Ein letztes Geheimnis von Sharry ================================================================================ Kapitel 22: Kapitel 22 - Konflikt --------------------------------- Kapitel 22 – Konflikt   -Mihawk- „Hier, bitte sehr, Mihawk.“ Er sah auf, als Nico Robin ihm ein Glas Wasser hinstellte. „Ich würde dir ja auch einen Kaffee bringen, aber ich glaube nicht, dass unser Herr Doktor dies gutheißen würde.“ „Ich danke dir, Nico Robin“, entgegnete er und neigte leicht den Kopf, ehe er eine Seite der aktuellen Tageszeitung umblätterte. Nach einem ereignisreichen Morgen war Dulacre im Anschluss an das Frühstück vom jungen Schiffsdoktor untersucht worden, welcher ihm nur bestätigt hatte, was er bereits wusste. Der junge Arzt hatte sich wirklich erstaunt über Dulacres Heilungsprozess gezeigt und ihn erneut mit Lorenor verglichen, danach waren sie seinen Ernährungsplan durchgegangen, welchen Doktor Chopper am Vortag mit dem Smutje erstellt hatte, ganz zu Dulacres Missfallen. Er brauchte keinen Schiffskoch, der ihm erklärte, was er essen konnte und was nicht, er war ja nicht auf den Kopf gefallen und konnte sich denken, dass würzige oder heiße Speisen derzeit nicht das Richtige für seine heilenden Organe waren. Auf Dulacres Nachfrage hin hatte der junge Doktor widerstrebend zugestimmt, dass Dulacre nun das Bett verlassen durfte, aber er sollte sich schonen und Doktor Chopper hatte betont, dass Kämpfe und handgreifliche Auseinandersetzungen weiterhin tabu wären. Offensichtlich hatte Lorenor ihm gegenüber nicht erwähnt, was nur kurz vorher passiert war, sonst wäre seine Reaktion wohl deutlich nachdrücklicher ausgefallen, und ganz offensichtlich beabsichtigte der Smutje genauso wenig dies zu ändern, wie Dulacre selbst. Daraufhin hatte der junge Arzt Dulacre dazu eingeladen, am Mittagessen der Crew teilzunehmen. Deshalb saß er nun hier, am Kopfende des langen Esstischs, hinter ihm die offene Tür zum Krankenzimmer, und las die Zeitung, während der Smutje in der Kochnische vor sich hin werkelte und Nico Robin fleißig den Tisch deckte. Unglücklicherweise war Dulacre der Bitte des jungen Doktors nachgekommen und ihm in die Kombüse gefolgt, nur um zu bemerken, dass er einige Minuten zu früh gewesen war. Doch es war ihm zu umständlich, nun wieder ins Krankenzimmer zurückzukehren, also hatte er entschieden, die Zeitung zu lesen, hatte den bissigen Kommentar des Smutjes getrost ignoriert, welcher sofort von Doktor Chopper beschwichtigt worden war, bevor dieser sich aufgemacht hatte, den Rest der Crew zu holen. Dulacre konnte immer wieder den zornigen Seitenblick des Smutjes spüren, aber er ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Die Auseinandersetzung zwischen ihnen beiden mochte für den Smutje eine Ausnahmesituation gewesen sein, für Dulacre war sie dies aber ganz gewiss nicht. Es war nicht mehr als ein kleines Geplänkel gewesen, um herauszufinden, wie leicht der Smutje sich provozieren lassen würde und gleichzeitig ein paar Informationen zu ergaunern. Dafür war Dulacre auch nur zu gewillt gewesen, den ein oder anderen Seitenhieb sich einzufangen, schließlich war kein Wort des Smutjes eine große Überraschung für ihn gewesen. Nein, der Smutje hatte ihm nur bestätigt, was er bereits gewusst hatte, und zwar wie unfähig er und diese ganze Crew waren, allen voran der Kapitän. Wie immer war die einzige Unberechenbare Lorenor gewesen, dessen Einschreiten Dulacre nicht erwartet hatte, die darauffolgende Diskussion nicht hatte provozieren wollen. Er vermutete, dass Lorenor in seiner anderen Gestalt gewesen war und Dulacres Handeln zunächst für einen wahrhaftigen Angriff gehalten hatte. Ganz Unrecht hatte er mit seiner Sorge nicht gehabt. Auch wenn Dulacre nicht vorgehabt hatte, Lorenor einen seiner Freunde zu nehmen, so hätte er dem Smutje doch nur zu gerne einen Denkzettel verpasst, wohl wissend, dass Lorenor so etwas missfallen würde. Selbst jetzt noch war Dulacre sich nicht sicher, ob seine Kontrolle über jenen Schwertstreich fein genug gewesen wäre, ob er den anderen nur hatte erschrecken wollen oder vielleicht doch ein kleines bisschen mehr. Lorenor hatte gut daran getan, ihn aufzuhalten, aber das wusste der Jüngere auch, stets in der Lage mit Dulacre umzugehen, selbst wenn er sich in seinem Zorn verlor. Tatsächlich war diese Auseinandersetzung nicht so anders gewesen, wie die vielen zuvor, aber ja, wieder einmal hatte Lorenor seinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht, aber er irrte sich, wenn er glaubte, dass Dulacre ihn unterschätzt hatte, das tat er ganz gewiss nicht. Dulacre wusste ganz genau, wie loyal Lorenor seiner Crew gegenüber war und auch, welchen Stellenwert die Crewmitglieder bei ihm einnahmen, und er war nicht einfältig genug, diesen Stellenwert streitig machen zu wollen, würde dies gewiss nicht riskieren. Aber das bedeutete nicht, dass er sich vom Smutje etwas gefallen ließ. Lorenor mochte ihm mit seinem Leben schützen, aber das war es dann auch. Lorenor mochte von Dulacre verlangen, seinen Unmut nicht an dem Smutje auszulassen, mochte sogar in der Lage sein, von ihm zu verlangen, dieses Gör zu beschützen – so wie er es einst vor zwei Jahren getan hatte – aber mehr konnte er nicht von ihm erwarten und das tat Lorenor auch nicht. Ein Räuspern ließ ihn aufblicken. Vor ihm stand über den Tisch gebeugt Nico Robin mit einem wissenden Lächeln und verteilte Teller. „Wärest du so freundlich, deine Füße vom Tisch zu nehmen; es ist unhöflich und ich möchte den Tisch zu decken.“ Er erwiderte ihr Lächeln und kam ihrer Bitte nach. Nico Robin war eine äußerst interessante Frau und unter anderen Umständen hätte Dulacre nichts gegen ein Gespräch mit ihr einzuwenden gehabt, aber gerade in diesem Moment war sie ihm äußerst wachsam gegenüber gestimmt. Wie ein Schütze, den Pfeil angelegt, nur für den Fall, dass er doch etwas Gefährliches tun würde. Sie war äußerst interessant, wohl wahr. Dulacre zweifelte nicht daran, dass sie über mehr im Bilde war als die meisten anderen der Crew. Ihr Blick verriet nichts und sagte dabei doch so viel und jedes ihrer Worte war charmant und schien doch sorgsam gewählt. Sie war wirklich so, wie Lorenor sie beschrieben hatte, und unter anderen Umständen hätte Dulacre sie zu einer Partie Schach herausgefordert – und er war sich sicher, dass er dieses Spiel genossen hätte – aber hier und jetzt warnte sie ihn, warnte ihn wie eine Bärenmutter davor, ihre Familie anzugreifen, ihre Kinder zu verletzen, ihr Junges zu verletzen. Amüsant, wie sie glaubte, dass diese Warnung ihm nicht wie eine Einladung vorkommen musste. Er war neugierig herauszufinden, wie sie wohl reagieren würde, aber sie war klug genug, ihn nicht zu reizen, und er war klug genug, sich nicht zwischen eine Bärenmutter und ihr Junges zu stellen. „Du könntest auch helfen“, knurrte der Smutje von der Kochnische, wie er es vor wenigen Minuten erst getan hatte und dann von Doktor Chopper daran erinnert worden war, dass Dulacre Patient war, „anstatt Robinlein alles alleine machen zu lassen.“ Oh, beinahe hatte sie sich verraten, äußerst amüsant. Als der Smutje seine Stimme erhoben hatte, war ihr Blick kurz in dessen Richtung geglitten und es war offensichtlich, dass sie nicht glücklich über dessen Einmischen war. Denn, obwohl sie klug genug war, Dulacre nicht anzustacheln, so galt dies offensichtlich nicht für den Smutje, der wohl genug Zeit gehabt hatte, seine Wunden zu lecken und augenscheinlich nun zu einer erneuten Verzweiflungstat ansetzte. Dulacre war dies nur Recht. Er mochte sich zwar Lorenors Wunsch beugen, aber er hatte sich lange genug im Krankenbett ausgeruht und wenn der Smutje meinte einen Disput provozieren zu müssen, dann würde er ganz schnell einsehen müssen, dass Dulacre ihm zwanzig Jahre in dieser Disziplin voraushatte und darüber hinaus nicht jemand war, der verlor. Dulacre mochte einen guten Disput und er war beinahe schon dankbar dafür, wenn der Smutje ihm eine Möglichkeit liefern würde, mit ihm und seiner Crew abrechnen zu können. Anders als Jiroushin bevorzugte Dulacre zwar das Schwert, um seine Kämpfe zu führen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er es brauchte. Gleich dem friedvollen Krieger konnte auch Dulacre seine Gegner rein mit Worten bezwingen, aber dabei ging er nicht weniger grausam vor, als mit seiner bevorzugten Waffe und er wartete nur darauf, dass dieses dumme Gör ihn zum Kampf herausfordern würde, vor dem Nico Robin ihn ganz offensichtlich bewahren wollte. „Ich dachte, ich sei hier Gast“, entgegnete Dulacre und hielt Nico Robins Blick stand, „und sagte Doktor Chopper nicht, ich solle mich schonen?“ „Ganz recht“, stimmte sie mit einem Lächeln zu, welches nicht ihre Augen erreichte, und ihr Blick verriet ihm, dass sie ihn durchschaut hatte, so wie er sie durchschaut hatte. Eines Tages wollte er wirklich gegen sie Schach spielen, sie schien eine würdige Gegnerin zu sein. „Das sagte er, und es ist auch wirklich kein Problem. Ich bin so gut wie fertig.