende besuchen würde, bisher hatte sie es noch nicht über sich gebracht, ihm die Wahrheit zu sagen. Das wiederum war dem Mann gegenüber nicht fair, den sie tatsächlich besuchen würde. Und dass sie tatsächlich einen anderen Mann besuchte, war Viktor gegenüber unfair. Elsa ließ ihren Kopf gegen die Kopflehne ihres Sitzes fallen und sah aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft hinaus. Sie musste mit beiden Männern reden, immer noch, doch sie brachte es nicht über sich. Sie wollte, wie sie es auch Mario gesagt hatte, Viktor nicht im Stich lassen. Zwar hatte sie tatsächlich jemanden getroffen, der ihr Herz höher schlagen ließ, aber sobald die Fakebeziehung beendet wäre, stände Viktor vor dem gleichen Problem wie zuvor. Und Mario … Er wollte mit ihr zusammen sein, doch sie konnte die Fakebeziehung nicht beenden und vor allem hatte sie ihm gegenüber immer noch nicht aufgeklärt, dass Viktor in Wirklichkeit gar nicht schwul war. Das wollte sie dieses Wochenende unbedingt noch machen. Und trotzdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, ihren besten Freund einfach anzulügen, denn immerhin hatte er ihr immer wieder gesagt, dass sie ganz offen miteinander reden konnten und sie ihm alles sagen durfte, was sie beschäftigte, erst recht, wenn sie einen anderen Mann traf. In dem Augenblick wurde die Station angesagt, an der sie aussteigen musste und riss sie aus ihren Gedanken. Schnell bückte sich Elsa und sammelte ihre Sachen zusammen, ehe sie aufstand um zur Zugtüre zu gehen. Als der Zug gehalten und sich die Türen geöffnet hatten, stieg sie mit einigen anderen Fahrgästen aus. Auf dem Bahnsteig sah sie sich um, suchte nach demjenigen der sie abholen würde. “Elsa!” Winkend kam er auf sie zu, strahlte übers ganze Gesicht und sorgte damit dafür, dass sie auch über das ganze Gesicht zu strahlen begann, ihr Herz einen Satz machte. “Mario.” Einen Augenblick sahen sie sich nur an, dann flogen sie sich in die Arme, hielten sich fest und drückten sich aneinander, immerhin war es bereits fast drei Wochen her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. “Du bist wirklich da”, murmelte Mario und atmete ihren Geruch tief ein. Gott, wie hatte er sie vermisst. Sie hatten zwar wirklich viele Nachrichten miteinander geschrieben und auch telefoniert, sie nun aber wirklich hier zu haben, ins einen Armen, war doch nochmal etwas anderes. Sich nur auf einem Bildschirm zu sehen, war einfach nicht ausreichend. “Natürlich.” Elsa lachte leise und vergrub ihr Gesicht etwas mehr in seiner Halsbeuge. “Dann komm mal mit.” Mario nahm ihr die kleine Reisetasche aus der Hand und schob seine Finger in ihre, um sie mit sich zu ziehen. Gemeinsam verließen sie den Bahnhof und Mario führte sie durch den Ort, in dem er inzwischen lebte. Schließlich kamen sie bei einer Apotheke an. “Das ist die Apotheke meiner Eltern. Unsere Wohnung ist direkt darüber.” Er studierte an einer anderen Universität, die von seinem Zuhause nur eine knappe halbe Stunde mit dem Zug entfernt war und daher hatte er entschieden, zu pendeln, bei seinen Eltern wohnen zu bleiben. Elsas Herzschlag nahm zu und Nervosität stieg in ihr auf. “Ähm, deine Eltern …” “Sind das ganze Wochenende unterwegs. Sie sind vorher gefahren, wir haben die Wohnung also komplett für uns allein.” Mario drückte Elsas Hand in seiner sanft, sie war wohl doch etwas aufgeregt gewesen. Kaum dass er gesagt hatte, dass seine Eltern nicht da waren, entspannte sie sich schon wieder. “Na komm, lass uns reingehen.” Und schon zog er sie mit sich zu dem Gebäude und kurz darauf schloss er bereits die Türe zu der Wohnung auf, in der er seit