Eine Begegnung verändert alles von Charly89 (Daryl und Matt) ================================================================================ Kapitel 12: Absolutes No-Go --------------------------- Daryl Wer mit den Wölfen heult, wird mit den Wölfen gejagt aus Finnland Mein Bein schmerzt wie die Hölle. Dieser blöde Mistkerl hat es tatsächlich gewagt auf mich zuschießen! Leider muss ich mir eingestehen, dass ich unvorsichtig war. Meine Emotionen haben mich zu sehr beschäftigt … Sie hat mich zu sehr beschäftigt und ich habe zu spät gemerkt, dass sich jemand in mein Haus geschlichen hat. Viel zu spät. Der Schlag kam aus dem Nichts. Der Kerl wusste was er tat. Jeder Schlag hatte gesessen. Ich habe mich gewehrt, hatte aber keine wirkliche Chance. Als er mich endlich am Boden hatte zog er die Knarre. Nicht das erste Mal das ich diese Situation hatte, allerdings wunderte ich mich. Der Typ hatte eine Waffe, schlug mich aber zusammen um mich fertig zu machen bevor er mich bedrohte. Das hatte eher persönlichen Charakter, aber ich kenne ihn nicht. Und dann … „Sie ist nicht mehr hier … Wo ist sie?“, fragte er mich und aus seinen Augen glühten vor Verachtung. Sie. Ich wusste sofort, dass er Mia meinte, aber ich stellte mich dumm. Und bereute es. Zwei Schläge, perfekt platziert, und mir kam meine Tagesration Essen hoch. Und die Vermutung, dass ich hier denjenigen vor mir hatte, der Juri so zugerichtet hatte. Das konnte noch witzig werden. „Wo ist sie?“, fragte er erneut. „Keine Ahnung“, hustete ich schließlich. Ich wusste es ja wirklich nicht. Nachdem ich sie und Juri vor die Tür gesetzt hatte, hatte ich alles versucht um mich abzulenken. Partys, Rennen fahren … nichts hat wirklich geholfen. Mein schlechtes Gewissen plagte mich, obwohl ich mir sicher war, dass es richtig war sie rauszuschmeißen. Ich habe es nicht mal fertiggebracht, eines der Püppchen abzuschleppen. Ich konnte es einfach nicht. Ich wusste, dass es nicht so wie mit ihr sein würde. Wusste, dass es einfach nur so wie sonst sein würde; leer und bedeutungslos. Außerdem geisterte mir immer wieder die Frage im Kopf herum, was wäre, wenn sie dringend Hilfe braucht. Und dann redete ich mir immer wieder ein, dass es für den Schutz meines Bruders war … Und doch. Sie fehlte mir, ich machte mir Sorgen um sie und mehr als einmal war ich kurz davor nachzugeben und sie anzurufen. Mit einem, „Na dann frage ich mal deinen Bruder …“ riss mich der Kerl aus meinen Gedanken. Mir gefror das Blut in den Adern. Ich hatte geflucht, ihn bedroht, versucht ihn zu provozieren; alles um zu verhindern das er Matt in diese Sache hineinzog. Auf keinen Fall wollte ich, dass er ihn anrief … Aber ich konnte es nicht verhindern. Der Typ knackte mein Handy mit einem Gerät das er anschloss und ich konnte nur hilflos dabei zusehen, wie er meinen Bruder anrief. „Nicht ganz“, antwortete der Kerl mit einem eisigen Lächeln als Matt ranging. Alles in mir verkrampfte sich. Ein Horrorszenario nach dem anderen zog vor meinen inneren Augen vorbei. „Wer bist du?!“, hörte ich Matt am anderen Ende der Leitung brüllen. „Wenn du meinem Bruder …“ „Keine Sorge“, unterbrach der Unbekannte arrogant und kühl. „Daryl geht es gut. Etwas zerkratzt vielleicht, aber nichts Gravierendes.