Urlaub in der Heimat und bei den Yakuza von Patricipa ================================================================================ Kapitel 1: Tag 4 – Anstrengendes Gefolge und anstrengende Gäste --------------------------------------------------------------- Tag 4 – Anstrengendes Gefolge und anstrengende Gäste ~ Shirado ~ Am nächsten Tag erwache ich erst gegen Mittag und auch wenn ich in den Tag hineingefeiert habe, empfinde ich es trotzdem so, als ob ich erst nach dem Aufwachen in einem neuen Tag angelangt bin. Merkwürdige Vorstellung und dies ist ebenso inkorrekt, allerdings habe ich Urlaub und muss nicht die ganze Zeit korrekte Gedankengänge an den Tag legen. Erfrischen sollte ich mich schon und von daher dusche ich mich, ziehe mich für den Tag an – zum Glück im Kimono – bürste mir die Haare unter Kontrolle, nachdem sie luftgetrocknet sind, und begebe mich zum Mittagessen. Kaum betrete ich diesen Raum, der für mehrere Personen zum Essen gedacht ist, werde ich mit Problemen konfrontiert, die ich keineswegs verarbeiten will im Augenblick. Darum setze ich mich stumpf neben Hosuke hin – an seiner linken Seite, wo an sich seine Frau sitzen würde, wäre sie noch am Leben – und belade meinen Teller mit viel Gemüse, einem Fischfilet sowie Teriyaki-Sauce. Die Schale Reis dazu wird von einer Erschütterung erfasst, sodass der gehäufte Inhalt zum Teil den Tisch bedeckt. Am liebsten würde ich die streitenden Parteien in ihre Schranken weisen, aber ich möchte noch ein bisschen innere Ruhe beibehalten – besonders nach dem ganzen Stress gestern. Mich wundert sowieso, dass ich recht fit bin, allerdings sollte mich persönlich keineswegs mehr irgendwas wundern. Gerade möchte ich meinen Reis essen, als der Haufen die komplette Spitze verliert und dies finde ich keineswegs mehr tragbar. „Ruhe auf den billigen Plätzen oder ihr leckt den Boden sauber und putzt den Raum danach blitzblank, egal wer ihr seid!“ Vorhin genannte Ruhe tritt ein und ich esse jetzt erst den Reis vom Tisch weg, denn ich verschwende doch keine Nahrung, wenn ich sie ungefährlich zu mir nehmen kann. Endlich höre ich gesittete Essensgeräusche und lasse die kleine Anspannung, die mich überkommen hat, sinken, damit ich mein Mittagessen genießen kann. Mittendrin räuspert sich Hosuke und ich stoppe meine Nahrungsaufnahme um ordentlich zu hören, was er möchte. „Heute findet eine Familienversammlung statt und ich möchte unsere französischen Gäste ausdrücklich darauf hinweisen, dass es dadurch ungemütlich werden könnte. Erlaubt mir deswegen euch alle außerhalb dieses Grundstückes aufhalten zu lassen. Verschiedene Freizeitmöglichkeiten gibt es in der näheren Umgebung und diejenigen, die nicht bei der Versammlung dabei sein müssen werden euch begleiten. Um achtzehn Uhr könnt ihr wieder zurückkommen und ich glaube, dass unsere Prinzessin dann ebenfalls entspannter sein wird.“ Ohne mit der Wimper zu zucken trete ich dem großen Mann neben mir gegen sein linkes Bein und sehe ihn grummelig an. Musste er mich dermaßen vorführen, dass ich in ein schlechtes Licht gerückt werde? Okay, ich habe vorhin frustriert meinen Unmut geäußert und darum bin ich nun am anderen Ende der Leitung, jedoch war es gemein. Mein Tritt hat sowieso nichts gebracht, denn er redet einfach weiter, aber das schelmische Lächeln konnte er sich keineswegs verkneifen. Vater und Opa wollen sich erst mit einklinken, aber da hat der Yakuzaboss gegengesteuert und deutlich gemacht, dass die Situation nicht mehr Öl für das Feuer bedarf und fremde Personen – aus der Sicht der ganzen Mitglieder – nur schädlich für mich wären. Erntet man deswegen Blicke, die Mitleid und Angst beinhalten? Gerechtfertigt finde ich es kein Stück. „Was Hosuke euch unterschwellig mitteilen will ist, dass ich der Vertrauensfrage gestellt werde. Ranghohe Mitglieder dieser Familie, einige davon noch in dunklen Geschäften verwickelt, bombardieren mich mit Fragen, damit sie ihre Angst verlieren, dass ich mich von ihnen abwende oder gar gegen sie wende. Es ist ein gegebenes Manifest und ich habe schon längst zugesagt, dass ich mich denen stellen werde und nein, ich schwebe in keiner Gefahr, noch ihr alle hier.“ Hoffentlich werden sie in einer Stunde tatsächlich weg sein. Ein Glück muss Adrien heute schon an einer Stelle mitarbeiten, sodass er keine Szene machen kann. Viel Schlaf hat er somit ebenfalls nicht gehabt, aber er könnte auch einfach keinen Schlaf gebraucht haben. Zapper oder wie auch immer er sich nun nennen wird, muss ich ebenfalls besuchen. Julekas Bruder hat sich bereit erklärt auf diesen aufzupassen, was ich unwirklich finde, jedoch scheint dieser gerne Ruhe zu genießen und mit seiner Gitarre zu spielen. Recht ist es mir, aber reinschauen sollte ich dennoch – dies gebietet sich einfach. „Familie Yato hat sich versammelt – die obersten Verwalter der verschiedenen Gruppierungen sind alle anwesend. Neben unserem Oberhaupt, Yato-sama, beehren uns sein Sohn und Nachfolger, Yato-san sowie unsere Hime-sama. Möge Yato scharf bleiben und unseren Pfad erleuchten.“ Der Beginn ist nun vertreten und ich darf in der Position einer Meerjungfrau sitzen, aber mache es noch nicht. Noch bin ich in Frage gestellt und gebe daher keine angenehmeren Wellen von mir. Gewappnet sein kann man schwer, wenn man die Fragen keineswegs kennt, jedoch bin ich zuversichtlich, dass ich weiterhin in deren Gunst stehen bleibe. Ruhig bleibt es und die Blicke wandern umher, sodass ich mir blöd vorkomme. Temperamentvoll muss ich schon in der Gegenwart der Yakuza sein, sonst werde ich selten für voll genommen, da ich keineswegs mit Größe und Muskelkraft glänzen kann. Charme, Temperament und Wissen – dies sind meine Qualifikationen, auch wenn die mittlere Fähigkeit kaum fruchtet, sondern eher belächelt wird. Paris war viel entspannender für mich, denn ich musste da keinen Status halten wie hier, allerdings hatte ich bisher dort ebenfalls eine Menge zu tun. Hätte ich dort auch einfach mich so benehmen sollen wie in meiner Heimat? Manchmal konnte ich mich ja kein Stück zurückhalten – gerade wegen der Klatschpresse – allerdings fand ich es trotzdem angenehmer nicht alles in der Hand haben zu müssen und simpel das Leben zu genießen – abgesehen von dem Damoklesschwert über mir. Von der Seite aus betrachtet bin ich bei den Yakuza sicherer und an sich freier in meinen Entscheidungen. Argh, ich bekomme Kopfschmerzen! „Shirado will sich euren Fragen freiwillig stellen und ihr zögert. Weswegen fängt niemand an?“ „Mit Verlaub, Yato-sama, niemand möchte in Ungnade fallen, sondern nur hören, wie Hime-sama gedenkt in Zukunft für die Familie Yato tätig zu bleiben.“ Seufzend nehme ich nun doch die andere Position an und lege meine Hände im Schoß ineinander – gebührend fein, muss die Dame sein. „Ihr alle, ich habe keineswegs vor euch in eine Bredouille zu bringen. Jeder Einzelne von euch darf mir Fragen stellen und ich versuche sie bestmöglich zu beantworten. Bei zu privaten Fragen wehre ich mich, wie bei der Klatschpresse. Flapsige Antworten werdet ihr ebenso hören. Recht gut kennen wir uns alle kaum, also lernt ihr mich mehr kennen und mit der Zeit ich euch. Meine Handlungen in dieser Familie haben euch dazu gezwungen das Schattendasein größtenteils abzulegen und dann verschwinde ich einfach – deswegen kann ich euren unterschwelligen Unmut verstehen. Lasst mich eines dazu sagen – niemand von euch wird von mir verraten. Opa Max und Vater wussten bis zu unserer Ankunft auf japanischem Boden und dem Territorium der Yato nicht mal, dass ich Teil dieser Familie bin. Vorher wusste niemand, dass ich mich anders verhalten kann, wenn es notwendig ist, um einen Haufen Männer im Griff zu behalten. Normalerweise verhalte ich mich zurückhaltender und denke viel mehr nach, was in dieser Umgebung als zu schwach bezeichnet wird – Keisuke ist das beste Beispiel dafür, was ich nicht werden möchte.“ „Hey, Babe, lasse mich da aus dem Spiel!“ „Sei ruhig, du hast deinen Ruf kaum gebessert seit Silvester und ich muss immer noch einen Teil deiner Unterlagen abfertigen. Das Volleyball-Team oder eher den Club von der Karasuno-Oberschule hast du recht vernachlässigt und deswegen hat einer meiner Männer investiert und deinen Fehler ausgebügelt. Zwar kam das Geld aus dem Spendenfond für Obdachlose, doch dadurch haben wir dir eine Blamage erspart. Kümmere dich gefälligst in deinen zwei Regionen um all die Sachen, die dein Vater aufgebaut hat sowie denen er aushilft. Deine Kämpfe mit anderen Familien und deren Gruppierungen in Ehren – du hast weit mehr Verantwortung zu tragen als die Männer am langen Tisch und ja, ich weiß, dass du nicht danach gefragt hast, aber das Angebot, jemand anderes werden zu wollen hast du ebenfalls abgelehnt. Reiße dich endlich am Riemen und werde zu einem gebührenden Nachfolger des Oberhaupts einer Yakuzafamilie, der Güte zeigt und dennoch knallhart durchgreifen kann!“ Schwer atme ich, denn ich bin richtig in Fahrt gekommen ohne auf meine Worte zu achten. Ich bin minderjährig und musste so viele Arbeiten für ausgebildete Personen machen, dass ich echt daran zweifle überhaupt ein Kind zu sein. Applaus ertönt auf einmal und ich komme mir direkt so vor, als ob man mich hereingelegt hätte. „Gehört habt ihr die Worte von Shirado, der kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn man der Familie schaden würde. Ebenfalls habt ihr gehört, dass er sich euren Fragen stellen würde. Bedenken sollten keine mehr vorhanden sein, also fragt ihn nun.“ Keisuke anzumeckern und vor den anderen verbal vor den Kopf zu stoßen war also Teil der Sitzung? Dieser grinst auch noch frech und ich fühle mich kurz vor einem kolossalen Ausbruch. Hinsichtlich einer Sache bin ich mir sicher – lange kann ich Hime-sama nicht mehr bleiben, denn ich werde älter oder sterbe früher – bis es soweit ist, möchte ich diesen Menschen eine rosigere Zukunft bescheren. „Takato von der Division von Yato-sama, Hime-sama. Gerne würde ich in Erfahrung bringen, wieso Sie in Paris nun leben, außer der Entscheidung Ihres Vaters.“ „Hmm…, eine gute Frage, Takato – oder eher eine gute Überlegung, die fragend gestellt wurde. Paris ist jetzt wohl mein Hauptwohnsitz, bis ich mit meiner schulischen Laufbahn fertig wäre. Zusätzlich bin ich der letzte Siegelmeister auf dieser Erde und habe die Pflicht das letzte Siegel anzubringen, sodass etwas Böses diese Welt niemals übernehmen könnte. Wie mein Vorfahre Mitsunari Ishida und mein anderer Vorfahre Pharao Atemu sowie einige andere ebenfalls, kann es mich mein Leben kosten. Dessen bin ich mir bewusst und arbeite jetzt noch härter daran, sollte der Fall eintreten – eine friedliebende Welt für euch und andere zu hinterlassen. Dies weiß ich allerdings auch erst seitdem ich in Paris lebe. Dort habe ich wundervolle Freunde gefunden und Helden kennengelernt, die für meinen Schutz verantwortlich sind. Daneben bin ich in der Welt der Monster gewesen, habe Pokémon und andere Kämpfer aus der Pokémonwelt kennengelernt, die Welt der Shinobi mit einer wundervollen Familie erkannt und zum Schluss letzte Nacht erst eine weitere Welt, die uns nicht mehr feindlich gesinnt ist. Nähere Details kann ich nicht preisgeben, da ich selber viel Wissen darüber kein Stück besitze, aber ich werde in Paris bleiben, bis ich meine Rolle erfüllt habe – welche Konsequenzen erfolgen mögen, bleibt abzuwarten. Seid euch allen jedoch bewusst, dass ich sehr froh bin zur Familie Yato zu gehören, obwohl ich nicht mehr mit Keisuke liiert bin.“ Sie klopfen auf den harten Boden, um mir Anerkennung für die Antwort zu zollen, bis dieser Takato seinen Dank ausspricht, damit jemand anderes fragen kann. Abwartend sehe ich in die Runde von all den abgehärteten Männern und sehe sogar einige Frischlinge unter ihnen. Kontaktvermeidung initiieren sie, jedoch lasse ich das keinesfalls zu. Bevor also jemand Älteres fragt, picke ich einen der jungen Männer raus, was alle Köpfe zu diesem schnellen lässt. „Ähm…, Hime-sama, ich gehöre zu der neusten Division unter Yato-san und wollte für uns Jüngere gerne fragen, ob Sie die Divisionen nicht mal persönlich begrüßen könnten.“ An sich ist der Kerl wohl recht grob und keineswegs auf den Mund gefallen, aber ich muss zugeben, wenn viele Blicke auf einen haften – besonders welche, die ihren Grummelblick ausgezeichnet tragen – dann wird auch mir mulmig zumute. „Okay, wie auch immer du heißt, ich muss schauen, ob ich das in meinen Urlaub noch unterbringen kann, denn ich möchte mit meinen Freunden und meiner Familie Spaß haben, was du sicherlich nachvollziehen kannst. Deswegen schlage ich vor, dass ich einen Tag in Hosukes Gebieten bin, damit ich mir euch ansehen kann und einen Tag in Keisukes. Dadurch hätte ich dann mit euch einen ähnlichen Tag wie ich mit meinen Männern habe, nur inspiziere ich eher, anstatt generell Spaß zu haben. Ist dies für all die Herren soweit genehm?“ Jetzt diskutieren sie darüber und ich trinke aus meinem Glas voll Wasser einige Schlucke – immerhin kann es noch länger dauern. „Entschuldigt, Hime-sama, dass ich vergessen habe meinen Namen auszusprechen. Er lautet Takatoro und Ihre Idee finden wir für das erste Mal ansprechend. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.“ Leicht verbeugt er sich und ich ahme es ihm nach, sodass dieses Thema gegessen wäre. Puh, ich würde am liebsten alles mit ein paar Worten klären, allerdings muss ich den Kerlen deutlich machen, dass ich nichts gegen sie habe – eher umgekehrt, ich will ihnen allen helfen, irgendwie zumindest. Nun traut sich ein etwas älterer Herr aufzustehen und eine Frage oder auch ein Thema aussprechen zu können. „Verehrte Hime-sama, es ist eine Ehre, dass Sie Zeit für uns gefunden haben. Vorhin haben Sie Ihre Situation erklärt und wir älteren Mitglieder würden gerne in Erfahrung bringen, wie Sie Ihre Verwaltungsaufgaben umsetzen, solange Sie außerhalb von unserem Gebiet leben.“ „Kirima-san, es freut mich, dass Sie sich dazu aufgerafft haben zu fragen. Natürlich werde ich meinen Männern, nach der Übersicht all der Unterlagen, wieder Instruktionen geben und neue Pläne, sodass die Gebiete in meiner Verwaltung aufblühen und zukunftssicher sind. Immerhin geht es um viele Existenzen, die auf einmal Schaden nehmen könnten, sollte ich meine Arbeit falsch delegieren. Bisher hat diese Art gut geklappt und in meinen Gebieten ist genug Gewinn eingekommen, sodass ich neue Projekte in Auftrag geben kann und somit neue Arbeitsplätze schaffe. Für die Präfekturen habe ich einige meiner Männer speziell die Verwaltung lernen lassen, sodass selbst nach meinem Tod – der eintreten könnte – alles seinen geregelten Ablauf gehen sollte. Ich erinnere daran, dass die Entscheidung, sich aus den finsteren Ecken der Gesellschaft herauszuhalten, eine demokratisch abgestimmte Entscheidung von euch allen war – wir drei haben uns herausgehalten und nur die Ideen sowie Pläne präsentiert. Einigen mag es noch schwer fallen und stereotypisch handeln, aber ich sehe in jedem von euch ein wertvolles Individuum, welches strahlend seine nähere Umgebung erleuchten kann. Nicht alle sind mit mir einer Meinung und eine Prestigeschule oder -uni zeigen nicht den Charakter des Menschen. Selbst das Aussehen ist nebensächlich, denn die inneren Werte zählen am meisten. Verständlicherweise kann ich niemanden mit einem zu harten Gesicht oder vielen Narben in einem Institut für Kinder arbeiten lassen, denn die Kinder sind recht prägbar und könnten Angst bekommen. Sobald sie Jugendliche werden, hebe ich diese Beschränkung auf und somit habe ich Lehrer in meinen Präfekturen, die vom Aussehen her anderen eine Heidenangst machen, jedoch kompetent und im Herzen gut sind. Irgendwann verstehen das die Jugendlichen und sehen die Welt anders. Zukunftsmäßig möchte ich halt, dass die neue Jugend ihren Kindern beibringt, dass das Aussehen oder die Reputation einer Institution nichts darüber aussagen kann, wie die Person ist, wie sie handelt oder was ihre Kompetenzen sind. Noten sind Schall und Rauch – in Stresssituation sollte man flüchten oder kämpfen, jedoch niemals Wissen niederschreiben müssen, was einem eingetrichtert wurde. Doch schweife ich ein bisschen ab, obwohl dies ein gutes Beispiel für meine Verwaltungsarbeit ist. Jedenfalls möchte ich ein Fundament schaffen, auf dem man viel aufbauen kann, ohne nachgeben zu müssen. Was wir brauchen ist eine sichere Zukunft für alle und man muss JETZT handeln und nicht alles aufschieben. Deswegen fahrt ihr nur noch Autos mit umweltfreundlichem Energiehaushalt. Die Wohnungen und Häuser in meinen Präfekturen werden so umgebaut, dass die Umwelt keinen großartigen Schaden nehmen kann, damit diese sich selbst heilt. Atomkraftwerke nutzen die Haushalte meiner Männer gar nicht mehr und viele andere haben schon nachgefragt. Bereuen will ich nichts und ich habe die Mittel dazu, ein Stück weit die Welt zu verändern – angefangen mit zwei Präfekturen auf einem Inselstaat. Ob mein Fundament halten wird, hängt von den Generationen nach mir ab und deren Verwaltung. Versprechungen, die man nicht halten kann, sollte man auch keineswegs geben – aber unter meiner Aufsicht wird meine Verwaltung gezielt laufen, obwohl ich auf der anderen Seite der Erde lebe.“ Momente der absoluten Stille erhalte ich, bis der ältere Herr anerkennend nickt und sich für meine ausführliche Antwort bedankt. Hosuke legt einen Arm um mich und gibt mir somit zu vermelden, dass er mich dahingehend weiterhin unterstützt sowie mir den Rücken stärkt. Dankend nicke ich ihm mit einem Lächeln zu, denn er hat mich bisher immer unterstützt und dies nicht, weil ich seinen Sohn einigermaßen gezähmt habe, sondern weil er an meine Ideale glaubt. Weiter geht es im Nachmittagsverlauf und zwar mit der nächsten Frage, die mich dann doch aus der Bahn wirft, als ich sie höre. „Hime-sama, Kirishima von einer Truppe vom verehrten Yato-sama. Bald tritt mein Sohn mit seiner eigenen Gruppe ein und da bin ich zuversichtlich, dass Sie ihn unter Ihre Fittiche nehmen werden. Diese Anmerkung sei nur am Rande erwähnt – sehr gerne möchten wir alle erfahren, weswegen dieser große junge Mann gleich am ersten Tag mit Yato-sama sehr vertraut war und in der Nacht für Ärger sorgte.“ Tja, Adrien, dich zu beweisen wird wohl noch schwieriger als ich selbst erwartet habe – ein Glück war Cat Noir nicht mit dabei, um seine Sprüche loszulassen, denn das wäre noch schlimmer aufzupolieren. „Stimmt ja, ihr wart alle gar nicht mit auf Opas Insel über Silvester. Adrien Agreste ist mein fester Freund, neben Cat Noir, den ich allerdings seltener sehe als ihn. Seit einem gewissen Vorfall, worin total niedliche und hübsche Babys involviert waren, ist er gewachsen, hat eine dunklere Hautfarbe erhalten, viel mehr definierte Muskeln, spitzere Zähne und leicht spitze Ohren – dies macht ihn noch viel mehr zu einem Typ Mann, auf den ich äußerlich stehe – schaut nicht so entsetzt, ich darf doch wohl auch Präferenzen besitzen wie jedes Säugetier, welches von Affen abstammt. Charakterlich ist er manchmal ein großer Charmeur, oft witzig, sehr zuvorkommend, unendlich hingebungsvoll, leicht verträumt, recht stark, allerdings auch mal jemand, den man bemuttern muss, der jammert wie ein kleines Kind und viel mit sich selbst ausmacht, anstatt seine Gedanken mit jemanden zu besprechen. Gleichsam ist er schon ein bisschen wie ein Macho, hat seinen Körper für mich trainiert und will mich beschützen – was ich anerkenne, aber gleichzeitig wenig gutheiße, denn ich kann ihn noch nicht in dem Maße beschützen wie er mich. Nichtsdestotrotz kann ich mir mit ihm eine Zukunft vorstellen, sollte man mir diese gönnen. Behandelt ihn jedoch bitte deswegen keineswegs speziell – ich möchte ungern fehlerhaftes Verhalten bestrafen. Milde walten lassen musste ich bei ihm, da er die Konsequenzen keineswegs kennen konnte, jedoch wisst ihr es. Oh, er weiß es auch nicht, dass ich mild zu ihm war, lasst ihn erstmal in dem Glauben, wenn ihr ihn ärgern wollt – nach seiner Strafe kläre ich ihn komplett auf. Hosuke mag Adrien übrigens auch, weswegen ich davon ausgehe, dass ihr ihn auch flott annehmen werdet – aus eurer eigenen Sicht gesehen. Keinen Kommentar will ich von dir hören, Keisuke!“ Echauffierend will er deutlich machen, dass er keine Worte aussprach, doch kenne ich ihn gut genug, damit ich weiß, was sein Schnauben bedeutet. Würde der Kerl nicht auf der anderen Seite von Hosuke sitzen, hätte ich ihm welche gegen den Hinterkopf gegeben – der blonde Schönling, der mein fester Freund ist, hat seine abschätzigen Kommentare und Handlungen keineswegs verdient. Räuspernd meldet sich das Oberhaupt zu Wort, nachdem es seinem Nachfolger eine Hand auf die zugewandte Schulter gelegt hat. Angespannt sitzt Keisuke nun und ich bin zufrieden damit, wie der große Hosuke handelt. „Hiermit möchte ich zwei, nein drei… oder waren es doch vier? Änderungen gibt es auf alle Fälle – die genaue Anzahl lassen wir mal entfallen. Shirados Freund, Adrien Agreste, wird sich der Bewährungsprobe stellen, um ein Mitglied der Familie Yato zu werden. Uns allen ist der besondere Grund bekannt, weshalb ich gleich zum nächsten Punkt übergehe – die Präfekturen Iwate und Miyagi gehen am Ende des Jahres in die Verwaltung von Shirado mit über. Keisuke wird weiter südlich expandieren und hat eine andere Familie extrem geschwächt, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie sich auflösen oder selbst ausliefern, sodass ich mich auf Hokkaido konzentrieren kann.“ Vier Präfekturen soll ich auf einmal leiten? Okay, nicht auf einmal, jedoch finde ich es schon happig, dass ich von Hosuke und Keisuke jeweils ein Gebiet erhalte. Deren Verwaltung zu übernehmen wird teilweise schwer werden, da einer von ihnen kaum verwaltet. Stören kann ich allerdings der Ausführung von Hosuke keineswegs, denn dies wäre im Augenblick unhöflich. „Zusätzlich werden wir uns mehr darum bemühen Korruption unter Politikern und Unternehmern auszumerzen. In unseren bisherigen Präfekturen haben wir Zeit und Geduld investiert, was sich ausgezahlt hat. Diesen Weg werden wir somit weiterhin gemeinsam bestreiten. Zum Schluss habe ich noch anzukündigen, dass wir viele Neuzugänge erhalten haben, die sich dankbar zeigen, gerade weil wir in deren Zukunft investiert haben, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Kirishima hat schon erwähnt, dass sein Sohn und dessen Freunde eintreten wollen und dies wären sechs Personen insgesamt. Hinzukommend wären da noch 102 Leute mehr. Ja, wir haben die Anzahl der 108 Sterne, die uns beitreten werden. Allein davon werden 54 Männer an Shirado gehen, wegen der neuen Präfekturen – eingeteilt werden diese von mir erstmal, bis unsere Prinzessin erneut Zeit gefunden hat. Dreißig Männer gehen an mich, wegen Hokkaido und die restlichen 24 erhält Keisuke. Unser Vordringen in den Norden und in den Süden haben Konsequenzen – mehr oder weniger. Nördlich werden wir kaum auf Widerstand stoßen und schnell Zustimmung erhalten, allerdings in südlicher Richtung wird es gefährlicher. Darum werden die Neulinge bei Keisuke Extratraining erhalten und in Schutzhandlungen ausgebildet. Ihr wisst alle, dass wir auf Gegenwehr stoßen, obwohl wir niemanden anprangern und da mein Sohn seine wilde Seite noch ausleben muss, nutzen wir die Chance und schauen, wie weit unsere Ausdehnung gehen kann, bis die Schwierigkeit auftritt, alles zu verwalten sowie zu sichern.“ Selbstverständlich schafft Hosuke es, dass ich keinen Einspruch geben kann, da die Männer fröhlich ihre Sakeschalen heben und mit dem Oberhaupt diese leeren – Ende der Versammlung. Tatsächlich haben wir fast fünf Stunden mit alledem verbracht, was mich enttäuscht – mir kam es viel kürzer vor. Momentan heißt es noch einige Gespräche zu führen und Sympathien weiter auszubauen – es sei denn jemand geht mir auf den Wecker, dann wird gemaßregelt. ~ Adrien ~ An Schlaf war keineswegs zu denken. Auch wenn mein Kleines meint, dass niemand es bemerken würde – ich habe es gesehen. Ihm geht es keineswegs so gut, wie er den anderen weismachen will. All die Ereignisse mit dem Zapper waren anstrengender als die Kämpfe gegen die akumatisierten Schurken von Hawk Moth. Andere Dimensionen beherbergen viel stärkere Gegner als in unserer, obwohl wir selbst bei unseren schon Probleme bekommen. Zwar schaffen wir es am Ende, jedoch trägt besonders Shirado die Last mit sich. Würde er mal mehr an sich denken, anstatt anderen Personen den Vorrang zu geben, hätte er weniger seelische Last. Hier allerdings wirkt er viel freier als in Paris. Die Familie Yato verehrt ihn regelrecht, was ihm peinlich ist und ich wiederum niedlich finde, denn der Rotschimmer auf seinem Gesicht lädt ein, ihn mehr zu ärgern. Zudem haben alle Mitglieder und deren Familien die Angewohnheit ihn Hime-sama zu nennen – eine verehrte Prinzessin. Hosuke und Keisuke ziehen ihn damit ebenfalls auf, denn die beiden nennen ihn sonst beim Namen oder Spitznamen. Indirekt scheint es eher so zu sein, als würde Shirado all die Ereignisse in Paris wegschieben wollen, damit er die Zeit genießen kann, die ihm in diesen zwei Wochen bleibt. Selbstbewusster zeigt er sich ebenfalls hier und ich darf nicht mal bei ihm im Bett schlafen, was mir echt gegen den Strich geht. Sobald ich mich bewiesen habe, werde ich mich direkt in Shirados Zimmer begeben und ihn nicht mehr herauslassen für diesen Tag. Immerhin muss ich die verlorene Zeit aufholen und erst noch meine Strafe abarbeiten. Wenigstens kann ich mich so auspowern und noch vor dem Schlafengehen ein Training einschieben. Der Bewegungsdrang von mir hat sich ebenso erhöht und auch wenn Papa Shirado sonst wohin jagen will, weil ich meine Verpflichtungen durch die Strafe vernachlässigen muss, begehrt er keineswegs auf, denn in diesem Gebiet hat er keinen großen Einfluss. Positiv kann ich das schon betrachten, denn nachholen muss ich deswegen auch nichts. Schattig wird es nur, dass mein Blondchen mir eine Strafe aufbrummen musste. Klar, seine Autorität zu untergraben wäre auch eine Möglichkeit gewesen, jedoch will ich mich mit denen Gutstellen, die sich hingebungsvoll um Shirado kümmern. Hach, es hilft nichts und ich sollte mich duschen sowie anziehen – heute helfe ich dem Sportlehrer Daiki aus, der kleiner als ich ist, wie so einige Japaner, allerdings das Doppelte an Muskelmasse besitzt. Würde ich mit so einer Masse an Muskeln herumstolzieren, würde ich mich selbst ungern ansehen – zu mir passt die definierte Muskelform sehr viel besser – außerdem erhalte ich die Stärke dann, wenn ich sie brauche, obwohl der Pharao und Kiyomasa mich davor gewarnt haben – ganz abstellen kann ich die Nutzung der Kräfte nicht. Dafür fühlt es sich zu gut und richtig an – darin verliere ich mich zum Glück auch kein Stück, weshalb das in Ordnung geht, wie ich finde. Ganz damit aufhören kann ich sowieso nicht mehr, also warum daraus keinen Nutzen ziehen? Den Schritt zurück habe ich vor zig Kilometern schon aufgegeben. Frisch geduscht und sportlich angezogen will ich gerade zum Speisesaal gehen, als dieser Daiki mich gerade wohl abholen will. Passt ja gut, dass ich sowieso kein bisschen geschlafen und die meiste Zeit sowieso versucht habe mich mehr an meine Kräfte zu gewöhnen, ohne die Hilfe der beiden Lehrmeister. Weil ich ohne Frühstück kaum zu irgendwas fähig an Taten wäre, esse ich in Ruhe und erhalte sogar eine Bentobox, von denen Shirado mir erzählt hat – es war sogar sein Auftrag, dass ich eine Box erhalte, auch wenn er die wohl schlecht selber vorbereiten konnte. Schade, sein Essen schmeckt echt besser als man meinen könnte. Nachdem ich fertig bin, bekomme ich noch eine Tasche mit Handtüchern sowie drei Wasserflaschen mit, damit ich für diesen Tag vorbereitet bin – neben der Tasche mit meinen Sportschuhen und Schweißbändern. Draußen angekommen wundere ich mich, dass kein Wagen für uns bereitsteht, wie ich es erwartet hätte. Um 7:30 Uhr am Morgen ist es außerdem echt kalt. „Was guckst du so dumm aus der Wäsche? Wir haben eineinhalb Stunden für die Strecke bis zur Oberschule von hier aus, die wir natürlich laufen – das beste Training ist erst durch Aufwärmen gewährleistet.