Stichflamme von Coronet (Der Aufstieg des Phönix) ================================================================================ Kapitel 9: Löwe und Schlange ---------------------------- Missmutig sah Minerva auf die regennassen Pflastersteine zu ihren Füßen. Selten hatte sie sich so wenig an der Pracht von Hogsmeade erfreut wie heute. Für gewöhnlich fühlte sie sich in dem kleinen Dorf, dessen Häuser vom Fundament bis zu den windschiefen Giebeldächern alleine von Magie zusammengehalten wurden, zuhause, mehr noch – geborgen. Doch den schwarzen Wolken in ihren Gedanken konnte sie nicht entfliehen, egal wohin ihre hastigen Schritte sie trieben. Eine Mischung wütender Sorge hielt sie fest im Griff und trübte die Sicht auf bunte Ladenfassaden und schmale Gassen mit ihrem imaginären Schleier. »Irgendwie beruhigend, dass es hier aussieht, wie immer«, sinnierte Elphinstone zu ihrer Seite. »Egal wie lange mein letzter Besuch her ist, es fühlt sich jedes Mal an wie eine Heimkehr.« Sein Blick schweifte über die dichtgedrängten Häuser und darüber hinaus, zu dem großen Schloss, das entfernt auf den grünen Hügeln hinter dem Dorf ruhte. Er seufzte wehmütig und eine Spur Traurigkeit offenbarte sich in seinem Lächeln. »Damit ist es wohl offiziell – ich bin ein alter Besen, so wie ich der Nostalgie nachhänge.« Für gewöhnlich hätte Minerva ihm widersprochen, vielleicht einen leichtherzigen Witz eingeflochten oder ihn mit einem Zwinkern daran erinnert, dass sie zu ihrem Glück rund ein Jahrzehnt trennte, doch in Folge dieses Vormittags hatte sie keinen Sinn für eine unbekümmerte Unterhaltung. All ihre Gedanken drehten sich einzig um die Spur zu Jonathan Alditch und was als Nächstes zu tun war. Getrieben von dem Drang, etwas zu unternehmen, zuckte sie nur mit den Schultern und lief weiter. Eilig schloss Elphinstone zu ihr auf. »Weißt du, im Gegensatz zu Mulciber habe ich kein Problem damit, von dir gerettet zu werden. Also danke, Minerva, dass du mir das Leben gerettet hast – mal wieder.« Er lächelte versöhnlich. »Abgesehen davon bin ich froh, dass du dich augenscheinlich noch an meine Regel Nummer drei erinnerst. Rückzug vor Stolz. Es ist nie verkehrt, zu wissen, wann man unterlegen ist.« Minerva lief es alleine bei der Erinnerung an Rowles versuchten Todesfluch kalt den Rücken hinab. »Du hättest das Gleiche für mich getan«, stellte sie nüchtern fest, denn daran zweifelte sie nicht. »Kein Grund also, mir zu danken. Ich habe nur von einem der Besten gelernt.« »Manchmal habe ich nicht das Gefühl, dass du irgendetwas von mir hättest lernen können. Vor allem nicht, was Zauberei angeht.« Mit einem Funkeln in den Augen betrachtete er sie von der Seite. »Was auch immer du mit diesem Bannzauber angestellt hast, war unglaublich. Und mutig ... fast schon ein wenig zu sehr.« Aber die Anerkennung in seiner Stimme war unverhohlen. »Ich vergesse immer wieder, dass du eine waschechte Gryffindor bist.« »Nicht jeder aus dem Hause Gryffindor hat mehr Glück als Verstand«, rutschte es Minerva unwirsch heraus. »Im Übrigen könnte ich dasselbe über dich sagen. Nicht gerade der typische Slytherin, was die verblendeten Reinheitsfantasien angeht.