Das Tagebuch von Palantay von Rikarin (Die Geschichte der Saiyajins) ================================================================================ Kapitel 8: Hungerwahn --------------------- Saiyajins glauben nicht an Götter. Wir sind Atheisten, Realisten. Ohne den Glauben an Götter, die einen bestrafen oder belohnen, fehlt auch der Glaube an Himmel und Hölle oder die Ewigkeit der Seelen. Das ist der Grund dafür, warum sich unsere Moral so sehr von anderen Wesen unterscheidet. Wir erwarten keinen Lohn oder Bestrafung für unsere Taten nach dem Tod. Unsere Körper verwesen und der Geist verschwindet. Ob unser Name noch in den Erinnerungen unserer Nachfahren existiert, hängt von unseren Lebenserfolge ab und ob diese als legendär und erzählwürdig empfunden werden. Ansonsten werden wir nach dem Tod vergessen; sind nicht mehr als ein kurz aufblühendes Blatt am alten Stamm unserer Rasse. Für uns gibt es weder Gott noch beschützende Ahnen, weder Fabelwesen noch Geister. Wir befolgen keine seltsamen Reinigungsrituale oder verzichten auf bestimmte Speisen, weil sie als „unrein“ gelten. Für so dumme Verhaltensweisen sehen wir keinen Zweck; es ist nur ein Aberglaube, der keinerlei Wirkung hat. Die Vorstellung, ein unsichtbares Wesen würde über uns wachen und wir müssten ihm Opfer darbieten, käme einem Saiyajin niemals in den Sinn. Sicher, wir haben unsere Mythen und Märchen, wie die Geschichte des Super-Saiyajins oder der Mond-Mutter, aber deswegen beten wir nicht gleich zum Mond. Auch wenn wir den Kindern Märchen erzählen, über Frau Mond und ihre Töchter, damit sie schneller einschliefen, kennen wir die Wahrheit und wenn die Kleinen älter werden, glauben auch sie nicht mehr daran, dass dieser wandernde Himmelskörper eine Persönlichkeit besitzt. Auf Sadal kannten wir das Wort „Gott“ noch nicht mal oder sahen einen göttlichen Sinn in unserem Tun oder in den Zufällen der Umgebung. Dieses Wort lernten wir erst später kennen, als wir unsere Heimat verlassen hatten und mit anderen Rassen in Kontakt kamen. Dennoch wurden wir von deren Glauben niemals beeinflusst. Wir kennen die Wahrheit: es gibt nur die Naturgesetze, so mächtig und stark, dass selbst Wesen wie wir zu klein sind, um sie zu beeinflussen. Egal, wie stark ein Saiyajin ist, sterben muss er trotzdem und weder starkes Ki, noch sturer Lebenswille, noch Muskelkraft kann ihn retten. Letztendlich holt auch ihn der Tod ein. Die Natur selbst kennt kein Gut und Böse, lässt sich nicht bestechen oder umstimmen: entweder man erkennt die Zeichen und lernte daraus oder man stirbt, weil man unfähig war, sich darauf einzustellen. Was hat das mit göttlicher Kraft eines übersinnlichen Wesens zu tun? Wir kümmern uns doch auch nicht um das Lebensglück von Insekten? Es erscheint uns unsinnig, einen leblosen Felsklotz in Gestalt einer Vorstellung anzubeten. Für uns war immer deutlich, dass sich eine Situation nur aufgrund von Gebeten niemals ändern würde. Spätestens, als die Saiyajins anfingen, andere Planeten zu plündern, zeigte sich die Überlegenheit unserer Weltanschauung: Wenn tatsächlich ein Gott existierte, hätte er dann nicht seinen Gläubigern vor den Saiyajins retten sollen? Wenn er schon zuvor niemals erschienen war, nur in ihren Sagen, wäre doch wenigstens kurz vor der Vernichtung ihrer Rasse der perfekte Zeitpunkt gekommen, um sich zu offenbaren und gegen die angreifendenden Saiyajins zu kämpfen?! Aber selbst als wir ihre Tempel verbrannten, ihre Abbilder zerstörten und die Gläubigen blutend und weinend in den Himmel schrien, kam niemand zu Hilfe, weder göttlich noch sterblich. Nein, „Gott“ half denen, die sich selbst halfen. Darum verhindert der Theismus nur, sich selbst zu helfen und wir sehen verächtlich auf diese Dummen herab. Eher können wir uns mit dem Gedanken des Deismus anfreunden, dessen Glaube besagt, dass ein Gott zwar die Welt erschuf, danach aber keinen weiteren Einfluss mehr auf sie ausübt. Aber diese philosophischen Gedanken sind für meine Rasse nicht von Bedeutung. Nur ich alter Mann, umgeben von all diesen Büchern und mit Rückblick auf die Vergangenheit, denke darüber nach und lasse dich, mein lieber Leser, an meine Gedanken teilhaben. Andere Rassen verurteilten uns später als „Tierähnlich“, also war das vielleicht der Grund für unser Verhalten. Kein Tier betet zu einem Gott, sondern konzentriert sich nur darauf, zu überleben. Wir sehen uns als Teil der Natur und deren oberstes Gesetz lautete „Der Starke frisst den Schwachen.“ Wir waren deswegen am obersten Ende der Nahrungskette angelangt, weil wir am stärksten und anpassungsfähigsten sind und nicht, weil uns ein Gott aus Lehm geformt hat. So manche Rasse verurteilt uns wegen unserem Realismus und sieht uns als unkultiviert an. Aber dafür sind und waren wir niemals Fanatiker, die sinnlos unsere eigene Rasse bedrohte, einschränkte, vertrieb oder tötete aufgrund von „Ketzerei“. Wir eroberten keine Planeten, um deren Bewohner gewaltsam zu unserem Glauben konvertieren. Sein Leben für seinen „Gott“ zu opfern, ohne ihn jemals persönlich gesehen zu haben, ohne Beweis seiner Existenz, erscheint uns als der größte Wahnsinn von intelligenten Wesen. Ein Buch mit alten Schriften als Inbegriff der göttlichen Stimme zu behandeln, ohne daran zu zweifeln, alte Sagen als unverrückbare Wahrheiten und Beweis für göttliche Taten zu halten…was für ein Unsinn! Die, die uns für die Abwesenheit eines Gottes verurteilten und uns als lebende Teufel ansahen, waren in unseren Augen die wahren jämmerlichen Figuren. Anstatt sich zu wehren, fielen sie lieber auf die Knie und klammerten sich an die kalten Füße einer Statue, nur um sie kurz darauf mit ihrem eigenen Blut zu beflecken. Die Saiyajins lachten, wenn sie auf so wehrlose Gegner trafen und zerstörten ohne Angst vor göttlicher Rache die wahren Sünder. Sündig waren die, die schwach waren und auch Dummheit galt bei uns als Schwäche. Und siehe da, niemals passierte den Eindringlingen etwas: kein Feuer fiel vom Himmel, keine Himmelsscharen kamen herab, kein Fluch traf die saiyanischen Krieger, keine Plagen…wo war ihr Gott? Ohne seine Gläubiger...tot! Auch Götter können sterben, denn während ich dies schreibe, sind Jahrzehnte vergangen und die Saiyajins haben Planeten erobert und deren Bewohner vernichtet. Niemand wird sich mehr an deren Religionen erinnern, die Namen ihrer vergessenen Götter und die Bauwerke zu ihren Ehren… sie sind zu Staub verfallen. Ich erkläre dir diese wohlbekannte Tatsache deswegen, lieber Leser, um folgenden Gedanken zu begründen. Ja, der Glaube an Gott ist für uns schwachsinnig und Beten eine Verschwendung von Zeit. Aber dafür gibt er dem Betenden auch etwas: Hoffnung! Selbst wenn es falsche Hoffnung ist, da wir wissen, dass keine göttliche Hand vom Himmel kommt und deine Probleme löst. Selbst etwas trügerischer Optimismus hätte uns vielleicht damals geholfen. Aber wir, die wir ohne Gott waren, waren auch ohne Hoffnung. An dem Tag, als die Aosaru zum ersten Mal auf Vegeta trafen und von der Dürre und der Vernichtung des Shirosaru-Stammes erfuhren, starb dieser letzte Funke an Zuversicht und Zukunftsglauben. Nun hatten wir nichts mehr: Keine Hoffnung, keine Vorräte, keine Ernte, keine Beute, dafür eine Dürre und Hitze, die uns den Verstand raubte. Nachdem zuerst unser Körper geschwächt war, gab nun auch der Geist auf. Das ist der Grund, warum meine Erinnerung für diese Zeit recht schwammig ist, getrübt durch den Hunger und Wahnsinn. Es sind nur noch Schatten in meinem Gedächtnis, wie aus einem Alptraum, aber für dich, mein lieber Leser, versuche ich sie wieder heraufzubeschwören, damit du die Wahrheit erfährst.   