Die Tochter und der Soldat von Goetterspeise (Bra x Goten | frühes 19. Jahrhundert) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Teil ------------------ Unruhig lief Bra in ihrem Zimmer auf und ab. Durch die offenen Fenster spürte sie den seichten Sommerwind auf ihrem Gesicht und der Geruch der Blumenwiese unterhalb ihres Zimmers stieg ihr in die Nase. Die Sonne war noch nicht untergegangen und tauchte den gesamten Raum in goldenes Licht. Es wäre der perfekte Abend gewesen, um noch ein wenig durch die Gärten des Anwesens zu schlendern und ihren Gästen die Orangerie zu präsentieren, die seit drei Generationen eines der Herzstücke hier war. Doch an seichte Konversation und geselliges Beisammensein war für Bra aktuell nicht zu denken. Deshalb hatte sie sich heute, mit vorgetäuschten Kopfschmerzen, bereits nach dem Nachmittagstee in ihr Zimmer verabschiedet und sich offiziell zum Schlafen gelegt. Nachdem ihre Kammerzofe ihr beim Entkleiden geholfen und ihr einen Kräutersud gegen die Kopfschmerzen gebracht hatte – obwohl Bra versichert hatte, dass früh zu Bett gehen ausreichend sein würde, um wieder gesund zu werden – war sie schließlich allein mit sich und ihren Gedanken gewesen. Besser gesagt ihren Sorgen. Sie war vor gut einer Woche abends auf dem Weg in den Stallblock gewesen, um ihre schwangere Lieblingsstute Diana zu besuchen. Bra hoffte inständig, dass ihr Name der Stute eine einfache Geburt bescheren würde, sodass sie bald wieder gemeinsam durch die Ländereien streifen konnten. Ohne ihre beste Freundin Pan und die Saison, die vor einigen Tagen zu Ende gegangen war, langweilte Bra sich auf dem Land nämlich fürchterlich. Der einzige Lichtblick war die mehrtägige Feier, die in ein paar Tagen beginnen sollte. Als sie nun auf den Weg zwischen Haupthaus und Stallblock abbog, vernahm sie plötzlich ein nervöses Gestotterte, das ihre Gedanken zum Stoppen brachte. Bra war kein sonderlich neugieriger Mensch – die Probleme anderer gingen sie nichts an und das ein oder andere Geheimnis gestand sie jeder Person zu – also hätte sie dem Ganzen keine weitere Beachtung geschenkt, wenn nicht genau in diesem Augenblick der Name ihres Vaters gefallen wäre. Natürlich war es nicht ungewöhnlich, dass hier auf seinen Ländereien über ihn gesprochen wurde, doch ‚Herzog Vegeta’ in dieser Abfälligkeit zu hören, war etwas, das nun doch Bras Neugier weckte. Meist hörte man entweder pure Angst oder große Bewunderung in den Stimmlagen der Bediensteten und Gästen heraus. Je nachdem, ob man sich vor seiner forschen und direkten Art fürchtete oder angezogen fühlte. Bra wusste durch die Freunde ihrer Eltern, dass ihr Vater mittlerweile mehr bellte als biss, aber vor der Geburt ihres älteren Bruders musste er ein richtiger Haudegen – laut ihrer Mutter, die gerne mit einem Schmunzeln darüber sprach, sogar etwas viel Schlimmeres – gewesen sein. Abfällig sprach aber normalerweise niemand über ihn. Seit er die Ländereien von seinem Vater geerbt hatte, hatten sich die Finanzen wieder stabilisiert und die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bediensteten und Bauern waren um ein Vielfaches besser geworden. Es war ein offenes Geheimnis, dass es vor allem am Fingerspitzengefühl ihrer Mutter lag, aber er war immerhin so weise gewesen, sie zu heiraten und somit war es auch sein Verdienst, auch wenn Bra das ein wenig anders sah. Sie ging so leise wie möglich wieder zurück um die Ecke und spähte dann, dicht an die Wand gelehnt, vorsichtig darum herum. Sie konnte die Gesichter der beiden Männer nicht sehen, die dort im Schatten einer der großen Eichen standen, aber aufgrund der dunkelblauen Gehröcke und der beigen Hosen handelte es sich definitiv nicht um Männer des einfachen Volkes. Vielleicht um Geschäftspartner ihres Vaters? Sie hatte heute Mittag, als sie aus ihrem Zimmer nach unten gegangen war, gerade noch mitbekommen, wie ihr Vater mit ein paar Männern in sein Arbeitszimmer verschwunden war. Es würde Bra tatsächlich nicht wundern, wenn diese aufgrund einer negativen Antwort ihres Vaters auf eine mögliche Vereinbarung nicht sonderlich begeistert von ihm waren. Und auch wenn sie die Geschäfte ihrer Eltern furchtbar langweilig fand, war ihre Neugier nun einmal geweckt, also wollte sie auch wissen, um was es ging. „... und damit vollkommen recht”, hörte sie einen der beiden sagen. „Ja”, antwortete der andere kurz angebunden. „Dieser sture Bock. Er sollte wissen, was es bedeutet, wenn man Meister Freezer in die Quere kommt.” Meister? Bra hatte, außer in Theaterstücken, noch nie jemanden Meister sagen hören. Und wer war überhaupt dieser sogenannte Meister Freezer? “Er wird es bitter bereuen. Wenn Meister Freezer nächste Woche erst einmal hier ist, hat Herzog Vegetas letzte Stunde geschlagen.” Und damit traten sie aus dem Schatten der Eiche heraus und gingen, zu Bras Erleichterung, in die andere Richtung davon. Im ersten Moment hatte Bra nicht komplett erfassen können, was die beiden Herren dort so unbekümmert besprochen hatten, doch nach ein paar Minuten, die sie an der Hauswand lehnend verbracht hatte, war es schließlich zu ihr durchgedrungen. Ihr Vater besaß einen Feind – diesen seltsamen Meister Freezer – und dieser wollte ihn umbringen. Der Gedanke klang so absurd, dass Bra erneut ins Stocken geriet. Aber was sollte ‚letzte Stunde geschlagen’ sonst bedeuten? Sie war an diesem Abend direkt wieder in ihr Zimmer gegangen. Der Besuch bei ihrer Lieblingsstute war komplett aus ihrem Kopf verdrängt worden. Sie hatte die halbe Nacht unschlüssig wach gelegen und verzweifelt überlegt was sie tun sollte – und sich gefragt, ob sie sich nicht vielleicht doch verhört hatte. Mittlerweile befand sich sogenannter Meister Freezer – sein eigentlicher Titel war ebenfalls Herzog und er war der Sohn des Zweitgeborenen des Königs – seit zwei Tagen zu Besuch bei ihnen. Bra hatte ihm nur einmal in die Augen schauen müssen, um sich schlussendlich doch vollkommen sicher zu sein, dass sie sich nicht verhört hatte. Er war durch und durch böse, davon war sie nun fest überzeugt. Mit einem lauten Seufzen blieb sie stehen. Wenn sie noch häufiger über diesen Abend nachdachte, würde sie noch wirklich Kopfschmerzen bekommen. Vor allem, wenn sie daran dachte, dass sie absolut nichts dagegen ausrichten konnte. Bra liebte ihren Vater und sie wusste auch, dass sie – anders als alle anderen – beinahe alles von ihm bekam was sie sich wünschte. Aber sollte sie auch nur andeuten, dass sein Leben in Gefahr sei und sie glaube, er würde sich nicht selbst verteidigen können, noch dazu ohne einen handfesten Beweis … So genau wollte sie über die Folgen dann doch nicht nachdenken. Also hatte sie die letzten Tage zwar versucht alleine weiterzukommen, aber sie hatte nicht die geringste Idee, wie sie das anstellen sollte. Durch die Gänge schleichen und Gespräche belauschen war in ihrer Position nahezu unmöglich. Sie hatte versucht, sich von ihm umgarnen zu lassen, aber leider war er immun gegen ihre Annäherungsversuche gewesen und so konnte sie nicht einmal unschuldiges Geplauder vortäuschen, um ihn auszufragen. Vielleicht sah er aber auch die Gefahr, die es mit sich brachte, gerade die Tochter desjenigen um sich zu haben, den man ermorden wollte. Bra hoffte es für ihr Ego. Aber so blieb ihr nur noch diese eine Möglichkeit. Sie brauchte jemanden, den sie vorschicken konnte. Der ihr half, Informationen zu sammeln und notfalls auch das Vorhaben zerschlagen konnte. Es musste jemand sein, dem sie vertraute und der sie nicht bei der erstbesten Gelegenheit für Geld oder Ländereien verraten würde. Jemand, der vielleicht auch schon die ein oder andere Erfahrung in diesem Gebiet hatte. Ein Soldat zum Beispiel. Leider fiel ihr hierfür nur eine Person ein und genau diese wollte sie als allerletztes fragen. Er war der einzige Mensch, der sie auf die Palme bringen konnte. Der einzige, bei dem sie nicht das Gefühl von Überlegenheit verspürte. Der verdammte beste Freund ihres großen Bruders. Goten. Sofort erschien sein perfekt rasiertes Gesicht vor ihrem inneren Auge. Seine dunklen Augen und die lockigen schwarzen Haare, die für ihren Geschmack eigentlich einen Ticken zu lang sein müssten, an ihm aber leider perfekt aussahen. Goten war sich seiner Wirkung auf Frauen sehr bewusst (so wie Bra sich ihren auf Männer) und genauso verhielt er sich auch. Er war Anfang dreißig und noch ungebunden, flirtete mit jungen Debütantinnen genauso wie mit Witwen und genoss sein Leben in vollen Zügen. Etwas, das Bra nicht leiden konnte – und wovon sie sich gleichzeitig angezogen fühlte. Diese widersprüchlichen Gefühle, die sie ihm gegenüber empfand, waren etwas, über das sie nicht gerne nachdachte. Aber nachdem ihr älterer Bruder sich gerade auf dem Kontinent befand und seine Flitterwochen genoss (passenderweise mit ihrer besten Freundin zusammen), hatte sie keinen anderen Verbündeten hier. Aber ob er ihr glauben würde? Bra biss sich bei diesem Gedanken auf die Unterlippe und fühlte sich plötzlich völlig ausgelaugt. Die letzten Tage hatte sie auf Hochtouren funktioniert, um irgendwie darum herumzukommen, genau das herausfinden zu müssen. Sie rieb sich mit der Hand über ihr Gesicht und begann wieder in ihrem Zimmer auf- und abzugehen. Dabei fiel ihr Blick auf den Spiegel, der über ihrem Kamin hing. Sie wollte sich selbst gar nicht so genau betrachten, da ihr bereits bewusst war, dass sie tiefe Augenringe hatte (ein Grund, warum ihr jeder sofort die Kopfschmerzen geglaubt hatte), aber sie tat es schließlich doch. Sie war blass – blasser als sonst – und ihre türkisenen Haare waren vollkommen zerzaust. Anscheinend hatten ihre Finger unterbewusst immer wieder den Weg in ihre Haare gefunden, um hindurchzufahren. Etwas, das sie nur tat, wenn sie nervös war – und sich vergeblich versuchte, abzugewöhnen. Sie seufzte. War die Entscheidung nicht längst getroffen? So wie es derzeit lief, brachte es sie nicht weiter. Es blieb ihr also gar nichts anderes übrig als mit Goten zu sprechen und zu hoffen, dass er ihr zuhören und glauben würde. Bra hatte noch eine Weile warten müssen, bevor sie sich leise in Richtung des Gästeflügels aufmachen konnte. Sie wusste, dass der Großteil der Gäste sich abends gerne zum Kartenspielen versammelte und normalerweise erst in den frühen Morgenstunden ihre Räumlichkeiten aufsuchten. Zu Bras Glück war für morgen allerdings die Parforcejagd angesetzt, was bedeutete, dass die meisten Gäste sich frühzeitig zurückziehen würden. Bra hatte also gewartet, bis die Schritte ihrer Eltern zu hören waren. Nachdem die Tür zu ihrem Schlafgemach sich geschlossen hatte, zählte sie langsam bis hundert und öffnete schließlich vorsichtig ihre eigene Tür. Sie blickte nach links und rechts