“ „Sind das nicht über zwanzig Kilometer?“ „Und du willst der Freund von Hime-sama sein? Lachhaft, wenn du diese mickrige Strecke nicht mal schaffst, kannst du es gleich vergessen.“ Oh, der Typ hat gerade einen Nerv in mir getroffen, dem werde ich zeigen, dass ich es wert bin. Am liebsten würde ich doch den Schlaf nachholen – 28 Kilometer sind wir gelaufen – davon allein waren drei Kilometer vom Anwesen bis zu einem Tor des Grundstücks der Yato gewesen. Fix und fertig keuche ich und ärgere mich, dass Daiki nur leicht schnauft. Laut ihm sind wir zehn Minuten zu spät und ich würde ihm sehr gerne eine verpassen, doch fehlt mir die Energie dafür im Moment. Im Nachhinein habe ich ihm ja schon welche verpasst und bin deswegen in diesem Schlamassel. Grummelnd sammle ich den Rest an Energie, den ich noch habe und schleppe mich in die wohl erste Sporthalle von vielen hier an der Oberschule. Ob die hier auch fechten? Für mich wäre das eine gute Ablenkung oder sie spielen Basketball. „Schwächling, du lässt die Körbe mit der Stange vorsichtig runter, während ich die Bälle anfange vorzubereiten. Danach wischt du den Boden sauber, sodass der Basketballclub anfangen kann zu trainieren“ Seine Bezeichnung lasse ich an mir abprallen, bevor ich das mache, was mir aufgetragen wurde. Übung darin habe ich schon, nur das Wischen will mir nicht in den Kopf – dafür gibt es doch wundervolle Reinigungskräfte. Protestieren kann ich sowieso vergessen, also beiße ich die Zähne zusammen und strenge meine Beine an, den Tag weiter zu überstehen. Lange dauert es nicht, bis eine Gruppe an Jungen von unterschiedlicher Größe ankommen, umgezogen und schon bereit. Schnell werde ich zu einem Gesprächsthema und die denken wohl, dass ich kein Wort verstehe. Pech gehabt, ihr oberflächlichen Schüler, ich bin nicht hier, damit ihr euch lustig darüber machen könnt, dass ich blond bin und für Ärger sorgen werde. Ein Mädchen kommt mit einem älteren Mann an – anscheinend die Managerin vom Club und deren Trainer. Eher hätte ich damit gerechnet, dass Daiki sie trainiert, aber das kann man wohl schlecht bei vielen Sportclubs. Bei den lachhaften Anmachen einiger Jungs kann ich mir ein Prusten kein Stück verkneifen, was sie wohl mitbekommen und mich anstieren. Ich hingegen erhalte einen gepfefferten Ellenbogen in die Rippen von Daiki, den ich nur böse dafür anstarre, was ihn kurz zusammenzucken lässt. Da habe ich es mit dem bösen Blick übertrieben und muss kurz meine Augen schließen, denn noch mehr Ärger brauche ich keineswegs. „Sie wissen noch nicht, dass du sie verstehst, also kläre sie schon auf, dass du heute mit ihnen trainierst, während ich mit dem Trainer das Budget sowie die weiteren Pläne bespreche.“ Keine bissigen Anmerkungen? Anscheinend war der Blick doch zu was gut – ohne Shirados Nähe verfalle ich wohl eher dem, was ich zu meistern und gleichzeitig bekämpfen versuche. Es hilft nichts, das muss ich irgendwie alleine schaffen. „Schüler! Heute ist jemand mit dabei und wird mit euch trainieren. Er kommt aus Frankreich und kann selber gut Basketball spielen, wie ich in Erfahrung bringen durfte. Solange er am Ende eures Trainings sich nicht mehr auf den Beinen halten kann, erhaltet ihr nächste Woche genug Yen, sodass ihr euer Trainingscamp mit einem Grillabend ausklingen lassen könnt. Sollte er es jedoch schaffen in den zwei Stunden auf seinen Beinen zu bleiben, müsst ihr drei Wochen lang bei jedem Training Lernübungen ausführen.“ Direkt werde ich also zum Buhmann erklärt, vielen Dank auch Daiki! Zu Shirado bist du sicherlich keineswegs dermaßen fies, aber ich sollte mich vorstellen. „Hi, ich bin Agreste Adrien und hoffe, dass Daiki euch nicht dazu verleitet unfair mir gegenüber zu sein. Sehr gerne spiele ich Basketball und bin gespannt, wie ihr hier in Aomori trainiert.“ Fließend als Ausländer die japanische Sprache zu sprechen scheint zu beeindrucken, denn ich werde anders angesehen als vorher – zwar noch misstrauisch, jedoch mit einer Spur platonischer Freundlichkeit. Na ja, die werde ich vielleicht nie wieder im Leben sehen, also kann es mir egal sein und ich könnte denen einigen Ärger einbrocken, allerdings würde Shirado davon erfahren. „Was er vergessen hat zu erwähnen ist, dass er der derzeitige feste Freund von Angel Flower ist.“ Bald, in naher Zukunft, werde ich Daiki mit einem Hieb in den Boden schlagen, sodass nur noch sein Kopf herausgucken kann. Kaum hat er nämlich seine Aussage gemacht, erhalte ich einige feurige Blicke – mir fällt wieder ein, dass Shirado noch nicht als Junge geoutet wurde – oder generell geoutet. Hier in Japan ist er noch als Mädchen bekannt und einige der Jungen scheinen ihn zu begehren, was mir wiederum missfällt. Giftig sehe ich Daiki an und versuche den Drang zu unterdrücken irgendwas zu machen, was dumm wäre. Dieses Mal zuckt er stärker zusammen und geht ein paar Schritte auf Abstand. Befriedigung empfinde ich dabei und Genugtuung. „Trainer? Wenn Sensei aufhört sich einen Feind zu machen, dürfen wir dann uns aufwärmen und trainieren?“ Der Älteste im Raum nickt nur und die Mitglieder vom Basketballclub laufen um das Feld – zwischen jeder Runde machen sie Dehnübungen. Eine interessante Art das Training zu beginnen. Aufgewärmt bin ich zwar schon, aber die Dehnübungen mache ich mit, denn sie erfüllen ja einen gesunden Zweck. Keuchend legt sich auch der letzte vom Basketballclub auf den Boden, während ich noch stehen kann. Sie haben mich herausgefordert und ich habe jedes Duell gewonnen – selbst als sie versucht haben zu schummeln. Trotzdem fühle ich mich elendig – der fehlende Schlaf macht sich bemerkbar. Es waren gerade mal zwei Stunden Basketballtraining und ich will am liebsten für den restlichen Tag nichts mehr machen – mein Pensum war mit dem Kilometerlauf längst erreicht. „Tja, ihr habt es nicht geschafft ihn zu Boden zu bringen, also gibt es mehr Lernübungen in nächster Zeit, was sowieso euch am besten für die Zukunft hilft. Duscht euch und ab mit euch für heute, falls euer Trainer keine Einwände hat.“ Da dieser verneint, geht der Club los und einige ziehen ihre Oberteile aus, damit ihre Körper sich abkühlen. Selbst jetzt erhalte ich keine Pause und muss meinem Folterer dabei helfen die Halle wieder in ihren vorherigen Zustand zu versetzen. Sauber und rein sollte die Sporthalle nun sein, sodass ich endlich eine Pause verdient habe, die er mir allerdings erneut nicht gönnt und zur Schwimmhalle scheucht. „Anders als an vielen anderen Schulen haben alle im Gebiet der Yato eine Schwimmhalle mit vielen Becken, die auch für Freizeitgäste geöffnet werden, sollte der Schwimmclub sie gerade nicht nutzen. Die Termine werden im Internet und auch an Aushängen an die Masse weitergeleitet, sodass jeder planen kann, wann man schwimmen geht. Hime-sama hat diese Idee eingebracht, nachdem sie gesagt hat, dass Freibäder zu unsicher und dreckig sind.“ Seinen angeekelten Gesichtsausdruck kann ich mir regelrecht vorstellen – er hat es zwar gerne von Natur umgeben zu sein, allerdings mag er es weniger diese an sich zu haben. Obwohl er schon recht damit hat, dass Freibäder wenig an Hygiene bieten, auch wenn sich die Betreiber bemühen. Das Gebäude der Schwimmhalle ist enorm und einige Besucher scheinen zufrieden mit sich zu sein, als sie hinausgehen, während wir eintreten – einem älteren Ehepaar halte ich die Tür auf, was sie überrascht, sich jedoch bedanken für meine Hilfe. Verschmitzt grinst mich Daiki an und ich rolle nur einmal mit meinen Augen, denn auf einen weiteren Spruch kann ich gerne verzichten. In der Personalumkleide hält er mir ernsthaft einen Badeslip hin, als würde mir das Teil passen. „Solange du keine großen Badeshorts hast, welche im Schritt ordentlich Platz haben, kannst du es vergessen – ich klemme mir nichts ab oder lasse mich angaffen, damit du deinen Spaß hast.“ „Und wie groß darf der Schritt sein, der werte Herr?“ Länger auf seine Spitzen will ich keineswegs eingehen und dränge ihn einfach von dem Schrank weg, bevor ich alles durchsuche und erst weiter hinten versteckt eine Badeshorts finde, die gerade so passen könnte. Vorsichtshalber wasche ich sie ordentlich ab, denn ich habe keine Ahnung, wie lange die schon in diesem Schrank am Gammeln war. Weitere Kommentare von meinem Begleiter ignoriere ich und bin froh, dass ich mich in Ruhe umziehen kann. Leicht zwickt selbst meine Auswahl, aber es hält sich noch im Rahmen, sodass ich keine großen Schwierigkeiten haben sollte. Meine restlichen Sachen verschließe ich ordentlich und dusche mich – was ich bitter nötig hatte. Beim Eintritt in den Beckenraum staune ich nicht schlecht, was für eine Vielfalt geboten wird – von Spaßbecken, zu Babybecken und Turmspringbecken, Rutschbecken – sogar ein Tauchbecken gibt es und ein Erholungsbecken. Shirados Pläne – zumindest einen davon – in der Wirklichkeit zu sehen finde ich erstaunlich. Zwar kenne ich die Planung für eine kleine Show und die der Hochzeit, aber etwas zu sehen, was handfest vorhanden ist und keineswegs zeitlich begrenzt für ein paar Stunden existiert, macht mich dann doch sprachlos. Selbst die Wege wurden mit rutschfesten Belägen bedeckt, sodass Unfälle außerhalb vom Schwimmbecken vermieden werden. Sollte man sich jedoch dumm anstellen, kann dennoch irgendwas passieren. An schwierigen Stellen gibt es nicht mal Dekoration und an den Rändern gibt es keine Bänke oder Liegestühle – man muss also im Wasser sein oder raus – strikt und konsequent. Dies sollte ich mir merken, dass mein Blondchen eine kleine Meerjungfrau ist – oder eher ein Meerjunge. Als sein Meermann sollte ich dann bei ihm bleiben…, pervers denken sollte ich im Moment echt kein Stück. Zwickend werde ich auch noch daran erinnert. „Hey, Grünschnabel, du hast es mit dem Schwimmclub einfacher – du brauchst sie nur zu beaufsichtigen, während sie warten und zwar im Erholungsbecken.“ Damit kann ich leben und begebe mich zu diesem, damit ich einen Überblick erhalte. Von meinem Stand aus sieht das Becken so aus, als ob ein Zwölfjähriger problemlos darin stehen könnte, sodass seine Schultern noch herausschauen. Somit sollten die Clubmitglieder ebenfalls gefahrlos hier stehen können, sodass ich mich frage, weswegen ich auf diese aufpassen soll. Entgegen meiner bisherigen Annahme darf ich wohl ebenfalls mich erholen oder aber es ist eine Falle. Letzteres würde nur den Verdacht in mir bestärken – am besten bleibe ich wachsam. Überraschen sollte es mich keineswegs, aber es ist ein weiterer Club nur mit Jungen – selbst der Manager ist einer. „So, ihr ausdauernden Schwimmer, euer Trainer ist erkrankt und deswegen übernehme ich erstmal euer Training, bis es diesem besser geht. Dort hinten steht Agreste Adrien aus Frankreich, der heute euch im Erholungsbecken massieren wird, solange ihr nicht trainiert. Denkt daran, dass er nur eine Aushilfe ist, also unterweist ihn – seine Hände sind sanfter als ihr im Moment glauben würdet.“ Oh ja, diese sanften Hände sind allein für Shirado verbucht, aber die fragwürdigen Blicke der Clubmitglieder sprechen auch Bände. „Sensei, wir haben doch unseren jeweiligen Partner, wieso sollten wir uns von einem Ausländer, den wir gar nicht kennen, massieren lassen?“ Endlich scheint jemand gegen Daiki aufbegehren zu wollen, der seine dummen Spielchen mit mir spielt. Ha, er grummelt ein bisschen vor sich hin und seufzt dann. „Ja, du hast Recht, ich will mich nicht in eure Dynamik und Beziehungen einmischen. Nichtsdestotrotz wäre es schön, wenn ihr ihm was beibringen könntet und das Gelernte testen lasst – er kennt sich damit wenig aus und würde es schon gerne lernen.“ „Aha und diesen Ungelernten hätten sie einen von uns anfassen lassen? Ihre Qualität als Sensei sollten Sie eher in Frage stellen. Leute, ihr wisst, wie wir uns aufwärmen und aufteilen!“ Prustend beginne ich zu lachen und kann mich kaum zurückhalten, denn Daiki wurde von den Jungen aus dem Schwimmclub vollkommen an der Nase herumgeführt. Diese zwei Stunden waren recht angenehm. Man hat mir viele Bewegungen für eine Massage beigebracht und sogar anwenden lassen. Dieses Team besteht nur aus Schwulen, wie ich in Erfahrung gebracht habe, denn sie haben sich oft paarweise geneckt sowie ab und zu geküsst – mit dem Manager zusammen hat das Team sieben Paare. Deren Zusammenspiel habe ich bestaunt, denn sie sind echt gut und katapultieren sich zu ihren Bestleistungen hoch – einige haben sogar neue persönliche Rekorde aufgestellt. Zwischendurch haben sie Daiki herausgefordert, der wirklich gut war, was ich mir eingestehen muss. Meine wohlverdiente Mittagspause habe ich unter den Paaren im Schwimmclub verbracht. Dass diese offen mit ihrer Homosexualität umgehen wundert mich schon, aber da ich daran denke, wie viel Einfluss Shirado allein auf eine große Bande Yakuza hat, kann ich mir vorstellen, dass seine Ideale in deren Gebieten mit reingebracht werden. Einiges erfahre ich aus deren Privatleben auch, obwohl die mich vielleicht nie wieder in ihrem Leben sehen werden und ich deswegen eine gewisse Dankbarkeit für diese Offenheit empfinde – dieser Club ist ein wundervolles Beispiel für Offenheit im Umgang untereinander. Aus einem mir nicht wirklich ersichtlichen Grund habe ich ihnen meine E-Mail-Adresse gegeben und würde gerne mit ihnen in Kontakt bleiben – sie waren anders und entgegenkommender als das Basketballteam. Nachdem ich also fertig mit meiner Pause bin, geht es auf ein Fußballfeld und dort hat mein Begleiter das Feld für das Training vorbereitet. „Du wirst die linke Seite des Feldes überwachen und ich die rechte. Baseball steht heute leider nicht auf dem Programm, aber als Europäer hast du sicher mehr Ahnung von Fußball und kannst den Jungs dahingehend einige Kniffe beibringen.“ Wo die gemeinen Kommentare bleiben wundert mich zwar, aber beklagen will ich mich kein Stück. Ahnung von Fußball habe ich wenig und selbst als Europäer ist mir dieser Sport recht egal, jedoch denke ich an diesen einen Infernalen zurück und hoffe doch, dass ich wenigstens mit dem Wissen punkten kann. Anzahlmäßig sind die Mitglieder vom Fußballclub recht groß, weswegen ich die Aufteilung verstehen kann. „Der Riese neben mir heißt Agreste Adrien und kommt aus Frankreich. Heute hilft er mir bei eurem Training und vielleicht zeigt er euch einige Tricks, die wir in Japan gar nicht kennen.“ Mich selbst vorstellen brauche ich wohl keineswegs mehr, aber gut, ich werde von ihm kein Stück mehr erniedrigt, weshalb das in Ordnung ist. Merkwürdig finde ich nur, dass der Fußballclub mehr kleine Personen hat, als die anderen beiden Clubs vorher – wobei der Schwimmclub ausgeglichen war, was die Größe betrifft. Vor mir habe ich nun fünfzehn Jungs, die mir gerade mal bis zum Herzen reichen und ich komme mir vor, als würde ich eine Grundschulklasse hüten – nur ist diese besser im Benehmen. „Ähm…, gut, ich denke, dass ihr euch erst aufwärmen solltet, wobei ich mitmache. Vergesst dabei keineswegs Dehnübungen zu machen.“ „Jawohl!“ Also das war einstimmig und einfach. Irgendwie genieße ich es von den fast Gleichaltrigen anerkannt zu werden. Ungefähr zwei Klassen unter mir müssten sie sein, wenn ich es korrekt heraushöre, wie sie sich über die Sommeraufgaben unterhalten – ein Glück haben wir keine Hausaufgaben während den Ferien. Sechs Runden haben wir gemacht und sie sind bereit, weswegen ich in das Tor gehe. „In der ersten Übung möchte ich, dass ihr genau auf den Punkt schießt, wo ich meine linke Hand gerade hinhalte. Zielgenauigkeit ist wichtig und ich denke, dass man diese vorher trainieren kann, damit man ein Gefühl dafür bekommt, bis man sein Training dahingehend verbessert, sodass man in Millisekunden entscheiden kann, wohin der Ball fliegt.“ „Verstanden!“ Null Fragen kommen und sie vollführen eine Menge Patzer, was in Ordnung ist, wie ich ihnen sage, denn niemand kann tatsächlich andauernd hundertprozentig treffen. Nach einer Stunde schaffen die ersten von ihnen tatsächlich den Präzisionsschuss und ich sage dann, dass sie erstmal eine Pause machen sollten, damit sie ordentlich Luft holen können. Danach stelle ich die Torwand auf und gebe an, dass bei einem Wandtreffer, man sofort den Ball in der Luft mit einer Bewegung erneut schießen soll. Zur Demonstration versuche ich mein Glück und ziele auf die Mitte, sodass der Ball mit Wucht abprallt und ich springe, eine halbe Drehung vollführe sowie meinen zweiten Schuss in der Luft ausführe. Wie geplant haut auch dieser gegen die Mitte, sodass ich noch ein Manöver ausführen kann, ehe der Ball durch das obere Loch ins Netz dahinter geht. Wow, hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe, aber ich bin als Adrien wohl langsam ebenfalls stark genug meinen Körper mit der nötigen Kraft auszustatten. „Natürlich müsst ihr nicht gleich drei Treffer hintereinander machen wie ich, jedoch ist das die Übung, die ich noch für euch habe.“ Deren anhimmelnden Blicke versuche ich weitestgehend zu ignorieren. Senpai genannt zu werden mit diesem anhimmelnden Ton dabei, fühlt sich merkwürdig an und ich nicke den Jungen einfach zu, damit sie sich auf die Aufgabe konzentrieren. Endlich sind die zwei Stunden mit dem Fußballclub vorbei, denn wenn die Jungs nicht an der Reihe waren, haben sie mich ausgequetscht, wieso ich blond bin, weswegen ich so groß bin, ob ich nicht doch bei ihnen bleiben könnte und noch mehr drängende wie neugierige Fragen. Seufzend lasse ich mich nach getaner Arbeit kurz in den Schatten eines Baumes plumpsen und trinke meine dritte Flasche zur Hälfte leer. Körperlich gesehen – von rein biologischem Standpunkt aus – sollte ich schon lange nichts mehr machen können, was die merkwürdigen Blicke von Daiki mich wissen lassen. Er hat keine Ahnung von dem, was in mir drinnen ist und versucht den derzeitigen Zustand zu analysieren. Dagegen spüre ich, wie die Macht meinen Körper durchdringt, allerdings keinen Versuch unternimmt mich übernehmen zu wollen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich keine hohe Wut oder Mordlust verspüre. Solange also diese Macht davon wegbleibt mich übernehmen zu wollen ohne mein Einverständnis, kann sie ruhig nützlich sein. Sobald ich mich an alles gewöhnt und mein Training beendet habe, kann ich schauen, inwieweit ich die Kräfte ausüben werde. Augenblicklich jedoch muss ich mich aufrappeln und mit dem Lehrer in eine andere Sporthalle gehen, in der es wohl auch Theateraufführungen gibt. In dieser Halle habe ich die gleichen Tätigkeiten vor mir wie am Morgen in der anderen, nur baue ich ein Volleyballnetz auf und poliere die Volleybälle ein bisschen. Bis der Club ankommt dauert es länger als bei den anderen, jedoch sehen sie recht niedergeschlagen aus. Den Grund dafür bekomme ich später mit, als Daiki mich vorstellt und die Jungs meinen, dass ein Training im Augenblick keinen Sinn macht, da sie sowieso wieder verlieren würden – trotz der vielen Anstrengungen. Aus dem Kontext und zwischen den Zeilen kann ich entnehmen, dass sie eine derbe Niederlage einstecken mussten und der Trainer heute sogar krank wurde – was erst im Nachhinein preisgegeben wird. Anscheinend hat dieser sich bei der Niederlage zu oft den Kopf gestoßen, als er bei der vorherigen Freude über den Ausgleichspunkt zu hochgesprungen war, während dieser Punkt zurückgenommen wurde und dieser dann auf der Bank landete. Hauptsache dieser kann in Zukunft noch alles einigermaßen hinbekommen – mit Kopfverletzungen ist keineswegs zu spaßen. „Wäre ich euer Trainer, würde ich euch für dieses Verhalten eher bestrafen und zwar heftig. Es ist egal, ob ihr gewinnt oder verliert, was wichtig ist, dass ihr Erfahrungen sammelt. Wer nur gewinnt, der wird arrogant und verliert den Horizont, den wir stetig erweitern wollen. Reißt euch zusammen und erschafft einen neuen Weg, der euch einen weiten Horizont erschafft, anstatt ihn zu schrumpfen.“ Könnte direkt aus Shirados Mund kommen – da merke ich, wie sehr er andere beeinflusst. Gut kann ich mir ebenso vorstellen, dass Daiki diese Worte von einem jüngeren Blondchen zu hören bekam. Dieser Tag war lang – zu lang für meinen Geschmack und auch noch ohne Shirado gesehen zu haben. Vom Volleyballclub habe ich viel lernen können, falls ich mal Lust auf eine Runde habe, kann ich diesen Sport auch am Strand spielen – obwohl es da mit dem Wind schwieriger wird. Endlich ist mein erster Straftag herum und ich finde, dass ich es gut gemacht habe – für jemanden, der schon seit fast vierzig Stunden wach ist. „Grünschnabel, du hast dich gut geschlagen, was ich mir eingestehen muss – schmerzlich, füge ich hinzu. 20:00 Uhr ist es nun und du hast noch einige Kilometer zurückzulaufen. Dafür bekommst du eine Taschenlampe von mir, denn sonst würde Hime-sama mir den Kopf zurechtrücken, worauf ich sehr gerne verzichte. Wir beide sehen uns am Familientag wieder.“ Protestieren kann ich nicht mal oder nachfragen, wieso ich nun alleine zurück muss, denn er haut ab, sodass ich alleine bin und mich ehrlich frage, wie er meint, dass ich alleine zurückfinde, nach all den Erlebnissen und meiner morgendlichen Erschöpfung. Allerdings kann ich gemächlicher den Rückweg antreten, anstatt ihm hinterherzurennen – was jedoch wenig hilft, wenn man sich erst zurechtfinden muss. Seufzend jogge ich zum Rand der Stadt und rein in ein Waldstück. Das Geschenk von Naruto habe ich fast verstanden und hoffentlich geschafft. Mein neuer Körper oder eher die Veränderung meines Körpers war bisher die schwierigste Phase, kombiniere ich mein neues Sein mit der Macht in mir, sollte es mir möglich sein vorübergehend hohe Schnelligkeit aufzubauen, sodass ich Shirado sehen und danach ins Bett kann – leider noch nicht in seines. Einige Kilometer habe ich geschafft, bis ich aufhören muss diese Macht zu nutzen, denn ich spüre, wie das Böse in mir hochkommt. Kontrolle über mich erhältst du nicht noch einmal, auch wenn du zu mir gehörst! Bis ich meinen Körper wieder nutzen kann dauert es seine Zeit und als es soweit ist, laufe ich den Rest lieber ohne irgendwas einzusetzen. Weitere Probleme will ich meinem Blondchen keineswegs aufbürden. ~ Shirado ~ Bin ich froh, dass ich endlich Zeit für mich habe. Erleichtert seufze ich und sinke ein Stück tiefer in die große Badewanne – normalerweise dusche ich, aber nach dem Tag brauche ich ein Entspannungsbad. Kaum bin ich auf dem Vertrauensniveau angelangt, auf dem mich die Yakuza haben wollen, womit die Versammlung sich ausläuft, kommen weitere Probleme auf mich zu, denn es gab Streitigkeiten und einige meiner Männer – MEINER MÄNNER – waren der Auslöser dafür. Siebzehn Fälle durfte ich aufarbeiten und einzeln ausschlachten – Monsieur Agreste, Vater und Chloé sowie ihre Mutter Audrey waren schuld an diesen Situationen. Vater habe ich sogar mit seinem Vornamen bei meiner Standpauke angesprochen und ihm ordentlich eingeheizt, dass ich ihn erst wiedersehen will, wenn er es schafft zu kapieren, dass ich hier Menschen habe, die mir nur Gutes wollen und diese Güte sich ebenfalls auf meine Gebiete – die ja nun bald vier geworden sind – sowie denen der anderen beiden ausbreitet, sodass alle Menschen angenehm leben können. Fünf Fälle hätte ich damit abgeschlossen und ihn rausgebeten aus meinem Arbeitszimmer, damit ich Chloé anschnauzen kann. Der habe ich die Leviten gelesen und zwar so richtig, sodass sie kein Wort hervorbringen konnte, denn sie ist eine Superheldin und sollte auch im Alltag sich heldenhaft benehmen. Diese Worte haben bei ihr am meisten gesessen und drei Fälle wären somit mehr abgeschlossen gewesen. Audrey war eine sehr harte Nuss, doch habe ich ihre hohe Arroganz gegen sie verwendet und sie übertölpelt, dann ein schlechtes Vorbild genannt, ihren Status in den Boden gestampft und ihr deutlich gemacht, dass selbst sie nur ein ganz normales Lebewesen ist, wie alle anderen auch. Fassungslos sah sie mich dabei an und da nichts von ihr zurückkam, schickte ich sie raus – weitere drei Fälle gelöst. Zuletzt kamen die sechs Fälle mit Monsieur Agreste und der war am härtesten. Seine Abneigung mir gegenüber versteckte er dieses Mal kein bisschen und ich musste mir einen Haufen Vorwürfe anhören, die ich schwer abschütteln konnte. Ihm habe ich keine Vorwürfe zurückgeschleudert, sondern nur leicht den Kopf geschüttelt, ihn bemitleidet und gesagt, dass er leben sollte, anstatt krankhaft an irgendwas festhalten zu wollen, was keinem bisher Freude brachte – wie ihm selbst. Gleichzeitig sollte er es als Erwachsener besser wissen, seinen Frust woanders abzulassen, anstatt ein Kind damit zu befeuern – wie man es dreht und wendet, ich bin eines, auch wenn ich schon viel vollbringe. Gerade wegen dem letzten Gespräch bin ich derzeitig am Tiefpunkt und brauche diese Entspannung einfach, denn die Anspannung war zu viel. Genüsslich seufze ich und vermisse Adrien wie Cat Noir – einen von beiden bei mir zu haben würde schon reichen, jedoch muss der eine seine Strafarbeiten verrichten und der andere bekämpft Schurken in Paris. An sich müsste ich meine Männer, die in den Fällen involviert waren, Zuspruch geben, allerdings ist dies auf morgen verschoben worden. Heute fühle ich mich nicht mehr dazu bereit – mental und gefühlstechnisch bin ich am Ende. Hinsichtlich meiner Müdigkeit in zwei von drei Bereichen sollte ich ins Bett gehen, auch wenn ich den blonden Schönling kein Stück heute gesehen habe, um mit ihm zu reden. Alles kann man keineswegs haben und deswegen heißt es für mich nach dem Bad ins Bett. Kapitel 2: Tag 5 – Der Bau von Projekten bedarf bauenden Kräften ---------------------------------------------------------------- Tag 5 – Der Bau von Projekten bedarf bauenden Kräften ~ Shirado ~ Selbst am heutigen Morgen ist Adrien schon von dannen, um beim Bau des Waisenheims zu helfen. Tetsurou wird den Schönling ordentlich schwitzen lassen und ich wäre wirklich gerne dabei, aber meine wuschigen Gedanken werden keineswegs befriedigt, weil ich Arbeit zu erledigen habe. Zuerst muss ich den Bericht von Daiki durchgehen, denn ich kann meine eigene Neugier kaum aushalten. Adriens Charme und sein Talent haben ihm Freunde eingebracht, aber auch welche, die ihn kein Stück ausstehen können oder sogar anhimmeln. All die kleinen Gemeinheiten in dem Bericht ignoriere ich, denn ich weiß, dass Daiki sich mehr erhofft hat – den langen Kilometerlauf hat er extra arrangiert, obwohl der Blonde die Möglichkeit hatte gefahren zu werden – immerhin liegt die Oberschule einige Kilometer weit weg von dem Grundstück. Dennoch hat Adrien alles mitgemacht, jede Schikane ertragen und ist sogar zurückgelaufen. Nach diesem Tag hätte ich ihm gerne eine Pause gegönnt, allerdings haben die drei Männer von mir genau diese drei Tage hintereinandergelegt, sodass ich ihm keine geben könnte, ohne die Ehre meiner Leute zu verletzen. Von daher muss der junge Agreste eben die Zähne zusammenbeißen. Nichtsdestotrotz hat er seine Aufgabe gut verrichtet und ich hoffe, dass ich ihn heute treffen kann – es sei denn ich bekomme noch mehr Arbeit wegen unsittlicher Gäste aufgebürdet. Doch ich kann den Bericht erst unterschreiben, wenn mein fester Freund dem zustimmt, dass dies alles tatsächlich so gewesen ist, weswegen er in eine Schublade wandert. Danach nehme ich mir meinen Block für Projekte heraus, lege einen Atlas daneben und einen Plan der Infrastruktur für meine zwei Gebiete, bevor ich nachher noch die neuen Gebiete mir anschaue, was ich dort einrichten könnte und was machbar wäre. Mal schauen…, ich könnte drei neue Spielplätze in Auftrag geben, da der Fond dafür endlich voll ist. In einem neuen Wohngebiet wäre das ideal und auch fördernd für die Entwicklung der Kinder. Sollte ich noch zwei weitere neue Wohngebiete entdecken, kann ich dort neue Spielplätze bauen, ansonsten restauriere ich alte, damit sie meine Standards erfüllen sowie Sicherheit bieten. Welche Firmen ich dafür anrufen kann, sollte ich ebenso nachschauen – was für eine Freude, endlich wieder anderen Menschen eher Glück zu bringen, anstatt Gefahr. ~ Xilan ~ „Xilan, mein Freund, ich bin froh, dass du es aushalten konntest erst jetzt zu mir zu kommen. Vielen Dank für deine Geduld. Darf es Sake sein, damit du das Gespräch besser verkraften kannst?