Nachdem wir von Vegeta erfahren hatten, dass unsere letzten Verbündeten gestorben und die Hoffnung auf ihrer Beute verloren war, gab es keinen Halt mehr. Wir waren bereits abgemagert und hatten jeden Flecken Erde auf Essbares abgegrast. Selbst das Wasser wurde knapp. Hitze raubte uns den Verstand. Die Aussicht auf den Herbst und seine kühleren Temperaturen waren nur deprimierend, denn der sonst so erntereiche Herbst würde bei der vertrockneten Vegetation nicht eintreten. Ehe man sich versah, würde auch schon der Winter erscheinen und unsere Knochen unter Schnee begraben. War es da verwunderlich, dass selbst so stoische, abgebrühte Wesen wie die Saiyajins anfingen verrückt zu werden? Der Wahnsinn breitete sich aus wie eine Krankheit und befiel nach und nach jeden Erwachsenen. Die Tage flossen zähflüssig dahin, die Nächte waren voller Alpträume. Nur an wenige Begebenheiten kann ich mich deutlich erinnern, wie diese…   Palantay kroch schwerfällig über den steinigen Boden. In seinem Korb befanden sich nur ein paar verdorrte Wurzeln. Eine zu magere Ausbeute, um daraus Suppe zu kochen. Doch ihm fehlte die Kraft, weiter zu suchen, sowie der optimistische Glaube, noch etwas zu finden. Mittlerweile gingen sogar die Insekten aus, die man angefangen hatte, zu verspeisen. Im Schatten eines Felsens legte er sich hin. Müde starrte er in den Himmel und lauschte mit Unbehagen die unnatürlichen Stille, in der schon lange kein Vogelzwitschern oder Bachrauschen zu hören waren. Aber dennoch angenehme Stille…kein hungriges Kinderschreien…keine nörgelnde Partnerin…keine Eltern mit deprimierten Gesichtern…keine weinende Schwester…endlich Ruhe…nur er und sein laut knurrender Magen. Palantay tätschelte sacht seinen hohlen Bauch. „Das du noch so einen Lärm machen kannst, obwohl du eigentlich daran gewöhnt sein solltest…“ murmelte er seinem Magen zu. Der gab ihm Antwort, indem er verlangend gurgelte. Palantay griff nach den Wurzeln und fing an, sie bedächtig zu kauen. Bitter schmeckten sie, aber dadurch regten sie seinen Speichelfluss an, was ihn ein wenig sättigen würde. Kein Gedanke kam auf, diese Wurzeln später mit seiner Familie zu teilen. Nein, er war es doch gewesen, der sie gefunden hatte und wenn er es wieder zurück zu den Höhlen schaffen wollte, brauchte er die Kraft dazu. Ein Wurzelstück nach dem andere verschwand in seinen gierigen Mund, bis der Korb leer war. Erst dann erhob er sich langsam und sah sich nachdenklich um: Sollte er nach unten gehen, wieder zurück zu seiner Familie und den leeren Korb zeigen und sich wieder Vorwürfe anhören müssen? Oder nach oben, weiter den Berg hoch, wo vielleicht noch ein paar Kräuter wuchsen? Die Entscheidung fiel schnell. Zwar war der Weg steinig und beschwerlich, aber Palantay wollte noch nicht zurück. Seufzend marschierte er bergauf. Es dauerte nicht lange, da konnte er leises Schluchzen hinter einem Felsen hören. Anscheinend war er nicht der Einzige, der einen ruhigen Ort gesucht hatte. Palantay wollte die Person in Ruhe lassen, schließlich konnte er ihr Bedürfnis nach Einsamkeit gut verstehen. Doch als er sich fortschleichen wollte, regte sich der Wind und er nahm einen bekannten Geruch auf. Er erkannte die versteckte Saiyajin: es war seine Cousine Topina. In letzter Zeit hatten sie sich wenig gesehen, sie schien jedem aus dem Weg zu gehen. Eigentlich wollte Palantay sie nicht stören, anderseits standen sie sich sehr nahe und Topina war die Einzige, die nichts von ihm verlangte. Sein schlechtes Gewissen regte sich und so räusperte er sich laut, um sein Erscheinen anzukündigen. Das Weinen hörte abrupt auf, es raschelte und die bekannte hagere Gestalt seiner Cousine schälte sich hinter ein paar Felsen hervor. Wie bei den restlichen Frauen aus ihrem Stamm war ihrer Schönheit stark angegriffen, nur wenig erinnerte an die einst so schöne, junge Frau.: die Haare strähnig, die Wangen hohl, der Körper dürr. Für Palantay war das ein bekannter Anblick, er selbst sah auch nicht besser aus. „Ich wollte dich nicht stören“ sagte er langsam. „Ich kam nur zufällig vorbei.“ „Ist schon gut“ Topina strich sich die Tränen fort. „In letzter Zeit weine ich am liebsten hier oben, wo mich niemand sieht. Aber du kannst bleiben. Für dich mache ich eine Ausnahme.“ Sie setzte sich hin und klopfte einladend neben sich. Palantay folgte ihrer Einladung. Schweigend saßen sie auf den angewärmten Felsen, ohne ein Wort zu sprechen. Für die beiden Saiyajins, die sich so nahe standen wie Geschwister, waren Worte überflüssig. „Ich habe es so satt“ begann Topina zu sprechen. „Zuerst der lange Winter, dann der trockene Frühling und nun der heiße Sommer. Wenn ich früher an unsere schöne Kindheit dachte, musste ich heulen. Jetzt habe ich aber nicht mehr dazu die Kraft.“ „Warum hast du dann geweint?“ fragte Palantay fürsorglich. „Weil es mit den Anfragen immer schlimmer wird.“ Topina schniefte. Palantay sah sie fragend an, woraufhin sie es ihm erklärte. „Erinnerst du dich an dieses Ritual damals, im Winter? Saiya Seppuku? Diesen Trank, den ich damals mit meiner Mutter zubereitet habe, damit die Alten schmerzlos für immer einschliefen? In letzter Zeit kommen Saiyajins auf mich zu und fragen, ob ich für sie diesen Trank erneut brauen kann. Sie wollen nicht mehr leben oder ihren Kindern diese Art von Leben zumuten. Ein sanfter Tod erscheint ihnen besser.“ Palantay schluckte. Natürlich kannte auch er die Situation der seltsamen Tode in letzter Zeit. So mancher Jäger war für die Jagd verschwunden und wurde dann erst Tage später wiedergefunden, leblos in einer Schlucht, aufgespießt an spitzen Felsen. War es ein Unfall oder hatte er sich freiwillig in die Felsen gestürzt? So mancher Sammler und seine Familie starb, weil sie giftige Pflanzen gegessen hatten. Ein Versehen aus Hunger oder Absicht, um zu sterben? Aber dass manche sogar so verzweifelt waren, die Heilerin Topina um Gift zu fragen… Palantay konnte die Verzweifelten verstehen. „Hast du es schon mal getan…den Trank erneut angerührt?