Der Halloween-Kostüm-Ball von Iwa-chaaan (Was passiert, wenn man jemanden ohne Vorurteile kennenlernt?) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Halloween-Kostüm-Ball!? -------------------------------------- „Ein Halloween-Ball?“, fragte Hermine ungläubig und schaute zu Ginny, die bereits Feuer und Flamme war. Die Augen ihrer besten Freundin leuchteten sie an und das Grinsen unterstrich ihre Vorfreude auf das kommende Event. „Ja! Als Kostümball! Jeder wird bis zur Unkenntlichkeit verkleidet und dann von den Lehrern in Paare aufgeteilt, um dann an dem Ball teilzunehmen“, erklärte die Rothaarige und Hermine wusste nicht, ob sie sich wirklich darauf freuen konnte. Sie wusste immer gern, mit wem sie zu einem Ball ging. Unbekanntes war nicht das, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte – eher Falten auf der Stirn. „Die Lehrer entscheiden, wer zusammen auf den Ball geht?“, fragte sie verwundert, als die Information durchgesickert war. Na das konnte doch nicht gutgehen! Wenn sie schon an Dumbledore dachte, wie er verschmitzt grinste und irgendwelche skurrilen Pärchen aussuchte, bekam sie eine Gänsehaut. Sie konnte die Vorfreude von Dumbledore förmlich spüren! Resignierend seufzte Hermine. Mit wem sie wohl auf den Ball gehen sollte? Und ob sie sich mit dem Jungen verstand? Ob sie ihn erkennen würde? Warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber? War sie vielleicht doch neugieriger darauf, als sie erst annahm? „Ja, die Hauslehrer und Dumbledore entscheiden darüber. Alle vier Häuser sollen gemischt auf den Ball gehen“, erklärte Ginny weiter und Hermines Augen weiteten sich ein wenig. „Wie bitte? Das heißt, rein theoretisch könnte es sein, dass ich mit einem Slytherin den Saal betrete, ohne es zu wissen!?“, rief sie erschrocken und sah einige Mädchen, die sich zu ihr umdrehten. Peinlich berührt räusperte sich die Brünette und schaute schnell wieder ihre Freundin an, die frech grinste. Wie konnte sie sich nur so darauf freuen? „Ja, könnte passieren … Ist doch spannend! Ich freu mich schon so drauf! Mit wem ich wohl dahin gehen darf? Ob er gut in seinem Kostüm aussehen wird? Ob ich ihn vielleicht doch erkennen werde? Das ist so aufregend!“ Sie wusste nicht wirklich, ob sie jetzt gute Laune haben oder bei dem Gedanken an einen schelmisch grinsenden Dumbledore nicht doch lieber schreiend wegrennen sollte. So gern sie den Schulleiter hatte, war er doch berühmt berüchtigt für seine Ideen und seinen Humor. Da konnte es beim Ball sicherlich unerwartete Wendungen geben. Und das fand Hermine gar nicht gut, denn sie mochte weder das Unbekannte noch Überraschungen. Jedoch würde sie sich damit abfinden müssen. Schließlich war es eine Schulveranstaltung und der konnte sie unmöglich fernbleiben. „Und wo kriegen wir unsere Kostüme her?“, fragte Hermine resignierend und entlockte ihrer besten Freundin so ein Lächeln. Die Rothaarige wusste ganz genau, dass sie von jetzt an dabei wäre und sie gemeinsam Pläne schmieden konnten, was den Ball anging. Dagegen wehren brachte ihr ja nichts, das sah sie schweren Herzens ein. So hatte Hermine wenigstens eine Verbündete. „Am Freitag geht’s in die Winkelgasse, da werden wir komplett eingekleidet und fertig gemacht und dann geht es zum Ball. Die Lehrer wissen natürlich, wie wir aussehen und während die Mädchen alle vor der großen Halle warten, werden die Jungs zu uns gebracht …“ „Dann ist der Ball schon diesen Freitag!?“, schoss es entsetzt aus Hermine heraus und sie wurde ein wenig blass. Warum hatte sie davon nichts mitbekommen? Sie passte doch in jedem Unterricht gut auf! Da hätte sie doch davon gehört! „Ja, es war wohl eine kurzfristige Idee von Professor Dumbledore. Er will so die Möglichkeit bieten, einander besser kennenzulernen und den Zusammenhalt zu stärken … Hat euch denn Professor Flitwick nichts darüber erzählt? Den hattet ihr doch letzte Stunde.“ „Nein …“, murmelte Hermine ergeben und erinnerte sich daran, dass der Professor am Ende der Stunde noch so nachdenklich gewirkt hatte, als hätte er etwas vergessen. Jetzt war ihr klar, um was es gegangen war. Sie mochte Dumbledore! Ja wirklich! Aber für diese Ideen könnte sie ihn manchmal … Naja, sie wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende denken. Jetzt sollte sie sich lieber auf den Ball vorbereiten, denn sie hatte nur noch vier Tage dafür Zeit! Und wenn ihr schon keine Wahl blieb, dann sollte es wenigstens großartig werden! Nicht so wie beim Winterball … Kurz schüttelte Hermine entschieden den Kopf. Daran wollte sie nun nicht denken, also konzentrierte sie sich auf das hier und jetzt und schaute zu Ginny, die im Kopf anscheinend schon Szenarien durchging, wie der Abend verlaufen konnte. „Dann müssen wir doch noch die Kostüme kaufen, uns entscheiden, als wer wir eigentlich gehen wollen und Frisur und Make-Up überlegen, damit wir denen in der Winkelgasse überhaupt sagen können, was wir haben wollen, oder?“„Nein, nein, nein, Hermine. Ganz ruhig. Wir müssen gar nichts planen. Das haben alles die Lehrer schon gemacht. Wir müssen nur am Freitag dahin gehen und den Rest machen die Leute vor Ort“, entgegnete Ginny lächelnd und Hermine seufzte. Was sollte das nur werden? Das konnte doch gar nicht gut gehen! Wurde denn keine Entscheidung ihnen überlassen? Es gab doch nichts Schlimmeres, als sich blind auf andere verlassen zu müssen. So konnte sie doch nicht die Kontrolle behalten! Was für ein gruseliger Gedanke … Und wie genau sollten sie komplett unkenntlich gemacht werden? Nur mit Make-Up und Kostüm oder würden sie noch anders „verwandelt“ werden? Nervosität breitete sich in der Brünetten aus. Es passte ihr nicht, dass sie nicht den gesamten Plan von Dumbledore kannte. „Na das kann ja was werden…“, murmelte Hermine leise und schaute sich um. Parvati, Lavender und die anderen Mädchen waren alle so voller Vorfreude wie Ginny. Anscheinend machten sie sich gar keine Gedanken drüber, wie das ablaufen sollte oder welche Gefahren es unter Umständen gab. War sie denn die einzige, die sich darüber Gedanken machte? Mit Ginny schritt sie runter in den Gemeinschaftsraum, um zu sehen, ob Harry und Ron bereits von diesem … Ereignis wussten. Bestimmt war Harry recht interessiert, während sich Ron nur sorgte, welches Mädchen man ihm an die Seite stellte. Sie konnte es ja nun nicht sein, schließlich kannten sie sich ja bereits. Und dieser Ball diente ja dazu, neue Leute kennenzulernen. Kaum hatte sie den Fuß der Treppe erreicht, entdeckte sie auch schon die Zwei an einem der Tische, wo sie halb verzweifelt dabei waren, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Hermine hatte sie natürlich schon länger fertig. So schwer waren sie in ihren Augen gar nicht, doch wenn sie die halb verzweifelten Blicke sah, dann galt das wohl nicht für jeden. „Hermine!“ Rons Augen leuchteten förmlich und die Brünette schaute ihn leicht verwirrt an. Was hatte er denn jetzt? Ach, was fragte sie sich das eigentlich? Bestimmt wollten sie ihre Hilfe bei der Aufgabe. Das war auch in Ordnung für sie, solange sie nicht forderten, dass sie sie für sie schreiben sollte. „Ja, Ron? Was gibt es?“, fragte sie und auch Harry schaute zu ihr auf und hatte diesen wehleidigen Blick aufgesetzt, den er immer hatte, wenn er versuchte, die Hausaufgaben von Professor Snape zu bewältigen. Hermine grinste. Die Zwei waren immer wieder putzig, wenn sie über den Hausaufgaben saßen und man die Köpfe förmlich rauchen sehen konnte. Auch anderen Gryffindorschülern erging das nicht besser, was Hermine noch immer etwas schwer fiel zu glauben. Geduldig setzte sie sich zwischen Ron und Harry und erklärte ihnen zwei Stunden lang die Hausaufgabe, bis auch Ron sie verstanden hatte. Ginny war zwischenzeitlich bei anderen Schülern, um sich zu unterhalten. Sie nahm es ihr nicht übel, kam der Stoff doch erst nächstes Jahr bei ihr dran. „Ach übrigens. Ihr wisst, dass Freitagabend ein Halloween-Kostüm-Ball stattfindet?“, erkundigte sich Hermine betont gelangweilt, als sie die letzten Sätze ihrer Aufsätze fertig geschrieben hatten und sah, wie die Zwei Jungs nickten. „Ja, wir haben vorhin davon erfahren, als du hochgegangen warst…“, murmelte Ron und seufzte geschlagen. „Egal, Hauptsache keine Slytherin…“, entschied Harry für sich selbst und seine besten Freunde nickten zustimmend. Oh ja, hauptsache kein Slytherin! Das war auch für Hermine Regel Nr. 1. Auf diesen affektierten und aufgeblasenen Haufen von Möchtegernmännern konnte sie nun wirklich verzichten. Keiner von denen hatte einen Funken Anstand, Benehmen, Respekt oder sonst noch eine Tugend, die ihr gerade so in den Sinn kam. Natürlich gab es auch in diesem Haus noch Abstufungen, was Bösartigkeit anging, aber sie wollte den Abend schon genießen können und sie traute es einem Slytherin einfach nicht zu, sich respektvoll zu benehmen. Ihr Blick verfinsterte sich bei den Gedanken und sie entschied sich dazu, ihrem Lieblingsort noch einen Besuch abzustatten, um auf andere Gedanken zu kommen. Das würde sie ablenken und entspannen. „Ich bin nochmal in der Bibliothek. Bis später, Jungs“, meldete sie sich ab und machte sich schon auf den Weg nach draußen, bevor sie die Zwei etwas dazu sagen konnten. In Ruhe schlenderte sie durch die Gänge und dachte wieder an den Ball. Ob sie vielleicht Viktor Krumm wiedersehen würde? Oder war es eine reine Hogwarts Veranstaltung? Es könnte ja eine Überraschung sein, dass die anderen beiden Schulen zu Besuch kamen. Immerhin wäre es sinnvoll, sich auch mit ihnen weiter anzufreunden. Ach Blödsinn! Wieso dachte sie überhaupt noch an Viktor? Das war doch vorletztes Jahr gewesen und geschrieben hatten sie sich seitdem auch nur ein paar Mal … Trotzdem. Mit der Beziehung mochte es nicht funktioniert haben, aber er war ihr wichtig und sie dachte immer wieder an ihn. Ob er das auch tat? Mensch Hermine. Es gibt wichtigere Dinge, über die du nachdenken solltest, ermahnte sie sich selbst und schritt weiter durch die vertrauten Gänge. Ihr wurde kalt und sie rieb sich die Arme. Hatte die Temperatur gerade so stark abgenommen? Oder was war plötzlich los? Sie schaute sich um, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken. Verwirrt ging sie weiter zur Bibliothek, wo sie zielstrebig durch die Regalgänge schlenderte und vor einem stehen blieb. Schnell überflog sie die Buchrücken und entdeckte nach kurzer Suche das Objekt der Begierde. Sie holte das Buch hervor, setzte sich in eine ruhige Ecke und las in ihrem Buch. Sie wollte abschalten, einfach entspannen und das konnte sie am besten hier mit einem guten Buch. Wieder wanderten ihre Gedanken zu Viktor. Er war schon ein gutaussehender Mann, der anscheinend wirklich Interesse an ihr zeigte – wenn man von seiner Abneigung gegen regelmäßige Briefe absah, aber da war er ja nicht der einzige Mann. Das schmeichelte ihr ungemein, denn ihr Charakter stand ihr gerade am Anfang der Schulzeit doch sehr im Weg. Aber sie hatte gelernt, sich zurückzuhalten und gewisse Dinge anders zu formulieren, damit sie nicht mehr ganz so besserwisserisch klang. Dennoch hielt sie mit ihrem Wissen nicht zurück. Das kam für sie gar nicht in Frage. Ron und Harry waren hier zu ihren besten Freunden geworden und sie war sehr froh, dass sie sie hatte. Es machte ihr Leben hier um einiges erträglicher und glücklicher. Ron war zwar ein Trottel und auch ziemlich gefräßig, von seiner – nicht unbedingt groß vorhandenen – Intelligenz mal abgesehen und mutig war er nun auch nicht wirklich, aber er hatte das Herz am rechten Fleck und das machte ihn unglaublich liebenswert. Harry hingegen war ein außergewöhnlicher Junge. Er hatte Voldemort überlebt, doch er war zurück und sie mussten sich wehren. Doch Harry biss sich durch, egal, was im Weg war. Er kämpfte einfach immer weiter. Diese Entschlossenheit fand Hermine sehr bewundernswert. Generell sah sie Harry als ihren besten Freund an. Mit ihm konnte sie über alles reden, deswegen war ihr Verhältnis mehr als nur Freundschaft. Das war ihr schon im dritten Schuljahr klar geworden. Doch es war keine Liebe, die sie für ihn empfand. Vielmehr war er ihr großer Bruder, den sie nie hatte, sich aber immer gewünscht hatte. Sie hatte die Beiden einfach in ihr Herz geschlossen. Selig lächelnd widmete sie sich wieder weiter ihrem Buch und las. Kapitel 2: Die Ruhe des Astronomieturms --------------------------------------- Draco lehnte an einer Säule auf dem Astronomieturm und starrte in die Ferne. Er trug seinen schwarzen Anzug mit einem Mantel darüber, da es schon Herbst war und somit ziemlich kalt draußen. Naja, es war nicht nur die äußere Kälte, die er nicht spüren wollte. Doch gegen die innere hatte er noch kein wirksames Mittel gefunden – falls es überhaupt eins gab. Der Astronomieturm war einer seiner Lieblingsorte in Hogwarts, war er doch meist verlassen, weit oben und abgelegen. Erst einmal war er hier anderen Schülern begegnet, die sofort abgehauen waren, als sie ihn gesehen hatten. Seitdem war es der Platz, wo er abschalten konnte und Draco war dankbar, dass er wenigstens einen gefunden hatte. Im Kerker hielt er es meist keine drei Minuten aus, weil ein Teil der anderen Schüler ihn verehrte und der andere ihn immer so seltsam anschaute, als wäre er ein Grindeloh und frisch aus dem See entstiegen, um sie heimzusuchen. Er war die Blicke und das Getuschel hinter seinem Rücken so satt. Keiner von ihnen wusste, wie es in ihm aussah oder was bei ihm zu Hause abging. Also sollten sie ihre Mäuler halten und sich um ihren eigenen Kram kümmern. Der Wind peitschte durch seine Haare, ein Greifvogel kreischte und flog im Kreis über Hogwarts, darauf wartend, dass ein Beutetier unvorsichtig wurde und er es erlegen konnte. Draco seufzte leise und strich sich über das Gesicht, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte. Langsam musste er mit dem Verschwindekabinett mal vorankommen. Sonst würde der dunkle Lord ungeduldig werden und das wollte er – wenn möglich – vermeiden. Am Anfang hatte er sich ja noch gefreut, Todesser zu werden und dann auch noch zum Auserwählten aufzusteigen, aber jetzt war er nicht mehr sicher, ob das nicht seine Fähigkeiten überstieg. Natürlich würde er das niemals zugeben. Dann müsste er sich eingestehen, dass er schwach war. Aber Zweifel plagten ihn innerlich schon. Zum Glück schaffte er es, diese Zweifel meistens in die hinterste Ecke seines Kopfes zu verbannen. Nur wenn er mal alleine war und Zeit zum Nachdenken hatte, dann kamen diese Gedanken wie ein Gift in sein Inneres und er konnte sie stundenlang nicht loswerden. Seufzend stieß sich der Slytherin von der Säule ab und lehnte seine Unterarme auf die Brüstung. Er verschränkte seine kalten Finger und beobachtete noch immer die Landschaft, die sich vor ihm erstreckte. Sie war einzigartig und er mochte den Anblick von hier oben. So etwas gab es sonst einfach nirgends. Die Täler, der See, die Wolken, der Himmel … Alles war hier einmalig. Genauso wie Voldemort es auch war … Er seufzte verbittert auf. Wenn er starb dann nur wegen ihm. Da war er sich sicher. Doch er kämpfte für die richtige Sache. Sie mussten endlich wieder rein werden! Diese ganzen Muggel hier auf dieser Schule widerten ihn an. Erst recht Granger. Das Weib von Potter und Weasel-bee … Ein elendiges besserwisserisches, arrogantes Schlammblut. