Ain't Easy von Mob (ReiMob) ================================================================================ Kapitel 1: -01- --------------- „Sag mal bist du taub?“, ein lautes Murren verließ die Lippen des Blonden. Taub nicht, ignorant traf es eher. Die Augen rollend lief Reigen den gewohnten Weg zu seinem Büro weiter. Das Gespräch mit Ekubo wollte er jetzt nicht auf der Straße führen, vor allem weil ihn keiner außer ihm sehen konnte. Seine Nachbarn waren alle nicht das Gelbe vom Ei und er wollte sich nicht als 'der Spinner der Selbstgespräche führte' jetzt nach all den Jahren einen Namen machen.   „Na gut, dann ignoriere mich halt. Glaubst du irgendwen von diesen Leuten hier kümmert es ob du Selbstgespräche am frühen Morgen führst? Es sind kaum Menschen auf der Straße!“, wetterte der grüne Geist neben ihm weiter. Erneut ein Murren das genug Antwort sein sollte, aber nicht für Ekubo.   „Warum hast du überhaupt einen Auftrag aufgenommen für den wir so früh aus dem Haus müssen? Glaubst du ein Geist braucht keinen Schönheitsschlaf?“, das Gerede würde noch Stunden so gehen. Sicherlich, Arataka hatte in seinem Leben nichts besseres zu tun als um 05:30 Uhr durch die sich langsam füllenden Straßen von Gewürzstadt zu bewegen. Auf einem Samstag morgen.   „Hey, jetzt ignorier' mich nicht Reigen!“, genau das war aber sein Ziel. Für einen Geist der ihn seit über sechs Jahre begleitete schaffte er es fast jeden Tag ihn auf die Palme zu bringen. Tief holte das selbsternannte Medium Luft und wollte ihm jetzt nach den ersten fünf Minuten der Ignoranz antworten als das vibrieren seines Handys seine volle Aufmerksamkeit forderte. Sein erster Gedanke war der Kunde, eine Absage oder eher eine Nachricht darüber das er den Job nicht mehr machen müsste. Bei seinem Glück in den letzten Wochen wäre das nicht verwunderlich. Hanazawa schnappt uns die ganze Kundschaft weg, nur weil er mit seinen Aufträgen mehr Glück hat als ich. Glück.. ha klar. Können trifft es wohl eher. Ohne Serizawa wäre ich auch aufgeschmissen.   Den Display kurzerhand entsperrt landeten seine Augen auf der Nachricht die aufgetaucht war und zog die Augenbrauen kraus. „Shigeo?“, erneut gab er ein lautes Murren vor sich und drehte den Kopf zur Seite. „Wenn du selber lesen kannst warum fragst du eigentlich?“, er wurde aus Ekubo nicht schlau. Würde er sicher auch nie, aber ihn ließ die Nachricht auch stutzen. Es war eine Nachricht mit dem Plan eines Zuges von Kyoto nach Gewürzstadt. Wieso sollte er ihm so etwas um diese Uhrzeit schicken? Sicherlich hat er sich im Chat geirrt und mir die Nachricht nicht mit Absicht geschickt. Die letzte Nachricht war schon wieder fünf Tage alt und er hatte, der Gentleman der er war, einfach nicht mehr geantwortet.   „Frag doch mal nach!“, das konnte ja ein toller Tag werden. Wenn der Geist ihm schon zu so früher Stunde auf die Nerven ging würde es nicht mehr besser werden. „Mach doch selber.. du kommst doch nachher eh richtig mit oder nicht? Wolltest du dir nicht wieder den Körper ausleihen?“, allein die Tatsache das er es seit so vielen Jahren immer noch machte war seltsam. Zwei, drei Mal war er selber schon Opfer dieses fiesen Geistes geworden, aber ohne die Kräfte eines richtigen Espers hatte er nicht viel Chancen gegen ihn.   „Ach Arataka... sei nicht so, sonst frag ich durch dich gleich nach“, triumphierend war das Grinsen in seinem durchsichtigen Gesicht. Erneut rollte der Blonde mit den Augen und schüttelte den Kopf. Gerade wollte er zur Antwort ansetzen als die nächste Nachricht auch schon an ihn gesandt wurde. 'Entschuldige, sollte nicht an dich gehen.'   „So so.. aber heißt das nicht das er auf dem Weg hier her ist? Hast du mal auf das Datum geachtet Reigen?“, nein. Das wichtigste und kleinste Detail hatte er einfach außer Acht gelassen und der Geist sollte Recht haben. Die Zugverbindung war für heute angedacht, der Zug würde in wenigen Minuten in Kyoto abfahren und dann gegen frühen Vormittag hier ankommen. Bei dem kurzen Gedanken Mob endlich wieder in Person zu sehen schlug sein Herz schneller. Bestimmt waren sie sich in den letzten zwei Jahren ab und an beinah über den Weg gelaufen als er zu Besuch bei seinen Eltern war, aber bewusst hatten sie sich nie getroffen oder verabredet. Seit dem plötzlichen Entschluss mit seinem Bruder nach Kyoto zu gehen hatten sie sich nicht gesehen. Zwei Jahre fühlten sich öfter mal an wie zehn oder fünfzehn Jahre wenn man jemanden vermisste dem man es nie gesagt hatte oder sagen würde.   „Na und? Dann ist Mob eben in der Stadt, wir haben keine Zeit für sowas.. die nächsten Tage sind vollgestopft mit Arbeit“, das Telefon wurde wieder in seine Anzugstasche gesteckt. Eine jüngere Frau die an ihm vorbei lief beäugte ihn skeptisch als er die Worte ausgesprochen hatte und schien sich zu wundern mit wem genau er da sprach.   „Sei doch nicht so herzlos! Gib zu, du vermisst den kleinen Shigeo auch.“ Klein. Sehr witzig. Dafür das er den Esper seit seinem 11ten Lebensjahr kannte war er ihm beinah über den Kopf gewachsen in 7 Jahren. Oft hatte Reigen heimlich gehofft das der Junge nicht größer wird als er und es war knapp, aber er behielt die Oberhand schlussendlich. Wenn auch nur um ein paar Zentimeter.   „Schließ' nicht von dir auf Andere. Wieso sollte ich ihn vermissen? Ich spreche fast einmal die Woche mit ihm, da wäre es sinnlos ihn zu vermissen, meinst du nicht?“, die nächsten skeptischen Blicke wurden gekonnt ignoriert als er die Tür zum Treppenhaus seines Büros erreichte. Ein paar Sachen wollte er holen, vor allem den Autoschlüssel und sein Auto und dann ging es auf zu Serizawa.   „Pff'.. das sagst du nur um tough zu wirken, ich kann hinter all das genau schauen und weiß wie es wirklich aussieht“, der Blick der ihm entgegen gebracht wurde ließ dieses mal Ekubo schnauben. „Erzähl keinen Blödsinn. Wo müssen wir gleich vorbei fahren damit du dir deinen Körper besorgen kannst?“, so schnell das Thema auf den Tisch gekommen war, so schnell wollte er es auch wieder runter haben.   „Im Ernst? Was kannst du dir eigentlich merken alter Mann?“, wenn Blicke töten könnten. Warum suchte er sich keine anderen Assistenten als diesen nervigen und aufdringlichen Geist?   ⌜ • ° + ° • ⌝   „Shishou“, der Angesprochene sah auf von seinem Teller und schaute den Jüngeren ihm gegenüber an. Es war den ganzen Tag schon so gewesen. Mob wirkte so unsicher, durcheinander und seltsam. Für seine Verhältnisse noch seltsamer als sonst.   „Was hast du auf dem Herzen?“, zwischen seinem ersten und dem nächsten Bissen folgte Reigens Frage. Für einen Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, eh der Schwarzhaarige herunter in seine Schüssel sah. Seine Nudelsuppe hatte er kaum angerührt.   „Ritsu möchte das ich mit ihm nach Kyoto gehe“, Stille. Augenblicklich breitete sich ein drückendes und unangenehmes Gefühl in seiner Brust aus und der Blonde schluckte den Schwung an Nudeln herunter den er mit seinen Stäbchen aufgenommen hatte. „Willst du das auch Mob?“, so viele verschiedene Gedanken rasten durch seinen Kopf. Nein, er sollte nicht gehen. Was würde er ohne Mob machen? Ohne seinen selbsternannten Schüler hatte er kaum eine Chance mit seiner Arbeit weiterhin so gutes Geld zu verdienen. Ohne Mob wäre die Arbeit nur noch halb so schön. Ohne Shigeo würde er-   „Ich.. ich weiß nicht“, hilfesuchend war der Blick der Reigen entgegen gebracht wurde. Jetzt oder nie. Er könnte es sagen. Einfach so. Dem Jungen ihm gegenüber der gerade erst vor kurzem 19 geworden war und seit einem Jahr die Schule beendet hatte. Ein Jahr hing er bei ihm fest und kam keinen Schritt weiter voran. Sein Bruder hingegen wollte studieren, er wollte was aus seinem Leben machen und wollte Shigeo die Möglichkeit geben ein Teil davon zu sein. Mehr aus sich zu machen als nur der Assistent von einem Schwindler zu sein.   „Was hindert dich?“, Reigen wollte, nein er sollte kein Grund sein. Der Junge vor ihm könnte noch so viel mehr aus sich machen als in seinem Büro herum zu hängen. „Eh-“, die Frage schien den Jüngeren durcheinander zu bringen. Wollte er das Reigen ihm widersprach? Sollte er ihm sagen das er wollte das er blieb? Welches Recht hatte er dazu? Warum sollte er sich in seinen Weg stellen, wenn die Welt da draußen so viel mehr zu bieten hatte.   „Mob, du bist jung. Wenn es dir in Kyoto nicht gefällt kannst du doch immer noch zurück kommen oder?“, seine Worte klangen so viel positiver als er wollte. 'Bist du dumm? Wieso sagst du ihm nicht was du wirklich denkst?', seine innere Stimme sollte lieber mal die Klappe halten.   „Du hast Recht... vielleicht sollte ich es probieren.“   'Nein! Nein und nochmals nein!'   „Alles in Ordnung Reigen?“, besorgt schauten ihn zwei Augen an und er kam aus seiner Trance zurück. Ekubo gab einen genervten Laut von sich als auch er einen Schritt nach hinten wich und zu den anderen beiden Männern herüber schaute.   „Wollt ihr Däumchen drehen oder helfen? Wenn du schon so 'nen schwierigen Job annimmst solltest du mehr tun als nur rumstehen!“, was war passiert? Vor ihnen schwebte der Störenfried. Ein kleiner Junge der ihnen das Leben länger als gewollt schwer machte und sich in diesem verlassenen Bauernhaus niedergelassen hatte.   „Hab ich dir so die Sprache verschlagen?“, frech wurde ihm die Zunge entgegen gestreckt. „Was ist denn passiert?“, der Blonde schüttelte schwach den Kopf. Was auch immer der Kleine mit ihm gemacht hatte, den kurzen Rückblick an dieses unangenehme Gespräch hätte er sich gern erspart. „Da brauchst du mehr als nur solch billige Tricks“, auf die Frage von Katsuya wollte er nicht weiter eingehen. Nicht jeder musste wissen das ihn die Nachricht von seinem ehemaligen Schüler so durcheinander brachte. „Hast du schon eine Idee wie wir ihn loswerden können, wenn wir nicht näher an ihn heran kommen?“, das sie mal solch Probleme mit so einem Rotzlöffel haben würden.   „Eine der Anwohnerinnen sagte doch vorhin das hier irgendwo noch was von ihm zu finden sein muss? Spielzeug oder so etwas in der Art?“, es wäre so viel einfacher wenn sein geistlicher Freund freie Hand hätte. Aber in der Vergangenheit mussten sie öfter feststellen das sie ohne jemanden wie Mob an ihre Grenzen kamen, gerade wenn es um Geister ging die keine Ruhe fanden weil ihnen etwas fehlte. „Jetzt hör mal zu du Knirps“, Reigen richtete seinen Blick auf den schwebenden Geister. Der Junge schien Blicke mit ihrem Geist auszutauschen eh seine Aufmerksamkeit auf den Blonden gezogen wurde. „Wenn wir finden was du suchst, verschwindest du dann?“, es war immer eine Frage von Verhandlung. Mit erwachsenen Geistern war es durchaus leichter, man konnte vernünftiger mit ihnen reden aber auch solch ein Geist würde sicherlich irgendwo eine Grenze haben. Er schien zu überlegen, kam mit jeder Kopfbewegung etwas näher an ihn heran und machte auch bei Serizawa keinen Halt um nur wenige Zentimeter vor Arataka zum Stehen zu kommen. „Hmmh... aber nur wenn ihr auch Momo findet! Ohne Momo verlasse ich diesen Ort nicht.. sie ist vor einiger Zeit raus gelaufen und nicht wieder gekommen“, der Blick des Jungen senkte sich. Ahh. Daher wehte also der Wind. Nicht nur das er sein Spielzeug hier drin verloren hatte, nein. Der Junge war nicht umsonst hier geblieben. Leider erinnerte er sich nicht ganz an die Geschichte der alten Dame, nachdem sie den Preis genannt hatte den sie für den erfüllten Auftrag erhalten würden. „Wir finden dein Stofftier und auch Momo“, ihm wurde ein wütender Blick geschenkt. „Ich hab kein Stofftier hier verloren sondern mein Papier-Boot! Mit Momo zusammen wollte ich es in den Fluss lassen und schauen wie weit es kommt!“   Fast daneben war auch vorbei. Leicht zuckte er mit den Schultern und schaute herüber zu Ekubo. „Ich such den Hund.“ Gesagt, getan. Die Treppe knarrte laut unter seinen Schritten als er den ersten Stock des Hauses verließ. „Wo hast du denn dein Boot zuletzt gesehen?“, der Gefragte zuckte mit den Schultern. „Vielleicht oben als ich Momo gefolgt bin? Weiß es nicht mehr so genau.“ Ein kurzer Blick auf sein Handy verriet ihm das sie schon viel zu lange mit diesem Blödsinn verschwendet hatten, aber es nützte nichts. Wenn sie ihn nicht exorzieren konnten würden sie ihn zum Gehen bringen und wenn das hieß er müsste das Papier-Boot des Jungen finden, dann auch das. Hauptsache sie würden das Geld bekommen. „Serizawa... warte hier falls Ekubo wieder kommt. Ich schaue mir das oben mal genauer an.