« Seufzend fuhr Elphinstone sich mit der Hand durch das inzwischen äußerst unordentliche blonde Haar, wobei er einen Rest Aschenstaub darin verteilte. »Was das angeht –« Doch Minerva war nicht bereit, ihre Unterhaltung in dieser Hinsicht fortzusetzen. »Schon gut. Du kannst nichts für dein Haus und ich nichts für meines. Ich weiß, dass du nicht ... so einer bist.« Damit setzte sie ihren Weg in Richtung Hogwarts schweigend fort. Elphinstone hob an, etwas zu sagen, bevor er schlussendlich wortlos ausatmete und seine Aufmerksamkeit stattdessen den vollgestopften Schaufenstern mit magischen Kuriositäten widmete, die sie raschen Schrittes passierten. Hin und wieder ließ er sich zu einem neuerlichen ungezwungenen Kommentar hinreißen, wie bei einem auf den ersten Blick leer anmutenden Tarnumhangladen (»Fast so eine bescheidene Idee wie die unsichtbaren Bücher bei Flourish und Blotts«), aber Minerva reagierte bloß mit einem gelegentlichen Nicken. Im Kopf ging sie unterdessen all ihre Möglichkeiten durch, die Entführer dingfest zu machen. Auf Hilfe aus dem Ministerium baute sie nicht, trotz neuer Erkenntnisse. Vielleicht wenn sie sich direkt an jemanden aus dem Aurorenbüro wenden würden ... Die Auroren waren deutlich handlungsfreudiger als die durchschnittlichen ministeriellen Schreibtischhelden. Dort hielt man sich nicht mit Formularen auf. Von Mulciber hingegen erhoffte sie nichts. Und im schlimmsten Fall ... würde sie noch einmal auf Albus zugehen. Wenn jemand einen gewissenhaften Blick auf die Geschehnisse in der magischen Gemeinschaft Großbritanniens hatte, dann er, ein geschätztes Mitglied des Zauberergamots. »Oh, Madam Puddifoot hat in der Zwischenzeit offensichtlich ein Wunder vollbracht und noch mehr berüschte Dekorationen für ihr Café gefunden«, riss Elphinstones amüsierte Stimme sie unvermittelt wieder aus ihren kreisenden Gedanken. Er war wenige Meter hinter ihr stehen geblieben und sah durch die beschlagenen Fenster eines kleinen Lokals. Minerva hatte nicht einmal bemerkt, dass ihre Schritte sie geradewegs an dem kreischend pinken Laden vorbeiführten – ein Wunder angesichts der kitschigen Fassade, die aus dem beschaulichen Dorf hervorstach wie ein Riese unter Hauselfen. Schon bereute sie, diesen Weg eingeschlagen zu haben, denn nun gesellten sich neue Empfindungen zu ihrer Sorge, die ihre Laune ebenso wenig besserten. »Wenn das so weitergeht, wird der Laden in den nächsten Jahren von einer Lawine aus Glitzer, Rüschen und kitschigen kleinen Porzellanfiguren verschlungen, sobald auch nur ein Gast es wagt, zu niesen.« Elphinstone musterte kopfschüttelnd die mit Nippes übersäten Tischchen, die zu dieser Zeit leer blieben. »Aber egal wie hässlich es da drinnen aussieht, ich würde nicht nein sagen zu einem ihrer legendären Honigküchlein ...« Seine Worte verloren sich im Nichts, als er den finsteren Gesichtsausdruck bemerkte, mit dem Minerva Madam Puddifoots Café musterte. Der manifestierte Albtraum in Form pinker Rüschengardinen und samtener Sessel rief Erinnerungen an mindestens eine Verabredung wach, die ihr selbst heute noch eine Gesichtsfarbe passend zu den hässlichen Fensterbehängen bescherten. Sie, Elphinstone und dieser unglückliche – abgelehnte – Heiratsantrag. Oder die neun nicht minder erfolgreicheren Anträge, die seither darauf gefolgt waren. Komplizierte Gefühle, die sie verdrängte. Daran konnte auch der wirklich