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Ein Wochenende in Hakone

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und herzlich Willkommen,

ich habe diese Geschichte im Rahmen des Sommerwichtelns 2021 geschrieben und mir erlaubt, das ganze Drumherum ein bisschen zu modernisieren. Weiterhin habe ich auch ein Glossar für diverse japanische Begriffe angelegt. Also wenn ihr ein Wort nicht kennt, und es ist ein (x) dahinter, könnt ihr bei Bedarf einfach nachschauen, was es damit auf sich hat.^^


Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen Komplett anzeigen

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Ring!

 

Einen Moment lang starrten sie einander an. Kunzite das Geschirrhandtuch fest in der Hand, er die frisch gefüllte Tasse Tee. Dann landete das Handtuch unwirsch auf dem Tresen. «Ich geh schon», murrte Kunzite, während er in Richtung Wohnungstür abzog.

Jedite war das egal. Vermutlich war es eh nur Neflite, der vor lauter Aufregung den Wohnungsschlüssel hatte liegen lassen. Stumm stellte er die Tasse auf das zuvor vorbereitete Tablett und hob selbiges an. Wenn das die Medikamente waren, kamen sie gerade zur rechten Zeit. Zwar glaubte er fest daran, dass man eine Grippe mit einer ausreichend großen Menge Grüntee und viel Schlaf behandeln konnte, doch auch er musste zugeben, dass ein paar Pülverchen das Leiden erheblich lindern konnten.

 

«Was zum ...», entfuhr es einer entsetzten Stimme auf dem Flur, unterbrochen von Kunzites stoischer Erwiderung. Was er genau sagte, konnte Jedite nicht hören, wohl aber die Schritte, die schlagartig in seine Richtung kamen. Wohlweislich blieb er stehen, um nicht mit dem Neuankömmling zu kollidieren, der an der Küchentür vorbei in Richtung Schlafzimmer stürmte. «Mamoru?!» hörte er eine weibliche Stimme rufen, gefolgt von etwas, was sich wohl am besten als Krächzen beschreiben ließ.

Vorsichtig spähte er auf den Flur, entdeckte Kunzite, der träge mit den Schultern zuckte und folgte dann Selbigem zur Schlafzimmertür. In dieser stand, sichtlich geschockt, eine dunkelhaarige junge Frau in Freizeitkleidung. «Du siehst ja ganz furchtbar aus», stellte sie gerade fest. «Du hättest anrufen sollen. Ich hätte dir ein paar Medikamente vorbeigebracht.»

Mamoru krächzte etwas als Antwort und Kunzite nutzte die Chance um sich an ihr vorbei in das dunkle Zimmer zu schieben. «Er hat ziemliche Halsschmerzen», erklärte er, «Er kann derzeit nicht viel reden.»

Sie erlaubte sich einen mitleidigen Blick. «Er sieht wirklich nicht gut aus», stimmte sie zu.

Jedite schob sich an den beiden vorbei, um das Tablett auf dem Nachttisch abzustellen. «Ich habe dir noch einen Tee gekocht», informierte er den Kranken. Mamoru krächzte etwas, was vermutlich ein «Danke» war, in seiner Verfassung aber auch alles andere hätte heißen können.

«Versuch noch ein wenig zu schlafen», riet er ihm. Hinter ihm brummte Kunzite zustimmend. «Vielleicht sollten wir auf dem Flur weiter reden», schlug er vor und deutete auf die Tür. Einen Moment lang sah ihr Gast aus, als wollte er protestieren, doch schließlich wirbelte er doch herum und stapfe zurück auf den Gang.

Jedite warf Kunzite einen skeptischen Blick zu, dann folgte er ihm ebenfalls wieder hinaus auf den Flur, wo ihr ungebetener Gast sie bereits mit verschränkten Armen erwartete.

 

«Also», begann die junge Frau, kaum das er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, «Was wird hier gespielt?»

Kunzite schüttelte den Kopf. «Wir spielen nicht», versicherte er. «Mamoru ist krank und wir kümmern uns um ihn. Das ist unsere Pflicht.»

Sie runzelte skeptisch die Stirn. «Eure Pflicht?», wiederholte sie, die Stimme so ungläubig, dass selbst Jedite es nicht ignorieren konnte. Doch Kunzite ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Betont langsam neigte er den Kopf.

«Ich weiß, dass du mir nicht glaubst», entgegnete er ihr.

Sie schnaubte abschätzig. «Natürlich glaube ich euch nicht», bestätigte sie seinen Verdacht, «Ihr habt mehr als einmal versucht, uns umzubringen. Und jetzt machst du hier fröhlich die Tür auf und erzählst mir was von Grippe.»

«Ich erzähle nichts von Grippe», erwiderte Kunzite betont beherrscht. «Du hast ihn doch gesehen. Er ist eindeutig krank.»

«Die Frage ist, ob mit oder ohne euer Zutun?»

Kunzite schüttelte den Kopf. «Was hätten wir denn davon? Mamoru hat sich über Monate um uns gekümmert, während wir Steine und damit völlig hilflos waren. Selbst wenn wir ihm nicht verpflichtet wären, denkst du wirklich, wir würden so etwas einfach vergessen?»

Einen Augenblick lang starrte sie ihn düster an, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. «Euch traue ich alles zu», entgegnete sie. «Wobei ich zugebe, dass Tod durch Grippe nicht wie eine eurer üblichen Taktiken klingt.»

«Weil es keine ist», beeilte sich Kunzite noch einmal klarzustellen. «Und wenn du mir nicht glaubst, kannst du auch Mamoru fragen. Jedenfalls sobald er wieder antworten kann. Was mich zum eigentlichen Thema bringt: Was willst du hier?»

Hätten Blicke töten können, er wäre vermutlich rückwärts umgekippt, doch so schaffte er es irgendwie, ihr wütendes Starren erfolgreich zu ignorieren, bis sie schließlich den Blick senkte. «Du kannst dir sicher sein, dass ich Mamoru hierzu befragen werde», murrte sie, «Jedenfalls sobald ich wieder zurück bin.»

«Zurück?»

Sie nickte und deutete beiläufig auf ihre prall gefüllte Sporttasche. «Eigentlich wollte ich Mamoru um einen Gefallen bitten.»

Kunzite zog die Augenbrauen hoch. «Einen Gefallen?», wiederholte er abermals.

Die junge Frau nickte noch einmal. «Der Priester des Amidaji-Tempels hat einige sehr verdächtige Beobachtungen in der Umgebung seines Tempels gemacht. Ich will das untersuchen und sicher gehen, dass es kein Youma ist. Aber dafür muss ich nach Hakone. Ich hatte gehofft, Mamoru könnte mich fahren.»

«Ich fürchte derzeit fährt Mamoru nirgendwo hin», beschloss Jedite sich in das Gespräch einzumischen. Kunzite nickte. «Ich denke auch in dem Zustand kann er sich nicht ans Steuer setzen. Aber wenn du möchtest, kannst du warten. Ich habe Neflite Medikamente kaufen geschickt, wenn er zurückkommt, kann er dich fahren.»

«Neflite soll mich nach Hakone fahren?», fragte ihr Gast misstrauisch.

«Alternativ kannst du auch den Zug nehmen.»

Einen Augenblick lang schien sie ihre Optionen abzuwägen. «Wird er denn noch lange brauchen?»

Kunzite zuckte mit den Schultern. «Am Ende des Blocks ist ein KoKuMiN(1). Da wollte er eigentlich hin. Allerdings ist das schon eine Stunde her und ich vermute langsam, er hat sich unterwegs ablenken lassen. Es tut mir leid. Ich würde dich selber fahren, aber ehrlich gesagt ...»

«Hat er immer noch keinen Führerschein», brachte Jedite den Satz zu Ende. Kunzite warf ihm einen bösen Blick zu.

«Ich habe eben keine Zeit, um meinen Tag damit zu verplempern, ein Auto durch irgendwelche Übungsparcours zu steuern», verteidigte er sich.

Jedite zuckte mit den Schultern. Er hatte eine eigene Theorie, was das betraf, aber er würde sich hüten, die jetzt auszubreiten. «Neflite hat das Auto nicht genommen, oder?», fragte er stattdessen und Kunzite schüttelte den Kopf. «Ich habe den Schlüssel auf dem Wohnzimmertisch liegen sehen. Warum?»

«Nun, du hattest vielleicht keine Zeit für die Prüfung, aber ich.»

Kunzite runzelte die Stirn. «Du willst nach Hakone fahren?», fragte er misstrauisch.

Jedite nickte. «Wollen ist nicht das richtige Wort, aber sie braucht einen Fahrer und kann nicht warten. Und ich kann fahren und bin nicht derjenige dem Mamoru verboten hat noch mal sein Auto anzufassen.»

Die Falte zwischen Kunzites Augen wurde noch ein wenig steiler. «Ich bin mir sicher, das wird ihm nicht gefallen», murmelte er.

«Es wird ihm aber auch nicht gefallen, wenn wir zulassen, dass ein Youma in Hakone wütet, nicht wahr?»

Kunzite seufzte. «Lassen wir vielleicht einfach unseren Gast entscheiden.»

Rei blickte in den Spiegel des Fahrstuhls und ignorierte die elektronisch verzerrte Lautsprecherstimme, die gerade zum Refrain eines bekannten BTS-Songs (2) ansetzte. So hatte sie sich ihren Ausflug nicht vorgestellt. Neben ihr starrte Jedite stumm auf die Fahrstuhlanzeige. Seit er eilig aus dem Flur marschiert war, um seinerseits ein paar Dinge zusammenzupacken, hatte er nichts mehr gesagt und vermutlich war das auch besser so.

Vielleicht tat sie ihm unrecht, aber sie vertraute ihm nicht. Ihm nicht und seinem weißhaarigen Freund noch weniger. Zwar hatte es wirklich so ausgesehen, als würden die beiden sich um Mamoru sorgen, aber hätte er ihr jetzt gesagt, dass er hinter den Übergriffen in Hakone steckte, sie hätte auch das sofort geglaubt.

Aus den Augenwinkeln musterte sie ihren Chauffeur. Graue Jacke, Stehkragen, eigentlich sah er aus wie früher, nur die Ornamente seiner alten Uniform hatte er scheinbar abgelegt. Noch dazu schleppte er eine große, weiße Tennistasche, die nicht so wirkte, als würde sie wirklich ihm gehören.

Das Licht der Fahrstuhlanzeige sprang ein Stockwerk weiter. Vielleicht war es doch noch nicht zu spät, Haruka anzurufen. Aber die hatte am Wochenende ein Motorradrennen und Rei wollte nicht, dass sie wegen eines bloßen Verdachts alles absagte.

 

Jedite räusperte sich. «Wie soll ich dich eigentlich ansprechen?» fragte er, ohne den Blick von der Anzeige zu nehmen. Rei hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Frage. Und auch die Antwort war nicht ganz einfach. Sailor Mars hätte sie angemessen gefunden, aber die Vorstellung, dass er diesen Namen im falschen Moment benutzte, war nicht sehr verlockend. Andererseits hätte sie es vorgezogen, dass er überhaupt nicht mit ihr sprach.

«Mein Name ist Hino, Rei», erklärte sie und zwang sich stur dazu jedwede Verbeugung schon im Urschleim zu ersticken. Sie würde sich nicht vor diesem Kerl verbeugen und auch alle anderen Höflichkeitsformen konnte er sich getrost in die Haare schmieren. Solange sie nicht wusste, was sie von ihm halten sollte, würde sie gewiss nicht so tun, als wäre sie nett.

Jedite dagegen nickte knapp. «Dann also Hino-san», urteilte er, während ein leichter Ruck durch den Fahrstuhl ging. «Mamorus Parkplatz ist in der zweiten Reihe rechts», schob er nach, bevor er aus der Kabine trat.

