Santa, can you hear me?! von NaschKatzi (Mini Miya-Zwillinge vs. Santa Claus) ================================================================================ Kapitel 1: Miya² vs. Santa -------------------------- ☆~☆~☆~☆~☆   Santa, can you hear me? I have been so good this year~ Melodien bekannter Weihnachtslieder erfüllten die Luft, Funkel und Glitzer soweit das Auge reichte und der unverwechselbare Duft winterlicher Naschereien verführte früher oder später auch den willensstärksten Festtagsmuffel dazu, angesichts der süßen Verlockungen endgültig schwach zu werden. Ob man wollte oder nicht, es war nur eine Frage der Zeit, bis man der Vorfreude erlegen war, sie in sich wachsen spürte und schließlich konnte man sich dem Zauber der Weihnacht nicht mehr entziehen. Vorrangig als ein Fest der Liebenden und Pärchen gedacht - sobald man sich an den festlich geschmückten Schaufenstern die Nase plattdrückte, kam das innere Kind dann doch unweigerlich zum Vorschein. In diesem Jahr wartete auf die kleinen Besucher des örtlichen Einkaufzentrums in Kōbe eine ganz besondere Überraschung. Kaum zu glauben, aber in Begleitung seiner fleißigen Wichtel war tatsächlich an jenem Tag im Dezember der wahrhaftige Santa Claus mit dem Schlitten auf dem Dach der Mall gelandet und hatte sich entschlossen, seinen kleinen und vor allem braven Freunden einen vorweihnachtlichen Besuch abzustatten. Großzügig wie der Weihnachtsmann nun einmal war, bekam jedes der anwesenden Kinder eine Zuckerstange, einen Einkaufsgutschein für Haushaltswaren und selbstverständlich durfte man Santa von seinen Wünschen erzählen. Natürlich ließ sich auch ein ganz besonderes Zwillingspärchen diese Gelegenheit nicht entgehen. Und so nahm das Unglück seinen Lauf.   ☆~☆~☆~☆~☆ Ihre Eltern sagten immer, der Weihnachtsmann wisse und sehe alles. Sollte das wirklich der Fall sein, so konnte dieser seine übernatürlichen Fähigkeiten allerdings erstaunlich gut verbergen. Der sechsjährige Miya Atsumu war sich daher noch nicht sicher, ob der Weihnachtsmann, auf dessen Knien Osamu und er nun saßen, blind oder einfach nur verdammt schwer von Begriff war. Dass sie Zwillinge waren, sah doch wirklich jeder Trottel auf den ersten Blick. Was den Weihnachtsmann allerdings nicht davon abhielt, immer wieder ausgelassen zu betonen, wie ähnlich sie sich doch sahen. Als ob sie diese lästige Tatsache nicht schon längst selbst festgestellt hätten. „Hoho! Da wird es mir aber schwerfallen die Geschenke richtig zu verteilen!“, dröhnte der in Rot und Weiß gekleidete Mann lautstark. „Euch kann man ja kaum auseinanderhalten! Hohoho!“ Ein gemeinschaftliches Kichern ging daraufhin durch die Reihen der anwesenden Eltern. Nicht müde werdend ihren Nachwuchs auf dem Schoß des Weihnachtsmannes abzulichten, bevölkerten die Oldies hartnäckig die Spielzeugabteilung. Zum Gedudel von »Jingle Bells«, wurde zudem nach wie vor um die begehrten Plätze ganz vorne in der Schlange gekämpft. Jeder wollte sein Kind als nächstes im Rampenlicht bewundern können. Auf den geistigen Erguss des Weihnachtsmannes hin, genehmigte sich Miya Osamu erst einmal einen weiteren herzhaften Bissen. „Sind ja auch Zwillinge“, meinte der kleine Miya gleich darauf kauend. Glücklich betrachtete er dabei das Onigiri, welches er fest in seinen klebrigen Fingern hielt. „Oh ho! So ein schweres Wort kennst du schon? Dann bist du wohl der schlaue Zwilling, was?“ Glucksend tätschelte der Mann mit der Zipfelmütze das dunkle Haar des Kindes. Miya Atsumu, dem jedoch gar nicht gefiel, dass sein Bruder die ganze Aufmerksamkeit einheimste, blies unterdessen beleidigt die Wangen auf. Außerdem, was sollte das heißen!? Schlauer Zwilling!? Wollte der Weihnachtsmann damit andeuten, er sei blöd!? „Dafür bin ich viel cooler! Stimmt´s Weihnachtsmann!? Stimmt’s!?