vorzügliche Honigkuchen nichts ändern, der bloß ein unschuldiger Begleiter jener Fragen war. Diese Erkenntnis schien Elphinstone gleichfalls zu dämmern, zumindest fiel sein Blick schuldbewusst auf die feuchten Pflastersteine und er räusperte sich verlegen. Für gewöhnlich waren sie beide besser darin, diese Vorstöße auf unbekanntes Territorium zu Gunsten ihrer Freundschaft zu ignorieren. Er stellte die Frage während ihrer Treffen mit augenzwinkernder Beiläufigkeit und sie lehnte höflich, aber peinlich berührt, ab. Nach dem dritten Vorfall dieser Art war daraus eine Routine erwachsen, die ihnen beiden bereits das ein oder andere Lachen entrungen hatte. Außerdem führte sie eine Strichliste. »Minerva«, unternahm Elphinstone einen Versuch, sie zu beschwichtigen, »verzeih meine unbedachten Worte. Ich habe nicht vor, die gegenwärtige Lage zu ignorieren oder herunterzuspielen. Dennoch ... bitte rede mit mir. Du tust dir keinen Gefallen, wenn du alle Sorge tief innen drin verbirgst. Sonst explodiert dir irgendwann der Kessel.« Sie warf einen langen Blick auf die rosa Fassade des Cafés und seufzte. »Lass uns einfach schnellstmöglich ins Schloss gehen. Der Junge und seine Familie brauchen Hilfe, das ist alles, was gerade zählt.« Doch Elphinstone gab nicht auf, genauso wenig wie bei den Heiratsanträgen. »Regel Nummer fünf«, intonierte er im Brustton des jahrelang erprobten Abteilungsleiters, »hilf dir selbst, bevor du anderen helfen kannst. Nichts ist in Ordnung und dir geht es nicht gut. Bitte tu nicht so, als würde das nicht stimmen. Ich kann die Gewitterwolke über deinem Kopf förmlich sehen, Min.« Minerva war bereits drauf und dran, sich wieder umzudrehen, etwas Unwirsches zu grummeln und weiterzumarschieren, doch der selten gebrauchte Spitzname ließ sie schlussendlich innehalten. Sie hatte es nicht gerne, wenn man ihr alberne Namen gab, aber aus seinem Mund hatte die Abkürzung etwas Sanftes. »Und was ist mit Nummer zwei von deinen Regeln?«, fragte sie tonlos. »Die Schutzbedürften genießen höchste Priorität. Der Junge ist elf. Und seine Eltern Muggel!« »Das ist richtig«, gab Elphinstone rasch zu, »weshalb wir ihnen helfen werden. Aber es wird sie nicht retten, wenn wir kopflos losstürmen und uns dabei in Schwierigkeiten bringen. Regel Nummer sieben – gute Vorbereitung und sorgfältig aufbereitete Faktenlage sind elementar für den erfolgreichen Abschluss der Ermittlungen. Ich habe nur einen Bruchteil dessen mitbekommen, was am Flohportal geschehen ist. Aber ich sehe, dass es dich beschäftigt! Bevor das nicht geklärt ist, gehe ich nirgendwohin.« Erschaudernd schlang Minerva die Arme enger um sich, gegen die Kälte, die ihre Zähne in sie grub. Nicht einmal ein Zauber hätte dieses Frösteln vertreiben können. Das Schlimmste war, dass er recht hatte. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, murmelte sie geschlagen. »Bei den Extremisten, die unser Ministerium gezielt unterwandert haben? Die einen erfahrenen Ministeriumszauberer überwältigt haben? Die alles daran gesetzt haben, ihre Spuren zu verwischen?« Einmal angefangen, platzten die Worte aus ihr hervor wie Springbohnen aus der Schote. »Oder Bei dem Jungen, dem gegenüber ich versagt habe? Der mit tödlichen Flüchen um sich geworfen hat, als würde es nichts bedeuten? Die Gefahr, in die ich uns alle gebracht habe?