 

Rei folgte ihm auf ein schummriges Parkdeck hinaus. In schmalen Reihen drängte sich Auto an Auto. Kleinwagen in allen Farben des Regenbogens, ein paar größere Autos, die vermutlich in erster Linie als Familienkutschen dienten, aber dort, in der zweiten Reihe, erkannte sie tatsächlich das leuchtende Rot von Mamorus Sportwagen.

Sie hatte Bunny und Chibiusa oft aus diesem Auto steigen sehen und hätte den Alfa Romeo sicher erkannt, auch ohne Kommentar. Stumm folgte sie Jedite, der gerade auf der rechten Seite des Wagens angekommen war. Kurz zögerte er, dann marschierte er eilig auf die andere Seite, öffnete die Tür und betätigte den Schalter für den Kofferraum.

«Ich fürchte viel Platz ist hier nicht», urteilte er, während er seine Tennistasche hineinstellte und dann fordernd die Hand nach ihrer Sporttasche ausstreckte.

Rei ignorierte ihn und stopfte ihre Tasche höchst selbst in die verbliebene Lücke. Zumindest im Punkt «Platz» hatte er recht. Mit den beiden Taschen war der Kofferraum so prall gefüllt, dass sie nicht einmal mehr einen Regenschirm daneben hätten packen können. Jedite schloss kommentarlos den Kofferraum und deutete dann nach rechts. Einen Moment lang glaubte sie, er wollte an ihr vorbei, dann verstand sie, dass er erwartete, dass sie diese Richtung einschlug. Skeptisch griff sie nach der Autotür. Hoffentlich war ihm bewusst, dass sie den Wagen nicht fahren – Sie stockte.

Der Wagen war wohl ein ausländisches Modell.

Auf der linken Seite öffnete sich die Fahrertür. «Ich habe es auch gerade eben erst gemerkt», gestand ihr Fahrer und ließ sich auf dem Platz links von ihr nieder.

Rei horchte auf. «Dann sitzt du gerade zum ersten Mal hier?», fragte sie. Ein dumpfes Ziehen machte sich in ihrem Magen breit. Wollte sie wirklich, dass Jedite sie mit einem ihm unbekannten Wagen gegen eine Laterne fuhr? Eilig griff sie nach dem Gurt und schnallte sich an. Wenn sie schon ein tragisches Ende nahm, dann wollte sie es wenigstens nicht in Mamorus Windschutzscheibe tun.

Jedite seinerseits drückte auf den Startknopf und setzte den Wagen zurück. «Normalerweise fährt Mamoru selbst», informierte er Rei über das Piepen der Parksensoren hinweg. «Und wenn er nicht mit dem Wagen unterwegs ist, ist es Neflite. Aber keine Sorge, ich kriege das schon hin.»

Wahrscheinlich war es tröstlich gemeint, aber der Knoten in Reis Magen wurde gefühlt noch dicker. Inzwischen war der Wagen weit genug nach hinten gerollt und Jedite verlegte sich darauf, ihn auf die schmale Zufahrt zu lenken. Das Piepen der Sensoren verstummte und das Radio sprang an.

Eine italienische Ballade schallte ihnen entgegen und veranlasste sie beide dazu nach dem Lautstärkeregler zu greifen. «Entschuldige», murmelte ihr Fahrer und zog eilig seine Hand zurück. «Würdest du bitte auf FM No. 10 umschalten?»

Rei nickte und begann nach dem Sender zu suchen. Sie schaltete durch zwei Politikprogramme, drei verschiedene Liebeslieder und eine Wettervorhersage, bevor sie schließlich auf dem richtigen Sender angekommen war.

Währenddessen hatte sich Jedite in den fließenden Verkehr eingefädelt. Es war ein wenig ungewohnt, die Straße aus der Sicht des Fahrers zu sehen, aber davon ab, blieb die befürchtete Katastrophe aus. Vielleicht hatte Jedite ja doch recht und er konnte fahren.

Skeptisch blickte Rei zur Seite. «Hast du wirklich einen Führerschein?», fragte sie misstrauisch.

Jedite setzte den Blinker und wechselte die Spur. «Mein Alias hat einen.»

«Dein Alias?», fragte Rei skeptisch und er zuckte mit den Schultern.

«Wir konnten Mamoru ja nicht mehr als nötig auf der Tasche liegen und berechtigterweise stellt in Tokio niemand jemanden ein, der nicht einmal über einen Nachnamen verfügt.»

«Ihr habt euch also eine zivile Identität gebastelt?»

Er nickte. «Das kann man wohl so sagen. Außer Neflite, der hat einfach seine Alte wieder angenommen.»

«Dann ist Masato Sanjouin also wieder zurück ...» Rei seufzte. «Weiß Naru davon?»

«Hat er mir nicht erzählt», antwortete Jedite knapp. «Aber Neflite ist immer viel unterwegs.»

«Was macht er denn?», fragte Rei weiter, bevor sie überraschend abgelenkt wurde. Das Handy in ihrer Tasche hatte vibriert. Neugierig fischte sie es hervor und las die neueste Nachricht. Sie war von Bunny.

«Er gibt Tennisstunden», hörte sie Jedite antworten, während sie eine eilige Antwort tippte. «Passt zu ihm», murmelte sie halbherzig, während sie auf ein weiteres Vibrieren wartete. Wenn Bunny sich mit einem knappen ‹Unser Treffen fällt aus › abspeisen ließ, würde sie ihren Besen fressen. Und tatsächlich vibrierte es beinahe sofort noch einmal. ‹Wieso?› hatte ihre Freundin in den Gruppenchannel geschrieben.

Rei seufzte. ‹Ich bin auf dem Weg nach Hakone. Überprüfe dort einige Zwischenfälle › tippte sie. «Darfst du mir das überhaupt alles erzählen?» fragte sie laut.

«Sicher, warum nicht? Tennis spielen ist ja kein Verbrechen.» Ihr Handy vibrierte noch einmal. «Scheint als wärst du sehr gefragt.»

Rei schüttelte den Kopf. «Das ist nur Bu-» Sie biss sich auf die Zunge. Jetzt hätte sie sich fast verquatscht.

Jedite warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. «Ich kenne ihren Namen», versicherte er dann, «Eigentlich kenne ich sogar alle ihre Namen, denke ich. Aber gut, was will Tsukino-san?»

Rei seufzte noch einmal. «Sie will wissen, warum ich sie nicht mitgenommen habe.»

«Und? Warum hast du sie nicht mitgenommen?»

Rei drehte sich nach hinten und hob ihr Handy an. «Ach weißt du, das hat vor allem Platzgründe.»

Bunny starrte das Foto an, das Rei ihr von der nicht vorhandenen Rückbank des Autos geschickt hatte. Zwar musste sie zugeben, dass dort wirklich kein Platz für sie war, aber das war nicht das, was sie beunruhigte. Es war die Tatsache, dass sie diese nicht existente Rückbank kannte. Die fiese Rei ließ sich tatsächlich von ihrem Freund nach Hakone chauffieren! Ausgerechnet nach Hakone, wo es einen romantischen See gab und große, bunte Schiffe und heiße Quellen! Halt alles, was es brauchte, wenn man ein paar ungestörte Stunden als Paar verbringen wollte. Nur das die zwei kein Paar waren!

Vor Wut schäumend tippte sie auf ihr Handy ein. Was fiel der eigentlich ein?! Und dann noch die Ausrede mit dem Youma. Glaubte sie wirklich, dass sie ihr das glaubte? Sicher versuchte sie gerade, sich an ihren armen Freund ranzumachen. Und Mamoru, gutherzig wie er war, wusste nicht, wie er den unangemessenen Annäherungsversuchen entkommen sollte. Damit war eins klar: Sie musste ihn retten!

Nur dafür brauchte sie erst einmal einen fahrbaren Untersatz ...

Seit Rei sich mit ihrem Handy umgedreht hatte, hatte es gefühlt zwanzig weitere Male vibriert, doch scheinbar hatte sie beschlossen «Bunny» erst einmal zu ignorieren. Er tat das ohnehin auch weil er sich auf den Verkehr konzentrieren musste. Zu spät hatte er festgestellt, dass Mamorus geliebter Sportwagen, nicht nur einen ganz unmöglichen Kofferraum besaß, sondern auch keine Servolenkung hatte, und so musste er jetzt wohl oder übel kurbeln, wann immer die Straße sich nicht kerzengerade dem Horizont entgegenstreckte.

Vielleicht hätte er doch besser einen Mietwagen genommen. Einen kleinen Swift oder einen Aygo zum Beispiel. Dann hätte er jetzt zwar einen dummen Aufkleber (3) am Heck, aber wenigstens eine bequeme Lenkung. Aus dem Radio schallte ein eher unbekannter Song von SKE48 (4). Eine Wahl, die er so sicher nicht getroffen hätte.

Langsam lenkte er den Wagen auf die Mautstelle zu. Sobald sie erst einmal auf der vierspurigen Autobahn waren, würde hoffentlich alles besser werden. Neben ihm blickte Rei aus dem Fenster und zählte Hochhäuser - oder vielleicht auch Wolken. Er wusste es nicht.

Die kleine Box neben dem mittleren Spiegel piepte verheißungsvoll, als er an der Schranke vorbeifuhr. Ab jetzt würden sie hoffentlich etwas schneller vorankommen. Probeweise drückte er etwas fester auf das Gaspedal, was der Alfa Romeo mit einem tiefen Röhren quittierte. Das war es also, was Mamoru an dem Auto so liebte.

Kommentarlos setzte er den Blinker und fädelte sich hinter einem älteren weiß-braunen Wohnmobil ein. Die dunkle Holzvertäfelung bildete einen ungewohnten Kontrast zum Rest des Wagens, aber wenigstens fuhr er in einer ordentlichen Geschwindigkeit.

«Also Hino-san», begann er noch einmal, «Wie stellst du dir unser Vorgehen in Hakone vor?»

Sie ließ ihn noch einen Moment warten, dann wandte sie sich schließlich von dem Ausblick ab. «Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, wir kriegen noch einen Futon im Gästehaus oder einen Stellplatz auf einem Michi no Eki (5) und morgen früh folgen wir dem Weg, den die Touristen zum Tempel nehmen. Wenn sie auf dem Weg dorthin verschwinden, finden wir da sicher eine Spur und wenn nicht, muss der Youma ja irgendwo auf dem Rückweg lauern.»

Jedite nickte. «Ich verstehe. Du willst also in einem Auto übernachten, in dem man nicht mal die Sitze nach hinten stellen kann und morgen willst du dann mit schmerzenden Knochen wandern gehen ... »

«Also eigentlich würde ich das Gästehaus vorziehen.»

«Mit einer Horde Rucksacktouristen im gemischten Schlafsaal?» Er erlaubte sich ein abfälliges Grinsen, während seine Beifahrerin spontan die Kiefer zusammenpresste.

«Mehr kann ich mir halt nicht leisten», murrte sie.

Einen Augenblick lang dachte er, er hätte sie versehentlich beleidigt, doch da sie nichts weiter sagte, kam er zu dem Schluss, dass er nicht zu weit daneben gegriffen haben konnte. «Bist du mir böse, wenn ich sage, dass ich Rucksacktouristen gruselig finde?», fragte er weiter.

Das Mädchen legte den Kopf schief, um ihn aus den Augenwinkeln zu mustern. Etwas was es in der letzten Stunde schon öfter getan hatte, wenn es geglaubt hatte, er bekäme es nicht mit. «Du erschaffst Youma aus Lehm, aber du findest Leute mit weißen Socken und Wanderhut gruselig?», fragte Rei spitz.

«Das machen die Socken», entgegnete er trocken. «Die und die Vorstellung, wie so ein paar Füße wohl riechen mögen, nachdem die Leute in den Teilen und extra dicken Wanderschuhen x Berge hoch gestiefelt sind.»

Rei verzog angeekelt das Gesicht. «Danke», murrte sie.

«Können wir nicht einfach etwas anderes buchen?», bat er noch einmal.

Rei schüttelte den Kopf. «Das kann ich nicht bezahlen, aber du kannst mich natürlich am Gästehaus absetzen und dir etwas anderes suchen», schlug sie vor.

