Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 28: Lava und Sehnsüchte ------------------------------- Als Alec Magnus zu dessen Bungalow begleitete, fühlte sich die Welt um ihn herum seltsam an. Der Grund, auf dem er seinen Fuß setzte, schien zu schwanken und zu brodeln; als würde er auf kochendem Gestein laufen, und Lava könne jeden Augenblick unter seinen Füßen sprudeln … Es war eigenartig, und ihm war klar: er hatte sich nicht nur entschieden, zu Magnus zu stehen. Nein, er hatte damit sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Welche Konsequenzen würde das alles nach sich ziehen? Oder könnte … sollte er einen Rückzieher machen? Wenn er jetzt zum Vater ging, und sich entschuldigte; wenn er ihm sagte, dass alles nur in der Hitze des Augenblicks gesprochen worden war, dann würde der Vater sicher immer noch sauer sein, aber er würde ihm letztlich verzeihen … Schon im nächsten Augenblick schämte Alec sich für seinen Gedanken. Was hatte der Vater ihm schließlich zu verzeihen? Dass er sein eigenes Leben leben wollte? Dass er glaubte, Anspruch auf ein bisschen Glück, ein bisschen Liebe zu haben? Und vor allem, dass er frei entscheiden wollte? Nein, das alles war nichts, für das man um Verzeihung bitte sollte. Er seufzte. Nun, er würde sich dem Vater stellen. Er wollte das alles nicht mehr aufgeben, was nun so verlockend vor ihm lag. Zum Teufel mit Robert Lightwood, zum Teufel mit dem Institut! Sie erreichten Magnus’ Behausung. Er begleitete Magnus noch hinein und sorgte dafür, dass der sich auf sein Bett kuschelte und brachte ihm Tee und ein paar Biscuits. Dann setzte er sich an die Seite des Mannes, den er liebte. „Magnus? Kann ich dich jetzt allein lassen? Ich würde viel lieber bei dir bleiben, aber ich denke, es gibt eine Menge zu regeln.“ Magnus sah ihn aus seinen wunderschönen Augen an. „Geh nur, Alec. Ich komme zurecht. Aber …“ Er schluckte. „… wäre es nicht besser, wenn ich dir zur Seite stehen kann?“ Alec lächelte. „Das tust du doch, Magnus. Du bist bei mir, auch wenn du nicht körperlich neben mir stehst. Ich habe mich noch nie im Leben so angenommen und unterstützt gefühlt, wie durch dich.“ „Danke“, sagte Magnus und schloss die Augen. Zugegeben, er war wirklich erschöpft. „Ruh’ dich aus“, sagte Alec und küsste seinem Freund liebevoll auf die Stirn. Dann wandte er sich zum Gehen. Er blickte noch einmal auf Magnus’ sich langsam entspannende Züge und schritt dann durch die Tür hinaus in die Nacht, in die Dunkelheit. Keiner von beiden dachte daran, dass es in Anbetracht der Geschehnisse vielleicht keine so gute Idee war, dass er den Weg zurück zum Haupthaus, wo die anderen sich nun sicher versammelt hatten, alleine zurück legen würde … * * * Die anderen hatten inzwischen beschlossen, dass man in dieser Nacht nichts mehr erreichen würde. Die Verletzte war gut versorgt in der Krankenstation. Man würde auch hier wieder die Polizei informieren müssen; und man würde die Suche nach dem Vampir verstärken. Aber das alles würde morgen, ausgeschlafen und bei Tageslicht, angegangen werden. Auch die Tatsache, dass man es wohl nicht mehr länger vor dem Rat in Idris geheim halten können würde … Das würde weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen, und niemand fühlte sich mehr in der Lage, heute noch dahingehende Entscheidungen zu treffen. Daher waren alle in ihre jeweiligen Bungalows zurück gekehrt. Man wollte sich ausruhen, um dann morgen alle Dinge gemeinsam anzugehen. Keiner von ihnen ahnte, dass sie in dieser Nacht keine Ruhe mehr finden würden … * * * Robert saß schlecht gelaunt und finster blickend auf einem der Rattanstühle in dem kleinen Wohnbereich des Bungalows. Jace hatten sich auf sein Zimmer verzogen, da er sich dieser Gewitterstimmung nicht aussetzen wollte. Außerdem musste er Izzy decken, die noch immer bei Simon war und auf den jungen Vampir aufpasste. Maryse jedoch stand ihrem Mann gegenüber und wartete. Sie sah ihm an, wie es in ihm brodelte und wusste, dass sie nichts zu sagen brauchte. Früher oder später würde er lospoltern. Und richtig. Es waren erst wenige Minuten vergangen, da schlug er mit der Faust wütend auf den kleinen Tisch vor ihm. „Was denkt sich der Bengel eigentlich!“ Er atmete schwer. „Er wirft alles hin! Alles, was ich ihn gelehrt habe. Alles, was seine Zukunft ausmacht. Und wofür?!“ Er sah seine Frau eindringlich an. „Für eines von diesen … diesen …“ Als er das Wort schließlich aussprach, klang es mehr, als wollte er es ausspeien wie etwas, was sich einem in der Kehle festgesetzt hat und irgendwie eklig ist. „… Schattenwesen! Bah!“ Maryse schüttelte den Kopf. Na ja, begeistert war sie selber auch nicht. Immerhin sollte Alec Clary heiraten und dann seine Karriere als Institutsleiter anstreben, und das ging nun mal nicht, wenn … Ach verdammt. Sie sah doch schließlich, das Alec auf einem Scheideweg war, und das, was ihm seit Kindertagen vorgezeichnet gewesen war, war nicht mehr das, was ihm das Ziel seiner Wünsche war. Nun, sicher, schon andere als er hatten Wünsche zurück gesteckt und sich der Pflicht gebeugt. Und vielleicht würde auch Alec, wenn er sich hier ein bisschen ausgetobt hatte, erkennen, wo seine wirkliche Aufgabe lag … Aber so, wie Robert den Jungen anging, war das nicht hilfreich. Denn Alec zeigte hier zum ersten Mal in seinem Leben, dass er offenbar sowohl Roberts Sturheit als auch ihre eigene Dickköpfigkeit geerbt hatte. Je mehr man ihn bedrängte, desto entschlossener schien er sich gegen den Gegenwind zu stemmen. Mit Härte und Wut war also nichts bei ihm zu erreichen. Nein, man würde es geschmeidiger anfangen müssen, wenn man ihren Sohn auf den Pfad der Tugend zurück führen wollte. Also sollte sie als erstes einmal Robert von seinem hohen Ross holen. Sie seufzte. Sie dachte an ihre eigene Jugend. An die Zeit, in der Robert um ihre Hand angehalten hatte. Er hatte damals keinen Zweifel gelassen, dass es ihm um die Ehre der Verbindung mit ihrer altehrwürdigen Familie ging, und nicht um Liebe. Sie hatte gehofft, dass er früher oder später vielleicht die Liebe, die sie für ihn empfand, erwidern würde, und hatte ja gesagt. Nun, das war lange her … Wieder seufzte sie. Damals hatte sein Herz nicht ihr gehört, er hatte seine Liebe aufgegeben, um den Erwartungen an ihn gerecht zu werden. Und nun erwartete er von Alec dasselbe. Nun, das tat sie ja letztendlich auch. Aber es würde nicht einfach werden. Beim Engel, das würde es ganz gewiss nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)