Requiem von _Scatach_ (Teil Drei der BtB Serie) ================================================================================ Kapitel 7: Mission, game, fate... --------------------------------- Holzrauch hing wie ein Leichentuch in der Luft; schwer und grau, als wären die Wolken nach unten gesunken, um sich wie Gespenster für die Zeremonie zu versammeln.    ‚Du standest dort…hast zugesehen, wie sie diese Blumen auf sein Grab gelegt hat.‘   Genma stand in der Mitte der verlassenen Lichtung und sah zu, wie die Flammen hoch gen Himmel leckten. Funken stoben aus dem Brand; ausgestoßen von dem trockenen Knacken des Anzündholzes, bevor sie verpufften und zu Asche schrumpften – wie das Licht in den Augen des Shiranui.    ‚Wie erleichtert du gewesen sein musst.‘   Er biss zu, spürte, wie das Senbon tief in seinen Gaumen stach. Blut quoll salzig und metallisch hervor. Es rann über seine Zunge, sickerte an seinen Lippen vorbei und glitt die Nadel entlang, um sich als Rubin an der silbernen Spitze zu sammeln, der im Feuerschein funkelte.    ‚Kümmert es dich überhaupt, dass Asuma in dem Glauben zu Grabe gegangen ist, du hättest ihn verraten?‘   Genma spie aus und sah zu, wie das Senbon in den Flammen verschwand, Holz aufplatzen ließ und Funken in alle Richtungen sandte. Rasch glühte es weiß. Während er mit der Zunge über den Riss in seinem Mund fuhr, hob er eine der beiden Shōchū Flaschen, die von seinen Fingern baumelten. Er hatte den Likör mitgebracht, um den Brand zu entfachen; eine für das Lagerfeuer und den Rest für sein Blut.    ‚Sorry Asuma. Aber ich schätze, ich vertrage meine Drinks besser als du.‘   Genma nahm einen Schluck und schmeckte das bittere Kupfer in der Mischung. Mit einem Brennen rann es seine Kehle hinab. Doch es scheiterte darin, der Kälte in ihm den Biss zu nehmen. Sie blieb und nagte sich noch tiefer.    Bring es hinter dich.   Er ruckte sich die schwarze Tasche von der Schulter. Dumpf schlug sie auf dem Boden auf und öffnete sich wie der Mund einer Leiche, wobei der unverschlossene Reißverschluss eine Reihe winziger silberner Zähne offenbarte; das höhnische Grinsen des Todes. Und hinter diesem hässlichen Lächeln lagen all die zerknitterten Geheimnisse; Durchschlagspapiere, Berichte, Listen…der gesamte Vorrat von Asumas Detektivarbeit.   Schätze, du hast getan, was du tun musstest…   ‚Warum? Ist es das, was du tust?‘   „Immer“, murmelte Genma.    Während er in die Hocke ging, nahm er einen weiteren raschen Schluck aus der Shōchū Flasche und kippte den Rest davon über und in das klaffende Maul der Tasche. Das rosa Kohlepapier sog es auf und verdunkelte sich wie eine anschwellende Zunge, bevor es die Wahrheit zu nassen Flecken auflöste.    Im orangenen Glühen des Feuers arbeitete Genma, als würde es sich hier um den Inhalt eines Leichensackes handeln. Er übergoss die Eingeweide der Wahrheit, bevor er den Reißverschluss präzise wie ein Gerichtsmediziner bei einer Leiche zuzog. Ein Totengesicht grinste ihn an, bis er in einem fließenden Schwung dieses weite, hässliche Maul zu einer straffen, stummen Linie schloss.    Und dann trat er die Tasche in die Flammen.    Mit einem funkenspuckenden Schlucken flammte die Feuersbrunst auf und spie Asche in alle Richtungen von dem Scheiterhaufen. Genma trat einen einzigen Schritt zurück und warf die andere Flasche in das Feuer. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken sah er zu, wie das Glas platzte und eine heiße Flammenbrunst nach oben lecken ließ. Durch den dunstigen Schein wirkte es, als würde sich die Tasche winden und tanzen…ein Todeskampf der Wahrheit, ein weiteres Opfer des Spiels. Keine zweite Chance.    ‚Weißt du, was dein Problem ist, Shiranui? Du und Kakashi…ihr Typen glaubt nicht an zweite Chancen…‘   ‚Ich brauche auch keine zweite Chance. Ich mach es gleich beim ersten Mal richtig.‘   ‚Bullshit…Kurenai…diese Kids…sie sind meine zweite Chance…mein letzter Schuss…‘   ‚Dein letzter Schuss war bereits vier Saké vorher, Sarutobi. Geh nach Hause.‘   ‚Guter Plan, du eiskalter Typ. Wir brauchen noch einen Knackarsch Typ.‘   ‚Als ob du das nicht erraten hättest, wäre das dann wohl Kurenai.‘   ‚Danke, Hatake, ich hab’s kapiert.‘   Genma stierte in die Flammen und seine bronzenen Augen zogen sich gegen die brüllende Hitze zusammen.    Und dennoch biss sich die Kälte tiefer.    