“ fragte er behutsam. Topina schüttelte den Kopf. „Selbst wenn ich die Zutaten hätte, würde ich es nicht tun. Ich habe mir damals geschworen, es nicht zu wiederholen. Ich bin Heilerin! Ich will niemanden töten, selbst wenn sie das Gift als Medizin von mir verlangen. Aber sie glauben mir nicht, dass ich keine Zutaten habe. Sie bedrängen mich! Nennen mich nichtsnutzig und starrköpfig. Ständig ihr Flehen und Wehklagen zu hören…es schneidet in meine Ohren und in mein Herz, ich kann es nicht ertragen.“ Erneut schluchzte sie auf. Palantay nahm sie in seine Arme und drückte sie an seine schmale Brust. „Deswegen bist du also ständig unauffindbar“ murmelte er. Topina nickte. „Ich dachte, wenn ich mich verstecke, dann muss ich es auch nicht mehr hören. Es ist schon schwer genug, nicht selbst auf diesen Gedanken zu kommen. Es wäre so leicht, diesen Schmerz für immer zu beenden. Aber Mama hat gesagt…wir sind Heiler…ohne uns wäre der Stamm erst recht verloren.“ Sie hob ihren Kopf und sah ihren Cousin bittend an. „Bitte verrate nicht, dass ich mich hier verstecke. Mutter und Vater tun ihr Bestes, um den Stamm etwas Hoffnung zu geben. Wenn die andere erfahren, wie schlecht es mir geht, zieht sie das noch mehr runter. Ich…“ „Ich sage nichts“ unterbrach Palantay. „Niemals, Topina. Ich verstehe sehr gut, was du fühlst. Ich habe eine Partnerin, zwei kleine Kinder, meine Eltern und meine kleine Schwester, die ständig von mir verlangen, auf Nahrungssuche zu gehen. Dabei sind die Zeiten vorbei, dass sogar ich etwas finden kann.“ „Also versuchst du auch zu fliehen“ verstand Topina. „Wir beide wissen, dass es nicht möglich ist. Wir sind an unsere Pflicht gebunden. Diese kurzen Auszeiten sind alles, was wir kriegen können. Wäre es nicht so, würden wir den Weg des Feiglings gehen, wie so viele andere Saiyajins es gerade tun“ antwortete Palantay niedergeschlagen. „Sind wir das noch? Saiyajins? Ich muss oft an diesen Vegeta denken. An seine Worte…dass wir mit aller Kraft überleben sollen. Sie erfüllen mich dann mit Stolz, der mich weigern lässt, aufzugeben. Ich kann verstehen, warum die Kurosaru ihn folgen. Wenn ich mir ansehe, wie unser Stamm sich nun benimmt…vom Stolz eines Saiyajins ist nicht mehr viel übrig.“ Nachdenklich nickte Palantay, aber er musste die Verlorenen auch in Schutz nehmen. „Stolz füllt einem nicht den Bauch“ sagte er. Irgendwann war der Hunger mächtiger. „Aber dafür verhindert er, dass man zu früh aufgibt“ antwortete Topina. „Hm, glaubst du denn, wir werden bessere Zeiten erleben? Ich nicht“ er blieb realistisch. Spätestens im Winter würden sie alle sterben. „Ich…ich weiß es nicht“ klagte Topina. „Ich denke so oft darüber nach, was wir tun könnten. Wie mehr Wasser fallen würde oder ob wir Steine kochen sollten, um unsere Suppe zu anzureichern…all so ein Unsinn, mein Kopf dreht sich. Kein Wunder, dass ich manchmal seltsame Lichter sehe.“ „Was meinst du?“ Palantay sah sie aufmerksam an. Topina seufzte, rieb sich müde über die Augen. „Manchmal bin ich so lange hier, bis es dunkel wird. Die Monde scheinen hell genug, um den Weg zurückfinden. Während ich hier sitze, ganz für mich allein, starre ich immer in den Himmel. Ich mag den Anblick der Sterne, es ist so wunderschön. Ab und zu habe ich das Gefühl, als würde ein Stern besonders hell leuchten und sich sogar bewegen. Nie ist er am selben Platz, aber sein einzigartiges Licht sagt mir, dass es immer derselbe Stern ist. Es ist so hell wie kein anderer, mit einem Stich ins Goldene. Letzens…drei Nächte zuvor…schien dieser Stern sogar über die Berge zu fliegen“ erzählte sie zögerlich. „Sein Licht war plötzlich ganz nah.“ „Ein Stern, der sich bewegt?“ Palantay war skeptisch. „Vielleicht ist es nur der Hunger, weshalb du solche Täuschungen siehst. Deine Augen und dein Hirn arbeiten derzeitig nicht richtig. Ich mache mir Sorgen, wenn du in so einem Zustand allein bist.“ „Ein Wahnbild? Hm, vielleicht hast du Recht. Willst du mit mir hierbleiben? Dann zeig ich dir den betreffenden Stern. Wenn du ihn auch siehst…“ „Das hätte nichts zu bedeuten, ich bin in keinem besseren Zustand als du. Wenn man lange genug mit leeren Magen in den Himmel starrt, bei der dünnen Luft hier, sieht man alles Mögliche an optischen Täuschungen. Nee, nee. Außerdem muss ich leider zurück. Mein Korb ist leer und wenn ich ihn nicht ein wenig fülle, gibt es lautes Geschrei“ lehnte er ab. Das war das Stichwort, um aufzubrechen. Topina aber blieb sitzen. Sie verkroch sich tiefer in den Schatten der Steine und weigerte sich, aufzustehen. Stattdessen zeigte sie in eine Richtung bergauf. „Hinter den spitzen Felsen sammelt sich der Tau, darum wächst da immer was. Wenn du vorsichtig dran vorbei gehst, findest du einige Kräuter“ half sie ihm. Palantay dankte ihr mit einem Nicken für den Tipp und machte sich auf den Weg. Die Erzählung über den Stern vergaß er schnell; sein Geist war mit anderen Dingen beschäftigt.   Nur wenige Tage später überkam eine neue Tragödie die Aosaru-Saiyajins. Palantay hatte gerade seine beiden Söhne zum Mittagsschlaf zugedeckt. Ihre hohlen Wangen und die von Hunger aufgeblähten Bäuche verursachten ihn seelischen Schmerzen. Mittlerweile waren sie zu schwach zum Schreien und verbrachten die meiste Zeit in dämmrigen Halbschlaf. Wenn Palantay ihnen Wasser und Suppe einflößte, nuckelten sie zwar, doch ihre Augen blieben geschlossen. Lota, die oberste Heilerin, hatte ihm heute im Vertrauen gesagt, dass die Gefahr bestand, dass beide Jungen blind werden könnten, aufgrund des Nährstoffmangels. Doch was sollte er tun? Egal, wie sehr er sich anstrengte, er würde niemals genug Nahrung finden, um diesen Hunger zu stillen.  Vor allem nicht, wenn er hauptverantwortlich dafür war und nicht auf die Hilfe seiner Partnerin zählen konnte, im Gegenteil. In der vergangenen Nacht hatte er sich mit Sabi unterhalten. Seine Freundin war in letzter Zeit brummig und abweisend geworden, abgehärtet durch die letzten Monate. Nichts erinnerte mehr an die fröhliche, ständig lächelnde Frau, wie er sie vor zwei Jahren kennen gelernt hatte. Das Gespräch war auf Topina gekommen und Palantay hatte verraten, warum man die junge Heilerin kaum noch im Dorf sah. Zu seiner Bestürzung fand Sabi die Idee, mit Gift sanft einzuschlafen, nicht schlecht. Ernsthaft dachte sie darüber nach. „Denk an deine Söhne und ihr Leiden. Nennst du das Leben? Ist es nicht besser, sie von dieser Pein zu erlösen?“ fragte sie ihn verbittert. „Eines ist auch dein Sohn“ erinnerte er sie erschrocken. „Du willst dein Erstgeborenes töten?