Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht von MariLuna ================================================================================ Kapitel 5: Vergangenheit – 3. Dezemberwoche – Hilfe, wer bist du und was hast du mit meinem Spion gemacht? ----------------------------------------------------------------------------------------------------------   „Hm“, macht Kondō nachdenklich, führt die Stäbchen zu seinem Mund und suckelt an einem Oktopusstück, während sein Blick auf dem Papier in seiner anderen Hand hängt. Mit einer Mischung aus Faszination und Grausen sieht ihm Hijikata dabei zu. Alles in ihm verlangt nach einer Zigarette, aber das Schild über ihm weist dieses kleine Restaurant eindeutig als Nichtraucherzone aus. „Hm“, wiederholt Kondō, nimmt das Oktopusstück endlich richtig in den Mund und kaut es herunter. „Was sehe ich mir hier an, Tōshi?“ Er hat ein anstrengendes Mittagessen mit Matsudaira-san hinter sich, sein Gehirn arbeitet immer noch auf Sparflamme. Es hat irgendwo zwischen Matsudairas Gejammer über den neuen Freund seiner Tochter und den ständigen Aufforderungen an Kondō, endlich zu heiraten, abgeschaltet und springt jetzt nur mühsam wieder an. Er hasst diese regelmäßigen Essen mit Matsudaira, aber leider kann er das niemanden sagen und muß immer gute Miene zum bösen Spiel machen. Und dann, kaum ist Matsudaira fort, kommt Tōshi hereingeschneit mit diesem besorgten Blick. Manchmal wünscht sich Kondō ganz einfach nur Urlaub! „Das ist Yamazakis Bericht“, erwidert Hijikata in einem Tonfall, als würde das alles erklären. Nur tut es das leider nicht. „Stimmt etwas damit nicht?“ Kritisch runzelt Kondō die Stirn und starrt noch intensiver auf das Blatt. „Da steht doch alles drin, was drin stehen muß. Sogar in Tabellenform.“ In Gedanken klopft er sich auf die Schulter, denn es scheint eine gute Idee gewesen zu sein, ihrem Spion zu erlauben, ab sofort seinen Laptop auf seine Missionen mitzunehmen. „Eben.“ „Huh?“ verdutzt hebt Kondō den Blick und mustert seinen Stellvertreter irritiert. „Das verstehe ich nicht.“ Hijkata lehnt sich mit vor der Brust verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück und starrt ihn aus seinen mitternachtsblauen Augen durchdringend an.. „Yamazakis Berichte sind normalerweise ellenlange Essays, keine stichwortartigen Aufzählungen in Tabellenform.“ „Hah? Aber ist das nicht genau das, was du immer von ihm verlangst? Ehrlich, Tōshi, ich verstehe das nicht. Liefert er Romane ab, ist dir das nicht recht und hält er sich an deine Anweisungen, bist du auch nicht zufrieden. Kann es sein, dass du nur einen Grund suchst, um ihn zu piesacken? Was ich, ehrlich gesagt, nicht dulden werde. Der arme Junge gibt sich wirklich Mühe, nun lobe ihn doch auch einmal dafür.“ „Ich piesacke ihn nicht.“ „Doch, Tōshi, das tust du. Und das ist nicht nett von dir. Der Junge himmelt dich an und du hast immer etwas an ihm auszusetzen. Irgendwann brichst du ihm deswegen noch einmal das Herz. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.“ Kondōs Gesicht bekommt diesen sehnsüchtigen Ausdruck, wie immer, wenn er an seine geliebte Otae-san denkt. Hijikata starrt ihn nur stirnrunzelnd an. „Sag bloß, dieses blöde Gerücht stammt von dir?“ „Ha? Welches Gerücht?“ „Schon gut“, sich die Nasenwurzel massierend, winkt Hijikata ab. „Wie auch immer, das ist nicht der Punkt. Yamazaki agiert nicht wie Yamazaki, und deshalb werde ich ihm einen Kontrollbesuch abstatten.“ „Sei nett zu ihm, Tōshi.