Eine etwas andere Geschichte - Die Klammer muss weg! von izu- ================================================================================ Kapitel 9: Happy Birthday – Implantation und Nachuntersuchung 27.01.; 28.01.; 01.02.2022 ---------------------------------------------------------------------------------------- Meine Kolleginnen hielten mich für verrückt. Heute, genau auf diesen Tag, eine Implantation machen zu lassen, war für die Beiden vollkommen unverständlich. Auch dass ich die Ruhe selbst war, konnten sie nicht begreifen. Gelassen zuckte ich mit den Schultern und lächelte die Beiden an. „Was soll mir jetzt noch passieren? Den Knochenaufbau habe ich hinter mir und schlimmer als das kann es sicher nicht werden.“, erklärte ich gelassen und aß weiter meine „Henkersmahlzeit“ - um genau zu sein ein Stück Donauwelle, welches ich heute zur Feier des Tages mit in die Firma gebracht hatte. Nach der Arbeit fuhr ich also genau so entspannt zur Praxis von Dr J. Das was ich zu meinen Kolleginnen gesagt hatte, meinte ich vollkommen Ernst. Ich fühlte mich, als könnte mir nichts mehr etwas anhaben. Das Einzige was mich wirklich ärgerte war, dass ich meine Kopfhörer für die Musik vergessen hatte. „Wer kommt den auf die Idee, auf so einen Tag so einen Eingriff machen zu lassen?“ – Ich grinste erneut. „Ist doch ein schönes Geburtstagsgeschenk!“, antwortete ich Dr J. Grundsätzlich ist es mir egal, wann ich einen OP-Termin bekomme – Auf Weihnachten, Ostern - oder eben auf meinen Geburtstag. Ich bin da eben pragmatisch. „Ja, so kann man es auch sehen...“ Allgemein kann ich behaupten, dass Dr J und ich inzwischen unsere eigene Routine entwickelt haben. Er brauchte schon gar nichts mehr sagen, als er die Antibiotika-Tabletten auf den Tisch legte (was er natürlich als kompetenter Arzt trotzdem tat); ich fragte ihn, ob er zuerst Blut abnehmen oder den Mund betäuben wollte. Er brauchte nicht viel erklären, da ich wusste, was auf mich zukam. Ich denke, dass das die Sache für uns Beide erleichtert. Ein weiteres Mal wartete ich, bis die Betäubung griff und der Raum vorbereitet war. Ein weiteres Mal kam ich herein und alles war sowohl steril als auch abgedeckt. Geübt setzte mir eine der Schwestern die OP-Haube auf, nachdem ich mich auf den Stuhl gesetzt hatte. Und schon kündigte Dr J an, dass er nun loslegen würde. Drei Implantate, die es nun zu setzen galt. Ein letztes Mal atmete ich tief durch, bevor es losging. Das erste Implantat wurde dort gesetzt, wo mein Eckzahn gezogen wurde. Hier wurde also nicht gebohrt. Ich spürte, wie Dr J die Aushöhlung die vom gezogenen Zahn hinterlassen wurde, ein weiteres Mal ausgeschabt wurde. Ein wirklich unangenehmes Gefühl, welches man beim besten Willen nicht beschreiben kann. Es tut nicht weh, aber es ist ein wirklich unangenehmes Gefühl und ein richtig ekliges Geräusch. Kaum fünf Minuten Später verkündete Dr J: „Das erste Implantat ist sitzt! Wir betäuben jetzt noch einmal nach.“ Gesagt – Getan. Und während die Betäubung weiter wirkte, fing Dr J an, die Schrauben vom Knochenaufbau zu entfernen. Mit einen Schraubenzieher. Ich fühle mich langsam wie eine runter gekommene Blechbüchse, an der mal alles austauschen muss. Anschließend fing Dr J mit dem nächsten Implantat an. Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich dachte es ist nichts Anderes, ob man nun im Zahn oder im Oberkieferknochen bohrt. Hiermit revidiere ich meine Meinung: Es war wirklich unglaublich Laut, als Dr J das Loch für das Implantat bohrte. Nicht wirklich unangenehmer, als am Zahn, aber tierisch laut! Doch auch dieses Bohren ging nach einiger Zeit vorbei. Und auch dieses Implantat wurde ohne Probleme eingesetzt. Wow, wenn das so weiter gehen würde, wäre ich in Null Komma Nix hier raus! Unangenehme Gefühle, gepaart mit ekligen Geräuschen im Kopf bin ich ja mittlerweile gewöhnt. Quasi ein Spaziergang. Nur noch eins! Ein letztes Mal atmete ich durch, bevor ich dem Mund wieder öffnete. Ein letztes Mal kündigte Dr J an, dass er nun bohren würde. Und noch bevor Dr J die exakte Tiefe erreicht hatte, durchzuckte mich ein stechender Schmerz. „Hmm!“, machte ich mich bemerkbar. Dr J stoppte sofort und hielt kurz inne. „Wir betäuben nochmal nach, okay?“ Ich nickte und atmete noch einmal durch. Es wurde ein weiteres Mal nachbetäubt und einige Minuten gewartet, bevor Dr J ein weiteres Mal ansetzte. Doch es half nichts. Es tat wirklich unglaublich weh, nicht nur das Loch zu bohren, sondern auch, als das Implantat eingeschraubt wurde. Ich kniff die Augen zusammen (als würde sowas helfen) hielt es einfach aus. Was sollte ich auch sonst tun? Es war nur noch ein popeliges Implantat, 2/3 waren schon getan. Und nach etwa zehn Minuten Schmerzen verkündete Dr J: „Das letzte Implantat sitz auch. Ich nähe nur noch zu, dann haben Sie es geschafft!