“ Die blauen Augen des Unbekannten sahen zur mir und er grinste reißerisch. „Ich bin auf der Suche nach jemandem“, erklärte er dann süßlich, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Wut ätzte sich durch meine Venen; Wut auf Mia, aber vor allem auf mich selbst. Es war alles meine Schuld! Ich hätte die kleine Raubkatze direkt wegjagen sollen, als sie mit Juri aufgetaucht war … Aber ich hatte es nicht gekonnt. Meine Freude über das Wiedersehen und die Tatsache, dass sie zu mir gekommen war, war zu überwältigend gewesen und hat mich vergessen lassen, in welcher Welt ich mich befand. „Eine kleine hübsche Frau. Blaue Augen, hellbraune Haare, hört auf den Namen Mia. Klingelt da was?“, fragte der Unbekannte, als ob er die Antwort bereits kannte. Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen. Ich kenne meinen Bruder; er würde sich auf die Suche nach ihr begeben; oder noch schlimmer: einfach hier auftauchen. Beides waren Dinge, die ich verhindern wollte … aber nicht konnte. Jeder Atemzug schmerzte. Es würde mich nicht wundern, wenn ein oder zwei Rippen tatsächlich gebrochen wären. Der Scheißkerl wusste was er tat. Matt antwortete mit fester Stimme, aber ich verstand nicht was er sagte. „Schade … für deinen Bruder.“ Der Typ richtete die Waffe auf mich und drückte ab; ohne Vorwarnung. Ein brennender Schmerz bohrte sich in meine Wade und ich schrie auf. „Ich rate dir, sie ausfindig zu machen und her zu bringen. Sonst sitzt der nächste Schuss“, erklärte der Unbekannte eisig. Er legte auf und warf das Handy einfach auf den Tisch. So sitzen wir nun hier. Ich an der Wand Richtung Treppenhaus, er auf der Couch. Nachdem der erste Schmerz nachgelassen hatte, hatte ich mich mit meinem Shirt notdürftig selbst verbunden. Ein glatter Durchschuss im Unterschenkel, immerhin. Es ist schon ein wenig bizarr. Der Kerl hockt auf meinem Sofa, entspannt und als wäre es das normalste der Welt. Seine Gesichtszüge sind reglos und seine blauen Augen sehen durch die Glasfront hinaus zur Einfahrt. Ich schätze, er ist etwa in meinem Alter, vielleicht zwei, drei Jahre älter. Er ist einen halben Kopf kleiner als ich, aber gut durchtrainierter und sehnig. Ein Kämpfer, wie er bereits unter Beweis gestellt hat. Wir sitzen da und warten … Zu viel mehr bin ich leider auch nicht in der Lage. Das war wohl von Anfang an der Plan. Deswegen hat er mich so übel zusammengeschlagen, damit er sich nicht mehr mit mir befassen muss. Ein Profi, der weiß was er tut. Die Schläge saßen und der Plan ist perfekt durchdacht. Er wirkt zwar ungeduldig, aber keines Falls unsicher. In mir wächst die Sorge, dass das hier alles schiefgeht und böse endet. Ich kenne meinen Bruder; er ist manchmal sehr impulsiv und unüberlegt. Das kann für einen Überraschungseffekt sorgen, aber diesen Kerl hier überrascht man nicht – ich würde meine Karre darauf verwetten. Doch noch immer stellt sich die Frage, wie Mia in das ganze passt und was genau der Unbekannte von ihr will. Ist er wirklich der Böse in der Geschichte? Oder ist es am Ende Mia? Falls letzteres der Fall ist, wünsche ich mir, dass Matt sie nicht findet … Der Kerl macht plötzlich einen langen Hals und grinst zufrieden. Ich versuche meine Position etwas zu verändern um zu sehen, was ihn so dämlich Lächeln lässt, aber sofort zieht ein stechender Schmerz meine Seite hoch. Fuck! „Ganz ruhig. Unser Besuch wird gleich hier sein“, sagt er, ohne mich anzusehen. „Und er ist in Begleitung.