“ „Ich bin immer nett“, zischt Hijikata und fügt dann noch ein nachdrückliches „Baka“ hinzu, bevor er ruckartig den Stuhl zurückschiebt, aufspringt und mit großen Schritten das Restaurant verläßt. Kondō sieht ihm nur kichernd hinterher und bestellt sich ein Bier.       Bah. Welch eine Drecksgegend. Angewidert rümpft Hijikata die Nase und fühlt sich angesichts der hier herumlungernden Gestalten in seinem schlichten Winteryukata regelrecht overdressed. Mist, er hätte sich über diese Gegend besser informieren sollen, in seiner traditionellen Kleidung fällt er hier auf wie ein bunter Hund. Denn die wenigen, die nicht in Jeans und Parka herumlaufen und einen Yukata wie er tragen, wirken schlichtweg derart heruntergekommen, dass er dagegen geradezu reich aussieht. Unwillkürlich tastet er nach der Pistole an seiner Hüfte. Weil er in zivil unterwegs ist, musste er sein Schwert im Hauptquartier lassen und ohne fühlt er sich richtiggehend nackt. Er legt etwas mehr Selbstsicherheit in seine Schritte, versucht, sich eine verpiß-dich-Aura zuzulegen und sucht nach der Bruchbude, in der sich sein Spion einquartiert hat. Im Eingangsbereich lungern Gestalten herum, bei denen sich selbst ihm die Nackenhaare sträuben, aber sie lassen ihn unbehelligt vorbei. Sie sind sogar ziemlich höflich und er fragt sich, ob er vorschnell über sie geurteilt hat. Im Treppenflur riecht es nach Betonstaub und Urin, es gibt obszönes Graffiti an den Wänden, aber ansonsten ist es erstaunlich sauber. Es ist düster und unheimlich und er fragt sich wirklich, ob Yamazaki nichts Besseres finden konnte. In der vierten Etage sucht er nach Apartment 4D und klingelt. Er wartet etwa zehn Sekunden, bis ihm die Tür geöffnet wird und sieht sich dann einem völlig Fremden gegenüber. Es dauert eine Weile, bis er in dem Mann mit diesen stumpfen Augen in dem dunkelgrauen Hoodie und verschlissenen Jeans seinen Spion wiedererkennt. Er muß zugeben, dass es immer noch einen Hauch von Befremden in ihm auslöst, sobald er Yamazaki in dieser westlichen Kleidung sieht, auch, wenn er seit fast einem Jahr regelmäßig so herumläuft. Hijikata kann sich einfach nicht daran gewöhnen. Vielleicht sollte er das Shinsengumi-Regelwerk um einen Punkt erweitern, nämlich den, dass auch in der Freizeit nur noch traditionelle japanische Mode neben der Uniform gestattet ist. Wortlos läßt Yamazaki ihn herein und wortlos schließt er die Tür hinter ihm wieder. Stumm geht er an Hijikata vorbei in das einzige Zimmer, wo er sich auf die breite Fensterbank setzt und durch die Jalousie hinüber auf das schräg gegenüberliegende Haus starrt. „Mein heutiger Bericht liegt dort. Ist aber noch nicht abgetippt“, ohne den Blick abzuwenden, deutet er auf seine Schlafstätte, auf der ein Schreibblock, ein Füllfederhalter und ein Laptop liegen. Stirnrunzelnd sieht sich Hijikata um. Yamazaki ist seit vier Tagen hier und er sieht nirgendwo eine Spur des üblichen Chaos aus Anpanverpackungen und Milchtüten. Genauer gesagt, sieht er gar keine Anpan und noch weniger Milchtüten. Er geht zu der kleinen Küchenzeile hinüber, öffnet den Kühlschrank und hätte beinahe erleichtert aufgeseufzt, denn da stehen sie, ordentlich aufgereiht: Anpan und Milch. „Diesmal musst du also nicht in den Supermarkt gehen um Vorräte zu kaufen“, bemerkt er, während er den Kühlschrank wieder schließt. „Und gerätst nicht in Gefahr, aufzufliegen.“ Dann erinnert er sich an Kondōs Worte. „Du hast dazugelernt. Sehr schön.“ „Wieso sollte ich rausgehen?