Er wartete, bis die Tasche nichts weiter war als eine schwelende Hülle, bevor er sich daran machte, das Feuer zu löschen. Ein ersterbendes Zischen und trotziges Fauchen später stieg schwarzer Rauch pilzartig hinauf in die dunkler werdenden Himmel, wurde eingefangen und weiter getragen von einer Brise. Nachdem das Feuer erloschen war, schob Genma mit den Schuhen Erde auf die erkaltende Glut, wartete ein paar weitere Minuten und driftete dann zusammen mit dem Rauch zurück in Richtung des Dorfes.    ~❃~   Die Vorladung war per Schweinepost gekommen. Und während Neji zwar keinerlei Dringlichkeit in Tontons unverständlicher Nachricht aus Oinks und Wimmern hatte feststellen können, hatte der schriftliche Befehl, sich sofort im Hokage Turm zu melden, den Hyūga nervös gemacht. Gedanken an ANBU hatten seinen Verstand überflutet und waren zu einem zeitweiligen Summen angeschwollen – bis die Godaime ihm eine Schriftrolle ausgehändigt hatte. Jetzt stand er also in der Mitte von Tsunades Büro und nahm all die Details des Papieres in seiner Hand in sich auf; die Stille in seinem Verstand war inzwischen absolut.    Er konnte den Blick der Godaime auf sich spüren; beständig und spekulativ…wartend.    Mit granitenem Gesicht neigte Neji marginal den Kopf. „Ich werde ein Team zusammenstellen.“   Tsunades Mundwinkel zucken in einem brüchigen Schmunzeln. „Ein S-Rang Auftrag und keine Fragen? Du hast bereits den halben Weg hinter der, Neji.“   Langsam sah er auf.    Doch Tsunades Augen waren tot für den Humor. Sie sah ausgelaugt und erschöpft aus, was Neji den Hauch einer Ahnung von der zerbrechlicheren Form gab, die unter der jugendlichen Fassade ihrer Transformationstechnik lag.   Nach einer nachdenklichen Pause wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schreibtisch zu, um mit einem scharfen Klacken ihrer Nägel Papiere zusammenzusammeln. „Versteh es nicht falsch, unser Hauptaugenmerk liegt unzweifelhaft weiter auf Akatsuki, aber wir – verdammt.“ Sie brach mit einem Grollen ab und suchte nach irgendetwas, als ihre müden Bernsteinaugen über Blätter und Tintenfässchen wanderten und kurz bei der kleinen Buddha Statue innehielten, die auf einer Ecke ihres Schreibtischs stand. Ihre Miene wurde etwas weicher. „Aber wir haben denen, die ins Kreuzfeuer unserer Kämpfe geraten sind, eine Menge zu verdanken.“   Nejis Kopf hob sich ein Stück. Unter seinen Wimpern musterte er sie, während sich seine Brauen zusammenzogen. Die Mehrdeutigkeit dieser Aussage warf alle Arten von Fragen bei ihm auf, denen es auch nicht an Antworten mangelte. So wie sie es formuliert hatte, hätte es auf jeden beliebigen der unzähligen Verluste hindeuten können, was ihm wiederum den jüngsten davon in den Sinn brachte…   Asuma…   Bevor Tsunade in einer weiteren Stille versinken konnte, trat Shizune nach vorn und übernahm für sie. „Die überlebenden Mönche wollen den Feuertempel wieder aufbauen, aber ihre finanziellen Mittel wurden während des Massakers von Kakuzu geplündert.“   Kakuzu. Hidan.   Die Namen zuckten durch Nejis Verstand, gefolgt von dem mentalen Aufblitzen durchgestrichener Fahndungsfotos in dem vertraulichen Buch, das momentan in den Kreisen der Jōnin zirkulierte. Genau dasselbe kleine weiße Buch, das Shikamaru bereits vor Monaten erhalten hatte.   ‚Ich habe ein kleines weißes Buch bekommen, aber auf all die lustigen Details muss ich selbst kommen.‘   Nejis Brust zog sich bei der Erinnerung an diese Stimme zusammen. Er nahm einen sehr bewussten Atemzug und richtete seine Aufmerksamkeit auf das, was Shizune zu sagen hatte. Ah ja, genau, die geplünderte Tempelkasse. „Aus dieser Lieferstation konnte nichts gesichert werden?“, fragte er und ließ seinen Blick zur Hokage wandern, doch sie antwortete ihm nicht.    Shizune seufzte leise. „Nein. Sie sind auf Spenden angewiesen, aber aufgrund der Engstirnigkeit des Feudalherren konnte bei dem Projekt kaum genug Geld gesammelt werden, um sich auch nur den Wiederaufbau der Schlafräume leisten zu können; ganz zu schweigen von der Haupthalle.“ Leicht neigte sie den Kopf Neji entgegen. „Deswegen auch dein Auftrag. Zwei Millionen Ryō reichen ein ganzes Stück.“   Und noch einiges mehr.   Mit gerunzelter Stirn musterte er die Schriftrolle in seiner Hand. „Du hast vor, dieses Projekt zu subventionieren, Hokage-sama?