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und seine Laune wurde schlechter. Dieses Mädchen hatte er echt gefressen und es würde ihm eine wahre Freude sein, sie persönlich mit einem unverzeihlichen Fluch zu töten. Neben Potter hatte sie es auf jeden Fall am meisten verdient. Dann würde Weasley, diesen Versager, bestimmt versuchen, sich zu rächen und dabei sterben. Das wären schon zwei Probleme weniger. Potter würde er dann zum Schluss zum dunklen Lord bringen, denn das war allein seine Angelegenheit, da würde er sich nicht einmischen. Seine Anweisungen waren da unmissverständlich gewesen. Nachher starb er auch noch, weil er diesen verdammten Ausgewählten was getan hatte, obwohl Voldemort darauf bestand, das zu tun. Darauf konnte er verzichten. Seinetwegen konnte der dunkle Lord auch Bellatrix aus dem Weg räumen, der würde er keine Träne nachweinen. Die Frau war eine Irre! Die hatte nicht alle Latten am Zaun, seiner Meinung nach. Hexe hin oder her, diese Frau sollte dringend mal mit sich selbst klar kommen. Das Voldemort sie noch nicht als Gefahr eingestuft hat, wunderte Draco irgendwie. Zwar war sie dem Lord treu ergeben, dennoch benahm sie sich so, als würde sie keine Befehle kennen und einfach machen, was sie wollte. Seine Gedanken wanderten immer weiter und schlussendlich blieben sie bei diesem Halloween-Kostüm-Ball hängen. Was das nun wieder sollte, war ihm noch immer schleierhaft, aber eine Wahl hatte er nicht. Snape hatte ihm schon eingetrichtert, dass auch er sich nicht darum drücken konnte. Dabei hätte er genau das gerne getan! Aber nein, Schulpflichtveranstaltung! Idiotisch war das. Und wehe, das Mädchen, mit dem er dahin musste, war irgendwie muggelstämmig oder sogar dieses Grangerweib. Wenn sich das die Lehrer trauen sollten, dann gnade ihnen Merlin! Er wusste nicht, was er dann tun würde, aber er würde garantiert etwas tun und zu 99,9% wäre es auch etwas sehr Dummes, was ihn in Schwierigkeiten bringen würde. Aber Snape würde schon dafür sorgen, dass er ein einfaches Mädchen von Hufflepuff oder Ravenclaw kriegen würde. Mit denen hatte er sowieso nicht so viel am Hut und einen Abend würde er schon aushalten. Seufzend entschloss er sich dazu, den Rückweg anzutreten, denn mittlerweile dämmerte es schon ein wenig und wenn er zu spät zum Kerker gehen würde, hätte er nur Ärger mit Filch am Hals und darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Auf dem Rückweg kam er an der Bibliothek vorbei und ehe er beiläufig reingucken konnte, kam ihm auch schon das Schlammblut entgegen. War ja klar, dass sie bis jetzt noch in der Bibliothek war. Das passte zu ihr. „Na Schlammblut? So spät noch unterwegs?“ „Ja, du ja anscheinend auch, Frettchen“, erwiderte sie bissig und sah ihn herausfordernd an. Ihre Augen funkelten ein wenig und Draco lächelte nur überlegen. Sie konnte ihm gar nichts. Er war ihr in jeder Hinsicht überlegen, da konnte sie sich noch so aufspielen. „Hoffentlich kriegen dich die bösen Kreaturen der Nacht hier dran und ich muss dich nie wieder sehen, Granger.“ Dann wäre wenigstens das Problem schon mal beseitigt, schoss es ihm durch den Kopf. Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er entspannt weiter in Richtung des Kerkers. Er konnte Grangers eiskalten, tödlichen Blick förmlich in seinem Rücken spüren, doch das störte ihn nicht. Es war ihm egal. Draco war nur froh, wenn sie endlich tot war. Aber auch das war ja nur eine Frage der Zeit. Merlin sei Dank und dann würde hier bald wieder Ordnung herrschen und vor allen Dingen wäre nichts Muggelartiges mehr hier. Das war eine sehr angenehme Vorstellung. Er konnte ihnen einfach nichts abgewinnen. Sie waren schwach und schwach sein war etwas, auf das sich ein Draco Malfoy so gar nicht verstand. Aber das musste er auch nicht, denn er war es nicht. Er war stark und er würde Voldemorts Aufgaben erfüllen und sich Ehre verdienen. Dann wäre er auch endlich besser als sein Vater. Das einzige, was er dafür tun musste, war das Verschwindekabinett reparieren, damit Todesser ins Schloss eindringen konnten und Dumbledore töten… Töten. Er hatte noch nie jemanden umgebracht und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Vieles konnte er, aber einem anderen Zauberer das Leben aushauchen? Und dann auch noch einem der größten Zauberer? Einen Muggel würde er töten, ohne mit der Wimper zu zucken, das war keine große Sache, aber die reinblütigen Zauberer mussten doch zusammenhalten. Zusammenhalt. Noch so etwas, wovon er nichts verstand. Aber das waren Dinge, die man ihm einfach nicht beigebracht hatte. Dabei war er sich relativ sicher, dass das den Kampf vereinfachen würde. Doch diese Mittel standen ihm nicht zur Verfügung, also würde er es so schaffen müssen. Eigentlich war das alles auch völlig unwichtig. Also ging er in Richtung des Kerkers, durchquerte schnell den Gemeinschaftsraum und wollte sich direkt schlafen legen, als er Zabini im Augenwinkel auf dem Sofa sitzen sah. Statt also den Schlafraum zu betreten, trat er an seinen Kumpel heran. „Noch wach?“, fragte Draco desinteressiert und setzte sich neben ihn. Schweigend beobachtete er einen Moment die anderen, die sich noch hier tummelten, aber keiner schien von ihm Notiz zu nehmen. Das war natürlich falsch, denn jeder hatte ihn bemerkt, doch sie ignorierten ihn und würden sich ihre Mäuler zerreißen, sobald er im Schlafsaal war. Blaise schaute den jungen Malfoy von der Seite an und er wusste den Blick nicht so richtig zu deuten, weshalb er weiter auf eine Reaktion wartete. „Ja. Keine Lust zu schlafen. Außerdem nervt mich dieser bescheuerte Ball. Ich mein, was soll der Dreck überhaupt!? Nachher renn ich da mit sonst wem rum, ehrlich… Das hätte sich Dumbledore schenken können“, plapperte Blaise genervt und Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Du machst dir ja ziemlich ins Hemd wegen dieses Balls… Solange es keine Muggelstämmige ist, ist es mir herzlich egal, mit wem ich da hingehe. Einen Abend lang kurz tanzen, ein paar Worte wechseln und dann wieder zurück in den Kerker. Ist doch keine große Sache“, entgegnete der Blonde schulterzuckend und sein Gegenüber nickte langsam. Wie es aussah, hatte er wirklich ein sehr mieses Gefühl, was die Veranstaltung betraf. Er hingegen war sich sicher, dass sie es nicht wagen würden, eine Muggelstämmige zu opfern, nur um ihn zu ärgern. Dementsprechend sah er der ganzen Angelegenheit recht gelassen entgegen, so unnötig sie auch sein mochte. „Nächste Woche ist großes Abendessen in der Manor…“, murmelte Blaise und Malfoy zog eine Augenbraue hoch. „Ja, ich weiß. Was ist damit?“ „Ich will da nicht hin. Es gibt keinen Ort, wo ich mich unwohler fühle.“ Verstehend nickte er und sein Blick wurde leer. Sein Zuhause hatte sich stark verändert, seit es das Hauptquartier der Todesser war. Und das definitiv nicht zum Besseren … „Kann ich verstehen, aber wir müssen das jetzt durchziehen. Wir haben keine Wahl. Also bis morgen, ich leg mich hin“, erwiderte Draco, stand auf und verschwand in ihrem Schlafsaal. Wortlos zog er sich um und zog die Vorhänge um sein Bett zu. Er würde den Lord stolz machen und seinen Vater übertreffen. Mit diesem Gedanken war er keine halbe Stunde später im Reich der Träume. Kapitel 3: Innere Wut --------------------- Als Hermine am nächsten Morgen die große Halle für das Frühstück betrat, kam ihr direkt ein Schwall an Stimmen entgegen. Die Wortfetzen, die ihr Gehirn filterten, machten schnell klar, dass es nur ein Gesprächsthema gab: Der Ball. Es hätte die Brünette auch stark gewundert, wenn das hier nicht ebenfalls diskutiert werden würde. Dafür war diese Art der Veranstaltung viel zu beliebt. Leicht genervt, weil ihre Vorfreude sich stark in Grenzen hielt, schritt sie zum Tisch der Gryffindors und stellte überrascht fest, dass Harry und Ron schon da waren. Bisher waren sie nicht unbedingt als Frühaufsteher bekannt, gerade der Rotschopf war ein ausgiebiger Langschläfer. Sie nahm gegenüber von ihnen Platz und nach einer kurzen Begrüßung begannen sie zu essen. Die Jungs fingen nach einem Bissen auch an, von Halloween zu reden und sie glaubte sich zu verhören. Konnten nicht wenigstens die Beiden über normale Themen reden!? Quidditch oder so? Das ganze brachte sie in Rage und dabei war ihr nicht einmal genau klar, wieso eigentlich. Doch je mehr sie die Leute darüber sprechen hörte, desto mehr wollte sie das ausblenden. Da die Zwei gar nicht mehr aufzuhören schienen, davon zu reden, sank ihre Laune stetig, bis sie genug hatte. „Kennt ihr auch noch ein anderes Gesprächsthema!?“, blaffte sie sie an und der halbe Tisch schaute sie an. Was hatten die denn alle? Und Harry und Ron schauten sie auch so komisch an. „Aber Hermine …“, begann George mit ernster Miene. „ … der Ball ist das Ereignis des Jahres!“, vollendete Fred und die Zwillinge grinsten über beide Ohren. Vereinzelte Köpfe in der Nähe nickten zustimmend und Lavender begann davon zu schwärmen, wie sie die unbekannte Seite eines Mannes kennenlernen würde, in die sie sich vielleicht verlieben könnte und dann wollte sie nach dem Ball den Jungen finden, der mit ihr dort war und nach Dates fragen. „Ja, aber das ist doch kein Grund, so einen Aufstand deswegen zu machen …“, entgegnete die Brünette etwas zickig und widmete sich ihrem Frühstück. Sie hatte keine Lust, weiter darüber zu diskutieren und womöglich noch Streit anzufangen. Das war ihr die Sache einfach nicht wert. „Was ist denn los, Hermine?“, erkundigte sich Ron besorgt und sah sie erwartungsvoll an. „Was soll schon sein? Wahrscheinlich wird der Ball eh wieder so ein Fiasko wie im 4ten Schuljahr“, keifte sie ihren Kumpel an und stand auf. Die Erinnerungen an diesen Ball waren noch sehr lebendig in ihr. Wenn sie schlechte Laune hatte und dann Ron sah, kamen sie immer in ihr hoch und sie wurde entweder unglaublich wütend oder aber depressiv. Warum hatte er ihr das Glück nicht gegönnt damals? Sie verstand es noch immer nicht, doch das war jetzt auch egal. Sie würde wahrscheinlich weder Harry noch Ron auf diesem Ball wieder erkennen, insofern war sie doch eigentlich davon befreit, dass der Abend ein Fiasko werden würde. Außer natürlich ihr Begleiter war ein Slytherin, dann würde der Abend bestimmt noch schlimmer werden als der Weihnachtsball. Vorausgesetzt sie würde ihn erkennen oder er sie. Vielleicht machte sie sich aber auch wirklich zu viele Gedanken darüber. Das war jetzt aber auch egal, denn sie hielt es nicht mehr hier aus. Die pikierten und irritierten Blicke der anderen reizten sie und sie wollte hier keinen ernsthaften Streit vom Zaun brechen. Schnellen Schrittes verließ sie die große Halle. Ron brachte sie in letzter Zeit ziemlich schnell auf die Palme, warum wusste sie nicht so genau. Doch er schien immer die falschen Worte zu finden, die falschen Gesten oder den falschen Ton. Es war zum Verrückt werden für sie, denn eigentlich mochte sie den rothaarigen Trottel, doch seit dem Ball schien irgendetwas in ihr zerbrochen zu sein. Sie fühlte sich schlecht deswegen, gab er sich doch Mühe, nett und für sie da zu sein, doch etwas in ihr ließ sie überreagieren. Diese kleinen Kontrollverluste trieben sie zusätzlich in den Wahnsinn und sie nahm sich vor, in der Bibliothek mal zu stöbern, ob sie etwas gegen diese innere Wut tun konnte. Mit dem Blick gen Boden gerichtet und in Gedanken versunken lief sie weiter, bis sie plötzlich gegen jemanden prallte. Überrascht keuchte sie auf, konnte sich aber zum Glück noch auf den Beinen halten. „Tschuldigung…“, murmelte sie reflexartig und wollte weitergehen, als sie eine vertraute Stimme hörte. „Granger… Du solltest unbedingt aufpassen, wo du längs gehst…“, zischte der Mann, was sie kurz zusammenzucken ließ. Dann hob sie ruckartig den Kopf an und schaute in das abfällig dreinschauende Gesicht ihres Erzfeindes: Malfoy. „Ach ja? Wenn du nicht aufpasst, dann hast du bald noch eine Faust im Gesicht, Malfoy!“, schoss sie sofort zurück und marschierte weiter. Ausgerechnet dem Frettchen musste sie begegnen! Von allen Leuten hier ihm, der ihr nichts als den Tod wünschte für etwas, für dass sie nichts konnte. Gegen den musste sie natürlich laufen. Es war doch einfach nur zum Haare raufen. Naja, egal jetzt. Sie musste zurück zu ihrem Schlafraum, um ihre Unterrichtssachen zu holen, damit sie pünktlich – wie immer – beim Unterricht war. Das war alles, was nun wichtig war. Noch immer spürte sie diese Wut in sich, doch nachdem sie ihre Schulsachen geholt hatte und auf dem Weg zum Klassenraum war, beruhigte sie sich allmählich. Schließlich musste sie im Unterricht aufpassen, da war kein Platz für ihre Wut. Ihre erste Stunde heute war Zaubertränke bei Slughorn. Er war ein netter Professor, der Wissen und Einsatz zu schätzen wusste. Aber dieser Trank, den sie nicht hinbekommen hatte … Der spukte ihr noch immer im Kopf herum. Und Harry hatte ihn auch nur hinbekommen, mit diesem Buch von diesem ominösen Halbblutprinzen. Wer das wohl war? Und woher hatte er das Wissen über all die Tränke? Immerhin hatte er das Rezept so verändert, das es klappte. Das sprach dafür, dass er ein ausgewiesener Experte in diesem Gebiet sein musste. Ihre Gedanken wanderten zu Professor Snape, der für seine Zaubertränke lebte, wie sie manchmal glaubte. Bei dem Thema konnte man ihm definitiv nichts vormachen. Aber das war ja nun ausgeschlossen. Professor Snape mit so einem albernen Synonym? Nein, das brachte der nicht. Niemals. Mittlerweile war sie vor dem Klassenraum angekommen und so wartete sie auf die anderen Schüler und auf Professor Slughorn. Unterricht war jetzt das beste für ihre angespannten Nerven und würde sie beruhigen. Bis dahin konnte sie ja noch etwas in dem Schulbuch schmökern und so lehnte sie sich an die Wand, schlug die Seiten des Buches auf und begann zu lesen. Kapitel 4: Auf dem Boden kniend ------------------------------- Draco war an diesem Morgen nicht allzu früh aufgestanden, denn er wollte nur kurz in die große Halle, um eine Kleinigkeit zu essen. Generell aß er morgens nicht sehr viel, aber heute hatte er fast gar keinen Hunger. Warum auch immer, aber das sollte ihm egal sein. Immerhin herrschte in diesem Haus noch keine Essenspflicht. In Ruhe duschte er sich und machte sich für den Tag bereit. Kurz schaute der Blondschopf in den Spiegel, doch da es derselbe Anblick wie gestern war, wandte er sich schnell ab und stolzierte in den Gemeinschaftsraum. Ihm fielen Pansy und Blaise ins Auge, die sich miteinander unterhielten. Das war nicht unbedingt ungewöhnlich, kam aber auch nicht allzu oft vor. Ansonsten waren Crabbe und Goyle da, die