“ erwidert Yamazaki, während er weiterhin aus dem Fenster starrt. „Ich fühle mich sehr wohl hier.“ Hijikata betrachtet ihn einen Moment still und irgend etwas krampft sich dabei in ihm zusammen. Dies hier ist nicht die richtige Umgebung für seinen Spion. Er gehört in die Wärme, ins Licht, nicht in diese triste Trostlosigkeit. Es ist nicht das erste Mal, dass er unter solchen Bedingungen observiert, aber das erste Mal, dass Hijikata dabei ein unheimliches Gefühl bekommt. Er tritt neben ihn und starrt ebenfalls aus dem Fenster. Das Gebäude, das Yamazaki überwachen soll, befindet sich genau schräg gegenüber und es sieht genauso herunter gekommen aus wie alles hier. Auf dem Gehweg spielt ein einsames Amato-Mädchen Himmel und Hölle. Es ist ein trauriges Bild, aber es paßt in diese Gegend. Beinahe gewaltsam reißt sich Hijikata von diesem Anblick los und richtet seine Aufmerksamkeit stattdessen auf das Halbprofil des jungen Mannes neben sich. Dessen Miene ist völlig undeutbar. „Ist sonst alles mit dir in Ordnung?“ fragt Hijikata, wartet und fügt dann, als er keine Reaktion erhält, betont scherzhaft hinzu: „Deine Berichte sind vorschriftsmäßig. Keine Essays diesmal?“ Doch nichts in Yamazakis Miene deutet darauf hin, dass der scherzhafte Unterton ihn irgendwie berührt. „Mir ist nicht nach Essays“, kommt es dagegen völlig monoton zurück. „Warum?“ Yamzaki antwortet nicht. „Warum ist dir nicht nach Essays?“ wiederholt Hijikata. Yamazakis Benehmen kratzt langsam an seinen Nerven. Es ist nicht dasselbe wie bei Sōgo, der ihn damit nur reizen will oder bei Shimaru, der mit offenen Augen schläft. Selbst Yamazaki im Gaga-Land reagiert auf irgend eine Art und Weise – meistens mit Gefühlsausbrüchen. Aber das hier fühlt sich an, als wäre Yamazaki weit, weit weg. „Zaki?“ Zögernd streckt Hijikata die Hand aus, doch dann gibt er sich einen Ruck und läßt sie schwer auf Yamazakis Schulter fallen. Und diesmal reagiert Yamazaki. Er zuckt wie unter einem Schlag zusammen und schüttelt seine Hand ab. „Ich bin einfach nur müde, Fukuchō.“ Hijikata betrachtet ihn genauer. Er sieht müde aus, aber die typischen dunklen Ringe unter seinen Augen fehlen diesmal. Vielleicht haben sie sich noch nicht herausgebildet. „Bist du wieder die ganze Zeit über wach? Du weißt, dass das nicht von dir verlangt wird. Das ist nur eine einfache Überwachung, du darfst auch mal schlafen.“ „Ich habe sie beobachtet. Zwischen zwei und sechs Uhr morgens tut sich da drüben nichts.“ Hijikata braucht ein paar Sekunden, um das Ungesagte zu verstehen und das irritiert ihn nur noch mehr. Seit wann drückt sich Yamazaki bitteschön so kryptisch aus? „Du schläfst also?“ hakt er nach. Yamazaki nickt einmal. „Ja. Zwischen zwei und sechs Uhr morgens.“ Stöhnend massiert Hijikata seine Nasenwurzel. Langsam bekommt er Kopfschmerzen von diesem Katz-und-Maus-Spiel. „Aber du bist müde? Zaki?“ Yamazaki antwortet nicht. Er hat die ganze Zeit über stur aus dem Fenster gestarrt, aber diesmal sieht Hijikata noch genauer hin. Sein Blick ist zwar auf das Zielobjekt gerichtet, aber er geht ins Leere. Doch dann ist es, als würde Yamazaki die aufsteigende Besorgnis seines Vorgesetzten spüren, denn plötzlich dreht er den Kopf und lächelt Hijikata an. „Es geht mir gut“, bestätigt er und sein Lächeln wird breiter, aber Hijikata glaubt ihm kein Wort und trifft eine Entscheidung. „Ich verkürze deine Mission. Wenn sich bis nächsten Dienstag dort drüben nichts Bahnbrechendes ereignet hat, kommst du zurück ins Hauptquartier.