dem Umzug vor acht Jahren lebt. “Willkommen in meinem Zuhause.” Mario schmunzelte und beobachtete seine Freundin, die sich neugierig umsah. “Also, wie sieht es aus? Ich habe gedacht, wir kochen zusammen etwas zu Abend und verbringen dann einen gemütlichen Abend auf dem Sofa. Wir können einen Film schauen, was spielen oder reden.” Er hielt inne. “Ähm, wenn du etwas unternehmen willst, ist das auch vollkommen in Ordnung, ich habe nur überlegt, ob wir vielleicht einfach ein wenig Zeit nur zu zweit verbringen wollen und …” Noch ehe er aussprechen konnte, lächelte Elsa ihn strahlend an. “Sehr gerne. Ich fände es schön, nur mit dir Zeit zu verbringen, nur du und ich.” Ihr Gegenüber lächelte ebenfalls und zog sie an sich, in seine Arme. “Darauf hatte ich gehofft. Und weißt du, worauf ich mich auch gefreut habe?” Elsa schlang ihre Arme um seinen Nacken. “Ich habe da so eine Vermutung, aber mir fällt auch noch sehr viel mehr ein. Willst du es mir vielleicht zeigen? Oder sagen, aber vermutlich ist zeigen schöner.” “Ja, das denke ich auch”, erwiderte Mario verschmitzt, dann beugte er sich zu ihr hinunter und legte seine Lippen auf ihre. Genau das hatte er herbeigesehnt und endlich war es soweit, sie war hier, bei ihm und in seinen Armen. Er brauchte nichts anderes! /// “Das hast du wirklich gemacht?” Elsa legte ihren Kopf in den Nacken und lachte. Sie und Mario saßen vor dem Sofa auf dem Boden und während er mit dem Rücken dagegen lehnte, hatte sie einen Arm auf der Sitzfläche aufgestützt. Jeder von ihnen hielt ein Glas mit etwas zu trinken in der Hand. “Oh ja. Ich habe den Ball abgespielt und dabei laut Kevin gerufen. Keiner von den Spielern hat sich gerührt, was ja auch kein Wunder ist, immerhin hieß keiner von ihnen Kevin. Der Fußball ist also mitten im Feld gelandet und die gegnerische Mannschaft hat sich gefreut.” Auch Mario musste bei der Erinnerung an diese Szene lachen. Das war gar nicht so lange nach seinem Umzug passiert. “Da sieht man halt, wie sehr du irgendwie doch noch an den Kickers gehangen hast.” Elsa streckte ihre Hand aus, strich sanft über Marios Unterarm. Der Angesprochene sah auf, seine Augen wirkten dunkler als vorher. “Ich habe an einer anderen Person mehr gehangen …” Sofort wurden Elsas Wangen rot. Mario räusperte sich und trank sein Glas in einem Zug leer. “Ähm … Wir sollten langsam ins Bett, oder? Immerhin ist es schon sehr spät. Wir haben ein Gästezimmer …” “Willst du, dass ich dort schlafe?” Elsa legte ihren Kopf schräg und zog ihre Hand zurück, umfasste mit dieser ebenfalls ihr Glas. “Ich … will nichts überstürzen, Elsa.” Unsicher blickte er zu ihr hinüber. “An sich ist das heute unser erstes richtiges Treffen seitdem wir darüber gesprochen haben, was das mit uns werden soll. Wir haben die letzten Wochen zwar viel miteinander geschrieben und telefoniert, aber …” Elsa stellte ihr Glas zur Seite, rutschte näher zu Mario hinüber und kniete sich zu ihm. Sie legte beide Hände auf seine Wangen, zwang ihn so, ihr direkt in die Augen zu sehen. “Ich würde gerne bei dir schlafen, außer du willst es nicht. Ich finde nicht, dass wir hier irgendetwas überstürzen.” Langsam tasteten sich Marios Hände an ihren Seiten entlang. Seine Augen wirkten nun fast schwarz. “Wirklich?” “Vielleicht würde ich es bei jemand anderem langsamer angehen, aber es bist du, Mario.” Ein Lächeln trat auf seine Lippen. “Mit mir ist es also kein Überstürzen?” “Mit dir ist es niemals überstürzen. Mit dir ist es perfekt und genau richtig.” Seine Griffe festigten sich. “Das finde ich auch.” Und damit zog er sie zu sich, um sie zu küssen. /// Als Elsa erwachte, benötigte sie