Nach all der Zeit von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- 25. Dezember Elsa stand an ihrem Schreibtisch und hielt die Tasse in ihren Händen, die sie von Mario geschenkt bekommen hatte. Es war eine Überraschung gewesen, als er gestern plötzlich vor der Türe gestanden war, beziehungsweise im Vorgarten. Doch es war eine sehr schöne Überraschung gewesen und sie hatte sich wirklich sehr gefreut. Und dann noch sein Geschenk für sie. Sie stellte die Tasse wieder auf den Schreibtisch zurück. Ja, es war nur eine Kleinigkeit, aber ihr war bewusst, dass er sich Gedanken über jedes einzelne Teil gemacht hatte. Und sie liebte es. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen, als sie ein Stück Magenbrot aus der Tüte nahm und es sich in den Mund schob. Als es an ihrer Zimmertüre klopfte, sah sie dorthin. “Ja?” Gregor streckte seinen Kopf herein, nachdem er die Türe geöffnet hatte. “Kann ich reinkommen?” “Klar?” Elsa schmunzelte, als er hereinkam. Er hielt ein Handtuch in der Hand, mit dem er sich durch die nassen Haare rubbelt und trat neben sie an den Schreibtisch. “Bekomme ich auch eines?”, fragte er und sah sie mit einem Hundeblick an, während er auf die Tüte mit dem Magenbrot deutete. “Natürlich.” Sie öffnete die Tüte und hielt sie ihm entgegen. Gregor schnappte sich sofort eines und schob es in den Mund, ehe er zu ihrem kleinen Sofa ging und sich darauf fallen ließ. “Was hast du denn heute Morgen schon gemacht?”, fragte Elsa und setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl. “Ach, ich war eine Runde laufen und danach duschen. In einer Stunde muss ich zu Uesugis.” “Ah, Connys und Viktors Großeltern, nicht wahr?” Elsa sah ihren Bruder neugierig an. Der nickte. “Ja. Ich sags dir, da ist es immer so piekfein, also heißt das nachher, ein Hemd anziehen. Aber gut, für Conny mache ich das gerne und so kann ich ja auch Zeit mit ihr verbringen, da ist das schon okay.” Elsa lachte auf. “Ihr beide seid wirklich süß zusammen.” Gregor schmunzelte. “Vermutlich. Was mich auf folgendes bringt - von Mario war es doch auch süß, dass er gestern deinetwegen vorbei gekommen ist und dir ein Geschenk gebracht hat, nicht wahr?” Sofort wurde seine Schwester rot und sah zur Seite. “Ja”, antwortete sie leise. “Wie geht es dir?”, fragte er als nächstes und brachte sie so dazu, ihn mit großen Augen anzusehen. “Was?” Er lächelte sie aufmunternd an. “Ich weiß doch, wie es dir ging, damals und auch, als das zwischen Mario und dir vor ein paar Monaten passiert ist. Ich muss ehrlich zugeben, ich war gestern mehr als überrascht darüber, als er hier aufgetaucht ist, immerhin ist er mein bester Freund … und du meine Schwester. Doch keiner von euch beiden hat mit einem einzigen Wort verlauten lassen, dass ihr beide euch wieder annähert. Auch in der Schule ist es mir nicht einmal aufgefallen, dass ihr mehr Zeit miteinander verbringt, so hat es sich gestern jedenfalls angehört.” Elsa besaß die Güte, rot zu werden. “Wir … wir wollten es niemandem erzählen. Weißt du, in der Schule geht sowieso genug herum, da sind wir schon die Fremdgeher, die zwei Beziehungen kaputt gemacht haben. Da müssen wir jetzt nicht noch offiziell befreundet sein. Dann kommt gleich das Gerücht auf, dass wir etwas miteinander laufen hatten, während wir noch mit Henry und Ellen zusammen waren. Wir …”, sie runzelte nachdenklich die Stirn, “wir wollen uns erst einmal wieder kennenlernen. Wir haben jetzt jahrelang nur gestritten … wir müssen erst lernen, wieder normal miteinander umzugehen.” “Ihr wirkt sehr vertraut miteinander”, stellte Gregor aus