“ Noch eine Sekunde hielt sie seinem Blick lächelnd stand, dann richtete sie sich auf und fuhr damit fort, Teller zu verteilen. Einen kurzen Moment betrachtete er die kluge Frau, wunderte sich wieder einmal, wie der Strohhut es schaffte, solche Menschen um sich zu sammeln, das war wohl seine gefährlichste Gabe, dann wandte auch er sich wieder seiner Tätigkeit zu. Doch selbst seine Lieblingslektüre war nicht in der Lage, ihn die Spannung im Raum vergessen zu lassen, nicht, dass er sich davon stören ließ. Nach und nach tröpfelten verschiedene Crewmitglieder und auch die beiden Samurai von Wa No Kuni herein und setzten sich an den Tisch, manche von ihnen halfen auch noch dem Smutje und Nico Robin, während der Samurai Dulacre offen ansah. Dulacre wunderte sich, ob die Strohhüte wussten, wem sie da Geleit boten, aber er hatte nicht vor, sich da einzumischen. Dennoch senkte er die Zeitung und begegnete dem Blick des Samurais. „Ich sehe, es geht Ihnen wieder besser“, sprach der Fremde, als er sich an den Tisch setzte, „das freut mich sehr. Sie sind ein Freund der Strohhüte?“ Schmunzelnd faltete Dulacre die Zeitung. „So weit würde ich nicht gehen“, entgegnete er und sein Blick fiel auf den Jungen neben dem Samurai, ehe er den Fremden wieder ansah. Das Schicksal schien wirklich eigenartige Wege mit dieser Crew zu gehen. Der Fremde öffnete den Mund, doch was auch immer dieser ihm gegenüber hatte sagen wollen, ging unter, als sich die Tür öffnete und der laut lachende Kapitän der Strohhüte gefolgt vom Scharfschützen hineinkam. Sein Lachen verstummte, als er Dulacre bemerkte, doch sein bereits jetzt schon unmenschlich breites Grinsen schien sogar noch eine Spur zu wachsen. Aber dann glitt sein Blick auf das Essen vor ihm und offensichtlich war Dulacre ganz schnell vergessen, was ihm nur recht war. Er hatte kein Interesse daran, sich mit dem Kapitän zu unterhalten, so wie er nur aufgrund ungeplanter Umstände überhaupt auf diesem Schiff anwesend war. Dann wurde er abgelenkt, als der junge Doktor des Schiffes hereinkam und sich zu ihm setzte. Zu Dulacres Erleichterung gab es nur eine kurze Ermahnung des Schiffsarztes, ehe dieser sich seinem Kapitän zuwandte und mit diesem über Belanglosigkeiten sprach. „Dürfte ich die Zeitung haben?“ „Natürlich.“ Dulacre lehnte sich vor und reichte die Zeitung der Navigatorin, die neben ihrem Kapitän und gegenüber von Nico Robin saß. Sie sah ihn kurz an, aber schien wohl äußerst bemüht so zu tun, als wäre nichts außergewöhnlich daran, dass einer der sieben Samurai an ihrem Mittagstisch saß, doch wandte dann den Blick ab, als sich die Türe erneut öffnete und Trafalgar Law hereinkam. Dieser würdigte Dulacre keines Blickes und er tat es ihm gleich. Neben dem Smutje war dieser Bengel wohl derjenige, den Dulacre von den Anwesenden am wenigsten leiden konnte. Wie konnte dieses Rotzbalg es wagen, den Titel der Samurai durch sein Verhalten zu beschmutzen? Wie konnte dieses Gör es wagen, ein Schwert sein Eigen zu nennen und jeden Schwertkämpfer damit abzuwerten? Nein, Dulacre konnte ihn wirklich nicht gut leiden. „Wo ist denn eigentlich Zorro?“, fragte der Cyborg der Crew, Cutty Fram, als er sich am Tresen niederließ. „Hab das Gefühl, den schon ewig nicht mehr gesehen zu haben. Macht der `ne Diät oder so?“ „Er trainiert im Ausguck“, erklärte Nico Robin mit einem Lächeln, welches deutlich machte, dass sie mehr wusste als alle anderen Anwesenden. „Es wirkte auf mich nicht so, als ob er sich Gedanken über das Mittagessen gemacht hätte.“ Sie war also bei ihm gewesen, nachdem er die Auseinandersetzung Dulacres mit dem Smutje unterbrochen hatte. Er konnte nicht vermeiden, dass ihm dies sauer aufstieß. Obwohl Lorenor mehr als deutlich gemacht hatte, dass Dulacre ihm nicht hatte folgen sollen, schien er nichts gegen ihre Anwesenheit gehabt zu haben. Allerdings wurde ihm auch bewusst, dass sie nicht Teil des Streits gewesen war, und vermutlich hatte sie ihre eigene Art, mit Lorenor zu reden, also war seine Eifersucht vielleicht sogar unbegründet. „Lysop, geh ihn holen“, murrte der Smutje, während er weitere Gerichte auf den Tisch brachte. „Was? Warum muss ich denn…?