Das Tagebuch von Palantay von Rikarin (Die Geschichte der Saiyajins) ================================================================================ Prolog: Ein staubiges Tagebuch ------------------------------ Ein staubiges Tagebuch, gefunden unter einer losen Diele, unter dem Bett eines Toten. Die verblasste Schrift auf dem trockenen Pergament lässt sich nur schwer entziffern, doch nach wenigen Sätzen wird klar, was man in den Händen hält: das Tagebuch eines Saiyajins, der die letzten Tage von Sadal, den Ur-Planeten der Saiyajins erlebt hat. Neugierig schlägst du es auf und beginnst zu lesen… Kapitel 1: Mein Name ist Palantay --------------------------------- Sei willkommen, neugieriger Leser oder Leserin. Mein Name ist Palantay. Wenn du dieses Buch in deinen Händen hältst, bedeutet es zweierlei. Erstens: du kannst lesen. Glückwunsch, das ist bei der Rasse der Saiyajins nämlich eine Seltenheit. Zweitens: Ich bin tot oder werde es bald sein, denn dieses Buch kann man nicht finden, solange ich es verhindern kann. Sollte einer der Wachen es gerade dem König in die Hände gespielt haben, so habe ich nur eines zu sagen: VEGETA, DU MINI-PIMMEL, VERSCHWINDE! SIE HAT DICH ABSERVIERT UND ICH LACHE BIS HEUTE DARÜBER; HA HA!   …   So, falls du nicht Vegeta bist und ich tatsächlich tot bin, lade ich dich ein, weiter zu lesen. Ich möchte dir von den Saiyajins erzählen, aber von denen, die nun vergessen sind. Ich schreibe dies heute auf, will ich merke, wie meine Augen schlechter werden. Vermutlich werde ich bald erblinden und dies ist meine letzte Chance, meine Erinnerungen an die letzten Jahre von Sadal und Plant aufzuschreiben, auf dass die nachfolgenden Generationen von der versteckten Geschichte erfahren. Der Geschichte der fünf Stämme, vom Bruderkrieg der Saiyajins untereinander und dem Niedergang des Planeten Sadals. Von unserer Ankunft auf den Planeten Plant, den Tsufurujins und wie sie vernichtet wurden… Aber neben Stolz, Gier und Angst werde ich auch von der Liebe und Treue berichten. Nun lehn dich zurück, ich hoffe, du hast Zeit. Denn ich beginne am Anfang, als ich noch jung war, noch ein Kind und die Zeiten auf Sadal noch trügerisch friedlich waren…   Sadal war ein Planet in der nördlichen Galaxie. Von mittlerer Masse, umgeben von drei Monden in unterschiedlicher Größe, ein Teil bewachsen von dichten Wäldern, während es in der Äquatoriallinie  heißer und trockener war. Die dortige Wüste war karger, eine Landschaft von rauer Schönheit, die Schwäche nicht verzieh. Der lange Kontinent war von einem einzigen Meer umgeben, so dass er aussah wie eine Insel. In der Mitte durchtrennten mächtige Berge, die Überreste alter Vulkane, den Kontinent. Eine bunte Mischung aus Lebewesen lebte auf den Planeten, eine Vielfalt des Lebens: Insekten, Fische, Amphiben, Reptilien, Vögel und Säugetiere in unterschiedlichster Form und Größe, wobei die intelligenteste Art eine humanoide  Form aufwiesen. Auf zwei Beinen stehend, mit zwei Arme, jeweils eine Hand mit vier Finger und einem opponierbaren Daumen, glatte Haut mit Ausnahme von etwas Körperhaar und einer pelzigen Verlängerung ihres Rückgrats; ein brauner, flexibler Schweif: das waren die Saiyajins. Sie waren die einzige, die sich im Laufe der Evolution auf diesen Planeten soweit entwickelt, um eine Kultur zu bilden. Sprache, Bräuche, eine Hierarchie…die Saiyajins standen im Vergleich zu anderen Völker der Galaxie noch am Anfang der Zivilisation, aber hatten unzweifelhaft einen höheren Kulturgrad als gewöhnliche Tiere entwickelt. Die Saiyajins konnte man in fünf Stämme unterteilen, die je nach Region bestimmte Merkmale aufwiesen. Im hohen, kalten Norden lebten Hellhäutige, Grünäugige Saiyajins mit blonden, fast weißen Haaren: die Shirosaru. In den weiten Wüsten jagten die schwarzäugigen, schwarzhaarigen Kurosaru, mit dunklerem Teint. Am Rande zwischen Wald und Wüste lebten die Akasaru, die zwar ebenfalls schwarzäugig waren, ihre Haare aber ein feuriges Rot bis Rotbraun aufwiesen. Im dichten Dschungel getarnt die Kinsaru, teils schwarz- oder grünäugig, aber mit braunen  Haaren, versetzt mit goldenen Reflexen, manchmal sogar dunkelblond. In den hohen Bergen gut versteckt wohnten die Aosaru, deren vorherrschende Farbe die Farbe Blau war. Blaue Augen, Haare und als einzige Rasse sogar ein blauer Schweif.   Von allen Saiyajins war der Stamm der Aosaru der friedlichste. Dies war der Grund warum er sich vor Generationen in die hohen Bergen zurückgezogen hatte: um Streitigkeiten mit den anderen Stämme aus dem Weg zu gehen. Sie nutzten die Frischwasserquellen und die wenigen fruchtbaren Ebenen, jagten die Vögel und kleinen Säugetiere dort. Fleisch war wenig vorhanden, weshalb sie sich vor allem auf vegetarische Kost konzentrierten. Es reichte zum Leben aus und der Schutz der Berge gewann gegen den Nachteil der wenigen Beute. Die Berge besaßen den Vorteil, nicht von giftigen Reptilien oder Rudeln gefährlicher Raubtiere bewohnt zu werden. In den Bergen gruben sie sich Höhlen und bauten über Generationen regelrechte Höhlennetze. Dank den dort auftretenden heißen Quellen konnten sie die klirrende Kälte im Winter überstehen. Die gewaltige Bergkette durchzog den Kontinent und sorgte für eine natürliche Grenze zu den einzelnen Stämmen, wo es nur dort zu Kontakt kam. Meistens waren die Kontakte nicht friedlich: es wurde Beute gestohlen, es kam zu Revierkämpfe und häufig wurden die Weibchen entführt. Frauen waren die größte Kostbarkeit, die Saiyajins kannten, denn sie sicherten das Überleben des Stammes. Gab es zu wenig Frauen in einem Stamm, gingen die Krieger auf die Jagd nach Neuzugang. Die Saiyajins mussten sich mit einer harschen Umwelt auseinandersetzen. Der Winter war lang und karg, der Sommer heiß und trocken. Giftige Reptilien und Insekten, gefährliche Säugetiere mit scharfen Zähnen, riesige Beutetiere mir scharfen Hauern…um zu überleben, musste man stark und gewitzt sein. Mitleid konnte einen umbringen. Nur innerhalb seines Stammes war man sicher, solange man die Hierarchie bedachte. Jeder Saiyajin hatte seine Aufgaben, die er, solange er kein Talent für etwas anders zeigte, von seinen Eltern übernahm. Es gab die Jäger, die mit Geduld und Tücke nach Beute jagten, Fallen legten, Fischten, die Tiere ausweideten. Die Sammler, die nach Pilzen, Beeren, Wurzeln, Früchte und wilden Gemüse suchten und dank ihres Wissens Giftiges von Ungiftiges unterscheiden konnten. Die Heiler, die Verletzungen verbanden, Krankheiten behandelte und Medizin herstellen konnte. Die Krieger, die ihre Zeit damit verbrachten, zu trainieren, um Eindringlinge abzuwehren, das Lager bewachten und manchmal auch Überfälle auf andere Stämme anführten. Als letztes gab es die Gruppe der „Gestalter“: darunter fiel alles, wenn es ums Erschaffen ging. Felle reinigen, Weben und Kleidung nähen, Töpfern, Höhlen bauen, Holz fällen und schnitzen, Kochen, Feuer machen…es waren die Aufgaben für jene, die nicht stark oder mutig waren, aber trotzdem eine wichtige Aufgabe für den Stamm ausführen konnten.   Ich wurde als Aosaru geboren. Meine Haare waren von einem dunklen Blauton, der manchmal ins Violett schimmerte, ebenso meine Augen und Schweif. Meine Eltern waren Gestalter: ihre Aufgabe war das Bemalen der Höhlen, das Herstellen von Farbe und einige von uns töpferten auch. Dank unserer Zeichnungen konnten wir die Erfahrungen unserer Vorfahren an die Wände verwiegen: Wie man am besten jagte, indem man Fallen stellte und wo die Schwachstellen der Beute lagen. Welche giftigen Tiere man meiden sollte, aber welche Pflanzen im Notfall als Gegenmittel helfen konnten. Grobe Karten von der Landschaft mit Markierungen und Warnungen, wo die Grenzgebiete der anderen Stämme lagen. Besondere Naturereignisse und wie zu jenem Zeitpunkt der Mond und die Sterne standen, damit bei einer Wiederholung der Ereignisse unsere Nachfahren rechtzeitig Bescheid wussten. Wir waren die Bewahrer der Geschichte, gaben die teuer erworbenen Erfahrungen unserer Vorfahren an die Nachwelt weiter. Ich hatte ein besonders Talent fürs Töpfern. Ich liebte es, wenn meine Hände den nassen Lehm formten und ich konnte besonders gut Gesichtszüge ausarbeiten. Sie wurden als Erinnerung an geliebte, aber tote Saiyajins genutzt. Doch bevor ich ein anerkannter Gestalter wurde, will ich von meiner Kindheit anfangen, als die Zeiten noch friedlich waren.   Es gab bei uns keine Zeitrechnung, deswegen zähle ich von meinen Lebensjahren an sowie vom Zeitpunkt, als wir später auf Plant landeten. Meine früheste Erinnerung begann mit meinem dritten Lebensjahr, als ich zum ersten Mal mit meinen Eltern im Mondlicht badete.   Der kleinste Mond von Planet Sadal wurde von den Einheimischen „Die kleine Tochter“ genannt. Der mittlere war demnach „Die große Tochter“, aber der größte Mond wurde „Mutter“ genannt. In der Mythologie der Saiyajins waren Mond und Sonne eine Familie, Frau und Mann und die kleinen Monde ihre Töchter. Ständig war die Familie auf Wanderschaft, weshalb sie nur selten gemeinsam am Himmel standen. Die „Kleine Tochter“ war die schnellste und kam am häufigsten am Nachthimmel, gefolgt von ihrer ruhigeren Schwester, die nur halb so oft erschien. Die gemächliche, langsame „Mutter“ erschien nur einmal im Jahr und wurde deswegen zum Zählen der Lebensjahre genutzt. Es war ein großes und seltenes Ereignis für die Saiyajins, wenn Mutter und Töchter gemeinsam am Himmel standen. Die Saiyajins wiesen die Eigenschaft auf, sich beim Licht des Vollmondes in eine tierische, affenähnliche Form zu verwandeln. In dieser riesigen Gestalt waren sie zehnmal stärker, wilder, aggressiver. Doch abgesehen von ihrem tierischen Instinkt, der die Kontrolle übernahm, hatte diese Form noch einen anderen Nachteil: einen hohen Energieaufwand. Nach der Verwandlung brauchte der Saiyajin sehr viel zu essen. Dieser riesige Nahrungsbedarf, der zum Tode führen konnte, wenn nicht sofort genügend Nahrung aufgenommen wurde, war der Grund für die Entwicklung der Saiyajins in eine energiesparsamere, humanoide Form. Die Aosaru waren die einzige Rasse, die die Eigenschaft besaß, das Vollmondlicht ertragen zu können, ohne sich zu verwandeln. Sie hatten ihren tierischen Instinkt über Generationen abtrainiert. Dazu gewöhnten sie ihre Kinder langsam ans Mondlicht, begannen mit dem Vollmond der „kleinen Tochter.“   Ich erinnere mich, wie ich auf dem Schoss meiner Mutter saß. Die Nacht war kalt, aber ihr warmer Körper umgab mich. Wir hatten uns in ein Fell gehüllt. Neben uns saß mein Vater, der seinen Arm schützend um sie legte und an seiner Brust zog. Weitere Saiyajins waren da, nahe Familienmitgliedern. An manche Gesichter erinnere mich nicht, sie sind nur vage Gestalten, nebelige Erinnerungen. Aber ich sehe deutlich das Gesichter meiner Tante, die Schwester meiner Vaters, sowie das ihres Gefährten. In ihrem Schoss saß ebenfalls ein Kind, das zwei Jahre älter war als ich. Ein Mädchen namens Topina, mit hellblauen Haar und wachen Augen, das aufgeregt in die Hände klatschte. Ihr Schicksal sollte eng mit dem Fortbestehen unsere Rasse zu tun haben, aber damals ahnten wir noch nichts davon. Wir waren Kinder, die neugierig und gespannt auf den Mond warteten. Unser Atem hinterließ kleine Wölkchen in der Luft und unaufhörlich starrten wir in den Himmel, bis sich endlich hinter der Bergspitze das blasse Antlitz der „kleinen Tochter“ zeigte. Immer größer, immer schneller erreichte sie den Himmel über unseren Köpfen, um in ihrer ganzen Pracht zu strahlen, wie eine kleine, perfekte Perle. Es war der erste Vollmond, an dem ich mich klar erinnern konnte. Bei seinen Anblick wurde mir trotz der kalten Abendluft warm, mein Herz klopfte aufgeregt. Viele Erwachsene schlossen die Augen, genossen das Mondlicht in ihr Gesicht und schienen auf eine unsichtbare Stimme zu hören. Ich war noch zu klein, um sie zu verstehen: die Stimme des Ozaru. Anstatt sie zu hören, wurde ich müde. Ich glaubte das Schnurren eines Tiers zu hören, was mich in den Schlaf wiegte. War es mein Ozaru oder der meiner Mutter? Erst Jahre später konnte ich mit ihm in Kontakt treten. In diesem Moment waren wir in Trance, in tiefer Dunkelheit und hörten auf die Stimme unseres Herzens. Wenn er wir erwachten, war der Vollmond vorbei, aber dafür fühlten wir uns, als hätten wir eine wichtige Erkenntnis erhalten, waren getröstet, voller Inspiration und neuen Ideen.   Für die anderen Stämme war der Ozaru ein Biest, das sich nur schwer zähmen ließ. Ein gefährliches Risiko, was einem umbringen konnte. Doch für uns, die wir in Frieden lebten, im Einklang mit der Natur, sahen ihn als Teil unserer Seele an. Im Mondlicht konnten wir seine Stimme hören und lauschten ihm, kamen in Kontakt mit einer mysteriösen Seite unseres Selbst und verstanden uns dadurch besser. Es ist schwierig für mich, dir dieses Gefühl zu übermitteln, vor allem, wenn du dich schon mal selbst verwandelt hast. Hast du Wut verspürt oder Angst oder Gier? Frage dich beim nächsten Mal warum? Frage deinen Ozaru, wovor er sich fürchtet, warum er wütend ist, was er begehrt. Er wird verwundert sein, wenn du zum ersten Mal mit ihm sprichst und ihm zuhören willst, aber nur so erkennst du, was du wirklich bist. Erwarte keine Antworten, denn er kann nicht sprechen. Es sind diese aufbrausende Gefühle, mit denen er sich mitteilt. Statt sich davon mitreißen zu lassen, musst du widerstehen. Als ob du von einem heftigen Wind gepackt wirst oder einer Flutwelle: bleib standhaft. Wehr dich nicht, aber akzeptiere es, wie ein schwankender Zweig. Nur indem er sich dem Wind beugt, bricht er nicht. Diejenigen, die ihre Gefühle wegschließen, als wären sie eine Schwäche, werden spätestens mit der Verwandlung durch die ungewohnte Intensität verbrannt.         Kapitel 2: Meine glückliche Kindheit ------------------------------------ Meine Kindheit war die schönste, die ein Saiyajin haben konnte, besonders wenn ich sie mit den nachfolgenden Jahren vergleiche. Vielleicht sehe ich sie aber auch aus den nostalgischen Augen eines alten Mannes. Dennoch, ich kann mich an keine Tränen erinnern. Ich hatte all das, was ein jedes Kind haben sollte: ein sicheres, warmes Heim, liebevolle Eltern, drei Mahlzeiten am Tag und eine friedliche Umgebung. In unserem kleinen Tal gab es kaum Ärger und wir mussten uns vor keinen Angriff fürchten.   Der Stamm der Aosaru wurde auch als „Nebelstamm“ bezeichnet, denn aufgrund ihres Wohnortes in den Bergen, lebten sie sicher und abgeschirmt. Die hohen Felsen waren nicht nur ein undurchdringliches Labyrinth, hinzu kamen die tiefen Wolken. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit lag oft ein gefährlicher Nebel über den Spitzen, der überraschend auftauchte und Eindringlinge fernhielt. Wer sich nicht auskannte, seine Fähigkeiten überschätzte, verlor seine Orientierung, stürzte schnell ab und landete in ein tödlich-scharfes Klippenfeld. Die Aosaru nutzten diese natürlichen Fallen zu ihrem Vorteil. Sie hatten alles, was sie brauchten und kein Außenseiter ahnte von den fruchtbaren Tälern, die versteckt hinter den Wolkenbergen lagen. Überraschend sattgrün, mit einer Vielzahl an Bergkräuter, die auf den kargen Boden würzig und vielfarbig wuchsen, sowie diverse Obst- und Nussbäume, ausgesät durch die Vögel. Aufgrund der wenigen Beutetiere ernährten sich die Aosaru hauptsächlich vegetarisch, aber erfolgreiche Jäger waren die angesehensten Stammesmitglieder. Nur dank den listigen, geduldigen Jägern kam Fleisch in den Topf. Sie waren so erfolgreich, weil sie ihr Ki besonders gut kontrollieren konnten. Ein starkes Ki war nicht notwendig, um ein guter Jäger zu sein, im Gegenteil. Je größer das Ki, desto schwieriger die Feinjustierung. Die Jäger konnten ihr Ki unterdrücken, um sich so den sensiblen Beutetieren besser zu nähern und beherrschten dazu die Fähigkeit, die Auren von größeren Säugetieren zu spüren. Wie die anderen Mitglieder ihres Stammes nutzten sie geschickt Werkzeuge zur Unterstützung. Mit Pfeil und Bogen, Schleudern und Schlingen, fingen sie kleine und mittelgroße Säugetiere sowie Vögel. An zweiter Stelle der Hierarchie folgten die Heiler und Nahrungszubereiter, sie teilten sich die Position deswegen, weil sie wussten, wie man die Beute effizient nutzte. Nichts wurde verschwendet. Selbst die kleinsten, gröbsten Haare konnten noch für feine Pinsel benutzt werden und Knochen wurden für Brühe ausgekocht. Oft wurden beide Aufgaben auch in einer Person konzentriert, da man beides Wissen benötigte, um jegliche Beute entweder in Essbar oder Medizin unterteilen zu können. An dritter Stelle folgten die Gestalter, wobei die Weber besonders geachtet waren. Aufgrund der wenigen großen Beutetiere konnte man nur selten das Fell der Tiere als Bekleidung nutzen. Die wärmsten, dicksten Felle wurden daher nur als Winterkleidung und zur Auspolsterung der Bettstätte in der kalten Jahreszeit genutzt, während kurzhaarige Häute als Leder für Schuhe und leichte Schutzkleidung verarbeitet wurde. Für den warmen Sommer nutzte man das dünne Gewebe einer Pflanze, deren Samenkapseln aus gelblichen, langen Fasern bestand, aus denen man Garn spinnen und jenes dann verweben konnte. Eine ähnliche Technik nutzte man, um langstielige Gräser zu Matten und Teppiche zu verarbeiten, die im Sommer eine kühle Beschattung und Unterlage boten. An unterster Stelle standen bei den Aosaru die Krieger. Da es lange keinen Angriff mehr auf den Stamm gegeben hatte und die Natur sie beschützte, hatten die Krieger keine wichtige Aufgabe. Sie mussten niemandem abwehren. Es gab kaum Raubtiere, die es mit den Saiyajins aufnehmen konnten und das ständig lodernde Feuer in ihren Höhlen war eine Warnung an zu hungrige, katzenhafte Jäger, die ab und zu vorbei streiften. Die wenigen Krieger hatten sich auf eine verteidigende Aufgabe konzentriert: sie überwachten die Gegend, achteten auf Eindringlinge und Raubtiere und trainierten eine Kampftechnik, bei der man die Bewegungen seines Gegners aushebelte und ihn auf den Boden drückte. Wenn es mal Ärger innerhalb des Stammes gab, wurde versucht, diesen Konflikt ohne große Verletzungen zu beenden. Die Aosaru hatten damit keine starken Krieger und ihr Ki war im Vergleich zu den anderen Stämmen am schwächsten, ebenso ihre Körperkraft.   Als erstes Kind meiner Eltern, genoss ich die ersten Jahre besonders viel Zuwendung seitens meiner Familie. In der Nachbarhöhle lebten mein Onkel und meine Tante mit der schon erwähnten Topina, sowie ihren zwei älteren Brüdern. Während meine Eltern Gestalter waren, die töpferten, Farbe herstellten und Höhlenwänden bemalten, waren Topinas Eltern Heiler. Ihre Mutter stellte Heilmittel aus den Kräutern her, die ihr Gefährte suchte. Da er seine beiden Söhne unterrichtete und sie mitnahm, kam Topina oft zu mir, um mit mir zu spielen. Sie war die Jüngste, das Nesthäkchen, doch mir gegenüber konnte sie sich als große Schwester aufspielen, aufgrund ihre zwei Jahre mehr. Sie bestimmte, was wir tagsüber tun sollten. Als Kleinkinder waren wir noch nicht mit Aufgaben belastet und frei, wie wir es nie wieder sein sollten. Wir wuchsen eng miteinander auf und ich entwickelte zu Topina eine Bindung, wie ich sie selbst zu meiner eigenen kleinen Schwester nicht fand, die sieben Jahre nach mir geboren wurde.   Zwei kleine Saiyajin-Kinder rannten lachend über die ausgetretenen Pfade, liefen an den Erwachsenen vorbei, die mit ihren Aufgaben beschäftigt waren und milde lächelnd den quirligen Kleinen hinterherschauen. Ein vierjähriger Junge versuchte dem älteren, größeren Mädchen hinterher zu eilen, dass geschickt über die Steine sprang. Schwer atmend hielt sie an einer Anhöhe inne, die Steigung hatte auch sie kurzfristig gestoppt. Mit großen, staunenden Augen sahen sie hinab ins kleine Tal, soweit es der Nebel zuließ, der wie üblich versuchte, sich mit seinen kalten Auswüchsen auszubreiten. Doch heute war die Sonne stärker und die feuchte Luft musste zurück weichen in die schattigen Ecken, wodurch die Kinder die Aussicht ungehindert genießen konnten, unter ihren warmen Strahlen ein Stück blauen Himmel erkennend. Das Mädchen setzte sich auf einen angewärmten Felsen und ließ ihre Beine baumeln. Der Junge tat es ihr nach, nachdem er wieder genug Atemluft geschöpft hatte. Sie streckten ihre Gesichter dem Sonnenlicht entgegen, genossen die seltene Wärme. „So, was sollen wir heute spielen?“ fragte Topina und lächelte vorfreudig ihren jüngeren Kameraden Palantay an.   Natürlich gab es auch andere Kinder, neben den erwähnten älteren Brüder von Topina sowie später meine kleine Schwester. Aber von allen Spielkameraden und Familienmitglieder war Topina mir am nächsten. Ich war ein schüchterner Junge, während sie selbstbewusst und mutig war. Selbst später hatte ich einige Komplexe wegen meines dünnen, schlaksigen Körperbaus und verhielt mich sehr unauffällig. Durch Topina wurde ich an die Öffentlichkeit gezwungen, was mir aber guttat. In der Gruppe war sie, die entschied. Eine unbekannte Führungskraft ging von ihr aus, die uns alle anzog. Unter den Kindern war sie die geborene Anführerin und ich war ihr glühendster Bewunderer. Allein war ich ängstlich und vorsichtig, doch durch Topinas Ansporn wagte ich mehr, auch wenn sie mich viel überreden musste. Daran änderte sich auch nichts, als wir älter wurden. Mit sechs Jahren begann die erste vorsichtige Ausbildung und Kinder lernten, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Ein jeder hatte seine Aufgabe, die ihm seine Daseins- Berechtigung gab. Der Stamm half sich gegenseitig, Tat gegen Tat, alles wurde geteilt. Ich lernte als erstes, die Farben zusammen zu mischen, die meine Eltern brauchten. Außerdem durfte ich mit dem Lehm spielen und formen, um grobe Schalen und Becher zu formen. Topina lernte von ihrer Mutter ähnliches: wie man die Kräuter verrieb oder trocknete, um daraus Pasten oder Tees herzustellen und kleine Wunden behandelte. Es waren nur kleine, harmlose Dinge, aber wir fühlten uns wichtig. Wir waren stolz darauf, unseren Eltern zu helfen. Hatten wir unsere Tagesaufgabe erfüllt, durften wir wieder spielen gehen, doch mit jedem Jahr wuchsen unsere Aufgaben, um uns langsam auf unsere Pflicht vorzubereiten.   „Hey, Palantay, schau mal, was ich gefunden habe!“ Palantay sah vom steinernen Mörser auf, in dem er gerade farbige Steine zu Staub zermalmte, um sie später mit Fett zu einer haltbaren Farbe zu vermischen. Am Höhleneingang sah er die bekannte Figur seiner Cousine Topina, die einen Korb mit Kräutern trug. Wahrscheinlich kam sie gerade vom Sammeln zurück. Sie überreichte ihm ein paar Brocken eines blauen Halbedelsteines, aus dem man den kostbaren blauen Farbstoff gewann. Blau war die heilige Farbe der Aosaru und gerade, wenn man ihre Geschichten auf die Wand bannte, war der blaue Farbstoff notwendig und am schnellsten aufgebraucht. Für Schwarz nutzte man Holzkohle, für Rot-Braun einen häufig vorkommenden Zinnoberstein. „Oh toll, die kann ich immer gebrauchen“ freute sich Palatay. „Warum findest du immer die passenden Dinge?“ Selbstbewusst grinste sie. „Weil ich immer meine Augen offenhalte“ gab sie an. Palantays Lächeln schwand, besorgt sah er zu ihr hoch. „Topina, du bist doch vorsichtig, wenn du in die Berge gehst, oder? Du weißt doch, du darfst nicht zu weit weg, sonst kommt der Nebel dich holen“ warnte er sie. „Ach, das ist doch ein Märchen. Es gibt keine Nebelmonster“ tat sie seine Warnung ab. „Natürlich nicht“ gab er zu „Aber Saiyajins, die sich im Nebel verstecken, um dich zu entführen, gibt es sehr wohl.“ Er stand auf und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Topina seufzte, das klang nach einer weiteren Predigt, wie sie die schon öfters von ihrer Familie hörte. Nun also auch noch von ihrem jüngeren Cousin. Dennoch folgte sie ihm. Gemeinsam gingen sie durch die kühlen Gänge, die in die Felsen geschlagen worden waren und verschiedene Höhlen miteinander verband. In einen Gang blieb Palantay stehen und deutete auf die Zeichnung, mit der die Wand geschmückt war. Das Tageslicht, welches von außen hereinschien, reichte es, um die Details zu erkennen. Mit Holzkohle waren Umrisse und Figuren schraffiert worden, reduzierte Formen und trotzdem waren Stimmungen klar erkennbar. Eine bedrohliche Stimmung…Topina konnte die Umrisse der Berge erkennen, hellblauer Nebelschwaden und darin schemenhafte Gestalten, die sich an blau gezeichnete Figuren heranschlichen. Sie waren mit schwarzer Holzkohle gezeichnet worden, das Zeichen der Kurosaru. „Siehst du, hier…“ zeigte Palantay auf die Schemen. „Das sind Saiyajins aus anderen Stämmen, wie sie sich anschleichen und uns berauben. Willst du wirklich von solchen Typen verschleppt werden und nie wieder deine Familie sehen?“ „Natürlich nicht“ Topina verdrehte die Augen bei so einer dummen Frage. „Aber der Jäger Lettus hat mir gezeigt, wie ich meine Energie kontrollieren kann. Ich bin sehr gut darin. Er sagt, ich könnte mich fast unsichtbar machen, sogar vor ihm“ prahlte sie. Nun war es Palantay, der die Augen verdrehte. „Ja klar, dann hast du ja nichts zu befürchten. Ich hoffe bloß, dass du auch schnell rennen kannst.“ Sie seufzte, das Thema ärgerte sie. „Ich bin wirklich gut und ich pass auf, versprochen“ wiederholte sie. „Außerdem gibt es immer wieder ein paar Jungs, die mich begleiten.“ Palantay verzog mitleidig den Mund. Seine Cousine war beliebt und obwohl sie erst zehn Jahre alt war, brach sie die ersten Herzen. Die Jungs schmachteten sie an, versuchten sie zu beeindrucken, aber Topina lachet darüber nur. Sie verspürte keine romantischen Gefühle, sah die Gleichaltrigen nur als Freunde an, mit denen man Spaß haben konnte. Sie war noch zu jung für romantische Gefühle. Lieber nutzte sie ihre Zeit für Entdeckungstouren. Sogar die Geschichten über die Kurosaru ängstigte sie nicht, im Gegenteil. Palantay hatte den Verdacht, sie würde nur zu gerne mal Saiyajins aus den anderen Stämmen sehen.   Im Laufe der Jahre änderte sich nicht viel. Die Jahreszeiten wechselten sich ab, wir wurden größer und bekamen mehr Aufgaben zugeteilt. Ich zeigte ein Talent fürs Töpfern. Nicht nur für Essgeschirr, sondern auch für Statuen, deren Gesichter ich besonders gut formen konnte.  Gesichtszüge und Haare waren besonders detailliert, während der Körper nur grundförmig blieb, wobei ich mich bemühte, Schmuck und Kleidung darzustellen. Anschließend wurde die Statue mit Farbe bemalt. Als Puppen für die Kleinen, aber auch als Dekoration oder Erinnerung an die Toten, wurden sie oft nachgefragt. Meine Eltern waren stolz auf mich. Ich schien meine Aufgaben für den Stamm schon früh gefunden zu haben. Das künstlerische Talent war weitervererbt worden. Mit dreizehn Jahren kam die Liebe auch zu mir, in Gestalt der wunderschönen, zierlichen Chaya. Sie war eine Weberin und Näherin und ich lernte sie besser kennen, als ich aufgrund meines beginnenden Wachstumsschub neue Kleidung brauchte. Sie war eine Künstlerin mit Nadel und Garn und weckte ein neuartiges Interesse in mir. Zum ersten Mal sah ich Mädchen als fremdes, interessantes Geschlecht an und ich fragte oft Topina um Rat, wie ich Chaya ansprechen sollte. Nun konnte ich es auch kaum erwarten, meine eigene Höhle zu bekommen. Erst mit Eintritt in die Pubertät bekam ein Aosaru seine eigene kleine Höhle als privater Rückzugsort. Bis dahin schliefen wir Kinder einer Großfamilie in einer Höhle, in einem Bett, was gerade im Winter sehr angenehm war. Wenn draußen der kalte Wind toste, wärmten wir uns gegenseitig unter unseren Fellen. Doch mit meinem Interesse zu Chaya entwickelte sich mein Körper auf ungewohnte Weise. Meine Eltern bemerkten dies und mein Vater erklärte mir in einen privaten Moment die Ursachen. Danach zog ich in eine kleine Nachbarhöhle, wo ich zum ersten Mal mein eigenes Bett bekam und sie mir nach meinen Wünschen einrichtete. Mein Leben schien vorherbestimmt zu sein, alles ging in geordnete Bahnen. Ich sah die Zukunft bereits vor mir: In ein paar Jahren wäre ich erwachsen, würde mir eine größere Höhle bauen und ausschmücken und Chaya einladen. Ich würde Kinder mit ihr haben, ihnen mein Handwerk lehren, später Enkelkinder haben und dann friedlich sterben. Alles schien ruhig zu sein, sogar Topina hatte auf ihren Streifzügen nie etwas erleiden müssen. Unser Dorf lag abgeschieden. Außer zu anderen Aosaru, die weiter weg lebten und die wir bei Mondfesten trafen, hatten wir keinen Kontakt zu fremden Saiyajins. Doch das änderte sich, als ich fünfzehn wurde und zum ersten Mal fremde Saiyajins in unser Dorf kamen. Wer hätte gedacht, welche Neuigkeiten, welchen Sturm sie mit sich brachten…               Kapitel 3: Die Ankündigung des Sturms ------------------------------------- Wann begann er, der Krieg, der alles beendete? Der Beginn des Krieges ist für mich nicht nachzuverfolgen. Dass es eine Reihe von ernstzunehmenden Konflikten zwischen einigen Stämmen gab, erfuhren wir erst relativ spät. Unsere isolierte Lage in den Bergen schützte uns, verhinderte aber auch die neuesten Nachrichten. In meinem fünfzehnten Lebensjahr aber erhielten wir Informationen aus erster Hand. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich Saiyajins von einem anderen Stamm, die uns von dem Krieg erzählten. Damit wurden auch wir langsam in den Bruderzwist mit hineingezogen, obwohl wir uns um eine neutrale Stellung bemühten.   Ein herrlicher Sommer beschenkte die Aosaru mit reicher Ernte. Alles blühte, das Wetter war herrlich und dank der hohen, geschützten Lage herrschten angenehmen Temperaturen. In den Bergen war es kühler und regenreicher als in den Ebenen. Doch an diesem sonnigen Tag sollten die Aosaru während ihrer Arbeit vom seltenen Klang des Alarm-Gongs gestört werden. Die dünne Metall-Platte wurde in alarmierender Weise in schneller Abfolge geschlagen, deren hoher Klang deutlich hörbar übers Tal erschallte. Für die Aosaru war das ein Zeichen, dass die Wächter jemand Fremdes entdeckt hatten. Saiyajins, die nicht zum Stamm der Aosaru gehörten! „Alle Kinder und Frauen, sofort in die Höhlen!“ riefen die Männer und griffen nach Stöcken und Werkzeugen, um sich notgedrungen zu verteidigen. Auch die jungen Männer wie Palantay, die von Selbstverteidigung keine Ahnung hatten, mussten an vorderster Front stehen. Während die Alten verschwanden, die Frauen eilig ihre Kinder in die schützenden Felsen zogen, stellten sich die Männer kampfbereit auf. Nervös suchte Palantay nach einer nützlichen Waffe, obwohl er sich viel lieber in den sicheren Höhlen verstecken wollte. Das einzig Sinnvolle, was er fand, war sein Besen. Mit klopfenden Herzen, den Besen fest in der Hand, stand er vor den Höhlen und sah ins Tal hinab, von wo man aus die Eindringlinge sofort sehen würde. Jemand stellte sich an seine Seite hin. Erleichtert drehte er den Kopf, froh nicht allein zu sein, doch mit Schrecken erkannte er Topina, die prüfend zum Taleingang starrte. „Was machst du hier“ zischte er aufgeregt. „Du musst in die Höhle.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an, bemerkte natürlich seine zitternden Beine. „So? Damit du mich mit deinen Besen beschützen kannst? Wie furchteinflößend“ spotte sie und bückte sich, um ein par Steine hochzuheben. „Da kann ich mich besser wehren, wenn ich die hier auf die Angreifer werfe.“ Palantay war in seinen männlichen Stolz gekränkt, obwohl sie Recht hatte. Würden sie von Feinden überrannt werden, wäre er nichts weiter als ein kleiner Stolperstein, den man mit einer Handbewegung fortstoßen könnte. „Wissen deine Eltern davon? Ach, was rede ich da? Du tust ja eh, was dir gefällt“ stöhnte Palantay, der fassungslos die Neugier in Topinas Gesicht bemerkte. Seine beste Freundin hatte keine Angst, nein, sie schien vorfreudig zu sein, fremde Saiyajins zu treffen. Sie grinste. „Ich bin siebzehn, ich kann auf mich allein aufpassen. Von hier aus sehe ich die Eindringlinge meilenweit und die Höhlen mit ihrem schützenden Labyrinth sind direkt hinter uns. Wenn diese Kerle zu nahekommen, rennen wir beide rein“ plante sie furchtlos. Palantay war froh, das zu hören, denn er wollte auf keinen Fall kämpfen. Fest hielt er den nutzlosen Besen in seinen Händen und versuchte das Zittern seiner Knie zu unterbinden. Am Taleingang sahen sie schemenhafte Gestalten, konnten aber nichts genaueres erkennen, geschweige denn sie zählen. Doch der Alarm-Gong ertönte ein weiteres Mal und mit Hilfe seiner Klangfolge, ein geheimer Code, hörten die Aosaru die Nachricht. „Drei Männer“ übersetzte Topina. „Aber von welchem Stamm? Das habe ich nicht genau verstanden.“ „Kinsaru, wenn ich richtig gehört habe. Das ist ungewöhnlich, die bleiben eigentlich in ihrem Dschungel. Was wollen sie hier?“ rätselte Palantay. Das neue, hellere Schellen des Friedens-Gongs, welches nun erschallte, erklärte, dass die Besucher friedlich waren und sie sich offen gezeigt hatten. Die Aosaru entspannten sich. Nun, wo sie hörten, dass friedliche Fremde kommen würden, kamen sie neugierig aus ihren Höhlen. Nach einer halben Stunde waren die Fremden in Sichtweite, begleitet von den Spähern und Wachen der Aosaru. Die fünf Ältesten der Gemeinschaft, die Recht sprachen und schlichteten, stellten sich an die Spitze, während die anderen sich einen Platz mit guter Aussicht suchten. Auch Palantay, nun entspannter, weil er nicht um sein Leben fürchten musste, war neugierig, ebenso Topina, die den Hals reckte, um so viel wie möglich zu erkennen. Es waren drei junge Männer, die eine Rüstung aus Leder, darunter dunkle kurzärmlige Stoffkleidung und hohe Lederstiefel trugen. Über ihre Schulter trugen sie Rucksäcke. Zwei hatten die typischen dunkelbraunen Haare der Saiyajins aus der Ebene, aber der dritte besaß Haare, die unter der Sonne golden zu leuchten schienen. So etwas hatten die jüngeren Aosaru noch nie gesehen, und sie staunten und bewunderten ihn mit offenem Mund. Als der junge Mann die Aufmerksamkeit mitbekam, zwinkerte er den Frauen verschmitzt zu. Überrascht bemerkte Palantay, wie nicht nur seine eigene Freundin Chaya errötete, sondern sogar Topina angetan war. Ausgerechnet die schlagfertige Topina, die mit den jungen Männern spielte, konnte nun den Blick nicht abwenden. Zum ersten Mal zeigte sie ein offensichtliches Interesse an einen Mann.   Je näher sie kamen, desto mehr Details waren erkennbar. Die drei Krieger waren großgewachsen, muskulös, mit braunem Schweif und grünen Augen. „Er sieht ja so gut aus“ wisperte Topina angetan. „ich habe noch nie goldene Haare gesehen.“ „Ich auch nicht. Am liebsten möchte ich sie auszupfen und daraus ein goldenes Gewand weben“ schwärmte Chaya. „Also auf die Idee komme ich jetzt nicht gerade“ sagte Topina trocken und lächelte verschmitzt. „Ich würde ganz andere Sachen mit ihm anstellen.“ Sie zwinkerte ihrer Freundin lüstern zu. Die beiden jungen Frauen kicherten gleichzeitig, ebenso ein paar andere Gleichaltrige, die es gehört hatten.  Palantay sah die beiden mit großen Augen an und blinzelte fragend. Was sahen die Frauen nur in diesem Typen? Nur wegen seinen Haaren? Und Augen? Und seinen Muskeln? Er sah an seine schmächtige, normale Gestalt runter und fühlte sich unwohl.  Dabei war er so in seinen Gedanken versunken, dass er beinahe verpasste, wie die drei Krieger sich ehrfurchtsvoll vor den Ältesten verbeugten und sich vorstellten. „Ihr müsst müde sein von der langen Reise und wir hatten lange keine Gäste mehr. Heute werden wir feiern“ sagte die Dorfvorsteherin, die alte Pea freundlich lächelnd und die jungen Aosaru brüllten begeistert. Sofort wurde in aller Eile ein Festmahl vorbereitet, während die Kinder neugierig die Fremden beäugten. Sie waren aber zu schüchtern, um sich ihnen zu nähern, im Gegensatz zu den Jägern und Krieger der Aosaru.  Auch die Frauen kamen näher, nachdem sie zuerst neugierig die Ohren gespitzt hatten. Schnell wurde der Namen des Goldhaarigen unter Wispern weitergegeben. Sein Name war Cress, ein zwanzigjähriger Krieger der Kinsaru und der Stolz des Stammes. Dieser Stamm hatte sich nach dem legendären Super-Saiyajin benannt. Sie sahen sich als seinen Nachkommen an und Mitglieder mit blonden Haaren und grünen Augen wurden als seine direkten Erben behandelt. Sein exotisches Aussehen bescherte ihm die geballte Dienstwilligkeit der jungen, ungebundenen Frauen. Aufmerksamkeitsheischend umringen sie ihn, boten ihm Leckerbissen an, kicherten bei seinen Komplimenten. Palantay, der sich etwas entfernt aufhielt und nur beobachtete, anstatt am Gespräch teilzunehmen, mochte ihn dagegen nicht. Er fand ihn eingebildet, wobei auch die Eifersucht aus ihm sprach. Sogar Chaya war unter den Frauen dabei, die Cress anhimmelten, seine eigene Freundin und nicht nur sie war seinem Charme verfallen. Fassungslos sah er dabei zu, wie sich Topina selbstbewusst an seine Seite setzte, kaum dass ein Platz frei wurde und ihn in ein Gespräch verwickelte. Cress sah sie bewundernd an und fing an, mit ihr zu flirten. Palantay schüttelte missbilligend den Kopf und verließ als erstes die Feier, um allein zu Bett zu gehen. An diesem Tag und Abend wurde bis spät gefeiert, ohne dass die Aosaru erfuhren, warum genau die Kinsaru sie besuchten. Diese verschoben die Aufklärung auf den nächsten Tag, da es gefährliche Neuigkeiten gab und die Kinder nichts davon hören sollten.   Am nächsten Tag trafen sich die höchstgestellten Erwachsene in einer Höhle: der Ältestenrat mit seinen fünf Mitglieder, die erfahrensten Jäger, die Krieger und als Ausnahme sogar Palantay, da er als Maler dafür zuständig war, die Geschichte an die Wände zu malen. Er sollte die Ankunft der drei Kinsaru an die Wand malen und musste dafür wissen, warum sie gekommen waren. Cress stellte sich als Wortführer aus. Mit ernsten Worten erklärte er den Grund ihrer Reise. „Seit einigen Jahren herrscht in den Ebenen eine starke Dürre. Es fällt wenig Regen, die Wüste breitet sich aus. Die Kurosaru gehen immer weiter in andere Gebiete, um zu jagen. Sie wollen unsere Jagdgründe streitig machen, die wegen der Dürre ebenfalls kleiner geworden sind. Leider sind sie unglaublich stark und widerspenstig. Es fällt uns immer schwerer, sie zurückzuschlagen. Wir bitten die Aosaru darum um Hilfe.“ Einige blauhaarige Krieger sahen erwartungsvoll auf. Das war die erste Nachricht von einem Kampf seit Jahren. Endlich eine Möglichkeit, sich hervorzuheben. Doch die Mehrheit der Aosaru schwieg und sah fragend den Ältestenrat an. Obwohl meistens nach Mehrheit entschieden wurden, war dies eine schwerwiegende Entscheidung, die von den erfahrenen, besonnen Alten geführt werden musste. Pea, die alte Sanfte, hörte auf zu lächeln. Stattdessen runzelte sie die faltige Stirn sorgenvoll. „Ich verstehe eure Anfrage nicht? Wir sind keine Kämpfer und wir haben auch schon lange nicht mehr unter den Kurosaru gelitten. Warum wollt ihr unsere Hilfe?“ Überrascht, dass man ihm Fragen stellte, anstatt die geforderte Hilfe sofort zuzusagen, hüstelte Cress verlegen und versuchte, die Ältesten zu überzeugen. „Sie haben euch noch nicht angegriffen, aber dazu kann es kommen. Ihr wärt eine leichte Beute ohne Gegenwehr. Wenn wir uns jetzt nicht gemeinsam widersetzen, haben wir keine Chance. Dann ist es zu spät.“ Sein Blick und seine Stimme wurden flehend. „Aber wir du schon bemerkt hast, haben wir nur wenige Krieger. Wir sind kein kampfsuchendes Volk, sondern ein friedliches. Wenn ihr einen Vermittler zwischen euch und den Kurosaru benötigt, sind wir gerne dazu bereit“ bot Pea ihm an, doch Cress unterbrach sie. Seine Stimme war nun angespannt, wie auch seine Haltung. „Nein, wir wollen keinen Frieden. Wir wollen das, was uns diese Diebe gestohlen haben, wieder zurück“ fauchte er. „Sie verdienen keine Ruhe, bis wir auch den letzten besiegt und wieder in die Wüste zurückgejagt haben.“ Pea hob unbeeindruckt eine Augenbraue vor diesem unhöflichen Verhalten. Langsam machte Cress den Eindruck eines verletzten, störrischen Kindes auf sie, nicht der eines Kriegers. Ihr Nachbar, der alte Pakcho mischte sich ein. „Es hört sich so an, als würdet ihr sehr unter den Kurosaru leiden“ fing er an zu fragen. Cress wandte sich erleichtert der sorgenvollen Stimme zu und nickte zustimmend. „Ja, so ist es. Sie stehlen unsere Früchte, jagen die Tiere und…“ Pakcho hob eine Hand, um seine Ausführungen zu unterbrechen. „Bei meiner letzten Reise vor vielen Jahren habe ich einen gigantischen Dschungel gesehen. Wie kann es sein, dass es nicht genügend Nahrung für beide Stämme gibt? Haben euch die Kurosaru um Hilfe gebeten, als die Dürre anfing?“ Ertappt zuckte Cress und seine Begleiter zusammen, doch schnell erholte er sich. „Mag sein, aber wenn wir teilen, haben wir nicht mehr genug für uns“ rechtfertigte er sich. „Auch der Dschungel leidet unter der Dürre und schrumpft. Wir hatten einige Waldbrände.“ „Warum können sich die beiden Stämme dann nicht unterstützen? Stattdessen verschwendet ihre Kraft fürs Kämpfen und kommt nun auf uns zu. Aber wenn wir euch helfen, haben wir keine Krieger mehr, die uns beschützen“ der Alte nutzte die Ausrede der Kinsaru gegen sie, um ihre Anfrage abzulehnen. Warum verlangten die Kinsaru Hilfe, wenn sie selber keine gaben? Dieser Konflikt, unter den sie litten, hätte vermieden werden können, aber eine friedliche Einmischung lehnten sie ab. „Wenn ein Saiyajin unter Hunger leidet, muss man helfen“ kritisierte der alte Radichio, ein weiteres Mitglied des Ältestenrats. Pikiert sah er auf die fremden Krieger herunter. „Wir gehören zwar verschiedenen Stämme an, aber wir sind ein Volk.“ Viele Aosaru nickten zustimmend und Cress ballte erzürnt die Hände. Er merkte, wie ihm die anfängliche wohlgesonnene Stimmung entglitt. „Sie stehlen nicht nur unser Essen, sondern auch unserer Frauen!“ widersprach er heftig. „Oh…haben die Kinsaru nicht ebenfalls Frauen von den Kurosaru entführt?“ entgegnete Pakcho. Wieder zuckten die Kinsaru-Krieger zusammen. Sie hätten nicht gedacht, dass der isolierte Stamm so gut informiert war. Zu ihrem Pech war Pakcho einst ein weit gereister Jäger gewesen, der als Kurier die anderen Stämme oft besucht hatte. Er kannte die Eigenheiten der Stämme. Er war nicht so leicht zu täuschen wie die Jüngeren und seine Kameraden waren ähnlich erfahren. Keiner der Alten wollte den Stamm in einen fremden Konflikt hineinziehen lassen. Sie hatten richtig geschätzt, dass e hier keinen „Guten“ und „Bösen“ gab, sondern beide Seiten ihre Fehler aus Gier und Eigennutz gemacht hatten. Cress und seine Begleiter warfen sich stumm fragende Blicke zu. Wie konnte sie die Aosaru überzeugen, für sie zu kämpfen? Aber es gab keinen logischen Grund und die blauhaarigen Saiyajins waren auch nicht so aggressiv und kampflustig, um sich in den fremden Krieg mit hineinziehen zu lassen. „Mein lieber Cress, wir sind gerne bereit zu helfen, aber die Hilfe muss gerechtfertigt sein“ bot Pea sanft eine Auswahl-Möglichkeit an. Cress und seine Kameraden tuschelten heimlich, bis sie schnell eine Antwort fanden. Doch anstatt dem ersten Angebot, als Friedensvermittler zu helfen, zuzustimmen, wollten die Kinsaru etwas anderes. „Dann bitten wir um die Führung durch die Berge zu den Shirosaru!“ Der Stamm, der hoch im Norden lebte, war am schnellsten durch die Berge zu erreichen. Die weißhaarigen Saiyajins waren raue, widerstandsfähige Gesellen, die es am ehesten mit den Kurosaru aufnehmen konnten. Sie würden vielleicht eher zustimmen, da sie in ihrem Jagdgebiet wenig Nahrung fanden, im Gegensatz zu den wohlhabenden Aosaru. Die Kinsaru hatten eh nicht daran geglaubt, dass die schwachen Aosaru eine große Hilfe wären, aber sie hatten es versuchen wollen. Nun, nach ihrer Absage, wichen sie auf zu ihrem ersten Plan zurück. Die Ältesten warfen sich nun gegenseitig gewisse Blicke zu, kommunizierten stumm und nickten leicht. „Also gut“ stimmte Pea laut zu. „Einige unsere Jäger werden euch durch die Berge führen und bei den dortigen Aosaru um Gastfreundschaft für euch bitten. Dort könnt ihr in den Nächten sicher übernachten und so schneller eure Reise beenden. Dafür wird unsere Neutralität geachtet.“ Die Kinsaru nickten erleichtert. „Ihr habt eine lange Reise vor euch und der Norden ist kalt. Warum bleibt ihr nicht noch ein paar Tage und nutzt sie zur Vorbereitung? Ihr braucht Proviant und Kleidung, damit ihr sicher ankommt“ schlug Pakcho hilfsbereit vor. Wieder nickte die Kinsaru zustimmend, erleichtert, wenigstens etwas Hilfe umsonst zu erhalten. Einige junge Krieger mischten sich ein und baten darum, ebenfalls auf die Reise zu gehen. Sie waren enttäuscht darüber, sich nicht beweisen zu können; unerfahren und naiv aus mangelnden Gelegenheiten. Sie hatten keine Ahnung, wie sich todesnahe Kämpfe anfühlten. Aber wenn sie schon nicht kämpfen sollten, wollten sie wenigstens ihre neuen Freunde sicher begleiten und gleichzeitig die Shirosaru kennen lernen. Die Ältesten waren darüber nicht begeistert, stimmten aber dem Drängen der Jugend zu. Es war einfacher, als es abzulehnen und es mit schmollenden Männern auszuhalten. Die Erfahrung würde ihnen guttun und wäre längst nicht so lebensgefährlich wie der Krieg. Palantay schmunzelte, erleichtert darüber, dass der eingebildete Cress keinen Erfolg gehabt hatte. Die Ältesten hatten sich weder von seinem guten Aussehen täuschen lassen noch von seiner Stellung als „Nachkomme des Super-Saiyajins.“ Ansonsten war er nicht außergewöhnlich, weder besonders stark noch schlau. Doch bevor Palantay die Höhle verließ, lernte er aus Zufall, wie gerissen die Ältesten wirklich waren. Kaum hatten alle Krieger die Höhle verlassen, der Rest unterhielt sich murmelnd, als Pakcho heimlich den besten Jäger des Dorfes zu sich winkte. Leise flüsterte er ihm etwas zu, was Palantay dank seiner versteckten Lage in den Schatten aber belauschen konnte. Seine Unauffälligkeit hatte auch Vorteile. So hörte er als einziger den Befehl an den Jäger, in der Nacht los zureisen und die Nachbardörfer der Aosaru vorzuwarnen. Was, wenn Cress dasselbe noch mal versuchte? Versuchte, die Aosaru in seinen Konflikt hineinzuziehen? Keiner sollte dem Anliegen der Kinsaru zustimmen. Die Aosaru mussten geschlossen ablehnen, damit ihre Neutralität bewahrt blieb. Sie hatten sonst keine Chance zu überleben, würden nur verlieren. Indem man die Kinsaru für einige Tage bei sich behielt, aus „Sorge um ihr Wohlergehen und um die Reise zu planen“, würde der Jäger seinen Vorsprung nutzen, um seinen Auftrag zu erfüllen. Sollten sich diese drei Stämme doch bekriegen und die Aosaru bloß in Frieden lassen.   Am nächsten Tag sah Palantay dabei zu, wie wieder die jungen Frauen um die Kinsaru herum scharwenzelten. Es hatte sich schnell herumgesprochen, warum die Krieger zu Besuch waren und dass sie bald wieder fortgehen würde. Palantay hatte aber für sich behalten, was der alte Pakcho ausgeheckt hatte. Nachdenklich sah er in die weit entfernten Bergspitzen, wo der heimliche Jäger schon unterwegs war, um die restlichen Mitglieder des Stammes zu informieren. Cress und seine Stammesbrüder wurden von den Frauen ausgemessen, die ihnen langärmelige Kleidung und Umhänge nähen wollten. Die Krieger waren feuchtes, warmes Klima gewohnt und würden in den höhergelegenen Schluchten und im kalten Norden frieren. Unter den Frauen war auch Chaya, wie Palantay eifersüchtig bemerkte. Auch Topina war in der Nähe, aber sie verhielt sich unauffällig, als ob sie nur auf ihre Arbeit konzentriert war. Sie rührte eine Salbe an und schien nicht zu bemerken, wie Cress sie beobachtete.  Kaum waren die Frauen mit dem Ausmessen fertig, als er sich auch schon schnurstracks verließ, um Topina anzusprechen. Sie lachte bei seinem Interesse und zeigte auf die Salbe, die sie frisch für die Krieger zusammen mischte. Schon waren die zwei in einem Gespräch. Palantay schüttelte missbilligend den Kopf. Momentan waren die jungen Frauen des Stammes wie verrückt, aber er konnte dagegen nichts tun. Er drehte sich um und kehrte in seine Höhle zurück, um seine Farben zu mischen und die ersten Skizzen anzufertigen.   Erst am nächsten Tag kam Chaya wieder in seine Höhle, mit einem Gesicht, wo deutlich das schlechte Gewissen zu sehen war. Auch wenn sie gebadet hatte und er nichts mehr roch, wusste Palantay dank ihrem gestrigen Schreien, dass sie die letzte Nacht mit einem der unauffälligen Kinsaru-Krieger verbracht hatte. Er sah nur kurz auf und konzentrierte sich wieder auf seine Farben, eine starre Miene ohne freundliches Lächeln. „Sei nicht böse“ wisperte sie und setzte sich hinter ihm, lehnte ihren Kopf an seinen Rücken. „Ich war doch nur neugierig. Wir sind doch jung.“ Sie gab ihm einen beruhigenden Kuss auf die Schulterblätter. Palantay brummte abfällig auf. „Soll das heißen, wenn ich mal „Neugierig“ bin, ist das für dich in Ordnung?“ Er spürte, wie sie hinter ihm zusammenzuckte. Anscheinend hatte sie sich noch nie Gedanken darüber gemacht. „Nun, sollten mal Frauen aus den anderen Stämmen mal auftauchen und sich für dich interessieren, werde ich das verstehen“ sagte sie schnippisch. „Fein, ich werde dich daran erinnern“ antwortete Palantay eingeschnappt. „Fein, wie du willst“ fauchte Chaya und verschwand wieder. Sie wusste, ihr Freund würde sich schon früher oder später beruhigen und ein wenig gefiel ihr seine Eifersucht auch. Sie sah aber keine Gefahr, dass er ihr jemals untreu wäre. Ha, als ob mal Frauen aus den anderen Stämmen hier auftauchen würden, das war ja lächerlich.   In den nächsten Tagen wurde die warme Kleidung fertig gestellt, die Werkzeuge für die Durchquerung der Berge doppelt überprüft, neue Seile an jedes Mitglied der Expedition verteilt und der Weg geplant. Die Frauen sorgten für den Proviant, indem Fleisch getrocknet und harte, aber lange haltbare Kekse gebacken wurden. Die Kinsaru-Krieger konnten da wenig helfen; sie hatten von den Vorbereitungen keine Ahnung und waren sehr blauäugig und unvorbereitet auf ihre Reise gegangen. Sie hatten Glück gehabt, das erste Dorf der Aosaru sicher gefunden zu haben ohne von einem Gewitter überrascht oder sich im Nebel verirrt zu haben. Sie verbrachten ihre Zeit meistens mit den jungen Kriegern der Aosaru, die sie zum friedlichen Übungskampf, den Randori, herausforderten. Die Kinsaru waren geschickte Kämpfer, die eine andere Technik beherrschten. Sie war auf schnelle, flinke Angriffe ausgerichtet. Kein Aosaru konnte sie besiegen. Cress verbrachte die restliche freie Zeit bei Topina, man sah sie oft auf  Spaziergänge Händchen halten oder gestikulieren. Dann wusste Palantay, der sie aus der Ferne beobachtete, dass Cress wieder von seinen großen „Heldentaten“ erzählte. „Ein hübsches Paar“ sagte seine Mutter Pina beim Vorbeigehen, die seinen mürrischen Blick bemerkt hatte. „Na, ich weiß nicht. Er wirkt auf mich wie ein Maulheld“ entgegnete er. Sein Vater Parslee nickte zustimmend. „Ganz deiner Meinung. Er denkt, er wäre ein Krieger, aber er ist noch ein halbes Kind.“ Pina lachte laut. „Ach, ihr Männer seid doch nur eifersüchtig, weil alle weibliche Augen gerade auf ihn gerichtete sind“ sie küsste ihren Mann kichernd auf die Wange und kniff Palantay aufmunternd in seine. „Ich glaube ja auch nicht, dass er zurückkehren wird, aber vielleicht bekommt sie ein nettes „Souvenir“ von ihm. Ein Kind mit goldenen Haaren wäre doch wundervoll.“ Palantay verdrehte die Augen. Daran wollte er gerade nicht denken, obwohl es offensichtlich war, dass die beiden miteinander schliefen. Er sah auf seine kleine Schwester runter, die immer noch am Rockzipfel ihrer Mutter hing und hob sie hoch. Er küsste sie schmatzend auf die Wange und sie lachte kichernd auf. „Aber du, Zuchhi, du magst mich doch mehr“ sagte er lachend zu ihr. Doch seine kleine Schwester schüttelte nur kichernd den Kopf. „Gold, Gold“ rief sie aus und zog an seinen blauvioletten Haaren. „Autsch“ er zuckte schmerzhaft zusammen. „Sogar du, du kleine Verräterin.“   Zwei Tage später sollte es endlich losgehen. Palantay konnte es kaum erwarten, dass endlich wieder Frieden einkehrte und die Frauen sich normal verhielten. „Normal“ war eine wage Hoffnung, wie er bemerkte, als er in der Frühe sein Wasser aus der nahen Quelle holen wollte und die einsame Gestalt von Topina bemerkte. Sie schien mit sich selbst zu sprechen, ihre Augen waren gerötet, das Haar ungekämmt und sie gestikulierte in der Luft, als würde sie gegen jemanden kämpfen. „Du bist ein Idiot…das hätte ich schon bei deinen Anblick wissen müssen. Wie man in der falschen Kleidung durch die Berge zieht, das sagt ja alles aus…“ „Topina, ist alles in Ordnung?“ fragte er vorsichtig. Erschrocken drehte sie den Kopf, bemerkte ihn erst jetzt. „Ach, du…ich…ja, mir geht es gut“ stammelte sie und rieb sich hastig  über die Augen. Palantay runzelte sorgenvoll die Stirn. Gut? So sah sie nicht aus. Er setzte sich noch ins taufrische Gras und bot ihr stumm einen Platz an. Sie überlegte, seufzte und tat es ihm gleich. Palantay fielen ihre nackten Füßen auf und dass sie immer noch ihr Nachtkleid trug. „Also?“ fragte er nach einigen Minuten friedlicher Stille, in der sie nur auf den Bach gestarrt hatten. „Ach, es ist Cress. Dieser Idiot“ ihre Augen blitzten wütend. „ich habe ihn gefragt, wann er wieder kommen würde und da hat er anfangen rum zu stammeln. Ob ich denn tatsächlich denken würde, dass es etwas Festes wäre? Er wäre schließlich ein Fremder und sie wären auf wichtiger Mission. Versteh mich nicht falsch“ sie sah ihn scharf an „ich war nicht so naiv zu glauben, er wäre mein Sarang-Partner; aber ich dachte, er hätte wenigstens Respekt vor mir. Dass es nicht nur Sex wäre. Aber stattdessen sagt er, er hätte nur …ich wäre nur…er hat so angegeben“ hauchte sie schmerzhaft auf. „Er wäre ein Nachfahre des Super-Saiyajins und würde daher nur eine Kinsaru mit ebenso reinen Blut zur Gefährtin nehmen. Aosaru wären zwar hübsch, aber so schwach. Einen Haufen weiter Unsinn hat  er verzapft, den ich schon nicht mehr gehört habe. Mir war so schlecht. Ich habe mit ihm so oft geschlafen und habe nicht bemerkt, was für ein Dummkopf er war.“ Sie senkte deprimiert ihren Kopf auf ihre angezogenen Knie. Palantay hörte ein leises Schluchzen und sah, wie ihr Körper zitterte. Sanft tätschelte er ihre Schulter in einen aufmunternden Versuch und suchte nach den richtigen Worten. „Streiche es als wichtige Lebenserfahrung ab“ sagte er. „Du weißt jetzt Bescheid und wirst ihn nicht vermissen. Das Leben geht gewohnt weiter. Lass dich nicht von diesem Blödmann unterkriegen.“ Sie nickte, schniefte ein letztes Mal, aber langsam trat der übliche kämpferische Ausdruck in ihre Augen zurück. „Du hast Recht, der Kerl ist keine weitere Träne wert. Soll er doch in den Bergen abstürzen, dieser Pseudo-Super-Saiyajin.“ Sie stand auf und klopfte sich etwas Erde vom Kleid. „Ich mache mich jetzt frisch. Der Blödmann soll bereuen, was er zurück lässt. Sollte er es wagen, zurück zu kehren, mische ich ihm ein Abführmittel in den Tee“ sie lachte grimmig auf und stampfte zurück. Palantay sah ihr schmunzelnd nach. Damit war das Thema endlich erledigt.   Wie naiv ich damals war. Ich dachte, wir wären sicher und es wäre nichts weiter als Episode in einem langen, friedlichen Leben. Doch wir bemerkten später, dass dies nur die Ankündigung war. Auch wir konnten uns nicht mehr verstecken.     Kapitel 4: Die Auswirkungen des Krieges --------------------------------------- Wir dachten damals, mit der Ablehnung auf direkte Hilfe, wäre unser Anspruch auf Neutralität gewährt. Sollten sich doch die anderen Stämme bekriegen, während wir uns isolierten. Doch wir lernten, dass der Krieg keine Grenzen kennt. Etwa drei Monate, nachdem Cress und seine zwei Stammesbrüder uns verlassen hatten, kamen ihre Begleiter, unser Jäger und Krieger wieder zurück und erzählten von den Ergebnissen. Sie berichteten, dass die Shirosaru dem Ansinnen der Kinsaru zugestimmt hatten. Die blassen Saiyajins mit den türkisgrünen Augen mussten sich ihre Beute in den kargen Steinwüsten hart erjagen und sahen eine Chance, etwas vom wärmeren Gebiet der Kuro als Kriegsbeute zu erhalten. Beide Stämme würden gegen die Kurosaru kämpfen. Aber wir würden bleiben, wo wir waren; in Sicherheit. Oh, trügerische Hoffnung…   Der Stamm der Aosaru, die sich untereinander abgesprochen hatten, reagierte auf das Bündnis wie folgt: es war keinen fremden Saiyajins mehr gestattet, durch die Berge zu reisen. Die Aosaru wollten keine fremde Saiyajins auf Kriegspfad beherbergen. Sie würden sich nur an ihren Vorräten gütlich tun. Schlimmstenfalls opferten die Aosaru ihre eigenen Wintervorräte und Medikamente, die sie im harten Winter benötigen würden und schwächten sich dadurch selbst. Nein, wenn die Shirosaru in den Krieg ziehen wollten, dann mussten sie den längeren Weg an den Bergen vorbei nehmen. Die Aosaru würden sie nicht führen. Der Stamm der weißen Saiyajins war darüber nicht glücklich, aber sie konnten keinen Zwei-Fronten-Krieg gebrauchen. Sollten sie sich gegen die Entscheidung wehren und trotzdem in die Berge gehen, würden die Aosaru sie mit ihren Fallen attackieren und schwächen. Die Ao- und Shirosaru hatten sich schon seit Generationen misstrauisch beäugt; die Grenzen waren bislang friedlich gewesen, aber man erinnerte sich noch gut an die wehrhafte Verteidigung der Blauhaarigen. Die Berge waren ihr Revier. Die Krieger der Aosaru behielten die Grenze im Auge, bewachten sie vor unerlaubten Übergängen.   Einige Wochen vergingen und vor Wintereinbruch, bevor der Schnee die Pässe blockierte, schlich sich eine kleine Gruppe von Ao-Jägern in die Ebene, um mehr über die Kämpfe zu erfahren. Waren die Shirosaru schon angekommen? Hatten Shiro- und Kinsaru gemeinsam gegen die Kurosaru gewonnen? War der Krieg vorbei? Die Neuigkeiten, die sie mitbrachten, schockten die Aosaru: Cress hatte geglaubt, er wäre schlau gewesen, doch die Kurosaru waren ebenfalls nicht dumm. Sie hatten sich mit den Akasaru verbündet, die ebenfalls im Streit lagen mit den Kinsaru. Die rothaarigen Akasaru waren Nachbarn der Kuro, lebten in den Grenzgebieten zwischen Wüste und Wald und waren daher auf den Dschungel angewiesen. Sie fanden es unfair, dass die Kinsaru ihn ganz für sich beanspruchten. Schnell waren sie dem Bündnis mit den Kuro eingegangen. Nun standen sich jeweils zwei Stämme gegenüber, mit ähnlicher Kraft und Anzahl. Es gab keinen Mengenvorteil mehr. Die Ältesten der Aosaru waren erleichtert über ihre Entscheidung, neutral zu bleiben. Hätten sie sich in diesen Krieg mitreinziehen lassen, wären sie die ersten gewesen, die vernichtet worden wären.   Der Winter kam, Schnee blockierte die Wege und die Aosaru blieben in der Sicherheit der Berge. Sie behielten ihre Vorräte für sich und überstanden die kalten Winde. Alles schien wieder wie immer. Doch in den Vollmondnächten hörte man nun immer mehr das aggressive Brüllen mehrerer Ozaru. Dann wussten die blauhaarigen Saiyajins, dass in der Ferne ernste Kämpfe mit Todesfolgen stattfanden. Mehr und mehr Saiyajins, die das Tabu brachen und sich verwandelten, anstatt in Mondnächten in ihren Höhlen und Hütten zu bleiben. Die sich von ihrer tierischen Seite kontrollieren ließen, gegeneinander kämpften bis der Mond versank, gefangen in einen gigantischen, affenähnlichen Körper und dem wilden Instinkt unterworfen. In dieser Form kämpfen sie gegeneinander bis zum Tod. Selbst wenn ein Ozaru seine Kämpfe gewann, sollte er tagsüber nicht sofort hohe Menge an Nahrung aufnehmen, um den Energieaufwand auszugleichen, würde er sterben. Doch wie sollte er schnellstens was finden, wenn er in der Nacht während seines Kampfrausches alles den Erdboden gleichgemacht hatte? Die Saiyajins dezimierten sich nicht nur gegenseitig, sondern nahmen auch keine Rücksicht auf ihre Umwelt. Berge stürzten ein, Wälder wurden in Brand gesetzt, Flüsse und Seen verschüttet. Damit wurde der Lebensraum nur noch mehr begrenzter, aber anstatt ihre Fehler einzusehen und sich zu einigen, kämpften die Krieger nur verbissener. Keiner wollte aufgeben, ihr Stolz stand ihnen im Weg, Rache trübte ihren Blick. Es gab nur den Endsieg! Aber so kam es, dass die Saiyajins, die keine Kämpfer waren; Frauen, Kinder, Alte und Schwache nicht mehr in ihren Dörfern leben konnten. Sie mussten ihre Sachen packen und fliehen und es gab nur einen Ort, der sicher erschien: die Berge und ihre friedlichen, blauhaarige Bewohner.   Im Frühling, als der Schnee noch nicht mal geschmolzen, aber die Pässe begehbar wurden, kamen die ersten Flüchtlinge bei den Aosaru an. Eine kleine Gruppe von Kinsaru, Frauen, ein paar Kinder und Alte. Sie waren entkräftet, hungrig und hatten sich trotzdem störrisch auf den harten Weg gemacht. Angesichts ihrer ausgezehrten Gesichter bekamen die Aosaru Mitleid und nahmen sie bei sich auf. Als später noch mehr Flüchtlinge kamen, nahmen die Aosaru sie bei sich auf. Es handelte sich dabei zuerst nur um Kin- und Shirosaru-Saiyajins, da diese anfingen im Krieg unterliegen. Jede freie Höhle wurde belegt. Die Kinsaru hatten das Problem, dass ihre Krieger nicht kämpfen und gleichzeitig beschützen konnten. Dafür waren sie nicht zahlreich genug und die Ozaru-Verwandlung verschlimmerte es. Die Angriffe in der Nacht waren so unkoordiniert in der massigen Größe, dass auch ihre Hütten zerstört wurden. Sobald die Saiyajins sich verwandelten, konnten sie kaum von Freund und Feind unterscheiden, die Sicht war zu schlecht. Alles Kleine zu ihren Füßen erschien als Beute; man erkannte nur die gleichgroßen Ozaru. Um vor Überfälle und unbeabsichtigter Beschuss aus den eignen Reihen sicher zu sein, mussten die Zivilisten fliehen. Der Rest der weißhaarigen Shirosaru, die im Norden lebten, hatten ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Sie hatten zu wenig Männer, die jagten und Fleisch brachten. Diese waren im Krieg beschäftigt. Aber im kalten Norden, wo kaum essbare Pflanzen wuchsen, waren die Shiro auf ihre Jäger, die auch fischten, angewiesen. Dank dem vielen Protein hatten sie bislang gut leben können; ohne es waren die kalten, rauen Gebiete kaum zu ertragen. Nun ohne Jäger/Krieger, musste auch sie aus Nahrungsmangel ihr Gebiet verlassen und suchten Hilfe bei den Aosaru. Die Aosaru hatten sich der Neutralität verpflichtet: das bedeutet aber auch, dass sie friedlichen Schutzsuchende jeglicher Art Unterschlupf bieten mussten. So war die Abmachung. Angesicht all dieser hilflosen, hungrigen Saiyajins hatten die mildtätigen Aos keine andere Wahl, als ihr Hab und Gut zu teilen. Auch Palantay musste seine kleine Höhle teilen. Zu seinem Glück bestanden die Flüchtlinge zum Großteil aus Frauen und während die fremden Mütter und Kinder zusammen blieben, wurden gebärfähige Single-Frauen „zufällig“ zu den Single-Aosaru gesteckt. Die Ao-Ältesten, die für die Verteilung zuständig waren, hofften auf Nachwuchs. Sollte dieser Kampf noch wochenlang weiter gehen, wären die Saiyajins über die Hälfte dezimiert. Das bedeutete, es fehlten dann junge, starke Männer.  Es war wichtig für den Fortbestand, dass neue Kinder gezeugt wurden, damit die Rasse der Saiyajins weiterlebte. Nebenbei hofften die Ältesten, dass die friedliche Natur der Aosaru sich in den Mischlings-kinder fortsetzen würde, egal wie ihr Aussehen auch sein würde. Es ging ihnen nicht um den Erhalt der Aosaru, sondern der gesamten Rasse der Saiyajins. Bei den Saiyajins galten Kinder als Nachwuchs der Frauen und bekamen ihren Rang. Die Väter durften nur dann miterziehen, wenn dieser die Erlaubnis der Mutter hatte, ihr Sarang-Partner waren oder falls die Mutter bei der Geburt starb.   Palantay wusste zuerst nicht, wie er darauf reagieren sollte, als zuerst eine kleine, zierliche Kinsaru mit braunem, lockigem Haar und blattgrünen Augen ihm zugeteilt wurde. Kurz danach kam eine vollbusige, langbeinige Shirosaru mit langen, weißblonden Haaren an. Die Kinsaru hieß Sabi, die etwas ältere Shiro-Dame wurde Elery genannt. Er hatte sich kürzlich erst mit Chaya vertragen und nun sollte er mit zwei hübschen Frauen sein Privatgemach teilen? Die Erinnerungen an ihren letzten Streit kamen da wieder auf und wie Chaya zugestimmt hatte, ihm dieselbe Möglichkeit zuzugestehen. Aber keiner von ihnen hatte ernsthaft geglaubt, dass es zu so einer Gelegenheit kommen könnte. Und nun das?! Damit hatten die beiden nicht gerechnet. Palantay beschloss, sich zuerst freundlich und hilfreich, aber distanziert zu verhalten. Die Frauen bauten sich jeweils eine eigene Bettstätte und er gab ihnen Decken und Felle aus seinem Besitz. Anfangs waren sie alle noch höflich, aber zurückhaltend und reserviert, doch im Laufe der Wochen änderte es sich. Wenn drei Lebewesen auf engsten Raum leben, kommt es früher oder später zu Annäherungen. Auch wenn sie tagsüber alle beschäftigt waren, so versammelten sie sich abends in Palantays Höhle, erzählten Witzen, tranken Tee, sprachen bis tief in die Nacht. Sie hören das Atmen ihrer Nachbarn, fingen an sich zu vertrauen und kamen sich näher. Ehe Palantay sich versah, hatte die in Verführung erfahrene Elery ihn eines Tages abgefangen und sich an ihn gerieben. Sie schnurrte und flehte und der junge Mann war schnell von seinen Trieben kontrolliert worden. Sie landeten in seinem Bett und Elery stellte Dinge mit ihm an, von denen er nicht geahnt hätte, dass es so etwas gab. Sabi erfuhr schnell davon, dass ihre beiden Zimmerkameraden es miteinander getrieben hatte: seine verlegene Miene, Elery dagegen selbstgefällig, dazu der Geruch von Sex…eifersüchtig stellte sie ebenfalls Palantay nach. Der junge, erst sechzehn Jahre alte Mann wurde nun von zwei Schönheiten becirct: Elery mit ihrem betörenden Charme und erfahrenden Verführungskünsten und die niedliche, großäugige Sabi mit dem Schmollmund. Er konnte kaum glauben, was passierte: an jedem Arm hing eine hübsche Frau. Seine Gedanken an Chaya wurden verdrängt, er fühlte sich zum ersten Mal wie einer dieser begehrten Männer, die sich von Angeboten nicht retten konnten. Er hatte nur noch Augen für diese beiden Frauen, die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen wollten. Unerfahren und noch halb in seiner Pubertät gefangen, verlor er sein klares Denken. Topina sah das und warnte ihren Cousin: er sollte nicht glauben, dass diese Frauen ehrlich zu ihm waren. Sie hatten Hintergedanken, schließlich hatten sie ihren Besitz verloren und er war der Besitzer einer gemütlichen, sicheren Höhle. Als Aosaru versprach er ihnen Sicherheit. Wer wusste, wie lange der Krieg noch dauern würde; bis zum Winter? Dann wäre es für die fremden Saiyajins umso vorteilhafter, wären sie mit Aosaru-Kinder schwanger, denn so konnten sie von dessen Erzeugern Unterstützung verlangen. Chaya, seine Freundin dagegen, hatte ihn schon vorher gewollt, kannte ihn länger und war ehrlicher. Sicher, sie hatte auch mit einem anderen geschlafen, aber die beiden jungen Aosaru hatten sich auch keinen Treueschwur geleistet. Es war die eine Sache, etwas aus Neugier einmal zu tun, aber etwas anderes, diesen Fehler mehrmals zu wiederholen. Neugier war dann nicht mehr die Ursache. Chaya hatte ihre Vorzüge, war ruhig und ehrlich, arbeitete hart, war vertrauenswürdig. Doch Palantay wollte auf den gut gemeinten Rat nicht hören und argumentierte, dass seine „Freundin“ als erstes untreu gewesen wäre und es mit einem Fremden getrieben hätte. Sie hatten es schließlich so ausgemacht, dass er dieselbe Chance auch nutzen durfte, wenn er sie erhalten würde. Eine Abmachung war eine Abmachung! Selbstgefällig stolzierte er mit seinen beiden Liebchen durchs Dorf und ignorierte Chayas verletzte Miene. Diese konnte die Schmach, den Schmerz und die Abweisung nicht mehr ertragen und trennte sich von Palantay. Sie wollte nicht mehr seine Freundin sein; nicht eine von vielen. Sie hatte ihren Stolz, war es sich selber schuldig und verlangte von einem Partner ein Mindest-Maß an Respekt und Anstand. Dieser neue Palantay gefiel ihr nicht.   Lieber Leser, ich weiß, ich war damals grauenvoll. Heute sehe ich es mit anderen Augen. Aber ich war damals ein Jüngling in der Pubertät, kontrolliert von Hormonen und meinem Penis. Ich wusste es nicht besser.   Im Frühsommer kam eine Gruppe von Kinsaru-Krieger an, erschöpft und verletzt. Cress war ebenfalls darunter. Nun wurde er misstrauischer begrüßt, weniger lächelnd als im letzten Jahr, galt er doch als schlechter Vorbote. Er sah etwas zerrupft aus und nicht mehr wie ein siegreicher Krieger. Als er die Ältesten erneut um Hilfe bat, wurde er wieder abgeschmettert. Aber ihr Gegenangebot, als Vermittler zu agieren, schlug er ebenfalls aus. Der Hass war durch die Verluste auf beiden Seiten zu weit gewachsen. Doch ein paar besorgte Aosaru baten um Einspruch. Sie sorgten sich, dass dieser Krieg zu lange dauern würde. Noch war es Sommer und es gab genug Nahrung, die man teilen konnte, aber für wie lange noch? Was, wenn noch mehr Flüchtlinge kamen? Wie sollte man die versorgen? Da die Ältesten eine direkte Maßnahme verboten, könnte man vielleicht indirekt helfen? Eine Art Flüchtlingshilfe? Ein paar junge Heiler boten an, die Verletzten zu behandeln, ein paar Jäger und Krieger wollten den Flüchtlingen helfen. Vielleicht konnte man ihnen einen sicheren Unterschlupf in ihren Gebieten bauen, wo sie vor Angriffen sicher waren und dann nicht die beschwerliche Reise in die Berge machen mussten. Die Kinsaru-Krieger waren erfreut über das Angebot und übersahen dabei, dass die Aosaru ihre Hilfe für alle anbieten wollten. Nicht nur Kin-und Shiro, auch die gegnerischen Saiyajins litten und hatten Flüchtlinge. Die mitleidigen Aosaru hofften, die Krieger auf sanfte Weise zum Nachdenken und Aufgeben zu bringen. Vielleicht, wenn sie mit gutem Beispiel vorangingen, jeden mit Milde und Großzügigkeit begegneten, würde dieser Wahnsinn aufhören.   