Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht von MariLuna ================================================================================ Kapitel 13: Gegenwart – 3. Januarwoche – 20. Januar, Tag X – Es gibt für alles die passende Gelegenheit, aber wer entscheidet das? ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Zaki mit einer Umarmung zu trösten ist ein vertrautes Gefühl. Es gab und gibt schon immer Dinge, die bringen ihn zum Weinen. Traurige Filme. Tote Haustiere. Mißhandelte Kinder. Wenn jemand seinen Badmintonschläger zerbricht. Wobei letzteres meistens Hijikatas Schuld ist. Manchmal weint er auch vor Wut oder Enttäuschung, aber diese Art von Tränen versteckt er immer vor ihnen, er vergißt sie heimlich, doch seine roten Augen verraten ihn. Immer. Natürlich besitzt Zakis Trauer jetzt eine ganz andere Dimension und Hijikata weiß nicht, ob eine Umarmung diesmal ausreicht. Aber er wird es versuchen. Erstaunlicherweise fiel es Hijikata niemals schwer, Yamazaki zu umarmen. Während er bei allen anderen immer leichte Berührungsängste verspürte, fiel es ihm bei ihm so leicht wie das Atmen. Also fällt es ihm auch jetzt nicht schwer, Zaki zu trösten, wenn er nicht allzu sehr darüber nachdenkt, dass Zaki jetzt weiblich ist und sich Shisako nennt. Wenn er sich nur auf diesen vertrauten Geruch und das vertraute Gefühl der Wärme konzentriert, kann er sogar die weichen Brüste vergessen, die sich an ihn drücken. Zaki … Shisako weint nur ein kleines bisschen und das wundert Hijikata, aber er macht sich nichts vor. Der große Zusammenbruch wird kommen. Nach ein paar Minuten hat sie sich wieder soweit beruhigt, dass sie sich verlegen aus seinen Armen löst und sich zurück in die Kissen lehnt. Wortlos streicht Hijikata ihr die störenden Haarsträhnen aus dem Gesicht. Zwei ganze Herzschläge lang sehen sie sich nur wie gebannt in die Augen, bis Shisako verlegen den Blick senkt und den Zauber dadurch bricht. Eine Zeitlang sagen sie nichts, sie dreht den Kopf weg und starrt an das Bild an der Wand und er weicht zurück zum Fenster, öffnet es und zündet sich eine Zigarette an. Die Gewitterziege von Schwester wird toben, wenn sie das herausfindet, aber das ist ihm total egal. Er braucht jetzt dringend eine Zigarette, will aber seinen Spion - Spionin, korrigiert er sich in Gedanken - nicht allein lassen. Nachdenklich starrt er dem bläulichen Rauch nach, wie er vom Wind davongetragen wird und spürt, wie sich der Druck in seinem Inneren allmählich löst. Das Schlimmste ist überstanden, denn er hat sich entschieden. Was auch immer jetzt kommt, er wird Zaki dabei helfen. Nicht nur, weil er es ihm ... ihr schuldig ist, sondern, weil er es will. Er schnippt erst die Asche und dann den Stummel aus dem Fenster und richtet seine Aufmerksamkeit schließlich wieder auf die schmale Gestalt im Bett vor sich. Das Gefühl der Wärme, das ihn dabei plötzlich durchströmt, überrascht ihn nicht so sehr, wie es eigentlich sollte. „Geh mit mir auf ein Date.“ platzt es aus ihm heraus. Sie zuckt zusammen und fährt regelrecht zu ihm herum. „Huh?“ macht sie nur und starrt ihn aus großen, hellbraunen Augen überrascht an. Hijikata setzt sich wieder auf den Bettrand und nimmt ihre Hand. Er will ihr sagen, dass er sie seit der Sache mit dem Dekoboko-Kult liebt, aber heraus kommt etwas völlig anderes. „Du warst mein bester Freund neben Kondō. Aber du kannst nicht meine beste Freundin sein ohne so eine Freundin zu sein. Ich weiß gar nicht, wie das geht.