Einen Augenblick lang überdachte er die Idee, dann musste er an Mamoru denken und ihm wurde klar: Wenn er je erfahren würde, dass er dieses Mädchen allein in irgendeinem Gästehaus gelassen hatte, wo es niemanden kannte und in einem gemischten Schlafsaal zwischen lauter schnarchenden Touristen schlafen musste, würde er ihn umbringen. Zumindest wenn er es vorher nicht selber tat.

Mühsam unterdrückte ein Seufzen. «Gegenvorschlag: Du nimmst jetzt dein Handy und buchst uns ein Ryokan.»

«Und das bezahle ich von was?» fragte sie prompt zurück.

«Mein Alias hat eine Kreditkarte.»

«Eine Kreditkarte?», fragte sie in demselben skeptischen Ton, den sie auch schon Kunzite gegenüber genutzt hatte, doch dieses Mal beschloss er es seinem Freund einfach nachzumachen und ihn zu ignorieren.

«Ja, eine Kreditkarte», wiederholte er stoisch. «Damit können wir das Ryokan bezahlen.»

«Dir ist aber schon klar, dass die Preise in Hakone ziemlich hoch sind?», fragte sie noch einmal.

Er nickte. «Glaub mir, das ist mir meine Nase wert.»

«Danke, dass du mich begleitest», erklärte Neflite mit einem Lächeln und hob seinen Plastikbeutel ein wenig höher. Naru lächelte verliebt zurück. Seit sie sich zufällig vor den Erkältungsmitteln im KoKuMiN getroffen hatten, war mehr als eine halbe Stunde vergangen, trotzdem fühlte es sich an, als wären es nur Minuten gewesen. «Denkst du, deinem Freund geht es bald wieder besser?», fragte sie und beäugte seine Tüte.

Neflite zuckte mit den Schultern. «Ich hoffe», entgegnete er. «Jedenfalls habe ich alles mitgenommen, was es im Laden zu kaufen gab. Irgendwas wird sicher helfen und wenn nicht, müssen wir halt doch mit ihm zum Arzt.» Er seufzte. Natürlich konnte er sich Schöneres vorstellen, als den schniefenden Mamoru zu irgendeinem Arzt zu schleifen, aber was sollte er machen? Entweder seine Selbstheilungskräfte waren stark genug, die Grippe zu vertreiben oder eben nicht. Und wenn das wirklich ein Nicht-Fall war ...

Ein Piepen riss ihn aus seinen Gedanken, doch das Geräusch entpuppte sich lediglich als Narus Handy, welches das Mädchen eilig aus seiner Handtasche zog. Einen Moment lang starrte es auf das Display, dann begann es zu tippen.

«Was ist denn los?», fragte er neugierig.

Naru blickte nicht auf. «Das ist eine Freundin von mir», erklärte sie, während sie bereits ein weiteres Mal zu tippen begann. «Stell dir vor, ihr Freund ist mit einer Anderen nach Hakone gefahren.»

«Nach Hakone?», fragte Neflite nach.

Naru nickte, ohne den Blick dabei vom Display zu lösen. «Du weißt schon, dieses Feriengebiet, wo man Bootfahren kann und im Onsen baden und mit der Seilbahn auf den Berg. Es soll da wirklich schön sein und sie ist verständlicherweise völlig außer sich. Jetzt will sie ihm nachfahren und ihn vor Ort zur Rede stellen. Jedenfalls wenn ich ihr das Geld für den Zug leihen kann.»

Neflite zog die Augenbrauen hoch. «Und kannst du?», fragte er neugierig.

Seine Freundin zögerte einen Augenblick. «Können könnte ich», gab sie dann zu, «Aber ehrlich gesagt fühle ich mich nicht wohl dabei. Wenn sie jetzt nach Hakone fährt, kommt sie heute nicht mehr zurück. Das heißt, sie muss dort irgendwo übernachten. Und das mit Pech ohne Geld und ganz alleine. Ich fürchte, ich muss sie bitten, mich mitzunehmen. Und sei es nur, damit ich sie trösten kann, wenn er wirklich so ein Fiesling ist, wie sie da schreibt.»

«Und dann steht ihr am Ende beide im Dunkeln vor der Bahnstation», beendete Neflite ihren Gedanken. «Das ist wirklich keine gute Idee.»

Naru seufzte. «Aber sie ist meine beste Freundin und sie braucht mich jetzt», hielt sie ihm entgegen.

Gerne hätte er ihr widersprochen, doch ein Stück weit konnte er sie schon verstehen. Hätte Mamoru ihn gebeten, er wäre sicher auch gleich aufgebrochen. Unwirsch fuhr er sich durch die langen, braunen Haare.

«Was hältst du davon, wenn ich die Medikamente rein bringe und mir den Autoschlüssel hole», schlug er vor, «Dann kann ich euch nach Hakone fahren. Sie kann ihn suchen, anschreien und dann fahre ich uns zurück. Mit Pech sind wir erst morgen früh wieder da, aber wenigstens müsst ihr so nicht irgendwo auf einer Parkbank übernachten.»

Mit großen Augen blickte Naru von ihrem Handy auf. «Das würdest du tun?», fragte sie begeistert. «Oh das ist wundervoll. Danke, danke. Das werde ich gleich meiner Freundin schreiben. Sie wird total begeistert sein. Du bist wirklich der Beste.»

Reis Finger schwebte über dem «Buchen»-Button, aber sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, darauf zu tippen. Die Angaben lasen sich super, aber genauso super war auch der Preis. Wenn sie das jetzt buchte und sich Jedites Kreditkarte als Lüge entpuppte, würde sie auf einem hohen fünfstelligen Betrag festsitzen, den sie nicht einfach mal eben nachzahlen konnte.

Sie würde ihren Großvater anrufen und sich das Geld von ihm oder - noch schlimmer - von ihrem Vater leihen müssen. Damit war der Druck auf diesen Button nicht nur eine simple Bestätigung der Reservierung, er war gleichzeitig eine Bestätigung ihres Vertrauens und Vertrauen hatte sie nicht sonderlich viel.

Skeptisch schielte sie nach links, wo ihr Fahrer so tat, als hätte er ihr Zögern nicht bemerkt. Vielleicht hatte er das auch nicht, denn der Verkehr verlangte – natürlich – ebenfalls nach Aufmerksamkeit. «Darf ich dich etwas fragen?», platzte sie heraus.

«Streng genommen tust du das gerade», entgegnete er.

Rei schürzte die Lippen, vielleicht hatte sie die Spitze verdient, aber das hieß noch lange nicht, dass sie sie auch mochte. «Erzähl mir von euren Tarnidentitäten», forderte sie.

Jedite warf ihr einen fragenden Blick von der Seite zu. «Das habe ich doch bereits getan», entgegnete er.

«Du hast mir von Neflites Tarnidentität erzählt, aber er ist nur ein Viertel eurer Gruppe. Was ist mit euch Anderen? Oder kannst du es mir doch nicht sagen?»

Das letzte Wort war ihr kaum über die Zunge gerollt, da stieß ihr Sitznachbar bereits einen resignierten Seufzer aus. «Wir tun nichts Illegales», betonte er noch einmal. «Aber gut, wenn du unbedingt mehr Informationen willst, was soll ich dir denn erzählen?»

Rei überlegte. Es gab einige interessante Fragen auf die sie nur zu gerne eine Antwort gehabt hätte. Zum Beispiel wie lange Mamoru schon den Gastgeber für die vier spielte, ohne ihnen etwas davon zu erzählen. Aber wenn sie das fragte, machte ihr Opfer mit Pech dicht. Ihm schien ja an Mamoru und seiner Integrität gelegen zu sein. «Wohnt ihr wirklich alle bei Mamoru?», beschloss sie deshalb das Thema etwas zu umschiffen. Vielleicht ließ sich aus den Details ja eine Antwort auf ihre eigentliche Frage ableiten.

Jedite griff das Lenkrad etwas fester. «Es ist schwer, eine Wohnung in Tokio zu finden», erklärte er ihr, «Vor allem, wenn man kein Geld für die Kaution hat, keinen Bürgen und sich nicht zu weit von Mamoru entfernen will. Aber wir haben das geklärt. Zoisite schläft zurzeit im Arbeitszimmer, Kunzite und Neflite teilen sich den Wohnraum und ich habe für gewöhnlich Nachtschicht und bekomme von dem dazugehörigen Drama nichts mit.»

«Und Mamoru?», fragte Rei.

«Der überlegt seine Schlafzimmertür verstärken zu lassen.»

Unwillkürlich hoben sich Reis Mundwinkel. Der Witz mochte schlecht sein – möglicherweise war es nicht einmal ein Witz – aber die Vorstellung war doch irgendwie amüsant. Armer Mamoru.

«Und jetzt sucht ihr alle nach einem Job?», fragte sie prompt weiter.

«Wir suchen nicht. Wir haben einen Job, oder so etwas Ähnliches.»

Rei schaute skeptisch. «So etwas Ähnliches?», wiederholte sie.

Jedite seufzte noch einmal. «Warst du in letzter Zeit mal bei Instagram?», fragte er.

Rei schüttelte den Kopf. Natürlich schaute sie sich gelegentlich die neuesten Fotos ihrer Mitschülerinnen an, aber über der Lernerei für die Uni-Aufnahmetests, ihrem Job als Miko und ihren Aufgaben als Sailor Mars hatte sie die App in letzter Zeit etwas vernachlässigt. «Meist schaue ich nur in unseren LINE(6)-Gruppenchat», gestand sie.

«Sein Nutzername ist ZClothes», informierte Jedite sie, «Und er hat erschreckend viele Follower. Also, wenn dir irgendwann der Sinn nach sehr viel Zoisite und noch mehr Eindrücken aus Mamorus Küche ist ...»

Rei unterdrückte mühsam ein Kichern. «Er macht Instagrambilder in eurer Küche?», fragte sie amüsiert.

«Ich bin mir sicher unter #Frühstück findest du ein Bild von meiner Teetasse», murrte Jedite, «Und was noch schlimmer ist, irgendwo unter #Mitbewohner gibt es ein ganz furchtbares Bild von mir und Mamorus Futon.»

Einen Moment lang kämpfte sie noch mit sich selbst, dann begann sie zu lachen. Diesen Instagram-Account musste sie sich bei Gelegenheit ansehen. «Und damit kann man Geld verdienen?», fragte sie glucksend.

Jedite zuckte mit den Schultern. «Ich sagte doch, es ist so etwas ähnliches wie ein Job. Ich habe keine Ahnung, wie gut oder schlecht das vergütet wird. Und ehrlich gesagt: Ich will es auch gar nicht wissen. Das ist ganz alleine Zoisites Problem.»

Rei kicherte noch etwas, dann zwang sie sich zu einem betont ruhigen Nicken. «Ich verstehe, denke ich.» So wie es aussah, hatte Jedite Neflite vorgeschoben, weil sein Lebenswandel der Normalste der Truppe war. Was würde sie wohl noch erwarten?

 

«Kunzite arbeitet als Bodyguard», erklärte Jedite pflichtbewusst weiter, «Das ist vielleicht nicht sonderlich originell, aber scheinbar ganz profitabel.»

«Und ich wette er hat noch nie für einen Kunden ein Bild von deiner Teetasse gemacht», witzelte Rei.

Jedite lächelte düster. «Das glaube ich auch.»

«Aber wenn du normalerweise Spätschicht hast, halte ich dich dann gerade von der Arbeit ab?»

«Nicht wirklich», antwortete er ihr. «Als wir feststellten, dass Mamoru krank ist, habe ich meine Schicht mit Aya-chan getauscht. Ich dachte, ich kann mich vielleicht irgendwie nützlich machen.»

«Aya-chan?»