“   Das gesamte Haus auf den Kopf stellend waren mittlerweile drei ein-halb Stunden vergangen, den zweiten Stock bis auf den kleinen Fleck untersucht hatte er noch keine Spur von dem Faltboot gefunden. Ihm waren nach nur einer Stunde suchen die Worte der Frau wieder eingefallen. Seit vier Jahren spukte es in diesem Haus. Es war vielleicht unmöglich so ein Papier-Boot wieder zu finden. Wie lange brauchte Papier bis es sich auflöste? Wenn es nass geworden war sicherlich nicht so lange wie er es sich wünschen würde. Seine letzte Hoffnung war der Dachboden. Wenn sie diesen Geist nicht heute noch los werden würden dann müsste er auch noch eine Nacht in einem Hotel bezahlen von Geld das er nicht hatte. Der Monat war gerade erst angefangen und die Miete hatte ein großes Loch in seine Kasse gerissen das er nicht weiter einreißen wollte sondern füllen wollte.   Die Stufen der Leiter nach oben gaben einen stöhnenden Laut von sich als er sie einzeln bestieg und hoffte das sie unter seinem Gewicht nicht nachgeben würden. Staub und Spinnweben waren hier oben noch mehr vertreten als in den anderen Räumen. Ab und zu schienen noch Jugendliche oder andere Halbstarke herzukommen um sich einer Mutprobe zu stellen, aber keiner kam bis hier oben. Das Mobiltelefon aus seiner Anzugstasche ziehend öffnete er es für mehr Licht, die Uhr auf dem Display zeigte auch schon 16:34 Uhr an und damit sollte ihr Tag bald beendet sein. Scheiße. Langsame, vorsichtige Schritte trugen ihn über das knarrende Holz und am Ende, durch ein kleines Fenster leuchtend konnte er es sehen. Wie in einem Videospiel lag dieses alte und zerknautschte Papier-Boot nur wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden.   Ihm kamen die Worte der Dorfbewohner in den Kopf. Der Junge sei gestürzt. In einem der Zimmer unter ihm hatte er ein Loch in der Decke gesehen und den alten Steinofen der dort an passender Stelle stand. Ein mulmiges, unbehagliches Gefühl durchzog den Körper des Mediums aber er schüttelte die Gedanken ab. Noch ein paar Schritte und er hatte sein Ziel erreicht, griff nach dem Stück Papier und wollte den Rückweg antreten als mit einem Mal der feste Untergrund unter seinen Füßen nachgab. Das laute und Ohre betäubende Krachen halte durch das Haus, sein Rücken gab einen gefährlichen und unangenehmen Laut in seinen eigenen Ohren als er auf dem Holzboden im Zimmer unter ihm landete. „Verdammt“, der Schmerz der durch ihn fuhr war nicht so schlimm wie erwartet. Die Schritte die penetranter über den Flur halten ließen ihn die Augen zusammen kneifen.   „Scheiße.. Reigen bist du in Ordnung?“, die Stimme seines längsten Partners drang an seine Ohren und er verzog das Gesicht. „Sieht so aus oder?“, mühevoll und sich nichts anmerken lassend richtete er sich auf. Die beiden Männer schauten sich in dem Raum um, erblickten augenblicklich die zwei Löcher in der Decke, das hintere am Steinofen und dem Älteren entwich ein schockierter Laut. „Du hast es gefunden!“, ein aufgeregte und freudige Stimme zog alle paar Augen auf sich. Die rechte Hand anhebend hielt Reigen das leicht kaputte und fragile Boot dem Jungen entgegen. „Sicher, was hast du gedacht? Hat er Momo gefunden?“, just als die Frage seine Lippen verließ tauchte der kleine Geist auf. Ein Hund, vielleicht gerade mal ein Welpe der mit freudig wedelndem Schwanz zu dem Jungen kam.   „Vielen Dank.. ihr habt wirklich alles gefunden!“, das Papier wurde an den durchsichtigen Körper gedrückt. „Jetzt können Momo und ich endlich gehen“, ein Glück. Schmerzerfüllt richtete sich der Blonde weiter auf, war durchaus dankbar für den stützenden Arm der ihm dabei half und das schwache, aber schiefe Grinsen welches Ekubo ihm schenkte. „Würdet.. ihr euch bei den Anderen für mein Verhalten entschuldigen? Ich wollte nie was böses.. aber ich hab Momo so vermisst.“ Wie konnte er da jetzt noch böse sein? Der Schmerz an seinem Rücken war halb so wild und der Junge erinnerte ihn stark an jemand anderen als er in diesem Alter war.   „Mach dir mal keinen Kopf Kleiner, wir kümmern uns da drum. Versprich uns nur das du jetzt gehen wirst, klar?“, der Geist im fremden Körper sah den Jüngsten der Runde eindringlich an. „Aber klar! Vielen Dank!“   ⌜ • ° + ° • ⌝   „Soll ich dich nicht lieber nach Hause fahren?“, erneut schüttelte der Blonde den Kopf. Gut, sein Rücken tat immer noch weh und er würde es bevorzugen mit dem Auto zu fahren, aber er hatte keine Chance das Auto an seinem Apartment stehen zu lassen. „Nein, ich denke es reicht wenn Ekubo mich begleitet“, das er eh sein Dauermitbewohner war wusste Katsuya nicht. Er sollte es auch nicht wissen. „Vielen Dank für deine Arbeit heute“, wie gewohnt versuchte er zu lächeln, bekam es aber nur halb so gut hin. „Gib auf ihn Acht Ekubo! Bis übermorgen!“, die Schlüssel für das Auto händigte er an Reigen und ließ die anderen Beiden stehen.   „Dann leih ich mir den Körper wohl noch etwas länger aus, was?“, ein breites Grinsen zierte das Gesicht des Schwarzhaarigen. Genervt rollte der Andere die Augen und steckte die Schlüssel in seine Tasche, den würde er jetzt bis morgen bei sich behalten. War auch egal wo der Schlüssel lag. Zögerlich setzte er zum ersten Schritt an und murrte. Der Schmerz an seinem Rücken hatte noch nicht sonderlich nachgelassen, aber erst Zuhause würde sein unfreiwilliger Mitbewohner einen Blick darauf werfen können. Keine 100 Meter von seinem Büro entfernt meinte es nun das Wetter auch nicht mehr gut mit ihnen. Prasselnder Regen fiel im Eiltempo herunter und das erste Mal seit all den Jahren in denen er sein Auto besaß ärgerte er sich das er keinerlei Parkmöglichkeiten an seiner Wohnung hatte. Schweigend liefen die Beiden durch die Straßen, sich künstlich über das Wetter, den Job oder den ganzen Tag aufzuregen würde rein gar nichts ändern. Es war auch nicht Reigen's Art.   „Geht's? Oder soll ich-“, abrupt blieb der Größere stehen und drehte sich um. „Was ist los?“, das erste Mal in den letzten Stunden das sich der Geist so sonderbar verhielt. „Ich.. es fühlt sich so vertraut an“, bitte? Ohne ein weiteres Wort zu verlieren lief er in die entgegen gesetzte Richtung, plötzlich wieder in Richtung des Büros. „Ekubo!“, langsamer als gewollt ging Arataka ihm hinter her. Nicht reagierend lief er weiter, bog einmal ab und hielt mit einem Mal inne bevor er um die nächste Ecke in die Seitenstraße lief. „Was-“ „Shigeo!“, die Stimme halte durch die Gasse und ließ die beiden Männer gänzlich verstummen. Verstohlen und vorsichtig linste erst der Geist und dann das Medium in die kleine Gasse. „Jetzt bleib endlich stehen, ich rede mit dir!“, unabsichtlich kippte mit einem lauten Rumpsen eine Tonne um. Die kleinen Lichter an den Häusern war das einzige Licht und sie konnten Ritsu deutlich erkennen, ein paar Schritte vor ihm sein Bruder. „Warum gehst du nicht einfach nach Hause?“, die Stimme so deutlich, klar und real zu hören ließ Reigen in seiner Position erstarren. Unabsichtlich wurden sie zu unerwünschten Zuhörern und am liebsten wäre er wieder los gegangen, aber irgendwas hielt ihn fest.   „Was bringt es dir jetzt dahin zu gehen?“, die Schritte in der Gasse kamen zum verstummen. „Er ist eh nicht mehr da. Du hättest ihm vorher Bescheid geben sollen. Willst du im Regen warten?“, das Klirren von Glas sorgte dafür das die Beiden zusammen zuckte. Ekubo war es der einen weiteren Blick auf den Schauplatz des Geschehens warf. Die Aura die die beiden Brüder umgab konnte er sofort erkennen, aber er verstand kein einziges Wort. Warum stritten sie so? „Was weißt du schon“, die Stimme des Älteren zitterte. Das konnten sie deutlich hören und das schwere und unbekannte Gefühl in Reigen stieg an bis ins unermessliche. „Ich vermisse ihn.“ Kapitel 2: -02- --------------- 02%   „Wieso hast du eine Verbindung so früh rausgesucht?“, er konnte kaum die Augen aufhalten. Die dicken Augenringe in seinem Gesicht sprachen Bände und da hatte sein Bruder keinerlei Mitleid mit ihm. Den Koffer in das Fach hinter ihrem Sitzplatz stopfend zog Ritsu eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. „Ich wollte nicht so spät in Gewürzstadt ankommen. Du hättest auch nach fahren können, aber du wolltest doch auch Geld sparen oder?“, stur sah er den Älteren an.   „Schickst du Mama oder Papa bitte den Fahrplan? Einer von den Beiden wollte uns gerne abholen“, Shigeo sackte in seinem Platz weiter herunter. Sein Bruder hatte leicht Reden. Seit einer Woche hatte er schon frei und beschäftigte sich ganz freiwillig mit all den Sachen aus der Uni und er? Er arbeitete fast jeden Tag und der letzte Auftrag hatte so viel mehr Zeit in Anspruch genommen als gewollt. Dennoch zog er sein Handy aus seiner Hosentasche, öffnete den Verlauf den er zuletzt gewählt hatte und schrieb schnell die Daten von dem Zettel auf den Ritsu ihm entgegen hielt. Abgeschickt.   „Wem hast du sie geschickt?“, aus reiner Neugier folgte die Frage als der Jüngere sich aus seinem Rucksack seine Kopfhörer zog. Sein Bruder neben ihm zuckte stark zusammen als er sich die linke Hand ins Gesicht drückte. „Uuurgh...“.   'Entschuldige, sollte nicht an dich gehen.' Wie doof konnte er noch sein? Die Müdigkeit hatte ihn vollkommen vereinnahmt und er murrte laut. Wenigstens konnte er die Nachricht jetzt kopieren. Den skeptischen und neugierigen Blick des Anderen ignorierend öffnete er den Verlauf mit seiner Mutter.   „An Mama...“, erwiderte er leise nachdem die Nachricht mit ihrer Zugverbindung ein zweites Mal abgeschickt wurde. „Was war denn der erste Verlauf?“ Mob fühlte sich ertappt. Ein feines Rot fand den Weg in sein Gesicht und er klappte sein Handy zusammen, hatte er sich die letzten Jahre noch immer nicht für ein neues Smartphone entschieden.   „Reigen“, gab er leise zu und steckte das Telefon wieder weg. Den Blick aus dem Fenster gerichtet konnte er in der Scheibe sehen wie sein Bruder das Gesicht verzog. „Ich wusste gar nicht das ihr noch so viel Kontakt habt.“ Es gab so einiges von dem Ritsu nicht wusste. Zum Glück.   „Geht so.. vor fünf Tagen hatte ich ihm zuletzt geschrieben und hab noch keine Antwort bekommen“, er zuckte beiläufig mit den Schultern. Der Student neben ihm tat es ihm gleich und kümmerte sich um sein Smartphone, stöpselte die Kopfhörer ein und öffnete eine Streaming App. So gleichgültig wie er tat war es gewiss nicht. Dieses nicht absichtliche oder vielleicht doch absichtliche Schweigen seitens des Älteren verletzte ihn mehr als er wollte. Sonst wäre er gestern bei der Arbeit auch nicht so explodiert, die Kontrolle zu verlieren war ihm in den letzten zwei Jahren nur einmal Mal passiert. Mit gestern waren es nun zwei Male und jedes Mal waren die ungezügelten Gefühle für seinen alten Meister dran Schuld. Sich einzugestehen das man selbst Schuld an seinem Leiden hatte war schwieriger als gedacht, aber Mob würde ihm auch nie die Schuld geben. Warum auch? Wann hatte er überhaupt wieder angefangen all diese Gefühle in sich anzustauen? Es lief doch bis vor ihrem Umzug nach Kyoto so viel besser.   Da wollte er all die Jahre als Erwachsener behandelt werden und hatte es bis zu dem Zeitpunkt als sie nach Kyoto gezogen sind nicht geschafft vernünftig mit ihm zu reden. Die Bewunderung die er seit seinem elften Lebensjahr für ihn empfand. Die mit der ungewollten Pubertät zu einem unsicheren und komischen Gefühl geworden war. Nur um ihm mit 19 zu zeigen das er sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt hatte. Einen Mann bei dem er seit Jahren lernte mit sich selbst und seinen Kräften umzugehen, mehr oder weniger. Und dazu noch jemand der über zehn Jahre älter war als er. Unabsichtlich verließ das Seufzen seine Lippen, der Zug setzte sich in Bewegung und sein Blick war weiter aus dem Fenster gerichtet. Ritsu hatte er niemals erzählt was zwischen ihnen vorgefallen war, mit Sicherheit hatte sich sein jüngerer Bruder seine eigenen Gedanken gemacht. Die Gefühle zu verbergen die er für seinen Meister empfand war schwer. Selbst für jemanden wie Mob und vor allem wenn es sich um seinen Bruder handelte. Ritsu las ihn wie ein offenes Buch.   Das er trotzdem so lange verheimlichen konnte das er irgendeine Beziehung mit Reigen gehabt hatte die weit über das normale Maß von 'Meister – Schüler' hinaus ging war für seine Verhältnisse verrückt. Besonders und seltsam. Sein erstes Mal hatte selbst Shigeo sich anders vorgestellt als durch einen Fluch der den Beiden keine andere Wahl gelassen hatte als zu handeln. Das feine Rot kehrte wieder in sein Gesicht zurück und er atmete stockend durch die Nase aus als er wieder den Blick des Jüngeren im Glas sah. Ihm war gar nicht aufgefallen das seine Kräfte sich selbstständig gemacht hatten, die Haarspitzen sacht wippten und er rieb sich einmal über die Augen. Das konnte ja heiter werden.   ⌜ • ° + ° • ⌝   „Das ist ja wunderbar Ritsu! Ich bin so stolz auf dich“, überglücklich konnte ihre Mutter ihre Euphorie nicht im Zaum halten. „Ich habe nichts anderes von dir erwartet!