“ Das ist nicht sexistisch - es gibt nur einfach keine Frauen in seinem Freundeskreis. Sie blinzelt ihn einfach nur verdutzt an. „Ich meine das ernst", versichert er ihr, drückt ihre Hand und sieht ihr tief in die Augen, „geh mit mir auf ein Date.“ Shisako legt den Kopf schief und mustert ihn skeptisch. Wenigstens entzieht sie ihm ihre Hand nicht und er sieht das mal als gutes Zeichen. „Ist das nur ein Schuldkomplex?“ fragt sie dann. Er wünschte, es wäre so einfach. „Nein", erwidert er bestimmt. Für einen Moment scheint es, als wolle er noch etwas hinzufügen, aber dann drückt er nur wieder ihre Hand und sieht sie an. „Gut", meint sie schließlich zögernd. „Das dachte ich mir. Du bist zu ehrlich um meine momentane Situation auszunutzen..." „Ich würde das nie ausnutzen." „Ich weiß." Um ihre Lippen zuckt ein kleines Lächeln, als diesmal sie die Hand hebt. Verlegen zupft sie am goldenen Saum seiner Weste herum. „Ich erinnere mich an Okita Mitsuba. Sie war dir wichtig, aber trotzdem warst du zu ehrlich, um ihr Gefühle vorzuspielen, die es nicht gab." Hijikata schluckt einmal schwer. Die Erinnerung an Mitsuba ist wie ein immerwährender Stachel in seinem Fleisch. Was er ihr damals antat, verstand niemand und Okita hasst ihn dafür immer noch und er kann es ihm nicht verübeln. Er weiß ja selbst nicht, wieso es ihm so widerstrebte einer Sterbenden vorzutäuschen, dass er sie liebe. Sie war ganz anders als ihr jüngerer Bruder Sōgo – sie war nett und freundlich und jeder mochte sie. Auch er. Wie schwer konnte es einem daher fallen, ihr, als sie im Sterben lag, diesen einen Wunsch zu erfüllen und ihr seine unsterbliche Liebe zu gestehen – ob das nun die Wahrheit war oder nicht? Nun, ihm fiel es schwer. Aber alle anderen um ihn herum schienen das nicht als Problem anzusehen und dadurch fühlte er sich so sehr unter Druck gesetzt, dass er jeden weiteren Kontakt mir Mitsuba mied. Deshalb war er auch nicht an ihrer Seite, als sie ihren letzten Atemzug tat, egal, wie sehr sie es sich wünschte. Dafür wird Sōgo ihn auf ewig hassen und auch Kondō ist deswegen immer noch sehr enttäuscht von ihm, und es wurmt ihn noch heute, dass er sich ihnen nie erklären konnte, aber … Yamazaki versteht alles auch ohne große Worte ... Hijikata kann nicht ausdrücken, wie sehr er ihn ... sie in diesem Moment liebt. „Du hast mich schon immer durchschaut." „Das sollte ich, oder?" gluckst sie leise und blinzelt ihn unter dichten, schwarzen Wimpern verschmitzt an. „Ich bin dein Spion."     Als Kondō mit einer Reisetasche und einem Blumenstrauß Yamazakis Krankenzimmer am Nachmittag betritt – Einzelzimmer, privat, also der übliche Versicherungsschutz bei der Shinsengumi – wird er von Tōshi mit einem „pst“ und einem vielsagenden Zeigefinger auf den Lippen begrüßt. Auf Zehenspitzen schleicht Kondō näher, legt die Tasche an der Wand neben der Tüte mit der Uniform ab, in der Yamazaki hier eingeliefert wurde – in Gedanken notiert er sich, das Zeug mitzunehmen, wenn er wieder geht - und wirft einen prüfenden Blick auf die schlafende Gestalt auf dem Bett. Jetzt springt ihm all das Frauliche direkt ins Auge – die sanften Rundungen der Brüste, die sich unter dem Krankenhaushemd abzeichnen, die schmalen Schultern, die weichen Gesichtszüge und die zarte Knochenstruktur. Mit einem versonnenen Lächeln läßt Kondō seinen Blick hoch in ihr Gesicht wandern. Argh, sie ist immer noch viel zu blaß, aber dadurch wirkt ihre Haut so zart wie die eines Porzellanpüppchens. Kurz bleibt sein Blick auf den vollen Lippen hängen, bevor er dann weiter wandert. Shisako ist bei Weitem nicht so schön wie seine Otae-san – die Nase ist zu gerade und die Augen viel zu mandelförmig und sie bekommt so schnell dunkle