Cress ging am Ende der Versammlung mit einem halbwegs erleichterten Gesicht hinaus. Etwas Hilfe war besser als gar keine. Dabei bemerkte er Topina, die ebenfalls an der Versammlung teilgenommen hatte. Unsicher sah er sie an, versuchte sich wieder an einem selbstbewussten Lächeln, doch Topinas Gesicht verfinsterte sich nur noch mehr. Sie hatte nicht vergessen, wie Cress sie behandelt hatte. Naserümpfend drehte sie sich um und zeigte ihren kalten Rücken; verschwand in ihre Höhle. Cress sah sich hilfesuchend um, doch der einzige Zeuge, Palantay, sah ihn verächtlich und mit schadenfrohem Grinsen an. „Du siehts ja ganz schön müde aus für ein Super-Saiyajin?“ säuselte er mit falscher Besorgnis und erinnerte Cress indirekt daran, wie seine angebliche glorreiche Linie der Grund für die Trennung von Topina war. Cress knurrte verärgert. „So ein schwaches Würmchen wie du sollte sich besser zurückhalten. Für dich reicht es allemal“ drohte er. Palantay zuckte verletzt zusammen, unangenehm an seine körperliche Schwäche erinnert. Aber dann dachte er an die zwei hübschen Frauen, die in seiner Höhle auf ihn warteten und das erfüllte ihn mit neuem Selbstbewusstsein. Sollte Cress sich doch den Kopf einschlagen lassen. Er, der schwache, aber schlaue Palantay, würde sein Leben genießen. „Ich würde noch gerne weiter mit dir über deinen sinnlosen Kampf plaudern“ lächelte er „aber ich habe wichtigeres zu tun“ entschuldigte er. „Ja, geh nur, versteck dich“ höhnte Cress „ihr Narren wisst nicht, was euch erwarten wird, wenn wir erstmal gefallen sind. Dann gibt es niemanden mehr, der ihren Raubzug verhindern kann.“ Palantay hörte das nicht gern, sein Lächeln verging ihm. Mit mulmiger Sorge kehrte er in seiner Höhle zurück und ließ diese von Elery und Sabi mit Liebkosungen vertreiben.   Am nächsten Tag machte sich eine Gruppe junger, motivierte Aosaru bereit, um wie angekündigt durch Hilfeleistungen den fliehenden, kranken Saiyajins zu helfen. In ihren Gepäck waren Medikamente, Trockennahrung und Decken. Zu Topinas Sorge waren aber auch ihre beiden älteren Brüder dabei, die als ausgebildete Heiler besonders gebraucht wurden. Auch in ihren Augen blitzten Wagemut und Neugier, zu gerne würde sie ihren Brüdern folgen, doch ihre Eltern verboten es ihr. Von drei Kinder zogen zwei in ein Kampfgebiet, das war genug. Zudem war sie eine Frau und damit besonders gefährdet, von übelgesonnene Saiyajins entführt zu werden, denen Neutralität egal wären. So mussten Palantay und Topina dabei zusehen, wie 23 Stammes-Mitglieder ihr Dorf verließen, in der vagen Hoffnung, etwas Frieden zu bringen.   Die Wochen vergingen, aus dem Frühsommer wurde Spätsommer und schließlich Herbst. Es kamen zwischendurch immer wieder Flüchtlingsgruppen an, nun auch bunt gemischt, mit Mitgliedern aller vier Stämme. Um Zwistigkeiten und Rachewünsche zu vermeiden, musste der Rat der Ältesten und die verbliebenen Ao-Krieger ein strenges Reglement aufziehen. Kämpfe und Streit wurden unterbunden. Man versuchte, die verfeindeten Stämme räumlich zu trennen, so gut es ging, aber der Platz wurde langsam knapp. Einige spätere Flüchtlinge mussten weiterziehen, zu den andere Ao-Dörfer, doch auch da hatte man dasselbe Problem. Auch Palantay machte sich Sorgen. Elery und Sabi waren beide von ihm schwanger. Die Kinder würden zur gleichen Zeit kommen. Bald musste er mit seiner Arbeit als Töpfer und Maler eine kleine Familie ernähren. Zum Glück hatte er Talent darin, kleine Statuen mit feinen Gesichtszügen zu formen. Diese wurden gut angefragt, aber seine Kunden hatten immer weniger, was sie ihm zum Tausch anbieten konnten. Palantay und seine Frauen bemühten sich, Früchte und Kräuter zu sammeln und zu trocknen, aber durch die viele Konkurrenz wurde zu viel abgeerntet. Es gab nicht mehr viel. Mit Sorge sahen die letzten Heiler des Dorfes, wie Topina und ihre Eltern, auf die kargen Bestände: wie sollten sich die Pflanzen erholen, wenn zu viel geerntet wurde? Was würde sie im nächsten Jahr an Mangel erwarten? Sie ermahnten die Dorfbewohner, die Samen aller Pflanzen und Kräuter auszusäen, statt zu essen, damit im nächsten Jahr neue Pflanzen wuchsen. Aber in den Bergen gab es nur wenig gute Scholle, kaum fruchtbarer Ackerboden. Selbst mit der Aussaat würde bei den vielen Esser die zukünftigen Ernten knapp werden. Auch die wenigen Jäger konnten nicht genug Fleisch für die Wintervorräte jagen. Zwar versuchten die Flüchtlinge zu helfen, wo sie konnten, taten auch ihren Anteil an Arbeit, aber die neue Umgebung war für sie noch zu fremd, so dass sie nur schwer die Beute fanden. Auf den steinigen Felsen konnten die Ungeübten kaum die richtigen Spuren der Beutetiere entziffern.   Als die Blätter anfingen sich zu verfärben, kam Cress zurück; schwer verletzt und mit schlechten Nachrichten. Er war in Begleitung einiger Flüchtlinge, doch es waren keine Zivilisten. Ihre Rüstungen, obwohl lädiert, wiesen sie als Krieger aus. Mit letzter Kraft schleppten sie sich heran, schmutzig, voller Blut und Dreck. Ein paar Ao-Jäger hatte die Gruppe als erstes gesichtet und riefen laut um Hilfe, während sie die Schwächsten stützen. Nun eilten Helfer, darunter besonders die Kin- und Shirosaru zur Gruppe, um sie in Empfang zu nehmen. Sie nahmen die Geschwächten in ihre Arme, flößten ihnen Wasser ein, fingen an die Wunden zu verbinden und suchten gleichzeitig nach bekannten Gesichtern. Wer hatte überlebt und wer nicht? Auch Topina war unter den Helfer und rief Anweisungen, damit die bedrohten Leben noch rechtzeitig gerettet werden konnten. Palantay war abseits, er sah sich nicht als Hilfe an, während seine Freundinnen aber ihren Stammesgenossen Beistand leisteten, ungeachtet ihrer dicken, schwangeren Bäuchen. Von seinem erhöhten Standpunkt fiel Palantay dafür auf, wie verlegen und beschämt Cress wirkte und sich vor Topinas Blicken duckte, als ob sie ihn nicht sehen sollte. Die Helfer stützten die Schwachen und brachten sie in den Schatten zum Ausruhen. Die Einwohner waren sich unsicher, wie lange sie die Krieger beherbergten sollten. Würde man es nicht als ein Zeichen gegen ihre Neutralität sehen, wenn sie die Krieger eines Stammes beherbergten? Was, wenn Krieger andere Stämme auftauchten, wie die Kurosaru? Wären sie dann nicht auch verpflichtet, ihnen zu helfen? Aber wären Kin-und Kurosaru an einem Ort, würden sie nur wieder anfangen zu kämpfen, mitten in Ao-Gebiet. Vermutlich wäre es besser, wenn diese Krieger, egal wie schwach sie waren, wieder fortgeschickt würden. Besorgt blieben die Ältesten des Dorfes auf ihrer Anhöhe stehen und sahen dem Gewimmel zu, während sie anfingen, Pläne zu schmieden. Topina, immer noch in Bereitschaft, sah sich suchend nach dem nächsten Verletzen um und nun fiel ihr Blick auf Cress. Mit seinen blonden Haaren konnte er sich nicht verstecken. „Was ist mit dir, Goldi?“ rief sie und stampfte auf ihn zu. Cress zuckte zusammen und suchte eiligst nach einem Versteck. Palantays Stirn runzelte sich misstrauisch. So ein Verhalten war ungewöhnlich und hatte nichts mit einem beschämten Ex-Lover zu tun. Nein, Cress schien sich vor etwas anderes zu fürchten. Jedenfalls wollte er nicht mit Topina sprechen, aber er war zu erschöpft, um vor ihr zu fliehen. Palantay ignorierte seine Freudinnen, die mit ihrer Arbeit gerade fertig waren und rannte alarmiert herunter. Er sah, wie sich Cress Mund öffnete, er etwas sagte und dann wurde Topinas Rücken plötzlich starr. Starr und dann sank sie zu Boden. Palantay beschleunigte seine Schritte. „Was ist los?“ fragte er besorgt und beugte sich zu seiner Cousine herunter. Ihr Gesicht war bleich, die Pupillen schockgeweitet. Verärgert sah er Cress an, angriffsbereit, obwohl er schwach war. Doch der Krieger sah nicht so aus, als würde er sich wehren: er wirkte müde und kraftlos. Hinter sich hörte Palantay das Trampeln von Schritten und besorgtes Rufen: Topinas Eltern eilten herbei.  „Was hast du ihr gesagt?“ zischte Palantay. Cress schluckte, schuldbewusst sah er zu Boden. „Ihre Brüder…sind tot“ sagte er leise.  Palantay erstarrte. Nun verstand er Topinas Reaktion. Hinter sich hörte er das erschrockene Keuchen und klagenden Geheul von Topinas Eltern, die Cress Worte gehört hatten. Sie sanken zu Boden, hielten ihre trauernde Tochter fest und wiegten sich im Klagegeschrei. Nun bekamen auch die anderen Saiyajins mit, was für eine Art von Nachricht von Cress überbracht wurde. Palantay sah nicht hinter sich, ignorierte das Wimmern und ließ Cress nicht aus den Augen. In seinen Augen stand der Schuldige für die Misere direkt vor ihm. Ohne ihn wären seine Cousins niemals in diesen dummen Krieg gezogen. „Wie?“ fragte Palantay ernst. „Wie ist das passiert? Sie waren eindeutig als neutrale Fraktion erkennbar. Ihre Kleidung, ihre Haare wiesen sie als friedliche Helfer aus. Welcher Stamm hat diesen Frevel…“ er spuckte aus, konnte nicht weitersprechen. Beschämt strich sich Cress über seine Arme, war ungewöhnlich schweigsam. Dass er keinen Schuldigen nannte, erregte Palantays Misstrauen. „Es…es war ein Unfall“ stotterte Cress. „Ein Ki-Ball…er landete falsch und sorgte für eine Lawine. Sie konnten nicht rechtzeitig fliehen und wurden von den Felsen verschüttet.“ Palantay wurde bleich. Nur wenige Aosaru konnten fliegen, da sie zu wenig Ki besaßen. Was für ein grausamer Tod mussten seine Familienangehörige erleiden, nur, weil sie anderen Saiyajins helfen wollten? „Wer?“ zischte er, ungewöhnlich kalt und rachesuchend „Wer war es, der diesen „Unfall“ verursacht hat? Welcher Idiot konnte nicht zielen?“ Cress schluckte und wich den anklagenden Blicken aus. „Keine Ahnung, ich habe es nicht richtig gesehen…es ging alles so schnell.“ Doch der Aosaru glaubte ihm nicht. Cress roch falsch, nach Lüge und Schuld. Wie jeder Saiyajin verfügte auch Palantay über eine feine Nase, anhand derer er unterschwellige Gerüche und deren Botenstoffe erkennen konnte. Gerüche, die darüber Auskunft gaben, ob sein Gegenüber entspannt, verängstigt, krank oder erregt war. Es war daher fast unmöglich, einen Saiyajin zu belügen. Keine Chance, wenn man kein Lebewesen war, welches seine instinktiven Reaktionen wie Körpertemperatur und Hormone beherrschte. Dass der Kinsaru Cress also nicht mit der Wahrheit rausrückte, hatte für Palantay nur eine Bedeutung: entweder er selbst oder ein Verbündeter hatte diesen Angriff verursacht. Ein Kin- oder Shirosaru also, einer von diesen eingebildeten, arroganten, selbstgerechten, von ihrer eigenen Überlegenheit überzeugten Saiyajins. Zorn überkam ihn. Palantay ballte die Faust und schlug sie gegen Cress Gesicht, der davon überrascht wurde. Beide Saiyajins hätten niemals damit gerechnet, dass der schwache Aosaru zu so etwas fähig war, aber wie alle Saiyajins war auch ein Schwächling wie Palantay zu heftigem Zorn fähig. Seine Faust schmerzte und pochte unangenehm, doch ihn überkam zum ersten Mal ein zufriedenes Gefühl, weil er jemand Schmerzen zugefügt hatte. Schmerzen, die sein Gegenüber verdiente. Doch sein Hochgefühl verflog, als er hinter sich das Schreien und Wimmern hörte. Als er den Kopf drehte, sah er Topina und ihre Eltern tränenüberströmt auf der Erde knieen und sein Zorn verschwand. Seine Eltern und seine kleine Schwester hielten sie tröstend im Arm und versuchten ihnen Halt zu geben. Weitere Stammesmitglieder fingen an zu weinen. Bestürzt ließ Palantay seine Faust sinken. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Hass und Kampf. Seine Familie trauerte. Er wandte sich von Cress ab und sank zu Boden, die Hände vors Gesicht schlagend.   Das Dorf versank in Trauer. Bislang hatte man keine direkten Verluste durch diesen Krieg erleiden müssen, doch nicht nur Topinas Brüder, sondern 15 Stammesmitglieder insgesamt waren direkt oder indirekt gefallen. Cress schwieg immer noch über genauen Umstände, sprach kein Wort mehr. Normalweise würde man die Toten verbrennen und ihre Asche über die Berggipfel verstreuen, aber ohne Leichnam… Doch Palantay erwies zum ersten Mal in seinem Leben als Retter, als kleiner Held. Er kannte jeden der Toten, er erinnerte sich an ihre Gesichtszüge und mit eifrigem Fieber setzte er sich an seinen Lehm und formte für jeden Toten eine Statue mit dessen Gesichtszüge. Er färbte ihre Haare und den Schweif sogar blau mit dem kostbaren, seltenen Farbstoff. Sogar die Kleidung stellte er nach, die ihre Aufgabe entsprochen hatte. Mit einem Werkzeug ritzte er Muster in den Lehm, modellierte Umrisse. Das lange Gewand der Heiler, die Lederrüstung der Krieger, die Jagdkleidung der Jäger. Seine Eltern halfen ihm dabei, übernahmen das Bemalen, während der Stamm mit den Vorbereitungen der Trauerfeier begann. Die Zeremonie war wichtig, damit die Überlebende sich wenigstens symbolisch von den Toten verabschieden konnten. Als am zweiten Tag nach Cress Ankunft die Sonne versank, waren die Statuen fertig. Auf einer Ebene wurde ein Feuer entfacht, Fackeln in einen Kreis aufgestellt und die Saiyajins versammelten sich, um die Statuen stellvertretend in die Flammen zu werfen. Ihre Angehörigen konnten Abschied nehmen und sich gegenseitig trösten. Während die Statuen in den Flammen verbrannten, aßen die Saiyajins zusammen. Manchmal war eine Trauerfeier von Lachen erfüllt, wenn man dem langen Leben des Toten bedachte, aber heute waren alle in bedrückter Stimmung. Der Stamm hatte auf einen Schlag 15 Mitglieder verloren. Wie viele würden es noch werden?   Nach diesem Verlust und dieser Nacht, befiel uns allen ein belastendes Gefühl der Sorge und Angst. Cress und seine Mannen verließen einen Tag nach der Trauerfeier das Dorf. Sie wurden nicht direkt rausgeschmissen, aber von den Ältesten „überredet“, nicht zu lange zu verweilen. Bevor er ging, versprach Cress kein weiteres Mal mehr wieder zu kommen. Er und seine Krieger hatten endlich eingesehen, dass der Krieg nur Verlust brachte. Doch auf die hoffnungsvolle Frage, ob er Frieden schließen wolle, schüttelte er den Kopf. Er murmelte etwas von einem letzten Angriff, um mit Ehre zu verlieren und sah dabei nachdenklich in den dunklen Himmel. Argwöhnisch verabschiedeten wir uns von ihm; sahen nach, ob sie wirklich verschwanden. Das Dorf und seine Flüchtlinge mussten sich auf den drohenden Winter vorbereiten, darum herrschte schnell wieder der Alltag. Doch bei allen, was wir taten, fühlten wir uns, als würden wir uns auf mehr als „nur“ auf den Winter vorbereiten. Meine beiden Freundinnen gebaren in kurzen Abstand ihre Kinder: beides Junge. Nach den Traditionen der Saiyajins lag es in ihrer Macht, den Namen für meine Söhne auszuwählen, da ich nicht ihr Sarang-Partner war. Obwohl ich ihr Erzeuger war, waren es in erster Linie die Kinder der Frauen. Dennoch, ich war glücklich. Zum ersten Mal die beiden kräftigen Säuglinge halten zu dürfen, erfüllte mich mit Stolz. Ich war ein Teil dabei gewesen, dieses Leben zu erschaffen. Sogar Topina fing langsam wieder an zu lächeln, als sie den Familienzuwachs bestaunte, bei deren Geburt sie geholfen hatte. Langsam erholte sie sich von ihrem Verlust, aber nur selten zeigte sie ein Lächeln. Wir beide waren von der gleichen Sorge erfüllt, wenn wir auf das junge Leben starrten. Sie waren so wundervoll, so perfekt…aber wie würde ihre Zukunft werden? Der Krieg kam näher, Hunger und Kälte drohten und selbst die Berge schienen keinen Schutz mehr zu versprechen.     Kapitel 5: Kriegsende --------------------- Cress und seine Mannen verließen das Dorf der Aosaru, wo Palantay lebte, um sich mit den anderen Kriegern ihrer Seite zu treffen. Seine geheimnisvollen Worte, dass der Krieg bald enden würde, sorgte für Hoffnung aber auch Beunruhigung bei den Daheimgebliebenen. Was für einen Plan hatte der junge Krieger? Aber wer immer den Krieg auch gewann, die Gegenseite würde einen hohen Tribut an die Gewinner zahlen müssen. Für die Saiyajins gab es nur zwei Kostbarkeiten in ihrem Leben: Nahrung und Frauen. Daraus würde in erster Linie der Tribut bestehen. In den Dörfern der Aosaru waren Mitglieder aller Stämme versammelt. Bislang hielten sich die Flüchtlinge an den Regeln ihrer Gastgeber, doch Tag für Tag erhöhte sich die Spannung, ausgelöst durch die Sorge an kämpfende und sterbende Familienmitglieder und Freunde, sowohl der Gefahr des Winters. Die Vorräte wurden rationiert, Felle und warme Decken waren knapp. Nur dank den heißen Quellen würde man die Kälte überstehen können, doch angesichts der vielen Saiyajins wurde auch die Zeit darin limitiert. Die Alten und Kindern war es erlaubt, am längsten drin zu bleiben, ansonsten galten keine Ränge, es gab keine Privilegien. Ein jeder hatte sich dem Wohle der Gemeinschaft zu fügen. Das gefiel so einigen nicht, die anderes gewohnt waren. Bei den anderen Stämmen galt das Recht des Stärkeren. Die Angst, zu kurz zu kommen ging Hand in Hand mit dem alten Instinkt, sich zu nehmen, was man wollte, notfalls mit Gewalt. Die Krieger der Aosaru hatten jeden Tag viel zu tun, um Streitereien zu schlichten, Diebstähle zu verhindern oder Racheaktionen auszubremsen. Der Ältestenrat, der für die Rechtsprechung zuständig war, musste ebenfalls oft intervenieren und Strafen aussprechen. Der Winter hatte gerade erst angefangen, es lag noch wenig Schnee und die Alten sorgten sich, wie sie die nächsten Monate überleben sollten. Doch mit Hartnäckigkeit und guten Willen schafften sie es. Besonders Topina und ihre Eltern, die nach dem Verlust ihrer zwei Söhne deren Arbeit weiterführen wollten, konnten so manchen Zwist beenden. Angesichts ihres Verlustes hatte so mancher Saiyajin damit gerechnet, dass sie voller Rache gegen die anderen Stämme waren, doch im Gegenteil. Obwohl nicht sicher war, welche Seite am Tod der Sanitäter schuld gewesen war, machten Topinas Eltern niemanden Vorwürfe. Jedoch nutzten sie ihren Verlust, jeden Streitenden daran zu erinnern, was er verlieren könnte, wenn er sich nicht an die Regeln der Aosaru hielt. Sie weckten das schlechte Gewissen und die Scham bei den Streitenden und konnten Zwist schnell beenden. Niemand wollte sich mit Topina und ihren Eltern anlegen. Palantay war beeindruckt von der Gnade seiner Onkel und Tante und davon, wie Topina ungerührt ihre Arbeit als Heilerin tat. Als er sie dafür lobte, winkte sie gleichmütig ab. „Meine Brüder sind in diesen dummen Krieg gestorben, nur weil ein paar Idioten nicht teilen konnten. Das passiert, wenn man in der Not nicht zusammenhält. Wenn wir die Streithähne daran erinnern, hören sie sofort auf und ziehen sich mit schlechtem Gewissen zurück. Jeden Tag muss ich andere daran erinnern, wie meine Brüder gestorben sind. Aber wie geht es mir damit?! Ich kann die Sache nicht begraben, weil ich meine Wunde selbst immer wieder aufreiße. Einerseits wünsche ich mir, es endlich zu verdrängen oder nicht mehr darüber zu sprechen. Aber anderseits lenkt die Arbeit vom Schmerz ab. Das größte Problem aber ist, wie lange wir noch als Heiler arbeiten können.“ Sie zeigte auf die fast leeren Regale in ihrer Höhle, die sonst gefüllt waren mit Bündel von getrockneten Pflanzen. Ihre Vorräte an Medizin gingen jetzt schon zu Ende und während der kargen Winterzeit gab es keine Möglichkeit, neue zu beschaffen. „Allmählich hoffe ich, dass sich diese Prophezeiung von Cress bewahrheitet und der Krieg bald beendet ist. Die Saiyajins müssen wieder zurück in ihre jeweiligen Gebiete“ sagte sie düster. „Wir haben keinen Platz und keine Nahrung für weitere Flüchtlinge.“ „Tja, aber wie sieht ihre Heimat jetzt aus, wo die Ozaru gewütet haben?“ gab Palantay besorgt zu bedenken. Sollten die Flüchtlinge im Frühling wieder zurückkehren können, würden sie nur noch vor den Trümmern ihres Besitzes stehen. Palantay dachte an seine beiden Frauen mit seinen Söhnen. Eigentlich hoffte er darauf, dass diese bei ihm blieben, obwohl auch ihre Höhle nicht von kleinen Streitereien und Zickenkriege ausgenommen war. Seine Gefühle für die Mütter seiner Söhne waren abgekühlt, nicht jedoch für seine Kinder. Es wurde ihm das Herz brechen, würden sie ihn verlassen. Doch Elery und Sabi wussten auch, wie viel Aufbauarbeit ihnen noch bevorstand, sollten sie gehen, während sie bei ihm einen sicheren Platz hatten. Die Motivation, bei ihm zu bleiben, war damit höher. Bestimmt wären alle wieder entspannter und fröhlicher, wenn der Frühling kam, es wärmer wurde und jeder genug zu essen hatte. Ja, sobald der Krieg zu Ende war, wären sie wieder eine glückliche Familie. Dann kam die Nacht der „Mutter“, die einzige Nacht im Jahr, wo der größte Mond von Sadal als Vollmond erscheinen würde. Die „Mutter“ war der langsamste Mond, dafür stand sie aber auch am längsten am Himmel. Es war die Nacht, die Palantay als der Umschwung des Krieges besonders im Gedächtnis bleiben würde. Da die Aosaru die einzigen waren, die das Mondlicht ertragen konnten, ohne sich zu verwandeln, galt in dieser Nacht ein Ausgeh-Verbot für jeden außer ihnen. Normalerweise war die Ankunft der „Mutter“ ein Freudenfest bei den Aosaru und symbolisierte den Jahreswechsel, doch da es eh kaum Vorräte gab, wurde darauf verzichtet. In der Nacht wurde Palantay durch furchtbares Gebrüll geweckt und durchs Beben der Erde. Staub rieselte von der Höhlendecke. Alarmiert sprang er auf. „Ein Erdbeben?! Raus hier!“ befahl er seinen Frauen. Sie schnappten sich die Säuglinge und rannten nach draußen, in der Furcht, die Höhle würde einstürzen. Ängstlich versammelten sie sich mit weiteren Saiyajins vor den Höhlen. „Achtung, die „Mutter“ steht noch am Himmel! Schaut ja nicht nach oben“ riefen die weisen Ältesten. Ein paar Saiyajins rissen sich schnell Stofffetzen aus ihrer Kleidung, um sich und ihren Kindern die Augen zu verbinden. Nur Aosaru wie Palantay verzichteten drauf und konnten sich unbesorgt umsehen. Das Beben nahm ab, dafür hörte man von weitem tiefes Grollen wie Gewitter. Doch der Himmel war klar. Hell leuchtete der riesige Vollmond aus der klaren Winternacht herab. So hell, dass Palantay die Gesichter von seinen Stammesmitgliedern gut erkennen konnte. Jeder sah mit dem gleichen Unglauben in den Himmel. Sie konnten mehrere helle Lichttreifen erkennen, ähnlich Kometenstreife. Doch anstatt von Himmel zu fallen, flogen sie ihm entgegen. Jeder dieser Lichtstreife war ein Ki-Angriff eines Ozarus, der wild abgefeuert wurde und wirkungslos verschwand. Von denjenigen, die ihr Ziel trafen, kam das Zischen, Knallen und anschließende Beben der Erde. „Sie haben das Tabu gebrochen“ flüsterte Palantay mit Schrecken. „Sie haben sich tatsächlich alle verwandelt.“ Also das war Cress großer Plan gewesen?! Sic in der heiligsten aller Nächte in den Ozaru zu verwandeln? Ausgerechnet in der Nacht der „Mutter“, der Nacht mit dem am längsten andauernden Vollmond?! Selbst wenn ein Saiyajin die Nacht als Ozaru überlebte, wie würde er die darauffolgenden Tagen überstehen? Der Nahrungsbedarf war gewaltig. Palantay schüttelte sich angeekelt bei der Erinnerung an die Sage von den Saiyajins, die sich in solchen Momenten des Hungers von ihren toten Kameraden ernährten. Würde der Frevel noch schlimmer werden? Die Erde bebte erneut. Steine rieselten vom Hang herab. „Alle müssen aus den Höhlen raus. Da ist es nicht sicher“ riefen die ersten Aosaru erschrocken. „Aber sie müssen sich die Augen verbinden, sonst verwandeln sie sich auch!“ Palantay rannte zu Elery und Sabi, die fest ihre Augen geschlossen und gleichzeitig ihren Söhnen eine Hand vor den Augen hielten. Sie zitterten und krümmten sich furchtsam, doch die Lider blieben zu. Ängstlich schrien die Säuglinge, wie auch alle anderen Kinder. Palantay riss sein Hemd in Streifen, um den beiden Frauen die Augen zu verbinden und zur Sicherheit auch den Kleinen. Dann nahm er sie an der Hand und führte sie an einen sicheren Platz. „Bleibt hier zusammen, ich suche nach meinen Eltern und meiner kleinen Schwester“ raunte er und rannte dann suchend los. Zwar musste er sich keine Sorgen machen, dass sich seine Familienangehörige verwandeln würde, aber seine Schwester war noch jung und seien Eltern nicht gerade rüstig. Er fand sie und führte sie an die Stelle, wo die anderen waren. Die Familie war zusammen. Palantay bemerkte, wie andere Aosaru sich ebenfalls um die übrigen Saiyajins kümmerten, ihnen die Augen verbanden und an Stellen abseits des Felsenhangs führten, damit niemand von herunterfallenden Gesteinsbrocken getroffen wurde. Die Heiler versorgten ein paar Verletzte, doch bislang hatte man Glück gehabt und keine Höhle war eingestürzt. Palantay sah sorgenvoll in den Himmel. Der Gang des Vollmondes war erst zur Hälfte rum, die Ozarus würden noch eine Weile wüten. Solange konnte kein Saiyajin in die unsichere Höhle zurück. Immer wieder bebte die Erde. Zitternd in der Kälte, eng aneinandergerückt, mussten die Saiyajins diese Nacht überstehen, bis endlich der Mond versank und das erste Licht der Morgenröte anbrach. Mit kalten, starren Gliedern standen sie auf, nahmen ihre Augenbinde ab und sahen sich gegenseitig besorgt an. Wer hatte gewonnen? Zu welchem Preis? Zwei Tage hörte man keine Nachricht von der Front. Anstatt selbst nachzusehen, war man mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Einige der kostbaren, heißen Quellen sowie Vorratskammern waren verschüttet worden und manche Höhlen mussten neu gesichert oder gleich aufgegeben werden, da es nicht mehr sicher war, sie zu bewohnen. Die zahlreichen Erschütterungen hatten zu Rissen in den Gewölben geführt. Die Zivilisten waren zuerst mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt. Das Fehlen von Quellen und Höhlen sorgte dafür, dass man noch weniger Platz hatte und mehr zusammen rücken musste. Doch am dritten Tag wusste man, wer den Bruderkrieg gewonnen hatte. Plötzlich erschienen sie am Himmel und landeten mitten auf den Versammlungsplatz vor den Höhlen: es waren fünf Krieger mit schwarzen Haaren und Augen, sowie drei weiteren mit rotbraunen Haar. Ihre Rüstungen waren blutbefleckt, sie waren mit Narben übersät und ihr Blick war wild und selbstbewusst, wie es nur Sieger sein konnten. „Die Kurosaru und Akasaru haben gewonnen und nun gehört ihnen der Besitz der Verlierer“ verkündeten sie und sahen begierig auf die Frauen der verlorenen Stämme, die nun Vater-, Bruder und Gefährtenlos waren. Bei ihren Worten jubelten nur ihre Stammesangehörige auf und rannten in ihre Höhlen, um ihren kargen Besitz einzupacken und den Kriegern zu folgen. Gierig wollten sie auch mitplündern und sich etwas vom Kuchen sichern. Endlich war der Krieg vorbei und sie konnten diesen Ort verlassen. Sie beachteten kaum die zitternde Saiyajins der verlorenen Stämme, die Frauen, Kinder und Alten, die nicht wussten, was mit ihnen geschehen sollte. Nur wenige hatten Mitleid für sie übrig. Aber sie verzichteten darauf, sie zu beleidigen, zu verhöhnen oder gleich auszurauben; nicht unter den Augen ihrer Gastgeber. Doch die Aosaru versuchten zu verhandeln. „Sie unterstehen unseren Schutz“ versuchten sie einzuwenden. „Solange sie in unseren Höhlen wohnen, sind sie ein Teil unseres Stammes.“ Doch die fremden Krieger lachten nur hämisch. „Sie sind keine Aosaru. Sie sind Verlierer. Wir werden ihnen dasselbe antun, was ihre Männer unseren Frauen angetan hätten“ ein paar von ihnen leckten sich hungrig über die Lippen und sahen sich nach Frischfleisch um. Die jungen Frauen der besiegten Stämme fingen ängstlich an zu zittern. Es bestand die Gefahr, dass sie als Kriegsbeute mitgenommen wurden. Wehe denen, die bereits Kinder hatten: das hielt die Gewinner nicht auf und wenn man Glück hatte, wurden diese nicht aus „Gnade“ getötet. Nur die stärksten Waisen könnten sich selbst versorgen, da war ein schneller Tod doch einem langsamen Hungerkampf zu bevorzugen? Die Ältesten der Aosaru sahen sich besorgt an und verhandelten mit den Kriegern: Sie boten ihnen den Rest ihrer Vorräte an, wärmende Felle, sowie Salben und Verbände zum Verbinden von Wunden. Diese waren für die siegreichen, doch verletzten Krieger doch bestimmt wichtiger als noch mehr hungrige Mäuler? Dieses „Friedensangebot“ sollte die Gewinner gnädig stimmen. „Hm, na gut, wir nehmen das mit. Mal sehen, was unsere Anführer sagt“ mit gespielten großzügigen Gesten wurde die Bestechung eingesackt und mit wagen Worten verließen die Kuro- und Akasaru den Ort. Mit gemischten Gefühlen sahen die Zurückgebliebenen ihnen nach. Endlich waren die Höhlen leerer, es gab weniger Mäuler zu füttern, doch wann würden die Sieger wieder zurückkehren? Palantay hielt Elery und Sabi in seinen Armen, die leise schluchzten und trauerten. Für sie war es ein ganz besonders schwarzer Tag: sie hatten garantiert Familie verloren, ihr Stamm war vernichtet und sie mussten sich um ihre Zukunft sorgen. „Palantay, was immer auch geschieht, du kümmerst dich um deine Söhne“ baten sie ihn tränenüberströmt. Palantay nickte und rieb ihnen aufmunternd den Rücken, obwohl ihm keine tröstenden Worte einfielen. Er wusste nicht, wie er sie schützen konnte. Dieselbe Sorge trieb auch andere Aosaru um, die sich mit den Flüchtlingen angefreundet und teilweise auch verpaart hatten. Der Krieg war zwar vorbei, aber jetzt begann das Plündern. Die fremden Krieger hatten hämisch gelacht und etwas von einem neuen, jungen, starken Anführer erzählt: der Sohn des Stammesanführers der Kurosaru. Es war wohl seiner Stärke und Taktik zu verdanken, dass ihre Seite den Krieg gewonnen hatte. Mit dem Tod seines Vaters war er der neue Anführer geworden, sowohl von den Kuro-, als auch von den Akasaru. Er herrschte damit über einen neuen Stamm von gierigen, starken Saiyajins. „Wenn ihr Glück habt, dürft ihr mit ihm demnächst verhandeln“ hatten die Krieger zum Abschied gelacht. „Oder wenn ihr Pech habt…unser Anführer ist unersättlich!“ Kapitel 6: Das Winteropfer -------------------------- Der Krieg war vorüber, doch von Frieden konnte keine Rede sein. Die Aosaru und die Überreste der Shiro- und Kinsaru hatten nach dem kurzen Besuch der Gegner kaum Zeit zum Verschnaufen. Der Winter brach ein, dicke Lagen von Schnee überzogen die Berge. Die Aosaru und die Flüchtlinge der verlorenen Stämme zogen sich in den Überresten ihrer Höhlen zurück, die das Erdbeben überstanden hatten. Sie versuchten, so sparsam wie möglich mit ihren Vorräten umzugehen. Besonders jetzt, wo sie wegen dem überhöhten Tribut noch weniger hatten als geplant. Beutetiere waren die einzige Möglichkeit, noch was Essbares noch zu finden war. Doch die Jäger und Krieger mussten tagelang unterwegs sein, um Wild aufzuspüren und brauchten dann selbst das Fleisch, um zu den Höhlen wieder zurückzukehren. Die Beute war zudem mager. Das einzig Gute war die natürliche Barriere, die durch die Schneestürme entstand: keine feindlichen Saiyajins würden sich bei so einem Wetter in die Berge trauen. Der Wind war stark, der Schnee blendete und raubte die Sicht, die Kälte fuhr in die Glieder und lähmte einen, bis er vom Schnee begraben wurde. Selbst die Kurosaru wagten sich nicht hierher. Fürs erste waren die Aosaru vor Übergriffe sicher, jedenfalls bis zum Frühling. Aber oft waren die Magen leer und knurrten so laut, dass sich die Aosaru fragten, ob sie den noch erleben würden. Sogar Flechten von den Höhlenwänden wurden abgekratzt und Lederstreifen gekocht, um die kargen Suppen zu würzen. Um Energie zu sparen, verbrachten sie ihre Zeit meist im Bett, wo sie sich gegeneinander wärmten. Doch ständig weinten die Kinder, deren Bäuche vor Hunger schmerzten. Der Ältestenrat fasste daher einen Beschluss und rief nach Lota, der Mutter von Topina und obersten Heilerin. „Wir können das Weinen unserer Kleinsten nicht mehr ertragen. Um die Rationen zu strecken und das Leben der nächsten Generationen zu sichern, gibt es nur eine Möglichkeit. Bereite alles für das Ritual „Saiya Suppuku“ vor“ befahl ihr der Ältestenrat. Topina, die hinter ihrer Mutter stand, hörte zum ersten Mal von diesem Ritual. Fragend sah in die Gesichter der Ältesten, die seltsam entschlossen blickten, während die Miene ihrer Mutter sich verfinsterte. Eine düstere, ernste Stimmung war zu spüren. „So schlimm ist also die Situation?“ fragte Lota bitter. „Dadurch, dass wir den hohen Tribut bezahlt haben und die Jäger keine Beute mehr machen…ja, wir haben keine andere Wahl“ sagte die alte Pea „Fürchte dich nicht, mein Kind. Diese Opfer sind ehrenvoll, da sie aus freiem Willen beschlossen wurden“ fügte sie hinzu. Lota beugte den Kopf, widerstrebend, aber gehorchend. Grimmig stand sie auf und ihre Tochter, immer noch ahnungslos, folgte ihr. Am nächsten Abend versammelten sich die Erwachsenen in der größten Höhle. Sie hatten gehört, dass ein seltenes Ritual heute stattfinden sollte, mit dem man die aktuelle Situation verbessern würde. Palantay und eine Partnerin, die weißhaarige Shirosaru Elery, als seine Begleitung, waren ebenfalls da. Seine andere Partnerin Sabi kümmerte sich in der Zwischenzeit um die zwei kleinen Jungen. Palantay dachte schmerzhaft daran, wie hungrig sie geschrien hatten: ihre Mütter hatten selbst kaum genug zu essen, um sie zu säugen. Ihre Milch war fast versiegt. Jeden Tag ging Palantay los, um Wurzeln, Moos und Flechten unterm Schnee zu finden, mit denen sie ihre Rationen strecken konnten, doch es reichte kaum aus. Er selbst aß nur das Nötigste, damit die Frauen etwas mehr hatten…doch „Mehr“ von „fast null“ war nicht viel. Seine Bemühungen reichten nicht aus. Wenn das heutige Ritual die Situation auch nur ein wenig verbesserte, war er schon dankbar, aber er fragte sich, wie genau es funktionieren sollte. Man konnte sich schließlich den Frühling nicht herbei zaubern, so naiv war er nicht. Palantay sah sich in der sich füllenden Höhle um und bemerkte, dass besonders die ältesten Saiyajins ihre beste Kleidung und schönsten Schmuck trugen. Sie fielen damit in der Menge auf, die sich vor allem warm angezogen hatte, ohne auf Stil und Schönheit zu achten; Hauptsache warm. Viele Felle waren angeraut, die Kleidung dünn…durch den Tribut hatte man die besten Felle an die Kurosaru abgeben müssen und musste nun das tragen, was man noch übrig hatte. Gut, dass es wenigstens noch ein paar heiße Quellen zum Aufwärmen gab. Palantays Blick fiel wieder auf die wenigen Saiyajins in ihrer schönsten Kleidung, die reich verziert war: Farbenprächtig, Pelzsäume, mit Perlen oder buntem Garn bestickt, dazu Schmuck…Merkwürdig, gab es bereits was zu feiern? Woher kam die Gewissheit, dass es in dieser Nacht zu einem Wechsel kam und der Stamm mehr Vorräte bekam? Von außerhalb der Berge konnte man jedenfalls keine Hilfe erwarten. Er sah Topina hereinkommen, sich nervös umschauend. Auch sie trug ein edles, zeremonielles Gewand, was er noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Ihre Haare waren am Hinterkopf zu einem kunstvollen Knoten verschlungen, der mit einer polierten Holznadel gesichert wurde. „Pst, Topina“ winkte er sie zu sich heran. „Was läuft da heute? Was ist das für ein magisches Ritual?“ „Ich weiß es nicht“ Topina schüttelte den Kopf und Palantay bemerkte ein ängstliches Zittern in ihrer Stimme. „Aber etwas ist merkwürdig. Mutter ist so seltsam und dieser Trank…ich musste ihr dabei helfen, es zuzubereiten. Palantay, darin sind giftige Pflanzen drin, in einer viel zu hohen Dosierung. Ich habe Mutter gewarnt, aber sie meinte nur, es muss so sein. Was planen sie mit diesem Trank?“ Palantay verstand nun ihr Unbehagen. Gift?! Bevor er sie nach Details fragen konnte, bemerkte Topina ihre Mutter, die sich suchend nach ihr umsah. „Ich muss los. Dieser Trank muss von den Heiler präsentiert werden. Wir mussten so viel davon brauen, dass ein einziger ihn nicht tragen kann. Palantay, was immer man dir auch sagt…trink ja nichts davon“ warnte sie ihn. Palantay nickte, tief beunruhigt. Kaum war Topina verschwunden, rückte Elery nah an ihn ran, die wachsam die Menge im Blick behielt. „Die Luft ist seltsam aufgeladen. Jeder glaubt, er bekommt nach diesem Ritual ein Festmahl. Diese Stimmung kann schnell umschlagen, wenn sie enttäuscht werden…lass uns nahe am Ausgang stehen. Was immer auch geschieht, ich will hier schnell verschwinden können“ gab sie ihm den Rat. Elery war realistisch und ließ sich in keine kindische Hoffnung versetzen. Nachdem ihr Stamm verloren und sie eine der letzten Überlebende war, hatte sich ihre Stimmung in den vergangenen Wochen verschlechtert. Die Traditionen und Merkmale ihres Stammes würden bald ausgelöscht werden. Ihr Sohn hatte die blauen Haare seines Vaters geerbt und würde wie ein Aosaru aufgezogen werden. Dieser Umstand machte sie traurig, dazu kam das schlechte Wetter und das ständige Eingesperrt- sein. Ihre Stimmung war auf den Tiefpunkt und sie fragte sich häufig, welchen Lebenssinn sie noch hatte. Die beiden Saiyajins drängten sich durch Menge und fanden einen Platz, etwas höher gelegen, nahe einer kleinen Öffnung, durch die sie sich im Notfall nach draußen quetschen konnten. Leises Trommelschlagen war plötzlich zu hören, das Gemurmel der Menge erstarb und nun sahen alle zum Haupteingang, wo mehre Heiler eintraten. Sie trugen alle ein langes, dunkelrotes Gewand, geschnürt mit Lederbänden. Um den Hals hing eine Kette aus blauen und schwarzen Edelsteinen und den spitzen Zähnen einiger Raubtiere. Angeführt wurde die Prozession von Lota, gefolgt von ihrem Gefährten und ihre gemeinsame Tochter Topina. Jeder von ihnen trug eine rote Schale; so groß, dass sie mit beiden Händen getragen werden mussten. Selbst aus der Entfernung erkannte Palantay die blutrote Farbe der Gefäße und die seltsamen schwarzen, unbekannten Symbole drauf. Hinter ihnen marschierte der Rest der Heiler, die letzten fünf. Es wären mehr, wenn die Helfer aus dem Krieg sicher zurückgekommen wären… Sie waren die einzigen Heiler, die ihr Haupt verhüllt hatten. Eine Kapuze, Teil ihres Gewandes, verdeckte ihr Gesicht, welches zu Boden gerichtet war. Dazu hielt ein jeder von ihnen einen dürren, langen schwarzen Ast in der Hand, in dessen Zweige blaue, weiße und gelbe Bänder geknotet waren. Am Ende der Höhle stellte sich der Ältestenrat im Halbkreis auf. Zu ihnen gesellten sich einige weitere grau-und weißhaarige Saiyajins, die aus den drei Stämmen stammten. Es waren diejenigen, die Palantay vorhin in ihrer besten Kleidung gesehen hatte. Die drei ersten Heiler knieten sich vor ihnen hin und boten ehrfürchtig die Schalen dar. Die anderen Heiler hielten Abstand und raschelten mit ihren Zweigen. Pea, als Anführerin des Ältestenrats, trat Lota entgegen und legte ihr beruhigend eine Hand auf den gesenkten Kopf. Palantay erkannten nun, dass die erfahrene Heilerin zitterte. Ihr Mund war aber so fest verkniffen, dass kein Klagelaut erklang. „Meine Kinder“ begann Pea zu sprechen „die Zeiten sind schlecht. Wir alle hungern und der Winter ist lang. Daher haben wir beschlossen, das alte Opferritual „Saiya Seppuku“ durchzuführen. Ihr alle seid in einer Zeit des Wohlstandes geboren und wusstet bisher nicht davon. Es wurde zuletzt in meiner Kindheit durchgeführt, als wir ebenfalls an Hunger litten. Um die Vorräte länger aufteilen zu können, wird ein Opfer benötigt. Dazu beschließen alte, edelmütige, großherzige Saiyajins freiwillig aus dem Leben zu scheiden, damit ihre Kinder und Kindeskinder anstatt überleben können“ erklärte sie. Die Menge keuchte auf. Ungläubig sahen die Aosaru ihre Großeltern an, die entschlossen an ihrer Stelle blieben. Langsam verstanden sie, wie dieses Ritual ihnen helfen sollte und warum die oberste Heilerin so litt. Was sie da darbot, war keine Medizin, sondern Gift! Heute würde sie niemanden heilen, sondern töten! Sie erkannten nun auch, warum die Alten ihre beste Kleidung trugen: weil heute ihr Todestag sein würde. Als wahre Saiyajins traten sie dem Tod ruhig entgegen, als würden sie auf ein Fest gehen. Topinas Augen wurden erschrocken groß und sie ließ ihre Hände mit der Schale sinken, um fassungslos die dunkle Brühe anzustarren. Pea sprach weiter, ihre Stimme so laut und kräftig, wie man sie lange nicht gehört hatte. Sie erschallte durch die Höhle bis zum letzten Anwesenden. „Wir, die hier stehen, haben uns freiwillig entschlossen, heute den Trank einzunehmen und friedlich, ohne Schmerzen, für immer einzuschlafen. Klagt nicht!“ sie deutete auf die Zweige, die von den Heilern gehalten wurde und fuhr fort „Wir sind alt und vertrocknet. Der Baum der Saiyajins muss weiterwachsen, seine Früchte müssen auf fruchtbaren Boden fallen. Verbrennt die verdorrte Wurzel, damit sie Dünger für den Samen wird. Ohne uns habt ihr weniger Münder, die ihr füttern müsst und der Frieden untereinander wird gewahrt. Ao, Kin und Shiro…Blau, Gold und Weiß…die Samen dieser Stämme müssen weiter leben…“ erklärte sie die Bedeutung der bunten Bänder in den vertrockneten Ästen. Die Ältesten dieser Stämme starben heute, damit die junge Generation, der Samen, überlebte. Das Überleben der Rasse stand an oberster Stelle. Die jüngsten der Anwesenden fingen an zu klagen und zu flehen, während ihre Eltern schwiegen und nur die Fäuste ballten. Sie verstanden den Ernst der Lage: Auch wenn sie der baldige Verlust schmerzte, so sahen sie keine andere Möglichkeit um zu überleben. Sie konnten nur schweigen und es dankbar annehmen. Das Opfer der älteren Generation war in der Tat nobel. Es ging darum, ihr gesamtes Überleben zu sichern. Bevor der Stamm verhungerte, opferten sich lieber diejenigen, die ihr Leben bereits gelebt hatten und keine Aufgabe mehr erfüllen konnte. Es waren die Alten, die ihren langen Leben ein schmerzloses Ende geben wollte, bevor der Hunger sie in den Wahnsinn trieb. „Saiya Seppuku“ konnte weder verlangt noch eingefordert werden. Es musste aus freiem Willen und Opferbereitschaft geschehen. Topina rührte sich nicht: sie kniete auf den Boden und sah auf die Schale mit dunkelbrauner Flüssigkeit vor sich. Sie war stolz auf ihre Aufgabe als Heilerin und hatte sich geschworen, Leiden zu mildern. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass so eine Aufgabe dazu gehören sollte. „Topina, steh aufrecht“ zischte ihre Mutter ihr verärgert zu. Lotas Gesicht war verbissen, aber sie erfüllte ihre Pflicht. Sie reichte bereits die Schale an Pea, während der zweite Heiler begann, die Gruppe rechts an der Seite zu übernehmen. Topinas Vater unternahm seine Aufgabe regungslos und mit bitterem Ernst, während er für so manch zitternden Alten die Schale an die Lippen hielt. Es war ebenfalls Topinas Aufgabe und sie sollte das Gift an die Gruppe links von ihr überreichen und überwachen, auf dass jeder den benötigten großen Schluck nahm. Doch Topinas Beine wollten sich nicht rühren. Ihre Finger verkrampften sich in ihr Kleid. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie schüttelte trotzig den Kopf. Nein, sie konnte das nicht. Sie konnte Saiyajins nicht töten, selbst wenn diese danach verlangten. Es waren altbekannte, freundliche Gesichter, mit denen sie aufgewachsen war. Keine Blutsverwandten, aber Nachbarn und Stammesangehörige, deren Familien hier waren und sie beobachteten…wie konnte sie unter deren Augen ihre Großeltern umbringen? Warum wurde ein solches Verbrechen in der Öffentlichkeit abgehalten? Damit jeder das Opfer bezeugte und die Helden lobsang? Oder damit niemand von seinem Versprechen floh und als ehrlos galt? „Mein Kind“ Pea stand plötzlich vor, sie wankte bereits leicht, ein glasiger Schimmer in den Augen. „Mach uns den Abschied nicht schwerer als er ist“ bat sie leise. Topina schluchzte auf. Pea hatte Recht. Je mehr sie weinte, desto länger würde die Prozedur dauern und den Abschied verschlimmern. Sie nahm ihre Kraft zusammen, stellte sich langsam auf und ging mit der Schale zur übrig gebliebenen Gruppe. Die Alten sahen ihr milde und entspannt lächelnd entgegen, ohne Furcht. Dabei hielt sie in ihren Händen einen tödlichen Trank?! Trotzdem wurde er mit einem dankbaren Zug in den Augen entgegengenommen?! Keiner von ihnen zögerte und sie alle nahmen den erforderlichen Schluck. Als jeder seinen Anteil getrunken hatte und die Schalen geleert waren, war die Zeit des Abschiedes gekommen. Die Familienangehörige der Opfer eilten zu ihnen, gaben ihnen Halt und ließen sie behutsam zu Boden sinken. Das Gift fing an zu wirken und lähmte zuerst die Beine. Ihre Augenlider fingen müde an zu flattern und sanken schließlich nieder. Sie fühlten keinen Schmerz, nur eine dumpfe, warme Schwere. Die angenehme Wärme kam von den Körpern neben ihnen. Es war die Wärme ihrer Familie, ihre Umarmung, ihr Abschied. Mit dem zufriedenen Gefühl, zu sterben, um sie zu schützen, schliefen die Opfer an. Ihr Herz schlug langsamer und hielt dann inne. Keine Schmerzen. Ein ehrenhafter Tod in den Armen von Geliebten Saiyajins. Konnte es eine bessere Art und Weise geben, um zu sterben? Der letzte Atem entfloh ihren Lippen, die zu einem zufriedenen Lächeln verzogen waren. An jenem Tag opferten sich 42 Saiyajins, um die Vorräte zu strecken. Damit gab es Hoffnung, dass der Stamm mit seinen Rationen bis zum Frühjahr durchkommen würde. Ihre Namen wurden am nächsten Tag von Palantay als Märtyrer an die Höhlenwand verewigt. Das Opfer hatte den Stamm verkleinert und den Altersdurchschnitt gesenkt. Ein neuer Rat musste gegründet werden, nun wo der Alte vollständig aufgelöst war. Dazu versammelten sich die Erwachsenen nach der Trauerphase wieder in der Höhle und suchten nach weisen Köpfen, die für diese Aufgabe geeignet waren. Namen wurden laut gerufen und empfohlen, die betreffenden Saiyajins nach ihrer Zustimmung gefragt und dann in einer heimlichen Abstimmung gewählt oder ignoriert. Der neue Rat bestand zum Großteil aus Aosaru, aber auch ein paar Kin- und Shirosaru waren dabei, die sich in den letzten Monaten durch ihre Fähigkeiten und weisen Rat hervorgetan hatte. Im Gegensatz zum letzten Rat befanden sich mehr Krieger und Jäger unter ihnen. Durch den Krieg war ihre Stellung innerhalb des Stammes gestiegen, ähnlich wie es wie sonst bei den anderen Stämmen auch gegolten hatte. Die Bewachung und die Jagd waren überlebenswichtig geworden. Auch Topinas Mutter war in den Rat gewählt worden: ihr Pflichtbewusstsein und ihre Haltung hatten so einige Saiyajins beeindruckt. Niemand machte ihr und ihrer Tochter Vorwürfe für ihre Tat. Es war kein Mord gewesen, sondern ein ehrenvolles Opfer, welches dank der Zeremonie lange im Gedächtnis bleiben würde. Die alten Saiyajins waren damit in den Stand von Helden gehoben worden, Leuchtfeuer in der Geschichte, wie sonst nur große Saiyajins die Ehre hatten. Man würde ihre Namen in der Familienlinie und im Stamm weitergeben…so lange er lebte… Es war nicht nur die Streckung der Rationen, es war die Hoffnung, die durch das Ritual entstand, welches die Saiyajins zum Durchhalten brachte. Dazu ihr Pflichtbewusstsein: Für die Opfer, die ihr Leben gegeben hatten, mussten sie überleben. So kam es, dass endlich die Sonne hervortrat, die Temperaturen stiegen und der Schnee schmolz. Der Frühling kam und der Stamm hatte es erfolgreich über den Winter geschafft. Das erste frische Grün inmitten der noch weißen Flecken Schnee wurde jubelnd gefeiert. Es zeigte sich öfters ein blauer Himmel mit wenig Wind. Doch damit fehlte auch bald die eisige Wind-Grenze, die den feindlichen Stamm fern gehalten hatte. Die Aosaru und ihre Freunde hofften, dass diese mit ihren neuen Jagdgründen zu beschäftigt waren, um sich auf neue Kämpfe zu stürzen. Bestimmt müssten ihre Wunden auch erst mal verheilen und vielleicht hätte man ein paar Jahre Ruhe vor ihnen. Man nutzte die friedliche Zeit, um eingestürzte Höhlen und Quellen vorsichtig freizuschaufeln und sich nach den Nachbarstämmen zu erkundigen. Doch die Späher, die sich auf den Weg machten, kamen mit Zuwachs und schlechten Nachrichten wieder. Auch die restlichen Stämme der Aosaru hatten im Winter gelitten und ebenfalls „Saiya Seppuku“ durchgeführt. Das hatte aber nicht immer zum gewünschten Erfolg geführt, ein paar Stämme waren trotzdem verhungert. Die andere waren so geschwächt, dass sie nun, im Frühjahr mit all seiner Arbeit, nicht mehr alleine lebensfähig waren. Daher folgten sie den Späher, um bei Palantays Stamm Zuflucht zu finden Zum ersten Mal seit Generationen war der Stamm der Aosaru komplett an einer Stelle versammelt, durchbrochen von einigen Köpfen der gefallen Stämme der Kin- und Shirosaru. Sehr viele blaue Köpfe, durchbrochen von etwas Weiß und Goldbraun. Im Vergleich zum letzten Jahr mit all seinen Flüchtlingen war noch relativ genug Platz übrig. Die vielen Todesopfer hatten Palantays Stamm verkleinert. Trotz der vielen Verluste versuchten sich die Saiyajins gegenseitig zu motivieren. Sie hatten den Winter geschafft und auf den Frühling würde der Sommer folgen und dann würde es wieder mehr zu essen geben. Doch Topina und ihre Mutter beteiligten sich nicht an dieser Hoffnung. „Welche Ernte?“ fragte Topina. „Wenn wir alle Samen bereits jetzt gegessen haben, jede Wurzel ausgegraben haben, wodurch soll wieder etwas wachsen? Auch das Wild hat nichts gefunden, ist verhungert und weitergezogen. Die einzige Chance, die ich noch sehe, ist das ehemalige Gebiet der Shirosaru, dass am Meer grenzt.“ Die letzten der Shirosaru kannten in der kargen Ebene, die ans Meer grenzte, Fischgründe, die auch andere Tiere anlockten. Essbare Algen, Muscheln und Seevögel mit Eiern könnten ebenfalls den Speiseplan auffrischen. Daher wurde eine Mannschaft aus den stärksten Kriegern und allen Shirosaru zusammengestellt, die ins feindliche Gebiet aufbrechen sollten. Wenn sie Glück hatten, waren die Fischgründe noch nicht gefunden worden, weil die Sieger die heimische Bevölkerung, die sich dort auskannte, ausgelöscht hatten. Zum Team gehörte auch Elery, die ihren Sohn verließ, um Nahrung zu bringen. Sie wusste, dass Palanaty und ihre „Schwester“ Sabi, seine andere Partnerin, sich um das Kind in der Zwischenzeit kümmern würden. Eine weiter Mannschaft aus Späher und Jäger sollte ins ehemalige Kinsaru-Gebiet, dem Dschungel, aufbrechen, um zu sehen, wie es den siegreichen Akasaru und Kurosaru dort erging. Je mehr sie über sie wussten, desto besser konnten sie sich auf ihre Ankunft vorbereiten. Vielleicht gab es dort auch genug zu jagen und sie konnten heimlich wildern. Einige Kinsaru, die sich am besten in der Gegend auskannten, begleiteten sie. Die zweite Mannschaft kam als erstes zurück. In ihrem Gepäck gab es kaum Fleisch, dafür schlechte Nachrichten. Der Dschungel existierte nicht mehr. Die Kämpfe als Ozaru hatten dafür gesorgt, dass die Erde platt getrampelt und Wälder in Brand gesetzt worden waren. Die wenigen Flächen an fruchtbaren Boden waren unter ständiger Kontrolle der feindlichen Stämme. Dort zu wildern, war unmöglich. Die Kinsaru waren besonders bedrückt. Ihre Heimat existierte nicht mehr. Sie hatten nach vertrockneten Fruchtständen gesucht, um wenigstens mit Samen zum Pflanzen heimzukommen. Dadurch war ihre Reise nicht umsonst. Doch es blieb fraglich, ob die Pflanzen, die wärmere Temperaturen gewöhnt waren, auch hier wachsen würden. Nun war man besonders auf die erste Mannschaft und ihren Fang angewiesen. Das gute Wetter hielt an, die Temperaturen stiegen erstaunlich schnell, was dazu führte, dass der Schnee rasant schmolz. Zu schnell für den gefrorenen Boden, der die Wassermassen nicht aufnehmen konnte. Die Aosaru hatten mit dem Schmelzwasser zu kämpfen und zur Sicherheit wurden die niedrigsten Höhlen aufgegeben. Der Bach schwoll in nie gekannter Höhe an und flutete beinahe das Tal. Die Aosaru-Krieger fassten daher einen Plan und sprengten mithilfe einer vereinigten Ki-Attacke einen Teil der Felsen weg, damit das Wasser abfließen konnte. In einen gewaltigen Sturzbach schoss es ins nächste Tal, wo es aber niemanden schadete. Doch der Lärm und der Schwall an Wasser führten dazu, dass man wieder auf die Berge und ihre Bewohner aufmerksam wurde. Am nächsten Tag landete eine kleine Gruppe von raubeinigen, schwarzhaarigen Saiyajins bei dem Aosaru. Sie trugen die typische Tracht ihres Stammes, wie es für Krieger Sitte war: schwarze Unterkleidung, dazu eine leichte, braune Leder-Rüstung, mit geschwärztem Metall an lebenswichtigen Stellen versetzt. Arm- und Beinschienen waren mit Lederbändern und Kordeln am Körper befestigt. „Na, sieh mal einer an, wer den Winter überlebt hat“ rief der erste spöttisch aus. „Wir dachten, ihr seid alle in diesem Mistwetter krepiert. Wir haben ein paar leere Höhlen weiter nördlich gesehen, mit kalten Leichen gefüllt. Bis gestern hätten wir nicht gedacht, dass hier noch jemand lebt. Hm, aber viele Köpfe sehe ich hier nicht“ er drehte suchend den Kopf. „Ist das der gesamte Stamm, der von den Aosaru noch übriggeblieben ist?“ Der schwarzhaarige Saiyajin lächelte überheblich angesichts dieser mageren Schwächlinge, die ängstlich seinen Blicken auswichen. Er konnte nur blaues Haar in verschiedenen Tönungen sehen. Die wenigen Kinsaru hatten sich schnell in die Höhle zurückgezogen und die Shirosaru waren immer noch fort. „Ja, wir leben noch“ sagte Lota trocken, die sich der „Gesandtschaft“ entgegenstellte. Ihr Gewand, welches sie als oberste Heilerin auswies, dank den drei Streifen am Ärmelrand, sorgte dafür, dass selbst diese derben Gesellen respektvoll zurückwichen. „Habt ihr die Überreste unsere Stammesbrüder respektvoll verbrannt oder seid ihr wie gierige Aasfresser gewesen“ fragte sie misstrauisch. Es würde sie nicht wundern, wenn diese Kerle die letzten Überreste der Toten geplündert hätten. „Hmpf, sie hatten nichts mehr von Wert bei sich. Sie waren dürr und stocksteif, nur in Lumpen gehüllt. Wir konnten sie nicht mal nach draußen schleppen, weil sie an die Felsen gefroren waren. Also haben wir die Höhlen zum Einsturz gebracht“ antwortete der Wortsprecher widerstrebend. Zu seiner Überraschung zeigte sich ein schmales Lächeln auf Lotas Lippen und sie nickte ihm dankend zu. „So sind wenigstens ihre Körper beisammen gewesen und keine Aasfresser konnten sie anfressen“ erklärte sie ihre Zustimmung für diese Tat. „Ja, ja“ winkte der Wortsprecher ab. „Wenn ihr so dankbar seid, sollte ja auch eine Belohnung für uns drin sein. Was habt ihr zu bieten? Felle, Trockenfleisch?“ gierig sahen die Krieger die Frau an. Ein paar schauten sich um und rochen in der Luft, um jegliche Spur von gekochten Essen aufzunehmen. Der erste gute Eindruck war damit wieder zunichte gemacht. Lota bemerkte, dass auch sie mager aussahen, obwohl sie in besserer Verfassung als ihr Stamm war. Sie erinnerte sich an die Eindrücke der zweiten Mannschaft: vom einstigen, riesigen Dschungel war nicht mehr viel übrig. Anscheinend hatten die Sieger nicht viel von ihren neuen Jagdgründen, die in den Kämpfen zu stark beschädigt worden waren. „Wir haben nichts“ sagte sie kurzangebunden. „Wir leben von dünnen Suppen. Es gibt kein Wild mehr und darum haben wir auch keine Felle mehr. Selbst das Feuerholz wird knapp.“ „Grmpf, und was ist mit Salben? Eure Arznei war sehr wirksam“ versuchte der Kurosaru zu verhandeln. „Hah, ebenfalls nichts mehr da“ verneinte Lota hämisch. „Wir haben die Pflanzen gegessen, anstatt daraus neue Arznei herzustellen, so verzweifelt waren wir. Solange es keine neue Ernte gibt, können wir nichts mehr zubereiten.“ Sie breitete betonend die Arme aus. „Das, wir hier seht…das ist alles, was wir haben. Dies karge Stück Land, welches wir noch bebauen müssen, damit es etwas abwirft. Wenn ihr uns vorher umbringt, bleibt es weiterhin leer.“ Die Krieger sahen sich um, bemerkten die ausgemergelten Anwohner und den kargen, schneebedeckten Boden. Hier wuchs nicht viel. Sie fingen an zu tuscheln. Schließlich drehte sich der Wortführer um und meinte überheblich „Selbst eure Frauen sind zu knochig, um sie anzufassen. Da kommen wir lieber im Sommer wieder. Dann solltet ihr einen großen Tribut für uns haben. Wehe, wen nicht. Wenn ihr uns nichts freiwillig gebt, dann nehmen wir es mit Gewalt. “ Mit dieser Drohung flogen sie wieder fort. Die Aosaru atmeten erleichtert auf. Topina rannte zu ihrer Mutter. „Du warst sehr mutig“ flüsterte sie. „Sie hätten uns vernichten können. Oder die junge Frauen stehlen…“ Lota schüttelte den Kopf. „Nein, dieses Interesse haben sie derzeitig nicht. Sie können es sich nicht leisten, mehr Zugang für ihren Stamm zu haben.“ Topina sah sie fragend an und ihre Mutter erklärte es. „Ihr Stamm hat dasselbe Problem wie wir: zu wenig Nahrung, zu kleine Jagdgründe. So, wie wir es im Winter getan haben, müssen sie die Anzahl an Esser klein halten. Da die Kurosaru so stolz auf ihre Krieger sind, haben sie besonders große Esser bei sich. Nahrung ist gerade das Einzige, was für sie zählt. Solange eine Hungersnot herrscht, wird die Libido der Saiyajins natürlich gebremst. Der Hunger stoppt den Fortpflanzungsdrang.“ „Dann sind wir fürs erste sicher“ murmelte Topina dumpf. Lota schüttelte den Kopf. „Die Schneeschmelze hat fruchtbaren Ackerboden fortgeschwemmt. Der Boden ist karg. Wir werden kaum etwas für uns selbst haben. Einen Tribut können wir uns nicht leisten. Und wenn wir ablehnen, wird es wieder zu Kämpfen kommen. Und dann…“ Topinas Augen wurden groß vor Erkenntnis und Schrecken. „Und dann geht das Kämpfen wieder los. Bloß dass wir dieses Mal gegen die Kurosaru kämpfen müssen.“ Kapitel 7: Dürre ----------------   Endlich kam der Frühling. Nun, nach Ende des harten Winters, hatten wir die Hoffnung, dass nun alles besser werden würde. Das strahlende Sonnenlicht aus dem wolkenlosen Himmel erfüllte uns mit Wärme und Zuversicht. Die überlebenden, geschwächten Aosaru, sowie die letzten der Kinsaru, die bei uns lebten, verließen mit optimistischen Augen ihre dunklen Höhlen, reckten ihre Gesichter der Wärme entgegen. Ohne den Schnee, ohne das erdrückende Eis, erwachte die Natur. Endlich konnten wir jeden Tag etwas mehr an frischen Kräutern finden, die schnell aus dem Boden schossen. Auch die ersten kleinen Nagetiere kamen wieder hervor und ihr Fleisch füllte die tägliche Suppe auf. In unseren leeren Bäuchen fühlten sich selbst diese spärlichen Mahlzeiten herrlich an; wir genossen jeden Bissen. Die Kurosaru-Saiyajins würden erst in späteren Monaten wiederkommen, um Tribut zu verlangen. Bis dahin hofften wir, unsere Vorräte auffüllen zu können. Der Herbst war noch weit weg, gefühlt eine lange Zeit. Wir dachten nur an den Moment und nicht an die Zukunft. Schließlich gab es noch eine weitere Hoffnung: die zweite Expedition der letzten Shirosaru-Saiyajins, die sich nach Norden aufgemacht hatten, um in ihren ehemaligen Fischgründen zu räubern.  Zwar hatten wir noch keine Nachricht, keinen Boten erhalten, doch bestimmt waren sie ebenso fleißig am Jagen und Sammeln wie wir: zuerst, um ihren eigenen Hunger zu stillen und dann, um mit großer Beute zu uns zurückzukommen. Wir in den Bergen, wir versuchten in unserem Gebiet eine neue Ernte anzubringen. Doch unser Saatgut war durch die Hungersnot aufgebraucht. Wir versuchten es mit den Samen, die wir von Kinsaru erhielten. Diese machten sich mutig auf, um in ihrem verlorenen Gebiet, in dem sie sich aber gut auskannten, heimlich nach Pflanzen zu suchen, die wir als neues Saatgut nutzen könnten. Es war sehr gefährlich, nach Nahrung im Kurosaru-Gebiet zu suchen, da die Gewinner der Schlacht eifersüchtig ihre Jagdgründe bewachten. So mancher kam nicht wieder, erschlagen im Feindesland. Doch die Not trieb uns an. Leider waren die meisten Samen zum Anbauen unbrauchbar: sie konnten nicht im Bergboden gedeihen, wo die fruchtbare Erdschicht nur dünn war, noch dünner als sonst aufgrund der letzten Schneeschmelze, die viel fortgeschwemmt hatte. Die ertragreichen Obstbäume aus dem Dschungel konnten wir nicht bei uns anpflanzen, weil die Temperaturunterschiede viel höher waren. Die empfindlichen Arten würden im nächsten Jahr sofort bei der heftigen Kälte eingehen. Und schon bald zeigte sich, dass die ungewöhnlich schnell wachsenden Temperaturen und der blaue Himmel auch ihre Nachteile hatten für das Saatgut, was für Berggebiet geeignet war.     Lota, die neue Vorsitzende des neu gegründeten Rats, schritt mit ihrer Tochter sowie den im Ackerbau erfahrenen Frauen und Männern die Felder ab. Auch Palantay war dabei. Er und seine Familie halfen in diesem Frühjahr beim Ackerbau, da es wichtiger war als das Töpfern und Malen. Er hatte sowieso keine Vorräte an Farben und Ton mehr, zudem erwies er sich als recht geschickt im Säen. Lerneifrig hatte er sich einweisen lassen, um dabei zu helfen, den Stamm zu ernähren. Nervös sah er dabei zu, wie Lota sich öfters bückte und leise grummelte. Mir Stirnrunzeln griff sie immer wieder in die trockene, staubige Erde.  Kopfschüttelnd sah sie danach in den Himmel, wo wie in letzter Zeit nur die Sonne herab strahlte, ohne eine Wolke dazwischen. Es hatte schon lange nicht mehr geregnet. „Das ist nicht gut“ murmelte sie leise, doch die andere hörten sie und nickten zustimmend. „Wir versuchen schon regelmäßig zu wässern“ erklärte eine Frau und zeigte auf die Körbe, die absichtlich nicht abgedichtet waren, damit das Wasser beim Gießen gleichmäßig über die Erde tropfen konnte.  „Wir holen das Wasser aus dem Bach. Aber der ist nicht mehr so hoch, wie es sonst um diese Zeit war. Wenn es noch heißer wird, trocknet er uns weg.“ „Wir müssen einen Weg finden, jeden Tropfen zu nutzen“ stimmte ein Mann zu. „Vielleicht, wenn wir Rohre aus Holz bauen, um das Wasser sicher in unsere Felder zu bringen, ohne das es verdunstet?“ Die erfindungsreichen Aosaru fingen an zu planen, wie man diese Rohre aus einer Grasart mit dicken, hohlen Stängeln bauen könnte. Nie zuvor waren sie auf jedes einzelne Korn so angewiesen, nie war jeder Tropfen Wasser so wichtig. Topina und Palantay, die für heute genug hatte vom erneuten Trübsinn, verließen die diskutierende Gruppe und marschierten den Hügel hoch, um von dort auf das Tal herabzublicken. Die Aussicht war anders als sie es sonst zu dieser Jahreszeit kannten. Normalerweise waren die Berge und Täler aufgrund des vielen Frühlingsregen, dem längeren Tageslicht und steigenden Temperaturen mit schnellwachsenden, frischen Grün und bunten Blumen bedeckt. Die durch Schneeschmelze angefüllten Bäche sammelten sich in Seen oder flossen in prasselnden, kleinen Wasserfällen von den Felsen runter, um sich unten im Hauptbach zu sammeln und von dort durch Gräben zu den Feldern abgeteilt wurde. In ihrer Erinnerung der letzten Jahre war der Anblick von diesem Standort märchenhaft, aufgrund der frischen Blätter und Blüten, des herabfallenden Wassers und der singenden Vögel, die eifrig Nester bauten. Doch nicht in diesem Jahr. Anstatt Wasserfälle gab es nur noch Rinnsale, anstatt Seen nur Teiche, anstelle von neuen Grün war vieles mit grauem Stein bedeckt, in dessen trockener Erde kaum etwas wuchs. Heute war der Wasserstand des Baches so niedrig, dass die am Weitetesten entfernten Felder kaum Zufuhr hatten. Topina rieb sich über die Arme, obwohl ihr nicht kalt war. Es war angenehm warm, sie brauchte keine Jacke und die Sonne fühlte sich herrlich auf ihrer Haut an. Aber diese Wärme fühlte sich gleichzeitig bedrohlich an. Denn nun hatten sie abgesehen der bekannten Sorge, kein Saatgut zu haben, es mit einem neuen Problem zu tun. Wie sollten ihre kargen Felder da was abwerfen? „Die Idee mit den Rohren hört sich gut an“ fing Palantay ein Gespräch an „Falls wir genügend Material finden am Dschungelrand…aber da diese Gräserart eigentlich nicht gegessen wird, da sie zu holzig schmeckt, je älter sie wird, stehen die Chancen gut.“ „Wir müssen dazu aber ins neue Kurosaru-Gebiet“ wandte Topina besorgt ein. „Werden sie uns den Zugang erlauben?“ Palantay zuckte mit den Achseln. „Wenn sie es nicht tun, können wir das Wasser nicht nutzen. Ohne Wasser, keine Ernte. Ohne Ernte, kein Tribut“ war für ihn die logische Konsequenz. „Wenn die anderen Stämme so logisch denken würden, wäre es nie zu diesem Krieg gekommen“ seufzte seine Cousine schwermütig. Von einem Gedanken getrieben, kletterte sie einen großen Felsbrocken hoch und balancierte darauf, um den einen bestimmten Punkt zu finden. Von diesem einzigartigen Standort war es dem Betrachter möglich, durch eine Lücke in den Bergen bis in die Ebene und den dortigen Dschungel zu sehen. Nichts versperrte einen die Aussicht, wenn man richtig stand. Da hinten konnte sie es sehen…doch die grüne Ebene und der dunkelgrüne Horizont, den sie in den letzten Jahren dort gesehen hatte, war blasser als sonst. Das war besorgniserregend. „Wir sind nicht die einzigen, bei denen es zu wenig regnet“ stellte sie laut fest. Palantay stöhnte. Er wollte nicht nachsehen, sondern vertraute ihren guten Augen. „Bei uns sammeln sich sonst immer die Wolken, weshalb wir nie ein Problem mit Wassermangel hatten“ sagte er und deutete auf die Bergspitzen, die unüblich klar zu erkennen waren ohne ihre Wolkenfelder. „Aber wenn es hier schon trocken ist…wenigstens haben wir noch Wasser zum Trinken“ dachte er laut nach. Er wusste, dass sich die Bergbäche alle unten in der Ebene zu einem gigantischen Fluss ansammelten, der durch die Ebene und den Dschungel floss. Wenn die Quelle abnahm, würde diese Hauptwasserzufuhr fehlen. Ohne Wasser würde der Dschungel langsamer wachsen. Was bedeuten würde… „Die anderen Saiyajins werden auch bald Probleme haben, genügend Nahrung zu finden“ sagte er düster. Wie sollte der halbzerstörte Wald wieder wachsen und genügend produzieren, um diese beiden hungrigen Stämme, Kuro und Aka-Saru zu sättigen? Wenn ihr Gebiet nicht ausreichte, würden sie wieder in den fremden Gebieten wildern. Palantay fluchte leise und dachte besorgt an seine kleine Familie: seine Eltern, seine kleine Schwester, seine zwei Söhne sowie die einzige Frau, mit der er gerade zusammenwohnte, Sabi. Nebenbei unterstützte er auch noch Chaya, seine alte Jugendfreundin, mit der er immer noch freundschaftlich verbunden war. Ein selten gewordenes Verhalten in letzter Zeit, denn die Stammesmitglieder verhielte sich nun egoistischer als früher. Man half sich gegenseitig widerwillig aus, aber der Drang dazu wurde immer geringer. Stattdessen fühlten viele Aosaru sich ungewöhnlich engstirnig und kleinlich auf, weshalb es oft zu Streitereien kam. Die ständige Sorge um Nahrung höhlte jeden psychisch aus. Palantay sah auf seine Hände, die rau und aufgerissen waren durch die neue Feldarbeit. Unter seinen Nägeln klebte der Dreck, anstatt Farbe. Er hatte schon seit Wochen nicht mehr gemalt, jeglicher künstlerische Drang war erloschen. Er fühlte sich müde und von allen bedrängt. Manchmal nervten ihn seine Familie so sehr, dass er am liebsten in die Berge gehen wollte, nur um ein paar Tage Ruhe zu haben; für sich zu sein. Darum genoss er gerade auch diese Pause mit seiner Cousine Topina. Sie konnten zusammen sein und dabei schweigen, ohne dass es unangenehm wurde. Kein unnötiges Wort wurde gesprochen. Beide fühlten dasselbe Bedürfnis, sich vom Stamm abzukapseln; mal nicht in jedes Problem hineingezogen zu werden. Doch leider währte die Ruhe nicht lange: sie hörten die Rufen von unten, die anderen Stammesmitglieder winkten sie zu sich. Anscheinend hatte man einen Plan gefasst. Palantay und Topina seufzten auf. Die Pause war vorbei, die Arbeit rief wieder.   Die Aosaru zogen ihre Idee erfindungsreich durch: sie suchten, ernteten, fertigten geschickt Leitungen aus den hohlen Rohren einer bestimmten Grasart und bildeten dadurch eine neuartige Bewässerungsanlage. Sie legten fleißig neue Kanäle an, um das Wasser geschützter zu ihren Feldern zu führen. Doch je wärmer es wurde, desto schneller trockneten die Bäche, die Bergseen und auch die Böden aus. Es regnete zu wenig, ein ungewöhnliches Wetterphänomenen in den Bergen. Schon vorher hatte es lange Sommer gegeben, aber nur in der Ebene, weshalb schließlich der Kampf zwischen den Kurosaru und Kinsaru ausgebrochen war: selbst die hartgesottenen Kurosaru hatten nur schwierig genug Beute und Wasser finden können und waren auf das Kinsaru-Gebiet angewiesen, was diese aber hart verteidigten. Die in den Bergen wohnenden Aosaru waren bislang gut davongekommen; hatten einen Vorteil mit ihrer Gebietslage, wo es viele Quellen gab und feuchte Luft. Allerdings half ihnen das jetzt nicht mehr weiter. Die monatelangen Kämpfe als Ozaru hatten den klimatischen Bedingungen nicht gutgetan, im Gegenteil. Quellen waren verschüttet worden, Seen verdampft, Wälder abgefackelt und die Wüste wuchs dadurch ungehindert. Damit hatte sich auch der Wind gedreht, die Luft war trockener und die Wolken sammelten sich nicht mehr wie gewohnt. Das Klima hatte sich zum Schlechteren gewandelt und gegen die Natur konnte auch der stärkste Saiyajin nicht siegen. Die Saiyajins besaßen zwar eine hohe Adaptionsfähigkeit, aber sie brauchten auch die Zeit dafür, um sich auf neuen Begebenheiten einzustellen. Wurden sie von neuen Umständen überrascht, litten auch sie. Weniger energiereiche Nahrung, längere Kälte- und Hitzeperioden…Nur wenige würden sich dem stellen und überleben können. Ohne ein paar fruchtbare Monate vor der eisigen Jahreszeit waren die Berge kein gutes Lebensgebiet mehr: die Aosaru hatten sich einst dafür entschieden, weil sie die Nachteile des harten Winters ausgeglichen und dadurch eine Nische besetzt hatten. Nun wurde es fast unmöglich, dort zu leben, besonders mit Blick auf den drohenden Winter.   