“ Das hatte niemand. Mob freute sich genau so sehr für seinen kleinen Bruder wie ihre Mutter, das er sein Studium mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch noch vorzeitiger beenden würde weil er einfach fleißig war. Intelligent.   „Ach das ist doch nichts! Das kann ich auch nur dank Shigeo, er kümmert sich wirklich sehr um mich. Er sollte die Tage mal Abendessen kochen, sein Omelett mit Reis und Hähnchen macht deinem große Konkurrenz Mama!“, die Aufmerksamkeit plötzlich auf sich spürend wollte der Ältere doch gar nicht.   „Ü-übertreib doch nicht.. so gut wie Mama's wird meins nie“, gab er kleinlaut zu. Ihr Vater ihnen gegenüber musste Lachen. „Es ist schön zu sehen das ihr euch so gut unterstützt! Am Anfang hatte ich wirklich Sorge euch Beide alleine nach Kyoto gehen zu lassen“, die Beiden sahen ihren Vater skeptisch an. „Jetzt sag das doch nicht so“, er kassierte einen leichten Schlag in die Seite von seiner Frau und musste nur wieder laut lachen. „Aber es ist so! Sieh dir unsere beiden Jungs an. Der eine wird Arzt und Shigeo kann endlich auch mit sich und seinen Kräfte umgehen und verdient damit gutes Geld! Und das haben die Beiden in nur zwei Jahren geschafft“, die Komplimente waren zu viel des Guten.   Dieses Mal liefen die Brüder rot an und der Jüngere räusperte sich leicht. „Ohne euch hätten wir das aber alles gar nicht geschafft! Und ohne Shigeo würde ich wirklich untergehen.. so viel wie ich lerne habe ich kaum Zeit zum Essen machen und er sorgt dafür das ich wenigstens mal was esse“, die Ehrlichkeit in seinen Worten ließen die Gefühle in Mob brodeln.   17%   „Übertreib doch nicht Ritsu.. ich möchte dich nur unterstützen, du tust es bei mir doch auch“, ohne Ziel und Plan wäre er sonst einfach mit ihm mitgegangen damals. Kyoto war niemals sein Ziel gewesen. Der Gedanke war ihm nicht mal gekommen als Ritsu zum ersten Mal über sein Studium geredet hatte, eigentlich hatte er damit gerechnet das sein jüngerer Bruder alleine gehen würde und dann kam unerwartete die Frage ob er mit ihm kommen wollte.   Studieren wollte er nicht. Niemals in tausend Jahren wäre er selber auf die Idee gekommen. Lernen war in der Schule schon immer nur zweckmäßig gewesen, da wäre ein Studium die falsche Wahl gewesen. Und dann gab es da die verrückten Ideen seines kleinen Bruders. Das zu machen was er schon vorher gemacht hatte, mit Reigen. Nur ohne ihn. Irgendwie. Die ersten Gespräche mit Kunden waren seltsam, fordernd und komisch gewesen. Er war kein Redner wie sein ehemaliger Meister. Er war doch bis dato immer nur der Mitläufer gewesen. In all den Jahren der Arbeit mit dem Blonden war auch Shigeo aufgefallen das er keinerlei Kräfte besaß. Die brauchte er auch nicht. Das Reigen die Leute mit seinen Worten um den Finger wickelte – wie ihn, das war sein Können. Er war ein guter Mensch und da hätte er ihm das nie übel nehmen können, dass Mob selbst die wirkliche Arbeit machte.   Nur war es eben Reigen gewesen, der das Reden übernommen hatte. Nicht er. Wie oft hatte er diese Gespräche mit Ritsu geübt? Wie peinlich war es ihm gewesen seinem eigenen Bruder zu gestehen das er Angst vor diesen Gesprächen hatte? Aber mit jeder Herausforderung war er gewachsen und hatte den Umgang mit seinen Psykräften beinah perfektioniert. Beinah nur.   „Jedenfalls sind wir stolz auf euch! Auf euch Beide. Ich hätte immer gedacht du würdest hier bei Reigen versauern und nie irgendwann auf eigenen Beinen stehen Shigeo“, einen bitteren Beigeschmack hatten ihre Worte schon. Einfacher wäre es gewesen bei ihm zu bleiben. Zumindest für seine Arbeit, aber emotional war er sich da nicht so ganz sicher. Aber war er sich da jemals sicher? Dank eigener Kontrolle war er fähig nicht mehr so schnell durcheinander zu sein wie früher, aber das forderte eben auch einen Preis. Unterdrückte Gefühle die er mit Sicherheit nicht ewig versteckt halten konnte. Gefühle die er sich nicht einfach von der Seele reden konnte.   „Aber wir wollen doch jetzt nicht nur über die Uni und Arbeit sprechen oder?“, ein Versuch das Thema zu wechseln war auch ganz im Sinne des Älteren. „Da hast du allerdings recht... wie sieht es denn aus? Triffst du dich noch mit diesem netten Mädchen von dem du mir letztens erzählt hast?“, Shigeo folgte dem Blick seiner Mutter und legte den Kopf leicht schief. Mädchen? Was hatte er denn jetzt verpasst? Ritsu war doch außer an der Universität und zwischen durch mal mit Kommilitonen nie wirklich woanders als in ihrer Wohnung oder? „Eh-“, ein sattes Rot fand den Weg auf seine Wangen. Verlegen kratzte sich der Angesprochene am Hinterkopf und zuckte mit den Schultern. Jetzt wo Mob darüber nachdachte sprachen sie auch nie über so etwas, denn sonst müsste er sich ebenso irgendwann rechtfertigen müssen oder?   „Naja, im Moment nicht.. die Sachen an der Uni sind mir wichtiger. Da hab ich nicht so viel Zeit dafür... aber ich schreibe noch etwas mit ihr“, eine Ausrede. Ihre Mutter erkannte es nicht aber sein ältere Bruder hatte ihn sofort durchschaut. Wirklich? Wie kam er denn auf so eine Idee? Und warum?   „Ach wie schade.. ich würde mich freue wenn sich da mehr tut! Schatz, wäre das nicht ein Traum wenn Ritsu eine Frau mal mit nach Hause bringen würde?“, ein unangenehmes Gefühl breitete sich in Shigeo aus. Er wäre der Nächste. Sie würde gleich ihn fragen und er war der wohl schlechteste Lügner der Welt.   35%   „Wie sieht es denn bei dir aus Shigeo? Triffst du dich mit einem netten Mädchen?“, er zuckte zusammen. Unbeabsichtigt bildete sich Schweiß unter seinen Pony, den Blick abwendend suchte sein Kopf nach der besten und glaubhaftesten Ausrede. Schneller Shigeo, schneller!   „Eh- n-nein.. die Arbeit im Moment ist ganz schön stressig.. da ergibt sich die Situation einfach nicht“, das anfängliche Stottern überwunden schaute er zu seiner Mutter auf. Sie blinzelte, ein, zwei Mal eh sie verständnisvoll nickte. „Du bist so fleißig mein Großer! Ich könnte nicht stolzer sein.. aber vergiss diese Sachen nicht! Es ist wichtig das du gewisse Dinge auch mal mit jemandem teilst.. und das nicht mit Freunden oder Familie“, er wollte im Erdboden versinken.   Gespräche die er nie geführt hatte, die er noch nie führen musste und die er nun auch nicht führen wollte. „Mach dir keine Sorgen Mama.. ich finde bestimmt irgendwann jemanden.“ Oder eben nicht. Wie als würde jemand ihn aus dieser Situation retten wollen fing sein Handy an zu klingeln, Mob zuckte erneut zusammen und zog das kleine Gerät aus seiner Hosentasche.   „Ritsu, habt ihr ihm noch immer kein Smartphone gekauft?“, entrüstet klangen die Worte ihres Vaters und der Ältere verließ fluchtartig den Raum. Das Handy wurde aufgeklappt und er drückte auf den Abnehmen-Knopf.   „Ha-Hallo?“, unbewusst war das anfängliche Stottern und er atmete tief durch, versuchte seine Gedanken und Emotionen zu ordnen. Nicht mal einen Tag seiner Woche hatte er hier überlebt und fühlte sich so als würde er es nicht schaffen ohne zu explodieren. „Kageyama.. hallo! Rufe ich ungünstig an?“, Hanazawa. Am liebsten wäre er jetzt mit ihm unterwegs. Das wäre weniger Stress als hier im Hause seine Eltern zu sein. „Nein.. du störst nicht. Was gibt es denn?“, der Anruf kam dennoch unerwartet. Aber zur richtigen Zeit.   „Dein Bruder hat mir erzählt ihr seit in der Stadt. Ich hatte gehofft du hast vielleicht Zeit für mich? Um ehrlich zu sein könnte ich deine Hilfe brauchen“, mehrfach blinzelte der Schwarzhaarige. „Meine Hilfe?“, ein langgezogenes Seufzen drang durch den Hörer. Schien wohl ernst zu sein? „Ich arbeite seit knapp einer Woche an einem Auftrag und komme nicht weiter.. Ritsu wollte mir per Telefon nur gar nicht helfen“, das sein Gesprächspartner die Augen verdrehte konnte er förmlich hören.   „Er möchte nicht mehr so viel damit zu tun haben.. tut mir leid. Sein Studium nimmt ihn auch vollkommen in Anspruch“, rein aus Intuition entschuldigte er sich für seinen jüngeren Bruder. „Hast du vielleicht morgen oder so Zeit? Es wäre einfacher es dir persönlich zu erklären.. es tut mir auch leid das ich dich so überfalle.“   „Ich helfe gerne. Wie wäre es mit übermorgen? Ritsu und ich haben Morgen schon was anderes vor... schickst du mir die Uhrzeit und die Adresse?“, aus den Augenwinkeln erblickte er seine Mutter. „Ich bin da flexibel.. ich.. ich hab nur keine Zeit jetzt. Entschuldige Hanazawa, wir sehen uns übermorgen, ja?“, Unhöflichkeit war nicht etwas das er an den Tag legte, aber trotzdem nahm er das Telefon vom Ohr. Der rote Hörer wurde gedrückt und er kratze sich am Hinterkopf.   „Entschuldige“, die Frau schüttelte sachte den Kopf. Ein paar Schritte trennten sie noch eh sie ihn in eine feste Umarmung zog. „Ich bin froh das ihr Beide hier seit.“ Shigeo war sich noch nicht sicher ob er auch froh war, oder eher nicht.   49%   ⌜ • ° + ° • ⌝     Er sollte das nicht tun. Shigeo wusste das es keine gute Idee war, trotzdem war es wie automatisiert. Ein Weg den er früher so oft gegangen war, einen Weg den er selbst in seinen Träumen noch ging und den er nicht missen wollte. Sein ungewollter Verfolger hatte zu seinem Leidwesen auch noch nicht nachgegeben. „Shigeo“, erneut rief er seinen Namen und ließ den Älteren zusammen zucken. Jedem Gesprächsversuch war er aus dem Weg gegangen seitdem sie ihr Elternhaus verlassen hatten.   Warum verfolgte er ihn überhaupt? Was hatte Ritsu davon ihm hinter her zu laufen, wenn Mob selbst wusste das sein Weg umsonst sein würde? Weil da dieser kleine, blöde Funken Hoffnung war. Ein Funken das Reigen doch mehr über seine absichtslose Nachricht nachgedacht hatte und vielleicht, wirklich nur vielleicht, auf ihn warten würde. „Geh nach Hause Ritsu“, er bog in die nächste Seitenstraße ab. Irgendwie wollte er ihn loswerden, aber es funktionierte rein gar nichts. Unwissentlich hatte seine Kräfte ihm sogar Hürden in den Weg gelegt, aber es hatte alles nicht gebracht.   64%   Das leise Geräusch von Regentropfen gesellte sich zu den eiligen Schritten. Nichts an dieser Idee war durchdacht. Den Regen hatte Mob selbst nicht erwartet, er hatte keinen Schirm mit gebracht und auch das der Jüngere wegen ihm nun nass wurde wollte er nicht. Er wollte all das hier nicht. Seine Gefühle gingen mit ihm durch. Emotionen die er nicht haben wollte, die aber seit dem sie wieder in Gewürzstadt waren nicht mehr abzuschütteln waren. Von Sekunde zu Sekunde wurde der Regen stärker und er spielte mit dem kurzen Gedanken doch wieder umzudrehen. „Shigeo!“, er versuchte es erneut. „Jetzt bleib endlich stehen, ich rede mit dir!“, nicht nur dem Älteren gingen die Gefühle durch. Eine Mülltonne landete mit einem lauten Rumps auf dem nassen Boden. „Warum gehst du nicht einfach nach Hause?“, selbst für Shigeo klang seine Stimme fest und eindringlich. Die Lampen an den Hintertüren der Häuser waren das einzige was den Beiden Licht brachte bei diesem Wetter.   „Was bringt es dir jetzt dahin zu gehen?“, mit einem Mal hielt der Ältere inne. „Er ist eh nicht mehr da. Du hättest ihm vorher Bescheid geben sollen. Willst du im Regen warten?“, zwei der Lampen neben Mob gaben ein Klirren von sich als sie erloschen. Die Glasscherben fielen achtlos zu Boden. Tief Luft holend schloss er die Augen, spürte selbst wie sich seine nassen Haare trotz des starken Regens anfingen sacht zu bewegen. Seine Kraft ging mit ihm durch. So wie seine Emotionen. „Was weißt du schon“, die Stimme des Älteren zitterte. So viele Gedanken rasten durch seinen Kopf, er könnte so viel und doch nichts sagen. Aber eines der Gefühle war am stärksten. Nicht mehr zu ignorieren. „Ich vermisse ihn.“   Die Blicke der Brüder trafen sich, Ritsu legte den Kopf schief und hielt inne. Der Gesichtsausdruck seines Bruder war oft neutral, nichts sagend. Nur nicht in diesem Moment. Er konnte trotz des Regens die Tränen erkennen, den glasigen Blick den der sonst so gesammelte Shigeo ihm entgegen brachte. „Weißt du wie das ist? Wenn du jemand so vermisst das es dich zerreißt? Wenn du-“, er holte erneut tief Luft. „Wenn du verrückt wirst weil du jemandem nahe sein willst der es nicht einmal weiß?!“, Tränen liefen über seine Wangen. Wann hatte er das letzte Mal geweint? „Shigeo.. du-“, der Jüngere kam ein paar Schritte auf seinen älteren Bruder zu. „Wieso hast du mir nie was gesagt? Hast du denn nie mit ihm darüber geredet?