Der Halloween-Kostüm-Ball von Iwa-chaaan (Was passiert, wenn man jemanden ohne Vorurteile kennenlernt?) ================================================================================ Kapitel 5: Reden tut gut ------------------------ Hermine könnte platzen vor Wut! Und wie sie das gerade konnte. Wenn man um ihr herum eine Aura hätte sehen können, wäre diese blutrot, vielleicht noch mit schwarzen Fäden durchzogen, um ihrer Wut noch mehr Ausdruck zu verleihen. Was bildete sich dieser eingebildete, arrogante Möchtegernmalfoy eigentlich ein!? Sie kniend und das auch noch vor ihm. Das war zu viel. Ihre Geduld war zu Ende, die Schur gerissen. Wenn er sie noch einmal dumm anmachen würde, dann konnte sie für nichts mehr garantieren, das war ihr klar. Also würde sie versuchen, einen sehr großen Bogen um den Blonden zu machen, bevor sie etwas tat, was sie später noch bereuen würde. Und ihr war klar, dass sie dazu in der Lage war. So intelligent sie auch war, so konnten ihre Gefühle in Extremsituationen die Führung übernehmen. Einmal hatte sie das in der Vergangenheit schon erlebt und das war nicht gut gewesen. Seitdem versuchte sie so emotional stressige Begegnungen zu vermeiden. Doch dieser Lackaffe legte es so sehr darauf an! Auf mehr als eine Faust im Gesicht! Ihre beiden Freunde schienen zu merken, dass etwas nicht stimmte, deswegen sprachen sie sie auch nicht weiter an. Wobei, wahrscheinlich sprachen sie nicht mit ihr wegen der Sache am Frühstückstisch. Dabei war das für sie schon Schnee von gestern. Malfoy hingegen… Wenn sie allein schon an diesen Namen dachte, wurde ihr übel vor Wut. So gut es ging, versuchte sie sie zu zügeln, regelrecht beiseitezuschieben, denn jetzt hatte sie Unterricht und dem wollte sie gewissenhaft folgen. Es gelang ihr ganz gut und es kam ihr sehr gelegen, dass Harry und insbesondere Ron sie während des gesamten Unterrichts nicht ansprachen. Das machte die Sache gerade erträglich. Ob sie Harry von der Geschichte draußen im Gang erzählen sollte? Sie überlegte kurz, entschied sich dann aber doch dagegen. Harry würde nachher auch etwas Unüberlegtes tun und das wollte sie nicht. Sie konnte das auch alleine regeln. Immerhin war das meiste bei dem blonden Arsch Fassade. Das war ihr nach dem Faustschlag in der dritten Klasse klar geworden, so winselnd, wie er abgehauen war. Meine Güte, hatte das damals gutgetan! Vielleicht brauchte Malfoy mal wieder so eine Abreibung, um zu wissen, dass er nicht so mit ihr umgehen durfte. Da sie doch oft in Gedanken war statt beim Unterricht, verging die Stunde wie ihm Flug und Hermine hatte kaum etwas zum Unterricht beigetragen, was Schüler wie Lehrer gleichermaßen erstaunte. Durfte sie nicht auch mal einen schlechten Tag haben? Offenbar nicht, denn kaum, dass Schluss war, sprach Professor Slughorn sie an. „Miss Granger. Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“, fragte er leicht besorgt und Hermine schaute ihn fragend an. „Ja, Professor. Ich habe lediglich Kopfschmerzen, aber ich hab schon etwas dagegen genommen. Sie sollten also hoffentlich bald weg sein …“ Sie lächelte leicht, während sie ihre Sachen zusammenpackte und Slughorn nickte langsam. Anscheinend war er nicht sicher, ob er ihr das glauben konnte oder nicht, aber zumindest stellte er keine weiteren Fragen. Schweigend folgte sie Harry und Ron, die noch über den Unterricht sprachen, durch die Gänge. Es interessierte sie nicht, was genau sie da redeten, viel