“ „Und sag ihm, dass er bereits das Frühstück geschwänzt hat und der Tag nur noch zwei Mahlzeiten hat“, unterbrach der Smutje den Lockenkopf unwirsch, ohne ihn auch nur anzusehen. Er schien genauso schlecht gelaunt zu sein, wie am frühen Morgen, aber das interessierte Dulacre nicht sonderlich. Sein Blick folgte dem Scharfschützen, der sich leise grummelnd erhob und zur Tür herausging. Währenddessen musste Dulacre ein Signal verpasst haben, denn sowohl Gäste als auch Crewmitglieder begannen zu essen. Fast schon überrascht beobachtete er, wie sie einfach anfingen, obwohl noch nicht sämtliche Crewmitglieder anwesend waren. Auf der anderen Seite war der Tisch bereits voll besetzt und letzten Endes handelte es sich bei dieser Crew doch um Piraten und Dulacre zweifelte, dass die Mehrheit der Anwesenden eine angemessene Erziehung genossen hatte. Eigentlich sollte Dulacre den Umständen etwas abgewinnen. Diese Leute waren diejenigen, denen er Lorenors Leben anvertrauen musste, er sollte die Gelegenheit nutzen, mehr über sie zu erfahren und sie in alltäglichen Situationen wie einem Mittagessen zu beobachten. Aber es wäre ein Fehler dieses Chaos ein Mittagessen zu nennen und Dulacre wusste nicht, ob er erstaunt oder genervt sein sollte; letzten Endes war er beides. Die Hände des Kapitäns flogen mit einer beachtlichen Geschwindigkeit über den ganzen Tisch, schreckten nicht vor heißen Speisen oder den Gerichten fremder Teller zurück, während die anderen Crewmitglieder ihr Essen mit Leib und Seele verteidigten, ohne sich aber tatsächlich an seinem Verhalten zu stören. Gleichzeitig dröhnte eine Vielzahl von Gesprächen in Dulacres Ohren. Die Damen unterhielten sich gesittet, Cutty Fram unnötig laut, während Trafalgar Law andauernd mit den Augen rollte. Das musikalische Skelett lachte immer wieder sehr laut und gab unpassende Bemerkungen zum Besten, woraufhin der Strohhut nur noch lauter lachte, ehe beide vom Smutje mit einem Kochlöffel gemaßregelt wurden. Dieser kam nun herüber und platzierte einen tiefen Teller mit undefinierbarer Brühe etwas zu hart vor Dulacre, sodass der Inhalt drohte über den Rand zu schwappen. „Eine Extrawurst für den Patienten“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Meinen Dank“, entgegnete Dulacre und begegnete diesen blauen Augen mit einem Schmunzeln. Es war viel zu einfach mit diesem Gör zu spielen. Ach, wie schade es doch war, dass er unter Lorenors Fittichen stand, Dulacre hätte nichts dagegen ihn zu brechen, und es wäre doch so einfach. Dann wandte er sich Doktor Chopper zu, der ihm detailliert erklärte, was für eine Speise da vor ihm stand, während der Smutje aufschnaubte und wieder in die Kochnische hinüber stapfte. Die nächsten anderthalb Minuten verstrichen damit, dass Dulacre dem Schiffsarzt mit halbem Ohre zuhörte, sich ein Glas Wasser eingoss und begann, die lauwarme Brühe zu essen, die erwartungsgemäß nach kaum etwas schmeckte, aber zumindest er hatte nun mal eine gute Erziehung genossen, also ließ er sich nichts anmerken und folgte dem ärztlichen Rat. Diese anderthalb Minuten merkte er sehr schnell, dass er dieses Chaos eines Mittagessens gerne zügig hinter sich haben würde, sein vor Medikamenten nebliger Geist tat sich schwer, die Vielzahl der Geräusche und Gesprächsfetzen zu differenzieren, und er bekam Kopfschmerzen. Sich die Schläfen reibend fragte er sich, wie der ruhige Lorenor dies über Wochen hinweg hatte aushalten können. Vielleicht war dies der Grund, warum der andere anscheinend regelmäßig Mahlzeiten verpasste. Dann jedoch wurde seine Aufmerksamkeit ans andere Ende des Tisches gezogen, nachdem ein Wort, das wohl seinen Namen darstellen sollte, mehrfach gefallen war. Dort saß der Kapitän der Strohhüte und erklärte den beiden Gästen aus Wa No Kuni, dass Dulacre ein guter Freund Lorenors wäre und damit auch ein Freund der Crew. Für einen Moment überlegte Dulacre, diese Behauptung richtigzustellen, allerdings wäre dies wohl nicht der Mühe wert, daher beschloss er, jenes unnötige Gerede zu ignorieren, um eine erneute Diskussion zum Wohle Lorenors zu vermeiden, doch der Smutje sah das wohl ganz anders. „Freund der Crew, das ich nicht lache.“ Er knallte einen frischen Berg von Nudeln auf den Tisch. „Falkenauge geht es nur um den Marimo. Wir könnten alle tot umfallen und es wäre ihm egal.“ „Ach was“, lachte der Strohhut und schien den Umschwung, der sich mit einem Mal im Raum breitmachte, nicht mal zu bemerken, „Falki hat Zorro und uns mehrmals geholfen und er ist Zorros Freund, also ist er unser Freund.