Ain't Easy von Mob (ReiMob) ================================================================================ Kapitel 2: -02- --------------- 02%   „Wieso hast du eine Verbindung so früh rausgesucht?“, er konnte kaum die Augen aufhalten. Die dicken Augenringe in seinem Gesicht sprachen Bände und da hatte sein Bruder keinerlei Mitleid mit ihm. Den Koffer in das Fach hinter ihrem Sitzplatz stopfend zog Ritsu eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. „Ich wollte nicht so spät in Gewürzstadt ankommen. Du hättest auch nach fahren können, aber du wolltest doch auch Geld sparen oder?“, stur sah er den Älteren an.   „Schickst du Mama oder Papa bitte den Fahrplan? Einer von den Beiden wollte uns gerne abholen“, Shigeo sackte in seinem Platz weiter herunter. Sein Bruder hatte leicht Reden. Seit einer Woche hatte er schon frei und beschäftigte sich ganz freiwillig mit all den Sachen aus der Uni und er? Er arbeitete fast jeden Tag und der letzte Auftrag hatte so viel mehr Zeit in Anspruch genommen als gewollt. Dennoch zog er sein Handy aus seiner Hosentasche, öffnete den Verlauf den er zuletzt gewählt hatte und schrieb schnell die Daten von dem Zettel auf den Ritsu ihm entgegen hielt. Abgeschickt.   „Wem hast du sie geschickt?“, aus reiner Neugier folgte die Frage als der Jüngere sich aus seinem Rucksack seine Kopfhörer zog. Sein Bruder neben ihm zuckte stark zusammen als er sich die linke Hand ins Gesicht drückte. „Uuurgh...“.   'Entschuldige, sollte nicht an dich gehen.' Wie doof konnte er noch sein? Die Müdigkeit hatte ihn vollkommen vereinnahmt und er murrte laut. Wenigstens konnte er die Nachricht jetzt kopieren. Den skeptischen und neugierigen Blick des Anderen ignorierend öffnete er den Verlauf mit seiner Mutter.   „An Mama...“, erwiderte er leise nachdem die Nachricht mit ihrer Zugverbindung ein zweites Mal abgeschickt wurde. „Was war denn der erste Verlauf?“ Mob fühlte sich ertappt. Ein feines Rot fand den Weg in sein Gesicht und er klappte sein Handy zusammen, hatte er sich die letzten Jahre noch immer nicht für ein neues Smartphone entschieden.   „Reigen“, gab er leise zu und steckte das Telefon wieder weg. Den Blick aus dem Fenster gerichtet konnte er in der Scheibe sehen wie sein Bruder das Gesicht verzog. „Ich wusste gar nicht das ihr noch so viel Kontakt habt.“ Es gab so einiges von dem Ritsu nicht wusste. Zum Glück.   „Geht so.. vor fünf Tagen hatte ich ihm zuletzt geschrieben und hab noch keine Antwort bekommen“, er zuckte beiläufig mit den Schultern. Der Student neben ihm tat es ihm gleich und kümmerte sich um sein Smartphone, stöpselte die Kopfhörer ein und öffnete eine Streaming App. So gleichgültig wie er tat war es gewiss nicht. Dieses nicht absichtliche oder vielleicht doch absichtliche Schweigen seitens des Älteren verletzte ihn mehr als er wollte. Sonst wäre er gestern bei der Arbeit auch nicht so explodiert, die Kontrolle zu verlieren war ihm in den letzten zwei Jahren nur einmal Mal passiert. Mit gestern waren es nun zwei Male und jedes Mal waren die ungezügelten Gefühle für seinen alten Meister dran Schuld. Sich einzugestehen das man selbst Schuld an seinem Leiden hatte war schwieriger als gedacht, aber Mob würde ihm auch nie die Schuld geben. Warum auch? Wann hatte er überhaupt wieder angefangen all diese Gefühle in sich anzustauen? Es lief doch bis vor ihrem Umzug nach Kyoto so viel besser.   