Jedite deutete mit der Hand auf das Autoradio. «Aya-chan», wiederholte er. Einen Augenblick lang überlegte Rei, ob das Autoradio womöglich einen Namen hatte, dann dämmerte ihr, dass er nicht die Technik meinte, sondern die Stimme, die gerade in einem freundlichen Ton das aktuelle Wetter beschrieb. «Hab im Gegenzug von ihr die Talkrunde am Mittwoch bekommen. Heißt, ich habe noch drei Tage um mir eine Meinung zum Thema ‹Akechi, Kudo, Hattori - Segen oder Fluch von Schülerdetektiven › zu bilden. Du hast nicht zufällig eine Meinung dazu, oder?»

Rei schüttelte eilig den Kopf. «Nichts für ungut, aber von Menschen, die gerne Geheimnisse aufdecken, halte ich mich naturgemäß lieber fern.» Hätte ihr schließlich noch gefehlt, dass einer dieser jungen Detektive ihrer geheimen Identität auf die Schliche kam.

Jedite dagegen nickte knapp. «Kann ich irgendwie nachvollziehen», stimmte er ihr zu. «Na so schlimm wird es nicht werden. Aya-chan hat gesagt, sie habe einen Herrn Megure eingeladen, von der Kriminalpolizei. Vielleicht habe ich Glück und er übernimmt das Reden für mich. Entweder er, oder die Zuhörer. Ehrlich gesagt hatte ich eh den Eindruck, das Aya-chan Angst davor hatte, am Ende mit x wütenden Jung-Detektiven am Telefon dazusitzen.»

«Und dir macht das nichts aus?», fragte Rei misstrauisch.

Jedite zuckte mit den Schultern. «Es ist ein Telefon», entgegnete er trocken, «wenn ich keine Lust mehr habe der anderen Seite zuzuhören, lege ich einfach auf.»

Zugegeben, da war was dran und apropos Telefon ... Nachdenklich wischte sie über den Bildschirm ihres Handys. Schien als wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo sie sich entscheiden musste. Entweder sie drückte jetzt auf diesen Button und glaubte ihm und damit auch Mamoru, oder sie tat es nicht und würde die Nacht vermutlich hellwach in diesem Auto verbringen. Unsicher musterte sie das Display. Sie war wirklich nicht gut in diesen Dingen. Aber konnte man sich so eine Geschichte einfach ausdenken? Sie könnte die Buchungsseite zur Seite schieben und ihre neuen Quellen überprüfen. Sie könnte Instagram öffnen oder auf LINE nach dem Account von FM No. 10 suchen. Es wäre dumm, derart offensichtlich zu lügen. Und was hätte er schon davon? Eigentlich wirkte er nicht sonderlich gefährlich, sondern eher, als wäre er vielleicht ... Ganz nett?

 

Neflite hasste sein Leben oder zumindest diesen Tag. Nicht nur, dass ihm, kaum das er die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, ein ungnädiger Kunzite erklärt hatte, dass er das Auto jetzt unmöglich haben konnte, er hatte auch noch eine verdammte Stunde seiner wertvollen Zeit damit verbracht, sich von Nakamura-san von der nächstgelegenen Autovermietung das Fahren eines Nissan Micras erklären zu lassen.

Das war definitiv und auf jeden Fall unter seiner Würde und er hatte es nur getan, weil Naru sich so sehr über sein großzügiges Angebot gefreut hatte. Sie hatte eben nicht gewusst, dass Autofahren in ihrem Fall hieß, in einer orangefarbenen Schüssel eingezwängt zu werden, die schon zu röhren begann, wenn man versuchte, ein Fahrrad zu überholen. Aber wenigstens ließ sie sich nichts anmerken.

Kaum fuhren sie in die Straße ein, in der Naru ihre Freundin einsammeln sollte, hing sie auch schon halb mit dem Kopf aus dem Fenster, um dem armen Mädchen zu winken. «Bunny», rief sie ihrer Freundin zu und Neflite zuckte je zusammen. ‹Bunny? ›, meinte sie damit etwa ... Entsetzt beobachtete er, wie das Mädchen mit den zwei langen, blonden Zöpfen immer näher kam. Verdammt, Narus Freundin war die ‹Heulsuse ›.

 

Stumm beobachtete er, wie die Mädchen sich begrüßten und Bunny schließlich die hintere Autotür aufriss, um zu ihnen herein zu rutschen. «Hallo, mein Name ist Bunny Tsukino», begann sie zu plappern. «Ich bin Narus Freundin und ich freue mich dich kennenzulernen.» Neflite guckte sie durch den Mittelspiegel an. «Hallo Bunny», entgegnete er.

Einen Augenblick lang starrte sie zu ihm, dann blickte sie hilfesuchend zu Naru und schließlich wieder zurück. «Ich verstehe das nicht», klagte sie schließlich, aber sie klang nicht wirklich an einer Erklärung interessiert.

«Normalerweise hätte ich jetzt einige Fragen. Aber ich hab es gerade etwas eilig. Ich muss meine treulose Tomate von einem Freund finden, bevor die fiese Rei etwas anstellt, was sich nicht wieder hinbiegen lässt! Also verschieben wir den ganzen Kleinkram und fahren einfach direkt los!»

Neflite klappte den Mund auf, doch er überlegte es sich spontan anders. Wenn Bunny nicht über den Fakt reden wollte, dass er zurück war, sollte es ihm recht sein. Es war schlimm genug gewesen, Naru von seiner Zeit als Edelstein zu berichten. Er musste es nicht noch einmal wiederholen. Da suchte er lieber nach Bunnys treulosem Freund, auch wenn das bedeutete, dass er den Micra jetzt irgendwie auf die Autobahn bekommen musste.

«Wenn Sie mir bitte folgen möchten», bat eine kleine, dicke Dame im lavendelfarbenen Kimono und verneigte sich vor ihnen. Jedite erhob sich langsam. Bislang hatte er von dem Ryokan nur den Parkplatz und den Wartebereich gesehen, in dem ihnen eine duftende Tasse Sencha angeboten worden war.

Aber es gefiel ihm.

Böse Zungen hätten vielleicht behauptet, dass es ihm überall gefiel, wo es ruhig war und er eine Tasse Tee bekam, aber glücklicherweise war niemand anwesend, der diese Unterstellung hätte ausformulieren können. Ihm gegenüber erhob sich Rei und wirkte dabei, als würde sie jeden Tag darauf warten, dass man ihr ein Zimmer herrichtete.

Mit hoch erhobenem Kopf marschierte sie an ihm vorbei und folgte ihrer Führerin den Gang hinunter. Er folgte den beiden, lauschte mit einem Ohr der Erklärung ihrer Gastgeberin bezüglich der Essenszeiten und trat schließlich nach Rei als Zweites in ihr Zimmer.

Die Tatamimatte schmiegte sich weich an seine Füße, in einer Nische im Eingangsbereich hing eine Schriftrolle, die in kunstvoller Kalligrafie ‹Harmonie› anpries und eine fleißige Seele hatte ihre Taschen hereingetragen und ordentlich in eine Ecke gestellt. Wortlos beobachtete er, wie Rei der Frau ein weißes Tuch reichte. Vermutlich das erwartete Trinkgeld. Sie verbeugte sich ein weiteres Mal, dann schloss sich die Schiebetür und sie waren allein.

 

«Das ist wirklich hundert Mal besser als ein Gästehaus», murmelte Rei, während sie ein paar weitere Schritte in den Raum hinein machte. Einen Augenblick lang schaute sie sich um, dann marschierte sie zu den auf einem niedrigen Tisch abgelegten Kleiderbündeln. «Wenn du willst, kannst du den Onsen haben, bis sie das Abendessen bringen», erklärte sie, «Dann bade ich danach.»

Er nickte und spähte neugierig durch eine weitere Schiebetür hinaus auf die Terrasse, wo neben einem herrlichen Ausblick auf den japanischen Garten auch ein dampfendes Becken voller Wasser auf ihn wartete. Der leichte Geruch nach Schwefel stieg ihm in die Nase. Oh ja, dieses Bad würde ihm guttun und sicher jede Erinnerung an die fehlende Servolenkung des Alfa Romeos aus seinen Knochen vertreiben.

Langsam marschierte er zu Rei zurück und griff nach einem der beiden Kleiderbündel. «Das Angebot nehme ich gerne an.»

«Ich verstehe einfach nicht, wie er mir das antun kann», klagte Bunny ein weiteres Mal, während Naru sie mitleidig ansah. «Ich tue doch so viel für ihn. Vor zwei Wochen habe ich für ihn gekocht», erzählte sie traurig, während die Welt im Autofenster an ihr vorbeizog. «Ich habe mich immer hübsch gemacht und ich war so nett zu ihm. Und dann fährt er ausgerechnet mit der fiesen Rei.» Sie schniefte. «Und sagen tun sie es mir über diesen blöden LINE-Chat.»

Fast wie auf Befehl vibrierte ihr Handy und Bunny stürzte sich eilig darauf. «Jetzt schicken sie mir auch noch Fotos von ihrem Abendessen!», fauchte sie. «Das ist so unfair! Ich sollte es sein, die da jetzt sitzt und das Sashimi isst! Und den Grillfisch! Und das Kakigori (7). Gott, wie viele Gänge sind das denn? Und will sie wirklich von jedem ein Foto posten? Dabei habe ich doch Hunger!» Sie schniefte noch einmal und warf dann einen Blick auf Reis neuestes Foto, das einen formvollendeten Onsen Manju (8) zeigte. Der scharfe Kontrast zwischen dem hellen Außenmantel und der dunklen Füllung ließ ihr das Wasser im Mund zusammen laufen. Das war alles so unfair.

 

Vorne schaltete Neflite die Scheinwerfer an, um eine bessere Sicht auf die Straße zu haben. «Ich unterbreche euch ja ungern», erklärte er, aber wenn sie jetzt schon beim Abendessen sind, sind sie bestimmt in einem Hotel abgestiegen.

Bunny schluckte heftig. Ihr Mamoru in einem Hotel? Mit Rei? «So weit kommt es noch», murrte sie unzufrieden, doch ihr Fahrer ließ sich nicht beirren.

«Wie willst du sie stellen, wenn sie irgendwo drinnen sitzen und es sich gut gehen lassen?», fragte er. «Du kannst kaum in jedes Hotel in Hakone platzen und hoffen, dass du sie dabei entdeckst.»

Naru nickte. «Das stimmt», pflichtete sie ihm bei.

Bunny ballte die Hände zu Fäusten. «Da-dann warte ich eben bis sie wieder rauskommen!», beschloss sie spontan.

Die anderen beiden tauschten einen Blick. «Das ist mit Pech nicht vor morgen früh», gaben sie zu bedenken.

Bunny nickte entschlossen. Wenn es so war, dann würde es halt so sein. «Ich werde einfach nach seinem Auto suchen und da warten», erklärte sie. «Ohne Auto können sie ja schlecht zurück. Und wie schwer kann es sein in Hakone einen roten Sportwagen zu finden?»

«Einen roten Sportwagen?», fragte Neflite von vorne.

Bunny nickte. «Ja», bestätigte sie, «So ein Romeo und Julia-Ding».

«Meinst du einen Alfa Romeo?», fragte er noch einmal nach.

Bunny überlegte einen Augenblick, dann nickte sie. «Ja, genau. Ein Europäischer.»

Neflite stöhnte. «Jetzt sag mir bitte nicht, dass dein Freund Mamoru heißt», bat er.

Bunny blies die Wangen auf. «Natürlich tut er das», schnappte sie beleidigt. Vorne stöhnte Neflite noch lauter.

«Was hast du denn?», wollte Naru wissen.

«Mamoru ist der Freund von mir, der derzeit mit Grippe im Bett liegt», erklärte er ihr.

«Was?», entfuhr es Naru.

«Sicher nicht!», rief Bunny.

Beide Mädchen tauschten einen Blick. «Er kann nicht krank im Bett liegen, wenn er mit Rei in Hakone ist.»

Neflite nickte. «Kann er wirklich nicht», stimmte er zu. «Aber ich habe ihm heute früh selbst die Stirn gefühlt. Er hatte Fieber.»