« Es drängte sie, weiterzulaufen, schneller als ihre Sorgen sie einholen konnten. Nur Elphinstones sorgenvoller Blick hielt sie an Ort und Stelle. Mit bedächtigen Schritten näherte er sich ihr. »Ich schlage vor, du beginnst am Anfang, Min. Und ich höre zu.« Er bot ihr seinen Arm an und dankbar hakte sie sich bei ihm unter. Während sie durch die Gassen von Hogsmeade wanderten und endlich Distanz zwischen sich und Madam Puddifoots Café brachten, schilderte sie ihm alles. Von ihrem kleinen Einbruch in Edwards’ Büro, dem Erklinghuhn über die ausgerissene Buchseite bis hin zu ihrem Plan, den Bannzauber am Flohportal zu zerstören. Besonders die Wiederholung Mulcibers gehässiger Aussagen trieb erneut ihren Puls in die Höhe, aber Elphinstone hörte alldem mit unerschütterlicher Ruhe zu. »Wir können wohl davon ausgehen, dass dieser Überfall sorgfältig geplant war«, stimmte er ihr schließlich zu, nachdem sie geendet hatte. »Höchstwahrscheinlich sollte die Demonstration als Ablenkung fungieren. Wenn sie schon öfter dabei waren, wussten sie, wo die Sicherheitslinien geschwächt sind. Das war ihre Chance und die Erklinge haben den Rest erledigt.« »Wenn uns das eins zeigt, dann, dass sie überhaupt keine Angst haben. So offen anzugreifen – das konnten sie nur wagen, weil sie sich ihrer Sache wirklich sicher sein müssen«, stieß Minerva bitter hervor. Ihre freie Hand ballte sich zur Faust. »Wenn sie ergriffen werden, dann landen sie allesamt in Askaban. Aber ich glaube nicht, dass sie so blöd sind, diese Gefahr zu verkennen. Sie müssen wirklich denken, dass sie dem entgehen können. Und Rowle erst ...« Von Neuem schnürte ihre Kehle sich schmerzhaft zu. Elphinstone seufzte tief. »Der Junge hat den unverzeihlichsten aller Flüche eingesetzt. Er wird dafür büßen. Aber das ist keinesfalls dein Versagen. Das darfst du nicht einen Moment glauben. Du bist bloß seine ehemalige Verwandlungslehrerin, nicht seine Mutter. Auch wenn du nur das Beste für deine Schüler willst, du kannst sie nicht alle vor ihren schlechten Entscheidungen beschützen.« Es war eine Wahrheit, die schmerzte. Minervas Schritte wurden kleiner, bis sie zum Stehen kam. »Es ist nur – wer hängt noch alles dieser gefährlichen Ideologie an? Du hast die Massen bei der Demonstration gesehen. Wem kann man noch trauen, wenn dieser Hass erst normalisiert wird? Mein Vater ist auch ein Muggel. Das macht ihn nicht zu einem minderwertigen Menschen.« Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in die Innenseite ihrer Faust, das hielt die Tränen fern. »Oder ... mich.« »Min. Diese Fanatiker sprechen nicht für uns alle. Erinnere dich daran, was ich erst vorhin zu Mulciber gesagt habe. Mir wird der Blutstatus meiner Familie nie etwas bedeuten. Niemals. Ich werde nicht beiseitetreten und diesen Leuten das Ministerium überlassen. Und andere genauso wenig.« Sie stand stocksteif da, doch ließ sie es geschehen, als er sie sanft in seine Arme schloss. In diesem Augenblick erfüllte sie Dankbarkeit, dass er sie davon abhielt, sich in Spiralen der Sorge zu verlieren. Erschöpft lehnte sie ihre Stirn gegen seine Schulter. Ein beruhigender Duft wilden Grüns empfing sie, würzig wie ein Garten, der nach einem langen Regentag in warmes Sonnenlicht getaucht wird. »Es macht mir Angst, dass das vielleicht erst der Anfang ist«, hauchte sie. »Wer weiß, wozu diese Leute noch fähig sind?