“   Tsunade blieb still und blieb für einen weiteren langen Moment in ihren Gedanken versunken, bevor sie den unterschwelligen Argwohn in seinen Worten bemerkte. In weniger als einem Herzschlag verhärtete sich ihre Miene und ihre Bernsteinaugen flammten auf wie zwei Klingen. „Ich habe vor, das zu tun, was zweckdienlich ist“, knurrte sie. „Der Feuertempel trainiert Kampfmönche. Als wir diese Männer verloren haben, haben wir Verbündete verloren. Eine komplette Infanterie – ausgelöscht.“ Mit knackenden Knöcheln presste sie ihre Finger ineinander. „Unsere Streitkräfte zu stärken ist unerlässlich – und wenn das bedeutet, das Projekt des Feuertempels zu subventionieren, um so unsere Allianz zu sichern, dann sei es eben so.“   Vollkommen aus Reflex warf Neji einen flüchtigen Blick auf die buddhistische Statue – und realisierte seinen Fehler zu spät.    Donnernd fuhr Tsunades Handfläche nach unten, ließ Stiftbecher klappern und Porzellan scheppern. „Das hier ist keine Wohltätigkeitsveranstaltung, Hyūga!“ Zusammen mit dem Ausbruch schnellte sie aus ihrem Stuhl. Die Hände flach auf den Tisch gestemmt und mit zitternden blonden Strähnen; eine Löwin bereit zum Sprung. „Wir stehen am Rande eines Krieges!“ Energisch warf sie eine Hand in Richtung des Fensters nach außen. „Unsere Grenzen sind kompromittiert, das Wissen über unseren Feind ist absolut unzureichend, unsere Shinobi sterben und du denkst, ich hätte die Zeit, philanthropisch zu sein?!“   Niemand sprach.    Die Wucht von Tsunades Zorn schwärzte die Stille und dröhnte mit der sinnflutartigen Bedrohung eines schweren und feuchten Sturmes, als Emotionen durch ihre Augen strömten.    Neji senkte den Blick und sagte nichts.    Auf der anderen Seite des Raumes wand sich Shizune unbehaglich unter der Spannung und presste Tonton fest an sich. Doch ebenso schnell wie er gekommen war, verschwand der Zorn mit einem Atemzug, als Tsunade den Kopf in den Nacken legte und ein schweres Seufzen in Richtung Decke ausstieß, während sie sich langsam wieder in ihren Stuhl sinken ließ. Sie rieb sich eine Schläfe, streckte die andere Hand aus und winkte mit einem müden Fingerzucken.    Neji trat nach vorn und reichte ihre die Schriftrolle.    Doch sie nahm sie ihm nicht sofort ab. „Das hier ist eine Gelegenheit, die ich dir in den Weg lege, Neji, kein Hindernis.“   Innerlich geschockt stählte er sein Gesicht zu einer Maske und fühlte, wie sich das verzweifelte Bedürfnis nach der Anonymität ANBUs fester biss und tiefer wühlte. „Ja, Hokage-sama“, sagte er mit verschlossenen Gesichtszügen.    Tsunade nahm die Schriftrolle, legte sie offen auf ihren Tisch begann die Details mit einem anderen Dokument gegenzulesen. Nur die gedämpften Geräusche der frühen Abendaktivitäten füllten die Stille und wurden in flüchtigem Geplapper von jenseits der großen offenen Fenster herein getragen.    Neji nutzte die Pause, um seine Mitte zu beruhigen und sein Bewusstsein schrittweise zu erweitern, indem er sich eine Reihe konzentrischer Kreise vorstellte, die sich wie Wellen ausbreiteten. Es war eine meditative Übung, die Hiashi ihm beigebracht hatte.    Während er das tat, spürte er, wie etwas an seiner Peripherie verharrte, nur wenige Augenblicke, bevor Tonton aus Shizunes Arm sprang und hinüber zum Fenster trottete. Kaum hatte Neji den Blick gehoben, da erschien auch schon eine Gestalt auf dem Dach vor der Scheibe; eine Faust auf die Ziegel gelegt und den Kopf geneigt. Er war tief in Schatten gehüllt.    Tsunade wandte sich nicht einmal um. „Raidō.“   „Bitte entschuldige die Störung, Tsunade-sama. Ich muss mit Shizune sprechen.“   Tsunade grunzte nur und winkte Shizune zum Fenster. Erlaubnis erteilt. Sofort kam die Medic-Nin der Aufforderung nach. Doch Raidō sagte gar nicht viel, sondern schob Shizune einfach nur eine zusammengefaltete Notiz zu und ließ dabei sehr leise Genmas Namen fallen. Dann war er auch schon wieder weg. Aufmerksam studierte Shizune die Notiz und versteifte sich marginal.    Nejis Augen verengten sich argwöhnisch, doch seine Aufmerksamkeit schwang zurück zum Schreibtisch, als Tsunade nach einem riesigen Stempel griff, der auf die Seite gefallen war. „Ich hatte eigentlich vorgehabt, dass Kakashi diese Mission anführt; aber das ist nicht möglich. Deswegen vertraue ich es jetzt dir an, Neji.“ Sie hielt kurz inne, um das Gewicht ihrer Worte sacken zu lassen, während sie den Stempel auf ein tiefrotes Tintenkissen presste. „Das Zusammenstellen eines Chūninteams liegt in deinem eigenen Ermessen; allerdings gibt es eine Voraussetzung, was bestimmte Personen angeht.