gelangweilt auf dem Sofa saßen und zu warten schienen. Ein paar jüngere Schüler, von denen er nicht einmal wusste, wer sie waren, geschweige denn, in welchem Jahrgang sie sich tummelten, machten noch Hausaufgaben, die sie wahrscheinlich gleich vorzeigen mussten. Er selbst hatte sich angewöhnt, dass rechtzeitig zu tun, damit er sich nicht auch noch mit Schulstress beschäftigen musste. Voldemort und seine Aufgabe reichten schon, damit er bald graue haare bekam. Ohne weiter auf die anderen zu achten, verließ er den Kerker und machte sich auf den Weg zur großen Halle. So wie er Blaise und Co. einschätzte, waren sie bereits Essen gewesen und würden sich gleich auf den Weg zu den Klassenzimmern machen. Daher ersparte er sich unnötige Konversationen, auf die er sowieso keine Lust hatte. Heute Nachmittag würde er weiter am Verschwindekabinett arbeiten und zusehen, dass er bald mal einen Erfolg verzeichnen konnte. Ewig Zeit hatte er schließlich auch nicht. Und dann musste er sich auch noch überlegen, wie er die Sache mit Sache mit Dumbledore angehen wollte. Das würde nicht einfach werden, aber irgendeinen Weg würde er schon finden, um das tun zu können. Eine Wahl hatte er nicht, daher musste ein ausgeklügelter Plan her. Schließlich durfte er den Lord nicht enttäuschen, sonst könnte er sich gleich von Potter killen lassen. Doch soweit würde es nicht kommen. Mittlerweile war er kurz vor der großen Halle angekommen, als er um die Ecke bog und plötzlich angerempelt wurde. Überrascht weiteten sich seine Augen für einen kurzen Augenblick und verärgert schaute er auf die Gestalt, die kleiner war als er. Diese brünetten, leicht gelockten Haare… „Tschuldige…“, nuschelte eine ihm bekannte Stimme und seine Augenbraue zuckte gefährlich. „Granger… Du solltest unbedingt aufpassen, wo du längs gehst…“, zischte er genervt und beobachtete wie der Kopf des Bücherwurms augenblicklich in die Höhe schoss. Ihre Haltung wurde selbstbewusster und sie blitzte ihn regelrecht an. Draco tat das Ganze mit einem Grinsen ab. Er stand gelassen mit den Händen in den Hosentaschen da und schaute auf sie herab. In seinen Augen war sie nichts weiter, als ein wertloses Schlammblut, was nicht die geringste Berechtigung hatte, auf dieser Schule zu sein. Insofern hatte er auch nicht die geringste Angst vor ihr. „Ach ja? Wenn du nicht aufpasst, dann hast du bald noch eine Faust im Gesicht, Malfoy!“, erwiderte sie stark genervt und Draco sah, wie sie davon stampfte. Da hatte jemand aber eine Laune. Bestimmt hatte Weasel-bee es mal wieder vergeigt. War ja nichts neues. Wie dieser Idiot es schaffte, sich durch die Jahre hier zu mogeln, war schon echt eine Leistung für sich. Und ganz bestimmt keine gute. Der würde doch niemals richtig zaubern können und mit dem kaputten Stab früher war er eine Gefahr für die Allgemeinheit gewesen. Was, wenn er einen unverzeihlichen Fluch benutzt hätte mit dem Stab? Wer weiß, wer dann umgekippt wäre? Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Eigentlich wäre das ja ganz interessant, herauszufinden … Aber der Stab existierte nicht mehr, aber vielleicht würde sich ja trotzdem eine Möglichkeit finden lassen, wenn der rothaarige Idiot den Neuen auch noch kaputt bekam. Rechnen musste man ja damit. Mit einem wieder gleichgültigen Gesichtsausdruck schritt Draco in die große Halle, ignorierte den Kommentar mit der Faust, denn es war eine Schmach sondergleichen für ihn. Das hatte er aus seinen Erinnerungen gestrichen. Sofort bemerkte er Potter und Weasley, die sich angestrengt unterhielten. Bestimmt redeten sie über Granger, die wohl vor den Idioten abgehauen war. Verübeln konnte er es ihr nicht. Wo sie doch angeblich so intelligent war, war es ihm sowieso ein Rätsel, warum sie bei den beiden Idioten rumhing. Doch das war ihm egal, ging ihn auch nichts an und bald war Granger eh alleine in ihrem Grab. Wenn gewünscht, dann der rothaarige Trottel in einem daneben. Das würde sich bestimmt einrichten lassen. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen und er setzte sich in Ruhe an den Slytherintisch. Er trank einen Kaffee und entschied sich dazu, ein kleines Toast zu essen. Das konnte nicht schaden. Ganz ohne Nahrung würde ihm auch nicht guttun und so zwang er sich dazu, es mit etwas Butter zu bestreichen und runterzukriegen. Er bemerkte, dass sich jemand neben ihn setzte und nach einem kurzen Blick stellte er fest, dass es Pansy war. Sie verfolgte ihn in letzter Zeit. Jedenfalls kam es ihm so vor und das nervte ihn. Was hatte sie nur, dass sie ihm so oft hinterherlief? Hatte sie kein eigenes Leben? Keine eigenen Probleme? Als sie etwas sagen wollte, bedachte er sie mit einem eiskalten Blick und sie schwieg, obwohl er ihr an der Nasenspitze ansehen konnte, dass sie dringend etwas loswerden wollte. Doch er hatte keine Lust auf eine Konversation und genoss das Schweigen zwischen ihnen. Während er seinen Blick schweifen ließ, bemerkte er wieder den kleinen Weasley, wie er ziemlich niedergeschlagen dasaß. Granger scheint ihn ja ziemlich fertig gemacht zu haben … Wieder grinste er. Dass sich dieser Idiot von dem Bücherwurm den Schneid abkaufen ließ, war wirklich erbärmlich und einer reinblütigen Zaubererfamilie nicht würdig. Obwohl er gestern noch gedacht hatte, dass Reinblüter zusammenhalten sollten, war es um die rothaarige Familie nicht weiter tragisch. Die hatten sich sowieso schon wie die Karnickel vermehrt und ihnen musste mit ihrer muggelfreundlichen Einstellung Einhalt geboten werden. Aber egal jetzt. Er machte sich wegen dieser Dreierbande viel zu viele Gedanken. Also aß er sein Toast schnell auf und stand schweigend auf. Im Augenwinkel sah er den enttäuschten Blick von Pansy, doch das interessierte ihn nicht. Stattdessen schritt er zurück zum Kerker, um seine Schulsachen zu holen. Er wollte zurzeit keine Freundin und schon gar keine so oberflächliche wie Pansy. Sobald der Krieg vorüber war, würde er sich eine angesehene Reinblüterin zur Frau nehmen und dem Namen Malfoy endlich wieder den Glanz verleihen, der ihm zustand. Im Kerker sammelte er seine Sachen ein und schritt an den anderen Schülern vorbei wieder in die Gänge hinaus. Es herrschte Aufbruchstimmung, da in zehn Minuten der Unterricht begann. Schnellen Schrittes entfernte er sich von den anderen Schülern, wählte einen Umweg, der aber für ihn ruhiger sein würde. Zaubertränke bei Slughorn war die erste Stunde heute und er konnte nicht behaupten, sich darauf zu freuen. Es war ihm lieber, wenn sein Hauslehrer Snape das Fach unterrichtete, da dann die kleine Granger im Zaun gehalten wurde. Bei Slughorn konnte sie richtig aufleben und das tat sie leider auch. Und als wäre das nicht schon nervig genug, schwärmte der alte Sack auch noch ewig von Potter und seinem Talent, was Zaubertränke anging. Selbst der Bücherwurm schien davon abgeneigt zu sein, war es doch das erste Mal, dass er mitbekam, dass sie von den Dreien nicht die schlauste war. Das musste mächtig an ihrem Ego nagen. Und trotzdem gab es keine Stunde, wo sie nicht mindestens 4-mal mit dem Professor ins Fachsimpeln kam. Als er vor dem Klassenzimmer ankam, sah er auch schon die kleine Braunhaarige neben der Tür an der Steinwand lehnend stehen und in einem Buch lesen. Sie stand recht entspannt und locker da, lächelte leicht, während sie blätterte. Schweigend lehnte sich Draco gegenüber an die Wand und ließ den Blick schweifen. Weit und breit kein anderer Schüler zu sehen. Wie immer kamen die erst kurz bevor es losging. Außer Potter und Weasley natürlich, die waren ja noch nie gut im Uhren lesen gewesen und kamen gern mal zu spät – nur, dass es Slughorn nicht so sehr interessierte, wie es sollte. Er hörte, wie das Buch zugeklappt wurde und schaute desinteressiert zu Granger rüber, die ihn gerade entdeckte. Wenn ihre Blicke töten könnten, wäre er vielleicht bewusstlos geworden, aber für mehr hätte es nicht gereicht. Diesen Blick konnte er einfach nicht ernst nehmen, deswegen begann er auch gehässig anzugrinsen. War schon fast süß, wie Granger versuchte, ihn so davon jagen zu wollen. Als würde ihn das auf irgendeine Art und Weise tangieren. „Schleich hier gefälligst nicht so rum!“, befahl sie. „Vertief dich nicht so in deine Bücher, dass du nichts mehr mitkriegst…“, konterte Draco trocken und wand den Blick wieder ab, was die Kleine anscheinend noch mehr auf die Palme brachte. Sie ging auf ihn zu und blieb erst kurz vor ihm stehen. Sie war viel zu nah. Das schmeckte ihm gar nicht. „Ist jawohl meine Sache, wann ich wo was und wie lese“, hielt sie dagegen und tippte ihm mit dem Zeigefinger gegen den Oberkörper. Sie wagte es doch tatsächlich, ihn anzufassen – ihn, den Reinblüter. Da wurde eine Grenze überschritten und ehe er wusste, was er tun wollte, handelt er bereits: Grob packte er ihren Arm, verdrehte ihn, sodass Hermine vor ihm knien musste, um nicht noch stärkere Schmerzen zu spüren. Der Blonde hörte ihr überraschtes japsen und grinste noch breiter. Er bückte sich, damit er nicht so laut sprechen musste und zischte dicht an ihr Ohr: „Da gehörst du hin, Granger. Auf den Boden. Du hast auf dieser Schule nichts zu suchen. Werde dir endlich deiner Stellung bewusst. Und was das Lesen angeht, so kannst du das in der Tat machen, wo wann und wie du es willst. Aber dann wunder dich nicht, wenn du nicht alles mit bekommst …“ Auf einmal hörte er Schritte und Stimmen. Wenn ihn seine Ohren nicht trogen, dann waren es welche aus Hufflepuff. Da er jetzt keine unnötigen Diskussionen haben wollte, ließ er Granger los. Auch sie wirkte, als wollte sie kein Aufsehen erregen, denn sie war blitzschnell aufgestanden, hielt sich nur kurz die Schulter und stellte sich dann wieder neben die Tür. Verbissen schaute sie noch einmal in seine Richtung, die Augen aufgebracht, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Sie ließ das Schultergelenk noch einmal kreisen und wandte sich dann der Gruppe Schülern zu, die gerade um die Ecke bog. Zwischen den Hufflepuff Schülern, die er vermutet hatte, waren auch zwei Ravenclaws und Hermine schritt zielstrebig zu ihnen, um mit ihnen zu sprechen. Draco wiederum konnte dem Bücherwurm ansehen, dass sie nicht bei der Sache war und sich sehr konzentrieren musste, um dem Gespräch folgen zu können. Er wiederum lehnte erneut an der Wand und grinste leicht vor sich hin. Wie Granger auf dem Boden vor ihm gekniet hatte, das hatte ihm schon gefallen. Das war schlussendlich auch der einzige Ort, wo ein Schlammblut wie sie hingehörte. Er ließ seinen Blick erneut schweifen und entdeckte Potter und Anhängsel, weshalb er genervt aufstöhnte. Die Beiden waren zur Abwechslung ja mal pünktlich. Ob der Bücherwurm ihnen das Uhrenlesen beigebracht hatte? Wahrscheinlich … Von allein bekamen die ja nichts auf die Reihe. Die Klassentür öffnete sich und Professor Slughorn ließ sie mit einem Winken alle eintreten. Als Letzter stolzierte er zusammen mit Blaise, der es gerade noch rechtzeitig geschafft hatte, in den so vertrauten Raum. Seit Jahren sah er nun schon gleich aus. „Wo warst du?“, fragte Draco beiläufig und setzte sich an seinen Stammplatz. „Sorry, ich wurde aufgehalten…“, antwortete Zabini lediglich und setzte sich neben ihn. Das war zwar keine wirkliche Antwort auf seine Frage, aber da Slughorn mit dem Unterricht begann, verzichtete er darauf, nachzuhaken. Ernsthaft interessieren tat es ihn auch nicht. Blaise war schließlich ein eigenständiger Mensch. So folgte Draco halbherzig dem Unterricht und hoffte, dass er schnell vorbei war. Kapitel 5: Reden tut gut ------------------------ Hermine könnte platzen vor Wut! Und wie sie das gerade konnte. Wenn man um ihr herum eine Aura hätte sehen können, wäre diese blutrot, vielleicht noch mit schwarzen Fäden durchzogen, um ihrer Wut noch mehr Ausdruck zu verleihen. Was bildete sich dieser eingebildete, arrogante Möchtegernmalfoy eigentlich ein!? Sie kniend und das auch noch vor ihm. Das war zu viel. Ihre Geduld war zu Ende, die Schur gerissen. Wenn er sie noch einmal dumm anmachen würde, dann konnte sie für nichts mehr garantieren, das war ihr klar. Also würde sie versuchen, einen sehr großen Bogen um den Blonden zu machen, bevor sie etwas tat, was sie später noch bereuen würde. Und ihr war klar, dass sie dazu in der Lage war. So intelligent sie auch war, so konnten ihre Gefühle in Extremsituationen die Führung übernehmen. Einmal hatte sie das in der Vergangenheit schon erlebt und das war nicht gut gewesen. Seitdem versuchte sie so emotional stressige Begegnungen zu vermeiden. Doch dieser Lackaffe legte es so sehr darauf an! Auf mehr als eine Faust im Gesicht! Ihre beiden Freunde schienen zu merken, dass etwas nicht stimmte, deswegen sprachen sie sie auch nicht weiter an. Wobei, wahrscheinlich sprachen sie nicht mit ihr wegen der Sache am Frühstückstisch. Dabei war das für sie schon Schnee von gestern. Malfoy hingegen… Wenn sie allein schon an diesen Namen dachte, wurde ihr übel vor Wut. So gut es ging, versuchte sie sie zu zügeln, regelrecht beiseitezuschieben, denn jetzt hatte sie Unterricht und dem wollte sie gewissenhaft folgen. Es gelang ihr ganz gut und es kam ihr sehr gelegen, dass Harry und insbesondere Ron sie während des gesamten Unterrichts nicht ansprachen. Das machte die Sache gerade erträglich. Ob sie Harry von der Geschichte draußen im Gang erzählen sollte? Sie überlegte kurz, entschied sich dann aber doch dagegen. Harry würde nachher auch etwas Unüberlegtes tun und das wollte sie nicht. Sie konnte das auch alleine regeln. Immerhin war das meiste bei dem blonden Arsch Fassade. Das war ihr nach dem Faustschlag in der dritten Klasse klar geworden, so winselnd, wie er abgehauen war. Meine Güte, hatte das damals gutgetan! Vielleicht brauchte Malfoy mal wieder so eine Abreibung, um zu wissen, dass er nicht so mit ihr umgehen durfte. Da sie doch oft in Gedanken war statt beim Unterricht, verging die Stunde wie ihm Flug und Hermine hatte kaum etwas zum Unterricht beigetragen, was Schüler wie Lehrer gleichermaßen erstaunte. Durfte sie nicht auch mal einen schlechten Tag haben? Offenbar nicht, denn kaum, dass Schluss war, sprach Professor Slughorn sie an. „Miss Granger. Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte er leicht besorgt und Hermine schaute ihn fragend an. „Ja, Professor. Ich habe lediglich Kopfschmerzen, aber ich hab schon etwas dagegen genommen. Sie sollten also hoffentlich bald weg sein …“ Sie lächelte leicht, während sie ihre Sachen zusammenpackte und Slughorn nickte langsam. Anscheinend war er nicht sicher, ob er ihr das glauben konnte oder nicht, aber zumindest stellte er keine weiteren Fragen. Schweigend folgte sie Harry und Ron, die noch über den Unterricht sprachen, durch die Gänge. Es interessierte sie nicht, was genau sie da redeten, viel lieber wollte sie jetzt zu Ginny und mit ihr sprechen. Denn ihr konnte sie sich anvertrauen und wenn sie das nicht mit wenigstens einer Person teilte, hatte sie das Gefühl, dass sie diese immense Wut auffressen würde. Und das galt es um jeden Preis zu verhindern. Also verabschiedete sie sich knapp bei den Jungs und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg, um die Rothaarige zu finden. Schließlich fand sie Ginny in der Nähe des Vertrauensschülerbads, wo sie entspannt schlenderte – wahrscheinlich auf dem Weg zum nächsten Unterricht. „Hey Ginny, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Hermine und ihre Freundin lächelte sie liebevoll an. „Ja klar, was gibt es denn?