“ Er kennt mich immer noch recht gut, weswegen ich dankend sein Angebot annehme, denn jetzt endlich erfahre ich, wieso Shirado ein Mitglied geworden ist, dabei eine so hohe Position innehat und weshalb er totale Verschwiegenheit darüber behielt. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er dermaßen tief in einer gefährlichen Situation steckt, aus der ich ihn keineswegs hätte herausholen können. Da ich schon sitze, setzt er sich nun auf seinen Platz – nur der große Schreibtisch steht zwischen uns – und wartet wohl darauf, dass ich anfange. „Hosuke – warum?“ Verwundert werde ich angesehen und ich halte meinen Blick stur in seine Richtung, auch wenn meine Körperhaltung eher Müdigkeit ausstrahlt. „Hmmm…, du warst mal wortgewandter. Nachdem du weg warst, haben sich unsere Kinder kurz darauf getrennt. Zwar hatte Shirado in der Privatschule ein Zimmer, aber er war sehr unglücklich dort. Mit dem Beziehungsaus dachte er, dass er ab diesem Zeitpunkt alleine sein würde. Allerdings hat er in der Zeit mit Keisuke sowie auch schon davor, als wir auf ihn aufpassten, viele um seine Finger gewickelt. Wir beide waren uns einig, dass die Trennung der beiden eine gute Entscheidung war und dahinter stehe ich, jedoch konnte ich Shirado einfach nicht dorthin zurückschicken. Darum meldete ich ihn eigenmächtig ab, als Erziehungsberechtigter kann ich das ja – übrigens danke ich dir dafür nochmals – und habe ihn hier privat unterrichten lassen. Leider waren Naturwissenschaften keineswegs seine Stärken, weshalb ich mir gedacht habe, dass ich seinen Drang anderen zu helfen besser umsetzen könnte, damit er mehr Selbstvertrauen fern von der Bühne entwickeln würde. Somit bekam er zum Erstversuch zehn Männer unterstellt, habe ihn zum Maskottchen ernannt und ihm ein kleines Dorf zum Helfen gegeben. Der Privatunterricht war recht frei, also haben die vier angestellten Lehrer sich darüber geeinigt, seinen Unterricht auf die neue Lage einzustellen und nach zwei Monaten hatte er das Dorf um seine Finger gewickelt. Trotz der Schwächen in Naturwissenschaften hat er sich gedacht, dass er genau diese braucht und welche gefunden, die es können, damit diese seine Visionen umsetzbar machen. Dieses Dorf hat einen dreifachen Ertrag mehr aus der Landwirtschaft erhalten, komplett auf irgendwelche Chemikalien verzichtet und erhält Gewinn, selbst in diesem Moment, in dem ich zu dir spreche. Viele waren von ihm einfach fasziniert und gleichzeitig eingenommen, sodass die Mitglieder bei ihm auf fünfzehn gestiegen sind – jährlich haben wir seitdem drei junge Männer von dort bekommen, die unter Shirado arbeiten wollen. Durch seinen Erfolg mit diesem Dorf hat er das Nachbardorf in Angriff genommen, ohne irgendjemanden davon in Kenntnis zu setzen – er war auf einmal am Morgen einfach weg. Davon habe ich erst drei Tage später erfahren, aber er hat stumpf dem nächsten Dorf geholfen sich zu verbessern und nachdem beide Dörfer nach einem halben Jahr insgesamt den gleichen Stand hatten, vermittelte er zwischen ihnen und hat eine Mittelschule bauen lassen – was ich abgesegnet habe, keine Sorge – denn die nächstgelegene wäre von beiden Dörfern aus eine Stunde entfernt gewesen – mit einem Auto. Seine vier Privatlehrer hat er nach Baubeginn einfach solange bearbeitet, bis sie zugesagt haben sich in den Dörfern niederzulassen, damit sie an der Mittelschule unterrichten. Nebenbei hat er seine Musikkarriere weiter ausgelebt, seine Hausaufgaben gemacht und noch Zeit gefunden, mit vielen Leuten zu kommunizieren. Seit diesem Zeitpunkt wusste ich, dass er ein Talent dafür hat, andere sich gut fühlen und über sich hinauswachsen zu lassen. Selbstverständlich nutze ich dies ein bisschen aus – du kennst mich – und ich habe ihm zugesagt, dass er so weitermachen könnte, wenn er gewillt wäre den Platz meiner verstorbenen Frau einzunehmen. Bevor ich irgendwelche weiteren Erklärungen abgeben konnte, hatte er schon zugestimmt und ich war sprachlos. Den Kommentar danach werde ich meinen Lebtag niemals vergessen, denn er sagte frei heraus, dass er mich allerdings nie heiraten würde oder sonst was, denn dafür wäre ich zu sehr wie ein Vater für ihn. Es traf mich unvorbereitet und ich musste heulen, vor meinen Männern und diese Idioten machten sogar mit. Dies verstand Shirado wiederum falsch und versuchte uns alle zu beruhigen und gut zu zureden, sodass wir heulend lachen mussten. Dieser Augenblick machte ihn zu unserer Hime-sama. Ich gebe zu, dass seine Ideen recht kostspielig sind und er von Geld wirklich keine Ahnung hat – für sich schaut er jedoch nach den günstigsten Preisen, während er anderen teure Geschenke macht – aber heute hat er ein besseres Gespür dafür als am Anfang. Jedenfalls wuchsen die Dörfer zusammen und sind nun ein Ort der friedlichen Zukunft geworden. Durch die Mittelschule konnten die Dorfbewohner, die zu arm für eine hochwertige Schule waren, für ihre Kinder wenigstens eine gewisse Grundbildung erhalten, doch war unserem Maskottchen das noch lange nicht genug. Kurzum richtete er eine Bushaltestelle ein, stellte Busfahrer sowie Mechaniker an und diese sorgen dafür, dass die älteren Schüler zur Oberschule kommen können, zu einem fairen Preis. Zwischen den Schulfahrten kann jeder Dorfbewohner die Busfahrten nutzen, um größere Ortschaften zu erreichen, damit manche zur Arbeit können und andere wiederum einkaufen oder einen Arzt besuchen. Shirado würde mich gerade bestimmt darauf hinweisen, dass es mehr Wörter gibt als die, die ich nutze, hoho. Du, Xilan, bist ebenso um seine Sicherheit bemüht wie die gesamte Familie Yato. Wir beide wissen allerdings auch, dass wir die Gefahr nicht von ihm abwenden können, weil er nun mal der letzte Siegelmeister ist – der einzige Mensch, der uns noch retten kann. Konntest du denn eine Verbindung zu dem Ring herstellen, den ich dir gesendet habe?“ Bei all den Informationen zum Beispiel, was mein Spatz innerhalb meiner Abwesenheit geleistet hat, finde ich die gesamte Tragweite unbeschreiblich, trotz wenig Ahnung von alledem zu haben. Leider musste er somit viel zu früh erwachsen werden und mit all meinen Vorschriften wegen seinem Umstand, habe ich ihm sein Leben nur erschwert. Nichtsdestotrotz bin ich stolz auf mein Kind und werde ihm dies sagen, sobald er fertig mit seinem Vorhaben für heute ist. „Dank dir konnte ich ihn beschützen, obwohl ich erst in Ungnade gefallen bin. Diesen Fehler würde ich am liebsten richten, nur kann ich Tote nicht auferstehen lassen. Meinen Fehler versuche ich gutzumachen, indem ich mich seiner Art und Weise anpasse, auch wenn es mich juckt einige zu zerteilen, die ihn angreifen. Trotzdem danke ich dir wirklich sehr dafür, dass du den Drachenpart von Mitsunari Ishidas Miraculous mir übergeben hast. Kommt Keisuke mit dem Tigerpart zurecht?“ „Unglücklicherweise hat er wenig Interesse daran und du weißt, dass er ungern für andere kämpft, solange er nichts daraus erhält. Lediglich Worte von Shirado bewegen bei ihm was, also gehört er zu denjenigen, die zu ihm gehören, wie ich mit dem Schildkrötenpart. Noch fehlt uns der Phönixpart, jedoch weiß kein Kwami wo dieser liegt, da sie diesen keineswegs erfassen können. Theoretisch könnte der Part, der Mitsunari am nächsten war, mit in das Totenreich entschwunden sein. Dann hätten wir keine Chance diesen zu holen und selbst wenn, der zusammengeschlossene Kwami des letzten Siegelmeisters existiert nicht mehr, weshalb dieser Miraculous unbrauchbar wäre. Glücklicherweise harmonierst du mit Draccos, mein Freund.“ Mein Kwami schläft im Moment im Ring, weswegen er nichts mitbekommt, aber es ist schade, dass wir den alten Miraculous nicht wiederherstellen, da dies unmöglich machbar wäre, ohne ein negatives Ergebnis zu erhalten. Darum denke ich mir, dass es soweit in Ordnung wäre, wenn wir nur die vier Ursprungsmiraculous nutzen – immerhin sind das mehr Träger und Kämpfer für die Sicherheit von Shirado. Am wichtigsten ist, dass wir es schaffen das auszulöschen, was alle infiziert. „Seit langer Zeit haben wir beide nicht mehr miteinander reden können wie jetzt, mein Freund. Was hältst du davon, wenn wir beide uns heute Zeit für unsere Freundschaft nehmen bis zum Abendessen?“ „Sehr gerne, Hosuke. Ach ja, was haben du und Adrien heimlich abgesprochen?“ „Haha, das wüsstest du wirklich gerne, nicht wahr? Unser Geheimnis und nur er wird es erzählen – ich halte meine Lippen versiegelt.“ Und damit ist das Thema für ihn gegessen. Ich wüsste nur zu gern, wie die beiden, in den wenigen Treffen miteinander, ein Geheimnis entstehen ließen. Doch dies muss ich ein andermal in Erfahrung bringen. ~ Adrien ~ „Los, Junge, keine Müdigkeit vortäuschen und arbeiten!“ Genervt rolle ich mit meinen Augen, denn Tetsurou ist ein Sklaventreiber, der mich hart schuften lässt, während andere es sich leichter machen dürfen. Fairerweise trägt er genauso viel wie ich, allerdings hat er mehr damit zu kämpfen, da ihm die Muskelmasse dafür fehlt. Verstehen kann ich ihn kein Stück, dass er sich selbst dermaßen quält, aber ich kann ihm ebenso nicht was abnehmen, denn ich schaffe es gerade so das Gewicht halten. Zum Glück habe ich mich für eine alte Jeans und nur ein Unterhemd entschieden, denn die manchmal auftauchenden kühlen Luftzüge sind eine Wohltat. Mit einem Ruck hieve ich meine Last auf den Materialfahrstuhl, der jeden Moment hochfährt, damit das dritte Stockwerk fertig werden kann. Niemals hätte ich für möglich gehalten, dass ein Waisenhaus dermaßen groß und hoch gebaut wird, doch wäre es kein Projekt von Shirado, würde es wie all die anderen sein. Nach Luft ringend hält sich mein heutiger Boss an einen Haufen Holzlatten fest und braucht wohl einige Sekunden zur Erholung. „Brauchst du eine Pause, Tetsurou? Langsam wirst du blass, anstatt rot im Gesicht.“ Sorgen mache ich mir da schon, denn ohne ihn scheint es auf diesem Bau kaum voranzugehen. Es sei denn, heute ist ein Tag, an dem alles extra so sein muss, wegen meiner Anwesenheit. „Nein, nur einige ruhige Minuten helfen mir. Wie schaffst du es die Säcke einfach zu tragen, ohne dem Boden näher zu kommen? Sie wiegen jeweils fünfzig Kilo!“ „Tja, ich wollte stärker werden für Shirado und am Anfang hatte ich meine Probleme damit, die Muskelmasse aufzubauen, jedoch dauerte es nach einem ersten Erfolg nicht mehr lange und ich bin fast an meinem Ziel. Anmerken sollte ich noch, dass es darauf ankommt alle Muskeln gleich viel zu trainieren, sonst fällt der Körper aus seiner Balance, weswegen ich so oft wie möglich schwimme – dies weiß von den anderen noch niemand und ich bin darüber erstmal froh. Wenn die wüssten, was ich alles nebenbei noch handhabe, würden sie sich nur Sorgen um mich machen und dies möchte ich keineswegs.“ Ups, ich habe ohne nachzudenken geplaudert und will am liebsten die Zeit zurückdrehen, wofür es zu spät ist. Seinen Blick kann ich nicht so richtig deuten, aber er lächelt mich freundlich an. „Hime-sama hat in dir tatsächlich jemanden gefunden, bei dem es schwerfällt, ihm böse zu sein, weil er sie uns wegnehmen will. Hach, Adrien, du bist eine Nummer, die wir anderen niemals erreichen können. Kümmere dich gut um Shirado, wenn ihr beiden verheiratet seid. Wehe ihr heiratet nicht in unser aller Beisein.“ Wärme spüre ich in meinem Gesicht und es ist die Röte, die ich selten zeige, denn ich liebe es diese im Gesicht meines Blondchens zu sehen. „Also für eine Hochzeit sind wir zu jung.“ Jetzt lacht er und haut mir kräftig auf die Schulterblätter, bevor es weitergeht mit dem Schleppen von Materialien. Dafür, dass Tetsurou später als Leiter dieses Waisenhauses arbeitet, zeigt er eine Menge Eifer in diesem frühen Stadium. All die anderen auf der Baustelle gehören auch auf diese, denn sie sind Bauarbeiter, Elektriker und was weiß ich noch was, wobei man klar den Unterschied am Körper erkennen kann, wer was macht. Wir beide stechen heraus – ich wegen meiner Größe sowie dem blonden Haarschopf und er wegen seiner fehlenden Muskelmasse sowie dem hohen Eifer, trotz seiner vielen kleinen Pausen. Während wir wie gehabt schleppen, fällt er mir tatsächlich zusammen und ich setze meine Last ab, damit ich ihm seine schnell wegnehmen kann. Vorsichtig lege ich ihn auf den Rücken, nutze einen Sack als Beinerhöhung und setze mich so hin, dass sein Gesicht meinen Schatten hat. Anscheinend war die Pause vorhin keineswegs genug für ihn, denn seine Blässe hat sein gesamtes Gesicht übernommen. Einer der Arbeiter kommt auf uns zu, murmelt etwas davon, dass er erneut einen kleinen Kreislaufausfall hat und hievt den schlaffen Körper hoch, damit er ihn in den Schatten setzen kann. Alle auf der Baustelle kennen diesen Vorfall, wie es den Anschein macht, wovon ich gerne früher in Kenntnis gesetzt worden wäre. Jedenfalls wird sich um ihn gekümmert und ich soll meine Arbeit weiterführen sowie die von Tetsurou mit übernehmen. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, lege aber fest, dass ich bei meiner Traglast bleibe, dafür die Geschwindigkeit des Transports erhöhe, was ihm egal ist, solange alles seinen gewohnten Gang geht. Komisch finde ich das Verhalten schon, kann allerdings nicht den Finger direkt darauf deuten, was mir missfällt an der Handhabung. Vielleicht liegt es daran, dass die Arbeiter keine Verbindung zur Familie Yato haben, wie Tetsurou. Darüber kann ich mir später den Kopf zerbrechen – erstmal muss das ganze Material zusammengetragen werden. ~ Shirado ~ Zufrieden mit meinen neu geplanten Projekten, lege ich meine Papiere in eine Akte und gebe diese nachher an die Männer weiter, die für die Finanzen zuständig sind, weil es bei mir daran immer noch hapert. Zum Glück habe ich solche Leute. Stück für Stück lege ich meine Utensilien an ihren entsprechenden Platz zurück und strecke mich, damit die Müdigkeit ein bisschen entweicht. Es ist fast Mittag, weswegen ich erstmal Pause mache und später die Routen durch meine neuen Gebiete plane. Es sei denn, man hat sie für mich längst festgelegt, weshalb ich Hosuke fragen sollte, sonst wäre es verschwendete Zeit. Gerade will ich aufstehen und zu ihm gehen, da klopft jemand an meiner Tür und ich lasse die Person eintreten. Zu meiner Verwunderung tritt Chloé ein und sie schließt die Tür hinter sich zu, damit wir ungestört reden können. „Setze dich doch, Chloé. Was kann ich für dich tun?“ Meine Stimme wackelt zum Glück kein bisschen, denn ich bin echt verwundert über ihren freiwilligen Besuch bei mir. Sonst stellt sie sich auf ein hohes Podest und kommandiert herum – in diesem Moment wirkt sie recht klein. „Shirado…, du bist ein Junge und du verhältst dich wie ein Mädchen und wiederum auch nicht. Du bist Siegelmeister und handelst nach dem Interesse der Welt, denkst viel an andere und vergisst dich selbst. Im Mittelpunkt stehst du ungern und doch ziehst du alle Aufmerksamkeit auf dich. Wie hältst du das aus?“ Verblüfft schaue ich sie an und blinzle einige Male, bevor ich das Gesagte durchgehe. Hat sie sich etwa solche Gedanken um mich gemacht oder versucht sie einfach alles zu verstehen, was passiert? Zurechtgelegte Worte kann ich in diesem Fall vergessen, denn sie würden nicht die Dringlichkeit, den Wissensdurst, in ihrer Stimme, in ihrer Körperhaltung und in ihren Gedanken stillen. „Zuerst einmal bin ich froh, dass du mit deinen Gedanken zu mir gekommen bist, Chloé. Ob Mädchenverhalten oder das eines Jungen stereotypisch wäre, braucht keine Erklärung – ich bin so, wie ich bin, auch wenn man mir viel weibliche Verhaltensweisen beigebracht hat, als Tarnung von den Gegnern, die ich trotzdem kennengelernt habe. Wäre dies nicht so, wäre ich nicht der, der ich bin. Mir ist bewusst, dass ich ein Junge bin und darüber bin ich froh, denn somit kann ich diesen Kreislauf beenden, den meine Ahnen andauernd durchleben mussten, seit dem Tod von Mitsunari Ishida-Kato. Außerdem ist es schön, zu erkennen, was beide Geschlechter interessant finden, obwohl ich auf beiden Seiten so einiges vermeide, was mir keineswegs zusagt. Allerdings ist dies mein individueller Geschmack, so wie du gerne den allerneusten Modetrend trägst. Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze – jeder darf so sein, wie er es für richtig hält – doch ziehe ich einen Schlussstrich unter meiner Meinung, wenn das Verhalten andere gefährdet und diese Gefährdung nicht zum Überleben dient. Deswegen denke ich auch an die Infernale und wie man diese retten könnte, denn selbst unter ihnen, die wir kein Stück kennen, gibt es Individuen. Das Interesse der Welt geht mir sonst wohin vorbei. Würde ich danach handeln, wäre ich dumm, selbstsüchtig, ignorant und behalte meinen Blick nur bis zum Tellerrand, anstatt darüber hinaus. Nein, ich will nicht wie viele andere Menschen sein, denn ich will diesem Planeten helfen und sei es nur in kleinem Format. Alle kann ich keineswegs ändern und du merkst ja selbst, wie die sozialen Strukturen durch selbstherrliche, polarisierende und gierige Idioten zerfallen, wie ein Kartenhaus. Wir Menschen stammen alle aus Afrika und dies ist ein Fakt – warum also behandeln wir diese Menschen, die dort noch leben wie eine niedere Spezies, die keinen Wert besitzt? Menschen sind das schlimmste Übel dieser Welt und eine Gefahr für alles Leben und dies haben wir uns selber zu Schulden kommen lassen. Nichtsdestotrotz gibt es einige, die gegen diese Idioten antreten und viele finden, die ähnlich denken. Kennst du den Spruch, dass ein Land nur so stark ist, wie der Zusammenhalt der dort Lebenden? Selbst wenn eine kleine radikale Splittergruppe mit Waffen und Morden alle in Angst und Schrecken versetzt, könnte die Mehrheit sich dennoch gegen sie wehren und so viel anstellen, sodass die Splittergruppe nachher keine Macht beibehält, sondern getilgt wird. Machen wir Menschen das? Dies ist so selten der Fall, dass ich am liebsten sagen würde, dass diese Welt zerstört werden sollte, nein, eher nur wir Menschen, denn die anderen Lebewesen können nichts dafür. Trotzdem denke ich, dass die Menschheit eine Chance verdient. Diese habe ich in der Familie Yato gesehen und auch in dir, Chloé. Queen Bee bist du ab und zu und manchmal lässt du andere noch akumatisieren durch deine Art und Weise, aber in dir sehe ich ein Beispiel dafür, dass Menschen sich zum Guten ändern können und dies wäre wünschenswert für den Rest der Welt. Dir habe ich es noch gar nicht erzählt, aber es kann gut sein, dass ich mein Leben geben muss, damit ich das Siegel aktivieren kann und sollte dem so sein, wäre es schön, wenn du meine Arbeit in deinem Maße fortsetzen könntest, wie du es für richtig und möglich hältst, Chloé. Fühle dich jetzt nicht gezwungen sofort zu zusagen, die anderen, bis auf Adrien, denken ebenfalls darüber nach. Niemandem möchte ich diese Bürde allein auferlegen, denn gemeinsam schafft man mehr und die Familie Yato arbeitet ebenso daran. Zum Abschluss meines Monologs kann ich dir zusichern, dass ich auf der Bühne gerne Aufmerksamkeit erhalte und von Adrien sowie meiner Familie, jedoch sehr gerne auf Klatschpresse und übermächtige Gegner verzichten will. Tief in mir sind so viele Mächte vereint, dass ich Angst habe davon verrückt zu werden oder zu explodieren, weil ich sie bisher kein Stück nutzen konnte. Wozu habe ich so viel Macht, wenn ich diese keineswegs für gute Zwecke nutzen kann? Es fehlt mir an Erfahrung und, ich bin ehrlich, daran zerbreche ich. Hätte ich nicht all die Ablenkungen, wären Depressionen vorprogrammiert und ich somit nutzlos. Um deine Frage genauer zu beantworten – ich halte einfach keineswegs an, sondern gehe weiter meinen Weg, da ich sonst an allem zerbreche.“ Es war eine sehr lange Antwort, die ich ihr gegeben habe, doch habe ich mit ihr bisher niemals über solche Themen reden können und da sie zu meinen Beschützern zählt, wäre es am besten, dass sie darüber Bescheid weiß. Erstmal schenke ich ihr ein Glas Wasser ein, während sie mein Gesagtes durchgeht und für sich Schlüsse zieht. Es dauert und ich bin mir sicher, dass wir zu spät zum Mittagessen erscheinen werden, jedoch ist diese Zeit mit ihr zu wichtig, um sie zu kürzen. Geduldig warte ich ab und trinke einige Schlucke von meinem Glas. „…ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Dich habe ich bisher als merkwürdige Person erlebt, die sich in allen Herzen ausbreitet – selbst Madame Mendeleiev wirkt entspannter, wenn sie mit uns Unterricht hat. Sogar Mama hat zugegeben, dass die Nähe zu dir sie erholt. Es kann an diesen Kräften liegen, die du erwähnt hast, Shirado, aber dennoch werde ich aus dir kein bisschen schlauer. Dein Leben hat auch seinen Wert und du musst sterben, damit viele Idioten weitermachen können, wie bisher?! Findest du das nicht ungerecht? Ungeheuerlich finde ich das.“ Ihre Art zu sagen, dass sie sich Sorgen um mich macht, was mich kichern lässt und sie somit mich sauer anstiert. „Danke für deine Sorge um meine Wenigkeit, Chloé, jedoch könnte ich selbst in meiner Lebensspanne niemals für ein Umdenken der Menschen sorgen. Samen pflanzen und sie zu Keimlingen heranwachsen sehen, dies wird das höchste an Wachstum sein, was ich wohl erleben werde. Gerade deswegen ist es wichtig, dass diese Keimlinge die Chance erhalten zu erblühen, zu erstrahlen und zu zeigen, dass es möglich ist, diese Welt zu retten. Jämmerlich mag es manchen erscheinen, ein schier unerreichbares Ziel sich zu setzen, jedoch kann ich mehr keineswegs für alle hinterlassen. Mir ist bewusst, dass jeder Angriff gegen mich mein letzter Atemzug sein könnte. Mein Testament habe ich auch fast fertig, sollte es wirklich bald soweit sein. Wichtig ist, dass ich sterben kann in dem Wissen, dass meine Ideale weitergelebt und -gegeben werden. Nur dadurch könnte die Menschheit vielleicht weiterhin existieren. Klingt ziemlich hochtrabend, ich weiß, allerdings fallen mir keine anderen Worte ein, die zutreffend passen.“ „Denke doch mal an dich! Bisher hast du mir nur gesagt, dass es für andere ist. Für die, die nach deinem Tod das Ruder übernehmen müssen. Die, die hoffentlich kapieren, was sie falsch machen. Wo bleibst du denn da? Sei mal selbstsüchtig!“ Von ihrem Ausbruch bin ich geschockt, denn damit habe ich keineswegs gerechnet. Oberflächlich weist sie Zuneigung ab, aber im Inneren hat sie viel zu geben, sodass ich davon überrascht erschlagen werde. Einige Sekunden brauche ich, doch dann fällt es mir schwer Worte zu finden, die passend meine Selbstsucht beschreiben würden. „Inmitten von Gefahr steht mir Cat Noir bei. Er ist das einzige Beispiel meiner Selbstsucht, denn ich hätte ihn schon gerne öfter bei mir. An erster Stelle sollte für ihn jedoch die Sicherheit der Zivilisten gelten – er ist ein Held und dies gehört sich so. Unerfüllte Wünsche meinerseits wären ein herzhaft lachender Monsieur Agreste, das Auftauchen von Madame Agreste, dass Vater vor Glück weint, sollte ich ihm Enkelkinder präsentieren, dass Opa Max mehr Zeit für sich und seine Familie erhält, meine Freunde, Klassenkameraden sowie Angestellten keiner Gefahr ausgesetzt sind und dass die Familie Yato niemals ausgelöscht wird. Diese Wünsche involvieren ebenfalls andere, aber ich bin selbstsüchtig dahingehend, dass es mich freut, wenn es anderen gut geht. Materiell brauche ich mir keine Sorgen machen und wünschte mir, dass es anderen ebenso gut gehen kann – gleichzeitig bin ich realistisch genug, dass dies leider kein Stück klappt. Chloé, ich würde gerne sagen können, dass ich das Amt des Siegelmeisters weitergeben werde, was keineswegs funktioniert, denn man wird dazu geboren. All das, was passiert ist, hat seinen Grund und durch diese Gefahren konnte ich erkennen, dass es mehr als nur unsere eine kaputte Welt gibt. Und mit dem Wissen und den Erfahrungen ist mir klar geworden, dass meine eigenen Bedürfnisse nicht zur Debatte stehen. Der letzte Siegelmeister seiner Art bin ich nun mal und daran gibt es keine Veränderung.“ Langsam geht das Gespräch ziemlich tief und ich bin erstaunt, dass Chloé so viel Interesse zeigt. „Egal was kommen mag, du bleibst dabei, dass du sterben wirst, damit alle anderen ihr Leben behalten?“ „Zusammengefasst – ja.