New Family von writer ================================================================================ Kapitel 25: Leid ---------------- In genau diesem Moment hob Sasuke seinen Blick und sah rein zufällig direkt in die Richtung, in der sie stand. Er schien einen Moment zu brauchen um zu realisieren, dass sie wirklich dort war. Er tat nichts weiter als sie anzusehen, aber sein Gesichtsausdruck versteinerte ein wenig. Neji und Naruto sahen ihn eine Sekunde irritiert an, dann folgen sie seinem Blick. Neji stöhnte. Alle schwiegen. Irgendwo weiter hinten im dunklen Park lachten ein paar Leute. "Hallo Sakura", sagte Naruto schließlich. "Wie lange stehst du da schon?" "Ihrem schockierten Gesichtsausdruck nach zu schließen offenbar lange genug", sagte Neji. Er klang frustriert. "Tja. Das ist jetzt wirklich Pech. Das solltest du eigentlich nicht hören Sakura. Seit wann bist du eigentlich um die Uhrzeit im Park unterwegs?" Sakura hatte, seit sie gehört hatte, dass ihr Name gefallen war und sie dadurch verdutzt stehen geblieben war, einfach nur erstarrt dagestanden und zugehört. Sie hatte sie nichtmal belauschen wollen. Sie war gerade aus der Dunkelheit hinein in den Lichtschein der Laterne getreten, weil sie zu ihnen hatte gehen wollen. Und dann war sie da einfach drei Meter entfernt von ihnen stehen geblieben und hatte gar nichts mehr tun können. Sie war nichtmal versteckt gewesen. Sie hatten einfach alle rein zufällig nicht in ihre Richtung gesehen. Sasuke stand sehr langsam auf, als wäre er noch unschlüssig, was er nun tun wollte. Er machte einen Schritt auf sie zu. Aber er blieb sofort wieder stehen, weil sie instinktiv ein wenig zurückwich. "Du hast also alles gehört?", fragte er. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? "Ja", flüsterte sie. In dem Versuch sich irgendwie zu beschützen hob sie ihre Arme und legte sie um sich, als wäre ihr kalt. "Tut mir leid", sagte sie und sie hörte, dass sie verzweifelt klang. "Es tut mir wirklich leid, ich weiß gerade nicht, was ich jetzt sagen soll!" Sie fühlte sich schrecklich. Sie tat ihm also doch weh! Das wollte sie doch nicht! Sie wusste nicht, was sie tun sollte und auch nicht was sie fühlen sollte. Sie fühlte gerade nur Leere und deswegen fühlte sie sich ganz schrecklich schuldig. Sonst war da überhaupt nichts. Aber das durfte so nicht sein. Jeder andere wäre doch glücklich gewesen bei dem, was Sasuke eben gesagt hatte! Das klang so, als würde er sie schon lange lieben. Und er wusste scheinbar was mit ihr los war und war so unglaublich rücksichtsvoll! Wieso konnte sie jetzt nicht irgendwie angemessen darauf reagieren oder sich freuen? "Ich weiß", sagte Sasuke. Er klang verständnisvoll. Aber auch entmutigt. Sie fühlte sich sofort noch schlechter. So elend wie in diesem Moment hatte sie sich noch nie gefühlt. "Tut mir leid", flüsterte sie nochmal, weil sie einfach nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Aber sie musste jetzt irgendwas tun. Sie konnte sich einfach nicht so verhalten, wie sie es gerade tat. Sie musste jetzt mit ihm reden. Aber was sollte sie sagen? Sie hatte vorgehabt ihm ihre Situation zu erklären. Aber offenbar wusste er das alles längst. Dadurch, dass er so großartig zu ihr war, fühlte sie sich nun noch mehr so, als würde sie ihm etwas ganz Schreckliches antun. Sie hasste sich so sehr dafür! Ihr wurde