“   Mit den Augen nach unten gerichtet wartete Neji darauf, dass sie sich näher erklärte und warf einen raschen Blick nach oben, als sie es nicht tat. Und was er vorfand, beunruhigte ihn mehr als Tsunades Zornausbruch. Der Blick der Hokage war erneut auf die Statue gerichtet und ihr Gesicht ein Nebeneinander unergründlicher Emotionen; ihr Mund war zu einer schmallippigen Linie zusammengepresst und ihre blassen Brauen scharf zusammengezogen…aber in dem diffusen Licht waren ihre Augen ein Bild verwaschener Farbe und die Linien an den Winkeln verwischt und weicher.    Zögernd fragte Neji nach. „Wen soll ich ausschließen?“   Blinzelnd kehrte Tsunade zu sich selbst zurück. „Ich will nicht, dass du sie ausschließt, Hyūga“, sagte sie sehr leise, verkrampfte ihre Finger um den Stempel und hob ihn langsam an. „Ich bestehe darauf, dass du sie alle dieser Mission zuweist.“   Sofort spannte sich Neji alarmiert an. „Sie alle?“   Mit einem einzigen festen Schlag besiegelte sie diese Mission; und sein Schicksal. „Team 10.“   ~❃~   „Okay, einen für’s Team. Ich glaube, ich habs jetzt auch, Shikamaru.“   „Achja? Na dann mach nur.“   „Es ist ein Windrad.“   Stille.    Heftig die Stirn runzelnd lehnte sich Shikamaru etwas zurück und kniff die Lippen zwischen Daumen und Knöchel zusammen, während er den riesigen Skizzenblock anblinzelte, der gegen die Couch gelehnt dastand. „Ein Windrad…“, grübelte er kopfschüttelnd. „Seh ich da überhaupt nicht.“   Ino funkelte beide finster an, rutschte auf den Knien herum und zeichnete einen großen wobbeligen Kreis um das ‚Muss-erst-noch-identifiziert-werden‘-Objekt, das sie auf die rechte Seite des Blattes gemalt hatte. Während sie sich zurück auf die Fersen sinken ließ, tippte sie mit dem Finger auf ihre Zeichnung und stierte sie erwartungsvoll an.   Shikamaru und Chōji tauschten rasche Blicke aus.    „Also kein Windrad?“   „Du willst gar nicht wissen, an was ich gedacht habe…“   Augenrollend fing Ino erneut an, eifrig drauflos zu kritzeln.    Schmunzelnd griff Shikamaru nach seinem regenbogenfarbenen Kaffeebecher und nahm einen langsamen Schluck, um den schweren, bitter-reichen Geschmack zu genießen und das warme berauschende Summen, das er zurückließ. Verdammt, es hatte sich wirklich gelohnt, im Regen zu stehen, um auf Ino zu warten. Auf halbem Weg durch den Wolkenbruch und einen viertel Kilometer von Chōjis Haus entfernt, hatte sie sich entschieden, ihre Diät in den Wind zu schießen und Shikamaru losgeschickt, um etwas zu essen zu besorgen, während sie um die Rückseite vom Nijis davon gehuscht war, wobei sie natürlich den einzigen Regenschirm mit sich genommen hatte.    Wie lästig.   Shikamaru ruckelte sich das feuchte Handtuch von seinen Schultern. Zumindest war es das wert gewesen. Zurückgezogen in die friedvolle Stille des Zeichenzimmers der Akimichi und auf heißem Schweine-Soba und Yakiniku zum Mitnehmen herumkauend, hatte sich Team 10 um den niedrigen Kotatsu versammelt und sich an der Wärme erfreut, die von der elektrischen Heizung ausgestrahlt wurde, die an der Unterseite des Tisches angebracht war. Sie waren mit den Beinen unter die große Decke geschoben dagesessen, die über den Rahmen drapiert war.    Und während der Regen draußen tickend wie eine Uhr getropft hatte, hatte sich eine stille Lethargie über sie gelegt. Emotional total ausgelaugt und physisch erschöpft – als würde die Nahtoderfahrung ihrer letzten Mission gerade erst in sie sinken – hatten sie Geborgenheit aus der Vertrautheit ihres Kreises gezogen. Sie hatten sich zusammengefunden und für Weile ihre Reihen gegen die Welt geschlossen. Warm, schläfrig, zufrieden mit gutem Essen und einer lockeren Unterhaltung…und dann war das Trio irgendwie auf die Idee von Pictionary gestoßen.    Shikamaru war sich nicht einmal sicher, wie genau sie dazu gekommen waren. Alles, was er wusste, war, dass das Spiel auf seinem Handrücken begonnen, sich dann auf eine Serviette übertragen hatte und dann auf einen großen Skizzenblock, den Chōjis Mutter nutzte, um Rezepte zu sammeln. Shikamaru und Chōji hatten beide zwei Runden gespielt, während Ino genug Appetit entwickelt hatte, um sich durch die gesamte Dessertplatte zu futtern. Und als die Energie des Zuckers eingesetzt hatte, hatte sie vollkommen mühelos ihre Kritzeleien erraten, bevor sie schließlich den Enthusiasmus aufgebracht hatte, sich selbst einen Stift zu schnappen; jetzt schien sie ihre vorherigen brillanten Vermutungen wieder wettzumachen, indem sie an der künstlerischen Front geradezu jämmerlich versagte. Ihr derzeitiges gestaltannehmendes Bild bestand aus ein paar stacheligen Linien, die quasi mit ihrem vorherigen Versuch identisch waren.    