in den dunklen Gang, um zu überprüfen, ob die Luft rein war. Auf Zehenspitzen betrat sie den Gang, schloss die Tür so leise wie möglich hinter sich und ging dann, so schnell wie sie es sich traute, den Gang entlang in Richtung Gästeflügel. Da das alte Herrenhaus zu einem der größten Anwesen Englands zählte, war es ein langer Weg, auf dem sie sich vor Schreck drei Mal hinter großen Blumenvasen und einer Statue versteckte. Zu ihrem Glück handelte es sich aber jedes Mal nur um das natürliche Knarzen des Holzes. Als sie schließlich vor Gotens Zimmertür angelangte, fragte sie sich erneut, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Vielleicht konnte sie doch selbst an die benötigten Beweise kommen oder ihren Vater überzeugen, ohne sich seine unendliche Wut zuzuziehen? Ach, wem machte sie hier etwas vor? Es würde sie nicht einmal wundern, wenn er sie für ihre Zweifel an seiner Unverwundbarkeit in den nicht vorhandenen Kerker werfen würde. Widerwillig verzogen sich ihre Lippen zu einem schiefen Grinsen. Sie musste aufpassen, um nicht leise zu kichern. Es grenzte in ihren Augen sowieso beinahe an ein Wunder, dass sie auf dem Weg hierher von niemandem erwischt worden war. Sie sollte es nicht übertreiben. Also atmete Bra noch einmal tief durch, hob ihren Arm und klopfte schließlich entschlossen. Sie konnte es nicht länger herauszögern, wenn sie nicht wollte, dass es zu spät sein würde, also musste sie nun dadurch. Kurz herrschte Stille, doch dann ertönten Schritte von der anderen Seite der Tür und keinen Augenblick später öffnete sie sich mit einem Quietschen. Bra stockte der Atem. Zunächst, weil sie fürchtete, jemand würde es hören. Doch dann wandelte sich der Grund ganz schnell – und dafür hasste sie sich ein klein wenig. Goten schien gerade dabei zu sein, sich für das Bett zu entkleiden, denn außer seiner hellbraunen Hose trug er nichts mehr. „Bra”, stellte er fest und in seiner Stimme schwang etwas Unglauben mit. Sie konnte nur auf seine nackte Brust starren und seinen muskulösen Oberkörper betrachten. Er war sonnengebräunt und eine feine Linie aus Haaren fuhr von seinem Bauchnabel bis nach unten zu seinem Hosenbund. Ob die Linie wohl noch weiterging? Zu gerne hätte sie das herausgefunden und wurde rot. Dank ihrer Mutter und der Bücher, die sie sich aus der Bibliothek ihrer Eltern hatte nehmen dürfen, wusste sie zu genau, was Gotens Hose überdeckte und wofür es da war. Wahrscheinlich wäre sie noch eine halbe Stunde wie eine Salzsäule dagestanden, wenn Goten nicht begonnen hätte, leise zu lachen und sie somit daran zu erinnern, vor wem sie sich da gerade blamierte. Schnell riss sie ihren Kopf nach oben, um ihm fest in die Augen zu schauen – sie musste sich davon abhalten, ihren Blick wieder nach unten gleiten zu lassen. Leider waren seine Augen dafür die denkbar schlechteste Alternative. Denn nun konnte sie sich von diesen nicht mehr losreißen. Aber immerhin hatte ihr Kopf wieder begonnen zu arbeiten, weshalb sie schließlich mit fester Stimme sagte: „Wir müssen reden.” Sie wollte sich nicht mit unnötigen Herumgeplänkel aufhalten. Durch ihr peinliches Gestarre war bereits genügend Zeit vergangen und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand sie hier stehen sah, nur in einem Nachthemd und Morgenmantel bekleidet, wuchs von Minute zu Minute. Was das für einen Skandal geben würde. Da konnte nicht einmal mehr ihre Mutter gut gelaunt darüber lachen. Und es würde bedeuten, dass sie gezwungen sein würde, Goten zu heiraten oder zu riskieren, niemals zu heiraten. Welcher Edelmann wollte schon eine Dame zur Frau haben, die ihre Triebe augenscheinlich nicht im Griff hatte? Goten musterte sie einen Moment und Bra machte sich innerlich schon darauf gefasst, abgewiesen zu werden, als er zur Seite trat, um sie an sich vorbei in sein Zimmer zu lassen. „Danke”, flüsterte sie ungewohnt schüchtern und betrat den Raum. Es war kein großes Zimmer. Außer einem Bett befand sich nur noch eine Kommode mit passendem Schrank darin und ein kleiner Holztisch mit zwei Sesseln. Der Raum wurde von ein paar Kerzen, die an den Wänden angebracht waren, erhellt. Sie hörte wie Goten die Tür schloss und drehte sich zu ihm um. Er stand mit verschränkten Armen gegen die Tür gelehnt vor ihr und ließ seinen Blick über sie wandern. Bra gab ihr Bestes so zu tun als würde sie das gar nicht bemerken. Er sollte sich ja nichts einbilden. „Und worüber möchtest du mit mir reden?”, fragte er schließlich und betonte das Wort ‚reden’ ein wenig zu deutlich, was dafür sorgte, dass sich auf Bras Armen eine Gänsehaut breit machte. Auch diese Reaktion versuchte sie zu ignorieren und dachte fieberhaft darüber nach, welchen Einstieg in das Gespräch sie sich zurechtgelegt hatte, aber sein verdammter Oberkörper lenkte sie ab. „Vielleicht solltest du dir erst einmal etwas anziehen”, schlug sie mit möglichst kühler Stimme vor, um sich ein wenig Zeit zu verschaffen. Gotens linke Augenbraue ging nach oben. „Wieso? Wir passen doch sehr gut zusammen. Du in deinem Morgenmantel und ich in meinen Hosen.” Bra verfluchte sich dafür, dass sie sich nicht doch dafür entschieden hatte, zumindest ihr Kleider wieder überzuziehen. Aber sie war so angespannt gewesen, dass sie in ihrem Zimmer noch sicher gewesen war, dass der Morgenmantel über ihrem Nachthemd vollkommen ausreichend sein würde. „Das bezweifle ich. Immerhin ist mein Körper komplett verdeckt, während deiner …”, sie machte eine abwertende Handbewegung und setzte ihre hochnäsigste Miene auf. Er sollte ruhig denken, dass sie es unschicklich fand, wenn ein Mann so freizügig herumlief. „Nun ja, wir befinden uns in meinem Schlafzimmer. Vielleicht finde ich es ja unschicklich, dass du so leicht bekleidet vor mir stehst. Was wohl deine Eltern denken würden?”, fragte er. Also hatte er ihren unausgesprochenen Halbsatz richtig geraten und sofort zurückgeschleudert. “Du und etwas unschicklich finden?” Sie lachte, um zu verbergen, wie unangenehm ihr seine Antwort war. “Zumal ich sicher bin, dass ich nicht die erste Dame bin, die so in deinem Schlafzimmer steht”, setzte sie hinzu und hoffte, ihn somit zum Schweigen zu bringen. „Tatsächlich”, sagte er nach einer kurzen Pause, „hatte ich bisher noch nie eine Dame in diesem Aufzug in meinem Schlafzimmer. Normalerweise befinden sich in meinem Schlafzimmer nämlich keine Frauen, aber falls doch“, er machte eine kurze Pause, in der sich ein süffisantes Lächeln auf seine Lippen schlich, „dann sind sie nackt.“ Bra verdrehte übertrieben deutlich ihre Augen und verschränkte nun ebenfalls demonstrativ die Arme vor ihrer Brust. Sie würde ihm sicher nicht die Genugtuung geben, sich zu schämen. Das war schließlich genau das, was er wollte. Sie konnte nur hoffen, dass kein Rotschimmer sich über ihre weißen Wangen schlich, während sie bemüht war, so unbeeindruckt wie möglich zu klingen. „Aber da ich nicht davon ausgehe, dass du dich nackt in mein Bett legen wirst”, fuhr er unberührt fort, “würde ich nun wirklich gerne wissen, worüber du um diese Uhrzeit und in diesem Aufzug in meinem Zimmer mit mir sprechen möchtest.” Dann würde er sich eben nichts überziehen. Bra seufzte, löste ihre Arme aus ihrer Verschränkung und fixierte die Holzvertäfelung des Türrahmens, um Goten nicht direkt anschauen zu müssen. „Ich …” Sie stockte. Was hatte sie sich nochmals zurechtgelegt, um nicht so zu klingen, als habe sie zu viel Fantasie? Sie wusste es nicht mehr. Fieberhaft überlegte sie, wie sie nun starten sollte. „Was weißt du über Herzog Freezer?”, fragte sie schließlich, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Sofort schossen Gotens Augenbrauchen nach oben. „Warum?”, wollte er mit einem seltsamen Unterton wissen, den sie nicht genau deuten konnte. „Also weißt du etwas?”, stellte Bra ihre Gegenfrage. Gotens Körperspannung veränderte sich und er kam langsam auf sie zu. Fasziniert beobachtete sie das Muskelspiel seiner Schultern, schluckte aber als ihr Blick zufällig den seinen traf. Das neckische Blitzen war verschwunden und einer Ernsthaftigkeit gewichten, die es ihr eiskalt den Rücken hinunterlaufen ließ. “Herzog Freezer ist ein gefährlicher Mensch. Ich weiß, dass sein Titel ansprechend auf dich wirken muss, genau wie seine Unnahbarkeit, aber ich kann dir wirklich nur raten, dich von ihm fernzuhalten.” Bra hätte am liebsten laut gelacht. Weiter weg von dem Grund ihrer Frage konnte diese Antwort nicht sein. Aber dieser Nachdruck in seiner Stimme hielt sie davon ab, sich darüber lustig zu machen. Sie wusste, dass er gefährlich war. Aber es so deutlich von Goten zu hören, war noch einmal etwas ganz anderes. Er war Soldat und hatte an vorderster Front gekämpft. Sie wusste von ihrem Bruder, dass er keine Gefahren scheute – was ihn in der Vergangenheit wohl nicht nur einmal beinahe das Leben gekostet hatte. Aber seine Reaktion bestätigte sie auch in ihrem Vorhaben und darin, dass ihr Vater ihr definitiv nicht zuhören würde, bis sie nicht eindeutige Beweise vorlegen konnte. Und selbst dann würde er wohl vor gekränktem Männerstolz brodeln. „Es freut mich, dass du dir solche Sorgen machst, aber sie sind unbegründet. Ich habe kein Interesse an diesem Mann. Zumindest nicht in dieser Hinsicht.” Mal davon abgesehen, dass er mit seiner weißen Porzellanhaut und der Glatze eindeutig nicht ihren Geschmack traf, wollte er ihren Vater ermorden lassen. Etwas unattraktiveres gab es ja kaum. „Sicher?”, erwiderte Goten und stand nun nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt. Sie war sich sicher, wenn er sich nur ein wenig vorbeugen würde, konnte sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren. „Ich wüsste es wohl, wenn es anders wäre.” Goten musterte sie einen Augenblick. Bra fühlte sich unbehaglich und hatte plötzlich nicht mehr das Gefühl, mit Nachthemd und Morgenmantel bekleidet zu sein, sondern tatsächlich nichts zu tragen. Dummerweise begann auch noch ihr Herz, schneller zu schlagen und sie musste sich darauf konzentrieren, sich nicht die Haare zu raufen. „Das sah die letzten Tage allerdings ein wenig anders aus.” Bra zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Sie hatte zwei, drei Mal versucht ins Gespräch zu kommen, war sich aber sicher, nicht zu auffällig gewesen zu sein und da er auf ihre Versuche nicht eingegangen war, hatte sie auch gar nicht ihren vollen Charme entfesseln können. „Ich weiß nicht, was du die letzten Tage …”, setzte sie an, stockte aber von einer plötzlichen Erkenntnis getroffen. „Sag mal, beobachtest du mich?” Wenn Goten sich ertappt fühlte, ließ er es sich nicht anmerken. „Ja”, sagte er schließlich schlicht. „Dein Bruder hat mich darum gebeten, ein Auge auf dich zu haben, damit du keine Dummheiten anstellst.” Bra lachte wütend auf. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. „Wie bitte?“, fragte sie erbost. „Glaubt ihr wirklich, dass ich nicht dazu in der Lage bin, auf mich selbst aufzupassen? Habt ihr wegen Pan je so einen Zinnober aufgestellt? Glaubt ihr vielleicht ich lasse mich von jedem dahergelaufenen Dandy ins dunkle Nebenzimmer ziehen und unsittlich berühren?“ An dieser Stelle verschwieg sie lieber, dass sie sich bereits das ein oder andere Mal mit einem jungen Edelmann in die hinteren Ecken der Stadtgärten zurückgezogen hatte, um sich das Küssen beibringen zu lassen. Spannenderweise hatte bisher noch keiner der Männer sie mit seinen Fähigkeiten wirklich überzeugen können, aber für die ein oder andere schlaflose Nacht hatten zumindest die Erinnerungen an ihre Berührungen auf ihrer Haut gesorgt. Aber darum ging es gerade nicht. Bra war wütend. Sie war kein dummes, naives Ding, das man beschützen musste. Sie wusste genau wie weit sie gehen konnte, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten. Nun ja, wenn sie erwischt worden wären, hätte es schnell zu einer ungewollten Hochzeit kommen können, aber das hatte irgendwie den Reiz ausgemacht. Und hieß noch lange nicht, dass sie naiv war. „Für wie dumm haltet ihr mich bitte? Nur weil ich eine Frau bin und noch nicht durch die Weltgeschichte getingelt bin, heißt das noch lange nicht, dass ich blind durch die Welt laufe. Ich habe sehr wo-“ „Du bist doch nicht hier, um mich niederzumachen, oder?”, unterbrach Goten sie. Bra war so in ihrem Element gewesen, dass sie einen Augenblick benötigte, bevor sie sich daran erinnerte, weshalb sie eigentlich hergekommen war. „Nein. Natürlich nicht. Ich weiß, dass Herzog Freezer gefährlich ist. Deshalb bin ich hier.” Sie machte eine kurze Pause, um sich die richtigen Worte zurechtzulegen und fuhr schließlich fort: „Ich habe vor ein paar Tagen ein Gespräch zwischen zwei Männern mitbekommen. Mein Vater scheint sich gegen irgendetwas zu weigern. Sie meinten, wenn der Herzog erst einmal hier sei, hätte die letzte Stunde meines Vaters geschlagen. Und ich kann doch nicht zulassen, dass sie ihn umbringen!” Bra stockte und wartete. Sie wartete darauf, dass Goten irgendeine Reaktion zeigte. Vielleicht laut lachen oder sie am Arm packen und aus seinem Zimmer schmeißen würde. Sie hatte auch damit gerechnet, dass er sie zu ihren Eltern schleifen würde, sodass sie diesen dieselbe Geschichte noch einmal erzählen und sich so der Wut ihres Vaters entgegenstellen musste. Doch nichts dergleichen geschah. Gotens Blick lag nun auf dem Schrank, der sich hinter ihr befand und er schien nachzudenken. Es vergingen ein paar endlos lange Minuten, bevor er sich wieder auf sie fokussierte. „Verstehe“, antwortete er schlicht. „Das ist alles?“, hakte sie ungläubig nach. „Bra, du kommst hier nachts, spärlich bekleidet zu mir und eröffnest mir, dass du gehört hast, wie zwei Männer darüber gesprochen haben, dass ein gefährlicher Mann deinen Vater tot sehen möchte. Also tatsächlich verstehe ich es nicht. Wieso kommst du damit ausgerechnet zu mir?“ Ha! Damit hatte sie sogar gerechnet. „Weil ich meinem Vater davon überhaupt nichts zu erzählen brauche. Er würde wahrscheinlich noch eher mich bestrafen. Und ich habe keine Beweise. Wer glaubt bitte einer jungen Frau, wenn sie einen Herzog, der dazu noch mit dem König verwandt ist, beschuldigt, einen Mord zu planen? Trunks ist mit Pan auf dem Kontinent und es fiel mir niemand ein, der gerissen genug wäre, um mir zu helfen an die notwendigen Beweise zu kommen, damit ich wenigstens zu meiner Mutter oder deinen Eltern gehen kann.“ „Wieso denkst du, dass ich dir diese Geschichte glaube, aber die anderen nicht?“ „Es spielt doch gar keine Rolle, ob mir die anderen glauben würden. Ohne Beweise glaubt mir die Welt nicht. Und wenn die einer beschaffen kann, dann du. Ich komme nicht nah genug an den Herzog heran, um ihn auszuhorchen. Außerdem habe ich keinerlei Erfahrung im Spionieren und würde sicher viel zu viel Aufsehen erregen.“ Dass es ihr außerdem Angst machte, wollte sie nicht zugeben, aber wahrscheinlich konnte er es sich denken. Wenn sie erwischt werden würde, konnte sie sich nicht selbst verteidigen. Zum ersten Mal in ihrem Leben bereute Bra es, anders als Pan, nicht die Möglichkeit wahrgenommen zu haben, mit ihrem Vater einige der Nahkampftechniken zu üben, die er und Gotens Vater in deren Jugend in China gelernt hatten. „Also glaubst du, weil ich als Soldat gedient habe, dass ich automatisch weiß, wie man richtig spioniert?“ Er hob herausfordernd eine Augenbraue. „Ja.“ Er seufzte und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Nasenwurzel. „Ich kann mit einem Gewehr umgehen und boxen. Ich bin auch definitiv unauffälliger als mein Vater, der sich wahrscheinlich verhalten würde wie ein Elefant im Porzellanladen. Aber ich habe definitiv keine Erfahrung als Spion.“ „Du musst das ja nicht gleich so überbetonen. In Trunks Geschichten klang es immer so als hättest du dich das ein oder andere Mal im Zuge der Informationsbeschaffung ins Gebiet des Feindes begeben.“ Nur das Muskelspiel an seinem Kiefer verriet Bra, dass sie irgendetwas gesagt haben musste, das nun ins Schwarze traf. Sie hatte bei ihrem Bruder nie genauer nachgefragt. Aus einem unerfindlichen Grund fürchtete sie sich davor, dass Goten die Frauen oder Mätressen einflussreicher Männer verführt hatte, um an Informationen zu gelangen. Und allein der Gedanke wie er eine dieser Frauen küsste, versetzte ihr einen Stich. „Was würdest du machen, wenn ich ablehne? Nachdem du nicht zu unseren Eltern gehen möchtest. Gohan fragen? Oder Krillin?“ „Weder noch. Du weißt genauso gut wie ich, dass sowohl Gohan als auch Krillin aus Sorge umgehend zu meinem Vater gehen würden. Da kann ich mich dann auch gleich ins Verlies sperren lassen.“ Für einen Moment sah es so aus als wolle Goten über den letzten Teil des Satzes lachen, aber er fing sich noch rechtzeitig. „Ihr habt hier kein Verlies, Bra. Aber wenn du nicht zu ihnen gehen willst, was würdest du dann tun?“ „Selbst einen Weg finden, um an die Beweise zu kommen“, antwortete sie entschlossen, obwohl sie gar nicht so entschlossen war. Wenn sie das wirklich noch in Betracht ziehen würde, wäre sie definitiv nicht hier. Vielleicht sollte sie doch den Zorn und gebrochenen Männerstolz riskieren und zu ihrem Vater gehen. Es war eine Schnapsidee gewesen, zu glauben, dass … „Na gut. Da ich sofort glaube, dass Freezer deinen Vater – und um ehrlich zu sein, auch meinen – gerne unter der Erde sehen möchte, helfe ich dir. Ich schau, was ich herausfinden kann. Aber du versprichst mir, dass du dich von ihm und seinen Bediensteten fernhältst.“ Es war nicht so, dass Bra vorgehabt hatte, sich in der Nähe dieses Mannes aufzuhalten, aber es als Bedingung für Gotens Hilfe vorgeschrieben zu bekommen, gefiel ihr gar nicht. Sie pustete trotzig ihre Wangen auf und verschränkte die Arme wieder vor ihrer Brust. Ihr war klar, dass sie gerade wahrscheinlich eher aussah wie zwölf und nicht wie zwanzig, aber das war ihr egal. „Du brauchst gar nicht so eingeschnappt zu schauen. Entweder so oder gar nicht. Außerdem müsste dir das doch entgegenkommen, wenn es stimmt, was du gesagt hast.“ Wollte er gerade herausfinden, ob sie ihn belogen hatte und trotz allem versuchte, an den Herzog heranzukommen? Oder diese Geschichte erfunden hatte, um ihren verletzten Stolz zu heilen? „Wie bitte?!“, fauchte sie deshalb und stieß ihm ihren Zeigefinger fest in die Brust. Sie hatte vergessen, dass er gar nichts darüber trug und war überrascht von der Hitze, die sein nackter Oberkörper ausstrahlte. Sich dieser Nähe zu bewusst, aber gleichzeitig wütend, ignorierte sie das Ziehen in ihrem Inneren und starrte zu ihm hoch in seine dunklen Augen. Verdammt. Sie wollte ihm gar nicht so nah kommen. Er hätte an der Tür stehen bleiben sollen. Sie nicht reizen dürfen. Nun berührte sie seine nackte Haut, war nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt und … schaute er gerade auf ihre Lippen? Unter ihrem Finger fühlte sie die Bewegung, die durch seinen Körper ging und Bra wusste, instinktiv, wenn sie jetzt keinen Schritt zurücktrat und Abstand zwischen sie brachte, konnte sie für nichts mehr garantieren. Sie hasste es, dass er gerade eine solche Wirkung auf sie hatte. Und doch … gleichzeitig wollte sie unbedingt wissen, ob er genauso mies küsste wie die Männer vor ihm. Wohin seine Hände wandern würden und ob sie auch wegen ihm nachts wach liegen und den Weg, den seine Finger auf ihrer Haut genommen hatte, nachfahren würde. Bis hin zu … Sie schluckte schwer. Ihr Herz raste und ihr Mund öffnete sich leicht. Es wäre so einfach, es herauszufinden. Jetzt und hier. Sie müsste sich nur auf ihre Zehenspitzen stellen und sich ihm entgegenstrecken. In diesem Moment trat er völlig unvermittelt einen Schritt zurück und sah über sie hinweg wieder zum Schrank. Für Bra war diese plötzliche Bewegung ein Schock. Erstens hatte sie nicht damit gerechnet und Zweitens … was hatte sie da um Himmels Willen gerade gedacht?! „Nach-“ Goten räusperte sich laut. „Nachdem wir“, begann er erneut, „das geklärt hätten, denke ich, solltest du in dein Zimmer gehen. Nicht, dass dich noch jemand hier erwischt und die Situation missinterpretiert.