einen Augenblick um zu realisieren wo sie war, doch dann lächelte sie. Die Erinnerung an letzte Nacht kam zurück. An Mario, wie sanft und liebevoll er gewesen war, gleichzeitig aber auch unglaublich heiß. Sie freute sich darauf, wenn sie das wieder erleben würde, vielleicht sogar schon sehr bald, zumindest hoffte sie das. Und würde sie nicht allein im Bett liegen, wie sie enttäuscht feststellen musste, würde sie das vielleicht jetzt gleich angehen. Als es an der Zimmertüre klopfte, setzte sich Elsa auf, zog die Bettdecke vor ihren nackten Oberkörper und gleich darauf steckte Mario seinen Kopf ins Zimmer herein. “Hey, du bist ja schon wach”, sagte er und kam herein, in seinen Händen ein Tablett, das voll beladen war. “Ja, allein kann ich wohl nicht so gut schlafen wie in deinen Armen.” Sie zwinkerte ihm zu. “Ach, wie konntest du dann dein restliches Leben bisher schlafen?” Mario stellt das Tablett auf seinem Schreibtisch ab und kam zu der Frau in seinem Bett, setzte sich dort auf die Matratze. “Schlecht, unglaublich schlecht.” Elsa schlang ihre Arme um seinen Nacken und ließ sich mit ihm wieder zurück ins Bett fallen. Mario stützte sich links und rechts von ihr ab und sah sie mit blitzenden Augen an. “Bist du noch müde? Willst du gleich noch einmal schlafen?” “Nur mit dir.” Auch ihre Augen funkelten. Auf ihre Aussage lachte Mario leise. “Das können wir hinbekommen.” Und wieder senkte er seinen Kopf und küsste sie, intensivierte den Kuss und zog die Decke zur Seite, um sich zu seiner Freundin ins Bett zu begeben. /// “Also, was machen wir heute?” Elsa hatte ihre Arme auf Marios Oberkörper abgestützt und sah ihn von oben herab an. “Wir beide”, seine Hände strichen über ihren immer noch nackten Rücken, “gehen heute joggen.” “Wirklich?” Sie verzog ihr Gesicht und entlockte dem unter ihr Liegenden ein Lachen. “Oh ja, das werden wir, immerhin hatten wir das ausgemacht. Du hast deine Joggingschuhe doch mitgebracht, oder?” Sie nickte, ehe sie ihren Kopf auf seiner Schulter ablegte. “ich hatte gehofft, du vergisst das”, murmelte sie. “Niemals.” “Ja, auch das habe ich befürchtet.” Beide mussten lachen. Elsa drehte sich, so dass sie ihn wieder ansehen konnte. “Okay, dann gehen wir joggen. Und danach?” “Danach kommen wir hierher, duschen, vielleicht sogar miteinander, anschließend essen wir eine Kleinigkeit und wenn du Lust hast, können wir heute Nachmittag in die Stadt gehen und ich zeige sie dir ein wenig. Dann können wir dort auch noch zu Abend essen, wenn du magst. Und danach …” “Ich fand es sehr schön, dass wir gestern Abend einfach nur geredet haben, uns von der Zeit erzählt haben, in der wir uns nicht gesehen haben aber auch über alles und sogar über früher.” “Gut, dann machen wir das wieder, Elsa.” Mario strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und zog sie für einen schnellen Kuss zu sich herunter. “Und jetzt richten wir uns und gehen joggen.” “Du Sklaventreiber.” “Wenn du meine Sklavin sein willst …” Ein lautes Lachen erklang. “Niemals.” Mario beobachtete, wie sie über ihn hinweg aus dem Bett ausstieg und nackt in seinem Zimmer stand. Nein, sie wäre niemals seine Sklavin, das wollte er auch gar nicht. Doch er war schon längst ein Sklave seiner Gefühle. Verdammt, er war dermaßen in sie verliebt, das hatte er nicht erwartet. Und es machte ihn glücklich. Mehr als glücklich. /// Sie hatten einen tollen Tag miteinander verbracht, viel gelacht, die Zeit miteinander genossen. Nach dem Essen in einem Sushi-Restaurant waren sie wieder zu Mario nach Haus gegangen. Wieder hatten sie sich ins Wohnzimmer verzogen, wo sie beide auf dem Sofa saßen beziehungsweise