“   86%   „Wie denn? Er.. wir-“, ihm kamen so viele Gedanken. Das erste Mal das sie sich nahe waren, gezwungen durch diesen blöden Fluch. Diesen Tag würde er immer hassen und lieben. Es war ihm unangenehm seinen Shishou in so eine Lage gebracht zu haben, er kam sich aufdringlich vor. Aber trotzdem war das alles das Beste was passieren konnte. Die Schwelle zu übertreten, in seinen Armen zu sein und ihm nahe zu sein ohne ihm all das Chaos in sich erklären zu müssen war perfekt gewesen. Auf eine absurde Art und Weise. „Nichts ist bei uns normal.. alles weil ich-“, er kniff die Augen zusammen. Mehr und mehr fingen seine Haare an abzustehen und auch dem Jüngeren wurde mulmig bei dem Anblick seines Bruders. Bei keinem seiner Aufträge war er dabei gewesen, es war gefühlt eine Ewigkeit her Mob so in Aktion zu sehen.   „Shigeo.. es liegt doch nicht an dir“, wusste er was er da sagte? Shigeo wollte nichts bereuen. Er wollte kein Mitleid, er wollte sich nicht selbst bemitleiden! „Doch.. Ritsu. Nur wegen mir ist unsere Beziehung damals seltsam geworden, ich habe einen Fehler gemacht und.. und-“, seine Stimme überschlug sich. Sein Körper fing an stärker zu zittern und er senkte den Blick nach unten. „Ich liebe ihn..“, ein Flüstern, mehr nicht.   Er spürte zwei Arme die sich um seinen Oberkörper legten, einen warmen Körper an den er gezogen wurde. Rein aus einem Impuls heraus erwiderte er die Umarmung seines Bruders. Abrupt ließ die Anspannung in ihm nach und er gab seinen Gefühlen freien Lauf.   100%   „Warum hast du mir nie was erzählt?“, das Zittern seines Bruders wurde stärker. Irritiert schaute er auf als der Regen plötzlich aufhörte, nur um zu sehen das es Shigeo war der den Regen um sie herum anhielt. „Ich hätte dich doch nie mit nach Kyoto genommen, wenn ich das gewusst hätte... ich hätte dich nie gedrängt Shigeo.“   Das laute und klägliche Schluchzen das an seine Ohren drang brachte Ritsu dazu ihn noch enger an sich zu drücken. Er konnte es nicht verstehen. Von Anfang an, als er Reigen das erste Mal gesehen hatte wusste er das dieser Kerl ein Schwindler war, aber Shigeo hatte zu ihm aufgesehen. Egal was er gesagt hatte, es war wie verhext gewesen. Er hatte in diesem blonden Idioten jemandem gefunden der ihm half, der es einfacher machte mit sich, seinen Emotionen und seinen Kräften umzugehen. Das sich aus dieser Bewunderung die sein Bruder ihm gegenüber immer geäußert hatte mal das stärkste Gefühl entwickelte das man sich vorstellen konnte, damit hatte der Jüngere nicht gerechnet. Die Tropfen um sie herum tanzten durch die Luft, als würden sie die innere Aufruhr des Anderen widerspiegeln. Die Lichter, die noch nicht durch ihn kaputt gegangen waren, leuchteten heller als vorher und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Ritsu das Gefühl er würde am Ende der Gasse jemanden sehen. Eine Aura spüren die nicht Shigeo's war.   „Wi-wie-“, die bebende Stimme von Mob brachte die gesamte Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Seine beiden Hände hatten sich fest in den Stoff von Ritsu's Jacke gekrallt. „Wie hätte ich es dir sagen können, wenn ich es nicht mal ihm sagen konnte? Ich bin ein Feigling.. ich wollte so, so sehr das er mich aufhält.. ich habe mich nie getraut auch nur ein Wort zu sagen“, genuschelt waren die Worte da er sein Gesicht in die Schulter seines Bruders gedrückt hatte. „Ich wollte ihm nur nahe sein“, dieses kleine Geständnis verstummte durch den Regen der mit einem Mal mit voller Kraft auf sie nieder prasselte. „Wir bekommen das hin Shigeo.. irgendwie bekommen wir das wieder hin.“ Mehr wollte er nicht. Mob wollte nicht mehr als das er ihm nur wieder einmal nahe sein konnte. Vielleicht wäre er jetzt kein Feigling mehr, vielleicht würde er es dieses Mal schaffen.   02% Kapitel 3: -03- --------------- „Hmmh“, den Blick auf seinen Bruder gerichtet legte Shigeo den Kopf schief. „Meinst du es ist wirklich gut das du hier arbeiten willst? Du hast dir extra frei genommen Shigeo“, noch ein Versuch. „Ritsu, mach dir keine Gedanken. Er wollte nur was mit mir besprechen.. es klang wirklich ernst. Wenn Hanazawa mich schon anruft und fragt ob ich helfen kann“, auch ihr letztes persönliches Treffen war länger her als gewollt.   „Trotzdem... überanstreng' dich nicht okay?“, die Sorge in seiner Stimme war eindeutig. Einerseits stimmte es ihn glücklich, andererseits machte es ihn auch etwas wütend. Seit seinem Aussetzer vorgestern versuchte Ritsu wieder alles um ihn nicht zu stressen und das nervte ihn. Er war kein Teenager mehr. Eigentlich wusste Shigeo wie er mit seinen Gefühlen umgehen sollte. Eigentlich.   „Mach ich nicht! Du machst dir heute mal keine Sorgen um mich, okay? Das hat doch lang genug auch geklappt“, den mürrischen Blick konnte er sofort spüren. Trotzdem behielt der Jüngere den Konter für sich. Ein Glück. Selbst nach der Sache mit Mogami war er selten so durcheinander gewesen wie jetzt, aber auch nur weil das Gefühl von Sehnsucht in ihm aufkam und er es wirklich gut unterdrücken konnte durch die Arbeit.   „Na gut.. aber lass dich nicht auf irgendwas ein, was du nicht willst okay? Nur weil du dir jetzt überlegst wieder hier her zu ziehen heißt das nicht das du gleich alles tun musst“, wie kam er nur auf diese blöde Idee? Schwach schüttelte der Ältere der Brüder den Kopf und zog sein Handy aus seiner Hosentasche. Kurz auf die Uhr geschaut wusste er das er nicht mehr all zu viel Zeit hatte und sich in Bewegung setzen sollte. „Wir sehen uns später, ja?“, der Protest seines Bruders erstickte im Keim als er stumpf loslief. Auf mehr Diskussion hatte er wirklich keine Lust und dafür hatte er keine Zeit. Das er sich vor seinem kleinen Bruder rechtfertigen sollte nervte ihn gerade sowieso. Sein Geduldsfaden war dünn seit seinem letzten Ausbruch.   Die Adresse die ihm das andere Medium zukommen lassen hatte war ein Café, dank Moogle wusste er schon genau wo er hin musste. Ein wenig Auszeit von seiner Familie und er würde dort bestimmt auf andere Gedanken kommen als an Reigen zu denken. Das Getummel der Leute um ihn herum wurde lauter je näher er der Innenstadt kam, ab und an blickte er zur Seite um zu schauen ob er noch jemanden entdeckte den er in den letzten Monaten vermisst hatte. Wie auf Stichwort stieß er in der nächsten Sekunde gegen einen festen, aber nicht harten Widerstand und blieb abrupt stehen. Durch den Rückstoß konnte er sich gerade so auf den Beinen halten und blinzelte mehrfach irritiert. „Pass doch auf wo du hinläufst du-“, die Stimme kannte er. Mit großen Augen sah er auf in das bekannte und unbekannte Gesicht. Die zwei roten Kreise auf den blassen Wangen verrieten alles was er wissen musste und die anfängliche Wut in dem Gesicht des Mannes verschwand vollkommen.   „Shigeo!“, keine Spur mehr von dem Gefühl eben wurde er in eine kurze, aber herzliche Umarmung gezogen. Noch jemanden den er ewig nicht gesehen hatte. Anfänglich überfordert erwiderte der Kleinere die Begrüßung, ein feines Rot schlich sich auf seine Wangen.   „Ekubo.. lange nicht gesehen“, verlegen strich sich Shigeo durch die kurzen Haare. Zu lang. Es dürften auch fast zwei Jahre sein, obwohl er den Geist noch einmal nach seinem Abschied bei Reigen gesehen hatte. „Eh- aber warum bist du denn-?“, kurz deutete er auf den Körper des geistlichen Wesens. Der Angesprochene grinste breit nur um in der nächsten Sekunde mit den Schultern zu zucken. „Längere Geschichte! Aber was machst du denn hier? Seit ihr deine Eltern besuchen?“, fragte er aus reiner Höflichkeit? Die Unbeholfenheit andere nicht zu verstehen, ihre Körpersprache nicht zu deuten hatte der Jüngere längst hinter sich gelassen. Die Körperspannung des Anderen schien auf ihn komisch, als würde er es eh schon wissen. Als wäre er gar nicht überrascht das er hier war. Lediglich das sie sich über den Weg liefen schien den Geist zu wundern.   „Ja, Ritsu und ich sind für eine Woche hier um sie zu Besuchen. Ich wollte mich mit Hanazawa treffen“, ob er gleich mit der Tür ins Haus fallen sollte wusste er nicht. Ob er immer noch mit ihm zusammen arbeitete? Wenn ja dann würde die Information viel zu schnell bei seinem ehemaligen Meister ankommen. „Hanazawa? Was will er denn von dir? Kommt er ohne deine Hilfe nicht weiter?“, der Größere verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wenn es so wäre?“, die Beiden zuckten stark zusammen. Ein Blick hinter den Geist zeigte den Blonden der gesprochen hatte, die rechte Hand an seine Hüfte gestemmt als er an Ekubo vorbei lief. „Reigen kann ich ja nicht fragen und Serizawa hilft mir nicht. Da kommt mir Kageyama ganz gelegen“, ein zuversichtliches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Lange nicht gesehen Shigeo, gut schaust du aus!“, das Rot in seinem Gesicht kehrte mit einem Mal intensiver zurück und er kratze sich verlegen am Hinterkopf. „Danke... und du siehst auch nicht schlecht aus“, unangenehm. Komplimente oder ähnliches war noch immer nicht sein Spezialgebiet. „Nicht so angespannt.. du kommst mir vor wie damals, wenn du da so stehst“, das Rot wurde noch dunkler. Ekubo konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und sah sich das Bild der beiden Jüngeren an. „Kann ich euch Gesellschaft leisten? Ich hab Langeweile und möchte meinem Job als Babysitter noch etwas aus dem Weg gehen.“ Zwei fragende Paar Augen sahen ihn an, der Schwarzhaarige der den Kopf schief legte und Teruki der das Wort ergriff. „Babysitter?“ „Erkläre ich bei was leckerem zu Essen und zu trinken, ja?“, der Blonde verdrehte die Augen und nickte leicht. „Ist das okay für dich Kageyama?“, die kurze und knappe Antwort war ein Nicken. „Dann mal los!“   ⌜ • ° + ° • ⌝   „Und dabei ist er gestürzt. Naja.. er kann sich wieder bewegen, aber er ist ziemlich wehleidig“, das Bild in Shigeo's Kopf würde einige Stunden brauchen bis er es los geworden war. Die Geschichte zu hören war schon vollkommen absurd, was aber lediglich daran lag das er seit einer Ewigkeit nicht mehr mit Ekubo gesprochen hatte. Wenn er mit Reigen telefonierte oder schrieb unterhielten sie sich kaum über seine Arbeit. Höchstens er selbst erzählte mal was von der Arbeit, der Ältere hingegen schwieg zu dem Thema. Mob hatte nie nachgefragt warum.   „Klingt eindeutig nach Reigen.. kein Wunder das du da noch etwas Zeit schinden willst“, Hanazawa schien ihn gut zu verstehen. Leicht zuckte der Dritte im Bunde nur mit den Schultern eh das erste Stück von seinem Kuchen den Weg durch die Gabel in seinen Mund fand. „Aber warum brauchst du eigentlich meine Hilfe Hanazawa?“, noch mehr über den Mann zu hören den er so vermisste wollte er nicht. Oder konnte er nicht? Shigeo wusste es nicht. Die Tasse wieder auf den Tisch stellend räusperte sich der Angesprochene. Ein feines Rot zierte seine Wangen plötzlich und er wurde skeptisch von den beiden Anwesenden gemustert.   „Sagen wir mal so.. ich habe Angst“, den Blick auf das Getränk vor sich richtend gab er ein leises Seufzen von sich. „Wenn ich an diesem Ort bin an dem der Auftrag ist kann ich mich kaum bewegen. Es mag blöd klingen, aber irgendetwas hemmt mich dort. Serizawa hatte ich schon gefragt bevor ich mich an deinen Bruder gewandt habe, aber er will nicht hinter Reigen's Rücken mit mir zusammen arbeiten und ich möchte meine Belohnung nicht auch noch mit ihm teilen“, ein leises Lachen entwich Ekubo. „Daher weht der Wind... Serizawa hat sowas angedeutet“, das Rot im Gesicht des Blonden wurde dunkler bei seinen Worten. „Wie dem auch sei.. ich schaffe es nicht allein. Da kann ich noch weitere Wochen abwarten, es wird nicht funktionieren. Kageyama.. du bist meine letzte Hoffnung oder ich muss den Auftrag absagen“, hilfesuchend richtete er den Blick auf seinen Gegenüber. Aufmerksam hatte dieser seiner Geschichte gelauscht und überlegte. An sich wäre es kein Problem ihm zu helfen, sie hatten noch fünf Tage Zeit bevor er erst einmal wieder zurück nach Kyoto gehen würde um seine Sachen zu holen. Trotzdem war der Gedanke daran das er mit Ritsu Ärger bekommen würde nicht sonderlich erfreulich. Nicht schon wieder.   „Hmh..“, seinen Gedanken freien Lauf lassend gab er ungeplant einen Laut von sich. Auch die Augen des Geistes richteten sich auf ihn und er schloss die Augen. Zu viel Aufmerksamkeit. „Ich glaube das lässt sich einrichten. Allerdings bin ich nur noch fünf Tage hier.. daher müssten wir es übermorgen oder den Tag darauf erledigen“, den morgigen Tag hatte der Schwarzhaarige ebenfalls verplant. „Du bist der Beste Kageyama! Wenn es für dich okay ist gern übermorgen, dann kann ich das endlich von meiner To-Do List streichen“, die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Leicht nickte Shigeo erneut über seine eigenen Gedanken und den Entschluss ihm zu helfen. Mit seinem Bruder würde er sich später auseinandersetzen. „Natürlich.. sag mir nur wo und wann, dann sollte das keine große Sache sein“, so geheimnisvoll wie Teruki bis gerade noch getan hatte wollte er ihm wohl keine weiteren Details hier geben.   „Klar, ich schreib dir nachher die Adresse meines Apartments, da können wir uns dann treffen und ich nehm' dich mit“, fragend wurde er von dem anderen Medium am Tisch angesehen. „Ich hab ein Auto, es ist leichter als wenn wir uns in den Zug setzten.“ Erneut ein Nicken. Seinen Stuhl sacht nach hinten schiebend erhob sich Mob von seinem Platz. „Ich geh kurz auf die Toilette“, gesagt, getan. Der Jüngste der Runde ließ die anderen Beiden am Tisch zurück.   „Ey.. Hanazawa“, den Kopf zur Seite drehend schaute der Blonde den Geist an. „Du hast zwar gesagt du willst Reigen nicht bei deinem Auftrag dabei haben, aber-“, nervös sah sich der Ältere um. „Er und ich haben gestern Shigeo und Ritsu bei einem Gespräch belauscht.. aus Versehen versteht sich!“, er spürte den stechenden Blick und räusperte sich. „Shigeo vermisst ihn und ich bezweifel' das er es schafft es ihm persönlich zu sagen. Reigen geht es nicht anders, du würdest mir helfen, wenn du da unauffällig was einfädeln könntest“, ihre Blicke trafen sich. „Bist du dir sicher?“, in seinen Ohren klang das alles andere als richtig. Es klang so surreal. Shigeo war nach Kyoto gegangen ohne große Erklärungen und hatte doch auch Reigen einfach hier gelassen. Nicht das Teruki es ihm übel nahm. Jeder sollte das tun was er für richtig hielt und die Beiden standen auch regelmäßig in Kontakt. Freundschaften wurden durch so etwas nicht einfach beendet, aber das Kageyama solche starken Gefühle hatte klang schon etwas an den Haaren herbei gezogen. „Wieso klingt das so ausgedacht? Weißt du etwa wie viel dabei raus springt das du was vom Kuchen abhaben willst?“, sichtlich zuckte der Größere neben ihm zusammen. „Glaub was du denkst, aber die Beiden haben 'ne Menge aufzuarbeiten was sie ohne einen Anstoß nicht schaffen werden. Ich hab Shigeo wegen solchen Gefühlen noch nie so aufgelöst gesehen das er sich gar nicht mehr unter Kontrolle hatte“, und er hatte einiges miterlebt. Die unbändige Kraft am eigenen Leib zu spüren zu bekommen und das Maß darüber hinaus live in Aktion zu sehen waren Erinnerungen die er für immer mich sich herum schleppen würde, aber die Situation vor zwei Tagen. Diese Verzweiflung, die Liebe die selbst er hatte spüren können. Der Jüngere hatte den Regen nicht nur für seinen Bruder und ihn aufgehalten und danach noch stärker werden lassen.   „Wenn du ihm einen Gefallen tun willst versuchst du Reigen dazu zu bewegen dir zu helfen.. denk an Shigeo und nicht an ihn“, der Dunkelhaarige erhob sich von seinem Platz. Passend mit seiner Ansprache zu Ende als der Dritte im Bunde wieder zurück kam. „Ich glaub das sollte für meinen Kaffee reichen. Danke euch Beiden das ihr mich ertragen habt“, er grinste den Kleineren an und rein aus einer Gewohnheit heraus wuschelte der durch die kurzen, schwarzen Haare. „Hoffentlich sehen wir uns schneller wieder Shigeo, bis dann!“, die Hand hebend ließ er die beiden Medien an dem Tisch zurück.   „Hab ich was verpasst?“, seinen Platz gegenüber von Teruki einnehmend zog er die Augenbrauen kraus. Ein schwaches Kopfschütteln folgte, eh der Blonde grinsen musste. „Du weißt doch wie er ist, sein Handy hat geklingelt und sein Job als Babysitter konnte nicht mehr warten“, Lügen war nicht was er gewollt hatte, aber das Gespräch wollte er jetzt nicht vertiefen. „Aber sag mal... dir liegt doch selbst noch was auf dem Herzen oder?“, Jackpot. Sein Gegenüber zuckte ertappt zusammen. Vielleicht hatte Ekubo mit seiner Erzählung doch recht?   „Ist das so offensichtlich?“, kleinlaut wurde der Schwarzhaarige. Shigeo richtete seinen Blick herunter auf das halbe Stück Kuchen und seinen Tee daneben. Der Geist war nicht mehr anwesend, wieso also sollte er sich noch daran stören? „Weißt du, ich-“   ⌜ • ° + ° • ⌝   „Woooo warst du so lange?“, laut halte die Stimme durch den Flur des kleinen Apartments als der Dunkelhaarige die Tür hinter sich wieder schloss. „Ich glaub dir geht’s schon zu gut“, er verdrehte die Augen. Die Plastiktüte wurde kurz zur Seite gestellt nur damit er sich die Schuhe ausziehen konnte um seinen Weg gemeinsam mit dem Essen To-Go fortzusetzen. Die Tür zum nächste Zimmer wurde aufgemacht und ein leises Grollen verließ seine Kehle. Ekubo war kein Geist der leicht die Nerven verlor. Selbst zurück gedacht an viele Momente in denen er für Shigeo oft handeln wollte hatte er ihn machen lassen. Aber bei dem Anblick auf dem Sofa riss ihm beinah der Geduldsfaden. Reigen lag auf der Seite, die Decke mit der er sich anfänglich zugedeckt hatte lag halb auf dem Boden und die Packung Chips wurde leer einfach wohl vor einigen Stunden zu Boden geworfen. „Wenn du eine Putzfrau haben willst, stell dir jemanden an“, die Tüte wurde auf dem kleinen Couchtisch abgestellt. „Dich schickt der Himmel Ekubo“, wie aufs Stichwort knurrte der Magen des Blonden. „Ich schulde dir was, wirklich“, ob er sich das so gut überlegt hatte? Reigen wollte die Worte gerade zurückziehen, aber er spürte schon das Gewicht am Ende der Couch. „Lass stecken.. ich geh dir oft genug auf die Nerven.“ Skeptisch und über sein eigenes Glück verwundert zog der Mensch eine Augenbraue hoch und richtete sich dabei langsam auf. Der leichte Schmerz der durch seinen Rücken fuhr war kaum so wild wie gestern, aber nervig.   „Ich hab Shigeo in der Stadt getroffen“, als wäre es eine Selbstverständlichkeit verließen die Worte seinen Mund. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er wie der Blonde in seiner Bewegung gefror. Es war amüsant und traurig wie schnell er ihn aus der Fassung bringen konnte. „Jetzt mal ehrlich... was ist zwischen euch gelaufen?“, er sah das sichtliche Zucken. Er war alles, ein Gauner, ein Betrüger, ein Großmaul und auch ab und an ein Idiot, aber Ekubo war nicht blind. Mit vielem hatte er in diesem Augenblick auch gerechnet. Eine Ausrede, einer ausfallenden und blöden – vorallem gelogenen – Rede, aber er ernte ein tiefes und langgezogenes Seufzen seitens des Mediums.   „Mob und ich-“, er zögerte. Es gab nicht viele Momente in seinem Leben in denen er, Arataka Reigen, zögerte. Dieser gehörte dazu. Ekubo war der Letzte der ihn verurteilen würden, aber das zu erzählen war trotzdem nicht leicht. Nach diesem einem Abend hatte sich in ihm alles verändert. Mob war für ihn immer wichtig gewesen, der Junge der vor seinen Augen Stück für Stück größer und auch erwachsener wurde. Die Schuldgefühle die er gehabt hatte, die Situation schamlos auszunutzen, weil er einfach so jung gewesen war.   „Wir hatten was miteinander“, ein feines und zartes Rot zierte die hellen Wangen. Den Blick seitens des Anderen spürte er deutlich, hatte seinen Kopf noch immer zur Seite gedreht. „Vor fünf Jahren in etwa das erste Mal.“ Stille. Diese unangenehme und drückende Stille die sich in seinem Wohnzimmer breit machte ließ ihn verrückt werden. Irgendwas musste er doch tun können damit er dieser bizarren und ungewollten Situation ausweichen konnte. Unüberlegt wollte Reigen sich von seinem Platz aufrichten, aber er kam nicht weit als eine Hand nach seinem rechten Handgelenk griff, ihn bestimmend und fest davon abhielt den Raum zu verlassen. „Ekubo, was-“   „Wieso habt ihr nicht darüber geredet? Wenn es Shigeo und auch dich so-“, der Geist suchte nach den richtigen Worten. „Es war ja sicher nicht nur einmal, wenn du das so betonst.. meinst du es ist okay dann einfach weiter zu machen und nicht über das dahinter zu sprechen?“ Es war einfacher. Definitiv. All die letzten Jahre war es einfacher gewesen nicht über die Gefühle zu sprechen die diese eine Nacht mit sich gebracht hatte. Selbstzweifel, Reue und trotzdem diese Sehnsucht und Liebe. „Wie hätte ich mit ihm reden sollen? Er war 16... ich hab eine Grenze überschritten die ich nie hätte überschreiten dürfen“, und das nicht nur einmal. „Im Ernst? Du wirst ihn kaum dazu gedrängt haben und Jugendliche in dem Alter entwickeln halt ein Interesse für diese Dinge“, der Blonde rollte mit den Augen.   Sein Blick traf den des Geistes. „Sicher, aber diese Erfahrungen hätte er vielleicht mit jemandem in seinem Alter machen sollen, meinst du nicht?“, skeptisch zog Ekubo eine Augenbraue hoch. „Ich bin der Letzte mit dem du über illegale Dinge reden solltest, aber selbst wenn es so ist.. wann war denn das letzte Mal?“, Reigen hätte mit der Frage rechnen müssen. Den Kopf zur Seite drehend wollte er gar nicht an das letzte Mal denken. „Zwei Tage vor seinem Umzug“, und es fühlte sich immer noch so an als wäre das letzte Woche gewesen. Oder wie an manch anderen Tagen als wäre es schon über zehn Jahre her.   „Gott verdammt.. im ernst?! Seit ihr Beide so blöd? Wieso redet ihr denn nicht über so etwas? Hast du mal einen Moment an ihn gedacht? Wenn du für dich selber schon ausmachst das es dir egal ist ob du Gefühle für ihn hast?“, wieso führten sie jetzt dieses Gespräch? Seit gestern Abend hatte das selbsternannte Medium nicht mal gedacht das die Gefühle des Jüngeren wirklich so intensiv waren. Innerlich hatte er gehofft das in seinem ehemaligen Schüler solche Gefühle für ihn schlummerten, weil die Hoffnung nicht vergehen sollte. Die Hoffnung das sich zwischen ihnen mehr entwickeln würde und sie sich wiedersehen würden.   „Das gestern Abend war doch eindeutig, er ist selbst so überfordert mit den Gefühlen das er so wirkte wie damals. Als ich Shigeo kennen gelernt habe war er so unbeholfen, verunsichert und wusste nichts mit sich anzufangen oder dem Chaos in sich drin.. genau das haben wir gestern auch wieder gesehen. Das erste mal seit über sechs Jahren“, die Tatsache traf ihn härter als erwartet. „Ihr müsst darüber reden. Es bringt nichts all dem aus dem Weg zu gehen und das weißt du selbst am Besten. Manchmal muss man sich den unangenehmen Dingen in seinem Leben stellen, ob man will oder nicht.“   Wieso musste er sich das ausgerechnet von Ekubo sagen lassen? Kapitel 4: -04- --------------- „Seit wann hast du dein Auto eigentlich?“, die Tür der Fahrertür wurde von außen geschlossen. Grübelnd legte der Blonde den Kopf schief. „Gute Frage.. seit einem Jahr?“, mit dem Schlüssel verriegelte er die Tür zu dem Kleinwagen. „Du hast doch sicherlich keinen Führerschein gemacht oder Kageyama?“, mehrfach blinzelte der Angesprochene und schüttelte den Kopf. „Nein, aber in Kyoto ergibt sich ein Auto auch nicht wirklich“, wenn er daran dachte wie voll die Stadt immer war bewunderte Shigeo jeden Autofahrer dort. Obwohl er ab und an mit dem Gedanken gespielt hatte, damals war es mit Reigen auch angenehm gewesen nicht immer den Zug nehmen zu müssen oder ein Taxi. „Glaub ich dir sofort.. das du dich von Ritsu hast breit schlagen lassen geht mir immer noch nicht in den Kopf“, ein feines Lächeln lag auf seinen Lippen als er die ersten paar Schritte in Richtung ihres Auftragsortes liefen. „Das ist es übrigens“, ein eiskalter Schauer lief Teru über den Rücken. Es war unfair. Selbst für einen starken Esper wie ihn gab es Grenzen und jedes Mal wenn er einen Schritt zu tief in dieses Hotel setzte war es wie verhext. „Hmmh“, den Blick auf das große, verlassene Gebäude gerichtet kam der Schwarzhaarige um das Auto herum zu dem Anderen. „Was denkst du?“, Shigeo kam ein paar Schritte vor ihm zum Halt.   „Ich spüre was, aber noch nicht viel.. das Gebäude ist aber auch recht groß.. und irgendwie, fühle ich-“, er drehte sich herum. Auf der einzigen Straße auf der sie selber gerade an ihr genanntes Ziel gekommen war fuhr ein weiteres Auto vor. Das Herz schlug ihm bis zum Hals als er sofort den Fahrer des Autos erkannte und er sackte nach unten, ungewollt als erste Reaktion um sich aus dem Sichtfeld des Autos zu bewegen. „Kageyama?“, fragend zog sich eine blonde Augenbraue nach oben. Teruki ärgerte sich noch immer das er Ekubo nachgegeben hatte. Vor allem weil er seinem Freund so in den Rücken fiel und mit so einer heftigen Reaktion weder gerechnet hätte, noch wusste was genau er tun konnte um ihm zu helfen. „Ich-“, er brauchte eine Ausrede.   Hilfesuchend war der Blick des Knieenden, tief holte Shigeo Luft und wusste selber nicht was er fühlen sollte. Wie sollte er arbeiten wenn Reigen da war? Wieso war er überhaupt da? Vorgestern hieß es doch noch das er ihn nicht fragen wollte wegen des Geldes oder? „Ich dachte wir können das Gebäude schneller absuchen, wenn wir mehrere sind.. die Idee mit Reigen kam mir doch wieder in den Sinn als wir mit Ekubo am Tisch saßen.. ist bei dir denn alles okay?“, der Blonde legte den Kopf schief. Nachdem der Geist ihr Gespräch im Café verlassen hatte schüttete der Jüngere ihm sein Herz aus, das er zurück nach Gewürzstadt ziehen wollte aber nicht genau den Grund dafür. Daher waren die Worte von Ekubo richtig gewesen. Reigen war der Grund für dieses seltsame und chaotische Verhalten.   