Immer noch gab es keine Antwort der zweiten Expedition. Wo waren die Shirosaru? Hatten sie ihre Verbündete vergessen? Oder war etwas geschehen, was sie daran hinderte, zurückzukehren? Palantay hatte seit Monaten nichts von seiner zweiten Frau Elery gehört, die in ihr altes Stammesgebiet gewandert war, um bei der Jagd zu helfen. Mittlerweile war die Frist verstrichen, wann sie wieder zurückkehren wollten. Fünf Späher meldeten sich freiwillig, ins ferne Gebiet zu reisen. Sie kannten den Weg durch die Berge bis an die nördliche Grenze. Von dort würden sie die Spur aufnehmen und die anderen suchen, um sie in Eile zurückzudrängen, zusammen mit ihrer Beute. Angesichts des Hungers, der herrschte, brauchten sie unbedingt eine andere Nahrungsquelle. Die Aosaru waren immer noch geschwächt, schon seit über einem Jahr hatte sich keiner mehr von ihnen satt gegessen. Womöglich, angesichts der neuen Umstände mussten die Aosaru vielleicht sogar die Berge verlassen. Auch wenn es schade war angesichts der verzierten, gepflegten Höhlen und den heißen Quellen, aber wenn keine Nahrung mehr verfügbar war, musste man damit rechnen. Zwar war das einstige Shirosaru-Gebiet offiziell unter Kontrolle der Kuro/Akasaru, aber selbst dieser Stamm könnte nicht komplett den riesigen, eisigen Norden beherrschen. Eine Nische würde schon frei sein. Da die Aosaru sich mit Kälte auskannten, würden sie dort vielleicht eine neue Heimat finden. Das sollten die Späher nebenbei herausfinden.   Die Sonne brannte vom Himmel. Kein Aosaru konnte sich jemals an so einen trockenen, heißen Sommer erinnern. Vielleicht hätte einer der Alten von so einem Jahr gewusst, aber diese waren aufgrund des selbstopfernden Rituals „Saiya Suppuku“ nicht mehr anwesend, um davon zu erzählen. Palantay und seine Stammesbrüder verbrachten die heißen Mittagsstunden in den kühlen, dunklen Höhlen. Erneut waren sie „gefangen“ durch die Wetterlage, konnten sich nicht draußen bewegen wie gewohnt. Die Enge der Felsenwände fing an, sich bedrohlich zu fühlen anstatt beschützend. Aus Langeweile hatte Palantay wieder angefangen zu malen, aber er war unzufrieden mit seinen Werken. Er wollte über den Krieg zwischen den Stämmen erzählen, aber diese noch frische Geschichte steckte ihm zu sehr in den Knochen und deprimierte ihn. Er wollte nicht über den Hunger und die Toten nachdenken; nicht, solange keine besseren Zeiten anbrachen, die einen trösteten. Sorgfältig nahm er einen Schluck aus seinem Becher, genoss das kühle, kostbare Bergwasser. Wehmütig dachte er daran, wie er sich sonst zu jener Zeit sorglos im Bach abgekühlt hatte, um den nassen Leib dann in der Sonne zu trocknen; nebenbei frisches Obst und Beeren verspeisend. Doch so ausgetrocknet, wie der Bach gerade war und die Sonne gnadenlos herabstrahlte, hatte er keine Lust, sich zu dieser Stunde hinauszuwagen. Der Anblick der bräunlichen, vertrockneten Pflanzen würde ihn nur noch mehr deprimieren, keine Spur von süßen Beeren. All ihre Sorgfalt, das Wässern, die sparsame Nutzung von Wasser war hinfällig angesichts dieser Hitze. Wenn doch nur endlich Wolken den Himmel bedecken würde, aber bitte ohne Schnee. Erst als die Sonne allmählich unterging, die Hitze abnahm und es im Dämmerlicht erträglicher wurde, wagten sich die Saiyajins nach draußen. Feuer wurden entzündet, um erneut karge Speisen zuzubereiten. Während vor einem Jahr der Stamm sich noch tatkräftig gegenseitig unterstützt hatte und die Beute gemeinsam geteilt wurde, kochte nun jede Familie wortwörtlich ihr eigenes Süppchen. Missmutig sah jeder in die schale Flüssigkeit und schaute eifersüchtig und gierig auf die Nachbarfeuer, wo aber kaum etwas auf den Grill lag, was reichhaltiger war. Palantay schlürfte den Rest Eintopf aus und sah schweren Herzens zu seinen Söhnen, die gierig die Schüssel ausleckten, auf den letzten Tropfen bedacht. Wieso nur musste sein junges Blut so einen Hunger erleiden? Er dachte an seine herrliche Kindheit, die angesichts der trüben Gegenwart noch schöner strahlte. Er hatte nie Hunger leiden müssen, besonders im Sommer nicht, wo der Tisch reich gedeckt war. Er nahm seinen Jüngsten auf den Schoss, rechtzeitig, da er spürte, wie der Kleine kurz davor war, verstimmt zu weinen. Tröstend ließ er ihn auf seinen Knien hüpfen, in der Hoffnung, ihn damit etwas abzulenken. Er lächelte ihn aufmunternd, machte hohe, zwitschernde Töne und Grimassen und brachte seinen Sohn wie gehofft zum Lachen. Dessen Halbbruder wollte ebenfalls die Aufmerksamkeit seines Vaters haben und kletterte eigenständig auf seines Vaters Schoss. Sabi, die Mutter von Palantays zweitem Sohn, kicherte unwillkürlich bei diesem Anblick. Es lenkte auch sie etwas von der harten Gegenwart ab. Mit wehmütigem Lächeln sah sie den Kindern beim Spielen zu, wie sie auf ihren Vater kletterten. Sabis Sohn hatte ihre äußerlichen Merkmale geerbt: dunkelbraunes Haar und einen dunkleren Teint als die Aosaru, dazu der braune Schweif. Nur seine Augen waren heller, ein strahlendes Türkisblau, welches er von seines Vaters Linie haben musste. Das zweite Kind, der Sohn der Shirosaru Ellery, hatte viele Merkmale seines Vaters geerbt: die Aosaru-Gene erwiesen sich hier als stärker. Seine Haare und Augen waren von hellem Blau, doch auch sein Schweif war braun. Nur die Kinder, deren Eltern Aosaru-Blut trugen, konnten mit einem blauen Schweif geboren werden. Sabi war froh, dass der Vater ihres Sohnes sich so gut um sie beide sorgte. In ihrer verloreneren Heimat gab es niemanden mehr, sie hatte alle direkte Familienangehörige im Krieg verloren. Palantay war kein Sarang-Gefährte, er könnte sie jederzeit aus seiner Höhle werfen, die sein Besitz war. Doch stattdessen kümmerte er sich liebevoll um beide Söhne, bevorzugte keinen und opferte sogar einen Teil seiner eigenen Portionen, nur damit sie mehr zu essen hatten. Sabi verspürte Scham, dass sie diesen Mann so ausnutzte. Sie hegte große Zuneigung für ihn, eine tiefe Freundschaft, aber nicht mehr. Angesichts ihres knurrenden Magens wäre sie so manches Mal bereit gewesen, ein anderes Angebot anzunehmen, nur um keinen Hunger mehr zu spüren. Dass sie es bislang nicht getan hatte, lang an mangelnden Angeboten. Selbst die Jäger und Krieger hatten wenig zu essen und fanden kaum Beute. Keiner von ihnen wollte momentan ein neues Weib nehmen. Da war Palantay mit seinem ersten Anbau von Getreide erfolgreicher; er schaffte es wenigstens etwas Abwechslung in die Suppe zu bringen. Neidisch dachte Sabi an Ellery, die, seit Monaten unterwegs war mit dem Vorsatz, zu jagen. Sie musste sich nicht um zwei Kinder kümmern und konnte sich vermutlich den Bauch mit Fisch und Muscheln vollschlagen. Vielleicht hatte diese Frau sie sogar vergessen und ein neues Leben aufgebaut. Sabo konnte es kaum erwarten, dass die Späher mit der verschollenen Expeditionsgruppe endlich erschienen. In deren Gepäck hatte gefälligst eine große Beute zu sein, warum sonst hielt sie bislang noch durch?! Sabi seufzte, enttäuscht davon, wie ihr aktuelles Leben aussah. Vor wenigen Jahren, als sie noch im Dschungel gewohnt hatte, umgeben von ihrem Stamm, hatte sie sich ihre zukünftige Familie anders ausgemalt. Einen starken Krieger wollte sie wählen, mit einem ansehnlichen Körper und goldblonden Haar, der ihr jeden Tag Fleisch ran brachte. Jemand wie Cress, für den sie lange geschwärmt hatte…bis er im Zweikampf von einen Kurosaru-Saiyajin besiegt worden war. Sabi hatte niemanden davon erzählt, wie sie heimlich und versteckt dieses Duell beobachtet hatte. Eine Gruppe von Kinsaru gegen Kurosaru, die sich jeweils einzeln herausgefordert hatten, in einen Kampf auf Leben und Tod, einen Tatakai. Es war zu beschämend, anderen davon zu erzählen, wie jeder Kinsaru-Krieger gegen einen einzelnen Kurosaru verloren hatte. Sie erinnerte sich an ihr Entsetzen, während sie heimlich dabei zusah, wie einer nach den andere im Staub landete und die restlichen Kurosaru nur zusahen und lachten. Ein einzelner von ihnen war ausreichend gewesen, um die besten Krieger der Kinsaru zu töten. Sabis Stolz als Kinsaru litt sehr darunter, zu den verlorenen Stämmen zu gehören. Sie hatte ihren Stamm immer als den Mächtigsten innerhalb der Saiyajin empfunden und konnte die Niederlage nicht verkraften, sowie den Verlust ihrer Heimat. Sie war der Meinung, dass die Aosaru dagegen noch gut weggekommen waren. Immerhin wohnten sie noch in ihren Höhlen, besaßen ihre Jagdgründen und hatten nur wenige Angehörige direkt im Krieg verloren. Sie wischte sich schnell über die Augen, bevor sie anfing zu heulen angesichts dieser Schmach. Ihre Fäuste ballten sich, als sie wütend an den feindlichen Stamm dachte, der ihr alles genommen hatte. Sie würde ihnen niemals verzeihen. Oh, wie sie sich wünschte, ein starker Krieger zu sein, um selbst Rache zu üben. Wenn doch nur das Blut des Super-Saiyajins in ihr erwachen würde…aber vielleicht hatten die Kurosaru Recht damit, die behaupteten, ein Super-Saiyajin würde durch seine Stärke und nicht sein legendäres goldenes Aussehen glänzen. Vielleicht war die alte Sage missverständlich weitererzählt worden. Sabis Gedanken schienen das Unglück herbeizubeschwören.   Ein paar Krieger sprangen plötzlich auf, sahen wachsam zum Himmel und riefen Alarm: sie spürten das Herannahen von starken Lebewesen. Zu Recht. Im Nachthimmel, kaum erkennbar, flogen fremde Saiyajins heran.   Die Aosaru-Saiyajins kamen nicht dazu, ihre Feuer zu löschen, stattdessen tranken und aßen sie hastig den letzten Bissen auf, um Kraft zu schöpfen für das, was auf sie zukam und damit ihnen niemand den Rest Suppe stahl. Bevor Frauen und Kinder in die Höhlen flüchten konnten, landete schon eine Gruppe von Kurosaru-Saiyajins mitten unter ihnen. Zehn großgewachsene Männer, in der Kleidung der Krieger, hager und grimmig, mit geballten Fäusten und einer Ausstrahlung, die besagte, dass niemand wagen sollte zu fliehen. Palantay überreichte der stocksteifen Sabi die kleinen Kinder und stellte sich vor sie, damit keiner der Krieger die Kinsaru-Frau bemerkte. Selbst im schwachen Feuerschein bemerkte Palantay die harten, schwarzen Augen der fremden Krieger. Obwohl sie umzingelt waren und in der Unterzahl, fürchteten sie sich nicht. Ihre Haltung strahlte Arroganz aus. Da, wo nackte Haut sichtbar war, konnte man Kampfnarben sehen. Ihre Rüstung war sauber, aber deutlich geflickt. Bei manchem Krieger schlackerte der Stoff, als hätte er zu sehr abgenommen in letzter Zeit und keinen Zugang mehr zu angepasster Kleidung. Aufmerksam sahen sie sich um, eine gewisse Besitzgier in den Augen. Die Aosaru duckten sich ängstlich, murmelten verwirrt und sahen sich hilfesuchend um.  Niemand wusste, was zu tun war. „Es ist später Abend“ sprach eine weibliche Stimme herrisch laut. „Was wollt ihr hier?“ Lota eilte auf die Gruppe zu, keinerlei Furcht oder Unsicherheit in ihrer Haltung oder Gesicht erkennbar. Ihr Stamm atmete erleichtert auf, weil die neue Ratsvorsitzende das Wort und damit die Führung übernahm. Einer der Eindringlinge, ein Mann mit ungekämmtem, strubbeligem Haar, trat ihr entgegen. „Tribut!“ verlangte der Mann kurzangebunden. „Her damit!“ Lota blinzelte ungläubig, dann lachte sie hysterisch auf. „Tribut von was?“ fragte sie und deutete um sich. Die Blicke der Fremden glitten über die ausgemergelten, verängstigten Saiyajins in schäbiger Kleidung. Vom Wohlstand keine Spur. Der Mann verzog verärgert das Gesicht. Fragend sah er seine Kameraden an. Einer zuckte ideenlos mit den Achseln, der andere schüttelte den Kopf, der Rest war genauso ratlos und blieb stumm. Anscheinend hatte die Gruppe sich etwas anderes erhofft. „Tse“ verärgert, weil er nun Maßnahmen ergreifen musste, drehte der Erste sich wieder zu Lota um und hob die rechte Hand. Leuchtendes Ki in Form einer Kugel sammelte sich bedrohlich in seiner Handfläche. „Her mit allem, was ihr zu Essen habt“ befahl er. „Oder du stirbst!“ Wieder lachte Lota auf, spöttisch und unbeeindruckt. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah den fremden Krieger eisig in die Augen. „Nein!“ erklärte sie mit fester Stimme. Lota wusste, es gab keine Wahl. Ihr Stamm würde sterben, wenn sie den letzten Rest an Vorräten abgaben. Niemals könnten sie die erwünschte Tribut-Menge sammeln und gleichzeitig genug für sich übrig haben. Überhaupt etwas zusammen zu kratzen für den eigenen Bedarf war ja schon schwierig. Todesmutig stellte sie sich daher den Fremden in den Weg. Verdutzt blinzelte ihr Gegenüber. Schnell riss er sich zusammen, sein Kiefer verärgert verhärtet. Beide Saiyajins bekämpften sich stumm mit Blicken, maßen gegenseitig ihren Willen und Mut ab.   Noch heute habe ich dieses Bild vor meinen Augen. Lota, wie sie mutig und unbeirrbar vor dem bedrohlichen Krieger steht, aber nicht zurückweicht. Angesichts der damaligen Situation strahlte sie eine unbekannte, aber wohltuende Autorität aus. Ich, wie viele andere, fühlte mich von dieser Stärke angezogen. Dieser Wille, dieser Stolz, hat mich und die Anwesenden tief beeindruckt. Sogar die Kurosaru-Saiyajins wurden davon beeinflusst. Es ist für mich eindeutig, von wem Topina ihre Sturheit geerbt hat, wer ihr Vorbild war. Wie ihre Mutter versuchte auch sie das Richtige zu tun und ließ sich nicht von größeren und stärkeren Gegnern abbringen.   Der Kurosaru-Saiyajin namens Rotto verfluchte sein Schicksal. Sein einfacher Auftrag, Tribut zu fordern und zu seinem Stamm zu bringen, erwies sich als komplizierter als gedacht. So viel zu ihrer Hoffnung, sich endlich mal satt essen zu können. Hah, von wegen. Es war offensichtlich, dass dieser Stamm nichts hatte, so ausgemergelt wie sie aussahen. Angesichts dessen machte die Todesdrohung keinen Unterschied: sie würden so oder so sterben und lieber schnell im Kampf als langsam und qualvoll durch Hunger. Rotto hatte keine Idee, wie er gegen die ältere Frau ankommen sollte, die ihm gegenüber stand. Er könnte ein Exemple statuieren, sie vor den Augen ihres Stammes umbringen und ihre Herzen mit Furcht erfüllen. Vielleicht wären sie dann gehorsamer. Doch er zögerte. Diese Frau war die oberste Heilerin ihres Stammes, das erkannte er an den drei Streifen an ihren Ärmeln. Von allen saiyanischen Stämmen waren die Blauhaarigen am besten bewandt in der Heilkunst. Wenn sie starb, wer würde dann Heilsalben und Tränke anfertigen, von dem sein Stamm auch profitierte? Angesichts der letzten Kriegsjahre wusste Rotto, wie nützlich gute Heiler waren, wie sehr man auf sie angewiesen war. Viele Krieger waren an behandelbaren Wunden gestorben, weil sie keine ausgebildete Heiler hatten. Der Krieg hatte zu viele Opfer gefordert: während die starken Krieger überlebt hatten, hatten es schwache Saiyajins mit anderen Fähigkeiten nicht. Fähigkeiten, die auch ihre Nützlichkeiten hatten, Wissen, welches das Leben vereinfachte und nun verloren war. Mittelweile hatten die Krieger Probleme, ihre Rüstung zu flicken und überhaupt eine zu erhalten, da die wenigen Schmiedekundigen gefallen waren. Die überhebliche Meinung der Kurosaru-Saiyajins, dass starke Männer das Wichtigste waren, hatte zu Problemen in der Versorgung und damit zu einem Umdenken geführt. Stärke war nicht alles! Würde er dieses kostbare Wissen in der Gestalt dieser Frau nun vernichten, könnte es auf langfristiger Sicht mehr schaden als nutzen. Wer würde sich um die Kranken, Verletzten und Schwangeren kümmern? Wie sollte sein Volk überleben? Zudem war sie eine Frau, zwar schon alt und etwas vertrocknet, aber mit Feuer in den blauen Augen und ihm war beigebracht worden, das andere Geschlecht wohlwollend zu behandeln. Innerlich war er beeindruckt von ihrem Widerstand. Sie war ihm körperlich unterlegen, sie beide wussten das und trotzdem wankte sie nicht. Er sah keine Spur von Angst in ihren Augen. Ihr strenger Blick erinnerte ihn unwillkürlich an seine eigene tote Mutter, besonders da ihr Alter ungefähr das gleiche war. Ihre Gesichtszüge begannen bereits, miteinander zu verschmelzen. Rotto fluchte in Gedanken, denn er spürte, wie ihn der Tatwille verließ: er konnte sie nicht töten, nicht verletzen. Was sollte er tun? Er konnte keine Entscheidung treffen, sollte es doch ein anderer tun und die Last der Konsequenzen tragen. Ja, das war eine gute Idee, mit der er sich aus der Verantwortung stahl.   Der Saiyajin löschte sein Ki -Ball aus und nahm die Hand runter. Die Aosaru-Saiyajins atmeten erleichtert auf, weil die direkte Todesgefahr fürs erste gebannt schien. „Rotto, was soll das?“ flüsterte ein Kamerad mit Stoppelbart. „Das ist sinnlos“ brummte der Anführer. Er wandte sich seinen Kameraden zu. „Hier gibt es nichts. Wir müssten ihnen die Bäuche aufschneiden, um das letzte Korn aus ihnen herauszuholen. Wir geben Bericht über die Situation und überlassen Vegeta die Entscheidung.“ Lota hob erstaunt die Augenbraue. Nicht, weil der Krieger davon abließ, sie zu bedrohen und damit auf sein Gehirn hörte (was ungewöhnlich war angesichts der Vorurteile gegenüber den Kurosaru, die als ungeduldig und gedankenlos galten), sondern wegen dem ungewöhnlichen Namen. Auch Palantay und die anderen Aosaru-Saiyajins, die zum ersten Mal diesen altehrwürdigen Namen hörten, stutzten. In der alten Sprache der Saiyajins wurde der Name „Vegeta“, der eher ein Titel war, mit überragender Stärke und Macht gleichgesetzt. Das jemand diesen alten Begriff als Name für sein Kind auswählte…für die bescheidenen, demütigen Aosaru war das ein hochmütiger Akt, voller Arroganz, geradezu anmaßend. „Habt ihr ihm den Namen gegeben oder sein Vater?“ sprach Lota trocken die Frage aus, die jeden gerade durch den Kopf ging. Der Krieger namens Rotto blähte stolz die Brust auf. „Vegeta bekam seinen Namen von seinem Vater, der wusste, zu welch legendären Krieger sich sein Sohn entwickeln würde. Er ist unser neuer Anführer, der die Kurosaru und Akasaru zusammengeführt hat“ erzählte er überheblich. „Zu Recht trägt er diesen Namen, hat ihn sich zu eigen gemacht. Er ist nicht nur stark, sondern auch listig. Er hat…“ „Ja, ja, schon klar, er ist super“ winkte Lota sarkastisch ab, die wirklich kein Interesse an die typische männliche, übertriebene Lobhudelei hatte. Beleidigt hielt Rotto angesichts ihres Desinteresses inne. „Egal, ihr werdet ihm ja bald selbst gegenüberstellen“ tat er lässig ab. „Mal sehen, ob du dann immer noch so unbeeindruckt bist“ lachte er auf und erhob sich langsam in die Luft. Seine Kameraden, zwar erstaunt wegen des schnellen Rückzugs und das auch noch mit leeren Händen, folgten ihm gehorsam. Kaum waren die Kurosaru in die Luft entschwunden, als Topina und ihr Vater zu ihrer Mutter eilten, die unsicher wankte. Bevor sie zu Boden fiel, wurde sie von ihrem Liebsten aufgefangen. Die starke Haltung, die die Oberste gezeigt hatte, war verschwunden, nachdem sie nicht mehr unter Beobachtung stand; ihre Beine hatten ihre Kraft verloren. Sie griff nach der Hand ihres Gefährten, ließ sich von ihm hochheben. Behutsam strich sie nebenbei über Topinas Hand, die an ihrer Seite stand und mitstützte. Sie konnte sowohl Erleichterung wie auch Stolz in deren Augen erkennen. „Du hast es ihnen gezeigt, Mutter“ wisperte Topina anerkennend. „Du hast den Stolz unseres Stammes repräsentiert.“ Lota rang sich ein schwaches Lächeln ab, bevor sie wieder ernst wurde. „Ja, aber sie werden wieder kommen und dann mit ihren Anführer. Ich weiß nicht, ob man mit diesem Vegeta verhandeln kann.“   Wie angekündigt, kamen die Kurosaru wieder, bereits am nächsten Tag und in größerer Anzahl. Dieses Mal kamen sie am helllichten Tag an, landeten selbstbewusst inmitten des Dorfes. Lota, die mit ihrer baldigen Ankunft gerechnet hatte, hatte ihren Stammesangehörigen kurz zuvor die Anweisung gegeben, jeglichen Rest an Vorräten zu verstecken und die ärmlichste, raueste Kleidung zu tragen. Ihr Plan war es, ihren Stamm als zu arm erscheinen zu lassen, bei dem es sich nicht lohnte, etwas zu holen. Zwanzig fremde Saiyajins, mit schwarzen, sowie rotbraunen Haar, sahen sich schaulustig um und wurden wiederrum angestarrt von den Aosaru. Die letzten Kinsaru versteckten sich derweil in den Höhlen, sowie alle Kinder, in denen deutlich ihr Blut floss. Es war damit zu rechnen, dass die Fremden sie hinrichten würde. Lota und ihre Ratskameraden  schritten den Fremden entgegen. Obwohl sie schmutzige Lumpen trugen, ihre Wangenknochen wegen Nahrungsmangel ganz scharf waren, umgab sie jedoch eine Aura von Unbeugsamkeit und Selbstvertrauen. Auch wenn ihnen die Kleidung an den dürren Körpern herab schlackerte, gingen sie aufrecht und mit wiegenden Schritten, ohne zu stolpern. Topina, ihr Vater und Palantay blieben wachsam hinter ihnen. Auch wenn sie keine Kampfstärke besaßen, wollten sie sich nicht in ihrem Heim verstecken. Sie blieben deutlich sichtbar in der Nähe der Gesandtschaft stehen. Das war ihr Dorf, daraus ließen sie sich nicht von fremden Saiyajins vertreiben. Jeden ihrer Stammesangehörigen ging es ebenso. Sie besaßen nichts mehr außer ihren Stolz, aber wenigstens gab er ihnen Würde und ließ sie nicht zusammen brechen. Im Gegensatz zu ihnen hatten sich die Fremden mehr Mühe mit ihrer Erscheinung gegeben. Ihre Kleidung war in deutlich besseren Zustand, wenn auch simpel und ohne Verzierung. Die metallenen Brustpanzer, Arm-und Beinschienen waren sauber, die Haare gekämmt, die Gesichter rasiert. Es war eine bunt gemischte Gruppe, mit schwarzhaarigen Männern in der Überzahl, eindeutig erfahrene Veteranen, alles Krieger. Sie umringen einen jungen Mann, der deutlich im Mittelpunkt stand. Auf ihn richtete sich ihre Aufmerksamkeit. Palantay bemerkte ihren Respekt, dabei waren einige Krieger deutlich älter als er. Interessiert beäugte er ihn, versuchte seine Stärke einzuschätzen. Seine Haare waren schwarz und hochstehend, die Augen dunkel, die Augenbrauen düster zusammengezogen, sein Teint von der Sommersonne  getönt. Er trug dieselbe Art von Kleidung wie seine Kameraden, schien zu ihnen zu gehören und trotzdem war deutlich, dass er anders war. Körperlich war er nicht überragend, weder der größte noch der Muskelbepackteste. Aber er war  gut in Form, Palantay konnte das an seinen Armen und Beinen erkennen, sowie an der Form seiner Brust. Kultivierte Muskeln mit erstaunlich geringen Kampfnarben, ein qualifizierter Körper der unter Spannung stand und jederzeit losstürmen konnte. Palantay blinzelte:  er konnte die Aura erkennen, die den Krieger umgab. Kein Wunder, dass er mit so einer Ausstrahlung diesen raufgierigeren Stamm kontrollieren konnte. Ein Saiyajin, der voller Wind und Feuer war… das war also Vegeta!? Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte Palantay das Gefühl von Kreativität, ausgelöst durch diese Erscheinung. Sie inspirierte ihn wieder zu malen, so etwas wie ein wildes Naturereignis, wie ein Sturm oder einen Vulkanausbruch, in völlig neuen, aufgelösten Strukturen und wilden Farben. Schnell schüttelte er das Gefühl ab. Der Kerl war ein Feind. Er musterte ihn nur deswegen so gründlich, damit er später die Geschichte des heutigen Tages aufmalen konnte. Palantay war so in seiner Betrachtung versunken, dass er beinahe die ersten Worte verpasste. „Ich bin Lota, die Ratsvorsitzende dieses Dorfes“ stellte sich die Heilerin vor. „Ich bin Vegeta, der Stammesanführer der Saiyajins“ wie von Palantay gedacht, kamen diese Worte von dem betreffenden jungen Mann, den Palantay so genau beobachtet hatte. Seine Stimme war kräftig, deutlich für alle Anwesenden zu verstehen, ohne dass jener laut sein musste. „Meinst du nicht, der Stammesführer der „Kurosaru“ sowie „Akasaru“?“ fragte Lota irritiert. Immerhin beinhaltetet der Begriff „Saiyajins“ alle Stämme und die letzten drei hatten Vegeta nicht zu ihren Anführer gewählt, im Gegenteil. Vegeta sprach nicht für sie; war kein Mitglied ihres Stammes. Also hatte er diesbezüglich genauer zu sein… „Nein“ antworte Vegeta simple und ein schiefes Lächeln erschien in seinem Gesicht, dass deutlich Spott und Arroganz ausstrahlte. Lota zuckte zusammen, ebenso die anderen des Rats. Sie verstanden, was der junge Mann ihnen sagen wollte. Wie er hier erschien, mit seiner Entourage, in einem fremden Dorf…als ob ihm alles gehören würde. Sollte es einer geben, der Widerstand leisten wollte, sollte er jetzt sprechen. Vegeta sah sich scharf um, doch kein Aosaru-Krieger trat hervor und forderte ihn auf, seine Worte zurück zu nehmen. Schüchtern wie verängstigte Kinder sahen sie zu Boden, wichen seinem Blick aus. Niemand traute sich zu widersprechen. Selbst aus den Höhlen stürmte kein wütender, rachedurstiger Kinsaru. Der Überraschungseffekt war verloren, schließlich hatten ihre Feinde längst ihre Anwesenheit bemerkt. Einige schwarzhaarige Krieger sahen höhnisch grinsend in ihre Richtung, die Fäuste vorfreudig geballt….doch niemand forderte sie heraus. Im Höhleneingang stand Sabi. Während sie nach draußen auf die Gesandtschaft schaute, zitterte sie aus lauter Wut, sowohl auf ihre Feinde als auch auf sich selbst. Sie wünschte sich, stärker zu sein und diesen Vegeta zu töten. Sie erkannte ihn: er war der Mörder von Cress und den anderen Kinsaru-Krieger. Doch die siegreichen Saiyajins waren nicht hier, um eine wehrlose Gruppe von Frauen und Schwächlingen zu töten. Sie wollten etwas anderes. „Ich beanspruche euer Gebiet. Ihr werdet mir Tribut zahlen, um weiter in Sicherheit zu leben“ forderte Vegeta die Oberste auf. Lota lachte kurz und hart auf. „Seit gestern hat sich nichts Neues ergeben. Wir haben immer noch nichts“ spottete sie. „Hat das dein Gesandte euch nicht mitgeteilt?“ sie deutete auf Rotto, der hinter Vegeta stand. „Hat er“ Vegeta nickte. „Aber euch ist nicht zu trauen, deswegen bin ich persönlich hier.“ „Was meinst du?“ in gespielter Unschuld und Ahnungslosigkeit sah Lota ihn an, ebenso die andere Aosaru. Hatte Vegeta durchschaut, dass es doch noch ein paar Vorräte hier gab? Doch der schwarzhaarige Saiyajin wollte auf etwas anderes hinauf. „Ich meine die Gruppe von Dieben, die versucht haben, in meinen Gebiet unerlaubt zu jagen“ fuhr er fort. Lota kontrollierte ihre Gesichtszüge, ließ nicht erkennen, wie erleichtert sie war, weil Vegeta nichts von ihren Vorräten ahnte. Aber worauf wollte er hinaus? „Weißhaarige Diebe, die entgegen meiner Gnade es gewagt haben, mir noch mal unter die Augen zu treten“ erklärte Vegeta genauer, da die Blauhaarigen ihn nicht verstanden. „Tse, sie hätten sich verstecken sollen, dann hätten sie überlebt.“ Lotas Augen wurden groß, gleichzeitig wurde sie blass. „Die Shirosaru…“ hauchte sie erschrocken. Also darum war die Expedition immer noch nicht zurückgekehrt. Man hatte sie erwischt! Auch die anderen blauhaarigen Saiyajins verstanden nun, dass die Hoffnung, neue Jagdbeute zu erhalten, hiermit gestorben war. Etwas ihnen verkümmerte: es war die letzte Hoffnung auf Rettung. Besonders Palantay war erschüttert und schnell sah er in Richtung Höhle, wo Sabi und seine beiden Söhne warteten.  Sie hatte bestimmt ebenfalls mitgehört, dass Ellery damit tot war und ihr Sohn seine Mutter verloren hatte. Sabi hielt sich an der Höhlenwand fest, weil ihre Beine zitterten: also gab es keine Fische und keine Meeresfrüchte, kein erhofftes Festmahl. Stattdessen Verantwortung für ein Kind, dass nicht ihres war. Sie fühlte sich innerlich ausgehöhlt und brach in Tränen aus. „Wie konntest du nur?“ fuhr einer der Ratsmitglieder wütend den arroganten Anführer an. „Siehst du nicht, wie hungrig und verzweifelt wir sind? Sie sind auch für uns zurückgegangen. Sie haben versucht, den Tribut zusammen zu bringen.“ „Dann seid ihr mitschuldig“ stellte Vegeta kühl fest. „Ihr seid Mitwisser und Komplizen. Damit habt ihr zugegeben, uns ebenfalls bestehlen zu wollen. “ Der Mann wurde nun noch bleicher als er seinen voreiligen Fehler erkannte. Strafend sah ihn Lota an und schuldbewusst machte er sich klein. Lota atmete tief durch und trat hervor. Lügen war sinnlos. Sie versuchte an die Ehre des jungen Anführers zu appellieren, sowie an seinen logischen Verstand. Er musste doch einsehen, dass es in diesem Jahr keinen Tribut mehr gab. Niemand hatte Zugang zu Nahrung. „Hatten sie Erfolg?“ fragte sie Vegeta. Der hob fragend eine Augenbraue, verstand ihre Frage nicht, beziehungsweise worauf sie hinauswollte. „Sie hatten nicht viel bei sich“ meldete sich einer aus seiner Gruppe zu Wort, der dabei gewesen war, als man die Shirosaru überrascht und vernichtet hatte. „Ein paar kleine Fische und eine Art von Seegras war ihre Beute. Nicht viel, trotzdem haben sie es mit ihren Leben verteidigt, anstatt es uns zu übergeben. Hah, lachhaft! Für das bisschen sind sie alle gestorben.“ Palantay ballte wütend die Fäuste, wie viele andere. Die Shirosaru wollten ihr Versprechen einlösen; hatten versucht, den wartenden Aosaru, die sie monatelang beherbergt hatten, ebenfalls zu beköstigen. Sie hatten versucht, ihre Schuld zurück zu bezahlen und waren dadurch nun endgültig vernichtet worden. „Sie waren nicht allein, ein paar Blauhaarige waren ebenfalls in ihrer Gruppe. Dadurch war klar, dass ihr ebenfalls Verräter und Diebe seid“ fuhr der Mann fort. „Es ist die eine Sache, wenn ihr unessbares Gras raubt, wenn ihr damit eure Felder bewässern könnt“ übernahm Vegeta das Wort. „Aber in diesem Fall habt ihr eindeutig die Grenzen eurer Jagdgebiete überschritten.“ „Hmpf, hast du Felder gesehen, als du hier hergeflogen bist?“ fragte Lota schmallippig. „Wir haben unser Bestes versucht, aber bei dieser Hitze reicht es nicht aus.“ „Ja, genau“ stimmte ein anderes Ratsmitglied ihr zu, versuchte mitzuhelfen, Vegeta zu überzeugen. Doch die zerstörte Hoffnung und Angst trübte seinen Verstand. „Wir haben nichts mehr, nun wird sogar das Wasser knapp. Meine Kinder weinen nicht mehr vor Hunger, sie sind zu schwach dafür. Die Shirosaru hätten bestimmt noch etwas aus dem Meer holen können, wenn ihr sie nicht voreilig getötet hättet. Sie wussten am besten, wie man in dieser Gegend fischt und jagt, schließlich war das generationenlang ihr Jagdgebiet. Aber ihr habt alles ruiniert. RUINIERT! Wir sind am Ende“ lamentierte er. Er brach zusammen und fing an zu weinen. Mitleidlos sah Vegeta auf ihn herab. „Glaubt ihr, ihr seid die Einzigen, die leiden?“ fragte er finster. „Ihr habt wenigstens noch etwas Wasser. Im Gegensatz zu der Ebene habt ihr auch Schatten und kühlere Luft. Bei uns ist alles trocken und voller Sand. Die Hitze verbrennt alles, die Wüste kommt jeden Tag näher.  Da; wo die Shirosaru versucht haben zu fischen, waren wir schon Wochen vorher. Das Meer ist so warm geworden, dass auch dort nichts mehr wächst. Eure „Hoffnung“ war sinnlos. Nur die Stärksten werden diese Hitze überleben und das sind wir.“ „Und danach?“ wandte Lota ein, seltsam ruhig. „Was kommt danach? Wenn ihr jeden Tropfen leer getrunken habt und unsere Knochen als Zahnstocher benutzt…was wollt ihr dann fressen? Was stillt dann euren Hunger?“ Ihre Augen strahlten eine Weisheit aus, die Vegeta und seine Mannen beeindruckten. Es war so still, dass jeder ihre Worte vernehmen konnte. „Du hast dich als Anführer der Saiyajins vorgestellt. Wenn für dich darunter nur die beide Stämme Kuro und Aka fallen, dann gibt es nur eine Möglichkeit…Töte uns!“ Vegeta blinzelte überrascht, keuchte auf. Was tat dieses verrückte Weib da? Sie bat um ihren Tod? Lota lächelte milde, reckte ihr Kinn und breitete willkommend die Arme aus. „Ich weiß, weshalb du hier bist. Du erkennst meinen Stamm und die letzten der Kinsaru schließlich nicht als Saiyajins an. Für dich zählt nur  Stärke oder ob wir brauchbare Diener sind. Da wir dich nicht als Anführer anerkennen und auch keinen Tribut zahlen können, sind wir nutzlos. Bevor wir weiter leiden, lass uns stolz und aufrecht sterben. Ist das nicht ein würdigerer Tod für einen Saiyajin? Kannst du uns nicht wenigstens das überlassen?“ Sie legte fragend den Kopf schief. Vegeta wusste nicht, wie er darauf antworten sollte.   Er wollte diesen Stamm nicht auslöschen. Er hatte nichts Persönliches gegen sie. Sogar den Akt der Wilderei verstand und verzieh er. Sie konnten nicht anders, außerdem  hatten sie auch nicht die Konsequenzen bedacht: immerhin trafen sie heute zum ersten Mal auf ihn und sahen seine Prächtigkeit. Nun erst erkannten sie ihren törichten Fehler, sich gegen ihn und seinen Stamm zu wenden. Ihre Krieger waren mit einen Blick auf ihn seelisch gebrochen. Er wollte Gehorsam. Ohne diesen Stamm mit seinem Wissen würde auch sein Stamm leiden, also brauchte er sie. Lota hatte richtig erkannt, dass er sie benutzen wollte. Aber nicht als Diener…Vegeta hatte tatsächlich den Plan, alle Stämme unter seiner Führung zusammen zu führen. Ein gesammeltes Volk der Saiyajin. Ein Strategie-Wechsel, etwas völlig anderes was seine Leute bislang getan hatten, die sich sonst immer alles mit Gewalt nahmen. Aber angesichts der jetzigen Umstände ging es nicht anderes. Obwohl ihnen der ganze Planet zur Verfügung stand, war er nutzlos, da er sich allmählich in eine gigantische Wüste verwandelte. Ohne Saiyajins, die ihr Gehirn nutzten wie die gebildeten Aosaru, waren sie alle verloren. Eigentlich wollte er nur etwas Druck auf sie ausüben, ihnen klar machen, wer am Ende der Nahrungskette stand, damit sie gehorsam blieben. Aber Vegeta hatte vergessen, dass auch die sanftmütigen Blauhaarigen immer noch stolze Saiyajins waren. Das zeigte sich in ihrer Haltung, in ihren Augen. Auch wenn es einige gaben, die bereits geschwächt waren, so gab es andere wie dieses alte Weib. Vegeta war ungewollt beeindruckt und verstand nun Rottos gestrige Worte besser, als er versucht hatte zu erklären, warum er die Oberste nicht angegriffen hatte. Wäre diese Frau nicht so alt, käme Vegeta auf den Gedanken, sie sich zu nehmen. Waren alle Aosaru-Weiber so? Er ließ seinen Blick schweifen und fand in naher Ferne eine junge Frau, die Lota sehr ähnlich war, allerdings deutlich faltenloser und mit den zwei Streifen einer mittleren Heilerin ausgestattet. Angesichts dieser Stellung, ihrer Ähnlichkeit zu Lota, dem störrischen, gleichzeitig nervösen Blick…eindeutig ein Familienmitglied von Lota. Ihre Tochter?! Er hatte Glück, anscheinend gab es eine jüngere Version. Noch hübscher als ihre Mutter und hoffentlich mit denselben Grips und Mut ausgestattet. Vegeta feixte. Aber in ihren blauen Augen war deutliche eine Abneigung gegen ihn erkennbar. Nun gut, das Werben musste heute warten. Lota wartete schließlich noch auf eine Antwort. Hochmütig sah er sie an, die Lippen immer noch feixend verzogen. „Ich werde euch nicht töten“ erklärte er. „Was?“ die nervösen Aosaru, die wegen Lotas Bitte besorgt gewesen waren, atmeten erleichtert aus, wunderten sich aber auch gleichzeitig wegen dieser unüblichen Gnade. „Du bittest um einen Tod, würdig für einen Saiyajin?“ fragte Vegeta und sah Lota scharf an. „Dann überlebe. Denn nur die Stärksten sind würdig, jene, die am Leben hängen mit aller Kraft . Das macht einen Saiyajin aus, nicht das gegenseitige Abschlachten.“ Arrogant drehte er sich um und schritt zu seinen Männern. „Oho“ Lota hob beeindruckt eine Augenbraue. Eine solche Rede hätte sie von diesem Jungspund nicht erwartet. Anscheinend hatte er tatsächlich mehr Hirn als der Rest seines Stammes. Vegetas Mannen verstanden ihn aber nicht, sahen ihn fragend an. Wo war das Gemetzel, wo die versprochenen Raubgüter? „Wir gehen!“ befahl Vegeta „Dieses Jahr werden wir keinen Tribut von ihnen verlangen“ sprach er laut. Alle Umstehenden hörten ihn. Während die einen erleichtert aufseufzten, runzelten andere die Stirn „Vegeta, was soll das heißen? Einfach so weg? Die haben bestimmt was in ihren Höhlen versteckt, das finden wir schon“ schlug ein Kurosaru vor und die Nebenstehenden nickten bekräftigend. Vegeta  zog den Sprechenden am Kragen zu sich herunter. Scharf sah er ihn an. „Stellst du meine Befehle in Frage?“ zischte er. Eilig schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Alles so, wie du es willst, Vegeta…“ „Gut, dann hier noch mal zur Betonung. KEINER von euch rührt sie an. Wir geben ihnen eine Chance sich zu sammeln. Dann bekommen wir doppelt so viel. Umbringen können wir sie auch im nächsten Jahr.“ Vegeta benahm sich besonders herrisch und kalt, als warnendes Beispiel. Nur so behielt er seine Leute unter Kontrolle: mit Furcht und Respekt. Er warf Lota über seine Schulter einen warnenden Blick zu. Er konnte diesem Stamm nur indirekt helfen, indem er ihn vor seinen eigenen Krieger bewahrte. Wenn Lota so schlau war, wie er hoffte, würde sie die Botschaft verstehen. Vegeta sah sie und ihren Stamm als Teil der Saiyajin und damit als Angehörige seines Volkes an und gab ihnen eine Chance, sich selbst zu retten. Er verlangte von ihnen den harten Überlebenskampf zu wählen anstatt eines einfachen Todes. Lota verstand augenblicklich. Fürs erste erleichtert sah sie dabei zu, wie Vegeta und seine Männer sich in die Luft erhoben und verschwanden. Doch in ihrem Herzen war eine große Sorge: Wie sollten sie überleben? Lota hatte keine Idee dazu.     Kapitel 8: Hungerwahn --------------------- Saiyajins glauben nicht an Götter. Wir sind Atheisten, Realisten. Ohne den Glauben an Götter, die einen bestrafen oder belohnen, fehlt auch der Glaube an Himmel und Hölle oder die Ewigkeit der Seelen. Das ist der Grund dafür, warum sich unsere Moral so sehr von anderen Wesen unterscheidet. Wir erwarten keinen Lohn oder Bestrafung für unsere Taten nach dem Tod. Unsere Körper verwesen und der Geist verschwindet. Ob unser Name noch in den Erinnerungen unserer Nachfahren existiert, hängt von unseren Lebenserfolge ab und ob diese als legendär und erzählwürdig empfunden werden. Ansonsten werden wir nach dem Tod vergessen; sind nicht mehr als ein kurz aufblühendes Blatt am alten Stamm unserer Rasse. Für uns gibt es weder Gott noch beschützende Ahnen, weder Fabelwesen noch Geister. Wir befolgen keine seltsamen Reinigungsrituale oder verzichten auf bestimmte Speisen, weil sie als „unrein“ gelten. Für so dumme Verhaltensweisen sehen wir keinen Zweck; es ist nur ein Aberglaube, der keinerlei Wirkung hat. Die Vorstellung, ein unsichtbares Wesen würde über uns wachen und wir müssten ihm Opfer darbieten, käme einem Saiyajin niemals in den Sinn. Sicher, wir haben unsere Mythen und Märchen, wie die Geschichte des Super-Saiyajins oder der Mond-Mutter, aber deswegen beten wir nicht gleich zum Mond. Auch wenn wir den Kindern Märchen erzählen, über Frau Mond und ihre Töchter, damit sie schneller einschliefen, kennen wir die Wahrheit und wenn die Kleinen älter werden, glauben auch sie nicht mehr daran, dass dieser wandernde Himmelskörper eine Persönlichkeit besitzt. Auf Sadal kannten wir das Wort „Gott“ noch nicht mal oder sahen einen göttlichen Sinn in unserem Tun oder in den Zufällen der Umgebung. Dieses Wort lernten wir erst später kennen, als wir unsere Heimat verlassen hatten und mit anderen Rassen in Kontakt kamen. Dennoch wurden wir von deren Glauben niemals beeinflusst. Wir kennen die Wahrheit: es gibt nur die Naturgesetze, so mächtig und stark, dass selbst Wesen wie wir zu klein sind, um sie zu beeinflussen. Egal, wie stark ein Saiyajin ist, sterben muss er trotzdem und weder starkes Ki, noch sturer Lebenswille, noch Muskelkraft kann ihn retten. Letztendlich holt auch ihn der Tod ein. Die Natur selbst kennt kein Gut und Böse, lässt sich nicht bestechen oder umstimmen: entweder man erkennt die Zeichen und lernte daraus oder man stirbt, weil man unfähig war, sich darauf einzustellen. Was hat das mit göttlicher Kraft eines übersinnlichen Wesens zu tun? Wir kümmern uns doch auch nicht um das Lebensglück von Insekten? Es erscheint uns unsinnig, einen leblosen Felsklotz in Gestalt einer Vorstellung anzubeten. Für uns war immer deutlich, dass sich eine Situation nur aufgrund von Gebeten niemals ändern würde. Spätestens, als die Saiyajins anfingen, andere Planeten zu plündern, zeigte sich die Überlegenheit unserer Weltanschauung: Wenn tatsächlich ein Gott existierte, hätte er dann nicht seinen Gläubigern vor den Saiyajins retten sollen? Wenn er schon zuvor niemals erschienen war, nur in ihren Sagen, wäre doch wenigstens kurz vor der Vernichtung ihrer Rasse der perfekte Zeitpunkt gekommen, um sich zu offenbaren und gegen die angreifendenden Saiyajins zu kämpfen?! Aber selbst als wir ihre Tempel verbrannten, ihre Abbilder zerstörten und die Gläubigen blutend und weinend in den Himmel schrien, kam niemand zu Hilfe, weder göttlich noch sterblich. Nein, „Gott“ half denen, die sich selbst halfen. Darum verhindert der Theismus nur, sich selbst zu helfen und wir sehen verächtlich auf diese Dummen herab. Eher können wir uns mit dem Gedanken des Deismus anfreunden, dessen Glaube besagt, dass ein Gott zwar die Welt erschuf, danach aber keinen weiteren Einfluss mehr auf sie ausübt. Aber diese philosophischen Gedanken sind für meine Rasse nicht von Bedeutung. Nur ich alter Mann, umgeben von all diesen Büchern und mit Rückblick auf die Vergangenheit, denke darüber nach und lasse dich, mein lieber Leser, an meine Gedanken teilhaben. Andere Rassen verurteilten uns später als „Tierähnlich“, also war das vielleicht der Grund für unser Verhalten. Kein Tier betet zu einem Gott, sondern konzentriert sich nur darauf, zu überleben. Wir sehen uns als Teil der Natur und deren oberstes Gesetz lautete „Der Starke frisst den Schwachen.“ Wir waren deswegen am obersten Ende der Nahrungskette angelangt, weil wir am stärksten und anpassungsfähigsten sind und nicht, weil uns ein Gott aus Lehm geformt hat. So manche Rasse verurteilt uns wegen unserem Realismus und sieht uns als unkultiviert an. Aber dafür sind und waren wir niemals Fanatiker, die sinnlos unsere eigene Rasse bedrohte, einschränkte, vertrieb oder tötete aufgrund von „Ketzerei“. Wir eroberten keine Planeten, um deren Bewohner gewaltsam zu unserem Glauben konvertieren. Sein Leben für seinen „Gott“ zu opfern, ohne ihn jemals persönlich gesehen zu haben, ohne Beweis seiner Existenz, erscheint uns als der größte Wahnsinn von intelligenten Wesen. Ein Buch mit alten Schriften als Inbegriff der göttlichen Stimme zu behandeln, ohne daran zu zweifeln, alte Sagen als unverrückbare Wahrheiten und Beweis für göttliche Taten zu halten…was für ein Unsinn! Die, die uns für die Abwesenheit eines Gottes verurteilten und uns als lebende Teufel ansahen, waren in unseren Augen die wahren jämmerlichen Figuren. Anstatt sich zu wehren, fielen sie lieber auf die Knie und klammerten sich an die kalten Füße einer Statue, nur um sie kurz darauf mit ihrem eigenen Blut zu beflecken. Die Saiyajins lachten, wenn sie auf so wehrlose Gegner trafen und zerstörten ohne Angst vor göttlicher Rache die wahren Sünder. Sündig waren die, die schwach waren und auch Dummheit galt bei uns als Schwäche. Und siehe da, niemals passierte den Eindringlingen etwas: kein Feuer fiel vom Himmel, keine Himmelsscharen kamen herab, kein Fluch traf die saiyanischen Krieger, keine Plagen…wo war ihr Gott? Ohne seine Gläubiger...tot! Auch Götter können sterben, denn während ich dies schreibe, sind Jahrzehnte vergangen und die Saiyajins haben Planeten erobert und deren Bewohner vernichtet. Niemand wird sich mehr an deren Religionen erinnern, die Namen ihrer vergessenen Götter und die Bauwerke zu ihren Ehren… sie sind zu Staub verfallen. Ich erkläre dir diese wohlbekannte Tatsache deswegen, lieber Leser, um folgenden Gedanken zu begründen. Ja, der Glaube an Gott ist für uns schwachsinnig und Beten eine Verschwendung von Zeit. Aber dafür gibt er dem Betenden auch etwas: Hoffnung! Selbst wenn es falsche Hoffnung ist, da wir wissen, dass keine göttliche Hand vom Himmel kommt und deine Probleme löst. Selbst etwas trügerischer Optimismus hätte uns vielleicht damals geholfen. Aber wir, die wir ohne Gott waren, waren auch ohne Hoffnung. An dem Tag, als die Aosaru zum ersten Mal auf Vegeta trafen und von der Dürre und der Vernichtung des Shirosaru-Stammes erfuhren, starb dieser letzte Funke an Zuversicht und Zukunftsglauben. Nun hatten wir nichts mehr: Keine Hoffnung, keine Vorräte, keine Ernte, keine Beute, dafür eine Dürre und Hitze, die uns den Verstand raubte. Nachdem zuerst unser Körper geschwächt war, gab nun auch der Geist auf. Das ist der Grund, warum meine Erinnerung für diese Zeit recht schwammig ist, getrübt durch den Hunger und Wahnsinn. Es sind nur noch Schatten in meinem Gedächtnis, wie aus einem Alptraum, aber für dich, mein lieber Leser, versuche ich sie wieder heraufzubeschwören, damit du die Wahrheit erfährst.   Nachdem wir von Vegeta erfahren hatten, dass unsere letzten Verbündeten gestorben und die Hoffnung auf ihrer Beute verloren war, gab es keinen Halt mehr. Wir waren bereits abgemagert und hatten jeden Flecken Erde auf Essbares abgegrast. Selbst das Wasser wurde knapp. Hitze raubte uns den Verstand. Die Aussicht auf den Herbst und seine kühleren Temperaturen waren nur deprimierend, denn der sonst so erntereiche Herbst würde bei der vertrockneten Vegetation nicht eintreten. Ehe man sich versah, würde auch schon der Winter erscheinen und unsere Knochen unter Schnee begraben. War es da verwunderlich, dass selbst so stoische, abgebrühte Wesen wie die Saiyajins anfingen verrückt zu werden? Der Wahnsinn breitete sich aus wie eine Krankheit und befiel nach und nach jeden Erwachsenen. Die Tage flossen zähflüssig dahin, die Nächte waren voller Alpträume. Nur an wenige Begebenheiten kann ich mich deutlich erinnern, wie diese…   Palantay kroch schwerfällig über den steinigen Boden. In seinem Korb befanden sich nur ein paar verdorrte Wurzeln. Eine zu magere Ausbeute, um daraus Suppe zu kochen. Doch ihm fehlte die Kraft, weiter zu suchen, sowie der optimistische Glaube, noch etwas zu finden. Mittlerweile gingen sogar die Insekten aus, die man angefangen hatte, zu verspeisen. Im Schatten eines Felsens legte er sich hin. Müde starrte er in den Himmel und lauschte mit Unbehagen die unnatürlichen Stille, in der schon lange kein Vogelzwitschern oder Bachrauschen zu hören waren. Aber dennoch angenehme Stille…kein hungriges Kinderschreien…keine nörgelnde Partnerin…keine Eltern mit deprimierten Gesichtern…keine weinende Schwester…endlich Ruhe…nur er und sein laut knurrender Magen. Palantay tätschelte sacht seinen hohlen Bauch. „Das du noch so einen Lärm machen kannst, obwohl du eigentlich daran gewöhnt sein solltest…“ murmelte er seinem Magen zu. Der gab ihm Antwort, indem er verlangend gurgelte. Palantay griff nach den Wurzeln und fing an, sie bedächtig zu kauen. Bitter schmeckten sie, aber dadurch regten sie seinen Speichelfluss an, was ihn ein wenig sättigen würde. Kein Gedanke kam auf, diese Wurzeln später mit seiner Familie zu teilen. Nein, er war es doch gewesen, der sie gefunden hatte und wenn er es wieder zurück zu den Höhlen schaffen wollte, brauchte er die Kraft dazu. Ein Wurzelstück nach dem andere verschwand in seinen gierigen Mund, bis der Korb leer war. Erst dann erhob er sich langsam und sah sich nachdenklich um: Sollte er nach unten gehen, wieder zurück zu seiner Familie und den leeren Korb zeigen und sich wieder Vorwürfe anhören müssen? Oder nach oben, weiter den Berg hoch, wo vielleicht noch ein paar Kräuter wuchsen? Die Entscheidung fiel schnell. Zwar war der Weg steinig und beschwerlich, aber Palantay wollte noch nicht zurück. Seufzend marschierte er bergauf. Es dauerte nicht lange, da konnte er leises Schluchzen hinter einem Felsen hören. Anscheinend war er nicht der Einzige, der einen ruhigen Ort gesucht hatte. Palantay wollte die Person in Ruhe lassen, schließlich konnte er ihr Bedürfnis nach Einsamkeit gut verstehen. Doch als er sich fortschleichen wollte, regte sich der Wind und er nahm einen bekannten Geruch auf. Er erkannte die versteckte Saiyajin: es war seine Cousine Topina. In letzter Zeit hatten sie sich wenig gesehen, sie schien jedem aus dem Weg zu gehen. Eigentlich wollte Palantay sie nicht stören, anderseits standen sie sich sehr nahe und Topina war die Einzige, die nichts von ihm verlangte. Sein schlechtes Gewissen regte sich und so räusperte er sich laut, um sein Erscheinen anzukündigen. Das Weinen hörte abrupt auf, es raschelte und die bekannte hagere Gestalt seiner Cousine schälte sich hinter ein paar Felsen hervor. Wie bei den restlichen Frauen aus ihrem Stamm war ihrer Schönheit stark angegriffen, nur wenig erinnerte an die einst so schöne, junge Frau.: die Haare strähnig, die Wangen hohl, der Körper dürr. Für Palantay war das ein bekannter Anblick, er selbst sah auch nicht besser aus. „Ich wollte dich nicht stören“ sagte er langsam. „Ich kam nur zufällig vorbei.“ „Ist schon gut“ Topina strich sich die Tränen fort. „In letzter Zeit weine ich am liebsten hier oben, wo mich niemand sieht. Aber du kannst bleiben. Für dich mache ich eine Ausnahme.“ Sie setzte sich hin und klopfte einladend neben sich. Palantay folgte ihrer Einladung. Schweigend saßen sie auf den angewärmten Felsen, ohne ein Wort zu sprechen. Für die beiden Saiyajins, die sich so nahe standen wie Geschwister, waren Worte überflüssig. „Ich habe es so satt“ begann Topina zu sprechen. „Zuerst der lange Winter, dann der trockene Frühling und nun der heiße Sommer. Wenn ich früher an unsere schöne Kindheit dachte, musste ich heulen. Jetzt habe ich aber nicht mehr dazu die Kraft.“ „Warum hast du dann geweint?“ fragte Palantay fürsorglich. „Weil es mit den Anfragen immer schlimmer wird.“ Topina schniefte. Palantay sah sie fragend an, woraufhin sie es ihm erklärte. „Erinnerst du dich an dieses Ritual damals, im Winter? Saiya Seppuku? Diesen Trank, den ich damals mit meiner Mutter zubereitet habe, damit die Alten schmerzlos für immer einschliefen? In letzter Zeit kommen Saiyajins auf mich zu und fragen, ob ich für sie diesen Trank erneut brauen kann. Sie wollen nicht mehr leben oder ihren Kindern diese Art von Leben zumuten. Ein sanfter Tod erscheint ihnen besser.“ Palantay schluckte. Natürlich kannte auch er die Situation der seltsamen Tode in letzter Zeit. So mancher Jäger war für die Jagd verschwunden und wurde dann erst Tage später wiedergefunden, leblos in einer Schlucht, aufgespießt an spitzen Felsen. War es ein Unfall oder hatte er sich freiwillig in die Felsen gestürzt? So mancher Sammler und seine Familie starb, weil sie giftige Pflanzen gegessen hatten. Ein Versehen aus Hunger oder Absicht, um zu sterben? Aber dass manche sogar so verzweifelt waren, die Heilerin Topina um Gift zu fragen… Palantay konnte die Verzweifelten verstehen. „Hast du es schon mal getan…den Trank erneut angerührt?“ fragte er behutsam. Topina schüttelte den Kopf. „Selbst wenn ich die Zutaten hätte, würde ich es nicht tun. Ich habe mir damals geschworen, es nicht zu wiederholen. Ich bin Heilerin! Ich will niemanden töten, selbst wenn sie das Gift als Medizin von mir verlangen. Aber sie glauben mir nicht, dass ich keine Zutaten habe. Sie bedrängen mich! Nennen mich nichtsnutzig und starrköpfig. Ständig ihr Flehen und Wehklagen zu hören…es schneidet in meine Ohren und in mein Herz, ich kann es nicht ertragen.“ Erneut schluchzte sie auf. Palantay nahm sie in seine Arme und drückte sie an seine schmale Brust. „Deswegen bist du also ständig unauffindbar“ murmelte er. Topina nickte. „Ich dachte, wenn ich mich verstecke, dann muss ich es auch nicht mehr hören. Es ist schon schwer genug, nicht selbst auf diesen Gedanken zu kommen. Es wäre so leicht, diesen Schmerz für immer zu beenden. Aber Mama hat gesagt…wir sind Heiler…ohne uns wäre der Stamm erst recht verloren.“ Sie hob ihren Kopf und sah ihren Cousin bittend an. „Bitte verrate nicht, dass ich mich hier verstecke. Mutter und Vater tun ihr Bestes, um den Stamm etwas Hoffnung zu geben. Wenn die andere erfahren, wie schlecht es mir geht, zieht sie das noch mehr runter. Ich…“ „Ich sage nichts“ unterbrach Palantay. „Niemals, Topina. Ich verstehe sehr gut, was du fühlst. Ich habe eine Partnerin, zwei kleine Kinder, meine Eltern und meine kleine Schwester, die ständig von mir verlangen, auf Nahrungssuche zu gehen. Dabei sind die Zeiten vorbei, dass sogar ich etwas finden kann.“ „Also versuchst du auch zu fliehen“ verstand Topina. „Wir beide wissen, dass es nicht möglich ist. Wir sind an unsere Pflicht gebunden. Diese kurzen Auszeiten sind alles, was wir kriegen können. Wäre es nicht so, würden wir den Weg des Feiglings gehen, wie so viele andere Saiyajins es gerade tun“ antwortete Palantay niedergeschlagen. „Sind wir das noch? Saiyajins? Ich muss oft an diesen Vegeta denken. An seine Worte…dass wir mit aller Kraft überleben sollen. Sie erfüllen mich dann mit Stolz, der mich weigern lässt, aufzugeben. Ich kann verstehen, warum die Kurosaru ihn folgen. Wenn ich mir ansehe, wie unser Stamm sich nun benimmt…vom Stolz eines Saiyajins ist nicht mehr viel übrig.“ Nachdenklich nickte Palantay, aber er musste die Verlorenen auch in Schutz nehmen. „Stolz füllt einem nicht den Bauch“ sagte er. Irgendwann war der Hunger mächtiger. „Aber dafür verhindert er, dass man zu früh aufgibt“ antwortete Topina. „Hm, glaubst du denn, wir werden bessere Zeiten erleben? Ich nicht“ er blieb realistisch. Spätestens im Winter würden sie alle sterben. „Ich…ich weiß es nicht“ klagte Topina. „Ich denke so oft darüber nach, was wir tun könnten. Wie mehr Wasser fallen würde oder ob wir Steine kochen sollten, um unsere Suppe zu anzureichern…all so ein Unsinn, mein Kopf dreht sich. Kein Wunder, dass ich manchmal seltsame Lichter sehe.“ „Was meinst du?“ Palantay sah sie aufmerksam an. Topina seufzte, rieb sich müde über die Augen. „Manchmal bin ich so lange hier, bis es dunkel wird. Die Monde scheinen hell genug, um den Weg zurückfinden. Während ich hier sitze, ganz für mich allein, starre ich immer in den Himmel. Ich mag den Anblick der Sterne, es ist so wunderschön. Ab und zu habe ich das Gefühl, als würde ein Stern besonders hell leuchten und sich sogar bewegen. Nie ist er am selben Platz, aber sein einzigartiges Licht sagt mir, dass es immer derselbe Stern ist. Es ist so hell wie kein anderer, mit einem Stich ins Goldene. Letzens…drei Nächte zuvor…schien dieser Stern sogar über die Berge zu fliegen“ erzählte sie zögerlich. „Sein Licht war plötzlich ganz nah.“ „Ein Stern, der sich bewegt?“ Palantay war skeptisch. „Vielleicht ist es nur der Hunger, weshalb du solche Täuschungen siehst. Deine Augen und dein Hirn arbeiten derzeitig nicht richtig. Ich mache mir Sorgen, wenn du in so einem Zustand allein bist.“ „Ein Wahnbild? Hm, vielleicht hast du Recht. Willst du mit mir hierbleiben? Dann zeig ich dir den betreffenden Stern. Wenn du ihn auch siehst…“ „Das hätte nichts zu bedeuten, ich bin in keinem besseren Zustand als du. Wenn man lange genug mit leeren Magen in den Himmel starrt, bei der dünnen Luft hier, sieht man alles Mögliche an optischen Täuschungen. Nee, nee. Außerdem muss ich leider zurück. Mein Korb ist leer und wenn ich ihn nicht ein wenig fülle, gibt es lautes Geschrei“ lehnte er ab. Das war das Stichwort, um aufzubrechen. Topina aber blieb sitzen. Sie verkroch sich tiefer in den Schatten der Steine und weigerte sich, aufzustehen. Stattdessen zeigte sie in eine Richtung bergauf. „Hinter den spitzen Felsen sammelt sich der Tau, darum wächst da immer was. Wenn du vorsichtig dran vorbei gehst, findest du einige Kräuter“ half sie ihm. Palantay dankte ihr mit einem Nicken für den Tipp und machte sich auf den Weg. Die Erzählung über den Stern vergaß er schnell; sein Geist war mit anderen Dingen beschäftigt.   Nur wenige Tage später überkam eine neue Tragödie die Aosaru-Saiyajins. Palantay hatte gerade seine beiden Söhne zum Mittagsschlaf zugedeckt. Ihre hohlen Wangen und die von Hunger aufgeblähten Bäuche verursachten ihn seelischen Schmerzen. Mittlerweile waren sie zu schwach zum Schreien und verbrachten die meiste Zeit in dämmrigen Halbschlaf. Wenn Palantay ihnen Wasser und Suppe einflößte, nuckelten sie zwar, doch ihre Augen blieben geschlossen. Lota, die oberste Heilerin, hatte ihm heute im Vertrauen gesagt, dass die Gefahr bestand, dass beide Jungen blind werden könnten, aufgrund des Nährstoffmangels. Doch was sollte er tun? Egal, wie sehr er sich anstrengte, er würde niemals genug Nahrung finden, um diesen Hunger zu stillen.  Vor allem nicht, wenn er hauptverantwortlich dafür war und nicht auf die Hilfe seiner Partnerin zählen konnte, im Gegenteil. In der vergangenen Nacht hatte er sich mit Sabi unterhalten. Seine Freundin war in letzter Zeit brummig und abweisend geworden, abgehärtet durch die letzten Monate. Nichts erinnerte mehr an die fröhliche, ständig lächelnde Frau, wie er sie vor zwei Jahren kennen gelernt hatte. Das Gespräch war auf Topina gekommen und Palantay hatte verraten, warum man die junge Heilerin kaum noch im Dorf sah. Zu seiner Bestürzung fand Sabi die Idee, mit Gift sanft einzuschlafen, nicht schlecht. Ernsthaft dachte sie darüber nach. „Denk an deine Söhne und ihr Leiden. Nennst du das Leben? Ist es nicht besser, sie von dieser Pein zu erlösen?“ fragte sie ihn verbittert. „Eines ist auch dein Sohn“ erinnerte er sie erschrocken. „Du willst dein Erstgeborenes töten?“ Kaltblütig erwiderte sie seinen schockierten Blick. „Warum nicht? Selbst wenn es Wunder geschähe… bei dem Mangel, den sie schon seit ihrer Geburt erleiden, werden sie niemals starke Saiyajins. Den Rückstand holen die beiden Kümmerlinge niemals auf. Und wir beide wissen, dass sie nicht mehr lange durchhalten. Sie werden tot sein, noch bevor der erste Schnee fällt. Da ist es doch besser, sie sanft und friedlich einschlafen zu lassen. Auf diese Weise haben wir zwei Mäuler weniger zu stopfen“ schlug sie kühl vor. „Ja, aber…“Palantay fehlten die Worte und Sabi sprach in grausamen Worten weiter. „Ich kann wieder Kinder bekommen, wenn die Zeiten besser sind. Starke Kinder! Gift ist doch eine sanfte Möglichkeit, die uns dieses Problem vom Halse schafft. Ich hatte schon überlegt, sie mit einem Kissen zu ersticken oder ihre dürren Hälse zu brechen. Schnell und schmerzlos! Wenn du nicht so ein Waschlappen wärst, hätte dich schon gefragt, es zu selbst zu tun. Aber dafür bist du ja zu schwach. Wenn doch nur Ellery, diese Versagerin, ihr Kind mitgenommen hätte, dann hätten wir schon früher wenigstens einen Esser weniger gehabt. Vielleicht würde es dann wenigstens meinen Sohn besser gehen. Aber weil sie so egoistisch und du so schwach bist, müssen wir alle leiden“ Sabi redete sich in Rage. Sie war wütend auf alles und jeden. „Wäre ich doch bloß bei einen anderen Aosaru-Saiyajin untergekommen, einen Krieger oder Jäger. Dann würde es mir sehr viel besser gehen als bei so einen Farbkleckser wie dir“ beschimpfte sie ihn. „Ach ja?“ fauchte Palantay sie an. „Als ob die volle Fleischtöpfe besitzen, so ein Quatsch. Sieh dich doch nur mal um, jeden geht es mies. Hör auf so verwöhnt zu sein und beweg mal mehr deinen Arsch. Wenn du mal öfters die Höhle verlassen würdet, anstatt faul rumzulegen, würdest du die Wahrheit erkennen.“ „Ich erkenne die Wahrheit: du bist ein Nichtsnutz!“ Sabi schnappte sich ihr Bettzeug. „Ich habe keine Lust, neben einem Schwächling zu schlafen.“ Mit diesen Worten stampfte sie hinaus. „Hau doch ab!“ Palantay sah ihr nach, unwillig sie aufzuhalten. Sollte sie gehen! Sabi war naiv, wenn sie glaubte, sie würde bei einen anderen Mann Unterschlupf finden. Kein Saiyajin hatte Lust, jemanden anderen mit zufüttern, vor allem kein dürres, unattraktives Weib. Selbst mit Sex würde sie niemanden verlocken können. Sabi würde früher oder später mit demütig gesenktem Kopf bei ihm vortreten und wieder um Aufnahme bitten, da Palantay und seine Familie besser waren als gar kein Rückhalt im Stamm. Wen hatte sie noch? Ihr Stamm war fast vernichtet, es lebten nur wenige Überlebende der Kinsaru-Saiyajin an diesem Ort und mit keinem war sie blutsverwandt.  Ob ihre alten Stammesbrüder ihr helfen würden? Bei der allgemeinen Notlage gab es auch bei der Gemeinsamkeit keine Zusammengehörigkeit; sie konnte nichts erwarten. Mittlerweile war es Mittag, also rechnete er mit maximal einem weiteren Tag; länger würde sie nicht durchhalten. Die Frage war, ob er ihre Entschuldigung annehmen sollte. Sie hatte ihn beschimpft, seine Arbeit nicht gewürdigt und ernsthaft darüber nachgedacht, beide Kinder zu töten…doch das Letzte war seltsamerweise das Einzige, was er verziehen konnte. Ein erschreckender Gedanken, wie weit es nun mit ihm gekommen war, dass er sein eigenes Blut lieber töten wollte, anstatt zu versorgen…doch es war eine Ausnahmesituation, denn er wünschte sich nur, ihr Leiden zu beenden. Anderseits, wenn er an die alten Saiyajins dachte, die sich im Winter freiwillig geopfert hatten, damit der Nachwuchs überlebte…war es da nicht ungerecht aufzugeben; sollte er nicht weiterkämpfen? Aber was würde passieren, wenn er sich selbst opferte? Dann würden seine Kinder kurz nach ihm folgen, da sie nicht fähig waren, allein zu überleben. Palantay rieb sich stöhnend den schmerzenden Rücken und beschloss, sich wieder auf die Suche nach Wurzeln und essbaren Insekten zu machen. Da Sabi nicht anwesend waren und er die Kinder nicht allein und unbeaufsichtigt lassen wollte, machte er sich auf die Suche nach seinen Eltern. Vielleicht konnte seine Mutter oder seine Schwester sich darum kümmern. Er nahm den Weg nach draußen, um von dort in die betreffende Höhle zu gelangen, der Weg war schneller. Während er vorsichtig über die Steine schritt, hörte er plötzlich ein Zischen und Knallen aus der Luft. Ahnungslos sah er nach oben, wo er mehrere herbeieilenden Punkte am Himmel erkennen konnten, die immer größer wurden und sich als Kurosaru-Saiyajins erwiesen. Sie flogen so schnell heran, dass die Wachen, die in letzter Zeit eh unaufmerksam geworden waren, keinen Alarm ausschlugen konnten. Bevor Palantay sich fragen konnten, was der fremde Stamm hier wollte, da sie schließlich eine Galgenfrist erhalten hatte, wurde auch schon warnungslos ein Ki-Strahl abgefeuert. Zu seinem Glück traf der Energiestahl nicht den erstarrten Palantay, sondern eine Gruppe von Saiyajins, die vor einer Höhle saßen und sich gerade etwas Brühe gekocht hatten. Der angreifende Kuro-Saiyajin landete in ihrer Mitte, schnappte sich den Topf und trank ihn in einen Zug leer. Immer noch hungrig, sah er sich zähnefletschend nach mehr um. Durch die kurze Entfernung konnte Palantay dessen Augen sehen. Bei diesem Anblick überkam ihm ein ängstliches Zittern. Diese schwarzen Augen wirkten seelenlos. Der Saiyajin schien nichts mehr zu sehen und zu hören, wirkte wie besessen in seinen Raubzug. Die hageren Gesichtszüge zeigten, dass dieser Mann, wie seine Kameraden, schon lange nicht mehr ausreichend gegessen hatte. Ihr Hunger hatte sie hierhergetrieben, ungeachtet Vegetas Befehlen. Diese Krieger fürchteten den Hunger mehr als ihren Anführer. Als einer der Aosaru-Saiyajins den Dieb angreifen wollte, fegte der schwarzhaarige Saiyajin ihn einfach zur Seite. Krachend knallte der Körper in die harten Felsen. Niemand kam ihm zu Hilfe, denn diese Art von Angriffen passierten zeitgleich überall und jeder war mit sich selbst beschäftigt. Schwarzhaarige Saiyajins, die vom Himmel einfielen und plünderten, die in die Höhlen rannten und rausschleppten, was sie finden konnten, um es sofort zu verspeisen. Es gab großes Geschrei von der Gegenseite, aber keiner konnte die Eindringlinge abwehren. Rücksichtslos wurden sie niedergetrampelt, wenn sie versuchten, die Diebe aufzuhalten. Palantay sah, wie seine kleine Schwester Zucchi sich ängstlich an einen Felsen drückte und ganz klein machte, damit ein großer Kurosaru sie nicht beachtete. Zu ihrem Glück war er nicht an sie interessiert, sondern nur an den Topf, wo sie bis eben versucht hatte, etwas zu kochen. Palantay rannte zu ihr hin, schnappte ihre Hand und zog sie mit sich, solange der feindliche Saiyajin mit dem Verschlingen beschäftigt war. Wie dessen Kameraden hatte er nur Augen für jegliches Essbare. Palantay zog Zucchi hinter ein paar Felsen und drückte sie dort nieder. „Bleib hier“ befahl er ihr. „Rühr dich nicht!“  Ängstlich sah er auf den Tumult herab. Die meisten Aosaru hatten den Widerstand aufgegeben und sahen tatenlos zu, wie der letzte Rest an Lebensmitteln in hungrige Schlünde hinabwanderte. Auf den Boden lagen ein paar Verletzte, die versucht hatten, die Kurosaru daran zu hindern. „Aber Mama und Papa…“ schluchzte Zucchi ängstlich.  „Wo sind sie?“ „Ich sehe sie nicht. Vermutlich haben sie sich auch versteckt“ murmelte Palantay, der seine Augen prüfend über die Köpfe schickte, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht. Er konnte von seinem Standort beobachten, wie sich die Menge plötzlich teilte, um Platz für jemanden zu machen. Lota, oberste Heilerin, Ratsvorsitzende und Mutter von Topina, marschierte wütend herbei und rannte auf den erstbesten Kurosaru zu, der gerade schmatzend und achtlos einen leeren Kochtopf hinter sich warf. „WAS FÄLLT EUCH UNGEHOBELTEN KLÖTZEN EIN?!“ rief Lota und baute sich, so gut es mit ihrer kleineren Körpergröße ging, bedrohlich vor dem Krieger auf. „EUER ANFÜHRER VEGETA HAT BEFOHLEN, UNS IN RUHE ZU LASSEN. IHR DIEBE! VERSCHWINDET!“ Ihr spitzer Zeigefinger piekte während ihres Geschreis stakkatoartig in seine Brust. Der schwarzhaarige Saiyajin knurrte gelangweilt und schob die Frau beiläufig zur Seite, um mit großen Schritten weiterzumarschieren, auf der Suche nach dem nächsten Häppchen. Lota war schockiert über diese offensichtliche Ignoranz. Dann brannte ihr Temperament auf. Normalerweise ein sehr seltener Fall, sie war eigentlich eine beherrschte Frau und falls mal so etwas passierte, beruhigte ihr Gefährte sie in solchen Momenten. Aber die harten Zeiten hatten auch an Lota geknabbert und ihr Mann Topinapur war ebenfalls erzürnt. Lota rannte auf den desinteressierten Saiyajin, nutze seine Unaufmerksamkeit aus und schnappte sich seinen Schweif, um ihn fest zu drücken. Der Krieger zuckte zusammen und brüllte auf. Bei seinem Geschrei hielten sogar seine Kameraden in ihrem Tun inne und sahen zu ihm hin. Palantay zuckte zusammen, er konnte sich den Schmerz vorstellen, den der fremde Mann gerade erlitt. Zwar erzog man Kinder mit leichtem Ziehen am Schweif, aber es war ein Taboo, dieses empfindliche Körperteil fest zu drücken. Lota dagegen grinste triumphierend, sogar noch, als der Krieger den Kopf drehte und böse knurrend auf diesen Emporkömmling hinabstarrte, der es wagte, ihn zu verletzen. Als er aber ausholte und ihr einen Schlag mit seiner Rückhand verpasste, verging ihr das Lächeln. Der Schlag war so stark und unbarmherzig, dass Lota zur Seite geschleudert wurde. Die Aosaru schrien entsetzt auf. Eine Heilerin zu verletzen, war ein ähnlich großes Taboo, wie das Drücken des Schweifes. Was geschah hier gerade? Lotas Gefährte, Topinapur, war zuerst entsetzt, dann von rasender Wut erfüllt. Unbewaffnet und wie von Sinnen stürmte er auf den feindlichen Krieger, versuchte ihn zu schlagen. Aber der erfahrene Kämpfer waltete bei ihm noch weniger Mitleid: er hielt die schwächliche Faust auf und brach mit einer beiläufigen Umdrehung den dazugehörigen Arm. Schreiend hielt Topinapur seinen Arm, versuchte ihn zu schienen. Einige Kurosaru-Saiyajins lachten amüsiert auf, erfreuten sich an diesem Schauspiel. Lota, die sich mit Hilfe einiger besorgter Frauen wieder aufrappelte, kreischte entsetzt auf. „DU UNHOLD!“ sie stürmte auf den Krieger zu und trommelte sinnlos gegen seine Brust. Der Krieger knurrte gelangweilt und hob drohend erneut seinen Arm. Seine Botschaft war, dass es gleich eine neue Watsche hageln würde, wenn die nervige Frau ihn nicht in Ruhe essen ließ. Doch Lota war schneller: ihr Arm zuckte peitschengleich und nun war es der schwarzhaarige Krieger, der eine Ohrfeige erhielt. Rot brannte seine Wange auf. Wieder erscholl Gelächter von den Kursoaru-Saiyajins, nun auf Kosten ihres Kameraden. Das konnte der Krieger nicht auf sich sitzen lassen. Energie sammelte sich in Faust, angetrieben von seinem verletzten Stolz und instinktiv feuerte er drauf los, ohne nachzudenken. Ein Blitzstrahl traf Lota durch die Brust.   Für Palantay sowie für alle Zuschauer schien in diesem Moment die Welt stillzustehen. Wie in Zeitlupe fiel die schockierte Frau in Richtung Boden, während Blut aus Mund und Brust spritzte, um krachend auf die Erde zu landen. „Nein!“ hauchte Palantay entsetzt auf und mit ihm jeder andere Aosaru. Obwohl einige Saiyajins sofort zu der blutenden Frau hinliefen und Kleidungsstücke auf die Wunde drückten, um das Blut zu stillen, war den Anwesenden klar, dass Hilfe sinnlos war. Topinapur schrie entsetzt auf. Vergessen war sein gebrochener Arm angesichts seiner sterbenden Frau. Zeitgleich schrie eine andere Person laut auf, die Palantay als Topina erkannte, die gerade erst angerannt kam. Vermutlich war seine Cousine unterwegs gewesen und hatte dadurch den Angriff verpasst. Sie rannte zu ihrer blutenden Mutter, kniete sich zu ihr hin und hielt ihre Hand. Palantay konnte erkennen, wie ihr Mund sich öffnete und einige letzte Worte hauchte, bevor Lotas Augen sich kraftlos schlossen. Die Aosaru und die wenigen Kinsaru waren entsetzt und führerlos: einige rannten weg, versteckten sich, andere griffen nach ihren Waffen. Die einzigen, die sich unnatürlich ruhig verhielten, waren die Kurosaru-Saiyajins. Langsam bildete sich bei ihnen ein grausames Lächeln und ein wahnsinniges Funkeln in den Augen. Der Geruch von Blut und Angst erfüllt die Luft und schien etwas in den Kurosaru auszulösen.   