schwindelig. Sie musste vernünftig atmen! Wie ging das eigentlich nochmal? "Ihr müsst jetzt darüber reden", sagte Naruto. "Das ist wirklich richtig blöd gelaufen, aber es ist jetzt nicht mehr zu ändern und -" Er bracht ab, weil Sasuke leicht die Hand hob, um ihm zu signalisieren, dass er still sein sollte. Er musterte sie konzentriert. "Ist sie okay?", fragte Neji skeptisch. "Sie sieht aus, als würde sie gleich umkipp-" Aber Sasuke hatte sich längst bewegt. Als ihr schwarz vor Augen wurde und ihre Beine nachgaben war er schon da. Er erwischte sie am Oberarm, bevor sie mit den Knien auf dem Boden aufschlug, sodass sie sich mit seiner Hilfe nun eher setzte als wirklich zu fallen. Sie schien sofort wieder zu sich zu kommen, denn Neji und Naruto kamen gerade erst bei ihnen an, als sie wieder etwas wahrnehmen konnte. "Was hat sie?", fragte Naruto schockiert. "Bist du okay?", fragte Neji sie und hockte sich vor sie. "Ja", sagte sie tonlos. "Ich bin okay, es geht schon." Sie hörte wie schwach ihre Stimme klang. Naruto und Neji sahen beide unsicher zu Sasuke, der neben ihr hockte. "Ich glaube sie hat bloß vergessen zu atmen", sagte er ruhig. Sakura nickte schwach. Sie wollte wieder aufstehen und Sasuke erhob sich und zog sie hoch, als er sah, dass sie es versuchte. Dann ließ er ihren Oberarm los und trat ein Stück zurück. "Man kann das atmen vergessen?", fragte Naruto verwirrt. "Scheinbar", sagte Neji und erhob sich wieder. Die Beiden musterten sie prüfend, als wären sie besorgt, dass sie gleich wieder umkippen würde. "Tut mir leid", sagte Sakura schon wieder und kam sich langsam richtig blöd vor. "Naja", sagte Neji trocken. "Mach dir deswegen keinen Kopf. Sasuke ist es gewohnt, dass Frauen seinetwegen in Ohnmacht fallen!" Naruto lächelte leicht. Alle schienen sich gerade überfordert zu fühlen. "Ich nehme an, du möchtest nun gerne in dein Zimmer und alleine sein, richtig?", fragte Sasuke sachlich an sie gewandt. Sie senkte den Blick und nickte. Sie mussten reden, aber gerade musste sie erstmal wieder klarkommen und das Gehörte irgendwie verarbeiten. "Ich..." Sie brach ab, weil sie ohnehin nach wie vor keine Ahnung hatte, was sie sagen sollte. Sie wollte alleine sein. Aber was war mit ihm? Er musste sich schrecklich fühlen! Irgendjemand musste sich doch jetzt um ihn kümmern! Für ihn musste doch gerade alles kaputt gegangen sein, weil sie das gehört hatte. "Gehen wir nach Hause", sagte Sasuke ruhig. "Dann kannst du dich ausruhen." Wieder fragte sie sich, wie er so ruhig bleiben konnte. "Was ist mit dir?", stellte Naruto zum Glück endlich die Frage, die sie Sasuke eigentlich stellen wollte. "Ja", sagte Neji. "Sollen wir-" "Alles gut!", sagte Sasuke knapp und zwar in einem Ton, der deutlich machte, dass es ihm gerade schwer fiel die Fassung zu wahren. "Itachi hat mir vorhin geschrieben, dass er nach Hause kommt. Er müsste mittlerweile da sein. Ich kann mit ihm reden." "Oh! Gut!", sagte Naruto und Sakura fühlte sich genauso erleichtert wie Neji aussah. Es war es zwar peinlich, dass Itachi alles mitbekommen würde, aber wahrscheinlich wusste er ohnehin schon bescheid und es war ihr eigentlich auch egal. Sie wollte nur, dass sich nun irgendjemand um Sasuke kümmern würde. "Okay Leute, dann mal Abmarsch!", sagte Neji entschieden. "Naruto und ich kommen noch mit, liegt ja mehr oder weniger auf