seinen Beobachtungen vom Vortag fest. Elsas Finger verschränkten sich. “Ja?” Unsicher sah sie ihren Bruder an. “Ich … ich denke schon, dass wir uns gut verstehen. Es ist … ich weiß nicht. Vielleicht weil …” “Er liebt dich.” Elsa riss ihren Kopf hoch und sah Gregor auf diese Aussage mit großen Augen an. “Warum … woher weißt du das?” Gregor ließ das Handtuch sinken. “Er hat es mir gesagt. Damals, als ihr miteinander geschlafen hat. Da hat er mir verraten, dass er noch Gefühle für dich hat. Und gestern Abend habe ich ihn gefragt, ob er es dir schon gesagt hat. Also überrascht dürftest du nicht sein.” Sie blinzelte verlegen. “Nur, weil du es weißt”, murmelte sie. “Ich sagte ja schon, er ist mein bester Freund.” Frech zwinkerte er seiner Schwester zu und entlockte ihr ein kurzes Schmunzeln. “Was mich übrigens auch auf meine Ausgangsfrage zurückbringt. Wie geht es dir, Schwesterherz?” Sie runzelte erneut ihre Stirn. “Ich … es war wirklich lieb von ihm, dass er gestern vorbeigekommen ist. Und ich habe mich auch sehr über das Geschenk gefreut. Doch … ich bin durcheinander.” “Liebst du ihn auch? Oder nur er dich?”, fragte Gregor nun. Elsa sah zur Seite, ehe sie nickte. “Mhm ... “, gab sie von sich. Der Jüngere grinste zufrieden. “Dann ist doch alles klar. Er liebt dich, du ihn, ihr könnt also wieder glücklich sein. Auf das Gerede in der Schule würde ich nichts geben, ihr seid nur noch ein paar Monate da, ihr könnt die Tage schon fast an den Händen abzählen … okay, die Monate könnt ihr an einer Hand abzählen. Also, warum nicht?” Er musterte seine Schwester verwirrt, als diese abrupt aufstand, wodurch der Schreibtischstuhl nach hinten geschoben wurde. Sie begann durch ihr Zimmer zu wandern. “Du sagst das so einfach”, brachte sie anklagend hervor. “Was ist daran nicht einfach?”, fragte Gregor verwundert nach. “Was daran nicht einfach ist? Alles Gregor, alles!” Sie sah ihn verzweifelt an. “Wir waren bereits zusammen. Und das hat nicht funktioniert! Ich will das nicht noch einmal mitmachen. Es hat mir damals das Herz gebrochen und ein zweites Mal ertrage ich das nicht.” “Elsa”, gab Gregor mit einer besänftigenden Stimme von sich, “meinst du nicht, dass es dieses Mal klappen wird? Er gibt sich wirklich Mühe, das weiß ich. Er tut alles dafür, dass es funktionieren wird.” Er deutete auf den Platz neben sich, auf den seine Schwester sich nach einem kurzen Augenblick auch setzte. “Damals hat unsere Beziehung doch auch funktioniert. Es ging lange gut. Doch dann hat es sich geändert, erst schleichend und dann war ihm unsere Beziehung nicht mehr so wichtig wie ihr Kickers. Es heißt eben nichts, dass er sich Mühe gibt. Wer sagt, dass es dieses Mal nicht wieder so wird?” “Eine Garantie gibt es nie. Es kann gut gehen, es kann aber auch scheitern. Morgen, in zwei Wochen, drei Jahren, zwanzig. Aber willst du dir deshalb die Chance auf dein jetziges Glück nehmen?” Mit großen Augen sah Elsa ihren jüngeren Bruder an, der solche gut bedachten Sprüche von sich gab. Sie blinzelte, ehe sie vor sich auf den Boden sah. Ihre Finger gruben sich in den Stoff der Hose, die sie trug. “Ich will nicht noch einmal so verletzt werden, Gregor. Und ich muss immer wieder daran denken, wie es mir damals ging. Das hat weh getan und ich will diesen Schmerz nicht wieder erleben.” “Hmm …” Gregor sah nachdenklich ins Zimmer hinein. “Mario hat mir erzählt, was er damals getan hat … Und ich weiß, dass er sich Vorwürfe macht, sich die Schuld daran gibt, was passiert ist, dass ihr euch schlussendlich getrennt habt. Aber hauptsächlich macht er sich dafür verantwortlich, dass