Die Aosaru-Krieger entschlossen sich zum Angriff und rannten auf die Krieger zu, während die Schwächeren schrien und fortrannten. In dem sich neu bildenden Getümmel erwachte ein neuartiger Wahnsinn. Hatten die Kurosaru sich vorher nur für alles Essbares interessiert, war mit dem Geruch von Blut und Angst ihr Kampfinstinkt geweckt worden. Das führte dazu, dass sie nun den feindlichen Stamm mit voller Kraft angriffen, anstatt, wie zuvor, „gnädig“ zu ignorieren. Der zweite Aosaru, der attackiert wurde, war Topinapur. Der abgelenkte Mann, der zu seiner verletzten Frau robben wollten, wurde aus dem Hinterhalt angegriffen. Mit einer schnellen Umdrehung wurde sein Hals gebrochen. Topina schrie laut auf, als der betreffende Krieger seinen Fuß hob, um anschließend sie zu zertreten. Doch bevor das geschah, traf ihn ein Ki-Blitz, der ihn zur Seite schleuderte. Ein schwarzer Schemen schnappte sich die junge Frau, um mit ihr fortzufliegen. Der Krieger, der zu Boden fiel, grunzte verärgert, stand auf und machte sich umgehend daran, den nächstbesten Aosaru-Saiyajin zu schlagen, der ihm in die Quere kam. Ebenso taten es seine Kameraden, die ohne Mitleid für ihre eigene Art die anderen angriffen. Ein Schalter war in ihnen umgelegt; nun gab es keine Gnade mehr. Sie würden jeden töten und dann in Ruhe plündern, um endlich mal hemmungslos zu schmausen. Wild und ungehemmt schossen ihre Energiestrahlen umher, erreichten die Felsen, ließen die Höhlen einstürzen und wirbelten Staub auf. Palantays Finger krallten sich in den Felsen, hinter denen er und seine Schwester sich versteckten. Hilflos mussten sie der Zerstörung zusehen. Ein lautes weibliches Schreien einer ihm wohlbekannten Stimme ließ ihn den Kopf in eine bestimmte Richtung drehen, wodurch er zusah, wie sich Sabi gegen einen Kurosaru-Krieger wehrte. „Eine Überlebende!“ rief der Krieger erfreut auf. „Eine der letzten Kinsaru! Gleich erleidest du dasselbe Schicksal wie deine Stammesschwester!“ „Mich kriegst du nicht!“ schrie Sabi und kratzte ihm die Wangen auf. Der Krieger lachte wild, umfing sie mit seinen Armen und warf sie mit sich zu Boden. Durch das schwere Gewicht gefesselt, konnte sich Sabi nicht bewegen, egal wie sehr sie sich wehrte.  Schon fing der Mann an, seine Hüfte wollüstig an ihr zu reiben und eine Pranke grabschte nach ihrer Brust. Doch niemals wollte Sabi aufgeben, also reckte sie ihren Kopf und biss in den feindlichen Hals vor sich, so fest und spitz, wie es ihre Zähne zuließen. Blut sammelte sich in ihren Mund und in ihren Ohren erschallte triumphierend das Wehgeschrei des Mannes. „DU BIEST!“ brüllte er, bäumte sich auf und fing an, wild auf sie einzuschlagen. Seine Knie fesselten Sabi auf den Boden und wehrlos musste sie die Fäuste über sich ergehen lassen, die mit jedem Schlag mehr von ihrem Blut beschmutzt wurden. Knochen knirschten, Zähne und Nase wurden gebrochen. Doch egal, wie hart und unbarmherzig der Saiyajin auf sie losschlug, er schaffte es nicht, ihr schadenfrohes, blutiges Lächeln auszulöschen. Sie behielt es bis zu ihrem Tod. „Oh Sabi…“ hauchte Palantay betroffen. Egal, wie sehr sie sich gestritten hatten, ein solches Ende wünschte er sich nicht für sie. Dennoch war er von ihrem Mut angetan, denn im Gegensatz zu ihm, der sich versteckt hielt, hatte sie sich gegen die Eindringlinge gewehrt. Von neuem Tatendrang erfüllt, stand er auf. Er musste auch etwas tun, musste seine Eltern finden und…seine Augen weiteten sich schockiert, als er sich daran erinnerte…seine Söhne?! Seine hilflosen Söhne, die sich in den Höhlen befanden, von denen einige gerade krachend einstürzten. „Oh nein, NEIN! Wie konnte ich das vergessen? Ich muss in die Höhle herein, ich muss…“ jammerte er auf. Aber bevor er losstürmen konnte, hielt ihn Zucchi am Hemdzipfel fest. „Geh nicht! Bleib hier!“ rief sie. „Aber…aber ich muss etwas tun. Ich muss sie retten!“ er versuchte, ihre Hand abzuschütteln, nur noch getrieben vom drängenden Gedanken, in die nächststehende Höhle zu rennen und die verbindenden Gänge zu nutzen, um seine Söhne zu finden.  Zucchi wusste aber, dass bei all dem Staub und den bröckeligen Felsen die Wahrscheinlichkeit gering war. Eher würde Palantay unter einstürzenden Felsen begraben werden. „PALANTAY!“ Eine Stimme, die von oben kam, rief ihn zur Vernunft. Palantay und Zucchi hoben die Köpfe und sahen über sich Vegeta schweben, mit Topina in seinen Armen.   Fassungslos sahen Palantay und Zucchi dabei zu, wie Vegeta, Anführer der Kuro- und Akasaru, vor ihnen landete und behutsam die Frau aus seinen Armen absetzte. Jetzt verstand Palantay, wer der schnelle Schatten gewesen war, der seine Cousine gerettet hatte. Doch das Hochgefühl ihrer Rettung verschwand angesichts der Identität des Helden. „Was soll das?“ fauchte er Vegeta an. „Warum greift ihr uns an? Du hast dich gesagt…“ Mit einer unwirschen Handbewegung hielt Vegeta seine Vorwürfe auf. „Damit habe ich nichts zu tun“ unterbrach er ihn knurrend. „Diese Männer haben gegen meinen Befehl gehandelt. Als ich sie nicht bei den anderen in unserem Dorf sah, hatte ich ein ungutes Gefühl und bin sofort hierhergekommen. Rechtzeitig, wie man sieht…“sagte er mit Kopfnicken in Richtung Topina. „Ha, rechtzeitig?! Da haben Lota und Topinapur aber etwas anders zu sagen“ regte sich Palantay auf. „Große Worte von einem Feigling“ höhnte Vegeta. „Was hast du denn getan, um zu helfen? Ich sehe dich nur hinter Felsen kauern, anstatt zu kämpfen.“ „Ich…bin nicht stark genug“ stotterte Palantay betroffen. „Das sind andere auch nicht, trotzdem wehren sie sich. Hm, aber andere befehlen, an deiner statt zu kämpfen? Denkst du, du hast das Recht dazu, mir Befehle zu geben?“ Vegetas schwarze Augen sahen streng auf den Aosaru hinab. Palantay senkte betroffen den Kopf, konnte dem Kurosaru nicht in die Augen schauen. Er fühlte unbändige Scham. „Aufhören!“ unterbrach Topina die beiden. „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Vegeta…“ sie sah ihn flehend an. „Kannst du sie aufhalten?“ Doch zu ihren Schrecken schüttelte der Saiyajin langsam den Kopf. „Sieh sie dir an“ brummte er und deutete auf seine herumstürmenden Stammesbrüder. „Sie sind wie von Sinnen. Das es ausgerechnet diese Männer sind, die euch überfallen, wundert mich nicht. Sie haben am meisten gemurrt, dass wir euch nicht ausgeraubt haben. Sie haben die schlechteste Selbstbeherrschung und können den Hunger nicht mehr ertragen. Jeder, der sich ihnen in den Weg stellt, wird automatisch als Feind angesehen. In diesen Zustand hören sie mich nicht mehr.“ „Und sie gewaltsam zu stoppen…bist du, der Stärkste ihres Stammes, dazu auch nicht in der Lage?“ fragte Palantay bitter. „Sie sind nicht die einzigen, die hungern. Wenn sie sich gegen mich vereinen, kann ich sie in meinen Zustand nicht zurückschlagen“ antwortete Vegeta. „Außerdem riecht es zu sehr nach Blut und Kampf. Wenn ich mich ins Getümmel reinstürze, kann es sein, dass der Blutrausch mich auch überfällt. Willst du mich ebenfalls als Gegner haben?“ Palantay ballte wütend die Fäuste. Vegetas Argumente waren überzeugend. Aber sollten sie jetzt etwa einfach abwarten, bis sich die Kurosaru abgeregt hatten? Er fühlte sich so nutzlos. „Oh nein“ rief plötzlich Zuchhi, seine Schwester aus, die stets die Meute im Auge behalten hatten. „Was tun sie denn jetzt?“ Die anderen Saiyajins folgten ihren ausgestreckten Zeigefinger. Ihre Augen weiteten sich schockiert bei diesem Anblick. Einige der schwarzhaarigen Saiyajins hörten nicht auf, nachdem sie ihre Gegner getötet hatten. Nein, vom Blutrausch und Hunger gerieben, fingen sie an, ihre Zähne in die toten Leiber zu schlagen und rissen ihr Fleisch von den Knochen. „Das habe ich befürchtet“ flüsterte Vegeta finster. „Das bisschen, was sie hier fanden, hat ihnen nicht gereicht. Stattdessen hat es ihren Hunger nun so weit angetrieben, dass sie selbst eure dürren Leiber nicht verschmähen.“ Die Aosaru neben ihm waren bleich und konnten sich weder rühren noch klagen. Starr sahen sie auf die schrecklichen, schwarzhaarigen Saiyajins, die mit blutverschmierten Mündern lachten und nach mehr Fleisch verlangten; die grausam Arme und Beine von den Gefallenen ausrissen und sie abnagten. Vegeta knurrte und übernahm das Kommando. „Ich geh da rein und hole so viele von euch da raus, wie es möglich ist. Versteckt euch hinter den Felsen, reibt euch mit Dreck ein, damit sie euch weder sehen noch riechen. Ihr nehmt die Verletzten an und kümmert euch um ihre Versorgung“ befahl er. Palantay und die Frauen nickten und gaben keinen Widerspruch; waren nur froh, dass jemand das Kommando übernahm. Vegetas Befehle klangen einleuchtend und gaben ihnen etwas zu tun. Der schwarzhaarige Saiyajin stürmte los. Geschickt sprang er umher, nutze das wirre Getümmel und den Staub, um unbemerkt sich die Hilflosen zu schnappen und außer Reichweite zu bringen.  Waren sie nah, brachte er sie zu Topina und den anderen, damit diese sie gleich versorgten und halfen, sich zu verstecken. War der Weg versperrt, flog er sie hinter Felsen in ihrer Nähe; Hauptsache, sie waren aus dem Sichtfeld der marodierenden Saiyajins verschwunden und nicht in der Nähe der einstürzenden Berghänge. Als Palantay sah, dass sich die Lage etwas beruhigte und die Kurosaru mit der Leichenfledderei beschäftigt war, wollte er sich auch mehr trauen. Vielleicht hatte er Glück und er konnte doch noch in seine Höhle, um seine Söhne zu retten. Er schlich sich duckend durch den Staub, selbst so dreckverschmiert, dass er beinahe unsichtbar war. Er schaffte es bis zu einer Felsenwand, von wo er die schmalen Wege zum nächsten Höhleneingang kannte. Doch der Eingang war von großen Felsen verschlossen. Mit offenem Mund starrte Palantay auf die Bescherung. „Nein, nein, nein“ stammelte er wiederholend und kratzte mit bloßen Händen am Stein, darauf hoffend, noch etwas zu bewegen können. Dahinter gab es einen Gang, der direkt zu seiner Wohnhöhle führte. Wenn er den Eingang frei bekäme und dann durchkriechen könnte... Doch egal, wie sehr er sich anstrengte, selbst als seine Nägel brachen und die Finger anfingen zu bluten, konnte er nichts bewegen. Die Felsen waren zu groß und schwer, um sie zu bewegen. Er fiel wimmernd in die Knie, lehnte seine Stirn an den nackten Felsen und fing an zu weinen. Er fühlte sich so schwach, so nutzlos… es war sinnlos, in seinen Inneren hatte er die Realität längst anerkannt. Die Gänge waren zusammengebrochen und hatten jeden, der zum Zeitprunkt drin gewesen war begraben. Seine Söhne waren tot! Ein leises Röcheln drang an sein Ohr. Palantay hob den Kopf, versuchte zu lauschen. Der Kampflärm hinter sich war leiser geworden; die Kurosaru-Eindringlinge mit Fressen beschäftigt, die Einwohner waren geflohen oder tot, es gab kein Geschrei mehr und so hatte der Lärm abgenommen. Vorsichtig, damit die Kurosaru nicht auf ihn aufmerksam wurden, robbte Palantay über den Boden zum Ursprung des Röchelns. Gab es jemanden dort, der Hilfe brauchte? Konnte er sich wenigstens einmal Nützlich machen und jemanden retten? Eine Gestalt lag im Dreck, halb von Felsen begraben, doch der Brustkorb hob sich noch. Eilig und doch mit Vorsicht hob Palantay die kleineren, aber spitzen Felsen hoch, um wenigstens das Gesicht freizubekommen. Als er es erkannte, setztes ein Herz aus. Er kannte sie: es war Chaya, seine erste Freundin, seine erste große Liebe. „Chaya?“ wisperte er und konnte den drängenden, weinerlichen Ton in seiner Stimme nicht verhindern. Vorsichtig strich er ihr den Dreck und blutverkrustete Haarsträhnen aus dem Gesicht, hielt behutsam ihr Gesicht in seinen Händen. „Chaya, ich bin es, Palantay. Bitte mach die Augen auf!“ flehte er. Sie zuckte, schien seine Stimme zu hören und mit letzter Kraft öffnete sie ihre Augen. „Pa…Palantay…“ hauchte sie schwach. Ihre Augen sahen leer zu ihm auf, sie schien ihn kaum erkennen zu können. „Schsch“ flüsterte er „spar deine Kraft. Ich werde dich von den Felsen befreien und dann wird dich Topina behandeln. Du musst durchhalten, Chaya. Du musst leben!“ Er fing an, weitere Steine eilig von ihrem Köper zu entfernen, nun mit weniger Vorsicht. Er wollte sie so schnell wie möglich frei bekommen. Je mehr er von ihrem zerquetschten Körper enthüllte, desto deutlicher sah er den Schaden. Das Blut hatte ihre Kleidung rostrot verfärbt, en offener, schmutziger Knochenbruch wurde offenbart, aus dem frisches Blut herausdrang. Aber er wollte nicht aufgeben: Knochen konnten wieder gerichtet werden, Wunden verbunden. Es gab für Chaya noch eine Chance, sie musste sich nur zusammenreißen und durchhalten, bis er sie wegbringen konnte. Aber Chaya konnte nicht mehr. „Hör auf, Pala…“ hauchte sie, ihre Augen schlossen sich wieder. „Es ist zu spät.“ „Nein, ist es nicht!“ widersprach er ihr heftig. „Solange du noch am Leben bist, ist es nie zu spät.“ „Ich bin so müde…ich will nur noch schlafen…“ sie hob langsam ihren Arm, ihre Hand strich sanft über Palantays Wange, die nass war von seinen Tränen. „Du musst für mich mit leben“ waren ihre letzten Worte, bevor die Kraft sie verließ und ihr Arm zu Boden sank. Ihre Augen schlossen sich für immer, ihr Atem stoppte. „Chaya?!“ wimmerte Palantay betroffen. „Chaya, verlass mich nicht!“ Er griff nach ihrer Hand, die Hand, mit der sie ihn getröstet hatte. Weinend hielt er sie an seine Stirn, küsste sie, klammerte sich an den letzten Rest Körperwärme. Er konnte sich nur schwer wieder sammeln, sich auf die Gegenwart konzentrieren und so dauerte es eine Weile, bis er bemerkte, wie ruhig es geworden war. Das Geschrei war zu Ende, das Tosen der fallenden Steine hatten aufgehört. Das einzige Geräusch, was in der Stille zu hören war, war ein furchterregendes Schmatzen. Palantay hörte hinter sich schwere Schritte, ein Schatten fiel auf ihn. Langsam drehte er den Kopf. Ein großgewachsener Kurosaru stand über ihn und strich sich gerade etwas Blut vom Mund. Hungrig sah er auf Palantay und den leblosen Körper von Chaya herab. Sein blutverschmierter Mund grinste vorfreudig und entblößte spitze Fangzähne. Palantay erkannte ihn: das war der Mann, der bereits Sabi getötet hatte. „Diese bekommst du nicht“ fauchte Palantay und schirmte beschützend Chayas Körper ab. Seine Augen schossen giftige, aber unwirksame Pfeile ab. „Sie oder dich, dürres Bürschchen. Das macht keinen Unterschied“ lachte der schwarzhaarige Saiyajin böse. „Ich werde eure Knochen als Zahnstocher benutzen.“ Palantay ballte die Fäuste, sein Körper war unter Spannung und er sprang wutentbrannt los. Doch sein Gegner war schneller und fing seine Fäuste einfach ab. Seine großen Pranken umschlossen die schmalen Handgelenke des Aosaru und lenkten ihn nach seinem Willen. „Du scheinst etwas mehr Fleisch auf den Knochen zu haben“ dem Kurosaru lief das Wasser deutlich im Mund zusammen, während er hungrig den kleinen, schmalen Körper vor sich begutachtete. „Du mieses Stück Scheiße! Krepier“ fluchte Palantay und wand sich, ohne sich befreien zu können. „Du Wurm“ lachte der Mann und hob mit Leichtigkeit Palantay ein Stück in die Höhe. „Sei dankbar für die Ehre, von mir gefressen zu werden. Das ist das Schicksal von Schwächlingen in der unteren Nahrungskette. Der Starke frisst…uhhh“ er spuckte plötzlich Blut. Das letzte Wort konnte er nicht aussprechen, weil von hinten eine fremde Hand seinen Brustkorb durchstoßen und Herz und Lunge dabei zerstört hatte. Der Griff um Palantays Handgelenke wurde locker, der Aosaru konnte wegspringen. Der Kurosaru brach blutspuckend zusammen, wodurch die kleinere Person hinter ihm sichtbar wurde. „Du wolltest etwas sagen?“  fragte Vegeta höhnisch lächelnd und leckte sich seine blutbefleckte Hand sauber. „Vegeta…warum?“ stöhnte der Kurosaru. Flehend streckte er seine Hand aus. „Ernsthaft?“ Vegeta hob erstaunt eine Augenbraue und sah auf den Sterbenden herab. Er hob seinen Fuß und trat heftig auf den am Boden liegenden ein, woraufhin er noch mehr Blut spuckte und anfing zu wimmern, bis ihn der Atem ausging und er still wurde. „Gegen meine Befehle zu handeln, die große Klappe aufreißen und sich dann wundern, warum ich dich töte? Du bist wirklich der größte Idiot meines Stammes und du weißt, was ich von Idioten halte. Keine Sorge, deine Freunde werde ich gleich auch erledigen“ Vegeta spuckte verächtlich aus und wandte sich an Palantay, der sich wieder erhoben hatte und seine Handgelenke auf Schäden überprüfte. „Hast ja doch Mumm“ stellte Vegeta mit schmalen Lächeln fest. Palantay gab nichts auf dieses Kompliment, sondern deutete mit seinem Kinn auf die restlichen sechs Kurosaru, die immer noch über ihren Leichenschmaus hockten; dermaßen abgelenkt, dass sie nichts  vom Geschehen bemerkt hatten. Von ihren Hunger angetrieben, waren sie blind und taub. „Was ist mit ihnen? Lässt du sie sich den Bauch mit Saiyajins vollschlagen, nur weil wir keine Kurosaru sind? Diese Frau…“ er deutete auf  Chayas Körper „bekommen sie nicht. Nur über meine Leiche.“ „Darüber würden sie sich freuen, du schmeckst bestimmt vorzüglich. Als ob du sie aufhalten kannst“ grinste Vegeta, machte sich über Palantays große Worte lustig. Doch dann wurde er ernst. Seine Fäuste ballten sich. „Keine Sorge, das hier ist schnell vorbei, solange sie abgelenkt bleiben. Einzeln haben sie keine Chance gegen mich.“ Um seine Worte zu beweisen, drehte er sich um, ging leicht in die Knie und stürmte leichtfüßig los. Mit schnellen, leisen Schritten, wie ein geübter Jäger, sprang er zickzackförmig zu den Kurosaru, nutzte ihre Blöße aus und brach ihre Hälse mit leichten Knacken. Bevor Palantay zweimal blinzeln konnte, war es schon vorbei: die sieben fremden Krieger, die fast seinen gesamten Stamm zerstört hatten, waren mit überragender Stärke hingerichtet worden. Gegen seinen Willen beeindruckt, atmete er tief aus. Jetzt verstand er, warum die raubeinigen Stämme der Kuro- und Akasaru diesem Mann folgten. Palantay sah sie um, sah die Zerstörung, den Schaden, die Toten. Er ballte wütend die Fäuste: er war nicht nur zornig auf die Angreifer, sondern auf sich. Hatte er irgendetwas tun können? Nein, er hatte sich nur versteckt. Er fühlte einen unglaublichen Neid auf Vegeta und seine Stärke. Ohne ihn gäbe es wohl keine Überlebende. Von seinen aufbrausenden Gefühlen abgelenkt, merkte er nicht, wie Vegeta sich ihm näherte. Erst als er sprach, hob Palantay den Kopf. „Wenn sie dir so wichtig war, sollten wir sie ausgraben.“ „Huh?“ fragte Palantay und bemerkte nun, wie Vegeta vor Chaya stand und auf die tote Frau hinabstarrte. Der Kurosaru kniete sich hin und fing langsam, beinahe respektvoll, an, die letzten Steine zu entfernen und ihren Körper zu bergen. „Ich mache den Rest“ hielt Palantay seine Bemühungen auf. „Es gibt noch mehr Überreste, die wir bergen müssen.“ Er wollte selbst etwas tun, aber Vegetas Handeln berührte ihn; ließen ihn den Kursoaru in neuem Licht erscheinen. Er sah sich auf dem Schlachtfeld um. Vegeta erhob sich und folgte seinen Blick. Es war ein furchtbarer Anblick für den Aosaru, aber Vegeta, der gegen die zwei verlorenen Stämme gekämpft hatte, musste an so etwas gewöhnt sein. Sein Gesicht war eine starre Maske, während Palantay wieder anfing, stumm zu weinen. „Was sollen wir nun tun?“ fragte Palantay, nicht an Vegeta gewandt, sondern allgemein als Frage. Nachdem sie die Toten verbrannt hatten, was gab es noch? Die Heimstatt der Aosaru war zerstört und angesichts der toten Leibern schätzte Palantay, dass nur ein Viertel des Stammes überlebt hatte. Angesichts der Verluste, die sie seit Tagen plagte, waren es gerade mal zwanzig Aosaru: das war alles, was von seinem Stamm übrig geblieben war. Zu seiner Überraschung klopfte ihn Vegeta tröstend die Schulter, drückte sie aufmunternd. „Ein Schritt nach den anderen. Vielleicht wird es Zeit, dass sich die drei restlichen Stämme vereinen. Wir müssen als Saiyajins agieren, als ein Volk“ schlug er vor. „Ihr könnt zu uns in die Ebene ziehen, dann sehen wir weiter.“ „In die Ebene? Gemeinsam, als ein Stamm?!“ fragte Palantay und rieb sich die Tränen weg. Bei dem Gedanken  fühlte er sich unwohl. Obwohl das Angebot freundlich klang, würde es bedeuten, einen Teil seiner Identität aufzugeben. Die Aosaru waren stets stolz auf ihre Errungenschaft gewesen, auf ihre herrlichen, bemalten Höhlen und heißen Quellen, ihren fruchtbaren Feldern und ihr Jagdgebiet. Wenn sie zu den Saiyajins aus der Ebene ziehen würden, wären sie nun in derselben Stellung wie einst die Kinsaru und Shirosaru: Flüchtlinge, ohne Heimat, auf die Spenden und Wohlwollen von anderen angewiesen. Es ging gegen Palantays Stolz. Zudem traute Palantay den beiden andere Stämmen nicht. Ja, Vegeta hatte sie gerettet, aber es gab bestimmt noch mehr hungrige Krieger dort, wo er herkam. Gefährliche, starke Krieger, an deren Händen bereits das Blut von Saiyajins klebte: sie hatten die beiden anderen Stämme ausgerottet. Die Aosaru konnten die nächsten sein. Die Hungersnot wütete überall, auch dort gab es nicht genug Nahrung, sonst wären sie heute nicht überfallen worden. Was, wenn es eine Falle war? Palantay verkniff sich eine Antwort auf Vegetas Angebot, stimmte weder zu noch wehrte er es ab. Es war eine Entscheidung, die er nicht alleine treffen konnte. Doch ohne Anführerin, ohne Rat, wer sollte es jetzt tun? Palantay  hob suchend den Kopf, versuchte sich einen Überblick zu verschaffen er sah, wie weitere Überlebende vorsichtig aus den Schatten der Felsen traten und sich mit starren Gesichtern umsahen; unsicher, wo sie zuerst anfangen sollten, aufzuräumen. Er sah Topina und Zucchi zu ihm kommen, ihnen folgten seine Eltern. Eine Welle der Erleichterung durchströmte ihn, dass noch mehr Familienmitglieder überlebt hatten. Er stürmte auf sie zu; nahm Zucchi, die Erste, in seine Arme und drückte sie an sich. Topina umarmte  ihn und dann spürte er auch die Arme seiner Eltern. Gemeinsam hielten sich die Saiyajins fest, weinten und versuchten sich gegenseitig mit ihrer Körperwärme zu trösten, ihre Schweife miteinander verbunden.   Kapitel 9: Neue Hoffnung ------------------------ Es war der düsterste Tag in der Geschichte der Aosaru. Es übertraf sogar den Tag des letzten Saiya Seppuku-Ritual, in dem sich einst die Alten für das Wohl des Stammes geopfert hatten, in der falschen Hoffnung, ihre Kinder retten zu können. Dieser Angriff traf in ihr ausgehöhltes Herz, zerstörte sie vollkommen und hinterließ nur noch einen kläglichen Rest Asche. An jenem Tag verloren die Aosaru die besten ihres Stammes sowie ihre Heimstatt, die einst Generationen Zuflucht gewährt hatte.   Nur mit Widerwillen rafften sich die letzten Aosaru auf, die Überreste der Gefallen aufzusuchen, wobei sie die toten Körper der Kurosaru mieden. Die Aosaru suchten nach Überlebenden und wollten gleichzeitig wissen, wer gefallen war. Mit hängenden Schultern und verzagten Augen suchten sie nach ihrer Familie, beziehungsweise, dem, was davon übrig war. Topina sah erschüttert auf die toten Leiber ihrer Eltern hinab, die in unmittelbarer Nähe lagen.  Ihre Gesichter waren blutverschmiert und von Angst gezeichnet. Topinapur, ihr Vater, lag so, als hätte er versucht, mit letzter Kraft zu seiner Gefährtin zu kriechen, ohne es aber zu schaffen: sein Körper lag schlaff am Boden, die Hand ausgestreckt, ohne etwas zu erreichen. In Lotas Gesicht hatte sich der Schock des plötzlichen Todes in ihr Gesicht eingebrannt. Topina wollte aufheulen, doch schnell hielt sie sich ihre Hand vor dem Mund, um das Jammern zu unterdrücken. Aber sie konnte diesen Anblick nicht ertragen und schloss eilig die Augen. Für einige Minuten wollte sie ihn der wohltuenden, gnädigen Dunkelheit verweilen, bevor sie wieder ihre Augen für die Realität öffnen musste. Sie war nicht die Einzige, die heute ihre Familie verloren hatte: Klagen und Weinen konnte man auch später. Zuerst mussten die Verletzen versorgt werden; jene, die noch atmeten und für die es noch eine Lebenschance gab. Sie war die letzte Heilerin dieses Stammes, das war ihre Pflicht. Die Toten mussten daher fürs Erste verdrängt werden, so sehr ihr Verlust auch schmerzte. Sie ließ ihr Herz erkalten, öffnete seufzend die Augen, drehte sich bedrückt um und stieß dadurch mit dem Mann zusammen, der sich lautlos hinter sie gestellt hatte. Überrascht sah sie Vegeta vor sich stehen. Sie wankte: der Zusammenstoß mit seinem kräftigen Körper traf sie härter als gedacht, besonders in ihrer schwachen Verfassung. Doch, bevor sie fiel, hielten zwei Hände sie an ihrer Schulter fest. Sein Griff war fest, aber nicht schmerzhaft, sondern unterstützend. „Danke“ hauchte Topina reflexartig. Vegeta blinzelte überrascht; anscheinend war es bei seinem Stamm nicht üblich, so etwas zu sagen. Anstatt zu antworten, schaute er auf ihre Füße, ob sie einen festen Stand hatten und ließ sie dann vorsichtig los. Topina wankte, schaffte es aber, aus eigener Kraft zu stehen. Vegeta sah an ihr vorbei, schaute auf die Toten, bevor er sich wieder ihr zuwandte.  „Deine Eltern?“ murmelte er. Sie nickte. „Sie war eine unglaublich mutige Frau und ihr Gefährte sehr tapfer. Ihr Tod ist ein Verlust“ sprach er leise sein Beileid aus. „Danke“ Topina wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Mehr als dieses eine gehauchte Wort kam nicht aus ihrer Kehle. Angesichts Vegetas ernsten, mitleidigen Blick erkannte sie einen unbekannten Trost. Aber in Anbetracht der Fehde ihrer Stämme war es eine unwirkliche Situation: ein Kurosaru sprach einer Aosaru sein Beileid aus! Doch dazu in dieser Situation, wo es seine Stammesbrüder waren, die den Tod verursacht hatten! Vegeta schien zu erkennen, dass sie nicht in der Lage war, darüber sprechen und sein Beileid seltsam klang. Die Überreste seiner Stammesangehörigen lagen in der Nähe, die das alles verursacht hatten und die er von eigener Hand gerichtet hatte. Nein, es war kein Moment, in dem man eine nette Unterhaltung führen sollte, sondern in der Taten sprechen mussten. Er deutete auf die andere Saiyajins, die sich abmühten, die Verletzten zu sammeln. „Lass uns helfen“ sagte er. „Du bist doch eine Heilerin.“ Er schnappt ihr Handgelenk und zog sie mit. Topina folgte ihm, zu überrascht von seinem Aufruf, um sich gegen seinen Befehl zu wehren. „Uns?!“ Vegeta verschwand nicht? Nein, der Kurosaru packte mit an, hob Felsen hoch, damit man Verletzte bergen konnte, gab Befehle an die Geschockten, die nicht wussten, was sie tun sollten. Er verbrannte die toten Kurosaru aus eigener Kraft, damit kein anderer sie anfassen oder sehen musste. Vegeta übernahm die Kontrolle und die Aosaru folgten ihm. Keiner wandte ein, dass er nicht ihr Anführer war. Sie waren froh, nicht denken zu müssen, etwas tun zu können und gaben in diesen Moment mit Freuden ihren Willen auf. Erst als es zum Abend dämmerte, die Toten auf einer Stelle gelagert waren, die Verletzten notdürftig behandelt, kehrte so etwas wie Ruhe ein. Eine kalte Ruhe, denn die Aoaru, die sich um ein spärliches Feuer versammelten, konnten den endgültigen Verlust berechnen. Es waren nur noch achtundzwanzig von ihnen übrig. Palantays Eltern waren die Ältesten, seine Schwester Zuchhi die Jüngste, der Rest lag altersmäßig dazwischen, mehr Frauen als Männer, mehr Erwachsene als Kinder. Von den letzten Kinsaru war keiner mehr am Leben, ebenso ihre Mischlingskinder: damit war dieser Stamm endgültig vernichtet worden, ihr Blut vollständig ausgelöscht. Die Aosaru besaßen nur noch das, was sie am Leib trugen. Ihre Besitztümer waren unter den Trümmern ihrer Höhlen unweigerlich verloren, ebenso ihre letzten Vorräte, von denen aber die Angreifer eh nicht viel übriggelassen hatten. Besorgt sahen einige in den Himmel. Die Nacht war noch lau, aber bald würde der Herbst kommen. Aber sie waren zu wenige und von Hunger zu geschwächt, um ihre Höhlen wieder aufzubauen. Selbst die Ozaru-Form half ihnen nicht weiter. Was sollten sie tun? Diese Frage wurde zuerst leise, dann immer lauter und drängender von jedem gestellt. Hilfesuchend sahen sie sich nach einer Führungsperson um und fanden diese in Vegeta. „Kommt in die Ebene“ forderte er sie. „Dort gibt es Platz für euch. Schließt euch uns an!“ Doch sein Aufruf fand nicht viel Beifall, denn… „Platz ja, aber keine Nahrung“ wandte einer ein. „Ihr hat doch auch nichts.“ „Es wird sich ein Weg finden“ antwortete Vegeta wegwerfend, doch die Aosaru sahen ihn zweifelnd an. Der ausweichende Satz bedeutete, er hatte noch keine Lösung für dieses Problem gefunden. Vegeta merkte, dass er sie aus diesem Grund noch nicht komplett umstimmen konnte, doch sein Friedensangebot war unterbreitet worden und so mancher schien ernsthaft darüber nachzudenken „Wenn ihr euch entschieden habt, kommt zum hohen, roten Felsen, am Fuße der Berge. Eine Wache wird euch bemerken und in unser Lager führen“ mit diesen Worten verschwand er; flog fort. Nachdenklich starrten die Zurückgebliebenen in die Flammen ihres Lagerfeuers. Das Schweigen wurde schnell von den ersten Fragen und hitzigen Diskussionen unterbrochen. Einige wollten Vegeta folgen. Sie waren von seiner Ehre und Stärke angetan und konnten ihn als Anführer akzeptieren. Andere waren voller Misstrauen gegen die Kurosaru: Die Hungersnot war nicht beendet. Was, wenn Vegetas Angebot eine Falle war und man sie dort töten und verspeisen wollte? Doch Vegetas Befürworter argumentierten, dass sie so oder so sterben würden. In ihrem Gebiet konnten sie nicht mehr leben. Lieber die vage Hoffnung als der sichere Tod. Palantay wusste nicht, für welche Seite er sich entscheiden sollte. Beide hatten Argumente, die ihn einleuchteten und auch seine Gefühle waren in Aufruhr. Da standen sich Bewunderung für Vegeta dem Hass der Kurosaru gegenüber. Müde sank er zu Boden und sah mit schläfrigen Augen in die Flammen, deren warmer Schein ihn in eine selige Dämmerung hinabtauchten. Dunkelheit…Stille…aus die er leider geweckt wurde, als seine Mutter ihn unsanft schüttelte. „Palantay, hast du Topina gesehen? Sie ist verschwunden“ zischte sie alarmiert. Palantay rieb sich die Augen. „Ich versuche zu schlafen“ murrte er.  Was weckte ihn seine Mutter mit dieser dummen Frage auf, nachdem er endlich nach diesem furchtbaren Tag eingeschlafen war? Er bekam in seinen Zustand nichts mit! Pina, Palantays Mutter, ignorierte seine miese Laune und sah sich besorgt um. Erneut zählte sie die blauen Haarschöpfe, aber nirgends konnte sie ihre Nichte entdecken. Angesichts ihres furchtbaren Verlustes machte sie sich große Sorgen um ihren Zustand und wollte sie unter Beobachtung wissen; in der Obhut ihrer letzten Familienangehörigen. „Lass Topina in Ruhe“ brummte Palantay und drehte sich unbesorgt um.  „Es gibt keine tröstenden Worte, die du ihr sagen kannst. Ich an ihrer Stelle würde auch die Einsamkeit bevorzugen, um in Ruhe zu trauern. Dabei habe ich noch Glück gehabt, dass ihr überlebt habt. Sie hat ihre Eltern und Brüder verloren.“ Nicht dass sein Verlust klein gewesen war. Sein Herz zog sich zusammen bei den Gedanken an seine zwei toten Söhne, sowie an die drei Frauen, die er bislang in seinem Leben geliebt hatte und ebenfalls gestorben waren. Pina ließ sich von Palantays Worten überreden, schließlich kannte er seine Cousine am besten. Sie setzte sich neben ihren Sohn und strich ihn tröstend über den Rücken, bis sie spürte, wie er wieder einschlief. Ihr Schweif verdrehte sich dabei mit dem ihres Gefährten Parslee, der ebenfalls erschöpft am Feuer lag und in dessen Armen ihre Tochter schlief. Was für ein furchtbarer Tag…und so beschloss auch sie, in die tröstenden Arme des traumlosen Schlafes hinabzugleiten.   Am nächsten Morgen wachten die Aosaru nacheinander am abgebrannten Feuer auf. Nun, mit neuem Tatendrang, schafften sie es, die Verbrennung ihrer Toten durchzuführen. Sie hatten am vorherigen Tag keine Kraft mehr dazu gehabt. Zuvor versuchte jeder, etwas für ein Frühstück zusammen zu kratzen, wobei es leider den Aasfresser, die vom Blutgeruch angelockt wurden, zu verdanken war, wieder etwas zu erbeuten. Sie landeten im Kochtopf und gaben den Aosaru genug Kraft, ihre Toten zu verbrennen. Im Tageslicht entdeckte Palantay seine Cousine wieder: sie schlich sich heran, verhielt sich unauffällig, als hätte sie die Nacht nicht im Lager verbracht. Doch Palantay verzichtete auf Fragen. Wichtig war ihre Anwesenheit, wenn ihre Eltern verbrannt wurden. So versammelten sich die letzten der Aosaru, um mit gemeinsamer Kraft noch genug Ki zu erzeugen, um die Leichen ihrer Stammesangehörigen in Asche zu verwandeln. Doch die gereinigte Wirkung, welche man sonst nach so einer Zeremonie verspürte, wollte sich bei keinem der Überlebenden einstellen. Die Gedanken waren auf die ungewisse Zukunft gerichtet. Das Lager war mit seinen Ideen geteilt, in dem einen, die sich Vegeta anschließen wollten und die anderen, die noch zögerten. „Vom einst so fruchtbaren Dschungel ist doch auch nichts mehr übrig“ rief einer der Zögerer laut. „Wir haben kaum die Kraft dazu, dort hinunterzugehen. Wozu der Aufwand, wenn uns dort nur Wüste erwartet? Die haben wir auch hier.“ Manche sahen hilfesuchend Topina an. Ihre Mutter war die letzte Ratsvorsitzende gewesen und man erwartete einen gewissen Führungssinn nun auch von ihr. Aber Topina schwieg, sah nur nachdenklich in den Himmel und beteiligte sich nicht an der Diskussion. Die Diskussion ging weiter und langsam wurden die Zögerer überzeugt, sich ebenfalls Vegeta anzuschließen. Welche Wahl hatten sie schon? Sie mussten ihren Stolz runterschlucken, mussten um Hilfe bitten und den Kurosaru Vegeta als ihren Anführer anerkennen. „Wartet!“ rief plötzlich Topina „ich brauche noch eine Nacht“ sagte sie rätselhaft. Die anderen sahen sie fragend an. „Einen Tag“ beeilte sie sich zu verbessern. „gebt mir einen Tag, bevor wir die Berge verlassen. Wie ihr schon sagt…es besteht die Gefahr, dass wir auch in der Ebene verhungern werden und manche von uns den Weg gar nicht dorthin schaffen. Bevor wir also übereilt gehen, sollten wir noch einen Tag warten und schauen, was wir aus den Höhlen retten können.“ Ihrer Bitte wurde nachgegeben. Die Aosaru verbrachten den restlichen Tag damit, vorsichtig Felsen zur Seite zu schieben, um nach Nützlichkeiten zu suchen, die sie für die Reise brauchen konnten: Kochgeschirr, Körbe, Werkzeug, Kleidung und Schuhe, Decken und Matten, in welche man die wenigen Dinge einschlagen und mit Seilen befestigt auf den Rücken tragen konnte. Vieles war zerbrochen, manches konnte aber repariert werden. Alle waren so beschäftigt, dass niemanden auffiel, wie Topina wieder verschwand. Erst, als man sich wieder am Lagerfeuer versammelte, entdeckte man ihren Weggang. Da aber jeder davon überzeugt war, dass sie wieder kommen würde, waren alle unbesorgt.   So geschah es. Am frühen Morgen entdeckten die ersten Aosaru, die Wache gehalten hatten, Topinas Gestalt, wie sie aus den Bergspitzen herabkam. In ihren Armen trug sie ein geheimnisvolles Bündel, dessen Inhalt sie niemanden zeigen wollte. „Es gibt noch einen Weg“ verkündetet sie. „Vegetas Ansatz ist richtig, die restlichen Stämme müssen sich vereinen, dann erst endet der Krieg. Aber selbst gemeinsam werden wir es nicht schaffen, den Wolken Regen auszupressen und der Erde eine neue Ernte abzuwringen. Dieser Planet liegt im Sterben und es kann noch hunderte von Mondwanderungen dauern, bevor er sich erholt.“ Die Aosaru wurden bleich. Einige hatten dies schon befürchtete, aber niemand hatte es gewagt, es laut auszusprechen. Sie murmelten, erschrocken und entsetzt, bis es einer wagte, laut zu fragen. „Was sollen wir denn tun?!“ „Einer von euch muss zu den Kurosaru fliegen und Vegeta zu uns holen. Als ihr Anführer muss er dabei sein, wenn ich die Lösung vorstelle.“ „Hat das was mit deinem Bündel zu tun?“ fragte einer neugierig. Topina nickte. In ihren Augen leuchtete Entschlossenheit und…Hoffnung. Die Aosaru, die das erkannte, fingen an, etwas wie Zuversicht zu fühlen. Topina hatte eine Idee? Was befand sich im Bündel? Warum war sie so oft verschwunden; was hatte sie gesehen? Ein Freiwilliger, der den Weg kannte und seine Kraft gut einschätzen konnte, bot an, Vegeta zu holen. Als Dank und um ihn für die Reise zu stärken, gaben ihn die anderen eine Kürbisflasche mit kostbarem Wasser mit und eine weitere, gefüllt mit dünner Brühe. Dermaßen gestärkt flog er los, um Vegeta zu holen.     Zur Nachmittagsstunde kam er mit ihm zurück. „Was ist los? Ihr habt euch noch nicht entschieden, wollt mich aber sehen?“ fragte er irritiert. Die Aosaru sahen fragend Topina an, auf deren Anweisungen sie gehandelt hatten. Sie musste jetzt den Sinn dahinter erklären. „Unser Planet stirbt!“ rief sie. „Sadal wird untergehen und wir mit ihm!“ „So ein Unsinn“ fauchte Vegeta, verärgert von ihrem Pessimismus. „Die Zeiten werden hart, ja. Aber gemeinsam werden wir es überstehen. Wir müssen…“ er verstummte. Es wurde deutlich, dass er keine Lösung für den Nahrungsmangel und die Klimaveränderungen hatte. Topina zeigte keinen Triumph angesichts ihres verbalen Sieges, sondern fuhr fort. „Wir müssen Sadal verlassen, anders werden wir nicht überleben.“ „Das ist unmöglich!“ riefen viele, darunter auch Vegeta und Palantay einstimmig aus. Die Saiyajins waren dazu nicht in der Lage. So hoch konnte sich keiner erheben! Sie waren an diese Welt gebunden. „Für uns, ja. Aber es gibt jemanden, der uns retten kann“ rief Topina und holte das Bündel hervor. Doch anstatt es auszupacken und seinen Inhalt zu präsentieren, fing sie an zu erzählen. „Seit vielen Nächten umschwirrt ein geheimnisvolles Licht diese Gegend. Es war kein Stern, kein Insekt und kein Tier. Vor einigen Tagen habe ich die Herkunft erfahren: es stammt von einem fliegenden Gefährt. Seine Besitzer stammen von einem fernen Planeten. Sie sind Wandernde, die fremde Sterne bereisen. Sie haben unsere Notlage bemerkt und sind uns freundlich gesinnt. Sie können uns helfen, indem sie uns mitnehmen.“ Verblüfft starrten die Aosaru und Vegeta sie bei ihren Worten an. Vegeta fing als erstes an, schallend zu lachen. Andere stimmten ungläubig mit ein. Ein fliegendes Gefährt, das leuchtet? Fremde Wesen, die keine Saiyajins waren? Die arme Frau war ja völlig irre! Topinas Augen verengten sich verärgert angesichts des Hohngelächters, aber anstatt zu keifen, enthüllte sie nur ruhig den Inhalt des Bündels. Das Stück Stoff fiel zu Boden. Eine metallene, in der Sonne glitzernde Dose wurde sichtbar, wie kein Saiyajin in der Lage war, sie herzustellen. Ganz glatt und poliert lag sie in Topinas Händen. Doch das Wunder hörte nicht auf, denn mit einem kleinen Handgriff öffnete sie die Dose. Ein unbekannter Wohlgeruch entkam ihr dabei. Topina marschierte zuerst zu Vegeta, holte ein rotes Stück heraus, das süß fruchtig duftete und schob es dem verblüfften Kurosaru in den Mund. Der, verdattert von ihrer Aktion und dem anheimelnden Geruch, fing automatisch an zu kauen anstatt das fremde Teil auszuspucken. Denn das war unmöglich; er war wie berauscht, sobald seine Zunge in Berührung kam. Als sie den süßen Saft auffing, tanzten seine Geschmackknospen vor Freude. Als seine Zähne das Fruchtfleisch zermalmten, konnte er ein wohliges Schnurren nicht unterdrücken. Viel zu schnell war die fremde Frucht heruntergeschluckt und gierig, wenn auch noch immer etwas misstrauisch, sah er auf die gut gefüllte Dose, die einen wahren Schatz enthielt. Schon hoben sich seine Finger, begierig, ein weiteres Stück zu greifen. Doch Topinas selbstgefälliges Lächeln stoppte ihn von jedem weiteren Zugriff. Sie wandte sich ab, marschierte zum Nächststehenden und gab ihn ebenfalls eine Kostprobe und dann dem nächsten, bis jeder der Anwesenden von seinen eigenen Sinnen überzeugt wurde: etwas so Fremdes und Köstliches gab es nicht auf ihren Planeten. Ganz besonders jetzt nicht mehr, wo nichts mehr wuchs. Woher hatte die Frau diese…aha, also sprach Topina die Wahrheit. Nun war kein Gelächter mehr zu hören, stattdessen erwartungsvolle Stille. Jeder sah zu Topina und ihrer nun leider geleerten Dose. „Nun?“ Topina reckte das Kinn und obwohl sie zu jeden sprach, sah sie dabei vor allem Vegeta an. „Wie ist eure Entscheidung?“   Angesichts der Kostprobe waren die Aosaru überredet. Was immer das auch für Wesen waren, wenn sie Zugriff auf so gute Nahrung besaßen, sollte man ihnen folgen. Alles war besser, als hier zu verhungern. Doch Vegeta war noch nicht überzeugt. „Ich will selbst mit ihnen sprechen!“ verlangte er. „Es könnte eine Falle sein.“ Topina schüttelte ablehnend den Kopf. „Sie vertrauen nur mir. Außerdem kannst du sie nicht verstehen. Ihre Sprache ist anders als unsere. Wir unterhalten uns vor allem mit den Händen.“ „Solange ich sie nicht gesehen habe, stimmte ich dem nicht zu“ beharrte Vegeta. Topina zögerte. Eigentlich konnte es ihr egal, ob die Kuro und Akasaru gerettet wurden. Doch Vegeta hatte auch ihnen geholfen und es ging gegen ihr Ehrgefühl, nur ihrem eigenen Stamm zu helfen. Alle Saiyajins litten denselben Hunger, wie konnte sie da die anderen ignorieren? Sie alle fühlten denselben Schmerz, gehörten einer Rasse an. Sie waren nur noch wenige; allein könnten sie nicht überleben. Doch Topina würde man nicht folgen, auch wenn sie als Vermittlerin agierte. Sie war keine anerkannte Führerin. Nur indem sie Vegeta, den Anführer der starken Stämme überzeugte, würden die anderen Saiyajins folgen. „Also gut“ stimmte sie zu. „aber du musst dich verstecken. Ich will sie nicht verschrecken.“ Vegeta nickte, zufrieden, dass er trotzdem seinen Willen bekam. „Wie sehen die Fremden aus?“ fragte Palantay neugierig. „Haben sie noch mehr so leckeres Zeug?“ fragte eine Frau begierig und leckte sich über die Lippen, um noch etwas von der Süße zu erhaschen. „Ist ihr Gefährt groß genug für alle von uns?“ fragte ein anderer besorgt.  „Sie tragen seltsame Kleidung, die ihr Äußeres verbirgt, darunter auch große Masken. Ich weiß nur, dass sie kleiner sind als wir. Ihr Name ist „Tsufurujins““ fing Topina an zu erklären. Sie erzählte, wie sie einst ihr Schiff entdeckt und deren merkwürdige Besatzung beobachtet hatte. Obwohl Topina auf ihre Fähigkeit, sich nahezu unsichtbar zu verstecken, sehr stolz war, hatten die Tsufurujins sie aber überraschend schnell gefunden. Die vermummten Wesen waren aber mit Bedacht auf sie zugekommen, hatten freundliche Gesten gemacht. Topina, von ihrer Neugier angestachelt, war darauf eingegangen. Dadurch war es zu einem vorsichtigen Kontakt gekommen. Die Saiyajins waren neugierig und spürten Hoffnung anstatt Argwohn. Topinas Erzählung nach ähnelte diese fremde Rasse besonders den Aosaru: sie schienen friedlich und gebildet zu sein. Die einzige ungewisse Konstante war dagegen Vegeta, der eindeutig misstrauisch bei diesem gutklingenden Angebot war. Pina, Palantays Mutter, war besorgt, weil Topina allein mit Vegeta zu der geheimen Stelle fliegen wollte und bat darum, dass Palantay mitkommen sollte. Er als Zeuge sollte verhindern, dass Vegeta das Abkommen, nur zu beobachten, brach. Man durfte die Fremden nicht verschrecken und sie befürchtete, dass der Kurosaru sie angreifen und berauben könnte. Vegeta war anzusehen, dass dieser Vorschlag ein Schlag gegen seine Ehre war, aber auch die anderen Aosaru beharrten darauf; fanden diesen Einfall gut. Nun, wo es eine andere Möglichkeit gab, als nur Vegeta zu folgen, fingen die Aosaru an, kritischer zu denken. Palantay hatte keine Wahl; er musste dem Willen seines Stammes folgen. Dabei hatte er weder Lust, dem furchterregenden Vegeta zu begleiten, noch eine fremde Rasse zu beobachten. Für seinen Geschmack klang das alles viel zu gefährlich.   In der Nacht versteckte er sich hinter einigen Felsen. Die spitzen Steine stachen unangenehm in die Haut, während er auf dem Bauch lag, aber er blieb auf seinem Platz. Neben ihm lag Vegeta. Beide Männer starrten nach unten auf die schmale Ebene, wo man im Mondlicht die schmale Gestalt von Topina erkennen konnte. Die beiden Männer waren schweigsam und wachsam, wobei aber Palantay ein Gähnen nicht unterdrücken konnte. Das hier war also die geheime Stelle, wo Topina in Kontakt mit den Fremden gekommen war? Hier war es passiert, wo sie das wandernde Licht entdeckt hatte? „Äh, glaubst du, die Fremden sind gefährlich?“ fing er vorsichtig ein Gespräch mit Vegeta an. Ihm war langweilig und er wollte Vegetas Sichtweise kennenlernen. „Still“ zischte der Schwarzhaarige, unwillig, auf das Gespräch einzugehen. Eingeschnappt hielt Palantay die Klappe. Er verdrehte die Augen und sah in den Himmel, von wo die Tsufurujins komme sollten, während Vegeta die Frau unten nicht aus den Augen ließ. Palantay blinzelte, weil er tatsächlich ein goldenes Licht entdecke, was vom Horizont näherkam. Er schlug seinen Ellbogen in Vegetas Seite und machte ihn auf seine Entdeckung aufmerksam. Beide Männer sahen staunend dabei zu, wie das Licht näherkam und sich als unbekanntes, fliegendes Objekt offenbarte, das mit einem neuartigen Rauschen über Topina zum Stehen kam. Das Licht blendete sie, beide konnten kaum was erkennen. Ihre Herzen klopften aufgeregt laut. Niemals zuvor hatten sie so etwas erlebt und so konnten sie nichts anderes tun, als sich tief in den Staub zu drücken und abzuwarten. Nur Topina schien davon unbeeindruckt zu sein; blieb an Ort und Stelle stehen. Ihre Umrisse wurden nun strahlend hell erleuchtet, als wäre die Sonne aufgegangen. Das Licht wurde zu stark und zu schmerzhaft, ebenso das Rauschen, beide Männer schlossen die Augen und verbargen sich im Schatten der Felsen. Doch dann wurde das Licht schwächer, auch das Rauschen nahm ab, eine beruhigende Stille kehrte ein. Erwartungsvoll hoben Palantay und Vegeta vorsichtig ihre Köpfe, starrten hinter dem Versteck der Felsen auf die Neuankömmlinge. Ein metallisch glänzendes, rundes Objekt mit kurzen Flügeln stand nun friedlich dort. Die Lichter waren nun auf einer angenehmen Stärke abgedimmt, so dass die Saiyajins von ihrer Position gut alles erkennen konnte. Das Gefährt ähnelte einem Glühwürmchen, besaß es doch fühlerartige Auswüchse, Flügel und facettenartige, gläserne „Augen“. Es rauschte, es zischte aus dem Inneren und die Männer zuckten erschrocken zusammen. Der Bauch des „Insektes“ öffnete sich. Kleine Wesen auf zwei Beinen traten heraus, deren Gesichter von Masken und ihre Körper von unförmiger, gelber Kleidung verdeckt waren. Sie traten zu Topina herunter, die ihnen mit einer dankbaren Verbeugung die leere Dose entgegenreichte. Dann fingen sie an, mit ihren Händen Zeichen zu bilden, manchmal begleitet von seltsamen Tönen in einer fremden Sprache. Topina war die Einzige, die normal sprach und irgendwie schienen die Tsufurujins sie zu verstehen. Vegeta hob neugierig den Kopf, beugte sich vor, versuchte mehr zu erkennen und zu lauschen. Palantay, davon angesteckt, tat es ihm nach. Beide sahen, wie hinter den Masken der Fremden es grün aufleuchtete und nun zeigten die Wesen zielsicher auf die Männer, obwohl sie viel zu weit entfernt waren, um sie in der Dunkelheit zu erkennen. Auch wittern war unmöglich, die Männer hatten auf den Wind geachtet. Wie hatten sie die Saiyajins so schnell entdecken können? Topina hob sofort abwehrend und begütigend die Hände, sprach eilig auf die Wesen ein. Eine Diskussion entbrannte. „Sie scheinen nicht glücklich über unsere Anwesenheit zu sein“ murmelte Palantay. Er und Vegeta taten das gleiche: sie achteten auf die Körpersprache, da sie die Sprache nicht verstanden und auch keine Mimik erkennen konnten. Die Schutzkleidung der Fremden war so dicht, dass nicht mal ihr Geruch zu ihnen drang, an denen die Saiyajins ihre Emotionen hätten erkennen können. Topina ließ nicht locker, ihre Stimme klang flehend. Sie erzählte, dass die beiden Männer ihre Freunde und Beschützer waren, sowie Zeugen für die Anwesenheit der Tsufurujins. Sie sprach von der Hungersnot und dass es noch mehr Saiyajins gab, die litten und bat darum, sie alle mitzunehmen. Die kleinen Wesen sahen sich gegenseitig an, schüttelten nachdenklich die Köpfe oder zuckten mit den Schultern. Sie hoben ihre Hände und fingen wieder an, Zeichen zu bilden. Topina schien ihre Frage zu verstehen, sie nickte und rannte zu Vegeta hoch. „Sie wollen wissen, wie viele Saiyajins mitwollen. Wie viele seid ihr?“ fragte sie ihn atemlos. Vegeta kniff nachdenklich die Stirn zusammen, während er in Gedanken zählte. „So um die siebzig, mehr Männer als Frauen“ fasste er kurzbündig zusammen. Weder Palantay noch Topina sagten etwas zu der überraschend kleinen Zahl, sahen ihn aber mitleidig an.  Kein Wunder, dass Vegeta auf die Vereinigung der Stämme beharrte, bei dieser kleinen Anzahl an Überlebenden. Zusammen mit den Aosaru kam man damit gerade auf knapp einhundert Saiyajins, die letzten ihrer Art. Topina rannte wieder zurück und nannte die grobe Zahl. Wieder sahen sich die kleinen Wesen an, diskutierten in der fremden Sprache. Schließlich nickten sie. Einer hob zwei Finger, deutete in Richtung Horizont und Topina nickte zustimmend. Daraufhin marschierten die Tsufurujins wieder in ihr Gefährt, der „Bauch“ schloss sich und mit einem Rauschen und gleißenden Licht erhob es sich und verschwand. Palantay und Vegeta verließen ihren Platz und stiegen zu Topina hinunter. „Was ist ihre Antwort?“ wollte Vegeta wissen. „In zwei Tagen sollen wir bereit sein und in der Wüste auf sie warten“ erzählte Topina. „Dort ist mehr Platz und sie werden uns leichter finden.“ Vegeta nickte, gab damit seine Zustimmung. „Der rote Felsen am Fuß des Gebirges wäre ein guter Treffpunkt“ schlug er vor. „Einverstanden. Wir sehen uns dann dort“ Topina nickte ruhig und zeigte dabei nicht, wie erleichtert sie über seine Antwort war. Mit unbeeindruckter Miene marschierte sie ihn an ihn vorbei, machte dabei deutlich, dass es nichts mehr zu bereden gab. Palantay folgte ihr. „Warte!“ hielt Vegeta sie plötzlich auf. „Soll ich euch noch zurückbegleiten?“ Topina hob fragend eine Augenbraue. „Es ist gefährlich…nachts in den Bergen“ versuchte sich Vegeta zu rechtfertigen. Topina hob spöttisch einen Mundwinkel, durchschaute seine Anfrage. Dem Kurosaru schienen seine vorherigen Zweifel leid zu tun oder er wollte sich noch nicht von der jungen Frau trennen. „Das wird nicht nötig sein“ säuselte sie und hängte sich dabei gleichzeitig an Palantays Arm. „ich hab ja Palantay, der mich beschützt.“ Sie kicherte und zog ihren überraschten Cousin mit sich. Der erschauderte ängstlich, als er hinter sich ein verärgertes Knurren hörte. Mit einem Seitenblick sah er noch Vegetas verletzten Blick, bevor der Kurosaru schnaubte und sich in die Luft erhob. „Topina, bitte spiel keine Spielchen mit ihm, das überleb ich nicht“ flehte Palantay leise seine Cousine an. Nun schnaubte Topina verächtlich. „Geschieht dem Kerl ganz Recht, so wie er sich über mich lustig gemacht hat“ erklärte sie schnippisch. „Hör auf zu jammern und beeil dich. Wir haben nicht viel Zeit, wenn wir unsere Leute in zwei Tagen aus den Bergen führen müssen.“ „Ja, natürlich“ stimmte er ihr schnell zu. Es gab gerade Wichtigeres als ein Techtelmechtel, es ging hier um ihr Überleben.   Zu ihrem Glück waren die Aosaru schon abzugsbereit, da sie eh geplant hatten, in die Ebene zu reisen. Da nun eindeutig war, dass alle Saiyajins den Planeten verlassen würden, gab es keine kritische Stimme. Niemand wollte zurückgelassen werden. So machten sich die Aosaru mit ihrem Gepäck auf dem Rücken auf, um sich am Fuße der Berge mit den Kuro- und Akasaru zu treffen. Die Stimmung war zwiespältig, einerseits bedrückt, anderseits erwartungsvoll. Es gab viele Fragen, auf die Topina aber keine Antwort geben konnte. Da sie diejenige gewesen war, die die Tsufurujins gefunden beziehungsweise von ihnen gefunden worden war, galt sie als eine Art Retterin. So manche Stimme wurde laut, sie sollte die Saiyajins anführen und nicht Vegeta. Doch Topina verbat sich strengstens solche Worte. Weder wollte sie Anführerin werden, noch wollte sie Streit zwischen den Stämmen schüren. „Das letzte, was wir gerade gebrauchen können, ist ein erneuter Zwist zwischen uns. Vegeta will die Bürde eines Anführers tragen und er scheint stark genug dafür sein. Ich bin eine Heilerin und Vermittlerin zwischen euch und den Tsufurujins, mehr will ich nicht. Wenn wir in ihre Heimat reisen, müssen wir uns an ihre Regeln halten. Das ist ein weiterer Grund, warum wir nicht untereinander streiten sollten“ sagte sie mit Nachdruck. Ihr Wort hatte Gewicht. So trafen die Aosaru friedlich auf die beiden anderen Stämme, die bereits als erstes angekommen und im Schatten des roten Felsens Stellung bezogen hatten. Es fielen keine scharfen Worte, keine Beleidigungen: beide Gruppen standen sich zwar misstrauisch gegenüber, aber man war auf der gleichen Seite. Vegetas begrüßenden Worte, der Topina als Erstes entgegen schritt und sie ans Lagerfeuer einlud, war eine stumme Botschaft an seine Stammesbrüder, sich friedlich zu verhalten und die andere zu respektieren. Topinas Antwort fiel so aus, dass sie sich dem Kurosaru ehrerbietig zeigte, sich verbeugte und ihn eine geschnitzte Kürbisflasche mit kühlem Bergwasser als Gegenleistung reichte. Mit dieser Zuschaustellung ihres gegenseitigen Respekts waren beide Seiten zufrieden. Besonders die Kurosaru sahen es als gutes Zeichen an, dass man Vegeta als allgemeinen Anführer akzeptierte, als alle Aosaru sich ihm gegenüber verbeugten. Nun mussten die Saiyajins nur noch warten. Bislang hatten nur drei von ihnen diese fremden Wesen gesehen, aber Vegeta war ein Mann, auf dessen Wort seine Untergebenen vertrauten. Er würde sie niemals anlügen und er war nicht wahnsinnig: wenn er sagte, sie würden den Planeten verlassen, dann passierte es auch. Unbeirrt warteten die Saiyajins im Schatten der Felsen und hielten Wache, bis der geplante Zeitpunkt kam. Als das goldene Licht sich näherte, ein unbekanntes Rauschen die Luft erfüllte, waren die Saiyajins trotzdem ängstlich, obwohl man sie gewarnt hatte. Aber Topina und Vegeta standen gemeinsam furchtlos den Besuchern gegenüber und flößten ihren Stamm damit Vertrauen ein. Als das Schiff landete und seinen Eingang öffnete, nahmen die beiden als erstes ihr Gepäck auf dem Rücken und stiegen ins Gefährt ein. Die anderen Saiyajins machten es ihnen nach und folgten ihnen. Als der letzte ins Innere steig, schloss die Tür zischend und brummend erhob sich das Raumschiff, um die letzten Saiyajins, die auf Sadal lebten, mitzunehmen. So verließen die Saiyajins ihren Planeten und reisten nach Plant, den Planeten der Tsufurujins.       Kapitel 10: Plant, Planet der Tsufurujin ---------------------------------------- Plant-neue Heimat?   Kaum waren die Saiyajins in das kleine Raumschiff gestiegen, da erhob es sich in die Luft. Für die Saiyajins, die zum ersten Mal so reisten, war es eine beängstigende Situation: eingesperrt in einen engen Raum, ohne Information, mit einem vibrierenden Boden und ein unbekanntes Rauschen in den Ohren. Die schmalen Fenster zeigten ihnen, wie sie sich immer mehr in die Luft erhoben, die Landschaft kleiner wurde. Das Licht nahm ab und plötzlich schwebten sie in der Dunkelheit. Das Rauschen der Maschine wurde leiser, das Beben des Bodens sanfter. „Fliegen wir etwa so die ganze Zeit, in dieser Enge?“ fluchte ein massiger Kurosaru laut, der die Ellbogen ausfuhr, um sich etwas Platz zu verschaffen. Seite an Seite, eng an eng, standen die Saiyajins in dem kleinen Raum. Fragend sah man in Richtung Topina, die auch ratlos aus dem Fenster starrte. Ihre Stirn war angespannt gerunzelt, da man sie ständig nach Antworten fragte, die sie auch nicht wusste. Ihre Freunde, die Tsufurujins, hatten sich bislang nicht blicken lassen. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Unwissenheit und auf das Wohlwollen der Tsufurujins bauend, aber sie durfte das nicht zeigen: die Saiyajins mussten ruhig bleiben. Panik durfte hier nicht stattfinden. „Schaut, so sieht also unser Planet aus“ rief sie laut zur Ablenkung aus und zeigte auf den Himmelskörper unter ihnen. Kein Saiyajin hatte bislang darauf einen Blick erhascht, also drängten sich alle an die kleinen Fenster, um hinabzuschauen. Ihre Welt, von der sie bislang immer nur einen kleinen Ausschnitt erhaschen konnte, je nachdem wie hoch sie klettern oder fliegen konnten, zeigte sich nun in ihrer vollständigen Pracht. Ein runder Planet, in roten Wolken gehüllt, glühte aus dem dunklen All heraus, sogar die drei Monde waren, halb verdeckt, im Hintergrund sichtbar. Während die einen sich an die Fenster drängten, die in Richtung Sadal zeigten, sahen die anderen, die bereits einen Blick darauf geworfen hatte, in die Gegenrichtung. „Hey, was ist das?“ rief einer von ihnen aus. Neugierig, was man dort sehen konnte, drängte sich Topina herbei und sah aus dem Fenster. Es war ein riesiges, silbriges Gefährt, ähnlich wie das, in dem sie saßen, doch sehr viel größer. Auch hier öffnete sich eine Luke und die Saiyajins merkten, wie ihr eigenes Gefährt einen Schub in diese Richtung machte. Sie wurden vom größeren Raumschiff geschluckt. Kaum waren sie drin, standen die Maschine des kleineren Raumschiffs still und ihre Luke öffnete sich. Die Saiyajins sahen sich ratlos an und beschlossen, dieser stummen Aufforderung Folge zu leisten und marschierten mit ihrem Hab und Gut nach draußen. Staunend sahen sie sich um. Sie befanden sich in einer riesigen metallenen Halle mit künstlichem Licht, das auf sie herab strahlten. „Willkommen“, meldete sich eine fremde Stimme zu Wort, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich zog. Fünf kleine, in gelb gewandte, maskierte Wesen begrüßten die Saiyajins. Dieses Wort war eines der wenigen, die sie in Saiyago, der Sprache der Saiyajins aussprechen konnten, denn nun fingen sie wieder an, mit ihren Händen zu sprechen. Topina bemühte sich, zu übersetzen: sie beobachtete genau, was die Tsufurujins ihr sagen wollten und ließ sich alles in diesem Saal zeigen. Anschließend kehrte sie zu den Saiyajins zurück, die auf ihre Übersetzung warteten. „Das hier ist das Hauptschiff der Tsufurujins“ erklärte Topina. „Das kleinere Gefährt ist nur für Erkundigungen geeignet. Wir werden hier in diesem Saal, ihrem Frachtraum bleiben, bis wir Plant, die Heimat der Tsufurujins erreichen.“ Erleichtert sahen sich die Saiyajins um. Dieser Frachtraum war um einiges größer als das kleine Raumschiff. Sie mussten also nicht, wie befürchtet, eingequetscht reisen. Stattdessen gab es genug Platz, dass jeder seine Matte ausrollen und sich zum Schlafen hinlegen konnte. „Wie lange bleiben wir hier?“ fragte Vegeta. Topina sah fragend auf die Tsufurujins herab. Hinter ihren Masken blinkte es wieder grün, weil das Saiyago übersetzt wurde. Dann erhielt Topina die Antwort, als die Hände und Finger mehrmals gestreckt wurden. „28 Tage“ sagte sie. Den Saiyajins blieb die Spucke weg bei dieser Antwort. Keiner von ihnen hatte so viel Proviant eingepackt. Sie hatten geglaubt, sie wären in ein paar Stunden in der neuen Heimat. Topina bemerkte den Unmut, der gerade aufbrach und sprach schnell weiter. „Keine Sorge, die Tsufurujins geben uns Wasser und Proviant.“ Erleichtert atmeten die Saiyajins auf. Das hörte sich sehr viel besser an. Ein Tsufurujin zog an Topinas Kleidung und machte auf sich aufmerksam, deutete auf sich und dann auf die Saiyajins: er wollte vorgestellt werden. Topina nickte und deutete auf den betreffenden Tsufurianer. „Das hier ist meine Freundin, Doktor Ringo“ stellte sie den Tsufurujin vor. „Sie bringt mir ihre Zeichensprache bei. Sie ist so etwas wie die Anführerin dieser Gruppe. Dank ihr sind wir hier.“ Die Saiyajins sahen beeindruckt auf das vermummte Wesen herab, die anscheinend eine große Stellung in ihrem Stamm besaß. „Doktor Ringo sagte mir, dass wir in diesen Raum bleiben müssen, damit wir nicht krank werden. Darum tragen die Tsufurujins auch diese Kleidung und Masken, damit wir uns nicht gegenseitig anstecken. Sollte es einem von uns während der Reise schlecht ergehen, müssen wir ihr sofort Bescheid sagen“ erklärte Topina den Umstand für die Isolation und den mangelnden Kontakt. „In einen Nebenraum können wir uns waschen“ fuhr sie fort und zeigte auf eine Tür. Doktor Ringo zeigte auf einen Schrank und holte daraus eine Decke und eine eingerollte Matte hervor, die sie Vegeta in die Hand drückte. „In dem Schrank sind Decken für uns, falls uns kalt ist“ übersetzte Topina. Verdutzt wegen diesem Geschenk sah Vegeta sie an, doch die Tsufurujin ging schon zum nächsten Saiyajin und zog ihn an der Hand mit sich. Der große Mann ließ sich überreden und folgte ihr zu einen Metallbecken, welches in der Wand eingelassen war. Doktor Ringo nahm ihm die Kürbisflasche ab, die der Saiyajin am Gürtel trug. Der Mann ließ misstrauisch den Diebstahl zu, weil er wie die Anwesenden neugierig war, zu erfahren, was sie damit machen wollte. Er sah dabei zu, wie Ringo den Behälter an einen Schlauch hielt, dabei gleichzeitig einen Hebel umlegte. Alle hörten in der erwartungsvollen Stille das Plätschern von Flüssigkeit. Dann überreichte Ringo dem Mann die nun gefüllte Kürbisflasche. Immer noch ein wenig misstrauisch, hob er sie an die Lippen. Nach dem ersten vorsichtigen Nippen nahm er durstig einen großen Schluck. „Das ist Wasser“ meldete er erstaunt. „Es schmeckt etwas seltsam, nicht wie unseres, aber es eindeutig trinkbar.“ Doktor Ringo, die seine Worte verstand, nickte mehrmals und zeigte auf den nebenstehenden Schrank, in denen sich Becher und Geschirr befand. Sie nahm eine Schüssel, stellte diese demonstrativ in eine Lücke in der Wand, wo sich die Schale perfekt anpasste. Darüber befand sich ein weiterer, kleiner Schlauch. Als dessen Hebel umgelegt wurde, entkam ihn eine beige, breiige Paste. Die nun gefüllte Schale überreichte sie ihren Demonstrationspartner, zusammen mit einem Löffel: der Mann verstand ihre Aufforderung und kostete. „Es ist essbar“ war sein zufriedenes Urteil. „Daran dürfen wir uns jederzeit bedienen“ übersetzte Topina. Die Saiyajins staunten laut und schon beeilten sich die ersten Hungrigen, ebenfalls etwas von diesem Brei zu erhalten. Andere folgten ihnen, Unruhe kam auf, einige drückten und drängelten. „In einer Reihe!“ rief Vegeta laut auf. „Jeder erhält eine Schale. Nachschlag gibt es nur, wenn die andere zuvor was bekommen habe. Die Aosaru zuerst, ihre Frauen haben Vorzug. Dann die Akasaru, dann die Kurosaru“ bestimmte er. Er hatte den drohenden Konflikt geahnt und sorgte sofort für Ordnung. Er gab die Hierarchieordnung vor und die Saiyajins folgten seinem Befehl. Topina warf Vegeta einen dankbaren Bick zu, weil er sofort eingegriffen hatte und dafür sorgte, dass ihr Stamm, obwohl er der Schwächste war, als erstes etwas zu essen bekam. Diszipliniert stellten sich die ersten Saiyajins an. Vegeta schritt auf Topina zu und überreichte ihr eine der Schüssel. „Worauf wartest du?“ fragte er und deutete mit einem Nicken auf den Anfang der Schlange. „Du zuerst!“ Breitwillig warteten die Saiyajins darauf, dass Topina als erste ihr Mahl bekam. Aufgrund dieser Ehre, dieser Vorzugsposition, errötete Topina erfreut und beeilte sich, der Einladung nachzukommen. Erst wenn sie etwas hatte, durften die anderen sich etwas nehmen. Konzentriert drückte sie die beiden Hebel, bis sie einen Becher mit klarem Wasser und eine gefüllte Schale erhielt. Sie suchte sich einen Platz in der Halle, wo sie sich hinsetzte und vorsichtig das fremde Mahl kosten konnte. Sie sah sich suchend aber, aber die Tsufurujins hatten die Halle bereits verlassen und ließen die Saiyajins in Ruhe speisen. Fürs erste waren diese versorgt. Der Brei war fremd schmeckend, leicht salzig, aber erfüllend. Der sämige Brei ließ sich leicht runterschlucken. Kaum landete er in ihrem Magen, füllte er ihn auf fast vergessene Weise aus. Die anderen Saiyajins setzten sich zu ihr, bis man in einen großen Kreis zusammen aß. Ein wohliges Schnurren war zu hören. Dies war die erste reichhaltige Mahlzeit seit langem. Zu ihrer Überraschung schaffte es Topina nicht, ihre Schale leer zu essen: sie war zu satt. Den anderen erging es ähnlich. Sie waren davon überrascht, schließlich war es keine große Menge, die sie verspeist hatten. Doch mehr hielten ihre auf Mangel trainierten Mägen derzeitig nicht aus. Die Saiyajins schlugen ihr Lager in der Halle auf, rollten ihre eigene Matten aus oder nahmen sich welche von den angebotenen aus dem Schrank. Familie und Freunde saßen zusammen, die Stämme waren aus Gewohnheit getrennt. Manche legten sich müde auf den Matten nieder, die Reste des Mahls neben sich, um sie später zu essen. Andere fingen vorsichtig an, Gespräche zu führen, wisperten leise. Die Saiyajins waren erschöpft, fühlten sich aber sicher. Mit den vollen Bäuchen waren sie friedlich gestimmt und so fielen ihnen alle schnell die Augen zu. Keiner von ihnen bemerkte die unbekannten Kameras in der Decke, die sie beobachteten.   Die ersten Tage vergingen in schläfriger Ruhe. Die Saiyajins taten nichts anderes als essen und schlafen. Mit jedem Tag schafften wir es, etwas mehr von dem seltsamen Brei zu essen. Langsam füllten sich die hohlen Wangen wieder auf, die Augen lagen nicht mehr in tiefen Augenhöhlen, die Wangenknochen verloren ihre Schärfe. In den Augen blitzte das Leben auf, die Körper erholten sich von jedem Tag an mehr, wurden wieder straff und glatt. Es war ein herrliches Gefühl, zu essen und zu trinken, wie wir Lust hatten. Das einzige Manko war die fehlende Abwechslung in den Speisen: es gab stets nur denselben, gleichschmeckenden Brei. Mit so einem eintönigen Speiseplan hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten auf Leckeres gehofft, wie die Kostprobe, die rote Frucht, die uns hier rein gelockt hatte. Doch wer hungerte, konnte nicht wählerisch sein. Wir träumten von den neuen Planeten, der uns großzügig aufnahm und wo wir bestimmt reichhaltig bewirtet werden würden.   Während die Frauen der unterschiedlichen Stämme anfingen zu schwatzen und sich anzufreunden, fingen die Männer an, in körperliche Übungen wettzueifern. Sie bauten ihre Muskeln auf und genossen es, ihre Körper wieder nach ihrem Willen zu lenken. Es war auch eine gute Beschäftigung und Ablenkung, denn langsam begann der begrenzte Raum sie einzuengen. Selbst der Ausblick aus den schmalen Fenstern ins glitzernde All wurde auf Dauer langweilig und das kostenlose Essen fing an, fade zu schmecken. Die Saiyajins sehnten sich nach Abwechslung, nach Fleisch, nach Natur, nach einer Aufgabe. Momentan gab es nichts zu tun und sie wurden unruhig. Ohne Sonnenlicht war der Ablauf der Tage nur schlecht zählbar. Keiner der Saiyajins konnte die Uhrzeit lesen, die von einer leuchtenden Tafel verkündet wurde. Zeit floss dahin, ohne messbar zu sein. Saiyajins sind nicht für Langeweile gemacht: sie brauchen Beschäftigung, sonst suchen sie sich welche. Da es im Raum nicht viel zu entdecken gab, dauerte es nicht lange, bis sich die Männer gegenseitig beäugten. Ihre Körper erholten sich noch, aber sie waren neugierig, wie stark sie derzeitig waren. Es juckte in ihren Fingern, zu kämpfen, auf eine freundschaftliche Weise, nach den Regeln eines Tatakai, aber ohne Tod. Topina und Vegeta hatten dies zwar verboten, da das Raumschiff nicht dabei beschädigt werden sollte, aber eine kleine Rangelei wäre doch noch erlaubt…   Es rumste. Ein Saiyajin fiel zu Boden, die Umstehenden lachten. Schnell sprang er auf die Füße und stellte sich erneut seinem Kontrahenten gegenüber. Breitbeinig suchten sie nach festem Stand, während sich gleichzeitig ihre Hände ineinander keilten. Beide drückten gegeneinander, bis der Schwächste von ihnen erneut umfallen würde. Palantay und seine Familie saßen etwas entfernt auf ihren Matten und schaute dem Spektakel nicht zu. Dieses Kräftemessen war für sie nicht interessant. Nur der Lärm, der störte sie. „Diese Idioten“ knurrte Palantay und sah angepisst auf den Kreis aus Kuro- und Akasaru, die unbesorgt die beiden Kämpfenden anfeuerten. „Haben die vergessen, dass man hier nicht kämpfen sollte? Um uns ist nur diese Dunkelheit, in die ich nicht fallen möchte, nur weil diese Dummköpfe ein Loch in den Boden gerammt haben.“ Er drehte sich unruhig auf seine Matte, versuchte zu schlafen, was aber bei dem Lärm unmöglich war. „Wie lange sind wir noch unterwegs?“ fragte er in die Runde, sah dabei aber vor allem Topina an. Sie ignorierte ihn aber und half ihrer Tante dabei, Kleidung zu flicken. „Topina?“ „Keine Ahnung“ stöhnte sie genervt auf. „So oft sehe ich Dr. Ringo nicht. Ich konnte sie das noch nicht fragen. Wenn dich der Lärm so stört, geh zu den Männern und beschwer dich.“ „Ich bin doch nicht blöd“ sagte ihr Cousin verstimmt. Wieder drehte er sich um und sah aus schmalen Augen den Kämpfenden zu. Manchmal ging es ihm wirklich auf die Nerven, das er zu den Schwächsten seiner Art gehörte. Ansonsten würde er diese Idioten eine verpassen… Unter halb geöffneten Lidern sah er, wie sich jemand der lauten Runde näherte. Mit unbeirrten, festen Schritten marschierte Vegeta auf die beiden Raufbolde zu. Diese bemerkten ihn nicht, funkelten sich immer noch mit kampffreudigem Lächeln an und versuchten sich gegenseitig runterzudrücken. Plötzlich umfasste eine starke Hand ihre jeweiligen Köpfe und stieß sie mit Wucht gegeneinander. Der plötzliche Schmerz ließ sie ihren Griff lösen und gleichzeitig jaulend zu Boden fallen. Wehklagend rieben sie ihre rote Stirn. „Gewonnen“ verkündete Vegeta trocken. „Jetzt ab in eure Ecken! Was habe ich befohlen?