lieber wollte sie jetzt zu Ginny und mit ihr sprechen. Denn ihr konnte sie sich anvertrauen und wenn sie das nicht mit wenigstens einer Person teilte, hatte sie das Gefühl, dass sie diese immense Wut auffressen würde. Und das galt es um jeden Preis zu verhindern. Also verabschiedete sie sich knapp bei den Jungs und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg, um die Rothaarige zu finden. Schließlich fand sie Ginny in der Nähe des Vertrauensschülerbads, wo sie entspannt schlenderte – wahrscheinlich auf dem Weg zum nächsten Unterricht. „Hey Ginny, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Hermine und ihre Freundin lächelte sie liebevoll an. „Ja klar, was gibt es denn?“ Die Stimme der Rothaarigen klang wie immer nett und höflich und trotzdem mit einem Funken Frechheit. So war sie eben und in Hermines Augen war das auch gut so, denn was bestimmte Themen anging, war sie einfach mehr geradeheraus und hin und wieder brauchte Hermine das. Deswegen hatte sie die einzige Weasley Tochter mittlerweile so ins Herz geschlossen. Mit ihr konnte sie über absolut alles reden. Noch im ersten Jahr hätte sie es nicht für möglich gehalten, hier überhaupt gute Freunde zu finden – geschweige denn eine beste Freundin – und jetzt hatte sie einen tollen Freundeskreis! Aber um den ging es nun ja gar nicht – im Gegenteil. „Es geht um Malfoy. Du glaubst nicht, was der eben gebracht hat“, schnaubte Hermine und sie setzten sich auf den Boden gegenüber des Vertrauensschülerbads. Ihnen blieb eine viertel Stunde Pause und die würden sie bestimmt brauchen. „Wieso? Was hat der Idiot denn jetzt schon wieder gemacht?“ Hermine seufzte. Wo sollte sie da am besten anfangen? Ihr innerer Impuls wollte direkt mit der Tür ins Haus fallen, doch Ginny sollte das alles von Anfang an verstehen. Dementsprechend ordnete sie ihre Gedanken kurz und begann zu berichten: „Also ich stand vor dem Zaubertränkeraum, weil wir da eben Unterricht bei Professor Slughorn hatten und las in meinem Buch zur Vorbereitung. Als ich es wegpackte, entdeckte ich Malfoy an der gegenüberliegenden Wand. Er sah mich so seltsam an. Keine Ahnung, wie ich es beschreiben soll, aber ich fühlte mich sofort unwohl. Ich meinte zu ihm, dass er nicht einfach so rumschleichen soll. Eigentlich so doof von mir, weil ich mich damit angreifbar gemacht habe, aber ich hatte es ausgesprochen, bevor ich etwas dagegen tun konnte! Er erwiderte nur im seinem Arschlochton, dass ich mich nicht so tief in meine Bücher vertiefen sollte und etwas in mir hat ausgesetzt. Ich bin zu ihm gegangen und habe ihm gesagt, dass es meine Sache wäre und habe auf seinen Oberkörper getippt. Eigentlich hätte ich ihm am liebsten eine rein gehauen, aber ich wollte nicht von der Schule fliegen. Naja, jedenfalls hat er meinen Arm gepackt, ihn mir verdreht und mit einem Mal kniete ich auf dem Boden, direkt vor ihm! Stell dir das mal vor! Und dann sagte er auch noch zu mir, dass das mein Platz wäre! Wenn dann nicht andere Schüler gekommen wären, hätte ich ernsthaft eine Prügelei mit diesem Arschloch angefangen. Als könnte er mich herumschubsen, wie es ihm gerade so passt! Nur weil er an diesen Reinblüter-Mist glaubt!