“ Jetzt haut sie mit ihren flachen Händen auf meinen Tisch und scheint sauer auf mich zu sein oder hat sie eher einen Entschluss gefasst? „Solch eine ungeheuerliche Lage sollte verboten werden. Queen Bee wird keinesfalls zulassen, dass du stirbst und damit hat sich das Thema erledigt.“ Nach dieser Äußerung verlässt sie mein Arbeitszimmer und ich bin ehrlich sprachlos, was ich von dieser Chloé halten soll. ~ Adrien ~ Puh, endlich eine wohlverdiente Pause! Wäre die Sonne nicht, wäre die Arbeit noch angenehm, doch in der Hitze schwitzt man kontinuierlich und dies selbst ohne Unterhemd. Zwar habe ich den ganzen Morgen nur Materialien von A nach B geschleppt, doch fühle ich mich ausgelaugter als nach meinem Training. Tetsurou habe ich ganz klar und deutlich gemacht, dass sein Eifer ehrenvoll ist, er jedoch an die Zukunft denken muss, denn ein kranker Leiter eines Waisenhauses kann weniger erledigen, was schade wäre. Darum trägt er nachher leichte Last, während ich meine Traglast beibehalte. Die Pause darf man nicht auf der Baustelle verbringen, was ich als eine merkwürdige Regelung erachte, allerdings mich füge, denn ich bin nur für heute anwesend. So gehen Tetsurou und ich durch einige Gassen, bevor wir vor einem Stand stehenbleiben, dessen Besitzer ihn zu kennen scheint. Beide begrüßen sich recht freundlich und ich schließe mich einfach an, bevor wir kleine Bällchen mit Zahnstocher ausgehändigt bekommen. Da sie noch heiß sind puste ich ausgiebig, bevor ich mir eines von ihnen in den Mund stecke. Schmeckt fischig. Auf meiner Nachfrage hin erhalte ich als Antwort, dass es Takoyaki sind – Tintenfischbällchen. Erstaunt hake ich weiter nach und finde es interessant, dass dieses Takoyaki kein Gericht ist, sondern eher eine Art Snack. Reicht denn dieser Snack für den restlichen Arbeitstag? An den Geschmack gewöhnt man sich schnell und ich würde gerne einen großen Haufen vertilgen. Leider habe ich kein Geld bei mir und kann schlecht Tetsurou mir noch mehr Essen kaufen lassen. Jedoch habe ich ebenso noch das Lunchpaket von Shirado bei meinen Sachen verstaut und ich frage mich, ob ich davon heute überhaupt was essen kann. Gestern war es einfacher gewesen sich zu erholen – auf einer Baustelle kommen merkwürdige Gefühle mit der Anstrengung hoch, die ich zuletzt in der Monsterwelt spürte. Daran möchte ich im Augenblick keinesfalls denken, denn die Erinnerungen an diese dunkle Zeit meiner Vergangenheit tragen noch Spuren in die Gegenwart. Na ja, nachdem wir fertig sind mit dem Snack – mein Magen ruft nach mehr, denn das war nur eine kleine Vorspeise – geht es zurück durch die vielen Gassen. In einer von ihnen werden wir rüpelhaft gestoppt – zumindest Tetsurou, ich bleibe unberührt stehen und hebe nur fragend eine Augenbraue hoch. „Ihr seid im Gebiet der Kiji-Bande. Wer durch will muss Tribut zahlen, kapiert?“ Fasanen-Bande? Schnell halte ich eine Hand vor meinen Mund, damit die fünf Witzfiguren mein Grinsen nicht sehen können und täusche vor zu husten. Baseballschläger und Holzknüppel mit verhauten Nägeln dran halten einige, während der größte von ihnen Schlagringe über seine Finger streift. Keine große Bedrohung aus meiner Sicht, da ich die alle überrage und sogar an Kraft übersteige – zumindest sehe ich das im Moment so. „Gehört ihr zu einer Untergruppe einer Yakuza-Familie?“ „Solch eine Frage stellt man seinen Tributannehmern nicht.“ „Also seid ihr fünf ohne Familie und nur ein Haufen Nichtstuer. Laut Hime-sama sollen wir euch zwei Möglichkeiten entgegenbringen. Entweder sucht ihr euch einen Lebensinhalt und wir helfen euch dabei oder ihr kommt ins Gefängnis.“ Mein Begleiter bleibt recht ruhig in dieser Lage und ich dachte schon, dass ich ihn beschützen müsste, obwohl er älter als ich ist. Die Antwort von denen ist eindeutig – sie wollen ins Gefängnis und greifen an. Eingreifen brauche ich kein Stück, denn Tetsurou bewegt sich flink durch die fünf Nichtsnutze und sie landen nach und nach am Boden, ohne sich bewegen zu können. Nur der größte von ihnen hat es wohl geschafft dem gleichen Schicksal zu entgehen, doch ein Arm von ihm hängt schlaff an der Seite herunter. Ah, Nervenpunkte hat Tetsurou angegriffen und somit seine Gegner außer Gefecht gesetzt, ohne ihnen viel zu schaden. Dies traue ich dem Einfluss von meinem Blondchen zu. Allerdings würde der kleinere Mann, der vier auf dem Boden hat, zu langsam sein, weswegen ich mich einmische, dem Schlagringträger an den Nacken fasse und ihn erbarmungslos in die Mauer neben mir drücke, die eine menschenähnliche Kuhle aufweist. Anscheinend habe ich unbewusst diese Kraft eingesetzt, die ich noch gar nicht einsetzen sollte. Ändern kann ich es gerade keineswegs und ich lasse den schlaffen Körper auf zwei der anderen stumpf fallen. Große Augen sehen mich nun an, die vor Überraschung wohl diese Form angenommen haben, und ich zucke nur mit den Schultern. Besser der Typ als Tetsurou, was dieser ebenfalls einsieht, denn sein Ausdruck wechselt zu einem voller Dankbarkeit, bevor er die Polizei anruft und ich schon mal vorgehen kann. Lieber wäre ich bei ihm geblieben, aber die Idioten haben unsere restliche Pause hinausgezögert und die Bauarbeiter sollten erfahren, weswegen wir ein klein bisschen später ankommen, als wir uns selber gewünscht haben. ~ Shirado ~ Chloé habe ich den ganzen Tag nicht mehr gesehen, aber dies ist in Ordnung. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sie selbst darüber nachdenkt, was sie in Zukunft repräsentieren will, weshalb ich ihr alle Zeit geben möchte, die ich ihr geben kann. Meine Wenigkeit hingegen hat alles soweit für diesen Tag erledigt, sodass ich Zeit habe um auf Adrien zu warten. All meine bisherigen neuen Pläne liegen dem Budgetverwaltern vor und denen in der Buchführung, sodass ich einen Bericht erhalte was ab wann passt und ob es mit den derzeitigen Möglichkeiten überhaupt machbar wäre. So gesehen habe ich den Tag gut für eine gewisse Zeit genutzt, damit in Zukunft Arbeit bestehen bleibt. Klingt merkwürdig, wenn ich jetzt darüber nachdenke, aber es ist kurz vor dem Abendessen, da darf ich im Kopf komisch nachdenken. Jedenfalls warte ich im Eingangsbereich und werde von vorbeilaufenden Familienmitgliedern begrüßt. Selbstverständlich grüße ich zurück und behalte dabei die Tür im Auge, sollte jemand noch mit mir sprechen wollen. Nathaniel und Marc sollte ich unbedingt morgen sprechen, denn sie verschließen sich fast den ganzen Tag im Zimmer und dies finde ich schade. Auf der Hochzeit habe ich sie auch eher kaum zu Gesicht bekommen, wobei ich an dem Tag wirklich sehr eingespannt war und durch den Vorfall mehr als nur fertig, um überhaupt mir Gedanken darum zu machen, weshalb die beiden sich verschanzen. Gerade besitze ich die Zeit, doch den Willen dazu keineswegs mehr – ich hatte genug Arbeit heute und möchte nur den blonden Schönling ein wenig betüdeln. Immerhin finde ich seine Nähe gut und vermisse es mit ihm andauernd reden zu können. Zum Glück kann ich ihm erzählen, dass seine Bewährungsprobe übermorgen stattfinden wird, worauf ich mich sehr freue. Hosuke ebenso, aber ich habe keine Ahnung wieso es ihn so sehr freut. Ist ja auch egal, ich erfahre den Grund sicherlich in naher Zukunft, weswegen ich mich nur ein kleines bisschen gedulden muss. Inzwischen sollte Adrien zurück sein und ich öffne einfach die Tür, aber weit und breit sehe ich ihn keineswegs. „Suchst du wen, Shirado?“ Erschrocken schaue ich zur Seite und sehe den Blonden, der verschmitzt grinst und ziemlich verschwitzt aussieht. Ohne eine Antwort zu geben und den nassen Körper zu beachten schmeiße ich mich an ihn und ziehe in ein Stück runter, damit ich ihn küssen kann. Seine neue Größe gibt mir zwar eine gefühlt erhöhte Sicherheit, jedoch ist sie für das Küssen schwieriger zu nutzen. Um unsere Lage zu erleichtern, lässt er seine ausgezogenen sowie in den Händen gehaltenen Kleidungsstücke auf den Boden fallen und hebt mich mit Leichtigkeit hoch. Dabei bekomme ich seinen Schweißgeruch volle Kanne ab, aber mir macht das nichts – er riecht ziemlich gut, wenn ich ehrlich bin. Der Kuss, von mir eingeleitet, wird durch ihn intimer und darauf war ich keinesfalls vorbereitet, weshalb ich früh Luft brauche. Kleinere Küsse verteilt er in meinem Gesicht und er lächelt glücklich, sobald er zufrieden mit seiner Tätigkeit ist. Somit kann ich davon ausgehen, dass meine Begrüßung ihm gefallen hat. „Womit habe ich diese Begrüßung verdient, Kleines?“ „Einfach so und ich habe wundervolle Neuigkeiten für dich – du hast übermorgen schon deine Bewährungsprobe. Solltest du die bestehen, gehörst du zur Familie Yato und da Hosuke sich über deine mögliche Mitgliedschaft sehr zu freuen scheint, denke ich, dass er noch mehr im Sinn hat.“ Während ich rede beugt er sich runter, versetzt mich auf einen Arm, schnappt sich seine am Boden liegende Kleidung mit der freien Hand und geht danach gelassen weiter. Dass ich dabei einige seiner Muskeln direkt bei der Arbeit sehen kann – die ich sonst nur im Ruhezustand sehe, sobald wir im Bett gemeinsam liegen – macht mich wuschig, wie an dem Tag, als er hier trainiert hat. Schnell verschiebe ich weitere Gedanken dahingehend und lächle mit ihm, denn nahe bei ihm zu sein hat mir ehrlich zu sehr gefehlt. Außerdem fühle ich mich wundervoll, zumal er mich mit Leichtigkeit bis zur Treppe trägt. Dort angekommen, gibt er mir noch einen angenehmen Kuss und setzt mich ab, da er duschen gehen will und ich mich, wegen ihm, ebenso frisch machen sollte. Mit einem Augenrollen quittiere ich seine Aussage und haue ihn lasch gegen den mir zugewandten Arm, was ihn zum Kichern bringt. Schon ist er weg und ich denke mir, dass es ausreicht, wenn ich meine Kleidung wechsle – wobei ich mir unklar bin, was ich jetzt noch extra anziehen soll, für nur wenige Stunden, die noch übrigbleiben, bis es sowieso ins Bett geht. Kaum bin ich umgezogen landet was auf mir und drückt mich auf den Boden – den Schmerzenslaut habe ich eher wegen dem überraschenden Überfall herausgelassen. Da ich das dunkelgrüne Haar mit den schönen türkisenen Strähnen erkenne, kann es nur Yuura sein, der sich flott aufrichtet, mich aufstellt und ziemlich hibbelig auf mich wirkt. „Stimmt es?“ Überfragt bin ich bei den wenigen Informationen schon. „Stimmts was, Yuura?“ Jetzt sieht er mich an, als ob ich von dem, was er meint, Ahnung haben müsste. „Na das mit diesem Konzert und dass alle eingeladen sind sowie Vorschläge machen dürfen, was gesungen wird.“ Ach so, das meint er. Darauf wäre ich zwar ohne direkte Hinweise nie gekommen, jedoch lasse ich diesen Punkt einfach aus. „Dies entspricht der Wahrheit, Yuura.“ „Hurra! Dann sage ich das sofort Azure-san!“ Bevor ich überhaupt dagegen irgendwas hervorbringen kann, verschwindet er genauso plötzlich, wie er erschienen ist. Toll, darauf wäre ich ebenfalls kein kleines bisschen gekommen, dass er gleich Azure herbestellen würde. Tief seufze ich und mache mich auf den Weg zum Abendessen – immerhin erwartet mich mein fester Freund, zumindest einer von ihnen. Es fühlt sich noch immer an, als würde ich Cat Noir weniger entgegenbringen, aber trotzdem denke ich an ihn. Schwierig bleibt unsere außergewöhnliche Dreiecksbeziehung, zumal ich den Kater lange nicht mehr zu Gesicht bekommen habe. Ändern kann ich es keineswegs und würde ich wissen, wer er tatsächlich im wirklichen Leben ist und wo er wohnt, hätte die Habichtmotte es viel zu leicht. Nein, der Kater macht sich zwar rar, doch stets an meiner Seite steht er, sollte ich in Gefahr geraten. „Hime-sama!“ Dringend – so klingt zumindest die Stimme, die meinen Titel ausspricht und ich muss mir ein genervtes Stöhnen verkneifen – sodass ich mich zu dem jungen Mann aus meiner Ansammlung wende. „Vor wenigen Stunden haben wir eine Lösegeldforderung erhalten, die einem Paar gilt, welches drei Söhne hat. Einer von ihnen, der Älteste, wurde auf dem Weg nach Hause überfallen.“ Weil er kein weiteres Wort ausspricht muss ich ihm wohl mehr Informationen hinauskitzeln. „Ihr alle kennt die Schritte, die wir etabliert haben – bezahlen von Angesicht zu Angesicht, in großer Gruppe, die versteckt ist und Leben retten. Weshalb kommst du damit zu mir?“ Wozu hat man denn all diese Regelungen, wenn die Kerle es kein Stück hinbekommen? „Nun…, ähm…, wie es der Zufall so wollte, kam vor einigen Augenblicken Adrien Agreste an den Übergabeort vorbei, bevor wir überhaupt reagieren konnten. Ohne mit der Wimper zu zucken hat er die sieben Männer mit mehreren Knochenbrüchen zurückgelassen und den Jungen wohlbehalten seinem Vater übergeben. Dabei wollte er keinen Dank erhalten, sondern war froh, gerade vorbeigekommen zu sein, ehe er hierhin weitergegangen ist. Die Familie möchte sich wirklich sehr bei ihm bedanken und da Ihr ihn am besten kennt, bitten sie Euch um eine Idee.“ Fängt Adrien nun auch ein Heldendasein an? Eher würde ich ihm den Kopf waschen dafür, dass er sich und den Jungen in Gefahr gebracht hat, jedoch lief es für uns recht glimpflich ab, weswegen ich in einer Pattsituation stecke. Schelten darf ich den Blonden keinesfalls, aber meine Sorge um ihn ordentlich mit Würze hervorbringen. „Sage ihnen, dass er sich über deren Anfeuerung und Zustimmung bei der Bewährungsprobe am meisten freuen wird. Richte ihnen ebenfalls aus, dass ich mich für diesen Fall verantwortlich fühle und versuchen werde, unsere Grenzen zu den anderen Familien sicherer zu machen, sollte denn eine dahinterstecken. Die Untersuchungsberichte hätte ich gerne – Adriens Sicht werde ich aus ihm noch herausquetschen. Dir allerdings schon mal eine gute Nacht, denn ich gehe nach dem Essen in mein Zimmer – zehn Stunden Papierkram und einen Haufen Gespräche habe ich hinter mir, weswegen ich gerne endlich Schluss für heute machen möchte.“ „Jawohl, Hime-sama und Ihnen auch eine gute Nacht.“ Endlich kann ich zu Abend essen und meinen festen Freund genaustens alle Ereignisse aussprechen lassen. Kapitel 3: Tag 6 – Ein zukünftiger besonderer Tag und der kräftige junge Mann ----------------------------------------------------------------------------- Tag 6 – Ein zukünftiger besonderer Tag und der kräftige junge Mann ~ Adrien ~ Oh man, Shirado war gestern Abend vielleicht hartnäckig und gemein. Dabei war meine Rückkehr zum Anwesen doch recht schön gewesen. Wer hat mir einen schönen Abend mit meinem Blondchen bloß vermiest? Ich habe keineswegs damit gerechnet, dass man ihn darüber so schnell informieren würde. Allerdings hätte ich ebenso wenig gedacht, dass der Junge zu einen von Shirados Leuten gehört. Zum Glück hat Papa die versteckten Anspielungen kein bisschen verstanden, sodass ich mir um ihn keine Gedanken machen muss. Egal, ich bin froh, dass der Junge in Sicherheit ist und ich meine Kräfte in dem Augenblick besser unter Kontrolle hatte. Nicht auszudenken, was für einen Schock ich dem Kleinen gegeben hätte. Wenigstens scheint mein Kleines beruhigt zu sein, dass ich die Situation korrekt eingeschätzt und dementsprechend gehandelt habe. Seine dezent intimen Berührungen unter dem Tisch, damit ich ihm alles bloß erzähle, finde ich immer noch eine hinterlistige Art und Weise, aber dafür war meine Zeit vor dem Schlafen recht erfüllend befriedigend gewesen. Heute muss ich um sieben Uhr komplett fertig für meinen Polizeidienst sein. Wie ich auch immer dies bewerkstelligen soll – zumal es sicherlich Vorschriften gibt, die dieser Masamune ignoriert, damit ich meine Strafarbeit verrichten kann. Genau dieser holt mich mit seinem Auto ab und wir fahren ein gutes Stück, bevor wir das Polizeihauptquartier von Towada erreichen. Dort geht es erstmal zu seinem Bezirkschef, der davon erneut in Kenntnis gesetzt wird, dass ich heute die Schicht seines Kollegen übernehme, der sonst mit ihm gemeinsam arbeitet. Das Büro ist mit einem Haufen Akten vollgestellt, sodass man Angst haben muss, dass nur ein falscher Atemzug gleichzeitig der letzte sein wird, bevor die Berge an Papier einen erdrücken. Japan ist doch recht weit technisch fortgeschritten und dann arbeiten sie immer noch mit Papier? Vielleicht ist das auch nur eine Macke vom Bezirkschef, denn die anderen Schreibtische auf dem Weg hierher waren fast frei von Papier. Jedenfalls muss ich mich vorstellen und meinen Grund nennen, weswegen ich heute hier bin. „…normalerweise müsste ich dies ablehnen und zwar unter einer enormen Menge an Vorbehalte, aber ich schulde Shirado Fleur was und meine Ehre gebietet es mir, meine Schuld zu einem kleinen Teil zu begleichen. Da niemand sonst deine enorme Größe vorweisen kann, musst du meine Ersatzuniform tragen, Junge. Die will ich zurückhaben und halte dich aus großem Ärger heraus. Es ist zwar eine recht ruhige Gegend, jedoch weiß man nie, wann Menschen anfangen zu denken, dass sie im Recht wären und andere nicht. Eine Waffe kann ich dir auf gar keinen Fall mitgeben, zumal der Dienstgrad sowieso Waffen nur in Ausnahmesituationen zulässt. Dein Körper ist deine Waffe und sollte jemand eine Schusswaffe benutzen, bekommst du noch eine kugelsichere Weste mit – immerhin bist du nicht für den Notfall ausgebildet. Das Gebiet umfasst ein Achtel unserer Stadt und die Polizeiwache liegt im Zentrum. Zehn Stunden Arbeitszeit beträgt die Schicht, mit mehreren Pausen, die abwechselnd genommen werden. Soweit alles verstanden, Junge?“ Shirado kennt echt viele Leute in dieser Gegend und dass sogar ein Bezirkspolizeichef bei ihm in der Schuld steht will schon viel heißen, was seine enorme Menge an Auszeichnungen an der Wand preisgibt. Einfach nicken und zustimmen, damit ich aus der Todespapierfalle hinaus kann. „Aufmerksam bist du ja, Junge. Gut, nimm‘ ihn mit und falls einer von euch eines dieser neun Gesichter seht, ruft direkt Verstärkung – ohne Kompromisse!“ Wir erhalten Fotos – zum Glück welche mit Farbe – ausgehändigt, dessen abgelichtete Menschen wohl gesucht werden und sich womöglich in unserer Gegend aufhalten. Sonst wäre es unnötig, uns die Fotos mitzugeben. Masamune bedankt sich für die Zustimmung und sammelt die Fotos ein, damit wir endlich aus dem Büro können. Direkt geht es zu einem Umkleideraum und ich erhalte von jemanden die Ersatzuniform des Bezirkschefs, die ich mit der Schutzweste anziehe. Passt gerade so, diese Uniform und ich hoffe, dass ich am Ende der Schicht keine aufgescheuerte Haut an einigen Stellen erhalte. Fertig umgezogen geht es zu einem Dienstwagen und wir fahren in das Achtel der Stadt Towada, welches wir bewachen. An der kleinen Polizeiwache angekommen, tauschen wir den Platz mit der vorherigen Schicht, die sich freut endlich Feierabend machen zu können – sie nehmen den Dienstwagen sogar mit, was mich wiederum wundert. „Noch haben wir Zeit, bevor wir unsere jeweiligen Runden machen müssen. Jetzt erkläre ich dir, was heute alles zu erledigen ist, auf was du achten musst und welche Routen wir abfahren. Die meiste Zeit sind wir beide hier auf der Wache und somit für die Anwohner Ansprechpartner. Meistens kommen sie zu einem Plausch vorbei oder haben ein Anliegen. Viele Bewohner helfen bei Kleinigkeiten sogar mit, also bürde dir nicht alles auf – bringt nur Ärger mit sich, wenn du deinen Körper und Geist überanstrengst. Unsere Präsenz im gesamten Gebiet zu zeigen ist wichtig, damit Verbrecher wissen, dass die Polizei keineswegs schläft. Damit die Routen keinen ganzen Tag dauern, haben wir Fahrräder hier. Da du unserer Sprache mächtig bist, solltest du bei diesen beiden Punkten keine großen Schwierigkeiten erhalten. Jedes kleine Detail vermerken wir nach einem Rundgang in einem Bericht. Weil du jedoch die Gegend nicht kennst, werde nur ich Berichte schreiben und du erzählst mir, was dir aufgefallen ist, während deines Rundgangs. Alleingänge werden bei waffenlosen Aktionen geduldet, sonst rufst du nach Verstärkung. Alles, was du zusätzlich noch brauchst, hängt an deiner Uniform.“ Zudem bekomme ich noch erklärt wie genau ich Verstärkung rufe, wie ich Leute abwimmle, die mich nur aufhalten – selbstverständlich bin ich freundlich dabei – und wie ich Verbrecher zwinge aufzugeben. Allein für diese Erklärungen brauchen wir fast eine Stunde und ich konnte noch keine Fragen stellen, die mich interessieren. Endlich scheint meine Zeit gekommen zu sein. „Wieso arbeiten wir zehn Stunden und weswegen steht dein Chef in der Schuld von Shirado?“ Erstaunt werde ich angesehen und komme mir dabei irgendwie blöd vor, als ob ich es mir selber nicht beantworten könnte, was ich natürlich keinesfalls kann. „Zehn Stunden arbeiten wir, weil ich dich mitnehme und ein Kollege beim Geburtstag seiner Tochter etwas länger bei ihr bleiben wollte, sodass er nur sechs Stunden arbeitet, aber die fehlenden zwei Stunden bald ausgeglichen werden. Was den Chef angeht, nun, da frage am besten Hime-sama. Soviel ich weiß, war diese Situation vor meiner Zeit in der Familie.“ Wie alt mein Blondchen da wohl war? Wenigstens werde ich nicht von Masamune gescheucht wie von Daiki oder den Bauarbeitern. Erstmal soll ich draußen neben der Tür stehen und die Straße im Blick haben sowie die vorbeikommenden Leute begrüßen. ~ Shirado ~ Sollte ich mich schlecht fühlen, weil ich Adrien dermaßen in die Enge getrieben habe? Normalerweise schon, aber ich fand und finde es gerecht, wie ich an die Informationen herangekommen bin – immerhin sind wir zusammen und er sehnt sich nach Intimitäten, die ich noch nicht bereit bin zu geben. Darum sollte das von gestern Abend erstmal reichen. Lediglich den Bericht muss ich heute durchlesen und kann danach anfangen den Familientag zu planen. Yuura bleibt für mich bisher unentdeckt, also ist er wohl noch bei Azure – wobei Joel ebenso fehlt. Achromas hingegen unterhält sich meistens mit Opa Max, Hosuke oder Vater, sodass ich diesen, ohne zu stören, keine Frage bezüglich der beiden stellen kann. Andererseits könnte ich auch jetzt Nathaniel und Marc herbeordern… Ja, das wollte ich sowieso machen, weshalb ich einen meiner Männer anordne, den beiden Bescheid zu geben, dass ich sie bitte in einer halben Stunde spätestens bei mir im Büro haben möchte. In der Zeit kann ich schon mal einige Telefonate führen, die für das Familienfest wichtig sind – immerhin muss alles in vier Tagen fertig sein und der Zeitdruck sollte keineswegs auf die Leute fallen, die ich engagieren werde für diesen Tag. Für mich allein reicht der Druck aus – er ist aushaltbar und ich habe das Budget für das Fest aufgeschrieben bekommen – somit sollte nichts schieflaufen. Mitten in einem Verhandlungsgespräch klopft jemand an meiner Tür und ich entschuldige mich kurz, ehe ich die Person eintreten lasse – allerdings sind es nicht die zwei, die ich erwartet habe, sondern derjenige, den ich zu ihnen schickte. Fragend sehe ich ihn an und er schüttelt nur den Kopf, weswegen ich meine Augen genervt rolle und ihn mit einer Handbewegung auf einen Stuhl vor meinen Arbeitstisch verweise, bis ich das Telefonat erfolgreich beende. „Hime-sama, beide wollen nicht zu Ihnen kommen – dies haben sie ziemlich harsch und deutlich gesagt.“ „Aha, dann werde ich halt zu denen kommen. Gibt es meine drei Türstürmer noch?“ „Sicher, Hime-sama, jedoch sind alle drei gerade auf Arbeit.“ „Schade, also muss ich Lärm machen. Macht nichts, ich habe meine restliche Arbeit für heute sowieso auf den Nachmittag gelegt. Gehe du bitte deiner Arbeit nach, während ich die beiden auf Trab halte.“ „Aber Hime-sama, ich…“ Seine restlichen Worte höre ich gar nicht mehr, denn ich bin schon weg. Es dauert ein bisschen, aber ich stehe nun vor der Tür, hinter der erneut diese Geräusche zu hören sind, wie vor einigen Tagen. Kurzerhand klopfe ich mit meiner Faust an, damit sie mich hundertprozentig hören. „So, Nathaniel und Marc, ihr habt genau dreißig Sekunden, nachdem ich aufgehört habe zu reden, damit mir einer von euch die Tür öffnet – ansonsten nutze ich meinen Generalschlüssel. Zwar respektiere ich jede Privatsphäre, aber wir müssen reden und noch mehr Aufschub möchte ich ungern gewährleisten, denn die nächsten Tage werden straff vollgepackt für mich sein.“ Nun heißt es die halbe Minute abzuwarten, in der ich kein einziges Geräusch von der anderen Seite zu hören bekomme, was ich merkwürdig finde. Am Ende der Zeitvorgabe will ich den Schlüssel in das Schloss stecken, als die Tür aufgeht und ein mürrischer wie verschwitzter und viel größerer Nathaniel vor mir steht, was mich etwas aus der Bahn wirft. Fragend erhebe ich eine Augenbraue und er grummelt irgendwas vor sich hin, macht mir jedoch Platz. Der Raum duftet recht streng und ist abgedunkelt. Bisher haben beide nur ein Bett benutzt und dieses sieht nach seit Tagen nicht gewaschen aus, was mich ebenfalls wundert. Marc kommt aus dem Badezimmer und sieht eher peinlich berührt aus, allerdings ist er genauso verschwitzt wie der Orangehaarige. Okay, hier stimmt definitiv irgendwas kein bisschen und ich werde es aus beiden herauspressen. Kurzerhand setze ich mich auf den Sessel, der an einen kleinen Tisch grenzt mit der gleichfarbigen Couch und zeige stumpf auf das leere Möbelstück, damit beide haargenau wissen, dass ich mich keineswegs abwimmeln lasse. Knurrend verschließt mein Freund die Tür und setzt sich hin, als ob er was Besseres zu tun hätte, anstatt mit mir zu reden. Oh ja, beide verheimlichen mir was und dies hat Nathaniel verändert – ich komme nur nicht auf den Punkt. Eingeschüchtert setzt sich Marc hin und ich atme konzentriert aus, damit beide wissen, dass es losgeht. Doch bleiben mir die Worte im Mund stecken, denn der Hobbyschreiber spricht zuerst. „Tut mir Leid, ich bin ein Dämon, ein Sukkubus, um genau zu sein. Meine Großeltern haben mich zur Überwachung des Siegelmeisters nach Paris geschickt – na ja, eher zur Überwachung von Europa. Jedenfalls habe ich Nathaniel mit den Genen eines Inkubus ausgestattet und wir beide sind im Moment sexuell sehr erregt, sodass wir die meiste Zeit nur Sex haben und es tut mir Leid, dass ich das verschwiegen habe sowie einfach so gehandelt und…“ „Ganz ruhig, Marc, ich will euch beiden gar nichts antun, sondern nur mit euch reden – wobei ich zugeben muss, dass du eine extrem scharfe Bombe hast hochgehen lassen.“ Die Doppeldeutigkeit habe ich bewusst gewählt und siehe da, selbst Nathaniel wird rot – also steckt noch was von ihm selbst in diesem neuen Körper. Somit war die Verwandlung kein Stück wirklich erzwungen, was mich an Adrien erinnert. Leider kann ich Achromas gerade nicht herbeirufen lassen, denn dann hätte ich eine konkrete Gewissheit. „Lediglich bin ich extrem enttäuscht, dass ihr beiden mir dies verschwiegen habt – ich dachte, dass wir Freunde wären. Besonders von dir bin ich enttäuscht, Nathaniel. ABER kann ich eure Verschwiegenheit gleichzeitig verstehen – es ist eben eine ungewöhnliche Art und Weise, die ich gerade verarbeiten muss. Situationstechnisch müsste ich euch beide, da wir hier auf dem Grundstück der Familie Yato sind und ich meinem Titel gerecht werden muss, hart bestrafen für dieses Schweigen. Jedoch denke ich mir, dass ihr jedenfalls ehrlich sein solltet und dann wird es schon gut sein. Hosuke glättet die Wogen.