“ Die Stimme der Rothaarigen klang wie immer nett und höflich und trotzdem mit einem Funken Frechheit. So war sie eben und in Hermines Augen war das auch gut so, denn was bestimmte Themen anging, war sie einfach mehr geradeheraus und hin und wieder brauchte Hermine das. Deswegen hatte sie die einzige Weasley Tochter mittlerweile so ins Herz geschlossen. Mit ihr konnte sie über absolut alles reden. Noch im ersten Jahr hätte sie es nicht für möglich gehalten, hier überhaupt gute Freunde zu finden – geschweige denn eine beste Freundin – und jetzt hatte sie einen tollen Freundeskreis! Aber um den ging es nun ja gar nicht – im Gegenteil. „Es geht um Malfoy. Du glaubst nicht, was der eben gebracht hat“, schnaubte Hermine und sie setzten sich auf den Boden gegenüber des Vertrauensschülerbads. Ihnen blieb eine viertel Stunde Pause und die würden sie bestimmt brauchen. „Wieso? Was hat der Idiot denn jetzt schon wieder gemacht?“ Hermine seufzte. Wo sollte sie da am besten anfangen? Ihr innerer Impuls wollte direkt mit der Tür ins Haus fallen, doch Ginny sollte das alles von Anfang an verstehen. Dementsprechend ordnete sie ihre Gedanken kurz und begann zu berichten: „Also ich stand vor dem Zaubertränkeraum, weil wir da eben Unterricht bei Professor Slughorn hatten und las in meinem Buch zur Vorbereitung. Als ich es wegpackte, entdeckte ich Malfoy an der gegenüberliegenden Wand. Er sah mich so seltsam an. Keine Ahnung, wie ich es beschreiben soll, aber ich fühlte mich sofort unwohl. Ich meinte zu ihm, dass er nicht einfach so rumschleichen soll. Eigentlich so doof von mir, weil ich mich damit angreifbar gemacht habe, aber ich hatte es ausgesprochen, bevor ich etwas dagegen tun konnte! Er erwiderte nur im seinem Arschlochton, dass ich mich nicht so tief in meine Bücher vertiefen sollte und etwas in mir hat ausgesetzt. Ich bin zu ihm gegangen und habe ihm gesagt, dass es meine Sache wäre und habe auf seinen Oberkörper getippt. Eigentlich hätte ich ihm am liebsten eine rein gehauen, aber ich wollte nicht von der Schule fliegen. Naja, jedenfalls hat er meinen Arm gepackt, ihn mir verdreht und mit einem Mal kniete ich auf dem Boden, direkt vor ihm! Stell dir das mal vor! Und dann sagte er auch noch zu mir, dass das mein Platz wäre! Wenn dann nicht andere Schüler gekommen wären, hätte ich ernsthaft eine Prügelei mit diesem Arschloch angefangen. Als könnte er mich herumschubsen, wie es ihm gerade so passt! Nur weil er an diesen Reinblüter-Mist glaubt!“ Ginny hörte sich das in Ruhe an, während sie zum Ende ungehalten wurde. Allein der Gedanke an dieses unliebsame Zusammentreffen ließ die Wut in ihren Adern erneut züngeln und sie brauchte alle Kraft, um sich wieder zu beruhigen. Das führte doch zu nichts. Wegen ihm würde sie nicht von der Schule fliegen! Die Genugtuung würde sie ihm niemals im Leben gönnen. „Dieses Arschloch! Das war ja so klar, dass er es nicht zulässt, dass eine Muggelstämmige ihn berührt ... Bestimmt hat er Angst, davon krank zu werden! Ach, wie schön es wäre, wenn er jetzt für Wochen schwerkrank werden würde! Dann könnte er uns nicht weiter nerven!“, echauffierte sich Ginny neben ihr und Hermine seufzte. „Ich bin ja eigentlich nicht so, aber in dem Fall wäre es wirklich super, wenn Malfoy für ein paar Wochen den Kerker nicht verlassen könnte. Es ist eine lästige Angewohnheit von mir, dass ich mit dem Zeigefinger auf den Oberkörper des Gegenübers herumtippe, wenn ich jemandem etwas besonders klar machen will. Jedoch ist das doch kein Grund, dass ich gleich den Boden halb knutschen muss! Und dann auch noch dieser Spruch von ihm: Da gehörst du hin, Granger. Auf den Boden. Du hast auf dieser Schule nichts zu suchen. Werde dir endlich deiner Stellung bewusst…“, äffte sie ihn nach und ballte die Hände zu Fäusten. Arg! Wie sollte sie ihm im nächsten Unterricht begegnen, ohne wie eine Löwin auf ihn loszugehen? Ginny seufzte leise und legte ihr zur Beruhigung eine Hand auf den Rücken. „Beruhige dich, Hermine. Wenn der Krieg vorbei ist, wird auch er einsehen müssen, dass er nur Stuss gelabert hat. Aber falls Harry wirklich Recht hat und Malfoy ein Todesser ist, dann wird er in Askaban landen, wenn er das überlebt. Also reg dich nicht auf. Er ist es nicht wert … Wahrscheinlich ist er einfach nur ein einsames, kleines Kind, was nie Liebe bekommen hat und sich deswegen nicht anders benehmen kann, weil ihm das niemand beigebracht hat. Ich meine, Lucius ist sein Vater. Wie gut kann die Erziehung da schon sein?“ Überrascht schaute die Brünette zu ihrer besten Freundin rüber und wusste nicht, was sie sagen sollte. Der Blonde ein kleines, einsames Kind, was nie Liebe bekommen hat? Daraufhin wusste sie nichts zu erwidern, also sagte sie auch nichts weiter dazu. Viel mehr ließ sie sich diese Worte genau durch den Kopf gehen. Ja, konnte schon sein, dass dem so war. Aber musste man ihm dann nicht helfen? Nein! Dieser Idiot hatte es sich verspielt mit seinen ganzen Beleidigungen und der Aktion eben vor dem Unterricht. Sie war ja wirklich ein hilfsbereiter Mensch, aber bei ihm nicht! Niemals! Seit heute Morgen sowieso ganz und gar nicht! „Danke Ginny. Das Reden mit dir tut mir immer gut…“, meinte Hermine und lächelte leicht. Ihre Wut war für den Moment abgekühlt, trotzdem atmete sie noch einmal durch. Der Kommentar der Rothaarigen, dass Malfoy nur ein einsames, kleines Kind wäre, verbannte sie, um nicht zu sehr ins Grübeln zu kommen. Das hatte der nicht verdient. Dafür war zu viel zwischen ihnen vorgefallen. „Ich weiß. Dafür sind wir doch Freundinnen! Um uns gegenseitig zu helfen.“ Sie standen parallel auf und umarmten sich. Wasa würde sie nur ohne Ginny tun! Sie kuschelte sich einen Moment lang in die Umarmung, bevor sie sich langsam wieder löste. „Also ich muss wieder los, die Pause ist bald vorbei …“ Ihre Freundin nickte verständnisvoll und ließ sie ziehen. In Hermines Jahrgang gab es ziemlich viele Stunden in der Woche, das Pensum wurde immer mehr und für Freizeit gab es dementsprechend weniger Zeit. So marschierte die junge Hexe weiter zu ihrem nächsten Unterricht – in der Hoffnung, dass es keine weiteren Zwischenfälle gab. Kapitel 6: Fortschritt ---------------------- Der Rest des Unterrichts war wie immer. Hatte sich Granger noch während der ersten Stunde zurückgezogen, startete sie bei den nachfolgenden, wo sie gemeinsam Unterricht hatten, wieder voll durch. Besserwisserei ohne Ende, als wollte sie ihm beweisen, dass sie dadurch besser war als er. Das war natürlich absoluter Unsinn, doch er hatte auch keine Lust auf eine unnötige Diskussion vor dem gesamten Kurs, also ignorierte er sie, so gut er konnte. Blaise verdrehte neben ihm hin und wieder die Augen und er nickte ihm genauso genervt zu. Allmählich übertrieb sie selbst für ihre Verhältnisse. „Endlich! Endlich Schluss für heute! Du meine Güte, heute war Granger aber besonders anstrengend. Wo ist nur der Mann, der es ihr endlich mal besorgt, damit sie besser klarkommt?“ „Als ob sich irgendjemand auf einen Bücherwurm einlassen wollen würde“, brummte Draco und schulterte seine Schultasche. Ohne die Brünette weiter zu beachten, schritt er aus dem Raum, gefolgt von Blaise, Daphne, Pansy und Goyle. Crabbe war noch am Packen, daher brauchte er noch einen Augenblick. „Ich schwöre, sobald hier andere das Sagen haben, werde ich mich um das Schlammblut kümmern“, knurrte Goyle schlecht gelaunt, doch Draco hob die Hand. Er wusste, wie sehr Granger seinen Hauskameraden auf die Eier ging, aber sie gehörte ihm. Seit dem Schlag in der dritten Klasse stand für ihn fest, dass nur er über sie richten würde. Da konnten sich die anderen noch so über sie aufregen. „Vergiss es, Goyle. Das Schlammblut gehört mir. Und ich werde mich um sie kümmern.“ „Tze~ Kriegst du das überhaupt hin?“ Verächtlich warf sein Bodyguard ihm die Worte für die Füße und ohne nachzudenken, wirbelte Malfoy herum und blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen. Den Rücken gerade und die grauen Augen auf den gefühlt doppelt so breiten Mann vor sich gerichtet, sagte der Blonde betont ruhig: „Sorge dich lieber um die Dinge, die du hinbekommen sollst. Und steh mir nicht im Weg herum, verstanden!?“ Goyle wollte etwas erwidern, doch Daphne legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. „Es bringt nichts, uns gegenseitig anzugreifen. Also hör auf damit. Es gibt Wichtigeres.“ Brummend schwieg Goyle und Draco war innerlich erleichtert. Ihm war schon aufgefallen, dass nicht nur er, sondern auch Crabbe, sich verändert hatten, seit der dunkle Lord zurückgekehrt war. Doch seit diesem Schuljahr war es besonders deutlich geworden. Ihm war noch nicht klar warum, aber das würde er noch herausfinden. Jetzt verabschiedete sich Draco zunächst von den anderen und zog sich ungesehen in den Raum der Wünsche zurück. Nicht nur, dass er hier arbeiten musste – nein, hier hatte er auch seine Ruhe. Das war der angenehme Nebeneffekt. Seitdem er als auserwählter Todesser zurück in Hogwarts war, waren ihm selbst die Slytherins nicht mehr nur wohlgesonnen. Zwar wusste nur Blaise, dass er das Mal bekommen hatte, doch die Gerüchte zirkulierten durch das alte Gemäuer wie der blutige Baron und die anderen Geister. Auserwählter. Das war das, was er immer hatte sein wollen. Das Gegenstück zu Harry St. Potter. Genauso bedeutend – genauso wichtig – mit genauso vielen Leuten, die seinen Sieg wollten. Doch nun, wo er genau das war, fühlte es sich ganz tief in ihm falsch an. Er verdrängte diese Gedanken, nutzte die Okklumentik, die Tante Bellatrix ihm beigebracht hatte, damit andere nichts von seinen Zweifeln mitbekamen. Doch sie waren da. So sehr er sich Mühe gab, sie wegzudenken: Sie blieben hartnäckig. Es machte ihn wütend, dass er sich nicht einfach stolz um seine Aufgaben kümmern konnte. Da hatte er das, was er wollte und bekam die Hosen voll! Das war doch absurd! Ruhig Blut. Er musste sich auf die Aufgabe konzentrieren. Ob zweifelnd oder nicht: Ein Scheitern seinerseits würde nicht nur den Ruf seiner Familie endgültig zertrümmern, sondern auch eine Strafe des dunklen Lords nach sich ziehen, die er sich nicht im Traum ausmalen wollte. Stoisch arbeitete Draco stundenlang am Verschwindekabinett, testete es und seufzte, wenn ein Versuch wieder einmal gescheitert war. Die Zeit verstrich und es war bald Zeit für das Abendessen, als er noch drei Versuche wagen wollte. Das sollte er bis dahin noch schaffen. Bis zum Abendessen nächste Woche musste er einen Fortschritt erzielen, sonst würden die anderen sicherlich an ihm zweifeln und das wäre nicht gut. Er brauchte einen Erfolg, sei er noch so klein. Nur auf die Magie und das Kabinett konzentrierend legte er einen roten Apfel hinein und schloss die Türen. Wispernd sprach er den Zauber und spürte, wie sich der Schrank unter seiner Hand leichte bewegte. Kaum, dass die Erschütterung vorbei war, öffnete Draco den Schrank und stellte zufrieden fest, dass der Apfel weg war. Das funktionierte schon sehr gut, nur das zurückholen war ein Problem. Die ersten Male war der zurückgekommene Gegenstand nicht mehr als Apfelbrei gewesen, mittlerweile blieb das Obst immerhin heil. Mit klopfendem Herzen schloss Malfoy die Türen erneut und wartete etwas. Es war abgesprochen, dass abwechselnd immer jemand bei Burgin & Burkes war, um zu schauen, ob etwas in dem Kabinett ankam. Nach ein paar Minuten hörte der Blonde ein Geräusch aus dem Schrank und ein weiteres Mal öffnete er ihn. Seine Augen weiteten sich leicht, als er den Apfel anschaute. Er war angebissen worden. Ansonsten sah er ganz normal aus! „Na bitte. Da ist doch der Fortschritt“, murmelte er leicht triumphierend zu sich selbst und beendete für heute die Reparatur. Sehr gut. Damit konnte er dem dunklen Lord nächste Woche etwas berichten und würde nicht wie der Idiot dastehen, für den ihn viele der Erwachsenen hielten. Sie würden sich noch umsehen. Das Abendessen war bereits im vollen Gange, als er die große Halle betrat und zielstrebig auf Blaise zumarschierte, der sich mit Nott unterhielt. Er war ein stiller, ruhiger Typ, der mit jedem Slytherin sprach, aber sich niemandem aufdrängte. Ein Einzelkämpfer, der es aber geschafft hatte, kein Mobbingopfer zu werden. Das war bei anderen hier anders. „Guten Abend“, brummte er und ließ sich elegant auf den freien Platz neben seinem besten Freund nieder. Nott, der gegenüber von ihm saß, nickte ihm höflich zu und zog sich aus der Unterhaltung zurück. Anscheinend war ihm deutlich anzusehen, dass er dringend mit Zabini reden musste. „Nabend, Mr. Eisprinz. Wie war der Nachmittag noch?