unserem Weg." Also gingen sie los. Sie schwiegen alle und Sakura fand diese fünfzehn Minuten unglaublich schrecklich. Sie hoffte bloß, dass Itachi auch wirklich da sein würde. Ihr Kopf fühlte sich vollkommen dumpf und leer an. Sie musste erst alleine in ihrem Zimmer sein, um sich sortieren zu können. Und dann musste sie sich verdammt nochmal zusammenreißen und vernünftig mit Sasuke sprechen. Auch wenn sie immer noch keine Ahnung hatte, was sie dann überhaupt sagen sollte. Sie warf Sasuke einen vorsichtigen Blick zu. Sie wünschte sofort sie hätte es nicht getan. Er blickte beim Gehen vor sich auf den Boden und er sah überhaupt nicht glücklich aus. Sie holte tief Luft, als sie merkte, dass ihr schon wieder schwindelig zu werden drohte. Dann kamen sie endlich bei der Einfahrt des Uchiha Anwesens an. Sakura verspürte ein ganz klein wenig Erleichterung. Da war Itachi. Offenbar war er genau in diesem Moment angekommen, er schloss gerade sein Auto ab und schulterte seine Tasche, in der er vielleicht Übernachtungssachen hatte. Er schien sofort zu merken, dass etwas nicht stimmte, als sein Blick auf sie alle fiel. "Was ist passiert?", fragte er scharf. Sakura spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie wandte sich rasch ab und ging so schnell sie konnte auf sie Haustür zu. "Lass sie", hörte sie Sasuke hinter sich sagen, als Itachi einen Schritt auf sie zu machte. "Sie braucht Zeit alleine." Als Sakura die Haustür hinter sich geschlossen hatte, eilte sie sofort durch den Eingangsbereich und die Treppe hoch. Sie schaffte es in ihr Zimmer, ohne jemanden zu treffen. Sie schloss die Tür hinter sich ab und ließ sich auf den Boden sinken. Sie schaffte es nichtmal zu ihrem Bett. Sie wischte sich wütend ein paar Tränen weg. Sie fühlte sich schrecklich, weil ihr Sasuke leid tat und sie daran Schuld war. Aber eigentlich war Sasuke doch derjenige, der Grund hatte traurig zu sein! Wieso weinte sie denn jetzt? War sie so traurig, dass die Affäre zwischen Sasuke und ihr nun vorbei sein musste? Sie zog ihre Beine an sich, legte ihre Stirn auf ihre Knie und ihre Arme über ihren Kopf. Ihr war das alles so peinlich. Vor Naruto, vor Neji, vor Itachi, sogar vor Hinata und vor allem vor Sasuke. Sie hasste es, dass alle nun so darauf fokussiert waren, dass sie irgendwie kaputt war. Wie schon so oft in ihrem Leben, kam sie sich vor, als sei sie für alle bloß eine Last. Aber sie musste nun aufhören sich zu bemitleiden und an Sasuke denken! Sasuke liebte sie also tatsächlich. Warum auch immer. Sie konnte nicht verstehen, was an ihr toll sein sollte. Aber er hatte es selbst gesagt, also musste sie das nun akzeptieren. Sie musste ihm sagen, dass es ihr unmöglich war, solche Gefühle für jemanden zu empfinden und dass sie auf Abstand gehen müssten, damit er sie wieder aus dem Kopf bekommen würde! Es war egal, dass sie den Abstand zu ihm nicht wollte. Sie durfte nicht selbstsüchtig sein, nur weil sie einen Teil seiner Nähe behalten wollte. Sie konnte ihm nicht geben was er wirklich wollte und wenn sie nicht konsequent war, dann machte sie für ihn alles nur immer schlimmer, weil sie ihm dann Hoffnung machte, dass er sie ändern könnte, wenn er sich nur richtig verhalten würde. Aber so einfach würde das nicht sein. Es war ihr Problem und es war nichts, was einfach beseitigt werden konnte, nur weil er sich so toll