Chōji legte den Kopf schief und musterte die Zeichnung, während er eine Nudel schlürfte. „Irgendwelche Ideen?“   „Jo. Das ist ein nie endendes Déjà Vu.“   „Oh halt die Klappe Shikamaru.“   Rasch duckte er sich, als Ino den Stift auf ihn warf, war aber enorm erleichtert, als er den Hauch eines Lachens auf ihren Lippen hörte. Keine drei Stunden vorher hatte sie sich in seinen Armen mehr oder weniger das Herz heraus geschluchzt. Und der Klang ihrer Tränen hatte ihn zerrissen; genau wie damals während der Nacht im Hotaru, dem luxuriösen Ryokan, wo sie beschlossen hatte, ihrem gemeinsamen siebzehnten Geburtstag zu gedenken, indem sie sich ins Koma gesoffen hatte. Doch damals war Shikamaru mehr als nur zerrissen gewesen, er war verängstigt gewesen. Er hatte sich wie ein in die Ecke getriebenes Tier gefühlt, das Feuer witterte. Instinkt hatte ihn energisch davor gewarnt, auch nur ansatzweise zu nahe zu kommen. Allerdings war es rückblickend zumindest so, dass der betrunkene Schleier zwischen ihnen gestanden war und Ino hatte sich kaum daran erinnern können, was sie getan und was sie gesagt hatte.    Aber diesmal nicht.   Nein. Diesmal hatte sie überhaupt nichts, hinter dem sie sich verstecken und nichts, an das sie sich klammern konnte. Und Shikamaru hatte nicht einmal darüber nachgedacht, was zur Hölle er eigentlich machte, bevor er eingeschritten war und ihr irgendetwas gegeben hatte, um sich zu verstecken und daran festzuklammern, während er gehört hatte, wie sie brach und er sich so verzweifelt gewünscht hatte…   Mach es wieder gut.   Verrückt, wie er nicht einmal daran gedacht hatte, wegzurennen, sich abzutrennen, sich zur Hölle von dort aus dem Staub zu machen, bevor er in den emotionalen Sumpf hinein gezerrt werden konnte. Stattdessen war etwas anderes zum Vorschein gekommen, hatte sich an der Selbsterhaltung und all seinen Schilden vorbei gedrängt. Dieselbe Sache, die er verspürt hatte, als er Chōjis Kummer im Pavillon gesehen hatte. Dieselbe Sache, die er jedes Mal verspürte, wenn er an Asuma dachte und in diesen bodenlosen kummervollen Schmerz fiel. Er hatte sehr tief wühlen müssen, um es zu finden, aber es war da; tief begraben in der Trauer. Eine unberührte Stärke. Ein unerschütterlicher Drang, alles zu beschützen, was er noch zu verlieren hatte; sich diese kostbaren Menschen mit allen notwendigen Mitteln zu bewahren.    Wenn ich mich daran festhalten kann, wenn wir uns daran festhalten können…dann können wir das durchziehen.   Er spürte einen schwachen Stoß und sah auf.   „Du driftest ab“, wisperte Chōji. „Find das jetzt lieber mal raus, Genie.“   Schmunzelnd setzte Shikamaru sein Kinn auf den Knöcheln ab. „Bin schon dabei.“   Das war er jetzt schon seit zehn Minuten. Inos erste fünf Versuche an der linken Seite des Blattes waren alle aufgegeben worden. Shikamaru warf immer wieder rasche Blicke auf die verloren wirkenden Kritzeleien und versuchte, die Bedeutung zweier toter Nacktschnecken und einer Reihe aus Herzen zu erkennen.    Das muss einfach ein Horrorfilm sein.   „Es ist ein Baum!“, platzte Chōji heraus und stach seine Essstäbchen mit Überzeugung in Richtung der stacheligen Zeichnung.    Ino wirbelte herum, nickte energisch und drehte das Handgelenk, als versuchte sie, noch mehr Informationen aus ihm hervor zu locken. Shikamaru besah sich das Blatt und analysierte die Skizze durch abgeschirmte Augen.    „Es ist eine Palme“, führte er weiter aus und sprang damit auf Chōjis Gedankengang auf. „Und ich schätze mal, das da…“ Er wackelte mit einem Finger, um auf die wellige Linie hinzudeuten, die Ino zickzackartig unter den Baum gemalt hatte. „Ist Wasser.“   „Es ist eine Insel!“, explodierte Chōji. „Eine tropische Insel!“   Ino schwang den Kopf in einer ‚Ja-Ne-Nicht ganz‘-Geste von Seite zu Seite und kritzelte dann eine weitere Reihe Skizzen auf das Papier, wobei sie extra viel Aufmerksamkeit auf die Details legte.    