“ Kaltblütig erwiderte sie seinen schockierten Blick. „Warum nicht? Selbst wenn es Wunder geschähe… bei dem Mangel, den sie schon seit ihrer Geburt erleiden, werden sie niemals starke Saiyajins. Den Rückstand holen die beiden Kümmerlinge niemals auf. Und wir beide wissen, dass sie nicht mehr lange durchhalten. Sie werden tot sein, noch bevor der erste Schnee fällt. Da ist es doch besser, sie sanft und friedlich einschlafen zu lassen. Auf diese Weise haben wir zwei Mäuler weniger zu stopfen“ schlug sie kühl vor. „Ja, aber…“Palantay fehlten die Worte und Sabi sprach in grausamen Worten weiter. „Ich kann wieder Kinder bekommen, wenn die Zeiten besser sind. Starke Kinder! Gift ist doch eine sanfte Möglichkeit, die uns dieses Problem vom Halse schafft. Ich hatte schon überlegt, sie mit einem Kissen zu ersticken oder ihre dürren Hälse zu brechen. Schnell und schmerzlos! Wenn du nicht so ein Waschlappen wärst, hätte dich schon gefragt, es zu selbst zu tun. Aber dafür bist du ja zu schwach. Wenn doch nur Ellery, diese Versagerin, ihr Kind mitgenommen hätte, dann hätten wir schon früher wenigstens einen Esser weniger gehabt. Vielleicht würde es dann wenigstens meinen Sohn besser gehen. Aber weil sie so egoistisch und du so schwach bist, müssen wir alle leiden“ Sabi redete sich in Rage. Sie war wütend auf alles und jeden. „Wäre ich doch bloß bei einen anderen Aosaru-Saiyajin untergekommen, einen Krieger oder Jäger. Dann würde es mir sehr viel besser gehen als bei so einen Farbkleckser wie dir“ beschimpfte sie ihn. „Ach ja?“ fauchte Palantay sie an. „Als ob die volle Fleischtöpfe besitzen, so ein Quatsch. Sieh dich doch nur mal um, jeden geht es mies. Hör auf so verwöhnt zu sein und beweg mal mehr deinen Arsch. Wenn du mal öfters die Höhle verlassen würdet, anstatt faul rumzulegen, würdest du die Wahrheit erkennen.“ „Ich erkenne die Wahrheit: du bist ein Nichtsnutz!“ Sabi schnappte sich ihr Bettzeug. „Ich habe keine Lust, neben einem Schwächling zu schlafen.“ Mit diesen Worten stampfte sie hinaus. „Hau doch ab!“ Palantay sah ihr nach, unwillig sie aufzuhalten. Sollte sie gehen! Sabi war naiv, wenn sie glaubte, sie würde bei einen anderen Mann Unterschlupf finden. Kein Saiyajin hatte Lust, jemanden anderen mit zufüttern, vor allem kein dürres, unattraktives Weib. Selbst mit Sex würde sie niemanden verlocken können. Sabi würde früher oder später mit demütig gesenktem Kopf bei ihm vortreten und wieder um Aufnahme bitten, da Palantay und seine Familie besser waren als gar kein Rückhalt im Stamm. Wen hatte sie noch? Ihr Stamm war fast vernichtet, es lebten nur wenige Überlebende der Kinsaru-Saiyajin an diesem Ort und mit keinem war sie blutsverwandt.  Ob ihre alten Stammesbrüder ihr helfen würden? Bei der allgemeinen Notlage gab es auch bei der Gemeinsamkeit keine Zusammengehörigkeit; sie konnte nichts erwarten. Mittlerweile war es Mittag, also rechnete er mit maximal einem weiteren Tag; länger würde sie nicht durchhalten. Die Frage war, ob er ihre Entschuldigung annehmen sollte. Sie hatte ihn beschimpft, seine Arbeit nicht gewürdigt und ernsthaft darüber nachgedacht, beide Kinder zu töten…doch das Letzte war seltsamerweise das Einzige, was er verziehen konnte. Ein erschreckender Gedanken, wie weit es nun mit ihm gekommen war, dass er sein eigenes Blut lieber töten wollte, anstatt zu versorgen…doch es war eine Ausnahmesituation, denn er wünschte sich nur, ihr Leiden zu beenden. Anderseits, wenn er an die alten Saiyajins dachte, die sich im Winter freiwillig geopfert hatten, damit der Nachwuchs überlebte…war es da nicht ungerecht aufzugeben; sollte er nicht weiterkämpfen? Aber was würde passieren, wenn er sich selbst opferte? Dann würden seine Kinder kurz nach ihm folgen, da sie nicht fähig waren, allein zu überleben. Palantay rieb sich stöhnend den schmerzenden Rücken und beschloss, sich wieder auf die Suche nach Wurzeln und essbaren Insekten zu machen. Da Sabi nicht anwesend waren und er die Kinder nicht allein und unbeaufsichtigt lassen wollte, machte er sich auf die Suche nach seinen Eltern. Vielleicht konnte seine Mutter oder seine Schwester sich darum kümmern. Er nahm den Weg nach draußen, um von dort in die betreffende Höhle zu gelangen, der Weg war schneller. Während er vorsichtig über die Steine schritt, hörte er plötzlich ein Zischen und Knallen aus der Luft. Ahnungslos sah er nach oben, wo er mehrere herbeieilenden Punkte am Himmel erkennen konnten, die immer größer wurden und sich als Kurosaru-Saiyajins erwiesen. Sie flogen so schnell heran, dass die Wachen, die in letzter Zeit eh unaufmerksam geworden waren, keinen Alarm ausschlugen konnten. Bevor Palantay sich fragen konnten, was der fremde Stamm hier wollte, da sie schließlich eine Galgenfrist erhalten hatte, wurde auch schon warnungslos ein Ki-Strahl abgefeuert. Zu seinem Glück traf der Energiestahl nicht den erstarrten Palantay, sondern eine Gruppe von Saiyajins, die vor einer Höhle saßen und sich gerade etwas Brühe gekocht hatten. Der angreifende Kuro-Saiyajin landete in ihrer Mitte, schnappte sich den Topf und trank ihn in einen Zug leer. Immer noch hungrig, sah er sich zähnefletschend nach mehr um. Durch die kurze Entfernung konnte Palantay dessen Augen sehen. Bei diesem Anblick überkam ihm ein ängstliches Zittern. Diese schwarzen Augen wirkten seelenlos. Der Saiyajin schien nichts mehr zu sehen und zu hören, wirkte wie besessen in seinen Raubzug. Die hageren Gesichtszüge zeigten, dass dieser Mann, wie seine Kameraden, schon lange nicht mehr ausreichend gegessen hatte. Ihr Hunger hatte sie hierhergetrieben, ungeachtet Vegetas Befehlen. Diese Krieger fürchteten den Hunger mehr als ihren Anführer. Als einer der Aosaru-Saiyajins den Dieb angreifen wollte, fegte der schwarzhaarige Saiyajin ihn einfach zur Seite. Krachend knallte der Körper in die harten Felsen. Niemand kam ihm zu Hilfe, denn diese Art von Angriffen passierten zeitgleich überall und jeder war mit sich selbst beschäftigt. Schwarzhaarige Saiyajins, die vom Himmel einfielen und plünderten, die in die Höhlen rannten und rausschleppten, was sie finden konnten, um es sofort zu verspeisen. Es gab großes Geschrei von der Gegenseite, aber keiner konnte die Eindringlinge abwehren. Rücksichtslos wurden sie niedergetrampelt, wenn sie versuchten, die Diebe aufzuhalten. Palantay sah, wie seine kleine Schwester Zucchi sich ängstlich an einen Felsen drückte und ganz klein machte, damit ein großer Kurosaru sie nicht beachtete. Zu ihrem Glück war er nicht an sie interessiert, sondern nur an den Topf, wo sie bis eben versucht hatte, etwas zu kochen. Palantay rannte zu ihr hin, schnappte ihre Hand und zog sie mit sich, solange der feindliche Saiyajin mit dem Verschlingen beschäftigt war. Wie dessen Kameraden hatte er nur Augen für jegliches Essbare. Palantay zog Zucchi hinter ein paar Felsen und drückte sie dort nieder. „Bleib hier“ befahl er ihr. „Rühr dich nicht!