“ Ergebend hoben die Männer die Hände. Manche murrten zwar leise, weil ihnen der Spaß genommen wurde, aber die Runde löste sich auf. Gegen seinen Willen beindruckt, sah Palantay dabei zu, wie Vegeta mit strengem Blick wieder auf seinen Platz zurückmarschierte. Gut, dass jener für Ordnung sorgte. „Siehst du, jetzt ist Ruhe“ hörte er Topina hinter sich zufrieden sprechen. Palantay drehte den Kopf und sah Topinas anerkennendes Lächeln, während sie immer noch so tat, als hätte sie nur Augen für ihre Näharbeit. Palantay grunzte, drehte seinen Kopf zurück und konnte nun beobachten, wie Vegeta aus den Seitenwinkel auch zu ihnen schaute, sein Blick vor allem auf die Frau gerichtet. Er schien ihr Lächeln gesehen zu haben, denn sein Mundwinkel hob sich erfreut. Er lehnte sich an die Wand und ging auf das Gespräch mit einem Saiyajin ein, als würde es ihn interessieren, doch immer wieder huschten seine Augen zu der Ecke, wo Topina saß. Palantay bemerkte das von seinem Liegeplatz genau, auch wenn er sich schlafend stellte. Er erkannte: auch wenn beide, Topina und Vegeta, so lässig taten, behielten sie sich gegenseitig genau im Blick und was sie sahen, schien ihnen zu gefallen.   Gleichzeitig, in der Kommandozentrale des Raumschiffs, oberstes Deck…   „Hui, das hat gerummst. Ist alles in Ordnung?“ alarmiert stürmte Dr. Ringo in den kleinen Kontrollraum, wo zwei Assistenten in abwechselnden Schichten die Saiyajins stets mittels Kameraübertragung in Blick behielten. „Ja, die Hülle hält“ gab die junge Frau Cerise, Doktorandin der Astrobiologie, Entwarnung. „Die Lage ist wieder ruhig“ erklärte Budo, Sozialbiologe, ein Student der Verhaltensforschung von galaktischen, animalischen Kreaturen. „Die Streithähne sind getrennt.“ „Wir haben die Erschütterung aber bis hierher gespürt. Besonders glücklich bin ich nicht über diese Ladung“ beschwerte sich der Unteroffizier des Schiffes, der ebenfalls zur heutigen Wachschicht gehörte. „Jetzt darf die Mannschaft wieder ins Unterdeck, um alles auf Lecks zu kontrollieren.“ „Es schien sich um einen Machtkampf zu handeln, auch wenn die Männchen versuchten, es nicht ernsthaft aussehen zu lassen. Der Alpha hat aber sofort den Kampf beendet“ wechselte die Biologin aufgeregt das Thema. „Oh, lassen Sie mich sehen!“ befahl Ringo interessiert und ignorierte den beleidigten Unteroffizier. Sie drängte sich an ihm vorbei, um bessere Sicht auf den Bildschirm zu erhalten, wo Cerise das Video auf die betreffende Stelle zurück spulte. Doch der Unteroffizier musste Einspruch erheben. Diess Sache drückte ihm zu sehr aufs Gemüt. „Dr. Ringo, unser Schiff ist nicht ausgelastet für eine Horde herumtobender Wilde. Wir sollten sie auf den nächstbesten Planeten absetzen, bevor wir noch eine Bruchlandung hinlegen…“ begann er. „Nein, das tun wir nicht!“ Dr. Ringo drehte abrupft den Kopf und sah den Offizier streng aus funkelnden Augen an. „Es ist mit dem Kapitän persönlich abgeklärt worden, dass wir die Saiyajins bis nach Plant bringen. Dort wird sich der Anthropologische Fachbereich um ihre Unterbringung kümmern. Beschweren Sie sich beim Käpt’n, wenn Sie damit Probleme haben. Aber wir beide wissen, dass er einen feuchten Furz auf Ihre Meinung geben wird. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe meine Arbeit tun. Helfen Sie ihre Kollegen bei der Reparatur oder ich werfe Sie persönlich in den Lagerraum zu den „Wilden“, damit sie was zum Spielen haben“ drohte sie giftig. Der Offizier zog eingeschüchtert den Kopf ein und verließ schnell die kleine Kabine. Gegen die Autorität dieser Frau kam er nicht an: Dr. Ringo, eine Frau in den mittleren Jahren, die bereits erste graue Strähnen im Haar hatten, war Leiterin der Expedition und stand damit in der Hierarchie über ihn. Sie war eine intergalaktisch anerkannte Anthropologin und Forscherin, die oft im Auftrag des Tsufurianischen Reiches unterwegs war, um neue Planeten und deren Kulturen zu erforschen. Sie war auf vielen Missionen gewesen und ließ sich daher von einem unerfahrenen Unteroffizier nicht einschüchtern, obwohl das Schiff eigentlich unter dem Kommando des Militärs stand. Auf diesem Schiff, welches der königlichen Luftwaffe gehörte, führte sie ein Team von Forschern mit unterschiedlichen Spezialgebieten an. Kaum war der eingeschüchterte Matrose verschwunden, brach Budo in hämischen Lachen aus. Militär und Wissenschaftler vertrugen sich nicht besonders gut: jeder hielt sich für besser als der andere. Ringo schmunzelte leicht, setzte sich auf den freien Platz, um nun besser die Aufzeichnung zu sehen.  „Er hat nur seinen Job gemacht“ nahm Cerise den gleichaltrigen Mann in Schutz, mit dem sie schließlich viel Zeit auf engsten Raum verbrachte. „Der Grünschnabel muss lernen, dass selbst wir Zivilisten hier Befehlsgewalt haben. Ich habe zu hart gearbeitet, um mich von einem Bürschlein belehren zu lassen, der gerade mal auf Jungfernflug ist“ schnaubte Ringo verächtlich. „So, jetzt zeigt mir mal den Alpha in Aktion! Das ist ein prächtiger Bursche. Kein Wunder, dass die Weibchen ihm immer hinterherstarren.“   Nach Besprechung der Aufzeichnung, marschierte Ringo den Gang entlang zu ihren Kollegen, die auf der mittleren Etage ihre eigenen Labore besaßen. Ihre Beine waren kurz, wie bei allen Tsufurujins, aber die Schritte waren schnell, schließlich war sie voller Energie: ihre Versuchsobjekte wurden von Tag zu Tag lebhafter und diese Nachricht erfreute sie. Sie beschloss, diese positive Energie gleich mit ihren Kollegen Apriko zu teilen, den Biologen und Ernährungswissenschaftler sowie Doktorvater von Cerise. Er kümmerte sich um die Zusammensetzung des Nährbreis, den die Saiyajins täglich aßen. Er lümmelte auf seiner gepolsterten Liege, kaute an seiner neuesten Kreation von Lakritzstangen, las dabei in seinem Tablet, während gleichzeitig seine Spektrometer arbeiteten, um verschiedene Proben zu analysieren. Von all ihren Kollegen war er der Entspannteste und Lässigste. Er hatte für jeden Zeit und immer die passenden Knabbereien zur Verfügung. „Apriko, die Saiyajins erholen sich dank deines Ernährungsplan vorzüglich. Wenn das so weiter geht, sollten sie keine Probleme haben, auf Plant zu überleben“ teilte sie ihn mit. Da ihre Heimat für ihre hohe Schwerkraft bekannt war, gingen schwache, unerfahrene Lebewesen dort sehr schnell ein. Ringo hatte sich zu Beginn Sorgen gemacht, wie diese ausgehungerten Wesen dies überstehen sollten. Doch dank Apriko, der sofort eine Ernährungsplan erstellt und dementsprechend die Maschine eingestellt hatte, mit dessen Brei sie aufgepäppelt wurden, war dies kein Problem mehr. Apriko war von ihrer Nachricht nicht überrascht, schließlich machte er seinen Job, auch wenn es nicht immer so aussah. Er tippte auf seinem Tablet und die fenstergroßen Bildschirme an der Wand reagierten sofort auf den Befehl, um Bilder der Saiyajins zu zeigen, wie sie jetzt und vor zwei Wochen im Anfangsstadium ausgesehen hatten. „Es sieht ein Blinder, dass sie kräftig werden“ tat er ihr Lob lässig ab. „Ich glaube aber, sie werden bald etwas Abwechslung im Speiseplan brauchen. Die Kämpfe aus Langeweile nehmen zu und sie gehen seltener zum Futter-Apparat. Ihre Gesichtsausdrücke sagen eindeutig, dass sie den Brei nicht mehr ansprechend finden“ schlug Ringo vor. „Kein Wunder. Anhand ihres Gebisses wissen wir, dass sie Omnivoren sind. Sie wollen wieder was zum Kauen und Beißen haben. Keine Sorge, diese Woche will ich anfangen, einen Brei mit Nüssen anzubieten. Drei, vier verschiedene Sorten, die sie sich selbst nach Gutdünken reinmischen oder pur essen können, das wird sie etwas ablenken. In der letzten Woche können wir vorsichtig mit direktem Protein beginnen. Zart gedämpftes, weißes Fleisch, dazu Gemüse und Reis. Ihre Mägen dürfen nur langsam an feste Nahrung gewöhnt werden, angesichts des Mangels, den sie monatelang ertragen mussten“ erklärte er seinen Plan. „Starke Gewürze und säurehaltige Lebensmittel sind noch zu viel für sie. Der Brei schmeckt vielleicht nicht toll, aber er besitzt die perfekte Mischung an Nährstoffe, die sie in ihren Zustand brauchen und ist gut verträglich.“ Das konnte er mit Gewissheit sagen, da er täglich ihren Gesundheitszustand überprüfte und dementsprechend die Mischung einstellte. Sogar das angebotene Wasser war mit Mineralien und Vitaminen versetzt.  Weil alles im Raumschiff gesammelt und aufbereitet wurde, war es kein Problem, an Proben zu komme. Seien es Urin und Kotproben, sogar das Waschwasser wurde gesammelt, in denen sich Hautzellen befanden sowie Haare. Selbst die Luft aus dem Lagerraum wurde genau analysiert, auf Kohlendioxid- und Sauerstoffgehalt, um ihre Atmung zu erforschen und ob sie sich wie bei den Tsufurujins verheilten. Darum konnten die Forscher eine gute Einschätzung geben, ob die Saiyajins auf ihren Planeten überleben könnten, sowie ob eine Gefahr der Kontaminierung bestand. Jegliche Art von fremden Organismen in und auf den Körper der Saiyajins musste genau überwacht werden. Man wollte sich schließlich keine neue Krankheit nach Plant holen, darum war die Quarantäne so wichtig. Die Saiyajins waren zum Glück reinliche Wesen, die schnell die Funktion der Waschräume verstanden hatten. Sie duschten sich täglich, aber nur wenige nutzten das angebotene Shampoo, da es wohl für ihren empfindlichen Geruchssinn zu beißend war. Kein Problem, denn das dort eingesetzte Wasser wer mit einem speziellen Reinigungsmittel versetzt, was nach mehrmaligem Nutzen auf sanfter Weise jede Art von Parasiten in Haar und Haut den Garaus machte. Die Saiyajins besaßen eigene Kämme: mit dem Zugang von Wasser hatten sie angefangen, sich gegenseitig zu pflegen, weshalb sich ihre verfilzten Matten schon nach kurzer Zeit dank regelmäßiger Haarwäsche wieder gelockert hatte. Interessanterweise pflegten sie ihre Zähne mit einer speziellen Art von Zweigen, die sie im Gepäck mitgebracht hatten: nach dem Essen kauten sie drauf, bis sich am Ende des Zweiges eine Art Bürste bildete, mit denen sie sich die Zähne und den Mundraum säuberten. Ein sehr primitives Werkzeug, welches überraschen effektiv war, weshalb sie nichts von den angebotenen Hygienemittel der Tsufurujins nahmen. Dank den vielen anfallenden Proben wussten die Ärzte genau Bescheid über den Gesundheitszustand der Saiyajins und durch die ständigen Beobachtungen lernten sie viel über ihr Verhalten. Bislang wurden keine gefährlichen Parasiten, Bakterien, Viren oder Krankheiten gefunden. Aus Sicherheitsgründen wurde der direkte Kontakt aber noch beschränkt. Wenn nötig, waren die Forscher immer nur in Schutzkleidung zu den Saiyajins gegangen. Hauptsächlich stillten sie ihre Neugier durch die indirekten Beobachtungen über die Kamera.   Apriko bot Ringo ein paar Lakritzstangen an, die sie zögerlich annahm. „Die Reise werden sie überstehen, aber was ist danach? Hat sich Ume gemeldet?“ fragte er sie. Dr. Ume war ein alter Tsufurianer, ebenfalls Anthropohole und Leiter des Fachbereichs sowie Ringos Doktorvater. Sie hatte seine Nachfolge angetreten, was die gefährlichen Außenmissionen anging, während er sich auf Plant um die Ausbildung des Nachwuchses in der Universität kümmerte. Als Ringo sich entschlossen hatte, die Saiyajins mitzunehmen, war er ihr nächster Ansprechpartner gewesen, um ein entsprechendes Versuchsareal auf Plant einzurichten. Sie wusste, der alte Mann konnte ihr nichts abschlagen und war ebenso neugierig auf fremde Kulturen. Solche Objekte in seiner Nähe zu haben, ohne wieder auf eine anstrengende Reise zu gehen, war eine Chance, die sich der Greis nicht hatte entgehen lassen. „Er hat mich kontaktiert. Das Areal ist bereits ausgesucht, ein schönes, weitläufiges Außengehege, in der Nähe der Gunun-Wüste und der Durin-Ebene, wo niemand lebt. Sie sind dort weit genug von der Bevölkerung entfernt, so dass wir sie ohne Einwirkungen von fremden Einflüssen studieren können. Es stehen genug Drohnen bereit, welche die Saiyajins überwachen werden. Außerdem wird ein Infrarot-Sicherheitsnetz gespannt, damit sie nicht unbemerkt die Grenze übertreten“ erzählte sie zufrieden. „Du solltest sie trotzdem mit einem Peilsender markieren, das macht vieles einfacher. Da wir ohne königliche Erlaubnis ein fremdes Volk nach Hause bringen, brauchst du ein wasserdichtes Sicherheitskonzept. Ich weiß nicht, wie man dich bei der Ankunft behandeln wird“ sagte Apriko besorgt. Seine Freundin hatte mit ihrer Entscheidung ein Tabu gebrochen. Normalerweise ignorierten die Tsufurujins ein unzivilisiertes Volk in Nöten. So waren die Regeln der Planeten-Föderation, einem intergalaktischen Bund von hochentwickelten Planeten der nördlichen Galaxie: ein direktes Eingreifen bei jungen Völkern von neuen Planeten, egal ob zum Guten oder Schlechten, war verboten. Ringo hatte oft genug mitgelebt, wie auf solchen Planeten die Bevölkerung mit Krieg, Hungersnöten und Umweltkatastrophen zu kämpfen hatte, ohne von ihren Beobachtern aus dem Weltraum zu ahnen. Aber so waren die Regeln: solange diese Lebewesen nicht die Technik besaßen, mit denen sie in Kontakt treten oder ins All reisen konnten, mussten sie selbstständig ihre Probleme lösen oder daran sterben. Doch bei den Saiyajins hatte Ringo eine Ausnahme gemacht. Sie hatte genug Ausrottungen gesehen, gegen die sie nicht helfen durfte, obwohl ihr Volk die Möglichkeit besaß. Was für eine Verschwendung von kostbaren Leben, dass niemals wieder SO auf diese Art und Weise entstehen würde! Als Anthropologin war sie überzeugt, dass keine Kultur genau wie die andere war, aber alle Gemeinsamkeiten besaß, die einen verbanden. Es gab aber keine Wiederholungen im Leben: niemals würde eine ausgerottete Rasse in derselben Art und Weise wieder auferstehen. Ein Verlust war endgültig. Die Gegenwart einer jungen Rasse war ein Spiegel der eigenen Vergangenheit: Nur weil die Tsufurujins einst Glück gehabt hatten (wenig Kriege und Umweltkatastrophen) und dadurch zufällig zu einem technisch versierten Volk aufgestiegen waren, durften andere Rassen nicht diese Chance erhalten? Für sie als Kulturforscherin war das ein Ärgernis und sie glaubte daran, dass sie durch die Erforschung von jungen Völker auch die Entwicklung der Tsufurujins helfen könnte. Neue Einflüsse, neue Ideen, neue Sichtweisen…viel zu lange dümpelten die Rassen der zivilisierten Planeten Aurum, Altharwa und Plant in ihrem Wohlfühlbecken, waren dick und wohlhabend geworden und besaßen keinen Drang mehr, sich zu bewegen, um höher zu streben. Reicher ja, das war der einzige Grund, warum die behäbigen Rassen sich in Bewegung setzten, aber sich selbst weiterbilden, eine neue Stufe zu ersteigen aus nicht-materiellen Gründen…nein, das machte keiner von ihnen und dass sah Ringo als ernste Gefahr für die Zukunft ihrer Art. Sie waren festgefahren in ihrer Entwicklung. Die Saiyajins dagegen besaßen einen unglaublichen Lebenswillen und Erfindungsreichtum, um eine monatelange Hungersnot zu bewältigen. Dabei besaßen sie keine Roboter, die sie bedienten oder moderne Arbeitsmaschine, Werkzeuge, Dünger und Pestizide. Ringo hatte in ihrer Karriere noch eine Rasse erlebt, die so am Anfang ihrer Historie stand. Es war ihr heimlicher Traum als Kulturforscherin, so einen Fall von nahem zu untersuchen. Es war wie das Eintauchen in die Geschichte. Ihre eigene Rasse besaß dagegen einen Vorteil von 5.000 Jahre Vorsprung, was bedeutete, dass es kaum Spuren gab, wie ihre Ahnen sich entwickelt hatten. Es faszinierte sie, diese, in ihren Augen „antike“ Kultur zu beobachten und es tat in ihrer Forscherseele weh, dieses Projekt beim Dahinsiechen zu beobachten. Also hatte sie sich entschlossen, zu handeln. Da zudem nur noch wenige Saiyajins lebten, konnte man die letzten Überlebenden komplett mitnehmen. Es musste keine Auswahl getroffen werden, wer das Privileg des Lebens bekam: eine der moralischen Gründe, warum die Föderation das Einmischen verbot. Die Anzahl war gerade noch groß genug, um alle in den Lagerraum verfrachten zu können. Da Sadal eine ähnliche Schwerkraft und Atmosphäre aufwies wie Plant, sollten die Saiyajins theoretisch auch auf dem fremden Planten überleben können. Dort, in einer ähnlichen Umgebung wie in ihrer Ursprungsheimat, würde Ringo neue Erkenntnisse erhalten, welche die Rasse der Tsufurujins neuen Ansporn geben würde. Ringos Idee traf auf Zustimmung ihrer Kollegen: sei es aus tugendhaften Gründen oder aus Neugier; schließlich waren sie alle Forscher, die immer auf der Suche nach neuen Projekten waren. Doch egal aus welchen Beweggründen, sie waren sich einig und Ringo konnte auch den Käpt’n überzeugen. Zu Ringos Glück war der Käpt’n des Schiffes eine alte Liebe, der immer noch ein paar Gefühle für sie übrig hatte: dadurch hatte sie ihn überzeugen können, diese ungewöhnliche Ladung mitzunehmen. In Eile war eine Notunterkunft im Lagerraum errichtet und die Forscher vertrieben nun ihre Zeit damit, ihre Bodenproben aus Sadal zu untersuchen oder die neuen Lebewesen im Frachtraum. Doch bei Ankunft auf Plant trug Ringo allein die Verantwortung, ganz egal, wie viele ihre Kollegen ihre Entscheidung unterstützt hatten. Der König und seine Minister waren eigentlich die Einzigen, die diese Entscheidung fällen durften. Ringo konnte als Schlepper für die illegale Einreise verurteilt werden oder als Staatsfeindin, sollten die Saiyajins die tsufurianische Bevölkerung angreifen. Man durfte nur hoffen, dass der König gnädig war und sich überzeugen ließ. Aber selbst wenn das klappte, durfte man dieses Geheimnis auf keinen Fall der Föderation mitteilen, die solche Einmischung strenger verurteilten. Plant wollte keine Sanktionen erleiden. Glücklicherweise gab es für Ringo einen weiteren Vorteil…   Ringo zuckte angesichts Aprikos Sorgen unbeeindruckt die Schultern. Wegen der Überwachung noch wegen möglicher Anklagen war sie bislang unbesorgt. „Ich war gestern beim Geologenteam. Dr. Bana hat sehr viele Proben genommen. Seine ersten Ergebnisse sehen anscheinend vielversprechend aus. Er hat mir jedenfalls versprochen, dass ich keinen Ärger bekommen werde.“ „Wie will er das bewerkstelligen?“ fragte Apriko irritiert. Ringo hob spöttisch eine Augenbraue. Manchmal war ihr lieber Kollege ein wenig naiv, weil er diesen Zusammenhang immer noch nicht recht verstand: Warum reisten Forscher und Militär gemeinsam auf einer Expedition? Warum wurden diese kostspieligen Reise aus einem Extrabudget der Staatskasse unterstützt, mit dem der teure Wachschutz und die riesigen Raumschiffe bezahlt wurde? Nicht, um die Wissenschaft zu unterstützen, nein! Doch nur deshalb, damit die Forscher nach neuen Ressourcenquellen suchten, welche das Tsufurianische Reich gebrauchen konnte. Die tugendhaften Beweggründe, eine aussterbende Rasse zu retten, wurden nur vorgeschoben, um die finanziellen Vorteile zu verdecken. Ringo kannte die Interessen der oberen Entscheidungsträger und wusste, dass sie nur damit überzeugt werden konnten.   Nach 28 Tagen erreichte das Raumschiff seinen Heimatplaneten Plant. Die Saiyajins, die bislang immer noch isoliert ihre Quarantäne verbracht hatten, spürten die Veränderung anhand des vibrierenden Bodens: das Raumschiff bereitete sich für die Landung vor, wodurch sich der Schub wechselte. Neugierig schauten sie aus den Bullaugen und sahen einen riesigen, blau-violetten Planeten, umhüllt von weißlich-grünen Schleiern, auf den sie zusteuerten.  Er war sogar größer als Sadal. Die herrlichen Farben, in die er leuchtete, wirkte beruhigend auf die Saiyajins; es erinnerte sie an ihr Meer. Angeleuchtet wurde er sogar von zwei Sonnen, einer gelben, großen und einer etwas entfernteren kleineren, rötlichen. Das war also ihre neue Heimat?! Dann senkte sich das Raumschiff, sie näherten sich dem Planeten, durchstießen die Wolkenschicht. Landschaften wurden darunter erkennbar: dichte, grüne Wälder bedeckten den Großteil des Planeten, unterbrochen von blaugrüne Seenlandschaften und Meere, dazwischen rotbraune Felsenschluchten und blaugraues Gebirge. Die Farben der Natur wirkten ungewohnt intensiv: Wirbel von Grün, Blau, Rot und Violett, die sich miteinander mischten, bis die Saiyajins nicht mehr wussten, ob es Wasser oder Bäume waren, über die sie flogen. Dieser Farbenrausch wurde unterbrochen von kleinen, weißen Inseln, die sich beim Überflogen als Städte rausstellten. Hohe, turmähnliche Gebäude ragten hervor, umringt von kleineren Gebäuden. In den kleinen Schluchten dazwischen wimmelte und bewegte es sich. Details waren bei der Höhe und Geschwindigkeit nicht zu erkennen, obwohl das Raumschiff langsamer flog und sich allmählich zu Boden senkte. Das Raumschiff landete auf einem platten Areal. Kaum gelandet, ging die Ladungsluke auf und vermummte Gestalten mit unbekannten Waffen traten eilig hinein und umstellten die Saiyajins. Das Empfangskomitee war weniger freundlich als gedacht. Die Saiyajins wurden überrascht von dieser unerwartet entgegenschlagenden Aggressivität. Sie stellten sich kampfbereit auf, wobei sie sich schützend vor ihren Frauen stellten. Die Männer erhoben die Fäuste, einige knurrten, ihre Schweife schlugen warnend durch die Luft. „Freunde, Freunde! Frieden, Frieden!“ eine weiter vermummte Gestalt kam aus dem hinteren Bereich des Raumschiffs eilig angesprungen, mit friedlich erhobenen Händen und den beruhigenden Worten in Saiyago sprechend. Dr. Ringo eilte herbei und beruhigte die Saiyajins, bevor diese sich auf die Soldaten stürzten. Ringo erklärte und Topina übersetzte: die Saiyajins mussten das Raumschiff verlassen, um in ein kleineres Gefährt steigen, welches sie in ihr eigenes Gebiet bringen würde. So verließen die Saiyajins unter den wachsamen Augen der bewaffneten Soldaten das Mutterschiff, stiegen mit ihrem Gepäck in ein kleineres Flugschiff, welches sie in eine Felsenwüste weit abseits der Zivilbevölkerung brachte.   Kaum ausgestiegen, schlug ihnen warme Luft entgegen, die voll war mit unbekannten Gerüchen. Bevor sie aber neugierig schnuppern konnten, spürten die Neulingen einen Druck auf ihre Körper. Es fühlte sich an, als würden sie durch Sand waten. Jeder Schritt war schwerfällig. Die Lunge schien sich nicht richtig entfalten zu können, das Atmen fiel auch schwer. „Saiyajins, Leben!“ rief Dr. Ringo in Saiyago laut aus und zeigte auf das umliegende Areal. Die Saiyajins sahen sie ratlos an. Warum sollten sie hier in diese Einöde bleiben, anstatt in das Heim der Tsufurujins eingeladen zu werden? Sie erkannten: die Vorstellungen über Gastfreundschaft unterschieden sich zwischen Saiyajins und Tsufurujins. Ringo musste ihnen mehrmals erklären, dass die Saiyajins weiterhin nicht in Kontakt mit der anderen Rasse kommen durften, damit keine Krankheit über sie kam. Sie sollten an diesem Ort bleiben, damit Ringo und ihre Helfer sie stets finden könnten. Diese luden aus einem weiteren Gleiter mehrere Kisten aus, die einzige Hilfe, welche die Saiyajins erhalten würde. Ihr Zuhause sollten sie hier selbst aufbauen. Topina lehnte sich auf, sie hatte mit mehr Hilfe gerechnet. Das verlief nicht so wie gedacht. Sie hatte es schon merkwürdig gefunden, weil Ringo sie während der Reise so selten besucht hatte. Ständig hatte die Frau ihr Fragen gestellt und Saiyago-Vokabel gelernt, aber selbst nie die Fragen von Topina beantwortet. Auch andere Saiyajins beschwerten sich laut wegen dieser Ungerechtigkeit. Diesen Unmut sahen die bewaffneten Tsufurujins nicht gerne, die sofort drohend ihre Waffen auf die Neulinge richteten. Gegenseitig sahen sich die Soldaten der Tsufurujins und die Krieger der Saiyajins verärgert an. Eine Spannung war zu spüren, die leicht in Kampf umschlagen konnte. Ringo versuchte, alle zu beschwichtigen und erklärte, dass regelmäßig Hilfsleistungen kommen würden, aber sie nicht mehr tun könnte. Die Saiyajins mussten dies akzeptieren oder den Planet verlassen. Keine richtige Wahl und so beruhigten sich zähneknirschend die saiyanischen Krieger und wichen zurück. Die Tsufurujins verließe die Wüste und verschwanden am Horizont. Enttäuscht sahen sich die Saiyajins unsicher um, während Vegeta in den Himmel starrte. Die beiden Sonnen standen bereits relativ tief, der Himmel verfärbte sich rötlich, die Nacht stand an: sie mussten ein sicheres Lager aufschlagen, wo sie Wasser und Schatten fanden und sich vor unbekannten Raubtieren schützen konnten. Geübt übernahm Vegeta das Kommando, befahl seinen Stärksten, die Kisten zu schleppen und zeigte auf eine Felsformation, wo sie lagern wollten. Er und seine Leute kannten sich mit so einer Umgebung aus, schließlich kamen die Kurosaru aus einer Wüstengegend. Im Gegensatz zu ihrer verlassenen Heimat waren die Temperaturen hier sogar angenehmer und er konnte Wasser wittern. Zwar gab es hier zwei Sonnen, aber sie erschienen kleiner als auf Salada, waren also weiter entfernt, wodurch das Licht sanfter schien. Das Einzige, was ungewohnt und gewöhnungsbedürftig war, war dieser seltsame Druck. Einige der schwächeren Saiyajins, vor allem die älteren Aosaru, keuchten besonders schwer, während sie sich auf den Weg machten, dabei war es nur ein kurzes Stück. Die Felsen an diesem Ort sahen aus, als hätte ein riesiges Kind mit Bauklötzen gespielt: sie stapelten sich hoch auf, große Felsen balancierten auf steinernen Säulen, manche wirkten platt und abgeschliffen. In den Schatten dieser Felsen müssten sie sich in den nächsten Tagen keine Sorgen wegen der brennenden Sonne machen, zudem war diese Stelle leicht zu verteidigen. Vegeta befahl, dass die Frauen und Schwächeren dortblieben, die Kisten öffneten und durchsahen und Feuer machten, während er und die Stärksten seiner Krieger die Umgebung untersuchten. Ihre erste Sorge war die Suche nach Wasser, aber dank ihren scharfen Sinnen fanden sie zwischen den Felsen eine kleine Quelle mit köstlichem Wasser, was für ein paar Tage reichen würde. Die vielen Gerüche, die sich dort sammelten, schienen auf eine Anzahl von Tieren hinzuweisen, die sie in den nächsten Tagen jagen könnten. Langsam verloren Vegeta und die Kurosaru-Saiyajins ihre Scheu. Sie kletterten die höchsten Felsen hoch und sahen sich um, versuchten einzuschätzen, wo sie am besten ihr neues Heim aufbauen sollten. Ihr Urteil war positiv. So schlecht war diese Gegend nicht, sie sahen viel Potential. Am Horizont erkannten sie die Silhouetten von unbekannten, vierfüßigen Tieren und es gab viele grüne Stellen, die auf Wasserlöcher schließen ließen. Dank ihrer Erfahrung als Wüstenbewohner würden sie schon zurechtkommen. Es entsprach eh nicht ihren Naturell, von jemanden anderen abhängig zu sein, der nicht ihrem Stamm angehörte. Vegeta vertraute den Tsufurujins nicht und sein Argwohn war durch das Empfangskomitee verstärkt worden. Seine Männer teilten seine Einschätzung. Zwar sprachen sie nicht dieselbe Sprache und deren Schutzkleidung versteckte Geruch und Gesichtsausdrücke, aber die Körperhaltung war aussagekräftig genug gewesen. Die Tsufurujins vertrauten den Saiyajins nicht; hatten vielleicht selbst was zu verbergen. Aber warum gaben sie den Saiyajins dann so ein riesiges Jagdgebiet, ohne Bewachung, ohne Mauern? Vegeta verstand den Sinn dieser Aktion nicht. Nachdenklich sah er über die Landschaft, ob er etwas Gefährliches entdecken könnte. Hinter ihm fiel einem seiner Männer ein seltsamer, silbern leuchtender Vogel am Himmel auf. Hungrig wie er war, hob er einen Stein vom Boden auf und schoss den Vogel geübt ab. Es krachte laut, seine Kameraden und Vegeta drehten überrascht den Kopf: das war nicht das übliche Geräusch, wenn ein Vogel fiel. Sie sprangen den Felsen herunter und sahen sich das genauer an. Der Vogel bestand nicht aus Fleisch, Knochen und Federn, sondern aus Metall und einem runden gläsernen Juwel. Die Saiyajins diskutieren über diese Merkwürdigkeit, während Vegeta sich hinkniete und es von nahem untersuchte. Seine Finger rieben über das glatte Metall, so glatt und silbern wie Topinas Dose, die sie von den Tsufurujins erhalten hatte. Beim Anblick der Glaskugel erinnerte er sich, diese Kristallbälle auch an der Decke des Saals gesehen zu haben, wo sie die Reise verbracht hatten. Er hatte es für eine sinnlose Verzierung gehalten. „Vegeta, schau!“ rief einer und zeigte zum Himmel, wo fünf weitere Silbervögel sich näherten und über den Saiyajins summend stehen blieben. Von nahem und unzerbrochen, erkannten die Saiyajins, dass die Form zwar Vogelähnlich war, aber diese Wesen keine Schnäbel besaßen. Ungefähr dort, wo der Kopf sein sollte, war stattdessen die Glaskugel eingefasst, die leicht leuchtete. Außerdem summten und piepten diese Wesen, wie es kein normales Tier tun würde. „Mehr von denen?!“ brummte einer und hob schnell einen Stein auf. „Die holen wir auch schnell vom Himmel.“ „Wozu? Wir können sie nicht essen“ flüsterte sein Kamerad. „Ich glaub, die starren mich an. Das mag ich nicht“ war die grimmige Antwort. In der Tat, auch Vegeta und die anderen bekamen das Gefühl, dass sie beobachtet wurden. Ein paar von ihnen hoben auch Steine auf, die andere ballte ihre Fäuste und gingen sprungbereit in die Knie. So nah wie diese Biester waren, könnten man sie schnell, ohne Ki-Angriff, zerstören Die Silbervögel fingen an, laut zu piepen. Es schien eine Warnung zu sein, da sie die Absicht der Saiyajins erkannten. „Wartet!“ hielt Vegeta sie auf, der eine Erkenntnis erhalten hatte. Diese Wesen aus Metall ähnelten dem Fluggefährt der Tsufurujins…das waren künstliche Wesen…ihn überkam eine üble Ahnung. Bei Vegetas Befehl hielten die anderen sofort inne. Vegeta hob als ergebene Geste seine Hände hoch und ging ein paar Schritte vom Wrack zurück. „Los, ihr auch“ flüsterte er. Seien Kameraden ließen die Steine fallen und zogen sich ebenfalls zurück. Die Wesen hörten auf laut zu piepen, schienen sich zu beruhigen: sie waren mit der Reaktion der Saiyajins wohl einverstanden.  Eines von ihnen ging tiefer, eine Klappe öffnete sich aus seinem Bauch und zwei metallenen Greifzangen sammelten das Wrack auf. Dann schwirrten sie ab. „Vegeta, was war das?“ flüsterte ein Saiyajin fragend seinem Anführer zu. „War das Magie?“ „Nein, die sind von den Tsufurujins geschickt worden. Eine Art gefährliches Spielzeug, so wie das Ding, in das wir hierher geflogen sind. Anscheinend können sie uns damit beobachten. Deswegen gibt es hier auch keine Wachposten “erklärte Vegeta. Seine Stirn war gerunzelt, weil er angestrengt nachdachte. So, wie es aussah, spionierten die Tsufurujins sie vom Himmel aus. Zwar könnten die Saiyajins die Metallvögel vom Himmel holen, aber vielleicht war es taktisch klüger, dies nicht zu tun. Vegeta hatte eine Idee und besprach sie mit seinen Getreuen.   Sie kehrten ins Lager zurück. Mittlerweile war die erste Sonne untergangen, die zweite stand tief und würde gleich versinken. Die Luft hatte sich abgekühlt. Doch Vegeta wurde von warmem Feuerschein und dem herrlichen Geruch gebratenen Fleisch begrüßt. Auch die anderen Saiyajins waren fleißig gewesen, hatten Feuerholz gesammelt und die Kisten entleert, die eine Reihe von fremdartigen frischen Lebensmitteln enthielt. Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch war darunter gewesen und eine Kiste enthielt sogar Kochwerkzeug. Die Köche und Sammler hatten mit ihrem feinen, gut geschulten Geschmackssinn alles vorsichtig gekostet und es dann versuchsweise zubereitet. Ein Festmahl wurde zubereitet, die erste richtige Nahrung seit langem. Da sie endlich an einen sicheren Ort angekommen waren, wollten die Saiyajins feiern, den Toten gedenken und einen Moment dankbar innehalten. Für dieses Festmahl war allerdings über die Hälfte der geschenkten Vorräte verbraucht worden. Den Rest könnte man am nächsten Tag essen, aber dann mussten die Saiyajins selbst auf die Jagd gehen. Doch an die Arbeit, die bevorstand, wollten sie heute Nacht nicht denken. Während des Essens, als alle abgelenkt waren, schlich sich Vegeta hinter Topina und bedeutete ihr, ihm leise zu folgen. Abseits der anderen, im Schatten der Felsen, wo der Feuerschein sie nicht erreichte, wollte er von der Frau wissen, wie viel sie den Tsufurujins über die Eigenschaften der Saiyajins erzählt hatte. Zu seiner Zufriedenheit war es nicht viel beziehungsweise nichts Bedeutsames. Sie hatte die größten Geheimnisse ihrer Rasse für sich behalten. „Du scheinst Ringo und ihren Freuden auch nicht richtig zu trauen, was?“ fragte er die junge Frau. Die zuckte mit den Schultern, sah aber schuldbewusst zur Seite. Die Tsufurujins um Hilfe zu bitten, war ein Wagnis gewesen, welches sie aus reiner Not eingegangen war. Saiyajins waren misstrauische Wesen, die lange brauchten, um jemanden „Freund“ oder „Kamerad“ zu nennen. Dies waren mächtige Begriffe, die sie nicht leichtfertig einsetzten. Nur wer sich ihr Vertrauen verdient hatte, wurde so auch bezeichnet.   Als alle gegessen hatten, gab Vegeta seinen Männern ein Zeichen. Diese wussten Bescheid und sprangen auf, um Wache zu halten. Allen anderen mussten sich unter einem durchlöcherten Felsen versammeln. Der Grund für den Ortswechsel: Verborgen unter dem Felsendach und damit aus dem Blickfeld der mechanischen Beobachter, zusätzlich mit Wachen geschützt, die den Himmel beobachteten; nur so konnte Vegeta sicherstellen, dass die nächsten Worte nicht mitgehört wurden. Immerhin besaßen die Tsufurujins noch das Werkzeug, mit dem sie Saiyago, seine Sprache, übersetzen konnten. Er erzählte seinem Volk von seinen Beobachtungen und seinem Zweifeln an den guten Willen der Tsufurujins. Sollte die Lage sich zum Schlechteren ändern, befanden sie sich aber in einer gefährlichen Lage, da diese Rasse Waffen besaß, die in ihrer Wirkung unbekannt waren. Vegeta glaubte nicht, dass die Saiyajins sie besiegen könnten, jedenfalls nicht in ihrem jetzigen Zustand. Die Krieger waren immer noch geschwächt und dieser Planet wirkte eine seltsame Kraft auf sie aus. Darum wurde folgendes auf seiner Anordnung beschlossen: Ein höfliches, nachbarschaftliches Verhalten sollte eingehalten werden. Sie würden sich gegenseitig wie Gäste behandeln, höflich und respektvoll. Beleidigungen mussten ignoriert werden; nicht etwa als Entschuldigung wegen kulturellen Missverständnissen, sondern weil die Tsufurujins glauben sollten, dass die Saiyajins friedliche, unwissende Wesen waren. Weiterhin war eine Geheimhaltung ihrer Fähigkeiten wichtig. Gewisse Geheimnisse ihrer Art durften niemals weitererzählt oder gezeigt werden. Darum befahl er folgende Regeln, damit die Saiyajins ein paar Trümpfe in der Hand behielten. Es war den Saiyajins untersagt, zu fliegen. Angesichts der mechanischen Spione, die alles beobachteten, durfte dieser Fähigkeit niemals genutzt werden. Die Tsufurujins sollten glauben, dass die Saiyajins isoliert in der Wüste blieben und keinen Weg rausfanden. Aus taktischer Maßnahme gegen die feindlichen Waffen, war es den Saiyajins verboten, Energie-Attacken zu nutzen.  Es könnte ihr einziger Vorteil dagegen sein, wenn sie sich mal dagegen wehren müssten. Außerdem war es verwehrt, über die Ozaru-Verwandlung zu sprechen oder sich zu verwandeln. Vegeta hatte dank seiner Beobachtung zum Himmel den abnehmenden Mond gesehen, der im klaren Wüstenhimmel gut erkennbar war. Damit war klar, dass es hier einen Mond gab, der sie verwandeln konnte. Jetzt musste aber beobachtet werden, wie lange die Mondphasen dauerten. Waren es relativ kurze Mondphasen, wie in ihrer Heimat bei dem Mond „kleine Tochter“ üblich, so verfügte er ein Ausgehverbot, damit sich keiner unbeabsichtigt verwandelte. Die Aosaru waren die einzigen Saiyajins, die ihren Ozaru so weit beherrschten, dass sie sich selbst bei Vollmond nicht verwandeln würden. Dies konnte Vegeta als Finte noch nützlich sein. Die Saiyajins schworen an diesem Tag auf ihr Blut und ihren Stolz als Saiyajins, dass sie diese Regeln befolgen würden.   In den nächsten Tagen begannen die Saiyajins mit dem Aufbau eines neuen Dorfes. Ihre Späher fanden nicht nur unbekannte Tiere, sondern auch einen kleinen Bach, der zwischen einigen hohen Felsen floss, weshalb es dort besonders grün war, mit vielen unbekannten Bäumen. Diese kleine Oase versprach den perfekten Platz, um dort zu leben. Die hohen Felsen eigneten sich auch gut, um als Wohnhöhle genutzt zu werden. Das Gestein war sehr hart und stabil, weshalb so manche fragile Felsformation ihre Form behielt und nicht einstürzte. Nicht nur die Aosaru, auch die anderen Stämme waren geübt darin, sich Höhlen zu bauen, wobei sie aber normalerweise Ki zum Bohren und Schmelzen oder den Ozaru-Modus für schweres Anheben nutzen. Nun, wo ihnen das verboten war, mussten sie mit bloßer Körperkraft den Felsen bearbeiten. Hartnäckig gruben sie sich durch den Stein, bauten mehrgeschossige Etagen und schlugen sich Fenster und Türöffnungen. Während die einen mit Bauen beschäftigt waren, gingen die anderen auf die Jagd oder zum Sammeln. Die Sammler hatten sich die geschenkten Lebensmittel genau angesehen, ihren Geruch und Geschmack gemerkt, denn sie wussten, sie würden hier nichts Bekanntes finden. Also hatten sie diese Chance genutzt, um einen Einblick in das Nahrungsangebot von Plant zu erhalten und sich mit deren Gerüchen vertraut zu machen. Mit ihren geübten Sinnen fanden sie schnell ein gutes Angebot an essbaren Kakteen und fettblättrigen Agaven, Datteln, Wüstenkürbisse und diverse Nussbäume. Die Jäger fingen Reptilien und Amphibien und ließen diese versuchsweise und vorsichtig zubereiten, da man auf Gift gefasst sein musste. Aber abgesehen davon gab es auch viele vierbeinige Säugetiere mit fettem Fleisch, die köstlich schmeckten. Für die Saiyajins war das keine Wüste, sondern ein reich gedeckter Tisch. Wüste war das, was sie verlassen hatten. Im Gegensatz zu den verwöhnten Tsufurujins konnten sie hier gut leben. Die Temperaturen waren warm und angenehm, es gab Wasser und Beute und keine gefährlichen Raubtiere. Es gab nur eines, was sie anfangs vermissten. Im Laufe der harten, körperlichen Arbeit litt ihre Kleidung, eines der letzten Überreste ihrer Heimat und Kultur. Die Rüstungen der Krieger zerbrachen, die Gewänder zerfielen und waren nicht mehr reparabel. Ursprünglich waren diese aus einer gut verfügbaren Pflanzenfaser gewebt worden, die hier aber nicht wuchs. Also behalfen sich die Saiyajins, indem sie die Felle der Beutetiere nutzten und Leder gerbten, welches sie mit Knochenahle und Sehnen zusammennähten. Diese schlangen sie sich behelfsmäßig als grobe Tuniken um, um damit ihre Blöße zu bedecken. Mit dem Kleidungswechsel und im Zusammenspiel mit ihrem tierähnlichen Schweif sahen die Saiyajins nun besonders wild und barbarisch aus, was aber einigen gefiel. Wenn die Tsufurujins sie für Tiere hielten, dann würden sie dieses Vorurteil hiermit bestärken. Die Saiyajins gewöhnten sich an ihr neues Heim, sogar an die Schwerkraft. Während anfangs das Atmen und Bewegen schwerfiel, der Rücken krumm war, wurde es im Laufe der Wochen besser. Sie konnten sich wieder strecken, den Kopf hochhalten, wurden leichtfüßiger. Leider galt das nicht für alle. Während die Jüngeren wuchsen, wurde die Älteren schwächer. Ihre Körper konnten sich nicht so schnell an die Umgebung anpassen, das galt vor allem für die körperlich schwächeren Aosaru. Ihr Zustand verschlechterte sich. Darunter gehörte das älteste Paar unter den Saiyajins, meine Eltern. Sie siechten dahin und selbst die großzügigen Gaben, die Vegeta persönlich vorbeibrachte, gaben ihnen keine Kraft mehr.   Topina, Palantay und Zuchhi saßen deprimiert in der schattigen, kleinen Höhle, die sie als Familie zusammen bewohnten. Vor ihnen lagen locker zudeckt Palantays Eltern, Pina und Parslee. Beide atmeten schwer, die Augen waren geschlossen. Topina strich mit einem feuchten Tuch den Schweiß auf ihrer Stirn ab. Mehr konnte sie, die letzte Heilerin, nicht machen. Es gab keine Medizin gegen dieses Leiden und nahrhafte Speisen zur Kräftigung halfen auch nicht mehr. Sie hatte Dr. Ringo um Hilfe gefragt, aber diese hatte nur den Kopf ablehnend geschüttelt und etwas von „Naturgesetze“ gemurmelt. Ein weiteres Mal hatte die Tsufurujin das Vertrauen von Topina enttäuscht. Vegeta hatte Recht, die Saiyajins waren auf sich allein gestellt und durften der anderen Rasse nicht blind vertrauen. Mit einem Kopfnicken bedeutete Topina ihren Cousin und Cousine, ihr nach draußen zu folgen und so verließen sie die Höhle, um die Kranken ruhen zu lassen. „Es geht zu Ende“ sagte sie. Dieses Urteil wurde mit einem ergebenden Nicken akzeptiert. Sand knirschte, ein Saiyajin trat näher. Es war Vegeta, wie die anderen auch in einer Ledertunika gekleidet, ein erlegtes Beutetier namens Scrofa über seine Schulter. Er bemerkte die Tränen in den Augen der jüngeren Zucchi, sowie die bitteren Mienen der beiden anderen und erfasste sofort die Bedeutung. Er wusste schon lange von dem Zustand des älteren Paares. Er ließ das warzenschweinähnliche Tier zu Boden fallen. „Euer Anteil“ sagte er schlicht und deutete darauf. „Das können wir nicht annehmen“ widersprach Palantay. „Dafür gibt es keinen Grund mehr.“ Seit Vegeta erfahren hatte, dass in ihrem Haushalt zwei Kranke lagen, hatte er ihren Anteil an der Jagdbeute vergrößert und seinen eigenen dafür geopfert. Vegeta sah Topina fragend an. „So schlimm?” Sie nickte niedergeschlagen. „Ich verstehe“ murmelte er, sammelte das tote Tier auf und trug es zu den Frauen, die gerade anfingen, die Beute zu zerlegen, um es mit dazuzulegen. Der Grund seiner Gabe verschwand, wenn die beiden Alten starben.   Palantay hatte zuerst Scham verspürt, da er es als einziger Sohn als seine Pflicht verstand, sich selbst um seine Eltern zu kümmern. Doch bislang war seine Arbeit für den Stamm nur gering, da er sich für schwere Aufgaben nicht eignete, weshalb auch sein Anteil an der Beute nur wenig war. Bei den Saiyajins galt das Prinzip des Grundeinkommens: ein jedes Mitglied erhielt einen Anteil, aber angemessen seiner Stellung. Diejenigen, die am wenigsten für das Allgemeinwohl leisteten, mussten zusätzlich härter arbeiten, um sich zu versorgen. Bei Vegetas erstem Angebot schwieg Palantay aus Stolz, weshalb Vegeta zur anwesenden Topina, die als Heilerin den Zustand der Kranken besser beurteilen konnte, betonend schaute und um ihre Antwort bat. Diese wusste, wie sehr Pina und Parslee ihre Kräfte brauchten und dass proteinreiche Nahrung das beste Mittel daher war. Sie hatte den Kompromiss zwischen den beiden Männern geschlossen, indem sie aufstand und mit einer dankbaren Verbeugung die Gabe annahm. So hatten beide Männer ihren Stolz bewahrt, während der Haushalt an mehr Fleisch kam. Trotzdem war es für Palantay eine demütigende Einsicht gewesen. Er erkannte Vegetas wahre Absicht hinter dieser Gabe: Männer schenkten ihren Angebeteten häufig köstliche Beute, als Werbung. So ganz uneigennützig war sein Geschenk also nicht. Topina hatte die Wahl, diese Geste als Werbung zu verstehen und müsste dann Vegeta als Verehrer anerkennen oder sie ging eine Gegenverpflichtung ein und zahlte es damit schuldlos zurück. In diesem Fall wäre es Jagdbeute gegen die medizinische Hilfe einer Heilerin. So oder so war Topina damit tiefer in Vegetas Fängen geraten. Palantay verfluchte sich für seine Abhängigkeit:  Nur wegen seiner Schwäche war Topina darauf eingegangen. Er hasste es, so unselbstständig zu sein. Topina hatte ihm später zwar beruhigt und gesagt, dass sie dies gerne tat für ihre letzten Familienangehörige, aber der Stolz eines Saiyajins war leicht zu verletzen und nur schwer wieder herzustellen. Topina und Palantay waren beide erwachsen, kannten die Sitten und Gebräuche ihrer Art und wussten daher beide, dass Vegeta die Rückgabe der Schuld nicht von Palantay, sondern von Topina verlangen würde. Noch war der Anführer rücksichtsvoll und zurückhaltend, aber das könnte sich jederzeit ändern. Die Situation wäre natürlich einfacher, wenn Topina sich auch für den Krieger interessierte. Aber während andere Frauen den starken Krieger belagerten, ihm diensteifrig gekochtes Essen brachten und seine Kleidung flickten und wuschen, blieb sie im Hintergrund. Auf Palantays Frage, ob Topina mit einer offenen Werbung Vegetas denn einverstanden wäre, zuckte sie nur ratlos mit den Schultern. Beide Saiyajins, Topina und Vegeta, zeigten nicht offen ihr Interesse aneinander, sondern umtanzten sich auf spitzen Füßen wie auf rohen Eiern. Also blieben alle vorsichtig und behandelten sich mit gegenseitigem Respekt und Höflichkeit. Vegeta brachte Fleisch vorbei, Palantay und Topina bedankten sich dafür ehrerbietig. Manchmal kam Vegeta verletzt auf sie zu, zeigte auf seine blutenden Wunde und verlangte wortlos, dass die Heilerin ihn verband, sofort, egal, mit was sie gerade beschäftigt war. Dann blitzte es zwar wütend funkelnd in Topinas Augen auf, erzürnt wegen der Unterbrechung, aber sie rannte dienstwillig auf ihn zu, um am Bach seine Wunden zu waschen und zu verbinden.   Meine Eltern starben an jenem Tag, wie von Topina vorhergesagt. Sie waren nicht die einzigen. Auch andere Saiyajins schafften nicht die Umstellung, wobei dies nicht nur auf physische Schwäche beruhte, sondern auch auf die psychischen Wunden der letzten Jahre. Der Verlust, den manche erlitten hatten, hatte Wunden in ihre Seelen gerissen, die nicht mehr heilten. Sie waren die ersten Saiyajins, die auf Plant begraben wurden.   Angesichts der lauernden Fremden und der Ungewissheit rückten die Saiyajins enger zusammen. Weil alle Saiyajins miteinander arbeiteten, sich Aufgaben teilten und füreinander da waren, bildete sich ein neues Gemeinschaftsgefühl. Die Herkunft ihrer Stämme, das unterschiedliche Aussehen, wurde unwichtig, sie waren ALLE Saiyajins. Während sie untereinander in neuer Harmonie standen, waren die Außenseiter die Tsufurujins, die sich reindrängen wollten.   Dr. Ringo und ihre Freunde kamen regelmäßig zu Besuch. Immer brachten sie Geschenke mit, Kisten mit frischen Lebensmitteln, wie sie die Saiyajins hier nicht fanden. Das war zwar erfreulich, aber den Saiyajins gefiel es nicht, wie Ringo und ihre Kameraden es als selbstverständlich betrachteten, in jede Wohnhöhle hereinzuspazieren und die Besitztümer der Saiyajins zu inspizieren. Reichte es nicht, dass ihre Silbervögel uns beobachteten, mussten sie nun auch ins Private schnüffeln? Sie lobte zwar immer alles in mageren Saiyago-Worte, brach geradezu in Begeisterungsstürme aus angesichts der kümmerlichen Ausstattung, aber für die Saiyajins war es ein ungebührliches Verhalten. Aber wir hatten ja Vegeta geschworen, solche Beleidigungen zu ignorieren. Ab dem zweiten Besuch fingen die Tsufurujins auch an, ihre wahre Gestalt zu zeigen. Sie kamen ohne Masken und Schutzkleidung, anscheinend gab es kein Ansteckungsrisiko mehr. Dadurch fühlten wir uns etwas wohler, da wir nun endlich deren Aussehen erfuhren, was bislang verborgen war. Wir hatten schon die schlimmsten Fantasien über ihr wahres Aussehen gesponnen, dabei sahen die Tsufurujins eigentlich recht harmlos aus. Dass sie kleiner waren, wussten wir bereits, auch die ungefähre Körperform. Ihre Gesichter waren denen der Saiyajins ähnlich, was Form und Farbe anging, aber ihre Haar- und Augenfarbe war bunter und vielfältiger. Über ihrem Auge trugen sie ein seltsames Gerät mit grünem Glas, welches am Ohr befestigt war: der Scouter. Jedes Mal, wenn die Saiyajins etwas sagten, piepte es auf und manchmal drückten die Tsufurujins drauf und sprachen rein, wenn sie die Besitztümer der Saiyajins betrachteten. Die Tsufurujins waren regelrecht abhängig von diesen Dingern, jeder trug so einen. Die Saiyajins mussten aber zugeben, dass es als Übersetzungshilfe nützlich war. Die andere Rasse konnten uns verstehen, wir aber nicht, was die Tsufurujins sprachen. Uns wurden keine Scouter angeboten, dabei hatten sie genug zur Verfügung. Wir erkannten: sie wollten uns unwissend halten. Unsere schlaue Topina begriff, dass es nur eine Lösung gab, wenn man wissen wollte, was die Tsufurujins untereinander besprachen: sie musste mühselig deren Sprache lernen. Wenn Ringo also ankam und Fragen über die Sitten der Saiyajins hatte oder wieder in Wohnhöhlen einmarschieren wollte, verlangte Topina zuvor Unterricht in deren Muttersprache. Wenn die Tsufurujin-Forscher sich leise miteinander unterhielten, spitzte sie die Ohren. Auf diese Weise lernte sie langsam ihre Sprache und lehrte sie den Saiyajins. Es war ein weiteres Geheimnis, welches wir vor den Tsufurujins bewahrten: dass wir sie auch ohne Scouter verstehen konnten. Wer hätte gedacht, wie nützlich das noch sein würde…   In der Zentrale des hochgeheimen Forschungsinstituts, welches sich tief in der Erde befand, trafen sich an jenem Tag, ungefähr zwei Monate nach Ankunft der Saiyajins, die klügsten Köpfe der Tsufurujins, der Wirtschaftsminister Pearsly sowie einige ausgewählte Mitglieder des Militärs. Diese waren gut erkennbar an der Vielzahl ihrer Orden, die an ihrer Uniform glänzten, während die Doktoren weiße Kittel mit ihren Namen trugen. Eigentlich unnötig, denn ihre Gesichter und Namen waren bekannt; galten sie doch als Experten auf ihrem Gebiet. Das heutige Thema war die Entdeckung eines Planeten namens Sadal und die Gewinnung seiner Bodenschätze, sowie das Schicksal der Flüchtlinge namens Saiyajins, die davon stammten. In einen Kreis, an einem edlen Holztisch auf gepolsterten Stühlen, saßen acht spezialisierte Doktoren sowie drei hochdekorierte Generäle. Am höchsten saß der Minister, den der König für dieses Projekt mit Sonderrechten ausgestattet hatte. Im Hintergrund standen ihre Untergebenen bereit, die zwar kein Anrecht auf einen Platz am Tisch hatten, dafür die Ehre besaßen, dabei sein zu dürfen. Die Männer und Frauen am Tisch sahen konzentriert auf Dr. Ringo, die mittels Tablet eine Präsentation am großen Bildschirm steuerte. Dort zeigte sie Video-Aufnahmen von den Saiyajins. „…und hier sehen wir, wie die Männer miteinander ringen. Das tun sie häufig und besonders oft in der Anwesenheit der Weibchen, wie um ihre Stärke zu zeigen“ erzählte sie. „Sehen Sie, wie die Weibchen ihnen dabei heimlich zusehen, obwohl sie versuchen, unbeteiligt zu wirken? Sie schätzen ab, mit wem sie sich paaren wollen.“ Die Anwesenden sahen dabei zu, wie zwei Saiyajins gegeneinander kämpften, sich blutende Wunden schlugen, ihre Körper sich krachend in die nächststehenden Felsen drückten, wobei der Stein sich dadurch spaltete. Einige schluckten angesichts dieser Körperkraft. Gegen solche Wesen wollten sie nicht ringen. Die Saiyajins waren nebenbei größer als die Tsufurujins und massiger. Der Anblick ihrer gebleckten Zähne, die wilden Blicke und das rauffreudige Lächeln bereitete den kleinen Tsufurianer Unbehagen. Die Fellbekleidung verstärkte den Eindruck der Saiyajins als ungezähmte Kreaturen, sie wirkten Bestien-artig. „Dr. Ringo, wie hoch ist das Powerlevel der Saiyajins? Der letzten Information nach, lag die doch bei etwa 100“ wollte General Pineapple besorgt wissen. „Nun, das war die Anfangsmessung, als wir sie an Bord holten, wo sie noch völlig entkräftet waren. Jetzt, nachdem sich ihre Körper erholt und an der Schwerkraft unseres Planeten angepasst haben, ist ihre Kampfkraft auf einen Durchschnitt von 500 gewachsen“ erklärte sie. „Einig Exemplare, wie die hier gezeigten Männer haben sogar Werte von 800 erreicht.“ Besorgt sahen der Außenminister und der General die ältere Frau an. Die Tsufurujins besaßen ein Powerlevel von 150. Das reichte aus, um auf ihren Planeten zu leben und war im Vergleich zu anderen Rassen sogar ein hoher Wert. Aufgrund der hohen Gravitation, die auf ihre Körper einwirkte, galten die Tsufurujins als die Zwerge der Nördlichen Galaxie: kleine und gedrungene Körper, dabei aber stark und technisch versiert. „Verstehe ich das richtig? In wenigen Wochen hat sich ihre Stärke verfünffacht, teilweise sogar verachtfacht? Wie ist das möglich?“ fragte der General entsetzt. Dr. Orenji, ein schlanker Mann mit gegeltem Haar, räusperte sich aufmerksamkeitsheischend, rückte seine Brille zurecht und meldete sich zu Wort. „Die Saiyajins weisen bemerkenswerte anatomische Fähigkeiten auf“ erklärte er wichtigtuerisch. Der Mediziner mit Fachgebiet Anatomie, Evolutionäre Medizin und experimentelle Chirurgie sah gönnerhaft auf das nun gestoppte Video. Demonstrativ zeigte er mit seinem Laserpointer auf die muskulösen Partien. „Sehen Sie nur, wie kräftig sie geworden sind: welche andere Rasse könnte sich so schnell einer neuen Umgebung anpassen? Ihre Heimat Sadal besitzt zwar auch eine relativ hohe Gravitation, aber nicht so hoch wie bei Plant. Trotzdem haben sie keine Probleme, hier zu leben. Wenn man hier sich so bewegen kann, deutet es auf eine Anpassung von Herz, Lunge, Knochen und Muskeln hin. Die Saiyajins verhalten sich mittlerweile so, als wären sie hier geboren. Natürlich gab es einige schwache Abkömmlinge, die Ältesten von ihnen, die sich nicht anpassen konnten. Interessanterweise waren das vor allem ihre Albinos, diese Blauhaarigen, die aufgrund versagender Organe gestorben sind. Aber die meisten von ihnen haben es geschafft, zu überleben. Aber das ist noch nicht alles…“  Dr. Orenji sah beinahe glücklich aus, wie er auf die Saiyajins starrte. Selten hatte er so interessante Versuchsobjekte vor sich. „Unsere Daten zeigen an, dass die Saiyajins keine Kulturkrankheiten haben, wie bei uns. Es gibt keine Diabetiker, Fettleibigkeit, Magersucht. Keine Stoffwechselstörungen. Wir haben auch keine Spur von Krebszellen in ihren Urin entdeckt. Ihr Stoffwechsel muss außerordentlich effektiv arbeiten. Ich brenne darauf, endlich ein paar Saiyajins in mein Labor zu untersuchen. Ich brauche Blut- und Gewebeproben um detaillierte Ergebnisse…“ „Einspruch“ fiel Dr. Ringo ihm erzürnt ins Wort. „Die Saiyajins befinden sich in meiner Obhut. Sie gehören dem anthropologischen Fachbereich. Wir sind immer noch damit beschäftigt, ihre Kultur zu studieren. Immerhin haben wir eine Rasse vor uns, die kulturell noch in den Startlöchern steht. Ihnen beim Aufbau zuzusehen…So eine Chance bekommen wir selten. Wir bekommen Probleme, wenn wir ihr Vertrauen verlieren. Wenn Saiyajins in Ihrem Labor verschwinden, werden die anderen uns nicht mehr ins Dorf lassen. Sie wollen doch nicht, dass sich ihre Aggressivität gegen uns richtet?“ Dr. Ringo und ihr Kollege Dr. Pitaya, sahen den Mediziner erzürnt an, der ihre Forschungsobjekte stehlen wollte. „Was für eine Verschwendung für den Fortschritt“ zischte Dr. Orenji erzürnt und sah hilfesuchend seinen nebensitzenden Kollegen an. „Dr. Meron, welche Forschung halten Sie für wichtiger? Die Ausrottung unser Kulturkrankheiten oder ein paar Bücher über eine unterentwickelte Rasse, für die sich keiner interessiert?“ fragte er den Zoologen. „Sind die Saiyajins in ihren Augen nicht mehr den Tieren zuzuordnen?“ versuchte er den Zoologen auf seine Seite zu ziehen. Er deutete mit seinem Laserpointer dabei bedeutsam auf den affenartigen Schweif der Saiyajins sowie die scharfen Reißzähne und das strubbelige Haar. Doch Dr. Meron, ein kerniger, tierliebender Tsufurujin, der unter seinen Kittel stets Khaki-Kleidung trug, strich sich nur nachdenklich über den grauen Bart. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir nur deswegen gleich von „Tieren“ sprechen können. Eine Verwandtschaft, ja, aber sie sind eindeutig weiterentwickelt. Immerhin haben wir gesehen, wie sie ihre Beute gezielt erlegen und zubereiten, wie sie Kleidung herstellen und Behausungen. Ich teile meine Einschätzung mit Dr. Ringo, dass wir es mit einer Neuzeitlichen, jungen Kultur zu tun haben. Eine von ihnen ist schon in der Lage, ein paar Wörter in unserer Sprache zu sprechen, was auf einen hohen Intellekt hinweist“ sagte er und zeigte damit, für wen er Partei ergriff. Doch seine Einschätzung wurde von den Militärs und dem Minister nicht gerne gehört. „Also keine Tiere? Sind Sie auch dieser Meinung, Dr. Ume?“ wurde der Ethnologe und Kulturanthropologe, ein greiser Mann, gefragt. Der nickte hüstelnd. Dr. Orenji knurrte verärgert. War ja klar, dass all diese Kulturwissenschaftler zusammenhielten. Doch mit guter Beobachtungsgabe erkannte er den Unwillen des Militärs, die Saiyajins als intelligente Rasse einzustufen. Der Grund dafür wurde schnell deutlich. „Dr. Bana, bitte teilen Sie uns Ihre Ergebnisse der Bodenproben mit“ befahl der Minister und Vorsitzende der Runde. Dr. Bana, der Geologe, übernahm die Kontrolle über die Präsentation. Die Ansicht auf dem Bildschirm wechselten, nun zeigten sich chemische Formeln und ein Querschnitt des Planeten Sadal. „In der Bodenkruste befindet sich eine hohe Anzahl an verschiedenen Edelmetallen. Ich habe Spuren von Gold, Silber, Eisen und Kupfer in der Bergregionen gefunden, während in der Wüste eine hohe Konzentration von Lithium und Silicium vorliegt. Es gibt Anzeichen für weitere seltene Erden, die wir dringend für unsere Industrie benötigen. Sogar Diamanten habe ich gefunden. Da die Saiyajins keine Bodenschätze abgebaut haben, liegt uns mit Sadal ein Planet mit gigantischen Rohstoffvorkommen vor. Diese werden uns für mehre Jahrzehnte versorgen.“ „Hm, und da es nun dort auch kein intelligentes Leben gibt, auf das wir Rücksicht nehmen müssten, wird der Abbau ein Kinderspiel sein“ brummte der Minister zufrieden. „Ihre Biosphäre ist so kaputt, dass es ein perfekter Ort für den Bergbau ist. Wir müssen keine Wälder roden oder auf irgendeine Tierwelt Rücksicht nehmen, haha“ er lachte leise und sein Freund, der General, teilte seine Zufriedenheit. Neue Rohstoffe bedeuteten neue Raumschiffe, Roboter und Scouter: ihre Wirtschaft würde brummen, das verhieß mehr Steuereinnahmen und höhere Budget und das kam auch dem Militär zugute. Der Planet Plant war berühmt für seine Abwehr- und Raumfahrtsysteme. Am bekanntesten war der Scouter, ein praktischer Computer, mit dem man Lebenszeichen aufspüren und ihre Stärke messen konnte, sowie als Kommunikator und Übersetzer nutzen konnte. Dieses Hilfsmittel war der Vorteil, um neue Planeten zu entdecken, weshalb die Tsufurujins diese Technik eifrig hüteten und vor Industriespionage schützten. Gerade der Planet Aurum war sehr neidisch drauf. Jeder Tsufurianer trug einen Scouter, als wäre er mit seinem Ohr verwachsen, weshalb es so einen hohen Bedarf gab. Darum waren die seltenen Erden für seinen Bau so wichtig. Händereibend sah der Minister auf die Präsentation und freute sich schon drauf, die ersten großen Bergbau-Maschinen zu dieser neuen Rohstoff-Fabrik zu schicken. Der Astrobiologe Apriko, der sich ebenfalls am Tisch befand, war mit dieser Entscheidung nicht zufrieden. Immerhin gäbe es noch eine Chance für diesen Planeten, wenn man ihn mittels Geo-engineering behandelte oder ihn einfach ein, zwei Jahrhunderte ruhen ließ. Aber der Einsatz der entsprechenden Technik war teuer und ohne wirtschaftlichen Nutzen, darum hatte der Biologe nichts zu sagen, wie so oft bei solchen Versammlungen. „Die Inbetriebnahme wird wie geplant stattfinden und unserer Wirtschaft einen großen Aufschwung geben. Vorausgesetzt natürlich…“ der Minister warf einen warnenden Blick auf Dr. Ringo „…dass niemand von der Föderation erfährt, dass dieser Planet die eigentliche Heimat der Saiyajins ist.“ Laut Gesetz der Planeten-Föderation war es ein Verbrechen, wenn man Planeten unterdrückte oder stahl, die einer jungen, gebildeten Kultur angehörten, egal ob diese Mitglied in der Föderation waren oder nicht. Hochentwickelte Rassen durften sich nicht einmischen. Sollte sich herumsprechen, dass die Tsufurianer diesen Planeten den Saiyajins stibitzt hatten, mussten sie mit Problemen von Seiten ihrer Konkurrenten und Nachbarn rechnen. Sanktionen oder Strafen könnte folgen und Sadal wurde beschlagnahmt. Ähnliches war zu erwarten, wenn die Saiyajins schlauer waren als gedacht und beim intergalaktischen Gerichtshof ihr Recht einforderten und die Tsufurujins wegen Diebstahls verklagten. Darum war der Außenminister, der heute nicht anwesend war, besorgt und wollte, dass in der heutigen Sitzung eine Maßnahme getroffen wurde. Ihm und Pearsly würde es beruhigen, wenn die Saiyajins als „Tiere“ eingestuft wurden. Anderseits, welches Risiko bestand schon? Selbst mit ihrem mageren Intellekt hatte diese unwissende Rasse keine Ahnung von den komplizierten Gesetzen der Galaxie und besaß auch keine Verbündete. Bei wem sollten die sich beschweren? „Wir erlauben die Anwesenheit der Saiyajins nur deswegen, damit sie uns nicht beim Abbau stören! Wir dürften sonst erst dran, wenn ihre Rasse auf natürliche Weise gestorben wäre und wer weiß, wie lange das dauert“ erklärte der Minister streng. „Der König war nicht glücklich darüber, dass Sie ohne Erlaubnis Flüchtlinge mitgebracht haben, Dr. Ringo. Die Saiyajins gehören damit zu ihrer Verantwortung. Sowie zu der ihres Vorgesetzen Dr. Ume, der das betreffende Landstück vorbereitet hat.“ Der alte Mann duckte sich tiefer in seinen Stuhl, während seine jüngere Kollegin die Nerven behielt und den Minister kalt in die Augen sah. Sie bereute nichts und der Politiker sollte sich nicht so aufspielen. Was waren das denn für Kosten für die paar Flüchtlinge? Etwas medizinische Versorgung, ein paar Lebensmittel, aber sonst nichts, aus Absicht. Schließlich wollten die Anthropologen etwas zum Beobachten haben. Sie wollten sehen, wie die Saiyajins sich in der fremden Umgebung selbst versorgten. Weder König noch Wirtschafts-, Außen- und Finanzminister hatten was zu Meckern: die Saiyajins kosteten wenig und dafür gelangten die Tsufurujins an deren Heimatplaneten, den sie ausbeuteten. Was für ein Tausch! Glasperlen gegen Diamanten! Ringo warf einen Seitenblick zu ihren Kollegen Bana, der gewusst hatte, dass so etwas passieren würde. „Die Forschungen über die Saiyajins sind daher nur intern zu veröffentlichen“ fuhr Minister Pearsly fort. „Nicht intergalaktisch. Wir werden behaupten, dass die Saiyajins eine Neuentwicklung unser Affen sind oder so ähnlich. Der zivilen Bevölkerung ist das gleiche mitzuteilen. Entdeckung eines Naturvolkes, welches bislang heimlich in der Gunun-Wüste lebte und nun gefunden wurde. Kann man die Herkunft der Saiyajins auf Sadal irgendwie nachweisen? Nicht, dass jemand uns auf die Spur kommt.“ Dr. Pitaya zuckte mit den Schultern. „Die Saiyajins verbrennen ihre Toten, es werden vermutlich nicht zu viele Knochen dort herum liegen. Ihre wenigen Dörfer werden schnell vernichtet sein, sobald die Bergbau-Maschinen dort bohren. Eine Isotopenuntersuchung wird aber beweisen können, dass die Saiyajins nicht von Plant, sondern von Sadal stammen.“ „Hm, dann soll so eine Untersuchung nicht stattfinden. Stattdessen müssen die Saiyajins als unterentwickelte, tierähnliche Wesen gelten, die nur in unserer Wüste leben. Gut, dass wir so wenig Besucher auf unseren Planeten erlauben. Da wird niemanden ihre Anwesenheit auffallen. Keiner wird von deren Verbindung zu unserer neuen Bergbau-Kolonie erfahren. Die Wahrheit muss vertuscht werden“ ordnete der Minister an. Die anwesenden Forscher zuckten zusammen und bissen sich auf die Lippen: Die Wahrheit zu vertuschen…das war eine furchtbare Aufgabe für Leute, die es zum Beruf gemacht hatten, die tiefsten Geheimnisse der Natur zu erforschen. Dr. Orenji war nicht glücklich, dass der Politiker hiermit die Verantwortung über die Saiyajins auf Ringo und Ume übertragen hatte. Er versuchte erneut, an Versuchskaninchen zu kommen. „Bislang zeigen die isolierten Saiyajins keine Krankheitssymptome. Wird es nicht Zeit, Blutproben zu nehmen, um wirklich sicher zu sein?“ fragte er die Runde. „Wer weiß, was sich in ihren Körpern befindet? Viren, Parasiten, neue Bakterien, gegen die wir nicht immun sind?“ „Wir haben bereits während des Fluges regelmäßig Checks gemacht und nichts Ansteckendes gefunden. Die Ergebnisse liegen Dr. Nashi vor“ widersprach Dr. Pitaya. „Dr. Nashi, Ihre Meinung?“ wollte General Pineapple wissen. Die schlanke Frau, Fachgebiet Pathologie und Toxikologie, stöhnte leicht genervt auf, weil sie ahnte, dass aufgrund ihrer Ergebnisse das Interesse an den Saiyajins nur steigen würde. Aber sie hatte keine Wahl. Sie präsentierte auf den Bildschirm die Krankenakten, die sie angelegt hatte. „Keine Bakterien oder Viren“ sagte sie kurzbündig. „Nicht mal Geschlechtskrankheiten. Der Immunologe ist begeistert von ihrem Abwehrsystem. Er hat die Theorie, dass die Saiyajins noch zu „Jung“ sind und ernsthafte Krankheiten sich noch nicht entwickeln konnten. Oder dass Viren keine Chance hatten, sich zu verbreiten, weil ihr Immunsystem so gesund ist. Das will er noch genauer prüfen.“ „Hm, diese Ergebnisse sind für meinen Geschmack zu oberflächig“ kritisierte Dr. Orenji schmallippig. „Wir müssen tiefergehen, um wirklich sicher zu sein. Es fehlen mir die Entschlüsselung ihrer Gene, sowie genaue Analysen des…“ „Das werden wir auch noch tun“ unterbrach Dr. Nashi ihn genervt. Sie machte ihre Arbeit lang genug; sie brauchte kein eitles Sackgesicht, um diese zu erklären. Vor allem hatte sie, wie ihre Kollegin Ringo das Gefühl, als wollte man ihre Forschung stehlen. Beide Frauen konnten den eitlen Sexisten Orenji nicht leiden. Leider war er bei den Geldgebern wie dem Militär dafür sehr beliebt. „Wie Dr. Ringo schon gesagt hat, stehen wir gerade erst am Anfang, ihr Vertrauen zu gewinnen. Bislang hatten wir keine Probleme mit den Saiyajins. Wollen Sie sie wirklich mit Gewalt überzeugen? Etwa mit Betäubungswaffen gegen sie antreten?“ fragte sie höhnisch. „Unser Militär sollte man nicht unterschätzen“ warf ein zweiter General ein. „Mit Waffengewalt können wir diese Wesen trotz ihres höheren Powerlevels besiegen.“ „Hm, und was dann? Sperren Sie sie in ein Labor ein, nur damit einer wie Dr. Orenji an ihnen rumschnippeln kann?“ fragte sie schnippisch. „Ich protestiere“ riefen Ringo und Pitaya laut auf. „Sie sind emotionale Wesen. Ihre Psyche ist fragil…Dr.Lemon?“ Ringo sah den Psychiater hilfesuchend an. Der räusperte sich eilig. „Angesichts der Situation, welche die Saiyajins erlebt haben und diesen gigantischen Ortswechsel, müssen wir sehr bedacht vorgehen“ erklärte er. „Also sind die Saiyajins emotional unstabil? Aggressiv? Sind sie gefährlich für die Bevölkerung?“ fragte der General misstrauisch. „Nein, nein…oder ja…das kann ich noch nicht sagen. Die Sprachbarriere…bislang konnte ich sie nur beobachten…“ stotterte der Mann unsicher. Unter General Pineapples harten Blick fühlte sich der sensible Mann stets unsicher. „Ein Tier, welches bedroht und in die Ecke gedrängt wird, zeigt seine Zähne“ mischte sich der Zoologe erfahren ein und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. „Besser ist es, freundlich zu sein und Vertrauen aufzubauen. Weitere Forschungen müssen behutsam vorbereitet werden.“ Dr. Lemon nickte dankbar. „Ich werde eine bessere Einschätzung geben, wenn ich mit einigen ins Gespräch komme“ versprach er. „Sicher, sicher“ stimmte Orenji mit falschem Lächeln zu. „Zuerst kümmern wir uns um ein freundschaftliches Verhalten. Sie haben ja so Recht, Dr. Meron“ schmeichelte er dem Zoologen. „Es ist leichter, ein gut dressiertes Tier zu untersuchen, dass sich freiwillig auf den Seziertisch legt.“ „Das habe ich damit nicht gemeint“ widersprach der Mann stirnrunzelnd, aber Orenji sprach weiter. „Ja, Zähmen ist das Zauberwort. Sadal hat so viel mehr zu bieten als seine Bodenschätze. Die Saiyajins haben besondere Eigenschaften, die nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch dem Militär zugutekommen könnte.“ Die Generäle spitzen interessiert die Ohren. „Sehen Sie doch selbst: diese Bilder, wie sie jagen, klettern und kämpfen. Sie sind wie Jagdhunde auf zwei Beine. Wäre es nicht nützlich, wenn wir die Saiyajins für unser Militär abrichten würden?“ General Pineapple strich sich nachdenklich übers Kinn. In der Tat, der Gedanke hatte was. Wenn man diese Wesen für die Infanterie nutzen könnte…man könnte sie mit Elektroschockbänder abrichten…oder vielleicht waren sie schlau genug, Befehle zu verstehen…wenn die Kultur-Heinis mit ihren sanften Weg Erfolg hatten, würden die Saiyajins vielleicht zutraulich genug sein und wie gut abgerichtete Haustiere für ihre Meister kämpfen. Keiner der Anthropologen sah bei diesem Vorschlag glücklich aus. Der General wusste, wenn er mehr Informationen über die Saiyajins und ihre Befähigung als Soldaten wissen wollte, musste er sich an den treuen Orenji halten und ihm dafür ein paar Zugeständnisse machen. Der aber besaß die Gefahr zur Übertreibung in seinem Forschungsdrang. „Also gut“ beschloss Minister Pearsly einen Kompromiss. „Ich veranlasse, dass hiermit eine Zusammenarbeit zwischen dem Kulturinstitut und dem Medizinischen Institut stattfindet. Alle Parteien sollen sich gegenseitig austauschen und die Chance erhalten, an Material zu kommen.“ Orenji lächelte gehässig Dr. Ringo an. Damit war er mit im Projekt „Saiyajin“. „Dr. Meron wird mir die Berichte liefern und das Projekt vorstehen“ fuhr der Minister fort. Alle Anwesenden waren bei dieser Wahl erstaunt. Ausgerechnet der Zoologe sollte es leiten?! Es war allerdings eine Charakterentscheidung. Der Minister vertraute auf den ruhigen Mann. Wenn Dr. Meron mit blutrünstigen Tieren fertig wurden, dann konnte er auch zwei wissbegierige, intrigante Forscher in Schach halten.   