“ Von wegen missinterpretieren. Wenn sie nicht so lange gezögert hätte, den ersten Schritt zu tun, wäre er sicher darauf eingegangen. Warum sonst sollte er sonst plötzlich so stocksteif vor ihr stehen? Aber er hatte natürlich Recht. Sie sollte dringend zurück in ihr Zimmer gehen. Sie musste auf jeden Fall darüber nachdenken, was hier gerade beinahe geschehen war und vor allem, wie sie selbst darüber dachte. War sie dankbar, dass er es gestoppt hatte? Oder hätte sie doch zu gern herausgefunden wie seine Lippen sich anfühlten? Am Ende hatte Bra dann aber doch alles in ihrer Macht Stehende getan, um nicht zu genau darüber nachzudenken, was dieser Moment in Gotens Schlafzimmer zu bedeuten hatte. Das war ihr während der Einschlafphase auch überraschend gut gelungen. Allerdings war ihr Traum bei Weitem nicht so entgegenkommend und als sie am nächsten Morgen aufwachte, spürte sie, dass sie zwischen ihren Schenkeln feucht war. Mürrisch hatte sie sich erhoben und war in ihrem Zimmer herumgetigert. Sie würde ihrer Fleischeslust sicher nicht wegen diesem selbstgefälligen, eingebildeten, wirklich verdammt gutaussehenden und witzigen Mann nachgeben. Nur was sollte sie tun, wenn sie ihm wieder über den Weg lief? Konnte sie genügend Contenance bewahren, um nicht stotternd vor ihm zu stehen und verbissen auf ihre Füße zu schauen, aus Angst, sonst wieder jeglichen Bezug zur Realität zu verlieren? Zu ihrem Glück nahm die Parforcejagd ihr dieses Problem ab, da Goten sich dadurch nicht im Haus befand. Leider hatte sie bei Herzog Freezer weniger Glück. Dieser schien kein Interesse an der Jagd zu haben und lief ihr an diesem Tag vier Mal über den Weg. Bra fragte sich nach ihrem letzten Aufeinandertreffen, ob er etwas suchte oder die Räumlichkeiten begutachtete, um zu planen, wann und wo er ihren Vater am besten ermorden konnte. Da er ihr allerdings bei jedem Treffen nur überheblich zulächelte und sich dann von ihr abwandte, konnte sie ihn nicht nach dem Grund seiner Anwesenheit an den verschiedenen Stellen im Haus fragen, ohne ihm hektisch hinterherzurennen – und das würde durchaus für Aufsehen sorgen. Zudem bezweifelte Bra, dass der Herzog ihr eine vernünftige Antwort geben würde. Auch am nächsten Tag traf sie Goten nicht an. Da sie aber den Nachmittag für die Vorbereitung der Soirée, die in wenigen Tagen stattfinden sollte, eingeplant hatten, war es nicht weiter verwunderlich. Bra konnte sich nicht vorstellen, dass Goten sich freiwillig an der Diskussion um die richtige Dekoration der Räume beteiligen und dabei helfen wollte, den perfekten Speiseplan aufzustellen. Nicht dass sie, Gotens Mutter Chichi oder seine Schwägerin Videl großen Einfluss darauf gehabt hätten. Ihre Mutter wusste ganz genau wie sie was wo haben wollte und ihre Nachfragen zu Meinungen waren nur ein Alibi. Beschlossen war es bereits, bevor sie es überhaupt aussprach. Auch wenn sie wegen ihres emotionalen Seelenwohls nicht böse darüber war, ihn nicht sehen zu müssen, half es nichts. Sie wurde von Stunde zu Stunde ungeduldiger und als sie an diesem Abend ins Bett ging, beschloss sie, ihn am nächsten Tag zu suchen. Egal wie peinlich ein Aufeinandertreffen mit ihm auch werden würde. Das Leben ihres Vaters stand immerhin auf dem Spiel. An diesem Tag meinte es ihr Schlaf allerdings unerwartet gut mit ihr und es war bereits später Vormittag als sie erwachte. Schnell ließ sie sich ankleiden und etwas zu essen auf ihr Zimmer bringen, bevor sie sich auf die Suche nach ihm machte. Wenn sie Pech hatte, würde es den gesamten restlichen Tag dauern. Dieses Grundstück war einfach viel zu groß. Tatsächlich war sie bereits durch das gesamte Erdgeschoss gelaufen und hatte den Westflügel durchkämmt, als sie seinen Haarschopf gerade noch um eine Ecke biegen sah. Ohne weiter darauf zu achten, wo sie sich gerade befand, eilte sie ihm hinterher und sah, wie er erneut abbog. Nun rannte sie beinahe, folgte ihm um die nächste Ecke und lief in ihn hinein. Goten starrte sie fassungslos an. „Na endlich“, sagte sie, eine Spur lauter als gewollt. Sofort presste er ihr seine Hand auf den Mund und bedeutete ihr mit einem Kopfschütteln, dass sie sich nicht bewegen sollte. Sie hörte wie eine Tür sich öffnete und wieder schloss und sah sich mit großen Augen um. Es waren Schritte zu hören. Verdammt. Sie befanden sich nur einen Gang von Herzog Freezers Schlafgemächern entfernt. Wie hatte sie nur so kopflos hier entlangrennen können? Denn auch wenn man ihre Anwesenheit damit begründen konnte, dass es ihr Zuhause war und sie gerne, um ihre Gedanken schweifen zu lassen, durch die Gänge streifte, es erklärte nicht, was Goten hier tat. Bras Mutter hatte den Herzog nicht im Gästeflügel einquartiert, sondern die Räumlichkeiten ihrer verstorbenen Mutter herrichten lassen. Sie waren größer und boten einen schöneren Ausblick auf die Ländereien. Die Schritte wurden immer lauter und fast einen Moment zu spät begriff Bra, dass die Personen in ihre Richtung liefen. „Schnell“, zischte Goten, griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Ihre eigenen Schritte konnte die Unbekannten sicher nicht allzu lange überhören und wenn sie sich nicht innerhalb der nächsten Sekunden in Luft auflösten, würden sie erwischt werden. Goten blieb abrupt vor einem Gemälde stehen, dass ihren Ururgroßvater zeigte und zog an dessen vergoldeten Rahmen. Das Bild schwang vor und entblößte einen schmalen Gang. Es blieb keine Zeit sich darüber zu wundern. Goten zog sie bereits, ohne darauf zu achten, ob sie über den Bodensockel steigen konnte, hinein. Sie stolperte mehr darüber, fing sich aber gerade noch rechtzeitig. Von einer plötzlichen Eingebung getroffen, griff Bra nach dem Rahmen und zog das Bild hinter sich zu. Goten sagte nichts, zog sie nur weiter in den dunklen Gang hinein. „Das war knapp”, flüsterte Bra als er schließlich stehen blieb, ihre flache Hand fest gegen ihre Brust gedrückt. Sie konnte spüren wie ihr Herz schnell und heftig schlug. „Ja”, erwiderte Goten. Er klang ruhig, aber er hatte ihre andere Hand noch immer nicht losgelassen. Unsicher wanderte ihr Blick zu seinem Gesicht und sie konnte trotz des schwachen Lichts, das durch den Stoff des Gemäldes hineindrang, erkennen, dass er seine Zähne fest aufeinanderbiss. Als habe er gespürt, dass sie ihn musterte, wandte er sich ihr zu und schenkte ihr ein übermütiges Lächeln, dass ganz eindeutig seine Anspannung überspielen sollte. “Glaubst du, sie finden uns hier?”, flüsterte sie atemlos. “Nein. Den Durchgang kennen außer mir nur noch Trunks, sein Vater und jetzt du”, antwortete er. Flüsterte allerdings ebenfalls. “Ich denke, es ist dennoch sicherer, wenn wir hier eine Weile warten, bevor wir unser Versteck wieder verlassen.” Bra nickte. Und noch immer hielt Goten ihre Hand fest in seiner. Ohne darüber nachzudenken, lehnte sie sich an seine Schulter und schloss für einen Augenblick die Augen. Das war wirklich verdammt knapp gewesen. Sie fragte sich, ob Goten wütend auf sie war. Sie könnte es ihm nicht einmal verübeln: wie dumm konnte man schließlich sein? Widerwillig hob sie ihren Kopf wieder und musterte von der Seite seine Gesichtszüge. Er hatte den Kopf von ihr weggedreht, weshalb sie nicht sagen konnte wie es gerade in ihm aussah. „Es tut mir leid“, flüsterte sie schließlich kleinlaut. Es ärgerte sie selbst wahrscheinlich sogar am meisten. Nun drehte er sich doch endlich wieder zu ihr. „Ja, das war verdammt naiv von dir“, antwortete er. „Wieso bist du mir so kopflos hinterhergeeilt?“ „Ich … wir sind uns die letzten beiden Tage nicht über den Weg gelaufen und … ach keine Ahnung. Als ich dich um die Ecke habe biegen sehen, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, wo ich mich befinde und bin dir hinterher, um herauszufinden, ob du bereits mehr weißt.“ Als sie von der Seite, auf der das Portrait hing, plötzlich Schritte vernahmen, umklammerte Bra mit ihrer zweiten Hand die, in der bereits ihre andere lag. Goten schien es erst in diesem Augenblick aufzufallen, dass er sie nicht losgelassen hatte. Kurz blickte er zwischen sie, auf ihre verschlungenen Hände und dann wieder auf. Als würde ihm erst jetzt auffallen, wie nahe sie sich waren, öffneten sich seine Lippen leicht, als wolle er etwas sagen. Doch seine Augen fixierten mit einem Mal ihren Mund und Bra spürte, wie sie begann, schwerer zu atmen. Ihr blieb wortwörtlich die Luft weg. Es war für einen Moment so als würde die Zeit um sie herum stillstehen. Und dann küsste er sie. Ganz sanft und vorsichtig. Mit einem sehnsüchtigen Stöhnen, das ihr gar nicht entweichen sollte, lehnte sie sich mit ihrem gesamten Körper gegen seinen. Sein Duft stieg ihr in die Nase und sie nahm jede noch so kleine Bewegung seiner Muskeln wahr. Instinktiv öffnete Bra schließlich ihre Lippen, was für Goten offensichtlich bedeutete, den Kuss zu vertiefen. Sie stöhnte erneut, war sich aber nicht sicher, ob es an seinem hungrigen Kuss lag, oder daran, dass er begonnen hatte, ihr mit seiner rechten Hand über die Seite nach unten zu ihrer Hüfte zu fahren. Instinktiv drückte sie sich näher an ihn heran und spürte die Wärme seines Körpers, trotz all der Schichten Stoff dazwischen. Ihre Beine fühlten sich plötzlich an wie Pudding und aus Angst, in die Knie gehen zu müssen, umschlang sie mit ihren Armen seinen Hals und zog sich so noch enger an ihn. Nun war es Goten, der in den Kuss stöhnte. Er drückte sie gegen die Wand und während seine rechte Hand auf ihrem Hintern lag, bedeckte er mit seiner linken ihre Brust, um diese zu kneten. Alles in ihrem Körper schrie nach mehr und ihre Haut begann wohlig zu kribbeln. Zwischen ihren Schenkeln wurde es warm und sie überlegte mit vernebelten Sinnen, ob es vermessen wäre, ihn ebenfalls zu berühren. Doch plötzlich ließ Goten von ihr ab und lehnte sich schwer atmend an die gegenüberliegende Wand. Er starrte sie einen Augenblick völlig fassungslos an, das konnte sie selbst durch das fahle Licht erkennen. „Hab ich …“, begann sie, doch er stürzte sich an ihr vorbei den schmalen Gang entlang. Sie war sich nicht sicher, was er da vor sich hin brabbelte, aber es hörte sich an wie: „So dumm. So dumm. Nein, nein, nein.“ War sie wirklich eine so schlechte Küsserin? Überfordert von seinem plötzlichen Sinneswandel folgte sie ihm und ihre Schritte hallten von den Wänden wider. „Goten, was …?“, setzte sie erneut zu einer Frage an. Er blieb plötzlich stehen und sie musste abrupt abbremsen, um nicht in ihn hineinzulaufen. „Das ist niemals geschehen!“, zischte er ihr wütend entgegen. „Verstanden?“ Bras Augen weiteten sich. Ihr Körper war noch immer in den wohligen Nachwehen dieses plötzlichen und viel zu schnell vergangenen Spiels gefangen und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Unter normalen Umständen hätte sie eine Diskussion begonnen. Vielleicht hätte sie ihm auch eine gescheuert oder geschrien, doch aus Schock und Verwirrung nickte sie stumm. Und dann waren sie plötzlich in einer Abstellkammer, aus der Goten sie herausführte, nachdem er überprüft hatte, ob sie allein waren. Wie in Trance folgte sie ihm, noch immer zu sehr darin gefangen, das zu verarbeiten, was gerade geschehen war. Erst als sie sich in der Eingangshalle des Anwesens trennten und er die Treppen emporstieg, ohne sich noch einmal umzudrehen, schwappte die Wut in ihr auf. Wie ein Eimer kaltes Wasser, den man über ihr ausgeschüttet hatte, begriff sie, was gerade geschehen war. In einem Moment hatte er sie besinnungslos geküsst und im nächsten Fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Tränen der Wut stiegen in ihr auf, aber sie schluckte sie hinunter. Sie würde nicht mitten in der Eingangshalle anfangen zu weinen. Nicht wegen ihm. Niemals wegen ihm. Kapitel 2: 2. Teil ------------------ Bra lag hellwach in ihrem Bett und starrte auf die Decke ihres Himmelbettes. Sie hatte es versucht. Wirklich. Sie hatte versucht, nicht darüber nachzudenken. Es zu verdrängen und zu schlafen. Aber es ging nicht. Goten hatte irgendetwas mit ihrem Kopf angestellt, dass sich nicht mehr abschalten ließ. Die Nähe neulich Nacht war bereits unerträglich gewesen. Und heute dieser Kuss … die Erkenntnis, dass es noch so viel besser war, von ihm berührt