“  Ängstlich sah er auf den Tumult herab. Die meisten Aosaru hatten den Widerstand aufgegeben und sahen tatenlos zu, wie der letzte Rest an Lebensmitteln in hungrige Schlünde hinabwanderte. Auf den Boden lagen ein paar Verletzte, die versucht hatten, die Kurosaru daran zu hindern. „Aber Mama und Papa…“ schluchzte Zucchi ängstlich.  „Wo sind sie?“ „Ich sehe sie nicht. Vermutlich haben sie sich auch versteckt“ murmelte Palantay, der seine Augen prüfend über die Köpfe schickte, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht. Er konnte von seinem Standort beobachten, wie sich die Menge plötzlich teilte, um Platz für jemanden zu machen. Lota, oberste Heilerin, Ratsvorsitzende und Mutter von Topina, marschierte wütend herbei und rannte auf den erstbesten Kurosaru zu, der gerade schmatzend und achtlos einen leeren Kochtopf hinter sich warf. „WAS FÄLLT EUCH UNGEHOBELTEN KLÖTZEN EIN?!“ rief Lota und baute sich, so gut es mit ihrer kleineren Körpergröße ging, bedrohlich vor dem Krieger auf. „EUER ANFÜHRER VEGETA HAT BEFOHLEN, UNS IN RUHE ZU LASSEN. IHR DIEBE! VERSCHWINDET!“ Ihr spitzer Zeigefinger piekte während ihres Geschreis stakkatoartig in seine Brust. Der schwarzhaarige Saiyajin knurrte gelangweilt und schob die Frau beiläufig zur Seite, um mit großen Schritten weiterzumarschieren, auf der Suche nach dem nächsten Häppchen. Lota war schockiert über diese offensichtliche Ignoranz. Dann brannte ihr Temperament auf. Normalerweise ein sehr seltener Fall, sie war eigentlich eine beherrschte Frau und falls mal so etwas passierte, beruhigte ihr Gefährte sie in solchen Momenten. Aber die harten Zeiten hatten auch an Lota geknabbert und ihr Mann Topinapur war ebenfalls erzürnt. Lota rannte auf den desinteressierten Saiyajin, nutze seine Unaufmerksamkeit aus und schnappte sich seinen Schweif, um ihn fest zu drücken. Der Krieger zuckte zusammen und brüllte auf. Bei seinem Geschrei hielten sogar seine Kameraden in ihrem Tun inne und sahen zu ihm hin. Palantay zuckte zusammen, er konnte sich den Schmerz vorstellen, den der fremde Mann gerade erlitt. Zwar erzog man Kinder mit leichtem Ziehen am Schweif, aber es war ein Taboo, dieses empfindliche Körperteil fest zu drücken. Lota dagegen grinste triumphierend, sogar noch, als der Krieger den Kopf drehte und böse knurrend auf diesen Emporkömmling hinabstarrte, der es wagte, ihn zu verletzen. Als er aber ausholte und ihr einen Schlag mit seiner Rückhand verpasste, verging ihr das Lächeln. Der Schlag war so stark und unbarmherzig, dass Lota zur Seite geschleudert wurde. Die Aosaru schrien entsetzt auf. Eine Heilerin zu verletzen, war ein ähnlich großes Taboo, wie das Drücken des Schweifes. Was geschah hier gerade? Lotas Gefährte, Topinapur, war zuerst entsetzt, dann von rasender Wut erfüllt. Unbewaffnet und wie von Sinnen stürmte er auf den feindlichen Krieger, versuchte ihn zu schlagen. Aber der erfahrene Kämpfer waltete bei ihm noch weniger Mitleid: er hielt die schwächliche Faust auf und brach mit einer beiläufigen Umdrehung den dazugehörigen Arm. Schreiend hielt Topinapur seinen Arm, versuchte ihn zu schienen. Einige Kurosaru-Saiyajins lachten amüsiert auf, erfreuten sich an diesem Schauspiel. Lota, die sich mit Hilfe einiger besorgter Frauen wieder aufrappelte, kreischte entsetzt auf. „DU UNHOLD!“ sie stürmte auf den Krieger zu und trommelte sinnlos gegen seine Brust. Der Krieger knurrte gelangweilt und hob drohend erneut seinen Arm. Seine Botschaft war, dass es gleich eine neue Watsche hageln würde, wenn die nervige Frau ihn nicht in Ruhe essen ließ. Doch Lota war schneller: ihr Arm zuckte peitschengleich und nun war es der schwarzhaarige Krieger, der eine Ohrfeige erhielt. Rot brannte seine Wange auf. Wieder erscholl Gelächter von den Kursoaru-Saiyajins, nun auf Kosten ihres Kameraden. Das konnte der Krieger nicht auf sich sitzen lassen. Energie sammelte sich in Faust, angetrieben von seinem verletzten Stolz und instinktiv feuerte er drauf los, ohne nachzudenken. Ein Blitzstrahl traf Lota durch die Brust.   Für Palantay sowie für alle Zuschauer schien in diesem Moment die Welt stillzustehen. Wie in Zeitlupe fiel die schockierte Frau in Richtung Boden, während Blut aus Mund und Brust spritzte, um krachend auf die Erde zu landen. „Nein!“ hauchte Palantay entsetzt auf und mit ihm jeder andere Aosaru. Obwohl einige Saiyajins sofort zu der blutenden Frau hinliefen und Kleidungsstücke auf die Wunde drückten, um das Blut zu stillen, war den Anwesenden klar, dass Hilfe sinnlos war. Topinapur schrie entsetzt auf. Vergessen war sein gebrochener Arm angesichts seiner sterbenden Frau. Zeitgleich schrie eine andere Person laut auf, die Palantay als Topina erkannte, die gerade erst angerannt kam. Vermutlich war seine Cousine unterwegs gewesen und hatte dadurch den Angriff verpasst. Sie rannte zu ihrer blutenden Mutter, kniete sich zu ihr hin und hielt ihre Hand. Palantay konnte erkennen, wie ihr Mund sich öffnete und einige letzte Worte hauchte, bevor Lotas Augen sich kraftlos schlossen. Die Aosaru und die wenigen Kinsaru waren entsetzt und führerlos: einige rannten weg, versteckten sich, andere griffen nach ihren Waffen. Die einzigen, die sich unnatürlich ruhig verhielten, waren die Kurosaru-Saiyajins. Langsam bildete sich bei ihnen ein grausames Lächeln und ein wahnsinniges Funkeln in den Augen. Der Geruch von Blut und Angst erfüllt die Luft und schien etwas in den Kurosaru auszulösen.   Die Aosaru-Krieger entschlossen sich zum Angriff und rannten auf die Krieger zu, während die Schwächeren schrien und fortrannten. In dem sich neu bildenden Getümmel erwachte ein neuartiger Wahnsinn. Hatten die Kurosaru sich vorher nur für alles Essbares interessiert, war mit dem Geruch von Blut und Angst ihr Kampfinstinkt geweckt worden. Das führte dazu, dass sie nun den feindlichen Stamm mit voller Kraft angriffen, anstatt, wie zuvor, „gnädig“ zu ignorieren. Der zweite Aosaru, der attackiert wurde, war Topinapur. Der abgelenkte Mann, der zu seiner verletzten Frau robben wollten, wurde aus dem Hinterhalt angegriffen. Mit einer schnellen Umdrehung wurde sein Hals gebrochen. Topina schrie laut auf, als der betreffende Krieger seinen Fuß hob, um anschließend sie zu zertreten. Doch bevor das geschah, traf ihn ein Ki-Blitz, der ihn zur Seite schleuderte. Ein schwarzer Schemen schnappte sich die junge Frau, um mit ihr fortzufliegen. Der Krieger, der zu Boden fiel, grunzte verärgert, stand auf und machte sich umgehend daran, den nächstbesten Aosaru-Saiyajin zu schlagen, der ihm in die Quere kam. Ebenso taten es seine Kameraden, die ohne Mitleid für ihre eigene Art die anderen angriffen. Ein Schalter war in ihnen umgelegt; nun gab es keine Gnade mehr. Sie würden jeden töten und dann in Ruhe plündern, um endlich mal hemmungslos zu schmausen. Wild und ungehemmt schossen ihre Energiestrahlen umher, erreichten die Felsen, ließen die Höhlen einstürzen und wirbelten Staub auf. Palantays Finger krallten sich in den Felsen, hinter denen er und seine Schwester sich versteckten. Hilflos mussten sie der Zerstörung zusehen. Ein lautes weibliches Schreien einer ihm wohlbekannten Stimme ließ ihn den Kopf in eine bestimmte Richtung drehen, wodurch er zusah, wie sich Sabi gegen einen Kurosaru-Krieger wehrte. „Eine Überlebende!