«Vielleicht hat er nur so getan!», entgegnete Bunny, «Damit du das glaubst und er in Ruhe mit der fiesen Rei wegfahren kann.»

«Mamoru?», fragte Neflite ungläubig.

Bunny nickte. «Das war bestimmt Reis Plan», mutmaßte sie. «Mit einer Nachttischlampe und einem Thermometer kann man so etwas einfach fälschen. Das habe ich früher auch gemacht, wenn ich nicht zur Matheprüfung wollte. Aber nicht mit uns! Die werden wir uns schnappen! Und wenn es das ganze Wochenende dauert!»

 

Das Klicken einer Handykamera riss Rei aus ihren Gedanken. Skeptisch blickte sie von ihrem eigenen Handydisplay auf und schaute direkt in die Kamera eines IPhones. «Was machst du da?», fragte sie misstrauisch.

Jedite drehte das Handy für sie um. «Du hast das ganze Abendessen fotografiert, da wollte ich auch mal», erklärte er. Auf dem Handydisplay sah Rei sich selbst, den Kopf ein wenig zur Seite gedreht, was die Aufmerksamkeit des Betrachters automatisch auf ihren weiß-rot-geblümten Yutaka lenkte. Der Hintergrund war schlicht. Es war ein schönes Bild.

«Und was gedenkst du jetzt damit zu tun?», fragte sie weiter.

Jedite zuckte mit den Schultern. «Nichts. Aber wenn du willst, kann ich es dir schicken, für deine LINE-Gruppe.»

Rei überlegte einen Augenblick. Das Angebot war eigentlich gar nicht schlecht. Auf den Bildern, die sie bisher eingestellt hatte, waren in erster Linie die vielen hübschen Schüsseln und Schalen des Kaiseki Ryori (9) zu sehen. Das würde von ihren Freundinnen eigentlich nur Makoto gefallen, die stets nach neuen Ideen und Anregungen in der Küche Ausschau hielt. Bunny und Minako dagegen würden das andere Foto sicher mehr schätzen. Und Ami? Bei der hatte sie im Augenblick vermutlich Glück falls sie bei all der Lernerei überhaupt mal auf ihr Smartphone blickte. Rei hob ihr Handy etwas an. «Einverstanden», stimmte sie Jedites Idee zu und öffnete ihre LINE-Einstellungen, um ihm ihren QR-Code zu präsentieren.

Die Kamera des IPhones klickte noch einmal, dann öffnete sich auf ihrem Display ein neuer Chat, in dem prompt das Bild erschien. «Ich antworte nicht auf Nachrichten, die mir während des Unterrichts geschickt werden», erklärte Rei beiläufig, während sie das Foto in die andere Gruppe warf. «Nur damit du es weißt. Da versteht meine Schule gar keinen Spaß.»

Jedite nickte. «Zu Schulzeiten schlafe ich ohnehin», erinnerte er sie. «Aber wenn dir gegen vier Uhr früh mal langweilig ist, kannst du mir gerne ein paar Musikwünsche schicken.»

«Musikwünsche?», fragte Rei zurück.

«Normalerweise habe ich genug Hörer, die sich etwas wünschen wollen, aber irgendwann zwischen drei und vier gehen die meisten halt ins Bett. Und dann wird es etwas langweilig, bis die ersten wieder in Richtung Arbeit pendeln.»

«Ich fürchte, ich gehöre auch zu dieser langweiligen Sorte Mensch, die zwischen drei und vier Uhr früh zu schlafen pflegen», scherzte Rei.

Jedite fuhr sich durch die Haare, was den leichten Geruch nach Schwefel verstärkte, der seit dem Bad an ihm haftete. «Bedauerlich», entgegnete er. «Dann muss ich wohl weiter Minecraft spielen.»

Neflite blickte in die Sterne und versuchte etwas aus ihnen herauszulesen. Das Ganze wurde ihm durch das Schnarchen erschwert, das aus dem Nissan Micra kam. Bunny und Naru hatten den Alfa Romeo zwar sofort überwachen wollen, als sie ihn auf dem schwach erleuchteten Parkplatz eines Ryokan ausgemacht hatten, doch allzu lange hatten die zwei es auf ihrem Posten nicht ausgehalten. Jetzt schliefen sie mehr schlecht als recht in ihre Sitze gekuschelt und waren vermutlich froh darum, dass es eine warme Sommernacht war.

Über ihm leuchtete Perseus, der große Held der griechischen Antike. Sein Einfluss förderte Jagdglück, Heldentaten und schnödes Angebertum. Zoisite war dieser Tage vermutlich bester Stimmung.

Und er?

Er blickte stumm zum Auto zurück. Bunny konnte sagen, was sie wollte, er glaubte ihrer Theorie einfach nicht. Mamoru hatte nicht so getan, als habe er Fieber. Das war einfach nicht seine Art.

Und selbst wenn, Kunzite und Jedite zu belügen, war eine Sache, aber ihn? Was hätte es ihm gebracht? Machte er nicht eh immer jeden Unsinn mit? Nein, Mamoru war kein Lügner, auch wenn es nicht erklärte, wie sein Auto hierher gekommen war.

Hatte Zoisite es sich am Ende ausgeliehen? Unwahrscheinlich. Das eine Mal, wo er zu fahren versucht hatte, war er kaum aus der Parklücke gekommen. Und Kunzite hatte er bei seiner Rückkehr in die Wohnung selbst gesehen. Hätte er den Wagen genommen, er hätte ihn mit vollen 240 km/h über die Autobahn jagen müssen. Etwas, was er ihm nicht zutraute. Vielleicht hatte Mamoru ihn Motoki geliehen und vergessen, es ihnen zu erzählen.

Möglichkeiten gab es viele.

 

Nachdenklich zog er sein Handy hervor. Vielleicht sollte er den Einfluss der Venus nutzen, so lange er noch konnte und einfach nachfragen. Selbst wenn Mamoru ihm nicht antworten konnte, Kunzite konnte es bestimmt.

«Wow», murmelte Rei, als sie die ersten Hortensien am Wegrand erblickten. Große dunkelblaue Blüten rahmten den schmalen Steinpfad ein, der sich langsam, aber sicher den Berg hinauf zog. An günstigen Stellen konnte man auf den Ashi-See hinabsehen, wo sich die bunten Piratenschiffe für die Touristen inzwischen wieder in Bewegung gesetzt hatten. Rot und grün glänzten ihre bemalten Rümpfe auf dem Wasser und wenn man sich anstrengte, konnte man sogar die japanische Flagge am Bug flattern sehen.

Am Horizont konnte man außerdem die Umrisse des Fuji erahnen.

Jedite blickte den Weg hinauf. Er wollte Rei die Stimmung nicht verderben, aber abgesehen von ein paar weißen Hortensien, die sich in das dunkelblaue Meer verlaufen hatten, fiel ihm absolut nichts Ungewöhnliches auf. Das hier war ein ganz normaler Weg, abgenutzt und erkundet von Hunderten von Touristen, die über Wochen und Monate in den Amidaji-Tempel geströmt waren. Da es noch früh am Morgen war, hatten sie noch nicht viele andere Menschen getroffen, aber mit jeder Stunde, die sie hier verbrachten, wurde die Wahrscheinlichkeit größer, auf eine Wandergruppe oder andere Individualtouristen zu stoßen.

Nachdenklich blickte er zu Rei. «Der Tempel ist nicht mehr weit von hier», stellte er fest.

Sie nickte. «Etwa 20 Minuten», stimmte sie ihm zu.

«Könnte es sein, dass dein Priester sich geirrt hat?», fragte er weiter. «Ich meine, das hier scheint mir doch nicht unbedingt ein Youma-Jagdgebiet zu sein. Hier ist viel Durchgangsverkehr, besonders zu den Stoßzeiten und die Priester könnten sich leicht zu einem Problem entwickeln. Es wäre taktisch sehr viel klüger, sich in andere Teile des Nationalparks zurückzuziehen.»

«Du denkst an Aokigahara?», fragte Rei.

Jedite nickte. «Der Wald ist nicht so weit von hier und hat einen entsprechenden Ruf. Dort könnte man Leute ganz offen verschwinden lassen und niemand würde sich darüber wundern.»

«Ehrlich gesagt habe ich auch schon überlegt, ob der Priester vielleicht die negativen Energien eines Touristen aufgeschnappt hat», gab Rei zu, «Aber auch das ist seltsam. Ich meine, die Priester leben hier nicht erst seit ein paar Tagen. Sie sehen das ganze Jahr über Menschen kommen und gehen. Und da sind mit Sicherheit genug dabei, die ein Problem mit ihrer Aura haben.»

«Vielleicht sind wir ja auch einfach zu früh dran», mutmaßte Jedite, während er sich an einer weiteren Hortensie vorbeischob. Er konnte nicht wirklich daran glauben, aber die Möglichkeit bestand natürlich.

Ein intelligenter Youma würde sich vielleicht eher auf die letzten Minuten des Tages konzentrieren. Das erhöhte zwar die Chance, dass das Personal im Hotel sich wunderte, wo seine Gäste abgeblieben waren, bot aber durch das schwindende Tageslicht auch mehr Versteckmöglichkeiten am Wegesrand. Die Hortensien lähmten den Geruchssinn, das schwindende Tageslicht, die Sehkraft und die ungewohnten Geräusche der Natur sorgten dafür, dass zumindest die Städter ihren Ohren nicht mehr trauen konnten. Damit konnte man arbeiten, zumindest wenn man keine Angst vor Suchaktionen hatte. Nur wer musste keine Angst vor Suchaktionen haben?

 

Noch während er über diese Frage nachdachte, durchbrach ein leises Stöhnen die morgendliche Stille. Ein paar Hortensien weiter wackelte das Blattwerk und eine alte Frau in einem zerschlissenen schwarz-weißen Kimono stolperte aus dem Busch hervor. «Dem Himmel sei dank», entwich es ihr, bevor sie auf dem Weg zusammenbrach.

Rei warf ihm einen geschockten Blick zu, dann eilte sie zu der alten Dame. «Was ist mit Ihnen? Was haben Sie denn?», fragte sie, während sie neben ihr auf die staubige Straße sank.

«Ach Kindchen», hörte Jedite die Alte schnarren, «Dieser Wald ist so groß. Ich habe mich verlaufen. Und jetzt tun mir die Füße so weh. Ich fürchte, ich kann keinen Schritt mehr gehen.»

«Das ist ja schrecklich», entgegnete Rei, «Ich kann schnell zum Tempel laufen und Hilfe holen.»

Die Alte schüttelte den Kopf. «Oh nein, nein», schnarrte sie, «Ich will den Priestern nicht zur Last fallen, aber vielleicht könnte dein Freund mich ein Stück tragen?»

Jedite hob die Augenbrauen. Klar, den Priestern wollte sie nicht zur Last fallen, aber ihm war zuzumuten, die Alte bis zur Bergstation zu schleppen? Was war er? Ein Esel? Und überhaupt? Sie hatte sich verlaufen? Hier kam doch gefühlt alle zwei Meter ein neues Ziel in Sicht. Ging man abwärts, kam man früher oder später automatisch an den See oder an eine der Bahnstationen, von der aus man dorthin zurückfahren konnte und ging man aufwärts, musste man nur dem Weg folgen, um früher oder später am Tempel herauszukommen. Wie konnte man sich da verlaufen?

Und wenn diese Frau sich nicht verlaufen hatte ...

 

«Vorsicht!», entfuhr es ihm, doch es war schon zu spät. Der Mund der Alten öffnete sich, Rei warf sich nicht sehr elegant zur Seite und etwas langes Klebriges zischte knapp über sie hinweg.

«So ein unfreundlicher Kerl», schnarrte die Alte und das lange, rosafarbene Ding zuckte gefährlich mit. Dann zischte es in seine Richtung und Jedite wurde klar: Das war nicht etwa ein Seil! Das war eine riesige, eklige Zunge! Und sie war deutlich agiler, als man es von so einem Ding hätte erwarten sollen.