“ Ginny hörte sich das in Ruhe an, während sie zum Ende ungehalten wurde. Allein der Gedanke an dieses unliebsame Zusammentreffen ließ die Wut in ihren Adern erneut züngeln und sie brauchte alle Kraft, um sich wieder zu beruhigen. Das führte doch zu nichts. Wegen ihm würde sie nicht von der Schule fliegen! Die Genugtuung würde sie ihm niemals im Leben gönnen. „Dieses Arschloch! Das war ja so klar, dass er es nicht zulässt, dass eine Muggelstämmige ihn berührt ... Bestimmt hat er Angst, davon krank zu werden! Ach, wie schön es wäre, wenn er jetzt für Wochen schwerkrank werden würde! Dann könnte er uns nicht weiter nerven!“, echauffierte sich Ginny neben ihr und Hermine seufzte. „Ich bin ja eigentlich nicht so, aber in dem Fall wäre es wirklich super, wenn Malfoy für ein paar Wochen den Kerker nicht verlassen könnte. Es ist eine lästige Angewohnheit von mir, dass ich mit dem Zeigefinger auf den Oberkörper des Gegenübers herumtippe, wenn ich jemandem etwas besonders klar machen will. Jedoch ist das doch kein Grund, dass ich gleich den Boden halb knutschen muss! Und dann auch noch dieser Spruch von ihm: Da gehörst du hin, Granger. Auf den Boden. Du hast auf dieser Schule nichts zu suchen. Werde dir endlich deiner Stellung bewusst…“, äffte sie ihn nach und ballte die Hände zu Fäusten. Arg! Wie sollte sie ihm im nächsten Unterricht begegnen, ohne wie eine Löwin auf ihn loszugehen? Ginny seufzte leise und legte ihr zur Beruhigung eine Hand auf den Rücken. „Beruhige dich, Hermine. Wenn der Krieg vorbei ist, wird auch er einsehen müssen, dass er nur Stuss gelabert hat. Aber falls Harry wirklich Recht hat und Malfoy ein Todesser ist, dann wird er in Askaban landen, wenn er das überlebt. Also reg dich nicht auf. Er ist es nicht wert … Wahrscheinlich ist er einfach nur ein einsames, kleines Kind, was nie Liebe bekommen hat und sich deswegen nicht anders benehmen kann, weil ihm das niemand beigebracht hat. Ich meine, Lucius ist sein Vater. Wie gut kann die Erziehung da schon sein?“ Überrascht schaute die Brünette zu ihrer besten Freundin rüber und wusste nicht, was sie sagen sollte. Der Blonde ein kleines, einsames Kind, was nie Liebe bekommen hat? Daraufhin wusste sie nichts zu erwidern, also sagte sie auch nichts weiter dazu. Viel mehr ließ sie sich diese Worte genau durch den Kopf gehen. Ja, konnte schon sein, dass dem so war. Aber musste man ihm dann nicht helfen? Nein! Dieser Idiot hatte es sich verspielt mit seinen ganzen Beleidigungen und der Aktion eben vor dem Unterricht. Sie war ja wirklich ein hilfsbereiter Mensch, aber bei ihm nicht! Niemals! Seit heute Morgen sowieso ganz und gar nicht! „Danke Ginny. Das Reden mit dir tut mir immer gut…“, meinte Hermine und lächelte leicht. Ihre Wut war für den Moment abgekühlt, trotzdem atmete sie noch einmal durch. Der Kommentar der Rothaarigen, dass Malfoy nur ein einsames, kleines Kind wäre, verbannte sie, um nicht zu sehr ins Grübeln zu kommen. Das hatte der nicht verdient. Dafür war zu viel zwischen ihnen vorgefallen. „Ich weiß. Dafür sind wir doch Freundinnen! Um uns gegenseitig zu helfen.“ Sie standen parallel auf und umarmten sich. Wasa würde sie nur ohne Ginny tun! Sie kuschelte sich einen Moment lang in die Umarmung, bevor sie sich langsam wieder löste. „Also ich muss wieder los, die Pause ist bald vorbei …“ Ihre Freundin nickte verständnisvoll und ließ sie ziehen. In Hermines Jahrgang gab es ziemlich viele Stunden in der Woche, das Pensum wurde immer mehr und für Freizeit gab es dementsprechend weniger Zeit. So marschierte die junge Hexe weiter zu ihrem nächsten Unterricht – in der Hoffnung, dass es keine weiteren Zwischenfälle gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)