Da wollte er all die Jahre als Erwachsener behandelt werden und hatte es bis zu dem Zeitpunkt als sie nach Kyoto gezogen sind nicht geschafft vernünftig mit ihm zu reden. Die Bewunderung die er seit seinem elften Lebensjahr für ihn empfand. Die mit der ungewollten Pubertät zu einem unsicheren und komischen Gefühl geworden war. Nur um ihm mit 19 zu zeigen das er sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt hatte. Einen Mann bei dem er seit Jahren lernte mit sich selbst und seinen Kräften umzugehen, mehr oder weniger. Und dazu noch jemand der über zehn Jahre älter war als er. Unabsichtlich verließ das Seufzen seine Lippen, der Zug setzte sich in Bewegung und sein Blick war weiter aus dem Fenster gerichtet. Ritsu hatte er niemals erzählt was zwischen ihnen vorgefallen war, mit Sicherheit hatte sich sein jüngerer Bruder seine eigenen Gedanken gemacht. Die Gefühle zu verbergen die er für seinen Meister empfand war schwer. Selbst für jemanden wie Mob und vor allem wenn es sich um seinen Bruder handelte. Ritsu las ihn wie ein offenes Buch.   Das er trotzdem so lange verheimlichen konnte das er irgendeine Beziehung mit Reigen gehabt hatte die weit über das normale Maß von 'Meister – Schüler' hinaus ging war für seine Verhältnisse verrückt. Besonders und seltsam. Sein erstes Mal hatte selbst Shigeo sich anders vorgestellt als durch einen Fluch der den Beiden keine andere Wahl gelassen hatte als zu handeln. Das feine Rot kehrte wieder in sein Gesicht zurück und er atmete stockend durch die Nase aus als er wieder den Blick des Jüngeren im Glas sah. Ihm war gar nicht aufgefallen das seine Kräfte sich selbstständig gemacht hatten, die Haarspitzen sacht wippten und er rieb sich einmal über die Augen. Das konnte ja heiter werden.   ⌜ • ° + ° • ⌝   „Das ist ja wunderbar Ritsu! Ich bin so stolz auf dich“, überglücklich konnte ihre Mutter ihre Euphorie nicht im Zaum halten. „Ich habe nichts anderes von dir erwartet!“ Das hatte niemand. Mob freute sich genau so sehr für seinen kleinen Bruder wie ihre Mutter, das er sein Studium mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch noch vorzeitiger beenden würde weil er einfach fleißig war. Intelligent.   „Ach das ist doch nichts! Das kann ich auch nur dank Shigeo, er kümmert sich wirklich sehr um mich. Er sollte die Tage mal Abendessen kochen, sein Omelett mit Reis und Hähnchen macht deinem große Konkurrenz Mama!“, die Aufmerksamkeit plötzlich auf sich spürend wollte der Ältere doch gar nicht.   „Ü-übertreib doch nicht.. so gut wie Mama's wird meins nie“, gab er kleinlaut zu. Ihr Vater ihnen gegenüber musste Lachen. „Es ist schön zu sehen das ihr euch so gut unterstützt! Am Anfang hatte ich wirklich Sorge euch Beide alleine nach Kyoto gehen zu lassen“, die Beiden sahen ihren Vater skeptisch an. „Jetzt sag das doch nicht so“, er kassierte einen leichten Schlag in die Seite von seiner Frau und musste nur wieder laut lachen. „Aber es ist so! Sieh dir unsere beiden Jungs an. Der eine wird Arzt und Shigeo kann endlich auch mit sich und seinen Kräfte umgehen und verdient damit gutes Geld! Und das haben die Beiden in nur zwei Jahren geschafft“, die Komplimente waren zu viel des Guten.   Dieses Mal liefen die Brüder rot an und der Jüngere räusperte sich leicht. „Ohne euch hätten wir das aber alles gar nicht geschafft! Und ohne Shigeo würde ich wirklich untergehen.. so viel wie ich lerne habe ich kaum Zeit zum Essen machen und er sorgt dafür das ich wenigstens mal was esse“, die Ehrlichkeit in seinen Worten ließen die Gefühle in Mob brodeln.   