verhielt! Sie musste nun aufstehen und rüber gehen und ihn fragen, ob er mit ihr reden würde und- Es klopfte an ihre Tür und sie schrak zusammen. Rasch stand sie auf und atmete einmal tief durch. Dann öffnete sie die Tür. "Hallo", sagte Itachi freundlich. "Kann ich mit dir sprechen Sakura?" Sie wischte sich rasch mit dem Ärmel über ihr Gesicht um die Tränenspuren zu entfernen und sah ihn verunsichert an. "Ich wollte gerade zu Sasuke", sagte sie vorsichtig. "Ich sollte wohl mit ihm reden, ich musste mich nur kurz sammeln." "Sasuke möchte nicht mit dir reden", sagte Itachi ruhig. "Oh... okay.... Das verstehe ich, er muss wütend sein", sagte sie traurig. "Nein, so ist es nicht", sagte Itachi mit einem leichten Lächeln. "Kann ich vielleicht reinkommen? Dann erkläre ich es dir." Eigentlich mochte sie es nicht, wenn jemand in ihrem Zimmer war. Aber sie wollte unbedingt hören, was Itachi sagen wollte, daher nickte sie und öffnete die Tür weiter, damit er hergekommen konnte. Das war alles so unendlich peinlich. Aber da musste sie nun durch! Itachi schloss die Tür hinter sich. Sakura fühlte sich schrecklich unwohl und nervös. Und schuldig. Sie wusste nicht, was sie nun tun sollte. Aber Itachi nahm ihr das ab. "Setzen wir uns, ja?", fragte er. Er ging zu ihrem Schreibtischstuhl, zog ihn hervor und nahm darauf Platz. Also ging Sakura zu ihrem Bett und setzte sich ihm gegenüber auf die Bettkante, denn so hatte er sich das offenbar vorgestellt. "Es tut mir leid, ich wollte ihn nicht verletzen-", sagte sie hilflos. "Niemand gibt dir die Schuld Sakura", sagte Itachi freundlich. Sie sah ihn verwirrt an. "Aber du hast gesagt Sasuke will nicht-" "Sasuke ist nicht wütend auf dich", unterbrach er sie. "Er will bloß nicht mit dir reden, weil er schon zu wissen glaubt, was du sagen wirst. Er meint, du wirst ihm sagen, dass ihr nun auf Abstand gehen müsst, damit er sich entliebt, weil du nicht willst, dass er deinetwegen leidet. Richtig?" Sakura öffnete verwirrt den Mund. Wieso kannte Sasuke sie denn so gut? Sie schloss den Mund wieder und nickte. "Und er hat mich hergeschickt, um dir auszurichten, dass er das nicht akzeptiert." "Was?" Jetzt war sie richtig verwirrt. Itachi lächelte. "Er denkt, dass es leichter für dich ist, wenn ich mit dir rede, als wenn er das jetzt tut, weil dann alles etwas sachlicher und rationaler ist und du dich nicht vollkommen zurückziehen sondern richtig zuhören wirst." Sakura starrte ihn an. Wie konnte Sasuke sie denn so dermaßen perfekt durchschauen? Itachi lächelte. "Offenbar versteht er dich ganz gut, nicht wahr?" "Aber wie?", fragte sie verwirrt. "Woher weiß er das alles? Ich habe letztens erst durch ein Gespräch mit Hinata selbst verstanden, dass ich so bin und warum das so ist." Sie war völlig durcheinander. Das Gespräch war ihr total unangenehm. Aber sie wollte auch Antworten haben. Itachi lächelte wieder ein wenig traurig. "Sakura, ich kann dir versichern, dass Sasuke sich deutlich mehr Gedanken über dich gemacht hat, als Hinata. Er ist schon seit vielen Jahren in dich verliebt. Ich erinnere mich noch an seinen ersten Schultag. Schon da hat er mir ganz aufgeregt von dir erzählt. Und das blieb auch immer so. Er schwankte ständig zwischen Zuneigung für dich und Wut auf dich, weil du ihn immer völlig ignoriert hast und absolut nichts von ihm wissen wolltest. Aber du warst