“ rief der Krieger erfreut auf. „Eine der letzten Kinsaru! Gleich erleidest du dasselbe Schicksal wie deine Stammesschwester!“ „Mich kriegst du nicht!“ schrie Sabi und kratzte ihm die Wangen auf. Der Krieger lachte wild, umfing sie mit seinen Armen und warf sie mit sich zu Boden. Durch das schwere Gewicht gefesselt, konnte sich Sabi nicht bewegen, egal wie sehr sie sich wehrte.  Schon fing der Mann an, seine Hüfte wollüstig an ihr zu reiben und eine Pranke grabschte nach ihrer Brust. Doch niemals wollte Sabi aufgeben, also reckte sie ihren Kopf und biss in den feindlichen Hals vor sich, so fest und spitz, wie es ihre Zähne zuließen. Blut sammelte sich in ihren Mund und in ihren Ohren erschallte triumphierend das Wehgeschrei des Mannes. „DU BIEST!“ brüllte er, bäumte sich auf und fing an, wild auf sie einzuschlagen. Seine Knie fesselten Sabi auf den Boden und wehrlos musste sie die Fäuste über sich ergehen lassen, die mit jedem Schlag mehr von ihrem Blut beschmutzt wurden. Knochen knirschten, Zähne und Nase wurden gebrochen. Doch egal, wie hart und unbarmherzig der Saiyajin auf sie losschlug, er schaffte es nicht, ihr schadenfrohes, blutiges Lächeln auszulöschen. Sie behielt es bis zu ihrem Tod. „Oh Sabi…“ hauchte Palantay betroffen. Egal, wie sehr sie sich gestritten hatten, ein solches Ende wünschte er sich nicht für sie. Dennoch war er von ihrem Mut angetan, denn im Gegensatz zu ihm, der sich versteckt hielt, hatte sie sich gegen die Eindringlinge gewehrt. Von neuem Tatendrang erfüllt, stand er auf. Er musste auch etwas tun, musste seine Eltern finden und…seine Augen weiteten sich schockiert, als er sich daran erinnerte…seine Söhne?! Seine hilflosen Söhne, die sich in den Höhlen befanden, von denen einige gerade krachend einstürzten. „Oh nein, NEIN! Wie konnte ich das vergessen? Ich muss in die Höhle herein, ich muss…“ jammerte er auf. Aber bevor er losstürmen konnte, hielt ihn Zucchi am Hemdzipfel fest. „Geh nicht! Bleib hier!“ rief sie. „Aber…aber ich muss etwas tun. Ich muss sie retten!“ er versuchte, ihre Hand abzuschütteln, nur noch getrieben vom drängenden Gedanken, in die nächststehende Höhle zu rennen und die verbindenden Gänge zu nutzen, um seine Söhne zu finden.  Zucchi wusste aber, dass bei all dem Staub und den bröckeligen Felsen die Wahrscheinlichkeit gering war. Eher würde Palantay unter einstürzenden Felsen begraben werden. „PALANTAY!“ Eine Stimme, die von oben kam, rief ihn zur Vernunft. Palantay und Zucchi hoben die Köpfe und sahen über sich Vegeta schweben, mit Topina in seinen Armen.   Fassungslos sahen Palantay und Zucchi dabei zu, wie Vegeta, Anführer der Kuro- und Akasaru, vor ihnen landete und behutsam die Frau aus seinen Armen absetzte. Jetzt verstand Palantay, wer der schnelle Schatten gewesen war, der seine Cousine gerettet hatte. Doch das Hochgefühl ihrer Rettung verschwand angesichts der Identität des Helden. „Was soll das?“ fauchte er Vegeta an. „Warum greift ihr uns an? Du hast dich gesagt…“ Mit einer unwirschen Handbewegung hielt Vegeta seine Vorwürfe auf. „Damit habe ich nichts zu tun“ unterbrach er ihn knurrend. „Diese Männer haben gegen meinen Befehl gehandelt. Als ich sie nicht bei den anderen in unserem Dorf sah, hatte ich ein ungutes Gefühl und bin sofort hierhergekommen. Rechtzeitig, wie man sieht…“sagte er mit Kopfnicken in Richtung Topina. „Ha, rechtzeitig?! Da haben Lota und Topinapur aber etwas anders zu sagen“ regte sich Palantay auf. „Große Worte von einem Feigling“ höhnte Vegeta. „Was hast du denn getan, um zu helfen? Ich sehe dich nur hinter Felsen kauern, anstatt zu kämpfen.“ „Ich…bin nicht stark genug“ stotterte Palantay betroffen. „Das sind andere auch nicht, trotzdem wehren sie sich. Hm, aber andere befehlen, an deiner statt zu kämpfen? Denkst du, du hast das Recht dazu, mir Befehle zu geben?“ Vegetas schwarze Augen sahen streng auf den Aosaru hinab. Palantay senkte betroffen den Kopf, konnte dem Kurosaru nicht in die Augen schauen. Er fühlte unbändige Scham. „Aufhören!“ unterbrach Topina die beiden. „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Vegeta…“ sie sah ihn flehend an. „Kannst du sie aufhalten?“ Doch zu ihren Schrecken schüttelte der Saiyajin langsam den Kopf. „Sieh sie dir an“ brummte er und deutete auf seine herumstürmenden Stammesbrüder. „Sie sind wie von Sinnen. Das es ausgerechnet diese Männer sind, die euch überfallen, wundert mich nicht. Sie haben am meisten gemurrt, dass wir euch nicht ausgeraubt haben. Sie haben die schlechteste Selbstbeherrschung und können den Hunger nicht mehr ertragen. Jeder, der sich ihnen in den Weg stellt, wird automatisch als Feind angesehen. In diesen Zustand hören sie mich nicht mehr.“ „Und sie gewaltsam zu stoppen…bist du, der Stärkste ihres Stammes, dazu auch nicht in der Lage?“ fragte Palantay bitter. „Sie sind nicht die einzigen, die hungern. Wenn sie sich gegen mich vereinen, kann ich sie in meinen Zustand nicht zurückschlagen“ antwortete Vegeta. „Außerdem riecht es zu sehr nach Blut und Kampf. Wenn ich mich ins Getümmel reinstürze, kann es sein, dass der Blutrausch mich auch überfällt. Willst du mich ebenfalls als Gegner haben?“ Palantay ballte wütend die Fäuste. Vegetas Argumente waren überzeugend. Aber sollten sie jetzt etwa einfach abwarten, bis sich die Kurosaru abgeregt hatten? Er fühlte sich so nutzlos. „Oh nein“ rief plötzlich Zuchhi, seine Schwester aus, die stets die Meute im Auge behalten hatten. „Was tun sie denn jetzt?“ Die anderen Saiyajins folgten ihren ausgestreckten Zeigefinger. Ihre Augen weiteten sich schockiert bei diesem Anblick. Einige der schwarzhaarigen Saiyajins hörten nicht auf, nachdem sie ihre Gegner getötet hatten. Nein, vom Blutrausch und Hunger gerieben, fingen sie an, ihre Zähne in die toten Leiber zu schlagen und rissen ihr Fleisch von den Knochen. „Das habe ich befürchtet“ flüsterte Vegeta finster. „Das bisschen, was sie hier fanden, hat ihnen nicht gereicht. Stattdessen hat es ihren Hunger nun so weit angetrieben, dass sie selbst eure dürren Leiber nicht verschmähen.