“ Erleichtert atmet Marc aus und Nathaniel sieht mich an, als ob er mehr erwarten würde – was keineswegs weit hergeholt ist, denn es kommt noch mehr, er kennt mich echt gut. „Dennoch brauche ich mehr Informationen – sofern deine Großeltern dir erlaubt haben zu erklären, weswegen du hier bist, Marc.“ Unschlüssig sieht er zu mir, ehe er nickt und wohl gerade im Kopf zusammensammelt, was er erzählen kann und darf. Gespannt bin ich schon darauf, denn mit den ganzen Geschehnissen sollte es mich keineswegs überraschen, dass es Dämonen gibt. „Oma und Opa sind ganz besonders. Opa ist der Herrscher der Unterwelt, da Uropa zurückgetreten ist und hat die negative Macht inne, während Oma noch früher ein Mensch war, die positive sowie heilige Macht dazu erhielt und zu einem heiligen Wesen wurde, welches die Mystische Ebene als Heimat hat. Zwischen den beiden gibt es noch Onkel Seimei, welcher die neutrale Macht in sich trägt. Diese drei wachen über diese Dimension – als einzige noch existierende hohe Wesen. Sie drei haben dafür gesorgt, dass das Geschlecht der Siegelmeister nicht ausstirbt und die Geburt des männlichen Erben hinausgezögert, bis die Zeit reif dafür war. Deren Auswirkung auf die Verzögerung war eine verkürzte Lebenszeit jeglicher weiblichen Nachkommen. Ihre Namen, bis auf Onkel Seimei, darf ich dir niemals nennen. Ausführen darf ich jedoch, wieso Tante Mitsunari Siegelmeister geworden ist. Oma erhielt als Mensch so viel verschiedene Kräfte, dass der Körper daran zerbrochen wäre. Damit dies verhindert wird, hat Oma sich erfragt, ob es möglich wäre ein heiliges Wesen zu werden, damit ein Kontrast zwischen Onkel Seimei und Opa vorhanden sein würde. Dreifaltigkeit des Seins – so hat Oma es genannt und es hat funktioniert. Somit konnte Oma die anderen Mitstreiter besser unterstützen und so auch Tante Mitsunari. Dieser wurde von Onkel Kiyomasa, der schon ein Dämon war zu dieser Zeit, oft gebettet und war meistens zu müde, um sich wirklich ausruhen zu wollen. Für andere mag das merkwürdig klingen, aber Oma hat diese Miraculous bei sich im Zimmer eines Tages gefunden und wusste direkt, was zu tun war. In Anbetracht all der Umstände hat Oma nicht nur Tante Mitsunari zu einem heiligen Wesen gemacht, sondern einige andere ebenfalls und Opa musste, damit der Plan klappte, deren Partner in Dämonen wandeln, sodass das Gleichgewicht der Neutralität aufrechterhalten bleibt. Dadurch war es möglich, die Miraculous zu schützen und die Träger somit zu sensibilisieren, was für Kräfte sie mit den Schmuckstücken erhielten. Hinsichtlich der Umwandlung vom Menschen zu heiligem Wesen hat Oma eine Macht nicht beibehalten können und dies war die des Siegelmeisters. Diese Macht ging auf Tante Mitsunari über und somit auf dich, Shirado, allerdings gab es eine Menge Schwierigkeiten. Zu der Zeit waren die Feinde dermaßen stark und haben aus anderen Dimensionen eine riesige Armee zusammengestellt, welche eine hohe Anzahl an Verlusten auf unserer Seite nach sich zog – wie der Tod von Tante Mitsunari am Ende. All die Gefallenen konnte Oma zu sich holen oder Opa hat es getan – je nach Wesensart – und diese haben einen Astralkörper erhalten. Onkel Kiyomasa hingegen hatte überlebt und wurde von vielen Frauen unter Drogen gesetzt, sodass eine neue Gattung entstand – komisch aussehende Dämonen, die wir Oni nannten und nun Infernale heißen. Wegen der hohen Schande, hat sich Onkel Kiyomasa dazu entschlossen in den Tod zu gehen, damit er mit Tante Mitsunari vereint bleibt, anstatt ausgenutzt zu werden. Weshalb die Infernale eine eigene Welt haben, kann ich dir leider keinesfalls sagen. Soweit ich weiß, werden die direkten Nachkommen der beiden – nicht hundertprozentig genetisch – sich in der Zeit gegenseitig finden, wenn das letzte Siegel kreiert werden muss. Shirado, du bist der Siegelmeister und es gibt jemanden, der dir am nächsten steht, wie sonst niemand.“ Dass er stoppt stört mich ein wenig, aber er will wohl, dass ich mir soweit Gedanken machen kann. Selbst Nathaniel wirkt in Gedanken versunken. Also, zur Zeit des Himmelssiegels gab es wohl eine viel größere Komplikation, als uns die Nachwelt weismachen will. Wenn dem so ist und Marc ein Überlebender wäre, dann ist er mehrere Hunderte an Jahren alt! Zwar hat er gesagt, dass er ein Sukkubus ist, allerdings kann es kaum sein, dass er kein Stück gealtert wäre. Ewig jung und langes Leben – recht schwer vorstellbar, obwohl es wahr sein muss, denn sonst sitzt er ja nicht hier im Raum. Kopfschmerzen melden sich bei mir. Und wenn ich es korrekt herauskristallisiere, würde ich mich automatisch zu dem direkten Nachfahren von Kiyomasa Kato hingezogen fühlen. Keisuke kann es unmöglich sein, aber Cat Noir und Adrien…, hat er überhaupt japanische Vorfahren? Oder muss ich denjenigen finden und würde mich in diesen verlieben, sodass ich die beiden Franzosen ausblende? …mir gefällt dies eher weniger. Tief seufze ich und blicke direkt in die Augen von dem Sukkubus. „Könnte ich irgendwie herausfinden, wer der Nachfahre von Kiyomasa Kato wäre?“ Verneinend schüttelt er den Kopf und ich seufze erneut. Kann es denn nicht mal einfach im Leben laufen? Um Geld muss ich mir zwar keine großen Sorgen machen, jedoch andere und diese gilt es zu sichern – auch wenn ich dabei jemand vollkommen Fremdes plötzlich anfange zu lieben. Hauptsache ich verletze die beiden Blonden keineswegs. „Gut, ich akzeptiere das bescheuerte Schicksal einfach mal – ändern kann ich dieses leider nicht, so wie du geklungen hast, Marc. Wie ist denn dein richtiger Name?“ „Ähm…, meine Mama trägt den lateinischen Namen für die Sünde der Wollust, Luxuria, und mein Papa heißt Luka. Papa hat Mamas Namen angenommen, sodass der Nachname Shiva lautet – ich trage ein Namensgemisch der beiden – Luria Shiva. Wie die lateinischen Namen entstanden sind kann nur Oma erklären, denn sie hat Opa vollkommen aus der Namensgebung ausgeschlossen.“ Luria… Marc… Mein Kopf… „Bleibt allerdings bei Marc, denn mein wahrer Name erregt nur Aufmerksamkeit, die wir keinesfalls gebrauchen.“ Darauf wette ich sogar. Zu viele Informationen und Fragen mischen sich in meinem Kopf, aber ich wollte es unbedingt so, weswegen ich durch diese Tortur muss. „Fürwahr ist das alles ein dicker, fettiger, schwer zu verdauender Happen – konzentrieren wir uns nun auf euch beide und den Rest verarbeite ich am Abend – heute Nachmittag habe ich noch eine Menge vor.“ Beide nicken mir dieses Mal zu und was ich dann zu hören bekomme, lässt mich empört beide Köpfe waschen. ~ Adrien ~ Viele Hausfrauen und ältere Damen kamen vorbei. Sie alle haben versucht mich mit ihren Töchtern oder Enkeltöchtern zu verkuppeln, nachdem sie mir ein bisschen erzählt haben. Japaner sind doch eher in familiären Angelegenheiten verschwiegen oder habe ich dies falsch in Erinnerung? All diese abzuwimmeln war schwierig, ohne dabei zu viel von mir selbst preiszugeben. Groß, gut gebaut und ein ehrenvoller Job in Uniform scheint das Denken bei denen irgendwie ausgesetzt zu haben. Wegen dem Andrang durch mich, habe ich die erste Runde erhalten und strample die Route ab, die Masamune mir auf einer Karte aufmalte. Bisher war nichts ungewöhnlich und die Leute grüßen einen freundlich – was ich erwidere. Zwischendurch gab es einen kleinen Nachbarschaftsstreit wegen einem zu lauten Hund, aber den konnte ich schlichten. Zufrieden radele ich weiter und bin fast am Ende meiner Tour, da überfallen tatsächlich zwei Menschen einen dieser Konbini. Wozu man 24 Stunden am Tag einkaufen muss ist mir ein großes Rätsel, allerdings scheint es zu funktionieren. Einer von ihnen trägt eine Pistole bei sich, während der andere mit der Beute zum weißen Van rennt. Es sind wohl drei von ihnen. Normal müsste ich den Vorfall melden, doch wären die drei dann weg. Erstmal nutze ich den letzten Schwung des Fahrrads aus und springe ab, sodass das Rad als Ablenkung dient und ich die andere Seite des Fahrzeugs erreichen kann. Andere Fahrzeuge müssen mir ausweichen und es ist riskant, jedoch muss ich die drei aufhalten. Kurzerhand nutze ich meine Kraft und hebe den Van an, sodass er umkippt und die beiden Insassen ordentlich aus der Bahn geworfen werden. Dann nutze ich die überraschte Verwirrung des Waffenträgers aus, indem ich schnell das nun liegende Fahrzeug umrunde und ihn zu Boden presse, sodass er schmerzvoll schreit. Seine Waffe habe ich in meinen Besitz gebracht und zerquetsche sie stumpf vor seinen Augen. Dass er dabei einen ziemlich ängstlichen Laut von sich gibt, ignoriere ich geflissentlich. Einer der Insassen ist herausgekommen und will fliehen, aber ich nutze die zerknautschte Waffe als Wurfgeschoss und er liegt bewusstlos auf den Boden. Ein Fluchtversuch von dem ängstlich zitternden Mann unterbinde ich mit einem harten Schlag gegen die Halsschlagader. Kaum ist der ausgeschaltet, versucht derjenige mit dem Geld abzuhauen, doch den hole ich flink ein, nehme ihm das Geld ab und werfe ihn mit Leichtigkeit zu dem vorherigen Komplizen hin. Bevor noch ein Versuch der Flucht durch diesen erfolgt, schlage ich ihn ebenso bewusstlos. Erst danach sammle ich den zweiten Mann ein und binde alle drei zusammen an einen Baum, damit sie nach der Bewusstlosigkeit keine Zeit mehr haben, um abzuhauen. Schaulustige applaudieren und ich merke erst jetzt, dass ich wie Cat Noir gehandelt habe. Mist, sollten Shirado oder Papa…, keiner von beiden darf davon irgendwas mitbekommen. Vorsichtig stelle ich das Fahrrad auf und rufe die Zentrale, damit die Verstärkung die Kleinkriminellen mitnehmen kann. Direkt darauf melde ich mich bei Masamune und kläre ihn auf. Schelte bekomme ich für meinen Alleingang zu hören, aber er findet, dass ich die Lage gut eingeschätzt habe – trotzdem maßregelt er mich für den alleinigen Weg. Shirado wird das sicherlich ebenfalls machen und ich habe nochmals die Kräfte genutzt, die noch nicht mein Eigentum sind. Hach, könnte ich bloß Kiyomasa erreichen, aber ohne mit meinem Blondchen in einem Bett zu schlafen klappt es kein Stück. Die Wartezeit verkürze ich mit der Befragung der Angestellten sowie der Schaulustigen, notiere die wichtigen Informationen und lasse die Lobpreisungen heraus – wobei die echt übertreiben. Endlich kommen die Polizisten an und dies mit zwei Wagen, was mich wundert, aber wenn die meinen. Sogar ein Abschleppwagen wird bestellt und der schafft es nicht alleine, den Van wieder aufzustellen. Gerade deswegen muss ich nochmals ran und hieve das Gefährt hoch, sammle noch das liegende Geld ein, überreiche es dem Kassierer und wünsche mir, dass die Uniform mindestens drei Nummern größer wäre, denn ich habe es geschafft einige Knöpfe abzutrennen, ohne es zu wollen. Geht wohl nicht anders und ich muss mich von dem Hemd trennen, wenn ich die Station erreicht habe. Hoffentlich nimmt mir der Polizeichef das Debakel keineswegs übel, zumal ich der Öffentlichkeit damit half. Zuerst muss ich meine Runde beenden. ~ Shirado ~ „Hime-sama!!!“ Dabei dachte ich, dass ich mich deutlicher keineswegs ausdrücken könnte, wenn ich verkünde, dass ich nur während einer Katastrophe gestört werden möchte, wegen meiner Vorbereitungsarbeit. Aber nein, ich bekomme elf meiner Männer in mein Büro, die vergessen haben anzuklopfen und ich sie nachher schelten muss, was erneut Zeit raubt, die mir fehlt. Genervt beschreibt nicht mal annährend meinen Zustand. „WAS?!“ Dementsprechend frage ich laut und harsch nach, was sie von mir wollen, denn eine Katastrophe liegt hundertprozentig keineswegs vor. Von meinem kleinen Ausbruch schrecken sie kurz zurück und ich erhebe nur fragend eine Augenbraue, damit einer von ihnen eine einsilbige Frage beantwortet – immerhin arbeite ich gerade daran für die Deppen einen schönen Tag zu kreieren, was die normal wissen. Lang atme ich mit geschlossenen Augen aus und frage sanfter nach, was sie von mir wollen – mehr Arbeit brauche ich im Augenblick nämlich keinesfalls, weil ich einige andere Punkte ebenfalls heute noch erledigt haben muss, damit die restlichen Tage angenehmer werden. „Nun, Hime-sama, wir hatten gerade Pause und einer von uns hat die Nachrichten auf dem Handy gehabt. Dort war Ihr Angebeteter zu sehen, wie er in Polizeiuniform Kleinganoven fertiggemacht hat. Und wir wollten sicher gehen, dass er es auch tatsächlich ist, weswegen wir alle zu Ihnen gekommen sind.“ Seufzend schüttle ich leicht meinen Kopf – manchmal habe ich einige Idioten unter meinen Männern, aber sie sind liebenswert und darauf kommt es für mich an. „Zeigt mal her, damit ich eure Vermutung bestätigen kann.“ Sollte ich diese überhaupt bestätigen können. Zehn von ihnen stellen sich richtig hin, während einer von ihnen auf seinem Handy herumdrückt, bis wohl das Video zu sehen ist und mir es hinhält. Schaulustige sollten echt verboten oder für eine Nacht hinter Schloss und Riegeln gesperrt werden, denn gaffen ist, in meinen Augen, eine Straftat. Allerdings bekomme ich mit, wie Adrien sich geschmeidig wie ein Kater bewegt, jedoch zuschnappt wie ein Tiger. Seine Bewegungen passen gar nicht zu seinem derzeitigen Körperbau, doch meckern würde ich kein Stück deswegen, denn ich finde ihn heroisch und sehr gutaussehend, wie er die Typen ausknockt, als wäre es nur eine leichte Aufwärmübung – bei seinem Stemmgewicht wäre es ein Wunder, sollte er die Kerle nicht überwältigen können. Die Aufnahme hört beim Applaus auf und ich frage mich, wie die Nachrichtenagentur an das Material kam. Außerdem sind die Bewegungen von ihm ähnlich wie die von Cat Noir gewesen. Eifert der Agreste dem Helden etwa nach? Für mich hat er schon viel getan, was darauf schließen lässt. „Tja, ihr Lieben, derjenige im Video ist Adrien, allerdings war das Spektakel für ihn nur eine leichte Aufwärmübung, wenn ich seine bisherigen Trainingserfolge in Betracht ziehe.“ Großes, erstauntes Raunen wandert durch meinen Raum und ich denke mir, dass der blonde Schönling einige weitere auf seine Seite ziehen konnte. „Morgen hat er doch seine Bewährungsprobe – müssen wir diese schwieriger gestalten?“ „Noch schwieriger als jetzt war noch nie eine Bewährungsprobe, also haltet Abstand von der Idee, sonst verdonnere ich euch zur Reinigung aller Gebiete unter meiner Führung und zwar mit einem Zahnstocher und einer Zahnbürste – zwei Jahre werdet ihr sicherlich mindestens dafür brauchen.“ Alle elf salutieren und verzichten auf die Erschwerung der Probe, was gut ist, denn solch eine Strafe würde ich ungern in Kraft setzen. „Achtet bitte darauf, dass unsere Gäste von Adriens Tat kein einziges Wort mitbekommen – dies würde uns als Familie gefährden.“ „Jawohl, Hime-sama!“ Endlich kann ich sie wegschicken und bin alleine in meinem Arbeitszimmer. Hach, Adrien, was machst du bloß für Sachen? Ausnahmesituation schön und gut, jedoch hättest du sterben können. Weitere Gedanken verfrachte ich erstmal im Kopf woandershin, denn ich muss meine Arbeit erledigen – am heutigen Abend werde ich dem Blonden meine Meinung zum Besten geben. ~ Hosuke ~ „Anscheinend hat der junge Agreste gezeigt, dass er mehr kann, als er sehen lässt.“ „Tsk! Viel zu viel Aufwand. Er hätte besser direkt die Reifen aufschlitzen und den Fahrer ausknocken können, damit die Verstärkung in Ruhe den anderen hinterherkäme. Voll der Angeber.“ Ein ordentlicher Klaps von mir und er liegt auf dem Boden. Manchmal frage ich mich wirklich weswegen mein Sohn solch ein Trampel und Übeltäter geworden ist – von mir hat er diese Tendenzen sicherlich kein bisschen. „Wir beide wissen, dass er Cat Noir ist und Shirado am nächsten, neben Xilan und Maximillion. Niemand sonst könnte geschmeidig wie ein junger Kater und gefährlich wie ein Tiger agieren. Sein ganzes Sein spricht dafür und dies finde ich persönlich gut, denn wenn er morgen besteht, gehört er zur Familie. Niemand wird es mit ihm aufnehmen können, sollte Shirado in Gefahr geraten und auch wir können ihm so kaum das Wasser reichen.“ Nichtsdestotrotz stehen wir dem letzten Siegelmeister bei, wie es sich gehört. Feinde radieren wir noch aus, sollte keine Rettung mehr möglich sein, doch ansonsten sorgen wir dafür, dass besonders das Himmelssiegel verschlossen bleibt. Dies darf unsere Prinzessin allerdings nie erfahren, da wir sicherlich eine ordentliche Tracht Standpauken zu hören bekommen oder sogar eine lange Zeit ignoriert werden. Letztere Strafe geht einem direkt ins Herz. „Trotzdem finde ich es kacke, dass ich nicht das Ende präsentieren kann. Immerhin ist man als Träger dieses Miraculous der Part, der alles Böse, alle Schuld und alle Tode auf sich nimmt, für die der Siegelmeister keine Verarbeitungsmöglichkeiten besitzt, weil zu viel auf diesem lastet. Das, was die Kameras vom Hochzeitstag außen aufgezeichnet haben, beweist nur, wie viel Shirado auf sich nimmt, ohne für die Umstände wirklich schon bereit zu sein.“ Und ich dachte, dass du nur Interesse für deine Bettaktivitäten und Prügeleien hättest, aber da hat unser jüngstes Mitglied anscheinend tiefgehende Eindrücke hinterlassen. Jedoch hat mein Sohn Recht – es ist für den zierlichen Körper zu viel Last. Abnehmen können wir diese keineswegs, sondern nur mildern. Mürbe werden sollte der Siegelmeister nicht, aber ich frage mich, wie lange die derzeitige Handlung bestehen bleibt, mit dem wenigen Wissen, welches er in sich trägt. „Hast du eine Ahnung, was dieses Mischvieh sein könnte?“ Gerade sehen wir uns erneut die Aufnahmen vom Hochzeitstag an, da die Uhren wundersamerweise stehengeblieben sind, jedoch die Kameras nicht. Es sei denn, jemand hat es so gedreht, dass wir alles zu sehen bekommen. „Nein – es ist mir vollkommen unbekannt. Keine Folklore, kein Märchen, keine Sage und keine Legende aus irgendeinem Land oder einer Kultur erwähnt das Wesen in detaillierter Beschreibung. Teile von diesem können wir zuordnen, doch eine Mischung aus diesen ist nie schriftlich erfasst worden, soweit unsere Männer nachgeschaut haben.“ „Tja, dann kann Shirado wohl besser uns davon erzählen oder dieser Yuura mit Joel – sollten wir beide überhaupt finden können. Achromas ist vollkommen eingespannt und stören soll man ihn nicht, weswegen nur die beiden und unser Maskottchen bleiben.“ Stimmt, wir können viele Theorien aufstellen, doch ohne direkte Aussagen der Anwesenden bringen uns diese recht wenig. Einiges an Arbeit liegt definitiv noch an. Nachdem wir nochmals das gesamte Video geschaut haben, lassen wir es erstmal für heute sein und ich gehe die Besorgungsliste von Shirado durch, welche ich von der Buchhaltung erhielt, während mein Sohn abhaut. Zwar ist das Budget durch die erhöhte Anzahl seiner Truppe gestiegen, allerdings hat er es geschafft, den Preis soweit beizubehalten wie beim letzten Mal – das restliche Geld geht an Obdachlosen- sowie Waisenheime in unseren Gebieten. Insgesamt sind das zwar nur dreißig Gebäude, doch die Abdeckung stimmt bei uns und dieses Jahr können sie das restliche Budget sicherlich brauchen. Kurzum genehmige ich alles und lasse unseren internen Postjungen am nächsten Tag alles rundbringen. Klopfend kündigt sich ein Besucher an und es ist erstaunlicherweise Gabriel Agreste. „Schönen Nachmittag, Agreste-san. Was für einen Anlass gibt mir die seltene Ehre des Besuchs?“ Immerhin haben wir bisher nur wenig miteinander gesprochen und meistens nur im Beisein anderer sowie im öffentlichen Raum. Weitere Überlegungen kann ich gleich vergessen, weil er direkt mit der Tür ins Haus fällt. „Wieso höre ich davon, dass mein Sohn eine Bewährungsprobe machen soll und diese gefährlicher sowie schwerer als sonst ist?!“ „Ah, die Männer sind aufgeregt und kennen kein anderes Thema mehr. Setzen Sie sich erstmal und ich erkläre Ihnen alles.“ Abwartend sehe ich ihn an, denn dass er mein Büro kurz nach einer Antwort schnell verlassen kann, verwehre ich ihm somit. Dass ein erwachsener Geschäftsmann dermaßen unter Strom steht finde ich gefährlich für sein Gemüt sowie seiner Gesundheit. Endlich setzt er sich und sieht mich erwartungsvoll wie streng an. „Adrien ist ein ganz besonderer Junge, wie Sie sicherlich selber wissen, so als Vater. Jedenfalls kam er von sich aus zu mir und hat darum gebeten – eher gefordert – selbst Mitglied der Familie Yato zu werden. Eine Bewährungsprobe für jemanden, der neu hinzukommen möchte und unten anfängt, ist schon anspruchsvoll, denn nur wer gewillt ist, dem Weg unserer Prinzessin zu folgen, darf eintreten – seit einigen Jahren zumindest – davor gab es viel leichtere Einstiegsmöglichkeiten. Normalerweise ist der Einstieg mit psychologischen Tests verbunden, wer wohin passt, einer Eignungsüberprüfung sowie eigenen Qualifikationen, die man mit sich bringt – ein Zeugnis ist unerwünscht, denn eine Momentaufnahme spiegelt nie den wahren Wert der Person wider. Zum Verständnis habe ich Ihnen den normalen Ablauf erläutert – doch Adrien will es von sich aus am schwersten haben. Seine Position würde die gleiche werden wie die von meinem eigenen Sohn – Nachfolger meiner Wenigkeit. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen und folglich die Schwere der Aufgaben, die während der Bewährungsprobe stattfinden. Sie liegen richtig mit Ihrer inneren Vermutung – Shirado ist der ausschlaggebende Punkt für sein Streben auf diese Position, denn nur durch diese, würde er von allen hier als zukünftiger Mann an der Seite unserer Prinzessin anerkannt. Liebe gibt einem die Macht über sich hinauszuwachsen, jedoch verliert man gleichzeitig einen Teil seines Verstandes – was wir beide sicherlich hinter uns haben, nicht wahr? Welche Aufgaben auf ihn zukommen wird niemand verraten, denn die auserwählten Prüfer müssen Stillschweigen wahren. Bevor Sie jedoch allen den bevorstehenden Tag zur Hölle machen wollen, denken Sie daran, dass bei uns andere Regelungen herrschen – maßgeblich von Shirado eingeführt. Zwar sind Sie Gast, aber sollte Ihr Benehmen dermaßen stören, werden Sie in Ihrem Zimmer für den Rest der Tage eingesperrt bleiben.“ Lächelnd spreche ich die Drohung im ernsten Ton aus, denn seine Augen waren ein offenes Buch im gesamten Monolog meinerseits. Sein Sohn bedeutet ihm viel, doch schlummert in ihm ein Wille, der von einem Trauma angetrieben wird. Hoffentlich überwindet er das Trauma, bevor er zu einem Problem wird. „Ich verstehe. Danke für die Erklärung.“ Nach diesen Worten geht er hinaus und ich wundere mich, weshalb ein solch freundlicher wie warmer Sohn es aushält, bei einem recht kalten Vater zu sein. Wetten abschließen muss ich auch noch, bevor das interne Wettbüro schließt – ich setze selbstverständlich auf den Jungen – wenigstens ein Vater sollte dies für ihn machen. ~ Adrien ~ Zufrieden fege ich ein bisschen vor der kleinen Polizeistation und winke lächelnd den Passanten nebenbei zu. Durch meinen Alleingang hat Masamune mehr Papierkram von der Zentrale erhalten und der Chef will mich noch persönlich am Ende sehen – sofern ich das laute Gebrüll korrekt verstanden habe. Na ja, ich denke, dass ich gute Arbeit geleistet habe und diese Kleinkriminellen überdenken hoffentlich ihre Tat, damit sie in ein besseres Leben nach ihrer Strafe beginnen können. Auf alle Fälle tat es gut, eine kleine Heldentat als Adrien zu tätigen. Plagg wird das zwar wenig interessieren, aber ihm erzähle ich nachher trotzdem von meinem Tag heute. Erst muss ich allerdings Shirado erweichen, damit seine Standpauke weniger intensiv wird – er hat das Video hundertprozentig gesehen – irgendeiner seiner Männer hat es ihm gezeigt – darauf wette ich sogar. Fertig mit dem Fegen verfrachte ich alles dorthin, wohin es gehört und schaue nach, wie weit mein heutiger Kollege mit den Berichten ist, denn sein Rundgang steht noch aus. Danach haben wir die Schicht beendet und können zurück. „Dein Alleingang hat mir einiges an Arbeit eingebrockt, jedoch hast du Glück, da du kein echter Polizist bist, sonst gäbe es einen Haufen Strafversetzungen oder Degradierungen für uns beide. Wie dem auch sei, ich mache meine Runde. Du sitzt einfach auf meinen Platz und behältst die Lage der Anliegen im Blick. Wirklich sehr dringende Anliegen erfordern nur dann dein Eintreffen, wenn vier der aufgelisteten Punkte zutreffen – ansonsten schaffen es die Nachbarn selber, die Lage zu lösen. Ist ein Erfahrungswert, den man mit der Zeit erhält. Sollte das Anliegen vier Punkte einfordern, darfst du die Station schließen und helfen – genauso ist es, wenn ich dich als Verstärkung anfordere. Soweit alles verstanden?“ Ihm nicke ich zu und er klopft mir auf die ihm zugewandte Schulter, bevor er sich das Fahrrad nimmt und die letzte Runde für heute übernimmt. Zugegeben, es ist ein sehr schlichtes und einfaches Leben als stationärer Streifenpolizist. Zumindest kommt es mir so vor, weil die Nachbarn sich tatsächlich gegenseitig helfen. Anscheinend kennen sie die Liste und auch die Situation, wenn nur ein Polizist in der Station sein Tagwerk verrichtet. Penibel sind zudem wirklich viele Situationen aufgelistet, die passieren könnten und deswegen habe ich genug damit zu tun, nur nachzugucken, ob meine Hilfe überhaupt gebraucht wird. Gerade eben habe ich eine meckernde Frau gebeten zu gehen, denn eine Lärmbelästigung durch zu lautes Lachen in häufiger Form ist kein Grund die Polizei einzuschalten – Lachen ist gesund und man sollte eher die Freude teilen. Zudem ist es gerade mal früher Abend – da darf man noch laut sein. Kaum sind fünf Minuten vergangen, da geht das Telefon und ich nehme den Anruf an. Es ist überraschend Masamune am anderen Ende der Leitung. „Hey, Adrien, ich habe die Typen von den Fotos. Sie haben sich wohl nach neuen Gegenden erkundet. Gerade beschatte ich sie. Rufe die Zentrale an und fordere Verstärkung. Am besten nimmst du den Bezirkschef. Fünf Häuserblöcke geradeaus, dann links für drei weitere und am Ende rechts. Du kommst nach der Anforderung und stehst mir bei.“ Damit endet das Gespräch und ich wundere mich, weswegen er nicht selber Verstärkung anfordert. Da fällt mir ein, dass das polizeiliche Funkgerät einige Störgeräusche verursacht. Na ja, dann mache ich es eben und wähle die Direktwahl zum Bezirkschef, der sofort eine Kolonne losschickt und direkt auflegt. Eilig haben die alle es wirklich, diese Typen einzubuchten. Sind die dermaßen gefährlich? Lieber beeile ich mich und schließe ab, sodass Masamune nicht alleine bleiben muss. Seine Wegbeschreibung gehe ich ab und sehe gerade, wie er in Schwierigkeiten steckt, weil sie ihn entdeckt haben. Waffen sehe ich keine, allerdings bin ich zu weit weg, um genauere Beobachtungen durchführen zu können. Deswegen verringere ich meinen Abstand zu ihnen und bekomme einen besseren Einblick. „Was will ein niederer Polizist von uns, hä?! Weißte nicht, wer wir sind, hä?!