Augenringe, dass sie bei genauerer Betrachtung eher wie ein Zombie als wie eine Porzellanpuppe aussieht. Trotzdem besitzt sie etwas, was sein Herz berührt. Während dieser Genderbender-Sache vor fast einem Jahr hat er sie so gut wie gar nicht wahrgenommen und das ist wirklich eine Schande. Und das liegt, soviel muß er sich beschämt eingestehen, an seiner eigenen Arroganz. Er war so mit sich selbst beschäftigt, so sehr von seiner eigenen Gestalt eingenommen – er war schließlich eine Sexgöttin! - daß er kaum auf etwas anderes achtete. Ah, abgesehen von seiner Otae-san natürlich, die immer noch seine wunderschöne Otae-san war, weil sie zum fraglichen Zeitpunkt nicht in der Stadt war und daher dem Geschlecht-wechsel-dich-Strahl entging. „Wie geht es Shi-chan?“ erkundigt er sich flüsternd und bemerkt mit Genugtuung, dass sie nicht mehr an der Infusionslösung hängt – das ist bestimmt ein gutes Zeichen. „Lass sie etwas schlafen“, murmelt Tōshi und starrt dabei geradezu entgeistert auf den großen Blumenstrauß in Kondōs Hand. Eine merkwürdige Pracht aus gelben, weißen und roten, sternförmigen Blüten. Definitiv Amanto. Er hofft nur, dass die Dinger keine giftigen Pollen absondern - bei außerirdischen Dingen kann man das nie wissen. Doch dann sieht er den Namen des Blumenladens auf dem Gebinde und atmet erleichtert auf. Der Besitzer ist zwar ein Amanto, aber er ist vertrauenswürdig. Während Kondō ins angrenzende Bad geht, um eine Vase zu holen, nimmt sich Hijikata schnell die dazugehörige Genesungskarte vor. Um seine Lippen zuckt ein stolzes Lächeln, als er die Unterschriften sieht. Die Männer haben sich wirklich ins Zeug gelegt. Innerhalb von vier Stunden haben sie tatsächlich von jedem eine Unterschrift eingetrieben - auch von jenen, die heute frei haben. Er setzt schnell ebenfalls seinen Namen dazu, garniert das nach einem kurzen Zögern sogar noch mit einem kleinen Herz zwischen jedem Kanji. Das hätte er sich nie getraut, wenn er die Karte nicht als letzter unterschrieben hätte. So sieht es nur Shisako und das ist völlig in Ordnung. Als Kondō mit einer Vase zurückkommt, arrangieren sie den Strauß gemeinsam auf dem Nachttisch. „Was hast du den Männern erzählt?“ fragt Hijikata dabei leise. „Nur das Nötigste", kommt es mit einem sichernden Blick zur schlafenden Shisako zurückgewispert. „Sie wissen, dass Zaki eine Frau und wegen Frauenproblemen im Krankenhaus ist. Mehr haben wir ihnen nicht gesagt. Und nur die zehn, die heute Morgen dabei waren, wissen jetzt auch von der Vergewaltigung. Das mussten wir ihnen sagen. Sie wissen aber nicht, wann und durch wen.“ Hijikata holt einmal tief Luft. Niemand von ihnen sollte etwas über die Vergewaltigung wissen, eigentlich hatten sie kein Recht dazu, es ihnen zu sagen ohne Yamazaki vorher zu fragen, aber er versteht auch, dass es einfach nötig war, denn wilde Gerüchte kann niemand gebrauchen. „Wie ist die Stimmung?“ „Gedrückt. Sie machen sich Sorgen. Sie mögen Zaki und sie mögen auch Shi-chan.“ „Ja", murmelt Hijikata und wirft einen traurigen Blick zum Bett hinüber. „Und doch haben wir Zaki im Stich gelassen.“ Betreten senkt Kondō den Kopf und beginnt nervös, die Blumen in der Vase neu zu ordnen. „Es macht ihnen nichts aus, wenn eine Frau im Hauptquartier ist. Sōgo läßt dir ausrichten, dass er die Shinsengumi Kyokuchuu Hatto umändert. Er hat eine neue Regel hinzugefügt, die da lautet: Frauen, besonders Yamazaki Shisako, sind erwünscht, vor allem in Hijikata-sans Bett.