“ Puh! Na endlich! Nach etwa weiteren zehn Minuten war auch schon zu genäht und Dr J lächelte mich durch die Maske an. „Geschafft!“, verkündete er, “Wir röntgen noch einmal und dann besprechen wir alles Wichtige.“ Ich nickte nur, während der Stuhl wieder hoch fuhr und versuchte auf meinen wackeligen Beinen aufzustehen. Tatsächlich gelang es mir und schon führte die Schwester mich zum Röntgen-Raum. Ein weiteres Mal wurde ein Bild von meinem Kiefer erstellt. Dass ich nachts noch nicht leuchte, wundert mich schon ein wenig. Wenige Minuten später fand ich mich im Behandlungsraum wieder, wo Dr J bereits am Schreibtisch wartete und das Röntgenbild begutachtete. Stolz seigte er mir das Bild wo sich nun drei Implantate im Oberkiefer zeigten. Warum ich auf einmal Schmerzen hatte, konnte er auch ganz einfach erklären: Der Knochenaufbau hatte sich auf der linken Seite bereits zurück entwickelt. Daher waren wir wohl ziemlich nahe am Nerv dran. Routiniert sprachen wir den Rest durch, machten einen Folgetermin für den nächsten Tag und er gab mir das Kühlgerät wieder mit. Vorne an der Rezeption holte ich meine Krankmeldung und die Rezepte für das Antibiotika und die leckere Mundspülung ab. Ich möchte hier nichts verharmlosen. Das letzte Implantat hat wirklich höllisch wehgetan. Es hat sich wortwörtlich so angefühlt, als würde es in der Nase wieder raus kommen. Kein schönes Gefühl. Wäre es andersrum gewesen, also zuerst die höllischen Schmerzen und danach der Spaziergang, wäre ich wohl positiver überrascht gewesen. Ich kann stolz sagen, dass mich dieses Mal mein Mann (nicht mein Verlobter) abgeholt hat. Mein Bruder kam mit, um mein Auto nach Hause zu fahren. Mein Mann nahm mir das Kühlgerät ab und führte mich mit meinen wackeligen Beinen die Treppe von der Praxis hinab. Jetzt schon war mein Gesicht, vor allem Oberlippe und Nase, gut angeschwollen. Ich gab meinen Bruder F meinen Schlüssel, anschhließen fuhren M und ich noch in die Apotheke, um meine Medikamente zu holen. In meiner Nase und der Oberlippe hatte ich bereits unglaubliche Schmerzen. Kein Wunder wenn man sich überlegt, dass das Zahnfleisch bis unter die Nase aufgeschnitten und dieses Stück über anderthalb Stunden hoch gehalten wird. Trotzdem muss ich sagen, dass es nicht so schlimm war, wie es sich viele vorstellen. Ja, es ist mit Schmerzen verbunden, doch im schlimmsten Fall hätte ich die anderthalb Stunden Schmerz auch ausgehalten (in meinen Fall waren es zum Glück nur etwa 15-20 Minuten). Und wer das so nicht will, kann sich immernoch in Narkose oder eine Sedierung versetzen lassen und bekommt nichts mit. Zuhause angekommen fing ich direkt an zu kühlen. Obwohl mein gesamter Mund noch betäubt war, schmerzte meine Nase. Ich nahm direkt eine Ibuprofen ein und kuschelte mich auf die Couch. Die Nacht war kurz. Auch wenn ich keine größeren Schmerzen hatte, merkte ich, wie mein Gesicht anschwoll. Ganz davon abgesehen, dass sich ein angeschwollenes Körperteil ziemlich fremd anfühlt, fült es sich auf einen Kopfkissen ziemlich komisch an. Um etwa 6 Uhr morgens gab ich es auf, mich nochmal in Schlaf zu lullen und stand auf. Noch nicht einmal Kaffee konnte ich trinken, falls ihr euch erinnert ist das nach sämtlichen OP's verboten. Also fing ich nach einer Dusche und einem wohltuhenden Glas Wasser wieder an zu kühlen. Meine Nase tat zum Glück nicht mehr so weh. Um 8 Uhr hatte ich auch schon meinen Kontrolletermin bei Dr J. Dieser schaute nur kurz in meinen Mund, ob alles saß und sich nicht entzündete. Nach bereits 5 Minuten war ich wieder auf dem Heimweg. Dieses Mal ging der Heilprozess erstaunlich schnell. Mein Gesicht schwoll nicht so extrem an, wie ich es von den letzten OP's gewöhnt war. Schon am Samstag konnte ich wieder ganz normal essen. Ich war wirklich überrascht, wie gut es mir ging. Ich konnte mich ganz normal bewegen, ohne in Schweiß auszubrechen; ich fühlte mich bis auf das geschwollene Gesicht wirklich gut! Die OP war donnerstags, montags ging ich wieder arbeiten. Wirklich großartig! Zum nächsten Kontrolltermin wurden mir die Fäden gezogen. Auch dieses Mal kontrollierte Dr J penibel die OP-Stelle und wir klärten alles Wichtige ab. Die Implantate wurden gesetzt, in etwa 8-12 Wochen werden Zähne darauf gesetzt – also über die komplette Einheilungsphase. Die Aufbeißschiene kann ich über diese Zeit ganz normal tragen. Meine OP's sind geschafft. Es wird nichts mehr schlimmes kommen. Und jetzt brauche ich nur noch warten, bis mein strahlendes Lächeln von selbst kommt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)