17%   „Übertreib doch nicht Ritsu.. ich möchte dich nur unterstützen, du tust es bei mir doch auch“, ohne Ziel und Plan wäre er sonst einfach mit ihm mitgegangen damals. Kyoto war niemals sein Ziel gewesen. Der Gedanke war ihm nicht mal gekommen als Ritsu zum ersten Mal über sein Studium geredet hatte, eigentlich hatte er damit gerechnet das sein jüngerer Bruder alleine gehen würde und dann kam unerwartete die Frage ob er mit ihm kommen wollte.   Studieren wollte er nicht. Niemals in tausend Jahren wäre er selber auf die Idee gekommen. Lernen war in der Schule schon immer nur zweckmäßig gewesen, da wäre ein Studium die falsche Wahl gewesen. Und dann gab es da die verrückten Ideen seines kleinen Bruders. Das zu machen was er schon vorher gemacht hatte, mit Reigen. Nur ohne ihn. Irgendwie. Die ersten Gespräche mit Kunden waren seltsam, fordernd und komisch gewesen. Er war kein Redner wie sein ehemaliger Meister. Er war doch bis dato immer nur der Mitläufer gewesen. In all den Jahren der Arbeit mit dem Blonden war auch Shigeo aufgefallen das er keinerlei Kräfte besaß. Die brauchte er auch nicht. Das Reigen die Leute mit seinen Worten um den Finger wickelte – wie ihn, das war sein Können. Er war ein guter Mensch und da hätte er ihm das nie übel nehmen können, dass Mob selbst die wirkliche Arbeit machte.   Nur war es eben Reigen gewesen, der das Reden übernommen hatte. Nicht er. Wie oft hatte er diese Gespräche mit Ritsu geübt? Wie peinlich war es ihm gewesen seinem eigenen Bruder zu gestehen das er Angst vor diesen Gesprächen hatte? Aber mit jeder Herausforderung war er gewachsen und hatte den Umgang mit seinen Psykräften beinah perfektioniert. Beinah nur.   „Jedenfalls sind wir stolz auf euch! Auf euch Beide. Ich hätte immer gedacht du würdest hier bei Reigen versauern und nie irgendwann auf eigenen Beinen stehen Shigeo“, einen bitteren Beigeschmack hatten ihre Worte schon. Einfacher wäre es gewesen bei ihm zu bleiben. Zumindest für seine Arbeit, aber emotional war er sich da nicht so ganz sicher. Aber war er sich da jemals sicher? Dank eigener Kontrolle war er fähig nicht mehr so schnell durcheinander zu sein wie früher, aber das forderte eben auch einen Preis. Unterdrückte Gefühle die er mit Sicherheit nicht ewig versteckt halten konnte. Gefühle die er sich nicht einfach von der Seele reden konnte.   „Aber wir wollen doch jetzt nicht nur über die Uni und Arbeit sprechen oder?“, ein Versuch das Thema zu wechseln war auch ganz im Sinne des Älteren. „Da hast du allerdings recht... wie sieht es denn aus? Triffst du dich noch mit diesem netten Mädchen von dem du mir letztens erzählt hast?“, Shigeo folgte dem Blick seiner Mutter und legte den Kopf leicht schief. Mädchen? Was hatte er denn jetzt verpasst? Ritsu war doch außer an der Universität und zwischen durch mal mit Kommilitonen nie wirklich woanders als in ihrer Wohnung oder? „Eh-“, ein sattes Rot fand den Weg auf seine Wangen. Verlegen kratzte sich der Angesprochene am Hinterkopf und zuckte mit den Schultern. Jetzt wo Mob darüber nachdachte sprachen sie auch nie über so etwas, denn sonst müsste er sich ebenso irgendwann rechtfertigen müssen oder?   „Naja, im Moment nicht.. die Sachen an der Uni sind mir wichtiger. Da hab ich nicht so viel Zeit dafür... aber ich schreibe noch etwas mit ihr“, eine Ausrede. Ihre Mutter erkannte es nicht aber sein ältere Bruder hatte ihn sofort durchschaut. Wirklich? Wie kam er denn auf so eine Idee? Und warum?   „Ach wie schade.. ich würde mich freue wenn sich da mehr tut! Schatz, wäre das nicht ein Traum wenn Ritsu eine Frau mal mit nach Hause bringen würde?“, ein unangenehmes Gefühl breitete sich in Shigeo aus. Er wäre der Nächste. Sie würde gleich ihn fragen und er war der wohl schlechteste Lügner der Welt.   35%   „Wie sieht es denn bei dir aus Shigeo? Triffst du dich mit einem netten Mädchen?