“ Genervt schüttelt Hijikata den Kopf und rollt mit den Augen. Doch er ärgert sich nicht so sehr darüber, wie er es eigentlich sollte. Die Kyokuchuu Hatto, die Verhaltensregeln der Shinsengumi, hatte er während der Entstehung der Shinsengumi aufgestellt und sie waren in der Anfangszeit sehr hilfreich, aber in den letzten Jahren wurden sie immer unwichtiger, je mehr offizielle Richtlinien der Polizeichef persönlich an sie herausgab. Trotzdem kann Sōgo nicht darin herumschreiben, wie es ihm gerade paßt. „Ich hoffe, du hast ihm dafür die Ohren langgezogen?“ „Nein", kichert sein Vorgesetzter, „das überlasse ich dir." Er zögert, doch dann tritt er ganz dicht an Hijikata heran, legt ihm einen Arm um die Schultern und raunt ihm verschwörerisch ins Ohr: „Es wäre in Ordnung, wenn du ihr den Hof machst, Tōshi, das weißt du, oder?“ Peinlich berührt windet sich Hijikata aus seiner vertraulichen Umarmung und sieht demonstrativ in die andere Richtung. Er wird ziemlich rot im Gesicht. Das erregt sofort Kondōs Verdacht. „Tōshi?“ hakt er belustigt nach. „Sch...“ zischt dieser, mit einem sichernden Blick zu Shisako hinüber, packt Kondō am Ärmel und zieht ihn ein paar Meter weiter. „Ich habe sie vorhin schon um ein Date gebeten“, erklärt er ihm flüsternd. Wirklich Lust, ihm das zu erzählen, hat er nicht, aber er kennt seinen Freund und Vorgesetzten gut genug, um zu wissen, dass er ihn nur so dazu bringen kann, dieses Thema endlich fallen zu lassen. „Aber ich weiß nicht, was daraus wird.“ Wäre er ein so offenherziger Mann wie Kondō, dann würde er ihm jetzt so einiges erzählen, zum Beispiel, wie sehr es ihm fehlt, dass er und Zaki nicht mehr so viel zusammen unternehmen wie früher. Dass ihm diese ganz normalen, gemeinsamen Unternehmungen fehlen wie Kino, ein Besuch im Badehaus oder ganz einfach am Abend in der Lieblingsbar ein Bier zu trinken. Erst seit Weihnachten kommen sie sich wieder etwas näher und das will er nicht wieder verlieren. Aber er weiß nicht, wie sich ein Date mit Shisako anfühlen wird – mit Shisako, nicht mit Shisako, die sich als Zaki ausgibt. Er will es. Er will es so sehr. Er will ihr alles geben, jetzt, wo er es endlich darf, aber er hat auch Angst, etwas falsch zu machen. Er hatte noch nie ein richtiges Date. Jedenfalls nicht mit jemanden, bei dem sich sein Herz benimmt wie ein verdammter Kolibri. Aber all das sind Dinge, die er Kondō nicht sagen kann und so bittet er ihn nur um eines: „Es wäre es wirklich schön, wenn du uns das in unserem eigenen Tempo machen läßt, Kondō.“ Kondōs Augen leuchten regelrecht auf. „Oh, wenn ich dir helfen soll, ein Date vorzubereiten, sag es nur. Das mache ich doch gerne. Ich kenne mich da aus, ich weiß, was Frauen wollen. Rosen, Kerzenlicht, ein gutes Essen, Geigenklänge in der Luft und ganz viele, tiefe Blicke. Romantik und Liebesschwüre. Hach, das wird schön-“ Verzückt von seiner eigenen Idee, klatscht er in die Hände. „Lass mich nur machen, das wird wunderbar.“ „Isao!“ zischt Hijikata aufgebracht. „Hast du mir nicht zugehört? Misch dich da nicht ein, hörst du?“ Doch Kondō hat wieder diesen einen, ganz speziellen Gesichtsausdruck und hört ihm gar nicht mehr zu. „Ich kenne ein total romantisches Restaurant. Ich werde da gleich anrufen und einen Tisch für euch bestellen.“ Aufgeregt zückt er sein Smartphone. Entsetzt fällt ihm Hijikata in den Arm. „Isao!“ Sekundenlang starrt er nur in Kondōs breit grinsendes Gesicht, dann, nach einem weiteren Blick zurück zum Bett und zur glücklicherweise immer noch schlafenden Shisako, fährt er sich aufseufzend mit den Fingern durchs Haar. „Ach“, meint er müde, „tu', was du nicht lassen kannst.