zu werden als sie sich jemals hätte erträumen können. Der erste Mann, bei dem sie nicht nur die Berührungen, sondern auch die Küsse hatte genießen können. Sie konnte es nicht leugnen: sie wollte mehr. So verdammt viel mehr. Und gleichzeitig verspürte sie einen unbeschreiblich intensiven Drang danach, irgendetwas zu zerstören. Er hatte sie innerhalb weniger Minuten in eine Art Abhängige verwandelt, nur um sie gleich darauf wie das letzte Stück Dreck zu behandeln. Sie lag da und fragte sich, ob es dumm von ihr wäre – und natürlich wäre es das – wenn sie nun aufstehen, zu ihm gehen und ihn deshalb anschreien würde? Und verdammt, wusste er denn nicht was er in ihr und vielleicht auch in jeder anderen Frau, die er jemals geküsst hatte, auslöste? Er konnte doch nicht glauben, dass dieses Gefühl wegging, nur weil er sie danach behandelt hatte wie eine … wie eine … eine Nacktschnecke! Angewidert von ihrer Schleimigkeit. Es war zum verrückt werden. Ihr Körper kribbelte noch immer, Hitze zog sich allein bei der Erinnerung an diesen intimen Moment zwischen ihnen, durch ihren gesamten Körper und sie konnte nichts anderes tun als sich zu wünschen, es erneut tun zu können. Oder ihn zu schlagen, weil er sich danach wie ein Arschloch verhalten hatte. Doch weder das eine noch das andere ging. … oder? Mit einem Mal saß sie kerzengerade in ihrem Bett. Nein. Es ging nicht. Und doch stand sie auf, schlüpfte in ihre Pantoffeln und zog sich ihren Morgenmantel über. Es war hirnrissig. Total bescheuert und würde ihr nur das Herz brechen. Zumal sie gar nicht wusste, was sie eigentlich von ihm wollte. Natürlich anschreien. Oder nicht? Sie sollte sich nicht lächerlich machen. Dennoch trat sie leise in den dunklen und stillen Gang vor ihrem Zimmer und begab sich in die Richtung des Gästeflügels. Es war eine Schnapsidee. Anders konnte sie es nicht bezeichnen. Aber sie stand schneller vor seiner Tür als sie dachte. War der Weg plötzlich kürzer geworden? Und wo war die Sorge, erwischt zu werden? Und noch während sie sich selbst erklärte, wieso sie es nicht tun und eigentlich zurück in ihr Bett gehen sollte, klopfte sie vorsichtig an. Vielleicht schlief er sowieso. Dann war dieses Hirngespinst ganz schnell wieder verschwunden. Doch er öffnete die Tür. Der Raum hinter ihm war noch durch Kerzen erleuchtet und er vollständig gekleidet. Wie spät war es eigentlich? „Bra, was willst du hier?“ Sie stockte. Ihr Mund öffnete sich, aber sie starrte Goten für einen langen Moment nur schweigend an. „Du solltest wieder ins Bett gehen“, sagte er schließlich kühl und wollte die Tür schließen. Das war die Reaktion, die sie gebraucht hatte, um sich wieder zu fangen. Sie würde ihn definitiv anschreien, weil er sich auch jetzt verhielt wie ein Arschloch. Schnell schob sie sich zwischen ihm und dem Türrahmen vorbei in den Raum und ignorierte seine leisen, aber deutlichen Protestworte. „Mit dir darüber sprechen, was da heute in diesem Geheimgang geschehen ist“, antwortete sie auf seine ursprüngliche Frage. „Es würde mich nämlich wirklich brennend interessieren, warum du mich danach behandelt hast als wäre ich eine Nacktschnecke.“ Bei diesem Vergleich hoben sich seine Augenbrauen, hatte aber die Weitsicht die Tür zu schließen. „Ich habe dich ganz sicher nicht wie eine … Nacktschnecke behandelt.“ „Aber wie eine Frau, für die du gegebenenfalls ein gewisses Interesse besitzt, auch nicht.“ „Du bist die kleine Schwester meines besten Freundes“, antwortete er harsch. „Und du der Onkel seiner Frau. Ich kenne die Verwandtschaftsverhältnisse unter uns. Du musst mir das nicht erklären“, erwiderte sie wütend. Goten fuhr sich mit einem Seufzen durch seine schwarzen Haare und starrte an die Decke. Oh, das kam ihr irgendwie bekannt vor. „Hast du eine Ahnung wie verletzend das für mich war? Wie beschämend?“ Sie hatte noch so viele rhetorische Fragen für ihn, doch sie beschloss, es erst einmal bei diesen beiden zu belassen. Bra ließ ihm sogar die Augenblicke des Denkens und wartete, wenn auch widerwillig, ruhig, bis er sich wieder zu ihr wandte. Er wirkte auf einmal erschöpft und als er dieses Mal sprach, schwang ein wenig Verzweiflung in seiner Stimme mit. „Was willst du denn hören? Dass du seit einiger Zeit in einer verdammt beschissenen Regelmäßigkeit in meinen Träumen auftauchst und ich einfach nicht mehr anders konnte, als herauszufinden, wie sich deine Lippen in Wirklichkeit anfühlen? Das ich am liebsten in diesem dunklen und feuchten Gang über dich hergefallen wäre? Oder dich gerade nur zu gerne auf mein Bett werfen und Dinge mit dir tun möchte, die man eigentlich nicht mit der unverheirateten Tochter eines Herzoges tut?“ Oh. Das war … das klang vor allem … spannend. Also hatte er sie danach abgewiesen, weil er Angst davor hatte, zu was seine Küsse führen konnten? Bra wusste, dass das Folgende genauso irrational sein würde wie ihre Entscheidungen, die sie hierhergeführt hatten. Doch es war ihr egal. Sie konnte nicht anders. Sie war eine Abhängige. „Was hält dich auf? Ich bin hier, du bist hier und dein Bett ist leer.“ Sie kam ein paar Schritte auf ihn zu und anders als beim letzten Mal war sie heilfroh, sich bereits für die Nacht umgezogen zu haben. So gab es viel weniger Stoff, den sie sich vom Körper streifen musste. „Bra. Bleib stehen“, befahl er, „ich verspreche dir, ich kann dir sonst nichts mehr versprechen.“ „Wie gut, dass du das auch nicht musst.“ Sie war weitergegangen und stand nun direkt vor ihm. Ihre Finger fanden die Knöpfe seines Gehrocks und begannen langsam, diese zu öffnen. Sie hörte wie Goten die Luft scharf einzog und schenke ihm ein süffisantes Lächeln. „Weißt du, ich weiß gar nicht woher ich dieses Selbstvertrauen gerade hernehme“, erzählte sie ihm vollkommen ehrlich. „Ich habe nur das Gefühl, dass es genauso wie wir jetzt hier stehen und uns zueinander hingezogen fühlen, richtig anfühlt, es zu tun.“ „Bra, ich …“ „Und weißt du eigentlich, was du in mir ausgelöst hast, als du mich geküsst hast? Deinen Wunsch, mit mir Dinge zu machen, die du nicht machen solltest, hast du damit auch in mir entfacht. Das heißt, du trägst jetzt eine Verantwortung dafür, dass er in Erfüllung geht.“ Sie klang definitiv selbstbewusster als sie sich gerade fühlte. Bra konnte gar nicht beschreiben wie viel Angst sie davor hatte, dass er sie trotz seiner deutlichen Worte, der Tatsache wie sehr er sie wollte, noch einmal von sich stoßen würde. Aber sie schien wohl genau das Richtige gesagt zu haben. Mit einem Grollen, das aus den Tiefen seines Körpers kam, zog er sie an sich und küsste sie gierig. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah, doch innerhalb weniger Sekunden hatte er ihren Morgenmantel geöffnet und von ihren Schultern gestreift. Mit einer Hand knetete er nun ihre Brust durch den Stoff ihres Nachthemdes hindurch, während die zweite auf Höhe ihrer Hüfte in dieses griff und es hochraffte. Für einen Moment mussten sie sich voneinander lösen, damit sie es sich über ihren Kopf hinweg ausziehen konnte. Und als er dieses Mal ihre nackte Brust wieder mit seiner Hand umschloss, stießen tausend kleine Blitze durch ihren Körper hindurch. Er rieb mit Daumen und Zeigefinger ihre Brustwarze, die sofort hart wurde. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie – bis auf ihre Pantoffeln – vollkommen nackt vor ihm stand und Röte stieg ihr ins Gesicht. Goten sah das glücklicherweise nicht, denn er war nun dazu übergegangen, ihren Hals zu küssen und mit seiner noch freien Hand über ihren Hintern zu streicheln. Ein Stöhnen entwich ihrer Kehle und heißer flüsterte Bra: „Ist es nicht … mh … unfair, dass du noch so viel trägst?“ Er löste sich von ihrem Hals und sah ihr tief in die Augen, bevor er ihre Hand in seine nahm und zum Bett zog. Er küsste sie nochmals und drückte sie dann sanft, sodass sie sich auf die Matratze niederließ. Neugierig wartete Bra darauf, was wohl als Nächstes geschehen würde und als er anfing, sich zu entkleiden, sagte sie: „Ich könnte dir helfen, wenn du …“ „Nein“, erwiderte er harsch. „Wenn du mir hilft, ist das hier vorbei, bevor es richtig angefangen hat.“ Nun gut. Sie wusste zwar nicht, was das bedeutete, aber dann würde sie sich eben mit zuschauen begnügen müssen. Ein wenig missmutig verzog sie den Mund, was ihm ein leises Lachen entlockte. Es war die reinste Qual ihm dabei zuzusehen, wie er sich den Gehrock aus- und sein Hemd über den Kopf zog. Am liebsten hätte Bra ihm die Hosen selbst nach unten gezogen, um nicht noch länger warten zu müssen. Doch sie hielt sich brav zurück und schlüpfte aus ihren Pantoffeln, um nicht komplett untätig dazusitzen. Als er schließlich nackt vor ihr stand, musterte sie ihn einmal von oben nach unten. Nicht nur sein Oberkörper war muskulös, auch der Rest brauchte sich nicht zu verstecken. Als ihr Blick schließlich bei seinem steifen Glied anhielt, schluckte sie heftig. Sie wusste dank ihrer Mutter und aus Büchern sehr genau, was auf sie wartete. Aber die Größe und Dicke ließen sie kurz daran zweifeln, ob er wirklich in sie hineinpassen würde. Aber dafür war er schließlich da. Und noch für ein paar andere Dinge. Mit einer beinahe zwanghaften Entschlossenheit hob sie ihren Arm, begierig ihn endlich wieder berühren zu können, und umschloss sein Glied mit ihrer Hand. Sie begann ihre Hand langsam auf und ab zubewegen. „Woher …“, begann Goten, doch sie grinste ihn nur siegessicher an, während sie ein wenig schneller wurde, was ihm glücklicherweise wieder zum Schweigen brachte. Sie wollte die Stimmung nicht dadurch ruinieren, dass sie ihm erzählte, wie sie sich heimlich durch die Bibliothek gelesen und den Rest von ihrer Mutter erfahren hatte. Auch die Tatsache, dass sie bereits den ein oder anderen steifen Penis durch die Hosen der Männer, die sie in den Gärten geküsst hatten, gespürt hatte, brauchte ihn im Moment nicht zu interessieren. Sie wollte ihm einfach zeigen, dass sie zwar noch Jungfrau, aber nicht unwissend war – und hoffte, dass es ihm gefiel. Denn die Unwissende wollte und konnte sie nicht spielen. Und wenn er genau das von ihr haben wollte, wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Nach einer kurzen Weile legte Goten seine Hände links und rechts auf ihre Schultern und drückte sie ein wenig nach hinten. Widerwillig ließ sie ein Glied los und rutschte in die Mitte des Bettes, sodass er sich neben sie knien konnte. „Willst du das wirklich?