Ein paar lose Verbindungen und wilde Gestikulierungen später spähte Shikamaru zu Chōji. „Es wachsen also Shogi Spielsteine auf tropischen Inseln, huh?“   „Alles, was ich sehen kann, ist ein totes Schwein auf einer Servierplatte.“ Chōji verzog das Gesicht und sah mit zusammengekniffenen Augen etwas näher hin. „Und einen Typ mit verrückter Frisur und Messern.“   Ino klappte der Kiefer auf. „Was?! Das ist doch ganz offensichtlich ein Blumenstrauß, du Idiot!“   Heftig blinzelnd runzelte Shikamaru die Stirn. „Mh. Und da geht meine Horrorfilm Theorie den Bach runter.“   „Hast du schon mal das Schwein gesehen? Das ist ganz offensichtlich ein Horrorfilm.“   Genervt rammte Ino ihre Faust auf ihren Schenkel. „Verdammt nochmal ihr beiden, das ist so einfach!“   Chōji lachte auf. „Hey, hör auf zu mogeln! Der Künstler darf keine verbalen oder physischen Hilfen geben.“   „Scheiß drauf. Ich geb auf“, seufzte Shikamaru und nippte erneut an seinem Kaffee. „Also ich kapier die Insel, die Sonne, das Wasser und den missgebildeten Baum…obwohl…ein Baum, der im Wasser steht ist schon-“   „Shikamaru“, knurrte Ino. „Das ist kein Stillleben-Gemälde.“   Achselzuckend hob der Nara die Hände, um die verbalen Projektile abzuwehren. „Ich kann sogar akzeptieren, dass es vielleicht ein paar sehr lose Verbindungen zwischen dem Shogibrett, dem Kerl mit den spitzen Blumen und dem toten Schwein gibt. Aber es gibt eine Sache…“ Mit der Hand gestikulierte er zum anderen Ende des Skizzenblatts. „Ich kapier das mit den Nacktschnecken nicht.“   „Was für Nacktschnecken?“ Ino folgte seinem Blick und ihre Augen wurden rund, als ihr Mund erneut aufklappte. „Das sind doch keine Nacktschnecken, Shikamaru!“   „Offensichtlich keine Nacktschnecken, Shikamaru“, muffelte Chōji um einen Mund voll gegrilltem Rindfleisch.   „Das sind Lippen“, verteidigte Ino ihre Zeichnung.    „Lippen?“ Shikamaru legte den Kopf auf die andere Seite und sein nachlassendes Interesse wurde sofort wieder von der Möglichkeit – oder Hoffnung – geweckt, eine logische Verbindung herstellen zu können. „Und die Herzen sind was? Küsse?“   „Gut gemacht, Genie! Und das ist keine tropische Insel, ihr Banausen.“ Sie rahmte das Bild zwischen ihren Händen ein und lächelte süßlich. „Es ist das Paradies!“   Chōji warf ihr einen entsetzten Blick zu. „Mit toten Schweinen?!“   Plötzlich lachte Shikamaru auf; ein heiseres Kichern, das aus ihm heraus blubberte, als er eine Hand über seine Augen legte und ungläubig den Kopf schüttelte. „Das Icha Icha Paradies.“   „JA!“ Ino stieß beide Fäuste in die Luft und warf den Kopf in den Nacken. „Na endlich!“   Chōji umklammerte seine Schenkel, um nicht vorn über zu kippen. „Bitte was?“ Er linste zu Shikamaru. „Wie zur Hölle bist du von toten Schweinen auf das Icha Icha Paradies gekommen?“   Der Schattenninja zuckte leicht mit den Schultern. „Du magst Schweinfleisch. Ich mag Shogi. Ino mag…“ Er brach ab und versuchte nicht einmal, das Portrait ihres Helden in Worte zu fassen. „Was auch immer. Die Nacktschmecken machen miteinander rum. Knutscherei-Paradies.“ Kopfschüttelnd schmunzelte er Ino an. „Also das ist deine Version unseres Jenseits, huh?“   „Und meine Belohnung ist ein totes Schwein?“, murrte Chōji.    „Zumindest bekommst du was zu essen.“   „Jo und du musst für alle Ewigkeit Shogi spielen. Ha. Schon Scheiße, du zu sein.“   „Das setzt aber auch erstmal voraus, dass es Shikamarus fauler Hintern überhaupt bis hinter die Himmelspforte schafft“, triezte Ino. Sie ließ ihr Meisterstück links liegen, krabbelte auf Händen und Füßen zu ihren Teamkameraden und rollte die langen orangenen Ärmel von Chōjis geliehenem Pulli nach oben, bevor sie zitternd ihre Füße unter die Decke schob. „Ich glaub’s nicht, dass ihr beiden so lange dafür gebraucht habt.“   Shikamaru beäugte sie über seinen Becher hinweg. „Weißt du, du hättest auch einfach Kakashi-sensei zeichnen können.“   Ino kicherte. „Habt ihr jemals eins dieser Bücher gelesen?“   Schnaubend wandte sich Chōji wieder der Grillplatte zu. „Shikamaru schon.“   Dieses Geständnis klatschte augenblicklich das Grinsen aus dem Gesicht des Schattenninjas. Aus zusammengezogenen Augen warf er Chōji einen vernichtenden Blick zu. „Klar, schubs mich nur ruhig in die Schusslinie, warum auch nicht?“   Leise lachend klopfte der Akimichi dem Nara auf den Rücken, während Ino ihn mit einem Ausdruck bedachte, der auf eine schwere Schädelverletzung hindeutete, sollte er nicht sofort alles ausspucken.    „Shikamaru“, begann sie.   „Nein.“   „Ich hasse es, wenn ihr zwei das macht!“, grummelte sie und ließ einen Finger wie ein durchgedrehtes Metronom zwischen ihnen hin und her zucken. „Ihr habt all diese schmutzigen kleinen Geheimnisse miteinander, die ihr ständig andeutet, aber nie teilt.“   Chōji hatte ernsthaft den Anstand, beschämt auszusehen. Und Shikamaru seufzte schwer, da er wusste, dass sein potentieller Verbündete gerade endgültig das Schiff verlassen hatte. Nicht dass der Schattenninja zu diesem Zeitpunkt noch das Gefühl hatte, er könnte in Inos Augen noch tiefer sinken. Nach Temaris rücksichtslosem Versuch, ihn während seines Geburtstags von innen nach außen zu kehren, war das hier nur schwerlich qualvoll.    Und so stierte Shikamaru nur in die schwarzen Wellen seines Kaffees und ächzte. „Ich habe sie durchgeblättert“, grummelte er in seinen Becher. „Also technisch gesehen, habe ich sie nie gelesen.“   „Zumindest nicht die unschuldigen Abschnitte“, kicherte Chōji.    Mit leuchtenden Augen wurde Ino noch munterer. „Und?“   Shikamaru verzog das Gesicht. „Und jetzt wechseln wir das Thema.“ Er neigte sich zur Seite und ruckte mit dem Kinn zu Chōji. „Frag ihn irgendwas.“   Bedächtig verschränkte Ino die Finger ineinander, lehnte ihren Kopf gegen ihre Arme und grinste den Akimichi zuckersüß an. „Wahrheit oder Pflicht?“   Chōji erbleichte mit rund werdenden Augen. Er warf Shikamaru einen flehenden Blick zu.    Der Schattenninja zwinkerte ihm zu. „Schon Scheiße, du zu sein.“   Ein lautes Quieken explodierte draußen vor dem Haus.    Shikamaru machte einen halben Satz und verschüttete mit einem heißen Schwappen Kaffee über den Rand seines Bechers und über seine Hand. „Shit!“   Während Chōji auf die Füße kam und zum Fenster trottete, spähte Ino perplex zu ihm hinüber. „Wow, Shikamaru. Du bist doch sonst nicht so schreckhaft.“ Mitleidig verzog sie das Gesicht und griff nach seiner Hand. „Bist du okay? Gib mal her.“   Doch Shikamaru vermied den Kontakt, indem er ihr den Becher in die Finger drückte und die Hand schüttelte, als könnte er so den Schmerz loswerden. „Verdammt“, zischte er und saugte an dem Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger, bevor er finster zum Fenster stierte.    Gerade zog Chōji den vergitterten Shoji zurück und schob den Bambusschutz beiseite, der den Regen davon abhielt, herein zu prasseln. Als ein kleiner pinker Kopf herein lugte, trat er einen Schritt zurück und ein paar schwere Tritte klatschten auf das Fensterbrett.    Fassungslos und mörderisch stierte Shikamaru das Schwein an. „Du willst mich wohl verarschen.“   Tonton fiel kopfüber in den Raum, überschlug sich und tropfte Regenwasser in einer kleinen Pfütze über den Tatamiboden. Als sie sich aufgerappelt hatte, stampfte sie mit gesenktem Kopf und die Augen stur auf Shikamaru gerichtet mit den Hufen; ein Miniaturstier, der bereit war, jeden Moment anzugreifen.    Er kannte diesen Blick.    Man hatte nach ihm rufen lassen.    Seufzend erstickte Shikamaru ein genervtes Stöhnen in seiner Hand und widerstand dem unmittelbaren Drang, hinein zu beißen. Vermutlich würde das weniger Blut vergießen, als die Hokage von ihm haben wollte, wenn sie dieses lästige Borstenvieh schickte, um ihren Befehl auszuführen. Und gemessen an dem kompromisslosen Ausdruck, mit dem das Schwein ihn bedachte, wurde er stante pede erwartet.    „Verdammt…“   Überrascht wandte sich Ino ihm zu und stellte den Becher ab. „Hättest du ein Treffen mit Tsunade-sama gehabt?“   „Scheinbar“, murrte er und schob sich widerwillig auf die Beine. Mit eingeknickter Hüfte und abgeschirmten Augen starrte er auf das Schwein hinunter; eine Darstellung, die mühelosen Widerwillen und absolute Faulheit zu einem einzigen stumpfen Blick vereinte. „Nur ich?“   Tonton nickte, drehte sich und hüpfte durch das Fenster zurück in den Regen, wobei sie auf dem nassen Kies rutschte und schlitterte. Für einen Moment sah Chōji ihr hinterher, zog auf dramatische Weise den Shoji-Fensterrahmen noch etwas weiter zurück und gestikulierte Shikamaru mit einem übertriebenen Schwung seines Armes hindurch. „Nach dir.