lagen. “Okay, spielen wir entweder oder.” “Was für ein Spiel?” Mario blickte zu seiner Freundin hinunter, die mit dem Kopf auf seinem Schoß lag und durch deren Haare er immer wieder mit seinen Fingern fuhr. “Man nennt zwei Sachen und man muss sagen, was man lieber mag.” “Okay, ich denke, ich weiß was du meinst. Fang an. “Also Mario, lieber Entspannen oder Sport?” Seine Hand hielt in ihrer Bewegung inne. “Ernsthaft?” “Ja. Also entweder oder?” “Ich mag beides, aber ich glaube, ich bewege mich lieber, also Sport.” Elsa lachte auf. “Das war zu erwarten. Du bist dran.” “Ketchup oder Mayonnaise?” “Beides.” “Ich dachte man darf nicht beides sagen.” “Aber Pommes mit Ketchup und Mayo sind besser als nur mit einer Sache.” “Da hast du natürlich auch recht. Du bist wieder dran, Elsa.” “Gut. Berge oder Strand?” “Strand, da kann man eher Fußball spielen.” Wieder lachte Elsa laut. “Das hätte eine Gregor-Antwort sein können.” “Naja, wenn er ist wie früher, sich nicht verändert hat, wundert mich das nicht. Elsa, Sommer oder Winter?” “Eindeutig Sommer. Ich liebe es, wenn es warm ist und man schwimmen gehen kann, an den Strand gehen, Eis essen, schöne Sommerkleider tragen, die ganzen Sommersachen halt.” “Da bin ich ganz bei dir.” Mario hatte seine Berührungen wieder aufgenommen, strich Elsa über den Kopf und die Haare, was diese mit geschlossenen Augen genoss. “Du bist dran.” Sie spielten das Spiel einige Minuten, fanden mehr übereinander heraus. Doch es gab eine Sache, die Mario regelrecht auf der Seele brannte, das Spiel kam ihm gerade ganz passend. Er hatte lange gezögert, ob er das fragen könnte, doch dann entschied er sich einfach dafür. “Liebe oder Freundschaft.” Einen Augenblick herrschte Stille, die zum Greifen spürbar war. Elsa setzte sich auf, sah ihn ungläubig an. “Ist das dein ernst?” Er erwiderte ihren Blick und nickte, woraufhin sie ihre Beine über das Sofa schwang und aufstand. “Dann frag mich doch gleich, ob ich mich für dich oder für Viktor entscheide!” “Irgendwie tue ich das doch, oder?” Mario sah sie nur an, tat sonst nichts. “Weißt du was, ich glaube, es ist besser wenn ich gehe.” Elsa drehte sich herum und stürmte aus dem Wohnzimmer heraus ins Marios Zimmer. In diesen war Bewegung gekommen und er folgte ihr, um zuzusehen, wie sie ihr Zeug einfach in ihre Reisetasche stopfte. “Elsa, bitte”, brachte er hervor. “Was?” Sie drehte sich um und sah ihn wütend an. “Du willst, dass ich eine Entscheidung zwischen zwei Männern treffe, zwei Personen die mir am Herzen liegen, mir etwas bedeuten!” “Hast du inzwischen mit ihm gesprochen? Hast du ihm gesagt, dass zwischen uns beiden etwas ist und du die Fakebeziehung deshalb beenden willst?” Elsa blieb still stehen, schüttelte langsam ihren Kopf. “Das … das will ich gar nicht”, piepste sie leise. “Du … was?” “Ich will, nein, ich kann die Fakebeziehung mit Viktor nicht einfach beenden.” “Was heißt hier, du kannst sie nicht einfach beenden? Du wirst doch wohl mit deinem eigentlich besten Freund reden und ihm sagen, dass du dich verliebt hast oder geht das etwa nicht?” “Mario, ich …” “Nein Elsa. Es ist doch ganz einfach, du kannst keine zwei Beziehungen zeitgleich haben, selbst wenn eine davon nur eine Fakebeziehung ist und du die andere deshalb verheimlichst. Wenn sie dich einmal mit mir sehen, heißt es gleich, du betrügst Viktor, dabei ist es das gar nicht. Dann ist es für ihn bescheidener, als dass du eine Fakebeziehung beendest.” Diese sah den im Türrahmen Stehenden ungläubig an. “Du hast doch keine Ahnung, ich kann ihm das nicht einfach antun. Wir haben diese Beziehung damals ausgemacht, weil wir keine