“, fragte er, während seine Hand über ihren nackten Bauch strich und sein Zeigefinger begann Kreise um ihren Bauchnabel herum zu zeichnen. Atemlos nickte sie. Eine angenehme Gänsehaut breitete sich auf ihrem gesamten Körper aus und ihre Brustwarzen wurden noch härter – wenn das überhaupt möglich war. Langsam glitt seine Hand zu ihrem Schambereich hinunter und mehr aus Instinkt als Wissen spreizte Bra ihre Beine. Ab jetzt würde etwas kommen, dass sie nur aus der Theorie kannte und etwas Unbehagen machte sich in ihr breit. Sie wollte es. So sehr. Sie spürte, wie feucht sie war und wie begierig ihr ganzer Körper darauf war, zu erfahren wie es sich anfühlte, eins mit ihm zu sein. Und trotzdem konnte sie die leise Stimme in ihrem Kopf nicht vollständig abschalten, die versuchte in ihr Zweifel zu wecken. „Auf einmal nicht mehr so fordernd?“, fragte Goten neckisch und seine Finger glitten zwischen ihre Schenkel in ihre Spalte. „Soll ich wieder das Kommando übernehmen?“, erwiderte sie, stöhnte aber laut auf, als er begann ihre Perle mit seinen Fingern zu umkreisen. „Wegen mir gerne. Aber ich würde mich zunächst gerne bei dir erkenntlich zeigen.“ Und damit spürte sie plötzlich einen Finger in ihrem Inneren. Erneut stöhnte sie laut auf. „Es fühlt sich übrigens noch besser an, wenn du währenddessen mit deinen Brustwarzen spielst“, flüsterte er ihr heißer ins Ohr und leckte ihr über den Hals. „Ich weiß.“ Sie würde definitiv nicht die Unschuld vom Lande spielen, auch wenn sie nicht alles wusste. Aber es war schließlich nicht das erste Mal, dass sich ein Finger in ihr befand – auch wenn es der erste fremde war. Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass sie mit ihren Fingern ihre Brustwarzen reiben würde. „Wie in meinen Träumen“, flüsterte Goten und begann eine Spur aus Küssen über ihren Körper zu verteilen. Er rutschte dabei langsam nach unten, bedacht, dass er keiner Stelle zu wenig Aufmerksamkeit schenkte. Bra hatte ihre Hände noch nicht auf ihre Brüste gelegt und diesen Umstand nutze er aus, um beide kurz zu küssen und ganz sanft an ihnen zu knabbern. „Mhhh“, entwich es ihr und sie streckte sich ihm entgegen. Mit einem letzten Kuss, den er ihr zwischen ihre Brüste drückte, überließ er ihr schließlich diesen Bereich und wanderte weiter nach unten. Seinen Finger zog er aus ihr heraus, was ihr gar nicht gefiel. Doch als er sich im nächsten Moment anders positionierte und plötzlich zwischen ihren Beinen kniete, spürte sie ein wohliges Prickeln. Irgendetwas würde nun kommen und … Er beugte sich vor und küsste sie auf ihren Scham. Und dann war da seine Zunge. Sie umspielte ihre Perle, brachte Bra erneut zum Stöhnen und sie hatte das Gefühl, gleich verrückt zu werden. Ihre Brüste waren vergessen. Stattdessen krallte sie sich in seinen Haarschopf und drückte ihn näher an sich. Er leckte sie dort unten und … oh … seine Zunge fand den Eingang zu ihrem Inneren. Tief in ihr wollte langsam etwas an die Oberfläche. Es krallte sich in ihr fest, zog sich langsam hoch und sie erwartete eine nie gekannte Explosion. Doch kurz, bevor das Etwas an der Oberfläche ankam, beendete Goten sein Spiel mit der Zunge ruckartig und setzte sich auf. „Was tust du?“, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Ihre Hände, die nun nicht mehr in seinen Haaren vergruben waren, glitten zu ihrer Mitte, doch Goten hielt sie an ihren Handgelenkten fest, kurz bevor sie sich mit ihren Fingern selbst berühren konnte. „Du wolltest alles. Du wolltest, dass ich Dinge mit dir tue, die ich definitiv nicht mit dir tun sollte. Also vertrau mir.“ Sie musterte ihn. Ein paar Strähnen klebten ihm auf der Stirn und sein Gesicht war ein wenig gerötet. „Du kannst mir vertrauen. Ich fühle mich gerade genauso wie du. Ich verspreche dir, dass ich dir die Erlösung, die du dir wünscht, geben werde. Aber nun kommt der Teil, den du definitiv nur aus der Theorie kennst.“ Und sein Zungenspiel kannte sie nicht einmal aus dieser. Bra nickte deshalb langsam und mit einem strahlenden Grinsen, kam er ihr entgegen und küsste sie innig. Sie spürte kaum, dass er sein Glied zwischen ihren Beinen platzierte, dafür war sie viel zu eingenommen von seinen Lippen und der Zunge, die vor wenigen Minuten noch an einer ganz anderen Stelle in ihr gewesen war. Erst als er in sie eindrang, riss es sie aus dem Kuss. „Ich bin vorsichtig“, flüsterte er ihr ins Ohr. Langsam und darauf konzentriert jede noch so kleine Veränderung in ihrem Gesicht wahrzunehmen, schob er sich weiter in sie. Er füllte sie vollends aus und es zog in ihrem Unterleib. Sie wusste, dass es beim ersten Mal weh tun konnte, doch für sie fühlte es sich einfach nur seltsam an. „Und nun kommt der gute Teil.“ Er küsste sie noch einmal, stützte sich links und rechts von ihrem Kopf mit seinen Händen ab und zog sich langsam aus ihr heraus, um im nächsten Moment genauso langsam wieder in sie einzudringen. Diese Bewegung wiederholte er ein paar Mal in derselben Geschwindigkeit. Bra gewöhnte sich daran und streckte ihm ihr Becken entgegen. Wie als wäre das die Aufforderung, auf die er gewartet hatte, beschleunigte er sein Tempo und wurde von Stoß zu Stoß schneller. Sie stöhnte laut auf und auch er keuchte angestrengt über ihr. Es fühlte sich nicht länger seltsam an, sondern gut. Verdammt gut sogar. Dieses unbekannte Etwas, dass vorhin an die Oberfläche hatte kommen wollen, tauchte wieder in ihr auf und dieses Mal würde es sich nicht aufhalten lassen. Goten drang erneut komplett in sie ein und plötzlich entwich ihr ein lauter Schrei, den er schnell mit seinen Lippen erstickte. Es war die Explosion, die sich bereits angekündigt hatte und sie erschütterte ihren gesamten Körper. Und kurz darauf musste auch Goten etwas ganz Ähnliches gespürt haben. Er war in ihr gekommen und verweilte nun regungslos in ihr, atmete schwer und schaute ihr in die Augen. „Du bist wunderschön“, flüsterte er und küsste sie auf den Mundwinkel. Bra lächelte und als sie ihn dabei beobachtete, wie er sich nun neben sie auf das Bett fallen ließ, wusste sie, dass sie ihr Herz an ihn verloren hatte. Es war nicht heute geschehen und sicher nicht wegen des Kusses oder Tatsache, weil er sie entjungfert hatte. Sie hatte es sich nur nicht früher eingestehen können. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Wenn sie ihn nicht lieben würde, wäre sie heute Abend nicht zu ihm gegangen. Wenn sie ihn nicht lieben würde, hätte sie nicht den Wunsch für immer so neben ihm zu liegen. Und als er schließlich die Decke über sie beide legte und sie fest an sich zog, wusste Bra nicht, ob sie über diese Erkenntnis lachen oder weinen sollte. Weil sie Angst davor hatte, was geschehen würde, wenn er nicht so für sie empfand wie sie für ihn. Und noch mehr Angst hatte sie, ihn genau das zu fragen. Zu ihrem Glück waren ihre Augenlider so schwer, dass sie einschlief, noch während sich diese Angst in ihrem Kopf festsetze. Bra spürte wie Goten die Konturen ihres Kinns mit seinem Finger nachfuhr. „Mh?”, fragte sie mit geschlossenen Augen. „Nichts …”, begann er langsam, brach dann allerdings ab. Bra öffnete ihre Augen und sah ihn abwartend an. „Nichts … und weiter?”, hakte sie nach. Sie konnte sich schmerzhaft an den letzten Gedanken erinnern, den sie gehabt hatte, bevor sie eingeschlafen war. Vielleicht … vielleicht löste er sich bereits jetzt in Wohlgefallen auf. „Nichts … nur … ich war überrascht. Das ist alles.” Oh. Bras Augenbrauen zogen sich zusammen und sie setzte sich auf. Dabei fiel ihr die Decke vom Körper und entblößte ihren nackten Oberkörper. Gotens Augen wanderten nach unten und ein seltsames Leuchten erschien in seinen Augen. Schnell zog Bra die Decke nach oben, um sich wieder zu bedecken. „Vergiss es”, sagte sie mit einem drohenden Unterton und ein schiefes Grinsen erschien auf Gotens Lippen. „Genau das meine ich.” „Was genau meinst du?” Langsam begann es, sie zu nerven. Er sollte aufhören, in Rätseln zu sprechen. Konnte er denn nicht einmal annähernd erahnen, wie es gerade in ihr aussah? Sie war zu ihm gekommen und hatte ihn verführt. Das tat man doch nicht aus einer Laune heraus. Oder dachte er vielleicht genau das über sie? Dass sie das aus einer Laune heraus getan hatte? Sie wollte am liebsten im Erdboden versinken. „Dein Selbstbewusstsein. Sogar in dieser Situation. Es beeindruckt mich.“ Diese Worte trafen sie genau ins Herz und Bra konnte nicht verhindern, dass ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht erschien. „Vielen Dank für dieses Kompliment“, sagte sie und konnte nicht anders als sich zu ihm vorzubeugen und ihn zu küssen. Sie würde ihn nicht daran erinnern, was sie vorhin zu ihm gesagt hatte, dafür waren diese Worte viel zu schön. „Aber neugierig bin ich schon. Woher kam diese Selbstsicherheit?“, fragte er, nachdem sie sich wieder von ihm gelöst hatte. Bra überlegt kurz, wie ehrlich sie sein konnte, ohne ein falsches Bild von sich zu vermitteln. Sie entschied sich dafür, mit dem offensichtlichen zu beginnen und anhand seiner Reaktion zu überlegen was sie Weiteres erzählen wollte. “Du kennst meine Mutter? Und unsere Bibliothek? Sie ist der Meinung, jede junge Frau solle wissen, worauf sie sich einlässt, bevor sie heiratet und dass es nichts Unsäglicheres gibt als ihnen Angst zu machen. Laut ihr”, und bei diesen Worten wurde Bra nun rot, “ist der Beischlaf etwas unglaublich Befriedigendes, wenn man sich fallen lassen kann. Was natürlich nur geht, wenn Frau weiß, um was es geht.” Und was sie bei Goten definitiv geschafft hatte – aber das würde sie ihm nicht auf die Nase binden. „Wobei ich mir sicher bin, dass sie nicht von jedem Buch weiß, das ich zu dem Thema gelesen habe“, fügte sie kleinlaut hinzu. “Ich wusste ja, dass Bulma etwas … anders ist, aber das überrascht mich nun doch”, sagte Goten und lachte kurz. Ja, ihre Mutter war wirklich anders. “Nicht, dass ich mich beschweren möchte”, flüsterte er und küsste sie. Bra erwiderte den Kuss nur zu gerne. Sie war sich nicht sicher, ob dieser Kuss zu mehr geführt hätte, doch in diesem Moment ertönte das Krähen eines Hahns von außen und mit einem Ruck schossen die beiden auseinander. „Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?“, fragte sie panisch und schaute sich um, in der Hoffnung einen Hinweis dafür zu finden. Zumindest waren noch keine Sonnenstrahlen am Himmel zu sehen und die Kerzen noch nicht komplett abgebrannt. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, erwiderte Goten und erhob sich vom Bett. „Aber ich denke, es wäre besser, wenn du jetzt in dein Zimmer zurückgehen würdest. Ich möchte nicht, dass dich jemand hier findet und vielleicht … zu etwas drängt, was du gar nicht willst.“ Er wirkte unsicher und Bra verstand nicht, worauf er hinauswollte. „Was …?“, begann sie, wurde aber von ihm unterbrochen, indem er ihr ihre Kleidungsstücke reichte. „Lass uns später in Ruhe darüber reden, was das für uns zu bedeuten hat. Ich will das nur nicht mitten in der Nacht in einem übermüdeten und erschöpften Zustand machen.“ Ah! Seit wann war sie so schwer von Begriff. „Natürlich.