“ Shirado würde in diesem Moment eine kleine Krise erhalten, denn der Typ spricht seine eigene Landessprache schlecht und würde diesen verbessern – es sei denn, dies ist bei ihm angeboren oder durch irgendwas ausgelöst worden. Mein Blondchen ist schon jemand, der mehr an andere denkt – wenn auch mit manchmal merkwürdigen Ideen, wie einem Bezirkschef der Polizei zu helfen, wenn man an sich einer Yakuza angehört. „Ihr seid in meiner Nachbarschaft, also ist es doch wohl klar, was ich von euch will – Personalien und Beweggründe, da ihr wegen Einbruch angezeigt werdet.“ Ziemlich cool und gelassen geht mein heutiger Kollege mit der Situation um, als wären die Kerle keine große Gefahr. Da kommt mir eine Idee – eine sehr gewitzt katerhafte Idee. Kurz sehe ich mich um und entdecke tatsächlich ein paar leere Dosen am Straßenrand, die richtig verbeult aussehen, weshalb ich davon ausgehen kann, dass Kinder damit gespielt haben. Bestimmt haben diese sie für morgen zurückgelassen, jedoch finden sie sicherlich andere und ich nutze diese Behälter erstmal als Lockmittel. Mal sehen – es sind neun Typen und ich habe vier Dosen. Locke ich einen nach dem anderen her, könnte es sein, dass mehr von ihnen auf einmal hierherkommen und da ich keine Ahnung habe, ob sie Waffen bei sich tragen, kann ich das Risiko schlecht eingehen. Andererseits kann ich versuchen welche mit einem ordentlichen Wurf bewusstlos zu treffen. Dieser Plan jedoch kann ebenso Masamune anvisieren. Obschon ich gerne schnell helfen will, ist das Risiko genauso hoch, wie beim ersten Plan. Direkt gedacht ist generell eine Gefahr vorhanden, egal bei welchem Plan ich am Ende lande. Demnach wähle ich lieber die direkte Konfrontation. Besser wäre es, wenn ich die Dosen als meine Waffen verwende, denn ich habe ausgezeichnete Wucht hinter meinen Würfen erhalten. Somit nehme ich die Dosen einfach mit und bin mal so frei vollkommen unschuldig in die Lage hineinzuspazieren. „Oh, Masamune, hier bist du. Ich habe ein paar Dosen gefunden, die wohl als Fußball genutzt werden. Schmeißen wir die als Polizisten ebenfalls weg?“ Keine einzige Reaktion – außer pure Verblüffung – kann ich bei allen Gesichtern sehen, die sich mir zeigen. Mist, Shirado ist da sehr viel besser drin, vollkommen unschuldig zu fragen und dennoch an sein Ziel zu kommen. Na ja, einen Versuch war es wert. „Adrien, wieso bist du alleine hier?“ Flüsternd fragt Masamune mich das ziemlich verärgert und ich deute nur auf das Funkgerät, damit er Bescheid weiß, dass ich nach Verstärkung gerufen habe, jedoch ihm nicht als Schattenperson Unterstützung geben werde, sondern als heutiger Kollege. „Boah, ist der riesig! Muss wohl ein Ausländer sein. Was machen wir jetzt?“ „Dummkopf – die sind zu zweit und wir zu neunt – die haben keine Chance gegen uns!“ Schnell zücken sie ihre Waffen und ich kann sagen, dass wir Glück haben, denn nur drei von ihnen besitzen Pistolen. Zurückhaltung von meiner Seite aus wird es keine geben und ich werfe meine Dosen gegen die Schusswaffen, die dadurch vom Lauf her verbogen werden, während die letzte Dose einen am Kopf trifft und somit ausknockt. „Weswegen stört ihr den Frieden im Gebiet der Familie Yato? Zwar macht der Chef hier die Verwaltung, aber mein Blondchen gehört dazu und wenn ihr der Familie schadet, schadet ihr im Umkehrschluss auch ihm. Somit habt ihr zwei Optionen – ihr stellt euch jetzt der Polizei, sitzt eure Strafe ab und denkt über euer Leben nach oder ich werde dafür sorgen, dass ihr verfolgt werdet – euer ganzes Leben lang.“ Deutlich stelle ich damit ein Ultimatum, denn die haben keine Chance gegen mich und das wissen sie – immerhin war ihr Ego an Waffen gebunden und nicht an ihrer eigenen Körperkraft. Einer versucht zu fliehen, aber den habe ich flott in Gewahrsam genommen. Keine Sekunde später taucht die Verstärkung auf und sie ergeben sich. Niemand ist verletzt und ich bin sehr zufrieden damit – immerhin habe ich Masamune davor bewahrt getötet zu werden. „Dein erster Tag und du hast Kleinkriminelle sowie eine gefährliche Bande festgenommen, bist ein Internetstar geworden und hast es geschafft meine schöne Ersatzuniform zu zerreißen. Letzteres verzeihe ich dir durch deine Taten, auch wenn sie recht rücksichtslos dir gegenüber waren. Passe mehr auf dich auf, Junge. Würde ich es nicht besser wissen, wärst du eine Art Held, der inkognito für jemanden arbeitet, um den Menschen Frieden zu bringen. Richte Grüße von Hasegawa an Shirado Fleur aus und solltest du eine Karriere als Polizist machen wollen, schreibe ich dir dann eine persönliche Empfehlung. Etwas muss ich noch abklären, bevor ich dich wieder in die Welt entlasse. Wir im Norden wissen alle, dass die Familie Yato sich aus krummen Geschäften zurückzieht, doch niemand außerhalb weiß, dass dies das Werk von Shirado Fleur war. Beachte, dass du niemals seinen Namen im Zusammenhang mit einer Yakuza verwendest – auch wenn diese rechtschaffend die Kontrolle übernimmt, anstatt durch Angst und Schrecken. Ich bin zwar nur ein einfacher Bezirkschef der Polizei Towada, allerdings wäre ich ohne zu zögern gegen eine Yakuza vorgegangen, denn ich lasse mich niemals bestechen. Meine Ehre jedoch ist vollkommen anders zu betrachten. Vor vielen Jahren wurde ich von einem Kind gerettet – Shirado Fleur oder auch schon damals Hime-sama. Ein kleines Kind wurde von einem Haufen Kerlen betreut, als wäre es normal, was mich auf den Plan rief – ein einfacher Streifenpolizist, der frisch von seiner Ausbildung kam. Entgegen der Annahme, dass ein ziemlich schweres Vorgehen vorliegen könnte, beobachtete ich den komischen Haufen. Man weiß nie, was man meint zu erkennen, bis man alles an Wissen gesammelt hat. Jedenfalls sah ich, wie das kleine Kind in einem Park eine Box mit ausgesetzten Kätzchen fand, die vier herausnahm und stumpf auf die Männer verteilte, die sich bedankten und sich aufmachten, alles für ihr neues Haustier zu besorgen. Zwei andere machten sich daran, den Pappkarton mitzunehmen, damit sie den vorherigen Halter ermittelten – was in mir eher Alarmglocken schrillen ließ – allerdings haben sie angefügt, dass sie diesem eine Klage einreichen, wegen einem neuen Tierschutzgesetz. Bis dahin war alles noch in Ordnung, nur waren von den vielen Männern nur noch drei übrig. Auf dem Spielplatz im Park spielte das Kind ausgiebig und lernte andere Kinder kennen – ganz normal also, wie man sich eine Kindheit vorstellt. Die Männer blieben im Hintergrund und ich dachte mir, dass anscheinend wirklich nichts passieren würde. Tja, mit einer Sache rechnete ich zu dem Zeitpunkt kein Stück – Shirado Fleur entdeckte mich und zog mich an der Hand zu seinen Aufpassern, was er schaffte, da ich zu überrascht war. Dir entgeht dabei sicherlich keineswegs, dass ich grinse, wegen der Erinnerung – es war, rückblickend, echt lustig. Das kleine Kind dachte, dass ich ganz alleine bin und mich nicht traute mit jemandem zu sprechen, weswegen er mich zu den anderen führte. Somit lernte ich den Vater von Masamune kennen, genauso wie zwei andere – sie waren an sich nette Leute, mit denen man sich gut unterhalten konnte, obwohl sie zur Yakuza gehören. Zu späterer Zeit jedoch hat eine Bande Kleinkrimineller den Spielplatz gestürmt und wollte Kinder für groteske Zwecke entführen. Leider schnappten sie Shirado und zwei andere Kinder, die in seiner Nähe waren. Im Handumdrehen waren wir vier dabei, die Täter aufzuhalten. Die zwei Kinder konnten wir befreien, doch der mit Shirado zog eine Schusswaffe, feuerte ab und traf mich in der Nähe der Leber. Jugendlicher Leichtsinn war es von mir, die kugelsichere Weste auf Streife nicht mitzunehmen und nun hatte ich den Salat. Ein weiterer Schuss sollte erfolgen, damit ich für immer weg wäre, allerdings – und damit rechnete niemand – schrie das kleine Kind dermaßen schrill und laut, dass die Ohren schmerzten. Somit musste der Kerl seine Ohren bedecken, wie wir unsere, ließ sein Entführungsopfer los, welches kurzerhand sich umdrehte und diesem zwischen die Beine schlug. Das Geschrei hörte auf und der Mann ging zu Boden – während ein sechsjähriges Kind diesem sagte, dass man niemanden verletzen darf, der es nicht verdiente. Ein kleines Kind predigte einem erwachsenen Mann was vor – eine Szene für die Götter. Jemand seiner Beschützer nahm die Waffe an sich und danach wurde ich – durch die Güte von dem kleinen Kind – in ein Krankenhaus gebracht. Ich weiß, dass Shirado Fleur ein Junge ist, weil sein Vater ankam, diesen erleichtert drückte und „mein kleiner Spatz“ sagte. Für Mädchen würde man andere Bezeichnungen nehmen. Xilan Fleur arbeitete damals viel mehr als heute, weshalb er wohl die Sicherheit seines Kindes jemanden anvertraut hat – wie ich später erfuhr, seinem besten Freund, dem Yakuzaboss Hosuke Yato. Es war eine eher schreckliche Situation, besonders für ein kleines Kind, jedoch rettete dieses mir das Leben und ich schulde Shirado eine Lebensschuld. Zu einer Yakuza – auch wenn sie rechtschaffend geworden ist – möchte ich keineswegs gehören, jedoch werde ich ehrenvoll mein Leben der gütigen Person widmen, die mir dieses schenkte. Noch heute erhalte ich zu meinem zweiten Geburtstag eine Karte mit Glückwünschen, einer Lebensweisheit sowie der Einladung, an einem Essen teilzunehmen. Masamunes Vater und ich sind Freunde geworden und er handelt nicht nur im Auftrag von Hosuke Yato, sondern über seinen Sohn auch im Auftrag von Shirado Fleur, sodass ich mein Leben mehr wertschätze und jede Situation genau einschätze sowie meine kugelsichere Weste niemals mehr liegen lasse. Was ich damit sagen will – schätze dein Leben, erhalte es und koste es aus – denn so leicht bekommt man keine zweite Chance. Heute hast du bewiesen, dass du viel kannst, allerdings überstürzt handelst – wenn auch durchdacht. Adrien Agreste – es war mir eine Ehre den Mann an der Seite von Shirado Fleur kennenzulernen.“ ~ Shirado ~ Endlich taucht Adrien wieder auf und ich begrüße ihn mit meinen Fäusten gegen seine Brust – schmerzt zwar, aber an sein Gesicht komme ich ohne Sprung nicht und dies sähe nun wirklich bescheuert aus. Sein Lächeln zeugt eher davon, dass er mit der Situation kaum etwas anfangen kann, denn es spricht von Unsicherheit. „Hime-sama, Adrien hat sehr gute Arbeit geleistet. Ich konnte mir heute keinen besseren Kollegen vorstellen.“ Masamune hingegen kann ich an ein Ohr ziehen und ihm eine Standpauke halten, dass er den Blonden in der Station hätte lassen können, wie es an sich logisch wäre. „Shirado, es war und ist in Ordnung, so wie es gekommen ist. Immerhin konnte ich vielen Menschen helfen und darauf kommt es im Endeffekt doch an.“ All mein sorgenvoller aufgestauter Ärger, gemischt mit einer Portion Angst, zerschmettert er mit diesen Worten und ich lasse das Ohr von meinem Mitglied los. Tief atme ich ein und danach wieder aus, damit ich den noch herrschenden inneren Tumult senken kann. „Gut, ich lasse es so stehen. Wie war Hasegawa-san?“ „Der Bezirkschef richtet seine Grüße dir gegenüber aus und er hat mir eine wichtige Lebensweisheit mitgegeben, die du ihm einmal im Jahr wohl sendest.“ Jap, das klingt nach ihm und ich bin froh, dass es diesem noch gut geht – immerhin verbindet uns ein Ereignis, welches man im Leben niemals ein zweites Mal erleben möchte. Erinnerungen an den Mann fluten meine Gedanken und ich lächle glücklich – er braucht zwar mir gegenüber keine Lebensschuld begleichen, jedoch lässt er sich davon partout nicht abbringen. „Masamune, ich danke dir und ich hoffe, dass du es noch schaffst deinen Bericht abzugeben – der ist morgen wichtig.“ „Hier ist er auch schon, Hime-sama. Heute konnte ich viel mehr schaffen und obwohl wir länger weg waren als geplant, hat es sich allemal gelohnt.“ Dankend nehme ich den Batzen Papier an und verabschiede ihn in seinen wohlverdienten Feierabend. Dann wende ich mich Adrien zu, winke ihn ein Stück zu mir runter und gebe ihm einen Kuss, bevor ich diesen schnell löse und ihm zu seinem Essen führe – er isst nämlich zuletzt heute. Monsieur Agreste konnten wir heute von den Videos fernhalten, aber ich habe keine Ahnung wie lange das noch gut gehen wird. Jedenfalls bringe ich den Bericht in mein Büro, verschließe dieses nach meiner Ablage doppelt und setze mich zu dem blonden Schönling im kleinen Speisezimmer, denn wir beide alleine im großen Saal wäre ungemütlich. Ziemlich üppig habe ich für ihn auf den Teller was zurückgelassen, damit er seine Energie zurückerhält – immerhin hat er viel geleistet, was ein Bento wenig abdeckt. In Ruhe genießen wir die Nähe des Anderen und wünschen uns nach einer Stunde eine erholsame Nacht – außer der Nachtschicht waren wir die letzten, die noch wach sind. Kapitel 4: Tag 7 – Träger und Wesen nähern sich und der Mann aller Träume ------------------------------------------------------------------------- Tag 7 – Träger und Wesen nähern sich und der Mann aller Träume ~ Shirado ~ Warum fühle ich mich so, als würde ich schweben und gleichzeitig auf einem weichen Untergrund liegen? Dieses Gefühl finde ich keineswegs schön und ich komme mir so vor, als würde ich eher unter irgendeinem Suchtmittel stehen. Demnach kann ich ausschließen, dass dem so ist, denn ich lasse meine Finger von den selbst legalen Drogen – außer ein bisschen Schokolade und ab und zu Tee. Niemals würde ich es übertreiben. Somit bleibt meine Frage wohl erstmal offen, denn ohne eine Antwort komme ich kein Stück weiter. Bin ich etwa wach und erneut in eine andere Welt gezogen worden? Nein, dann fühlt es sich anders an – eher der Geschmack der Luft oder mehr dichteres Material wären zu spüren. Dieses Mal finde ich es mehr so, als ob ich Mitsunari besuchen würde. Ja, das könnte eher stimmen. Schlussfolgernd wäre ich in oder auf der Mystischen Ebene, wie ich nun weiß. „Aufwachen! Hey, Siegelmeister, aufwachen!!“ Shinkeiryu – seine Stimme erkenne ich direkt und öffne langsam meine Augen. Eines habe ich beim ersten Mal gelernt – hier ist es viel zu grell, weswegen die Augen gerne länger brauchen, um sich zu justieren. Nichtsdestotrotz kann ich mich schon mal aufsetzen und das vertraute Gefühl der Astralebene wahrnehmen, welche ich seit Tagen schon nicht mehr zu Gesicht bekam. Allerdings finde ich es merkwürdig, dass ich keine Stimme meiner Vorfahren höre. Sonst werde ich oft genug zugetextet, bevor ich überhaupt fähig bin irgendwas aufzunehmen. An die grelle Umgebung haben sich meine Augen nun gewöhnt, sodass ich sie ordentlich nutzen kann, um das heilige Mischwesen direkt anzusehen, welches gesünder aussieht als bei unserem letzten Treffen. „Endlich bist du wach!“ Soll ich mich nun beleidigt fühlen oder empört schnauben, weil er mich sauer anschnauzt? Beide Optionen scheinen mir überaus gut zu sein, weswegen ich diese in die Tat umsetze. „Entschuldige mal, Shinkeiryu, ich bin die letzten Tage andauernd am Arbeiten, Organisieren und Sortieren – Freizeit war daher kurz und wenn mein Körper und Geist meinen schlafen zu müssen, dann haben Sie das genauso zu respektieren wie andere auch. Wäre ja noch schöner, wenn ich dafür verurteilt werde mich auszuruhen!“ Ehrlich mal, ich bin ein Mensch und kein übernatürliches Wesen, welches ohne Schlaf auskommen kann. Stille herrscht zwischen uns und ich schaue mich kurz um, nur um die gleiche Umgebung wie immer vorzufinden, weswegen ich mich ein Stück zurücksetze und gegen den Baumstamm hinter mir lehne. „Um was geht es denn Wichtiges, dass Sie mich hergeholt haben, Shinkeiryu?“ Angeschnauzt werden muss Jeder Mal in seinem Leben – das Wesen selbst hat es anscheinend noch nie erlebt. „Siegelmeister Shirado, der letzte seiner Art…, anders als andere und dennoch umso kostbarer.“ Darauf antworten muss ich nicht, oder? Seine Worte klingen eher so, als ob er sich selbst in seinen Gedanken sortieren möchte. „Ich war einst drei einzigartige Wesen, aber diese drei wurden gezwungen als ein neues wiedergeboren zu werden – Shinkeiryu. Dadurch wurden drei Mächte vermischt, in einen Körper vereint, welcher keineswegs existieren sollte. Lange hielt man mich gefangen, nutzte mich aus und nun bin ich in einem reinen Gefäß, welches von interdimensionalen Mächten durchdrungen wird.“ „Okay. Und worauf wollen Sie hinaus?“ „Mein Name sollte anders lauten, denn ich bin ein neues Wesen. Dennoch behielt man die der drei Bestandteile meiner Selbst bei. Ohne eigenen Namen bin ich nur eine Marionette.“ Aha, er braucht einen eigenen Namen und anscheinend soll ich ihm diesen geben, da ich sein neues Gefäß und Siegelmeister bin, wie ich es verstanden habe. „Na gut, dann nehmen wir erstmal den Namenszusammenschluss als Artenbeschreibung. Wie klingt das?“ „Damit kann ich leben, Siegelmeister.“ Nickend nehme ich seine Worte wahr und versuche einen passenden Namen zu finden – immerhin ist ein Name wichtig, weil dieser einen ausmacht. Ein Name gibt jedem von uns eine Zugehörigkeit – einen Anker, wer man ist. Schwierig ist nur, dass ein sehr hohes mächtiges Wesen mich auserkoren hat einen zu kreieren. Legenden verschiedener Kulturen erhielten ebenfalls Namen, allerdings von den Erfindern der Legenden. Wobei ich zugeben muss, dass bei dem ganzen Kram, der mir wiederfährt, es durchaus sein kann, dass einige Legenden der Wahrheit entsprechen. „So hört die Legende eines einzigartigen Wesens. Entstanden aus dem Zusammenschluss vom Wasserschlangendrachen Ryu, welcher das lebensspendende Wasser dieser Welt beschützte, dem Elementarphönix Shin, welcher bis zuletzt die Essenzen der zwölf Elemente bewahrte und dem Seelenfuchs Kei, welcher die Seelen bewachte, damit sie wiedergeboren werden konnten. Drei Wesen ergaben ein Neues – Taogen, der Shinkeiryu. Taogen wurde benutzt von machthungrigen Instanzen, die gierig ihrem Bestreben nach Herrschaft über allem Lebendigen nachgingen. Verdorben wurde der Shinkeiryu bis ins Mark – ausgenutzt ohne einen eigenen Willen zu haben. Es kam der Zeitpunkt der Befreiung, der Reinigung und der Vereinigung mit dem letzten Siegelmeister. Sodann arbeiteten Taogen und der Siegelmeister daran diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Einem Ort, welcher gierige Bestrebungen nach Macht keine Chance geben würde. Dies ist der Anfang der Legende von Taogen, ihr Leut‘!“ Kaum beende ich die Legendenerzählung – wobei ich mir unsicher bin, ob man meine Leistung wirklich dahingehend einordnen kann – leuchtet das von mir nun benannte große Wesen auf. Lider schließen sich zusammen, damit meine Linsen keinen allzu großen Schaden erhalten. Muss das immer ein solch strahlendes Licht sein, dass man nichts erkennen kann? Wäre netter, wenn der Kosmos sagen würde, dass mächtige Veränderung solcher Wesen sanfter in Erscheinung treten, damit man zusehen kann – besonders wenn man der Auslöser dafür war. Nach einigen Sekunden sollte das vorbei sein…, innerlich habe ich schon bis vier Minuten gezählt, bis ich meinen derzeitigen Gesprächspartner schnaufen höre und somit vorsichtig meine Augen öffne. Reiße dich zusammen, Shirado! Du hast Adrien und Cat Noir – noch jemanden angenehm zu finden – und dies rein körperlich – gehört sich kein Stück! Außerdem ist Taogen ein Wesen, welches mit dir verbunden ist und zwar aus Not heraus! Und…, ich bin jetzt ruhiger. Der kurze Schockmoment und die Sprünge meines Herzens vergehen, denn es war nur kurzzeitige Anziehung, die sich schnell in Bruderliebe geändert hat – denke ich. Irgendwie weiß ich gerade selbst kein Stück, wie ich damit umgehen soll. Vor mir steht er – mindestens über zwei Meter groß – allerdings kleiner als in seiner vorherigen Form. Zwölf Fuchsschwänze umgarnen seinen muskulösen Körper. Starke Beine, die aussehen wie von einem mächtigen Drachen halten ihn. Sein Korpus sieht menschlich aus, würden die Schuppen und Federn an der Seite nicht existieren, die anscheinend auch einen Teil des Rückens bedecken, aus dem zwei breite wie lange lederartige Flügel hervorstehen. Zwei kleinere Flügel sind mit Federn besetzt, die sich um seine Ellenbogen bis zu den Schultern ausgebreitet haben. Klauenartige Hände – große Hände und ziemlich lange Finger – besitzt er nun, die ebenfalls menschlich wirken. Wilde lange Haare, welche schwarz sind, allerdings an einigen Stellen leuchten, als wären sie der Sternenhimmel persönlich, gehen seinen Rücken runter, während vorne einige Strähnen bis zu seinen Brustmuskeln reichen. Aus dem Schopf ragen zwei Ohren, wie man sie von Füchsen her kennt, doch sein Gesicht… ist zum Verlieben. Stechend blutrote Augen sehen sich den Körper an, zu dem sie gehören und die Pupillen verändern im Sekundentakt ihre Form von kugelrund zu Schlitzen. Markant und stark sehen seine Gesichtszüge aus, dessen Nase zum restlichen Aussehen einfach passt. Zudem ist seine Körperfarbe eine Mischung aus dunkelbraun, dunkelgrau und meiner eigenen Körperfarbe. Was mich jedoch stört – er trägt rein gar nichts und das, was zwischen seinen Beinen hängt, kann man als Waffe betrachten, was mir die Schamesröte ins Gesicht treibt. Kuscht euch irgendwohin, ihr dreckigen Gedanken voller Hormone – ich bin glücklich verliebt und nicht darauf aus mich irgendwem so schnell hinzugeben! Bevor ich jedoch meinen Körper wieder soweit beruhigt habe, befinde ich mich gar nicht mehr in meiner Sitzposition, sondern taumle ein bisschen in der Luft, als Taogen mich an sich drückt und sich mit seiner SEHR tiefen Stimme bedankt, mich dabei ein bisschen herumschwenkt und ich somit seine scharfen wie spitzen Zähne erkennen kann. Bei den Elementen – er trifft genau meinen Typ Fantasie-Mann, würden wir in einer Welt leben, in der so etwas möglich ist. Wobei…, irgendwie leben wir ja in einer. ~ Taogen ~ In meinen Armen wirkt der Siegelmeister noch leichter als ich es für möglich gehalten hätte. Kein Wunder, dass man ihn beschützen muss – ein leichter Schlag und er würde zerbrechen. Da von ihm keine Reaktion kommt, stoppe ich meine Handlung und entferne ihn ein bisschen von meinem neuen Körper, nur um in ein knallrotes Gesicht zu sehen, dessen Augen vor Scham woandershin schauen. Ach ja, Menschen sind Kreaturen, die sich eher bedeckt halten. Durch Shirado habe ich einen neuen Namen, eine eigene Legende und einen eigenen Körper erhalten – da wäre es das Mindeste, wenn ich ihm entgegenkomme und mich unterhalb bedecke. Bis ich eine Ahnung habe, wie ich es mache, nutze ich meine Drachenflügel dafür und stelle ihn vorher ab, sonst würde ich ihn nur näher an mich pressen. „Vielen Dank.“ Mit größtmöglicher Dankbarkeit spreche ich diese Worte aus und er scheint aus seiner inneren Scham dadurch aufgeweckt worden zu sein, denn er nickt mir zu. Kurz atmet er lange aus, schließt dabei seine Augen und wirkt entspannter nach dieser Handlung, bevor er in meine sieht. „Niemals hätte ich gedacht, dass eine Handlung meinerseits solch eine Auswirkung haben könnte.“ „Nie hätte ich gedacht, dass ein Mensch mich von irgendwelchen Ketten befreien könnte. Mein Schicksal, als Sklave anderen zu dienen, hatte ich akzeptiert, doch es ergeben sich mir neue Möglichkeiten durch deinen gütigen Akt. Freiwillig kann ich entscheiden, was ich machen werde, sobald ich zu Kräften gekommen und mit dem neuen Körper zurechtgekommen bin. Vielleicht ist die Güte deinerseits der ausschlaggebende Punkt gewesen, dass ich noch existiere und sogar ein Leben ohne Lasten beginnen kann.“ „Taogen…, worauf möchtest du hinaus?“ Lächelnd sehe ich den viel zu zerbrechlichen Körper an, denn die Förmlichkeit zwischen uns wurde genauso entfernt, wie mein vorheriges Erscheinungsbild. „Deinen Körper kann ich noch nicht beschützen, doch sollte es mal soweit sein, dass jemand deinen Geist angreift, dann behüte ich diesen bis zu meinem letzten Atemzug – als dein Wegbegleiter und älterer Bruder im Geiste, Shirado.“ Sprachlos scheine ich ihn mit diesen Worten gemacht zu haben, denn selbst seine Gesichtszüge sind vor Erstaunen erstarrt, was mich glücklich glucksen lässt. Diese Freude am Leben spürte ich sehr lange nicht und sie erneut zu fühlen ist unbeschreiblich. Jedoch habe ich ihn für mehr hierhergeholt, weswegen ich mit meiner eigenen Begeisterung mich zurückhalten sollte. ~ Shirado ~ Brüder im Geiste – ein älterer Bruder, der mich beschützt. Wow, mit solch einer Reaktion habe ich keineswegs gerechnet, besonders, weil unsere Situation aus der Not heraus geboren wurde. Er will mein älterer Bruder werden. Das Gefühl der Verbundenheit ist doch das einer Bruderliebe. Mein Körper bewegt sich schon eher, als ich den Gedanken an einer Umarmung korrekt verarbeiten kann und er umarmt mich ebenso. Shinkeiryu, der nun Taogen, der Shinkeiryu heißt, ist mein großer Bruder – es fühlt sich richtig an, so merkwürdig diese Situation sein mag. „Also gibt es keine Einwände gegen meinen Schwur?“ Von ihm löse ich mich und schaue ihn direkt in seine Seelenspiegel. „Doch, dass es kein Schwur sein soll, sondern eher unser Fundament. Du beschützt mich, wie ich dich beschütze, großer Bruder.“ Ihn mit der Bezeichnung anzusprechen lässt meinen gesamten Körper kribbeln – ein komisches wie wohliges Gefühl. Noch nie hatte ich einen Bruder und ich bin gerade mehr als nur überwältigt von diesem Geschehen. Lediglich die nachfolgende Verarbeitungsphase wird sicherlich zu einigen Gefühlsausbrüchen führen. „Gut, dann bilden wir beide damit ein Fundament. Kommen wir nun zu einem ernsten Thema – Dimensionen. Aus deinen Erinnerungen konnte ich so einiges herausfiltern, Shirado. Insgesamt hast du Kontakt mit fünf Dimensionen gehabt, die mit unserer eine Verbindung eingegangen sind – Infernos, die Dimension der Infernale, welche von bösen Mächten übermannt wurden, die Welt der Monster, die Pokémonwelt, die Shinobidimension und zuletzt Fire Emblem, die Dimension der Drachengötter. An sich gab es nie Kontakt zwischen all den existierenden Dimensionen, die ein eigenes Universum bilden, doch mit der Zeit öffneten sich Dimensionsportale. Jede Dimension beherbergt Wesen, welche diese erschaffen können, damit Arten gesichert werden, indem sie in anderen Welten fortbestehen. Dieser Faktor liegt darin begründet, dass jedes Universum im Gleichgewicht liegt und die Dimensionen umfassen ein Spektrum weit über unseren Vorstellungen, sodass ich selbst nicht mal erahnen kann, inwieweit was zutrifft.“ Klingt für mich wie Physik und das Fach verstehe ich gerade mal ein kleines bisschen – viel zu kompliziert für meinen Geschmack. „Dennoch ist es wichtig, dass du verstehst, dass eine Dimension nahe genug sein muss, damit ein Portal entstehen kann. Verstehst du, was dies bedeutet?“ „Dass all die Dimensionen und somit Universen näher zusammenrücken?“ „Haargenau und hier liegt das Problem – dies sollte niemals geschehen. Treffen sich die Dimensionen mit ihren verschiedenen Kräften, könnte Unvorstellbares geschehen. Jedoch ist dieser Prozess schon seit Äonen im Gange und das liegt selbst außerhalb meines Alters. Was auf uns zukommt, steht noch aus.