Verpflichtungen haben wollten.” “Ernsthaft, Elsa? Das was ihr habt, ist doch eindeutig eine Verpflichtung.” Mario stieß sich vom Türrahmen ab und kam auf sie zu. “Und willst du sagen, dass ich eine Verpflichtung bin? Willst du nicht mit mir zusammen sein? Dann sag es mir bitte, bevor du ein Wochenende mit mir verbringst und meine Gefühle für dich dadurch nur stärker und stärker werden!” “Das hier”, Elsa deutete zwischen ihnen beiden hin und her, “das wollte ich doch gar nicht. Ich wollte keinen Freund, ich wollte mich nur auf mich konzentrieren und Viktor ging es genauso, deshalb haben wir uns doch für die Fakebeziehung entschieden. Und dann kommst da ausgerechnet du!” “Ausgerechnet ich?” “Ja! Der erste Junge, für den ich jemals Gefühle hatte und siehst mich mit deinen wundervollen Augen und diesem Lächeln an, das für Schmetterlinge in meinem Bauch sorgt. Ich wollte mich nicht verlieben!” Mario war wie erstarrt, konnte nicht anders, als auf diese Geständnis zu lächeln. Er ging zu ihr und griff nach ihren Händen. “Du wolltest dich also nicht in mich verlieben?” “Nein …” Sie klang beinahe verzweifelt. “Aber du hast es?” “Total.” Auch sie lachte nun leise und ließ sich nach vorne sinken, legte ihre Stirn an seine Schulter. “Trotzdem”, Marios Hände griffen nach ihren Schultern, hielten sie dort und streichelten sie leicht mit dem Daumen, ohne sie von sich zu drücken, “du kannst uns nicht beide haben. Du musst eine Entscheidung treffen, Elsa.” Tränen traten in ihre Augen. “Ich … ich weiß doch. Aber …” “Du kannst dich gerade nicht entscheiden?” “Das ist es nicht.” Elsa hob ihren Kopf. “Ich entscheide mich doch für dich, ich will mit dir zusammen sein. Das habe ich schon als Kind, als Teenager wollen und heute will ich es erst recht. Aber ich kann Viktor gerade nicht einfach im Stich lassen. Wir haben eine gemeinsame Entscheidung getroffen und ja, natürlich, ich habe jemanden gefunden, der mir wichtiger ist, aber ihn deshalb einfach so abweisen? Ich kann ihm nicht so in den Rücken fallen.” Ein Seufzen entkam Mario. “Kannst du nicht wenigstens mit ihm sprechen, ihm davon erzählen, dass wir beide etwas füreinander empfinden? Dann könnt ihr gemeinsam entscheiden, wie es weitergehen soll. Vielleicht sagt Viktor dann ja, dass ihr die Fakebeziehung beenden sollt und wenn nicht und ihr diese weiterlaufen lasst, dann habe ich wenigstens nicht das Gefühl, dass wir ihn betrügen.” Elsa versteifte sich, ehe sie langsam nickte. Vielleicht sollte sie das einfach machen … Da fiel ihr etwas ein. “Ähm, Mario?” “Ja?” “Als ich dir gesagt habe, dass Viktor schwul ist …” “Ja?” “Das hätte ich nicht sagen sollen.” Marios Griffe verstärkten sich, waren aber immer noch liebevoll. “Das kann ich verstehen. Sicherlich solltest du das niemanden sagen.” “Das … ist es nicht so richtig. Also doch, ich hätte es nicht sagen dürfen, zu niemanden …” “Ich verspreche, dass ich nichts sagen werde, mach dir keine Sorgen.” “Er … er ist nicht …” “In Ordnung, er ist es nicht, okay.” Ein Zwinkern folgte als Teil der Aussage. Elsa sah unsicher zu ihm auf. Hatte er sie wirklich verstanden? “Wegen Viktor …” Und da legte er plötzlich seine Lippen auf ihre, brachte sie so zum Schweigen. Als er sich wieder von ihr löste, legte er seine Stirn an ihre. “Könnten wir bitte nicht mehr von ihm sprechen? Ich habe nur noch ein paar Stunden mit dir, ehe du wieder fahren musst, die will ich gerne nur mit dir verbringen.” Sie nickte. “Und versprich mir, dass du mit ihm reden wirst.” Wieder nickte sie, während sich alles in ihr zusammenzog. Sie hatte Angst vor diesem Gespräch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)