Eilig machte er einen Satz zurück, dann wich er nach links aus, doch die merkwürdig gespaltene Spitze machte die Drehung einfach mit. Speichel tropfte von den Papillen und machte das Ganze gleich noch widerlicher. Wie kämpfte man bitte gegen eine Zunge?

Das rosafarbene Gebilde zuckte noch einmal, dann schoss es knapp an seinem Kopf vorbei.

«Es wäre nett, würdest du einfach stillhalten», forderte die Alte und Jedite beschloss, das würde er ganz sicher nicht tun. Er duckte sich ein weiteres Mal unter dem rosafarbenen Ding hinweg. Speichel tropfte vor ihm auf den Weg und hinterließ eine widerlich dunkle Spur auf den grauen Steinen, die unheilvoll zu rauchen begann.

Die Spitze hatte inzwischen die Richtung gewechselt und zischte erneut auf ihn zu. «Es geht auch ganz schnell», schnarrte die Alte. Die Zunge schoss näher und näher. Dann zischte es aus der anderen Richtung und eine weiße Klinge bohrte sich in rosafarbenes Fleisch. Blut spritzte, die Alte schrie und Neflite zog angeekelt sein Schwert zurück.

«Du schuldest mir was», erklärte er, bevor er einen eleganten Satz zurück machte.

 

Die Alte starrte sie wütend an. «Drei zzzum Preisss von einem», lispelte sie, während ihre Zunge sich aufrichtete, als wäre sie eine Schlange und nicht etwa ein Körperteil.

«Bedaure, wir sind ungenießbar», gab Jedite zurück und warf einen vorsichtigen Blick zu Neflite und seinem Schwert. Dieses hatte inzwischen ebenfalls zu rauchen begonnen.

«Bitte sag mir, du hast einen Plan», bat er seinen Freund, der damit beschäftigt war, die Klinge an einer der Hortensien abzuwischen.

«Ehrlich gesagt, dazwischen gehen und deinen Hintern retten, war mein Plan. Wer ist die Alte? Und wieso will sie dich ablecken?», fragte er.

Jedite machte einen schnellen Satz nach rechts. «Gute Frage. Ich sag’s dir, wenn ich’s rausgefunden hab.»

Rei lag hinter einem Hortensienstrauch und ärgerte sich. Da glaubte sie ein einziges Mal an das Gute im Menschen und dann ... Dann entwickelte die hilflose alte Oma auf einmal eine Monsterzunge. Beinahe hätte die Alte ihr das Ding mitten ins Gesicht gerammt und sie? Sie hatte nicht mal die Veränderung der Energieströme bemerkt.

Wütend ballte sie die Hände zur Faust.

Wie konnte dieser Youma es nur wagen?

 

«Macht des Marskristalls! Verwandle mich!», rief sie in den Strauch hinein und spürte, wie ihre Kraft schlagartig zunahm. Jetzt konnte sie die Macht des Youmas spüren. Es war eine alte Energie, die ihr bisher entgangen war. Ungewöhnlich mächtig und doch so fein mit der Umgebung verstrickt, dass sie hinter den Pflanzen beinahe untergegangen war.

Ein Stück den Weg hinauf, machte Jedite einen weiteren Satz, um der Zungenspitze zu entkommen. «Jetzt habe ich aber genug!», hörte sie ihn schimpfen, dann spürte sie, wie seine Energie rapide zunahm. Weißer Nebel stieg vom Boden auf, es wurde spürbar kälter und Rei ahnte, er hatte vor diesen Youma einzufrieren.

Der Körper der Alten stand noch immer unbewegt mitten auf dem Weg, nur ihre Zunge ragte in den Nebel hinein. Es knackte gefährlich. Einmal, dann noch einmal.

Dann schnellte die Zungenspitze nach oben. Scheinbar hatte sie sich aus dem Eis herausgeätzt.

Rei öffnete den Mund bereit eine Ansage zu machen, da durchdrang ein wütendes «Halt!» den Kampflärm. «Wie kannst du es wagen meine Bemühungen zu untergraben, meinem Freund die Regeln von Hakone beizubringen? Ich bin auserwählt, ich kämpfe für Liebe und Gerechtigkeit! Ich bin Sailor Moon und im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen!»

Rei legte den Kopf schief. Bunny war hier? Und Mamoru auch? Aber der hatte doch Fieber? Hatten Neflites Medikamente so schnell angeschlagen? Das konnte doch gar nicht sein. «Hä?» entfuhr es ihr. Gott sei dank war sie nicht die Einzige, die ungläubig starrte. Die alte Frau, ja sogar Jedite und Neflite guckten Bunny verdattert an.

«Hast du sie mitgebracht?», hörte Rei Jedite fragen, dann war der Bann gebrochen.

«Licht des Silbermonds, schein und heile!», hörte sie Bunny rufen, und goldenes Licht hüllte den Youma ein. Er gab ein ungesundes Seufzen von sich, dann zischte seine Zunge auf Bunny zu. Diese ließ sich fallen. «Warum funktioniert das nicht?», jammerte sie und Rei musste zugeben, dass sie auf die Frage auch keine Antwort hatte.

«Feuerschlange, flieg!», befahl sie und sah, wie ihre Flammen auf die Zunge zurasten. Das Feuer schluckte rosiges Fleisch und die Alte stieß ein ohrenbetäubendes Jaulen aus. Schien als wäre sie zumindest nicht unverwundbar.

«Heiß, heiß, heiß!», hörte sie Bunny jammern, dann war ihre Freundin wieder auf den Beinen. «Pass doch auf wen du anbrennst!», beschwerte sie sich. Der Youma schnalzte mit der Zunge, auf der sich dicke, gelbe Brandblasen zu bilden begannen und blickte misstrauisch von einem zum anderen.

Neflite hob sein Schwert. «Es funktioniert nicht, weil sie kein klassischer Youma ist», informierte er Bunny. Die schaute ihn beunruhigt an. «Oh je oh je. Und was mach ich jetzt?», wollte sie wissen.

«Die Frage ist wohl eher ‹Woher weißt du das?›», platzte Rei dazwischen. Neflite deutete mit der Schwertspitze auf die alte Frau. «Spürst du es nicht?», fragte er zurück. «Ihre Energie ist kein Ball aus dunkler Macht, die in ein Gefäß gestopft wurde, um einen willigen Golem zu erschaffen» Er blickte zu Jedite, «Nichts für ungut.»

Dieser schüttelte den Kopf. «Nein, nein. Ich stimme dir zu. Sie ist voller Hunger und Bosheit, aber sie ist es nicht, weil es ihr jemand eingepflanzt hat. Sie ist kein Youma. Sie ist ein Yokai.»

Die Zunge der Alten setzte sich wieder in Bewegung, schnappte nach den Füßen ihrer Begleiter, doch die nutzten die Chance und sprangen ein weiteres Mal aus dem Weg.

«Versuch, sie nicht zu heilen, Sailor Moon!», rief Neflite, während er ein weiteres mal mit dem Schwert auf die Zunge losging. «Versuch sie zu verletzen.»

Bunny nickte, wenn auch verunsichert. «In Ordnung!», rief sie dann, «dann machen wir’s einfach alle zusammen.» Wie in alten Zeiten griff sie nach ihrem Diadem: «Mondstein», begann sie ihren Angriff. Rei faltete die Hände. «Feuerball», intonierte sie. Auf der anderen Seite ballte sich Energie zusammen. «Flieg!» rief sie.

«Und sieg!», ergänzte Bunny. Ihr Diadem tauchte in die Flammen, sammelte sie um sich her und schoss direkt auf die Alte zu. Von der anderen Seite traf sie eine weitere Welle Energie. Sie brüllte, der Körper schwankte und als sich Staub und Rauch gelegt hatte, war da einfach gar nichts mehr.

 

Bunny schenkte ihr einen besorgten Blick. «I-Ist sie entkommen?», fragte sie. Rei horchte in sich hinein. Sie konnte die Energie des Waldes spüren, die Aura der Hortensien. Doch die der Alten?

«Ich glaube nicht», entgegnete sie leise, doch insgeheim wusste sie: Sicher war das nicht.

Der Staub hatte sich noch nicht endgültig gelegt, da hörte Neflite bereits seinen Namen. Er kam von der nächsten Wegbiegung, an der sie Naru mit der wohl blödesten Ausrede der Welt hatten stehen lassen. Schnell ließ er sein Schwert verschwinden und machte ein paar Schritte in ihre Richtung. «Komme schon», rief er, auch um sie davon abzuhalten, planlos näher zu kommen.

«Und wer ist das?», fragte Jedite neben ihm, doch Neflite ignorierte ihn großzügig. Statt zu antworten, packte er einfach nur seinen Arm und zog ihn unwirsch mit.

«Naru?» rief er, während er um die nächste Kurve bog, «Naru?»

Dann entdeckte er ihre roten Haare und Erleichterung durchströmte ihn. Scheinbar war ihr nichts passiert. «He, Naru. Guck mal wen ich gefunden habe!»

Das Mädchen musterte Jedite. «Du hast ihn beim pinkeln gefunden?», fragte es ungläubig.

Jedite warf ihm einen bösen Blick zu, dann räusperte er sich. «Scheinbar hatten wir uns den gleichen Baum ausgesucht.»

Naru lächelte verständnisvoll, eine weitere Eigenschaft, die Neflite an ihr so mochte. «Ist Bunny schon zurück?», fragte er möglichst beiläufig.

Naru schüttelte den Kopf. «Leider nicht», informierte sie ihn über das, was er schon wusste.

«Vermutlich hat sie einfach etwas länger gebraucht, um eine unbeobachtete Stelle zu finden», log er weiter. Immerhin konnte er ja nichts dafür, dass sie sich prompt an seine Ausrede dran gehängt hatte, kaum das sie in die Nähe dieses Yokais gekommen waren. Wobei ... Mit Blick auf den Kampf konnte er darüber wohl glücklich sein.

«Jedite hier», erklärte er und klopfte seinem Freund auf die Schulter, «Ist übrigens die Lösung für euer Dilemma.»

Dieser runzelte die Stirn. «Bin ich das? Was für ein Dilemma? Neflite, wovon redest du?»

Er grinste. «Die Sterne wissen alles», entgegnete er, «Oder zumindest ziemlich viel. Perseus hat mich auf deine Spur gebracht.»

«Könntest du das bitte so erklären, dass ich es auch verstehe?», fragte Jedite.

«Ich fürchte, mir musst du das auch erklären», schloss sich Naru an.

Neflite seufzte. «Fein, dann eben noch mal für Anfänger. Du hast dir Mamorus Auto ausgeliehen und deshalb dachte die liebe Bunny, ihr Mamoru wäre ohne sie nach Hakone gefahren.»

Jedite guckte ihn ungläubig an. «Oh», entfuhr es ihm.

«Deshalb musste ich einen orangefarbenen Nissan Micra leihen und mit dieser wandelnden Verkehrsbehinderung hier her fahren, um Mamorus Namen reinzuwaschen. Ich habe die Nacht auf einem Parkplatz verbracht. Und dann war da noch die Sache von eben ... Du schuldest mir etwas mein Lieber.»

Neben ihm hüstelte Naru leise. «So wie du das erzählst, klingt es, als wäre der Ausflug ganz schrecklich gewesen», murmelte sie. «Aber du musst zugeben. Ein paar Sachen waren auch ganz schön. Die ganzen Lichter, als wir am Abend nach Hakone reingefahren sind, der See im Mondschein und die ganzen Sterne. Die sind hier draußen so viel heller als in Tokio. Und weißt du was? Ich habe gelesen, da hinten wäre der ganze Weg gesäumt von den schönsten Hortensien. Das schauen wir uns doch an, oder?» Sie sah ihn bittend an und alle bösen Kommentare über Bunny und ihr Schnarchen erstarben auf Neflites Zunge. «Klar sehen wir uns die Blumen an», versprach er Naru.