“ Äonen lang passiert dieses Phänomen? Uff, das ist für mich viel zu hoch und verwerflich. Nie sollte dies geschehen und nun tritt es doch in Kraft, aber war schon länger aktiv? „Klingt fast so, als würde irgendwer oder irgendwas dafür sorgen, dass dies passiert.“ Taogen sieht mich überrascht an, als ich versucht habe einen kleinen Kommentar zu geben, der auflockern sollte, weil ich ironisch klingen wollte, doch in seinem Blick steigt die Erkenntnis und somit habe ich das Gefühl, gerade eher eine Bestätigung zu erhalten, die ich keineswegs hören will. „Daran habe ich noch nie gedacht, dass es etwas geben könnte, was solch eine Macht besitzt. Wenn dem so wäre, könnte es sogar eine gute Sache sein, dass viele Dimensionen nahe beieinanderliegen, denn dadurch besitzen wir mehr Möglichkeiten.“ Hält er jetzt einen Kriegsrat mit sich selber? Bei den Kami, wenn er die Fächer an Wissen füllt, die mir fehlen, könnte unsere neugewonnene Brüderschaft echt viel bringen, jedoch werde ich keineswegs in Versuchung geraten zu schummeln – allein für Gedankengänge würde ich unsere kombinierten Wissensarchive benutzen. Langsam schmerzt mein Kopf allerdings und ich fühle mich schwächer. „Anscheinend ist unsere gemeinsame Zeit erstmal abgelaufen. Bis ich dich wieder zu mir holen kann, Shirado, lebe dein Leben wie du es für richtig hältst – bereue nichts. Ich wache über dich, kleiner Bruder.“ Nach seinen Worten wird meine Sicht schneeweiß und ich fühle mich federleicht, wobei ich mich gleichzeitig ebenso tonnenschwer fühle. Mit dicken Kopfschmerzen wache ich auf und schaue mich in meinem leicht erhellten Zimmer um. Es müsste gerade Sonnenaufgang sein, also halb fünf am Morgen und ich stöhne müde wie genervt, denn das ist zwei Stunden zu früh. Leider war mein Stöhnen zu laut und die Nachtwache bricht durch die Tür mit lauterem Getöse, als es nötig wäre. „Wo ist der Feind, Hime-sama?!“ Zwei meiner Kissen schnappe ich mir und werfe beide ab. „Gerade mit Federgeschossen aus dem Zimmer beordert.“ Sehr langsam kommen beide darauf, was ich damit meine. Sie gehen recht niedergeschlagen aus meinem Raum und versuchen die kaputte Tür einigermaßen dabei zu richten. Dass die sich Sorgen machen in allen Ehren, jedoch muss ein Stöhnen nicht gleich bedeuten, dass etwas mit mir geschieht. Okay, wenn man meinen Mund zuhält kann das schon ein Indiz dafür sein, aber ich würde irgendwie Lärm machen, der für meine Wenigkeit unnormal wäre. Irgendwie klingt das falsch in meinem Kopf. Besser ich entschuldige mich bei beiden und lasse sie ins Zimmer, damit sie ruhiger werden und ich für den Tag mich fertigmachen kann. Ohne Adrien habe ich eine große Wärmequelle weniger, sodass ich einen dicken Yukata trage, weil ich mein Zimmer sehr gerne kalt halte – Hitze ist echt nicht mein Ding. Erstmal öffne ich vorsichtig die zerstörte Tür und bitte beide rein, entschuldige mich ordentlich und sage ihnen, dass sie im Zimmer bleiben können, während ich mich schon für den Tag fertigmache. Im eigenen Badezimmer bürste ich mein Haar ausgiebig und bin zufrieden, dass nach zwanzig Minuten das natürliche Fett keine Spuren mehr nachweist – jeden Tag zu duschen wäre eine Verschwendung. Bewaffnet mit einem Waschlappen, lasse ich kaltes Wasser fließen, nässe den weichen Stoff, wringe ihn kurz aus und mache eine Katzenwäsche. Zähne putze ich eine halbe Stunde nach dem Frühstück, denn davor wäre es schwachsinnig. Neue Unterwäsche trage ich nun und lege die alte in den Wäschekorb, den ich morgen spätestens zur hauseigenen Wäscherei bringen muss, damit ich die Waschzeiten keineswegs verpasse. Zurück in meinem Zimmer gaffen mich die beiden Kerle an, aber dies ignoriere ich, denn ich bin es hier gewohnt und die ziehen mich mit ihren Blicken zum Glück nicht aus – anders als Adrien manchmal, wenn er all sein Blut in die untere Region fließen lässt. Heute muss ich als hohe Instanz der Familie Yato mich kleiden, denn das heutige Event ist sehr bedeutsam. Adriens Bewährungsprobe für die gleiche Stellung wie Keisuke, damit er unter den anderen als mein Zukünftiger anerkannt wird, obwohl wir noch Jahre davon entfernt sind, wenn es nach mir ginge, aber nein, ich kann in wenigen Wochen schon wieder von irgendeinem Gegner gejagt werden, der mich tot sehen will. Seufzend schaue ich mir kurz den vorangegangenen Sonnenaufgang an, bevor ich mich für den nachtblauen Wellenkimono entscheide, welcher das Wappen der Familie Yato trägt. Zufrieden mit meiner Auswahl begebe ich mich in mein Arbeitszimmer, während ich noch immer von der Nachtwache begleitet werde. Die hat auch bald ein Ende, sobald Adrien alles heute schafft und wie ich ihn kenne, schafft er es – sein Drang mit mir auf gleicher Stelle zu stehen scheint ein zu guter Antrieb für ihn zu sein. Jedenfalls lese ich mir in Ruhe nochmals die ersten beiden Berichte durch, bevor ich mir den von Masamune zur Brust nehme. Daikis war zwiegespalten, Tetsurous voller Bewunderung und am Ende von Masamunes Bericht weiß ich ehrlich nicht mehr, ob es eine gute Idee wäre den Agreste in die Familie zu lassen – er ist eine Mischung aus Hosuke und Keisuke, wenn ich die drei Sichtweisen mit einbeziehe. Diese Kombination ebnet eher einen Weg, der Neider auf den Plan ruft und zwar welche außerhalb unseres Einzugsgebiets, weil Nachrichten dieser Art schnell die Runde machen. Hoffentlich kommt niemand auf die Idee deswegen Ärger zu stiften, welcher große Konsequenzen nach sich ziehen wird. ~ Adrien ~ „Adrien, ich bin eher dagegen, dass du ohne mich als Rückendeckung diese Bewährungsprobe machst.“ Plagg hört sich schon fast so an wie Papa, was ich ungern zugebe – immerhin hat der Kwami bisher selten seine Sorgen offenkundig preisgegeben. „Mache dir keine Sorgen um mich, Plagg, ich habe drei Arbeitstage hinter mir und wenn diese ein Vorgeschmack auf heute waren, bin ich mir recht sicher, dass ich alles schaffe.“ „Trotzdem mag ich es nicht, wenn du mich zurücklässt…“ Weiter kann er seinen Unmut nicht äußern, denn es klopft jemand lautstark an meine Tür und er versteckt sich geschwind, denn die Person tritt direkt ein, ohne auf eine Einladung zu warten. „Hey, Agreste. Mir stinkt’s zwar, dass du den gleichen Rang wie ich anstrebst, aber ich darf mich heute nur einmal einmischen und werde dir später den Tag zur verfickten Hölle machen.“ Genau was ich gebraucht habe – Keisuke am Morgen. Gerade will ich ihn höflich aus meinem derzeitigen Zimmer befördern, da drückt er mir mit Wucht einen Batzen Papier gegen die Brust, welchen ich automatisch festhalte, allerdings meine Position kaum verändere. „Irgendwas ist sehr anders an dir, denn ein Hänfling bist du kein bisschen mehr. Scheiß egal – du musst dir eine Truppe an Helfern zusammensuchen, die gewillt sind auf dein Kommando hin dir bei einigen Aufgaben zu helfen. Die Anzahl ist egal – wer mitmachen will, der muss solch ein Blatt ausfüllen, damit wir keine Kacke am Dampfen haben, weil Shirado darauf besteht, dass alles ordentlich gemacht wird. Du hast eine Stunde dafür Zeit, bevor es Frühstück gibt. Bis dann, Agreste.“ Kein Wort konnte ich hervorbringen und er haut wieder ab – wenigstens hat er sich die Zeit genommen mir was zu erklären. Keinesfalls schaffe ich es in einer Stunde alle zu finden, die ich fragen möchte, weshalb ich mir mein Handy schnappe und eben mal eine Nachricht an die schicke, die ich mir vorstellen könnte, dass sie willens und mutig genug sind mir zu helfen, sodass die sich bitte bei mir in zehn Minuten treffen. „Bist du dir sicher, dass wir eine großartige Hilfe sein würden, Adrien?“ „Sicherer kann ich kaum sein, Sabrina. Ihr seid meine Klassenkameraden und wir alle haben unsere unterschiedlichen Stärken – es wäre dumm von mir euch auszuschließen. Dennoch bin ich mir bewusst, dass euch mulmig zumute ist, da es unbekannte Aufgaben sind. Trotzdem würde ich lieber mit euch die Bewährungsprobe durchziehen, als mir unbekannte Mitstreiter zu suchen – zumal ich sogar glaube, dass die mich bewusst behindern würden.“ Allen habe ich je ein Blatt gegeben und dort steht, dass im Falle von Verletzungen und dergleichen man die Familie Yato keineswegs verklagen kann, sollte man zustimmen – für eine gute Behandlung wird allerdings gesorgt. Darunter soll man all die Punkte beantworten, die auf einem normalen Gesundheitsbogen ebenfalls zu finden sind, nur dass auf der Rückseite nochmals als Warnung steht, dass man Körperteile verlieren kann, bevor man seine Unterschrift setzen muss. Deswegen verstehe ich den Unmut bei einigen, denn diese Ungewissheit mit der Gewissheit der Verletzung und vielleicht Verstümmelung bringen Angst sowie Unwohlsein hervor. „Lächerlich! Äußerst lächerlich! Queen Bee wird sich solch einer Sache keineswegs verwehren – es ist die Aufgabe eines jeden Helden selbst im Alltag heldenhaft zu sein, also mache ich mit.“ Wow, Chloé hat von Shirados Standpauke einiges aus sich herausgeholt, obwohl sie oft noch in alte Verhaltensmuster fällt – doch dann wäre sie keine Chloé Bourgeois mehr. Nach ihren Worten fühlen sich die anderen eher bereit ihre Entscheidung zu fällen und ich habe fast alle beisammen – nur Nathaniel und Marc bleiben noch übrig, die warten, bis die anderen sich soweit aus meinem Zimmer verzogen haben. „Du und ich sind Dämonenmänner, Adrien.“ Nathaniels Worte lassen mich ihn ungläubig ansehen. Wie kommt er denn plötzlich darauf? Klar, wir beide haben uns ein wenig verändert – er ist ebenfalls gewachsen, hat jedoch nur ein bisschen Muskelmasse erhalten und seine Haut hat ein wenig an Farbe gewonnen. Würde man die leicht spitzen Ohren, die scharfen Zähne und die intensive Augenfarbe weglassen, könnte man meinen, dass die Pubertät es eher gut mit ihm gemeint hat. „Ähm…, was Nathaniel damit meint, dass ihr beide keine Menschen im herkömmlichen Sinne mehr seid.“ Beide scheinen mir irgendwas damit sagen zu wollen, was mein Gehirn im Augenblick kaum verarbeitet und ich sie nur weiter ansehe, als wäre ihnen gerade eben je ein dritter Arm gewachsen. „Anscheinend weiß er das nicht oder er ist davon geplättet, dass wir drei einer anderen Spezies angehören. Ganz ruhig bleiben, Adrien. Atme erstmal tief ein und halte die Luft solange es geht in deinem Körper, bis du ausatmest. So ist es gut – wiederhole diese Schritte, bis du bereit bist zu zuhören.“ Instruktionen von einer ruhigen Stimme zu folgen klappt besser, was ich in einigen Sekunden spüren kann. Ruhiger in Gedanken bin ich geworden und sehe die beiden an. „Soll das eine Art Witz sein?“ Marc zuckt zurück und sogar Nathaniel wirkt angespannter auf meine gestellte Frage, weshalb ich innehalte, denn harsch ausgesprochen habe ich sie keineswegs, oder? „Mitnichten, Adrien, es ist kompliziert. Auf alle Fälle bist du seit dem Vorfall mit den Babys ein Dämon geworden oder kurz danach zumindest. Zudem bist du nicht nur ein Alpha, sondern ein Herrscher – die höchste männliche Klasse eines Dämonen. In unserer Altersklasse wärst du damit der Befehlsgeber von uns, da wir uns deinen Worten niemals entziehen könnten.“ „Stopp! Halte genau an dieser Stelle an, Marc. Nie würde ich euch Befehle erteilen und euch somit euren eigenen Willen rauben. Anscheinend bin ich zu dieser Art Dämon geworden, ohne es direkt zu wissen, was diese Veränderung bewirkt. Gibt es einen anderen Weg? Euch beiden würde ich echt ungern mit Befehlen bombardieren müssen.“ Ihre defensive Haltung geben sie auf und wirken entspannter auf mich – gut so, denn die Körperhaltungen vorhin waren mir zu unangenehm. „Würdest du uns als Clanmitglieder akzeptieren, eine Art Familie, wie Oma und Opa sie gegründet haben, dann kannst du uns in Notsituationen noch Befehle erteilen, sonst nicht mehr.“ Diesen Schritt kann ich eher akzeptieren und wir machen es einfach – später kann ich mir mehr über all den Dämonenumstand nachfragen, jedoch ist es heute wichtiger meine Bewährungsprobe zu bestehen. Nachdem ich die Anmeldungen meiner Klassenkameraden abgegeben habe, lächelt mich Hosuke stolz an, was mir wiederum ein seltenes Gefühl von Vaterliebe hochkommen lässt. Papa ist selten für mich da und wenn ich jetzt schon durch den Yakuzaboss solch ein Gefühl erhalte, ist es mit ihm und mir wirklich schwer geworden. Vom Frühstück geht es in eine Untergrundarena und ich bekomme eine halbe Stunde, um mich mental vorzubereiten sowie meine Ausrüstung zu wählen – je weniger Schutz ich auswähle, desto besser fällt meine Bewertung aus. Gilt dies als Anfangsaufgabe? Viel Auswahl habe ich keineswegs und die Nachricht an der Wand zeigt deutlich, dass die Mitglieder von Shirado dafür gesorgt haben – ihre Einmischung haben sie also aufgebraucht. Je weniger…, dann fällt meine Wahl simpel aus – eine Trainingshose mit Flammenmustern in schwarz und einen Kampfstab nehme ich mit mir. Dafür muss ich jedoch alles andere ausziehen, damit ich den Regeln gerecht werde. Merkwürdiges Gefühl, mal keine Socken zu tragen, wenn man gleich kämpft. Na ja, ändern kann ich den Umstand kein Stück und warte darauf, dass das Tor aufgeht, damit ich loslegen kann. ~ Hosuke ~ „Verehrte Clanmitglieder, verehrte Gäste – wir haben eine der seltenen Gelegenheiten erhalten und zwar eine Bewährungsprobe für den Posten des Nachfolgers unseres geehrten Yato-sama und somit die Stellung des Sohnes! Heute stellt sich Adrien Agreste oder Agreste Adrien dieser Probe und gleichzeitig finden wir heraus, ob er es wert sein wird, die Zukunft mit unserer geliebten Hime-sama verbringen zu dürfen!“ Yoshitsuge ist regelrecht aufgeregt, aber wer kann es dem alten Mann verübeln? Solch ein Ereignis gab es nur ein einziges Mal bisher in unserer Familie und das liegt Jahrzehnte zurück. Selbst er war zu dem Spektakel noch nicht da. „Zuerst begrüßen wir unseren Anführer – Hosuke Yato-sama!“ Nun heißt es die Formalitäten ordentlich abzuhaken und ich trete in die Arena, damit ich winkend meinen Weg zu meinem thronähnlichen Sitzplatz machen kann. Dort angekommen, drehe ich mich zu allen um und schaue sie an – es sind tatsächlich alle eingetroffen – ich hoffe, dass die ganzen Geschäfte heute reibungslos verlaufen werden. „Meine Kinder, Freunde, Brüder und Schwestern! Ihr habt eure Wetten abgeschlossen – nur vier Personen haben für Adrien gestimmt und ich gehöre zu der wenigen Mehrheit. Mehrheit habe ich deswegen als Beschreibung genommen, weil es besser klingt und dieser Umstand unser neues Mitglied anspornen soll. Da Shirado davon nichts weiß und ebenso unsere Gäste, kann ich davon ausgehen, dass ihr alle gegen ihn gestimmt habt – eine Schande. Euer Anführer ist nämlich sehr angetan von dem jungen Agreste und würde es mehr als nur begrüßen, wenn er Teil der Familie wird. Er wird euch heute zeigen, dass ihr ihn alle unterschätzt habt und ich freue mich sehr, wenn ich gewonnen habe – denn ihr kennt den Wetteinsatz – wer verliert muss ein Jahr lang umsonst jeden Tag zu den Wettgewinnern kommen, ihnen einen kleinen Snack bringen und sich für seine falsche Einschätzung entschuldigen. Wer die anderen drei sind verrate ich kein Stück, aber ich kann ihnen versichern, dass sie gewinnen werden. Mein Vetorecht aktiviere ich jetzt direkt schon, indem ich euch allen den Mund verbiete – niemand stört den Ablauf der Bewährungsprobe – ihr dürft natürlich jubeln und euch freuen oder Enttäuschung zeigen. Schlimmere Ausschreitungen lassen euch direkt dazu verdonnern, dass ihr umziehen müsst und zwar mit mir nach Hokkaido. Ausnahmen werden keine gemacht – die, die sich freiwillig gemeldet haben erhalten dadurch sogar die Möglichkeit sich umentscheiden zu können, aber ihr benehmt euch sicherlich außerordentlich gut, sodass wir keineswegs dazu kommen müssen.“ Direkt übergebe ich das Wort wieder an Yoshitsuge und bin erstmal fertig mit der Bewährungsprobe, bis der Junge gewonnen hat. „Dies war unser Oberhaupt, Yato-sama! Weiter geht es mit demjenigen, welcher die Blutlinie der Yato beendet und trotzdem uns glorreich gegen andere Familien verteidigt – Keisuke Yato-san!“ Mein eigener Sohn tritt alleine in die Arena und ich bin deswegen überrascht, denn er nimmt seine Betthäschen sonst überall mit hin. Lässig winkt er allen zu und setzt sich auf seinen Platz. Null Worte spricht er aus, aber eine Geste zeigt deutlich, dass er gegen Adrien ist. Okay, Sohn, du wirst dich wundern, wie gut der Junge aussehen wird. „Bezaubernde Schönheit, musikalische Melodie, himmlische Erscheinung – hier kommt unsere einzigartige Hime-sama!!!!“ Muss ich mich noch wundern, wenn selbst eines der ältesten Mitglieder so hin und weg von Shirado ist, dass die Ankündigung von diesem dermaßen hoch angestrebt wird? Normalerweise nicht, jedoch heute scheint ein Tag der Wunder zu werden. Anstatt grazil einzutreten stampft unsere Prinzessin ziemlich sauer auf Yoshitsuge zu, reißt ihm stumpf das Mikrophon aus den Händen und wendet sich allen zu. „IHR seid ein Haufen Idioten, die alle von mir Enttäuschung zu spüren bekommen! Wie könnt IHR es wagen Wetten abzuschließen und dann auch noch so viele gegen Adrien?! EUCH könnte ich gerade einzeln einige wüste Standpauken entgegen donnern! Schämt EUCH gefälligst in Grund und Boden – mit EUCH rede ich erst wieder, wenn ich einzeln eine persönliche Entschuldigung zu sehen UND hören bekommen habe und zwar gegenüber Adrien!“ Merkt man mir an, dass ich mich gerade meinem eigenen Sohn etwas nähere, damit ich der momentanen Furie mit dem Namen Shirado genügend Platz biete? ~ Adrien ~ Bevor Shirado noch mehr sagt, was andere zur Verzweiflung bringt, gehe ich hinaus, ohne angekündigt zu werden. Immerhin geht es hier gerade um die Reputation von meinem Blondchen. Kurzerhand schnappe ich mir den älteren Herren, bitte diesen um Entschuldigung, weil ich ihn hinter mir schiebe und nehme mir das Mikrophon von meinem Kleinen. „Was Shirado damit meint – ihr solltet keine Wetten abschließen, denn diese sind keineswegs gut für den Zusammenhalt der Familie. Achtet in Zukunft bitte darauf, denn nur wenn ihr alle als eine Familie handeln könnt, schafft ihr es, eure Ziele umzusetzen. Klar, heute kommt da so ein ausländischer Junge an und will direkt den Nachfolger von eurem Anführer ersetzen – ich wäre auch gegen diesen, würde ich einer von euch von Anfang an sein. Allerdings liebe ich Shirado mit meinem ganzen Sein und ohne eure Zustimmung diesen zu heiraten, würde über uns ein Schatten hängen. Deswegen bitte ich euch darum die Wette abzublasen. Nicht nur wegen Shirado oder mir, sondern um euch einen Gefallen zu tun, denn eine zusammengeschweißte Familie ist effektiver, angenehmer und wundervoller, als eine zerrüttete.“ Nochmals entschuldige ich mich bei dem älteren Mann für mein Eingreifen und gebe ihm das Mikrophon zurück, nur um im nächsten Augenblick ein leichtes Gewicht an meinen Körper zu spüren, welches sich an diesen drückt. „Du hast die fünfte Aufgabe gerade bestanden, ohne überhaupt angefangen zu haben, Adrien. Ich liebe dich.“ Die Umarmung von meinem Kleinen erwidere ich daraufhin und küsse seinen Haarschopf, bevor ich ihn von mir löse. „Wieso hast du überhaupt so wenig an?“ „Gehört dazu, soweit ich es verstanden habe. Deine Leute haben ihr Recht genutzt, damit ich wenig Auswahl hatte und je weniger ich anziehe, desto höher würden meine Bewertungen ausfallen – aber die Trainingshose ist wirklich zu eng im Schritt.“ Bei meiner letzten Bemerkung kichert er und klapst mir leicht gegen die Brust, ehe er mir einen Kuss gibt und seinen Platz annimmt. „Wir haben ihn alle gehört – ihn alle gesehen und wissen jetzt, weswegen er so stark ist – Adrien Agreste ist in die Arena getreten!“ Eher war die Ansage mir gegenüber wohl anders gedacht und dieser Yoshitsuge musste seine zurechtgelegten Worte ändern. Jedenfalls bin ich froh, dass es endlich richtig losgehen kann, da ich schon recht aufgeregt bin. Meine gewohnten Atemübungen führe ich durch und blende das Gemurmel außerhalb des Arenabodens aus. Für die Bewährungsprobe muss ich konzentriert sein. „Weil der Kandidat Nummer Fünf wie Null bestanden hat, können wir direkt die erste Aufgabe angehen!“ Viele gut ausgerüstete Männer betreten die Fläche und ich muss deswegen ziemlich zurückweichen, bis ich an einer Wand der runden Arena bin. „Dreißig Runden wird gekämpft. Jede Runde steht für die Anzahl an Gegnern, die unser Herausforderer bekämpfen muss. Die Menge an Verletzungen ergeben dann einen Verlust an ausgewählten Kameraden, die in der Nähe von Hime-sama sitzen. Wer gut rechnen kann, der kommt genau auf 465 Personen gegen eine – insgesamt gerechnet. Als zukünftiger Anführer sollte dies kein Problem sein.“ Leicht daherreden kann jeder Mensch. Ob ich überhaupt weitestgehend unbeschadet aus diesem Kampf hervorkommen werde bleibt noch abzuwarten. ~ Shirado ~ Ganz klar ist das die Handschrift von Keisuke, der extra eine schwere Aufgabe gewählt hat und sein Recht nutzte, sodass Adrien Hilfen verliert. Er kann nur Hilfen verlieren, denn mit der Menge an Gegnern wird er mürbe gemacht. Zuerst taucht einer von Keisukes Leuten auf und er sieht richtig wild aus. Ihn kenne ich noch kein bisschen, weswegen ich keine Ahnung habe, wie diese Runde ausgehen wird. Kaum ertönt das Signal, prescht der wild aussehende Kerl los und mein Blondschopf kann gerade so noch einem dreifachen Angriff entgegenkommen, indem er seinen Kampfstab zur Abwehr nutzt. Jedoch knatscht das Holz extrem laut und dies sollte keinesfalls so sein. Bevor die beiden aber auseinandergehen, packt Adrien seinen Gegner am Hals und drückt ihn mit Wucht auf den Boden, sodass eine Kuhle dabei entsteht. Bis keine Gegenwehr kommt wird der Gegner am Hals festgehalten und erst dann losgelassen, als dieser ruhig atmet. Alle sind ruhiger geworden bei dieser Schaustellung an Kraft. In Handumdrehen ist die erste Runde zu seinen Gunsten ausgegangen und die nächsten erfolgen direkt im Anschluss, bis es langsam schwieriger wird für ihn. Ab fünfzehn Gegnern wären ihm beinahe einige Verletzungen, die ziemlich heftig ausgefallen wären, zugetragen worden. Lediglich seine Wendigkeit sowie Biegsamkeit helfen ihm aus dieser Misere, bis er bei zwanzig Gegnern echt in die Bredouille kommt. Eine Axt durchtrennt augenblicklich seinen Kampfstab und er musste zurückspringen, denn sonst hätte dieser Hieb ihn ebenfalls getroffen. „Jetzt, Adrien!“ Wieso springt Madame Mendeleiev in den Ring und er hinaus? Hosuke klatscht erfreut über den plötzlichen Wechsel und unsere Naturwissenschaftslehrerin trägt ihren markanten Laborkittel mit einem Trainingsanzug darunter. „Meine Herren, wenn Sie einen Schüler von mir schon gebrechen wollen, sollten Sie damit rechnen, dass nicht nur ich mich einmische.“ Madame Bustier und Monsieur Damocles – in seinem Eulenkostüm – betreten ebenso die Arena. Verwirrung macht sich breit und unser Oberhaupt lacht schallend. Ah, das Schlupfloch! Jetzt weiß ich, was hier vonstattengeht. Die Lehrer von einem minderjährigen Teilnehmer dürfen unangekündigt eingewechselt werden, sollten diese dies machen wollen. Unsere drei mitgekommenen Lehrkräfte haben dies zu wissen genutzt und zeigen den Männern und uns, was sie tatsächlich können – wobei unser Schuldirektor immer noch recht schusselig ist. Entgegen zu seinen tollpatschigen Siegen, kämpfen die beiden Damen als eine Einheit und schicken nach und nach die Kerle ins Reich der Träume. Lange halten sie trotzdem bei dieser Übermacht nicht durch und müssen inmitten von Runde neunundzwanzig wieder mit Adrien tauschen, der seine Chance nutzt, damit er die restlichen der Runde mühelos besiegt. Runde dreißig sieht allerdings am schlimmsten aus – einige der obersten Bandenführer stehen nun dort, allerdings fehlt da noch jemand, wenn ich richtig gezählt habe. Anstatt jedoch alle auf einmal gegen den Agreste anzutreten, machen sie es ehrenvoll im Duell. Somit kann mein fester Freund seinen Wert der Ehre beweisen, der hoch angesehen wird hier im Land. Bisher dauert diese Runde am längsten und als der vorletzte Gegner seine Niederlage eingesteht, muss ich mit Entsetzen feststellen, dass der schlimmste Kerl aus Keisukes Reihen die Arena betritt – ein Supermensch, der aus einem ehemaligen russischen Forschungslabor von diesem gerettet wurde. Damals wollte eine Spezialtruppe hier Fuß fassen, aber da hat der Trottel diese komplett besiegt sowie gefangengenommen – nacheinander umgebracht, denn die waren sehr gefährlich, bis er einen von denen – einen Forscher – dazu brachte die Lage auszuplaudern. Nach einer Razzia von ihm angeführt, hat er den neusten und letzten der erschaffenen oder modifizierten Kerle – keine Ahnung, ich war da noch jünger – unter seine Fittiche genommen. Der Standort ist komplett zerstört und die Dokumente hier verwahrt, aber bisher war dieser Supermensch eher der Beschützer von Keisuke. Niemals zuvor habe ich diesen kämpfen sehen, denn meistens schafft der Trottel alles alleine. Dennoch glaube ich an Adrien, dass er Ivan besiegen wird. „IVAN! Vernichte ihn!“ Entgeistert sehe ich meinen Exfreund an und kann es keineswegs fassen, was ich da zu hören bekomme. An sich müsste ich mein Vetorecht einsetzen, allerdings habe ich keine Ahnung, was noch kommen wird, weswegen ich nun in einer Zwickmühle stecke, zumal ich mit diesem noch etwas vorhabe. „Warte, Ivan! Auch wenn mein Sohn dich gerettet hat und du ihm die Treue geschworen hast – heute darf niemand sterben!“ Nun sagt Hosuke etwas, allerdings hat er kein Veto mehr. „Es ist schon in Ordnung, Hosuke – Keisuke will wissen, ob ich es gegen wirklich jede Gefahr schaffe zu gewinnen, die auf die Familie zukommt. Darf ich allerdings eine Milderung erfragen?“ „Hmpf! Na gut, dann reicht es halt, wer zuerst am Boden ist.“ Dass der Trottel nachgibt wundert mich, aber gut, dass ist eine gelungene Abwechslung. „Da bin ich erleichtert, ich wollte Ivan nämlich nicht für sein Leben zeichnen.“ Es herrscht eine allgemeine Stille des Unglaubens, als er diese Worte ausspricht, denn diese Selbstsicherheit war überraschend. Ohne weitere Umschweife beginnt der Kampf und der Grünäugige schließt seine Augen einfach, was mir Angst bereitet. Allerdings ist diese unbegründet, denn er weicht den Angriffen von seinem Gegner mit agilen Bewegungen aus, ehe er einen einzigen Hieb nutzt, um sein stärkeres Gegenüber ungefähr einen Meter über den Boden schlittern zu lassen. Direkt ändert sich die Sitzhaltung von Keisuke, denn er kann es keinesfalls glauben, dass sein selbsterkorener Feind – was ich immer noch schwachsinnig finde – seinen besten Mann in die Defensive zwingt, denn nach dem einen Hieb kam noch ein direkter Tritt, ohne eine Sekunde dazwischen zu lassen. Strauchelnd droht Ivan auf seinen Rücken zu fallen, aber rettet sich noch mit einem Salto. Seinen Stand hat er zurück, jedoch ist der Agreste direkt wieder bei ihm und rammt diesen ohne mit der Wimper zu zucken. Bei der erneuten Gleichgewichtsstörung schafft der Blonde es, den erschaffenen Menschen am Boden zu haben. Nochmals bedeckt Stille die Arena, bis unsere Klassenkameraden in Jubel ausbrechen und ich direkt mitmache. Erleichtert lächelt uns unser Klassenkamerad zu und wendet sich dann an seinen besiegten Konkurrenten. ~ Adrien ~ Erleichtert bin ich ohne Ende, denn beinahe hätte ich die Kontrolle verloren und meinem letzten Gegner zu sehr geschadet. Der erste Hieb meinerseits wäre beinahe zu stark gewesen, sodass ich sein Herz in der Hand hätte. Kiyomasa konnte mich zum Glück noch davon abhalten – wie er es auch immer schaffte, ich bin ihm sehr dankbar. Ivan halte ich eine Hand hin, die er zögernd annimmt und ich ihm aufhelfe. „Dein erster Schlag gegen mich…, ich wäre tot, oder?