ihm schon immer wichtig. Er hat dich immer genau beobachtet. Er weiß mehr über dich, als du denkst." Sakura starrte ihn entsetzt an. Das konnte er doch nicht ernst meinen! "Aber...aber", setzte sie verstört an, in dem Versuch ihm klarzumachen, dass das einfach nicht wahr sein konnte, "als wir vor ein paar Monaten hier eingezogen sind, da war er total fies zu mir! Das hast du doch selbst mitbekommen!" "Ja", sagte Itachi ruhig. "Er war furchtbar wütend darüber, dass unser Vater was mit deiner Mutter angefangen hat. Vater weiß nicht, dass Sasuke dich seit Jahren liebt. Wir reden über solche Dinge nicht mit ihm. Unser Vater hat Sasuke sogar verboten, dich irgendwie zu verführen und ihm dafür Strafen angedroht. Er glaubt wie alle anderen, dass Sasuke ständig irgendwas mit irgendwelchen Frauen hat. Aber das stimmt einfach nicht. Das ist einfach nur ein Bild, das sich Leute von ihm machen, weil es ihrer Erwartungshaltung entspricht. Aber dein Erstes Mal war auch sein Erstes Mal." Sakura spürte wie ihr schon wieder schwindelig wurde. Schnell nahm sie einen tiefen Atemzug. Sie hatte Sasuke einfach danach alleine gelassen. Er hatte ihr nicht ihretwegen angeboten, dass sie bleiben und bei ihm schlafen durfte! Er hatte es zwar so formuliert, aber eigentlich hatte er es sich für sich gewünscht! Er hatte sich so eine Mühe gegeben mit ihr und sie war einfach gegangen! War er sich benutzt vorgekommen? Wie hatte er es geschafft ihr so viel Ruhe und Erfahrung vorzuspielen? Wie? "Aber ...Ino...", sagte sie schwach. "Sie ist aus seinem Zimmer gekommen und sein Hemd war offen und es sah aus als...als..." "Ja", sagte Itachi. "Sasuke hat natürlich auch ein paar Erfahrungen mit Frauen gemacht. Aber er hat es nie durchgezogen, weil er nicht konnte, wenn er nicht dabei an dich gedacht hat. Das hat ihn jahrelang belastet und irgendwann hat es ihn richtig unter Druck gesetzt, dass alle seine Freunde schon Sex hatten und er nicht. Zumal er ja so viele Gelegenheiten dafür gehabt hätte. Neji und Naruto konnten es irgendwann nicht mehr mit ansehen, dass er so unglücklich verliebt war und Neji meinte, es sei vielleicht einfach nötig, dass er versucht sich ernsthaft auf eine andere einzulassen, damit er endlich über dich hinweg kommt. Du wolltest schließlich überhaupt nichts von ihm wissen. Ich glaube du hast es nichtmal mitbekommen, wenn er versucht hat sich dir zu nähern und Kontakt zu dir zu suchen, oder?" Sakura konnte ihn nur vollkommen entsetzt anstarren. Das konnte alles nicht wahr sein! Das durfte alles nicht wahr sein! "Aber", sagte Sakura wieder und sie hörte, dass sie vollkommen verzweifelt klang, "wie kann ich das alles nie mitbekommen haben?" "Das ist eigentlich gar nicht so verwunderlich. Wenn man dich ein bisschen beobachtet hat, dann hat man gemerkt, wie vollkommen verunsichert du warst. Kontakt zu anderen Menschen fällt dir schwer. Daran sind wahrscheinlich deine Eltern Schuld. Deinen Vater hast du nie kennengelernt, nicht wahr? Und deine Mutter wirkt nun wirklich nicht wie eine zuverlässige, stabile Bezugsperson. Unser Vater hat definitiv seine Mängel, er ist nicht gerade der beste Vater. Aber bei ihm weiß man immer woran man ist. Er ist verlässlich und einschätzbar. Er ist nie viel für uns da gewesen, aber man hatte immer einen festen vorgegeben Ramen. Sasuke meinte, deine Mutter hätte oft