« »Das wird die Zeit zeigen müssen. Ich kann nicht versprechen, dass alles gut wird. Aber wir werden etwas unternehmen. Dank unserer Spur haben wir die Möglichkeit, Schlimmeres zu verhindern. Eine Chance die Flamme zu ersticken, bevor daraus ein Brand wird.« Wie zur Bestätigung raschelte das gestohlene Pergament in ihrem Umhang leise. »Ich will es hoffen, Phin.«   Den Rest des Weges zum Schloss legten sie schweigend zurück. Minerva schickte ihren Patronus voraus, um sie anzukündigen. Am Schultor mit den geflügelten Ebern angekommen, war es Pomona Sprout in ihrer grasfleckigen Kittelschürze, die sie erwartete. Die rundliche Lehrerin für Kräuterkunde hatte ein stets heiteres Gemüt, doch angesichts Minervas niedergeschlagener Miene, verlosch auch ihr Lächeln langsam. »Minerva, wo kommst du denn her? Ich dachte, du bist heute länger weg. Albus meinte so etwas heute Morgen ...« »Das dachte ich heute morgen auch noch, Mona. Aber das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir irgendwann anders, versprochen. Ist Albus da?« »Nein, der musste heute früh eilig fort.« Pomona beäugte Elphinstone mit großen Augen, während sie sprach. »Irgendwas dringendes mit ... irgendwelchen hohen Tieren. Die Jahresversammlung langbärtiger alter Zauberer, was weiß ich. Stell mir lieber mal deinen Gast vor!« Elphinstone legte ein charmantes Lächeln auf und reichte Pomona die Hand. »Ich bin mal so frei – Elphinstone Urquart. Leiter der dritten Kammer für magische Strafverfolgung am Zauberergamot, mit der Spezialisierung auf den Gebrauch schwarzer Magie und permanente Fluchschäden.« Pomonas Strahlen kehrte mit voller Kraft auf ihr rotwangiges Gesicht zurück. »Oho! Sie sind der ehemalige Vorgesetzte von Minerva! Ich würde ja gerne sagen, dass ich schon einiges von Ihnen gehört habe, aber jemand«, und bei dieser Bemerkung strafte sie Minerva mit einem vorwurfsvollen Seitenblick, »gibt sich gerne bedeckt. Naja, aber das was ich gehört habe, war nur Gutes. Oh, ich bin im übrigen Pomona Sprout, Professorin für Kräuterkunde – Tschuldigung für die Erdflecken.« Ihre Begrüßung ließ Elphinstone herzlich auflachen. »Ja, so kenne ich Minerva. Mir hat sie im Übrigen verschwiegen, dass ihre beste Freundin Kräuterkunde unterrichtet. Dabei war das mein Lieblingsfach!« »Oh bitte nicht«, murmelte Minerva, den Blick zum grauen Himmel gerichtet. Rasch setzte sie sich in Bewegung Richtung Schlossportal, doch es war zu spät. Beide ihrer Freunde sahen einander mit diesem Begeisterungsfunkeln in den Augen an, das immer dann auftauchte, wenn nur eine fangzähnige Geranie müde mit den Blättern raschelte. »Sie mögen Kräuterkunde?«, quiekte Mona begeistert, während sie sich beeilte, mit Minerva Schritt zu halten. »Lesen Sie zufällig das Botanica-Magi-Journal? Ich habe erst kürzlich einen Artikel darin geschrieben über die Aufzucht der Teufels-Welwitschia und mittlerweile hat mein UTZ-Kurs geholfen, die Pflanze bis auf vier Meter Umfang anwachsen zu lassen! Das dürfte britischer Rekord sein.