Herzliche Heiterkeit von Varlet ================================================================================ Kapitel 1: Herzliche Heiterkeit ------------------------------- Als Jodies Wecker klingelte, sprang sie nahezu aus dem Bett. Sie hatte sich wochenlang auf die Hochzeitsfeier ihrer Kollegen gefreut und auch mehrere Stunden im Einkaufszentrum verbracht. Und dann hatte Jodie das perfekte Kleid gefunden. Es zeigte sowohl vorne als auch hinten Haut, betonte ihre Kurven und zog doch nicht sämtliche Blicke auf sich. Immerhin stand bei der Hochzeit die Braut im Fokus und nicht ein Gast. Jodie huschte ins Badezimmer und machte sich fertig, anschließend zog sie ihr Kleid an und betrachtete sich im Spiegel. Es gefiel ihr immer noch. Nach allem was dem FBI in Japan widerfahren war, brauchten sie diese Hochzeit. Freude und Hochgefühl war schon lange etwas, was ihnen fehlte. Und deswegen würden sie den Tag auch sehr ausgelassen verbringen. Als Jodie in ihrer Jugend gefragt wurde, ob sie jemals heiraten und eine Familie gründen wollte, hatte sie dies sofort verneint. Nach ihrer Erfahrung endete es nur in Tod und Trauer. Doch Jahre später hatte sich so einiges verändert. Und plötzlich konnte sie sich ein Familienleben vorstellen, sogar eine Hochzeit wäre im Bereich des Möglichen. Dennoch wusste Jodie, dass es wohl nicht dazu kommen würde. Nicht in diesem Leben. Die Agentin schlüpfte in ihre Schuhe, legte sich einen Bolero an und nahm ihre Tasche. Sie verließ ihre Wohnung und fuhr mit dem Taxi zur Kirche. Als sie dort ankam, blickte sie nach oben in den Himmel. Auch das Wetter spielte mit. So konnte der Tag nur gut werden. „Jodie?“ Die Angesprochene drehte sich um. „Hi, James“, begrüßte sie ihn. „Sind schon viele da?“ James trug einen schwarzen Anzug und eine Krawatte. „Die Kirche füllt sich langsam. Wenn du noch einen guten Platz haben willst, solltest du schnell reinkommen.“ Jodie nickte. „Ist gut. Gib mir noch einen Moment.“ Sie sah sich um. „Er ist noch nicht da.“ Jodie fühlte sich ertappt. War sie so durchschaubar? Sie räusperte sich. „Nun gut, dann lass uns reingehen“, sagte sie und bewegte sich mit ihm auf die Kirche zu. Nachdem sie eine passende Bank fanden, nahmen sie Platz und beobachteten die Zeremonie. Überraschenderweise hatte Jodie in der Kirche ihre Tränen nicht unterdrücken können. Die Stimmung und auch die ausgewählte Musik passten zu dem Tag. Doch dies führte eher dazu, dass ihr Herz schwer wurde. Sie wurde von ihren Emotionen überwältigt und wünschte sich Shuichi an ihre Seite. Doch er war nicht da. Zumindest hatte sie ihn nicht gesehen und dennoch gab sie die Hoffnung noch nicht auf, dass er irgendwo saß. Immer wieder glitt ihr Blick nach hinten zu den anderen Gästen, sodass sie fast das Ende verpasst hatte. Erst als James sie anstieß, stand sie auf und ging mit den anderen nach draußen. Der Reihe nach gratulierten sie dem Brautpaar, standen beisammen und machten Fotos. Danach fuhren sie in kleinen Grüppchen zum Hotel. Das Brautpaar hatte dafür extra einen Raum gemietet. Nachdem es eine kurze Begrüßung von Brautpaar und Gästen gab, setzten sie sich an die Tische. Wenige Minuten danach wurde der erste Gang des Essens ausgeteilt und gemeinsam angestoßen. Die gesamte Feier war zeitlich abgestimmt und der engagierte DJ - der für