“, er zuckte zusammen. Unbeabsichtigt bildete sich Schweiß unter seinen Pony, den Blick abwendend suchte sein Kopf nach der besten und glaubhaftesten Ausrede. Schneller Shigeo, schneller!   „Eh- n-nein.. die Arbeit im Moment ist ganz schön stressig.. da ergibt sich die Situation einfach nicht“, das anfängliche Stottern überwunden schaute er zu seiner Mutter auf. Sie blinzelte, ein, zwei Mal eh sie verständnisvoll nickte. „Du bist so fleißig mein Großer! Ich könnte nicht stolzer sein.. aber vergiss diese Sachen nicht! Es ist wichtig das du gewisse Dinge auch mal mit jemandem teilst.. und das nicht mit Freunden oder Familie“, er wollte im Erdboden versinken.   Gespräche die er nie geführt hatte, die er noch nie führen musste und die er nun auch nicht führen wollte. „Mach dir keine Sorgen Mama.. ich finde bestimmt irgendwann jemanden.“ Oder eben nicht. Wie als würde jemand ihn aus dieser Situation retten wollen fing sein Handy an zu klingeln, Mob zuckte erneut zusammen und zog das kleine Gerät aus seiner Hosentasche.   „Ritsu, habt ihr ihm noch immer kein Smartphone gekauft?“, entrüstet klangen die Worte ihres Vaters und der Ältere verließ fluchtartig den Raum. Das Handy wurde aufgeklappt und er drückte auf den Abnehmen-Knopf.   „Ha-Hallo?“, unbewusst war das anfängliche Stottern und er atmete tief durch, versuchte seine Gedanken und Emotionen zu ordnen. Nicht mal einen Tag seiner Woche hatte er hier überlebt und fühlte sich so als würde er es nicht schaffen ohne zu explodieren. „Kageyama.. hallo! Rufe ich ungünstig an?“, Hanazawa. Am liebsten wäre er jetzt mit ihm unterwegs. Das wäre weniger Stress als hier im Hause seine Eltern zu sein. „Nein.. du störst nicht. Was gibt es denn?“, der Anruf kam dennoch unerwartet. Aber zur richtigen Zeit.   „Dein Bruder hat mir erzählt ihr seit in der Stadt. Ich hatte gehofft du hast vielleicht Zeit für mich? Um ehrlich zu sein könnte ich deine Hilfe brauchen“, mehrfach blinzelte der Schwarzhaarige. „Meine Hilfe?“, ein langgezogenes Seufzen drang durch den Hörer. Schien wohl ernst zu sein? „Ich arbeite seit knapp einer Woche an einem Auftrag und komme nicht weiter.. Ritsu wollte mir per Telefon nur gar nicht helfen“, das sein Gesprächspartner die Augen verdrehte konnte er förmlich hören.   „Er möchte nicht mehr so viel damit zu tun haben.. tut mir leid. Sein Studium nimmt ihn auch vollkommen in Anspruch“, rein aus Intuition entschuldigte er sich für seinen jüngeren Bruder. „Hast du vielleicht morgen oder so Zeit? Es wäre einfacher es dir persönlich zu erklären.. es tut mir auch leid das ich dich so überfalle.“   „Ich helfe gerne. Wie wäre es mit übermorgen? Ritsu und ich haben Morgen schon was anderes vor... schickst du mir die Uhrzeit und die Adresse?“, aus den Augenwinkeln erblickte er seine Mutter. „Ich bin da flexibel.. ich.. ich hab nur keine Zeit jetzt. Entschuldige Hanazawa, wir sehen uns übermorgen, ja?“, Unhöflichkeit war nicht etwas das er an den Tag legte, aber trotzdem nahm er das Telefon vom Ohr. Der rote Hörer wurde gedrückt und er kratze sich am Hinterkopf.   „Entschuldige“, die Frau schüttelte sachte den Kopf. Ein paar Schritte trennten sie noch eh sie ihn in eine feste Umarmung zog. „Ich bin froh das ihr Beide hier seit.“ Shigeo war sich noch nicht sicher ob er auch froh war, oder eher nicht.   