“ Um Beachtung bettelnd, die Unterlippe dabei bedenklich vorgeschoben, zerrte Atsumu an der samtenen Jacke des Weihnachtsmannes. Dieser wandte sich daraufhin endlich dem anderen Jungen zu. Gutmütig legte er ihm die behandschuhte Rechte auf den Kopf. Der falsche Bart Santas wippte beschwingt, als er eifrig und zustimmend nickte. „Hoho! Aber natürlich bist du das! Du bist supercool!“, pflichtete der Bärtige ihm bei und sofort wuchs Atsumus Ego ins Unermessliche. Triumphierend reckte der Knirps das Kinn und schenkte seinem Bruder ein siegessicheres Lächeln. „Ne, ist klar“, konterte Osamu noch immer mampfend. „So supercool, dass du nicht mal nachts alleine aufs Klo gehen kannst. Wooow.“ „Hah!?“ Vor Verlegenheit errötete Atsumu prompt bis in die Haarspitzen. „G-gar nicht wahr!“ „Doch wahr!“ „Nein!“ „Dooooch!“ „Blödmann! Musst du das ausgerechnet vor dem Weihnachtsmann raushauen?!“ „Schau mal in den Spiegel! Selber Blödmann!“   Jingle bells, jingle bells Jingle all the way Oh, what fun it is to ride In a one horse open sleigh~ Ehe der Mann im Weihnachtsmann-Kostüm reagieren konnte, war ein ausgewachsener Streit im Gange. Überfordert verfolgte der Kerl den Schlagabtausch, indessen die stolze Zwillingsmutter geradewegs dabei war, vor Scham im Erdboden zu versinken. Peinlich berührt, schrumpfte die arme Frau in sich zusammen. „Jetzt hört aber auf zu streiten, Kinder. Bald ist Weihnachten, da sollte man lieb zueinander sein. Und Brüder erst recht“, flötete der Weihnachtsmann schließlich, in der Hoffnung die Streithähne so zur Räson zu bringen. Beruhigend tätschelte er synchron die Schöpfe der Zwillinge, die sich gegenseitig giftige Blicke zuwarfen. „Also, sagt dem guten alten Weihnachtsmann lieber, was ihr euch wünscht!“, startete er einen neuen Versuch. Tatsächlich schien diese Taktik Früchte zu tragen. Die schmollende Miene Osamus hellte sich schlagartig auf, als hätte der Kleine nur darauf gewartet, seine geheimsten Wünsche zu offenbaren. „Onigiri!“, platzte er glücklich heraus. „Eh? Was?“, blinzelte der Weihnachtsmann perplex. „Onigiri! Ich möchte einen ganzen Jahresvorrat Onigiri von dir, Weihnachtsmann!“, strahlte der jüngere Bruder und seine Augen begannen zu leuchten. Seit Osamu überhaupt denken konnte, liebte er die leckeren Reiskuchen über alles. Wenn er könnte, würde er sich nur davon ernähren. Leider hatten seine Eltern da aber noch ein winziges Wörtchen mitzureden. „Ernsthaft? Onigiri? Du wünschst dir etwas zu … essen?“, fragte Santa Claus reichlich verwirrt nach und für einen Moment vergaß der Mann hinter dem Bart tatsächlich seine Stimme zu verstellen. Was Osamus Euphorie keinen Abbruch tat. „Ja! Unbedingt! Ich wünsche mir alle Geschmacksrichtungen, die es gibt! Das sind bestimmt Millioooonen!“ Hingerissen erschauderte der kleine Miya. In seiner kindlichen Vorstellung gab es mit Sicherheit unendlich viele leckere Geschmacksrichtungen. So vieles, was er noch nicht kannte. Allein die Vorstellung daran, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. „Pffffffff~" Ihm gegenüber, auf dem anderen Knie des Weihnachtsmannes, gab Atsumu ein lautes, täuschend echt klingendes Furzgeräusch von sich. Die Lippen wie ein Fisch gespitzt, prustete er los. „Oi, wie doof ist das denn?!“, krähte Atsumu laut genug, dass jeder im Umkreis von hundert Meilen es klar und deutlich hören konnte. „So was wünscht man sich doch nicht zu Weihnachten! Ne Samu, bist du blöd!?“ Osamu zog die Nase kraus. Ein letzter Happs und das Onigiri war verputzt. Vielsagend funkelte er seinen vorlauten Bruder an. „Nicht blöder als du! Immerhin bin ich der Schlaue von uns beiden! Schon vergessen?!