“, wollte dieser grinsend wissen und reflexartig schnaubte er bei der Erwähnung seines Spitznamens. Mit dem verband er mittlerweile nur noch Pansy, die ihn früher gern ehrfürchtig so genannt hatte. Wo war sie überhaupt? Am Tisch konnte er sie jedenfalls nach einem schnellen Blick nicht entdecken. Um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, senkte er die Stimme etwas und lehnte sich zu Blaise herüber, als er von seinen Fortschritten berichtete. Dieser nickte ganz aufgeregt und klopfte ihm breit grinsend auf die Schulter. „Sehr gut, Alter! Dann kannst du nächster Woche ja entspannter entgegenschauen“, erwiderte er flüsternd und gedankenverloren nickte der Blonde. Ja, das hoffte er auch. Kapitel 7: Nervosität --------------------- Die restlichen Tage flogen nur so dahin, wie Hermine feststellte und nach gefühlten 10 Stunden nach ihrer Auseinandersetzung mit Malfoy vor dem Klassenraum war schon Freitag. Auch wenn das natürlich völliger Unsinn war, so waren ihr die Tage doch zu schnell vergangen. Dabei war alles wie immer gewesen. Kein Grund, dass die Zeit nur so vorüberzog, doch genau so war es gewesen. So saß sie am Freitagmorgen in der großen Halle und würde nach dem Frühstück mit den anderen zur Winkelgasse reisen, um dort dann für den Ball fertig gemacht zu werden. Ihr behagte der Gedanke noch immer nicht so richtig, aber ein ganz anderer behagte ihr noch viel weniger: Draco Malfoy. Leider hatte sie in ihren Augen in den vergangenen Tagen viel zu oft an diesen blonden Möchtegern gedacht. Besonders Ginnys Worte spukten unwillkürlich in ihren Gedanken herum. Ob er wirklich einsam war? Ob seine Eltern ihm wirklich nie Liebe geschenkt hatten? Aber bei Merlins Bart, das konnte ihr doch vollkommen egal sein! Dennoch verschwanden die Gedanken nicht, eher hatte sie das Gefühl, dass sie immer stärker wurden, je mehr sie versuchte, sie loszuwerden. Aber sie mochte Malfoy nicht und sie würde ihm auch nicht helfen! Niemals! Also wenn er sich entschuldigte vielleicht… Aber auch nur, wenn es eine ehrliche Entschuldigung war! Hermine musste plötzlich grinsen. Ein Draco Malfoy, der sich bei ihr entschuldigte? Eine sehr lustige Vorstellung. Bestimmt würde er das vermasseln. Ob er stottern würde? Oder sie nicht angucken konnte, während er sprach? Würde er rot werden? In ihren Augen waren das sehr interessante Fragen, doch Antworten würde sie darauf nie kriegen. Leider, das wäre bestimmt ein Anblick für die Götter… Sie grinste immer noch, aber jetzt noch ein wenig breiter, sodass sich Harry und Ron beim Frühstück verwunderte Blicke zuwarfen, da sie ihr - wie immer – gegenübersaßen, jedoch sickerte die Erkenntnis nicht bis zu ihrem Gehirn durch, sodass sie nicht darauf reagierte. Mit ihren beiden besten Freunden hatte sie sich inzwischen wieder vertragen. Der ganze Stress und das aus dem Weg gehen, hatte Hermine noch mehr genervt, also war sie auf die Zwei zugegangen. Mit der Bedingung allerdings, dass sie nicht wieder so einen Unsinn erzählten. Dabei hatte sie natürlich besonders ein Auge auf Ron. Der Rotschopf hatte zwar in seinen Augen keinen Müll erzählt, da er sich nur nach Hermines Gemütszustand gefragt hatte, aber er hatte nur genickt, da er neuem Ärger hatte aus dem Weg gehen wollen. Es musste ihm sehr wichtig gewesen sein, denn normalerweise diskutierte er noch lange weiter, wenn er sich im Recht sah. Sie hatte das wohlwollend zur Kenntnis genommen und fühlte sich seitdem deutlich besser. Streit mit den Beiden war eine für sie kräftezehrende Angelegenheit, die sie nie lange durchhalten konnte. Außerdem hatte sie die Zwei dafür viel zu sehr in ihr Herz geschlossen – Macken hin oder her. Also hatte sie sie glücklich umarmt, nachdem sie versprochen hatten, in Zukunft besser aufzupassen, und alles war wieder in Ordnung gewesen. „Was ist das denn für ein diabolisches Grinsen?“, fragte Ginny und kicherte leise. Offenbar sah man ihre Gedanken bezüglich der Entschuldigung etwas zu gut an. Wie peinlich! Leicht beschämt spürte die Brünette, wie ihre Wangen warm wurden und sich räuspernd nahm sie zunächst einen Schluck Kaffee, ehe sie die Antwort gab: „Ach, ich musste nur an wen denken und daran, wie er sich wohl entschuldigen würde.“ Ihre beste Freundin würde schon verstehen, wen sie meinte. Das sah sie ihr auch an, als diese kurz große Augen bekam. „Als ob er das könnte. Aber wenn, dann sähe es bestimmt sehr lustig aus“, stimmte Ginny zu und die beiden Mädchen kicherten. Ron und Harry wechselten wieder verwunderte Blicke, wie Hermine realisierte, aber sie gluckste noch. „Ähm… Um wen geht es denn?“, erkundigte sich Harry neugierig, bekam aber nur ein weiteres Kichern als Antwort. Ginny winkte ab und die Brünette verkniff sich ausnahmsweise eine Antwort, denn würde sie den Namen des Blonden erwähnen, würde die Stimmung stark abkühlen und darauf konnte sie gut verzichten. Erst recht, wo heute der Ball stattfinden würde. Ob daher sein Spitzname als „Eisprinz“ herrührte? Weil er Unterhaltungen abkühlen konnte? Du meine Güte, ihre Nerven war wirklich nicht die besten, wenn sie sich in so einen Humor rettete! Plötzlich war Ruhe im Saal und verwundert sahen sich die Vier um. Auf dem Podium hatte sich Dumbledore mit einem Lächeln auf den Lippen hingestellt. Hermine hatte es im Gefühl, als sie ihn anschaute. Dieser Mann bezweckte etwas ganz Bestimmtes mit diesem Halloween-Ball! Und irgendwie behagte ihr der Gedanke ganz und gar nicht. Bei Merlin Hermine! Es ist ein Ball und kein Verhör, wies sie sich selbst zurecht und seufzte geschlagen. So schlimm konnte es in der Tat nicht werden. Immerhin war es ein Tanzabend und kein Treffen von Todessern. Und Dumbledore würde ihr ja wohl keinen Slytherin an die Seite stellen, der sie am liebsten tot sehen wollte. Nein, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Das durfte er einfach nicht! „Liebe Schülerinnen und Schüler. Heute ist es nun soweit. Der Halloween-Kostüm-Ball wird heute Abend stattfinden. Für diesen Anlass werden die Mädchen nach dem Frühstück in der Winkelgasse und die Jungen in Hogsmeade kostümiert. Um es einfach zu gestalten, werdet ihr in Gruppen aufgeteilt und dann nacheinander mit Prof. McGonagall bzw. Prof. Snape mitgehen. Ich wünsche euch allen viel Spaß bei dem Ball und hoffe, dass ihr ihn genießen könnt! Vielleicht werdet ihr die Gelegenheit haben, euch auf eine andere Art und Weise kennenzulernen und möglicherweise neue Freundschaften schließen …“, verkündete Dumbledore und setzte sich noch immer lächelnd wieder hin, während im Saal das Gemurmel begann. Das war also Sinn und Zweck dieser Veranstaltung, schoss es der Brünetten durch den Kopf. Es ging darum, dass sie sich ohne Vorurteile kennenlernen konnten. Dass Schüler miteinander sprachen, die es sonst nie tun würden, um vielleicht zu merken, dass man doch gar nicht so unterschiedlich war. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Professor McGonagall und ihr Kollege Snape mit der Einteilung der Schülerinnen und Schüler begannen. Hermine und Ginny waren in einer der letzten Gruppen, sodass sie noch Zeit zum Reden hatten, also war das in Ordnung für sie und minderte gerade die Vorfreude der Rothaarigen nicht im Geringsten. Bei ihr hingegen kam das Gedankenkarussell, mit wem sie es bei dem Ball zu tun bekommen würde, nicht zum Stillstand. Es gab so viele Möglichkeiten. Und natürlich wurde überall im Saal getuschelt, wen denn nun Dumbledore und die Hauslehrer als Paare zu dieser Veranstaltung schicken würden. Es war das Thema Nr. 1. Das zweite spannende Thema waren die Kostüme. Wie würden sie aussehen? Würde man jemand anderen wirklich nicht wieder erkennen? Welche Magie würden die Lehrer dafür nutzen? Hermine mit ihrem Verstand zweifelte daran. Schließlich konnte man die Stimme nicht ändern, außer man verstellte sie selbst ein wenig, aber das war doch nicht geplant, oder? Würden sie das mit einem Zaubertrank machen? Dann wäre es natürlich schon möglich, sich so zu verwandeln, dass man nicht wieder erkannt wurde. Aber ging Dumbledore so weit? Als sie zu ihm sah und das spitzbübische Grinsen sah, wurde ihr eines klar: Ja, dieser Mann würde so weit gehen! Seufzend stand sie auf und ging, wie von den Lehrern gefordert, mit den anderen Gryffindors zurück zum Gemeinschaftsraum. Dort würden sie gruppenweise abgeholt werden. Hermine sah bei den anderen Mädchen die Aufregung und die Vorfreude. Anscheinend machte sich keine davon Gedanken, dass sie einen Idioten erwischen könnte. Die einzige Angst, die sie raushörte war, dass der Junge nicht gut aussehen könnte. Sie hingegen hoffte weiterhin, dass es kein Slytherin und erst recht kein Malfoy war! Nach der Aktion vor dem Klassenraum hatte sie die Schnauze voll von ihm und zwar richtig. Leiden konnte sie ihn ja noch nie, aber das war das absolut letzte gewesen! Selbst für seine Verhältnisse! Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten und bemerkte nicht, dass einige sie komisch ansahen. Getuschel unter den anderen ging los und Ginny seufzte. Hermine spürte, wie sie plötzlich von ihr an die Hand genommen wurde und überrascht folgte sie ihr in eine ruhige Ecke. „Hey, was ist los mit dir, Hermine?“, fragte sie leicht besorgt und musterte die Hexe. Die Brünette antwortete nicht direkt, sondern schaute sich um und bemerkte, dass die anderen schnell wegschauten. So durchschaubar … Leicht genervt seufzte sie und strich sich ein paar widerspenstige Haare aus dem Gesicht. Die Brünette beugte sich leicht vor und gestand leise: „Ich musste an Malfoys Aktion von vor dem Klassenraum denken… Es wurmt mich so. Der Kerl hat sie doch nicht alle!“ „Ach Hermine. Wenn es dich so wurmt, solltest du nochmal mit ihm reden –“ „Reden!? Mit dem? Unmöglich!“, schoss es aus Hermine heraus und sie verschränkte die Arme, um ihrer Aussage noch mehr Ausdruck zu verleihen. Aber wenn sie eins in den letzten Jahren gelernt hatte, dann dass Gespräche mit diesem Mann ein Ding der Unmöglichkeit waren. Dafür war er in seiner Einstellung, Muggelstämmigen gegenüber, viel zu verbohrt und festgelegt. „Alles klar … Dann lass es dich eben weiter wurmen. Aber jetzt schau erst mal, was aus dem Ball wird. Der wird dir guttun und du kannst dich ein wenig ablenken, hm?“, schlug Ginny lächelnd vor und Hermine nickte ergeben. Was anderes blieb ihr ja nun eh nicht übrig. Vielleicht machte sie sich über alles ja wirklich viel zu viele Gedanken und es würde alles gut verlaufen und sie einen schönen Abend mit einem Typen aus Ravenclaw oder Hufflepuff verbringen. Das war ja auch möglich. Kapitel 8: Verkleidung ---------------------- Draco war sich nicht sicher, ob er das Ganze hier wirklich gut finden konnte. Mit der Zeit kamen ihm da Zweifel, doch die versuchte er so gut es ging zu ignorieren. Er würde sich wegen so einem lächerlichen Kostümball garantiert nicht in die Hosen machen. Da einige von ihrer Kostümierung bereits zurück waren, war der Tumult recht groß im Kerker, was dem Blonden gar nicht passte. Die Kostüme und verstellten Stimmen machten es in der Tat unmöglich, die Leute wieder zu erkennen und wenn erst alle in der großen Halle waren, war es sowieso unmöglich, nach jemand Bestimmten zu suchen. Und die anwesenden Verkleideten machten sich einen großen Spaß draus, den mysteriösen Unbekannten zu spielen. Die Mädels waren derzeit woanders, damit nicht vorher schon alles drunter und drüber ging und Malfoy fand, dass das ein kluger Schachzug war, wenn er sich die Möchtegerns hier so ansah. Naja, dann wusste er halt nicht, mit wem er das „Vergnügen“ hatte, war auch egal. Es war ja nur für einen einzigen Abend. Was sollte da schon passieren? Nach einer Stunde war er endlich zusammen mit ein paar anderen dran. Man brachte ihn in einen kleinen Raum und dort wurde er per Zauber innerhalb von Sekunden kostümiert. Draco schaute in den Spiegel und grinste überlegen. Für ihn hatte man sich also ein erhabenes Vampiroutfit ausgesucht. Eine schwarze Uniform mit blauen Ornamenten und einem Umhang darüber. Na, das passte doch hervorragend. Zufrieden blieb er einige Momente vor dem Spiegel stehen, drehte sich leicht, dann kam auch schon eine Hexe, um den Rest her zu richten. Er bekam per Zauber eine andere Stimme, eine andere Frisur, andere Haarfarbe und als Draco wieder in den Spiegel blicken konnte, erkannte er sich selbst nicht wieder. Schwarze, kurze Haare ließen sein Gesicht noch blasser wirken und selbst seine Augen strahlten nun in einem dunklen Blau. Es war wirklich jemand komplett anderes, der da im Spiegel zu sehen war. Dennoch fühlte sich Malfoy wider erwarten sehr wohl und erhaben stolzierte er raus, wo die anderen aus der Gruppe bereits warteten. Die Jungs hatten von Vampir über Hexer, Frankenstein – irgend so eine Muggelgeschichte – und Zombies bis hin zu Gespenstern alles Mögliche an Kostümen an und doch staunten sie alle, als sie Draco sahen. Bei Merlins Unterhose nochmal! Also wenigstens die Jungs mussten sich aber nicht so aufführen, oder!? So kam er sich wie eine Puppe in einem Schaufenster vor. Normalerweise gefiel ihm das – besser konnte sein Ego kaum umschmeichelt werden –, aber erstens ging es um sein Outfit und nicht um ihn und zum anderen konnte er aufgrund seines Todesser Daseins zurzeit auch eher die Abgeschiedenheit brauchen. Ein Fanclub war da hinderlich für seine Arbeit und die hatte nun mal Priorität. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, war Professor Snape dabei, die Gruppe auch schon wieder zurück nach Hogwarts zu bringen. Wahrscheinlich war das auch besser so, denn selbst sie wussten ja nicht, wer sich hinter der Maskerade verbarg. Wobei ein paar der anderen sich sicherlich denken konnten, dass nur er es sein konnte, der aussah wie ein Vampir Clan Oberhaupt. Keine viertel Stunde später waren sie wieder im Kerker angekommen und Draco setzte sich entspannt auf’s Sofa. Allmählich wurde er doch neugierig, mit wem er auf dem Ball tanzen müsste. Erkennen würde er sie schließlich vom Äußeren her nicht, da war er sich jetzt sicher. Vielleicht vom Charakter her und was sie sagte, aber da er hier ja nun – entgegen der landläufigen Meinung – nicht alle Mädchen kannte, wurde das schwierig. Aus welchem Haus sie wohl wäre? Ravenclaw? Hufflepuff? Bestimmt war sie ein Reinblut, weil Snape wusste, dass alles andere für ihn nicht in Frage käme. Ob sie ihn mochte? Oder war er ihr egal, weil er mit den anderen Häusern nicht viel zu schaffen hatte? Abgesehen von Gryffindor natürlich, doch es war ja nicht so, als hätte er freiwillig so viel mit ihnen zu tun. Vielleicht hatte er Glück und konnte mit dem Mädchen über das „goldene“ Trio herziehen. Dann wäre der Abend sicherlich unterhaltsam. Stunde noch, dann ist es soweit…, schoss es ihm durch den Kopf und er seufzte leise. Die anderen Jungs machten ihn ganz wahnsinnig mit ihrem Gehabe und steckten ihn andererseits mit ihrer Nervosität auch an. Genau eine Stunde später betrat Professor Snape den Raum und augenblicklich kehrte Ruhe ein. Diese Auswirkung hatte er sonst auch nicht oft, fiel Malfoy auf und ein leicht spöttisches Lächeln zierte seine Lippen. „Wenn ihr mir folgen würdet. Die Damen erwarten Sie bereits vor der großen Halle“, erklärte der Hauslehrer der Slytherin steif wie immer und marschierte im Stechschritt zur großen Halle, die jungen Slytherins in Zweierreihen brav hinter ihm. Im Laufe der Zeit kamen auch die Jungs der anderen drei Häuser dazu. Die Lehrer hatten das perfekt durchgeplant. Die Mädchen warteten vor der großen Halle, ebenfalls in Zweierreihen und innerhalb von 10 Minuten hatte jeder seinen Partner für den Abend. Draco hatte eine Vampirlady zugewiesen bekommen. Zugegebenermaßen hätte ihn etwas anderes auch irgendwie gewundert… Er musterte sie kurz von unten bis oben und gab ohne Umschweife zu, dass sie wirklich gut aussah. Sie trug ein langes, schwarzes Kleid und Teile des Überrocks wurden von einer blutroten Rose an der linken Hüfte gehalten, sodass dieser in Falten herunterfiel. Außerdem war an den Nähten Spitze eingearbeitet worden. Oben herum trug sie ein Korsett, das rot, aber von schwarzer Spitze überzogen worden war, sodass das rote nur durchschimmerte. Es war trägerlos und ein schwarzes Collier zierte ihr Dekolleté, passend dazu trug sie Ohrringe. Einige Strähnen ihrer roten, langen Haare umspielten ihren Hals, während die anderen hochgesteckt worden waren. Man hatte sie dezent geschminkt, bis auf ihre sinnlichen, roten Lippen. Ein Rot passend zu der Rose an ihrer Hüfte und den Haaren. Kurzum: Eine bessere Partnerin hätte er sich nicht ausmalen können. Doch irgendetwas war mit ihr, denn ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Kurz dachte er, dass er sich das eingebildet hatte, so schnell war der Ausdruck wieder weg, doch das komische Gefühl blieb, daher entschied er sich, offensiv nachzufragen. Immerhin wollte er diesen Abend schon genießen können. „Alles in Ordnung?