“ Am liebsten würde er ihn sofort mitnehmen, diese verdammte, trostlose Gegend vergiftet seinen Spion, aber diese Mission ist wichtig, er kann sie nicht ohne triftigen Grund von heute auf morgen abbrechen. Nächsten Dienstag ist Heilig Abend, und es gefiel ihm sowieso nie, dass Yamazaki das nicht bei ihnen im Hauptquartier feiern sollte. Er erwartet, dass seine Entscheidung Yamazaki aufwecken würde, und dass er protestiert, aber dessen Antwort besteht nur aus einem gedehnten „So ka.“ Jetzt ist Hijikata wirklich überzeugt, dass etwas nicht stimmt. Doch er weiß nicht, wie er richtig darauf reagieren soll. Sein erster Impuls ist Verärgerung, aber er ist nicht Vizekommandant, weil er seinen Impulsen nachgibt. Man könnte das meinen, so oft, wie er Yamazaki – wie Kondō es so schön ausdrückte – piesackt, aber er ist nicht ungerecht. Wenn er seinen Spion maßregelt, dann hat dieser es auch immer verdient. Und Hijikata bildet sich ein, einschätzen zu können, wieviel er Yamazaki von seinem Ärger spüren lassen kann. Und ja, das ist erstaunlicherweise sehr viel. Aber er weiß auch, womit er ihn wirklich verletzen kann, also vermeidet er solche kränkenden Beschimpfungen wie Sōgo und sein „Shinjimae“. Doch jetzt, mit Yamazaki in dieser Verfassung, fühlt er sich wie ohne Netz und doppelten Boden. „Ich komme übermorgen wieder vorbei, in Ordnung?“ Morgen wäre ihm lieber, aber da steht eine wichtige Razzia an und man weiß nie, welche Überraschungen einen da noch erwarten. Yamazaki starrt nur wieder aus dem Fenster. Es ist nicht sicher, ob er ihn überhaupt gehört hat. Und dann murmelt Yamazaki etwas, das wie „laßt mich doch alle in Frieden“, klingt, doch Hijikata beschließt, das zu ihrer beider Wohl einfach zu ignorieren. Zwei Minuten später steht er wieder unten auf der Straße und er weiß, es ist falsch, es könnte Aufmerksamkeit erregen, aber er kann nicht anders. Er muss den Kopf heben und hoch zu dem Fenster sehen, von dem er weiß, dass Yamazaki dort sitzt und vielleicht – aber wirklich nur vielleicht – diesen Blick entgegnet.       Als Hijikata zwei Tage später wieder vorbeischaut, trägt er diesmal selbst, um nicht wieder aufzufallen, auch Jeans, Hoodie und Parka. Und für einen flüchtigen Moment, nämlich, als Yamazaki ihm die Tür öffnet und ihn sieht, huscht ein ehrliches, kleines Lächeln über dessen blasse Züge. „Steht dir gut“, bemerkt er und für eine Sekunde ist der echte Yamazaki zurück. Doch nur allzu schnell ist seine Miene wieder genauso leer wie seine Augen. Wie schon vor zwei Tagen geht er zum Fenster und setzt sich auf das Sims, um hinauszustarren. Hijikata verspürt plötzlichen einen dicken Kloß in seiner Kehle und geht zur Küchenzeile hinüber, um sich etwas Milch aus dem Kühlschrank zu holen, um diesen Kloß einfach herunterzuspülen. Zuerst bemerkt er nichts, aber dann runzelt er irritiert die Stirn. „Zaki, warst du einkaufen?“ „Nein“, kommt es gleichgültig zurück. „Ich fühle mich hier sehr wohl.“ Hijikata starrt einen Moment lang auf den vollgestopften Kühlschrank und wirft dann die Tür zu. Seine Milch ist vergessen. „Zaki... dein Kühlschrank ist noch genauso voll wie vorgestern. Bitte sag mit nicht, dass er auch noch genauso voll ist wie vor sieben Tagen.“ Yamazaki gibt keine Antwort. Mit großen Schritten eilt Hijikata zu ihm, packt ihn am Oberarm und reißt ihn vom Sims herunter. „Hast in den letzten sieben Tagen überhaupt etwas gegessen? Irgend etwas?