« »Natürlich habe ich das gelesen! Wirklich beeindruckend! Ich habe leider noch nie eine Teufels-Welwitschia gesehen, aber ihr Artikel hat mir sehr gefallen. Da wäre ich gerne noch mal UTZ-Schüler in ihrem Kurs. Nun ja, zumindest konnte ich für meinen UTZ damals in Eigenregie eine Teufelsschlinge zähmen, das war auch ein Abenteuer.« Pomonas Augen wurden so rund, dass sie mit einer besonders großen Blase von Druhbels bestem Blaskaugummi mithalten konnten. »Oh, das ist mir bisher noch nicht gelungen! Sie müssen mir unbedingt ihre Geheimnisse verraten! Dafür zeige ich Ihnen auch gerne meine Welwitschia!« »Sicher, Mona. Später wird er das bestimmt gerne tun.« »Ah, ja, natürlich. Ihr habt sicher ... zu tun. Trotzdem, meine Einladung an Sie steht, Mr Urquart!« »Das werde ich bei Zeiten nur zu gerne annehmen«, erwiderte Elphinstone fröhlich. »Ich glaube, die Gewächshäuser sind mir sogar noch lieber als ein Besuch in meinem alten Schlafsaal.« »Das kenne ich nur zu gut.« Pomona lachte. »Deshalb wollte ich nie fort. Unsere Hufflepuff Räumlichkeiten sind gemütlich, aber nichts geht über Gewächshaus drei. Waren Sie zufällig auch in Hufflepuff?« Womöglich täuschte sich Minerva, doch Elphinstones Lächeln schien eine Spur nachzulassen. »Ah, nein. Dafür bin ich wohl zu ehrgeizig und –«, er räusperte sich verlegen. »Ich war in Slytherin.« Pomona überging diese Lücke, indem sie überrascht nach Luft schnappte. »Oho, aus dem Haus des Rivalen also!« Unter den hellbraunen Locken hervor zwinkerte sie ihm verschwörerisch zu. »Ach Mona, erzähl doch nicht so einen Blödsinn.« Augenrollend schnaubte Minerva. »Wir sind erwachsen, da sind die Häuser wirklich egal.« Sie war sich sicher, dass ihre Kollegin sie trotzdem später, sobald sich Gelegenheit bot, darüber ausquetschen würde. Manches Mal kannte Pomonas Neugier schlicht keine Grenzen. »Das sagt ausgerechnet diejenige, die beim letzten Quidditchspiel gegen Slytherin fast vor Wut geplatzt ist, weil Gryffindor verloren hat.« Elphinstone konnte sein Kichern gerade noch in ein Husten verwandeln. »Zum Glück bin ich in Sachen Quidditch völlig unparteiisch. Die Faszination fliegender Bälle hat sich mir nie erschlossen.« »Ist wahrscheinlich auch besser so für Ihre Gesundheit. In Sachen Quidditch ist Minerva nämlich ein absoluter Drache. Nach manchem Spiel gegen Slytherin fürchtet Horace Slughorn wirklich um sein Leben, glaube ich. Apropos Horace ...« Pomona wurde plötzlich ernst. »Deine Gryffindors halten im Übrigen auch nicht viel von dem Häuserfrieden, Minerva. Heute gab es mal wieder einen Vorfall vor einem der Zauberkunstklassenzimmer. Horace hat sich der Sache angenommen, aber du solltest vielleicht mal mit ihm reden, um zu sehen, wer jetzt wieder nachsitzen darf.« Minerva seufzte. Auch das noch. »Danke für die Info, Mona.« Dankenswerter erhob sich inzwischen das steinerne Schlossportal vor ihnen und damit das Ende des Weges. Pomona hob zum Abschied ihre Hand. »Nun, ich muss zurück zu meinen Pflanzen – und ähm, Schülern. Es war mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Mr Urquart. Denken Sie an die Abmachung! Und Minerva, ärgere den armen Mann nicht!« Summend wandte sie sich ab und lief in Richtung Gewächshäuser davon. Endlich wieder alleine mit Elphinstone, atmete Minerva durch. »Um Horace kümmere ich mich später. Lass uns erst mal in mein Büro gehen, dann sehen wir weiter.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)