“ Ein breites Grinsen bildet sich auf seinem Gesicht, dass zwischen amüsiert und hämisch schwankt. Keine Ahnung, aber irgendwie kommt mir das Lächeln bekannt vor, genau wie seine blauen Augen. Doch das ist egal. Mein schlimmster Albtraum wird gerade wahr. Matt kommt die Einfahrt hoch; mit Mia. Immer noch weiß ich nicht, was hier los ist und worum es geht; und das macht mich verrückt. Der Kerl steht auf und strafft seine Haltung. Die Kleine Raubkatze läuft vornweg. Die Art wie sie läuft, der Ausdruck in ihren Augen – sie ist auf Krawall gebürstet. Sie lässt jetzt im Moment keinen Zweifel daran, dass sie ein Jäger ist und keine Beute. Festen Schrittes kommt sie zur Terrassentür herein, dicht gefolgt von meinem Bruder. Ihre Augen wandern zu mir und mein Herz klopft etwas schneller und lauter so lange der Blickkontakt hält. Da blitzt etwas in ihren Augen auf, kurz bevor sie sich dem Unbekannten zu wendet. Sie drückt den Rücken durch, verschränkt locker die Arme vor der Brust und sieht den Kerl herausfordernd an. Matts Blick klebt an mir, er sondiert meinen Gesundheitszustand. Jahrelange Erfahrung lässt uns schnell erkennen wie es um den anderen steht. Eine tiefe Falte bildet sich auf seiner Stirn und ich sehe wie Wut in ihm hochkocht. Hoffentlich macht er jetzt keinen Blödsinn. „Da bin ich“, eröffnet Mia das Gespräch sarkastisch. Der Blick des Unbekannte verfinstert sich sofort. „Witzig“, antwortet er und scheint wenig begeistert. „Was hast du erwartet, nachdem was du mit Juri angestellt hast?“, pfeffert sie ihm entgegen und ihr Augen erdolchen ihn förmlich. Oha, also stimmt meine Vermutung. Doch was mich am meisten beschäftigt ist die Tatsache, dass die beiden sehr vertraut wirken. Die kennen sich, und das nicht nur einfach so. Etwas verbindet sie, und diese Feststellung lässt mir unweigerlich die Galle hochkommen. Aus mehrerer Gründen. Mia wusste augenscheinlich um die Gefahr die von diesem Typen ausgeht, trotzdem ist sie zu mir gekommen und hat mich mit hineingezogen. Und damit unweigerlich auch meinen Bruder. Den anderen Grund schiebe ich lieber beiseite … „Du hast mich überfahren“, säuselt der Unbekannte und zieht die Augenbraue hoch. „Offensichtlich nicht richtig“, kontert Mia zynisch und ihre Haltung wird noch eisiger. Da sind verletzte Gefühle im Spiel, das spürt man direkt. Doch meine Gedanken werden unterbrochen, als ich sehe, dass Matt die Gunst der Stunde nutzt um sich langsam in meine Richtung bewegt. Ich bemühe mich meine Panik nicht nach außen dringen zu lassen um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Was macht der Dummkopf nur?! „Wo ist er?“ Die Stimme des Unbekannte ist mehr ein Knurren, wie alles andere. „Juri?“, fragt die kleine Raubkatze scheinheilig zurück. Scheiße, sie scheint es darauf anzulegen den Typ auf die Palme zu bringen. Ich sehe wie er vor Wut förmlich bebt, gleichzeitig bewegt sich Matt immer weiter in meine Richtung. „Witzig. Du weißt was ich meine“, faucht der Kerl. „Vergiss es!