“ Die Aosaru neben ihm waren bleich und konnten sich weder rühren noch klagen. Starr sahen sie auf die schrecklichen, schwarzhaarigen Saiyajins, die mit blutverschmierten Mündern lachten und nach mehr Fleisch verlangten; die grausam Arme und Beine von den Gefallenen ausrissen und sie abnagten. Vegeta knurrte und übernahm das Kommando. „Ich geh da rein und hole so viele von euch da raus, wie es möglich ist. Versteckt euch hinter den Felsen, reibt euch mit Dreck ein, damit sie euch weder sehen noch riechen. Ihr nehmt die Verletzten an und kümmert euch um ihre Versorgung“ befahl er. Palantay und die Frauen nickten und gaben keinen Widerspruch; waren nur froh, dass jemand das Kommando übernahm. Vegetas Befehle klangen einleuchtend und gaben ihnen etwas zu tun. Der schwarzhaarige Saiyajin stürmte los. Geschickt sprang er umher, nutze das wirre Getümmel und den Staub, um unbemerkt sich die Hilflosen zu schnappen und außer Reichweite zu bringen.  Waren sie nah, brachte er sie zu Topina und den anderen, damit diese sie gleich versorgten und halfen, sich zu verstecken. War der Weg versperrt, flog er sie hinter Felsen in ihrer Nähe; Hauptsache, sie waren aus dem Sichtfeld der marodierenden Saiyajins verschwunden und nicht in der Nähe der einstürzenden Berghänge. Als Palantay sah, dass sich die Lage etwas beruhigte und die Kurosaru mit der Leichenfledderei beschäftigt war, wollte er sich auch mehr trauen. Vielleicht hatte er Glück und er konnte doch noch in seine Höhle, um seine Söhne zu retten. Er schlich sich duckend durch den Staub, selbst so dreckverschmiert, dass er beinahe unsichtbar war. Er schaffte es bis zu einer Felsenwand, von wo er die schmalen Wege zum nächsten Höhleneingang kannte. Doch der Eingang war von großen Felsen verschlossen. Mit offenem Mund starrte Palantay auf die Bescherung. „Nein, nein, nein“ stammelte er wiederholend und kratzte mit bloßen Händen am Stein, darauf hoffend, noch etwas zu bewegen können. Dahinter gab es einen Gang, der direkt zu seiner Wohnhöhle führte. Wenn er den Eingang frei bekäme und dann durchkriechen könnte... Doch egal, wie sehr er sich anstrengte, selbst als seine Nägel brachen und die Finger anfingen zu bluten, konnte er nichts bewegen. Die Felsen waren zu groß und schwer, um sie zu bewegen. Er fiel wimmernd in die Knie, lehnte seine Stirn an den nackten Felsen und fing an zu weinen. Er fühlte sich so schwach, so nutzlos… es war sinnlos, in seinen Inneren hatte er die Realität längst anerkannt. Die Gänge waren zusammengebrochen und hatten jeden, der zum Zeitprunkt drin gewesen war begraben. Seine Söhne waren tot! Ein leises Röcheln drang an sein Ohr. Palantay hob den Kopf, versuchte zu lauschen. Der Kampflärm hinter sich war leiser geworden; die Kurosaru-Eindringlinge mit Fressen beschäftigt, die Einwohner waren geflohen oder tot, es gab kein Geschrei mehr und so hatte der Lärm abgenommen. Vorsichtig, damit die Kurosaru nicht auf ihn aufmerksam wurden, robbte Palantay über den Boden zum Ursprung des Röchelns. Gab es jemanden dort, der Hilfe brauchte? Konnte er sich wenigstens einmal Nützlich machen und jemanden retten? Eine Gestalt lag im Dreck, halb von Felsen begraben, doch der Brustkorb hob sich noch. Eilig und doch mit Vorsicht hob Palantay die kleineren, aber spitzen Felsen hoch, um wenigstens das Gesicht freizubekommen. Als er es erkannte, setztes ein Herz aus. Er kannte sie: es war Chaya, seine erste Freundin, seine erste große Liebe. „Chaya?“ wisperte er und konnte den drängenden, weinerlichen Ton in seiner Stimme nicht verhindern. Vorsichtig strich er ihr den Dreck und blutverkrustete Haarsträhnen aus dem Gesicht, hielt behutsam ihr Gesicht in seinen Händen. „Chaya, ich bin es, Palantay. Bitte mach die Augen auf!“ flehte er. Sie zuckte, schien seine Stimme zu hören und mit letzter Kraft öffnete sie ihre Augen. „Pa…Palantay…“ hauchte sie schwach. Ihre Augen sahen leer zu ihm auf, sie schien ihn kaum erkennen zu können. „Schsch“ flüsterte er „spar deine Kraft. Ich werde dich von den Felsen befreien und dann wird dich Topina behandeln. Du musst durchhalten, Chaya. Du musst leben!“ Er fing an, weitere Steine eilig von ihrem Köper zu entfernen, nun mit weniger Vorsicht. Er wollte sie so schnell wie möglich frei bekommen. Je mehr er von ihrem zerquetschten Körper enthüllte, desto deutlicher sah er den Schaden. Das Blut hatte ihre Kleidung rostrot verfärbt, en offener, schmutziger Knochenbruch wurde offenbart, aus dem frisches Blut herausdrang. Aber er wollte nicht aufgeben: Knochen konnten wieder gerichtet werden, Wunden verbunden. Es gab für Chaya noch eine Chance, sie musste sich nur zusammenreißen und durchhalten, bis er sie wegbringen konnte. Aber Chaya konnte nicht mehr. „Hör auf, Pala…“ hauchte sie, ihre Augen schlossen sich wieder. „Es ist zu spät.“ „Nein, ist es nicht!“ widersprach er ihr heftig. „Solange du noch am Leben bist, ist es nie zu spät.“ „Ich bin so müde…ich will nur noch schlafen…“ sie hob langsam ihren Arm, ihre Hand strich sanft über Palantays Wange, die nass war von seinen Tränen. „Du musst für mich mit leben“ waren ihre letzten Worte, bevor die Kraft sie verließ und ihr Arm zu Boden sank. Ihre Augen schlossen sich für immer, ihr Atem stoppte. „Chaya?!“ wimmerte Palantay betroffen. „Chaya, verlass mich nicht!“ Er griff nach ihrer Hand, die Hand, mit der sie ihn getröstet hatte. Weinend hielt er sie an seine Stirn, küsste sie, klammerte sich an den letzten Rest Körperwärme. Er konnte sich nur schwer wieder sammeln, sich auf die Gegenwart konzentrieren und so dauerte es eine Weile, bis er bemerkte, wie ruhig es geworden war. Das Geschrei war zu Ende, das Tosen der fallenden Steine hatten aufgehört. Das einzige Geräusch, was in der Stille zu hören war, war ein furchterregendes Schmatzen. Palantay hörte hinter sich schwere Schritte, ein Schatten fiel auf ihn. Langsam drehte er den Kopf. Ein großgewachsener Kurosaru stand über ihn und strich sich gerade etwas Blut vom Mund. Hungrig sah er auf Palantay und den leblosen Körper von Chaya herab. Sein blutverschmierter Mund grinste vorfreudig und entblößte spitze Fangzähne. Palantay erkannte ihn: das war der Mann, der bereits Sabi getötet hatte. „Diese bekommst du nicht“ fauchte Palantay und schirmte beschützend Chayas Körper ab. Seine Augen schossen giftige, aber unwirksame Pfeile ab. „Sie oder dich, dürres Bürschchen. Das macht keinen Unterschied“ lachte der schwarzhaarige Saiyajin böse. „Ich werde eure Knochen als Zahnstocher benutzen.“ Palantay ballte die Fäuste, sein Körper war unter Spannung und er sprang wutentbrannt los. Doch sein Gegner war schneller und fing seine Fäuste einfach ab. Seine großen Pranken umschlossen die schmalen Handgelenke des Aosaru und lenkten ihn nach seinem Willen. „Du scheinst etwas mehr Fleisch auf den Knochen zu haben“ dem Kurosaru lief das Wasser deutlich im Mund zusammen, während er hungrig den kleinen, schmalen Körper vor sich begutachtete. „Du mieses Stück Scheiße! Krepier“ fluchte Palantay und wand sich, ohne sich befreien zu können. „Du Wurm“ lachte der Mann und hob mit Leichtigkeit Palantay ein Stück in die Höhe. „Sei dankbar für die Ehre, von mir gefressen zu werden. Das ist das Schicksal von Schwächlingen in der unteren Nahrungskette. Der Starke frisst…uhhh“ er spuckte plötzlich Blut. Das letzte Wort konnte er nicht aussprechen, weil von hinten eine fremde Hand seinen Brustkorb durchstoßen und Herz und Lunge dabei zerstört hatte. Der Griff um Palantays Handgelenke wurde locker, der Aosaru konnte wegspringen. Der Kurosaru brach blutspuckend zusammen, wodurch die kleinere Person hinter ihm sichtbar wurde. „Du wolltest etwas sagen?