vergessen dich abzuholen. Du hattest oft nichts zu essen dabei. Neji hat ihm öfter erzählt, dass Hinatas Mutter seiner Mutter erzählt hat, dass du total vernachlässigt wirst. Dass ihre Männer ihr immer wichtiger waren, als du, dass sie dich oft vergessen hat und sie dich oft so behandelt hat, als würdest du ihr Leben stören. Als ihr hier eingezogen seid, hat Sasuke gerade das allererste Mal ernsthaft versucht über dich hinwegzukommen. Und dass du ab sofort hier wohnen würdest hat ihn unglaublich wütend gemacht, deshalb war er eine Weile fies zu dir. Er wusste du kannst nichts dafür, aber er war wütend auf alles und jeden, sogar auf dich, weil du der Grund für sein Leiden warst. Er wusste, wenn du auch hier wohnst, dann würde es noch schwerer werden für ihn." 'Atmen!', ermahnte Sakura sich selbst. Sie konnte es nicht ertragen. Sie hatte immer geglaubt, dass sie ganz alleine für sich litt. Es war unerträglich zu erfahren, dass sie jemand anderen hatte mit ihr leiden lassen. "Sasuke hat mir von Inos Ohrfeige erzählt", sagte Itachi, nachdem er einen Moment geschwiegen hatte. "Sie fühlte sich wohl ziemlich gedemütigt, dass sie sich bemüht hat und er sie nicht wollte. Körperlich gesehen. Er hat versucht ihr klar zu machen, dass es nicht an ihr liegt, sondern dass er nicht kann, weil er gerade Stress hat. Aber dann hat sie mitbekommen, dass er ein paar Wochen später mit dir geschlafen hat und es doch persönlich genommen. Sie denkt wahrscheinlich er fand sie einfach nicht anziehend oder sowas. Bei dem Ruf, der irgendwie um ihn herum entstanden ist, ist dieser Gedanke von ihr nachvollziehbar. Ich bin sicher, sie ist nicht die einzige, die herumerzählt hat, dass sie mit ihm geschlafen hätte, um sich wichtig zu machen. Offenbar behaupten das auch ein paar andere, obwohl da nicht viel mehr passiert ist als ein Kuss. Das liegt einfach daran, dass er so gut aussieht und so beliebt ist. Das hat sich irgendwie verselbstständigt. Und er hat nie wirklich widersprochen, weil es ihm ganz gelegen kam. Ich glaube er wollte lieber diesen Ruf, als dass alle wissen, dass er seit Jahren unglücklich in jemandem verliebt ist, der ihn nicht mal beachtet. Das hat seinem Ego nämlich gar nicht gefallen." "Aber ich dachte nur du und Naruto und Neji wissen davon?", fragte Sakura schwach. "Nur uns hat er es erzählt", sagte Itachi. "Aber die anderen können sich auch ihren Teil denken. Sasuke, Naruto und Neji haben vor den anderen Jungs auf der Schule immer deutlich gemacht, dass sie es gar nicht mögen, wenn man dir zu nahe kommt. Ich muss gestehen ich habe mich daran auch beteiligt. Auch ich habe meinen Freunden klar gemacht, dass du tabu bist. Du warst eigentlich sowieso zu jung für uns, aber du bist unglaublich hübsch. Hidan zum Beispiel musste ich regelrecht zwingen dir nicht zu nahe zu kommen. Er hasst Sasuke dafür. Viele der Jungs auf der Schule konnten sich irgendwie zusammenreimen, dass es Sasuke ernst ist mit dir. Die Mädchen haben das glaube ich nicht wirklich mitbekommen. Neji mag Sasuke und Naruto sehr. Er ist bereit auch mal grob zu werden, wenn jemand seinen Freunden schadet. Es war einfach klar, dass man sich besser von dir fernhält und am besten auch nicht darüber spricht, weil man sonst ernsthafte Probleme mit Sasuke und Neji bekam. Und in solchen Fällen hat Naruto immer weggesehen, auch wenn er die Beiden