26%   Unbeabsichtigt zitterten seine Knie als Shigeo sich wieder aufrichtete, hörte dass das Auto dabei war neben ihnen zu parken. „Hanazawa.. ich- als wir geredet haben hab ich dir den richtigen Grund für meine Entscheidung nicht gesagt“, seine Stimme überschlug sich fast. Verständnisvoll wurde das Lächeln das ihm entgegen gebracht wurde und der Blonde klopfte ihm auf die Schulter. „Du bist doch sonst nicht der, der diese Dinge für sich behält... Sprich mit ihm Shigeo“, ungewöhnlich seinen eigenen Namen aus Teru's Mund zu hören war es die Abwechslung die seine Nerven in diesem Moment zu beruhigen schienen. Trotzdem zuckte Mob zusammen als die Türen des anderen Autos geschlossen wurden. Pokerface. Pokerface.   „Shigeo! Das ist ja mal eine Überraschung, was?“, die beiden Medien drehten sich herum und der grüne Geist kam auf sie zu. Ein breites Grinsen in seinem transparenten Gesicht schwebte er neben dem Dunkelhaarige. „Fast wie in alten Zeiten“, die Worte zauberten einen Hauch Röte in das Gesicht des Angesprochenen und er nickte zustimmend. „Stimmt.. irgendwie schon“, kommentierte er leise als die beiden Anderen zu ihnen stießen. „Kageyama!“, Serizawa's Stimme überschlug sich. Mit einem großen Schritt kam er noch nach vorne und ergriff beide Schultern mit seinen Händen. „Das ist ja eine Ewigkeit her!“ Mehr Röte schoss dem überfordertem Medium ins Gesicht, der Kloß in seinem Hals wurde von Sekunde zur Sekunde dicker als er an den Mann dachte, mit dem er als nächstes sprechen musste.   „Ist es... freut mich dich zu sehen“, schwach, aber aufrichtig war das Lächeln in seinem Gesicht und er schaute auf. Ihre Blicke trafen sich kurz eh der Größere einen Schritt zur Seite machte. Für einen Bruchteil einer Sekunde blieb ihm das Herz in der Brust stehen eh es anfing einen Dauerlauf zu machen, sich mehr anzustrengen als bei jedem seiner sportlichen Aktivitäten in den letzten Jahren. „Hey Mob, lange nicht gesehen“, Bilder tauchten in seinem Kopf auf. Ihr letzter Abend zusammen und ihm fehlte die Stimme zum Antworten. So casual wie Reigen konnte er einfach nicht. Nicht in dieser Situation. Nicht mit all den Emotionen die er in den letzten Tagen seinem Bruder mitgeteilt hatte und Teru auch so halb. Die Blicke wurden von Sekunde zu Sekunde in denen er nicht reagierte intensiver und er spürte den feinen Schweiß der sich unter seinem Pony bildete deutlich.   „Hey, ja.. es ist wirklich lange her“, woher er die Stimme nahm wusste er nicht. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken und er hoffte das irgendwer ihn hier raus befreien würde. Teru und Ekubo schienen die versteckten Hilfesignale zu verstehen und der Blonde grinste schwach als er sich neben Kageyama stellte. „Ich möchte eure Wiedersehensfreude jetzt nicht stören, aber soll ich euch allen mal genau erzählen was hier vor sich geht?“, die Aufmerksamkeit auf sich ziehend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Wäre nicht schlecht, du hast das beste Aufgebot an Esper angesammelt das Gewürzstadt zu bieten hat“, Reigen zog eine Augenbraue hoch.   Die Anspannung in seinem ehemaligen Schüler konnte er deutlich erkennen, all die Jahre in denen sie gemeinsam gearbeitet hatten und auch ihre Beziehung intimer werden ließen. Da war es eindeutig das der Schwarzhaarige gerade vollkommen angespannt war. Reigen kam der kurze Gedanke das all das wirklich nur an ihm lag, aber das konnte nicht sein oder? Obwohl.. wenn er an das Gespräch zwischen den Brüdern dachte..   „In dem Hotel ist vor einigen Jahren eine Frau ermordet worden.. von ihrem Verlobten“, fing Teruki plötzlich an und zog damit alle Blicke auf sich. Gerade auch den Blick von Shigeo, der den Themenwechsel mehr als nur willkommen hieß. „Er hat sich danach auch selbst das Leben genommen. Laut den Leuten die hier drum herum wohnen ist es jedoch nur ein Geist der sich hier niedergelassen hat“, erklärte er weiter und drehte sich zu dem großen Gebäude um. „Die Aura da drin ist schwach, aber ich komm alleine nicht weiter... Ungern geb' ich es zu, aber ich habe Angst.“ Das feine Rot das seine Wangen zierte verriet mehr als er wollte. Hanazawa hasste es sich solch eine Art Schwäche einzugestehen und er hatte mit vielen Reaktionen gerechnet. Vor wiegend damit dass das selbsternannte Medium ihn auslachen würde, aber es folgte rein gar nichts dergleichen.   „Konntest du ausmachen wo sie sich befindet?“, Serizawa sah ihn ernst an und der Gefragte zuckte mit den Schultern. „Leider nein.. ich bin nicht weit gekommen beim letzten Mal.“ Alle Anwesenden besahen sich das Gebäude und es war der Jüngste der Runde der einen Schritt nach vorne machte. „Sie ist traurig“, leise gesprochen waren die Worte die Shigeo verließen. In den letzten zwei Jahren mit seiner 'Selbstständigen' Arbeit als Medium war ihm einiges unter gekommen das ihm näher ging als gewollt. Die Geschichte von Teru jetzt machte da keine Ausnahme. Ermordet durch den eigenen Verlobten. Die Person die man am innigsten liebte, der man blind vertraute und die dieses Vertrauen so missbrauchte. „Du spürst was Kageyama?“, blonde Augenbrauen zogen sich kraus.   Ein Nicken folgte. „Ziemlich deutlich sogar“, leicht drehte er den Kopf zur Seite. Sein Blick traf den des Blonden und er legte den Kopf leicht schief. Eine Frage lag Shigeo auf der Zunge, aber er kam nicht dazu diese zu stellen. Ihm kam jemand zuvor.   „Wieso hast du solche Angst da drin?“, der Geist sprach seine Gedanken aus. Leider schien die Frage nicht gut anzukommen. Im Gegenteil. Ein dunkles Rot legte sich auf die Wangen des Gefragten, er räusperte sich laut eh er jetzt schnell das Thema wechseln wollte. Gezielte Schritte ließen ihn an dem Dunkelhaarigen vorbei laufen, die Hände in die Hosentaschen gesteckt.   „Ist doch nicht wichtig oder? Das Ziel ist es den Geist zu exorzieren“, leicht zuckte Mob zusammen als Reigen an ihm vorbei spazierte und sich Hanazawa anschloss. Sein Assistent lief ihm sofort hinter her, stolperte dabei beinah über seine eigenen Füße als er seinen Chef einholen wollte. Das Gespräch über diesen Fall hatte kein bisschen geholfen. Seine Knie fühlten sich weiter hin an wie Butter, am liebsten wäre er wieder in das Auto von Teruki gestiegen und hätte die Sache einfach ausgesessen. Woher wusste Teru denn überhaupt das all diese Sachen zwischen ihnen unausgesprochen waren? Das hier einzufädeln war doch pure Absicht gewesen, sie hätten das durchaus zu Zweit geschafft.   Die Aura die er wahrnehmen konnte war keine außerordentlich starke, nur so.. verzweifelt. Einsam. Shigeo war unsicher ob er das selber schaffen konnte. Seine Selbsteinschätzung war mit den Jahren nur besser geworden und in diesem Moment hatte er das Gefühl das seine Aura der des Geistes in diesem verlassenen Gebäude mehr als ähnlich war.   „Willst du hier Wurzeln schlagen?“, Ekubo's Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. Mit großen Augen sah er das transparente Wesen an. Ein breites Grinsen zierte wie sie oft sein Gesicht und er flog ein Stück in die Richtung in die die Anderen gegangen waren. „Das ist doch sonst gar nicht deine Art Shige-Chan!“, den Esper nie aus den Augen lassend konnte das leichte Zucken des rechten Auges deutlich erkennen. „Nenn mich nicht so“, Mob setzte sich endlich in Bewegung und lief dem Geist hinter her. „Ach komm schon.. wieso denn nicht? Wenigstens ein bisschen der alten Zeiten willen?“, langsamer werdend holte der Mensch das astrale Wesen ein.   „Es gibt Dinge an die ich nicht erinnert werden muss“, und dieser schreckliche Spitzname gehörte dazu. Der Sand unter seinen Füßen knirschte als sie den Parkplatz verließen. Für die anfänglich schwache Aura wurde das drückende und wehmütige Gefühl deutlicher je näher er seinem Ziel kam. Den Blick in Richtung des Einganges gerichtet sah er wie die anderen Drei das Hotel betraten und trotz der unwillkommen Atmosphäre war er erleichtert das Ekubo nun alleine an seiner Seite war.   „Du-“, fing der Jüngere an als auch er die Schwelle überwand und den ersten Schritt in das verlassene Gebäude machte. „Du weißt davon oder?“ Sichtlich zuckte die grüne Gestalt neben ihm in der Luft zusammen, fing an sich zu räuspern und flog ein Stückchen weiter vor. „Ich weiß nicht wovon du redest.“ Schlechteste. Ausrede. Überhaupt. „Ekubo“, wieder zuckte er zusammen. Der kurze und kaum merkliche Ausbruch seiner Kräfte sorgte nicht nur für einen Blick seitens des Geistes. Zwei der drei Männer vor ihm schauten ebenfalls zurück. Shigeo fühlte sich sofort ertappt, wollte das Thema aber nicht fallen lassen. Nicht jetzt. Das würde das plötzliche Aufbrechen bei ihrem letzten Treffen erklären. Es würde Sinn machen warum Hanazawa plötzlich doch entgegen seiner Worte seinen ehemaligen Meister dazu geholt hatte.   Die Blicke der Anderen ignorierend starrte er stur den Geist an, dieser rieb sich mit der rechten Hand an seinem nicht vorhandenen Hinterkopf. „Du hast mich durchschaut.. aber hey-“, er drehte sich in Shigeo's Richtung. „Ich hab Hanazawa nur gebeten weil ich mir das nicht mit ansehen kann. Weder dich noch ihn.“   Abrupt hielten die Schritte des Schwarzhaarige inne. Mit weiten Augen sah er das durchsichtige Wesen an. Ihn? Eins, zwei, drei. Sein Herz fing an einen neuen 10-Kilometer-Lauf zu rennen. „Du meinst.. Shishou--“, das Wort rutschte ihm zufällig heraus. Mit der Erkenntnis die von Sekunde zu Sekunde durch seinen Kopf sickerte, ihn bewusst werden ließ das auch der Ältere so zu fühlen schien wurde das Chaos in ihm perfekt. Ein sattes, dunkles Rot wanderte auf die blassen Wangen. Sein Blick war immer noch auf Ekubo gerichtet, der bei dem Anblick vor seinen nur breiter grinsen konnte. Egal wie viel der Junge gewachsen war und wie erwachsen er geworden war, der Shigeo der vor ihm stand sah aus wie der Junge der einen Liebesbrief aus seinem Spind zog.   42%   „Kageyama?“, die Stimme die nach ihm rief war fast gänzlich ausgeblendet. Diese vergebliche, verdrängte Hoffnung war gar nicht mehr so vergeblich. Plötzlich. Mit diesem einen Satz von Ekubo war die Idee wieder hier zu bleiben so viel sinnvoller. Der Schimmer von Hoffnung wurde die letzten zwei Jahre so tief in ihm verborgen das er kaum darüber nachgedacht hatte. Oder vielleicht wollte? „Ihr müsst reden Shigeo, sonst-“, sein Gesprächspartner brach mitten im Satz ab. Leider merkte der Esper zu spät wieso. Gequält und mit einem lauten Knacken brach ein Loch durch den Boden unter ihm, erschrocken und überrascht sah er herunter und er spürte die enorme Macht die das anfänglich kleine Loch groß werden ließ.   „Kageyama!“ - „Shigeo!“ - „Mob!“   Die Welt um ihn herum verfinsterte sich als die Schwerkraft und eine Hand an seinem linken Fußgelenk ihn mit herunter zogen. Trotz der unerwarteten Ereignisse schaffte es der Schwarzhaarig seine Barriere aufzubauen. Rechtzeitig, bevor er mit einem Mal auf harten und kühlen Boden aufschlug. Der Blick vor seinen Augen war verschwommen, der Aufprall mehr als mit dem er gerechnet hatte. Dank seiner Kraft dennoch unverletzt versuchte er sich aufrichten. Der Raum in dem er sich befand war schlecht beleuchtet, lediglich ein paar Lampen an den Wänden flackerten. Erholt von dem Schock schaffte Mob es sich beim zweiten Anlauf von den Knien heraus aufzurichten, die Hosen und auch die Ärmel seiner Jacke abklopfend. Erst jetzt schenkte er dem Raum, der Einrichtung mehr Aufmerksamkeit und ihm blieb kurz das Herz stehen. Die Tische waren noch gedeckt, fast so als wäre erst gestern jemand dabei gewesen. Voll mit Blumengestecken, Tellern, Besteck und Gläsern. Alles in weiß und hellem violett. Ein Ballsaal, fast so wirkte dieser Raum und am Ende wo eine Bühne zu erkennen war stand ein noch größerer Tisch.   Eine Hochzeit. „Schrecklich oder?“, wie wild schlug ihm das Herz bis zum Hals als er durch das plötzliche Auftauchen der Stimme zusammen zuckte. Nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand sie. Die junge Frau, in einem prachtvollem und bezaubernden Brautkleid. Die Jahre die vergangen waren konnte man nicht erkennen, es war fast so als wäre die Zeit hier unten für sie stehen geblieben. Der dunkelrote, verlaufende Fleck von ihrer linken Brust aus war das einzige was dieses Bild so bizarr aussehen ließ. „Es kostet viel Mühe die Blumen nicht verwelken zu lassen oder?“, Shigeo sah sich erneut um. Die Tapete an den Wänden hing stellenweise herunter, der Holzboden unter ihm war an einigen Brettern kaputt gegangen. Sie schien nicht genug Energie für alles zu haben, kein Wunder das er die Aura nur so schwach gespürt hatte.   „Sind sie nicht schön? Wir hatten alles zusammen ausgesucht“, das Knacken unter ihren Schritten ließ ihn an ihr herunter schauen. Das Kleid war am Boden zerrissen, Schuhe trug sie auch keine mehr. „Du weißt wieso ich ausgerechnet dich hier haben wollte oder?