“ Bis vor wenigen Sekunden hatte eine unterschwellige Anspannung im Raum vorgeherrscht, die man wohl erwarten konnte, wenn Fremde mit am Tisch saßen und man sich darauf vorbereitete Samurai und Kaiser anzugreifen, aber auch nicht mehr, nicht genug, um den Trubel des Alltags schwerwiegend zu beeinträchtigen. Doch nun, obwohl der Strohhut unbekümmert ein Gericht nach dem anderen vertilgte, senkten die anderen ihr Besteck und wechselten verstohlene Blicke. Selbst die Gäste wurden aufmerksam, aber es war wieder einmal der Smutje, der es entweder nicht bemerkte oder gerade davon angestachelt wurde. „Von wegen, Ruffy, ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass eine freundliche Tat noch keine Freunde macht und dieser Dreckskerl da hat damals nicht uns geholfen; er hat es nur wegen dem Mairmo gemacht. Nicht wahr, Falkenauge, wir sind dir doch scheißegal, oder?“ Damit lagen nun erwartungsgemäß alle Augen auf ihm, die übrigen Gespräche verstummten endgültig und er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Nico Robin tonlos aufseufzte. Dulacre auf der anderen Seite musste sich ein Grinsen verkneifen, als er den letzten Löffel seiner Mahlzeit zu sich nahm und dann die Stille genoss, um noch einen Schluck Wasser zu trinken. Er brauchte noch nicht mal etwas zu tun, wie ein Beutetier, was sich selbst zum Bau des Wolfes trug und unter Drohgebärden den Nacken darbot. Elegant stellte er sein Glas ab und sah dann lächelnd in die umliegenden Gesichter. „Gewiss“, nickte er, „warum sollte mir auch irgendetwas an einer dahergelaufenen Crew von Piraten liegen? Eine freundliche Gesinnung hege ich gegenüber keinem aus diesem Raum. Vielen Dank für das Mahl, Smutje, es hat wohl geschmeckt, wonach es schmecken sollte, nämlich nichts.“ „Was ist dein verdammtes Problem?!“ Der Smutje hatte die Distanz zwischen ihnen nicht mal beeindruckend schnell überbrückt und Dulacre ließ es zu, dass er ihn am Kragen packte. Er würde sein Versprechen gegenüber Lorenor nicht brechen, außerdem brauchte er noch nicht mal einen Finger an den Smutje zu legen, um ihn hingegen zu brechen. „Sanji! Lass ihn los!“, rief das Rentier neben Dulacre erschrocken. „Er ist verletzt und ein Patient!“ Ruhig begegnete Dulacre dem wilden Blick des anderen. „Hörst du nicht, Smutje? Du sollst mich loslassen. Ich bin ein Patient und so behandelt man keine Gäste, nicht wahr?“ Zittrig holte der Smutje Luft. Im Hintergrund fiel dessen Name ein paar Mal, während alle bis auf den Strohhut das Essen anscheinend vergessen hatten. Die Navigatorin hatte eine Hand nach dem Smutje ausgestreckt, schaffte es nicht, ihre Angst vor dem was kommen könnte zu verbergen. „Du hast eine große Klappe, aber vor dem Marimo kuschst du wie ein getretener Hund“, knurrte der Smutje. „Und du solltest froh sein, dass ich mich ihm zuliebe zurückhalte, Smutje, glaubst du, ansonsten hättest du noch beide Hände?“ Er lachte leise auf, als sich der Griff um sein Hemd für eine kurze Sekunde lockerte. „Spielst dich hier auf, aber nur weil du weißt, dass ich dir nichts tun werde, dass er im Zweifel kommen wird, um dich zu retten, wie ein unverschämter Rotzbengel, der sich hinter dem Rockzipfel des großen Bruders versteckt. Du bist so armselig und du willst ein Pirat sein?“ „Und noch einmal, was ist dein beschissenes Problem, Falkenauge?“ „Mein Problem?“, wiederholte er und wandte den Blick vom Smutje ab, sah in die Runde, sah all diese Augen auf sich, große, zusammengekniffene, ängstliche, misstrauische und dieses eine Augenpaar, das ihn nicht eines Blickes würdigte. Dann sah er den Smutje wieder an. „Mein Problem seid ihr alle!“ Er erhob sich und der Smutje stolperte zurück. „Mein Problem, Smutje, ist diese zusammengewürfelte Truppe von Außenseitern, die sich als Piratencrew aufspielt. Eine Horde schwacher Missgestalten, die Träumen nachrennt und darüber die Realität vergisst, und zu welchem Preis?“ Kalt sah er auf sie alle hinab, diese Menschen die sich Lorenors Crew, seine Freunde, seine Familie schimpften. „Mein Problem, Smutje, bist du und deine Crew aus Traumtänzern. Du hast ganz Recht, wenn es nicht für Lorenor wäre, könntet ihr alle tot umfallen und ich würde keinen weiteren Gedanken an euch verschwenden.“ Die Navigatorin und Doktor Chopper schnappten laut nach Luft und nun erhob Cutty Fram sich ebenfalls. „Jetzt hör aber mal auf“, blaffte der Cyborg von der Theke her. „Mir egal wer du bist, aber ohne uns wärest du vor ein paar Tagen doch abgekratzt. Wie wäre es also mit ein bisschen Dankbarkeit?