sonst meistens aufgehalten hat, wenn sie es übertrieben haben mit ihren Gemeinheiten. Und ich fand das war okay. Du warst einigermaßen glücklich in deiner kleinen Welt mit Hinata. Das schien dir Sicherheit und Ruhe zu geben. Also beließ ich es dabei. Ich konnte Sasuke helfen und ich denke dir hat es nicht geschadet. Du und Hinata, ihr mochtet doch eure Zweisamkeit, nicht wahr?" Sakura nickte schwach. Das war alles viel zu viel für sie. "Und dann seid ihr auf diese Party bei Ino gegangen. Hinata und Naruto sind zusammen gekommen und deine kleine heile Welt war ohnehin nicht mehr intakt. Da hat Sasuke beschlossen, dass er es ernsthaft versuchen würde, an dich heran zu kommen. Du bist mittlerweile so hübsch, dass es auf manche kaum noch Eindruck machte, wenn Sasuke, Neji und Naruto ihnen drohten. Kiba zum Beispiel schien es irgendwann egal zu werden. Und Sasuke wusste, dass er schneller sein musste. Er glaubte zu bemerken, dass du ihn zumindest körperlich mittlerweile anziehend findest und er dachte sich, dass sein gutes Aussehen endlich mal zu was nutze sein könnte. Er hat vermutet, dass wenn Hinata ihr erstes Mal hat, du es auch tun wollen würdest. Weil ihr immer alles zusammen gemacht habt auf gewisse Weise. Er wollte unbedingt der Erste sein. Er glaubte, solange du dich dabei emotional nicht öffnen müsstest, würde körperliche Nähe kein Problem für dich sein. In der Zwischenzeit hatte er dich durch das Zusammenwohnen noch mehr kennenlernen können. Und vor allem hat er deine Mutter richtig beobachten können. Er hat recherchiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass du aufgrund des Verhaltens deiner Eltern Angst vor emotionaler Bindung hast. Und daher hat er versucht Nähe zu dir aufzubauen, aber auf rein körperlicher Ebene, damit du es zulassen konntest. Er ist sich sicher, dass er es geschafft hätte, dass du das überwindest, wenn er nur genug Zeit gehabt hätte. Aber dass du Neji, Naruto und ihn heute Abend reden gehört hast, hat diesen Plan zunichte gemacht." Sakura konnte mittlerweile nur noch dasitzen und teilnahmslos auf den Boden blicken. Das war zu viel. Zu viel Leid, das sie verursacht hatte. Sie schämte sich fürchterlich. Itachi schwieg einen Moment. Dann stand er auf. "Du brauchst jetzt Zeit, um das zu verarbeiten", sagte er. "Bitte versuche zu verstehen, dass Niemand böse auf dich ist. Sasuke ist allerdings nicht besonders gut auf deine Mutter zu sprechen und ich muss sagen das bin ich auch nicht. Aber du hast keine Schuld daran. Er hat mich hergeschickt, damit ich dir das alles erzähle. Er will, dass dir klar ist, dass er ohnehin leidet. Ob du nun auf Abstand zu ihm gehst oder nicht. Er will, dass du weißt, dass er es nicht einfach so überwinden wird, nur weil du dich zurückziehst, um ihn nicht zu verletzen. Und er will, dass du ernsthaft darüber nachdenkst, ob du es versuchen kannst mit ihm. Er glaubt, dass du dein Problem gemeinsam mit ihm überwinden kannst. Er will, dass du versuchst ihm und dir eine Chance zu geben." Itachi sah sie an, aber sie schaffte es nicht ihren Blick zu heben und sah weiter auf den Teppich. "Bitte versuche es", sagte Itachi leise. Dann drehte er sich um und ging. Er schloss die Tür hinter sich. Und Sakura saß lange so da und versuchte zu verarbeiten, was sie alles erfahren hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)