Kaulquappe von Jocey (Mary Sue Projekt) ================================================================================ Kapitel 3: Ein Geschichtenerzähler und das Häufchen Elend --------------------------------------------------------- Ein Geschichtenerzähler und das Häufchen Elend Montag 01.07.1522 – 12.54 Uhr; Impel Down – Level 6 Das Prozedere ging weiter und leider waren nur die wenigsten so nett wie Crocodile und Rubina. Die Marine war nicht besonders gut zu ihnen und für viele schien ein Neuling grade recht zu kommen. Abfällige Kommentare waren noch harmlos und Joy war froh, als sie die vorletzte Zellentür schloss. Ein weiteres Mal holte sie zwei Schüsseln, kratzte das bisschen aus dem großen Topf. Ihr war klar, dass in der nächsten Zelle Ace wartete und wenn sie nicht zu früh war, dann leistete Jimbei ihm Gesellschaft. Es war makaber. Jimbei musste die letzten Tage hilflos mit ansehen wie Ace dahin vegetierte, seinen Willen zu Leben verlor und schlussendlich starb. Joy konnte sich nichts Grauenvolleres vorstellen. Klappernd drehte sich der Schlüssel im Schoss. Laut schlugen sie gegeneinander, hallten durch das große Gewölbe. Joy spürte das Kribbeln in ihrem ganzen Körper und für einen Moment hatte sie das Gefühl, ihr würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Wenige Meter trennten sie von Ace. Es fühlte sich an als würde Joy jemandem gegenüber treten, den sie schon immer kannte und doch, hatten sie sich kein einziges Mal getroffen. Sie schob sich durch die Tür, stellte das Tablett ab und zog sie zu. Dann erst drehte sie sich zu den zwei Insassen um. Der Fischmensch saß im Schneidersitz, gegen die Wand gelehnt. Seine Hände waren nicht an diese, sondern hinter seinem Rücken, an den Boden gekettet worden. Dicke Ketten drückten schwer auf Jimbeis massigen Körper, schlugen sich über seine Schultern und verschwanden in den Mauern. Die schwarzen Haare fielen verfilzt und dreckig über seinen Rücken. Seine Haut war blau und wie bei Rubina, mit winzigen Schuppen, übersät. Sie unterdrückte den Drang, drüber zu streichen. Jimbeis dunkle Augen musterten Joy aufmerksam, im Gegensatz zu Ace. Die Feuerfaust hing schlapp in seinen Ketten. Seine Haut war bedeckt von getrocknetem Blut und Schmutz. Die Haare fielen ihm fettig ins Gesicht, er rührte sich nicht, als sie näher kam. Joys Blick glitt kurz über seine definierten Bauchmuskeln, blieben an seinen Wunden hängen. Er war verprügelt worden. Blaue Flecke und Schnitte übersäten seinen Körper. Eine frische Verletzung zog sich vom Schulterblatt bis zum Ellenbogen. Ihr Herz hämmerte in ihren Ohren. Schweiß sammelte sich in ihren Händen. Joy versuchte zu verarbeiten, realisieren das sie wirklich vor Ace stand. Das war kein Traum oder Einbildung, sondern echt. Genauso wie die Wunden und der Schmerz. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Ace Anblick setzte sich schwer in ihren Magen. Sie wusste, dass er schlimm zugerichtet war, doch es mit eigenen Augen zu sehen schnürte mir die Luft ab. Wie ein kräftiger Hieb in die Magengrube, wurde die Vorfreude aus ihr heraus gepresst. ‚Wieso tat man jemandem so etwas an?‘ Fest biss sie sich auf die Lippen, blinzelte ein paar Tränen fort. Wut kochte in ihr. „Ist wohl das erste Mal das du jemanden so schwer verletzt siehst?“, fragte Jimbei. Erschrocken wirbelte sie herum, schnappte nach Luft. Sie hatte Jimbei fast verdrängt. Zaghaft nickte Joy. „Manche Marine Soldaten lassen ihren Frust und Unzufriedenheit an den Gefangenen aus. Sie besitzen weder Ehre noch Würde.“ In Jimbeis Blick erkannte sie Trauer und Mitgefühl. Es nahm ihn sichtlich mit Ace so zu sehen. Verständnislos schüttelte sie den Kopf. Ihr Blut kochte und es kostete sie Überwindung, Jimbeis Blick nicht auszuweichen. Joy zählte sich zwar selber nicht zur Marine, doch sie trug die Uniform und ein kleiner Teil von ihr fühlte sich schuldig. Sie machte auf dem Absatz kehrt, hastete die Treppen empor. Joy versuchte sich, auf das zu konzentrieren, was sie in diesem Moment tun konnte. Ace Wunde behandeln. Eine Flasche, gefüllt mit Wasser, fand sie auf einem der hinteren Tische und aus dem Raum mit der Wäsche für die Gefangenen klaute sie sich ein Oberteil. Die zwei Marinesoldaten waren verschwunden und so musste sie sich nicht einmal eine Ausrede einfallen lassen. Schnell eilte sie zurück und bremste erst auf der letzten Stufe ab und in einem möglichst normalen Tempo näherte sie sich wieder der Zelle, schob sich hindurch und ließ das Oberteil zu Boden fallen. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Jimbei den Kopf schüttelte. „Was macht ein so mitfühlendes Mädchen bei der Marine?“, fragte er, die Augenbrauen nach oben gezogen. Mit einem Ruck öffnete sie die Flasche. Kurz zögerte sie, schaute unsicher zu Ace. „Das kann was weh tun“, warnte sie und schüttete das Wasser langsam über seine Wunde, um sie zu reinigen. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie aufrichtig, auf Jimbeis Frage. Ihre Stimme zitterte, genau wie ihre Hände. „Um ehrlich zu sein weiß ich nicht einmal was ich hier mache“, gab sie zu. Tränen schossen ihr in die Augen. Verzweifelt wischte sie sie weg. Schweigen erfüllte die Zelle, während sie Ace Wunden verband. Seine Haut glühte unter ihren Fingern, trotz der Kälte die im Level herrschte. Der eisenhaltige Geruch nach Blut wurde von Schweiß übertüncht. Ace Kopf hob sich leicht und ein monotones Danke kam von ihm. Seine Stimme klang rau und kratzig. „Kein Ding“, murmelte sie. Joy rappelte sich auf, nahm eine der Schüsseln, die auf dem Boden standen, und reichte sie rüber zu Jimbei. Er schüttelte den Kopf. „Ace braucht das Essen dringender als ich.“ Sein Blick lag besorgt auf dem Jugendlichen. Joy schluckte den Protest runter. Jimbei hatte recht, doch ihr gefiel nicht, das er dafür hungern musste. Erneut stellte sie die Schale auf dem Boden ab und kniete sich zu ihm. „Kannst du essen?“, fragte sie behutsam. Ace hob den Kopf, schaute sie mit matten Augen an. Seine unverletzter Arm rührte sich in den Fesseln. Die Schlüssel schlugen gegen das Metall, als Joy die Ketten löste. Ace Arm fiel kraftlos zu Boden. Vorsichtig legte sie ihm den Löffel in die Hand und stellte die Schale in seinen Schoß. Mit leerem Blick schaute er auf das Essen. Mechanisch hob er den gehäuften Löffel zum Mund. Langsam, mit kleinen Bissen. Joy rappelte sich auf, gesellte sich zu dem Fischmenschen. Sie war erleichtert, das Ace zumindest die Kraft fand, selbstständig zu essen. „Darf ich dich was fragen Jimbei?“ Er nickte. „Nur zu.“ Sie setzte sich neben ihn, beobachtete Ace aus dem Augenwinkel. „Ich weiß das du abgelehnt hast Ace Hinrichtung zu überwachen. Du willst nicht das Ace stirbt, wie vermutlich viele da draußen. Nur wäre es nicht vorteilhafter gewesen von außerhalb zu helfen? “, fragte sie und schaute zu ihm hoch. Jimbei senkte den Kopf. „Als wir zu der Versammlung gerufen wurden, war noch nicht bekannt, das Ace gefangen genommen wurde.“, erklärte er knapp. „Auch ich habe meinen stolz als Pirat.“ Sie presste die Lippen aufeinander, nicht wissend ob sie ihn gekränkt hatte oder nicht. Stille umhüllte sie und für eine kurze Weile war nur Ace geschmatzte und das Klappern des Löffels zu hören. Nervös durchforstete Joy ihren Kopf nach Themen, über die sie reden konnten. Ihr Blick glitt von Ace zu der gegenüberliegenden Zelle. Rubina hatte wie Jimbei schuppige Haut. „Kennst du Drachana Rubina?“, fragte sie gerade heraus, froh dem Schweigen ein Ende zu bereiten. „Sie sitzt mit Crocodile in einer Zelle.“ Jimbei wandte den Kopf, folgte Joys Blick. „Ja, ich kenne sie. Bei uns Fischmenschen ist sie als einer der drei Meeresdrachen bekannt.“ „Drei? Es gibt noch zwei Andere die so sind wie sie?“, sprudelte es aus Joy heraus. Gebannt heftete sie ihren Blick an Jimbei, lehnte sich nach vorne. Geschichten über Drachen hörte sie mit Abstand am liebsten. Wobei Joy sich nicht sicher war ob Rubina wirklich ein Drache war oder ob das ganze nur einem Pseudonym geschuldet war. „Rubina, Saphira und Smaragda, die Drachana Drillinge. Sie sind bekannt für ihren Gerechtigkeitssinn, setzten sich für kleine Inseln und unterdrückte Dorfbewohner ein. Wenn jemand diese angreift schreiten sie ein und Sorgen für Gerechtigkeit. An sich eine gute Sache, wären sie dabei nicht so grausam.