«Ihr könntet euch auch noch den Tempel ansehen», schlug Jedite von der Seite vor. «Ich habe gehört, da oben gäbe es schwarze Eier.»

«Schwarze Eier?», fragte Neflite nach.

Jedite nickte. «Schwarze Eier. Sie machen sie hier in den heißen Quellen und sie sind ein sehr beliebtes Souvenir. Ich denke, ihr solltet die wirklich probieren.»

Naru warf ihm einen bittenden Blick zu und Neflite war schon halb drauf und dran, einfach ‹Ja › zu sagen, da fiel ihm ein, dass das potenziell gar nicht so einfach war, wie die anderen sich das vorstellten.

«Ich bin ungern der Spielverderber», murmelte er, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das zeitmäßig so einfach schaffen. Wenn wir jetzt weitergehen und uns den Tempel ansehen und dann müssen wir ja auch noch wieder runter, ins Tal. Und mit dem Micra ... Da sind wir sicher so schon ewig unterwegs.»

Jedite legte den Kopf schief. «Aber fährt so ein Micra nicht locker 150 auf der Autobahn?»

Neflite beschloss, darauf einfach nicht zu antworten. Stattdessen bedachte er seinen Freund mit einem vorwurfsvollen Blick. Ja, vielleicht war das kindisch, aber er hatte nicht vergessen, wem er die Demütigung eines Leihwagens verdankte, auch wenn es vermutlich keine Absicht gewesen war.

Und tatsächlich seufzte Jedite bereits nach einigen Sekunden genervt. «Gib mir den Schlüssel», forderte er.

Neflite warf ihm einen skeptischen Blick zu. «Und dann?», fragte er.

«Dann kannst du Mamorus tollen Sportwagen fahren. Ich bringe den Micra zurück. Du musst nur damit leben, dass unsere Taschen noch im Kofferraum sind.»

Zufrieden zog Neflite den Autoschlüssel aus der Tasche. Das klang wirklich mal nach einem guten Angebot. Vermutlich war es nur ein schräger Versuch sich für die halb gare Rettungsaktion zu bedanken, aber egal. Es funktionierte, auf die gleiche komische Art und Weise auf die Jedites Pläne meist funktionierten, wenn man erst einmal genug Schweiß, Blut und Tränen darin investiert hatte. «Ist das wirklich in Ordnung für dich?» , fragte er noch einmal nach.

Jedite nickte. «Sicher», entgegnete er, «Der Alfa Romeo und ich werden ohnehin keine Freunde mehr.»

Neben ihm räusperte sich Naru leise. «Habt ihr bei der Planung nicht eine Kleinigkeit vergessen?», fragte sie.

Neflite überlegte. Hatten sie?

«Der Alfa Romeo ist doch ein Sportwagen. Also ein Zweisitzer. Wir sind aber zu dritt.»

Neflite stöhnte. Naru hatte recht. Er hatte Bunny in der Gleichung vergessen. Verdammt! Dabei hatte sich das Ganze so gut angehört. Er hätte ein Auto fahren können, dass keinen dummen «Ausländer am Steuer»-Sticker hatte. Eines das überholen konnte und das ordentlich aussah. Er hätte Zeit mit Naru verbringen können. Und dann scheiterte es an -

Jedite verschränkte die Arme vor der Brust. «Gut», murrte er, «Meinetwegen. Dann nehme ich sie halt auch noch. Aber ich werde nicht dafür garantieren, dass ich sie nicht an der Tankstelle aussetze, wenn sie mir auf die Nerven geht.»

Neflite guckte zu Naru. «Ich finde, das ist ein guter Deal», flüsterte er ihr zu.

Sie schaute skeptisch zurück. «Er hat gerade angedroht, meine beste Freundin auszusetzen», entgegnete sie ihm.

Neflite bemühte sich um ein Lächeln. «Ach, das war doch nur ein Scherz», behauptete er. «Ich verspreche dir, ihr wird nichts passieren. Und wenn wir den Alfa Romeo nehmen, können wir vielleicht auch noch eine kurze Fahrt mit dem Boot einschieben»

«Mit dem Piratenboot?», fragte Naru neugierig.

«Ich hatte mehr an so ein Tretboot in Schwanenform gedacht.»

Jedite war übel. Schwanenboote, Zweisamkeit ... Das alles waren Dinge, über die er nicht in Verbindung mit Neflite nachdenken wollte. Im Schwanenbootfall wollte er da überhaupt nicht drüber nachdenken. Eklig kitschiger Kram.

Aber Naru hatte es gefallen. Er hatte ihr Lächeln gesehen, als Neflite mit dem dummen Boot angefangen hatte, und er hatte verstanden, dass das der Moment war, an dem er sich mitsamt dem Schlüssel für den Micra besser verziehen sollte.

Na seinetwegen. Immerhin hatte Neflite ihm wirklich aus der Patsche geholfen. Mit einem Yokai hatte er nicht gerechnet und dann noch dazu mit einem, der in der Lage war, Menschen mit seiner Zunge zu schmelzen.

Nachdenklich lief er den Weg zurück, den Neflite ihn gerade erst vor ein paar Minuten hinuntergezerrt hatte. Hoffentlich ging es Rei gut. Der Sturz in die Hortensien hatte schmerzhaft ausgesehen. Misstrauisch musterte er den Weg und die Blumen, suchte nach Spuren ihres Kampfes, doch abgesehen davon, dass ein paar Sträucher etwas mitgenommen aussahen, fiel ihm nicht wirklich etwas auf.

Und auch die Mädchen waren nicht mehr zu sehen.

Er blieb stehen und überlegte. Vermutlich waren sie vor Neflites Freundin geflohen, die ja scheinbar nicht wusste, was zwei Wegbiegungen weiter geschehen war. Wahrscheinlich in die Büsche und wenn das stimmte, dann half da vermutlich nur ...

Er lehnte sich gegen einen Baum und wartete.

 

«Und Mamoru ist wirklich nicht hier?», fragte Bunny gerade zum dritten Mal. Sie hatten sich ein Stück weiter zurückverwandelt und wollten nun eigentlich zu den anderen zurück. Oder zumindest Rei wollte. Darum nickte sie auch artig. «Das habe ich dir doch schon gesagt», wiederholte sie, «Ich habe mir nur sein Auto ausgeliehen. Weil ein Bahnticket immer gleich so teuer ist.»

Bunny seufzte erleichtert.

«Dein Abendessen sah aber auch teuer aus», murmelte sie. Rei biss die Zähne zusammen. Darüber wollte sie eigentlich nicht sprechen. Immerhin war es doch ein bisschen peinlich, dass sie erst auf den Ausflug bestanden und dann gerade Mal das Trinkgeld (10) bezahlt hatte. Das musste sie auf jeden Fall wieder gut machen. Die Frage war nur wie?

Sollte sie sich ein paar Tage lang den Wecker auf ‹mitten in der Nacht › stellen und sich via LINE-App Lieder wünschen? Kannte sie überhaupt genug Lieder dafür? Und wie oft konnte man sich die Three Lights wünschen, bevor es auffiel?

Nein, das war wohl keine gute Idee. Vor allem mit Blick darauf, dass sie um 4 Uhr nachts noch reizbarer war als sonst.

Sie brauchte etwas anderes. Etwas Einfaches.

Langsam glitt ihr Blick zu Bunny.

«Du sag mal», fragte sie betont unschuldig, «Wenn du Mamoru in nächster Zeit etwas Gutes tun wolltest, was würdest du tun?»

Ihre Freundin legte den Kopf schief und überlegte: «Neflite meinte, ich soll ihm eine Suppe kochen», erklärte sie, «Aber ehrlich gesagt, war ihm meine Letzte doch ein bisschen zu scharf. Und ich möchte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Aber Ende des Monats ist doch Sumidagawa Hanabi (11). Da würde ich gerne hin. Die ganzen Stände, das tolle Feuerwerk. Das würde Mamoru bestimmt gefallen.» Glücklich warf sie die Hände in die Luft. «Das ist eine tolle Idee, Rei. Ich werde ihm gleich schreiben und fragen, ob er nicht Lust hat, mit mir hinzugehen.» Eifrig zückte sie ihr Handy und begann zu tippen.

Einen Augenblick lang beobachtete Rei wie Bunnys hasenförmiger Handyanhänger im Takt mit ihren Fingern wackelte, dann wandte sie sich ab. Zugegeben, die Idee war nicht schlecht, aber wenn Bunny das jetzt plante, konnte sie es schlecht nachmachen. Oder vielleicht doch?

«Du Bunny?», fragte sie und lenkte ihre Freundin so für einen Moment von ihrem Handy ab, «Stört es dich, wenn ich auch Pläne für das Hanabi mache?»

Sie runzelte die Stirn. «Mit Mamoru?», fragte sie misstrauisch.

Rei schüttelte eilig den Kopf. «Oh Gott, nein. Natürlich nicht», entfuhr es ihr und Bunny wandte sich prompt wieder ihrem LINE-Chat zu. «Dann mach ruhig», murmelte sie. «Vielleicht laufen wir uns da ja sogar über den Weg.»

«Wo lauft ihr euch über den Weg?», fragte Jedite, der ein paar Meter weiter an einem Baum lehnte.

Rei runzelte die Stirn. Sie hatte ihn nicht bemerkt. «Geht es dir gut?», fragte sie, auch um Bunny davon abzuhalten, ihm vielleicht unbedacht auf seine Frage zu antworten. Doch deren Handy gab ein leises Pling von sich, was sofort ihre komplette Aufmerksamkeit auf sich zog. Vielleicht war es Mamoru, dessen Zustand sich inzwischen so weit gebessert hatte, dass er eine Antwort schicken konnte, vielleicht ließ er auch Kunzite für sich tippen. Sie wusste es nicht, es war ihr aber auch egal. Wichtig war nur, dass Bunny glücklich lächelte und sich sofort daran machte, ihm eine Antwort zu schreiben.

Jedite seinerseits zuckte mit den Schultern. «Mein Stolz hat einen Knick, aber das bin ich schon gewohnt», entgegnete er. «Dieser Yokai war wirklich ekelhaft.»

Rei senkte den Blick. «Es tut mir leid», erklärte sie, «Ich hatte mit einem Youma gerechnet, nicht mit Shitanaga uba.»

«Heißt sie so?», fragte Jedite.

Rei zuckte mit den Schultern. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie schon mal Jemand danach gefragt hat», entgegnete sie. «Die meisten sind vermutlich mit der Zunge beschäftigt. Aber es gibt Geschichten von einem Yokai, mit ähnlichen ... äh ... Merkmalen.»

«Shitanaga uba.»

Sie nickte.

«Also, wo wollte Bunny dich treffen?», hakte Jedite noch mal nach.

Rei seufzte. Es hatte ja doch keinen Sinn. Je länger sie es vor sich herschob, desto schwerer würde es werden. Und das letzte was sie wollte war, dass Bunny anfing spitze Bemerkungen fallen zu lassen, weil sie mitbekommen hatte, dass sie sich mit dieser Sache schwertat. Oder schlimmer, dass sie am Ende doch den blöden Musikwunschplan in die Tat umsetzen musste.

«Bunny hat vorgeschlagen in zwei Wochen zum Sumidagawa Hanabi zu gehen», erklärte sie. «Sie will Mamoru mitnehmen und ich hatte gedacht ... Na ja, da sind wirklich viele Menschen. Da kann es sicher nicht schaden, wenn jemand in der Nähe ist. Nur für den Fall, dass es da auch einen Yokai gibt?»

Jedite schaute sie skeptisch an. «Einen Yokai, auf einem Fest voller Leute?», fragte er nach.

«Nun, der Letzte hat sich immerhin mitten in einem Touristengebiet versteckt», erinnerte sie ihn. «Ich denke wirklich, wir sollten da auf Nummer sichergehen.»

«Dann gehen wir also zu diesem Feuerwerk?»

«Ja, ich denke das sollten wir tun.»