Kapitel 11: Aufbau des Dorfes -----------------------------   Wir Flüchtlinge lebten uns schnell auf dem unbekannten Planeten Plant ein. Uns gefiel die neue Heimat. Nachdem wir uns an die hohe Schwerkraft gewöhnt hatten, waren wir bereits an der kritischsten Bedingung des Planeten angepasst. Verglichen mit unserer alten Heimat Sadal waren die Jahreszeiten erträglicher und weniger extrem. Dank unserer Erfahrungen wussten wir, wie man in einer Wüste überlebte. Die Saiyajins lebten an einen Ort, den die Einwohner „Gunum“ nannten und von ihnen gemieden wurde, weil dieser Ort nicht so wasserreich und fruchtbar war verglichen mit anderen Gegenden und es mehr gefährliche Raubtiere gab. Die Besuche der Tsufurujins hielten sich zuerst in Grenzen: etwa alle vierzig Tage erschienen sie unangemeldet. Ihre überraschend auftauchenden Inspektionen und das Herumschnüffeln in den Behausungen der Saiyajins, sahen die Flüchtlinge stets mit Unbehagen. Es war gegen unsere Kultur, dass jemand ohne Einladung und Gastgeschenke in die Privaträume eindrang. Wir mussten dem aber zusehen, um die Tsufurujins, von denen wir noch abhängig waren, nicht zu verärgern. Also hielten wir still. Aber selbst, wenn die Forscher nicht anwesend waren, wussten die Saiyajins, sie wurden beobachtet. Entweder von den silbernen Metallvögel, die jederzeit über ihr Dorf flogen oder durch die neuen Armbänder, die ihnen angelegt wurden. Dr. Ringo hatte sie mitgebracht: metallene Armbänder, die nur die Tsufurujins abnehmen konnten. Jeder Saiyajin war verpflichtet, einen zu tragen; wir durften nicht ablehnen. Während man sie uns anlegte, wurden wir dabei von bewaffneten Tsufurujins misstrauisch überwacht. Obwohl wir damals noch keine Ahnung über die versteckte Technik darin hatten, erkannten wir trotzdem, dass diese Armbänder eine Art Fessel und kein Geschenk darstellen sollten, mit denen man die Saiyajins kontrollieren wollte.   In den Bändern versteckten sich Sender, die unsere Position verrieten. Doch nachdem die Saiyajins ihren neuen „Schmuck“ untersucht hatten, konnte sie ein höhnisches Grinsen nur schwer unterdrücken. Normalerweise wären diese stabilen Bänder, die man nur mit einem speziellen Schlüssel öffnen konnte, mit bloßer Muskelkraft nicht zu knacken…jedenfalls nicht mit der Muskelkraft eines Tsufurianers. Aber mit einem gezielten, konzentrierten Ki-Strahl wäre es kein Problem, sich davon zu befreien. Oder man verwandelte sich in Ozaru: angesichts der plötzlich wachsenden Masse und Kraft würden diese schmalen Bänder ebenfalls zerbrechen. Auf Vegetas Befehl wurde davon aber abgelassen. Immer noch galt der Plan, den Tsufurujins nichts von den wahren Eigenschaften der Saiyajins zeigen: es galten die Regeln, nicht zu fliegen oder Ki zu nutzen, zudem sich nicht als Ozaru zu offenbaren. Die Verwandlung war fürs erste sowieso kein Thema. Die Beobachtungen am Mond zeigten einen sehr langsamen Mondlauf. Auf Nachfragen bei den Tsufurujins erfuhr man, dass der Vollmond sich erst in wenigen Jahre zeigen würde. Ein Mondlauf dauerte hier acht Jahre. Was dann passieren würde…man würde sehen. Noch war die Beziehung zwischen den beiden Völkern frisch und leicht zerbrechlich.   Das erste Jahr verging schnell, das zweite begann, in dem das Dorf erblühte und unsere Gemeinschaft wuchs. Wir waren sehr beschäftigt mit dem Aufbau der Höhlen und der Neu-Strukturierung des gemeinsamen Stammes. Dazu gehörte, dass Vegeta nicht allein über uns regierte. Das war zwar bei seinem Stamm der Kurosaru zwar üblich, aber die letzten Akasaru und Aosaru fürchteten den Verlust von Mitsprachrechten und beäugten seine Jugend und Unerfahrenheit als Anführer misstrauisch. Gerade bei den Aosaru, wo ein gewählter Rat den Stamm angeführt hatte und man besonders Topina als ebenbürtige Anführerin sah, konnte man sich nur schwer mit Vegetas Alleinherrschaft gewöhnen. Als Kompromiss wurde ein gewählter Rat dem jungen Anführer zur Seite gestellt, zu dem Topina gehörte. Dies hatte den Vorteil, dass Vegeta nicht alle Entscheidungen allein treffen musste, sondern Aufgaben delegieren konnte.   Wir lernten, welche Pflanzen und Tiere wir jagen und essen konnten, legten Vorräte an, gerbten das Leder, fertigten daraus Kleidung. Dann wurden die ersten Kinder geboren. Nun, wo Nahrung wieder verfügbar war und die Körper der Saiyajins sich erholt hatten, erwachten auch ihre sexuellen Bedürfnisse. Da die Frauen in der Unterzahl waren, vor allem die gebärfähigen, erhielten sie viele Angebote und wurden stark umworben. Auch meine kleine Schwester Zucchi sowie Topina gehörten zu denen, die von den Männern umschwärmt wurden. Als Folge erhöhte sich die Anzahl der Tatakai, der öffentlichen Ehrenkämpfe, in denen die Männer mit ihrer Kraft protzten, um ihren Rang sowie um die Zuneigung ihrer Angebeteten kämpften. Selbst wenn sie gewannen, konnten sie sich ihren Gewinn nie sicher sein. Feste Bindungen bis zum Tod waren eine Seltenheit, daher bestand immer die Chance, dass eine Angebetete nach einigen Monate wieder einen neuen Werber erhörte. All das führte dazu, dass der Kontakt untereinander enger wurde: Die alten Konflikte zwischen den Stämmen waren vergessen und vergeben und die drei verbliebenen Stämme mischten sich untereinander. Die Dominanz der Gene der Kurosaru zeigte sich in den ersten saiyanischen Kindern, die auf Plant geboren wurden: sie besaßen alle schwarze Haare und Augen, sowie einen braunen Schweif. Auch meine Schwester Zucchi erhöhte die Werbung eines staatlichen Kurosaru, während Topina zur Überraschung alle Anträge ablehnte. Egal, wie staatlich ihr Werber war, sie hatte kein Interesse und das galt sogar für Vegeta persönlich. Sein Stolz erhielt einen heftigen Schlag, aber Topina gab ihm gute Gründe für ihre Weigerung einer Partnerschaft: Sie wollte sich zuerst um das Lernen der tsufurianischen Sprache und um den Aufbau einer Heilhütte mit Vorräten an Medizin kümmern sowie die Ausbildung von Heilern.  Es fehlte an Hebammen und Heilern, sowie an Saiyajins, welche die Tsufuru-Sprache verstanden. Topina war diejenige, welche am besten die Sprache verstand und als Übersetzerin gebraucht wurde. Angesichts all dieser Aufgaben befürchtete sie, dass eine Schwangerschaft sie bremsen würde. Wichtiger war der Aufbau und die Sicherung der Gemeinschaft: die Jahre des Hungers, der Not und des Todes hatten auf Topina einen so starken Eindruck gemacht, dass sie sich immer noch nicht sicher fühlte. Oft hatte sie noch Alpträume aus jener Zeit, besonders vom damaligen Angriff auf ihr Dorf. Dann wachte sie stets weinend auf, weil sie die toten Gesichter ihrer Eltern sah.  Aus Sorge war sie stets fleißig und beschäftigt, ständig nach unbekannten Gefahren schauend. Es war, wie wenn man schwimmt…hört man auf, droht man zu versinken. Topina hatte Angst zu ertrinken, sobald sie für einen Moment innehielt. Selbst eine Partnerschaft von Vegeta versprach ihr keine Hilfe. Als sie seine Forderung ablehnte und alle ihre Aufgaben aufzählte, vertröstete sie den Anführer auf eine spätere Zeit. Unbewusst motivierte sie ihn, den Aufbau des Dorfes weiter anzutreiben. Erst wenn die Lage gesichert war, wenn Topina sich geborgen fühlte, wäre sie für eine Beziehung bereit.   Mit gerunzelter Stirn sah Palantay aus dem Fenster seiner Höhle. Von dort, mit gutem Überblick, ohne selbst gesehen zu werden, konnte er seine Schwester beobachten, die mit ihrem neuen Freund schäkerte. Immer wieder lachte sie laut auf und strich sich dabei durch ihre langen azurblauen Haare, die, im Gegensatz zu den anderen Stämmen, ungehindert wuchsen und daher regelmäßig geschnitten werden mussten. Ihr blauer Schweif tänzelte aufgeregt unter der, nach Ansicht ihres großen Bruders, viel zu kurzen Ledertunika, die nur knapp ihren Hintern bedeckte. Palantay schüttelte missmutig den Kopf bei diesem Anblick, bevor er den Kurosaru prüfend betrachtete. Jener sah bewundernd auf die zierliche Frau herab und gab sein Bestes, sie mit seinem Charme zu beeindrucken. Die beiden verstanden sich gut und er hatte ihr sogar schon den Vorschlag gemacht, zusammen zu ziehen. Zuchhi hatte noch gezögert und abgelehnt, aber wenn Palantay ihr lachendes Gesicht sah, schien ihr Auszug doch bald stattzufinden. Er freute sich darüber, sie endlich wieder glücklich zu sehen und war auch ein wenig neidisch. Wenn seine Schwester auszog, würde er nur noch mit seiner Kusine Topina zusammenwohnen. Die drei wohnten bislang gemeinsam in einer länglichen Höhle, reingeschlagen in den hohen Felsen, die sich über mehrere Stockwerke hinzog, verbunden durch Leitern. Palantay wandte den Kopf und sah zu Topina, die an einem Tisch saß und leise Vokabeln vor sich hinmurmelte. Da die Saiyajins keine Schrift besaßen, waren sie von einem guten Gedächtnis und ständiger Wiederholung abhängig, um Dinge ins Gedächtnis zu versiegeln. Unbeabsichtigt lernte Palantay nebenbei, ohne dass er es wollte, damit ebenfalls die Sprache der Tsufurujins, denn Topina wiederholte oft laut. Die Frau sah etwas gestresst aus, was an ihrem strengen Zeitplan lag. Frühmorgens stand sie auf, um nach frischen Pflanzen zu suchen, um diese dann sofort zuzubereiten oder zum Dörren an einen schattigen, trockenen Ort zu hängen. Dann kamen auch schon die neuen Schüler, die sie zu Heiler und Geburtshelfer ausbildete und denen sie beibrachte, wie man Salben anmischte und Verletzte behandelte. Anschließend war sie entweder auf einer Versammlung, die Vegeta einberufen hatte und in der um ihren Rat gefragt wurde oder sie lernte die Tsufuru-Sprache. Abends gab sie Unterricht und brachte ihre Vokabeln den anderen bei. Zwischendurch konnte sie jederzeit zu einem Notfall gerufen werden: weil sich ein Krieger im Tatakai verletzt hatte, ein Arbeits- oder Jagdunfall passierte oder ein Kind geboren wurde. Ab und zu kamen dann auch noch Dr. Ringo und ihre Assistenten vorbei, womit sie die Saiyajin damit von ihrer eigentlichen Aufgabe abhielten. Topina hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen, weil sie als Hebamme gerufen worden war und die dunklen Schatten unter den Augen bezeugten das. Palantays Leben dagegen war entspannter. Er konnte, wie jetzt gerade, nach dem Mittagessen eine lange Pause machen, bevor er wieder an seine Arbeit ging. Er hatte in der Nähe der hiesigen Quelle einen Lehmvorrat gefunden, den er verarbeiten und brennen konnte. Nach dem Bau eines Brennofens war er in der Lage, Essgeschirr herzustellen sowie dichte, hohe Töpfe zur Vorräte-Lagerung. Diese Dinge wurden dringend gebraucht: in jedem Haushalt gab es mehre dieser lichtundurchlässigen Töpfe, damit man Wasser und Lebensmittel darin lagern konnte. Mit Hilfe von Steinsalz, welches die Saiyajins in den Felsen fanden, wurde ein Lake hergestellt, um Lebensmittel zu konservieren. Zusammen mit dem Dörren gehörte es zu den wichtigsten Techniken, um Vorräte zu konservieren. Durch diese Töpfe verhinderte man, dass der Inhalt von Schädlingen, Sonnenlicht und Sauerstoff verunreinigt wurde und verdarb. Da Palantay der Beste in der Herstellung war und sein Werk hilfreich bei der Vorratslagerung, erhielt er eine mittlere Position im Stamm. Das führte nicht nur zu einer größeren Ration, sondern auch einen guten Nebenverdienst. Bei den Saiyajins gab es kein Geld, sondern es wurde mit Dienstleistungen bezahlt. Darum besaß Palantay eine gut ausgestattete, große Wohnhöhle, mit ein paar schön gewebten Grasmatten, anständig gezimmerte Möbel und andere Annehmlichkeiten, die er gegen seine Ware eingetauscht hatte.   Der junge Saiyajin gähnte und stand von seinem Platz auf. Es wurde Zeit, sich um seine Experimente zu kümmern. Ähnlich wie Topina, die versuchte, Ersatz für ihre bekannten Heilpflanzen von Sadal zu finden, hatte er ebenfalls ein paar Versuche am Laufen.  Seine Werkstatt und Lager hatte er im untersten Stockwerk der Höhle errichtet. Der Brennofen stand am Dorfrand, um mit seiner Hitze und Rauch niemanden zu stören. Er kletterte die Leiter herunter und überlegte, wie er es schaffen konnte, an Farben ranzukommen, damit er seine zweite Neigung, die Malerei, nachgehen konnte. Viele Saiyajins hatten ihn deswegen schon angefragt und wünschten sich eine Bemalung ihrer Höhlen. Sogar Vegeta hatte ihn deswegen angesprochen. Der junge Anführer beaufsichtigte gerade eine neue Baustelle: eine Art Halle sollte in die Felsen geschlagen werden, um diese als sicheren Versammlungsort zu nutzen, ohne von den Metallvögel der Tsufurujins ausspioniert zu werden. Die Wände dieser Höhle sollten mit der Geschichte der Saiyajins bemalt werden. Ein solcher Auftrag wäre eine Ehre für Palantay, mit der er zur Legende werden könnte. Nachfolgende Generationen würden auf sein Werk schauen und darüber sprechen. Für einen Künstler wie Palantay gab es keine größere Chance, beinahe unsterblich zu werden. Dazu hatte er weitere Ideen: Wenn er erst die passenden Rohstoffe gefunden hatte, könnte er diese in Verbindung mit dem Ton nutzen, um Schmuckstücke herzustellen. Besonders die Frauen standen darauf. Einige von ihnen hofften, farbige Knöpfe und Perlen erhalten zu können, mit denen sie die Ledertuniken verzieren könnten. In seiner Werkstatt hatte Palantay auf einen Tisch einen Mörser bereitstehen, sowie diverse Mineralproben, die er zermalmte und deren Pulver in Wasser aufkochte oder mit Tierfett mischte. Er probierte auch ein paar Pflanzensäfte aus sowie Eiweiß, was aber nur schwer zu beschaffen war. Wenn Saiyajins Eier fanden, wurden die lieber gegessen, anstatt einzutauschen. Zwei neue Mischungen mit Tierfett waren erfolgreich gewesen, hergestellt aus gemahlenem Ocker und Holzkohle, wodurch er ein Rotbraun und ein dichtes Schwarz erhielt. Beide Farben waren leicht herzustellen, die Rohstoffe einfach zu erhalten. Aber er wollte mehr Auswahl an Farben, weshalb er jeden Abend immer in der Wüste spazieren ging, auf der Suche nach farbigen Steinen, besonders in Richtung der fruchtbare Ebene oder den Bergen, wo es mehr Auswahl an farbige Mineralien gab. Wenn bloß dieses dumme Armband nicht wäre…missbilligend sah Palantay auf sein Armband, welches immer drohend aufbrummte, sobald er sich zu weit vom Dorf entfernte. Je mehr er es ignorierte, desto lauter wurde es, bis plötzlich die Metallvögel vor einem flogen und drohend piepten, damit der Ausreißer wieder in sein Gehege ging. Diejenigen, welche sich davon nicht beeindrucken ließen, erhielten schnell einen elektrischen Schlag und ein angesenktes Fell. Die Metallvögel konnten Ki-ähnliche Attacken abfeuern. Palantay fing an, weiße Steine zu zermahlen, von denen er hoffte, sie als Grundierung nutzen zu können. Seine Versuche beschäftigten ihn dermaßen, dass er seinen Gast nicht bemerkte, der in die Höhle eintrat. „Äh, Hallo?“ Erschrocken sah Palantay auf und bemerkte erst jetzt die junge, schwarzhaarige Frau im Eingang, die ihn schüchtern zuwinkte. Sie hatte große, dunkle Augen und die typischen störrischen Haare der Kurosaru, die ihr lang über den Rücken fielen. „Ich wollte fragen, ob du einen hohen Krug für mich hast“ erklärte sie ihre Anwesenheit. „Um Wasser damit zu schöpfen.“ „Hast du einen bestellt?“ fragte Palantay, etwas unwirsch, weil er aus seiner Konzentration gerissen worden war. Mürrisch sah er sie an und strich sich durch die verschwitzten Haare, die an seine Stirn klebten, wobei er unbemerkt Pigmente verteilte und ungewollt weiße Strähnen verursachte. Die Frau, die jünger war als er, in den letzten Züge der Pubertät und immer noch Mädchen und nicht Frau, prustete amüsiert auf, als die violett-blauen Haaren nun ergrauten. Anstatt dem verdutzten Mann aber den Grund für ihr Amüsement zu erklären, lächelte sie ihn nur breit an. „Mein Bruder hat vor wenigen Tagen angefragt und heute mich geschickt, weil er von der Jagd noch erschöpft ist. Sein Name ist Karotto…äh, so groß, strubbeliges, kurzes Haar, sieht mir ähnlich“ versuchte sie ihren Bruder in Erinnerung zu bringen. „Er hat dir dafür Jagdbeute versprochen.“ Sie hielt zwei pelzige Nagetiere an ihren langen Ohren hoch, die versprochenen Bezahlung. Palantay, der einen Haufen Bestellungen hatte, denen er kaum hinterherkam, kratzte sich nachdenklich den Kopf mit seiner schmutzigen Hand und färbte seine Haare damit nur noch heller. Allmählich erinnerte er sich an die Anfrage. „Äh, ja, hier irgendwo…warte einen Moment“ murmelte er und ging in den Nebenraum, wo er seine fertig gebrannten Produkte lagerte. Als er zurückkam, erwischte er das Mädchen dabei, wie sie neugierig seine Tonplättchen betrachtete, auf denen er mit den Pigmenten und anschließenden Glasuren experimentierte. Der Krug, den er dagegen in den Händen hereintrug, hatte die Farbe von gebranntem, braunen Lehm, ohne jegliche Verzierungen. Das Mädchen schien deswegen auch etwas enttäuscht zu sein, aber wenigstens erhielt sie, wofür sie gekommen war. „Ich bin übrigens Ninka“ stellte sie sich neckisch vor, während sie den Krug entgegennahm. „Und ich bin nicht interessiert“ brummte Palantay genervt. Sein Tagesablauf sah so aus, dass er morgens töpferte, dann die Ware trocknen ließ und in der Zeit seine Forschungen vorantrieb. Abends war er mit seinen Wandertouren und dem Brennen der Ware beschäftigt. Er bevorzugte es, wenn Kunden abends kamen, nach dem Abendessen und dem Beenden der Arbeit, dann wurde er nicht unterbrochen. Als introvertiertes Gewohnheitstier mochte er keine Unterbrechungen in seinen Ablauf, selbst wenn es von einer hübschen, jungen Frau kam. Ninka, die ein solch brummiges Benehmen nicht gewohnt war, stutzte und blinzelte überrascht. Palantay, der keine Lust auf ein nerviges Gör hatte und auf ihre Befindlichkeit keine Rücksicht nahm, legte seinen Lohn in den kühlen Nebenraum, damit Topina sie später ausnehmen konnte. Nachlässig winkte er, um seiner Kundin das Zeichen zu geben, zu verschwinden und ihn in Ruhe zu lassen. Diese tänzelte zuerst noch unruhig auf den Füßen, bevor sie schließlich seine Werkstatt verließ. Was immer sie auch fragen wollte, es war eindeutig, dass Palantay nicht zu Gesprächen aufgelegt war. Nun, endlich von seiner nervigen Kundin befreit, beugte er sich wieder über seine Experimente und maß gemahlenes Pulver ab, um die perfekte Mischung für ein strahlendes Weiß zu finden, was er leicht auftragen konnte.   Ich war fleißig und von Forschungsdrang erfüllt. Ähnlich wie Topina war auch ich von dem Talent gesegnet, logisch zu denken, dazu sehr neugierig, scharfsinnig und mit einem guten Gedächtnis ausgestattet:  Eigenschaften, welche im Stamm der Aosaru am stärksten ausgeprägt waren. Meine Experimente zahlten sich aus, schon bald verfügte ich über eine gewisse Auswahl an Farben, die ich entweder als Bemalung oder als Glasur für meine Töpferware nutzen konnte. Sobald ich mit meinen Pflichtaufgaben, dem Töpfern von Alltagsgegenstände, fertig war, konnte ich mich meiner Lieblingsbeschäftigung widmen: der Kunst. Ich experimentierte damit, Vasen und rituelle Gefäße zu gestalten und zu bemalen, ebenso die ersten Wände. Auch mein Markenzeichen, meine Figurinen, erschuf ich wieder. Die ersten Figurinen waren nach den Abbildern meiner Eltern geschaffen, als Erinnerung. Ich erschuf aber auch Figuren, die nach meinen verstorbenen Gefährtinnen gebildet waren, die, als Erinnerung an meine toten Söhne, kleine Kinder in ihren Armen trugen. Ich töpferte und bemalte kunstvoll kleine Gefäße und Schalen, die als Geschenke oder Sammelbehälter angefragt waren. Die rituell genutzten Farben und Symbole hatten für die Eingeweihten eine besondere Bedeutung. Sie erzählten von Sagen und historischen Begebenheiten, von der Vergangenheit und Gegenwart, von Liebe und Mut, von Ehre und Ruhm, von Trauer und Verlust. Man war begeistert von meinen Fähigkeiten, obwohl ich weder Krieger noch Jäger war und das galt nicht nur für die Saiyajins. Als Dr. Ringo bemerkte, wie die Anzahl an Gebrauchsgeständen in den Höhlen wuchs, kam sie auf mich als Verursacher zurück. Sie und ihre Assistenten drangen in meine Werkstatt ein und brachen in Begeisterungsstürmen aus. Sie fanden mein Werk „Archaisch“ und „Kraftvoll“ und boten mir exotische, köstliche Früchte, Fleisch und Nüsse zum Tausch an. Eigentlich hatte ich keine Lust, meine Werke an diese Leute zu verkaufen, die keine Ahnung hatten, aber ihr Angebot war zu gut. Ich trickste sie aus, indem ich ihnen die Werke überließ, mit denen ich nicht zufrieden war, weil sie Fehler aufwiesen. Das Einzige, was mich störte, war, dass die Anzahl an den Silbervögeln zunahm, sobald ich draußen bei meinen Brennöfen saß, sowie die Besuche von Ringo. Sie beobachtete mich, wenn ich werkelte und sprach dabei leise in ihren Scouter. Ich wusste es damals nicht, aber für diese Forscher waren meine Töpferware sehr wertvoll, weil sie zu einer fremden Kultur gehörten und niemand bei ihnen so etwas herstellen konnte. Einige Forscher verkauften sie sogar teuer an interessierte Sammler weiter. Ich ahnte damals nichts von ihrem Wert, sondern war nur stolz darauf, dass ich ebenfalls Nahrung zu den Rationen beitragen konnte, obwohl ich kein Jäger oder Sammler war. Es trug zu meiner Position im Stamm bei. Dank meinen Tontöpfen konnte man Vorräte sicher lagern, ich leistete einen wichtigen Anteil an der Nahrungsbeschaffung, zudem gab ich den Saiyajins eine Erinnerung an die verlorene Heimat Sadal zurück.   Obwohl die Saiyajins keine Schrift besaßen, so konnten wir durch Bilder, Farben und Symbole kommunizieren: dies war eine Sprache, die ein Scouter nicht übersetzen konnte. Damit konnten wir unsere Geschichte bewahren und Botschaften aussenden, ohne von den Forschern beobachtet und beurteilt zu werden. Ich bemalte die Höhlen der Saiyajins, die sich meine Arbeit leisten konnte, sowie die Versammlungshalle, wie Vegeta es mir befohlen hatte. Monatelang war ich beschäftigt und wurde dabei manchmal von neugierigen Saiyajins beobachtet, die von mir lernen wollten.  Einige ließ ich prüfen, indem sie mit Holzkohle etwas auf Felsenwände produzieren sollten, aber kaum einer besaß ein Talent, dass ich für würdig genug für meine Ausbildung empfand. Talentlose Stümper…nur weil etwas von einem Meister leicht aussieht, bedeutet es nicht, dass es leicht nachzumachen ist. Das gilt nicht nur fürs Kämpfen. Ich konnte nicht gleichzeitig arbeiten und talentlose Schüler ausbilden, aber eine Hilfe brauchte ich dennoch und sei es wenigstens für die frische Zubereitung der Farben oder zum Lehm-Sammeln. Auf meine Anfrage, die ich während einer Versammlung stellte, meldete sich ausgerechnet Ninka hastig winkend, die auf mich dadurch einen etwas übereifrigen Eindruck machte. Nicht gerade der Typ Saiyajin, mit dem ich gut auskam, aber ich hatte keine andere Wahl. Also nutzte ich ihre jugendliche Energie, indem ich sie oft auf Besorgungen schickte. Sie sammelte meine Zutaten ein, mischte Farben, bewachte das Feuer im Brennofen oder lieferte Ware aus, aber das war ihr nicht genug. In ihrer Freizeit versteckte sie sich in einer dunklen Ecke, um mich bei meiner Arbeit zu beobachten. Ich glaube, dieser Widerspruch, ein künstlerischer Saiyajin, der mit seinen Händen etwas erschuf anstatt zerstörte, war es, der sie so anzog und faszinierte. In ihrem Stamm erschufen nur die Frauen und deren Produkte waren einfach und zweckmäßig gehalten. Etwas Schönes mir den Händen zu erschaffen…kein Mann außer mir war dazu in der Lage. Weil sie von mir lernen wollte und mich nicht in Ruhe ließ, brachte ich ihr die ersten Schritte im Töpfern bei. Sie sollte mir zuerst zeigen, wie sie einfache Gefäße sauber herstellte, bevor ich sie in die komplizierteren Schritte einwies und ihr meine gut gehüteten Geheimnisse verriet. Eben zeigte ich ihr die ersten Schritte, um eine anständige Zeichnung an die Wand zu werfen: Von Schattierung und Perspektive hatte sie nie zuvor gehört. Ihre ersten Versuche waren ungeschickt, aber hartnäckig blieb sie dran. Ich half ihr nicht, ließ ihr Zeit zum Probieren und Experimentieren.   Ninka verbrachte dadurch natürlich viel Zeit in meiner Höhle und war ständig in meiner Nähe. Das führte zu einigen Missverständen. Manche Saiyajins, die uns sahen, glaubten, da wäre mehr am Laufen und eh ich mich versah, bekam ich eines Tages Besuch von einem hochgewachsenen, kräftigen Kurosaru mit strubbeligem, kurzem Haar und misstrauischen Blick.   „Kann ich helfen?“ fragte Palantay den grimmigen, fremden Mann, der da im Eingang seiner Werkstatt stand und bislang kein Wort gesprochen hatte. Stattdessen hatte jener die Arme vor der Brust verschränkt und sah sich arrogant in der Höhle um. Er trug nur einen Lederschurz, sowie geflochtene Sandalen. Sein Körper zeigte die sehnigen Muskeln und sonnengetönte Haut eines Mannes, der jeden Tag unterwegs war. Um den Hals hing eine Schnur mit einem durchbohrten, schwarzen Stein. An einer Kordel, die er um die Hüfte geschlungen hatte, waren zwei Lederbeutelchen angeknotet, sowie ein längeres Feuersteinmesser. Das Messer war ein Hinweis, dass der Mann ein Jäger war, der ein Werkzeug zum Ausnehmen seiner Beute brauchte. Außerdem trug er ein Stirnband, welches sowohl verhinderte, dass Haare oder Schweiß störend ins Auge fielen als auch vor der blendenden Sonne schützte; Dinge, welche man während der Jagd nicht brauchen konnte. Die alten Narben auf der Brust und den Armen zeigten einem geübten Beobachter, dass er sich wehren konnte, sei es gegen wilde Tiere oder Saiyajins. Palantay ging auf ihn zu und bemerkte, wie er zum hochgewachsenen Saiyajin aufschauen musste. „Ich bin Karotto“ stellte sich der Mann vor, das Gesicht immer noch eine grimmige Miene, mit misstrauisch zusammen gezogenen Augenbrauen, die Arme vor der Brust verschränkt. Abwertend sah er auf den kleineren, schmächtigeren Mann herab. „Ich bin Palantay“ erklärte der Künstler, ohne sich von den kritischen Blicken stören zu lassen. Fragend sah er den Eindringling nach dem Grund seiner Anwesenheit an. Karotto sagte zuerst nichts, sondern sah Palantay nur bedeutsam mit hochgezogener Augenbraue an. Der wusste nicht, worauf der Saiyajin anspielte, weshalb der Jäger zur Erklärung grunzte. „Ich bin Ninkas großer Bruder.“ Palantay nickte wohlwollend, wusste aber immer noch nicht, worauf der Mann hinauswollte. „Ich habe gehört, du umwirbst meine Schwester?“ Palantay sah ihn erschrocken mit aufgerissenen Augen an. WAS?! Wer verbreitete denn diesen Unsinn?! Karotto sprach ungerührt weiter, während der blauhaarige Saiyajin wie erstarrt war. „Tse, du hast kein Benehmen, dass du dich nicht mal mir vorstellst. Darum bin ich persönlich hier. Ich wollte wissen, ob du überhaupt für sie sorgen kannst. So ein schmales Bürschchen wie du, naja, verdient er eine Frau wie sie? Aber das sieht hier besser aus als gedacht. Hätte nicht gedacht, dass man mit Töpferkram so viel raushauen kann. Sieht so aus, als könntest du gut für ein Weib und viele Kinder sorgen…“ sprach Karotto. „Moment, Moment!“ Palantay hob abwehrend die Hände. Er wollte sich nicht gegen seinen Willen verkuppeln lassen oder ein Weib aufgedrängt bekommen. „Hier liegt ein Irrtum vor: Ninka ist meine Gehilfen, mehr nicht. Da läuft nichts zwischen uns. Und überhaupt, was soll das heißen? Bürschchen? Jemand wie ich? Was glaubst du eigentlich, mit wem du sprichst?“ Palantays Augen funkelten erzürnt auf.  „Ich bin Palantay, einer der wenigen Erschaffenden unseres Volkes. Ich bin der beste Gestalter in meinem Fach. Von mir stammen die Wandmalereien in der Versammlungshalle, um die mich Vegeta persönlich gebeten hat. Also mehr Respekt vor mir, wenn du in mein Revier eintrittst!“ Er baute sich vor Karotto auf, so gut es trotz der kleineren Größe ging. Obwohl er schmaler und schwächer war, wich er nicht zurück. Die Stimmung wurde eisig. Karotto hatte Palantay unwissentlich beleidigt und wie alle Saiyajins hielt auch Palantay viel von seiner Ehre. Er war stolz auf seine unerreichbaren Fähigkeiten und ließ sich von niemanden als gering behandeln.  Würde Palantay dies zulassen, würde er sich selbst in eine niedrigere Position in der Hierarchie des Stammes stellen und seine eigene Arbeit, die ihn doch bis dorthin gebracht hatte, geringschätzen. Das ließ der Aosaru-Saiyajin nicht zu. Dass man Palantay für einen unmännlichen, unfähigen Wicht hielt, fand der Saiyajin dabei weniger schlimmer, als ihm eine Affäre mit Ninka anzudichten. Keine Ahnung, wie man darauf kam, dass er Interesse an so einer Göre hatte? Nur weil es so wenig Frauen im Stamm gab? Das musste ja nicht gleich bedeuten, dass er jedem Rock hinterherlief, wie es andere unkultivierten, unkontrollierte, grobe Kerle taten…solche Typen wie Karotto, der wohl deswegen diese falsche Idee von Palantays und Ninkas Beziehung hatte. „Jetzt hör mal zu, du grober Klotz, es gibt tatsächlich Männer in diesem Stamm, die sich beherrschen können. Dazu gehöre ich! Ich fasse doch kein Kind an“ schrie er dem großgewachsenen Saiyajin entrüstet an. Der wich, überrascht von der Aggression und Lautstärke, etwas zurück. „Sie ist aber kein Kind…“ versuchte er sein Misstrauen zu rechtfertigen, was aber nichts brachte. „Für dich vielleicht nicht, aber für mich ist jemand so Naives eindeutig immer noch ein Kind. Ganz egal, ob sie geschlechtsreif und aufgeklärt ist oder nicht. Ich habe kein Interesse an halbe Kinder, ich bevorzuge Frauen. Richtige Frauen “ erklärte Palantay und machte wellenförmige Bewegungen vor seinem Körper, um darauf hinzudeuten, dass Ninka dagegen recht mager war. Er konnte nicht glauben, dass er so einer Dumpfbacke das erklären musste. Jeder andere vom Stamm der Aosaru wusste es besser und kannte Palantays bevorzugten Typ, denn diese erinnerten sich noch an Palantays verstorbene Freundinnen. Chaya, Elery, Sabi…alles Frauen mit den gewissen Proportionen sowie einem scharfen Intellekt. Angesichts dessen erschien Ninka immer noch kindisch mit ihrer mageren Gestalt und dem offenen, ehrlichen Gesicht.  Doch für die Saiyajins der anderen Stämme wirkte der dünnere Saiyajin so unmännlich, dass es vorstellbar war, dass er sich eine ebenso schwache Frau aussuchen würde. Dass es anderseits Frauen gab, die seine sensible Seite zu schätzen wusste, war für diese Männer mit ihren Vorurteilen unvorstellbar. Viele Frauen kamen zu Palantay und baten um besonders angefertigte Dinge, die er mit ihnen im Detail besprach. Dabei waren seine Aufmerksamkeit, sein Interesse und die Abwesenheit von lüsternen Blicken eine erfrischende Ablenkung zu den üblichen unsensiblen Machos. Karotto hatte keine Ahnung, dass Palantay oft flirtende Angebote erhielt, was manchmal zu einer geheimen, privaten Nacht führte. Er prahlte bloß nicht damit herum, damit keiner der grobschlächtigen Brutalos ihn aus Eifersucht zu einem Tatakai herausforderten. Er war ja nicht blöd, er kannte seine geringe Körperkraft. Damit hatte er keine Chance gegen einen Krieger. Beruhigend-ergebend hob Karotto seine Hände, der seinen voreiligen Fehler nun erkannte. „Ninka schwärmt immer so sehr von dir, daher dachte ich…“ rechtfertigte er sich. Er wollte doch nur ein Auge auf seine kleine Schwester haben. Palantay, der ebenfalls ein großer Bruder war, verstand seine Fürsorge und atmete tief durch. Trotzdem wollte er eine Sache richtigstellen. „Ich dachte, ihr Kurosaru habt kapiert, dass man nicht nur Krieger und Jäger in einem Stamm braucht, wenn man überleben will“ kritisierte er Karottos Vorurteil gegen schwächere Männer, die laut ihm nicht in der Lage waren, eine Familie zu ernähren. Dieser kratzte sich beschämt den Hinterkopf. Er erinnerte sich an seine Töpfe, die er bei Palantay bestellt hatte und die trotz hohem Preis die besten waren. Die zwei Konkurrenten, die ebenfalls versuchten, zu töpfern, waren nicht in der Lage, so stabiles Töpferwerk herzustellen wie er. „Palantay, ist alles in Ordnung? Es ist so laut“ Topina kletterte vom oberen Stockwerk herab. „Ja, nur ein Missverständnis“ tat Palantay die Sache schnell ab und rieb sich müde über die Stirn, bevor er sich an Karotto wandte. Der konnte seit Topinas Ankunft nicht den Blick von ihr abwenden und sah die hübsche Frau bewundernd an. „Hey, Blick hier her“ Palantay schnipste ungeduldig vor dessen Augen, damit der Mann sich wieder auf ihn konzertierte. „Noch mal, zur Wiederholung: Ninka ist NUR meine Schülerin. Da läuft NICHTS zwischen uns“ der feste Blick und der abwesende Geruch eines nervösen Lügners überzeugten den Jäger von Palantays Worten. Topina lachte amüsiert auf, als sie erkannte, warum ihr Cousin so schlecht gelaunt war. „Ach, Palantay, bist du dir sicher?“ fragte sie ihn giggelnd. „Es gibt nicht viele Frauen, die so fasziniert von deinen Händen sind, dass sie dir ständig beim Arbeiten zusehen. Vielleicht will sie, dass du nicht nur ihren Ton knetest“ machte sie schmutzige Andeutungen. Sie zwinkerte dabei und genoss, wie Palantay rot wurde. Topina lachte amüsiert laut auf. Sie liebte es, ihren Cousin zu necken. Sie bemerkte nicht, wie verzaubert Karotto sie ansah.  Noch nie hatte er so einen herrlichen Klang wie ihr Lachen gehört. Dann erhielt er auch noch das Glück ihrer Aufmerksamkeit, als sie sich zu ihm wandte und fragte: „Du scheinst nicht viel im Dorf zu sein, wenn du den „Großen Palantay“ nicht kennst?“ Sie neckte indirekt den Stolz ihres Cousins, der jedes Mal selbstverliebt seine Arbeiten in der Versammlungshalle betrachtete. „Ich bin viel unterwegs“ stammelte Karotto und kratzte sich verlegen die Wange. „Meistens bin ich draußen bei den Jagdgründen. Ich jage nachts und bringe in der Früh die Beute heim. Tagsüber schlafe ich dann“ erklärte er seinen Tagesablauf. Das war einer der Gründe, warum Karotto noch nicht mit allen Dorfbewohnern bekannt war. Ein anderer bestand in seiner selbstverursachten Isolation: Karotto hatte seine Höhle in Nachbarschaft zu andere Kurosaru-Saiyajins gebaut. Er bevorzugte die Nähe zu den Stammesmitglieder, die er seit Kindheit kannte. Von den Blauschöpfen hatte er sich argwöhnisch zurückgehalten und nur Kontakt gesucht, wenn es nicht anders ging. Darum hatte er Ninka für die Besorgungen vorgeschickt und bislang hatte er auch keinen Heiler gebraucht, weshalb er nie auf Topina getroffen war. Topina, die hübsche Heilerin, die Vertreterin der Blauschöpfe…gehört hatte er schon vor ihr und aus der Ferne hatte er sie natürlich auch gesehen. Es gab Gerüchte, dass Vegeta an ihr Interesse hatte. Nun, wo er direkt vor ihr stand, konnte er das verstehen: sie war eine schöne Frau. Die großen, blauen Augen erinnerten ihn an einen See, den er damals auf Sadal gerne besucht hatte. Ihre Gesichtszüge wirkten fein und zierlich, die Haut wirkte wie heller, glatter Stein. Die rosa Lippen waren zu einem freundlichen, einladenden Lächeln verzogen, bei dem er sich sofort wohl fühlte. Ihre seidigen, hellblaue Haare waren zu einem Zopf geflochten, aus dem sich einige Strähnen gelöst hatten und ihr Gesicht umrahmten. Im Gegensatz zu den anderen Frauen trug sie einen relativ langen Rock, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, während ihre Oberweite von einer verzierten Weste bedeckt wurde. Karotto konnte nicht verhindern, einen Stich der Eifersucht zu verspüren bei dem Gedanken, dass er sich dieser bezaubernden Frau nicht nähern durfte. Anderseits war sie frei und ungebunden und damit hatte Vegeta kein Recht, über sie zu verfügen. Er rief sich innerlich zur Besinnung und verbeugte sich knapp, sowohl vor ihr als auch Palantay. „Bitte entschuldigt die Störung. Ich habe voreilig gehandelt“ entschuldigte er sich für sein Eindringen. Palantay nickte zustimmend, während Topina alles mit Humor sah. „Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“ bot sie ihm an. Sie wollte die Chance nutzen, damit man sich besser kennen lernte. Immerhin war seine Schwester die Assistentin von Palantay, die beiden verbrachten viel Zeit miteinander. Die Gerüchte könnten zunehmen. Ninka selbst war die Sache bestimmt auch peinlich, wenn sie davon erfuhr: bevor die Stimmung komisch wurde, sollten sich die Männer vertragen. Karotto zögerte, schüttelte aber letztendlich den Kopf. „Ein anderes Mal…dann kann ich etwas mitbringen“ wich er der Einladung aus. „Gut, dann komm in drei Tagen zur Abendzeit. Bring Ninka mit für ein gemeinsames Essen“ befahl Topina und gab dem Jäger damit keine Fluchtmöglichkeit. Wollte er sie nicht beleidigen, musste er ihr Angebot annehmen. Er nickte und verließ schnell die Höhle. Schnell machte er sich auf den Weg zu seiner eigenen Wohnstätte. Mit Unbehagen dachte Karotto, was Vegeta wohl dazu sagen würde, wenn er von der Einladung erfuhr. Aber Topina war eine freie Frau: sie konnte einladen, wen sie wollte. Karotto wusste aber: wenn der besitzergreifende, eifersüchtige Vegeta davon erfuhr, wie ein alleinstehender Saiyajin von seiner begehrten Frau zum Essen in ihre Privaträume eingeladen wurde,  könnte das schmerzhaften Trubel für besagten „Alleinstehenden Saiyajin“ bringen. Karotto kannte seinen Stand; er war zwar nicht der Stärkste im Dorf, aber auch nicht schwach. Er war einer der Hauptversorger für Fleisch, einer der besten Jäger und manchmal sogar erfolgreicher als Vegeta. Karotto war mit seiner Position zufrieden und strebte nicht nach Höherem. All die nervigen Dinge, um die sich Vegeta und der Rat kümmern mussten…das war nicht sein Ding. Er mochte die Herausforderung der Jagd und des Kämpfens mit seinen Stammesbrüder, er liebte gutes Essen und besaß eine hübsche Höhle mit einem weichen Bett. Ab und zu erhörte ihn auch eine Frau, was zu gutem Sex führte…was wollte ein Mann mehr?! Karotto hatte es bislang geschafft zu überleben, weil er seine Gier unter Kontrolle hielt. Nicht so wie die armen Wichte, die einst gegen Vegetas Befehl gehandelt hatten und das Aosaru-Dorf überfallen hatten. Sie hatten ihre Gier mit dem Tod bezahlt. Gier hatte ihren ganzen Planeten zu Grunde gerichtet. Als guter Jäger wusste Karotto wie wichtig es war, der Natur nicht mehr zu nehmen, als sie entbehren konnte. Nein, Karotto war schlauer und blieb bescheiden. Aber er musste zugeben…Topina war die erste Frau, bei dem es ihn verlockte, sich für sie in einem Tatakai zu streiten. Allerdings wäre sein Gegner dann Vegeta…hm, eine schwierige Situation. Karotto erreichte seine Höhle und rief nach Ninka, seiner kleinen Schwester. Diese kletterte aus dem oberen Stockwerk herab. Sie wischte ihre Hände an ihrem Rock ab, wodurch sie schwarzen Flecken darauf hinterließ. Anscheinend hatte sie wieder in ihrem Zimmer das Malen mit Holzkreide geübt. Mittlerweile sahen ihre Höhlenwänden mehr Schwarz als Rotbraun aus, weil Ninka auf jeder freien Fläche übte. Aus dem unsicheren, zittrigen Strichen waren dadurch allmählich erkennbare Formen geworden. „Was gibst?“ fragte sie ihn. „Das Abendessen ist noch nicht fertig.“ Verlegen rieb sich Karotto den Nacken, bis er es in einem schnellen Satz ausspuckte. „Wir sind in drei Tagen zum Essen bei Palantay und Topina eingeladen.“ Ninka blinzelte überrascht, lächelte zuerst erfreut, wurde dann aber bleich. „Was hast du getan?“ fragte sie mit erstickter Stimme und sah ihren großen Bruder strafend an. „Warum „wir“? Du warst also bei Palantay? Bitte sag mir, dass du dich NICHT peinlich aufgeführt hast?“ fragte sie in hoher Tonlage. Ihren vorwurfsvollen Blicken ausweichend, sah er zur Seite. Er konnte nicht verhindern, dass er beschämt rot wurde. Ninka schrie auf, da sie sein Schweigen richtig als Geständnis ansah. „Ich kann nicht glauben, wie du peinlich du bist. Jetzt wird die Stimmung komisch zwischen uns. Ausgerechnet jetzt, wo er sich allmählich an mich gewöhnt hat und locker geworden ist…“ lamentierte sie laut. „Na, tschuldige, ich dachte wirklich, da läuft was zwischen euch, so wie du für ihn schwärmst. Ständig heißt es „Palantay kann dies, er kann das, er ist so geschickt“. Da dachte ich halt..“ versuchte Karotto sich zu rechtfertigen. „Ja, ich schwärme für ihn. Aber er sieht mich immer noch als Kind an“ verbesserte Ninka ihn, während sie frustriert mit dem Fuß aufstampfte. Sofort wurde sie durch ihre eignen Worte traurig; erinnerten sie diese doch an ihr Problem: sie mochte Palantay, sie fand ihn toll. Aber er sah sie nicht als Frau an, sondern als geschlechtsloses Wesen, als reine Arbeitshilfe. Selten zeigte er ihr ein zufriedenes Lächeln, war dagegen oft mürrisch und kurzangebunden. Ninka hatte sich informiert und herausgefunden, dass Palantay in seinem Leben sehr viel Verlust erlitten hatte und deswegen sehr verschlossen war. Er taute nur bei seiner Familie und den Mitgliedern seines Stammes auf.  Aber dank ihrer Hartnäckigkeit schien er ihr auch langsam zu vertrauen: sein Tonfall war freundlicher geworden, sein Benehmen netter. Manchmal erzählte er ihr Privates und beantwortete ihre Fragen. Ninka hatte die Hoffnung gehabt, allmählich akzeptiert zu werden, aber dann…dann musste ihr Bruder sich ja einmischen. Was würde Palantay jetzt von ihr denken? Ninka bis sich auf die Lippen und rieb sich eilig über die tränenden Augen. „Es ist ein gemeinsames Abendessen, mehr nicht“ versuchte Karotto sie zu beschwichtigen. „Ich werde später auf die Jagd gehen, damit wir was Tolles mitbringen können. Während des Essens bleibe ich höflich, wir lernen uns kennen und das war’s…ich werde nie wieder so bei ihm auftauchen. Ich misch mich nicht mehr ein!“ „Das will ich dir auch raten“ zischte Ninka bedrohlich.   Drei Tage später, besuchten Ninka und Karotto die Höhle von Palantay und Topina. Sie brachten als Gastgeschenk zwei zugedeckte, dampfende Töpfe mit. In der mittleren Etage der mehrgeschossigen Höhle wurden sie empfangen. Auf dem Tisch stapelte sich eine Auswahl an verschiedenen Speisen, um die Gäste großzügig zu bewirten. Bei der Menge und dem feinen Geschirr, welches ganz weiß und mit feinen, grünen Ranken bemalt war, bekam Karotto das Gefühl, als sollte er damit beeindruckt werden: als wollte Palantay seine Stellung beweisen. Wer sonst könnte so feines Geschirr, so gute Speisen auftragen? Selbst Vegeta hatte nicht so feine Töpferware im Besitz oder so eine schöne Höhle. Die Wände in diesem privaten Teil der Höhle waren sorgfältig in buten Farben bemalt und bezeugten Palantays Können. Karotto verglich es unweigerlich mit dem Gekritzel seiner Schwester und erkannte nun den Unterschied zwischen Anfänger und Meister. Hier gab es kein Raten; er erkannte sofort, was der Künstler bezweckte.  Palantay hatte die Landschaft seiner Kindheit gemalt und erweckte ein Bild von der Schönheit Sadals. Bei Ansicht der schneebedeckten Berge, geheimnisvollen Nebellandschaften, aus denen grüne Bäume und blauen Seen ragten, erhielt Karotto die Illusion, er könnte den Nebel aufsteigen spüren, als rieche er die Berge. Das war also der Unterschied! Kein Wunder, dass Palantay so stolz auf sein Können war. Aber nicht nur die Umgebung und das Abendessen beeindruckten den Kurosaru. Sein Blick fiel immer wieder bewundernd auf die schöne Frau, die ihm fleißig Essen auftat. Topina hatte sich zu Feier des Abends fein herausgeputzt und trug eine Ledertunika, die sorgfältig gegerbt, gebleicht und gefettet worden war. Dadurch erschien sie fast weiß und war besonders weich und anschmiegsam. Ihre hellblauen Haare, die sie offen trug, leuchteten dadurch noch mehr, ebenso der gewundene Schweif um die Taille und ihre blauen Augen. Sie bemühte sich um rege Gespräche und lockerte die Stimmung auf. Dank ihr gab es kaum peinliche, unbehagliche Pausen. Wie von ihr geplant, lernten sich Palantay und Karotto besser kennen. Wie von Ninka erhofft, wurde die Stimmung intimer-persönlicher. Am Ende des Abendessens waren beide Frauen zufrieden mit dem Ergebnis, während die Männer ihren Argwohn gegeneinander beendet hatten.   Dieses Abendessen war für mich ein Beispiel dafür, wie ich die Vorurteile einiger Saiyajins bezwang. Gut, zugegeben, es war vor allem Topina und Ninka zu verdanken, dass ich nicht in meiner Arbeit versank. Ohne sie hätte ich kein Sozialleben gehabt. Topina zwang mich, zu den Versammlungen zu gehen, ungeachtet ob die besprochenen Themen mich interessierten oder nicht. Aber dadurch kam ich aus der Höhle und traf andere Saiyajins. Diese trauten sich dann, auf mich zuzugehen, weil ich nicht von der Arbeit abgelenkt war. Durch Ninka lernte ich ihren Bruder und durch ihn andere Kurosaru-Saiyajins näher kennen. Karotto lud mich als Entschuldigung zu einigen Abendessen mit seinen Stammesbrüdern ein, darüber war ich, als Aosaru, geschmeichelt. Eine solche Einladung, eine solche Ehre, lehnte man nicht ab. Ich war der einzige Aosaru, der bei solchen privaten Veranstaltungen dabei war; der Rest bestand vorranging aus den schwarzhaarigen Saiyajins, hauptsächlich Krieger und Jäger, die Elite des Stammes. Die Irritation am ersten Abend, als ausgerechnet ich zu ihnen trat, legte sich schnell und ich wurde ein Teil der Gruppe. Auf diese Weise traf ich abends öfters auch auf Vegeta. Er war in dieser Feierabendstimmung manchmal ein anderer: entspannter, offener als Vegeta der Anführer, der auf Versammlungen sprach und Befehle erteilte.. Ich lernte eine neue Seite an ihn kennen. Dennoch behandelten ihn seine Freunde stets respektvoller als andere. Mit uns sprach er vertrauliche Dinge an, darunter das Misstrauen, welches er für die Tsufurujins hegte.  Als er erfuhr, dass ich unfreiwillig die Tsufurujin-Sprache besser verstand als andere, da ich stets Topinas lauten Wiederholungen zuhörte, bat er mich, ihnen privat Unterricht zu geben. Bislang waren die Männer zu beschäftigt gewesen, um bei Topinas Unterricht zu erscheinen oder hatten sich teils aus Stolz geweigert, die fremde Sprache zu lernen. Doch wie Topina sah Vegeta einen Nachteil darin, dass wir die Fremden nicht verstehen konnten, diese umgekehrt dagegen die Saiyajins. Seine Idee war es zuerst gewesen, anhand der saiyanischen Bilderschrift heimlich Botschaften auszutauschen. Doch die Bilder wiesen das Problem der Interpretation auf: nicht für jeden war die Botschaft klar erkennbar. Das lag daran, weil die Stämme teilweise andere Symboliken und Farben verwendeten. Die Saiyajins waren immer noch nicht EIN Volk; die lange Trennung untereinander hatte zu Unterschieden im Äußeren wie Inneren geführt. Also versammelten wir uns jeden zweiten Abend in einer Höhle unter dem Vorwand, gemeinsam zu essen. Das taten wir zwar auch, aber vor allem ging es darum, unbeobachtet die fremde Sprache zu lernen. Es war ein weiterer Akt des heimlichen Widerstands gegen die Tsufurujins und ich fühlte mich stolz, ein Teil davon zu sein. Ich ahnte nicht, welch wichtige Rolle ich noch im Aufstieg der Saiyajins spielen würde.         Kapitel 12: Verletzte Gefühle ----------------------------- Mit dem dritten Jahr auf Plant begann für uns Saiyajin eine entspannte Zeit. Unser Dorf war final aufgebaut, die Regeln waren eingebläut, jeder kannte seine Aufgaben. Es gab keinen Streit unter uns. Wir hatten uns an die fremden Wesen und Landschaft gewöhnt. Selbst die Besuche der tsufurianischen Forscher ertrugen wir gleichmütiger. Diese Strukturen gaben uns Sicherheit und Halt, nach den anstrengenden, unsicheren Jahren davor. Es begann eine Zeit der Freude und Entspannung. Die Überlebenden waren an die neuen Bedingungen des Planeten gewöhnt und endlich kam Nachwuchs. Unser Volk wuchs wieder, anstatt weniger zu werden. Das schönste war, dass es keine hungrigen Kinder mehr gab, nur noch lachende. Die Zukunft der Saiyajins schien sicher zu sein. Sogar meine kleine Schwester Zucchi wurde schwanger. Zwar hatte sie dem Vater ihres Kindes noch nicht den Sarang-Schwur versprochen, aber sie war in seine Höhle gezogen. Seine kleine Familie, bestehend aus seinen Eltern und zwei Brüdern mit deren Partnerinnen, hatte sie willkommen geheißen. Ich freute mich für meine Schwester. Gleichzeitig fühlte ich mich dadurch von ihr entfremdet. Wir sahen uns seltener und führten unser eigenes Leben. Sie war nun Teil einer anderen Familie. Ihr Kind würde die schwarzen Haare seines Vaters erben, sowie den braunen Schweif. Innerlich erschien es mir wie ein Verrat an unserem kleinen verlorenen Stamm der Aosaru, obwohl ich wusste, wie unfair es war. Schließlich gab es kaum noch jemanden von unserem Stamm. Was sollte also dieser unsinnige Snobismus? Ich denke, es war Einsamkeit und Neid auf das, was sie hatte. Meine Eltern waren tot, ebenso meine Kinder und Gefährtinnen, meine Schwester aus dem Haus…diese unnormale Ruhe war unheimlich. Topina war immer noch meine Mitbewohnerin.  Aber wir waren beide waren stets den ganzen Tag beschäftigt und sahen uns selten, nur zum Frühstück und zur Abendzeit. Topina befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem persönlichen Dilemma. Sie litt an leichtem Liebeskummer. Grund dafür war Vegeta, unser Stammesanführer. Wie im vergangenen Jahr mit ihr abgesprochen, hatte er in seiner Werbung um sie pausiert. Topina hatte ihm damals gesagt, dass sie erst ihr Leben ordnen wollte, bevor sie an Familiengründung dachte. Im vergangenen Jahr war sie schwer beschäftigt gewesen. Aber während sie zölibatär gelebt und sich nicht auf einen Mann eingelassen hatte, hatte Vegeta nicht auf sein Vergnügen verzichtet. Als starker, junger Saiyajin umschwärmten ihn die Frauen. Er schlief selten allein, im Gegenteil. Da er sich nie an einer Sarang-gebundenen Frau vergriff, wurde die Ordnung gewahrt. Mehr noch, es wurde sogar unterstützt, denn schließlich mussten wir Saiyajins uns dringend vermehren. Starke Männer versprachen starke Kinder. Ich muss deswegen nicht ausführen, WIE die Saiyajins ihre Nächte und ihre Freizeit am liebsten verbrachten. Nur so viel: es sorgte für regelmäßige Schwangerschaften, mit unterschiedlichen Verbindungen. Viele Kinder hatten oft nicht den gleichen Vater, was niemanden kümmerte. In der Gemeinschaft des kleinen Dorfes wuchsen alle zusammen auf. Für Topina war es dagegen ein Schlag ins Gesicht: Vegeta konnte also nicht auf sie warten?! Sie war austauschbar?! Sie war schon einmal von einem Mann so rüde behandelt worden. (Ich erinnere an Cress, den eingebildeten Kinsaru, der sich ebenfalls nicht auf eine exklusive Bindung einlassen wollte) Ihr Stolz war verletzt. Darum nahm sie sich vor, auf Abstand zu Vegeta zu gehen. Sie unterdrückte jede Neigung, die sie zu diesem Mann verspürt hatte und lenkte sich mit ihrer Arbeit ab, um nicht mehr eifersüchtig zu sein. Wenn sie sah, wie die Frauen Vegeta umringten, drehte sie sich sofort weg. Sie fing sogar an, Vegetas Befehle zu ignorieren und schickte stattdessen, wenn er nach einem Heiler verlangte, einen ihrer Schüler hin. In den Ratssitzungen setzte sie sich so weit fort von ihm, wie es möglich war. Sie plante, die Zeit als ihren Verbündeten zu nutzen: irgendwann würde der Schmerz weniger werden und sie würde einen anderen, besseren Mann finden. Vegeta, diesem unsensiblen Mann, schien die neue Distanz noch nicht mal aufzufallen. Vielleicht verließ er sich zu viel auf seine Stellung als Stärkster; als Alpha der Gruppe: angesichts all der Lobhudelei der anderen Saiyajins, konnte er sich nicht vorstellen, dass Topina sich einem Mann zuwenden könnte.   Unsere Nachbarn und Freunde forderten Topina und mich abends oft zum gemeinsamen Abendessen und Feiern auf.  Natürlich nahmen wir die Einladungen an, aber oft gingen wir früh zu Bett, mit der Ausrede, am nächsten Tag hart arbeiten zu müssen. Dabei wäre es eigentlich nicht nötig: wir verdienten genug. Aber es war die Ablenkung, die uns guttat und uns vom Grübeln ablenkte. Doch irgendwann wurden unsere Freunde strenger zu uns. Sie sorgten sich und wollten nicht, dass wir zu Außenseiter wurden. Zwei junge, gutaussehende Saiyajins, die sich so abschotteten, anstatt das Leben zu genießen…das wirkte merkwürdig. Ninka, meine Schülerin, war dabei besonders besorgt und fasste einen Plan. Sie und ihr älterer Bruder Karotto fingen verstärkt an, uns einzuladen. Wenn abends unser Tagwerk erledigt war, lud Ninka uns zum Mitgehen ein. Sie, eine gesellige Kurosaru, die mit jedem ins Gespräch kam, wusste immer, wo gerade etwas stattfand: Höhlen, wo gerade musiziert oder wo Geschichten erzählt oder wo gut gekocht wurde. Auch in der Mittagszeit kam sie und überredete uns zu Spaziergängen oder zum Abhängen und Entspannen am Wasserloch, wo auch andere Saiyajins pausierten. Ein Nein ließ sie nie gelten. Wir wurden schließlich ein Vierergespann, dass überall zusammen auftauchte. Ninkas positive Art holte mich aus meinem eigenbrötlerischen Loch heraus. Karotto, der ruhige, entspannte Kurosaru, der stets aufmerksam Topinas Ausführungen lauschte, hatte eine ähnliche Wirkung auf meine Cousine. Sie erzählte mir im Privaten, wie überrascht sie von seinen klugen Ansichten war. Sie genoss seine Aufmerksamkeit, während er sie stets höflich und zuvorkommend behandelte. Sie fing an, ihn mit neuen Augen zu sehen und bemerkte seine körperlichen Vorzüge. Karotto war ein gutaussehender, starker Mann, ähnlich wie Vegeta. Aber während der Anführer häufig streng und unnachgiebig agierte, um den Stamm zu zügeln, so zeigte Karotto ein warmherziges Verhalten. Er war ein guter Zuhörer und half gerne aus, ohne sich aber ausnutzen zu lassen. Hinter seiner ruhigen Art verstecke sich ein nachdenklicher Geist. Karotto war kein Einzelfall in der Familie der Kurosaru: es gab viele, die auf ähnliche Weise feinfühlig waren. Sie zeigten dies nur im Privaten, selten in der Öffentlichkeit. In ihrem Stamm galt Sensibilität als Schwäche und solche wurde nicht toleriert. Trotzdem wagte es niemand, sich über Karotto lustig zu machen, der zu den Stärksten der Saiyajins gehörte. Während man Karotto stets gerne sah, ging man Vegeta lieber aus dem Weg. Man wusste bei seinem Anblick, dass es gleich Arbeit gab, weil er irgendeine Aufgabe für einen hatte. Vegeta konnte Müßiggang und Faulheit nicht leiden: wenn einer nichts zu tun hatte, konnte er wenigstens trainieren, um stärker zu werden.   Im Verlauf des dritten Jahres führte unser neuer Blickwinkel auf die Geschwister dazu, dass wir öfters getrennt etwas unternahmen: Karotto nahm Topina auf seine Wanderungen mit, zeigte ihr die Umgebung.  Ich war dann allein mit Ninka und intensivierte den Unterricht. Mittlerweile war sie eine gute Töpferin geworden, was mich beeindruckte. Als Folge kamen wir uns näher. Doch sie war meine Schülerin, einige Jahre jünger als ich und eine Kurosaru: obwohl sie eine erwachsene, schöne Frau war, blieb ich immer noch auf Abstand. Eine gewisse Grenze wurde nie überschritten, obwohl sie mich mehrmals dazu einlud. Aber ich hatte einst großspurig ihrem Bruder verkündet, dass ich sie nicht anziehend fand und niemals ungebührlich berühren wollte…mein Stolz sorgte ebenfalls dafür, dass ich zurückweisend blieb. Es war eine Qual: ich träumte nachts von ihr und wollte bei ihr liegen. Ich ahnte, ich beging einen Fehler in meinem Trotz. Sollte ich es wagen?   Ein Wendepunkt in unserer Beziehung war der Tod meiner kleinen Schwester Zucchi: ihre Schwangerschaft ging nicht gut aus. Sie verlor während der Geburt zu viel Blut und selbst Topina, unsere beste Heilerin, konnte ihr nicht helfen. Ich war von Angst und Sorge erfüllt und suchte nach einem Weg, ihr Leben zu retten. Mir fiel nur einer ein. Während Topina darum kämpfte, die Blutung zu stoppen, rannte ich nach draußen, zur Grenze unseres Gebietes. Wie von mir geplant, erschienen sofort die Silbervögel, wie wir die Drohnen der Tsufurujins nannten. Ich flehte sie um Hilfe an. Ich erklärte es in meiner Sprache und stotterhaft in ihrer. Ich warf mich in den Staub. Ich zeigte offen meinen Schmerz. Ich bettelte. Ich wusste, dass nur die Medizin der Tsufurujins meine Schwester noch retten konnte. Doch die Sonne versank und Hilfe kam nicht an. Verzweifelt ging ich einen Schritt weiter. Ich reizte die Silbervögel, indem ich die Grenze überschritt. Ich ignorierte den Schmerz, welches das silberne Armband mir als Strafe verpasste oder die brennenden Blitze der Silbervögel. Mir war das Blut egal, welches an meine Körper herabtropfte, denn es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den meine Schwester gerade erleiden musste. Sollten die Tsufurujins nicht kommen, dann würde ich sie halt holen. Ich würde bis zu ihrer Stadt gehen und mir einen von ihnen schnappen, der dann meine Schwester heilen musste. ICH, ein schwacher Saiyajin, ging unbeirrt und stur über den steinigen Pfad, mit Gewaltplänen in meinem Herzen. Alas das Sirren des Armbands zu schmerzhaft wurde und mich fast in die Knie zwang, nahm ich einen Stein und haute es mir ab. Mit demselben Stein warf ich den ersten Silbervogel ab, der mir zu nahe kam. Ich war kein Kämpfer, aber ich war Saiyajin. Ich konnte mich wehren. Ich wollte jeden attackieren, der mich davon abhielt, meine Schwester zu retten. Nun flogen die metallenen, kleinen Roboter aggressiv auf mich zu und griffen mich an. Sie versuchten mich davon abzuhalten, sich ihrer Zivilisation zu nähern. Das Blut floss mir in die Augen, wild schlug ich blind um mich. Ich hörte, wie Metall auf den Boden zerbrach. Doch ich war zu schwach. Allein gegen die Übermacht an Drohnen hatte ich mit meinem niedrigen Level keine Chance. Schließlich wurde ich ausgeknockt.   Als ich erwachte, befand ich mich in meinem Bett. Verbände lagen um meinen Körper. Mein Kopf schmerzte und ich war kurz orientierungslos. Hatte ich geträumt? Nein! Die Drohnen hatten meinen bewusstlosen, blutenden Körper wieder zurück ins Dorf gebracht, wo ich dann von einem unserer Heiler behandelt worden war. Kurz nachdem ich erwachte, kam Topina mit einem Kräutertee zu mir. Sie war blass und bedrückt, suchte sichtbar nach den richtigen Worten, um eine schlechte Nachricht vorsichtig zu verpacken. Schließlich teilte sie mir mit, dass Zucchi während meiner Bewusstlosigkeit gestorben war. Ich war schockiert. Dann weinte ich, ich schrie. Meine körperlichen Schmerzen waren nichts im Vergleich zum Riss in meinem Herzen. Warum musste wieder einer meiner Lieben gehen? Warum konnte ich sie nicht beschützen? Warum war ich so schwach? Topina umarmte mich, hielt mich fest, während ich mich an ihrer Schulter klammerte und Tränen vergoss. An meiner Schulter merkte ich Nässe, da auch sie trauerte. Unsere Familie war kleiner geworden, schon wieder.   Die Beerdigung war noch an diesem Abend. Topina und ihre Schüler hatten Zucchis Körper gewaschen. Ich hatte mich aufgerafft und ihr beim Ankleiden geholfen. Persönlich hatte ich aus Zucchis Besitz ihr Lieblingskleid ausgesucht, eine selbst gemachte Ledertunika. Verglichen mit den Kleidern, wie wir sie früher auf Sadal getragen hatte, erschien sie grob und einfach. Behutsam legte ich ihren bevorzugten Schmuck an, kämmte ihr Haar. Ich küsste ihre bleiche Stirn und verabschiedete mich von ihr. „Verzeih deinen Bruder, weil er nicht bei dir war im Augenblick deines Todes. Bitte verzeih, dass ich dir nicht helfen konnte“ flüsterte ich ihr ins Ohr. Anschließend brachten wir ihren Körper nach draußen, außerhalb des Dorfes. Topina und ich trugen die Bahre mit Zucchis leblosen Leib. Der Vater ihres Kindes hatte mit seinen Familienmitgliedern bereits ein Feuer entfacht und wartete dort auf uns. Zum ersten Mal sah ich bei dieser Gelegenheit meinen Neffen, Zucchis neugeborenen Sohn. Man hatte ihn Kabocha genannt. Wie ich es schon geahnt hatte, hatte er die dominanten Merkmale seines Vaters geerbt. Kabochas Vater, Calaba, war schweigsam. Sein Gesicht war eine versteinerte Miene, doch von Nahem sah ich die rotgeräderten Augen. Ihn hatte der Tod meiner Schwester ebenfalls getroffen. Als wir uns zum ersten Mal nach Zucchis Tod gegenübertraten, war ich kurz unsicher und steif. Wir standen uns nicht sehr nahe, trotz der Frau, die uns verbunden hatte. Calaba trat zuerst auf mich zu und umarmte mich kurz, aber heftig. Nachdem er mich losließ, klopfte er noch anerkennend auf meine Schulter und bedankte sich leise. Meine mutige, wahnwitzige, dennoch sinnlose Tat hatte sich herumgesprochen. Mein Versuch, Zucchi zu retten und wie weit ich dafür gegangen war, hatte die Saiyajins beeindruckt. Keiner hatte es bislang gewagt, so weit über die Grenze zu gehen. Auch Vegeta, der anwesend war, um seine Hochachtung vor der Toten zu zeigen, klopfte mir kurz auf die Schulter und sprach sein Beileid aus. Ninka und Karotto waren natürlich auch, um mir und Topina Beistand zu leisten. Ich konnte ihre tröstende Nähe spüren, als wir Zucchis Körper den Flammen überließen. Eigentlich verbrannten wir die Toten mit unserem Ki, aber da wir von den Drohnen beobachtet wurden und nicht zeigen konnten, welche Kräfte wir besaßen, musste wir die Kraft des Feuers nutzen. Von Erdbestattungen sahen wir ab: wir ahnten, die Tsufurujins würden sonst die Leichen ausbuddeln. Wir waren überzeugt: Eine so neugierige Rasse, die ungeladen in unsere Höhlen eindrang und uns Tag und Nacht ausspionierte, suchte doch nach so eine Gelegenheit. Diesen Frevel wollten wir verhindern, auch wenn Feuer seine Tücken hatte. Die brennende Energie unseres Ki war stärker und löste einen saiyanischen Körper besser auf als die langsam brennenden Feuerzungen, die zudem einen Geruch von verbranntem Fleisch verursachten. Ein Geruch, der so trügerisch dem von unseren Kochstellen ähnelte und bei manchen Saiyajin ungewollt das Wasser im Munde fließen ließ, bis man sich erinnerte, WAS da eigentlich verbrannte. Ich musste den Blick abwenden und sah in den Himmel, wo ich die silbrigen Metallspione fliegen sah. Zorn brannte sofort in mir auf. Zorn auf die Tsufurujins, weil sie meiner Schwester nicht geholfen hatten. Wut, weil sie uns ständig kontrollierten, weshalb wir nicht unsere Riten wie geplant durchführen konnten und ich dadurch vom Geruch ihres verbrannten Körpers gequält wurde. Rage, weil sie es wagten, die Beerdigung der Saiyajins zu beobachten, die wegen ihrer unterlassenen Hilfeleistung gestorben war. Warum ließen sie uns nicht in Ruhe? Meine Fäuste ballten sich hilflos. Ich sehnte mich danach, wieder einen Stein zu nehmen und die Drohnen abzuschießen, jede einzelne von ihnen. Ich konnte ihren Anblick nicht ertragen. Meine Fäuste waren so fest geballt, dass meine Nägel blutige Rillen in der Haut hinterließen. Ninka bemerkte meinen Frust. Ich fühlte ihre Hand auf mein Schulterblatt, wie sie da tröstend liegen blieb, bis ihre Wärme meine Verspannung löste. Dann stellte sie sich neben mich, ließ ihre Hand meinem Arm runtergleiten, bis sie meine Hand fand. Ich griff dankbar zu.   Nicht nur Ninka tröstete Palantay. Karotto, der hinter Topina stand, bemerkte, wie ihre Schultern zuckten. Ein leises Wimmern war von ihr zu hören. Sie schien still zu weinen und ihr Cousin Palantay war zu sehr in seinem eigenen Schmerz gefangen, um es zu bemerken. Er konnte sich nicht beherrschen, zu groß war der Drang, sie zu trösten. Er legte behutsam seine Hände auf ihre Schultern ab. Topina zuckte kurz zusammen, verharrte aber still, der Blick unbeirrt aufs Feuer. Karotto war sich unsicher, ob er zu weit gegangen war. Doch Topina fing an, sich vertrauensvoll zurückzulehnen. Eilig trat er vor, damit ihr Rücken auf seine Brust traf. Seine Hände glitten von ihrer Schulter runter, umschlangen stattdessen ihren Bauch und drückten sie nah an seinen warmen Körper, damit sie Halt fand.   Vegeta sah warnend einige Saiyajins an, deren Magen hungrig knurrten, aufgrund des verlockenden Geruchs, welches vom Feuer drang. Beschämt senkten diese den Kopf oder schlichen davon. Einige Dummköpfe seines Volks verwechselten den Geruch von verbrannten Toten mit dem von gegrillter Beute: makabre Erinnerungen an die Hungersnot von Sadal kamen dann auf. Er hasste es, dass sie ihre Beerdigungsriten nicht mehr traditionell abhalten konnten. Aber den Tsufurujins war nicht zu trauen. Sie durften nicht wissen, welche Techniken die Saiyajins beherrschten. Nur darum mussten sie sich wie heute mit einfachen Feuern aushelfen. Vegeta erinnerte sich an Topina, die dieses Mal nicht nur den Verlust einer Patientin, sondern sogar eines Familienmitglieds zu beklagen hatte. Besorgt sah er sich nach ihr um, indem er nach ihrem auffälligen blauen Haarschopf suchte. Doch die kleine Frau war unter all den hochgewachsenen, massigen Saiyajins schwer aufzufinden. Vegeta, der sich bislang am Rand der Versammlung aufgehalten hatte, schlich sich zum Mittelpunkt, dem Feuer hin, wo er hoffte, sie zu finden. Er hatte die Heilerin in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen. Ständig war sie beschäftigt und unterwegs. Vegeta hatte selbst jeden Tag viel zu tun: Streit schlichten, jagen, Aufgaben verteilen, die feindliche Sprache lernen und heimliches Training für sich und seine Männer. Wenn er freie Zeit hatte, hingen sofort die Weiber an ihm und lenkten ihn ab. Wer konnte deren Einladung schon widerstehen? Er fühlte deswegen kein schlechtes Gewissen. Als Alpha des Dorfes gebührte ihm diese Form der Ehrerbietung. Bei seinem Vater, der einst Oberhaupt des Kurosaru-Stammes gewesen war, war es damals genau so gewesen. Nicht umsonst trug er den Namen „Vegeta“, ein ehrerbietender Name, der die höchste Macht und Stärke unter den Saiyajins ausdrückte. Heute aber wollte er die blauhaarige Heilerin unbedingt sehen: nicht nur wollte er ihr sein Beileid aussprechen, sondern auch seine Schulter zum Ausweinen anbieten. Er wünschte sich, den alten Funken an Leidenschaft wieder zu entzünden, den er seit ihrem ersten Treffen gespürt hatte. Topina faszinierte ihn wie keine andere Frau. Als er in die Nähe des Feuers gelang, erhielt er eine bessere Sicht. Schräg gegenüber sah er sie stehen. Erfreut lächelte er bei ihrem Anblick… bis er erkannte, dass sie dem ihr hinter stehenden Mann näher war als es auf den ersten Blick erschien. Sie lehnte sich an ihn?! Jener wiederum hatte seine Hände an ihrem Körper. Fast besitzergreifend schlangen sich seine Arme um ihren Bauch. Vegeta kannte den betreffenden Mann. Er und Karotto waren öfters unterwegs, um gemeinsam zu jagen oder zu trainieren. Aber Vegeta hatte nicht gewusst, dass dieser der blauhaarigen Heilerin so nahestand. Ihre Blicke, ihre Körperhaltung sprachen Bände. Topina hatte die Augen müde geschlossen und überließ ihren erschöpften Körper vertrauensvoll Karottos starken Griff. Jener sah besorgt, fast liebevoll auf sie herab. Vegeta konnte diesen Blick nicht ertragen. Er sah eilig zur Seite, die Arme erzürnt vor der Brust verschränkt. Er entdeckte dadurch neben dem Pärchen den Bruder der Toten stehend, Palantay der Töpfer. Dieser starrte mit leerem Blick zu Boden und schien nichts von seiner Umgebung wahrzunehmen. Eine schwarzhaarige, jüngere Saiyajin stand besorgt an seiner Seite und hielt seine Hand, lehnte sich an ihn. Der Anführer der Saiyajins erkannte, dass Palantay nicht ansprechbar war, aber er hatte sein Beileid ja schon vorhin ausgedrückt. Da es für ihn nichts mehr zu tun gab, wandte sich Vegeta ab und verließ die Gruppe. Während er abseits ging, Richtung dunkle Wüste, löste er seinen Griff und ließ die Arme fallen. Er verstand seinen Frust nicht, den er verspürt hatte, als er Topina und Karotto in dieser intimen Position gefunden hatte. In gewisser Weise fühlte er sich verraten, von beiden. Vegeta hatte Topina zwar seit längerem keine Aufwartung mehr gemacht und auch nicht laut seine Werbung bekannt gegeben. Dennoch sollte sich Karotto doch noch erinnern, wie er für die beiden Aosaru-Saiyajins extra gejagt hatte. Karotto bewegte sich auf dünnem Eis, wenn er sich Topina näherte. Glaubte er, er hatte freie Bahn aufgrund der Pause, die Vegeta und Topina eingelegt hatten? Das war ein Problem, wenn so ein Missverständnis herrschte. Musste er seinem Stammesbruder deutlich erklären, die Finger von ihr zu lassen? Aber Topina schien nichts gegen den Körperkontakt mit Karotto zu haben. Sichtbar hatte sie seine Berührung genossen. Es schien, als hätte die Frau sich einem neuen Mann zugewandte und dank der herrschenden freien Wahl, durften Frauen sich nehmen, was sie wollten. Vegetas Kiefer verhärtete sich bei dem Gedanken, dass die beiden möglicherweise schon miteinander geschlafen hatten. Aber dann beruhigte er sich, dass er keinerlei Anzeichen davon an ihren Körper gesehen oder gerochen hatte. Vielleicht waren die beiden einfach nur Freunde, die sich sehr nahestanden. Was immer da auch zwischen ihnen lief, so fühlte sich Vegeta bislang noch nicht davon bedroht. Er war der Stärkste der Saiyajins, der Alpha…früher oder später würde sich Topina ihm zuwenden. Sollte sie doch etwas Spaß mit dem anderen Mann haben. Das war garantiert nichts Ewiges.     Am nächsten Tag, nach der Beerdigung, erschienen die Tsufurujins. Neben den üblichen Forschern waren dieses Mal auch Soldaten anwesend. Sie wollten sich beschweren, weil einer von uns die Grenze überschritten und sich ihren Wohnstätten genähert hatten.  Als ich diese Arroganz sah, mit dem sie uns behandelten, fing mein Blut an zu kochen. Wieder überkam mich der Wunsch, mich auf sie zu stürzen. Den anderen Saiyajins ging es ebenso. Nur wegen Vegetas strengem Blick beherrschten wir uns. Die Forscher erkannten, dass die Stimmung am Kippen waren und bemühten sich um eine Vermittlung. Immerhin wollten sie uns Saiyajins weiterhin aus nächster Nähe erforschen. Doktor Ringo, die Anführerin der tsufurianischen Forscher, sah hilfesuchend nach Topina, die bislang stets von Seiten der Saiyajins vermittelt hatte. Doch diese war an jenem Tag nicht besonders hilfsbereit. Stattdessen sah Topina sie strafend und vorwurfsvoll an. Ringo bemühte sich um eine Erklärung: in unserer Sprache Saiyago, um für uns verständlich zu sein, erklärte sie stockend, dass es ihnen nicht erlaubt war, den Saiyajins mit fremder Technik zu helfen. „Auf eurem alten Planeten…hättet ihr da Hilfe wie uns rufen können?