“  fragte Vegeta höhnisch lächelnd und leckte sich seine blutbefleckte Hand sauber. „Vegeta…warum?“ stöhnte der Kurosaru. Flehend streckte er seine Hand aus. „Ernsthaft?“ Vegeta hob erstaunt eine Augenbraue und sah auf den Sterbenden herab. Er hob seinen Fuß und trat heftig auf den am Boden liegenden ein, woraufhin er noch mehr Blut spuckte und anfing zu wimmern, bis ihn der Atem ausging und er still wurde. „Gegen meine Befehle zu handeln, die große Klappe aufreißen und sich dann wundern, warum ich dich töte? Du bist wirklich der größte Idiot meines Stammes und du weißt, was ich von Idioten halte. Keine Sorge, deine Freunde werde ich gleich auch erledigen“ Vegeta spuckte verächtlich aus und wandte sich an Palantay, der sich wieder erhoben hatte und seine Handgelenke auf Schäden überprüfte. „Hast ja doch Mumm“ stellte Vegeta mit schmalen Lächeln fest. Palantay gab nichts auf dieses Kompliment, sondern deutete mit seinem Kinn auf die restlichen sechs Kurosaru, die immer noch über ihren Leichenschmaus hockten; dermaßen abgelenkt, dass sie nichts  vom Geschehen bemerkt hatten. Von ihren Hunger angetrieben, waren sie blind und taub. „Was ist mit ihnen? Lässt du sie sich den Bauch mit Saiyajins vollschlagen, nur weil wir keine Kurosaru sind? Diese Frau…“ er deutete auf  Chayas Körper „bekommen sie nicht. Nur über meine Leiche.“ „Darüber würden sie sich freuen, du schmeckst bestimmt vorzüglich. Als ob du sie aufhalten kannst“ grinste Vegeta, machte sich über Palantays große Worte lustig. Doch dann wurde er ernst. Seine Fäuste ballten sich. „Keine Sorge, das hier ist schnell vorbei, solange sie abgelenkt bleiben. Einzeln haben sie keine Chance gegen mich.“ Um seine Worte zu beweisen, drehte er sich um, ging leicht in die Knie und stürmte leichtfüßig los. Mit schnellen, leisen Schritten, wie ein geübter Jäger, sprang er zickzackförmig zu den Kurosaru, nutzte ihre Blöße aus und brach ihre Hälse mit leichten Knacken. Bevor Palantay zweimal blinzeln konnte, war es schon vorbei: die sieben fremden Krieger, die fast seinen gesamten Stamm zerstört hatten, waren mit überragender Stärke hingerichtet worden. Gegen seinen Willen beeindruckt, atmete er tief aus. Jetzt verstand er, warum die raubeinigen Stämme der Kuro- und Akasaru diesem Mann folgten. Palantay sah sie um, sah die Zerstörung, den Schaden, die Toten. Er ballte wütend die Fäuste: er war nicht nur zornig auf die Angreifer, sondern auf sich. Hatte er irgendetwas tun können? Nein, er hatte sich nur versteckt. Er fühlte einen unglaublichen Neid auf Vegeta und seine Stärke. Ohne ihn gäbe es wohl keine Überlebende. Von seinen aufbrausenden Gefühlen abgelenkt, merkte er nicht, wie Vegeta sich ihm näherte. Erst als er sprach, hob Palantay den Kopf. „Wenn sie dir so wichtig war, sollten wir sie ausgraben.“ „Huh?“ fragte Palantay und bemerkte nun, wie Vegeta vor Chaya stand und auf die tote Frau hinabstarrte. Der Kurosaru kniete sich hin und fing langsam, beinahe respektvoll, an, die letzten Steine zu entfernen und ihren Körper zu bergen. „Ich mache den Rest“ hielt Palantay seine Bemühungen auf. „Es gibt noch mehr Überreste, die wir bergen müssen.“ Er wollte selbst etwas tun, aber Vegetas Handeln berührte ihn; ließen ihn den Kursoaru in neuem Licht erscheinen. Er sah sich auf dem Schlachtfeld um. Vegeta erhob sich und folgte seinen Blick. Es war ein furchtbarer Anblick für den Aosaru, aber Vegeta, der gegen die zwei verlorenen Stämme gekämpft hatte, musste an so etwas gewöhnt sein. Sein Gesicht war eine starre Maske, während Palantay wieder anfing, stumm zu weinen. „Was sollen wir nun tun?“ fragte Palantay, nicht an Vegeta gewandt, sondern allgemein als Frage. Nachdem sie die Toten verbrannt hatten, was gab es noch? Die Heimstatt der Aosaru war zerstört und angesichts der toten Leibern schätzte Palantay, dass nur ein Viertel des Stammes überlebt hatte. Angesichts der Verluste, die sie seit Tagen plagte, waren es gerade mal zwanzig Aosaru: das war alles, was von seinem Stamm übrig geblieben war. Zu seiner Überraschung klopfte ihn Vegeta tröstend die Schulter, drückte sie aufmunternd. „Ein Schritt nach den anderen. Vielleicht wird es Zeit, dass sich die drei restlichen Stämme vereinen. Wir müssen als Saiyajins agieren, als ein Volk“ schlug er vor. „Ihr könnt zu uns in die Ebene ziehen, dann sehen wir weiter.“ „In die Ebene? Gemeinsam, als ein Stamm?!“ fragte Palantay und rieb sich die Tränen weg. Bei dem Gedanken  fühlte er sich unwohl. Obwohl das Angebot freundlich klang, würde es bedeuten, einen Teil seiner Identität aufzugeben. Die Aosaru waren stets stolz auf ihre Errungenschaft gewesen, auf ihre herrlichen, bemalten Höhlen und heißen Quellen, ihren fruchtbaren Feldern und ihr Jagdgebiet. Wenn sie zu den Saiyajins aus der Ebene ziehen würden, wären sie nun in derselben Stellung wie einst die Kinsaru und Shirosaru: Flüchtlinge, ohne Heimat, auf die Spenden und Wohlwollen von anderen angewiesen. Es ging gegen Palantays Stolz. Zudem traute Palantay den beiden andere Stämmen nicht. Ja, Vegeta hatte sie gerettet, aber es gab bestimmt noch mehr hungrige Krieger dort, wo er herkam. Gefährliche, starke Krieger, an deren Händen bereits das Blut von Saiyajins klebte: sie hatten die beiden anderen Stämme ausgerottet. Die Aosaru konnten die nächsten sein. Die Hungersnot wütete überall, auch dort gab es nicht genug Nahrung, sonst wären sie heute nicht überfallen worden. Was, wenn es eine Falle war? Palantay verkniff sich eine Antwort auf Vegetas Angebot, stimmte weder zu noch wehrte er es ab. Es war eine Entscheidung, die er nicht alleine treffen konnte. Doch ohne Anführerin, ohne Rat, wer sollte es jetzt tun? Palantay  hob suchend den Kopf, versuchte sich einen Überblick zu verschaffen er sah, wie weitere Überlebende vorsichtig aus den Schatten der Felsen traten und sich mit starren Gesichtern umsahen; unsicher, wo sie zuerst anfangen sollten, aufzuräumen. Er sah Topina und Zucchi zu ihm kommen, ihnen folgten seine Eltern. Eine Welle der Erleichterung durchströmte ihn, dass noch mehr Familienmitglieder überlebt hatten. Er stürmte auf sie zu; nahm Zucchi, die Erste, in seine Arme und drückte sie an sich. Topina umarmte  ihn und dann spürte er auch die Arme seiner Eltern. Gemeinsam hielten sich die Saiyajins fest, weinten und versuchten sich gegenseitig mit ihrer Körperwärme zu trösten, ihre Schweife miteinander verbunden.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)