49%   ⌜ • ° + ° • ⌝     Er sollte das nicht tun. Shigeo wusste das es keine gute Idee war, trotzdem war es wie automatisiert. Ein Weg den er früher so oft gegangen war, einen Weg den er selbst in seinen Träumen noch ging und den er nicht missen wollte. Sein ungewollter Verfolger hatte zu seinem Leidwesen auch noch nicht nachgegeben. „Shigeo“, erneut rief er seinen Namen und ließ den Älteren zusammen zucken. Jedem Gesprächsversuch war er aus dem Weg gegangen seitdem sie ihr Elternhaus verlassen hatten.   Warum verfolgte er ihn überhaupt? Was hatte Ritsu davon ihm hinter her zu laufen, wenn Mob selbst wusste das sein Weg umsonst sein würde? Weil da dieser kleine, blöde Funken Hoffnung war. Ein Funken das Reigen doch mehr über seine absichtslose Nachricht nachgedacht hatte und vielleicht, wirklich nur vielleicht, auf ihn warten würde. „Geh nach Hause Ritsu“, er bog in die nächste Seitenstraße ab. Irgendwie wollte er ihn loswerden, aber es funktionierte rein gar nichts. Unwissentlich hatte seine Kräfte ihm sogar Hürden in den Weg gelegt, aber es hatte alles nicht gebracht.   64%   Das leise Geräusch von Regentropfen gesellte sich zu den eiligen Schritten. Nichts an dieser Idee war durchdacht. Den Regen hatte Mob selbst nicht erwartet, er hatte keinen Schirm mit gebracht und auch das der Jüngere wegen ihm nun nass wurde wollte er nicht. Er wollte all das hier nicht. Seine Gefühle gingen mit ihm durch. Emotionen die er nicht haben wollte, die aber seit dem sie wieder in Gewürzstadt waren nicht mehr abzuschütteln waren. Von Sekunde zu Sekunde wurde der Regen stärker und er spielte mit dem kurzen Gedanken doch wieder umzudrehen. „Shigeo!“, er versuchte es erneut. „Jetzt bleib endlich stehen, ich rede mit dir!“, nicht nur dem Älteren gingen die Gefühle durch. Eine Mülltonne landete mit einem lauten Rumps auf dem nassen Boden. „Warum gehst du nicht einfach nach Hause?“, selbst für Shigeo klang seine Stimme fest und eindringlich. Die Lampen an den Hintertüren der Häuser waren das einzige was den Beiden Licht brachte bei diesem Wetter.   „Was bringt es dir jetzt dahin zu gehen?“, mit einem Mal hielt der Ältere inne. „Er ist eh nicht mehr da. Du hättest ihm vorher Bescheid geben sollen. Willst du im Regen warten?“, zwei der Lampen neben Mob gaben ein Klirren von sich als sie erloschen. Die Glasscherben fielen achtlos zu Boden. Tief Luft holend schloss er die Augen, spürte selbst wie sich seine nassen Haare trotz des starken Regens anfingen sacht zu bewegen. Seine Kraft ging mit ihm durch. So wie seine Emotionen. „Was weißt du schon“, die Stimme des Älteren zitterte. So viele Gedanken rasten durch seinen Kopf, er könnte so viel und doch nichts sagen. Aber eines der Gefühle war am stärksten. Nicht mehr zu ignorieren. „Ich vermisse ihn.“   Die Blicke der Brüder trafen sich, Ritsu legte den Kopf schief und hielt inne. Der Gesichtsausdruck seines Bruder war oft neutral, nichts sagend. Nur nicht in diesem Moment. Er konnte trotz des Regens die Tränen erkennen, den glasigen Blick den der sonst so gesammelte Shigeo ihm entgegen brachte. „Weißt du wie das ist? Wenn du jemand so vermisst das es dich zerreißt? Wenn du-“, er holte erneut tief Luft. „Wenn du verrückt wirst weil du jemandem nahe sein willst der es nicht einmal weiß?!“, Tränen liefen über seine Wangen. Wann hatte er das letzte Mal geweint? „Shigeo.. du-“, der Jüngere kam ein paar Schritte auf seinen älteren Bruder zu. „Wieso hast du mir nie was gesagt? Hast du denn nie mit ihm darüber geredet?