“ fragte sie. „Wenn jemand krank war, musstet ihr euch stets selbst helfen.“ Sie versuchte so zu erklären, dass es den Forschern nicht erlaubt war, während der Beobachtung Einfluss auf das Experiment einzuüben. Doch in diesem Moment wurde für uns völlig klar, als was die Tsufurianer uns ansahen: Wir waren für die also nicht mehr als Versuchsobjekte?! War das unsere Position auf diesem Planeten? Für mich wurde in diesem Moment bestätigt, dass Ringo und die anderen mich durch ihre Drohnen vor einigen Tagen genau gesehen hatten: sie wussten, weshalb ich mich ihnen genähert hatte. Sie hatten meinen Hilferuf verstanden…und absichtlich ignoriert! Um ihr Experiment nicht zu gefährden! Darum starb meine Schwester! Mir wurde in diesem Moment entsetzlich kalt. Hätten mich damals Ninka und Karotto nicht zurückgehalten, so hätte ich mich auf diese Hexe gestürzt, ungeachtet aller Konsequenzen. Ringo bat um Verständnis, doch das erhielt sie nicht. Böse knurrten die Saiyajins sie an, die Schweife aggressiv schwingend. Die Soldaten fingen daraufhin an, drohend ihre Waffen aufzuladen. Es war eine unsichere Situation, Gewalt lag in der Luft. So gerne wir uns wehren wollten gegen die Eindringlinge, so bestand die Gefahr, von diesem Ort vertrieben zu werden. Keiner wollte erneut heimatlos werden. Nicht nach all der Arbeit, die wir in unser Dorf gesteckt hatten. War dies durch meine Tat in Gefahr? Hatte ich einen Fehler gemacht, der uns in größeres Unglück stürzte? Topina schritt auf Ringo zu und sprach betont langsam auf Tsufurianisch: „In unserer Heimat hatten wir Zugang zu vielen Pflanzen. Wir haten die Freiheit, sie zu sammeln. Wir konnten gehen, wohin wir wollten. Wir konnten unsere Medizin selbst herstellen. Dies ist HIER nicht möglich.“ Sie deutete auf die karge Landschaft und entkräftete damit Ringos Argument. Wortlos machte sie ihr den Vorwurf, dass die Tsufurianer den Saiyajins keine Möglichkeit gaben, sich wirklich selbst zu helfen. Nicht, wenn die Saiyajins in eine bestimmte Gegend isoliert leben mussten. Die Forscherin zuckte schuldbewusst zusammen. „Du hast Recht“ stimmte sie ihr überraschend zu. „Wir werden euch Medizin geben. Außerdem mehr Vorräte“ machte sie ein Friedensangebot. Die Saiyajins murrten zwar noch, aber das Angebot hörte sich gut an. „Wir wünschen Frieden zwischen uns und den Saiyajins“ bekräftigte Ringo und bemühte sich um ein freundliches, unschuldiges Lächeln. Ihre Mitarbeiter und die Soldaten warfen sich dagegen irritierte untereinander Blicke zu. Anscheinend waren sie mit anderem Vorsatz hierhergekommen. Doch Topina schien dies nicht aufzufallen. Stattdessen schien sie zögerlich auf das Friedensangebot eingehen zu wollen. Dennoch wagte sie keine Antwort, da sie nicht die Anführerin war. Fragend sah sie Vegeta an. Majestätisch trat jener ihnen entgegen. Unwillkürlich wichen die Tsufurujins bei seinem Anblick zurück. Ihre Scouter piepten warnend auf angesichts seines hohen Powerlevels. In Saiyago sagte er: „Der Saiyajin, der die Grenze übertreten hat, wird nicht bestraft. Außerdem müssen die Besuche der Tsufurujins ab sofort angekündigt werden. Ihr kommt nur noch an speziellen Tagen und nicht mehr, wie es euch passt. Wenn ihr euch nicht einmischen dürft, um das Leben von einem von uns zu retten, dann dürft ihr euch auch nicht mehr in unser Leben einmischen!“ Ringo zögerte kurz, aber unter dem harten Blick von Vegeta brach sie ein und stimmte schließlich zu. Damit war die Verhandlung beendet. Meine Tat hatte keine schlechten Konsequenzen für mein Volk gehabt. Wir sicherten uns damit ein kleines Stück Freiheit. Doch mir wäre es lieber gewesen, wenn meine Schwester dafür am Leben geblieben wäre. An jenem Tag wurde vom Rat auch folgendes beschlossen: Mein Neffe Kabocha würde fortan bei seinem Vater und dessen Familie leben. Ich hätte dagegen Einspruch erheben können, weil Calaba kein Sarang-Partner von Zucchi gewesen war. Er war damit nicht verpflichtet, sich um sein Kind zu kümmern, doch er hatte es freiwillig von sich aus angeboten. Ich hatte keinen Einwand. Ohne Partnerin und eigene Kinder, mit denen mein Neffe hätte aufwachsenden können, war ich als Erziehungsperson ungeeignet. Auch Topina, als nächste Verwandte, hatte keine eigene Familie, noch dazu Erfahrung mit der Aufzucht. Wir überließen Kabocha daher der Obhut seines nächsten Verwandten. Immerhin besaßen wir die Gelegenheit, ihm beim Aufwachsen zuzusehen, schließlich lebte er in der Nachbarschaft. Er würde uns immer willkommen sein, so wie auch wir ihn jederzeit besuchen durften.   Ich erhielt ein Ersatz-Armband für das Alte, was ich vor einigen Tagen kaputt gemacht hatte: immer noch gehörte das Peil-Armband zu den Forderungen der Tsufurianer, gegen die wir uns nicht wehren konnten. Das neue Armband war dicker, anders geschmiedet. Wahrscheinlich, damit ich es nicht wieder so einfach abwerfen konnte. Dennoch wäre es eine Kleinigkeit, sie mit unserer wahren Stärke zu zerstören: niemals könnten diese kleinen Bänder unsere Ozaru-Verwandlung stoppen. Es kümmerte mich daher nicht groß, wieder das kalte Metall an meinem Handgelenk zu spüren. Meine Gedanken waren schon bald wo anders als bei der anderen Rasse. Angetrieben von Zucchis Tod und dadurch erinnert, wie schnell und kurz das Leben war, hatte ich jegliche Bedenken wegen Ninkas Alter zur Seite geschoben. Als meine Schülerin mich wenige Tage nach der Beerdigung zu sich nach Hause einlud, während ihr Bruder wegen einer Jagdtour abwesend war, nahm ich die Einladung an. Ich wusste, sie wollte nicht nur für mich kochen. Nach dem Abendessen nahm sie meine Hand und lud mich stumm in ihr Schlafzimmer ein. Ich folgte ihr.     Kapitel 13: ein neues Experiment --------------------------------   Das vierte bis fünfte Jahr, in welches die Saiyajins ihre Anwesenheit auf Planet Plant feierten…wie trügerisch unschuldig es doch erschien. Große Ereignisse zwischen den Saiyajins und Tsufurujins gab es nicht, doch unterm Deckblatt der Waffenruhe schwellte der Konflikt. Ich will euch berichten… Nachdem wir neue Bedingungen mit den Tsufurujins verhandelt hatten (Ich erinnere euch an meine glorreiche, leider erfolglose Tat, um Hilfe für meine sterbende Schwester zu holen), konnten wir uns ohne große Störungen unserem Leben widmen. Die ungeladenen Visiten der Forscher nahmen ab. Nun, jedenfalls einigermaßen, denn die Anzahl an Silbervögel, welche uns aus Entfernung beobachteten, nahm dafür zu. Die Tsufurujins kamen sich wohl sehr schlau vor, weil sie uns damit observieren konnten, ohne den Vertrag zu brechen. Es hatte den Vorteil, dass sie sich noch nicht mal selbst auf den Weg zum Dorf der Saiyajins machen mussten und sich Zeit und Gefahr sparen konnten. Nachdem einige von ihnen so frech wurden und unseren Kindern, welche oft gemeinsam am Wasserloch gehütet wurden, zu nahe kamen, erließ Vegeta den Befehl zum Abschuss. Er fürchtete weniger eine direkte Gefahr durch die Spionage-Drohnen als vielmehr, dass die jungen, ungestümen Kindern unbeabsichtigt ihre wahren Fähigkeiten zeigten, da sie sich noch nicht wie die Erwachsenen kontrollierten konnten. Ihre Mütter, die weiblichen Saiyajins, fühlten sich von diesen metallenen Spionen dagegen direkt bedroht und waren um ihre Kinder besorgt. Sie waren die eifrigsten, wenn es darum ging, die Drohnen vom Himmel holten. Für die anderen Saiyajins war es ebenfalls ein großer Spaß, sie mit Steinen abzuschießen. Egal, wie hoch und schnell die Drohnen auch flogen…wir, entweder ausgerüstet mit einfachen Steinschwingen aus Leder oder mit bloßen Händen, welche die Steine warfen, holten sie geschickt runter. Jeder Absturz wurde jubelnd belacht. Wir fürchteten nicht die Rache der Tsufurujins. Mit welcher Ausrede sie auch kommen würden: dies war unser Gebiet und wir hatten die Schnauze voll, vor ihnen zu kriechen, in unserem Heim! Wir verteidigten unser kleines Revier. Sollten sie doch kommen und sich beschweren…vielleicht fände sich die Gelegenheit für einen Kampf. Es juckte in unseren Fingern. Nun, nachdem wir alle zu Kräften gekommen waren, fühlten sich die Saiyajins stark. Wir waren keine hungernden Bettler mehr wie vor vier Jahren, als wir von unserem Planeten geflohen waren. Kraftvoll und geschmeidig waren unsere Körper geworden, stark und gesund, voller Tatendrang. Das führte zu einer gewissen Langeweile. Die Jagd und das alltägliche Leben allein füllte einen Saiyajin nicht aus, besonders nicht die rauffreudigen Kurosaru-Saiyajins. Sie verspürten den Drang zum Kämpfen und mit  Tatakais ließ er sich nicht unterdrücken. Die Duelle untereinander waren sinnlos, solange sie nicht ihre wahre Kraft einsetzen durften. Die Tsufurujins zu provozieren, versprach die Chance auf ein kleines Gefecht, bei dem man die Stärke des Feindes austesten könnte. Zu viel wollten die Krieger des Dorfes nicht zeigen, aber sie wussten, dass ihre körperliche Stärke allein schon ausreichen würde, um die überheblichen, kleinen Soldaten zu überwältigen. Selbst ihre Waffen würden ihnen nicht helfen können, angesichts der Schnelligkeit eines Saiyajins. Dieser Sehnsucht schwellte schon seit langem in den Kriegern: seit Beginn ihrer Ankunft, als sie uns so hochmütig behandelt und in die hinterste Ecke ihres Planeten abgeschoben hatten. Eine Sehnsucht nach Rache, nach Genugtuung. Vegeta, unser Anführer, verspürte ebenfalls diesen Drang, auch wenn er sich besser unter Kontrolle hielt.  Aber wir sahen es ihm an, wenn die Tsufurujins schon in Sichtweite ankamen: sein tiefes Stirnrunzeln, sein angespannter Körper, die Arme vor der Brust verschränkt, um seine Hände davon abzuhalten, etwas oder besser gesagt, jemanden zu zerstören. So ging es jedem von uns. Die Arroganz der Tsufurujins, wenn sie in unser Dorf eintraten, als gehörte es ihnen, provozierte uns. Ihre abfälligen Blicke, das kaum unterdrückte Gelächter, ihre Beleidigungen, während sie sich umsahen…zusammen mit den vergangenen Taten, verstärkte es den Graben zwischen den Rassen. Wir hatten nichts vergessen, das Gute wie das Schlechte, was sie uns angetan hatten. Noch hielt es sich in Balance, aber diese war wacklig. Die Tsufurujins wussten nicht, wie dünn unser Geduldsfaden war, sonst hätten sie sich besser benommen. Mittlerweile verstanden die Saiyajins deren fremden Sprache recht gut, auch ohne Scouter. Wenn die Soldaten, welche die Forscher begleiteten, sich unterhielten, waren ihre Worte für die guten Ohren der Saiyajins nun verständlich, auch wenn sie dies nicht zeigten. Mit gespielter gleichmütiger Miene, als wären sie wirklich die dummen Wilden, wie man sie beschimpfte, ließen sie deren Beleidigungen über sich ergehen. Die Soldaten selbst waren zu blind in ihrer Arroganz, um die verhärteten Kiefern der Saiyajins und das leichte Zittern ihrer Hände zu bemerken, weil diese mit größten Anstrengungen ihr Temperament zügelten, um den kleinen Wichten nicht die Fresse einzuschlagen. Aber manchmal piepte der Scouter warnend auf. Die durch Wut unwillkürlich gesteigerte Kampfkraft konnte er messen und so seine Besitzer warnen, dass die Umgebung gefährlich war. In solchen Momenten verstummten die vorlauten Tsufurujins und sahen sich eiligst besorgt um, weil sie nicht wussten, woher diese Änderung im Kampflevel kam. Hatten die Saiyajins etwas Gefährliches gewittert, weshalb sie in Alarmbereitschaft waren? Schließlich erinnerten die Tsufurujins sich daran, dass sie von Wesen umzingelt waren, deren Kräfte die ihren mehrfach überstiegen. Mit ihrem eigenen Level von etwa 150 hätten sie keine Chance hier, inmitten der Saiyajins, die ihnen zahlreich überlegen waren und mindestens ein Powerlevel von 500 besaßen.  Daraufhin fingen die Tsufurujins an, sich ängstlich an ihren Laserkanonen zu klammern, um sich im Notfall den Weg freizuschießen. Allerdings, wenn sie auf die hochgewachsenen, muskulösen Körper sahen und in die harten Augen der Saiyajins blickten…dann schauderten sie und sahen voller Furcht und Abscheu weg. Diese Augen…es waren Augen von Killer, welche ohne zu blinzeln die Tsufurujins anstarrten, als wären sie ihre Beute. Blutrünstige Wesen, welche ihr Fleisch am liebsten roh aßen, frisch geschlachtet und noch warm. Immer mit Fell und Pelz bekleidet, passend zu ihrem Tierschweif, dazu diese kräftigen Kiefern mit langen Eckzähnen und den sportlichen Körper von Raubtieren. In den Augen der Tsufurujins standen die Saiyajins den Tieren immer noch näher und wurden nicht als hochentwickelt betrachtet. Daher sahen sie es als sinnlos an, mit ihnen eine Konversation zu betreiben. Mit Tieren sprach man nicht, man richtete sie ab.   Dr. Orenji, ein Tsufurujin mit Brille, schmalen Augen und zurück gegelten, orangerotem Haar, rieb sich freudig erregt die Hände. Endlich war es so weit. Nachdem er in den letzten Jahren seine Proben nur aus zweiter Hand erhalten hatte und Saiyajins nur über Drohnen beobachten durfte, bekam er endlich die Gelegenheit, Saiyajins in sein Labor zu bringen und direkt zu untersuchen. Die anthropologische Abteilung, kurz Anthros, hatte ihre Vormacht verloren. Kaum einer interessierte sich für deren Ergebnisse über die saiyanische „Kultur“. Aber die Daten ihrer Forschung hatten gezeigt, was für körperliche Vorzüge die Saiyajins besaßen und endlich hatte Dr. Orenji es darüber geschafft, das Militär dafür zu interessieren. Ganz besonders die letzten Videos, welche die Drohnen gemacht hatten, waren überzeugend gewesen. Wie geschickt die Saiyajins agierten, wenn sie die Drohnen abschossen…wenn sie nur mit ein paar Steinen solche Zerstörung anrichten konnten, zu welch nützlichen Soldaten könnten sie sich mit der richtigen Ausrüstung entwickeln? Der Vorschlag, den er damals gemacht hatte, diese Wilden abzurichten, schien nun attraktiv geworden zu sein. Einige Saiyajins besaßen eine Körperstärke von über 800…wenn man bedachte, dass die Tsufurujins wertvolle Planeten besaßen, die dringend geschützt werden mussten, wären solche starke Soldaten nützlich für sie. Könnte man sie zähmen, besäße Planet Plant nicht nur eine besser Verteidigungsstrategie, sondern auch die Offensivkraft würde gesteigert werden. Eine starke Armee, welche für Plant neue Ressourcen erobern könnte…König Tuffle, der amtierende König der Tsufurujins, sah großes Potential in Orenjis Ideen. Die medizinische Entwicklung könnte beim Erforschen ihrer Körper ebenfalls große Sprünge machen. Ihr Blut, ihre Gene könnten der Schlüssel für eine Evolution sein oder wenigstens für neue Medikamente. Orenji sah schon die Gelegenheit, durch neue Patente viel Geld verdienen zu können. Oh, er konnte es kaum erwarten, sie zu sezieren. Wenn er genug Proben entnommen hatte, würde er ihre Anpassungsfähigkeiten unter Laborbedingungen testen. Er stellte sich vor, sie gegen Kampfroboter kämpfen zu lassen. Wäre das nicht die Idee für eine neue Unterhaltungsshow? Dummerweise musste er immer noch Zugeständnisse machen. Der offizielle Projektleiter, Dr. Meron, hatte sich dem Druck des Militärs und dem anschließenden Befehl des Königs beugen müssen. Dennoch hatte er einen Kompromiss geschlossen, damit die Anthros ihre Position nicht komplett verloren. Es galt, dass die Saiyajins nur als Freiwillige an den Untersuchungen teilnehmen durften. Sie durften nicht mit Gewalt eingefangen und ins Labor gebracht werden. Jede Untersuchung musste zuvor von der Leiterin der Anthropologie, Dr. Ringo freigegeben werden. Ihr Team würde sich auch darum kümmern, Versuchspersonen auszuwählen. Meron hatte außerdem durchgesetzt, dass Mitarbeiter der Anthropologie bei jeder Untersuchung der Saiyajins dabei sein würden. Sie sollten verhindern, dass die Saiyajins traumatisiert wurden durch Prozesse, welche sie nicht verstanden. Die Anthros würden als Übersetzter und Vermittler dabei sein, um deren Vertrauen nicht zu verlieren. Dr. Orenji schnalzte abschätzig mit der Zunge. Dieses aufwändige Prozedere für solch widerstandsfähigen Wesen verstand er nicht: er sah keinen Grund, die Saiyajins zu verhätscheln. Diese Wesen konnten was aushalten, ansonsten hätten sie sich in der Wüste nicht so gut entwickelt. Wer hätte gedacht, dass sie so gut gegen die Hitze des Tages, die Kälte der Nacht, den Sand und die Insekten bestehen konnten.  Nicht zu vergessen die hohe Gravitation des Planeten und die unbekannte Fauna. Orenji war einer der Forscher gewesen, der auf die Saiyajins gewettet hatte und nicht dagegen. Seit er zum ersten Mal die Videos von ihnen gesehen hatte und die Messung ihres Powerlevels gelesen hatte, war er von ihnen fasziniert. Und nun kam er endlich an einen Saiyajin heran. Vor lauter Aufregung und Vorfreude bekam er kaum Luft, was auch daran lag, dass der Forscher zu viel Zeit in seinem Labor verbrachte.     Etwas Neuartiges begann in jener Zeit… Zum ersten Mal waren Saiyajins eingeladen, die Orte der Tsufurujins zu besuchen. Dr. Ringo und ihre Kollegen fragten an, ob einige Saiyajins interessiert wären, sie zu begleiten. Innerhalb weniger Stunden wären sie auch im Dorf zurück. Es wäre auch nicht umsonst. Im Gegenzug zu Geschenken wie leckeren Früchten und feines Fleisch bat sie um Mithilfe: man wollte die Saiyajins genauer untersuchen. Es würde keine Schmerzen verursachen und könnte dabei helfen, den Saiyajins zu erlauben, ihr Dorf zu verlassen. Dann wären die Silber-Armbänder die Überwachungs-Drohnen und die Grenze nicht mehr nötig. Ein verlockendes Angebot, aber wir baten zuerst um Beratung. Dazu trafen sich die entscheidungsberechtigten Erwachsenen in der blickgeschützten Versammlungs-Höhle. Die Meinung war zwiegespalten: einige waren neugierig, andere ängstlich und misstrauisch. Wir verstanden nicht, was man mit uns vorhatte und was die Forscher planten, aber es gab nur eine Möglichkeit, um das herauszufinden: an diesem Programm teilnehmen. Man beschloss, dass man Freiwillige, die an diesem Programm teilnehme wollten, nicht daran hindern würde. Aber es sollten keine Kinder und auch keine Mütter mitgehen, sondern im Schutz des Dorfes verbleiben. Sollten die Freiwilligen nicht innerhalb der vorgegebenen Zeit zurückkehren, wären die Saiyajins zum Aufstand bereit.   Vegeta war kein Freund von diesem Angebot und misstraute es. Anderseits wäre es für seine Strategie nützlich zu erfahren, wie und wo die Tsufurujins lebten. Aber er würde erst mal die Berichte abwarten, bevor er sich selbst anbot. Er wollte wissen, was ihn erwartete. Er sah von seinem erhöhten Platz in der Versammlungshöhle dabei zu, wie die Saiyajins sich unterhielten und überlegten. Die ersten tapferen Krieger erhoben sich. Sie vertrauten auf ihre Kraft. Sollte man sie anlügen und angreifen, könnten sie schon die kleinen Wichte überwältigen. Sie würden die Vorhut sein und sich für ihr Volk opfern. Mit Wohlgefallen sah Vegeta seine mutigen Männer an. Er schenkte ihnen ein hoheitsvolles Nicken als Zeichen der Anerkennung, woraufhin sich die Gesichter der Krieger erfreut erhellten. Doch Vegetas Zufriedenheit sank abrupt, als sich eine blauhaarige Frau erhob und ebenfalls als Freiwillige anbot. Wie kam das Weib dazu, sich für so eine gefährliche Mission anzubieten?! Sie mochte zwar stärker sein als ein Tsufurujin, aber sie war keine Kriegerin: von Kämpfen verstand sie nichts! Und bei dem Gedanken, man könnte ihr etwas antun, wurde ihm kalt. „Was soll das?!“ rief er unbeherrscht aus und stand abrupt auf, um die Betreffende wütend anzufunkeln. „Was denn?“ fragte Topina unbekümmert zurück. „Ich will sehen, wie die Tsufurujins leben. Lange genug sind wir von ihnen beobachtet worden. Nun will ich sie erforschen. Ich kann ihre Sprache am besten verstehen. Ringo vertraut mir. Sie wird nicht zulassen, dass mir etwas passiert. Was immer da auch vorgehen mag, ich werde es am besten verstehen können, um euch davon zu berichten“ erklärte sie. Vegetas Stirn lag in tiefe Falten, während er eilig nach einem Gegenargument suche. „Es ist zu gefährlich. Zuerst sollten die Krieger auskundschaften, was die mit uns vorhaben“ schmetterte er ihr Anliegen ab. „Hieß es nicht, dass Freiwillige nicht aufgehalten werden sollen?“ entgegnete Topina. „Ich hab das gleiche Recht wie die Krieger. Ich erfülle die Bedingungen, der wir hier alle gerade zugestimmt haben. Und was immer die Tsufurujins auch vorhaben…sie werden es nicht gleich beim ersten Mal zeigen. So sicher wie jetzt bin ich also nie“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Vegeta störrisch an. Jener knurrte erzürnt. Ihr Plan gefiel ihm nicht und besonders, dass er nicht dagegen argumentieren konnte. Könnte er ihr befehlen, so würde er es tun…aber bei einer Frau wie ihr würde es nur den Starrsinn entfachen und alles schlimmer machen. „Ich melde mich auch freiwillig“ der Krieger Karotto erhob sich und stellte sich neben Topina auf. Seine Nähe zu ihr suggerierte, dass er sie beschützen würde und dass sich beide besonders nah standen. Ein Anblick, welcher Vegeta missfiel. Aber er war damit der einzige, denn alle andere Saiyajins sahen kein Problem. Keiner hatte Einwände, stattdessen wurden die Freiwilligen für ihren Tatendrang bewundernd und dankbar angesehen. Sogar Palantay, ihr letzter Blutsverwandte schien keine Probleme zu haben; jedenfalls erwiderte er nichts. Vegeta wollte sich nicht vor seinem Volk mit eifersüchtigem Gebaren lächerlich machen. Dies stand ihm nicht zu: Topina war nicht die seine und sie hielt sich an die vom Rat beschlossenen Regeln. Sie war keine Mutter, ließ kein Kind zurück. Ihre Beziehung zur Tsufurujin-Forscherin und ihre Sprachkenntnisse waren am besten geeignet, um die Fremden auszuspionieren. Er könnte sie begleiten...aber wer würde die Saiyajins zum Aufstand anführen, wenn es sich wirklich um eine Falle handelte? So übel es sich auch anfühlte…Vegeta musste sie ziehen lassen und ihren Schutz Karotto überlassen.   Damit stand die erste Gruppe Saiyajins fest, welche zum ersten Mal in die Hauptstadt der Tsufurujin reisen würde; neun männliche Rot- und Schwarzhaarige Krieger und eine blauhaarige Frau. Am nächsten Morgen war es bereits soweit.  Die Dorfbewohner sahen ihnen nach, wie sie, begleitet von den kleinen Tsufurujins, in deren Transportschiff stiegen und in den Himmel verschwanden. Die Zurückgebliebenen gingen wieder an ihre Arbeit…bis auf eine Person. Vegeta entschuldigte sich, dass er jagen wollte, doch in Wirklichkeit hockte er sich auf den höchsten Gipfel am Rand des Dorfes, im Schatten einiger Felsen und starrte zum Punkt hin, wo das Shuttle verschwunden war. Unbeirrt blieb er dort sitzen, während die Sonne über den Himmel zog, bis es sich schließlich dämmerte. Erst als er am Horizont einen Punkt erblickte, welche sich beim Näherkommen als das Shuttle entpuppte, wurde ihm deutlich leichter ums Herz. Sie waren zurück! Dennoch verließ er seinen Posten nicht und informierte auch nicht laut die andere Saiyajins. Dies war unnötig, schließlich gab es genug Wächter, die sofort brüllend die Dorfbewohner von der Ankunft berichteten. Schnell rannten die Saiyajins an den Dorfrand und sahen dabei zu, wie das Shuttle landete und seine Passagiere ausstiegen. Von seinem Posten sah Vegeta still auf die Ankommenden herab und überprüfte, ob die Anzahl unverändert geblieben war. Zum Glück war ihr blauer Haarschopf in der Menge gut erkennbar. Vegeta atmete erleichtert auf, als er ihn sah. Die Dorfbewohner umringten sie und löcherten sie mit Fragen, während sie gut gelaunt lachte, die Wangen aufgeregt errötet aufgrund ihres Abenteuers. Sie wirkte glücklich und strahlend schön. Vegeta kam nicht umhin, sie zu bewundern; er war schließlich nicht blind. Bei ihrem Anblick wurde ihm warm. Unbemerkt wurden seine Gesichtszüge weicher. Doch als Topina sich umdrehte und den Mann anlächelte, der neben ihr stand, verschwand diese aufkommende Wärme und seine Miene verfinsterte sich. Karotto! Was fiel ihm ein, so an Topina zu kleben?! Aber leider konnte Vegeta es nicht verhindern. Insgeheimen wurmte es ihm, wie sehr er sich wünschte, dass diese Frau nur einen Mann anlächelte und zwar ihn. Topina war eine freie, ungebundene Frau. Sie durfte wählen, wen sie wollte, sogar diesen Mann…allerdings verstand Vegeta diese Wahl nicht, wenn sie doch ihn haben könnte. Lag es daran, dass Karotto für eine exklusive Verbindung bereit war und keine andere Frau einlud? Es war nicht so, dass der großgewachsene Krieger keine Angebote erhielt…aber er lehnte sie ab?! Für Vegeta, der fast jede Nacht seine Gelüste bei einem anderen willigen Weib auslebte, war dies unverständlich. Immerhin ging es darum, dass ihr Volk sich so schnell vermehrte wie möglich, mit der nächsten Generation an starken Krieger. Deshalb sollten starke, gesunde Männer wie Vegeta und Karotto sich mit so vielen gebärfähigen Weibern vergnügen, wie es ging. Nur so würden sie die Ausrottung überleben. Aber stattdessen…Er hatte in den letzten Monaten Karotto immer nur in Topinas Nähe gesehen. Anscheinend war der Mann ihr treu ergeben. Hah, der reinste Pantoffelheld. Abhängig von einer schwachen Frau, eindeutig unter ihrer Fuchtel.  Allerdings…Dies musste auch der Grund sein, warum sie ihm so zugetan war. Aus Freundschaft war mehr geworden. Vegeta hatte es vor einigen Wochen zuerst gerochen, als sie bei einer Versammlung in seiner Nähe saß…dieser fremde Duft an ihrem Körper. Als er sie daraufhin aufmerksam gemustert hatte, waren ihm die dünnen Biss-Spuren an ihrem Nacken aufgefallen. Die Anzeichen hatten sich gehäuft: deutliche Spuren an ihrem Körper und ein starker Fremdgeruch. Er wusste daher, dass Topina und Karotto miteinander schliefen. Er wurde eifersüchtig, sobald er daran dachte, dass ein anderer Mann es wagte, diesen Körper zu erkunden. Ein anderer Mann wusste nun also, wie zart sich ihre Haut anfühlte, wie sie schmeckte, welche Geräusche sie beim Sex machte…Vegetas Mund war verkniffen, da seine letzte gemeinsame Nacht mit ihr schon so lange vorbei war und ein anderer Mann nun diese Privilegien genoss. Aber für wie lange noch? Die Frage war...wie ernst war diese Beziehung? War der Sarang ein Thema für sie? Wenn, dann wäre sie für Vegeta verloren. Aber wenn er Karotto zuvor töten könnte, dann wäre sie…Vegeta gab sich wegen diesem frevelhaften Gedanken selbst eine Ohrfeige. War er verrückt? Einen seiner besten Krieger zu töten, nur um Hand an dessen Weib legen zu können? Wegen Gedanken wie dieser war es doch zum Krieg zwischen den Stämmen gekommen und hatte dazu geführt, dass sie ihren eigenen Planeten verlassen mussten. Vegeta hatte sich selbst geschworen, aus all dem resultierenden Leid eine Lektion fürs Leben zu lernen. Das Opfer der Toten sollte nicht umsonst gewesen sein. Die Saiyajins mussten sich verändern, um zu überleben. Er wollte sein Volk vereinen und alte toxische Verhaltensweisen brechen. Wenn er sich nicht daranhielt und aufhörte, ein Vorbild zu sein…dann würde es nicht mehr lange dauern, bis die alten Strukturen wieder auferstanden. Alte Vorurteile würden wieder aufleben. Schwache Saiyajins wie Topina könnten darunter leiden. Er musste also akzeptieren, dass Topina unberührbar für ihn war, solange sie in dieser Beziehung war. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht von Karotto schwanger würde…ein weiterer frevelhafter und heuchlerischer Gedanken, der dem widersprach, was er predigte und selbst auslebte. Vegeta schüttelte sich und rief sich zur Besinnung. Er erkannte sich ja fast nicht wieder: er war kein Heuchler, der seine Ehre verriet und von Gefühlsduselei hielt er auch nichts. Sollten Karotto und Topina doch glücklich werden. Vegeta wollte sich auf seine großen Pläne konzentrieren. Er rief seinen Stolz, seine Ozaru und das Gedenken seines Vaters um Hilfe an. Er wollte sich nicht von den Gefühlen einer Frau abhängig machen oder von einem Paar Titten ablenken lassen. Er bekam schon genug Sex, was brauchte er also die Blauhaarige! Er war der Anführer der Saiyajins! Er würde ein starkes Volk anführen und sie zu nie gekannter Macht und Wohlstand führen. Davon ließ er sich doch nicht von einer schwachen Frau ablenken?! Nein, er war VEGETA! Diesen Name würde er wie ein Stempel auf diesen Planeten aufdrücken, damit jeder im Universum von ihm erfuhr. Von ihm und den Saiyajins! Vegeta spürte, wie er wieder zur Ruhe kam. Damit war er bereit, sich zu den anderen zu gesellen und sich berichten zu lassen, was sie erlebt hatten.   Die Berichte von Topina und den Krieger verhießen nichts Übles, im Gegenteil. Sie erzählten genau, wie ihr Tag abgelaufen war. Die Saiyajins waren in ein seltsames Gebäude geflogen worden, mit hohen glatten Mauern und blitzblanken Fenstern. Etwas so Riesiges hatten die Saiyajins noch gesehen. Innen drin war alles gekachelt und verputzt gewesen, dazu sehr sauber. Überall waren die kleinen Tsufurujins gewesen, gekleidet in hellen Kitteln, welche sie neugierig angestarrt hatten. Aber sie waren freundlich begrüßt worden, fast ehrfürchtig. Wachen mit Waffen waren nur von weitem erkennbar gewesen. Man führte sie freundlich in einen Raum, wo man ihnen zuerst neue Kleidung gab: weiße, saubere Shirts und kurze Hosen, dazu Schuhe aus unbekanntem Material mit festen Sohlen mussten sie anziehen. Anschließend waren sie in einen weiteren Raum geführt worden, wo man sie maß, wog, Haare ausgezupfte und kleine Blutproben aus dem Arm entnahm. Man hatte sie sogar in ein Gerät geführt, welches die Saiyajins durchleuchtete, wodurch ihre Knochen und Muskeln sichtbar gemacht wurden. Zum ersten Mal hatte Topina auf einem Bildschirm gesehen, wie das Innere eines Saiyajins unter seiner Haut aussah, ohne das er dazu bluten musste. Dann bat man sie, auf einigen Geräten Platz zu nehmen und Übungen durchzuführen, bis sie Müdigkeit verspürten. Die Krieger und Topina mussten auf einem Laufband laufen, Gewichte stemmen oder ein Rudergerät nutzen. Je länger sie durchhielten, desto mehr staunten die Forscher. Eifrig machten sie Bilder und Notizen von den starken Saiyajins und lobten ihre Leistung. Davon wollten sie mehr sehen. In einem Saal mit mehr Platz ließ man die Saiyajins rennen, Bälle werfen, weit und hoch springen. Es schien den Tsufurujins dabei wichtig zu sein, dass die Saiyajins sich wohl fühlten. Wann immer die Saiyajins eine Übung hervorragend absolvierten, erhielten sie sofort eine Köstlichkeit als Belohnung, sei es Obst oder eine fremde Süßigkeit. Zum Abschluss gab es sogar ein Abschiedsessen, wo die Saiyajins köstlich bewirtet wurden. Bevor sie ihre eigene Kleidung wieder anzogen, erhielten sie noch die Gelegenheit, die Duschen und Toiletten aufzusuchen, welche die Saiyajins noch vom Raumschiffflug kannten. Da sie wenig Gelegenheit erhielten, warm zu duschen, nahmen sie das Angebot an, um sich den Schweiß der Anstrengungen abzuwaschen und vor dem Rückflug zu erleichtern. Die Gruppe selbst war letztendlich froh darüber, wie gut dieser Besuch bei den Tsufurujins verlaufen war. Ihre Aufgaben waren einfach gewesen und dafür hatte sie etwas Tolles zu Essen erhalten. Die Saiyajins erhielten für ihre Mühe sogar eine Kiste mit dem versprochenen Lebensmittel, die sie ins Dorf mitnehmen durften. Topina war voller neuer Eindrücke. Sie war neugierig und frech gewesen und hatte selbst Fragen gestellt, allerdings in Saiyago, anstatt der Muttersprache der Tsufurujins. Da Dr. Ringo stets an ihrer Seite gewesen war, welche die blauhaarige Saiyajin bevorzugte, waren alle Forscher sehr freundlich zu ihr gewesen. Man hatte Topina wohlwollend alles gezeigt und in einfachen Worten in Saiyago beantwortet, als ob sie ein plapperhaftes, verspieltes Kind wäre, das wenig verstand. Wenn die Forscher sich untereinander unterhielten, hatte Topina aber die Ohren gespitzt und heimlich zugehört. Dadurch erfuhr sie, dass die Tsufurujins neue Daten über die Saiyajins brauchten, weil ihre ersten Beobachtungen schon vier Jahre alt waren und noch aus der Zeit stammten, als man die Saiyajins während des Rettungsfluges heimlich untersucht hatte. Zu jener Zeit war das fremde Volk aber stark unterernährt gewesen. Die Forscher wollten wissen, wieso sich die Saiyajins innerhalb kürzester Zeit so gesund entwickelt hatten. Sie wussten anhand der Beobachtungen durch die Drohnen, wie sich die Saiyajins ernährten und wie sie lebten, aber sie verstanden nicht, wie ihre Körper funktionierten. Deshalb sollten weitere Untersuchungen in derselben Art und Weise wie an jenem Tag stattfinden, aber dann an anderen Probanden. Vegeta war bei den Erzählungen insgeheim doch froh, dass Topina dabei gewesen war, denn sie war die einzige der Gruppe, die einigermaßen verstanden hatte, was die Tsufurujins mit ihnen gemacht hatten. Die Krieger selbst waren einfach nur gehorsam gewesen und hatten alles über sich ergehen lassen, ohne nach dem Grund zu fragen. „Dann wird es also weitere Einladungen dieser Art in ihr Quartier geben?“ fragte Vegeta die blauhaarige Frau. Sie nickte. „Vermutlich werden sie andere von uns anfragen. Ich weiß nicht, ob es immer die gleichen Übungen geben wird. Vermutlich wird jede neue Gruppe etwas Unbekanntes machen müssen.“ Vegeta sah sein Volk warnend an. „Wir dürfen uns nicht täuschen lassen. Beim ersten Mal sind sie vielleicht nett zu uns, vielleicht sogar ein zweites Mal. Aber je mehr wir ihnen vertrauen, desto mehr spielen wir in ihre Hände. Denkt daran, bei diesen Übungen nicht eure volle Kraft zu zeigen. Das ist es, was sie wissen wollen. Die gestrige Regel, dass keine Mütter und Kinder dort hinfliegen dürfen, bleibt daher bestehen. Wer weiß, welche Übungen sie machen müssen oder was die Forscher ihnen antun werden. Keiner fliegt ohne unsere Erlaubnis mit. Jeder Abflug muss mit mir und dem Rat geplant werden, damit Saiyajins nicht heimlich entführt werden. Es ist unsere einzige Sicherheitslösung. Sollte eine Gruppe nicht zur vereinbarten Zeit zurückkehren, werden wir reagieren.“ „Vegeta, was befürchtest du?“ fragte ein Saiyajin verängstigt. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Aber ihre Freundlichkeit hatte immer einen Hintergedanken. Um zu erfahren, was sie wollen, müssen wir genau zuhören, was sie sprechen. Um ihre Stärke einzuschätzen, werde ich es eines Tages selbst ansehen, dieses…wie haben sie es genannt?“ fragte er Topina. „Ein Labor“ half sie ihm mit dem unbekannten Wort aus. „So nennen sie es.“   Dr. Yutzu sah aufmerksam auf den Bildschirm, welcher ihm Bilder vom Mikroskop übertrug, welches gerade eine Probe von Nahem untersuchte. Zu sehen war ein Gewimmel verschiedenster Bakterien. „Es ist unglaublich“ sprach er begeistert zu seinen beiden Labor-Assistenten hinter sich, die mit zusahen. „Sehen Sie sich diese Vielfalt eines Darmmikrobions an.“ Die Bakterien, die sie gerade untersuchten, entstammten der Kot-Probe eines Saiyajins. Nicht viele wüssten daher seine Freude angesichts eines Stücks Scheiße zu schätzen. Aber die anwesenden Mikrobiologen wussten, dass diese Probe eher Gold als Mist war. Denn sie wimmelte von unterschiedlichen Bakterien, Archaeen, Eukaryoten und Pilzen. Es war die erste frische Probe seit vier Jahren, zu der die Mikrobiologen wieder Zugang erhalten hatte. Die letzten Proben stammen noch aus der Anfangs- Zeit, als die Saiyajins auf dem Raumschiff gewesen waren, dass sie von ihrem Heimatplaneten nach Plant geflogen hatte. Damals hatten die Forscher dank dem geschlossenen Abwasserreinigungs-System im Raumschiff leicht Proben nehmen können.  Schon damals war den Biologen ein außergewöhnliches weites Spektrum an Darmbakterien aufgefallen, welche im Kot lebten.  Die Frage war gewesen, ob dieses sich seit ihrer Ankunft auf Plant durch den Einfluss neuer Umweltfaktoren und neuartiger Nahrung verändert hatte. Dies konnte nur durch neue, frische Proben beantwortet werden, aber die Drohnen waren selten nah genug gekommen, um etwas einzusammeln. Drohnen konnten sich weder anschleichen noch verstecken und Saiyajins warfen sie gerne ab, wenn sie ihnen zu nahe kamen. Deshalb nutzte man den ersten Besuch der Saiyajins in eine tsufurianische Forschungseinrichtung gehörig aus. Das Einsammeln der Probe war recht einfach gewesen: es war eine natürliche Reaktion, dass Lebewesen ihre Nahrung auch wieder ausscheiden mussten. Um den Vorgang zu beschleunigen, setzte man den Saiyajins einfach nur ein Essen vor, dass mit einem leichten Laxativum versetzt war, um ihre Verdauung zu erleichtern. Dann musste man sie nur zu bestimmten präparierten Toiletten lotsen, welche die Abfälle sammelten, anstatt sie hinfort zu spülen. Die Frage, ob sich das Darmmikrobiom in den letzten Jahren verändert hatte, konnte nun beantwort werden. Die Probe zeigte keine Veränderung im negativen Sinn. Der Darm eines Saiyajins wies eine Vielzahl von nützlichen Bakterien auf, die ihm dabei halfen, sein Essen effektiv zu verdauen. Damit war man des Rätsels Lösung zur trotzenden Gesundheit der Saiyajins einen Schritt näher gekommen. „Etwa 40% dieser Bakterien sind für uns unbekannt“ erklärte Yutzu seinen jüngeren Kollegen und deutete auf einige der bunt gefärbten Bakteriengruppen. „Einige von ihnen können Chitin, den Bestandteil von Insektenpanzer abbauen, was den Saiyajins ermöglicht, sogar Insekten vollständig zu verdauen. Diese hier machen gegen Gift resistent, indem sie entsprechende Enzyme bilden, welche Giftstoffe abbauen. Wiederum andere bauen die Schleimhaut des Darms auf, wodurch saures und scharfes Essen leichter verträglich ist.  Es verhindert außerdem, dass entzündliche Darmerkrankungen entstehen. Andere Bakterien können sehr gut Ballaststoffe entwerten. Sie verwerten pflanzliche Nahrung damit besser als wir es tun. Diese Bazillen hier stellen entzündungshemmende Fettsäuren und neuroaktive Substanzen her, die auf den gesamten Organismus und im Gehirn wirken können. Es erklärt vermutlich das uneschütterliche Wesen der Saiyajins und warum sie trotz der traumatischen Zeit kaum unter psychologischen Beeinträchtigungen leiden“ Yutzu pfiff anerkennend auf, während er auf die entsprechende Bazillenarten auf dem Bildschirm zeigte.  „Es ist ein Hinweis darauf, wie abwechslungsreich sich Saiyajins seit Jahrhunderten ernährt haben, um eine solche Darmflora aufzubauen. Nicht nur Fleisch, Gemüse und Nüsse…nein, es müssen auch giftige Tiere und Pflanzen darunter gewesen sein. Ihre Hungersnot hatte ihr Darmsystem zwar geschwächt, aber nie so weit, dass gefährliche Krankheitserreger sich ansiedeln konnten. Seit sie wieder Zugang zu regelmäßiger Nahrung haben, ist das Mikrobion noch lebendiger geworden. Was für ein überlebensfähiges System. Das ist der Grund dafür, warum Saiyajins nicht mit Lebensmittel-Unverträglichkeiten zu kämpfen haben. Es ist eines der Ursachen für ihr starkes Immunsystem. Was für ein wunderschönes Bild von Diversität. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Yutzu war fast neidisch: diese Darmflora sah für ihn aus wie ein Garten mit exotischen Blumen. Dagegen sah das Mikrobiom-Bild eines Tsufurujins etwas langweilig aus.  Eine solche Vielzahl an unterschiedlichen Bazillen besaßen sie nicht mehr. „Ist das auch der Grund, warum kein Saiyajin bislang an Tumoren, Allergien oder Diabetes leidet?“ fragte ihn neugierig einer seiner Assistenten. „Ja, es ist einer der Gründe dafür, warum sie unter keiner Kulturkrankheit leiden. Ihre Ernährung und Lebensstil sind mit dem unseren nicht zu vergleichen“ erklärte ihr Professor. „Ihr Essen ist nicht industriell verarbeitet. Sie sind nie mit Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärker in Kontakt gekommen. Kaum Salz und Zucker, kein Rauchen, dazu viel Bewegung an der frischen Luft. Sie haben nie Antibiotika probiert. Stattdessen mussten sie Krankheiten mit Tees und Kräuterumschläge behandeln. Das war nicht so wirksam wie ein Antibiotikum, hatte aber weniger Nebenwirkungen auf das Mikrobiom. Wenn es sie nicht umbrachte, lernte ihr Immunsystem daraus und wurde nur besser…ich vermute, sogar die Kleidung, die sie tragen, hilft ihnen dabei“ überlegte er. „Sie meinen diese Pelze und Ledersachen, die sie tragen?“ fraget der Assistent verwundert. „Wie denn das? Das ist doch total unhygienisch.“ Er schüttelte sich angewidert bei den Gedanken, so etwas tragen zu müssen. „Der Kontakt zu Tieren kann das Mikrobion pflegen. Sogar das Fell erlegter Tiere wird voller Bakterien sein, mit dem sie in Kontakt sind. Dazu ihre Höhlen, in denen sie leben…alles voller verschiedener Bakterien“ widersprach Yutzu. „Aber sehen sie sich mal bei uns um…“ er deutete auf sein blendend sauberes, weißes Rein-Labor, wo kein Stäubchen lag. Ständig waren Roboter damit beschäftigt, alles zu putzen. Yutzu selbst und seine Assistenten trugen Kleidung, die mit Silberfäden antibakteriell ausgerüstet war, dazu Handschuhe, Schutzbrille und Filtermaske vor dem Mund. Es waren Sicherheitsmaßnahmen, die in Laboren galten, besonders, wo man Umgang mit fremden Substanzen hatte.  Angesichts der Art der Proben, mit denen sie hantierten, war es auch eine Schutzmaßnahme gegen den Geruch. „Es geht nicht nur um Labore, sondern um jeden Haushalt“ regte sich Yutzu auf. „Überall Putz-Roboter und Desinfektionsmittel. Es ist zu viel Hygiene! Wir haben kaum Kontakt mit Bakterien, welche uns zu einem diversen Darm-Mikrobion verhelfen könnte. Selbst wenn wir anfangen würde, so zu leben wie die Saiyajins, würde es uns vermutlich umbringen, da unser Darm mit solchen Bakterien nicht mehr umzugehen weiß. Unser Immunsystem ist über die Jahrhunderte schwächer geworden.“ „Oh…wie schade“ murmelte der Mitarbeiter, der wusste, wie nützlich ein gutes Mikrobion im Darm für die Gesundheit war. Abgesehen von weniger Krankheiten, beeinflusste es positiv die Stimmung des betreffenden Lebewesens und sorgte für schöne Haut und Haare. „Die nächste Frage lautet, ob und wie wir das übernehmen können“ murmelte Yutzu und klickte sich nachdenklich durch die letzten Ergebnisse seiner Forschung. „Wie meinen?“ erhielt er die dumme Frage. Yutzu drehte sich um und sah den Fragesteller berechnend an. „Nun, wie können wir Tsufurujins davon profitieren? Der Darm entscheidet über so viele Krankheiten. Steckt hierin die Lösung gegen unsere Kulturkrankheiten? Angenommen, man könnte die Bakterien vermehren und dann oral aufnehmen…als Getränk oder als Pille… und damit unser mageres Mikrobiom wieder aufbauen…dann bestände die Chance, Allergien zu heilen!“ seine Augen blitzten lebhaft auf, während er den Faden weiterspann. „Lebensmittelunverträglichkeiten. Womöglich Depression. Im Gegensatz zu einer dauerhaften Therapie, wo Patienten lebenslang Pillen schlucken müssten, welche Nebenwirkungen haben und negativ ihre Leber und Niere beeinflussen, könnte so eine neue Therapie zeitsparender und billiger sein. Der eigene Darm wird wieder fit gemacht und kann sich selbst wehren“ diese euphorischen Gedanken bewirkten, dass Yutzu immer lauter wurde, wie von seiner eigenen Genialität berauscht. „Unser Immunsystem könnte ähnlich stark werden. Der Magen wäre nicht mehr empfindlich. Keine Laktose-Intoleranz oder Zöliakie mehr! Kein Diabetes. Keine fetten Kinder, weil die industriell verarbeitete Nahrung nun wieder bekömmlicher wird und Zucker damit weniger schädlich! Und nicht nur das: als Creme aufgetragen, könnte man das Mikrobiom der Haut wieder aufbauen. Keine Neurodermitis oder Akne mehr. Es gibt so viele Möglichkeiten…“ „Ich sehe, du hast gute Nachrichten“ sprach eine neue Stimme trocken und unterbrach seinen Begeisterungssturm. Zwei Neuankömmlinge waren eingetreten, im weißen Schutzanzug vollständig maskiert und damit im Labor fast unsichtbar. Doch das Namensschild auf der Brust machte sie für ihre Kollegen erkennbar. Bei dem Sprechenden handelte es sich um Orenji, bei dem stillen Begleiter um die molekulare Anthropologin Pilly. Sie galt als Verbindungsoffizierin zwischen den Mediziner und den Kulturforschern im Projekt „Saiyajin.“ Orenji beugte sich vor, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu erhaschen und verstand sofort den Inhalt. „Sehr schön“ murmelte er „das wird ja immer besser.“ „Dann sind die anderen also auch so begeistert von ihren Proben?“ fragte Yutzu. „Darauf kannst du einen lassen. Nachdem wir so lange darauf gewartet haben, bis die Probanden bereit waren, stürzen sich nun alle auf sie. Die ersten Ergebnisse befeuern das auch noch. Ich mag deine Ideen“ wechselte er das Thema. „Ich sehe die Möglichkeiten auf viele, vielversprechenden Entdeckungen.“ Neuartige Medikamente und Kosmetik-Patente konnten damit entwickelt werden. Yutzu nickte zustimmend. „Wir hatten von Anfang an eine Ahnung, dass diese Rasse wertvoll für uns sein könnte, nicht nur ihr Planet. Ich will dieses Mikrobion. Wenn wir es nicht künstlich nachstellen können, dann müssen wir es halt den Probanden entnehmen. Das sollte kein Problem sein, sie verlieren schließlich nichts Wertvolles. Ich werde vorschlagen, dass man ihrem Dorf ein paar mobile Toilettenkabinen spendet, die wir regelmäßig einsammeln.“ „Stimmt, das ist einfach…im Gegensatz zu den Blut- und Gewebeproben, die ich haben will“ seufzte Orenji. „Du machts wirklich aus Scheiße Gold.“ Yutzu und seine Assistenten lachten auf. „Dafür müssen wir auch den Geruch ertragen“ wandte einer der Mitarbeiter ein. „Dafür gibt es Geruchsfilter und Masken“ entgegnete Orenji. Er sah die jüngeren Forscher, auf die er nun aufmerksam wurde, freundlich an. „Sie arbeiten hart. Wollen Sie nicht eine Pause machen?“ Unsicher sahen die Jüngeren ihren direkten Vorgesetzten Yutzu an, der gönnerhaft nickend seine Zustimmung gab. Erst dann verließen die beiden das Labor, mit dem sicheren Gefühl, dass sie nicht wegen Besorgnis um ihre Gesundheit rausgeschickt wurden. Nein, was immer diese drei Forscher zu bereden hatten, war vertraulich und vermutlich unmoralisch. Als die Tür schloss, verschwand der väterlich-freundlicher Ausdruck auf Orenjis und Yutzus Gesicht sofort. Stattdessen erschien eine geschäftsmäßige Berechnung. „Wir sind uns einig, dass die Saiyajins öfters „eingeladen“ werden müssen“ kam Orenji gleich zur Sache. „Ich habe bereits Rückendeckung vom König. Er teilt meine Vision vom neuen Super-Soldaten. Aber abgesehen davon können wir mit den Saiyajins auch viel Geld im Privaten verdienen; mit den Dingen, die nicht fürs Militär relevant sind. Die Pharmaindustrie wird ausflippen mit den geplanten Entdeckungen. Unsere Ideen sind Milliarden wert. Um die Entwicklung voranzutragen, wird Dr. Pilly“ er warf der Kollegin einen lobenden Blick zu. „sich um die nächsten Versuchspersonen kümmern.“ „Ich verstehe…“ Yutzu lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah die eher unbekannte Doktorin prüfend an. „Sie haben also gemerkt, wie viel Geld es sich im Privatsektor machen lässt, Doktor?“ fragte er ohne Kritik in der Stimme. „Mein Gehalt ist ein Witz“ beschwerte sich die medizinische Anthropologin. „Dabei bin ich an all diesen Projekten beteiligt. Nur eine Namenserwähnung reicht mir nicht. Es wird Zeit, dass ich auch ein Stück vom Kuchen erhalte.“ „Ihre Beteiligung wird sich nun auch lohnen“ beschwichtigte Orenji. „Sie sorgen dafür, dass wir die geeigneten Probanden bekommen und dafür erhalten sie einen Anteil an den Patenten.“ „Wir brauchen zuerst eine Vielzahl an unterschiedlichen Saiyajins, um die besten rauszupicken. Was ist mit deren Albinos? Diesen Blauhaarigen? Sie sind nicht so stark, aber dafür sanfter und klüger. Deren Abkömmlinge lassen dann besser kontrollieren. Gibt es eine Möglichkeit, davon noch mehr zu bekommen außer der Frau“ fragte Yutzu. „Ich will wissen, wie sich die Albino-Männer von den schwarzhaarigen Saiyajins unterscheiden. Den Videos nach, gibt es Unterschiede in ihrem Verhalten und Ernährung.“ „Ich werde sehen, was sich machen lässt“ wiegelte Pilly ab. „Ringo wird als meine Vorgesetzte immer noch ein Auge auf mich haben. Sollte ich mich verdächtig benehmen, kann sie mich aus ihrem Team rausschmeißen.“ „Dann würden sie in meines komme. Ich brauch einen, der sich um die Auswahl der Versuchspersonen kümmert“ überlegte Orenji. „Am besten wäre es, wenn wir Ringo und ihre Vertrauten loswerden. Ich muss meine Beziehungen nutzen und sie in Misskredit bringen, aber das braucht Zeit. Kümmern wir uns also so lange um das, was wir haben. Wir brauchen Material, so viel wie möglich. Haben wir erst diese Daten, können wir schauen, welche am besten für unsere Zwecke geeignet sind. Dann wäre es ratsam, von den betreffenden Probanden Eizellen und Samen zu entnehmen. Die Saiyajins vermehren sich bislang noch auf die altmodische Weise, durch Geschlechtsverkehr…“ Orenji schüttelte sich bei diesen ekelhaften Gedanken. „Aber das wird nicht reichen, wenn wir Einheiten für die Armee züchten wollen. Da müssen wir mit künstlicher Befruchtung und Brutkammern nachhelfen.“ „Dem wird Ringo niemals zustimmen und Meron auch nicht“ widersprach Pilly. „Die Saiyajins sind keine Nutztiere!“ „Ihre Zustimmung wird bald nicht mehr nötig  sein“ Orenji grinste unheilvoll. „Momentan sind die beiden für alles verantwortlich, ja, aber das macht es auch so einfach, sie rauszukicken. Wir müssen nur dafür sorgen, dass sie Fehler machen. Ein geflohenes Exemplar zum Beispiel. Am besten eines, das unter der Zivilbevölkerung etwas Rabatz macht. Nur ein wenig, damit alle mit dem Finger auf Meron und Ringo zeigen. Wenn mein Plan funktioniert, werde ich als Projektleiter befördert. Dann holen wir die Saiyajins aus ihrem Außenlager raus und sperren sie tief im Keller ein, wo sie nicht flüchten können. Anstatt GPS-Bänder gibt es Elektroschock-Halsbänder. Damit können wir sie leicht unterwerfen und abrichten.“ Yutzu brummte zustimmend, aber Pilly keuchte entsetzt auf. Den Rest Anstand besaß sie noch. Orenji sah sie scharf an. „Haben Sie sich nicht so! Das ist immer noch besser als ihr eigentliches Schicksal. Wenn wir nicht gewesen wären, wären die Saiyajins schon vor Jahren verhungert. Sie hatten eine nette Zeit im Außengehege, aber nun reicht es. Sie werden regelmäßig ihr Futter bekommen und ein hygienisches Heim mit fließend Wasser erhalten. Damit können sie sich glücklich schätzen“ er zuckte mit den Schultern. Er übersah großzügig den Fakt, dass er nichts mit der Rettung der Saiyajins zu tun gehabt hatte, sondern nur Ringos Arbeit ausnutzte. Er fuhr fort. „Die Saiyajins werden glücklich sein, uns zu dienen. Wir haben es doch gestern gesehen, wie sie hübsch nach den Bällchen gejagt sind, nur um einen Snack zu erhalten. Hahaha, Jagdhunde abzurichten ist anstrengender“ er lachte spöttisch auf und Yutzu fiel mit ein. Pilly überkam ein kaltes Schaudern, während sie die Männer beobachtete. Worauf hatte sie sich da nur aus Geldgier eingelassen? Sie fühlte sich, als hätte sie einen Pakt mit dem Teufel beschlossen.   Von diesem Tag an kam es öfters vor, dass die Forscher einige Saiyajins auf weitere Besuche einluden. Angelockt von der Belohnung meldeten sich Saiyajins freiwillig, aber die Tsufurujins erlaubten einen nicht mehr als drei Ausgänge. Topina nutzte es maximal aus, immer begleitet von Karotto. Sie waren daher die ersten, die erfuhren, dass sie von weiteren Besuchen ausgeschlossen waren, weil sie die maximale Anzahl erreicht hatten. Topina war darüber sehr enttäuscht, da sie nichts von der Begrenzung gewusst hatte und verstand auch die Begründung nicht. Die Forscher sagten, um niemand zu bevorteilen und damit auch andere Saiyajins die Möglichkeit bekämen. Aber so viele Freiwillige gab es nicht. Wie von Vegeta befürchtet, wurden auch Mütter und Kinder eingeladen, aber diese lehnten sofort ab. Manche Tsufurujins wollten das nicht verstehen und warben hartnäckig, entgegen der Abmachung. Aber die drohenden Blicke der männlichen Saiyajins, wenn sie sich vor ihnen aufbauten und knurrten, bewirkte sofort deren Flucht. Unsere Krieger waren die einzigen, die sich trauten und an den Versuchen teilnahmen. Wenn sie zurück kehrten, erstatten sie sofort Vegeta Bericht und erzählten, was sie machen mussten und was sie gesehen hatten. Meine Freundin Ninka und ich hatten bislang kein Interesse daran. Anhand Topinas Erzählungen hatte ich eine Vorstellung erhalten, was mich erwartete. Aber nur wegen einem kostenlosen Essen hatte ich keine Lust, mich anstrengende Übungen unterziehe zu lassen. Ninka, die sonst sehr neugierig war, wollte aus einem anderen Grund nicht mit und bald erfuhr ich ihn. Sie war schwanger! Sie hatte die Anzeichen schon seit einem Monat bemerkt und da man nicht festgelegt hatte, ab wann man als Mutter galt und aus Sorge um ihr Ungeborenes, wollte sie das sichere Dorf nicht verlassen. Ich war der Erste, dem sie davon erzählte, mit dem Zusatz, dass sie seit Monaten nur mit einem Mann schlief: es war damit eindeutig, dass ich der Erzeuger war. Als ich davon hörte, erstarrte ich. So viele Gefühle tobten in mir. Zuerst freute ich mich, aber dann dachte ich an meine toten Kinder. Den Schmerz, welcher ihr Verlust in mir ausgelöst hatte…das schlechte Gewissen, weil ich lebte und sie nicht… Durfte ich in dieser Welt erneut dieses Glück erleben? Könnte ich mein zukünftiges Kind ernähren und es gesund aufziehen oder müsste ich erneut dessen Tod erleben? Ich hatte genug Verlust erlebt…meine Eltern, meine Freundinnen, meine Schwester…ich dachte an Zucchi, die bei der Geburt gestorben war. Was, wenn Ninka dasselbe drohte? Ich wäre nicht mehr stark genug, das hinzunehmen. Ninka sah mich immer noch auf eine Antwort fragend an. Doch ich war immer noch schockstarr, meine Zunge wie gelähmt, meine Hände zitterten. Sie sah diese Reaktion und erinnerte sich an meine Vergangenheit, von der ich ihr erzählt hatte. Sie trat auf mich zu und schloss mich in ihre Arme, strich beruhigend über meinen Rücken. Erst da taute meine Zunge auf. „Ich hab Angst“ flüsterte ich. „Es ist zu gefährlich…“ „Das Leben ist immer gefährlich“ hauchte sie. „Verstecken lohnt sich nicht.“ Ich erwiderte die Umarmung und schloss Ninka an meine Brust. So nah, hörte ihr Herzklopfen. „Wir schaffen das“ ermutigte Ninka mich. „Denn all das, was wir erlebt haben, hat uns nicht gebrochen. Wir sind durch den Schmerz stärker geworden. Unser Kind wird leben!“ Ihre Worte beruhigten mich. Ja, endlich schien mein Leben wieder Farbe zu bekommen. Die Zukunft sah rosig aus wie ein neuer Sonnenaufgang. Ich hatte eine liebevolle Gefährtin, ein schönes Zuhause, regelmäßige Mahlzeiten, eine Beschäftigung, die mich ausfüllte und für die ich respektiert wurde…ein Kind wäre die Krönung. Ich würde mein Bestes geben, auch um der Vater zu sein, den ich für meine beiden toten Kinder nicht mehr seid durfte.   Kurze Zeit später begannen wir eine große Umzugsaktion. Topina zog aus, damit im Felsenhaus mehr Platz für Ninka und das Baby sein würden. Doch anstatt bei Karotto einzuziehen, wollte Topina ein eigenes Heim haben. Sie brauchte Platz, um ihre Heilkräuter zu trocknen und zuzubereiten, sowie Verletzte zu behandeln und wollte in unserer Nähe sein, um bei der Geburt schnell helfen zu können. Alle im Dorf packten dabei an, für die oberste Heilerin ein geeignetes Heim aus den Felsen zu hauen, sogar der Stammesanführer Vegeta war sich dafür nicht zu schade. Bei der Hilfe war nicht nur relativ schnell ein zweistöckiges Felsenhaus gebaut; auch der Umzug von Topinas Haushalt dorthin ging schnell vonstatten. Anschließend musste nur noch mein Felsenhaus etwas hergerichtet werden, damit es kindersicher war. Ich fertigte daher passgenaue, hölzerne Deckel für die Leiteröffnungen an, damit diese verschließbar waren und nichts durchfallen konnte. Vor den Fensterlöcher brachte ich durch hölzerne Quer-Stecken, welche ich mit Lehm befestigte, eine Sicherung an, damit das Baby nicht heraus klettern konnte. Karotto schenkte uns eine Wiege aus geflochtenem Gras, Topina eine selbst gestrickte Decke aus weicher, wilder Baumwolle und Flachs. Beide freuten sich für unser Glück. Karotto sah oft heimlich Topina mit einem warmen Blick an, als würde er sich ihr zukünftiges Kind vorstellen. Aber Topina ignorierte es und ging auch nicht auf Bemerkungen dieser Art ein. Das sie bislang nicht schwanger war, obwohl wir beide etwa zur selben Zeit eine Beziehung begonnen hatten…ich wusste es nicht mit Sicherheit, aber ich hatte über meine Eltern einst Gerüchte gehört, dass die Heiler Mittel kannten, um Schwangerschaften zu verhindern. Kannte Topina so etwas? Nutzte sie es? Oder lag es einfach daran, dass es manchmal schwer war, für saiyanische Frauen zu empfangen. Topina war nicht die Einzige: es gab auch andere unfruchtbare Frauen, obwohl sie feste Partner besaßen. Aber feste Partnerschaften bedeuteten nicht automatisch, dass ihre Ozaru sich gegenseitig akzeptierten und sie miteinander kompatibel waren. Es war ein Tabu, nach Kinderlosigkeit zu fragen: es konnte eine Frau sehr beleidigen und kränken. Topina selbst erklärte mir später eine Theorie zur Ursache: sie befürchtete langfristigen Folgen der Hungersnot. Diese hätte viele Frauen und vermutlich auch Männer unfruchtbar gemacht.   Weder Topina noch ich hatten unseren Partnern den Sarang geschworen. Nun, wo Ninka von mir schwanger war, fragte ich mich, ob es nun nicht Zeit dafür war. Ich konnte mir nicht vorstellen, mit einer anderen Frau glücklich zu werden, also warum kein Exklusiv-Vertrag? Ich wollte für Ninka und unser Kind da sei und der Sarang versprach mir mehr Rechte als Vater. Als ich mit meiner Cousine darüber redete, zuckte sie jedoch mit den Schultern. „Wenn du darüber nachdenken musst, bist du nicht so weit“ war ihre Antwort. „Ich hab dasselbe Problem und deswegen weiß ich, dass Karotto nicht der richtige für mich ist.“ Ich war über ihre Antwort verwundert, fragte aber nicht nach. Ihre Gefühle und ihre Beziehung waren Privat. Ninka drängte mich auch nicht zum Sarang, aber sie sagte mir, dass sie mich liebte. Nun, dieses Geständnis konnte ich aus tiefstem Herzen erwidern und damit war sie bereits glücklich. Dies, zusammen mit meiner Fürsorge für das baldige Kind, den Nestbau, war alles, was sie sich wünschte. Doch es gab etwas, was mich innerlich noch beunruhigte: die Gefahr, dass Ninka wie einst meine Schwester während der Geburt etwas zustieß. Oder vielleicht dem Baby. Wen es auch traf…ich könnte diesen Verlust nicht ertragen, also dachte ich darüber nach, wie ich Vorkehrungen treffen könnte. Unsere Medizin kannte Grenzen… aber nicht die der Tsufurujins. Ich erinnerte mich an Topinas Erzählungen; von den magischen Dingen, welche sie in diesem Labor gesehen hatte. Zum ersten Mal fing ich an, darüber nachzudenken, mich als Versuchsperson zu melden. Ich hatte schon oft eine Einladung erhalten, sie aber stets abgelehnt. Beinahe gedrängt hatten mich die Forscher, einmal mitzukommen. Der Grund dafür war, dass ich einer der wenigen blauhaarigen Aosaru-Männer war. Aber warum war ihnen das so wichtig? Sie stotterten und wichen aus, erzählten mir Lügen, was ich aber roch und deshalb misstraute ich ihren Absichten. Selbst ihre Belohnung in Form von köstlichem Essen lockte mich nicht; da stand ich drüber. Mein Magen hatte mich nicht unter Kontrolle. Aber wenn es Medikamente wären…Dinge, mit denen ich das Leben von Ninka und unserem Baby beschützen könnte…unter diesen Umständen war ich bereit, es einmal zu versuchen.   Palantay ging am frühen Morgen zum Dorfrand, wo bereits das weiße Shuttle der Tsufurujins geöffnet auf die heutigen teilnehmenden Saiyajins wartetet. Nachdem er mit einem der Forscher seinen Lohn verhandelt hatte, der aus leicht händelbaren Medikamenten für diverse Notfälle bestehen sollte, waren sich beide einig geworden. Palantay, der ein findiger Händler war, hatte dabei auf Vorauszahlung bestanden. Ohne wollte er nicht fliegen. Diese war auch erfolgt und nun musste Palantay seinen Teil am Handel beitragen. Mit mulmigem Gefühl stieg er über die geöffnete Ladeklappe ins Shuttle ein Zu seiner Erleichterung war er nicht der Erste und damit nicht der einzige Teilnehmer: rechts und links, auf Bänken, saßen bereits jeweils Saiyajin. Es handelte sich um schwarzhaarige Kurosaru-Saiyajin, Krieger, großgewachsen und muskulös, mit nichts weiter bekleidet als mit Lendenschürze aus Leder. Sie beäugten ihn, nickte ihm zu, während sich Palantay mit auf die Bank setzte. Erst dann fiel hm auf, dass ihm schräg gegenüber noch jemand saß, der bis dahin vom einem der großen Krieger verdeckt gewesen war. Palantay riss schockiert die Augen auf. Es handelte sich um Vegeta. Im Gegensatz zu den beiden anderen Kurosaru, trug er eine längere Lendenhose.  Er lehnte sich an die fensterlose Metallwand, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen geschlossen, als würde er schlafen.  Aber Palantay wusste, dass ein Krieger wie Vegeta immer wachsam war, besonders in dieser Situation. Er verzichtete darauf seinen Anführer zu grüßen, da er vermutete, dass Vegeta seine Anwesenheit sowieso schon bemerkt hatte. Nun erkannte er auch die beiden anderen Krieger, bei denen es sich um Vegetas beste Männer handelte. Der eine hatte einen schwarzen Vollbart, was auf ein gewisses Alter deutete, da Saiyajins erst ab Anfang Vierzig einen Bartwuchs entwickelten. Der andere war jünger und besaß schulterlange Haare, die er sich zu einem nachlässigen, tiefen Zopf zusammengebunden hatte. Innerlich fühlte sich Palantay erleichtert, dass drei starke Krieger im Shuttle waren. Damit konnte nichts schief gehen. „Wir sind komplett“ sprach ein Tsufurujin und schloss die Ladeluke. Er selbst würde sich nach vorne ins abgetrennte Führerhaus begeben, da kein Tsufurujin bei den Saiyajins sitzen wollte. Kaum war das Shuttle verschlossen, da rumorten auch schon die Maschinen und langsam erhob sich das Shuttle sanft in die Luft. Ohne Fenster wussten die Saiyajins nicht, wohn sie flogen. Dieses blinde Fliegen, ohne festen Horizont im Blick, verursachte zudem eine leichte Übelkeit, weshalb alle vier Männer ruhig waren, um ihren Magen im Griff zu halten. Keiner hatte im Moment Lust auf Small Talk, besonders nicht, wenn sie vermutlich abgehört und beobachtet wurden. Innerlich waren sie alle erleichtert, als sie spüren, wie das Shuttle landete und sich der Motor abstellte. Endlich angekommen, gleich gab es frische Luft. Kaum war die Ladeluke offen, als Vegeta als erstes aufstand und hinaustrat. Die Krieger folgten ihn, dann ging Palantay hinaus. Das helle Licht nach dem dunklen Lagerraum blendete sie kurz. Ihre Gesichter verzogen sich zu einer Grimasse, als sie reflexartig die Augen schlossen. Als sie diese langsam öffnen konnten, staunten sie bei dem ungewohnten Anblick. Selbst die Erzählungen von Topina hatten sie darauf nicht vorbereitet. Sie standen auf einem riesigen, gepflasterten Hof, vor dem Eingang eines gigantischen Gebäudes, zu dem ebenmäßigen Stufen hinauf führten. Ein riesiger Turm war zu erkennen. Blanke Fenster ließen alles funkeln und glitzern. Bäume umsäumten die Wege, in seltsamer unnatürlicher Form geschnitten und dahinter waren hohe Mauern zu erkennen, welche das Gebäude umschlossen. Am Eingang standen einige Wachen mit den üblichen Waffen bereit, aber sie blieben auf ihre Position, die Waffe locker in den Händen. Es war nicht das erste Mal, dass Saiyajins hierherkamen; man hatte sich an ihren Anblick gewöhnt und so ließ ihre Wachsamkeit nach. „Willkommen“, eine Tsufurujin-Frau mit glattem, grünen Haar und Augen, darüber ein Scouter mit blauem Glas, kam ihnen von der Treppe entgegen und begrüßte die Ankömmlinge in ihrer Muttersprache Saiyago. „Mein Name ist Dr. Pilly. Danke für eure Teilnahme. Bitte folgt mir.“ Sie lief die Treppe wieder hinauf und schien sich von den vier Männer, welche ihr folgten, nicht bedroht zu fühlen, obwohl jeder sie überragte. Dr. Pilly führte die Saiyajins zu einer Umkleide. Ein Roboter dort maß sie per Scanner ab und reichte ihnen die für sie passende Kleidung, bestehend aus weißen Shorts (mit Loch für ihren Schweif) und Hemden, sowie passenden Schuhe mit dicker Gummisohle. Ohne Scham zogen sich die Saiyajins vor Pilly, die wiederum schnell zur Seite sah, als die Lendenschürze fielen. Anschließend zupften die Saiyajins etwas irritiert an den ungewohnten weichen Stoff, der sich an ihrer Haut schmiegte, während sie der Tsufurujin zum Labor folgten. Dort angekommen, wurden Bilder von den Männern gemacht, ihre körperlichen Daten aufgenommen und erste Blutproben entnommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde ihnen eine Kanüle in den Arm geschoben und Blut in einem Glasröhrchen gesammelt: obwohl die Saiyajins Schmerz ertragen konnten und dies auch nicht sehr weh tat, war es ein unnatürlicher Anblick, bei dem sie sich unwohl fühlten. Als Krieger ging es gegen ihren Stolz, zu jammern, aber während des Prozesses sahen sie weg. Palantay folgte ihrem Beispiel: mit stoischer Miene ließ er alles über sich ergehen. Er wollte sich vor seinem Anführer nicht blamieren. Nebenbei lauschte er, der recht gut die Tsufurujin-Sprache verstand, was die Forscher sagten. Sie schienen besonders von Vegeta, aber auch von Palantay angetan zu sein. Er hörte viele lobende Kommentare über ihren Körperbau. Mit einem Seitenblick erkannte er, dass auch Vegeta die Forscher verstand: da war so ein arroganter, geschmeicheltere Zug um seinen Mund, während jener seine Arme ausstreckte, damit sein Bizeps und seine Brust gemessen wurden. Anschließend wurden die Saiyajins in eine Halle geführt, wo sie diverse sportliche Übungen absolvieren mussten. Hier zeigte sich der Unterschied zwischen Krieger und Nicht-Krieger: obwohl Palantays Leistungen über denen eines Tsufurujins lagen, besaß er nicht die Fähigkeiten wie die Kurosaru. Sie waren daher die einzigen, die man bat, gegen Roboter zu kämpfen. Diese waren sogar größer als die Saiyajins, ausgestattet mit Rollen anstatt Beinen sowie dicken Polster anstatt Kopf und Hände. Ihre Schläge waren dank der glatten Polster nicht gefährlich, obwohl sie harte Prellungen verursachen konnten. Sie waren vor allem dazu gedacht, die Angriffe der Saiyajins zu messen. Die Kurosaru freuten sich über diese Aufgabe. Die neuen Gegner wirkten interessant, dazu endlich die Möglichkeit, sich auszutoben. Gegen ihre flinken Bewegungen, ihre Sprünge und Finten, waren die langsamen, eher starren Roboter machtlos. Innerhalb kürzester Zeit waren sie in Einzelteile erledigt. Palantay, der alles vom Seitenrand aus beobachtete, lauschte wieder dem Gemurmel der Forscher, die neben ihm standen. „Unglaublich, wie stark sie sind…stell dir vor, dass wären keine Roboter“ murmelte einer beeindruckt zu seinen Nachbarn. Dieser nickte zustimmend. „Mir ist kein Soldat bekannt, der solche Leistungen zeigen kann. Dabei haben sie weder Waffen noch einen richtigen Kampfanzug an. Wir sollten mal Roboter einsetzen, die bewaffnet sind und sich schneller bewegen können. Unsere normalen Trainings-Bots eigenen sich nicht, um die Stärksten der Saiyajins herauszufordern. So können wir nur einen Bruchteil ihrer Fähigkeiten kennen lernen.“ Beide Forscher machten daraufhin eifrig Notizen auf ihren elektronischen Tabletts. „Was machen wir mit dem Albino? Ich denke, er langweilt sich“ fragte der Erste mit Seitenblick zu Palantay. „Er bekommt gleich seine eigenen Aufgaben. Sie wollen seine Intelligenz testen. Das eine Weibchen, welches ebenfalls blau gefärbt ist, zeigt Anzeichen von hoher Intelligenz, sowohl emotional als auch intellektuell. Sie wollen testen, ob das bei seiner Art ähnlich ist oder individuell. Er ist dazu sehr kreativ. Von ihm stammt die Töpferware, die momentan in der Hauptstadt gehypt werden. Er ist der unbekannte Künstler, dessen Werke man nur ersteigern kann…wenn die Anthros von ihren Besuchen zurück kommt. Die schönsten haben sich Dr. Ringo und Dr. Ume geschnappt und stellen sie in ihrem Büro aus“ antwortete sein Kollege. „Ich hab gehört, der Direktor der Galerie der schönen Künste will sie unbedingt haben und nervt die beiden, diese Sammlungen bei sich im Haus ausstellen zu dürfen.“ „Was? Von ihm kommen all diese teuren Kunstwerke in diesem provokanten, neuartigen Stil?! Ich finde die auch toll, konnte mir aber nie eine ersteigern, bei den Preisen“ staunte der Forscher und sah bewundernd Palantays Profil an. „Frag mal gleich Dr. Pilly oder einer der Anthros, ob sie für dich mit ihm verhandeln sollen. Dank meiner Freundin, die dort arbeitet, habe ich eine hübsche Schale ganz billig erhalten. Musste nur ein paar Früchte, Grillfleisch und Trockenfisch abdrücken. Danach habe ich die Schale verkauft und 2.000 dafür erhalten…bei einem Kaufpreis von gerade mal 20“ prahlte der Zweite. „Hm, angesichts der derzeitigen Preise, für die seine Werke gehandelt werden, hättest du sie auch noch teurer verkaufen können“ machte sich sein Kollege über den Handel lustig. „Aber danke für den Tipp. Ich frage mal gleich den Laboranten, wenn er den Albino abholt, ob er was deichseln kann.