“ Damit die anderen das nicht sofort mitbekamen, hatte er den Kopf zu ihr gebeugt. Er hatte auf eine verräterische Reaktion gehofft, wurde aber nur mit einem knappen Nicken bedacht. „Ja. Ich musste kurz an etwas denken, aber das spielt für diesen Abend keine Rolle.“ Den Kopf zu ihm gedreht, hauchte sie ihm die Worte sanft entgegen und Draco verkniff sich ebenfalls jegliche Reaktion darauf, doch innerlich konnte er nicht abstreiten, dass er endlich in die große Halle wollte, um den Abend richtig zu starten. Stattdessen wollte er die Stimmung noch etwas anfachen. Die Lust, mit dem Feuer zu spielen, war so groß, dass er sich nicht zurückhalten konnte. Schließlich wusste niemand, wer er war, also konnte er sich auch mal anders verhalten. Außerdem würde er sich so auch nicht verraten. „Keine Sorge, ich werde dich gleich schon ablenken.“ „Ach so? Ich bin gespannt, wie du das anstellen willst.“ Ihr Zwinkern gab ihm zu verstehen, dass sie bereit war, sich auf das Spiel einzulassen und es kostete ihn etwas Mühe, ein triumphierendes Grinsen zu zeigen. Es bekam Bewegung in die Schüler und sein Blick schweifte umher und bis auf drei Pärchen – und ihn und seiner Partnerin – waren alle schon in die große Halle gegangen. Die Hauslehrerin der Gryffindors stand direkt vor ihm, daher bewegte er sich nicht. Dann würden sie Acht den Eröffnungstanz machen? Naja gut, kein Problem, aber warum gerade er? Oder war seine Tanzpartnerin so etwas Besonderes für die Schule, dass sie das machen musste? Er grübelte ein wenig darüber nach, kam aber zu dem Entschluss, dass ihm das vollkommen egal sein konnte. Nur eins wusste er sofort. Dass das Gespenst zwei Pärchen hinter ihm zweifelsfrei Weasel-bee war. So wie sich dieses Gespenst aufführte und schon beinahe in die Hosen machte, konnte es nur er sein. Anscheinend hatte er vergessen, dass auf einem Ball getanzt werden musste. Tja, hätte er sein Gehirn eingeschaltet und geübt, wäre ihm das nicht passiert. McGonagall musterte jeden von Ihnen einmal streng, während sich die anderen in der Halle positionierten. Durch die Tür war das Stimmenwirrwarr nur gedämpft zu hören, doch der Blonde konnte sich vorstellen, wie nervös alle waren. Bei ihm hatte sie etwas nachgelassen, dafür hatte die Vorfreude das Ruder übernommen. Gleich würden sie den Eröffnungstanz bestreiten und deswegen wandte er sich noch einmal an seine Begleitung. „Es ist mir eine Ehre, den heutigen Abend mit Euch verbringen zu dürfen. Darf ich bitten?“, fragte Draco höflich, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und verbeugte sich leicht vor ihr. Dabei hielt er seiner Tanzpartnerin eine Hand hin. Was gutes Benehmen anging, konnte man ihm nichts vormachen. Da kannte er sich aus. Er wägte nur ab, wem er es zeigte und wer es nicht wert war. „Natürlich. Die Ehre ist ganz meinerseits“, erwiderte sie lächelnd und legte ihre Hand in die, die ihr entgegengehalten wurde. Ihre Stimme klang ruhig, ein wenig verführerisch und sehr klar. Da hatten sich die Lehrer ja wirklich Mühe gegeben. Ein zufriedenes Grinsen huschte über sein Gesicht. Das versprach ein guter Abend zu werden. Kapitel 9: Vor der großen Halle ------------------------------- Hermine konnte gar nicht fassen, wie anders sie aussah. Das war ja der Wahnsinn! Und irgendwie … Ja, irgendwie gefiel ihr das, auch wenn sie bei dem ganzen Schwarz an Bellatrix denken musste, aber das war jetzt egal. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, sich einmal so einzukleiden – wahrscheinlich nicht mal für eine Halloween Party und allein für dieses neues Erlebnis war sie Dumbledore schon dankbar. Es war jedenfalls absolut unmöglich, dass sie jemand erkannte. Alles an diesem Outfit widersprach ihrer normalen Kleidung und somit konnte sie sich nur noch durch ihr Verhalten und ihre Worte verraten. Mal sehen, wie das mit ihrem Partner werden würde. Beim zweiten Blick in den Spiegel lächelte Hermine aufgeregt. Sie konnte einfach nicht glauben, dass sie es war, die dastand und sich betrachtete. Und wenn sie ehrlich war, würde sie so etwas wahrscheinlich auch nicht noch einmal anziehen, denn es widersprach so stark ihrem eigenen Geschmack. Für diesen Abend aber war es perfekt. Ron würde nie herausfinden, dass sie sich hinter diesem Vampir Outfit verbarg und konnte somit den Abend nicht ruinieren, wie er es im vierten Jahr geschafft hatte. Vielleicht war es unfair, doch sie hatte so einen großartigen Abend gehabt, bis er alles zerstört hatte. Bisher hatte sie sich nicht für sonderlich nachtragend gehalten und in vielen Dingen war sie es nicht, dennoch gab es Situationen, wo sie nicht anders konnte. Neben fast allen Erlebnissen mit Draco Malfoy gehörte der Ballabend in der vierten Klasse leider dazu. Genug jetzt, ermahnte sie sich und strich über das Korsett, dann wandte sich die Brünette ab und schritt zu McGonagall, die sie kurz mit einer hochgehobenen Augenbraue musterte und dann langsam nickte. In dem Moment kamen bereits weitere Schülerinnen aus den Räumen und Hermine hatte keine Ahnung, wer wer war. Plötzlich waren da Hexen, Geister, weitere Geschöpfe der Nacht und noch andere Vampirinnen. Kaum, dass sie zurück in Hogwarts waren, tuschelten sie alle aufgeregt miteinander, doch fast alle verzichteten darauf, zu verraten, wer wer war. Weiter hinten hörte Hermine ein paar Namen, aber sie war viel zu sehr beschäftigt, Vermutungen anzustellen, wer ihr Begleiter für den Abend werden würde. Vor der großen Halle blieben sie in Zweierreihen stehen und nervös spielte sie mit ihren Fingern, um sich abzulenken. Jetzt, wo es so weit war, konnte Hermine ihr schnell schlagendes Herz spüren. Ihre Handinnenflächen wurden leicht schwitzig. Noch vor ein paar Stunden hätte sie nicht erwartet, dass sie so aufgeregt deswegen sein würde. „Ich weiß ja nicht, wer von uns du bist, aber du siehst wunderschön aus“, meldete sich eine Mumie neben ihr zu Wort und sofort ruckte sie mit dem Kopf zu ihr. „Vielen Dank. Das leicht zerrissene Kleid mit den Verbänden darüber sieht aber auch cool aus! Passt hervorragend zu Halloween!“ Du meine Güte, ihre Stimme zitterte ja beinahe. Sie musste sich etwas beruhigen und das am besten schnell. Tief atmete Hermine ein und aus, wiederholte es ein paar Mal, bis sie spürte, dass sie sich ein wenig entspannte. So war es schon viel besser. Das Mädchen neben ihr richtete das Wort ein weiteres Mal an sie: „Für dich gibt es doch gar keinen Grund, so aufgeregt zu sein! Du wirst bestimmt der Star des Abends sein und einen tollen Partner an die Seite gestellt kriegen. Mach dir nicht so einen Kopf, okay?“ „Du hast recht. Es wird ein großartiger Abend, den wir alle genießen sollten“, stimmte sie zu und lächelte. Dankbar für die lieben Worte der Mumienlady beruhigten sich ihre aufgewühlten Nerven, doch eine gewisse Aufregung – Vorfreude – blieb. Der Lautstärkepegel nahm noch einmal deutlich zu, als die Jungen – angeführt von Professor Snape – die Treppe herunterkamen und mit der üblichen Effizienz der Lehrer waren schnell alle Pärchen gebildet worden. Interessiert musterte Hermine ihren Begleiter. Er war fast einen ganzen Kopf größer als sie, trug eine schwarze Uniform mit blauen Ornamenten und darüber einen Umhang. Sein Gesicht war blass, seine Fangzähne waren leicht zu sehen und sie grinste leicht. Natürlich hatte sie einen Vampir bekommen. Sie selbst wurde ja auch als Vampirlady angepriesen. Er wirkte stolz, aber nicht abgehoben, sehr höflich, ohne schleimend zu werden, selbstbewusst, doch nicht arrogant und die junge Hexe freute sich mehr und mehr auf den Abend. Ihr Begleiter schien jedenfalls genau das Richtige für sie zu sein. Jedenfalls, wenn er sich bändigen ließ. Eine Herausforderung, die sie gerne annehmen würde. In der Zwischenzeit waren alle Vorbereitungen abgeschlossen und die Flügeltüren der großen Halle wurden geöffnet, sodass sie einen ernsten Eindruck der Dekoration bekam. Alles war halloweenmäßig hergerichtet. Kürbisköpfe, die Hausgespenster und Süßes und Saures war zu finden. Alles war in schwarz, orange oder weiß. Es war der Traum einer jeden Halloween Party! Hermine staunte. Es sah wie immer beeindruckend aus. Sie mochte die große Halle unglaublich gern, da fühlte sie sich wohl. Das war schon seit dem ersten Jahr so. Die Sahnehäubchen waren die besonderen Anlässe, die hier stattfanden. Dann verwandelte sich die Halle immer in etwas Neues und es war jedes Mal großartig! Professor McGonagall stand ruhig, aber mit sehr wachsamen Augen vor ihrem Partner und ihr. Anscheinend wartete sie noch auf etwas und nach einem kurzen Blick nach hinten stellte Hermine fest, dass nur drei weitere Pärchen hinter ihnen standen, weshalb ihre Gedanken wie von selbst abdrifteten. Sie ahnte, dass es wie in der Vierten war und sie mit den anderen drei Pärchen den Eröffnungstanz bestreiten sollte. War es wegen ihr oder wegen ihrem Partner? Aber wer käme dann in Fragen? McLaggen? Oder gar …? Nein, sie wollte jetzt an gar keinen Slytherin denken. Der würde ihr sogar in Gedanken die Laune vermiesen und darauf konnte sie gut und gerne verzichten. „Alles in Ordnung?“ Die dunkle Stimme wisperte leise nah an ihrem Ohr und sie spürte den warmen Atem ihren Hals und ihre Wange streifen. Sofort spürte sie ein Kribbeln im Nacken und zwang sich zu einem ruhigen Nicken. Er musste nicht wissen, wie aufgeregt sie in diesem Augenblick war. „Ja. Ich musste kurz an etwas denken, aber das spielt für diesen Abend keine Rolle“, hauchte sie und wandte ihm den Kopf zu. Sie versuchte sich an einem Lächeln, war aber bei seinem Ausdruck nicht ganz sicher, ob ihr das gelang. Hoffentlich benahm sie sich nicht zu komisch gerade. Das sollte doch ihr Abend werden! „Keine Sorge, ich werde dich gleich schon ablenken“, versprach der Vampir mit einem leicht spöttischen Unterton und Hermine begann frech zu grinsen. „Ach so? Ich bin gespannt, wie du das anstellen willst.“ Sie zwinkerte kurz und mit einem Mal setzten sich die anderen Schüler in Bewegung, angeführt von Professor Flick. Es ging also los. Endlich! „Es ist mir eine Ehre, den heutigen Abend mit Euch verbringen zu dürfen. Darf ich bitten?“, erkundigte sich der Vampirlord mit einem Lächeln bei ihr und verneigte sich ein wenig. Sie schaute für einen winzigen Moment die ausgestreckte Hand an und konnte kaum glauben, dass sie den Abend mit so einem höflichen Mann verbringen sollte. Das war sie weder von Harry geschweige denn von Ron gewohnt. Das Glück schien heute definitiv auf ihrer Seite zu sein! „Natürlich. Die Ehre ist ganz meinerseits“, erwiderte sie lächelnd und legte ihre Hand auf seine. Die fremde haut war angenehm warm, was sie verwunderte. Ein dummer Gedanke, denn hinter der Fassade war noch immer ein Zauberer oder Muggel, der eine gewisse Körpertemperatur zum Leben brauchte. Doch weil er wie ein aristokratischer Vampir wirkte, war sie darauf irgendwie unvorbereitet gewesen. Hermine spürte ein leichtes Kribbeln in ihrem Nacken. Sie war ganz aufgeregt und ihr Herz pochte wie wild. Wer war er? Würde er sich ihr gegenüber zu erkennen geben? Würde sie es an seinem Verhalten merken, wer er war? Kannte sie ihn gut? Ihr schossen so viele Fragen durch den Kopf, doch ob sie Antworten bekam, wusste sie noch nicht. Der Abend würde es zeigen. „So, alle bereit?“, fragte Dumbledore vergnügt und verwirrt drehten sie sich alle nach hinten um. Entspannt stand er dort, hatte die Hände vor dem Körper verschränkt und ein leicht verschmitztes Lächeln konnte sie erkennen. Sie verneigten sich kurz und nickten stumm. „Ach, lasst doch diese Höflichkeiten heute Abend, Kinder… An diesem Abend geht es um „Trick or Treat“. So hieß das doch, oder?“, fragte der Professor vergnügt und gluckste, als er ihre wahrscheinlich sehr irritierten Gesichter bemerkte. Zumindest Hermine fühlte sich so, denn sie hätte nicht gedacht, dass er sich so gut mit Halloween auskannte. Andererseits ging es hier um Dumbledore. „So Kinder, dann mal rein mit euch. Ihr werdet schließlich schon erwartet“, meinte der Schulleiter, klatschte kurz einmal in die Hände und schritt als Erster, mit Professor McGonagall an der Seite, in die große Halle. Kurz begrüßte er die Schülerinnen und Schüler und verkündete, dass die vier folgenden Pärchen den Eröffnungstanz machen würden. Das war ihr Stichwort und mit klopfendem Herzen und neugierig schritt Hermine an der Hand ihres Begleiters in den Saal. Sie fühlte sich in die vierte Klasse zurück katapultiert, als sie mit Viktor den Eröffnungstanz gemacht hatte. Es war so wunderschön gewesen, bis Ron alles versaut hatte. Doch heute konnte das nicht passieren. Denn Ron würde sie gar nicht erkennen und konnte ihr somit auch den Abend nicht ruinieren. Dafür war sie sehr dankbar. Sie mochte den Rotschopf ja eigentlich, aber manchmal war es wirklich schwer mit ihm. Aber all diese Gedanken würde sie für heute Abend beiseiteschieben. Jetzt galt es, Spaß zu haben und mit ihrem Gegenüber etwas zu spielen. Mal sehen, ob sie errieten, wer der andere in Wirklichkeit war. Kapitel 10: Der Tanz -------------------- Draco führte seine Partnerin zur Tanzfläche und zufrieden sah er die anderen Schüler, die tuschelten und sich ihre Münder über sie zerrissen. Seine Tanzpartnerin und er waren das Paar des Abends und er genoss es in vollen Zügen, dass alle sie ansahen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wandte er sich der Vampirlady neben sich zu. Er versank ein wenig in ihren Augen, die rote Iris faszinierte ihn. Wer war sie wirklich? Die Frage brannte ihm immer mehr auf der Seele, doch noch wollte er ein wenig mit ihr spielen. So wie sie sich vor der Tür benommen hatte, würde sie bestimmt eine Weile mitmachen. Auf einmal spürte er an seiner Hand eine weiche, geradezu samtige Haut. Lange, schlanke Finger griffen seine Hand und legten sie an die Hüfte seiner Tanzpartnerin. „Nicht schlafen, Mylord. Wir wollen den anderen doch zeigen, was wir können, oder nicht?“, schnurrte die junge Hexe und lächelte verführerisch. Er erwiderte das Lächeln mit einem frechen Grinsen. Mist! Hatte er gerade mit offenen Augen geträumt? Tatsächlich standen sie für den Tanz bereit, um sie und die anderen Pärchen herum die anderen Schüler, die darauf warteten, dass die Musik einsetzte. „Aber natürlich, Mylady“, stimmte er zu und begann mit dem Tanz, sobald die ersten Töne erklangen. Sie harmonierten perfekt. Elegant führte Draco seine Partnerin über das Parkett und er konnte spüren, wie sie sich von ihm leiten ließ. Es löste ganz widersprüchliche Gefühle in ihm aus, denn ihm war klar, dass sie sich dennoch nicht so leicht herumkriegen lassen würde wie beispielsweise Pansy. Und das machte diesen Abend so aufregend – so spannend – für ihn. Noch nie hatte der junge Slytherin so eine Einigkeit, so eine Verbundenheit gespürt wie in diesem Moment. Es war ein komisches Gefühl, aber nicht unangenehm. Nur halt… ungewohnt. Denn Einigkeit oder Harmonie kannte er kaum. Entfernte Erinnerungen an seine Kindheit kamen in ihm hoch. Im ersten Jahr von Hogwarts hatten seine Eltern mit ihm einen Ausflug über Weihnachten gemacht und es war eine der schönsten Erinnerungen, die er mit ihnen hatte. Sie hatten viel mit ihm gespielt und gelacht. Es war die einzige Zeit, wo selbst sein Vater entspannt gewirkt hatte. „Denkst du gerade an mich?