“ Sie hätte jeden nehmen können. Allein sein ehemaliger Meister wäre eine bessere Wahl gewesen, von ihm ging keine Gefahr für sie aus und dennoch war er bei ihr gelandet. „Deine Freunde sind schon auf dem Weg“, für einen Bruchteil einer Sekunde schaute er selber nach. Teruki, Serizawa und auch Ekubo bewegten sich. Recht schnell würde er schätzen, aber sein Blick wich nicht eine Sekunde von dem Geist ab.   „Ich fühle bei dir das Gleiche. Du erinnerst mich an mich selbst“, sie drehte sich wieder zu ihm herum. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und die junge Frau lächelte sanft eh sie mit langsamen Schritten zu dem Medium herüber lief. „Du... willst mich exorzieren oder?“, die Kälte an seiner linken Hand breitete sich wie ein eiskaltes Feuer über seine Haut aus. Eine zaghafte Berührung, zitternde Finger die sich an seine Hand legten und sie sacht anhoben.   „Wenn du es tust wäre es okay, denke ich“, wie in Zeitlupe bewegte sie seine eigene Hand an seine linke Brust. Mit einem sanftes Lächeln auf ihren Lippen sahen die dunklen Augen in sein Gesicht auf. „Eigentlich wollte ich niemandem weh tun, niemanden Angst einjagen.. ich.. ich hab es nur nicht verstanden.“ Er auch nicht. Shigeo verstand viele Dinge in seinem Leben. Die Zuneigung die er für seine Freunde empfand, das Gefühl wenn er jemanden vermisste, der Ärger der sich in ihm ausbreitete wenn er einen Job nicht auf Anhieb schaffte. Aber er verstand diese Sehnsucht nicht. Dieses bittersüße Gefühl von Liebe das damals bei Tsubomi niemals so stark gewesen war. Dabei war sie seine erste Liebe gewesen, warum hatte es da nie so weh getan?   „Ich glaube-“, seine Stimme halte durch den großen Raum. „Das können wir nicht verstehen. Beweggründe die unergründlich sind und über die wir uns nicht ärgern sollten.“ Das sagte er einfach so. Die Frau vor ihm war sicherlich nicht so viel älter als er und wurde in der Nacht vor ihrer Hochzeit von ihrem eigenen Verlobten erstochen. Die Tatsache traf ihn härter als gewollt und sein Blick wanderte an ihrem Kleid erneut herunter zu dem großen roten Fleck, das Kleid das an der Stelle kaputt geschnitten war.   „Hast du es ihm nicht gesagt? Was du fühlst?“, seine Augen weiteten sich. Wieder war es ein sanftes Lächeln das ihm geschenkt wurde und der Geist vor ihm kicherte leise. „Du vertraust ihm blind. Wie ich damals.. du möchtest nur bei ihm sein und verstanden werden. Wie ich“, fuhr sie fort und ließ seine Hand los. Aus Reflex heraus hielt er sie weiter oben, spürte am Rande das die Auren stärker wurden, aber er konnte den Blick nicht von seiner Gesprächspartnerin abwenden. „Liebe kann Berge versetzen, weißt du, eh-“, sie legte den Kopf schief.   „Shigeo“, gab er leise bekannt und hörte die Schritte. „Shigeo.. ein schöner Name. Ich heiße Naoko“, ihr Lächeln wurde breiter. „Weißt du, ich habe immer geglaubt den Mann gefunden zu haben mit dem ich bis an mein Lebensende verweilen möchte.. ich habe ihm all meine Geheimnisse anvertraut, ich habe ihm all meine Liebe geschenkt und trotzdem hat er-“, Naoko hielt inne als die Tür zu dem großen Raum aufgerissen wurde. Das Bild welches der Geist und das Medium abgeben mussten schien auf die Neuankömmlinge seltsamer als erwartet. „Kageyama!“, die besorgte und aufgebrachte Stimme seitens seines blonden Freundes verriet mehr als er dachte. Ohne zu zögern war es besagter Blonder der mit dem Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand eine Welle an Energie in ihrer Richtung schoss die im Nichts verpuffte. Die blau-grüne Barriere um sich und die Frau vor ihm verblasste so schnell wie sie entstanden war und sie drehte sich wieder herum zu dem Dunkelhaarigen. „Du warst noch nicht fertig“, seine Worte brachten das sanfte Lächeln zurück in ihr Gesicht. „Was soll das Shigeo?“, Ekubo wurde gekonnt ignoriert, keiner von ihnen wagte es einen Schritt weiter auf sie zu zugehen.   „Er hat es getan ohne mit der Wimper zu zucken. Einfach so, wenige Stunden bevor wir heiraten wollten“, Naoko war nicht laut als sie sprach. Trotzdem hörten die drei Menschen an der Tür jedes Wort laut und deutlich. Teru lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, den Mut den er für den Angriff zusammen genommen hatte war so schnell verflogen wie er gekommen war. „Was macht Mob denn da?“, Reigen verzog das Gesicht und war der Erste der einen Schritt nach vorne ging.   „Es tut mir leid das er dich und deine Gefühle so verletzt hat“, Shigeo spürte es selbst jetzt noch. Der Geist vor ihm, die Seele die die junge Frau an diesen Ort fesselte, die noch immer nach all den Jahren vor Liebe und Sehnsucht schimmerte. Die Trauer über den Verlust ihres eigenen Lebens war nicht die, die er gespürt hatte. „Und das du wegen ihm weiter leiden musst.“ Erst jetzt schauten seine Augen auf, über den Geist hinweg. Keine fünf Meter von ihnen stand sein ehemaliger Meister. Der Mann den er liebte, den Mann den er vermisst hatte. Dem Mann dem er all diese Gefühle schenken wollte die ihn so durcheinander brachten. Seinem Blick folgend drehte sich auch die junge Braut um, blinzelte ein paar Mal eh sie noch breiter lächelte und Shigeo erneut ansah.   „Dir muss nichts leid tun. Gefühle sind was sie sind, vielleicht habe ich mich nicht richtig entschieden.. aber du-“, erneut griff sich nach seiner linken Hand. „Du hast Glück. So aufrichtig wie seine Gefühle sind wird er dir nie so weh tun.“ Er zuckte zusammen. Mit großen Augen blickte er sie an und atmete plötzlich stockender ein und aus. „Shigeo.. ich möchte diese Welt gern verlassen. Tust du mir den Gefallen?“ Kapitel 5: -05- --------------- Kalter Schweiß bildete sich an seiner rechten Hand. Eigentlich war genau das ihr Ziel oder nicht? Sie sollten diesen Geist exorzieren und dann wäre der Spuck hier vorbei. Die Menschen die in der Nähe wohnen würden Ruhe habe, es würde keine Zwischenfälle mehr geben und der Eigentümer des Hotels konnte endlich wieder einen Fuß hier rein setzen ohne das er sich selbst in Gefahr begab. Aber dieses unangenehme Gefühl ließ nicht nach. Im Gegenteil. Das sanfte, aufrichtige Lächeln mit dem sie ihn ansah. So voller Erwartung und Zuversicht das er das Richtige tun würde, wenn er sie exorzieren würde. Aber war es das Richtige?   „Ich-“, der Schwarzhaarige spürte alle Blicke auf ihm ruhen. Nur am Rande hörte er die Schritte der anderen Anwesenden, aber bis auf die junge Frau vor ihm war fast alles komplett ausgeblendet. „Naoko- ich weiß nicht-“, ungewollt zuckte sein Körper erneut zusammen. Ihre linke Hand hatte sich an seinen rechten Oberarm gelegt und sie kam einen Schritt näher auf ihn zu. „Dein Mitgefühl ist liebenswert.. ich danke dir das ich meine Gedanken mit dir teilen konnte. Nicht jeder kann solche Gefühle verstehen, aber ich weiß das deine so aufrichtig sind wie meine“, es war seltsam. Das sie ihn so lesen konnte, nur weil seine eigene Aura es ihr verriet und er es wirklich verstehen konnte. Wie sie fühlte. Über all die Jahre mit niemandem darüber zu reden war schrecklich gewesen. Nicht mal Ritsu oder Teru hatte er ein Wort gesagt und dann kam dieser eine Auftrag und er kam sich vor wie ein offenes Bilderbuch. „Tu du mir bitte den Gefallen.. ich möchte niemandem mehr Leid zufügen. Ich möchte frei sein“, ihm schlug das Herz bis zum Hals. Nur wenige Momente fühlten sich wie dieser an. Ihm kam eine Erinnerung, ein Auftrag bei dem er es nicht hätte tun können und bei dem er es nicht tun musste. Reigen hatte ihn damals von dieser schwierigen Entscheidung befreit, aber dieses Mal konnte er nicht. Und Shigeo wollte es auch nicht. Die junge Frau, Naoko bat ihn darum es zu tun, aber warum zögerte er dann so? Vielleicht weil sie Recht hatte? Weil es sich bei ihr so ähnlich anfühlte wie bei ihm. Gern hätte er noch viel mehr erfahren, über ihr Leben und die Liebe zu dem Mann der ihr Leben auf so brutale und skrupellose Weise beendet hatte. Nur konnte er nicht. Seine Zunge fühlte sich schwer an, das Luft holen war schwerer als er es in Erinnerung hatte mit jeder Sekunde die verstrich.   Sie kam einen weiteren Schritt auf sie zu, ihre Arme legten sich um seine Schultern und sie zog ihn in eine Umarmung. Wie eine kalte Dusche die von einer Sekunde auf die Nächste mit einem Mal heiß wurde. „Zögere nicht. Damit kommst du nicht weiter.“ Es brauchte nur einen Schlag, seinen eigenen Puls deutlich laut in seinen Ohren hörend und die Geisterfrau löste sich in Luft auf. Ihm wurde schwindelig. „Kageyama!“, Teru fiel als erstes auf das dem Dunkelhaarigen anders wurde. Ein paar Schritte taumelte besagter Esper nach hinten und verfehlte knapp den Tisch an dem er sich abstützen wollte. Die Welt um ihn herum verfinsterte sich in nur einem Moment.   Reigen verstand zwar nichts von Aura lesen oder des Gleichen, aber als Mob vor seinen Augen plötzlich zu Boden sackte reagierte er blitzschnell. Selbst für seine Verhältnisse hätte er mit der Reaktion nicht gerechnet, dennoch fing er den regungslosen Körper auf bevor er den Boden berühren konnte. Schwer. Das war der erste Gedanke der ihm kam als er gemeinsam mit dem Jüngeren noch in der Hocke war. Die Wärme die von ihm ausging machte ihn augenblicklich verrückt, brachte ihn durcheinander. Kurze, unpassende Erinnerungen tauchten vor seinem inneren Auge auf und er gab ein leises Seufzen von sich. „Schneller als ich es dir zugetraut habe alter Mann“, aus den Augenwinkeln sah er auf zu dem Blonden. Mit einem schwachen Grinsen im Gesicht beugte sich Teruki herunter und beäugte ihren bewusstlosen Mitstreiter. „Die Gute scheint ihm ordentlich zugesetzt zu haben mit ihrem Gerede, wenn Kageyama davon gleich bewusstlos wird.“   Skeptisch war nicht nur der Blick von Hanazawa. Auch Ekubo war sich nicht sicher was er von der Situation halten solle. Lediglich den Ende ihres Gesprächs hatten sie mit bekommen nachdem der Geist ihren Freund so unerwartet in die Tiefen dieses Gebäudes gezogen hatte. „Was es auch immer war, es ist jetzt weg und wir sollten hier verschwinden“, nur wie genau er es mit Mob gemeinsam anstellen sollte wusste Reigen nicht. „Geh mir mal bitte zur Hand Serizawa“, angesprochene Person zuckte stark zusammen. „Jawohl“, sofort kam er einen weiteren Schritt nach vorne und wartete auf die nächste Anweisung. Ohne viele Worte schafften es die Beiden gemeinsam das bewusstlose Medium so zu platzieren das sein ehemaliger Meister ihn Huckepack nehmen konnte. Ein Grummel verließ ihn bei dem leisen Knacken das sein Rücken bei dem ungewohnt vielem Gewicht von sich gab. Ein breites Grinsen und ein schmutziges Lachen kassierte er seitens des anwesenden Geistes.   „Bist doch nicht mehr so fit wie damals, was?“, wollte er ihn verarschen? Davon abgesehen das er im Gegensatz zu Shigeo nur einen Hauch von Sport betrieben hatte war der junge Mann auf seinem Rücken fast zwei Köpfe größer als damals und hatte dementsprechend mehr Gewicht auf den Rippen. „Sei doch nicht so Ekubo.. das Alter macht uns alle nicht fitter“, am liebsten würde er sich in Luft auflösen. „Warum trägst du ihn eigentlich nicht?“, wütend richtete er das Wort an Teruki. „Ich glaube das ist für ihn wesentlich angenehmer.. außerdem benutze ich meine Kräfte ausschließlich für die Arbeit. Sorry, aber wenn man ein Leben als normaler Mensch führt bist du Kräfte und Größen technisch eindeutig im Vorteil Reigen“, so ein blödes Geschwätz. Bei dem Gedanken an all die Stufen die er gleich mit Mob auf dem Rücken nach oben gehen musste wurde ihm ganz anders. Die Blöße Teru erneut was gegen den Kopf zu werfen gab er sich nicht als sie beim Treppenhaus ankamen und allesamt den Weg nach oben aus dem Hotel heraus ansteuerte.   ⌜ • ° + ° • ⌝   „Shishou“, ein weiterer heißer Schauer durchfuhr seinen Körper. Kraftlos sackte er nach hinten gegen die Lehne der Couch. Mob wusste nicht ob es die bessere Idee gewesen war mit hier her zu kommen. Alles hier roch so intensiv nach Reigen, es machte ihn schier wahnsinnig. Nicht viele Gefühle verbarg der Schüler in sich, aber dieses eine Gefühl hatte er geschworen für sich zu behalten bis er mindestens 'alt genug' war um vernünftig mit seinem Meister zu reden. Und 16 war gewiss nicht das Alter in dem er ihn ernst nehmen würde. Ab und an kam Shigeo der Gedanke ob er ihn überhaupt mit 18 endlich ernst nehmen würde.   „Warte, ich-“, der Blonde schien nicht zu wissen was er tun sollte. Auf ihrem Rückweg hatte er mehrfach überlegt ob es eine gute Idee war Mob mit zu sich zu nehmen. Von Anfang an war Reigen klar worauf das hinaus laufen würde, was der Jüngere für einen Fluch abbekommen hatte. Und das alles nur weil er selber so unaufmerksam gewesen war. Womit hatte er solch einen aufmerksamen Schüler nur verdient? Das er ohne zu zögern den Treffer einsteckte den Reigen selbst hätte einstecken sollen?   „Shishou.. bitte-“, ungewollt war das Keuchen das die leicht geöffneten Lippen verließ. Der Druck in ihm wurde größer, die Hitze intensiver. Der Schwarzhaarige selbst spürte es deutlich, die Erregung die durch jede Faser seines Körpers zog und ihm deutlich machte was er jetzt brauchte und wollte. Dummerweise hatte er nur noch kein einziges Wort mit seinem Meister darüber gesprochen obwohl die Gefühle gerade in diesem Moment so eindeutig und präsent waren. Ein Vertrauen das er nur ihm entgegen brachte und warum er froh war hier zu sein.   Er sollte nicht gucken. Er sollte nicht auf die Bitte, dieses verführerische Keuchen eingehen. Aber Reigen war schwach. Schwach wenn es um Mob ging. Die einzige Person auf diesem großen Planeten die ihn so schnell um den Finger gewickelt hatte ohne es zu wissen. Aus keinem anderen Grund konnte er nicht anders und er schaute herüber zum Sofa. Das Bild vor seinen Augen würde nie wieder aus seinem Gedächtnis gelöscht werden können. Trotz dieser schlichten Schuluniform sah sein Schüler einfach zum anbeißen aus. Die Wangen in ein dunkles Rot getaucht, die Augen nur noch halb geöffnet und sein Blick so unfokussiert. Reigen's Blick blieb zunächst an den leicht geöffneten Lippen hängen, angefeuchtet durch die Zunge die kurz darüber fuhr und der schwere, stoßweise Atem der Shigeo verließ. Er würde in die Hölle kommen. Für die Gedanken, die Lust die sich in ihm anstaute würde er definitiv in die Hölle kommen. Wie oft hatte der Blonde genau über solch eine Situation nachgedacht? Sich einfach nehmen was er wollte? Selbst wenn der Jüngere nicht seine Gefühle verstand oder erwidern würde, aber er würde wenigstens einmal in den Genuss kommen Mob so nahe zu sein. Das war eine Versuchung der Arataka bis jetzt widerstehen konnte. Bis jetzt. Sehnsüchtig wanderte der Blick weiter an dem Schwarzhaarigen herunter und er schluckte den Kloß in seinem Hals herunter als er die Beule an seiner Hose erblickte. Es gab keinen Weg zurück mehr. Das hier würde wirklich passieren. Er würde die eine Grenze überschreiten die ihn bis jetzt so beängstigt hatte, weil der Junge auf seine Couch noch nicht volljährig war. Weil er vierzehn Jahre jünger war als er.   Den Abstand überwindend kam Reigen zu ihm aufs Sofa und legte einen Arm um den Jüngeren und zog ihn nahe an sich heran. „Mob.. du-“, er suchte nach den richtigen Worten. So einfach würde er es nicht tun. Nicht ohne sicher zu gehen das der Jugendliche voll verstand was gleich passieren würde.   „Du weißt was das hier bedeutet oder?“, ihre Blicke trafen sich. Lustvoll und lasziv sahen ihn die Augen seines Schülers an, die Zunge leckte über die bebenden Lippen und er gab ein schwaches Nicken von sich. „Bi-bitte.. ich-“, zwei zitternde Hände legten sich auf den weichen Stoff des Anzuges. Finger krallten sich verzweifelt nach Halt suchend daran. „Ich hab das Gefühl ich verbrenne.“   Mit einem erschrockenen Laut schoss Shigeo's Oberkörper nach oben. Schweißperlen liefen über seine Stirn als seine Hände nach oben kamen und einmal von den Augen rauf durch seine Haare strichen. Seine Finger blieben kurz hängen aber die Knoten wurden gekonnt ignoriert. Laut und deutlich war der Herzschlag in seinen Ohren und das Gefühl, die Hitze die er damals gespürt hatte jagte für den Bruchteil einer Sekunde durch seinen Körper. Das Knacken einer Tür ließ ihn stark zusammen zucken, irritiert drehte er seinen Kopf in die Richtung des Geräusches. Wäre er nicht schon so blass gewesen, wäre er nur noch blasser geworden.   Reigen stand im Türrahmen, eine Tasse in der Hand und zog eine Augenbraue hoch bei dem Blick dem ihm der Jüngere schenkte. „Alles okay bei dir?“   Nein. Nichts war okay. Mob erinnerte sich an den Auftrag, das Hotel in dem sie gewesen waren und das er mit Naoko geredet hatte, sie exorziert hatte und dann? Ein großes schwarzes Nichts. Wieso war er hier? Nur kurz schaute er sich um und wusste sofort das er sich im Apartment von Reigen befand. Spätestens das Bild auf dem kleinen Nachttisch neben ihm verriet es ihm. Eines der Fotos die sie mit allen aus dem PS-Büro gemacht hatten bevor er selber entschlossen hatte das Handtuch zu werfen.   „Was ist... passiert?“, seine linke Hand legte sich auf die Decke die noch über seinen Beinen lag. Die Rechte fuhr erneut durch die schwarzen Haare und der Esper selber versuchte sich einen Reim aus allem zu machen.   Deutlich war das Zungenschnalzen zu hören, der Dunkelhaarige richtete seinen Blick auf den Gastgeber der herüber kam und ihm die Tasse hinhielt. „Nach dem exorzieren bist du einfach umgekippt. Hanazawa konnte dich nicht mit zu ihm nehmen... den Grund wollte er mir nicht sagen und wir hielten es für eine schlechte Idee dich zu seinen Eltern zu bringen, da dein Bruder ja eh nicht wollte das du in deinem Urlaub arbeitest.“   Dankend nahm Shigeo die Tasse an und hob sie an. Grüner Tee. Das weckte Erinnerungen, ein sanftes Lächeln legte sich auf die schmalen Lippen und er pustete kühleren Atem gegen das warme Getränk. „Wie fühlst du dich denn?“, die Besorgnis war etwas das der Jüngere definitiv vermisst hatte. Es mochte egoistisch sein, aber niemand machte sich bei seiner Arbeit Sorgen um ihn. Klar, der Kunde vielleicht, aber sonst arbeitete er immer alleine. Sein Bruder erkundigte sich zwar nach jedem Job ob alles in Ordnung war, aber das hier war etwas vollkommen anderes. So oft wie sie in der Vergangenheit auch Schwierigkeiten miteinander gehabt hatten, trotzdem war die Arbeit für Shigeo immer besonders gewesen. Reigen war so besonders.   „Müde.. ein wenig durcheinander, wenn ich ehrlich bin“, er sollte nicht ehrlich sein. Das letzte Mal hatte es damit geendet das sie sich zwei lange Jahre nicht gesehen hatten. Keiner von ihnen hatte ein Wort über das verloren wieso sie sich nicht gesehen hatten. Das Thema zu vermeiden warum alles so kompliziert geworden war konnten Beide perfekt. Den Blick noch immer auf seinen Tee gerichtet holte der Esper tief Luft. „Es ist... ungewohnt dich nach zwei Jahren einfach so zu sehen“, gab er leise zu. Dabei war es nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Mob konnte kaum in Worte fassen wie gerne er seinen ehemaligen Meister wiedergesehen hätte. Jedes Mal wenn sie nach Hause fuhren überlegte er ob er ihn fragen sollte oder nicht. Aber die Angst vor Abweisung, die Angst vor der Sehnsucht die danach wieder folgen würde war zu groß. Seinen Weg alleine zu gehen obwohl man jemanden hatte mit dem man ihn teilen wollte war schwerer als gedacht.   Kurz spürte er den Blick des Älteren eh dieser sich abwandte und selber nach den richtigen Worten suchte. „Ungewohnt trifft es wirklich gut“, fing der Blonde an und gab ein leises Seufzen von sich. „Es tut mir leid das ich nie den Mut hatte auf dich zu zukommen Mob... es sollte nicht immer alles an dir hängen bleiben, dafür das du versucht hast immer den Anschluss zu halten“, er war öfter als nur einmal der Feigling von ihnen gewesen. Der junge Esper neben ihm war gerade mal 21 Jahre alt und die Gefühle die er Shigeo entgegen brachte erdrückten ihn förmlich. Nur hatten sie es nie geschafft, hatte er es nie geschafft ihm einfach zu sagen was er empfand.   Stattdessen waren sie Zwei nur wieder und wieder im Bett gelandet. Sehr erwachsen. Es war so viel einfacher gewesen jeden Moment dafür auszunutzen um Mob nur nahe zu sein anstatt mit ihm wirklich darüber zu reden warum sie es doch immer wieder getan hatten. Dabei lag es auf der Hand. Sowohl die Gefühle des Schwarzhaarigen als auch seine eigenen und dennoch... die Unsicherheit in Shigeo's Worten und die Blicke waren so eindeutig das er noch immer nicht wusste das Reigen ihn wirklich liebte.   „Shishou“, unabsichtlich rutschte Shigeo das Wort heraus. Ein sattes Rot fand den Weg auf die blassen Wangen und er biss sich auf die Unterlippe. „Es ist nicht allein deine Aufgabe.. ich-“, seine Finger legten sich fester um die Tasse. Was wollte er eigentlich sagen? Natürlich sollte der Ältere nicht alleine der sein der den Mut zusammen nahm und diesen Berg zwischen ihnen erklimmen sollte.   Sacht zuckte er zusammen als eine Hand sich an seine Wange legte und sie ihn bestimmend dazu brachte aufzusehen. Wann war Reigen so viel näher gekommen? Unsicherheit, Sehnsucht und so viel Wärme schaute ihm entgegen. Ein wohliges und leichtes Gefühl durchdrang seinen Körper und ließ sein Herz schneller schlagen. „Mir ist bewusst das zwei dazu gehören, aber meinst du nicht du hast in all den Jahren oft genug versucht mir entgegen zu kommen?“   Der Daumen von Reigen's Hand strich sanft über die gerötete Haut und spürte wie die Anspannung aus dem Jüngeren entwich und ein zufriedener, leiser Laut dessen Lippen verließ. „Shigeo“, der Name ließ sich genau so leicht sagen wie sonst. Normalerweise verließ ihn Mob's richtiger Name nur unter besonderen Umständen. Sofort tauchten in seinem Kopf einige der Bilder auf die er versuchte immer schön zu verdrängen. Zitternde Hände die sich an seinen Schultern festhielten, warmer Atem der gegen seine Lippen stieß und das kleine, süße und verlockende Stöhnen des Anderen war so präsent wie als wäre es gestern gewesen.   „Ich hab dich so vermisst“, den kleinen Abstand zwischen ihnen unterbrechend war es der Ältere der seiner Sehnsucht nachgab. Ungeachtet der Tasse Tee zog er den Dunkelhaarige näher zu sich heran, trotz der geschlossenen Augen hörte er wie die Tasse sich auf magische Weise einen Weg auf den Nachttisch suchte. Nur wenige Sekunden später spürte er zwei Arme die sich um seinen Nacken legten und Lippen, die sich gegen seine drängten. Dennoch ließen die Beiden den Kuss nicht viel intensiver werden, es war an dem selbsternannten Medium sich zuerst zu lösen. Dunkle Augen trafen seine eigenen und er konnte sich das sanfte Lächeln nicht verkneifen, erneut strich seine Hand über die in dunkelrot getauchte Wange.   „Zwei Jahre haben sich wie eine Ewigkeit angefühlt“, er sprach Shigeo aus der Seele. Jeder Monat hatte sich wie ein Jahr angefühlt, obwohl sie doch Beide arbeiteten und ein Leben außerhalb der Gefühle für den Anderen führten. „Ich-“, Mob drehte den Kopf leicht zur Seite. Sein Blick senkte sich im selben Moment und es fühlte sich an als würde ihm das Herz bis zum Hals schlagen. „Ich liebe dich.. das tue ich schon gefühlt eine Ewigkeit“, die Stimme des Jüngeren zitterte. Er wagte es nicht aufzusehen, aber wieder waren es bestimmende Finger die ihn dazu nötigten. „Ich will nicht das die Dinge zwischen uns so bleiben wie sie sind.. ich will mehr“, oder eben gar nichts mehr. Auf die momentane Situation hatte er gar keine Lust mehr und zurück zu ihren Bettgeschichten wollte er auch nicht.   Das die Nervosität in seinem früheren Schüler bis ins Unendlich gestiegen war konnte Reigen deutlich erkennen. Nicht nur an den Augen die ihn an schimmerten, ungewollt und unkontrolliert hatten sich auch dessen Kräfte aktiviert. Die Spitzen der dunklen Haare standen leicht ab, selbst die Decke unter ihm hatte eine Spannung aufgebaut die so niemals zustande gekommen wäre. Noch immer lag ein ehrliches und sanftes Lächeln auf seinen Lippen und er beugte sich erneut kurz vor um einen kurzen, flüchtigen Kuss gegen die schmalen Lippen zu hauchen. „Wie könnte ich dir je etwas ausschlagen? Seit dem Tag als du in mein Büro gekommen bist hast du dich mit zu dem Mittelpunkt meines Lebens gemacht... ich würde lügen würde ich sagen ich möchte nicht so viel mehr für dich sein.“   Ein Zittern durchfuhr den Jüngeren eh die Anspannung nachließ. Abrupt und so unerwartet wie sie gekommen war. Nur hatte Arataka nicht mit der nächsten überschwänglichen Aktion gerechnet. Fest drückte sich der Jüngere gegen ihn, den Kopf an seine rechte Schulter gelegt um seinen hochroten Kopf zu verstecken. „Du hast mir doch gezeigt das ich mich selbst akzeptieren kann.. du hattest immer ein offenes Ohr für mich und warst in schwierigen Momenten immer da.. ich möchte bei dir bleiben, bitte Shishou“, das Lächeln im Gesicht des Älteren wurde breiter.   „Reigen oder Arataka reicht.. du bist viel zu weit gekommen um mich noch so zu nennen Mob“, die Umarmung erwidern hörte er das leise Murren. Er wusste warum. Natürlich nannte er ihn fast immer Mob, aber der Spitzname war etwas den Shigeo während des langen und schwierigen Prozess des Älter Werdens abgelegt hatte. Lediglich er nannte ihn noch so. „Solange du mich so nennst nenne ich dich so wie ich will.“ Stur wie immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)