“ Ah, er mochte diese ‚alle gegen einen‘ Situationen und er mochte es insbesondere, wenn er der eine war. „Oh, ich bin dankbar“, entgegnete er ganz wahrheitsgetreu mit einem Lächeln, „Doktor Chopper und Nico Robin haben mir sehr geholfen, dafür bin ich dankbar.“ Dann wurde er ernst, ignorierte bewusst Trafalgar Law, der nun die Augenbrauen anhob, als Dulacre dessen Namen nicht erwähnte. „Das ändert jedoch nichts an eurem Unvermögen, an eurer Inkompetenz, Unprofessionalität, Naivität im schlechtesten Sinne.“ Sein Blick fiel auf den Strohhut, der sich immer noch seinem Mahl zugewandt hatte. „Aber was ist auch anderes zu erwarten, bei so einem Kapitän.“ Im nächsten Moment spürte er die kalte Klinge des Stockdegens an seiner Kehle und er begegnete dem lebendigen Blick leerer Augenhöhlen. „Gegen eine lebhafte Diskussion habe ich nichts einzuwenden“, sprach das Skelett nun mit höflicher Bestimmtheit, während Doktor Chopper zaghaft dessen Namen flüsterte, „aber, verzeihen Sie mir, Herr Mihawk, ich kann es nicht dulden, wenn Sie meinen Kapitän beleidigen.“ „Ich respektiere Ihre Loyalität, Herr Musikant“, erwiderte Dulacre und bemühte sich, sein Schmunzeln zu verbergen, „aber sollten Sie mir wirklich mit einer Klinge drohen?“ „Hohoho“, lachte das Skelett leise auf, „mir ist sehr wohl bewusst, wer Sie sind. Aber ich habe keine Angst vor einem übermächtigen Gegner und auch nicht vor dem Tod.“ „Etwas, was in dieser Crew wohl des Öfteren vorkommt, nicht wahr? Die Bereitschaft für andere zu sterben.“ „Ist das nicht die Loyalität, die Sie eben noch respektierten?“ „Oh ja, gewiss. Ich respektiere es, voller Ehre und Dummheit natürlich, aber dennoch respektiere ich solch Loyalität, bewundere gewissermaßen solch stoische Ideologie.“ Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite und die Klinge des Musikanten spannte sich unter dem Druck seiner Haut. „Hingegen habe ich keinen Respekt für diejenigen, die solch Loyalität ausnutzen, auch wenn dies durchaus für einen klügeren Kopf spricht.“ „Sprich, du wirfst uns vor Zorros Loyalität auszunutzen?“, hakte der Cyborg nach. „Natürlich“, stimmte er ehrlicherweise zu. „Wie sonst könnt ihr mir erklären, dass ihr alle so schwach seid? Ihr nennt dies eine Piratencrew, in der jeder seine Stärken beibringt und die Schwächen der anderen ausgeglichen werden und doch seid ihr zerbrochen, kaum dass Lorenor gestrauchelt und zu Fall gekommen ist. Das hat nichts mit ergänzenden und ausgleichenden Fähigkeiten zu tun, sondern mit Müßiggang und Apathie zu Lasten Lorenors. Aber wen wundert das, bei solch schwachen Crewmitgliedern und einem Kapitän, der nicht seiner Aufgabe gerecht wird.“ „Wie kannst du es wagen?!“, knurrte nun der Smutje wieder. „Du hast doch keine Ahnung, was wir alles durchgemacht haben, und jetzt tauchst du hier auf und machst uns einen Vorwurf nach dem anderen und jetzt beleidigst du uns auch noch grundlos?! Wir sind nicht…!“ „Grundlos?“, warf er ruhig ein und es war so ein Leichtes den Smutje zu unterbrechen, aber die Zeit der Plänkelei war vorbei; Dulacre war bitterernst. „Du behandelst Lorenor wie einen Verräter, nachdem er sein Leben für dich riskiert hat, und du wunderst dich, dass ich deine Integrität hinterfrage? Diese Crew hat Lorenor wieder und wieder im Stich gelassen und ihr seid empört, dass ich eure Solidarität hinterfrage? Und du, Strohhut, du interessierst dich nicht für die Hintergründe, machst das, worauf du gerade Lust hast, und lässt den Scherbenhaufen jemandem anderen zum Aufräumen. Lorenors Loyalität dir gegenüber ist unumstritten und ich bestreite auch nicht, dass seine Anwesenheit in dieser Crew willkommen geheißen wird. Aber ich frage euch, ob ihr wirklich all die Zeit unwissend wart und zu einfältig, um seine Beweggründe und seine Gedankengänge zu verstehen, oder ob ihr Lorenors Loyalität und Gutmütigkeit sogar ganz bewusst ausgenutzt habt.“ Er schwieg für eine Sekunde und musterte sie nüchtern, konnte die unverhohlene Wut Cutty Frams und des Smutjes sehen, die noch größere Bestürzung Doktor Choppers und der Navigatorin, während die Samurai von Wa No Kuni beschämt die Blicke abgewandt hatten. Aber ihre Anwesenheit störte Dulacre nicht im Mindesten, sollten sie doch gehen, wenn sie einen Disput nicht aushalten konnten. „Ich wüsste noch nicht mal, was schlimmer ist. Eine Crew, die ihr eigenes Crewmitglied ausbeutet oder eine Crew, die sich noch nicht mal für ihr eigenes Crewmitglied interessiert. Aber ganz gleich was es ist, Lorenor musste für dieses Verhalten bezahlen und dennoch scheint ihr nichts dazugelernt zu haben. Also sollte es euch nicht überraschen, dass ich alles andere als glücklich darüber bin, sein Leben erneut in euren Händen zu wissen.