Nachwort zu diesem Kapitel:
(1) Japanische Drogeriekette, die auch Medikamente verkauft, solange sie nicht verschreibungspflichtig sind. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(2) Koreanische Boygroup Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(3) Bei Japans Autovermietungen gibt es seit einiger Zeit einen hilfreichen Heckaufkleber, der Autofahrer auf ‹Ausländer am Steuer › hinweist. Er soll dafür sorgen, dass die Leute mehr Rücksicht auf die potentiell nicht Linksverkehr gewohnten Gäste nehmen.

(4) japanische Idolgroup

(5) Ein Parkplatz auf dem man im Auto übernachten darf. An Überlandstraßen sind sie in der Regel ausgeschildert. Die Nutzung ist idR. gratis. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(6) Beliebter Messenger-Dienst, vergleichbar mit WhatsApp. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(7) Eisspezialität

(8) Onsen Manju sind "gedämpfte Brötchen von heißen Quellen" und mit einer süßen roten Bohnenpaste gefüllt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(9) Besondere Form des Abendessens, die im Ryokan serviert wird. Normalerweise bestehend aus mehreren Gängen, die sowohl lokalen Köstlichkeiten als auch saisonale Spezialitäten beinhaltet und besonders liebevoll angerichtet wird. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
(10) Trinkgeld ist in Japan ja eigentlich eher unüblich. Im Ryokan gibt man ausnahmsweise aber gelegentlich doch mal eins.

(11) Feuerwerksfest am letzten Samstag im Juli, das bereits seit 1733 am Fluss Sumida stattfindet und normalerweise tausende Besucher anzieht. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T22:49:52+00:00 31.10.2021 00:49
Und das letzte Kapitel erreicht!
Rei macht sich Gedanken darüber, wie sie sich bei Jedite revanchieren kann. Das ist so typisch Rei. Sie kann seine Freundlichkeit einfach nicht einfach nur annehmen. Ich wäre ja für das Musikwünschen in der Nacht gewesen, aber Feuerwerk ist wahrscheinlich romantisch und schöner, aber Rei bringt das echt unbeholfen rüber xD Aber ich freue mich, dass die Geschichte mit den beiden hier zwar endet, aber in meinem Kopf weitergehen kann.

Ich bedanke mich noch einmal herzlichst für diese wunderschöne Geschichte. Ich hatte viel Spaß sie zu lesen und hatte auch gar nicht mit dem Pairing gerechnet. Mein Wunschzettel ist was das angeht einfach zu lang und ich vergesse meistens selbst was drauf steht, aber somit konntest du mich überraschen und ich hab mich sehr drüber gefreut.
Vielen Dank. Mal sehen, wie lange es dauert bis wir uns beim Wichteln wieder treffen ;)
Antwort von:  _Delacroix_
01.11.2021 14:57
Hi Chiara,

danke für die Fülle an Kommentaren. Keine Sorge, ich hatte gar keine Bedenken, dass du die Fic vergessen haben könntest. Im Gegenteil. Ich bin auch davon ausgegangen, dass du lieber wartest, bis die Kapitel alle online sind.
Und das war ja ne ganze Menge, auch wenn einige Kapitelchen eher kurz geraten sind, weil die Charas da halt gerade nicht so viel zu sagen hatten.
Möglicherweise hätte ich die Fic auch gar nicht eingeteilt, hätte ich nicht Sorge gehabt, dass es dann vielleicht zu lang geworden wäre. Ich wollte ja auch keinen Leser erschlagen.^^

Was die Musik betrifft, hab ich ehrlich gesagt, einfach nur in die aktuellen Charts gegriffen, einmal gerührt und was rausgezogen, wo ich mir dachte, das ist gerade recht weit oben und wird sicher öfter gespielt. Ein weiterer Vorteil der Modernisierung. Lieder aus den 90'igern zu finden, wäre sicher etwas schwieriger gewesen.

Und zu den Jobs. Am Anfang hatte ich eigentlich nur gedacht: Selbst Jemand, der wie Mamoru, scheinbar viel Geld geerbt hat (Immerhin wohnt er in guter Lage und hat ein teures Auto, obwohl er als Student nicht so viele Einnahmen haben kann), wird vermutlich schlucken, wenn er plötzlich vier Köpfe mehr mit durchfüttern soll. Also müssen die Jungs sich irgendwie selbst versorgen.
Neflite war dann am einfachsten, weil der ja schon in der Serie immer als (Life-)Coach aufgetreten ist, so dass ich mir dachte, okay wirfst du ihn wieder in die Richtung. Das lief ja schon mal ganz gut und Tennis kann er ja, das war im Anime ja gut zu sehen. Dann dachte ich mir, für Jedite knüpfe ich am besten auch bei den Tarnidentitäten wieder an und suche was aus, wo er möglichst noch Zeit hat ein Auge auf Mamoru zu halten. Die anderen Beiden wurden dann schwierig, weil sie ja nie wirklich mit Alias gearbeitet hatten. Vor allem Kunzite nicht. Aber dann dachte ich mir, dass Zoisite sicher auf hübsche Fotos (Und Testprodukte, die auf sein Urteil warten) abgeht, und dann ist er irgendwie in diese Influencer-Ecke gerutscht und Kunzite ... Da bin ich irgendwie nicht am Wach-/Schutzsektor vorbeigekommen. Naja, und als ich mit deiner Fic gerade soweit durch war, berichtete Arcturus mir, dass sie jetzt ja Ersatz für Irish braucht und da dachte ich: Wo Kunzite schon mal charakterisiert ist, kann ich ihn auch gleich übernehmen und mit Minako nach Roppongi schicken. Das bot sich sooo schön an.
Außerdem hatte ich tatsächlich Hoffnung, dass das vielleicht ein bisschen Verwirrung stiften kann. (Die hatte ich auch schon, als ich mit Carmen angefangen hatte, da aber aus anderen Gründen.^^)

Ehrlich gesagt: Ich mag Naru. Ich fand es immer schade, dass sie in den späten Staffeln nur noch selten aufgetreten ist, weil ich ihre Dynamik mit Bunny eigentlich immer nett fand. Sie wirkte auf mich immer wie eine gute Freundin. Entsprechend fand ich es schön, dass ich die Chance hatte, sie mal mit einzubauen. (Und zwar ohne das sich ein Monster auf sie stürzt). Eigentlich hätte sie sich mal die Rolle als Hauptchara verdient^^

Jedenfalls hat es mir wirklich viel Spaß gemacht, dir die Geschichte(n) zu schreiben.^^
Und ich bin mir sicher, früher oder später landen wir beim Wichteln bestimmt wieder in einer Gruppe.
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T22:43:22+00:00 31.10.2021 00:43
Im Gegensatz zu Jedite kann ich mir Neflite und Naru sehr gut in einem Schwanenboot vorstellen. Und nun muss er erstmal auf die Mädchen warten, aber er macht sich Sorgen um Rei. Sie sind sich innerhalb eines Tages wirklich ein Stückchen näher gekommen, ohne jetzt aber hals über Kopf ineinander verliebt zu sein und das reicht mir völlig.
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T22:40:13+00:00 31.10.2021 00:40
Zum Glück wurde Naru zurückgelassen und so musste sie nicht einer ekligen Zunge ausweichen. Die Ausrede wäre ja okay gewesen, wenn nur Neflite sie benutzt hätte und sich Bunny nicht ran gehängt hätte. Das war jetzt nicht so klug. Zumindest macht Naru daraus jetzt keinen Riesenaufstand wie Bunny ihn wohl gemacht hätte, wenn das Mamoru und Rei gewesen wären die zusammen im Wald verschwunden sind.
Ich mag Neflites Zusammenfassung der Ereignisse, aber Naru hat Recht es gab auch schöne Momente. Und Jedite revanchiert sich direkt damit, dass er den beiden noch einen schönen Tag ermöglicht und sie so endlich ihr Date ohne Bunny im Schlepptau haben. Davon hätte ich jetzt auch gerne noch mehr gelesen, aber es geht hier ja um Rei und Jedite. Aber danke auf jeden Fall für den Naru/Neflite Content, den ich hier bekommen habe *-*
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T22:09:45+00:00 31.10.2021 00:09
An dieser Actionsequenz mag ich vor allem, dass sie sofort als Team gemeinsam funktionieren, obwohl sich hier ehemalige Feinde verbinden, die sich aber trotzdem oder gerade deswegen so gut kennen. Rei weiß sofort, was Jedite vor hat, während Neflite sich noch an Sailor Moons alte Waffe den Diadem erinnert und ihr den richtigen Tipp gibt, was ja sonst eher Mamorus Aufgabe als Tuxedo Mask ist. Auf jeden Fall super Teamarbeit und sie scheinen ja erstmal gewonnen zu haben. Hoffentlich bleibt es auch so und die armen Touristen sind erstmal wieder safe.
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T21:52:55+00:00 30.10.2021 23:52
Ich würde so gerne mit Rei tauschen, um auch diesen Ausblick zu haben. Ich stelle es mir zumindest wunderschön dort vor *-*
Für den Actionteil kann Rei das aber gerne wieder erledigen. Ich hätte mich sicher nicht mehr rechtzeitig zur Seite werfen können, aber zum Glück kommt Neflite zur Rettung und Jedite wird nicht abgeschlappert. Das wäre sicherlich eklig geworden und rauchen anzufangen klingt auch nicht so vielversprechend. Jetzt brauchen sie nur noch einen Plan, um da heil wieder rauszukommen.
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T21:39:11+00:00 30.10.2021 23:39
Ich frag mich wie lange sie wohl das Auto gesucht haben. Klar ist Hakone nur eine Kleinstadt, aber da gibt es sicher immer noch unzählige Parkplätze. Kein Wunder, dass Naru und Bunny direkt eingeschlafen sind.
Und endlich hat einer den Verstand der Sache mal auf den Grund zu gehen. Gott sei Dank Neflite. Ich wäre sonst wirklich enttäuscht xD
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T21:35:29+00:00 30.10.2021 23:35
Ah und sie beginnen ein wenig zu flirten und tauschen Handynummer aus *-* Das war glaube ich meine Lieblingsszene der Geschichte (oder zumindest eine von meinen Lieblingsszenen). Wie Rei automatisch davon ausgeht, dass er ihr während des Unterrichts schreiben könnte, was ja bedeutet, dass sie irgendwie ja impliziert, dass er ihr weiter schreiben kann, solange es nicht während des Unterrichts ist. Und wie er entgegnet sie könnte ihm ja mitten in der Nacht schreiben und sich Songs wünschen. Das ist so ein subtiles Herantasten. Also das mochte ich wirklich sehr sehr gerne! *-*
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T21:30:47+00:00 30.10.2021 23:30
Also irgendwie kann ich kein Mitleid mit Bunny haben. Aber ich mag generell keine Menschen, die nur am Jammern und Klagen sind. Aber immerhin kommt jetzt endlich die Wahrheit raus, auch wenn keiner von ihnen auf die Idee kommt einfach mal bei Kunzite anzurufen und nachzufragen, ob Mamoru vllt im Bett liegt xD
Aber naja für Story sake geht es halt weiter mit dem Wirrwarr.
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T00:07:48+00:00 30.10.2021 02:07
Während Neflite halb Pech mit seiner Gesellschaft hat, haben Jedite und Rei es schön. Ich würde mich glaub ich in so einem Onsen auch gut entspannen können und das Gasthaus klingt wirklich bezaubernd. Gut, dass Jedite keine Rucksacktouristen mag xD
Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T00:05:23+00:00 30.10.2021 02:05
Armer Neflite. Auf was hat er sich da bloß nur eingelassen? Man muss ihm das schon lassen, was er alles für Naru bereit zu tun ist. Immerhin nimmt Bunny das einfach hin, dass er wieder da ist, denn schließlich hat sie Wichtigeres im Kopf. Aber wirklich armer Neflite. Ich würde ihm die Zeit mit Naru gönnen ohne Bunny im Schlepptau, aber er hat leider Pech.


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