“ Seinen starken Akzent kann ich heraushören, aber das macht nichts, denn ich verstehe ihn trotzdem. „Ja, leider wäre dem so. In letzter Sekunde bremste ich noch ab, denn ich will niemanden umbringen, solange es keinen triftigen Grund gibt, wie die Sicherheit von Shirado.“ Erstaunt sieht er mich an, ehe er Verständnis zeigt und dann Ehrerbietung, indem er sich mir gegenüber tief verbeugt. „Sollte mein jetziger Meister gegen dich verlieren, wäre ich glücklich dir zu dienen.“ Mit diesen Worten lässt er mich stehen und begibt sich auf den Weg zurück, von dem er gekommen ist. Verbeugend – als ob ich eine Show abgeliefert hätte – wende ich mich den Dreien auf den Thronplätzen zu. Dank Madame Bustier, Madame Mendeleiev sowie Monsieur Damocles konnte ich diese Runde bestehen – jedoch sind sie nun raus aus dem System, weil sie ihren Part beigetragen haben. „Der Herausforderer hat Aufgabe Eins bei voller Gesundheit bestanden – eine perfekte Bilanz, die es noch nie in der Geschichte dieser Prüfung gab. Wie er wohl die weiteren Aufgaben angeht? Wir dürfen gespannt sein. Direkt erfolgt der Parcours des Seelenfriedens!“ Dieser Yoshitsuge lebt ja richtig auf in seinem hohen Alter, was mich schmunzeln lässt. Man deutet mir an, dass ich zum Aufgang gehen soll, der zu den Thronplätzen führt, weil nun die Arena den Boden wechselt. Kurzum sinkt der Sandboden tief – sehr tief, wenn ich mir das so von meiner Position aus ansehe – bevor eine merkwürdige Konstruktion den neuen Platz annimmt, die recht bizarr auf mich wirkt. DAS dort soll ein Parcours des Seelenfriedens sein? Eher ein Pfad zum Tod, …deswegen also Seelenfrieden. Flammen schießen hier und dort hervor. Man kann sogar Elektrizität hören und klirrende Kälte spüren. Selbst starker Wind – neben den metallenen Stacheln an einigen Teilen vom Parcours sowie Waffen – ist vorhanden. Oh man, das wird heftig. „Nur ein wahrer außenstehender Nachfolger von der Familie als Oberhaupt muss es hierdurch schaffen. Sobald der Herausforderer dies lebendig erreicht, hat er ordentlich Respekt verdient.“ Dass diese Yakuzafamilie besonders ist, war mir bei dem ersten Treffen mit Hosuke klar – doch das Gebilde grenzt an Wahnsinn. Lamentieren in Gedanken kann ich später, ich sollte den allen zeigen, dass mich nichts abschreckt, um bei meinem Blondchen zu bleiben. Besitzergreifend zu denken halte ich nicht mehr zurück, denn solange ich es kein Stück auslebe darf ich so denken, damit ich mich ausgeglichener fühle – zumal der Finsterlord sowie der Dämon in mir meistens diese Gedanken hervorbringen. Nichtsdestotrotz weiß ich ebenfalls, dass das Böse in mir genauso denkt. Viel dagegen habe ich keinesfalls, zumal ich Shirado manchmal tatsächlich von mir aus anketten möchte, allerdings wäre dies falsch und so gleichen die anderen Parteien in mir sowie ich uns aus. Außerdem denke ich, dass die dämonische Seite mir hilft, besser die anderen beiden unter Kontrolle zu halten. Hinsichtlich beim Parcours wäre ich beinahe in Flammen gehüllt gewesen, hätte das Böse mich nicht rausgeworfen. Irgendwie finde ich es merkwürdig, dass solch etwas, welches an sich gegen erfüllende positive Ereignisse ist, mir hilft weiterhin zu leben. Einige Stellen sind wirklich knifflig und ich wäre oft gezeichnet worden – am Ende schaffe ich es durchzukommen und habe nur blaue Lippen, weil der eisige Part bei meiner wenigen Kleidung heftig war. Zum Schluss muss ich durch Ringe springen, die noch ein Geheimnis aufbewahren, sobald ich vom höchsten Punkt aus durch diese falle. Es hilft nichts – Augen zu und durch. Hitze, Elektrizität sowie Kälte spüre ich regelrecht an meinem Körper, bis ich von Wasser umgeben bin und schnell auftauche sowie den Rand erreiche. Dort erwartet mein Kleines mich mit einem Handtuch. Seine Augen scheinen voller Sorge gewesen zu sein, ehe diese sich in Erleichterung wandelt, nur um am Ende mit Tränen gefüllt zu werden. Ohne zu zögern drücke ich ihn an meinen noch nassen Körper und wiege ihn ein bisschen. Er hat wohl gedacht, dass ich sterben würde und nun muss er das erst mal verarbeiten, dass seine schlimmsten Befürchtungen keineswegs eintraten. „Ruhig, Kleines, ruhig. Mich wirst du so schnell nicht los.“ Scherzhaft äußere ich diese Worte und siehe da, er lächelt deswegen ein bisschen, auch wenn seine Tränen weiterhin laufen. Diese wische ich, nachdem ich sein Gesicht in meinen Händen halte, mit meinen Daumen weg, ehe ich Nachzügler mit Küssen keine Chance gebe, bis ich ihn innig seinen Mund versiegle. Ruhiger wird er endlich und trocknet mich persönlich ab, was für Getuschel sorgt, wir es aber ignorieren, da wir einen Moment für uns haben. Weil er nicht an meinen Kopf so einfach kommt wie früher, knie ich mich hin und er tupft meine Haare sanft, bevor er das Handtuch um meinen Hals legt sowie mit einem Kuss auf die Stirn gibt. Motivierter als sowieso schon nicke ich ihm mit stolzer Entschlossenheit zu und er geht zurück zu seinem Thron, um sich hinzusetzen als wäre die Szene mit uns beiden nie passiert. Typisch mein Blondchen – erst Theater machen und dann so tun, als ob andere nie gesehen hätten, dass es irgendwas zu sehen gab, wenn er keine Show vorher plante – seine Unsicherheit sickert dabei eher durch, was er zu maskieren weiß – besonders bei einem Haufen Yakuza. „Während Hime-sama sich aufopferungsvoll um den Herausforderer kümmerte, haben wir schonmal die nächste Prüfung vorbereitet – der Lauf des Überlebens! Die Regeln sind recht simpel – zwei aus dem Gefolge von Adrien Agreste müssen diese großen Laufbänder konstant bewegen, damit die Brücke, welche bis zum anderen Ende des tiefen Lochs reicht, sich nicht allzu sehr zurückzieht und er es zum anderen Teil schafft, um dort eine Schale reinen Sakes zu trinken – aus der hiesigen Auswahl – um die ungekennzeichnete Flasche unserem Hosuke-sama zu bringen. Dies muss innerhalb von zehn Minuten gelingen.“ Uff, das wird hart, denn ich habe keine Ahnung von Sake und das kleine bisschen Wein, welches ich zu mir nehme, hatte bisher nie viel Alkohol in sich, weswegen ich den alkoholischen Traubensaft ja zu mir nehme. Bestimmt torkele ich nachher die ungesicherte Brücke zurück. Diese Prüfungen haben es in sich. „Kim und Alix – würdet ihr aushelfen?“ Unsere zwei sportlichsten Klassenkameraden stimmen direkt zu und gehen den Weg hinunter, um ihre Plätze einzunehmen. Lange dauert es nicht, denn das Startsignal ertönt und die zwei verlieren fast ihr Gleichgewicht, als die Laufbänder extrem flott loslegen und die Brücke schon ein Viertel zurückgelegt hat. Wow, das muss echt anstrengend sein, dieses Lauftempo konstant zu halten. Ich gehe erstmal nur ein Drittel der Brücke ab, denn Vorsicht ist besser als Nachsicht, bis der Rückzug stoppt und die Brücke langsam an Länge gewinnt. Unsere Klasse feuert die zwei Läufer an und dies treibt sie an noch eine Schippe draufzulegen. Zehn Minuten sind wenig für diese Prüfung, denn bei der Auswahl an Sake, müsste man die dreifache Zeit erhalten. Immer der Nase nach, denke ich mir mal und weit rechts im äußeren Bereich der vorhandenen Landmasse, erinnert mich der Duft von einem Sake etwas an Shirado. Diesen trinke ich direkt und bekomme Lust, mein Kleines zu beschnuppern. Unsere getrennten Tage sollen ab heute ein Ende haben und ich nehme diese Flasche mit, bis mir noch ein Geruch auffällt – der erinnert mich an Keisuke. Ein weiterer an Hosuke und diese Schalen leere ich ebenfalls, um drei Flaschen einfach mitzunehmen. Gemurmel ignoriere ich konstant und springe den winzigen Abstand zwischen Plattform und Abgrund auf die Brücke, bis ich das Zeichen gebe, dass beide aufhören können zu laufen und ich somit regelrecht von der Geschwindigkeit mitgezogen werde, mit der die Brücke ihren Rückzug meistert. Kurz vor Schluss springe ich ab und lande zum Glück sicher auf meinen Füßen. Alix und Kim sind durchgeschwitzt und keuchen stark, geben mir jedoch ein Zeichen, dass es ihnen gut geht. Um diese zwei kümmere ich mich gleich – erstmal muss ich diese Flaschen an die richtigen Personen bringen und bitte um das Mikrophon von Yoshitsuge, der es mir überrascht aushändigt. „Drei Flaschen habe ich deswegen mitgenommen, weil mir die Gerüche in die Nase flogen. Selbstverständlich war der erste von Shirado, der liebliche Duft von ihm, der mich oft um den Verstand bringt war bei diesem Sake vorhanden. Überrascht war ich, als ich den scharfen Geruch von Keisuke bei einem Sake wahrgenommen habe sowie den erdigen von Hosuke. Darum habe ich diese drei Flaschen mitgebracht, denn deren eigener Duft war in diesen drei Sorten zu erkennen – allerdings gebe ich zu, dass mir der von meinem Blondchen am besten gefällt.“ Empört schmeißt Genannter mir eines seiner Kissen entgegen, welchem ich lachend ausweiche, weil er knallrot geworden ist. Beiden Männern halte ich die jeweilige Flasche hin, öffne die von mir erstgenommene und stoße mit denen an, zu Überraschung von Vater sowie Sohn. Wir exen die Flaschen, geben der Luft in uns die Chance zu entweichen – was Shirado das Gesicht verziehen lässt – und nicken uns respektvoll zu, wobei ich doch recht beschwipst bin von dem Sake. Hätte nie gedacht, dass eine kleine Flasche solch eine Wirkung haben könnte. Egal, ich fühle mich super – zum Horror meiner Klassenkameraden und Lehrer, dass ich freiheraus Alkohol zu mir nehme. Unbekümmert zucke ich mit meinen Schultern und bedanke mich noch bei Kim sowie Alix, ehe ich das Mikrophon zurückgebe. „Hosuke-sama sowie Keisuke-sama haben den richtigen Sake erhalten, obwohl nur der von Erstgenanntem geholt werden musste, wobei wir den Lieblingssake von Adrien Agreste nun kennen.“ Na ja, Sake finde ich zu intensiv und würde Wein immer noch vorziehen, jedoch kann ich mit der Sorte recht gut leben. Falls ich die Prüfung tatsächlich gewinne – wovon ich ausgehe – denke ich, werde ich mich mit den Jahren an Sake gewöhnen können. ~ Shirado ~ Kopfschüttelnd kann ich bei dem Männerritual nur agieren. Manchmal glaube ich echt, dass Adrien zu sehr übertreibt für mich, dennoch lässt mein Herz mir keine Ruhe, denn es schlägt gerade wegen dieser männlichen Art wie verrückt. Blöde Hormone und Geschmacksentwicklung von mir. Manchmal frage ich mich, wie mein Männergeschmack wäre, hätte ich nie Kontakt mit der Monsterwelt gehabt sowie Keisuke. Darüber nachzudenken bringt im Moment auch nichts und ich halte dem Agreste mein Glas Wasser hin, welches er ebenfalls ext wie die Flasche Sake. Dass er gerade die drei Sorten am Geruch erkennen konnte, die an uns angelehnt sind, wundert mich dann doch ein klein wenig. Sie sind sehr speziell und kommen nur im Clan vor, weswegen er dies vorher niemals wissen würde. Erstaunlich finde ich dieses Talent allemal und ich sollte darauf achten, dass ich in Zukunft immer Deo bei mir habe, sollte ich zu sehr schwitzen, damit seine empfindliche Nase funktioniert. „Kommen wir nun zum Treppchen der Prüfungen – unsere drittletzte Herausforderung ist der Mut zur Entscheidung! Verschiedene Situationen kommen auf und Adrien Agreste muss sein Gefolge weise einsetzen, damit die Gesamtsituation positiv aufgelöst wird. Dafür wird die nächste Plattform spezielle Stationen aufweisen, damit der Herausforderer erahnen kann, was auf ihn und seine Leute zukommt. Um noch darauf hinzuweisen – wie zuvor scheiden die eingesetzten Personen komplett aus, sobald sie eingesetzt wurden.“ Mein Lieblingsteil kommt – ein ruhiger, welcher Organisationstalent sowie Führungsstärke beinhaltet – wobei Yoshitsuge besser bei der vorherigen Prüfung die Erinnerung vom Verlust von Gefolge hätte geben können – sein hohes Alter macht sich dann doch langsam bemerkbar. Dieses Mal erhält der Grünäugige einen Platz zwischen uns, denn so kann er alles sehen. Noch bleiben die Leute, die für einige Situationen eingeteilt wurden ruhig, bis das Startsignal ertönt und mein fester Freund seine Kameraden aufteilen muss. Max und Markov werden direkt zu den hysterischen Computerbesitzern geschickt, die voll das Chaos haben, weil diese alle Daten verlieren. Andere brauchen Besorgungen und dies übernimmt Sabrina mit Leichtigkeit, weil sie Erfahrung besitzt. Rose wird zur Motivation eingesetzt, denn eine Gruppe hat andauernd verloren und braucht Aufmunterung. Bei jemand anderem sitzt Juleka, die einfach zuhört und auch nachfragt, damit die Person sich verstanden fühlt. Mylène sorgt dafür, dass niemand mit anderen zusammenstößt, da ihr die Sicherheit aufgetragen wurde. Dies macht sie hervorragend, wie ich finde. Nino wird dorthin geschickt, wo eine Band Schwierigkeiten hat den richtigen Ton in eine Maschine zu bekommen, während Marc ebenfalls dabei ist, damit die Lyrics vollendet werden – wobei auch Luka hilft, der die Gitarren ordentlich stimmt, weil die Bandmitglieder echt unter Stress zu stehen scheinen. Unterdessen organisiert Alya die restlichen Fehler durch die Leute, telefoniert und recherchiert gleichzeitig nebenbei, sodass Marinette bei der Herstellung von einem Outfit entspannt arbeiten kann, welches andauernd verändert werden muss, wegen einer Kundin. Fast alle aus unserer Klasse – sowie zwei aus anderen – hat Adrien gezielt eingesetzt und jetzt heißt es zu warten. Zwanzig Minuten später wurden alle Probleme mühelos gelöst. Kein einziges ist noch offen und somit hat er bewiesen, dass er Führungsqualitäten besitzt, die Stärken sowie Schwächen seiner Untergebenen wohlweislich einspannt, wenn er den Ablauf organisiert und hat somit diese Runde gewonnen. „Spektakulär, wie er seine Leute einsetzte und alles zu einem gelungenen Gesamtwerk wurde. Was für ein unbeschriebener Diamant – doch wird die vorletzte Prüfung ihm genauso gelingen? In unserem Metier ist es unabdingbar, dass man sein Gegenüber einschüchtert. Ohne die Einschüchterungstaktik wären viele von uns schon unter der Erde. Doch wie wird Adrien Agreste sich mit seinen letzten drei Leuten unserem unerschütterlichen Wall stellen? Noch nie hat er nachgegeben – noch nie kam er ins Schwitzen – noch nie gab er klein bei – hier ist Gyoren Masaka!“ Gyoren ist an der Reihe? Damit habe ich keineswegs gerechnet – selbst ich beiße bei ihm auf Granit, weshalb ich bei ihm eher auf niedlich mache und so alles erhalte, was ich von ihm brauche – immerhin ist er für die Budgets zuständig und ein wahrer Mathematikkünstler. Selbst seine Vorahnungen auf dem Börsenmarkt treffen immer zu. Deshalb schwimmt die Familie Yato noch mehr in Yen, Dollar sowie Euro als sowieso schon. Unbeirrt setzt Gyoren sich auf das Sitzkissen, welches für ihn bereitgestellt wurde, während Chloé, Ivan, Nathaniel sowie mein Freund vor ihm stehen und eine Besprechung abhalten. „Möge diese Runde nun beginnen! Zehn Minuten laufen ab jetzt!“ Prompt setzt Chloé ihre beste Erniedrigung ein, wobei man auch eher die schlimmste wählen könnte. Unbeeindruckt schaut der Finanzleiter sie an und schlürft seinen bereitgestellten Tee. Genervt faucht die Blondine am Schluss und Ivan versucht es mit seiner Gestalt, ihn einzuschüchtern. Leider klappt diese Methode kein bisschen, denn Gyoren bietet selbst Hosuke die Stirn. Imposant baut sich Nathaniel vor diesem auf und versucht es mit einem tödlich wirkenden Blick, der keine Regung hervorruft. Abschließend beugt Adrien sich vor und flüstert diesem wohl einige Sätze ins Ohr. Hochrot läuft der steinerne Mann an, prustet seinen Tee heraus und sieht regelrecht geschockt aus. Siegessicher grinst der Grünäugige nur und bedankt sich für die Hilfe bei allen, die er ab jetzt keinesfalls nutzen darf. Als Gyoren gefragt wurde, wieso er denn fassungslos wurde, rannte dieser einfach aus der Arena und gelassen steht der Agreste in der Gegend herum, so als ob das Geschehen gerade eben kein Stück außergewöhnlich war. „…ich bin ehrlich gesagt sprachlos. In binnen von vier Minuten…, ich bin sprachlos.“ Selbst Yoshitsuge weiß keine ordentliche Beschreibung zu nutzen, was irgendwie lustig wirkt. Nichtsdestotrotz hat er eine Aufgabe, die er erfüllen muss und es kommt zur finalen Herausforderung. ~ Adrien ~ Leichter hätte ich die letzte Runde gar nicht gewinnen können, wenn solch ein stoischer Mann mein Gegner war. Diesem einfach ausführlich zu berichten, was ich vorhabe, sobald Shirado und ich wieder vereint sind, hat komplett ausgereicht, damit er sogar flieht. Am liebsten hätte ich noch einige Fantasien ihm erzählt, weil ich richtig Lust darauf hatte, aber gut, so bleiben diese erstmal mein Geheimnis. Nachdem Yoshitsuge seine Stimme wiedergefunden hat, präsentiert er die letzte Prüfung – einen Kampf zwischen Keisuke und mir. Dieser hatte sein Vetorecht schon bei seinem russischen Mitglied eingesetzt, damit er diesen reinschicken darf – warum auch immer – allerdings überrascht mich eher, dass mein Kleines nun seines nutzt und dies mit einem sehr ungewöhnlichen Wendepunkt der Ereignisse. „Vetorecht Shirado Ishida-Kato-Fleur, alias Hime-sama – Adrien Agreste kämpft nicht nur gegen Keisuke, sondern gegen Hosuke und mich ebenfalls.“ Lautes Getuschel ertönt und er braucht nur einen Fächer auffächern, da herrscht Totenstille. „Sofern mein fester Freund es schafft uns alle zu überwältigen, ist er rechtmäßig das neue Oberhaupt von der Familie Yato. Da er mich heiraten will und ich den Platz der verstorbenen Frau von Hosuke eingenommen habe, wäre dies der einzig schlüssige Weg, damit ihr alle einseht, dass weder er oder ich nur aus einer Laune heraus zur Familie gehören. Der Grundgedanke der letzten Prüfung bleibt bestehen – jedoch ist der Bonus weit höher, wie auch der Schwierigkeitsgrad.“ Warum muss mein Kleines solch eine absurde Idee erhalten und mir das Leben noch schwerer machen? Zudem habe ich keine Ahnung, wie ich gegen ihn kämpfen sollte, zumal er keine Kampferfahrung hat. Dahingehend bin nicht nur ich überrascht, sondern auch alle Mitglieder der Yakuzafamilie, die hier sind – besonders aber Hosuke sowie Keisuke. Unberührt legt Shirado seinen Kimono ab und präsentiert ein neues Gymnastikoutfit, welches ich von ihm noch gar nicht kenne. Will er mich etwa ablenken, während die beiden anderen mich verdreschen? Sollte dem so sein, macht er das sehr gut. Ungläubiges Lachen bringt mich jedoch zurück zu der Tatsache, dass ich neben Keisuke die anderen zwei auch als Gegner habe. „Anscheinend hat Babe von Anfang an geplant, dass du die oberste Spitze erreichst. Na gut, wenn ich schon meinen Sitz verlieren sollte, dann mache ich es ehrenvoll.“ Ohne Umschweife zieht er seine Kleidung aus, bis er nur noch Boxershorts anbehält und der Haufen seiner Kleidung bildet eine recht tiefe Kuhle im weichen Sand, der das neue Feld bildet. Gleichsam zieht sein Vater ihm nach und ich muss schlucken, denn beide sind rein körperlich weitaus muskulöser als ich, wobei die schmächtig grazile Gestalt von der sogenannten Hime-sama einen merkwürdigen Kontrast zwischen den beiden Männern bildet. „Lange habe ich keinen Kampf mehr gehabt – hoffentlich bin ich noch nicht eingerostet – hoho.“ „Ach was, alter Mann, du bist von uns aus gesehen der stärkste von uns Dreien. Babe kann sowieso keinen ordentlichen Schlag ausführen. Au! Wofür war das?!“ „Koste mich keine weiteren Nerven, Keisuke, halte deinen Mund und fangen wir endlich an, denn ich will tatsächlich wissen, ob Adrien das erreicht, was ich meine in ihm zu sehen.“ Druck in diesem Outfit aufzubauen und auch noch unschuldig zu mir sehen – du machst mich jetzt schon fertig, Kleines. Jedenfalls nehmen alle drei unterschiedliche Kampfpositionen an und das heißt, dass drei unterschiedliche Stile auf meine Wenigkeit zukommen werden. Beide Männer greifen gleichzeitig an und ich konnte gerade so in Deckung gehen, denn sie waren unglaublich schnell in meiner Nähe. Selbst die Luft braucht etwas um mit Druck hinter ihrem Schlag nachzukommen und ich muss schnell einen Ausweg finden, denn ihr nächster Angriff ist schon in der Ausführung. Kurzum wirble ich meine Beine herum und bringe sie aus ihrer Balance, da ich beide treffe und sie gegeneinanderprallen, damit ich wegspringen kann. Abstand zwischen uns zu bringen hat wenig genutzt, denn Shirado hängt an mir. Wie hat er es geschafft leise sowie unbemerkt an meinen Körper zu kommen. „Hallo, mein fast Verlobter. Deine Deckung solltest du nicht vernachlässigen. Es sei denn, du wolltest extra ein klein wenig mit mir alleine auf diesem Kampffeld sein.“ Hauchend und mit ziemlich sexiger Stimme erregt er mich stark und ich verliere die Konzentration, sodass ich zu spät mitbekomme, dass er von mir wieder weg ist und zwei geballte Fausthiebe meinen Bauch treffen. Kurz werde ich hochgeschleudert und falle wie ein nasser Sack auf den Boden, auf dem ich mich aufraffe und erstmal meinen Mageninhalt leere. Boah, was für eine Wucht. Dass die zwei Yatos Kraft haben, war mir klar, allerdings niemals solche. Ihre Ehre bewahren sie sich, indem sie warten, bis ich bewusst den Kampf fortführen kann. Nochmals solch ein Manöver von denen halte ich vielleicht stand – ein drittes wäre mein Untergang. Demnach muss ich zuerst Shirado aus dem Weg haben, weil dieser mich ablenkt. Obwohl es mich schmerzt, presche ich zwischen die beiden starken Männer, schnappe mir den überraschten Jungen, raune ihm einige schmutzige Sachen zu, die ich mit ihm machen würde, damit er total abgelenkt ist und werfe ihn zu Luka, der ihn mühelos fängt. Perplex werde ich angesehen und ich zucke nur mit den Schultern – um ihn habe ich mich jetzt gekümmert. Sollte er erneut meine Erregung erwecken, kann ich nämlich für nichts garantieren und er weiß es endlich. Trotzdem bleibt er noch einige Momente in Lukas Armen, bevor er aufsteht und seinen Kimono wieder anzieht, um seinen Platz einzunehmen. Er wäre raus und ich kümmere mich um die Muskelprotze. Anscheinend zügeln sie sich weniger, denn ich muss noch deutlicher aufpassen als zuvor. Selbst bei meiner Verteidigung spüre ich extreme Schmerzen und beiße die Zähne zusammen. Lediglich die Chance bei Shirado zu sein – auch wenn sein verrückter Plan mich hier in eine ziemliche schlimme Lage gebracht hat – spornt mich an. Sie lasse ich auf meine Position zukommen und spanne meine Arme an, die ich nach hinten positioniere. Bevor sie ihre Laufrichtung ändern, presche ich vor und ramme meine angewinkelten Fäuste gegen ihre jeweilige Brust, wobei ich genau auf den Größenunterschied geachtet habe. Den Druck hinter meinem doppelten Hieb spüren sie noch, ehe sie zurücktaumeln sowie ihre Brust an der Stelle berühren, an der ich sie vorhin traf. „Das ist…, ziemlich gewagt gewesen.“ Verwirrt sehe ich Hosuke an, der sich hinsetzt sowie kniet – genauso sein Sohn. War der eine Schlag etwa so heftig, dass sie aufgeben? Synchron verbeugen sie sich vor mir und drücken ihr Gesicht in den Sand. „Ähm…, was wird das hier?“ Unwohl fühle ich mich schon dabei, denn ich dachte, dass ich beide vernichtend schlagen müsste und nicht, dass sie sich in den Sand drücken. Ungläubig zeigen beide mir ihr jeweils gesandetes Gesicht. „Hast du echt keine Ahnung, was du gerade getan hast? Adrien, du hast den heiligen Faustschwertschlag der Yato ausgeführt, der die Herzen der Gegner durchbohrt und somit zerstört. Dass wir beide noch leben ist ein Wunder und du bist der einzige Mensch, der dies bewerkstelligt hat. Was Shirado in dir gesehen hat, hat sich uns nun gezeigt – obwohl ich dich ja schon von Anfang an mochte, Junge. Unser Leben liegt ab jetzt in deiner Hand.“ Stille beherrscht die gesamte Arena und mir wird mulmig dabei, zumal alle Yakuza die Handlung derer Oberhäupter nachahmen. „Dann erhebt euch einfach alle? Ich verstehe das immer noch nicht ganz, aber habe ich die Bewährungsprobe nun bestanden oder nicht?“ Ein mir recht bekanntes liebliches Kichern bekomme ich zu hören und halte Shirado in meinen Armen. „Dummerchen, du hast das Leben der zwei verschont und zwar mit etwas, was nur in der Familie Yato weitergegeben wird, wovon du nichts wissen konntest. Selbst ich kenne nur ein paar wenige Bruchstücke, weil ich ja keiner der Männer oder in die Familie eingeheiratet bin. Trotzdem weiß ich, dass du mit deiner Handlung das neue Oberhaupt bist und damit hast du volle Befehlsgewalt.“ Ernsthaft? Erst wollte ich mich bewähren, damit ich endlich bei Shirado sein kann und nun habe ich was weiß ich wie viele Männer unter meiner Kontrolle? „Okay? Hosuke und Keisuke sowie Shirado, ich habe echt keine Ahnung, aber behaltet eure Posten erstmal bei. Seht in mir niemand anderen als vorher und ich denke, dass es zuerst reicht, wenn ich einfach lerne, indem ich Mitglied der Familie Yato bin. In Zukunft würde ich dann gerne jetzt schon bekannt geben, dass ich Shirados Wünschen entsprechend diese Yakuza weiterführen will und selbst nach unserer Hochzeit ihr eure Posten behaltet – nur halt nicht mit voller Macht wie zuvor. Klingt das in Ordnung für euch?“ Immerhin habe ich absolut null Ahnung, wie man eine Yakuza zu führen hat. Ist mir augenblicklich auch viel zu viel Verantwortung, die ich kaum bewerkstelligen könnte, weil ich als Cat Noir Verpflichtungen habe. „Was für eine Wendung der Ereignisse! Unser neues Oberhaupt, Agreste-sama, hat das Leben seiner Vorgänger verschont, die geheime Fausttechnik der Yato unbewusst angewandt und ehrenvoll gehandelt. Unsere Zukunft scheint in sicheren Händen zu sein.“ Yoshitsuge muss ehrlich dick auftragen, jedoch kommt mir da direkt eine Idee, weshalb ich ihn zu mir winke und das Mikrophon erbitte. „Damit das klar ist, Shirado gehört mir und wir ziehen gemeinsam in ein Zimmer! Widerspruch in dieser Sache dulde ich kein Stück! Sonst könnt ihr gerne zu uns beiden kommen oder wieder zu Hosuke und Keisuke sollte irgendwas sein.“ Den empörten sowie knallroten Gesichtsausdruck von meinem Blondchen mildere ich ab, denn ich küsse ihn voller Liebe für ihn, weil ich hier in Japan zumindest sein Verlobter bin. Eines meiner Ziele habe ich somit endlich erreicht – ihn näher an mich zu binden, sodass er sich dabei wohlfühlt, ohne ihn zu drängen. Die gegebenen Umstände spielten mir in die Karten in die Hand, die ich brauchte. Schicksal – dieses Mal musst du es gut mit der kostbaren Person in meinen Armen meinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)