“ Nun war es totenstill im Raum, die Klinge des Musikanten lag noch an Dulacres Kehle, aber er war nicht derjenige, der mit dem Rücken an der Wand stand, während manche ihn geschockt ansahen und andere zu Boden starrten. Es tat gut, nach all den Jahren, all den Monaten, endlich konnte er es sagen, endlich konnte er aussprechen, was er von dieser Crew hielt, dieser Crew, für die Lorenor mehr als nur sein Leben aufgeben würde und dem er gegenüber diese Dinge nie hatte sagen können, weil Lorenor sie nicht einsah, nicht einsehen wollte, was seine Crew zu verantworten hatte. Viel zu lange hatte er seinen Zorn runtergeschluckt. Schuld, wem sie gebührte. „So ist das nicht. So ist unsere Crew nicht. Wir haben Zorro nie ausgenutzt und er war uns nie egal.“ Dulacres Blick glitt nach unten, als nun der junge Doktor sprach und zu ihm aufsah, unverhohlene Tränen in den dunklen Knopfaugen. „Chopper“, flüsterte die Navigatorin zwischen drängend und beeindruckt. „Sie irren sich, wenn Sie glauben, auch nur einer von uns würde so tun, als wäre die G6 nie passiert.“ Wieder mal war es überraschenderweise das jüngste Crewmitglied, welches den Mut zur Wahrheit zeigte. „Sie irren sich, wenn Sie glauben, dass nicht ein jeder von uns sich schuldig fühlt, wegen dem, was damals passiert ist. Ich habe an jenem Tag versagt, als Arzt dieser Crew und als Zorros Freund, das ist mir bewusst und ich werde so einen Fehler nicht wiederholen. Aber Sie scheinen nicht zu verstehen, was eine Crew bedeutet, und Sie scheinen nicht einsehen zu wollen, wie wichtig Zorro für einen jeden von uns ist.“ „Es mag sein, dass ich das nicht sehe, Doktor Chopper“, stimmte er erneut zu, „aber was ich sehe, ist eine Crew, die ein Mitglied im Stich gelassen hat, eine Crew, die nicht bemerkt, wenn einer von ihnen unter einer Last zusammenbricht und die nicht hilft, sondern noch tiefere Spaltung durch Missgunst und Streit hervorbringt. Was ich sehe, ist ein Kapitän, der sich nicht mit den Problemen seiner Crewmitglieder befasst und nicht seine Aufgabe erfüllt, ein Kapitän, der seinen ersten Maat für sich sterben ließ und noch nicht mal fragt, wie er hatte überleben können. Vielleicht verstehe ich diese Crew wirklich nicht, aber je länger ich zusehe, desto weniger möchte ich es versuchen, so wie niemand hier versuchen will Lorenor zu verstehen. Ihr mögt seine Freunde, seine Familie sein, aber so, wie ihr ihn behandelt, wäre er unter Feinden wohl besser aufgehoben.“ „Das muss ich mir von einem wie dir nicht anhören!“ Der Smutje schlug mit einer flachen Hand auf den Küchentisch, Geschirr und Gläser klirrten. „Du kennst uns nicht und spielst dich hier auf wie ein Wichtigtuer! Lorenor hier! Lorenor da! Weißt du, wenn Zorro ein Problem mit uns hat, dann wird er uns das schon sagen - nimmt ja auch sonst kein Blatt vor den Mund - aber woher nimmst du dir dein beschissenes Recht uns hier erklären zu wollen, wie wir unsere Crew zu führen haben. Das geht dich nichts an, du bist nur irgendein Außenstehender! Du weißt nichts über uns, nichts über unseren Kapitän und erst recht nichts über den verdammten Marimo!“ „Bier oder Rum?“, fragte er nun den Smutje. „Wa…was?“, stammelte er offensichtlich verwirrt zurück und er war nicht der Einzige, der ihn verwirrt ansah, nur Nico Robin schien zu wissen, worauf er hinauswollte, so wie sie ihn ansah, leicht dabei den Kopf schüttelte. Oh, hoffte sie etwa, dass er gnädig sein würde? Für so naiv hatte er sie gar nicht gehalten. „Bier oder Rum? Was mag er lieber, Smutje?“ „Keine… was soll der Scheiß?“ „Gar nichts, ich frage mich gerade nur, wer hier wen nicht kennt, und als Schiffskoch wirst du doch mit Sicherheit die Vorlieben und Abneigungen deiner Crewmitglieder kennen und da Lorenor äußerst gerne dem Alkohol frönt, sollte diese Kleinigkeit ja wohl bekannt sein. Also Bier oder Rum?