“ „Eh!? Stimmt doch gar nicht!“ „Stimmt wohl!“ „Nein!“ „Doch!“ „Sagt wer!?“ „Der Weihnachtsmann!“ „D-dafür bin ich cooler! Hah!“ „In deinen Träumen vielleicht!“   Rudolph, the red-nosed reindeer Had a very shiney nose And if you ever saw it You would even say it glows~ „O-oi! Jungs!“ Verzweifelt sah der Weihnachtsmann zwischen den Jungs hin- und her. „Jetzt ist aber gut … hallo ...?“ Mittlerweile verpassten sich die Zwillinge gegenseitige Kopfnüsse. Ein gnadenloser Fight, Nase an Nase, war entbrannt. Eine verbale Vorlage folgte der nächsten. Ihre hellen Kinderstimmen hallten währenddessen wunderbar durch das Einkaufszentrum und übertönten sogar die gefühlt hundertste Wiederholung von »Rudolph, the red-nosed reindeer«. Derweil glotzten die anderen Kinder und deren Eltern offenen Mundes auf die Show, die ihnen unfreiwillig geliefert wurde. „Onigiri sind nicht mal ein richtiges Geschenk! Damit stopfst du dich doch eh die ganze Zeit voll!“, schoss Atsumu letztlich gegen seinen Bruder. Osamu ließ sich nicht lange bitten. „Deine Wünsche sind auch voll lahm! Für den Baukasten bist du eh zu doof und die Actionfigur ist nach spätestens einer Stunde Schrott!“ Atsumu schnappte empört nach Luft. „Das werden wir ja sehen!“ „Ja, das werden wir, Dumpfbacke!!“, streckte Osamu die Zunge heraus. „Bäääähhh!“ „Fresssack!“ „Arschgesicht!“ Wildes Fußgerangel entfachte. Die Wangen hochrot, rauften sich die Zwillinge, indem sie mit ihren kurzen Beinchen kurzerhand nacheinander kickten. Dabei strampelten sie jedoch so sehr, dass sie beide beinahe von den Knien des Weihnachtsmannes gepurzelt wären. Der eigentliche Zweck des Ausfluges rückte in Vergessenheit und damit auch die Geduld des angeblichen Weihnachtsmannes. Inzwischen war dessen Visage schweißnass. Nicht nur, weil es in dem Kostüm verdammt heiß war, er wie ein Schwein schwitzte und der Job eh die reinste Zumutung war, nein, dem armen Kerl schwirrte zusätzlich der Schädel von dem unermüdlichen Schlagabtausch der Horror-Zwillinge. Sobald er hier fertig war, brauchte er unbedingt eine Zigarette. „Schluss! Aus!“, platzte dem gutmütigen Santa Claus letztlich der Kragen. Resolut packte er die Quälgeister am Schlafittchen, zog sie auseinander. „Das reicht jetzt! Was hat man euch beiden heute Morgen in die Milch getan, hah!? Verdammte Scheiße!“ Ganz und gar nicht kinderfreundlich fluchte der Weihnachtsmann in seinen flauschigen Bart, was Atsumu und Osamu nicht im Geringsten interessierte. Leidenschaftlich setzten sie ihren Fight fort. Dafür hatte der unglückliche Santa das große Pech ihnen in die Quere zu kommen. „Ihr kleinen …“, setzte der noch grollend an, aber da holten die Zwillinge mit ihren Füßen gleichzeitig aus. Mit einem Doppelkick der schlimmsten Sorte beförderten sie den Weihnachtsmann unsanft ins Land der Träume. Ungebremst kollidierten Kinderfüße und Kinn miteinander, worauf der Mann mit Bart filmreif nach hinten geschleudert wurde. Bewusstlos sackte der Pechvogel auf seinem Platz zusammen. Auf einmal war es in der gesamten Spielzeugabteilung mucksmäuschenstill. Atsumu und Osamu verharrten mitten in der Bewegung. Bedröppelt blinzelten die Zwillinge, schauten erst einander, dann den ausgeknockten Weihnachtsmann dezent betreten an. „Ne, Samu?“, fand Atsumu als erstes die Stimme wieder. „Ja, Tsumu?“ „Ich glaube, wir haben den Weihnachtsmann umgebracht …“ Seit diesem verhängnisvollen Tag hatten die Miya-Zwillinge im örtlichen Einkaufszentrum Hausverbot. Santa, can you hear me? I have been so good this year And all I want is one thing Attention, please! The Miya-Twins are here~   ☆~☆ ENDE☆~☆   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)