“ Sie sprang auf, zog sich ihr Nachthemd über und den Morgenmantel an und schlüpfte in ihre Pantoffeln. „Wir reden. Versprochen!“, sagte Goten noch einmal eindringlich. Er ging zur Tür und spitzte in den Gang hinaus. „Du kannst raus“, flüsterte er ihr zu und Bra schob sich an ihm vorbei in die Dunkelheit des Gästeflügels. Während sie zurück in ihr Zimmer lief, fragte sie sich ob sie ihn zum Abschied noch einmal hätte küssen sollen, um ihm zu verdeutlichen, dass sie die Antwort auf seine noch nicht gestellte Frage bereits wusste. Sie wollte ihn heiraten. So sehr und aus so vielen Gründen. Sie konnte nur hoffen, dass er sie nicht nur fragen würde, weil er sie entjungfert hatte. Als sie am späten Vormittag schließlich erwachte, war von ihrer Zuversicht nicht mehr so viel übrig. Was, wenn er am Ende wirklich nur seine Pflicht erfüllen und sie heiraten wollte, weil es sich so gehörte? Nur weil er Dinge mit ihrem Körper tun wollte, die er nicht tun sollte, hieß es noch lange nicht, dass er mehr für sie empfand. Oder? Dieser Gedanke beschäftigte sie während sie sich anziehen ließ und auch beim Mittagessen, dem Goten nicht beiwohnte, weil sein Vater kurzerhand entschlossen hatte, einen Schießwettbewerb durchführen zu wollen, ließ er sie nicht los. Er verschwand auch nicht, als sie ihre Stute besuchte, die jeden Tag ihr Fohlen bekommen konnte und selbst der Spaziergang durch die Orangerie und an dem unfertigen Palmenhaus vorbei, half nichts. Es war frustrierend. Er hatte ihr versprochen, dass sie reden würden, sobald der Tag angebrochen war. Doch noch immer waren Goten und die anderen nicht zurück von ihrem Ausflug. Am späten Nachmittag, als Bra zum dritten Mal an diesem Tag, um das Herrenhaus herumlief, trug der Wind endlich lautes Stimmengewirr von der Terrasse zu ihr hinüber. Ihr Herz machte einen kleinen Satz und sie spürte wie die Nervosität in ihr wuchs. Sie beschleunigte ihren Schritt und tastete instinktiv nach ihrer Frisur. Hoffentlich saß der Zopf noch wie er sollte und Goten würde ihr pastellgelbes Kleid gefallen. Sie kam den Treppen zur Terrasse immer näher. Doch plötzlich fasste jemand Bra am Arm und zog sie in den Schatten eines großen Baumes. Erschrocken fuhr sie herum und wollte aufschreien, weil sie befürchtete, dass es einer von Herzog Freezers Männern war, der doch erkannt hatte, das sie am gestrigen Tag beinahe in die Schlafgemächer eingedrungen war. Doch es waren Gotens dunkle Augen, die in ihre blickten. Der angedeutete Schrei blieb in ihrer Kehle stecken und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. „Ich wollte heute Morgen schon mit dir sprechen”, begann er leise und lächelte sie liebevoll an. „Aber unsere Väter haben beschlossen, dass wir im Morgengrauen aufbrechen, um einen Schießwettbewerb zu veranstalten.” „Alles gut. Das weiß ich bereits. Deine Mutter war deshalb heute Morgen sehr entnervt.” Wie konnte er trotz so wenig Schlaf so gut aussehen? Und so ausgeschlafen? Vielleicht gewöhnte man sich das als Soldat an? Bra wollte gern nachfragen, wusste aber dass es aktuell dringendere Themen gab. Natürlich sollten sie unbedingt darüber sprechen, ob beim Schießwettbewerb etwas vorgefallen war oder Goten neue Erkenntnisse hatte, die sie ihm mitteilen konnte. Doch sie wusste, dass es für sie im Augenblick wichtiger war, das Gespräch zu führen, das er ihr versprochen hatte. Goten räusperte sich und alles in Bra spannte sich an. „Willst du mich heiraten?“ Das Glücksgefühl, dass sich in dem Moment als sie ihn erkannt hatte, in ihr ausgebreitet hatte, fiel augenblicklich in sich zusammen. Das war … enttäuschend. Sie wusste nicht, was genau sie von ihm erwartet hatte, aber zumindest ein wenig mehr Worte waren es schon gewesen. „Wie bitte?“ Sie wusste nicht, wie sie ihre Fassungslosigkeit anders ausdrücken sollte. „Bra, das was letzte Nacht geschehen ist zwischen uns war vollkommen unerwartet und wundervoll. Aber das heißt auch, Verantwortung zu übernehmen. Also: willst du mich heiraten?“ Diese Erklärung war genau das, wovor sie sich gefürchtet hatte. Da half es auch nicht, dass er es als wundervoll beschrieb. Sie konnte sich nicht einmal an dieses Wort klammern, um die Enttäuschung, die in ihr aufkam, zurückzudrängen. „Du musst natürlich nicht sofort antworten“, schob Goten hinterher, als sie ihn nur stumm anstarrte, unfähig ihre Gedanken in Worte zu fassen, „aber du musst mir glauben, dass es dir in unserer Ehe gut gehen wird. Ich habe durch meine Arbeit und die Beförderungen als Soldat ein eigenes Vermögen. Die Saison in London wäre also definitiv kein Thema, um das du dich sorgen müsstest.“ Das machte es jetzt nicht besser. Diese dumme Saison war ihr doch vollkommen egal. Sie hätte ihn auch geheiratet, wenn er ein mittelloser Fußsoldat gewesen wäre, der auf das Wohlwollen seiner Familie angewiesen war. Er hätte ihr nur sagen müssen, dass er sie liebte. So wie sie es tat. „Also hättest du mich nicht gefragt, wenn letzte Nacht nicht gewesen wäre?“, fragte sie schließlich mit erstickter Stimme. „Ja, aber …“, setzte Goten an. Doch Bra wollte nur noch von ihm weg. Sie trat einen Schritt aus dem Schatten der Eiche heraus, um schnellstmöglich in ihr Zimmer zu kommen und hemmungslos in ihr Kissen zu weinen. Womit sie auch ihren Vorsatz brechen würde, niemals wegen ihm eine Träne zu vergießen. Allerdings kam sie nicht weit, da Goten sie erneut zu sich zog. Dieses Mal drückte er sie bestimmt, wenn auch nicht fest, gegen den Stamm des Baumes. „Lass mich“, zischte sie wütend. „Das kann ich nicht“, erwiderte er nicht weniger ungehalten. „Du bist so verdammt stolz, stur und eigensinnig. Und du hörst einfach nicht zu.“ Wenn er dachte, dass sie das besänftigen würde, dann war er bei weitem nicht so charmant wie sie immer gedacht hatte. „Ich habe sehr wohl zugehört. Und ich habe keinerlei Interesse daran, eine Ehe einzugehen, nur weil du mich entjungfert hast. Auf dieses Opfer kann ich wirklich verzichten.“ „Verdammt, Bra. Ja, ich hätte dir definitiv keinen Antrag gemacht, wenn es letzte Nacht nicht gäbe. Aber …“, schob er eindringlich hinterher und Bra, die bis gerade überlegt hatte, wie sie von ihm loskommen konnte, erstarrte. In seinen Augen stand blanke Wut und etwas, das sie noch am ehesten an Sehnsucht erinnerte. Eine seltsame Mischung. „Die letzte Nacht wäre definitiv nicht passiert, wenn du mir gleichgültig wärst. Bra, das was ich gesagt habe, meine ich ernst: ich träume von dir. Auf eine höchst unanständige Weise. Aber nicht nur das. Sobald du den Raum betrittst, erscheint für mich alles um dich herum beinahe farblos. Es geht mir automatisch gut, wenn du dich in meiner Nähe aufhältst. Aber niemals wäre ich auf die Idee gekommen, einen Schritt in deine Richtung zu machen. Verdammt, ich bin nur ein Offizier. Der zweite Sohn eines Grafens. Definitiv nicht in deiner Liga. Nur bist du den Schritt auf mich zugegangen und das ist etwas, wovon ich eben nicht gewagt habe zu träumen. Also ja, ich frage dich, ob du mich heiraten willst, weil wir miteinander geschlafen haben und das die einzig richtige Entscheidung ist. Aber ich hätte definitiv nicht mit dir geschlafen, wenn ich nicht schon längst in dich verliebt gewesen wäre.“ Das waren so viele, so wundervolle Worte von einem sonst so witzigen Goten, dass Bra nun aus einem ganz anderen Grund die Tränen in die Augen stiegen. Außerdem tat es ihrem Ego gut, dass nicht nur sie von Unsicherheit zerfressen war. „Ich weiß nur nicht, was ich tun kann, um deinen Vater davon zu überzeugen, so tief unter deinem Stand zu heiraten. Er wünscht sich sicher eine andere Partie.“ Bra konnte nicht anders. Sie musste kichern, was dazu führte, das Goten endlich verstummte. „Du kennst meinen Vater? Ich glaube als vorbildlicher Soldat musst du dir wegen Stand keine Sorgen machen. Das größer Problem dürfte sein, wer dein Vater ist. Es war für ihn ja bereits schrecklich zu ertragen, dass mein Bruder die Enkeltochter von Goku heiratet. Aber wenn seine einzige Tochter jetzt auch noch dessen Sohn ehelichen würde …“ Den Rest überließ sie seiner Fantasie. Und hoffte, dass er sich daran erinnerte, wie es zwischen Trunks und Pan schlussendlich doch noch ohne großes Drama geklappt hatte. Nämlich dank ihrer Mutter. Und Bra war sich mehr als sicher, dass diese absolut keine Einwände gegen ihre Vermählung mit Goten haben würde. Jetzt musste sie nur noch ja sagen. Ein kleines Wort mit zwei Buchstaben. Das ihr nach Gotens Monolog furchtbar banal vorkam. Sie wollte mehr sagen, etwas von ihrem tiefsten Inneren offenbaren, um ihm zu zeigen, wie verdammt wichtig er ihr war. Nur leider machte das Timing ihr einmal mehr einen Strich durch die Rechnung und sie hörten wie Schritte näherkamen. Sofort war Gotens Liebeserklärung vergessen und die beiden drängten sich noch weiter in den Schatten der Eiche. Ein großer, schlaksiger Mann mit einer Halbglatze, den Bra noch nie gesehen hatte, ging mit großen und bestimmten Schritten in Richtung Terrasse, vor deren offenen Türen ein Teil der Gäste sowie ihre Eltern standen und sich ungezwungen unterhielten. In seiner rechten Hand, die er unter seiner braunen Weste versteckte, hielt er eindeutig eine Pistole. Und wäre Bra von dieser nicht so schockiert gewesen, hätte die Plumpheit dieses offensichtlichen Mordanschlags wohl zu einem Lachanfall geführt. Leider war daran absolut nichts lustig. „Goten“, zischte sie und sah mit geweiteten Augen zu ihm auf. Dieser fixierte ebenfalls den unbekannten Mann und schien fieberhaft nachzudenken. Sie wollte ihm entgegenbrüllen, dass für große Gedankensprünge keine Zeit mehr war, aber in diesem Augenblick hob der Mann seinen Arm und zielte auf die gut gelaunte Menge vor sich. Auch wenn dort ungefähr sieben Leute standen, nahm ihn niemand wahr. Bra wusste dank Pan, dass der Abstand, der noch zwischen ihm und ihrem Vater war, für einen geübten Schützen kein Problem darstellte. Ohne weiter darüber nachzudenken, löste Bra sich aus dem Schatten der Eiche und rannte los. „Bra!