“   86%   „Wie denn? Er.. wir-“, ihm kamen so viele Gedanken. Das erste Mal das sie sich nahe waren, gezwungen durch diesen blöden Fluch. Diesen Tag würde er immer hassen und lieben. Es war ihm unangenehm seinen Shishou in so eine Lage gebracht zu haben, er kam sich aufdringlich vor. Aber trotzdem war das alles das Beste was passieren konnte. Die Schwelle zu übertreten, in seinen Armen zu sein und ihm nahe zu sein ohne ihm all das Chaos in sich erklären zu müssen war perfekt gewesen. Auf eine absurde Art und Weise. „Nichts ist bei uns normal.. alles weil ich-“, er kniff die Augen zusammen. Mehr und mehr fingen seine Haare an abzustehen und auch dem Jüngeren wurde mulmig bei dem Anblick seines Bruders. Bei keinem seiner Aufträge war er dabei gewesen, es war gefühlt eine Ewigkeit her Mob so in Aktion zu sehen.   „Shigeo.. es liegt doch nicht an dir“, wusste er was er da sagte? Shigeo wollte nichts bereuen. Er wollte kein Mitleid, er wollte sich nicht selbst bemitleiden! „Doch.. Ritsu. Nur wegen mir ist unsere Beziehung damals seltsam geworden, ich habe einen Fehler gemacht und.. und-“, seine Stimme überschlug sich. Sein Körper fing an stärker zu zittern und er senkte den Blick nach unten. „Ich liebe ihn..“, ein Flüstern, mehr nicht.   Er spürte zwei Arme die sich um seinen Oberkörper legten, einen warmen Körper an den er gezogen wurde. Rein aus einem Impuls heraus erwiderte er die Umarmung seines Bruders. Abrupt ließ die Anspannung in ihm nach und er gab seinen Gefühlen freien Lauf.   100%   „Warum hast du mir nie was erzählt?“, das Zittern seines Bruders wurde stärker. Irritiert schaute er auf als der Regen plötzlich aufhörte, nur um zu sehen das es Shigeo war der den Regen um sie herum anhielt. „Ich hätte dich doch nie mit nach Kyoto genommen, wenn ich das gewusst hätte... ich hätte dich nie gedrängt Shigeo.“   Das laute und klägliche Schluchzen das an seine Ohren drang brachte Ritsu dazu ihn noch enger an sich zu drücken. Er konnte es nicht verstehen. Von Anfang an, als er Reigen das erste Mal gesehen hatte wusste er das dieser Kerl ein Schwindler war, aber Shigeo hatte zu ihm aufgesehen. Egal was er gesagt hatte, es war wie verhext gewesen. Er hatte in diesem blonden Idioten jemandem gefunden der ihm half, der es einfacher machte mit sich, seinen Emotionen und seinen Kräften umzugehen. Das sich aus dieser Bewunderung die sein Bruder ihm gegenüber immer geäußert hatte mal das stärkste Gefühl entwickelte das man sich vorstellen konnte, damit hatte der Jüngere nicht gerechnet. Die Tropfen um sie herum tanzten durch die Luft, als würden sie die innere Aufruhr des Anderen widerspiegeln. Die Lichter, die noch nicht durch ihn kaputt gegangen waren, leuchteten heller als vorher und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Ritsu das Gefühl er würde am Ende der Gasse jemanden sehen. Eine Aura spüren die nicht Shigeo's war.   „Wi-wie-“, die bebende Stimme von Mob brachte die gesamte Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Seine beiden Hände hatten sich fest in den Stoff von Ritsu's Jacke gekrallt. „Wie hätte ich es dir sagen können, wenn ich es nicht mal ihm sagen konnte? Ich bin ein Feigling.. ich wollte so, so sehr das er mich aufhält.. ich habe mich nie getraut auch nur ein Wort zu sagen“, genuschelt waren die Worte da er sein Gesicht in die Schulter seines Bruders gedrückt hatte. „Ich wollte ihm nur nahe sein“, dieses kleine Geständnis verstummte durch den Regen der mit einem Mal mit voller Kraft auf sie nieder prasselte. „Wir bekommen das hin Shigeo.. irgendwie bekommen wir das wieder hin.“ Mehr wollte er nicht. Mob wollte nicht mehr als das er ihm nur wieder einmal nahe sein konnte. Vielleicht wäre er jetzt kein Feigling mehr, vielleicht würde er es dieses Mal schaffen.   02% Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)