Immer dienstags von DieLadi ================================================================================ Kapitel 8: ----------- „Ein Foto?“ Watson zog die Augenbrauen hoch. „Du lieber Himmel, das ist tatsächlich eine gute Frage.“ Er überlegte einen Augenblick. „Nein. Ich fürchte, Detektiv Inspector, es gibt in diesem Haushalt keine Familienfotos, jedenfalls nicht von Sherlocks Familie.“ Dann sah er Greg neugierig an. „Darf ich fragen, warum Sie wissen möchten, wie Mycroft Holmes aussieht?“ Greg zuckte mit den Schultern, doch dann schüttelte er den Kopf. „Mich triezt da ein Gedanke“, sagte er unsicher, „allerdings weiß ich nicht recht ...“ Einen Augenblick dachte er nach, dann fiel sein Blick auf Johns Laptop. „Sagen Sie“, bat er eifrig, „könnte ich Ihren Computer benutzen? Dann könnte ich nach ihm googeln.“ „Klar“, sagte der Doktor. „Allerdings bezweifle ich, dass Sie Erfolg haben werden. Nach Sherlocks Aussage gibt es kaum jemanden, der so viel Macht in diesem Lande hat, wie er, mit Ausnahme der Königin vielleicht. Dennoch oder besser gerade deswegen bleibt er im Hintergrund. Es würde mich sehr wundern, wenn sie im Internet bei einer Suche nach seinem Namen tatsächlich auf Bilder von ihm stoßen.“ Und tatsächlich. Nach einer halbstündigen Suche gab Greg auf und klappte resignierend das Laptop wieder zu. „Vielleicht würde jemand, der sich besser mit so was auskennt, mehr Erfolg haben“, sagte er seufzend. „Aber es geht hier um etwas privates. Ich kann daher schlecht die IT Experten des Yard einspannen ...“ Er stützte den Kopf grübelnd in die Handflächen. „Etwas privates?“, fragte Watson erstaunt. Da erst bemerkte Greg, dass er den letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte. „Ja ... gewissermaßen ...“, stotterte er verlegen. Und John, der entgegen der Ansicht von zum Beispiel Anderson und Donovan, die ihn für Sherlocks bloßen Sidekick hielten, alles andere als auf den Kopf gefallen war, begann in diesem Augenblick, eins und eins zusammen zu zählen. „Du liebes Bisschen“, sagte er und musste husten. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie glauben, dass Ihr neues Date ... Mycroft Holmes ist?!“ Greg wurde rot bis in die Ohrenspitzen. „Ich weiß, es kling abwegig. So wie Sie mir Mycroft geschildert haben ... und so wie ich Marc erlebe, das sind zwei völlig andere Menschen. Andererseits ist da Sherlocks merkwürdige Reaktion. Und alles, was Sherlock über Marc gesagt hatte, stimmt, und trifft wohl ebenso auf Mycroft zu. Und dann die Namen, Marc Anthony und Julius Cesar ... Ich weiß einfach nicht, was ich denken soll.“ John war wirklich perplex. „Du meine Güte. Was machen wir jetzt?“ Greg zuckte wiederum mit den Schultern. „Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht mal, ob ich es wirklich herausfinden will. Ich möchte es natürlich wissen, aber ... will ich es herausfinden, oder will ich lieber warten, bis er selber mir die Wahrheit sagt? Ich weiß es nicht. Denn wenn er es ist, hat er sicher gute Gründe dafür, dass er mir einen falschen Namen genannt hat. Andererseits ... wie könnte ich ein weiteres Date mit ihm wirklich genießen, wenn mich die ganze Zeit die Zweifel plagen, ob der Mann, der mir da gegenüber sitzt, tatsächlich der ist, der er vorgibt zu sein?“ Er wischte sich mit der Hand über die Stirn. „Hinzukommt, dass ich nicht weiß, warum er sich verstellt. Und wenn ... wenn nun das ganze einzig dem Zweck der Manipulation dient? Sherlock sagt ja, sein Bruder wäre ein Meister darin ... Andererseits, was sollte ein hohes Tier wie Mycroft in dieser Hinsicht von einem abgehalfterten alten Cop wie mir wollen?“ „Na, nun stellen Sie mal Ihr Licht nicht unter den Scheffel“, sagte Watson. „Sie sind das beste, was der Yard zu bieten hat. Das hat selbst Sherlock gesagt, und das soll schon was heißen. Aber ... nun ja, Ihre Frage kann ich allerdings auch nicht beantworten.“ Dr. Watson zog nachdenklich die Stirn kraus. „Wir könnten warten, bis Sherlock wieder hier ist und ihn dann einfach fragen.“ „Nein!“ Das kam für Greg nicht in Frage. „Okay“, sagte der Doktor. Plötzlich sprang er auf. „Ich glaube ...“, sagte er und schon lief er in Richtung der Wohnungstür. „Kommen Sie, Greg!“ Greg lief schon hinter ihm her. Was dem Doktor wohl eingefallen war? Nun, er würde sehen. Watson war die Treppe hinuntergerannt und stand jetzt unten, vor der Wohnungstür seiner Vermieterin. Greg folgte ihm, wenngleich er keine Ahnung hatte, wie die alte Dame ihnen helfen sollte. „Mrs. Hudson?!“, rief Watson und klopfte. Als sich nicht gleich etwas rührte, klopfte er erneut. Ungeduldiger, diesmal. „Ich komme ja schon, ich komme ja schon!“ Mrs. Hudson öffnete die Tür, die Hände voller Mehl und eine Schürze vor den Leib gebunden; dennoch sah sie gepflegt aus wie immer und ihre Frisur saß wie eine Eins. „Du lieber Himmel, Dr. Watson, ist etwas passiert? Geht es Sherlock gut? Er hat doch nicht wieder etwas angestellt?“ „Nein, nein“, sagte John, „diesmal nicht. Aber, Mrs. Hudson, vielleicht können Sie mir helfen.“ „Nun kommen Sie doch erst einmal herein“, sagte die Dame, „und Sie natürlich auch, lieber Inspector. Ich habe frische Kekse sind gebacken, die ersten sind fertig und bereits abgekühlt.“ Und so saßen die beiden Männer kurze Zeit später in Mrs. Hudsons Küche, tranken noch mehr Tee und aßen von ihren köstlichen Plätzchen. „Also“, sagte Martha Hudson, „was kann ich für Sie tun?“ Und sie schaute von einem zum anderen. „Na ja“, sagte Watson, „Sie haben doch letzte Weihnachten diese neue Kamera bekommen, nicht wahr?“ Sie nickte. „Und haben die ausprobiert, indem Sie zu ziemlich alles fotografiert haben, was Ihnen vor die Linse kam?“ Wieder nickte sie, nun etwas verlegen. „Und, Mrs. Hudson, einmal sind Sie oben in die Wohnung geplatzt, als Sherlocks Bruder gerade da war, nicht war? Und haben ihn fotografiert, ohne dass er es bemerkt hat, weil er so beschäftigt war, sich ein heftiges Wortgefecht mit Sherlock zu liefern?!“ „Ja“, sagte Mrs. Hudson, „also, nun, es tut mir leid, ich wollte nicht ...“ „Mrs. Hudson“, fiel John ihr ins Wort, „haben Sie das Foto noch?!“ Erstaunt sie sie ihn an. Dann nickte sie. „Aber ja, Dr. Watson. Ich muss doch mal schauen, wo ich es hingelegt habe ...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)