die gesamte Unterhaltung zuständig war – legte ein ruhiges Lied auf. Ehe sich Jodie versah, war die erste Stunde vergangen und während alle anderen ihren Spaß zu haben schienen, saß sie wie ein Tröpfchen Elend auf ihrem Platz. Sie fühlte sich mit einem Mal einsam und alleine, dabei gab es genug Menschen mit denen sie sich unterhalten konnte. Aus ihrer Tasche zog Jodie ihr Handy heraus. Er hatte sich nicht gemeldet und ihre Nachrichten ignoriert. Dabei hatte James ihn extra dazu verdonnert bei der Hochzeitsfeier teilzunehmen. Jodie begann eine Nachricht zu tippen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie sah hoch. „Shu?!“ Er setzte sich auf den freien Platz. „Scheint als hätte ich das erste Gericht verpasst.“ Jodie steckte das Handy wieder ein. „Ich hab dich in der Kirche nicht gesehen“, begann sie ruhig. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie nach ihm Ausschau gehalten hatte. „Ich dich dafür umso besser“, antwortete Akai. „Du hast dich andauernd umgesehen, so als würdest du jemanden suchen.“ „Du hast das gesehen?“, wollte sie irritiert wissen. „Ehrlich gesagt, hab ich geschaut, wo du bleibst. Immerhin hat James dir eine Anwesenheitspflicht aufgebrummt. Du hättest dich ruhig bemerkbar machen können.“ „Hat Black dir nichts erzählt?“, stellte Akai die Gegenfrage. „Was?“ Jodie sah zu dem Älteren, der sich mit einigen Kollegen im Gespräch befand. „Nein, hat er nicht.“ Akai verdrehte die Augen. Anhand von Jodies Reaktion hatte er mir dieser Antwort gerechnet. „Black hatte Sorgen, dass sich unsere besonderen Freunde hier blicken lassen werden. Deswegen habe ich die Hochzeit in der Kirche von einer anderen Position aus beobachtet. So hatte ich auch immer die Außenseite im Blick. Wäre tatsächlich etwas passiert, hätte ich handeln können.“ „Ach so“, murmelte Jodie verstehend. „Und ich hab gedacht, du würdest trotzdem schwänzen.“ Das würde zumindest gut auf ihn passen. „Und warum hast du dich dann draußen nicht gezeigt?“ „Wozu?“, fragte er. „Ich musste euch ja auch draußen im Blick behalten.“ „Mhm…verstehe…“ Jodie sah ihn an. „Dafür kommst du jetzt aber ziemlich spät“, warf sie ein. „Ich hab es dir doch schon erklärt. Ich sollte aufpassen, dass die Organisation die Feierlichkeiten nicht stört. Dies beinhaltete natürlich auch, dass ich für die Sicherheit hier im Hotel sorge. Selbstverständlich bin ich euch hinterhergefahren und habe anschließend noch ein paar Runden um das Hotel gedreht“, erklärte der Agent. „Mhm…“, murmelte Jodie leise. „Und jetzt bist du dir sicher genug, weswegen du dich endlich zu uns gesellst?“ „So in etwa“, antwortete Akai. „Wir haben selbstverständlich die Mitarbeiter überprüft und ich werde meine Augen weiterhin offen lassen. Natürlich reicht es nicht, wenn ich mich nur einmal draußen umsehe, schließlich können sie jederzeit zuschlagen – vorzugsweise erst am Abend. Dennoch war es Black wichtig, dass ich auch hier bin, deswegen hat mich Camel vorhin abgelöst. Selbstverständlich werde ich ihn nicht dauerhaft dort draußen alleine lassen. Aber gegen eine warme Mahlzeit spricht auch nichts.“ Eine Kellnerin kam und brachte den nächsten Gang vom Essen. „Dann lass es dir schmecken“, lächelte Jodie. „Und danke, dass du dich um unsere Sicherheit kümmerst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)