“ Yamazaki gibt einen erschrockenen Laut von sich und starrt Hijikata aus weitaufgerissenen Augen an. Für einen Moment erstarrt er förmlich, doch dann beginnt er zu keuchen. Seine rechte Hand fährt hoch zu seiner Kehle und aus dem Keuchen wird ein qualvoll klingendes hyperventilieren. „Zaki? Oi, Zaki!“ erschrocken packt Hijikata ihn an den Oberarmen, um ihn aufrecht zu halten. Aber als Yamazaki keuchend und nach Luft ringend zu Boden sinkt, macht er die Bewegung automatisch mit, bis sie beide auf dem Boden knien. Yamazakis Finger krallen sich so fest in Hijikatas Parka, dass er die Nähte krachen hört. Aber das, was zuerst wie ein haltsuchender Griff anmutet, wird plötzlich zu einem Stoß vor die Brust. Hijikata ist so überrascht, dass er das Gleichgewicht verliert, ihn loslässt und nach hinten fällt. „Was zum-“ Er verstummt, als er Yamazakis abwehrend ausgestreckten Arm sieht. Ein eindeutiges „Stopp“. Stopp, beweg dich nicht und Stopp, sag nichts. Es ist die perfekte Kopie seiner eigenen, gegenüber Yamazaki oft benutzten Geste. Mehr verwirrt als verärgert hält er sich zurück und beobachtet mit einer Mischung aus Besorgnis und Faszination, wie Yamazaki durch reine Willensanstrengung seine Panikattacke unter Kontrolle bekommt. „Nicht...“, bringt Yamazaki irgendwie durch scharfe und tiefe Atemzüge hervor, „...an...fas...sen...“ Hijikata nickt nur und zieht sich noch ein paar Zentimeter weiter zurück. Aufmerksam beobachtet er, wie sich sein Spion langsam wieder beruhigt. „Was, zum Teufel, war das eben?“ fragt er ihn dann. Yamazaki wirft ihm einen dunklen Blick zu. Die Schatten unter seinen Augen sind plötzlich wieder da und geben ihm ein müdes und wildes Aussehen zugleich. „Wenn du mich auch ungefragt anfasst...“ da liegt nur ein Hauch von Ärger in seiner Stimme, als fehle ihm für mehr die Energie. Und wahrscheinlich ist das auch so. Hijikata starrt ihn nur schweigend an. Auf seiner Stirn bildet sich eine steile Falte. Yamazakis Worte verärgern ihn, aber es hilft niemanden hier weiter, wenn er sich von seinen Gefühlen leiten lässt. Was dachte Yamazaki, was er vorhatte? Dachte er, er wolle ihn schlagen? Vielleicht hat Kondō doch recht und ich piesacke ihn? „Yamazaki...“, beginnt er, stockt dann aber verunsichert. Er möchte sich entschuldigen, weiß aber nicht, wie er das anfangen soll. Und wofür soll er sich entschuldigen? Er weiß doch nicht, wieso Yamazaki so heftig auf ihn reagiert. Sein Spion nimmt ihm die Entscheidung ab. „Es geht mir gut“, erklärt er plötzlich, stemmt sich in die Höhe und setzt sich wieder auf seinen bevorzugten Platz am Fenster. „Ich brauche nur etwas Zeit“, erklärt er dabei. „Und keinen aufdringlichen Fukuchō, der mich überwacht. Ich mache meinen Job, wie es von mir verlangt wird. Meine privaten Probleme beeinflussen das nicht. Außerdem habe ich ein Smartphone, du musst nicht hier vorbei kommen und den Aufpasser spielen. Ich kann mich melden, wenn etwas ist, verstehst du?“ Hijikata schluckt die sarkastische Antwort herunter, die ihm darauf in den Sinn kommt und zählt in Gedanken langsam bis fünf. „Gut, ich vertraue dir.“ Dafür fängt er sich von Yamazaki einen überraschten Blick ein und das macht ihn wirklich wütend, doch er beherrscht sich. „Du kannst mich jederzeit anrufen. Jederzeit. Und iss etwas. Bitte.“ Yamazaki nickt zwar, aber Hijikata bezweifelt, dass er es ehrlich meint. Als er ein paar Sekunden später die Wohnung verläßt, fühlt er sich so hilflos wie selten zuvor in seinem Leben. Es ist kein schönes Gefühl. Er kommt sich vor wie der schlechteste Vorgesetzte und Freund des ganzen Planeten.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)