“ rief Goten entsetzt, aber sie achtete nicht auf ihn. Der Mann drehte sich mit einem entsetzen Blick zu ihr, doch bevor er sich neu positionieren oder sich überhaupt auf sie einstellen konnte, sprang sie in die Luft und riss ihn mit sich zu Boden. Ein Schuss war zu hören und panisch hob sie ihrem Kopf, um zu sehen, ob er sein Ziel doch erreicht hatte. Von der Veranda aus blicken ihr allerdings alle – vollkommen unversehrt, wenn sie es richtig sah – mit offenen Mündern entgegen. Darüber konnte sie sich allerdings nicht lange Gedanken machen. Der Mann unter ihr regte sich. Schnell krabbelte sie ein paar Meter von ihm weg und fixierte ihn mit einem bösen Blick. Goten, der ihr mit etwas Verzögerung gefolgt war, ging nun an ihr vorbei auf den vermeintlichen Attentäter zu. Er kniete sich neben den Mann auf den Boden und drehte ihn so, dass er mit dem Bauch auf dem Boden lag, das Gesicht im Dreck. Mit geübten Griffen verdrehte er ihm die Arme auf dem Rücken und der Mann stöhnte gedämpft auf. Goten drückte ihm sein Knie ins Kreuz, sodass er sich nicht länger bewegen konnte. „Gerade noch rechtzeitig”, sagte er schließlich mit einem schiefen Grinsen in Richtung Bra. Diese nickte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie hier gerade getan hatte und langsam wanderte ihr Blick von Goten und dem fixierten Mann wieder hinüber zu ihren Eltern. Die, gemeinsam mit ihren Gästen, auf sie zueilten. „Was ist hier los?”, brüllte ihr Vater als er bei ihnen angekommen war. Bra öffnete ihren Mund, doch es kam kein Wort heraus. Sie wusste gar nicht wie sie ihren Eltern erklären sollte, was in den letzten Tagen geschehen war. Und sie hatte plötzlich wieder Angst, dass ihr Vater wütend auf sie sein würde, wenn er erfuhr, dass sie ihn vor einem Attentat beschützt hatte (“Ein Mann muss sich selbst beschützen können, sonst ist er kein Mann”, schoss es ihr durch den Kopf.). „Eure Tochter hat gerade verhindert, dass Ihr erschossen werdet”, sagte Goten an ihrer statt. Bra war sich sicher, dass ihr Vater etwas erwidern wollte, doch ihre Mutter kam ihm zuvor. „Um Himmels Willen!”, rief sie und ging vor ihrer in die Knie, um sie zu umarmen. „Mama, mir geht es gut”, flüsterte sie, aber sie merkte wie der Druck und der Stress der letzten Tage begann von ihr abzufallen und sich Tränen in ihren Augen sammelten. Bra bekam nur am Rande mit wie der Mann weggebracht wurde, und konzentrierte sich lieber auf das Gefühl der Geborgenheit, die die Umarmung ihrer Mutter in ihr auslöste. Sie wusste nicht, wie lange sie im Dreck knieten und sich festhielten, aber irgendwann schaute Bra schließlich auf. Ihr Blick traf den von Goten, der neben seinen Eltern stand und diese, wie auch ihren eigenen Vater, auf den Stand der Dinge brachte. Als würde er ihren Blick spüren, drehte er seinen Kopf in ihre Richtung und lächelte sie an. Bra lächelte, mittlerweile völlig erschöpft, zurück. Die Tage danach waren hektisch gewesen. Herzog Freezer etwas nachzuweisen war beinahe unmöglich, doch nachdem Bras Vater nun wusste und vor allem glaubte, dass er ihm nach dem Leben trachtete, würde dieses Vorhaben wohl nicht mehr so leicht umsetzbar sein. Und mit seiner Wut würde sie schon irgendwie umgehen können. Bra gefiel es nicht, dass der Herzog nach wie vor auf freiem Fuß war, aber den Aussagen einer Zwanzigjährigen würde man niemals so viel Glauben schenken. Es war frustrierend. Natürlich hatten alle wissen wollen, wieso sie außer Goten niemanden eingeweiht hatte. Für dieses Gespräch hatte ihre Mutter sie allerdings alle ins Innere des Hauses gescheucht und zur Beruhigung aller Tee und Gebäck geordert. Ihre Erklärung hatte Bra erst äußern dürfen, als sie im Salon auf der roten Couch saß und eine Tasse Tee getrunken hatte. Doch kaum, dass die ersten Sätze stockend über ihre Lippen gekommen waren, hatte ihre Mutter sie unterbrochen, indem diese in lautes Gelächter verfallen war. “Oh ja. Ich kann seine Antwort gerade zu hören”, hatte sie gesagt und anschließend ihren Mann perfekt imitiert: „‚Glaubst du wirklich ich sei so schwach, um nicht mit einem Attentäter fertig zu werden? Auch wenn ich nichts von ihm wüsste?‘ Und danach würde ein ellenlanger Monolog darüber folgen, wieso dieser Plan sowieso von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war und wie du ihn und eine Kugel mit nur zwei Fingern aufgehalten hättest.“ Das hatte für weiteres Gelächter gesorgt und einen roten Schatten über das Gesicht ihres Vaters gelegt. Ihre Mutter hatte ihm zur Versöhnung anschließend einen Kuss gegeben – aber natürlich erst, nachdem alle verschwunden waren. Bra hatte es allerdings beim Verlassen des Salons noch aus den Augenwinkeln gesehen. Und auch heute saß sie wieder im Salon. Sie trug ein cremefarbenes Kleid und ein buntgetupftes Schultertuch. Ihre Zofe hatte ein rotes Band in ihre Haare geflochten und Bra fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen wieder wie sie selbst. Es war herrlich mit ihrer Mutter, Chichi und Videl dazusitzen, Tee zu trinken und Gebäck zu verspeisen, während sie sich über den neusten Brief austauschten, den sie von Trunks und Pan erhalten hatten. Derzeit befanden sie sich im Süden Frankreichs und wollten in wenigen Tagen nach Spanien aufbrechen – da die Post vom Kontinent auf die Insel einige Zeit benötigte, waren sie sich aber sicher, dass die beiden bereits in Spanien angekommen waren. „Ich muss ja sagen, ich hätte nicht gedacht, dass ich es erleben würde, Pan verheiratet zu sehen”, gestand Videl und schüttelte ungläubig den Kopf. „Gewöhn dich daran, meine Liebe”, antwortete Bulma gutgelaunt und nippte von ihrem Tee. „Aber wenn es dich beruhigt, dass Trunks sich bindet, hat mich ebenfalls sehr überrascht.” Die drei Frauen lachten plötzlich. Nur Bra blieb stumm. Bei diesen Worten hatte sich ein Knoten in ihrem Magen gebildet. Goten hatte sie nicht erneut gefragt, ob sie ihn heiraten wolle, und sie war sich nicht sicher, ob er darauf wartete, dass sie ihm eine Antwort gab oder dankbar darüber war, dass das Thema nicht erneut aufgegriffen worden war. Trotz seiner Liebeserklärung. „Nächste Saison können wir uns dafür dann voll und ganz auf Bra konzentrieren”, riss Chichi sie aus ihren Gedanken und Bra schaute auf. Als hätten sie sich nicht schon die letzten beiden Saisons voll und ganz auf sie konzentriert, nachdem sie Pan als nicht vermittelbar eingestuft hatten. Bra liebte es zu flirten und sie hatte die Saisons in London sehr genossen, aber sie hatte nicht die geringste Lust darauf wie ein Zuchttier begutachtet zu werden. Zu ihrem Glück klopfte es in diesem Moment an der Tür und lenkte so die Aufmerksamkeit der drei Frauen dorthin. Goten stand darin. Schneidig wie eh und je in seinem dunkelgrauen Gehrock und den beigen Hosen. Sofort schlug Bras Herz einen Ticken schneller und sie musste an seine Berührungen und Küsse denken, die sie viel zu sehr vermisste. „Einen wunderschönen Nachmittag die Damen”, begann er. Seine Stimme war fest, aber so wie er die Arme hinter seinem Rücken verschränkt hatte und stocksteif dastand, wusste Bra, dass er nervös war. „Goten!”, rief seine Mutter erfreut aus. „Leistest du uns heute etwa Gesellschaft?” Er lächelte sie liebevoll an, schüttelte allerdings den Kopf. „Ich bin hier, weil ich Bra fragen wollte, ob sie mit mir einen Spaziergang durch die Gärten unternehmen möchte.” Stille. Bras Augen weiteten sich. Das war … direkt. Bulma war die erste, die sich wieder fasste und sprang beinahe auf. „Aber natürlich. Bra du siehst auch wirklich so aus als könntest du dringend frische Luft gebrauchen”, fuhr sie an ihre Tochter gewandt fort, die zweifelnd eine Augenbraue hob. „Da hast du vollkommen Recht”, bestätigte Videl. „Du wirkst ein wenig blass um die Nase.” Am liebsten hätte Bra nun ihre Augen verdreht. Sie wirkte immer etwas blass um die Nase, weil sie blass war. Aber da sie kaum ausdrücken konnte, wie sehr es sie freute, dass Goten sie vor ihren Müttern und seiner Schwägerin um einen Spaziergang gebeten hatte, erhob sie sich ohne weitere Diskussion. Goten kam ihr entgegen und reichte ihr seinen Arm, damit sie ihre Hand darauflegen konnte. „Bis nachher”, sagte sie noch an die anderen gewandt, aber ob sie eine Antwort erhielt, bekam sie nicht mehr mit. Schweigend durchquerten sie das Foyer und traten in die Nachmittagssonne auf die Terrasse hinaus. Als sie die Stufen nach unten gingen, musste Bra sich konzentrieren, um nicht zu stolpern so nervös wie sie war. Ihr Herz schlug ebenfalls doppelt so schnell als sonst. Sie traten auf den Kiesweg und folgten diesem am Haus vorbei nach links und zu der Stelle, an der sie vor wenigen Tagen den Attentäter ihres Vaters überwältigt hatten. Noch immer sagte keiner von beiden etwas und Bra wollte nicht diejenige sein, die die Stille brach. Goten hatte sie gefragt, ob sie spazieren gehen wollten, dann sollte er auch mit dem Sprechen beginnen. Außerdem hatte er sie unnötig lange warten lassen. Als sie schließlich zwischen die ersten Büsche traten, räusperte er sich. „Du schuldest mir noch eine Antwort”, sagte er schlicht und ohne sie anzuschauen. Bra blickte ebenfalls geradeaus und fokussierte sich auf das unfertige Palmenhaus, das am anderen Ende des Weges stand. „Ach wirklich?”, erwiderte sie. Sie war sich sicher, dass diese Frage, die meisten Männer gekränkt hätte, doch sie kannte Goten gut genug, um zu wissen, dass er nun schmunzelte. „Wirklich.” Ja, das Schmunzeln war geradezu aus seiner Stimme herauszuhören. „Wenn das so ist.” Bra blieb stehen und sorgte so dafür, dass auch Goten anhalten musste. Endlich sahen sie sich in die Augen und die Schmetterlinge in ihrem Bauch flogen wie wild umher. Sie hätte nie gedacht, dass sie einen Mann so sehr lieben konnte, obwohl er sie gleichzeitig so sehr auf die Palme brachte. Aber vielleicht war auch genau das das Geheimnis? Unweigerlich musste sie an ihre Eltern denken. „Du musst mich nur leider noch einmal an deine Frage erinnern. Es ist so lange her. Ich habe sie vergessen.” Natürlich wusste sie, dass er sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen würde und durch ihr Verhalten, ihre Antwort sicher längst wusste. Sie wollte ihn dennoch ein wenig schmoren lassen. So wie sie die letzten Tage auf heißen Kohlen gesessen hatte, war das auch mehr als verdient. Goten nahm ihre Hände in seine und sah sie eindringlich an. „Kurz bevor du dich auf diesen Typen gestürzt hast, hatte ich dich gefragt, ob du mich heiraten möchtest.” Seine Miene war ernst und so schluckte Bra einen weiteren Kommentar hinunter. Sie sollte den Bogen nicht überspannen, wenn er schon nicht mehr darauf einging. Auf ihren Lippen breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. „Danke für die Auffrischung meines Gedächtnisses.“ Dennoch musste sie einfach eine kurze Pause machen. „Ich würde dich sehr gerne heiraten.” Goten grinste sie breit an. „Allerdings musst du leider meinen Vater um Erlaubnis bitten.” Goten lachte und Bra war sicher, dass er die Anspielung verstand. „Ich glaube, wenn ich dazu nicht bereit wäre, wäre ich auch kein passender Ehemann für dich.” „Stimmt.” Sie kicherte. Im nächsten Moment legte Goten sanft seine Lippen auf ihre und nur zu gern ließ sie sich von ihm küssen. „Ich liebe dich“, flüsterte sie, als sie sich wieder voneinander lösten. Das führte allerdings dazu, dass Goten sie gleich noch einmal küsste und Bra das Gefühl bekam, vor Glück gleich zu platzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)