“   Shikamaru bedachte ihn mit einem äußerst flachen Blick und wandte sich stattdessen der Tür zu. Lachend begleitete der Akimichi ihn hinaus in den Genkan, wo er dem Schattenninja einen Schirm reichte. Mit seiner unverletzten Hand griff Shikamaru danach, während er in seine Sandalen schlüpfte, bevor er sich mit dem Enthusiasmus eines zum Kielholen verurteilten Matrosen, auf die Tür zubewegte.    Scheiße.   Nur Kami wusste, über welche Art von Planke Tsunade ihn gehen lassen würde. Und mit den Akatsuki, die unter ihm ihre Kreise zogen und dem immer noch frischen Blut im Wasser, war quasi alles möglich. All die Möglichkeiten begannen unaufhaltsam an die Überfläche seines Hirns zu steigen. Gott, er war viel zu müde, zu versuchen, sie alle jetzt im Moment vorherzusagen.    „Bist du okay?“, fragte Chōji leise.    Seufzend hielt Shikamaru an der Türschwelle inne und stierte hinaus in den grauen Nebel, als der Regen dünner zu werden begann. „Hätte eine Verschnaufpause gut gebrauchen können.“   Er spürte, wie sich Chōjis Hand auf seine Schulter legte. Beständig. Sicher. „Ich weiß.“   Shikamaru lächelte leicht und drehte den Kopf. „Hab ein Auge auf sie, ja?“   Chōji drückte leicht seine Schulter. „Ich pack das schon.“   Nickend hob Shikamaru den Schirm und trottete hinaus in die hereinbrechende Dunkelheit, um Tonton mit einem gewissen Abstand zu folgen. Und da er erwartet hatte, dass das Schwein in Richtung Hokage Turm abbiegen würde, war er überrascht, als ihr Weg eine unerwartete Wendung nahm und über eine breite Durchgangsgasse verlief, in der eine Reihe von Verkaufsständen und Restaurants die Straße säumten. Teehäuser dominierten das Bild und ihre Laternen hingen in trüber Ruhe hinab, während Noren Vorhänge schwer in der Brise flatterten und mit jedem Winken Gäste anlockten.    Vor einem dieser Teehäuser, das mit einem weißen Kranich verziert war, blieb Tonton stehen und sah erwartungsvoll zu ihm auf.    Mitten im Schritt hielt der Schattenninja inne und hob eine Braue. „Was?“   Doch Tonton stierte ihn an, als versuchte sie, nur durch Perlaugen und zuckende Schnauze zu kommunizieren, wobei sie geradezu hoheitlich auf sämtlichen telepathischen Ebenen versagte.    „Ich bin kein Hellseher“, knurrte Shikamaru und spähte zu dem Teehaus. Er war gereizt und hatte Schmerzen und wollte nichts mehr, als seine Hand in einem Eiskübel versenken, seinen verdammten Kaffee austrinken und in der Gesellschaft derer entspannen, von denen er gerade so mir nichts dir nichts fort gerissen worden war.    Und wofür?   Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass die Hokage ihm bei einem edlen Sencha oder Zuckerbrot ein paar aufmunternde Worte sagte oder ihm Missionsinformationen zukommen ließ. Erwartete sie von ihm, dass er unterwegs jetzt auch noch Besorgungen machte? Seine Augen zogen sich scharf zusammen und er warf Tonton einen verärgerten Blick zu. „Ich werde sicher nicht den Lieferjungen spielen.“   Ein unbeeindrucktes Schnauben und Tonton ruckte ihren Kopf in Richtung des Eingangs, bevor sie sich grunzend auf den Boden fallen ließ. Mit finsterer Miene duckte sich Shikamaru unter dem Noren hindurch und faltete dabei den Regenschirm zusammen, während er ihn schüttelnd vom Regen befreite, bevor er leise grummelnd eintrat. Kaum hatte er sich mit den Zehen die Sandalen von den Füßen geschoben, da kam auch schon eine junge Frau zu ihm und führte ihn durch einen der schmalen Gänge zu einer privaten Sitzecke im hinteren Teil des Lokals, was ihn an mehreren Räumen vorbei führte, die durch Wände und Gitterrahmen voneinander getrennt waren.    Schweigend schob das Mädchen die Shojitür auf, trat beiseite und winkte ihn vorwärts.    Etwas unbehaglich wegen dieser formellen Behandlung, neigte Shikamaru in verwirrtem Dank den Kopf und betrat den Raum; nur um mitten in seinem zweiten Schritt zu erstarren. Seine Augen flogen weit auf und mit schlagartig hämmerndem Herzen geriet sein Atem in seiner Kehle heftig ins Stocken.    Weiße Augen sahen ihn über den niedrigen Tisch hinweg an.    Langsam setzte Neji die Tasse ab und seine tiefe weiche Stimme rollte leise in die Stille. „Hallo, Shikamaru.“    _________________________ Oh ja, es ist soweit, Shikamaru und Neji treffen wieder aufeinander ;) Wurde langsam ja auch Zeit :D  Joa, viel hab ich zu dem Kapitel eigentlich gar nicht zu sagen, ich hoffe einfach nur wie immer, dass es euch gefallen hat! :)  Vielen lieben Dank natürlich wieder an alle meinen lieben Reviewer/innen und Leser/innen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)