“, donnert Mia los. „Das Ding hat nur Probleme gemacht. Es war von Anfang an eine dämliche Idee! Sieh dich doch an, sieh was du getan hast!“ Der Schmerz und die nahenden Tränen sind nicht zu überhören. Mia kämpft mit ihren Emotionen und ihr gebrochener Blick sticht mir ins Herz. Ich bin so sehr mit ihr und dem Versuch beschäftigt, dass hier irgendwie zu verstehen, dass ich gar nicht mehr auf meinen Bruder achte. „Erzähl keinen Scheiß! Er könnte uns endlich hier rausbringen!“, brüllt der Kerl und gestikuliert wild. „Zu welchem Preis?“, schluchzt die kleine Raubkatze leise. Dann geht es plötzlich schnell. Matt ist fast bei mir und der Unbekannte bemerkt es. Er reagiert blitzschnell und zieht die Waffe. Ich schreie, aus Angst um meinen Bruder. Matt schreit, aus Angst um mich. Doch dann ist es schlagartig still. Der Unbekannte hält die Knarre am ausgestreckten Arm; fest, sicher, tödlich. Sein Blick ist kalt und unbarmherzig. Mein Herz stolpert vor sich hin und Matt geht zwei Schritte rückwärts in meine Richtung. Schreck und Unglaube sind deutlich in sein Gesicht geschrieben. Zwischen meinem Bruder, mir und dem sicheren Tod, steht Mia; die Mündung der Waffe direkt auf ihren Kopf gerichtet. Da ist keine Verzweiflung mehr, keine Wut in ihrer Ausstrahlung, nur unfassbar tiefe Traurigkeit. Völlig unpassend dazu ist ihre Stimme kräftig und stark, und frei von jedem Zweifel als sie ruhig spricht, „Nur über meine Leiche. Ich werde das nicht zulassen. Nicht noch einmal.“ „Warum willst du es einfach nicht verstehen?“, fragt der Typ beinahe verzweifelt. „Wir könnten endlich hier weg. So wie wir es immer wollten …“ Ich sehe Mias Gesicht nicht, weil sie mit dem Rücken zu mir steht. Aber ich sehe ihre Schultern und ihre zitternden Fäuste. Die Verzweiflung scheint überhand zu nehmen. „Hör auf, Liam. Du jagst einem Hirngespinst nach. Es wird nicht aufhören … Sie werden uns suchen … Wir würden ein Leben auf der Flucht führen … Das will ich nicht. Außerdem ist der Preis jetzt schon zu hoch!“ Liam, einer der Jungs mit denen sie aufgewachsen ist. Und trotzdem passt es irgendwie nicht zusammen. Sie war Juri gegenüber anders. Das hier ist viel vertrauter, viel näher und enger. Ein Liebespaar? Matt holt mich aus meinen Grübeleien. Er dreht sich zu mir um und geht direkt vor mir in die Hocke, was ich bemerkenswert finde. Er dreht dem Gegner den Rücken; eigentlich ein absolutes No-Go. Offenbar vertraut er darauf, dass die kleine Raubkatze diesen Typen im Griff hat. Seine braunen Augen, die meinen so sehr gleichen, sehen mich intensiv an. Ein stummes Gespräch wie wir es schon tausende Male geführt haben. Er vertraut Mia, und ich solle es ihm gleichtun; genau das lese ich heraus. Ich nicke vorsichtig und ein kleines Lächeln huscht über das Gesicht meines Bruders. „Wenn du nicht für mich bist, bist du gegen mich“, sagt Liam mit belegter Stimme und ich höre, wie er den Abzugshahn der Waffe spannt. „Wer mit den Wölfen heult …“, flüstert Mia traurig. Sie hat aufgegeben, das sieht man auch an ihrer Haltung recht deutlich. „Wird auch mit ihnen gejagt“, fügt sie mit brechender Stimme hinzu und senkt den Blick. Ein Schuss ertönt. Ich Schreie, aus Angst um Mia. Matt schreit, aus Angst um Mia. Dann ist es schlagartig still … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)