“, erklärte er ruhig. Joy spürte, wie die Aufregung in ihr zu flattern begann. Der erste Eindruck von Rubina hatte sie nicht getäuscht. Sie war perse kein schlechter Mensch, was nicht hieß, dass sie gut war. Pirat blieb Pirat und Ace und Jimbei waren da keine Ausnahmen. Aber es war ein großer Unterschied, ob jemand, Ehre und Mitgefühl nachempfinden konnte. Das war entscheidend. „Ihre Intuition ist auf jeden Fall nicht Gold. Sonst würde Rubina nicht hier fest sitzen“, erwiderte sie nachdenklich. Jimbei wandte seinen Blick wieder zu ihr. „Gold ist überflüssig wenn die eigenen Haare aus den wertvollsten Edelsteinen bestehen.“ „Ihre Haare bestehen wirklich aus Edelsteinen?“, fragte Joy ungläubig. Sie versuchte sich, Rubinas Gestalt ins Gedächtnis zu rufen, doch sie konnte sich nur schwammig erinnern. Es war zu absurd. „In der Dunkelheit ist es schwer zu erkennen, aber die einzelnen Strähnen schimmern wie winzige Rubine.“ Verwirrt kratzte sie sich an der Stirn. „Wie kann das sein?“ „Die drei haben jeder eine Teufelsfrucht gegessen, die ihnen ihr einzigartiges Aussehen verleiht. Viel ist nicht über die Früchte bekannt, aber an Geld mangelt es ihnen auf jeden Fall nicht“, scherzte er und ein Lächeln stahl sich vage auf seine Lippen. „Aber sei vorsichtig, Kleine. Wenn sie wollen können sie Menschen in Edelsteine verwandeln. Verärgere sie lieber nicht. Sie können ganz schön stur und hinterlistig sein.“ Joy nickte zaghaft. Die drei erinnerten sie ein wenig an Boa Hancock, nur in Fischmenschengestalt. Ihre Aufmerksamkeit wanderte wieder zurück zu Ace, der die erste Portion mittlerweile geleert hatte. Sie sprang auf, nahm die Schale und stellte ihm die Zweite hin. Dieses Mal setzte sie sich nicht neben Jimbei, sondern in die Mitte der Zelle. Die Wand war zu kalt und es schauderte sie bei dem Gedanken die ganze Zeit, dort sitzen zu müssen. Es war nicht nur die Kälte, auch die Glieder mussten ihnen schmerzen, wenn man tagein tagaus in ein und derselben Position verharrte. „Ist es nicht anstrengend die ganze Zeit an der kalten Steinmauer zu sitzen?“, fragte sie an Jimbei gewandt. Der Drang, ihn von den Ketten zu erlösen war groß, doch er kannte sie nicht und Joy konnte nicht einschätzen, wie er reagieren würde. Mit dem Essen hatte sie einen Grund, doch ohne diesen einem Gefangenen zu befreien, war sogar für sie selten dämlich. „Man gewöhnt sich dran“, antwortete er wenig überzeugend. Sie schaute auf ihre Füße, nicht wissend, was sie erwidern sollte. „Ich hoffe, dass ihr beide hier raus kommt“, murmelte sie leise. Nicht leise genug. „Das wird wohl kaum möglich sein“, erwiderte Jimbei. In seiner Stimme schwang Resignation. Es klang nicht als hätte er aufgegeben, sondern es war eine unabwendbare Tatsache. Was es noch ernüchternder machte. Sie biss sich auf die Unterlippe. Es musste doch etwas geben, dass sie tun konnte. Irgendetwas, konnte man immer tun, richtig? Ihr musste es nur- „Zerbrich dir nicht den Kopf, Kleine“, unterbrach er ihre Gedankengänge. „Es ist gut so wie es ist.“ Sein eingesunkener Körper und die traurigen Augen, sprachen eine andere Sprache. Joys Herz verkrampfte. „Mein Name ist Joy, nicht Kleine“; stellte sie klar und ein zaghaftes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Jimbei schmunzelte.„Jimbei. Aber das weißt du ja bereits.“ Er hatte recht. Alles was Joy tun konnte, würde sie in Gefahr bringen und dafür war sie nicht mutig genug. Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm und selbst mit der Kraft von Crocodile und Jimbei war es unmöglich zu schaffen. Joys Magen zog sich zusammen, bei dem Gedanken das Ace in wenigen Tagen hingerichtete werden würde. Sie fühlte sich machtlos. Der Termin war unausweichlich und doch spürte sie einen kleinen trotzigen Funken in ihr aufkeimen. Schritte hallten durch die Kerker, eine Tür knarrte. Joy sprang auf, nahm Ace die Schüssel aus dem Schoß und kettete seinen Arm wortlos an die Wand. Joy verstaute gerade die Schüsseln auf dem Tablett, als die Stimme ihres Vorgesetzten durch das Gewölbe tönte. „Schwing deinen Arsch hoch Kadett. Jemand wartet auf dich!“, rief er und fügte etwas leiser hinzu: „Irgend so ein ‚Frauen der Marine‘-Programm.“ Dann schlurfte er zurück. Eilig schob sich aus der Tür und schloss sie wieder ab. „Ich komme!“, antwortete sie in Richtung Küche. Mit einem Klack verschloss die Tür und mit einem letzten zaghaften Lächeln, verließ sie das Level. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)