“ Mit diesen Worten dreht er sich um und geht wieder zurück zu Shisako, um sich dort genau wie in den letzten Stunden auch, auf die Bettkante zu setzen und ihre Hand zu nehmen. Doch er hat sie kaum berührt, da beginnen ihre Augenlider zu flattern und kurz darauf blinzeln ihn zwei müde, hellbraune Augen an. „Ich hab gehofft, das sei ein Alptraum“, murmelt sie und dabei landet ihre freie Hand unwillkürlich auf ihrem Unterbauch. Für einen Moment zögert Hijikata. Er weiß nicht, wie das gemeint ist, beschließt aber, es nicht auf sich zu münzen und eine Sekunde später bestätigt sie ihm diese Vermutung, denn sie verschlingt ihre Finger mit seinen. „Manchmal, kurz bevor ich aufwache, wenn alles so weich und gemütlich ist, fühle ich mich immer noch als Mann.“ Um ihre Lippen zuckt ein bitteres Lächeln. „Aber auf diesem unbequemen Krankenhausbett bleibt mir nicht einmal diese kleine Gnade.“ Hijikata schluckt einmal schwer, weiß aber nichts Tröstendes darauf zu erwidern. Hinter ihm seufzt Kondō einmal traurig auf. Aber anders als sonst üblich, schweigt auch er dazu. Sie räuspert sich einmal und stemmt sich dann entschlossen in eine sitzende Position. „Hast du mir meine Sachen mitgebracht, Kyokuchō?“ „Natürlich.“ Eifrig legt er die Reisetasche vor ihr auf dem Bett ab. „Und die anderen bestellen dir ganz liebe Grüße. Ich habe Blumen mitgebracht.“ Vielsagend deutet er auf den bunten Blumenstrauß auf dem Nachttisch und dann drückt er ihr die Grußkarte in die Hände. Sie erstarrt für einen Moment und die beiden Männer können zusehen, wie sich diese großen Augen allmählich mit Tränen der Rührung füllen, je länger sie den Blumenstrauß ansieht. Dann öffnet sie langsam, beinahe andächtig die Karte. Hijikata beobachtet sie gespannt. Der Moment, wo sie seine Unterschrift entdeckt, ist leicht zu erraten, denn ihre Wangen färben sich rosig. Ihr Blick sucht seinen, doch kaum begegnen sie sich, schlägt sie verschämt die Augen nieder. „Danke“, meint sie mit belegter Stimme, legt die Karte selbst auf den Nachttisch zurück und zieht dann entschlossen ihre Tasche zu sich heran. Um darin herum zu kramen und das Nötigste herauszuholen, braucht sie beide Hände und Hijikata läßt sie nur ungern los. Dafür wird ihm die Ehre zuteil, sie eine Minute später auf dem Weg ins kleine Bad zu stützen. Sie nimmt seine Hilfe etwas verhalten, aber dennoch dankbar an. Als die Tür hinter ihr ins Schloß schnappt, sie dort drinnen ist und er hier draußen, fühlt er sich plötzlich ziemlich unnütz. „Ich geh dann wieder“, meint Kondō, schnappt sich – fast hätte er es vergessen - die Tüte mit den Sachen, in denen Yamazaki hier eingeliefert wurde und tätschelt dann im Vorbeigehen Hijikatas Arm. „Paß gut auf sie auf, ja, Tōshi? Und macht euch keine Sorgen, ich regle alles, was ihren Platz bei uns in der Shinsengumi betrifft. Sag ihr, alle Männer stehen geschlossen hinter ihr. Und...“ er senkt die Stimme, „... was die Morde betrifft – der Fall ist längst abgeschlossen. Und ich sollte es nicht sein, aber ich bin verdammt stolz auf sie, wie sie das gedeichselt hat. Sōgo hätte das nicht besser gekonnt. Aber das bleibt unter uns, Tōshi. Ein Sōgo reicht mir.“ Hijikata nickt ernst, aber dabei zuckt es um seine Lippen verräterisch. „Tōshi...“ Kondō hat die Hand schon nach der Tür ausgestreckt, dreht sich dann aber noch einmal zu ihm um. Seine Miene zeigt dieses väterliche Lächeln, das Hijikata immer vergessen läßt, dass Kondō eigentlich nur vier Jahre älter ist als er. „Ihr beide gebt ein tolles Paar ab. Vermassle es nicht.“ Und dann macht er sich aus dem Staub, bevor Hijikata auch nur daran denken kann, ihn dafür mit irgend etwas zu bewerfen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)