“, fragte eine verführerische Stimme und wieder sah er dieses umwerfende Lächeln. Sie war sehr scharfsinnig, wenn sie so schnell merkte, dass er nicht bei der Sache war. Zum Glück lag ihm das Tanzen im Blut, sodass er sich nicht wie das Gespenst etwas weiter zum Affen machte. Das musste man als Geist auch erstmal schaffen. „An wen sollte ich gerade sonst denken? Gibst du mir einen Hinweis, wer du bist?“, wollte er neugierig wissen und lenkte so davon ab, dass er in seinen Gedanken ganz woanders gewesen war. Wie konnte er sich gerade mit anderen Dingen als mit ihr beschäftigen? Erst recht, wo er sah, wie das Lächeln zu einem herausfordernden Grinsen wurde. „Wenn du die richtigen Fragen stellst, wirst du es selbst herausfinden. Werde ich denn auch erfahren, wer sich hinter deiner Maskerade versteckt?“ Es gelang ihr nicht ganz, die Neugier aus der Stimme zu verbannen, auch wenn es so auf ihn wirkte, dass sie genau das versucht hatte. „Es kommt darauf an, was du über mich wissen möchtest“, erwiderte er süffisant lächelnd und führte sie weiter durch den Tanz, der seinetwegen noch eine halbe Stunde dauern konnte. Diese Mischung aus der langsamen Walzer Musik, den umstehenden Schülern, die sie angafften und seiner Begleitung, die das geheimnisvolle Spiel mitspielte hatten einen Reiz auf ihn, dem er nicht widerstehen konnte. Die Musik endete kurz, ehe ein weiterer gespielt wurde, doch Draco nutzte die Gelegenheit und beendete den Tanz. Applaus war von allen Seiten zu hören und er konnte nicht leugnen, dass es seinem Ego sehr schmeichelte. Um weiterhin seine sehr guten Manieren zu präsentieren, verbeugte sich Malfoy vor seiner Begleitung und gab ihr einen hauchzarten Handkuss. „Vielen Dank für diesen wunderbaren Tanz“, sagte er, richtete sich auf und schaute ihr lächelnd in die Augen. Er beobachtete, wie sie ihre freie Hand auf ihr Dekolleté legte und ihn ebenfalls anlächelte. „Ich habe mich zu bedanken. Es war mir eine große Freude.“ „Darf ich dich auf einen Feuerwhiskey einladen?“, erkundigte sich Draco und glaubte, ein kurzes Aufblitzen in ihren Augen gesehen zu haben. Sie nickte leicht, ohne etwas zu erwidern und sie schritten durch eine Traube Schüler, die ihnen bereitwillig Platz machten. Eine Sache, die seinem Ego sehr entgegenkam. Normalerweise taten das nur noch wenige Schüler, war sein Ruf seit letztem Jahr so ziemlich im Keller. Der Eisprinz stand nicht mehr für einen arroganten Schüler, der zu einer ehrwürdigen Familie gehörte und Respekt genoss. Jetzt war es das Synonym für einen, der sich nach außen hin kalt gab und von fast allen abkapselte. Aus Angst, wie die Schüler vermuteten, was nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch war. Wie so oft lag die Wahrheit irgendwie dazwischen. Jetzt aber genug davon. Heute Abend gehörte nur ihm und seiner Begleitung. Sie nahm auf einem der Barhocker Platz und schaute zu ihm. Er entschied sich, noch etwas stehen zu bleiben und wollte gerade nach den Wesley Zwillingen Ausschau halten, die für die Bar zuständig waren, als ihre Stimme dafür sorgte, dass er automatisch den Kopf zu ihr drehte: „Du willst mich doch nicht etwa abfüllen und darauf warten, dass ich die Wahrheit ausplaudere, oder?“ „Nicht doch. Aber wäre es nicht unhöflich, eine Dame nicht einzuladen? Versetze dich bitte in meine Lage. Wie würde ich dastehen, wenn ich die schönste Frau des Abends nicht einladen würde?“, erklärte der junge Slytherin. „Oh, ja, das ist natürlich wahr. Das könnte Ärger geben. Dann will ich dein Angebot gerne annehmen und einen Feuerwhiskey trinken. Einen kann ich vertragen…“ Sie zwinkerte ihm zu. Diese Sache entwickelte sich mehr als positiv für ihn und er rieb sich in Gedanken schon die Hände. Das würde seine Eroberung werden. Diese Frau würde er sich nehmen. Sie war genau seine Kragenweite und sie würde er nicht wieder gehen lassen. Also bestellte er zwei Feuerwhiskey bei einem der Weasley Zwillinge, der ihn gut gelaunt angrinste. Das hätte er nie getan, wenn er wüsste, wer sich hinter dieser Maskerade versteckte. Langsam fand er Gefallen daran – ohne Vorurteile betrachtet zu werden. Aber das war jetzt ja auch egal. Es gab bedeutend Wichtigeres. „Ah, also habe ich den ersten Hinweis. Du verträgst nicht allzu viel Alkohol…“, meinte er triumphierend, als sie ihre Getränke hingestellt bekamen und sie nickte leicht ertappt. War da ein leichter Rotschimmer auf ihren blassen Wangen? „Ja, ich muss gestehen, dass mir der Alkohol recht schnell zu Kopf steigt. Ich trinke ihn aber auch einfach sehr selten… Ich bevorzuge Kürbissaft“, entgegnete sie und bedankte sich bei den Weasleys für ihren Feuerwhiskey. „Ah Kürbissaft… Okay…“, murmelte er und nickte Fred und George zu. Die Zwei grinsten nur und gingen dann zu einer anderen Ecke des Tresens. Sie hatten anscheinend begriffen, dass er mit ihr alleine sein wollte. Vielleicht waren die Zwei doch nicht so doof, wie er immer gedacht hatte. „Und was ist mit dir? Trinkst du gerne Alkohol?“ Sie schaute ihn neugierig an und er grinste leicht. Er musste mit seinen Antworten vorsichtig sein, um sich nicht zu schnell zu verraten. Ob ihm das nach dem Alkohol auch noch leichtfallen würde? Vielleicht sollte er als Vorsichtsmaßnahme nicht so viel trinken heute. Was wäre das schließlich für eine Katastrophe, wenn sie wüsste, wer er war, aber er betrunken nicht herausfand, wer sie war? Das kam nicht in Frage. „Ich trinke gelegentlich und kann Alkohol auch recht gut vertragen. Ab und zu, wenn Stress herrscht, brauche ich das…“, entgegnete er und hielt sich damit an die Wahrheit. Da er meist allein trank, wusste keiner, wann er sich gern mal ein Gläschen genehmigte. Der einzige, mit dem er hin und wieder gemeinsam trank, war Blaise, aber auch das nur hin und wieder. „Wenn ich Stress habe, mache ich Sport… Fördert die Figur, hält fit und ich kann mich dann sehr gut ablenken…“ „Sport treibe ich so schon genug.“ „Ja, das sieht man…“, stimmte sie sofort zu und leckte sich kurz über die Lippen. Na, was war das denn? Hatte er sie etwa schon schneller rum, als er gedacht hatte? Ein freches Grinsen zierte seine Lippen, wurde aber enttäuscht, als sie mit dem leeren Feuerwhiskeyglas vor seiner Nase rumwedelte. „Nicht so gierig, mein Lord. Ich habe mir nur den Feuerwhiskey von den Lippen geleckt… Ich fürchte, du musst dich noch gedulden. Der Abend hat schließlich gerade erst begonnen…“, schnurrte sie und Dracos Grinsen wurde breiter. Oh ja, diese Frau und keine andere. Das wurde ihm immer mehr bewusst. Sie wusste ganz genau, wie man dieses Spiel spielte und er könnte sich nichts Besseres vorstellen. Wann hatte er das letzte Mal so geflirtet? Das musste im vierten Jahr gewesen sein, als er sich mit ein paar Schülerinnen von Beauxbaton unterhalten hatte. Die hatten das Flirten definitiv auch drauf gehabt, doch sonst waren sie irgendwie zu … französisch gewesen. Ganz im Gegensatz zu der Lady vor ihm. Da nur Hogwartsschüler hier waren, war sie eindeutig Britin. Aber wer sich hinter der Verkleidung verbarg, war ihm noch immer ein Rätsel. Kapitel 11: Der Vampirlord und Hermine Granger ---------------------------------------------- Oh je, wie benahm sie sich nur!? Seit sie in diesem Kostüm steckte, verhielt sie sich total anders. Aber das schlimmste war, dass ihr dieses Spiel mit dem Vampirlord auch noch gefiel. Es war doch zum verrückt werden, aber sie konnte sich dem einfach nicht entziehen. Dabei war sie doch eigentlich gar nicht die Person für solche Spielchen. Doch bei ihm war es etwas anderes. Abgesehen von seiner Maskerade gab es da noch etwas, was sie nicht los und dieses Spiel weiterspielen ließ. Sie würde hoffentlich noch heute Abend wissen, was das war und vor allen Dingen, wer er war. Diese Frage brannte ihr förmlich unter den Fingernägeln, aber sie musste geduldig bleiben, um das herauszufinden. Sonst würde es womöglich für immer ein Geheimnis bleiben und es gab kaum etwas Schlimmeres für sie, als Informationen, die ihr verborgen blieben. „Noch ein Tanz?“, erkundigte sie sich, nachdem sie sich aus ihren Gedankengängen gelöst hatte und schaute zu ihrem Partner rüber. Sie spürte diese innere Aufregung und das Tanzen hatte ihr so viel Spaß gemacht. Und sie konnte nicht leugnen, dass es ihr gefiel, wenn sie dem Lord so nahe war. Sein Griff war fest, aber nicht so, als würde er sie einengen. Es war schwer zu beschreiben, aber für sie fühlte es sich genau richtig an. Er schien leicht verdutzt über ihre Frage, nickte dann aber freundlich. Und war da ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen? „Wenn du es möchtest“, erwiderte er mit dunkler Stimme und verbeugte sich wieder leicht. Diese höfliche Art, dieses Benehmen eines Gentlemans, fesselte sie einfach. Da könnten sich Harry und Ron gerne mal eine Scheibe von abschneiden! Elegant stand sie auf, der Lord hielt ihr eine Hand hin und sie legte ihre auf seine. Dann ließ sie sich zur Tanzfläche führen. Um sie herum standen wieder viele andere Schüler, wie sie erstaunt feststellte und sie unterdrückte den Rotschimmer. Alle sahen ihnen zu und das war ihr irgendwie peinlich! Dabei erkannte sie doch niemand, somit brauchte sie da eigentlich gar keine Angst zu haben. Aber man wusste ja nie, ob sich nicht nachher einer der Lehrer verplapperte. Denn die wussten zwangsläufig Bescheid, aber andererseits würde wohl kein Schüler zu den Lehrern gehen und fragen. Dafür waren alle viel zu sehr mit feiern beschäftigt. Wie auf Kommando entdeckte sie Professor Dumbledore lächelnd etwas abseits stehend. Er prostete ihr wissend zu und sie lächelte leicht zurück. Ihr Tanzpartner hatte das anscheinend nicht mitbekommen und plötzlich wurde die Frage, wer sich hinter seiner Maskerade versteckte, noch dringender für sie. Der Schulleiter wusste ganz genau, dass sie die Vampirlady war und sie konnte sich dem Gedanken nicht erwehren, dass der alte Zausel irgendeinen Plan verfolgte! Und dass der mit ihr zu tun hatte … Doch weiter kam sie mit ihren Überlegungen nicht, denn auf einmal spürte sie eine Hand an ihrer Hüfte, die sie eng an den Vampir zog. Ohne Probleme tanzten sie über die große Fläche. Das Umfeld verschwamm, wurde uninteressant und die Musik zu einer leitenden Melodie, die ihnen den Weg aufzeigte. Sie spürte den Lord umso deutlicher, als dieser noch etwas näher zog, sodass nichts mehr zwischen sie passen würde, aber ihr war das nur recht. Sie fühlte sich so wohl in diesem Augenblick. So begehrt. So gewollt. In dieser Intensität hatte sie es noch nie gefühlt. Natürlich war da Viktor, der sich ebenfalls sehr um sie gekümmert hatte in der Vierten, der so sanft und liebevoll gewesen war, obwohl das so im Kontrast zu seinem muskulösen Körper gewesen war. Aber das hier … Das hier war anders. Intensiver. Und so sehr sie den Namen wissen wollte, so sehr wollte sie es ihrem Gegenüber nicht zu einfach machen. Sie grinste frech bei dem Gedanken, ihn weiter herauszufordern und ihr Gegenüber zog eine Augenbraue ein bisschen hoch. Doch er schien zu verstehen, dass er es nicht einfach mit ihr haben würde und das brachte auch ihn zu einem frechen, herausfordernden Grinsen. „Und? Schon jemanden erkannt?“, fragte sie leise flüsternd in sein Ohr, um ihn abzulenken. Sie war ihm so nahe wie sie zuletzt Viktor, doch die Gedanken von eben waren schon wieder verflogen. Für sie zählte nur ihr unbekannter Begleiter. „Ja, Weasel-bee habe ich schon entdeckt. Er ist das Gespenst, das mit uns den Eröffnungstanz gemacht hat. So wie der sich draußen in die Hosen gemacht hat, konnte es nur er sein. Ich habe die Vermutung, dass die Hexe hinter mir Granger sein könnte… So wie sie ihren Begleiter zutextet …“, meinte er und Hermine grinste innerlich. Ihr Partner hatte also wirklich keine Ahnung. Na dann konnte sie ja mal unauffällig aushorchen, was er so von ihr hielt. Wobei seine Worte nicht allzu nett geklungen hatten, denn „zutextet“ war nicht so schmeichelhaft. „Du meinst diese Besserwisserin aus Gryffindor?“, hakte sie nach und ihr Gegenüber nickte knapp. Es schien, als wollte er nicht unbedingt das Thema Hermine Granger reden, doch sie interessierte es. Aber sie musste aufpassen, dass sie nicht zu penetrant wurde, sonst würde ihr Tanzpartner wahrscheinlich Verdacht schöpfen. „Das Weib, das immer mit Potter rumhängt…“, murmelte sie vor sich hin und seufzte hoffentlich genervt. Bloß nicht verraten! „Ja, genau die. Ich kann sie nicht ab. Ich habe prinzipiell nichts gegen selbstbewusste Frauen, aber ihre wichtigtuerische und besserwisserische Ader kotzt mich an…“, spuckte er ihr förmlich entgegen und sie spürte, dass er kurz verkrampfte. Du meine Güte, nicht leiden können war ja deutlich untertrieben. Sie wusste genug, hatte Hermine beschlossen und wollte ihn lieber wieder ablenken. Bevor der Abend nachher doch zu einem Reinfall wurde. „Ganz ruhig, hm? Ich werde dir den Abend schon noch versüßen“, säuselte sie und augenblicklich entspannte sich ihr Begleiter unter ihren streichelnden Händen auf dem Rücken. „Entschuldige meine Ausdrucksweise… Du hast recht, ich sollte mich jetzt wirklich nicht mit ihr beschäftigen… Dein Anblick ist da schon sehr viel angenehmer…“, erwiderte er noch leicht zerknirscht und sie lächelte ihn leicht verführerisch an. Er mochte sie also nicht. Na dann würde der Schock für den Ärmsten aber umso schlimmer werden, wenn er es raus fand. Allerdings war die Brünette nun verunsichert, ob sie ihm ihre wahre Identität offenbaren sollte oder nicht. Hatte das noch einen Sinn, wenn er sie so schrecklich fand? Und wer in dieser Schule hatte so eine Wut auf sie? Waren es viele? Trauten sie sich nur nicht, ihr das zu sagen? Tuschelten sie alle hinter ihrem Rücken? Die Gedanken brachten sie nicht weiter und sie verdrängte sie in die hinterste Ecke ihres Kopfes. Jetzt wollte sie weiter tanzen und den Abend genießen. Alles andere konnte bis morgen warten, wenn der magische Moment vorbei war und die Realität wieder über sie hereinschwappte. Also konzentrierte sie sich auf den Tanz und ehe Hermine sich versah, befand sie sich plötzlich in einem Engtanz. Sie hatte gar nicht realisiert, dass sich die Musik verändert hatte, bis ihr Partner seine Arme um ihre Hüften legte und sie ihre automatisch um seinen Hals. Der ruhige Takt und das leichte hin und her wiegen empfand sie als sehr angenehm und entspannend. Genießerisch lehnte sie ihren Kopf an seinen Oberkörper und schloss die Augen. Dass seine Hände über ihren Rücken fuhren, nahm sie aufgrund der Korsage gar nicht wahr. Sie fühlte sich wie im Himmel und es kribbelte in ihrer Magengegend. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust und dennoch war es nicht unangenehm. Wie er wohl reagieren würde, wenn er wusste, wer ihn da um den Finger wickelte? Ob das seine Einstellung ihr gegenüber verändern würde? Es interessierte sie, aber sie sagte nichts. Sie wollte sich diesen Moment nicht kaputt machen. Sie spürte dieses wohlige, warme Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, als sie so an ihm lehnte. In diesem Augenblick konnte ihr niemand etwas anhaben. Davon war sie überzeugt. Auch ein Draco Malfoy nicht! Verdammt, wie kam sie denn jetzt auf den!? Frustriert seufzte sie innerlich auf. Von dem ließ sie sich auch nicht den Abend versauen, das war jawohl klar. Hermine öffnete die Augen wieder und ließ den Blick ein wenig schweifen. Doch sie entdeckte niemanden, außer dem Gespenst, das in der Tat Ron sein musste, so wie sich der Geist benahm. Aber ansonsten … Wobei der Typ, der etwas abseits an der Theke stand und einen Feuerwhiskey runterkippte, schon Malfoy sein konnte. Jetzt verkrampfte sie etwas und seufzte leise. Sofort waren die Bilder vom Gang da, wo er dafür gesorgt hatte, dass sie auf dem Boden gekniet hatte. Es war so erniedrigend gewesen. „Hey, was ist los?“, wollte ihr Tanzpartner wissen und strich ihr den Nacken entlang. Es kribbelte, wo seine Finger ihre Haut berührten und es fühlte sich angenehm an. Nach einem Moment begann er, mit ihren Nackenhärchen zu spielen und aus dem Kribbeln wurde ein Kitzeln. „Hey, das kitzelt… Hör auf damit, sonst werde ich dir nie sagen, wer ich wirklich bin…“, drohte sie mit einem Lächeln und zwinkerte ihm zu. Sie spürte, wie die Finger wieder zu ihrem Rücken wanderten und sah in ein grinsendes Gesicht. „Na darauf will ich es natürlich nicht ankommen lassen. Aber jetzt bist du wieder entspannter. Was war los?“, hakte ihr Begleiter nach und Hermine seufzte kurz. „Ich glaube, ich habe Draco Malfoy entdeckt. Der Typ, der da hinten in der Ecke an der Theke steht und einen Feuerwhiskey kippt. Ich mag den Prinzen Slytherins nicht“, sagte sie ehrlich und kuschelte sich wieder an ihren Tanzpartner. Kapitel 12: Die Vampirlady und Draco Malfoy ------------------------------------------- Ach, die junge Hexe mochte ihn nicht? Na dann würde es ihm ein umso größeres Vergnügen bereiten, ihr zu zeigen, dass er auf seine ganz eigene Weise sehr wohl liebenswert war. Nur halt nicht auf die normale Art. Keiner in dieser Schule kannte ihn wirklich gut – abgesehen von Blaise –, den er immerhin auch als seinen besten Freund bezeichnete. Ansonsten jedoch wahrte er immer eine Fassade, an der noch niemand sonst gekratzt hatte. Erst recht keine Frau. Vielleicht würde sich das bald ändern. „Und warum nicht?“, fragte er neugierig und noch immer tanzten sie ein wenig im Takt der Musik. Er mochte den kleineren Körper, der sich an ihn kuschelte und strich ihr weiterhin über den Rücken. Er wusste, dass sie es nicht stark merkte, denn das Korsett war sehr hart und mit Metallstreben verstärkt, damit es auch wirklich für eine perfekte Figur sorgte und was sollte er sagen? Das tat sie sehr gut. Dennoch interessierte es ihn, was sie über ihn dachte. Vielleicht würde sie noch genauer werden, denn es war sicherlich interessant, mal eine fremde Meinung über sich selbst zu hören. „Er ist ein Arschloch. Zumindest benimmt er sich so. Er hasst alles, was irgendwie wie mit Muggeln zu tun hat. Ich persönliche habe nichts gegen sie. Und es gibt jawohl nichts Schlimmeres als intolerante Leute. … Aber andererseits tut er mir auch leid…“ „Er ist eben ein Reinblut und die Familie altehrwürdig.“ Die Lady in seinen Armen schnaufte und entgegnete genervt: „Das macht ihn auch nicht zu einer besseren Person.“ Oho, da hatte wohl jemand wirklich ein Problem mit ihm, was? Doch plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. Hatte sie nicht eben etwas von Mitleid gesagt? Obwohl sie so ein Problem mit Reinblütern zu haben schien? Wie passte das denn zusammen? Das würde er gleich mal in Erfahrung bringen. „Du hast Mitleid mit ihm, obwohl du ihn nicht magst? Warum das, wenn ich fragen darf?“, wollte Draco neugierig wissen. Auf diese Antwort war er wirklich gespannt. Ob es etwas mit Voldemort zu tun hatte? Oder mit seinen Eltern? „Naja … Seine Eltern haben ihm seine Kindheit bestimmt alles andere als schön gestaltet. Er ist doch bestimmt nicht normal – wie andere Kinder – aufgewachsen, da muss man sich doch seinen Vater nur mal ansehen. Seine Mutter kenne ich nicht, da kann ich nichts zu sagen, aber der Papa hat ja wohl auf ganzer Linie versagt. Ob er Draco jemals gesagt hat, dass er ihn liebt? Dass er stolz auf ihn ist, weil er gute Noten schreibt und gut im Quidditch ist? Und dann auch noch das Gerücht, dass er Todesser ist. Wenn ja, dann tut er mir noch mehr leid. Bestimmt hat sein Vater das eingefädelt und du-weißt-schon-wer wird bestimmt nicht zimperlich mit seinen Untertanen umgehen, auch nicht mit den Malfoys. Und wie sollte er sich gegen die Ideologie wehren, wenn er sie bestimmt seit dem ersten Tag seines Lebens vorgelebt bekommen hat? Ich weiß nicht recht, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass Draco nur so kalt tut, weil er dann Aufmerksamkeit bekommt … Aufmerksamkeit, die er von seinen Eltern nie bekommen hat wahrscheinlich … Also das ist zumindest meine Theorie und deswegen tut er mir leid …“ Ein Moment lang herrschte schweigen zwischen den Beiden. Draco musste erst mal sacken lassen, dass eine Unbekannte ihn so durchschaut hatte. Jetzt musste er erst recht wissen, wer sie war. Vielleicht war sie es ja, die ihn aus diesem Loch rausholen konnte. Was für eine hervorragende Menschenkenntnis hatte sie, dass sie so gute Schlussfolgerungen ziehen konnte? Wer war sie? Eine Ravenclaw? Eine Hufflepuff? Doch mit ihnen hatte er nichts zu tun, also woher sollte sie wissen, wie es bei ihm aussah? Die ganze Sache wurde immer mysteriöser und seine Neugier immer größer. „Ja, kann schon sein…“, stimmte er schließlich zu, weil er noch nichts erwidert hatte und zwang sich zu einem leichten Lächeln. Wann war er so durchschaubar geworden? „Ach, ich rede zu viel. Ich sag’s ja, der Feuerwhiskey bekommt mir nicht. Da werde ich ganz redselig von…“, meinte sie auf einmal und ein leichter Rotschimmer wurde auf ihren Wangen sichtbar. Wie es schien, war es ihr tatsächlich peinlich, dass sie das gesagt hatte. Dabei war er irgendwie dankbar dafür, obwohl er sich gleichzeitig ganz unwohl fühlte – schutzlos, weil eine Unbekannte ihn durchschaut hatte. Oder war hinter der Maskerade doch eine Slytherin? Daphne vielleicht? Nein, die Ansage der Lehrer war eindeutig: Jeder Schüler würde einen Partner aus einem anderen Haus haben. Der junge Malfoy blieb stehen, die Musik dudelte im Hintergrund noch weiter, und sah ihr in die Augen. Sie erwiderte den Blick und er glaubte zu sehen, dass er etwas sehnsüchtig war. Auch sein Blick war das garantiert. Innerlich wünschte er sich schon seit jeher jemanden, der ihn verstand. Jemanden, der ihm helfen konnte, ein normales Leben aufzubauen. Jemanden, der ihn aufrichtig liebte – nicht wegen seines Rufes oder Vermögens. Ob sie vielleicht dieser jemand war? Er seufzte innerlich. Gerade in den letzten drei Monaten hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass da draußen jemand war, der ihm helfen konnte. Doch jetzt war diese Hoffnung wieder da, aber sie war nicht gut. Sie vergiftete seine Gedanken, denn er hatte sich mit Beginn des Auftrags von Voldemort verboten, über eine Beziehung nachzudenken. Das würde seine Geliebte nur in Gefahr bringen und das war das letzte, was er in dieser Situation wollte. Der junge Zauberer fühlte sich ganz komisch. Er war aufgeregt, glücklich, voller Hoffnung, aber andererseits hatte er auch Angst, war unsicher und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Was, wenn sie ihn nicht wollte, weil er Todesser war? Es wäre nur verständlich, aber dann wäre er wieder allein. Dieses verdammte Mal. Wie hatte es nur so weit kommen können? Er verfluchte sich in Gedanken dafür, hätte es am liebsten mit den Fingernägeln zerkratzt, obwohl es nichts bringen würde, doch er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Mit gleichmäßigen Atemzügen beruhigte Malfoy seine Nerven und verdrängte die trübsinnigen Gedanken zusammen mit der Angst. Einmal in seinem Leben sollte er versuchen, positiv zu denken. Und sei es nur für diesen Abend. Noch immer starrte er seine Tanzpartnerin an und sie erwiderte den Blick ruhig, geradezu sanft. Auch sie schien ein wenig abwesend zu sein. Was sie wohl gerade dachte? Kapitel 13: Küssen oder nicht küssen? ------------------------------------- Diese vor Sehnsucht rotglühenden Augen fesselten Hermine und sie starrte ihren Tanzpartner regelrecht an. Sie nahm gar nicht wahr, dass sie stehen geblieben waren. Aber dass er ihr immer näherkam, das fiel ihr sofort auf. Wollte er sie wirklich küssen? Und wenn ja, sollte sie es zulassen? Sie war kein Mädchen für eine Nacht und außerdem wollte sie vorher gern wissen, wer ihr Begleiter denn nun eigentlich war. Sie konnte doch nicht mit einem Unbekannten einfach so rumknutschen! Nachher war es McLaggen oder so, dann würde sie sich den Rest der Schulzeit vorwerfen, dass sie nicht vorher den Namen erfahren hatte, um flüchten zu können! Sie war so aufgeregt und wusste gar nicht, was sie tun sollte. Also tat sie nichts. Ach Hermine! Er ist der Mann deiner Träume, also greif ihn dir, forderte ihre innere Stimme und die junge Hexe seufzte innerlich. Sollte sie wirklich? Was war denn nach dem Abend!? Was würde dann sein? Würde sie ihn je wiedersehen? Bestimmt, denn immerhin war er hier ebenfalls Schüler, aber das hieß noch lange nicht, dass sie jemals erfuhr, wer sich hinter der Fassade verbarg. Und außerdem konnte er sie doch eh nicht ab. Wäre es da nicht besser, diese Scharade zu beenden und ihnen beiden Leid zu ersparen? Ihre Schläfen pochten ein wenig von den vielen Gedanken, doch sie ignorierte das. Jetzt musste sie sich entscheiden. Küssen oder nicht küssen? Das war in ihren Augen eine schwere Entscheidung. Aber ihr Gegenüber hatte sie so beeindruckt mit seinem Verhalten und Benehmen, was er an den Tag legte. Da musste sie ihn sich doch greifen. Und sie würde bestimmt noch herausfinden, wer der mysteriöse Vampirlord war. Und vielleicht würde dieser Abend helfen, dass er ein anderes Bild von ihr gewann. Dann hatten sie womöglich eine Chance. In ihrer Magengegend kribbelte es und endlich fasste sie sich innerlich ans Herz und kam ihrem Schwarm mit dem Kopf etwas näher. So nah, dass sie den warmen Atem des Lords an ihren Lippen spürte. Nur noch ein paar Millimeter waren sie voneinander entfernt, als ihr Gegenüber den Kopf senkte und so die letzte Distanz zwischen ihnen überbrückte. Sie fühlte diese perfekten, warmen Lippen an ihren und konnte kaum glauben, dass es tatsächlich passierte. In diesem Moment schaltete sich ihr Gehirn einfach aus. Sie ließ sich in diesen Kuss fallen, erwiderte ihn mit Leidenschaft und schloss genießerisch die Augen. Er war ein unglaublich guter Küsser, wie Hermine fand. Seine tollen Lippen, wie er mit ihrer Unterlippe spielte und sich schlussendlich Zutritt zu ihrer Mundhöhle verschaffte. Er war frech, aber so unglaublich gut. Sie krallte sich auf Brusthöhe ein wenig in seine Uniform, um Halt zu finden und spürte, wie er sie fester in seine starken Arme nahm. Sie hätte ihn so gern gefragt, wer er war, damit sie ihn wiederfinden würde. Doch etwas hinderte sie daran, einfach zu fragen. Wahrscheinlich war es die Angst, dass sie ihm dann auch sagen musste, wer sie war. Und da er sie ja nicht mochte, wollte sie es gar nicht darauf anlegen. Doch wie lange würden sie dieses Katz- und Mausspiel noch spielen? Solange bis der Abend vorbei war und dann zum Abschied würde sie sagen: Ach ja, übrigens. Ich bin Hermine, die du nicht leiden kannst!? Schönes Leben noch mit dieser Erkenntnis! Nein, das war auch nicht richtig. Ach, sie machte sich viel zu viele Gedanken darüber! Sie sollte endlich lernen, gewisse Dinge einfach mal auf sich zukommen zu lassen, aber hier ging es doch um Gefühle – um IHRE Gefühle. Da konnte sie es doch nicht einfach entspannt auf sich zukommen lassen und nachher todunglücklich das restliche Jahr hier verbringen und jeden männlichen Schüler aus den anderen Häusern kritisch anschauen. Die Lippen erschwerten es ihr unglaublich, weiter klar zu denken, doch sie wollte unbedingt eine Entscheidung treffen. Nein, sie musste eine treffen! Wie sollte es sonst weitergehen? All ihre Kraft musste sie der Bekämpfung Voldemorts widmen, da durfte sie nicht so ein Abend ablenken. Sanft wurde ihr in die Unterlippe gebissen und überraschte keuchte sie auf. Ihre Gedanken verpufften und aus der Situation heraus erwiderte sie den Kuss genauso leidenschaftlich. Es war, als würde ihr Körper bestimmen, was sie tat und für einen winzigen Augenblick zuckte sie leicht zurück, weil sie das verunsicherte, doch dann ließ sie sich fallen. Der Lord war zu interessant für sie, zu unwiderstehlich, als dass sie den Kuss abbrechen konnte. Ihr Tanzpartner wirkte geradezu gierig, hungrig und sie konnte sich nicht wehren. Wie hatte es so weit kommen können, dass sie ihm verfallen war? Für die junge Hexe gab es doch nichts Schlimmeres, als die Kontrolle abgeben zu müssen. Dann fühlte sie sich immer sofort unwohl, schutzlos und war angespannt. Also was sollte sie nur tun? Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als der Vampirlord den Kuss langsam löste. Ihr Herz wummerte gegen das Korsett und ihr Gehirn brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was gerade geschehen war. Ihr Atem ging noch immer etwas stoßweise und sie ließ sich noch immer von den roten Augen gefangen halten. Sie waren so besonders, wie er es war. „Hast du etwa noch nicht genug?“, wollte er plötzlich mit rauer Stimme wissen und sein Mund war ihrem Ohr so nah, dass sich ihr Puls automatisch beschleunigte. Anscheinend begann der liebe Lord, Oberwasser zu bekommen. Das musste sie schnell unterbinden, damit er sich nicht zu viel darauf einbildete. So einfach war das mit ihr nicht. „Das hättest du wohl gern. Aber so leicht lasse ich mich nicht um den Finger wickeln“, stellte sie mit einem Lächeln klar, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Dann drehte sie sich – ohne eine Reaktion abzuwarten – zum Tresen um und steuerte auf diesen zu. Ihre Kehle war so trocken, dass sie das Gefühl hatte, zu verdursten und gleichzeitig schien sie über den Boden zu schweben, weil sie den Lord so spannend fand. Noch nie hatte sie mit einem so interessanten Mann zu tun gehabt. Wie hatte sie ihn nie in Hogwarts bemerken können? Gehörte er zu einem anderen Jahrgang? Das war die einzig logische Erklärung, die ihr einfiel. Ob dieser Abend noch mehr für sie bereithielt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)