es dir nicht gut ging. Ich denke wirklich, dass er es nicht wieder so weit kommen lässt.” “Was hat er dir erzählt? Und weißt du wirklich alles, was damals passiert ist?”, fragte seine Schwester stirnrunzelnd. Gregor nickte. “Ich denke schon. Er hat, das erste Mal seit eurer Trennung übrigens, wirklich alles gesagt. Was passiert war, wie es dir ging, was du ihm damals gesagt hast und dass er nicht darauf reagiert hat. Er hat auch von eurem Streit von dem Abend erzählt, an dem ihr euch dann getrennt habt. Und wie gesagt, er meinte, dass alles seine Schuld war, er macht sich wirklich Gedanken und das jetzt schon einige Zeit.” Seine Schwester zuckte mit ihren Schultern, reagierte auf Gregors Aussage allerdings nicht. “Er macht wirklich sehr viel, Elsa. Mario war es, der das Training der Kickers gekürzt hat, der einiges der Verantwortung, die man als Kapitän hat, abgegeben hat. Er ist nicht mehr für alles alleine verantwortlich. Er tut das, dass es eben nicht mehr so kommen wird. Du bist ihm wichtiger, als das alles”, versuchte der Jüngere weiter auf Elsa einzureden. Da sie immer noch nichts sagte, seufzte er leise auf. “Ach Schwesterherz …” Nun lachte er leise auf. “Du weißt gar nicht, was du für einen Einfluss auf ihn hast … und der war nicht mal unbedingt positiv.” Nun sah sie ihn mit gerunzelter Stirn an. “Es war sicher nicht alleine meine Schuld, dass wir die ganze Zeit gestritten haben und …”, schnappte sie. Sofort schüttelte Gregor seinen Kopf. “Das meinte ich gar nicht, Elsa, nein, ich meinte, dass du ihm so den Kopf verdreht hast, dass er eine zeitlang gar nichts mehr mitbekommen hat. Kannst du dir vorstellen, dass wir seinetwegen sogar ein Spiel gegen die Teufel abgesagt haben? Ich meine, gegen Viktor! Das haben wir noch nie getan! Und Mario hat es nicht einmal mitbekommen.” Wieder lachte er auf. “Er hat es erst eine Woche, nachdem das Spiel hätte stattfinden sollen, bemerkt.” Elsa nickte. “Er hat es mir erzählt. Auch, dass er teilweise die Tests in der Schule nicht mitgeschrieben hat, weil er sich nicht konzentrieren konnte.” “Verstehst du, was ich sagen will? Wenn er es nicht vollkommen ernst mit dir meinen würde, dann würde er nicht so drauf sein. Daran solltest du erkennen, dass er die Kickers hinter dich stellt. Oder dich darüber, es ist beides richtig.” “Gregor. Ich weiß, dass alles, was du sagst, stimmt. Aber ich weiß auch, dass wir schon einmal glücklich waren und es dann nicht mehr so war. Und wie du sagtest, niemand kann es garantieren. Warum versteht keiner von euch, dass mir das einfach Angst macht?” Elsa ballte ihre Hände zu Fäusten. “Elsa … Mario liebt dich. Er liebt dich so sehr, dass er mir gesagt hat, dass er nicht der Richtige für dich ist. Seiner Meinung nach kann er dich nicht glücklich machen und deshalb hat er auch mit Henry gesprochen. Das hätte er nicht, wenn es ihm nur um sich selbst gehen würde, wenn es ihm nur um sein Glück gehen würde. Es geht ihm um deines.” “Was hat er mit Henry gesprochen?” Elsa sah ihren Bruder mit großen Augen an. “Ähm …” Unsicher langte ihr Bruder an seinen Hinterkopf. Er wusste nicht, ob er das Elsa überhaupt erzählen durfte. Doch eigentlich … Vielleicht war es gut, wenn sie es wusste. “Er ist zu Henry gegangen und hat ihn darum gebeten, dass er dir den Fehler verzeiht, also dass du mit Mario geschlafen hast. Er wollte, dass Henry dir noch eine weitere Chance gibt, weil ihm klar war, dass du mit Henry glücklich warst. Und er wollte, dass du glücklich bist. Da er es ja selbst nicht konnte, wollte er, dass es eben Henry ist, der dich glücklich