“ „Vielleicht sollte ich mir auch noch mal etwas besorgen“ überlegte der andere, angesichts der Gewinnrate an einer neuen Investition interessiert. Das Gesprächsthema der beiden Tsufurujins ging nun über den Kunsthandel weiter, weshalb Palantay nicht mehr weiter zuhörte. Zu schockiert war er von, was er verstanden hatte. Ja, er hatte Tsufurujins übergeblieben Töpferware verkauft. Er war sich dabei auch sehr schlau vorgekommen, dass er für, seiner Meinung nach, misslungene Ware noch so gute Lebensmittel bekommen hatte. Aber nun musste er hören, dass die Tsufurujins sogar noch viel mehr damit verdienten. Das ärgerte ihn und er fragte sich, ob er die Preise erhöhen sollte oder überhaupt nicht mehr an die Tsufurujins verkaufen sollte. Anderseits war er auch geschmeichelt. Er wusste nicht, was eine „Galerie der Künste“ war, aber dem Tonfall nach, mochten die Tsufurujins seine Werke. Dabei hatten sie noch nicht mal seine besten Werke gesehen. Seine Wandmalereien in der Versammlungshöhle, zum Beispiel. Aber diese durften die Tsufurujins auch nicht betreten. Die Kurosaru unterbrachen seine Gedanken durch ihr siegreichen Gebrüll, nachdem sie den letzten Roboter zertrümmert hatten. Euphorisch trommelten sie sich auf der Brust, bleckten die Zähne, sahen sich mit feurigen Augen nach dem nächsten Gegner um. „Sie haben ja immer noch so viel Energie“ staunte der Erste, mit nun sorgenvollem Unterton. „Ja, wir können gleich schon mit Phase 2 beginnen. Aber dann will ich nicht im selben Raum sein, wenn sie gegen Kampfroboter antreten. Das Militär nutzt diese. Das sind ganz andere Kaliber“ murmelte der Zweite. „Ahh, da kommt auch schon Cerise. Bestimmt, um den Albino mitzunehmen.“ Eine Tsufurujin Frau mit kurzen roten Haaren und grünen Augen, in üblicher weißer Kittelkleidung und mit Scouter, eilte auf die Forscher zu. Sie war Assistentin von Dr. Ringo und beherrschte daher einige Worte mehr an Saiyago. Daher war sie beauftragt, Palantay in den nächsten Raum zu bringen. Sie stellten sich vor, wechselten ein paar Worte und planten, den Saal zu verlassen. Bevor das aber geschah, brüllte Vegeta plötzlich los. Bei dem überraschten Krach hielten alle erschrocken inne. „PALANTAY; WO WILL SIE MIT DIR HIN?“ drohend sah er die kleine Frau an. Vegeta schien eine Falle zu befürchten. Seine beiden Kameraden wurden ebenso aufmerksam und richteten sich drohend auf. Obwohl einige Meter Entfernung zwischen ihnen lag, wusste Cerise und ihre Kollegen, wie schnell der Alpha diese Distanz überbrücken konnte. Sie hatten Vegetas Wachsamkeit unterschätzt und nicht geahnt, dass jener immer noch einen Blick auf den Schwächsten seiner Gruppe hielt. Allen Forschern, die bis dahin mit Neugier auf die Saiyajins geschaut hatten, wurde wieder bewusst, wie nah die Gefahr lauerte…uns sie waren im selben Raum mit ihnen. Keiner von ihnen würde es rechtzeitig zum Ausgang schaffen, wenn die Saiyajins sich entscheiden würden, sie zu attackieren und auseinanderzunehmen wie die Roboter. „Ich…ich zeige nur…Test“ stotterte Cerise ängstlich, die zum ersten Mal den Anführer der Saiyajins so nahe war und von seiner Ausstrahlung überwältigt wurde. Ansonsten kannte sie nur die Videos von ihm, durch die Kameras der Drohnen gewonnen. Palantay richtete sich an Vegeta. „Ich habe meine eigene Aufgabe, da ich kein Kämpfer bin“ beruhigte er seinen Anführer. „ich komme wieder.“ Als sie diese Bestätigung hörten, entspannten sich die Kurosaru. Hoheitsvoll nickte Vegeta. Erst damit erhielten Palantay und Cerise die Erlaubnis, den Saal zu verlassen.   Anschließend wurde Palantay wie geplant in einen kleinen Raum geführt, der etwas heimeliger und ruhiger wirkte als der vorherige Saal mit der adrenalingetränkten Luft. Große Fenster ließen Sonnenschein herein und es standen viele Pflanzen herum. Hier sollte er sich an einen Tisch setzen und erhielt diverse Rätsel und Puzzle, die er lösen mussten. Man sagte ihm nicht, was das Ziel wäre und gab ihm auch keine Zeit vor. So werkelte Palantay in Ruhe an bunten Würfeln, verschlungen Metallteilen und piepsenden Maschine und machte sich selbst ein Bild von seiner Aufgabe.  Es galt gleiche Bilder zu finden, etwas nach Farben zu sortieren, sich Melodien zu merken und Puzzlestücke passend aneinander zu legen Es waren lustige, interessante Spiele, die seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchten, so dass er nicht merkte, wie die Zeit verging oder wie er von Cerise beobachtet wurde. Erst als sie ihm eine Hand auf die Schulter legte und „Pause“ sagte, wurde ihm sein knurrender Magen bewusst. Es musste bereits Mittag sein. Sie führte ihn in den Speisesaal und lobte auf den Weg dahin, wie toll und konzentriert Palantay sich seinen Aufgaben widmete Die junge Tsufurujin war eindeutig erleichtert, ihre Zeit mit ihm als Versuchsobjekt zu verbringen anstatt bei Vegeta und den anderen. Der Speisessaal war fast leer. An einem der langen Tische saßen nur die drei schwarzhaarigen Saiyajins, denen man bereits auftischte. Gierig verschlangen sie alles, was vor ihrer Nase war. Fremdartige Speisen türmten sich auf der Tischplatte, die einen verlockenden Geruch verbreiteten. Vegeta bemerkte den Aosaru, grunzte mit vollem Mund und deutete mit dem Kinn auf den Platz neben sich. Der Befehl war unmissverständlich. Palantay bedankte sich mit leichtem Kopfnicken bei Cerise, bevor er sich neben seinen Anführer setzte. Diese fühlte sich in Gegenwart von Vegeta unwohl und verließ daher sofort den Saal. Die Saiyajins waren damit unter sich, wenn man die Kameras an der Decke und die Forscher hinter der undurchsichtigen Glaswand ignorierte. Vermutlich hielten sich die dort aufhaltenden Forscher in ihrem Versteck für sehr schlau und ahnten nicht, dass ihr Geruch sie verriet. Selbst unter den Essensdüfte waren sie für die feinen Nasen der Saiyajin immer noch zu erschnüffeln: es war ein durchdringender unnatürlicher Geruch nach diversen Chemikalien, mit denen sie sich gerne einrieben: Desinfektionsmittel, Seife, Parfüm, Deo, Make-Up. Die vier Saiyajins nutzten das kostenlose Gastmahl aus, bis der letzte Krümel vertilgt war, weil die Köche keinen Nachschub mehr liefern konnte. Die Bäuche voll bis zum Rand, Körper oder Geist ermüdet, verlangte es die Saiyajins nach einem Schläfchen. Sie hielten sich die Bäuche und weigerten sich, zu bewegen. Die Tsufurujins, die diesbezüglich ihre Erfahrungen bereits gemacht hatten, führten sie daher in einen Pausenraum, extra für sie eingerichtet. Mit der Illusion, unter freiem Himmel zu sein dank einem Glasdach und den vielen Zimmerpflanzen, standen diverse, gepolsterte Sitzmöglichkeiten und Liegen bereit. Ein kleiner Zimmerbrunnen plätscherte beruhigend, es erklang sanfte Musik. Es war nicht verwunderlich, dass sich die Saiyajins auf die Liegen stürzten, sich hinfläzten und fühlten wie in einer Oase.  Die Tür schloss sich, sie wurden in Ruhe gelassen, um sich für den 2. Teil des Tests am Nachmittag auszuruhen. Doch die Pause war nicht so lang wie geplant.   Palantay wurde mitleidslos mit einem Ruckeln an der Schulter aus seinem Verdauungsschläfchen gerissen. Ungehalten öffnet er die Augen, bereit, den Übeltäter anzuschreien. Leider handelte es sich um Vegeta, daher blieb ihm seine Beschwerde im Hals stecken und es kam nur ein genuscheltes „Was’n los?“ raus. „Steh auf“ befahl Vegeta. „Anstatt ein Nickerchen zu machen, nutzen wir die Zeit für einen Ausflug“ er grinste verschmitzt. „Wir werden gerade nicht bewacht. Anscheinend glauben die Zwerge, dass wir nach dem Essen schlafen wie Babys und keinen Ärger machen werden. Ha, von wegen...Jetzt sehen wir uns mal gründlich um.“ Alarmiert richtete sich Palantay auf. „Wie, Ausflug? Wohin willst du? Glaubst du, wir fallen nicht auf, wenn wir durch die Gänge streunen?“ „Tse, für wen hältst du mich?“ kritisierte Vegeta, bevor er bedeutsam nach oben, zum Glasdach schaute, wo der blaue Himmel sichtbar war. „Wir gehen dort raus.“   Für die Saiyajins war es wegen ihrer angeborenen körperlichen Eigenschaften kein Problem, die glatten, hohen Wände nur mit Händen und Füßen hinaufzuklettern. Ihr Schweif sorgte für die Balance, ihre kräftigen Finger und biegsamen Zehen für den Grip. Oben angekommen reichte ein kleiner Schlag mit dem Finger gegens Glas aus, um es erzittern und dann klirrend in die Tiefe einstürzen zu lassen. Von dort gelangten sie aufs Dach des Gebäudes und sprangen forschend weiter hinauf. Sie hangelten sich am Gesims entlang, Schwindel und angstfrei, nur um manchmal Pause zu machen und sich die neue Umgebung anzusehen. Von ihrem erhöhten Standort aus, sahen sie zuerst aufs umliegende Gelände: die Forschungseinheit mit ihren vielen Abteilungen. Aber sie konnten auch über die Mauern hinaussehen: hinter einer grünen Ebenen, von Straßen durchzogen, zeigte sich die Hauptstadt der Tsufurujins. Ein Gebäude stach dabei besonders heraus: eine Klippe überragte die Häuser und auf der Spitze, nahe am Abgrund, thronte ein hohes, mächtiges Gebäude. Die Saiyajins ahnten, dass der Bewohner darin sehr wichtig für die Tsufurujins sein musste: das Gebäude und der Standort selbst strahlten Macht aus. Die Saiyajins waren gefangen von diesem neuartigen Anblick, bis sie das Sirren einer Drohne störte.  Sie war etwas anders aufgebaut als die Drohnen, welche sonst die Saiyajins ausspionierte: kleiner, wendiger, mit Rotoren und einem Bildschirm ausgestattet. „Was tut ihr da? Ihr müsst sofort runter!“ auf dem Bildschirm wurde das Gesicht von Cerise sichtbar, die zuerst das Verschwinden der Saiyajins bemerkt hatte und aufgrund des Lochs im Glasdach ihre private Drohne hochgeschickt hatte. Vegeta ignorierte ihren Befehl und deutete stattdessen auf die Klippe in der Ferne, mit ihrem seltsamen Bauwerk drauf. „Was ist das?“ fragte er „Wer wohnt dort?“ „Das ist nicht wichtig für euch. Bitte, Saiyajins, kommt runter!“ flehte Cerise. Vegeta sah sie nur herrisch an und rührte sich nicht. Die drei anderen Saiyajins folgten dem Beispiel ihres Anführers. Cerise erkannte, dass sie dem Alpha geben musste, was er verlangte, ansonsten würden sich die Saiyajins nicht bewegen. Er wollte Antworten und sprach sogar zum ersten Mal mit ihr. „Das ist das Schloss“ erklärte sie daher seufzend. „Darin wohnt unser König.“ „König? Was ist das?“ fragte Vegeta weiter, der von diesem Titel noch nie etwas gehört hatte. „König…so jemand ist der Anführer aller Tsufurujins. Er bestimmt, wir folgen. Alle müssen das“ erklärte sie. „König…“murmelte Vegeta und sah fasziniert auf das Schloss. „König!“ er sprach das Wort mit mehr Druck aus, ließ es über seine Zunge rollen, als kostete er den Geschmack einer neuen Delikatesse. „Ist der König stark?“ fragte einer der Kurosaru neugierig. „Folgt ihr ihm deswegen? Wie stark ist er? Wie ein Saiyajin? Wie Vegeta?“ „Nein, nein“ sprach Cerise eilig. „So stark ist er nicht. Aber er ist ein guter Anführer. Er…“ Cerise zögerte. Ihr fehlte das Vokabular in Saiyago, um den Saiyajins das Konzept der Monarchie zu erklären. „Sein Vater war König und dessen Vater war König. Stärke ist nicht wichtig für Tsufurujins, aber Blut…Schlau…ähm…Macht. Viel Macht über alle“ stotterte sie. Vegeta sah noch ein letztes Mal zur Stadt und dem Schloss, als prägte er sich diesen Anblick ein. Dann nickte er und drehte sich um, schritt vom Gesims herunter. Er hatte genug gesehen. Mit dieser stummen Zusage flog Cerises Drohne los und leitet die Saiyajins wieder zum durchlöcherten Glasdach. Von dort sprangen die Saiyajins herab, wo sie von der originalen Cerise am Boden, die Drohen-Steuerung in der Hand, erwartet wurde.   Cerise, die fürchtete, dass die Saiyajins wieder ausbüchsen könnten, führte sie sofort zum nächsten Test. Wie am Vormittag mussten die Saiyajins entweder gegen Roboter kämpfen oder Rätsel lösen, bevor sie ihr Abendmahl erhielten. Nach einer erfrischenden Dusche zogen sie ihre eigene Kleidung wieder an und wurden mit dem Shuttle wieder ins Dorf zurückgeflogen. Cerise hoffte, dass niemand etwas vom Ausflug der Saiyajins erfahren hatte. Während alle damit beschäftigt gewesen waren, die Saiyajins zu beobachten, hatte sie sich ums Aufräumen und dem Ersetzen des Glasdachs gekümmerte. Letzteres war schwierig gewesen, weshalb sie sich Pilly, ihrer Freundin anvertraut hatte. Diese hatte ihr geholfen und versprochen, dass Geheimnis zu bewahren. Doch sie ahnte nicht, dass Pilly in Kontakt mit Dr. Orenji stand, der auf so eine Gelegenheit gewartet hatte. Die Information, dass die Saiyajins, besonders ihr Anführer, sehr neugierig waren und es geschafft hatten, einmal ausbüchsen, war nützlich für seinen Plan.   Währenddessen ließen die Bilder von der Hauptstadt und dem Schloss Vegeta nicht los. Insbesondere dieser Titel „König“ und seine Bedeutung interessierten ihn sehr und brachten ihn auf eine Idee, welche die Zukunft des Planeten prägen würde.         Kapitel 14: Hinterhalt ----------------------     So erlebte ich meinen ersten Besuch im Labor der Tsufurujins. Es war kein schlechter Tag gewesen: die Aufgaben waren einfach zu erfüllen gewesen, das Essen gut, die Belohnung angemessen. Dennoch war ich mir unsicher, ob ich ein weiteres Mal hier herkommen würde. Wozu auch? Ich fühlte mich weder dem Zweck, noch den Personen dort irgendwie verbunden. Niemand von uns Saiyajins wusste den Grund, warum wir getestet wurden. Was immer es auch war, was die Forscher erfahren wollten, es wurde uns nicht mitgeteilt. Am Abend wurde ich zusammen mit Vegeta und den anderen beiden Saiyajins wieder ins Dorf gebracht. Wir erhielten unsere Belohnung, eingepackt in Kartons, wobei meiner sehr klein ausfiel, da ich auf Medikamente bestanden hatte, anstatt Lebensmittel. Ich war froh, wieder zu Hause zu sein: das Paket sicher unter meinem Arm, eilte ich zu meiner schwangeren Gefährtin Ninka. Sie war neugierig, was ich erlebt hatte. Während sie auf einer gemütlichen Sitzecke saß, belustigte ich sie mit Beschreibungen über die fremdartigen Gerüchen und Gebaren der Tsufurujins. Ich unterließ aber den kurzen Ausbruch, den wir aufgrund Vegetas Idee gemacht hatten. Ich ahnte, dass Vegeta dies unternommen hatte, um mehr über die andere Rasse zu erfahren, der er immer noch misstraute. Darum hatte er sich auch als Freiwilliger angeboten. Er wollte alles mit eigenen Augen ansehen. Ich teilte seine Vorbehalte, seit ich zwei Tsufurjins dabei belauscht hatte, dass meine misslungenen Töpfer-Werke zu höheren Preisen weiterverkauft wurden und mir dafür nur Krümel gaben. Nicht zu vergessen der Groll, den ich auf die Tsufurujins immer noch verspürte, weil sie meine Schwester damals nicht halfen, als sie bei der Geburt ihres Sohnes verblutete. Was planten diese Rasse also mit diesen komischen Versuchen, die sie uns unterzogen? Reine Sorge um unsere Gesundheit? Das kaufte ich ihnen nicht ab. Aber wie Vegeta wusste auch ich, dass die meisten Saiyajins davon nichts hören wollten. Bislang hatten sie durch die Tsufurujins profitiert und sahen daher keine Gefahr. Allerdings hatten wir bis dahin auch keine Ahnung, wie weit die Wissbegier der Tsufurujins ging und was sie planten, um diese zu stillen.   Noch am selben Abend… In einem Labor der Medizinischen Abteilung hörte Dr. Orenji über Scouter den Bericht von Dr. Pilly, seiner Spionin bei den Anthropologen. Besonders interessiert zeigte er sich an dem Ausbruchversuch der Saiyajins und war enttäuscht zu hören, dass sie ohne großen Widerstand wieder ins Labor zurückgekehrt waren. „Zu schade“ er schnalzte mit der Zunge wegen der verpassten Gelegenheit. „Es wäre die perfekte Lösung gewesen, um die Projektleitung von Ringo zu übernehmen. Saiyajins, die ausbrechen! Die Chaos verbreiten! Gefahr für die Öffentlichkeit!“ stellte er sich vor. Nachdenklich rieb er sich das Kinn. „Dieser Alpha scheint ein sehr gewitzter, störrischer Bursche zu sein. An ihm bin ich wegen seines hohen Powerlevels sowieso besonders interessiert, genauso wie General Pineapple…wir wollen ihn abrichten, aber dazu müssen wir ein Elektro-Halsband einsetzen. Das werden Meron und Ringo bloß niemals genehmigen. Die Nervensägen müssen weg... Ja, es wird Zeit für meinen genialen Plan, den ich seit langem ausbaldowert habe.“ Orenji sah die Zeit gekommen, die Führung über das Projekt zu übernehmen. „Hören Sie, Pilly, sorgen Sie dafür, dass der Alpha noch einmal eingeladen wird. Geben Sie ihm die Chance, ein weiteres Mal abzuhauen. Da dank Ihnen niemand vom ersten Ausbruch weiß, müsste es für ihn noch leichter sein; jetzt wo er einen Vorgeschmack auf die Freiheit erhalten hat. Aber dieses Mal darf ihn niemand aufhalten. Ich will, dass er in die Hauptstadt gelangt, wo ihn jeder sehen kann. Bislang hat das Volk keinen Saiyajin vom Nahem gesehen. Zeit das zu ändern. Ich will, dass jeder normaler Bürger Angst vor dieser Rasse bekommt…Genau, Am besten, der Alpha ist nicht allein. Zusammen mit ihm sollen die die aggressivsten, größten Männchen ausbrechen. Diese Viecher werden ihren Anführer überall hin folgen und dann… Ja genau…“ Orenji grinste bei den Gedanken, was diese Primitivlinge alles in der belebten Stadt anstellen konnten. Allein wenn sie die Restaurants sahen, würden sie ausflippen, reinstürmen und sich bedienen, ohne Ahnung von Anstand, Manieren oder Bezahlung. Sie würden sichtbar die zivile Ordnung stören. Gegen die Saiyajins halfen nur die stärker bewaffneten Soldaten, aber nicht die dortigen Ordnungshüter. Es würde Chaos ausbrechen, wenn diese versuchen würden, nur mit ihren Schlagstöcken bewaffnet, die Saiyajins zu vertreiben. „Wenn bekannt wird, dass Ringos Sicherheitsmaßnahmen versagen, wird man mir die Leitung übergeben. Dann habe wir auch die Begründung, um die Saiyajins aus ihrem Außengehege zu nehmen und in den Laborkeller zu sperren. Gegen die Elektro-Halsbänder wird man sich auch nicht beschweren.“ Er lachte laut, sich seines Plans sicher.   Doch zu früh gefreut: der Alpha selbst durchkreuzte seinen großartigen Plan. Als Dr. Pilly erneut versuchte, ihn für einen Besuch zu gewinnen, lehnte jener ab! Auf die Überraschung war sie nicht vorbereitet gewesen, wo doch die Saiyajins bislang so neugierig und zuvorkommend reagiert hatten. Egal, wie hoch sie mit ihren Bestechungsversuchen ging, wie viel sie ihm auch er bot, er schüttelte nur ablehnend den Kopf. Pilly war nahe dran, weinend auf den Knien darum zu BETTELN, aber ihr Stolz (und die Zeugen wie die tsufurianischen Wachen) hielten sie davon ab. Eine Tsufurujin, die sich vor den Füßen eines unterentwickelten Wesens warf? Soweit kams noch! Sie würde sich NICHT zum Gespött machen. Dennoch, wenn sie seinen höhnischen Blick richtig interpretierte, schien sich der Alpha so etwas zu wünschen. Hochmütig sah er, für seine Rasse zwar klein, aber immer noch größer als ein Tsufurujin, auf sie herab und schien es zu genießen, ihre Bitte abzuweisen. Pilly gab auf und kehrte mit leeren Händen zurück. Komplett leer! Denn es war nicht nur der Alpha: auch die anderen starken, männlichen Saiyajins weigerten sich plötzlich, an den Versuchen teil zunehmen. Obwohl sie es nicht sagten, ahnte Pilly den Grund: es musste ein Befehl ihres Anführers dahinterstecken, dass die Saiyajins nicht mehr so kooperativ waren.   Orenji schäumte, als er davon erfuhr. Aus lauter Wut nahm er das Nächstbeste zur Hand und warf es an die Wand seines Büros. Als es schellend zerbarst, wurde ihm klar, dass er gerade seinen Lieblings-Auszeichnung zerstört hatte, die er deshalb auf seinen Schreibtisch hatte stehen lassen, um sie stets im Blickfeld zu haben. Nun war er gleichzeitig wütend und traurig über den Verlust. Denn so schnell würde er keinen Ersatz mehr erhalten. Sein Traum von Ruhm und Reichtum erhielt einen Knacks. Sein Problem war nicht nur sein misslungener Plan, sondern auch der Stopp in seinen Forschungen. Er konnte die Saiyajins nicht zwingen, dazu besaß er nicht die Macht. Die Forschungsleiter selbst sahen keine Eile und waren zu pazifistisch veranlagt. Ringo und Meron sahen es nicht als problematisch an, da sie genug Forschungsmaterial hatten. Als Verhaltensforscher reichten ihnen die Beobachtungen durch die Drohnen aus. Sie interpretierten das Verhalten der Saiyajins so, dass diese momentan ihre Neugier gestillt hatten und ihr Interesse fürs erste versiegt war. Früher oder später könnte man wieder auf sie zukommen, wenn etwas Zeit verflossen war und Saiyajins wieder etwas anderes essen wollten. Dann wäre die Bestechungsware der Tsufurujins wieder verlockend. Aber Orenji und seine Kumpanen brauchten das Blut, Zellen und die Labor-Versuche, um ihre eigenen egoistische Ziele erfüllen zu können. Orenji träumte von Reichtum durch neue Patente, von politischem Einfluss durch die Kontakte zum Militär und Königshaus und von der gewaltigen Anerkennung, welche die wissenschaftliche Gemeinde ihm für seine Entdeckungen geben würde. Warum weigerten sich die Saiyajins so plötzlich, sich weiterhin als Versuchsobjekte zur Verfügung zu stellen? Orenji ahnte, dass es mit dem Alpha zu tun hatte, aber er stand, wie seine Kollegen ebenfalls, vor dem Rätsel nach dem Warum. Hatten die Forscher sie irgendwie falsch behandelt und einen Fauxpas gemacht? Waren sie beleidigt?   Vegeta hatte bei seinem ersten Besuch in der Forschungsanstalt genug gesehen, um sich ein Urteil bilden zu können. Es lautete: die Tsufurujins waren nicht die großzügigen, mildtätigen, netten Gönner, für die sie sich ausgaben. Er verglich sie eher mit Raubtieren in Zwergenformat oder Aasfressern: Auf den ersten Blick sahen sie nicht gefährlich aus, aber ihre Augen verrieten ihre Gier. Wie sie ihn beobachtet hatten, als er ihre Roboter mit Leichtigkeit zerstörte und aufgeregt wisperten: es war so deutlich gewesen, auch wenn er nicht genug von ihrer Sprache verstanden hatte. Die Forscher hatten Pläne mit den Saiyajins und es war ihnen egal, was diese darüber dachten! Also warum ihnen weiterhelfen?   Jeder Saiyajin, der bei diesen Versuchen teilgenommen hatte, musste Vegeta, als er es bei der nächsten Ratsversammlung ansprach, Recht geben. Sogar Topina, die bislang den Tsufurujins am meisten wohlgesonnen war, sprach davon, wie unwohl sie sich manchmal gefühlt hatte. Zwar waren die Forscher stets freundlich und zuvorkommend gewesen, aber da waren diese Blicke...sie erinnerte sich mit Schaudern daran…diese Blicke voller Verlangen, Neid und Eifersucht gewesen. Die Forscher hatten versucht zu flüstern, aber waren in ihrer Aufregung nicht leise genug gewesen: Topina hatte Worte verstanden, die darauf hindeutete, dass man noch mehr Versuche machen wollte. Dabei hatte sie bislang immer noch nicht von Dr. Ringo erfahren, was genau die Forscher damit bezwecken wollten. Die Saiyajins hatten oft genug bewiesen, dass sie nicht krank waren und auch keine Gesundheitsgefahr für die Tsufurujins darstellten. Dennoch weigerten sich diese, mit den Saiyajins einen Austausch zu beginnen. Es gab keinen Handel, stattdessen Überwachung. Anstatt mit Respekt, wurden sie bestenfalls mit falscher Höflichkeit und kühler Berechnung behandelt. Beleidigungen fanden aber hörbar hinterm Rücken statt. Wie sollten beide Kulturen sich da jemals annähern? Die Saiyajins standen bislang nur im Kontakt mit den Soldaten und den Forschern, aber nicht mit der Zivilbevölkerung. Sie wussten kaum etwas über das Leben der anderen Rasse. Dazu bestand immer noch die unsichtbare Grenzkontrolle an den Reservaten: die Saiyajins mussten ihre Armbänder tragen und wurden Tag und Nacht durch die Drohnen beobachtet. Die zwei Rassen blieben sich dadurch fremd. Gelungene Integration sah anders aus. Nun fragten sich die Saiyajins immer mehr, warum sie den Forschern helfen sollten. Sie waren eh nicht auf ihre Lebensmittelpakete angewiesen, denn die Saiyajins konnten sich selbst versorgen…was daran lag, dass die Tsufurujins sie von Anfang an kaum unterstützt hatten. Die Saiyajins hatten sich erfolgreich an ihre Umgebung angepasst und genug gelernt, um selbstständig in der Wüste überleben zu können. Sie brauchten die fremde Technologie nicht, deren Nahrung oder Medizin. Aber es bedeutete nicht, dass Vegeta auf diese Annehmlichkeiten verzichten wollte. Er wollte aber die Bedingungen ändern: fortan sollten die Saiyajins die Richtung vorgeben. Nur wenn sie stur blieben und Stärke zeigten, würden die Tsufurujins sie respektieren. Der Anführer der Saiyajin war als erfahrener Krieger nicht nur ein trainierter Kämpfer, sondern auch ein geübter Stratege. Er hatte Pläne und diese sahen es vor, die Tsufurujins immer noch im Ungewissen über die wahren Fähigkeiten der Saiyajins zu lassen. Er wollte, dass die Saiyajins unterschätzt wurden. Kenne deinen Feind und kenne dich selbst, dann wirst du jede Schlacht gewinnen, war ein altes Sprichwort der Saiyajins Deswegen nutzen sie keine Ki-Angriffe oder flogen. Deswegen trugen sie immer noch stoisch die Armbänder, obwohl sie diese mit bloßen Fingern zerstören konnten. Das war der Grund gewesen, warum Vegeta den Feind, in diesem Fall das Labor, sich ansehen wollte. Der kleine Ausbruchsversuch hatte ihm einen Eindruck vom feindlichen Gebiet gegeben. Natürlich würde er es gerne mehr erkundigen: die Stadt sah riesig aus, jedenfalls, was er von Dach der Forschungsanstalt gesehen hatte. Wie viele Tsufurujins da wohl lebten? Wie stark waren sie, wie gut bewaffnet? Aber wenn diese Forscher nur einen Funken Tücke besaßen, womit er rechnete, würden sie ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärken, so dass ein weiterer Ausbruch entweder nicht mehr möglich wäre oder nicht mehr so einfach. Wenn die eisernen Spione, die Kameras und Drohnen, dann zufällig beobachteten, wie Saiyajins während des Ausbruchs ihre wahren Fähigkeiten einsetzten und sich damit verrieten…das wäre eine Verschwendung von Möglichkeiten, wo sich die Saiyajins doch extra unauffällig verhielten. Nein, Vegeta sah es als Risiko an, ein weiteres Mal das Labor zu besuchen…und außerdem genoss er es, die Forscher zu enttäuschen. Aus diesem Grund schlug er vor, dass die Saiyajins fürs erste mit ihrer Teilnahme an den Versuchen pausieren sollten. Sein Vorschlag wurde mit Mehrheit vom Stamm angenommen. Das gab ihm Zeit genug für die Vorbereitung. Die Saiyajins wurden von Tag zu Tag stärker dank verschiedener Faktoren: -Die hohe Schwerkraft, welche ihre Körper nebenbei trainierte. -Das Nahrungsangebot war ausreichend, keiner musste Hunger leiden, auch wenn sie nicht so viel essen konnten, wie sie wollten. -Der geringe Stress, weil selbst die Rivalität untereinander im Vergleich zum Heimatplaneten gesunken waren und die verschiedenen Stämme nun verschmolzen und sich gegenseitig unterstützten…die Saiyajins hatten die Möglichkeit, zu neuer Blüte zu wachsen, stärker als je zuvor. Aber dafür würden sie mehr Platz brauchen als das jetzige Reservat…viel mehr Platz. Aber noch hatte Vegeta Zeit: es war der zunehmende Mond, der ihm den richtigen Zeitpunkt vorgab. Ihn hatte Vegeta stets im Blick, Nacht für Nacht, während er sich langsam rundete. Erst kurz vor dem Vollmond musste der junge Anführer bereit sein für seine folgenschwerere Entscheidung. Würde er die Gelegenheit ergreifen? Oder hätten sich bis dahin die Umstände drastisch geändert?   Fürs erste waren die Tsufurujins aber kein Thema mehr, denn Vegeta wollte sich auf einen anderen Kampf konzentrieren. Der Kampf um Topina! Die blauhaarige Heilerin war immer noch nicht aus seinem Gedanken verschwunden, obwohl er sich bemühte, sich mit anderen Frauen abzulenken. Diese waren hübsch, fruchtbar und oft auch stärker als die zierliche Aosaru. Aber all dies zählte nicht, sobald er in ihrer Nähe war. Wenn er sie bei ihren Aufgaben beobachtete oder wie sie in den Ratsversammlungen ihrer Meinung kundgab, konnte er sich nicht der Bewunderung erwehren, welche er dann für sie fühlte. Vegeta mochte ihre Zusammenarbeit. Wenn sie gemeinsam ein Thema besprachen, hörte Topina ihm geduldig zu, gab aber auch Einspruch, wenn sie anderer Meinung war. Das war beim ersten Mal ungewohnt für ihn gewesen, da er so etwas nicht gewohnt war.  Die Kurosaru waren immer von einem Einzelnen angeführt worden, während die Aosaru einen Ältestenrat gehabt hatten. Die blauhaarigen Saiyajin waren es gewöhnt, ein Mitspracherecht zu haben. Dagegen war der Kurosaru-Anführer keinen Widerspruch gewöhnt. Es hatte anfangs zu lauten Diskussionen zwischen den beiden geführt. Aber dann hatte er gemerkt, dass dadurch bessere Lösungen gefunden wurden und der Stamm geschlossen hinter einem stand, wenn dieser miteinbezogen wurde. Topina besaß die Fähigkeiten eines Anführers, auch wenn sich ihr sanfter Führungsstil von seinem unterschied. Aber sie war genauso erfolgreich, ohne dass sie Drohungen oder rohe Gewalt nutzen musste. Im Gegenteil, dadurch machte sie sich weniger Feinde und war ein beliebtes und geachtetes Mitglied des Stammes.  Dazu kam ihr gutes Gedächtnis, welches sie durch ihr heilerisches Wissen und ihre Sprachkenntnisse bewies. Keine Frau, selbst die Ältesten, besaß eine so hohe Position im Stamm wie sie. Unter den weiblichen Saiyajins war sie einzigartig. Trotzdem stichelte er gerne absichtlich, provozierte mit gegensätzlicher Meinung, nur weil er ihre wütend blitzenden Augen genoss, wenn sie ihn dann anfunkelte. Ihre gesamte Konzentration galt dann ihm und er wollte, dass es so blieb, selbst nach der Versammlung. Mit ihrem Frust gegen ihm ging sie heim und Gedanken an Vegeta begleiteten sie in den Schlaf. Er wollte, dass die Frau genau so oft an ihn dachte, wie er an sie, egal ob diese Gedanken positiv waren oder nicht. Er sah es nur als fair an, denn ihm ging es ähnlich. Er versuchte sich abzulenken, aber sobald er ihren blauen Haarschopf aus der Ferne sah oder ihr Lachen hörte, war er unkonzentriert. Er war darauf bedacht, es sich nicht anmerken zu lassen, aber schaute oft oder näherte sich ihr unauffällig. Manchmal hatte er Glück und erregte ihre Aufmerksamkeit, weshalb sie ihn grüßte oder ein kurzes Gespräch mit ihm anfing. Aber es war selten lang, denn sie spürten beide die neugierigen Blicke der anderen Saiyajins. Topina wusste, wie begehrt Vegeta bei den Frauen war, weshalb sie mit deren Eifersucht und Neid umgehen musste. Um diese gering zu halten, hielt sie Gespräche mit Vegeta in der Öffentlichkeit kurz und arbeitsrelevant, zu seinem Leidwesen. Aber privat, unter vier Augen konnte er sie auch nicht mehr treffen, denn da gab es schließlich Karotto, mit dem sie ihre Zeit verbrachte. Topina und der Kurosaru-Krieger waren seit Monaten locker verbandelt und oft war der Mann bei ihr. Zu lange, für Vegetas Geschmack. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Liaison so lange gehen würde. Er hatte es für eine Weile akzeptiert, da er die Schuld dafür bei sich gesehen hatte. Weder hatte er sich zu Topina in der Öffentlichkeit bekannt, noch war ihre Beziehung monogam gewesen. Er war es gewesen, der mit anderen Frauen geschlafen hatte, weshalb Topina, die von einer verbindlichen Beziehung ausgegangen war, sofort den Schlussstrich gezogen hatte. Widerwillig hatte sie seine Begründung, zur Zeugung starken Nachwuchs verpflichtet zu sein, verstanden…aber nicht akzeptiert oder verziehen. Um ihren Stolz zu retten, zeigte sie nicht, wie verletzt sie sich fühlte. Um keine Gerüchte zu erzeugen, dass sie ihn hinterher trauerte, lächelte sie Vegeta unverbindlich an, sprach mit ihm, arbeitete mit ihm…aber wechselte kein überflüssiges Wort oder zeigte ihm ein ehrliches, erfreutes Lächeln. Mit dieser Taktik hatte  sie es erfolgreich geschafft, nicht als eine weitere Kerbe in Vegetas Bettpfosten bekannt zu werden oder dass eifersüchtige Frauen sie als Konkurrentin um Vegetas Zuneigung ansahen. Vegeta hatte das erhalten, was er gewollt hatte: er hatte mit Topina fantastischen Sex gehabt und konnte selbst nach Beendigung der Affäre immer noch mit ihr arbeiten. Gleichzeitig tummelten sich auf den Marktplatz bereits einige Kinder, welche seine Züge trugen. Aber er hatte im Laufe der Monate erkannt, dass er auf Gold verzichtet hatte. Er hatte ihn stattdessen gegen wertlosen Glimmer eingetauscht. In diesem Fall war es eine Metapher für Topinas Vertrauen und die Möglichkeit, mit ihr eine engere Beziehung eingehen zu können. Denn die Aosaru vergaß nicht! Vegeta hatte durch Palantay erfahren, dass Topina einst eine unangenehme Erfahrung mit einem Mann namens Cress gemacht hatte, der auf ähnliche Weise ihr Vertrauen missbraucht hatte. Sie hatte sich einmal verbrannt und den Fehler ein zweites Mal mit Vegeta begangen: ein drittes Mal wollte sie nicht mehr so dumm sein. Zwar entschuldigte Vegeta sein eigenes Verhalten damit, dass er wenigstens ehrlich mit seiner Polygamie gewesen war, aber für Topina machte es keinen Unterschied. Ihr kühles Verhalten machte deutlich, dass sie zwar mit ihm zum Wohle des Stammes zusammenarbeiten könnte, aber ansonsten auf seine Gesellschaft verzichten wollte. Ob Karotto, ein anderer Mann oder niemand dabei in ihrer Nähe war, machte keinen Unterschied: Hauptsache nicht allein mit Vegeta! Deswegen schickte sie seit Monaten auch schon ihre Schüler zu ihm, wenn er sich verletzt hatte und nach einem Heiler rief. Nicht mal anfassen wollte sie ihn! Um sie vom Gegenteil zu überzeugen, musste sich Vegeta anstrengen. Aber was für ein Krieger wäre er, wenn er vor harter Arbeit weglaufen würde? Wenn man der stärkste Saiyajin sein wollte, musste man sich auch jeden Tag anstrengen, sonst wurde man von der Konkurrenz überrollt.   Vegeta sah seine Gelegenheit gekommen, als er Topina mit ihren Angehörigen tagsüber am Wasserloch sitzen sah. Die Sonne brannte vom blauen Himmel und die Saiyajins hatten sich zur Mittagszeit entweder in ihren kühlen, schattigen Höhlen zurückgezogen oder sich am Wasserloch versammelt. Dieses hatten sie selbst angelegt, indem sie eine Quelle aufgestaut hatten, deren kalkhaltiges Wasser etwas brackig schmeckte und nicht gerne getrunken wurde. Zum Waschen war es aber ausreichend. Der Bach führte in eine Senke, die schon vorher Wasser geführt hatte, aber dank dem neuen Zustrom gewachsen war. Die umliegenden Felsen spendeten Schatten, kühlten zusätzlich und verbargen das kostbare Wasser, so dass nur wenige Tiere herfanden. Die dort wachsenden Palmen gediehen dank dem gesammelten Wasser bestens, schenkten Schatten, nahrhafte Datteln und aus ihrem Palmwedel konnte man Flechtwerk herstellen. Das Wasserloch hatte sich zu einer Oase entwickelt, wo die Saiyajins nicht nur ihre Wäsche wuschen, sondern auch gerne schwimmen gingen. Auf dem glatten Felsen in Ufernähe legten sie ihre Grasmatten aus und verbrachten dort die Stunden, wenn es zu heiß war, um zu arbeiten. Die Saiyajins sprangen nackt ins kühle Nass und kühlten sich ab, um sich anschließend an der warmen Luft auf den Steinen zu trocknen. Die Kinder lernten hier schwimmen und tobten sich aus, indem sie sich gegenseitig mit Wasser abspritzen. Oder bewiesen ihren Mut, wenn sie von einem bestimmten Felsen in die tiefste Stelle des kleinen Sees sprangen Ältere Saiyajins dagegen nutzten den Moment der Entblößtheit, um jemand näher kennen zu lernen. Frauen sonnten sich, streckten ihre Brüste dem Himmel entgegen und taten so, als würden sie die bewundernden Blicke der Männer nicht bemerken. Diese wiederum spielten das gleiche Spiel: sie setzten ihre Körper in Szene, mal mehr, mal weniger dezent und spielten Unkenntnis vor, als würden sie die Frauenblicke nicht spüren. Aber beide Geschlechter verrieten sich durch mehr oder weniger offene Blicke. Wenn sich zwei feurige Augenpaare trafen und beide das gegenseitige Interesse bekundeten, dauerte es nicht lange: ein Kompliment, dass zurückgespielt wurde, welches dann ein Gespräch bildete und schon hatten sich zwei gefunden. Für wie lange, das war ihnen überlassen. Das Wasserloch war die Partnerbörse der Saiyajins. Es war daher kein Wunder, dass die Tsufurujins großes Interesse an diesem Balzverhalten zeigten und oft Drohnen schickten, um die Szenen zu beobachten. Es war aber auch keine Überraschung, dass die Saiyajins keine Beobachter dieser intimen Idylle wünschten, besonders nicht angesichts der spielenden Kinder. Daher war immer ein Saiyajin als Wächter abkommandiert, welcher mit einer Schlinge und ein paar Steinen die neugierigen Stahlvögel vom Himmel holte, sobald diese sich zeigten. Nachdem die Saiyajins dies seit Monaten taten, war die Anzahl der Drohnen, welche das Wasserloch überflogen, auch deutlich dezimiert wurden: also schienen die Tsufurujins die wortlose Warnung endlich zu verstehen. Das Wasserloch war tabu war für die andere Rasse, selbst durch indirekte Besuche.   Jung und Alt gingen gerne dort hin, aber die Plätze waren limitiert. Die besten Plätze, schattig, nah am Wasser und auf glatten Felsen, waren den höhergestellten Saiyajins zugeteilt. Es gehörte zu ihren Privilegien. Niedere Saiyajins mussten bei ihrer Ankunft sofort den Platz räumen. Als Vegeta nach seinem Training zum Wasserloch für die benötigte Abkühlung ging, sah er dort auch Topina und Palantay sitzen. Für die beiden Saiyajins war es ihr Stammplatz, dank ihrer gehobenen Position aufgrund ihrer Fähigkeiten. Palantay hatte seine Gefährtin dabei. Ninka war immer noch schwanger, aber die Geburt wurde in wenigen Wochen erwartet. Fürsorglich fütterte Palantay sie mit Datteln, welche er immer wieder von der Palme runterholte, unter der sie saßen. Vegeta schaute schnell zum Wasser, um dort nach Karotto zu suchen. Doch der Saiyajin war weder dort noch am Ufer. Vermutlich war er mit seiner Arbeit noch nicht fertig und würde sich später zu den anderen gesellen. Für Vegeta war dies die Gelegenheit, um Topina von ihrer Gruppe zu trennen. Er hatte sogar eine Idee, wie er es wortlos und unauffällig machen konnte. Er hielt sich sein Handtuch um den Arm, als würde er eine blutende Wunde stillen und fing Topinas Blick auf, als sie diesen gelangweilt um die Umgebung herumstreifen ließ. Topina stutzte, sah ihn besorgt an, ihre Augen auf die vermeintliche Wunde gerichtet. Als Heilerin war sie es gewöhnt, ständig Saiyajins zu behandeln. Sie folgerte angesichts seiner Haltung, dass Vegeta verletzt war, aber keinen anderen Heiler in der Nähe gefunden hatte, weshalb er sie ansprechen musste. Er nickte zustimmend, als würde er ihre wortlose Frage bestätigen. Anstatt auf sie zuzukommen, deutete er aber mit dem Kopf in eine Ecke hinter den Felsen, die uneinsehbar war. Dort schlenderte er hin, während er aus den Augenwinkeln zufrieden mitbekam, wie Topina aufstand, um Vegeta zu folgen. So musste er sich nur noch auf einen Stein setzen und darauf warten, dass Topina zu ihm kam.   Topina verließ als erfahrene Heilerin nie ihr Heim, ohne ihren Korb mitzunehmen. Dieser war mit dem Notwendigsten gepackt, um in Notfällen aushelfen zu können: Blutstillende Salbe, starker Alkohol zum Desinfizieren, ein Kräuterbündel, welches betäubend wirkte, wenn man es kaute, Pinzette, kurzes, scharfes Messer, Schere und Verbandmaterial. Murrend nahm sie ihn mit sich, als sie Vegeta in die versteckte Ecke folgte. Warum musste sich der Kerl heute verletzen, wenn sie die einzige Heilerin in der Nähe war, so dass ihr weiches, mitleidiges Herz befahl, ihre Pflicht zu tun? Sie hatte ihn aus gutem Grund gemieden: sie wollte nicht seine Haut berühren oder ihm so nahe sein, dass ihre Nase seinen unwiderstehlichen Geruch aufnahm. Egal, wie stark ihre Selbstbeherrschung und ihr Verstand waren, so besaß Topina immer noch einen Körper mit sexuellen Bedürfnissen und diesen scherte es nicht, dass sie eigentlich mit Karotto auf ihre Kosten kam. Wenn es um Vegeta ging, wurde sie wuschig und dass missfiel ihr. Sie wollte die Kontrolle über sich behalten. Dieses seltsame Begehren war unlogisch. Sie hatte mit Karotto doch alles, was man sich von einem guten Gefährten wünschte.  Er war treu, ehrlich, fürsorglich, dazu gutaussehend und gesund. Lange hatte sie darüber nachgedacht, woher diese Faszination kam. Lag es daran, weil er so geheimnisvoll war? Aber das hatte nichts mehr Anziehendes an sich, sobald man in einer Partnerschaft war und sich nicht öffnen konnte. Karotto war toll, logisch gesehen. Sie fühlte sich bei ihm wohl und entspannt. Vegeta dagegen war…er war wie die Sonne. Man durfte sie nicht angucken, da man sonst erblindete. Durfte sie nicht berühren, da man sich sonst verbrannte. Dennoch besaß sie eine Anziehungskraft, die einen verlockte, sich zu nähern. Genug! Vegeta war gefährlich! Das sagte sie sich in Gedanken immer wieder, um es ja nicht zu vergessen und ihren verräterischen Körper davon zu überzeugen.   Sie ging auf Vegeta zu, der auf einen Stein saß, das Handtuch um sein Handgelenk drückend. Erst als sie das Tuch berührte, um es abzunehmen, fiel es ihr auf: die Abwesenheit von roten Flecken und der fehlende Geruch von Blut. Aber da glitt auch schon das Tuch zu Boden, unverletzte Haut wurde sichtbar…und Topina, die vor Vegeta kniete, wurde bewusst, dass sie in eine Falle geraten war. Sie sah auf. Sein Mundwinkel war triumphierend hochgezogen, während er auf sie hinabstarrte. Topina versuchte aufzuspringen und wegzulaufen, aber er packte sie am Handgelenk und hielt sie zurück. „Du Lügner“ zischte sie ihn an, wütend auf ihn und auf ihre Gutgläubigkeit. „Reg dich ab. Ich muss mit dir reden“ brummte er. Dennoch ließ er sie nicht los. „Dann lass uns zurück gehen, wo die anderen sind“ versuchte sie ihn zu überreden, aber er schüttelte den Kopf. „Ich brauche keine neugierigen Ohren oder Augen“ erklärte er. Topina verstand, dass er im Geheimen mit ihr sprechen wollte und deswegen auf diese List zugegriffen hatte. Hier konnte ihn sie weder an ihrer Haustür abspeisen noch Karotto als Schutzschild nutzen. Sie waren allein…ihre einzige Möglichkeit wäre, laut um Hilfe zu schreien, denn die Saiyajins in der Nähe würden sie hören. Aber dann? Was würden jene sehen? Vegeta tat ihr nichts an, bedrohte sie nicht. Es gab also kein Problem, abgesehen davon, dass sie nicht in seiner Nähe sein wollte, was aber niemand verstand. Außer Gerede im Dorf würde nichts geschehen. Topina erkannte, dass sie wirklich in der Falle saß. Sie gab ihren Fluchtplan auf, denn der schnelle Krieger würde sie eh einholen können, selbst wenn er keinen eisenharten Griff an ihr hatte. Als er spürte, wie sich unter seiner Hand ihre Muskeln entspannten und Topinas feurige Augen sich beruhigten, wusste Vegeta, dass er gewonnen hatte. Das Weib würde es nicht wagen zu fliehen oder zu schreien, also konnte er sie auch loslassen, um sie von seinen friedlichen Absichten zu überzeugen. Er wollte wirklich nur mir ihr reden. Kaum hatte er ihr Handgelenk aus seinem Griff entlassen, da verschränkte sie ihre Arme schützend vor der Brust. Tief holte sie Luft, während sie sich vor ihm aufrichtete, um groß und beeindruckend zu wirken. Aber angesichts seiner Muskelmasse und da er auf sie herabsehen konnte, war die Wirkung nicht besonders furchteinflößend. „Also gut, sprich“ befahl sie dennoch so hoheitsvoll, als würde sie ihm einen Gefallen tun, wenn sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte. Ihre Arroganz schreckte Vegeta aber nicht ab; sie gefiel ihm. Nun zuckte auch sein zweiter Mundwinkle hoch und es bildete sich ein schmales Lächeln. „Trenn dich von Karotto!“ sprach er seinen Wunsch direkt aus, ohne Vorgeplänkel oder diplomatische Warnung. „Nimm mich!“ Topina blinzelte ihn verständnislos an. Akustisch hatte sie ihn natürlich verstanden, aber was er verlangte…das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein. Und auf so etwas gab es nur eine richtige Reaktion: sie lachte spöttisch auf, bevor sie mit kalter, klarer Stimme verneinte. Vegeta runzelte die Stirn, sein selbstbewusstes Lächeln brach ein. „Warum nicht?“ fragte er. Topina rieb sich die Stirn. Wie konnte man nur so dickfellig sein? „Ernsthaft?!“ seufzte sie. „Glaubst du, nur weil alle ungebundenen Frauen im gebärfähigen Alter dir hinterher rennen, erwartest du das Gleiche von mir?“ „Darf ich dich daran erinnern, dass dir unserer gemeinsamen Nächte auch viel Spaß gemacht haben. Aber das ist nicht der Grund, warum ich dich will. So sehr ich deinen Körper begehre, so bin ich doch mehr vernarrt in deinen Geist. Jeden Tag beeindruckst du mich von neuem. Keine Frau hat das erreicht, was dir mit Leichtigkeit gelingt. Du weißt, wie gut wir zusammenpassen. Alles, was Karotto dir bietet, übertreffe ich“ versuchte er sie überzeugen. „Ich kann dich besser versorgen, besser schützen.“ „Aber ich hätte dich nicht für mich allein“ sprach Topina die Ursache für ihre Trennung aus. „Ich…würde mich mehr zurück halten“ machte er einen vorsichtigen Kompromiss. Erneut lachte Topina spöttisch auf. Jetzt sollte sie also zustimmen, weil Vegeta die Anzahl an Liebschaften verkleinern würde? Na, was für ein überzeugender Grund! „Ironisch“ murmelte sie, den Blick zu Boden gesenkt. „Dürfte ich mir das gleiche erlauben? Nein, das wäre dir nicht recht. Du nimmst und nimmst, aber gibst selber nichts. Du willst alles.“ Sie hatte sich schon oft gefragt, warum Vegeta so erpicht auf die Verteilung seiner Gene war. Lag es an den Verlusten in ihrer Rasse? Aber er war doch nicht allein dafür zuständig, sein Volk aufzubauen. Er war nicht so, als wäre er der einzige, übrig gebliebene Mann der Saiyajins. Warum sträubte er sich so gegen eine verbindliche, treue Partnerschaft? Lange hatte sie geglaubt, es wäre ein Kulturunterschied zwischen Kurosaru und Aosaru. Dass das Volk der Wüste anders gelebt hatte als das Volk der Berge und man aufgrund der harscheren Umstände andere Arten von Partnerschaften einging. Dass man wegen der kurzen Lebenserwartung daher auch nur zeitlich begrenzte, vertraglich abgesicherte Partnerschaften bevorzugte. Aber dann hatte sie Karotto kennen gelernt und diese Theorie verworfen. Dieser Mann hatte ihre Vorurteile zerschmettert und ihr neue Einblicke beschert. Er war kein Plappermaul und bevorzugte die Stille, aber er beantwortete dennoch ehrlich und offen jede ihre Fragen. Daher hatte sie erfahren, dass der Sarang auch bei den Kurosaru bekannt war, auch wenn er seltener angewendet wurde. Aber noch mehr hatte sie durch ihre Beobachtungen an Karotto erfahren: der Krieger war zärtlich und hatte auch keine Probleme damit, wenn sie mal keine Lust auf Sex hatte und nur Kuscheln wollte. Simple Intimitäten waren, solange sie in den geschützten vier Wänden ausgetauscht wurden, gern von ihm gesehen und auch selbst initiiert. Es war schade, dass Vegeta solche Dinge nie zugelassen hatte und sie stets als Gefühlsduselei abwehrte. Dadurch hatte sich Topina wie ein benutztes Taschentuch gefühlt. Sein neuer Vorschlag machte es nicht besser. „Das ist nicht wahr“ knurrte Vegeta, der ihren Vorwurf der Gier verstanden hatte. Sein Stolz war verletzt. Auch er konnte geben. Er fasste nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sie sollte seine ernsten Absichten ihr gegenüber in seinen Augen sehen. „Ich will dich als meine Gefährtin. Gemeinsam können wir den Stamm anführen und die Saiyajins zu besseren Zeiten führen. Niemand sonst sehe ich dafür an meine Seite. Du bist die richtige Partnerin für mich. Ich verspreche, dass es dir an nichts fehlen wird. Ich werde für dich jagen. Du wirst die beste Beute erhalten. Es soll genug sein, für dich und unsere Kinder. Niemals wirst du wieder Hunger leiden. Niemals wirst du frieren“ bei diesen Worten nahm er sie in den Arm, zog sie an sich. Automatisch hob sie ihre Hände gegen seine Brust, berührten die nackte Haut. Sofort spürte sie den alten Drang, ihre Finger über seine Haut gleiten zu lassen, die Muskeln und alten Narben zu berühren. Stattdessen sah sie in Vegetas Gesicht und hörte ihm weiter zu. „Mein Körper wird dich wärmen und vor jeglichem Unheil schützen. Kein Feind wird dir mehr gefährlich werden, da du unter meinem Schutz stehst“ fuhr er fort. Topinas Augen wurden während seiner Worte immer größer. Vegetas Hand glitt von ihrem Kinn hoch, um sanft ihre Wange zu streicheln. Sein Blick war warm. Schon beugte er sich vor, um ihre Lippen zu kosten. Topina zuckte zusammen und schaute eilig zu Boden, um ihm zu entwischen. Sie atmete hastig, da ihr aus unerfindlichem Grund die Luft knapp wurde. Vegetas Worte waren romantisch, ergreifend und sie erkannte seinen Ernst und Ehrlichkeit. Aber es war nicht der Sarang-Schwur, auch wenn sich manche Worte daraus ähnelten. Das Wichtigste aber, die Monogamie, schwor er ihr nicht. Vegeta sah sie als geeignete Partnerin, um seine Aufgabenlast zu teilen; er schätzte ihre Fähigkeiten und er möchte ihre Persönlichkeit. Aber er liebte sie nicht. Logisch gesehen war Vegetas Angebot hervorragend und verlockend. Sowohl ihr Gehirn wie auch ihre Libido schrien sie an, dem zuzustimmen. Sie müsste sich keine Sorgen um ihre zukünftige Versorgung machen, hätte den besten Samenspender für ihren Nachwuchs und der Sex war klasse. Aber da war der Zweifel und die Erfahrung, die sie gesammelt hatte. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Sie hatte sich bereits zweimal verbrannt und das letzte Mal war am schlimmsten gewesen. Niemand, nicht mal Palantay wusste, wie unschön ihre Beziehung mit Vegeta geendet hatte. Sie hatte mit Liebeskummer dabei zusehen müssen, wie Vegeta sich anderen Frauen zuwandte. Er hatte noch nicht mal ein Geheimnis gemacht. Sie hatte tapfer gute Miene gemacht und ihren Schmerz niemanden gezeigt, bis er unerträglich wurde. Sie hatte sich von ihm getrennt, unter dem Vorwand, sich auf ihre Aufgaben konzentrieren zu wollen. Er hatte diese Begründung mit Schulterzucken akzeptiert und nicht versucht, sie umzustimmen. Sie hatte ihm nie gesagt, wie verletzt sie sich deswegen fühlte. Allein und unbeobachtet hatte sie unter ihre Decke geweint, ihr Schluchzen gedämpft. Sie hatte keine enge Freundin, der sie sich anvertrauen konnte. Ihre Cousine und ihre Mutter waren ihr am nächsten gewesen und beide waren tot. Es hatte gedauert, bis ihr Herz verheilt war. Das war nicht nur der Zeit, sondern auch Karotto zu verdanken. Sollte sie diese treuen Begleiter aufgeben, nur für eine exklusive Bindung mit Vegeta? Konnte sie es ein zweites Mal riskieren? Nein, denn er verweigerte sich jeglicher Entwicklung. Was sollte aus dieser Beziehung werden, wenn Vegeta nicht aus seinem Fehler lernten und denselben wiederholte. Er verlangte Exklusivität von ihr, aber er selbst war nicht bereit, sie zu geben. Wie oft könnte sie es ertragen, wenn sie, obwohl sie seine Partnerin wäre, dabei zusehen müsste, wie er mit anderen Frauen schlief? Topina wusste genau, dass es andere Weibchen nicht aufhalten würde, sich ihm zu nähern, egal ob sie seine offizielle Partnerin wäre oder nicht. Sie waren keine Sarang-Gefährten, sondern Vertrags-Partner. Verträge konnten gekündigt werden. Vielleicht würde Vegeta anfangs widerstehen, um ihr zu gefallen.  Sie würde daraufhin Hoffnung schöpfen, dass er ihr ähnlich zugetan war. Aber früher oder später würde er in alte Muster zurückkehren, weil es ja dem Stamm zugutekäme. Starke, zahlreiche Kinder, für die Zukunft der Saiyajins. Das wäre seine bevorzugte Ausrede, gegen die sie nichts sagen könnte, ohne den Sarang. Sie würde alt werden, sich um seine Kinder kümmern, während Jahr für Jahr immer jüngere Frauen ihn erwählten. Dazu kam, dass sie diese Folter vielleicht jahrelang ertragen musste. Es war ja nicht so, dass die Saiyajins gerade mit der üblichen kurzen Lebenserwartung zu kämpfen hatten. Durch den Frieden auf diesen Planeten gab es längst nicht mehr diesen Leistungsdruck wie auf Sadal: keine tödlichen Kämpfen unter den Stämmen, keine gefährlichen Raubtiere. Die Saiyajins könnten hier betagter werden als das alte Durchschnittsalter auf Sadal: was bedeuten würde, Topina würde so ein Verhalten auf Jahre ertragen müssen. Sie würde älter und älter werden, sich mit Kinderaufzucht beschäftigen, während sie dabei zusah, wie immer jüngere Frauen sich an den starken Krieger ranschmissen. Das müsste Topina so lange ertragen, bis sie nicht mehr konnte und sich von ihm trennte. Was für ein Leben würde sie dann erwarten? Wäre sie dann noch Topina, die geachtete Heilerin? Nein, sie wäre dann die Ex des Stammesführers Vegeta, Mutter seiner Kinder. Man würde ihr nur wegen ihm Respekt erweisen. Alles, was sie sich hart erarbeitet hatte, all der Respekt, würde dem Stammesanführer zugutekommen. Sie würde in seinem Schatten stehen. Bei den Gedanken an diese mögliche Zukunft wurde ihr übel. Brauchte sie so einen Mann in ihrem Leben, für so eine Zukunft? Das ging gegen ihren Stolz! Nein, je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr war sie davon überzeugt, dass dies nicht der richtige Weg für sie war. Sie verbannte jegliche warmen Gefühle aus ihrem Herzen, um kalter Logik Platz zu machen. Tief atmete sie durch, beruhigte wieder ihren Puls. Ihre Hände, die bislang immer noch an Vegetas Brust geklebt hatten, lösten sich nun. Sie ging einen Schritt zurück, entzog sich Vegetas lockerer Umarmung. Dies war ein schlechtes Vorzeichen: mit mulmigem Gefühl sah er sie an. Als sie ihren Kopf hob, zuckte er innerlich zusammen. Ihr Gesicht war versteinert. „Ich lehne ab!“ sagte sie mit fester Stimme. „Wa…wieso?“ stammelte Vegeta erschüttert und verletzt von ihrer Zurückweisung. Damit hatte er nicht gerechnet. Dann wurden seine Augen schmal, die Stirn finster verzogen, weil er Wut deswegen verspürte. Was fiel ihr ein, dieses großzügige Angebot abzulehnen? Der Zorn war willkommen, verscheuchte er doch das Gefühl der peinlichen Scham. „Liebst du etwas Karotto?“ fragte er entrüstet. „Liegt es an ihm?“ Sie schnaufte abfällig auf. „Das geht dich nichts an“ antwortete sie kurzangebunden und drehte sich um, um sich nach ihrem Korb zu bücken. Sie machte sich zum Gehen bereit, nun, wo alle gesagt war. Ihre Abweisung war kurz und ohne Begründung: Sie brauchte auch keine. Es war ihr Recht! Selbst wenn die Anfrage von einem so hochrangingen Saiyajin kam, durfte sie ablehnen. Sie traf die Wahl und war dementsprechend für jegliches Ergebnis in der Zukunft verantwortlich. Abe Vegeta hielt sie erneut am Handgelenk fest. Sein Blick war verzweifelt, aber seine Zunge verkrampft. Er wusste nicht, was er sagen musste, um sie zu überzeugen. Da war doch diese Bindung zwischen ihnen, nicht nur sexuell. Sie verstanden sich gut, teilten einen ähnlichen Humor, hatten ähnliche Ziele. Der einzige Gegengrund war nur...entweder hatte sie stärkere Gefühle für Karotto und war ihm treu oder sie wollte Vegetas Treue-Gelöbnis. Aber er war nicht bereit, es ihr zu geben. Ein so heiliges Versprechen zu geben, ängstigte ihn. Es schnitt ihm von Möglichkeiten in der Zukunft ab. Der Sarang verlangte vollständige Treue und man wusste doch nie, ob wankelmütige Gefühle sich für ewig hielten. Was, wenn er seine bislang positive Einschätzung zu Topina verlor? Wenn sie sich änderte und das gemeinsame Leben zur Qual wurde? Dann konnte er nichts dagegen tun! Dabei war er bereit, die wichtigsten Punkte aus dem Sarang zu übernehmen: für Topina zu sorgen, sie zu beschützen, ebenso ihre Kinder. War Monogamie so wichtig für sie? Um das zu erfahren, musste er sie fragen und so spuckte er es fast heraus. „Dir geht es nur darum, dass ich mich weigere, den Sarang zu schwören?!“ „Ja“ stimmte sie ihm zu, mit überraschend zuckersüßer Stimme. „Ich bin nämlich gierig“ erklärte sie ihm den Grund. Wenn Vegeta es wissen wollte…nun, dann würde sie es ihm deutlich sagen, warum sie ihn ablehnte. Er sah sie irritiert an. Sie lächelte süßlich, bevor sie ausholte. „Ich möchte, dass mein Partner sich nur für mich interessiert. Ich soll die Einzige für ihn sein. Und warum auch nicht. Ich bin toll. Hübsch klug, humorvoll, talentiert…wenn ein Idiot das aber nicht zu schätzen weiß, warum soll ich dann bei ihm bleiben? Ich will seine alleinige Aufmerksamkeit. Dafür erhält er meine. Immerhin hab ich einen hohen Standard, ich gebe mich nicht mit Mittelmaß zufrieden. Wenn ich einen Mann erwählt habe, will ich, dass er mir gehört. Nur mir“ betonte sie das letzte Wort, bevor sie ihr Handgelenk aus seinem Griff entzog. Sie drehte sich um. Ihre schweren Schritte verrieten, dass sie trotz heiterer Miene vor Wut brodelte. Bis zum letzten Moment hatte Vegeta nicht kapiert, wie wertvoll sie war. Um eine Frau wie sie zu überzeugen, musste man alles, wirklich alles, anbieten. Man musste ihr sein Herz darreichen, nur dann wäre sie zu überzeugen. Aber Vegeta war sich selbst am wichtigsten gewesen. Seine Entscheidungen würde er daher stets zu seinem Wohl treffen, nicht zu ihrem. Während Topina sich von ihm entfernte, spürte sie einen Schmerz in ihrem Herzen und ein Unwohlsein im Magen, als würde ihr Körper sich dagegen wehren. Es war der Instinkt des Ozarus, der nach seinem Schicksalsgefährten schrie. Aber die Aosaru kontrollierten schon seit Generationen ihren tierischen Instinkt, im Gegensatz zu den schwarzhaarigen Saiyajins.  Die Blauhaarigen waren die einzige Saiyajin-Art, welche sogar den Vollmond ansehen, konnten, ohne sich zu verwandeln. Für Topina war es daher eine Übungssache, diesen Schmerz zu unterdrücken. Es war ja nicht das erste Mal.   Vegeta sah ihr wortlos hinterher. Seine Zunge fühlte sich immer noch an wie gelähmt: er wollte sie anbrüllen und konnte es nicht. Sein Körper zitterte vor unterdrückter Wut. Es drängte ihn, ihr hinterherzurennen, sie über seine Schulter zu werfen und sie in seine Höhle zu schleppen, um sie dort für immer festzuhalten. Dort würde er sie von seinen Qualitäten als Gefährte überzeugen. Das war der Plan, welche das Tier in ihm zurief. Gleichzeitig sagte ihm sein Verstand, dass die Frau ihn dafür hassen würde. Das wollte er noch weniger. Er fühlte sich hilflos, zurückgewiesen, schwach: alles, was er hasste. Wenn diese Frau solche Macht über ihn besaß, war es wohl wirklich besser, wenn sie keine Partnerschaft ein gingen. Sie würde ihn sonst bald um den Finger wickeln, seinen Stolz zertreten, ihm zum willigen Diener degradieren. Mit dieser Begründung versuchte Vegeta seinen angekratzten Stolz zu retten. Es gab andere willige Frauen. Er würde schon eine finden, die eine ähnlich gute Partnerin ergab. Das Zittern in seinen Händen hörte auf, aber er verspürte immer noch diese tiefe Wut und Trauer über den Verlust. Diese würde er nicht am Wasserloch mit etwas Schwimmen abbauen können. Besser, er lief in die Wüste und ließ es dort raus, bevor andere Saiyajins sich wegen seiner schlechten Laune wunderten. Ein seltsam lautes Rascheln, welches über ihm zu hören war, erweckte seine Aufmerksamkeit. Er sah misstrauisch hoch, konnte aber aufgrund der hohen Felsen und dem damit toten Winkel nicht sehen, ob sich dort über ihm jemand befand. Gab es Zeugen seiner schmachvollen Zurückweisung? Alarmiert sprang Vegeta hoch und überwand mit Leichtigkeit eine Höhe von sechs Meter. Er landete auf dem felsigen Plateau, aber außer Steine und Palmen war kein Lebewesen zu sehen…außer einem sandbraunen Volpe, der ihn erschrocken anstarrt. Ein kleines Säugetier mit sandbraunem Fell, hohen Ohren und buschigen Schwanz, welches wegen der nahen Quelle oft hier jagte. Er verschwand eilig hinter den Felsen, bevor der Saiyajin ihn wegen seines Pelzes erlegen konnte. Vegeta atmete erleichtert auf. Also war der Volpe der Verursacher gewesen, nichts weiter. Beruhigte, dass es keine Zeugen gab, sprang er zwischen den Felsen wieder herab und lief zur offenen Wüste hinaus, auf der Suche nach etwas, an dem er seine Wut auslassen konnte.   Kaum war er außer Reichweite, traute sich Palantay hervor, der auf einer Palme saß. Der Saiyajin erhob prüfend seinen Kopf über die dichten, grünen Blätter hoch, wo er sich bis eben schützend runtergedrückt hatte. Er war auf der Suche nach Datteln auf diesen Baum geklettert, welche sich am Rand des Plateaus befand und damit in direkter Hörweite zu der Ecke, wo Vegeta Topina hingelockt hatte. Von dort hatte er nicht nur eine gute Aussicht gehabt, sondern auch das Wichtigste vom Gespräch mitgehört: Vegetas Antrag und seine Abweisung. Palantay hatte sofort gewusst, dass er bei dieser Lauschattacke nicht erwischt werden sollte und sich daher tief unter die buschigen Palmenblätter versteckt, damit man ihn nicht bemerkte. Er atmete erleichtert auf, brach das Bündel mit den brauen Früchten ab und kletterte den Stamm herunter. Am Boden angelangt, bemerkte er, wie seine Beine immer noch ein wenig zitterten angesichts der Möglichkeit, von Vegeta Prügel zu kassieren. Das Geheimnis, welches er mitgehört hatte, war sehr privat gewesen. Hätte er die Wahl gehabt, hätte er auch darauf verzichtet. Er schüttelte den Kopf über die beiden Saiyajins, während er sich langsam auf den Weg zurück zu seiner Gefährtin machte. Für ihn als Außenstehender, der die beiden gut kannte, sah die Sache wie folgt aus: beide Saiyajins, Topina und Vegeta, hatten ein Vertrauensproblem. Topina vertraute Vegeta nicht und jener vertraute seinen Gefühlen nicht. Palantay würde sogar noch weiter gehen mit seiner Behauptung: beide Saiyajins hatten Angst. Das klang zuerst unlogisch angesichts ihrer glorreichen Taten in der Vergangenheit: Topina hatte Kontakt mit der fremden Rasse aufgenommen und Vegeta nahm es mit jedem auf, der ihn dumm anmachte. Aber beide zogen eine Schutzmauer um sich, an die sie keinen näher ranließen. Je mehr sie sich zurückzogen, desto schlimmer wurde ihr Misstrauen. Sie öffneten sich niemanden. Palantay hatte weder gewusst, wie tiefgehend Topinas Liaison zu Vegeta gewesen war noch, dass Vegeta solche Absichten zu ihr hegte. Sie waren sich dermaßen ähnlich, dass sie gut zueinander passten, aber sie redeten aneinander vorbei. Einer musste den ersten Schritt gehen und seine Anforderungen zurücknehmen. Vegeta erwartete, dass Topina die erste war, aber diese hatte es einmal getan und bereut. Nun verhinderte ihr Sturkopf, dass sie einen Kompromiss schlossen. Topinas Lösung für ihre Ängste war der Sarang-Schwur, aber für Vegeta, der vor Intimität und Verbindlichkeit zurück schreckte, war es der Streitpunkt. Palantay erinnerte sich deutlich an ihre Worte, warum sie den Sarang wünschte: es ging nicht nur um Liebe, sondern auch um Wertschätzung. Solange Vegeta das nicht verstand, würde er niemals eine Beziehung mir ihr haben können. Palantay musste zugeben, dass seine Cousine ein wahres Wort gesprochen hatte. Warum sollte sie sich billig verkaufen? Vegeta glaubte, alles würde sich einrenken, solange er seine Muskeln spielen ließ und ihr täglich frische Beute vor die Haustür brachte. Solche naiven Gedanken bewiesen, dass dieser Saiyajin noch nie eine ernsthafte Partnerschaft geführt hatte. Dabei war es einfacher und schwierig zugleich: nicht sein Körper war gefragt, nicht seine Position. Nur sein tiefes, wahrhaftiges Selbst, welches er offenbaren musste, konnte ihm das geben, was er sich wünschte. Aber so etwas machte verletzlich. Es gab nichts, wie man sein Inneres schützen und trainieren konnte. Wie eine Muschel ohne ihren schützenden Panzer, die ihren weichen Kern zeigen musste und daher befürchtete, verschlungen zu werden. Palantay musste an Karotto und dessen Schwester Ninka denken, welche ihre Fürsorge auch durch andere Taten zeigte. Sie fürchteten sich nicht davor, ihre Gefühle zu offenbaren und dadurch hatten sie gewonnen. Ihnen wurde vertraut. Palantay war dankbar, dass Ninka als Erstes auf ihn zugegangen war. Ohne sie würde er vereinsamen, anstatt die baldige Ankunft ihres gemeinsamen Kindes zu erwarten. Genau so hatte Karotto auch einen guten Einfluss auf Topina: sie war die letzten Monate entspannter gewesen, fröhlicher, unbesorgter. Palantay hatte nichts Persönliches gegen Vegeta: er achtete ihn sehr als Anführer. Aber er war Karotto als Topinas Partner mehr zugetan. Jener war ein ehrenhafter, starker, gesunder Krieger, der Topina beschützen konnte und sie nicht verletzen würde. Letztendlich war es natürlich die Entscheidung seiner Cousine, welchen Mann sie erwählte. Aber die Jahre des gemeinsamen Aufwachsens hatte ihm viel über ihren Sturkopf gelehrt. Wenn Topina sich in etwas verrannte, dann blieb sie dabei, egal wie hoch der Preis war. Lieber zahlte sie ihn, als ihren Fehler einzugestehen. Leider war Vegeta genauso.   Vegeta rannte durch die Wüste. Heißer Staub traf auf seinen entblößten Oberkörper, schmirgelte ihm die oberen Hautzellen ab, während die Sonne sie weiter reizte. Aber der Schmerz war ihm egal: mehr noch, er war ihm willkommen. Es war eine Ablenkung zu dem Schmerz, der in ihm wühlte. An einer Wasserstelle in der Ferne sah er eine kleine Herde von Bovis. Diese pflanzenfressenden, behuften Säugetiere schmeckten gut und waren eine bevorzugte Beute der Saiyajins. Ihre Körper waren geschmeidig und muskulös, ihre kräftigen vier Beine machten sie zu schnellen Läufern, die ihren Jäger durch Geschwindigkeit entkamen. Kam doch mal einer näher an sie ran, wehrten sie sich mit ihren vier spitzen Hörner in unterschiedlicher Länge, welche auf den Kopf wuchsen. Vegeta grinste unheilvoll: die kamen ihm recht.     Es dauerte nicht lange. Die männlichen Bovis hatten versucht sich zu wehren, während die Weibchen erschrocken mit ihren Kälbern wegrannten. Vegeta jagte ihnen nicht hinterher. Er hatte wenig Interesse am wohlschmeckenden Fleisch. Ihm ging es um den Kampf. Aber da waren die Bovis keine große Herausforderung. Schnell lagen sie mit gebrochenem Genick oder abgerissenen Kopf auf den Boden. Blutüberströmt sah sich Vegeta nach dem nächsten Gegner um. Noch war keiner zu sehen, aber der Blutgeruch würde die hiesigen Raubtiere anlocken. Dauerhungrig wie diese waren, würden sie es sogar mit einem Saiyajin aufnehmen, in der Hoffnung auf leichtgejagte Beute. Er musste nur warten… Vegeta bückte sich, griff nach dem Unterschenkel eines toten Bovi in seiner Nähe und riss es aus, um von der Keule zu nagen. Der Tod war so schnell geschehen, dass das Tier wenig Adrenalin hatte ausströmen können, welches das Fleisch hart machte. Während er gelangweilt die Fleischfetzen abriss, konnte Vegeta nicht verhindern, dass er wieder an Topina denken musste. Er hasste es, dass er trotz seiner Position als stärkster Krieger keine Macht über sie hatte. Das alte Gesetz des Frauenwahlrechts galt auch auf diesen Planeten. Um das zu ändern, müsste er das ganze System der Stammesführung ändern. Aber vielleicht wäre es ja möglich, mit der richtigen Begründung? Vegeta erinnerte sich an das herrschaftliche Gebäude, dass er vor wenigen Wochen vom Dach des Labors in der Hauptstadt der Tsufurujins gesehen hatte. Das Schloss! Ebenso daran, wem es gehörte: dem König. Ein fremdes Wort für die Saiyajins. Laut den Tsufurujins bedeutete es uneingeschränkte Macht. Der König war ihr Anführer. Wäre das nicht auch eine passende Position für ihn, Vegeta, stärkster der Saiyajin? Wäre er der König, so könnte er die alten Gesetze zu seinem Gunsten ändern. Mehr Privilegien für ihn, darunter das Recht auf jede Frau, die ihm gefiel. Vegeta fing unheilvoll an zu lächeln, je mehr er darüber nachdachte. Ein König brauchte ein entsprechendes Anwesen. Das Schloss der Tsufurujins erschien ihm passend, ebenso ihre Stadt. Der richtige Ort für die Saiyajins, um ihre Zukunft aufzubauen. Vegeta hatte schon seit langem hohe Ambitionen. Er plante keineswegs, hier, in der Wüste eingesperrt, sein Leben zu verbringen. Besonders nicht, wenn die Freiheit in seiner Reichweite lag. Er sah zum Horizont, wo sich langsam der zunehmende Mond erhob. Etwa noch ein Jahr, dann wäre er voll. Alles, was es auf diesen Planeten dann gab, läge in seiner Reichweite. Warum sollte man diese Gelegenheit verschwenden? Ein leises Sirren aus der Luft riss ihn aus der Betrachtung der Himmelsscheibe. Er sah über sich einen Silbervogel fliegen, seine Kamera neugierig auf den Saiyajin gerichtet. Vegeta warf, ohne zu zögern, die halbangefressene Keule hoch, welche mit Wucht die Drohne zerschlug. „Ihr werdet mich bald nicht mehr ausspionieren können“ murmelte er gedankenverloren, während er sich das Blut vom Mund wischte. Ja, je mehr er darüber nachdachte, desto mehr verfestigte sich sein Plan. So neugierig, wie die Tsufurujins auf ihn waren, machte es sie unvorsichtig. Wenn Vegeta und ein paar Saiyajins wieder bereit wären, bei ihren Versuchen teilzunehmen, würden sie sofort einschlagen, ohne zu ahnen, was sie beim Vollmond erwarten würde     Orenji sah begeistert auf das letzte Bild, welches die Drohne ihm gesendet hatte, bevor sie zerstört wurde. Der Alpha, erhaben stehend über den zerstückelten Beutetiere, die Brust mit ihrem Blut besudelt und dieser harte Blick in die Kamera. Ein exotisches Charisma umgab ihn, weshalb man nicht den Blick abwenden konnte. Dieser Anblick war so wunderbar, dass er es am liebsten als Gemälde an die Wand haben würde. Vielleicht mit einem Titel wie „König der Bestien“? Wie sonst sollte man ihn benennen? Wenn man ihn sah, spürten die schwachen Tsufurujins nicht nur Angst angesichts seiner körperlichen Stärke, sondern auch Neid und Respekt. Diese Kraft, Geschwindigkeit, Geschicklichkeit war faszinierend, gerade weil sie sie nicht besaßen! Orenji sah vergleichend an sich herunter: seine Haut war teigig und bleich, weil er die meiste Zeit im Labor verbrachte. Der Bauch pummelig aufgrund des Bewegungsmangels. Die restlichen Körperteile sahen auch nicht besser aus. Nicht zu vergleichen mit der gebräunten Haut des Saiyjains und seinen ausgeprägten Muskeln. Alles an ihm strahlte Gesundheit aus. „Ich will ihn, ich will ihn, ich will ihn“ murmelte Orenji beinahe manisch, während er sich auf den Daumennagel biss, die Augen begierig auf den Bildschirm klebend. Seine Gedanken huschten eilig durch seinen Kopf, auf der Suche nach der nächsten Idee, wie er das Projekt „Saiyjain“ an sich reißen konnte, um diese Rasse in sein Labor einzusperren. Vielleicht wurde es Zeit, dass er sich mehr Verbündete unter den Forschern suchte. E würde weitere geben, welche aus Geldgier bereit waren ihre Ideale zu verraten und Ringos Führung zu unterwandern.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)