“ Der andere zögerte. „Du weißt es nicht? Na, vielleicht war die Frage etwas unfair. Aber du weißt doch mit Sicherheit, ob Lorenor Reis oder Brot bevorzugt, nicht wahr? Als Smutje? Auch nicht? Nun gut, er ist ein recht unproblematischer Esser, das gebe ich zu. Uhm, also etwas Allgemeineres, mag er warmes oder kaltes Wetter lieber? Mag er Schnee oder lieber den Frühling, wenn alles blüht? Was ist sein Lieblingsbuch? Sein Lieblingsgetränk? Seine Lieblingsfarbe? Was hält er von den Unruhen im West Blue? Auf wen aus dieser Crew ist er besonders stolz? Wer ist sein Lieblingsschwertkämpfer aus dem großen metallenen Krieg? Welche Kampfstile beeindrucken ihn? Immer noch nichts? Man könnte ja fast meinen, ihr wüsstet gar nichts über Lorenor.“ Er liebte den Blick, mit dem der Smutje ihn gerade anstarrte, und es wäre wirklich zu einfach ihn jetzt ganz zu brechen. „Nicht, dass es mich überrascht. Ihr lebt zwar zusammen mit ihm, ihr reist zusammen mit ihm, ihr kämpft sogar zusammen mit ihm, aber ihr kennt ihn nicht und versteht ihn nicht, nicht seine Prinzipien, nicht seine Werte. Kein Wunder, dass ihr nicht wisst, was vor sich geht, aber es ist ja noch nicht mal so, als würdet ihr euch bemühen, es herauszufinden. Ihr versucht ja noch nicht mal ihn kennen zu lernen. Tze, ich habe ihm Vorwürfe gemacht seiner eigenen Crew nicht zu trauen, aber anscheinend ist nicht Lorenor das Problem, sondern ihr.“ Er zuckte mit den Achseln. „Also gewiss, ich verstehe diese Crew nicht – sie ist mir absolut befremdlich – aber wie könnt ihr so tun, als würdet ihr Lorenor besser verstehen als ich, wenn ihr euch noch nicht mal die Mühe gebt, ihn als einen von euch zu behandeln. Wenn ihr noch nicht mal wisst, dass er Bao, den Großen, mag, obwohl jeder weiß, dass Cecilia, die Herrin der Wüste, ihm um Längen überlegen war. Wisst ihr überhaupt, warum er mich besiegen und der beste Schwertkämpfer der Welt werden will? Wisst ihr überhaupt, warum er seinen eigenen Kampfstil entwickelt hat? Wisst ihr denn zumindest, warum er Schwertkämpfer wurde, was einen elementaren Teil seines Lebens ausmacht?“ Er schritt auf den Smutje zu und ignorierte die Klinge, die der Musiker mittlerweile zu Boden gerichtet hatte. „Es stimmt, Smutje, ich verachte dich, von ganzem Herzen, dich und deinen Kapitän. Denn ihr tragt die Verantwortung an Lorenors Leid, ich gebe euch die Schuld für was geschehen ist. Aber selbst, wenn ich über euer Versagen hinwegsehen würde, so kann ich doch nicht darüber hinwegsehen, wie ihr Lorenor behandelt. Kein Wunder, dass er dieser Crew nicht vertraut, denn ihr wisst noch nicht mal, wer er ist. Ihr seid das Wichtigste in seinem Leben und dennoch ist er wie ein Fremder in dieser Crew und so etwas nennt ihr Freundschaft?“ Die Augen des Smutjes wurden groß und dann senkte er ungläubig den Blick, seine Lippe zitterte, fast… „Das reicht jetzt.“ Nico Robin erhob sich und schritt auf ihn zu. Auf Höhe des Smutjes blieb sie stehen. „Ich verstehe, dass sich über die vergangenen Jahre viel Unmut in dir angestaut haben muss, Mihawk, und du hast natürlich in manchen Dingen nicht Unrecht. Zorro ist ein sehr verschlossener Mensch und wir haben uns wahrscheinlich zu wenig um ihn bemüht. Aber vielleicht haben wir ihm auch einfach nur seinen Raum gelassen, seine Zeit. Natürlich kann man eine Muschel aufbrechen, aber wenn man geduldig ist, öffnet sie sich ganz von selbst.“ Oh ja, er wollte eines Tages mit ihr Schach spielen. Sie hielt seinem Blick stand, nicht wie jemand, der ihn herausfordern wollte, aber wie jemand, der nicht einen Schritt zurückweichen würde. Sie zog die Grenze und überließ ihm die Entscheidung, ob es zum Kampf kommen sollte oder nicht, äußerst interessant. „Du hast die letzten zwei Jahre wahrscheinlich viel von dem mitbekommen, was Zorro durchmachen musste und es ist nur nachvollziehbar, dass du zornig bist, aber nun hast du deiner Wut Luft gemacht und du bist immer noch ein Gast auf diesem Schiff, also bitte ich dich in aller Höflichkeit darum die Etikette zu wahren, die du mit Sicherheit nur unbeabsichtigt gebrochen hast.“ „Und was ist, wenn dies keineswegs unbeabsichtigt war?“ „Dann bitte ich dich dennoch um einen gepflegten Umgang. Denn ob es dir gefällt oder nicht, wir sind immer noch Zorros Crew, und ob es uns gefällt oder nicht, du bist sein Freund, und es fällt mir schwer zu glauben, dass es ihm gefallen würde, wenn wir uns anfeinden.“ Plötzlich lächelte sie. „Aber natürlich kenne ich ihn nicht so gut wie du. Vielleicht siehst du das ja anders. Vielleicht ist das aber auch Zorros Entscheidung.“ In genau diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und der Mittelpunkt dieser hitzigen Debatte betrat den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)