macht. Aber das hat Henry abgelehnt, anscheinend mit irgendwelchen Worten, dass du wohl auch noch was für Mario empfindest. Und erst ab diesem Moment hat Mario sich wieder Hoffnungen gemacht, dass er vielleicht doch der Richtige für dich sein könnte.” Mit immer noch großen Augen sah Elsa ihren Bruder an. Mario hatte was? Henry … und der hatte ihm gesagt, dass sie Gefühle für ihn hatte? Warum hatte Henry ihr das nie gesagt? Oder Mario selbst? “Gregor”, seufzte sie auf, “und dir sage ich das gleiche wie Mario. Lasst mir einfach Zeit. Ich muss wissen, was ich will. Oder … sagen wir viel mehr, ob ich es schaffe, diese ganzen negativen Gedanken und Gefühle, die Angst davor, dass alles wieder zerbrechen wird, loszulassen, zu verlieren. Denn solange ich das nicht kann, wird diese Beziehung vermutlich daran zerbrechen, dass ich es immer erwarten werde, dass Mario mich enttäuscht. Und wenn er nur einmal eure Mannschaft erwähnt, ihm sofort vorzuwerfen, dass ihr ihm wichtiger seid.” Ihr Blick richtete sich auf den neben ihr Sitzenden. “Es war sein Vorschlag, dass wir uns nach der langen Zeit, voller Streitereien, erst einmal wieder kennenlernen, vielleicht sogar Freunde werden, denn wir haben über zwei Jahre lang nur gestritten. Bitte … bitte setze du mich jetzt nicht unter Druck, in dem du auf mich einredest. Falls Mario und ich tatsächlich wieder ein Paar werden, dann wenn es der richtige Zeitpunkt dafür ist.” Ihre Hand legte sich auf Gregors Unterarm. “Ich weiß nicht, was passieren wird, aber ich genieße es momentan, Zeit mit ihm zu verbringen, in denen ich mir eben nicht Gedanken über damals mache. Aber jede Überlegung über eine Beziehung mit ihm, bringt genau diese schlechten Gedanken wieder zurück. Glaube mir, ich will das gar nicht, aber ich kann nicht anders.” Ohne es zu wollen, drückte sie ihre Finger in seine Haut. Gregor legte seine eigene beschwichtigend auf ihre Hand. “Danke, dass du so ehrlich zu mir bist, Elsa. Und glaube mir, es kommt alles so, wie es kommen soll. Und wie du es sagst , genieße die Zeit mit ihm so, alles andere wird sich geben.” Das erste Mal seit dem Beginn ihres Gesprächs, legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. “Danke, Gregor.” “Ich bin halt ein toller Bruder und ich bin der Beste, das wissen wir. Und außerdem bin ich …” Sein Blick fiel während seiner eigenen Lobrede auf Elsas Uhr an der Wand, “zu spät dran!” Er sprang panisch auf. “Mist, ich muss gleich los. Und ich muss mich noch umziehen. Und …” Elsa musste lachen, das war so typisch. “Dann los, Gregor, ab in dein Zimmer. Wir sehen uns morgen wieder. Mach, dass du wegkommst.” Kurz darauf war ihr Bruder verschwunden. Elsa saß immer noch auf ihrem Sofa und spielte nachdenklich mit ihren Fingern. Gregors Worte hatten ihr viel zu denken gegeben. Mario … Sie seufzte auf. Sie wusste, dass er es ernst mit ihr meinte, dass er alles für sie tat. Doch wie sie es ihrem Bruder gesagt hatte, sie konnte die Befürchtung, die Angst davor, dass es wieder schief gehen würde, dass Mario sich wieder zum negativen ändern würde, nicht abstellen. Doch sie wollte es. Sie fühlte sich mit ihm so unglaublich gut, sie liebte ihn. Deshalb hatte sie ihn gestern Abend ja auch geküsst, weil sie den Wunsch danach hatte und ihm nahe sein wollte. Es hatte sich gut angefühlt, schön und richtig. Das wollte sie immer haben, ihr und sein Leben lang. Und deshalb hoffte sie, dass sie diese Angst abschalten konnte, denn dann würden sie sicher glücklich werden, das wünschte sie sich mehr als alles andere. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)